Dbb magazin - dbb beamtenbund und tarifunion

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1/2                                                       Januar/Februar 2017 – 68. Jahrgang

                                                          dbb Jahrestagung 2017:

                                                          Europa –
Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“

                                                                                                                      Seite 4 <

                                                          Quo vadis?
                                                                                                                      interview:
                                                                                                                      Wolfgang Schäuble,
                                                                                                                      Bundesfinanzminister

                                                                                               Seite 6 <

                                                                                               Einkommensrunde
                                                                                               ­Länderbeschäftigte:
                                                                                               6 Prozent
                                                                                               ­Einkommens­plus
                                                                                                ­gefordert
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Die Tarifrunde – ein Opfergang?
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            Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble:

            Wir verbessern das
            Bund-Länder-Verhältnis strukturell
             dbb magazin
             Bereits ab 2018 sollen die
             Ostrenten in sieben Schritten
             angehoben werden, um West-
             niveau zu erreichen. Welche
             ­Gegenfinanzierung hat die
            ­Bundesregierung vorgesehen?
              Gefährdet das Projekt mittel-
              fristig die „schwarze Null“ im
              Bundeshaushalt?

            Wolfgang Schäuble
            Ich bin froh, dass uns die An­
            gleichung der Renten in Ost-
            und Westdeutschland gelun­
            gen ist. Das ist ein weiterer
            wichtiger Schritt zur Vollen­
            dung der deutschen Einheit.
  4         Selbstverständlich haben wir
            auch bei diesem Vorhaben für
            eine ausgewogene Finanzie­

                                                                                                                                                       © Laurence Chaperon (2)
interview

            rung gesorgt, die die Interes­
            sen von Steuerzahlern und Bei­
            tragszahlern gleichermaßen
            berücksichtigt.

            Die Rentenversicherung ist ak­
                                                  <
                                                  < Wolfgang Schäuble
            tuell finanziell gut aufgestellt
            und kann in den ersten Jahren
            die zusätzlichen Kosten der An­       ten. Die Länder scheinen sehr      Kompetenzen erhält. Das gilt       ämter der Länder diese ausfüh-
            gleichung selbst übernehmen.          zufrieden zu sein. War der         etwa für die Steuerverwaltung      ren. Und Europa redet zum Bei-
            Ab dem Jahr 2022 wird der             sonst für Sparsamkeit bekann-      und bei den Einwirkungsrech­       spiel bei der Umsatzsteuer ein
            Bundeshaushalt einen Zu­              te Bundesfinanzminister hier       ten für Finanzhilfen an die Län­   gewichtiges Wort mit. Wie be-
            schuss leisten. Dieser wird           zu großzügig?                      der. Außerdem bekommt der          urteilen Sie diese seit Jahrzehn-
            schrittweise von zunächst 200                                            Bund die vollständige Verant­      ten bestehende Aufgabentei-
            Millionen Euro bis auf jährlich       Nein. Sie müssen sehen, dass       wortung über die Bundesauto­       lung? Was müsste aus Ihrer
            zwei Milliarden Euro ab dem           wir lange und schwierige Ver­      bahnen. Bisher liegt ja die Ver­   Sicht geändert werden?
            Jahr 2025 erhöht. Er beträgt          handlungen hatten. Die Inte­       waltung der Autobahnen bei
            dann rund die Hälfte der jähr­        ressenlage war sehr unter­         den Ländern, was zu großer In­     Die Zuständigkeit der Länder
            lichen Mehrausgaben.                  schiedlich, insofern ist die       effizienz führt und durch den      für die Steuerverwaltung ist
                                                  Einigung ein großer Erfolg.        Bundesrechnungshof mehr­           im Grundgesetz festgeschrie­
            Die Vereinheitlichung der Ren­        Wir haben damit nicht nur          fach kritisiert wurde. Und         ben. Über eine Bundessteuer­
            ten ist also solide finanziert.       die finanziellen Weichen für       wir werden finanzschwache          verwaltung können Sie mit
            Nach den Berechnungen des             unseren Föderalismus neu           Gemeinden im Bereich der           den Ländern nicht verhandeln.
            Rentenversicherungsberichts           ­gestellt, sondern auch die        Schulinfrastruktur finanziell      Aber wir können in Einzel­
            bleibt der Beitragssatz bis zum        ­Zusammenarbeit von Bund          unterstützen können. So kön­       fragen die Zusammenarbeit
            Jahr 2021 stabil bei 18,7 Pro­          und Ländern modernisiert.        nen Schulgebäude, Klassen­         zwischen Bund und Ländern
            zent und auch die Beitragssatz­                                          zimmer und Turnhallen endlich      Schritt für Schritt verbessern.
            grenze von 22 Prozent bis zum         Es ist vertretbar, wenn die Län­   saniert werden. All das kann       Daher ist es erfreulich, dass
            Jahr 2030 wird eingehalten.           der ab 2020 mit rund 9,7 Milli­    sich sehen lassen.                 es nach einem mühsamen
                                                  arden Euro entlastet werden.                                          ­Ringen in den Verhandlungen
            Die Neuordnung des Länderfi-          Gleichzeitig verbessern wir das    Herr Minister, der Bund ist für     gelungen ist, dem Bund zu­
            nanzausgleichs wird den Bund          Bund-Länder-Verhältnis struk­      den Erlass von Steuergesetzen       sätzliche Kompetenzen in
            viele Milliarden zusätzlich kos-      turell, indem der Bund mehr        zuständig, während die Finanz-      der Steuerverwaltung zu

            > dbb magazin | Januar/Februar 2017
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übertragen, insbesondere           werblichen, sondern einen            Im Zusammenhang mit Plänen             Sie haben mit den Ländern
im Bereich der Informations­       ­kooperativen Föderalismus           zur Errichtung einer Infrastruk-       ­vereinbart, dass Onlineanwen-
technik. Das wird künftig           ­haben. Wenn es uns gelingt,        turgesellschaft Verkehr und ei-         dungen der öffentlichen Ver-
die Einigung in Steuerfragen         in noch mehr Bereichen die         nes Fernstraßen-Bundesamtes             waltung für alle Bürger über
zwischen Bund und Ländern            Entscheidungs- und Finanzie­       gibt es keine Planungssicherheit        ein vom Bund errichtetes zen­
wesentlich vereinfachen und          rungszuständigkeit weiter zu­      für die Beschäftigten. Die Über-        trales Bürgerportal erreichbar
beschleunigen.                       sammenzuführen, sind wir auf       leitung des Personals ist proble-       gemacht werden, über das
                                     einem guten Weg. Ich kann mir      matisch. Wie soll sichergestellt        auch die Länder ihre Online-
Was die Verhandlungen zu             gut vorstellen, dass die Länder    werden, dass es zu keinen unzu-         dienstleistungen bereitstellen.
Steuerthemen auf internatio­         und Kommunen in der Sozial­        mutbaren Verschlechterungen             Wie genau soll das aussehen
naler Ebene und in Brüssel           politik weitergehende Kompe­       der Beschäftigungsbedingungen           und welche Folgen wird das für
­betrifft: Es wäre ein Irrglaube     tenzen erhalten. Sie kennen die    kommt?                                  die Beschäftigten haben?
 zu meinen, einzelne Staaten         Lebensverhältnisse vor Ort am
 könnten mit isolierten Maß­         besten und sollten daher auch      Bei den Verhandlungen am               Mit der Einrichtung eines
 nahmen erfolgreich sein. Steu­      gewisse Spielräume bei der         8. Dezember 2016 haben sich            ­verbindlichen, bundesweiten
 erschlupflöcher können nur          Festsetzung von Sozialleistun­     die Bundeskanzlerin und die             Portalverbundes machen wir
 wirksam geschlossen werden,         gen erhalten. Leider war dies      ­Regierungschefinnen und Re­            einen großen Schritt in der
 wenn wir uns mit unseren            in den Verhandlungen mit den        gierungschefs der Länder auf           Modernisierung der öffentli­
 Partnern auf gemeinsame             Ländern bis zuletzt nicht ver­      umfassende Garantien für die           chen Verwaltung. Alle Nutzer
 Grundsätze einigen. Ein Para­       handelbar.                          betroffenen Beschäftigten ge­          – sowohl Bürgerinnen und
 debeispiel sind die auf unsere                                          einigt. Insbesondere wird es           Bürger als auch Unternehmen
 Initiative erreichten Empfeh­     Der Bund wird über eine neue          ­keine Versetzungen gegen              – werden künftig Verwal­
 lungen der G20-Staaten und        Infrastrukturgesellschaft die          den Willen der Beschäftigten          tungsleistungen von Bund,
 der OECD gegen Gewinnver­         Verantwortung für die Fern-            geben. Zudem wird der Bund            Ländern und Kommunen
 kürzung und Gewinnverlage­        straßen von den Ländern über-          alle vom Übergang betroffe­           ­online in Anspruch nehmen
 rung internationaler Konzerne.    nehmen. Wie stehen Sie zur             nen wechselbereiten Beschäf­           können. Für die Verwaltungen
 Schon bald werden fast ein­       ­Beteiligung von privaten Inves-       tigten unter Wahrung ihrer             wird sich damit der adminis­
 hundert beteiligte Staaten         toren – auch auf der Ebene von        Besitzstände übernehmen. Er            trative Vollzugsaufwand verrin­     5
 ­diese implementiert haben.        (Teil-)Projekten – an der Gesell-     wird auch die von der Neure­           gern. Das heißt, wir kommen
  Zusammen mit dem verbes­          schaft beziehungsweise deren          gelung betroffenen und nicht           weg von einfachen Routinear­

