Der Markt IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK Magdeburg
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Der Markt I N M I T T E L D E U T S C H L A N D Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg 3/2019 WIR DANKEN 1370 PRÜFERN!
Wir sind die Region. Jetzt werben! Auf Radio38. Aus der Region, für die Region – für mehr Erfolg bei Ihrer Werbung. Wir informieren Sie gern über unsere Werbemöglichkeiten unter: Mehr Infos unter werben@radio38.de oder www.radio38.de/werbung 2 Tel. 0531 3900 424 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
EDITORIAL Foto: IHK Magdeburg »eine Investition in Wissen bringt immer noch der Zeit geht, der geht mit der Zeit, und wer diese schöne, gesellschaftlich wichtige sowie die besten Zinsen!« Diese Feststellung traf Ben- seine Zukunft nicht aktiv steuert, steuert in verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen jamin Franklin schon vor mehr als 250 Jahren. eine ungewisse Zukunft! Der Markt trägt dieser und zu bewältigen. Mit ihrem Einsatz stärken Als gelernter Berufsschullehrer weiß ich, was es Entwicklung Rechnung, indem er neue, not- Prüferinnen und Prüfer die bundesweit ver- bedeutet, in Wissen zu investieren. Die Früch- wendige Ausbildungswege und Weiterbildungs- gleichbare hohe Qualität in den Prüfungen, för- te aller Anstrengungen, den Zins, sieht man angebote, die mit einer Prüfung abgeschlossen dern den Nachwuchs an versierten Fach- und erst viel später in seinem Leben. Dann ist man werden, initiiert. In meiner Branche wurden z. Führungskräften und sichern die berufliche Zu- froh über die einstige »Investitionsanlage«. Das B. der »Finanzanlagenvermittler« und der »Im- kunft der jungen Generation. war schon immer so. Das ist heute so. Das wird mobiliendarlehensvermittler« in den letzten Der Druck auf die Berufliche Bildung er- auch in der Zukunft so bleiben. Jahren als neue Berufsfelder eingeführt. höht sich stetig. Nur wenn die gesellschaft- In Magdeburg begann meine ganz persön- Das aktive Ausbilden und Beraten gehört nun liche Wertschätzung der Beruflichen Bildung liche Erfolgsgeschichte. Nach dem Abitur und schon seit fast 30 Jahren zu meinem Berufs- insgesamt steigt, können motivierte und en- dem Studium konnte ich Erfahrungen bei alltag. Durch die Berufung zum Prüfer habe gagierte Prüferinnen und Prüfer gehalten und der Wissensvermittlung als Berufsschulleh- ich seit fast 6 Jahren Anteil daran, fachlich und neue gewonnen werden. Auch deshalb bitte ich rer sammeln und mich im Umgang mit jun- sachlich geprüfte Beraterinnen und Berater dem Sie, liebe Leserinnen und Leser, über eine der- gen Erwachsenen erproben. Heute gibt mir Markt zur Verfügung zu stellen. artige Zusammenarbeit mit der Kammer nach- das Mitwirken in der Vollversammlung der IHK An dieser Stelle einen herzlichen Dank an das zudenken und somit die Qualität Ihrer Branche Magdeburg sowie mein Vorsitz im Prüfungs- Team des Prüfungsausschusses der Finanzan- sicherzustellen oder sogar noch zu verbessern. ausschuss der Geprüften Finanzanlagenfach- lagenvermittler, meinen aktiven Mitstreiterin- Ich sehe den Herausforderungen der nächsten leute die Möglichkeit, etwas zurückzugeben, nen und Mitstreitern sowie an die IHK Magde- Jahre positiv entgegen und hoffe, dass auch mich zu engagieren und mich für unsere Zie- burg für die harmonischen, freundlichen und Ihnen diese Ausgabe von »Der Markt in Mit- le einzusetzen. mit viel Herzblut durchgeführten Prüfungen. teldeutschland« Lust auf die Arbeit als Prüfer Zu Lebzeiten Franklins dauerte es etwa 15 Lasst uns auch in der Zukunft gemeinsam der IHK Magdeburg macht. Jahre, um das Weltwissen zu verdoppeln. Heu- unserer ehrenamtlichen Tätigkeit weiter so en- te, im Zeitalter der Digitalisierung, reden wir gagiert nachgehen! über einen Zeitraum von zirka 4 Jahren, und Das duale Ausbildungssystem in