                                                                                                                                                   interview
  serten Informationsaustausch      Arbeit?                               wechselbereiten Beschäftig­            beiten, was die ohnehin knap­
  werden damit Steuerumge­                                                ten im Rahmen der bestehen­            pe Personaldecke in vielen Ver­
  hungspraktiken deutlich er­      Der Bund wird die alleinige            den dienst-, arbeits- und tarif­       waltungsbereichen entlasten
  schwert.                         Verantwortung für Planung,             rechtlichen Bedingungen                wird. ­Entsprechendes haben
                                   Bau, Betrieb, Erhaltung und Fi­        weiter­beschäftigen. Dies              wir ­übrigens mit dem Gesetz
Die Auseinandersetzung um die      nanzierung von Bundesauto­             ­erfolgt grundsätzlich am              zur Modernisierung des Be­
Neuordnung der Bund-Länder-        bahnen übernehmen. Damit                ­bisherigen ­Arbeitsplatz und         steuerungsverfahrens bereits
Finanzen scheint auch zum          entflechten wir die bislang be­          Arbeitsort.                          für die Steuerverwaltung auf
Kampf um die Grundzüge des         stehenden Landes- und Bun­                                                    den Weg gebracht. Auch hier
Föderalismus zu werden. In         deszuständigkeiten. Projekte         Personalvertretungen, Berufs-            werden die Beschäftigten
IT-Fragen oder beim Thema          werden so schneller und flexib­      verbände und Gewerkschaften              künftig mehr Zeit für zielge­
Fernstraßen bewegen sich die       ler realisierbar.                    werden selbstverständlich in             richtete Prüfungen haben,
Beteiligten wieder hin zu mehr                                          den Übergangsprozess einge-              um Verstöße noch besser
Einheitlichkeit. Wo brauchen       Nach der gefundenen Verein­          bunden sein.                             ­aufdecken zu können.
wir mehr Föderalismus und wo       barung kann sich der Bund
weniger?                           zur Erledigung dieser Aufgabe
                                   einer Gesellschaft privaten
Ich habe es vorhin bereits er­     Rechts bedienen. Die Autobah­         dbb magazin | Januar/Februar 2017
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© Jan Brenner
                         dbb

                                                                                                                                < Beschluss der dbb Gremien über
               Einkommensrunde 2017:                                                                                              die Einkommensforderung am
                                                                                                                                  14. Dezember 2016 in Berlin

               „Es ist genug Geld da!“
               Zum Auftakt der Einkommensrunde 2017 für die
               Beschäftigten der Länder hat dbb Tarifchef Willi
               Russ am 18. Januar 2017 klargemacht, dass das
               Argument klammer Kassen diesmal nicht zieht.
               Die Verhandlungen wurden – trotz konstruktiver
               Atmosphäre – auf den 30. Januar vertagt. Eine
               dritte Runde ist für den 16./17. Februar geplant.

   6
               „Sinkende Bewerberzahlen und
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für die weitere Entwicklung          immer komplizierteres Steuer­
des öffentlichen Dienstes.           recht und eine unzureichende
                                     EDV-Ausstattung prägen seit
>Einführung einer Stufe 6                                                                                  politik des dbb Hans-Ulrich
       ab Entgeltgruppe 9                                                                                        Benra. „Die Forstleute wollen
     >>Stufengleiche Höhergrup­                                                                                  und s­ ollen Landesbedienstete
       pierung                                                                                                   ­bleiben. Und sie ­sollen anstän­
     >>Erhöhung der Entgelte für                                                                                  dig bezahlt ­werden: Deshalb
       alle Auszubildenden um                                                                                     fordern wir eine sach- und
       90 Euro und des Urlaubs­
                                                                                                                  ­anforderungsgerechte Ein­
       anspruchs auf 30 Tage
                                                                                                                   gruppierung.“ Benra forderte
     >>Übernahme aller Auszubil­
                                     <
                                     < Die erste Verhandlungsrunde wurde ergebnislos vertagt. Dennoch seien        Zusammenhalt: „Auch wenn
       denden der Länder
                                       die Gespräche konstruktiv gewesen, gab dbb Verhandlungsführer Willi         die Beamten unter Ihnen ihre
     >>Laufzeit 12 Monate              Russ (Dritter von rechts) zu ­Protokoll.                                    ­Forderungen zur Einkommens­
     >>Zeit- und inhaltsgleiche                                                                                     runde nicht auf dem Weg von
       Übertragung der Tarifeini­
                                     „Die hessischen Finanzer las­        es höchste Zeit, dass die Stu­            Arbeitsniederlegungen deut­
       gung auf die Beamten der
       Länder und Kommunen
                                     sen sich nicht mit Bro­samen         fe 6 endlich auch im Landes­              lich machen können. Unter­
                                     abspeisen, während im erst­          bereich Realität wird.“                   stützen Sie Ihre tarifbeschäftig­
     >>Weiterentwicklung der
                                     klassigen Wirtschaftsstandort                                                  ten Kolleginnen und Kollegen,
       Entgeltordnung für Lehr­
       kräfte (Erhöhung der An­      Hessen die Steuereinnahmen           >Weiterentwicklung der         unfairen Sonderopfern, Schluss                                                 zeit- und wirkungsgleich auf
       Entgeltordnung im Länder­     mit üblen Motivationskillern“,       Forstleute trafen sich am                 alle Landes- und Kommunal­
       bereich                       so Eigenthalers Botschaft an         12. Dezember 2016 in Nürn­                beamten übertragen werden
                                     die Landespolitik.                   berg. „Wir hegen und schützen             muss.“

                                                                                                              > dbb magazin | Januar/Februar 2017
Dbb magazin - dbb beamtenbund und tarifunion
dbb

          Kritik an Bertelsmann-Studie zur Beihilfe:
          Risiken und Nebenwirkungen
          beachten!
          Die von der Bertelsmann Stiftung geforderte
          ­Abschaffung der Beihilfe für Beamte hat der dbb

                                                                                                                                                                 © Dan Race / Fotolia
           Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt am 10. Ja­
           nuar 2017 entschieden zurückgewiesen: „Ich kann
           nur allen dringend raten, den Beipackzettel einer
           solchen Reform gründlich zu lesen und auf die
           vielen Risiken und Nebenwirkungen zu achten!                                teil zu tragen. Hinzu kämen mil­     weitere 21 Prozent der Beamten
                                                                                       liardenschwere Anhebungen            mit Einkommen über 4 350 Euro
           Die Beihilfe gehört neben Besoldung und Versor­                             der Besoldung und Versorgung,        im Monat aus finanziellen Grün­
           gung zum Gesamtpaket der Alimentation von Be­                               um solche zusätzlichen Bei­          den freiwillig in die GKV wech­
           amten durch ihren Dienstherrn. Nur dadurch wird                             tragspflichten auszugleichen.        seln würden. Dauderstädt:
                                                                                       Der angenommene Einspar­             „Wenn zwei Drittel ohnehin
           die Wettbewerbsfähigkeit mit der Wirtschaft bei                             effekt ist somit illusorisch.“       versicherungspflichtig wären,
           der Nachwuchsgewinnung sichergestellt. Die vor­                                                                  bedeuten ‚weitere 21 Prozent‘
           liegende Studie kann die Abschaffung der Beihilfe                           Ebenso wirklichkeitsfremd sei        einen Anteil von fast 62 Prozent
                                                                                       die Unterstellung, die Dienst­       der versicherungsfreien Beam­
           nicht seriös rechtfertigen.“                                                herren könnten den Beamten           ten. Das ist eine abenteuerliche
                                                                                       Pflichtbeiträge ohne jede Kom­       und unrealistische Spekulation.
 8        Die der Bertelsmann-Studie             Gebührenordnungen für Privat­         pensation auferlegen und dabei       Fazit: Das vorgeschlagene Kon­
          ­zugrunde liegende Prognose            versicherte abgerechnet würde.        noch ihrer Alimentationsver­         zept würde nicht nur die Funkti­
           über eine Kostensteigerung bei        Dauderstädt: „Da scheint über­        pflichtung genügen, stellte Dau­     onsfähigkeit des öffentlichen
aktuell

           der Beihilfe um 83 Prozent sei        all viel Spekulation drinzuste­       derstädt klar. Auch die Metho­       Dienstes gefährden und die
           schwer nachzuvollziehen, der          cken. Zum Beispiel unterstellt        dik der Bertelsmann-Studie sei       Wettbewerbselemente auf dem
           Prognosezeitraum von 14 Jah­          die Studie für die GKV jährliche      zu hinterfragen: Die genannte        Gesundheitsmarkt zerstören, es
           ren dabei willkürlich, so der dbb     Beitragsmehreinnahmen durch           Grundlage SOEP erscheint we­         ignoriert zudem die beamten-
           Chef. Zudem werde suggeriert,         die Beamten von 15 Milliarden         nig aufschlussreich für Aussa­       und verfassungsrechtlichen
           dass die Behandlungskosten für        Euro. Die Hälfte davon hätten         gen, wie sich Beamte zukünftig       Hindernisse und ersetzt seriöse
           Beamte fast gedrittelt werden         aber die öffentlichen Diensther­      verhalten würden. So wird ein­       Prognostik durch Spekulation
           könnten, wenn nicht nach den          ren analog zum Arbeitgeberan­         fach davon ausgegangen, dass         und Wunschdenken.“

           dbb magazin | Januar/Februar 2017
Dbb magazin - dbb beamtenbund und tarifunion
dbb

CESI-Kongress:
Dauderstädt erneut
Vizepräsident
Am 2. Dezember 2016 tagte der ordentliche Kon­
gress der Europäischen Union der Unabhängigen
Gewerkschaften (CESI) in Brüssel. 31 dbb Delegier­
te nahmen zusammen mit Kolleginnen und Kolle­
gen aus über 30 anderen europäischen Ländern

                                                                                                                                                          © CESI
teil. Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauder­
                                                                     <
                                                                     < Die neu gewählte CESI-Führungsspitze: Präsident Romain Wolff, Generalse­
städt wurde mit großer Mehrheit in seinem Amt                          kretär Klaus Heeger, Schatzmeister Urs Stauffer, Vizepräsident Klaus Dau­
                                                                       derstädt mit dem ausgeschiedenen Schatzmeister Frank Stöhr (von links).
als Vizepräsident der CESI bestätigt.
                                                                     seiner Amtszeit deutlich aus­          nen Arbeitnehmern und Beam­
Auch in der CESI-Spitze gibt es   Besonderheiten und den be­         weiten. Der Kongress sprach            ten in 28 Ländern in Europa.
Kontinuität. Romain Wolff von     sonderen Stellenwert des öf­       seinem langjährigen Schatz­            Seit ihrem letzten Kongress im
der luxemburgischen Beam­         fentlichen Dienstes achtet.        meister große Anerkennung              Dezember 2012 wurden elf
tengewerkschaft CGFP wurde                                           und Dank aus. Die Delegierten          neue Gewerkschaften aufge­
ebenso mit großer Mehrheit        Nicht mehr im Präsidium der        wählten den Vorsitzenden des           nommen. Die CESI ist aner­
wiedergewählt wie General­        CESI vertreten ist das dbb Eh­     mit dem dbb seit Jahrzehnten           kannter EU-Sozialpartner und
sekretär Klaus Heeger.            renmitglied Frank Stöhr, der       befreundeten Zentralverbands           mit ihren Mitgliedsorganisatio­
                                  sich aus Altersgründen nicht       der Schweiz, den Steuerbeam­           nen in vier Bereichen (Zentral­
Dauderstädt will sich weiter      wieder zur Wahl stellte. Stöhr     ten Urs Stauffer, als neuen            behörden, Kommunal- und Re­                             9
dafür einsetzen, dass die un­     war über viele Jahre Schatz­       Schatzmeister.                         gionalbehörden, Bildung und
abhängigen Gewerkschaften         meister der CESI. Die CESI                                                Zivilluftfahrt) in die Arbeiten

                                                                                                                                                                   aktuell
eine starke Stimme im sozialen    konnte ihre Einnahmen wie          Die CESI vertritt 42 Mitglieds­        des europäischen sozialen Dia­
Europa haben und die EU die       auch ihre Aktivitäten während      organisationen mit fünf Millio­        logs einbezogen.

Öffentlicher Dienst:

                                                                                                                                      © Torbz / Fotolia
Kritik an Pauschalurteilen
Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt
                                                                     sprechenden Rücklagen ge­              finanziert werden können – so,
hat in der „Heilbronner Stimme“ (Ausgabe vom
                                                                     deckt werden. Für neue Beamte          dass Haushalt und Steuerzahler
13. Januar 2017) Pauschalurteile gegen den öf­                       haben wir im Bund und einigen          gar nicht mehr belastet wer­
fentlichen Dienst kritisiert.                                        Ländern Vorsorge getragen,             den. Wir sind bereit, an dieser
                                                                     dass deren künftige Pensions­          Entwicklung weiter mitzuarbei­
                                                                     kosten komplett aus den Fonds          ten.“
Insbesondere Sicherheitsbeam­     Mit Blick auf das beamten­
te unternähmen tagtäglich al­     rechtliche Alterssicherungssys­
les, „um unser aller Sicherheit   tem der Beamten betonte der         dbb magazin | Januar/Februar 2017
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          Arbeit 4.0:
          Flexibel heißt nicht grenzenlos
          Den Wunsch nach mehr Freiheit bei der Gestal­
          tung der Arbeitswelt teilen viele Beschäftigte und
          Arbeitgeber. Es müsse aber auch zukünftig klar
          sein, dass Flexibilität nicht mit Grenzenlosigkeit
          gleichgesetzt werden darf. Das hat der stellvertre­
          tende dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach
          am 29. November 2016 in Berlin betont.

          „Gesetzliche Mindeststandards         tarifvertragliche Absicherung
          etwa bei der Arbeitszeit kön­         zu koppeln. Silberbach: „Es ist

                                                                                                                                                                    © jesadaphorn / Fotolia
          nen nur gelockert werden,             richtig: In der modernen Welt
          wenn starke Personalvertre­           erscheinen die Arbeitsgesetze
          tungen und Gewerkschaften             manchmal wie ein grobschläch­
          die neuen Freiräume gestal­           tiger Säbel. Tarifverträge sind
          ten“, sagte Silberbach anläss­        dagegen eher ein eleganter
          lich der Abschlusskonferenz           ­Degen. Aber auch damit kann
          des Dialogprozesses „Arbeiten          man die Interessen der Be­       auf Schulen und Kitas müssen         Familie sorgen wollen, müssen
          4.0“ vom Bundesministerium             schäftigten gut verteidigen.“    sich die Bürger verlassen kön­       wir nicht zuerst über Arbeits­
          für Arbeit und Soziales, bei der                                        nen. Wenn wir auch in diesen         zeit und Mobilität reden, son­
10        auch das entsprechende Weiß­          Silberbach warnte gleichzeitig    Bereichen etwa für die bessere       dern über eine bessere Perso­
          buch vorgestellt wurde.               davor, zu große Erwartungen       Vereinbarkeit von Beruf und          nalausstattung.“
                                                an die Digitalisierung und Mo­
aktuell

          Zwar gebe es einen stärker            dernisierung der Arbeitswelt       dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