Deutschland 2050 soll sich der Horizont wahrscheinlich täg- und das IHK-Weiterbildungssystem stellt der lich duplizieren. Um bei dieser rasanten Ent- IHK u. a. die Aufgabe, die damit verbunde- wicklung Schritt zu halten und die damit ver- nen Prüfungen zu realisieren. Hierzu sind al- bundenen Neuerungen anzuwenden bzw. sie lein in der IHK Magdeburg rund 1.300 Prüfe- Thomas Weber zu verstehen, müssen wir uns stetig qualifi- rinnen und Prüfer notwendig. Menschen, die Vorsitzender des IHK-Prüfungsausschusses zieren und weiterbilden! Denn wer nicht mit sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, um Finanzanlagenvermittler DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 3
TITELTHEMA Titelfoto: codiarts. Harry Müller && Ben Peters Gbr/Adobe Stock WIR DANKEN 1370 PRÜFERN! 07 In dieser Zeit gilt absolutes Handyverbot Ein Prüfungstag beginnt stets mit einem gerüttelt Maß an Formalität. Es geht schließlich um den optimalen Abschluss einer dreieinhalbjährigen Ausbildung. Da müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Am Anfang steht eine kurze Belehrung und die scheinbar rhetorische Frage, ob sich der Prüfling gesundheitlich in der Lage sieht, die kommenden Stunden zu absolvieren. Wie es weitergeht, weiß Uwe Schlawin. Er ist Vorsitzender des Prüfungsausschusses der IHK Magdeburg. TITELTHEMA IHK-REGIONAL IHK-INTERNATIONAL 10 Segen und »Fluch« 32 Wirtschaftsjunioren 38 Aufholjagd der Prüfertätigkeit Salzlandkreis ausgezeichnet bei Löhnen Lehrer sind gesetzte Mitglieder der IHK- Die Wirtschaftsjunioren Salzlandkreis e.V. Ungarns Arbeitnehmer können sich Prüfungsausschüsse. In der Praxis bringt (WJSLK) wurden auf dem seit längerem über kräftig steigende das für berufsbildende Schulen erhebliche Kreissprechertreffen der Wirtschaftsjunioren Löhne freuen. Mit ihnen freuen sich Belastungen mit sich. Darüber sprechen Deutschland in Berlin als bundesweit auch der Einzelhandel oder Anbieter im Interview Gabriele Lorenz, Leiterin aktivster Kreis in der Kategorie unter 25 von Konsumgütern, aber auch der der Berufsbildenden Schulen Magdeburg, Mitglieder ausgezeichnet. Finanzminister. Für deutsche Investoren gilt Wirtschaft und Verwaltung »Eike von Ungarn trotz der angespannten Lage am Repgow«, und Klaus-Dieter Ahrent, Leiter 33 Expertensprechtag zur Arbeitsmarkt weiter als attraktiver Standort. der Berufsbildenden Schulen »Geschwister Unternehmensnachfolge Scholl« Halberstadt. In vertraulichen Einzelgesprächen können 42 Europapolitische sich Inhaber, die ihr Unternehmen Positionen 2019 14 Gastronomie übergeben möchten, zu grundlegenden Mit dem Brexit und den Europawahlen im Wandel Fragen der Unternehmensnachfolge werden die Weichen für die Zukunft Sascha Oldenburg hat seinen Traumberuf beraten lassen. der EU neu gestellt. Nach einem ergriffen. Er ist Koch und seit 2008 deutschlandweiten Konsultationsprozess Mitglied im Prüfungsausschuss für Köche. unter den 79 Industrie- und 18 Stellenanzeige MELDUNGEN Handelskammern und ihren Mitgliedsunternehmen hat die IHK- Ich, Azubi im 3. Lehrjahr, suche einen 35 Neuigkeiten Organisation 21 zentrale Ansatzpunkte für Prüfer, der meine IHK-Prüfung abnimmt. aus Wirtschaft, Politik und der Region. Reformen in der EU identifiziert. 4 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
BERUFSBILDUNG IHK-SERVICE IHK-SERVICE 47 54 56 Nehmen Sie Die häufigsten Wo steht die Reform Ihre Rolle ein! Fehler der Grundsteuer? Interview mit der Kommunikationsexpertin Rechtzeitige Planung ist entscheidend für Bis Ende des Jahres hat der Gesetzgeber Bettina Stark über das Thema Ausbildung eine Firmenübergabe. Über häufige Fehler Zeit, eine verfassungskonforme Regelung zu und Ausbilder. klärt Torsten Hallmann auf. schaffen. Wir stellen Eckpunkte vor. BERUFSBILDUNG 50 Mit Unterstützung zum Ausbildungserfolg Seit November 2017 engagiert sich die IHK Magdeburg im Rahmen des Landesprogrammes »Zukunftschance assistierte Ausbildung« zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen. Ein Rückblick. Ihr Experte für 48 Im Streitfall versuchen, Büro- und Hallenbau zu schlichten Kündigungen lassen sich häufig noch vermeiden. Selbst bei großen Streitfällen. Das wissen Beate Siemke und Helge Bückner aus ihrer Praxis als Schlichter.. 5 gute Gründe Erstklassige Qualität Modern & nachhaltig Schlüsselfertig Regionaler Partner Feste Termine & Preise DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 5