          Missbrauch von Pensionsrücklagen:
          Für gemeinsame Verwaltung der Versorgungskassen
          dbb Chef Klaus Dauderstädt hat am 3. Januar 2017 in Berlin gegenüber der                                                          gen setzte sich der dbb Chef
          Deutschen Presse-Agentur (dpa) davor gewarnt, die inzwischen angesparten                                                          zudem für organisatorische Re­
                                                                                                                                            formen ein: „Ich plädiere dafür,
          Rücklagen für die Beamtenversorgung bei Bund und Ländern in zweistelliger                                                         die Rücklagen in einer gemein­
          Milliardenhöhe zweckentfremdet einzusetzen. Die Versorgungsrücklagen                                                              samen Einrichtung – etwa bei
          dürften weder zur Sanierung der Globalhaushalte noch zur Stabilisierung                                                           der Bundesbank – zu verwah­
                                                                                                                                            ren, um sie vor Zugriffen abzu­
          der Rentenversicherung missbraucht werden.                                                                                        sichern. Außerdem lassen sich
                                                                                                                                            so wahrscheinlich höhere Kapi­
                                                                                                        Dauderstädt: „Für die vorhan­       talerträge erwirtschaften.“
                                                                                                        dene Beamtenschaft reichen
                                                                                                        die Rücklagen nicht aus, dafür      Einer gemeinsamen Erwerbs­
                                                                                                        müssen erhebliche Haushalts­        tätigenversicherung, inklusive
                                                                                                        mittel bereitgestellt werden.“      Selbstständige, Beamte und
                                                                             © M. Schuppich / Fotolia   Die kommunalen Versorgungs­         Freiberufler, erteilte Dauder­
                                                                                                        kassen seien besser gefüllt, da     städt eine Absage. „Es macht
                                                                                                        die Gemeinden systematischer        keinen Sinn, Beamte in die ge­
                                                                                                        und früher vorgesorgt hätten,       setzliche Rentenversicherung
                                                                                                        lobte Dauderstädt: „Hätten          zu zwingen. Auch den Verfech­
                                                                                                        Bund und Länder bereits in den      tern einer Erwerbstätigenversi­
          Bund und Länder haben bis             2,3 Milliarden in einem Versor­                         50er- und 60er-Jahren solche        cherung muss klar sein, dass
          heute deutlich mehr als 40 Mil­       gungsfonds, gefolgt von Nord­                           Fonds angelegt, gäbe es heute       Beitragsleistung und Renten­
12        liarden Euro für die Beamten-         rhein-Westfalen mit 5,5 Milli­                          kein Problem mit der Versor­        leistung im Einklang stehen
          pensionen angespart. Allein           arden Rücklage und mehr als                             gungsfinanzierung.“                 müssen. Für die Rentenversi­
          der Bund hatte zuletzt rund           zwei Milliarden Euro in Fonds.                                                              cherung wäre die Aufnahme
aktuell

          zehn Milliarden Euro als Ver­         Trotz der hohen Summen blie­                            Zur langfristigen Sicherung der     der Beamten finanziell deshalb
          sorgungsrücklage und mehr als         ben Finanzierungslücken, so                             Versorgungsfonds und -rückla­       gar kein Gewinn.“

          dbb bei Erstunterzeichnern:
          „Haltung zählt“
          Der dbb gehört zu den Erstunterzeichnern des
          Manifests „Haltung zählt“, mit dem der Bayeri­
          sche Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V. (BLLV)
          an die Öffentlichkeit appelliert, sich aktiv gegen
          Hass, Aggression und Gewalt in der Gesellschaft
          zu wenden. Auf einer Pressekonferenz in Mün­
          chen setzte der dbb Bundesvorsitzende Klaus
          Dauderstädt am 29. November 2016 gemeinsam
          mit 58 prominenten Unterstützern seine Unter­
          schrift unter das Manifest.
                                                                                                        in der Schule den sozialen,         Mitbürger, Politiker, Minderhei­
           „Mit großer Besorgnis regis­         „Umso wichtiger erscheint es                            ­ästhetischen und moralischen       ten, Flüchtlinge oder das soge­
          trieren wir eine Zunahme von          auch uns, frühzeitig einer wei­                          Rahmen für das weitere Leben       nannte System richtet“, sagte
          Gewalt gegenüber Beschäftig­          teren Verrohung der Sprache                              zu setzen pflegen.“                die Präsidentin des BLLV, Simo­
          ten des öffentlichen Dienstes         entgegenzutreten“, so der dbb                                                               ne Fleischmann. „Wer Respekt,
          und in unserer Gesellschaft“,         Chef mit Blick auf einen we­                            „Das Fundament unserer              Wertschätzung und Interesse
          sagte Dauderstädt. Dabei ver­         sentlichen Inhalt der Resolu­                           ­Demokratie wird durch Hass,        für andere Menschen aufgibt,
          schwimme die Grenze zwi­              tion. „Wir unterstützen das                              Aggression und Gewalt unter­       stellt die Grundlagen unserer
          schen verbaler und physischer         Manifest, weil Anstand, Ge­                              graben, egal, ob sich dies gegen   Gesellschaft infrage und ge­
          Gewaltanwendung zusehends.            schmack und Gewissen schon                               Andersdenkende, engagierte         fährdet den sozialen Frieden.“

          > dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

Jobcenter:
Gehaltsunterschiede
beseitigen

                                                                                                                                                                          © vetkit / Fotolia
Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt
hat am 29. Dezember 2016 gegenüber der
Deutschen Presse-Agentur (dpa) das Lohngefäl­                          Euro,“ so Dauderstädt. Lang­        „Eine Lösung wäre die Um­
le und die „erheblichen Gehaltsunterschiede“                           fristig führe aber kein Weg an      wandlung der Jobcenter in
                                                                       einer dauerhaften tarifver­         ­Einrichtungen mit eigenem
in Deutschlands Jobcentern kritisiert.                                 traglichen Regelung vorbei.          ­Tarifrecht.“

Dort arbeiten Beschäftigte der      dafür Personal – doch die Be­       dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

                                                                                                                                                       © Marco Urban (11)
          dbb Jahrestagung 2017:

          Europa – Quo vadis?
          Die 58. Jahrestagung des dbb am 9. und 10. Januar 2017 in Köln sorgte mit ihrem hochkarätig
          ­besetzten gewerkschaftspolitischen Auftakt und einem der Zukunft Europas gewidmeten Fach­
           thema für einen Teilnehmerrekord. Im Superwahljahr 2017, das drei Landtagswahlen und die Bun­
14         destagswahl bringen wird, wurden den über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik,
           Verwaltung und Gewerkschaften Informationen der obersten Kategorie geboten. Auch die Bundes­
           kanzlerin war nach Köln gekommen.
fokus

        Die Beschäftigten des öffentli­       <   Dauderstädt: Kritik an        entscheiden, aber doch bitte        Arbeitgeber Staat sei verpflich­
        chen Dienstes werden „zu ge­              falschen Erwartungen          schnellstens und dann natür­        tet, diese nicht nur quantitativ
        ring geschätzt von der Politik“                                         lich auch noch richtig, also feh­   und qualitativ zu erfassen und
        und „zu wenig respektiert von         Dies sei Ausdruck einer unrea­    lerlos selbst in Ermessensange­     Aufmerksamkeit für das The­
        den Bürgern“. Das stellte der         listischen Erwartungshaltung,     legenheiten“.                       ma zu schaffen. Er müsse den
        dbb Bundesvorsitzende Klaus           die auch andere Bereiche des                                          Beschäftigten auch konkrete
        Dauderstädt am 9. Januar              öffentlichen Dienstes betreffe.   Diese Einstellung zum öffentli­     Unterstützung anbieten: Das
        2017 zur Eröffnung der 58.            Die Beschäftigten sollten         chen Dienst sei auch ein Grund      Bundesbeamtengesetz kenne
        dbb Jahrestagung in Köln              „möglichst stets erreichbar       dafür, dass Gewalt gegen Be­        bisher nur in bestimmten Fäl­
        fest. Als Beleg seiner Aussage        sein, nicht unbedingt sofort      schäftigte geübt werde. Der         len ein Antragsrecht für ver­
        wählte Dauderstädt die öf­                                                                                  letzte Beamte, nach denen der
        fentliche Kritik an den Sicher­                                                                             Dienstherr festgestellte An­
        heitsbehörden, die nach dem                                                                                 sprüche auf Schmerzensgeld
        Anschlag auf einen Berliner                                                                                 auszahlt, wenn deren Durch­
        Weihnachtsmarkt im Dezem­                                                                                   setzung nicht erfolgreich war.
        ber 2016 laut geworden war.                                                                                 „Wie wäre es, wenn der Dienst­
        Selbst in einem perfekten                                                                                   herr diese Verpflichtung nicht
        Überwachungssystem, das                                                                                     nur in Fällen ‚unbilliger Härte‘
        wiederum nicht der allgemei­                                                                                – wie es jetzt Bedingung ist –
        nen Vorstellung von einer libe­                                                                             übernimmt, sondern generell?“,
        ralen Gesellschaft entspräche,                                                                              so Dauderstädts Denkanstoß.
        werde sich ein Ausnahmefall
        wie dieser Terrorakt nicht ver­                                                                             Neben der gesellschaftlichen
        meiden lassen. „Da ärgert es                                                                                Rolle des öffentlichen Dienstes
        mich schon gewaltig, wenn                                                                                   hob Dauderstädt viele Kernfor­
        man in den Medien dazu vor                                                                                  derungen des dbb hervor, wie
        allem von ‚Überforderung‘                                                                                   etwa die Angleichung der Be­
        und ‚Versagen‘ hört“, sagte                                                                                 zahlung der Jobcenter-Beschäf­
        der dbb Chef.                         <
                                              < Klaus Dauderstädt                                                   tigten, die Verbeamtung der

        > dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

Lehrkräfte in allen Bundeslän­                                                                                   nannten „Reichsbürgern“ im
dern sowie die Verringerung                                                                                      öffentlichen Dienst. De Mai­
der Wochenarbeitszeit für Bun­                                                                                   zière erinnerte an die besonde­
desbeamte. Dazu führte der                                                                                       re Treuepflicht eines Beamten:
dbb Chef aus, dass „die Bundes­                                                                                  „Man kann nicht zugleich auf
beamten seit gut zehn Jahren                                                                                     die Verfassung schwören und
eine um zwei Stunden längere                                                                                     sie ablehnen. Es ist richtig und
Wochenarbeitszeit haben als                                                                                      notwendig, dass Beamte, die
ihre nach Tarifvertrag beschäf­                                                                                  sich der ‚Reichsbürger-Bewe­
tigten Kollegen“. Die Gründe                                                                                     gung‘ anschließen, vom Dienst
dafür seien bei der Einführung                                                                                   suspendiert oder entlassen
zwar nachvollziehbar gewesen,                                                                                    werden. “
dauerhaft dürfe die Regelung
aber nicht bestehen bleiben.                                                                                     Mit Blick auf das Tagungsmot­
Schließlich habe man sich im                                                                                     to „Europa – Quo vadis?“ stell­
Grundsatz darauf verständigt,                                                                                    te de Maizière klar, dass Europa
Regelungen aus dem Renten­                                                                                       ein „Lebensraum, Sicherheits­
recht und damit zur Lebensar­         <
                                      < Thomas de Maizière                                                       raum und Werteraum“ sei. Da­
beitszeit auf den Beamtenbe­                                                                                     bei stünden Offenheit, Sicher­
reich zu übertragen – gleich, ob      zière aus. In den nächsten fünf      den. Hinzu kämen fast 4 000           heit und Werte nicht in einem
es sich um Verschlechterungen         Jahren sollen zudem fast alle        Stellen, die von 2018 bis 2020        Alternativverhältnis zueinan­
oder Verbesserungen handelt.          Verwaltungsleistungen von            ausgebracht werden sollen.            der. „Sie sichern sich gegensei­
                                      Bund, Ländern und Kommunen           „Die neuen Kolleginnen und            tig, indem sie aufeinander be­
dbb

        de Zusammenarbeit weiter in­
        tensiviert werden. Gelungene
        Beispiele, wie etwa die Koope­
        ration von Polizei und Zoll in
        NRW und den Niederlanden,
        seien auszubauen. „Das ist vor
        allem im Interesse der Bürge­
        rinnen und Bürger.“ Kraft be­
        tonte, die Diskussion über Vor­
        schläge, die zu mehr Sicherheit
        führen sollen, müsse „schnell,
        aber auch sorgfältig geführt
        werden“. In diesem Kontext sei
        zu begrüßen, dass sich die Ein­       ben gerufen, die künftig regel­   sagte in seinem Impulsvortrag        meinsamen Außen- und Sicher­
        sicht, „dass wir einen starken        mäßig stattfinden und die         „Ist Europa noch zu retten?“,        heitspolitik verschoben werden.
        und leistungsfähigen öffentli­        ­Öffentlichkeit für das Thema     den wachsenden Zentrifugal­          „Um die EU zu restabilisieren,
        chen Dienst brauchen, durch­           sensibilisieren soll. Auf die    kräften, die die europäische         muss sie zudem erfahrbarer
        gesetzt hat. Der schlanke Staat        ­erste Veranstaltung habe es     Staatengemeinschaft zu zerrei­       ­gemacht werden.“
        ist passé“, so Kraft.                   13 Millionen „ermutigende       ßen drohen, könne nur mit ei­
                                                                                ner strategisch ausgerichteten       Einen zusätzlichen Anreiz für
                                                                                Politik entgegengewirkt wer­         die Reorganisation Europas
                                                                                den. „Deutschland wird diese         sieht Münkler im Brexit:
                                                                                stabilisierende Rolle über weite     „Es gibt keinen Staat, der die
                                                                                Strecken allein spielen müs­         Nettoeinzahlungen der Briten
                                                                                sen“, bekäftigte Münkler auch        übernehmen könnte. Man wird
                                                                                in dem sich anschließenden           andere Töpfe finden und dafür
                                                                                Podiumsgespräch mit der Jour­        einen Masterplan entwerfen
16                                                                              nalistin Dunja Hayali.               müssen.“

                                                                                Es sei wichtiger denn je, die auf­
dbb

Auch wenn die Mehrheit der                                                                                   „Es ist keine Schuldentragfä­
Bürger zufrieden sei mit diesen                                                                              higkeit mehr gegeben.“ Er halte
Leistungen, seien die im öffent­                                                                             es für besser, „die Griechen in
lichen Dienst Tätigen zuneh­                                                                                 der EU zu lassen, ihnen aber
mend mit Hass, Ablehnung und                                                                                 beim Übergang in eine eigene
Unverständnis konfrontiert.                                                                                  Währung zu helfen.“ Dies hätte
„Nicht nur die Bundesregie­                                                                                  auch eine starke wirtschafts­
rung, sondern die gesamte Ge­                                                                                politische Signalwirkung auf
sellschaft muss dagegen auf­                                                                                 andere europäische Länder.
stehen und sagen: Wir lassen
das nicht zu, denn von der Ar­
dbb

        <
        < Richard Kühnel, Rolf-Dieter Krause, Heribert Hirte und Alexander Graf Lambsdorff (von links) brachten ihre Gedanken und Einschätzungen zur Zukunft
          ­Europas in die von Dunja Hayali moderierte Podiumsdiskussion ein.

        teil eingetreten. Zugleich habe        Die Bedeutung moderner                ­ uropa“, zeigte sich Hirte, der
                                                                                     E                                      Kühnel. „Wir brauchen viel­
        eine breite politische Mitte           Kommunikationsmittel in die­          ordentliches Mitglied im Bun­          leicht eine engere Verzahnung
        ­Europa jahrzehntelang „miss­          sem Prozess stellte der Jura­         destagsausschuss für die An­           des Europäischen Parlaments
         braucht für Polemik, für das          professor und CDU-Bundes­             gelegenheiten der Europäi­             mit den nationalen Parlamen­
         Abschieben von Verantwor­             tagsabgeordnete Heribert              schen Union ist, überzeugt.            ten“, so seine Überlegung.
         tung bei unliebsamen Ent­             Hirte heraus. „Wir sollten die
         scheidungen“. Krauses Rat für         Möglichkeiten der modernen            Aus Sicht von Richard Kühnel,          In seinem Schlusswort zog der
         den Weg aus der EU-Verdros­           Kommunikation nicht länger            Leiter der Vertretung der              dbb Bundesvorsitzende Klaus
         senheit: „Den Menschen er­            den politischen Randgruppie­          ­Europäischen Kommission in            Dauderstädt ein positives Fazit
18       klären, warum Europa ein              rungen überlassen“, forderte           Deutschland, ist 2016 „in Euro­       der Tagung: „Wir haben einen
         ­Friedensprojekt ist und auch         Hirte. „Sie erzeugen und ver­          pa schiefgegangen, was schief­        spannenden Blick auf Europa
          sein muss. Erklären, dass wirt­      ändern Meinungen und Ein­              gehen konnte“. Dennoch, so            werfen dürfen.“ Diese Diskus­
fokus