TITELTHEMA , den Be- li eb er Prüfer, e si ch um unsere Jugend ri n, , di Liebe Prüfe rinnen und P rüfern tlichen Prüfe achen. 1 .3 70 eh re na m un se re r IH K verdient m r von üb er fungsw es en hohe Sie sind eine und das Prü Mitarbeit die ch w uc hs de r Wirtschaft, it Ih re r un ermüdlichen t un d Ver- rufsna ru nd . Si e stützen m s M aß an Engagemen schieht oft im Hinte rg ir wissen, w elch hohe e der Wirt- s P rü fe rs ge ng , un d w te Tä ti gk ei t im Interess Die Arbeit ei ne ildu gagier - und Weiterb n für Ihre en tä t de r be ruflichen Aus er m öc hten wir Ihne tschaft und Qua li hr en amt fordert. D ah au ss prechen. le is tu ngen der Wir antwortung Ih r E Anerken nu ng Ausbi ld un gs wert der du - r R eg io n Respekt und re S ac hk un de wären die e S ie w är e der Stellen schaft unse re Ih bar. O hn Einsatz und men undenk renamtlichen dung vollkom Ohne Ihren eh beru fl ic he n B il r IHK in der ützer. Dieses Eh- die Arbeit de n anderer! ru fl ic he n B il du ng ei eh re na m tl ichen Unterst el le ic ht so - alen be ag em en t al s unserem w ei te rb il de n und vi Ihrem Eng Prüfungsaus schuss r, obwohl eh en un d fallen mit A rb ei t im be i W in d und Wette IHK-Prüfung en st für Ih re wand, au ch investie- , da ss S ie sich fachlich el le n. E s bedeutet Auf t be de ut et, Freizeit zu renamt bede ut et ele zurück st ses Ehren am m Weg zum ne Q ua lifizierungszi di en st en tspricht. Die Si e Ju ge ndliche auf de gar andere ei ge tigen V er et, da ss en haben. gu ng ni ch t Ihrem sons zu w en ig hat. Es bedeut in ge n ge nu g um die Ohr an- die Entschä di gsgemäß jede r von un s nen Sprös sl is wäre so m de r er fa hr un vi el le ic ht mit den eige oh ne di es es Verständn ren, von n, obwohl Sie , denn erden begleite e unterstützen Erwachsenw Fa m ilie un d Freunde Si bar, dass Ihre sicherung Wir sind dank ch t m ög lich. ic h zu r Fachkräfte en t ni wes en tl ches Engagem ag. Sie tragen , un ei ge nn ützigen Beitr ewerbsfähig. ne n ge se ll sc haftlichen se re r R eg io n bei. en in no va tiv und wettb Sie leisten ei ichen Stärkun g un unsere Unter nehm ivation ist. d da m it de r wirtschaftl eten Fa ch kr äften bleiben ag Ih r A nt rieb, Ihre Mot un tergebild e Bei tr aus- und wei sellschaftlich Nur mit gut n, da ss ge nau dieser ge n Ihne aß- Wir wissen vo t ehrenwert! setzen die M IH R E W er te einstellung is ic ht ig st e P ro tagonist. Sie ka m m ern. Diese - n der w Handels in ge n un d A uszubildende da rd s de r In dustrie- und w or tu ng s- den Prüfl hen Stan aus vera nt lie be r P rü fe r, sind neben m it de n bu ndeseinheitlic be ur te il en , ist eine über ch se lb st . S ie Sie, un d im Einklang ir un d ge recht zu üc he , au ch an si stäbe - rechts si ch er n objektiv , fa istungsa ns pr e Qua t li tä P rü fu ngsteilnehmer ha be n Sie höhere Le si ch er n nachhaltig di Die Leistung vo n . Als Prü fe r tungen. S ie dafür, denn ra us fo rd er nde Aufgabe m pe ns ie re n Mehrbelas V ie le n he rz lichen Dank volle und he d ko alt. t, motiviert un Sachsen-Anh , einsatzberei zirk bzw. in es! sind flexibel wuchses im K am m er be rung unse re s La nd te na ch ft ss ic he ohne des Fach kr äf ag zur Z uk un Pausen und Ih re Le is tu ng, Ihr Beitr e od er 2. 19 0 Tage ohne rb il du ngen das ist er 6 Jahr K-Weite so ns t br äu chten Sie üb i IH K -B er ufen und IH allein, denn gang be ng! nd Sie nicht olventenjahr altige Leistu Zum Glück si k M ag de bu rg einen Abs ze Z ah l – und eine gew IHK-Bezir stol Schlaf, um im . Dies ist eine P rü fu ng en abzunehmen Berufsbildung ! von ca. 9.50 0 ir ke ns im Bereich der ten W Jahre beherz da nk e für die vielen achen. Lieber Prü fe r, un d bi tt en Sie, weiterzum nsinn Kraft und Ih re , Ihren Gemei Können, Ihre di ge n Ih re n Idealismus r fa ch li ch es Wir wür Zeit, Ih re geopferte or tu ng sv ol le Arbeit, Ih w l Ihre verant Danke für al he ! Liebe zur Sac t! r Engagemen Danke für Ih deburg Ihre IHK Mag ärz Wolfgang M hä ftsführer Klaus Olbrich t Hauptgesc Präsid en t 6 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
In dieser Zeit gilt absolutes Handyverbot Ein Prüfungstag beginnt stets mit einem gerüttelt Maß an Formalität. Es geht schließlich um den optimalen Abschluss einer dreieinhalbjährigen Ausbildung. Da müssen die Rahmenbedingungen stimmen. von KLAUS-PETER VOIGT Fotos (5): KlKaluaus-Peter Voigt A m Anfang steht eine kurzen Belehrung und die scheinbar rhetorische Frage, ob »In den vergangenen acht Jahren sich der Prüfling gesundheitlich in der Lage sieht, die kommenden Stunden zu konnten wir alle Lehrlinge, die es absolvieren. Die künftigen sechs Elektroniker in der Fachrichtung Betriebstechnik scheinen ruhig wollten, übernehmen. Für ein Jahr und gelassen. Eine junge Frau und fünf Herren in den Räumen der Lehrwerkstatt der Magdeburger bekommen alle erst einmal einen Verkehrsbetriebe (MVB) öffnen Ende Januar die- ses Jahres ihre dicken und versiegelten Umschlä- befristeten Arbeitsvertrag.« ge im A4-Format. Auf rund einem Dutzend Sei- ten finden sie detaillierte Aufgaben, die in Uwe Schlawin, Vorsitzender des Prüfungsausschusses DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 7
TITELTHEMA viereinhalb Stunden zu lösen sind. Der prakti- sche Teil ihrer Abschlussprüfung verlangt volle Konzentration, und in dieser Zeit gilt ein ab- solutes Handyverbot. Mitten aus dem Leben gegriffen »Bereits im Vorfeld haben alle eine Steuerung komplett aufgebaut, die sie heute so modifi- zieren sollen, damit sie als Herzstück eines Pa- ketförderers funktionieren kann«, erläutert Uwe Schlawin, der Vorsitzende des Prüfungsaus- schusses und in der MVB Chef der Abteilung Aus- und Weiterbildung. Das sei eine Aufga- be, die mitten aus dem Leben gegriffen ist. Laufrichtungen der Bänder und andere Vor- gaben müssten mit der Programmierung der Steuertechnik erfüllt werden. Es gelte außer- dem, einen Stromlaufplan zu zeichnen sowie für einen fiktiven Kunden Preise, Arbeitsstun- den und andere Details in einer nachvollzieh- baren Kostenplanung zusammenzufassen. Das Bastian Schrader, Darius Futterleib, Marcus Neumann, Saskia Gerber, Sven Heilmann und Jan Illiger notwendige Material für die technische Lösung (v.l.) zeigen stolz ihre Abschlusszeugnisse. holt sich jeder aus dem nahen Lager. Unter den strengen Augen der drei Prüfer gehen alle Azubis an die Arbeit. Wie gehen diese mit den Messgeräten um, halten sie ih- ren Arbeitsplatz sauber, welche Rolle spielt der Arbeitsschutz? Viele Details summieren sich letztendlich zur Abschlussbewertung. Uwe Schlawin gehört bei den MVB fast schon zum Inventar. Der 60-Jährige hat selbst seine Lehre als Elektromonteur im Unterneh- men absolviert. Selbst auszubilden hatte ihn schnell interessiert. Ein Fernstudium, das er als Ingenieurpädagoge abschloss, schuf die Grundlage für den Berufsweg als Ausbilder. Anfang der 1990er Jahre setzte sich Schlawin noch einmal auf die Schulbank, um sich not- wendiges Wissen in der Betriebswirtschafts- lehre anzueignen. Seit 2008 laufen bei ihm die Fäden für die Aus- und Weiterbildung des Nahverkehrsunternehmens zusammen, das sich, ohne Unterbrechung in der Wendezeit, stets um den eigenen Nachwuchs bemüht hat. Jan Illiger und Saskia Gerber arbeiten konzentriert an ihrer Prüfungsaufgabe. 