          schaftliche Prosperität kein         schätzungen schneller als Poli­        Kühnel, sehe er keine Notwen­         sion müsse fortgesetzt wer­
          ­Zufall, sondern Teil dieses Frie­   tik und Verwaltung reagieren           digkeit für einen radikalen           den. „Europa darf, soll und
           densprojekts ist. Den Wert des      können, während die etablier­          Schnitt für Europa: „Wir müs­         muss auch in Zukunft ein wich­
           Kompromisses herausarbeiten.“       ten Parteien die Möglichkeiten         sen uns aus dieser Krise her­         tiges Thema für uns bleiben“,
           Zugleich müsse die EU freilich      von Twitter und Facebook viel          ausarbeiten.“ Ein starkes Euro­       sagte Dauderstädt. Der dbb
           konkrete und sichtbare Ergeb­       zu wenig ausschöpfen.“ Die             pa sei zugleich ein Projekt von       werde auf nationaler und euro­
           nisse liefern, um Glaubwürdig­      Reaktionsfähigkeit der Politik         globaler Bedeutung. „Europa           päischer Ebene dafür arbeiten,
           keit zurückzugewinnen: „Keine       müsse sich dringend ändern.            ist international ein Treiber des     eine vernünftige Interessenpo­
           politischen Widersprüchlich­        „Zudem brauchen wir deutlich           Wandels. Wir müssen aber              litik für seine Mitglieder durch­
           keiten, sich ehrlich machen.“       mehr Kommunikation pro                 auch Gestalter sein“, sagte           zusetzen. 

        > dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

Beförderungspraxis im öffentlichen Dienst:
Zeit für Frauenförderung 4.0
Frauenförderung im öffentlichen Dienst darf nicht
zulasten derjenigen gehen, die davon profitieren
sollen. Diese Warnung adressierte die Vorsitzende
der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wild­
feuer, am 9. Januar 2017 in Köln an die nordrhein-
westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft,
die zur dbb Jahrestagung gekommen war.

„Der Fall NRW zeigt aktuell,
was passiert, wenn man den
dritten Schritt vor dem ersten
macht: Eine paritätische Beset­
zung von Führungspositionen
um jeden Preis durchzusetzen,
ohne die Beschäftigten, vor
­allem die männlichen, mitzu­
 nehmen, führt zu Unmut auf
 allen Seiten. Das Schlimmste
 ist: Der Aufruhr, den die ver­
                                                                    © Marco Urban

 schleppten Beförderungen
 ausgelöst haben, macht die ei­
 gentliche ­Absicht der Landes­
 regierung zunichte, mehr weib­       <
                                      < Verschiedener Auffassung über
 liche ­Führungspersönlichkeiten        den richtigen Kurs der Frauen­
 ­heranzuziehen,“ sagte die             förderung im öffentlichen
                                        Dienst: Nordrhein-Westfalens
  ­Vorsitzende der dbb bundes­          Ministerpräsidentin Hannelore
   frauenvertretung.                    Kraft und die Vorsitzende der
                                        dbb bundesfrauenvertretung,
                                        Helene Wildfeuer, auf der dbb
Wildfeuer reagierte mit ihrer
                                        Jahrestagung in Köln.
Kritik auf eine Ankündigung der
NRW-Ministerpräsidentin Han­
nelore Kraft: Sie hatte es zu ei­     befördert werden. Frauen sind
ner „Herzensangelegenheit“            nicht weniger leistungsbereit
erklärt, an der gesetzlichen          als ihre männlichen Kollegen
Neuregelung zur Frauenförde­          – im Gegenteil. Die Bremsklöt­
rung im öffentlichen Dienst           ze weiblicher Karrieren sind vor
des Landes NRW fest­zuhalten.         allem die noch immer häufigen
Diese sieht vor, dass Frauen bei      Teilzeittätigkeiten, aber auch
Beförderungen vorgezogen              Telearbeit sowie längere beruf­
werden – auch wenn sie etwas          liche Auszeiten aufgrund fami­
schlechter qualifiziert sind als      liärer Verpflichtungen.“
ihre männlichen Mitbewerber.
Das gilt für alle Bereiche des        Insbesondere bei der Digitali­
Landesdienstes, in denen der          sierung der öffentlichen Ver­
Anteil an weiblichen Führungs­        waltungen müsse der Diskurs
kräften unter 50 Prozent liegt.       über eine gendergerechte Leis­
                                      tungskultur besser heute als
Es seien weniger die bestehen­        morgen geführt werden: „Was
den Gesetze und Regelungen,           wir brauchen, ist Frauenförde­
die im öffentlichen Dienst zur        rung 4.0. Hierzu müssen sich
Benachteiligung von Frauen            alle Dienstherren gemeinsam
führten, erklärte Wildfeuer:          mit ihren Beschäftigten und
„Wir müssen noch viel genauer         deren Personalvertretungen
hinsehen, warum Frauen selte­         Gedanken machen“, forderte
ner, langsamer oder gar nicht         Wildfeuer. 

                                    > dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

                                                                                                                                                                       © bluedesign / Fotolia
                                Die EU in zentrifugalen Zeiten:

                                Europas Erbe ist bedroht
                                2017 ist ein Feierjahr, zumindest für Deutschland. Das Land würdigt den
                                500. Jahrestag der Reformation mit einem eigenen Feiertag. R   ­ eligion
                                ­erlebt eine überraschende Rückkehr als politische Kategorie. Nicht nur
                                 in der Auseinandersetzung mit dem Islam. Das evangelische Pfarrhaus
                                 dominiert die deutsche Politik (Merkel, Gauck, ­Göring-Eckhardt – und
                                 ja, auch Petry). Die Los-vom-Zentrum-­Euphorie ist kein Zufall in neo­
                                 nationalstaatlichen Zeiten. Auch außerhalb der Europäischen Union
                                 ­erlebt der Nationalstaat eine Wiederentdeckung.

 20                  Russlands Staatschef Wladimir         Luther. „Dem ersten Weltbür­        Niederlande, Dänemark,              Und mit ihnen ein ­alter Kon­
                     Putin setzt die Macht des Stär­       ger“ (Spiegel) und zugleich         Schwe­den ist gänzlich heimat­      flikt: Carl Schmitts Freund-
                     keren gegen die zivilisierende        dem Begründer der Einheit von       los. Dazwischen sitzt der Klops:    Feind-Denken gegen die libe­
die andere meinung

                     Kraft des Völkerrechts, in der        Thron und Altar, Gehorsam           Deutschland. Zu groß (und in        rale Ordnung von Diskurs und
                     Türkei setzt Recep Tayyip Erdo­       und des Territorialstaats. Wo       der Flüchtlingspolitik befan­       Kooperation. Europas Antwort
                     gan auf Autokratie an der Stel­       es nach 1945 unter dem Stich­       gen), um ehrlich zu makeln.         liegt in seiner reichhaltigen Ge­
                     le von Debatte und Parlamen­          wort Frieden, um dessen Ein­        Zu klein, um ohne Frankreich        schichte und den viel­fältigen
                     tarismus, und in den USA setzt        hegung – zeitweise gar Über­        zu gestalten. Kleineuropa           Erfahrungen zwischen Nord
                     Donald Trump auf Zölle und            windung – es ging, dreht es         sucht noch nach seiner neuen        und Süd sowie Ost und West.
                     Abschottung gegen die inter­          sich nun um Sicherheit. Sie ist     Konstitution.                       Der Kraft des Rechts – begin­
                     nationale Verflechtung der            der kleinste gemeinsame Nen­                                            nend im antiken Rom, dem
                     Globalisierung. Die Welt erlebt       ner, auf den sich das disparate     Und nach einer neuen inneren        Überführen eines Sozialstaats
                     eine Phase der Desintegration.        Europa einigen kann. Innere         Begründung. Niedrige Mobil­         ins digitale Zeitalter – begin­
                     Nicht einfach für die EU in zen­      Sicherheit (Antiterrorkampf),       funktarife im EU-Ausland,           nend mit dem Anspruch der
                     trifugalen Zeiten. Der Brexit ist     damit können nach den jüngs­        Breitband für alle, weniger         Gleichheit in der Französischen
                     da nur ein Beispiel.                  ten Anschlägen Frankreich und       ­Regulierungswut. Europa soll       Revolution und dem Bewahren
                                                           Deutschland leben. Die äußere        funktionieren, lautet der neue     der liberalen Freiheitsrechte –
                     Im März stellt Großbritannien         Sicherheit dient Osteuropas          Grundsatz. Europa soll im All­     beginnend mit dem Streben
                     seinen Abschiedsantrag, erst­         Interessen.                          tag funktionieren. Große inte­     des europäischen Bürgertums
                     mals verlässt ein Land die EU.                                             grative Projekte? Fehlanzeige!     von Luther, über die europäi­
                     Weicher Brexit (das Vereinigte        Sicherheit ist zentral. Nicht        Die EU-Zentrale gibt sich be­      sche Aufklärung bis hin zu den
                     Königreich bleibt im Binnen­          ohne Grund steht sie bei Tho­        scheiden. Großbritannien geht      Revolutionen von 1848 und
                     markt)? Harter Brexit (Groß­          mas Hobbes am Beginn der Be­         und erhält das Europa, das es      1989. Europa als liberaldemo­
                     britannien kehrt Europa voll­         gründung des neuzeitlichen           sich immer wünschte. Eine sich     kratischer Gegenentwurf in ei­
                     ständig den Rücken)? Noch ist         Staates. Ob sie zur Begründung       selbst beschränkende Europäi­      ner antiliberalen Welt. Es geht
                     unklar, wie sich die Trennung         des Kleineuropas reicht, ist         sche Union. Eine ironische Lau­    um Europas Erbe. Und um ein
                     vollzieht. Sicher scheint nur, die    fraglich. Zu tief sind die Gräben    ne der Geschichte.                 neues Fundament für die EU.
                     Scheidung wird schmutzig.             – gerade in der EU der 27. Eine
                                                           Ost-West-Lücke klafft entlang       Dabei hätte die EU eine wichti­                       Peter Riesbeck
                     Die ersten Konturen Resteuro­         der Flüchtlingspolitik, in der      ge Aufgabe in der neuen Ära
                     pas werden sichtbar. Los von          Wirtschaftspolitik spaltet sich     der Desintegration. Europa als
                                                                                                                                    dbb magazin | Januar/Februar 2017
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Nachgefragt bei ...
... John C. Kornblum, Botschafter der USA in Deutschland a. D.:
„Europa isoliert sich gefährlich stark von der Welt“
Ist Trump ein Weckruf für                                                                                                        mit jedem Jahr weniger. Da ist
­Europa?                                                                                                                         es die Aufgabe von Europa, sich
                                                                                                                                 jetzt nicht von Amerika zu
Kornblum: Der Weckruf                                                                                                            trennen, nicht unabhängige
kommt regelmäßig seit zwan­                                                                                                      Verteidigungsmaßnahmen zu
zig Jahren. Auch von mir per­                                                                                                    ergreifen, nicht unabhängige
sönlich. Ich kann Ihnen Artikel                                                                                                  Computerserver zu haben, son­
zeigen, die ich geschrieben                                                                                                      dern einen höheren Stellen­
habe. Ich glaube, die Europäer                                                                                                   wert für die Vereinigten Staa­
sind nicht aufzuwecken.                                                                                                          ten zu gewinnen.

Also handelt es sich nicht um                                                                                                    Was halten Sie in diesem Zu-
einen Fehltritt Trumps, dass er                                                                                                  sammenhang von der Idee
die Beistandsverpflichtung                                                                                                       ­gemeinsamer europäischer
nach Art. 5 des NATO-Vertra-                                                                                                      Streitkräfte, einer Verteidi-

                                                                                                           © Caro / Waechter
ges relativiert hat?                                                                                                              gungsunion?

Kornblum: Das hat er nicht.                                                                                                      Kornblum: Die Idee wurde
Er hat nur gefragt, warum die                                                                                                    1954 von der französischen
Freunde in den Vereinigten          <
                                    < John C. Kornblum war von 1997 bis 2001 Botschafter der USA in Deutsch­                     ­Assemblee abgelehnt, und
Staaten kleine Staaten ohne           land. Der studierte Germanist und Politologe mit ostpreußischen Wur­                        seitdem ist sie tot. Tot ist tot.   21
deren Dazutun verteidigen             zeln kam 1943 in Detroit zur Welt. Er war bereits in den 1960er-Jahren
                                      am Generalkonsulat der USA in Hamburg und nach 1969 an der US-Bot­
­sollen. Nachher hat er die Bei­      schaft in Bonn tätig. Kornblum leitete unter anderem die Abteilung für                     Können Sie sagen, warum es

                                                                                                                                                                      nachgefragt
 standspflicht bekräftigt. Das        zentraleuropäische Angelegenheiten des US-Außenministeriums, arbei­                        keine Chance gibt?
 bleibt alles, aber das hat über­     tete von 1987 bis 1991 bei der NATO und vertrat sein Heimatland von
 haupt nichts mit europäischer        1991 bis 1994 als Botschafter bei der Konferenz für Sicherheit und                         Kornblum: Die Europäer haben
                                      Zusam­menarbeit in Europa (KSZE). Als Stellvertreter des Bosnienbeauf­
 Verteidigung und einer Ver­          tragten R­ ichard Holbrooke wird auch ihm erheblicher Anteil an der Be­                    nicht den politischen Willen,
 teidigungspartnerschaft mit          endigung des Bosnienkrieges zugeschrieben. Seit seinem Ausscheiden                         haben nicht die Zusammenar­
 Europa zu tun. Das sind zwei         aus dem diplomatischen Dienst 2001 ist Kornblum als Berater tätig.                         beit, haben nicht die strategi­
 verschiedene Sachen, und                                                                                                        schen Ziele, um eine gemein­
 wenn die Russen angreifen          Sie drehen den Spieß um. Es ist       Verteidigungspolitik stärker                           same Armee aufzubauen. Sie
 würden, wären die Amerika­         nicht ein neuer Präsident, der        zusammenzuführen. Wie be-                              lieben es, dass sie ihre unab­
 ner bestimmt aktiv. Aber die       Amerika in einen Isolationis-         werten Sie, was dort beschlos-                         hängigen Armeen haben. Es
 Russen werden nicht angrei­        mus führt, sondern Europa ist         sen wurde?                                             gibt seit Jahrzehnten gemein­
 fen. Die Frage lautet: Haben       isolationistisch?                                                                            same Einheiten, die deutsch-
 wir eine gemeinsame Sicher­                                              Kornblum: Nichts passiert.                             französische, die deutsch-nie­
 heitsstrategie? Die Antwort        Kornblum: Europa ist seit 25          Das ist wahrscheinlich die                             derländische. Die sind vielleicht
 ist nein.                          Jahren isolationistisch, und das      20. oder 25. Entscheidung.                             interessant, haben aber nicht
                                    hat mehrere amerikanische             Sie wird nichts bedeuten.                              dazu geführt, dass es mehr In­
Sehen Sie denn Chancen,             Präsidenten frustriert. Ich bin                                                              tegration gibt. Und der Haupt­
dass die Europäer das schnell       kein Trump-Anhänger, und              Welche amerikanischen Kräfte                           punkt ist hier: Die Verteidi­
ändern?                             Trump ist sehr extrem. Aber er        werden dafür arbeiten, dass die                        gungsstruktur für die westliche
                                    gibt nur wieder, was die über­        USA eng mit Europa verbunden                           Welt ist die NATO. Alles, was
Kornblum: Nein, ich sehe kei­       wiegende Mehrzahl der an sol­         bleiben? Welche da­gegen?                              die Europäer tun, um ein ge­
ne Chancen, dass sie es über­       chen Fragen interessierten                                                                   trenntes Verteidigungssystem
haupt ändern. Weil Europa           Amerikaner, die überhaupt             Kornblum: Amerika bleibt Eu­                           zu errichten, schadet der NATO
sich in einer längerfristigen       eine Meinung dazu haben, seit         ropa auch mit Trump verbun­                            und erweitert den Graben zu
Phase der Selbstbesinnung,          Jahren sagt. Das steht alles öf­      den. Aber die Konditionen wer­                         den Vereinigten Staaten.
der Selbstfindung befindet,         fentlich in der Presse: Europa        den andere sein. Europa ist Teil
und Verteidigungs- und Si­          hat sich aus der Verantwor­           von einem transatlantischen                            Die Fragen stellte Christian Moos.
cherheitspolitik sind nicht Teil    tung verabschiedet und sich           System. Aber seit dem Ende
dieser Selbstfindung. Es geht       von Amerika, aber auch von            des Kalten Krieges ist die Be­                         Das vollständige Interview on­
viel tiefer, hin zum Wesen von      der Welt isoliert.                    deutung von Europa für uns                             line in den dbb europathemen:
Europa. Europa isoliert sich                                              immer weiter runtergegangen.                           http://www.dbb.de/presse/
stark, und ich meine gefähr­        In Bratislava hat es einen Be-        Seine Bedeutung in diesem                              mediathek/magazine/
lich stark, von der Welt.           schluss der EU 27 gegeben, die        transatlantischen System wird                          europathemen.html