50 eigene Lehrlinge Gegenwärtig lernen rund 50 eigene Lehrlinge, wollen unter anderem Fachlagerist, Fachkraft für den Fahrbetrieb, Kaufmann für Büroma- nagement oder IT-Systemtechniker werden. Weitere zehn kommen über eine Kooperati- onsvereinbarung mit den Städtischen Werken Magdeburg (SWM) regelmäßig in die Lehr- werkstatt. Dort erwerben sie fundierte Fertig- keiten in solchen Bereichen, die im eigenen Unternehmen nicht vermittelt werden kön- nen. Bei den MVB herrscht durchaus Bedarf an Fachkräften, vor allem im gewerblich-techni- schen Bereich. »In den vergangenen acht Jah- ren konnten wir alle Lehrlinge, die es wollten, übernehmen. Für ein Jahr bekommen alle erst einmal einen befristeten Arbeitsvertrag«, be- richtet Schlawin. Ihm liegt das Ausbildergen im Mit Hilfe dieser Platte können die wichtigsten Funktionen der Schaltung des Paketförderers getestet Blut. Als 1992 die IHK Prüfer suchte, werden. 8 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
nahm er die Herausforderung an. »Ich habe damals nur einen Moment überlegen müssen und schnell zugesagt. Das Ehrenamt macht mir zum einen Freude, auf der anderen Seite werden wir als Lehrbetrieb attraktiver. Über- haupt, inzwischen wirken alle unsere fünf Aus- bilder in einem Prüfungsausschuss mit«, zeigt sich Schlawin zufrieden. Für ihn bedeutet das Engagement mehr Aufwand, als es auf den ersten Blick scheint. Man müsse immer auf dem neusten Stand sein, Prüfungsaufgaben durchexerzieren, um Fehler auszuschließen. Dass man bei den MVB Räume für die Prü- fungen zur Verfügung stellt, hat inzwischen so etwas wie Normalität. Auch Vorbereitungs- kurse dafür werden angeboten. Eine Offerte, die durchaus auf Nachfrage stößt. Für Uwe Schlawin gehört die duale Ausbil- dung zu den unverzichtbaren Dingen. Die Ein- heit von Theorie und Praxis habe sich bewährt. Darauf sollte Deutschland stolz sein, dieses System keinesfalls aufweichen wie beim Meis- terzwang. Diese Qualifizierung dürfe keines- falls zur Disposition stehen. Mit ihr erfahren Berufe eine echte Aufwertung. Gelöste Stimmung Doch zurück zur diesjährigen Abschlussprü- fung Elektroniker. Zwei der Prüflinge packen schon vorzeitig ihre Sachen, haben ihre Auf- gaben anscheinend ohne Probleme gelöst. Das offizielle Ergebnis erfahren alle jedoch erst ei- nen Tag später. Und die Stimmung an diesem Morgen ist gelöst. Alle haben bestanden, er- halten ihr Abschlusszeugnis. »Ab Morgen seid ihr alle Facharbeiter und es geht ans Geldver- dienen. Die vergangenen Jahre sind wir gut miteinander ausgekommen, ich wünsche Euch viel Glück«, sagt Uwe Schlawin. Marcus Neumann strahlt über das ganze Gesicht. Wie seine Mitstreiter geht es heu- te erst einmal in die Personalabteilung, um den Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Künf- tig kümmert er sich um die Instandhaltung von Straßenbahnen bei den MVB. Die vielsei- tige Ausbildung habe ihn dafür fit gemacht, bringt er die zurückliegende Lehrzeit auf den Marcus Neumann (r.) und Prüfer Marcel Lücke im Gespräch Punkt. Seinen zweiten Berufsabschluss hat Jan Illiger in der Tasche. Mit dem ersten als Koch fand er keine Erfüllung und nahm den steinigen Weg einer weiteren Lehre auf sich. »Jetzt passt alles perfekt«, lautet sein kurzer Kommentar. Der künftige Arbeitsplatz bei den Städtischen Werken Magdeburg sei »toll«. In der Instandhaltung der Wärmetechnik geht es Wir planen kreuz und quer durch die Landeshauptstadt, Ihre neue um sich um dezentrale Heizhäuser ebenso wie Traumküche! um Blockheizkraftwerke oder Aufträge bei der Firmentochter, der Müllheizkraftwerk Rothen- MD- Küchen- HAI-END GmbH see GmbH, zu kümmern. Und Jan Illiger sieht Zum Handelshof 1a, 39108 Magdeburg Öffnungszeiten: Entwicklungschancen im neuen Beruf, will (Neues Schlachthofquartier, Liebknechtstraße) Tel. 0391 5067933 Mo - Fr: 9.15 - 18 Uhr weiterkommen und ohne Zögern neue, inte- www.md-kuechen.de Sa: 9.30 - 15 Uhr ressante Aufgaben absolvieren. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 9