                                                                                                                               > dbb magazin | Januar/Februar 2017
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                                                                                                                                                                 © Picture-Factory / Fotolia
           Personalentwicklung und Gesundheitsmanagement:

           Gemeinsam auf Erfolgskurs
           Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Beschäf­                         und Umsetzung beauftragt sind.          Kopf, Schulter und Arm verant­
           tigten sind ein zentraler Erfolgsfaktor jeder Ver­                        Aufbauend auf den viermoduli­           wortlich. Dagegen kann man
                                                                                     gen Lehrgang finden für seine           etwas unternehmen, denn opti­
           waltung. Nur mit gesunden und motivierten Mit­                            Absolventen jährlich Impuls-            mal gestaltete Bildschirmar­
           arbeiterinnen und Mitarbeitern können die hohen                           workshops statt, in deren Mit­          beits­plätze tragen im Büroall­
           Anforderungen, denen sich die moderne Verwal­                             telpunkt der Austausch von              tag viel zur Gesundheit und
                                                                                     ­Erfahrungen, aber auch der Er­         Leistungsfähigkeit der Beschäf­
           tung täglich gegenübersieht, erfüllt werden. Die                           werb neuer Kompetenzen steht.          tigten bei. Auch hier hilft
           dbb akademie hilft mit passgenauer Fortbildung.                                                                   Fortbildung – nämlich die
                                                                                     Veranstaltungen zu Themen               aus zwei Modulen bestehen-
                                                                                     wie gesundheitsfördernde Füh­           de Fortbildung zum/zur
           Gesunde Beschäftigte sind be­         Beschäftigungsfähigkeit über        rung, Gefährdungsbeurteilung            Ergonomieberater/-in in der
           lastbarer, haben weniger Fehl­        alle Altersstufen erhalten, ge­     psychischer Belastungen, Eva­           öffentlichen Verwaltung.
           tage und statt Kopfschmerzen          eignete neue Bewerberinnen          luation im behördlichen Ge­
           den Kopf frei. Die Erkenntnis         und Bewerber für den öffentli­      sundheitsmanagement oder                Alle Informationen zu den
           vom Zusammenspiel der viel            chen Dienst interessieren, Per­     auch Achtsamkeit und Resi-              Lehrgängen und Veranstal­
22         beschworenen Einheit von Kör­         sonalauswahl auch interkultu­       lienz bieten vielfältige Mög­           tungen finden Sie auf unserer
           per, Geist und Seele hat in den       rell und inklusiv gestalten – die   lichkeiten, neues Wissen und            Website www.dbbakademie.
           vergangenen Jahren immer              Möglichkeiten moderner Per­         zusätzliche Kompetenzen zu              de. Weitere Informationen
akademie

           mehr Einfluss auf die Personal­       sonalentwicklung sind vielfäl­      erwerben.                               ­erteilen Ihnen gerne:
           entwicklung genommen.                 tig und spannend.
                                                                                     Abschlusszertifikat durch die dbb akademie
           prozesse und Rationalisierungs­       heitsmanagements erneut in
                                                                                          >>Preis Lehrgang 1: 2 320 Euro (inkl. Ü/VP)
           zwänge stellen damit auch             2017 zwei Kurse an. Die Lehr­
                                                                                          >>Preis Lehrgang 2: 1 880 Euro (inkl. Tagesverpflegung)
           die öffentliche Verwaltung vor        gänge richten sich an Beschäf­
           Herausforderungen, zu deren           tigte, die sich mit der Einfüh­          Fortbildung zum/zur Ergonomieberater/-in
           Bewältigung die Personalent­          rung und Umsetzung eines                 (Sem.-Nr. 2017 Q221 SF) Königswinter, Preis (inkl. Ü/VP): 1 100 Euro
           wicklung in Kombination mit           ganzheitlichen Gesundheits­              Modul 1: 29. bis 30. Juni 2017
           dem Gesundheitsmanagement             managements befassen bezie­              Modul 2: 4. bis 5. Oktober 2017
           maßgeblich beitragen kann.            hungsweise mit der Einführung

           > dbb magazin | Januar/Februar 2017
dbb

11. Forum Personalvertretungsrecht:
Zur Rolle des Personalrats in Zeiten der Digitalisierung
Der dbb beamtenbund und ta­                                                                                                    Die Veranstalter freuen sich
rifunion und die dbb akademie                                                                                                  auf Personalratsmitglieder
veranstalten am 3. und 4. April                                                                                                und Vertreter der Dienststel­
2017 zum 11. Mal das Forum                                                                                                     len ebenso wie auf renom­

                                                                                                    © fotohansel / Fotolia
Personalvertretungsrecht im                                                                                                    mierte Wissenschaftler, Ver­
dbb forum berlin. Es steht un­                                                                                                 treter der Rechtsprechung und
ter dem Titel: „Personalrat 4.0                                                                                                erfahrene Praktiker. Die Teil­
– arbeiten und gestalten in Zei­                                                                                               nahmegebühr beträgt 350
ten der Digitalisierung“.                                                                                                      Euro (inklusive Übernachtung);
                                                                                                                               ohne Übernachtung beträgt
 dbb magazin | Januar/Februar 2017
© Marco Urban (8)
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         25. Europäischer Abend:

         Armee der Zukunft –
         national oder europäisch?
         „Die europäische Welt ist nicht mehr in Ordnung.“ Mit dieser Einschätzung eröffnete der
         dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt am 12. Dezember 2016 im dbb forum berlin den
         25. Europäischen Abend, den dbb, Europa-Union Deutschland, Bundesnetzwerk Bürger­
         schaftliches Engagement und die Vertretung der EU-Kommission gemeinsam veranstalteten.
         Diskutiert wurde die Frage „Die Armee der Zukunft – Nationale oder europäische Aufgabe?“

24       Kurz vor dem 60-jährigen Jubi­        kunftsfragen sei die nach der
         läum der Römischen Verträge           Gewährleistung der äußeren
         scheine Europa nach diversen          Sicherheit. „Hier sehen die
europa

         Krisenwellen, angeführt von           Menschen durchaus die Not­
         der Weltfinanzkrise, „nicht           wendigkeit von mehr Europa.“
         mehr vereint, sondern ent­            Daher müsse ernsthaft geprüft
         zweit, wenn nicht sogar viel­         werden, ob und wie Europas
         fach gespalten“, konstatierte         nationale Streitkräfte stärker
         Dauderstädt. „Zu inneren Ver­         miteinander verzahnt werden
         werfungen kommen alte und             oder gar aufgehen könnten in
         neue äußere Bedrohungen.              einer gemeinsamen europäi­
         Gleichzeitig ist die unmittelba­      schen Armee. Zu klären sei zu­
         re Nachbarschaft Europas be­          dem, ob eine europäische Ar­
         sorgniserregend instabil ge­          mee im Gegensatz zur NATO
         worden – Krieg, Chaos und             stünde oder als europäischer      <
                                                                                 < Klaus Dauderstädt
         zahlreiche schwelende Konflik­        Pfeiler derselben eine überzeu­
         te sind wichtige Ursachen der         gende Antwort auf das Drän­       der Instabilität an der europäi­   „In der globalisierten und mul­
         großen Fluchtbewegungen.“             gen der Amerikaner nach mehr      schen Peripherie und wachsen­      tipolaren Welt von heute führt
                                               europäischer Verantwortung        de innere Konflikte“.              kein Weg an einer weiteren In­
         Daher seien konkrete Überle­          böte, so der dbb Chef.                                               tegration Europas vorbei“, zeig­
         gungen gefordert, wie Europa                                            Dass die amerikanischen Erwar­     te sich Brauksiepe überzeugt.
         sicher bleiben könne, auch und         dbb magazin | Januar/Februar 2017
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