TITELTHEMA Segen und »Fluch« der Prüfertätigkeit Lehrer sind gesetzte Mitglieder Ihre Schulen gehören zu den Schwergewichten in Sachsen-An- halt. Sagen Sie uns doch ein paar Details zu den Häusern. der IHK-Prüfungsausschüsse. Gabriele Lorenz: Unser Schwerpunkt liegt bei Wirtschafts- und Ver- waltungsberufen. Insgesamt lernen bei uns rund 1.800 junge Leu- Neben den Vertretern der te vor allem aus der Stadt Magdeburg und dem Umland. Wir tragen den Titel »Europaschule«, Schüler und Lehrer profitieren von Schul- Arbeitnehmer und Arbeitgeber partnerschaften mit drei Ländern, zu denen der regelmäßige Schü- ler- und Lehreraustausch dazugehört. gehören sie diesen Gremien Klaus-Dieter Ahrent: Im Harzkreis sind wir Teil eines Netzes von drei Berufsschulen, die sich jeweils auf bestimmte Angebote spezia- an. In der Praxis bringt das lisiert haben. Neben unserer Spezialstrecke Wirtschaft- und Verwal- tung prägt uns die Fachoberschule, die Schüler besuchen, welche die für berufsbildende Schulen Fachhochschulreife anstreben. Hand aufs Herz, verfluchen Sie manchmal den Aufwand, der erhebliche Belastungen mit Ihnen durch die Prüfungstätigkeit Ihrer Lehrer entsteht? Gabriele Lorenz: Ich sehe das als Segen und Fluch zugleich. Die Tä- sich. In ihnen muss während tigkeit von 24 Prüfern – und das sind nicht nur die der IHK – müssen unter einen Hut gebracht werden. Ohne Absprachen untereinander, der Prüfungszeit regelmäßig ohne Kompromisse auf beiden Seiten gelingt das kaum. In den letz- ten Jahren ist es uns gelungen, dass Lehrer für reine Aufsichtsaufga- ben bei einer schriftlichen Prüfung nicht mehr zum Einsatz kommen. der Stundenausfall durch die Klaus-Dieter Ahrent: Natürlich, die Probleme ähneln sich. In 18 Ausbildungsberufen wird an unseren beiden Standorten unterrich- ehrenamtliche Tätigkeit der tet, 18 Prüfer fordern ihr Recht. Bislang haben wir das immer ge- meistert, ohne an unsere Grenzen zu stoßen. Einfach war das je- Pädagogen kompensiert werden. doch keineswegs. Also bringt die Prüfertätigkeit nur Arbeit für die Schulleiter? Im Gespräch mit Klaus-Peter Klaus-Dieter Ahrent: Das wäre schlecht. Wir profitieren durchaus davon. Auf kurzem Weg kommen Informationen zu Pädagogen und Voigt berichten Gabriele Lorenz, Schülern gleichermaßen. Das so erzielte zusätzliche Wissen nutzt allen. Gabriele Lorenz: Ich plädiere ausdrücklich für ein solches Engage- Leiterin der Berufsbildenden ment. Auf der einen Seite lässt sich durch das Hintergrundwissen bei vielen Schülern die Prüfungsangst mindern. Zum anderen wissen die Schulen Magdeburg, Wirtschaft Lehrer, wie intensiv sie den Stoff vermitteln müssen, um die jungen Leute optimal auf den »großen Tag« vorzubereiten. Und, auch das und Verwaltung »Eike von spielt eine Rolle, bei neu entstehenden Berufen wie dem Kaufmann für Büromanagement sind wir frühzeitig über die Prüfungsprozesse Repgow«, und Klaus-Dieter informiert. Das halte ich für einen Mehrwert. Berufsbilder ändern sich oder kommen hinzu. Ahrent, Leiter der Berufsbildenden Wie sind Ihre Erfahrungen? Gabriele Lorenz: Ein Beispiel hatte ich schon genannt. Für ein wei- Schulen »Geschwister Scholl« teres haben wir als Schule im vergangenen Jahr Verantwortung über- nommen. Erstmals wird eine Klasse, zum Start mit lediglich drei Halberstadt, über ihre jungen Leuten, für den Beruf Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce unterrichtet. Der Online-Handel nimmt Fahrt auf, das erfordert ein Erfahrungen. Beide sind Mitglied Reagieren. Bereits jetzt haben wir einen Kollegen als Prüfer für die- sen Beruf gewonnen. Klaus-Dieter Ahrent: Dieses Beispiel belegt die Schwierigkeiten beim im Berufsbildungsausschuss Start in solche neuen Berufe. Dazu gehören auch ein wenig Mut und Durchhaltevermögen, denn eine Klasse soll schon zwischen 12 und der IHK Magdeburg. 15 Schülern haben, um zukunftsfähig aufgestellt zu sein. 10 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
»Wir profitieren durchaus davon. Auf kurzem Weg kommen Informationen zu Pädagogen und Schülern gleichermaßen.« Klaus-Dieter Ahrent über den Aufwand, der Lehrern durch die Prüfungstätigkeit entsteht Sie sind beide Mitglied im IHK-Berufsbildungsausschuss … Apropos Schulwege. Fahrtkosten zur Schule gehören Klaus-Dieter Ahrent: Auch wenn wir dort nur mit beratender Stim- für eine Reihe von Azubis zum Dauerthema. me sitzen, lässt sich in dem Gremium einiges bewegen. Es geht oft- Gabriele Lorenz: Gut, an unserer Schule spielt das kaum eine Rol- mals darum, gerade für schulische Dinge, Verständnis zu wecken. le. Für junge Leute mit weiterer Anreise bietet sich ein Wohnheim in Ich denke dabei an die Problematik der Klassenbildung, die erst mit der Nachbarschaft an. Ansonsten hielte ich es für klug, immer den Beginn eines Schuljahres zu leisten ist. Das kann eben auch einmal nächsten Schulstandort als Maßstab für Zuschüsse zu nehmen. Auf acht Wochen dauern, bis alles in die richtigen Bahnen gelenkt wurde. jeden Fall erscheint es mir wichtig, die Schüler bei ihren Fahrtkosten Und mir fällt noch ein Feld ein, auf dem Änderungen möglich wa- zu entlasten. Ein ordentliches Konzept muss kommen. Es wäre falsch, ren. Es gelang, eine intensive Auseinandersetzung mit neuen Rege- diese Verantwortung den Ausbildungsbetrieben zu überlassen, von lungen für Fachpraktikerausbildungen zu erreichen und somit auch denen manche solche zusätzlichen Aufwendungen problemlos, an- als Schulen Gehör zu finden, wenn es um Herausforderungen bei der dere gar nicht leisten könnten. Beschulung geht. Klaus-Dieter Ahrent: Da der Sitz des Ausbildungsbetriebs zählt, wenn Gabriele Lorenz: Mir geht es ähnlich wie meinem Kollegen. Ich bin es um die Zuordnung der Berufsschule geht, scheinen mitunter län- froh, dass es auf diese Weise gelingt, Probleme der Bildungseinrich- gere Wege zur Schule unvermeidbar. Gerade bei Ausbildungsberu- tungen auf diesem Weg den Betrieben näher zu bringen. fen mit geringer Entlohnung brauchen wir dringend eine Lösung. »Auf jeden Fall erscheint es mir wichtig, die Schüler bei ihren Fahrtkosten zu entlasten. Ein ordentliches Konzept muss kommen. Es wäre falsch, diese Verantwortung den Ausbildungsbetrieben zu überlassen.« Fotos: Klaus-Peter Voigt Gabriele Lorenz über das Dauerthema Fahrtkosten zur Schule DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 11
TITELTHEMA Lebenslanges Lernen als ein Baustein für beruflichen Erfolg von KLAUS-PETER VOIGT »I ch möchte den Azubis bei ihrer Prüfung ein wenig von ihrer verständlichen Angst nehmen«, versichert Jana Mayerhofer. Als Prüferin sitzt sie seit fünf Jahren künftigen Immobili- enkaufleuten gegenüber, will wissen über welche Kenntnisse und Fertigkeiten die jungen Leute verfügen. Mit ihren 27 Jahren kann sich die Mag- deburgerin nur allzu gut an den eigenen Abschluss der Ausbildung erinnern. Ihre exzellenten Noten als Prüfungsbeste be- deuten nicht, dass das ohne Herzklopfen abging, und Aufregung gehört an solchen Tagen wohl einfach dazu. Heute, nun auf der anderen Seite des Tisches, scheint das Verständnis für Lücken im Wissen oder Nervosität groß zu sein, doch am Ende zählt die Leistung. Nein, man sei nicht nur »nett«, auch wenn eine bewusst geschaf- fene, entspannte Atmosphäre bei der Prü- fung viel wert wäre. Die Immobilienkauffrau sieht lebenslan- ges Lernen als einen Baustein für den ei- genen beruflichen Erfolg. Als die IHK nach dem Ende der Lehrzeit anfragte, ob sie sich für das Ehrenamt Prüfer »erwärmen« könne, sah das Jana Mayerhofer als Chan- ce. Nach den ersten Einsätzen waren die Hoffnungen bestätigt. Die Mitstreiter im Ausschuss akzeptierten sie von Anfang an. Nach inzwischen fünf Jahren macht ihr die Tätigkeit nach wie vor »auf jeden Fall viel Spaß«. Und vor allem »wird man viel selbstbewusster«. Foto: Klaus-Peter Voigt Mit dem eigenen guten Zeugnis eröffnete sich zudem eine interessante Perspektive. Ein Weiterbildungsstipendium schaffte die Möglichkeiten, eine Reihe von Qualifizie- rungen zu absolvieren. In einem Kurs wur- den die Englisch-Kenntnisse aufgefrischt, es folgten ein Intensivtraining für Lern- »Ich möchte den Azubis bei ihrer und Arbeitsmethoden sowie eine Ausbil- dung zur Ausbilderin. Kern der eigenen Prüfung ein wenig von ihrer Zielplanung war jedoch die Weiterbildung zum Immobilienfachwirt. Den hat die en- verständlichen Angst nehmen.« gagierte Frau, die offensichtlich weiß, was sie will, nun auch in der Tasche. Jana Mayerhofer, Prüferin 12 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
350 Zahlen aus dem Bezirk der IHK Magdeburg Prüfungsausschüsse 9.500 Prüfungen im Jahr 2018 115.300 Prüfungen in den letzten zehn Jahren 1.370Prüferinnen und Prüfer sind aktiv DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 13
TITELTHEMA Gastronomie im Wandel von KLAUS-PETER VOIGT Foto: Klaus-Peter Voigt »Koch war mein Traumberuf. Den verdanke ich nicht zuletzt meiner Uroma Alwine, einer super Köchin, die mich immer für Produkte und Gerichte begeistert hat. Bei ihr lernte ich viel, durfte kochen und dabei Neues auspro- bieren.« Sascha Oldenburg gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von »Winchen« spricht. 14 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
N ach der Lehre im Barleber allein mit Aufwärmen und Fertig- Hotel Sachsen-Anhalt und kochen könnten die jungen Leu- einer dicken Eins auf dem te keine wirklichen Fähigkeiten er- Abschlusszeugnis ging er in meh- werben. »Sie müssen lernen, wie rere Hotelküchen, arbeitet unter eine Roulade gewickelt, ein or- anderem als Küchenmeister und dentlicher Soßenansatz zuberei- bildete selbst Azubis aus. Ein sol- tet wird«, erklärt der Haldensleber cher Wechsel nach der Lehre sei stets aufs Neue. kein Makel sondern unverzicht- bar, helfe, sich weiterzubilden, Er- Mangel an Grundkenntnissen fahrungen zu sammeln. Vor drei Beim Lesen mancher Prüfungs- Jahren wagte der heute 31-Jährige mappe spürt er den Mangel an den Schritt in die Selbstständig- solchen Grundkenntnissen und ist keit, baute eine Delikatessenpro- vor Überraschungen jedoch nicht duktion auf, die insgesamt rund gefeit. Vor einigen Jahren brachte 200 saisonale Spezialitäten offe- ihn der Blick in das Dokument ei- riert. Spargelmarmelade gehört ner Frau schier zum Zweifeln. Das ebenso dazu wie Stolle im Glas, Rezept für einen Schokokuchen Holundersenf oder Portweinbir- ließ die Erwartungen für den Tag nenaufstrich. der Prüfung in den Keller wan- dern. Es irrt der Mensch so lang VOX-Show »Game of Chefs« er strebt, heißt es schon in Goe- Inzwischen hat Sascha Olden- thes »Faust« und das spürte Ol- Altbewährtes burg den Hut für eine Kantine in denburg dann am eigenen Leib. der Innenstadt von Haldensleben »Es war das beste Dessert, das ich ebenso auf, wie für einen Cate- von einem Lehrling serviert be- mit ringservice und ein Hotel, das er kam«, räumt er unumwunden ein mit einem Partner betreibt. Täg- und gesteht, das Rezept heute lich verlassen seine Küche bis zu selbst zu verwenden. Solche Er- zeitgemäßen 500 Essen für Schulen der Region. lebnisse seien es, die das Ehrenamt Vielseitigkeit liegt ihm. Die Teil- als Prüfer reizvoll machen. nahme an mehr als 80 Kochwett- Elementen bewerben im In- und Ausland so- Unverzichtbares Handwerk wie an der VOX-Show »Game of Sein Wunsch für eine bessere Gas- Chefs« spricht für sich. Solche Ak- tronomie-Ausbildung in Sachsen- mischen tivitäten machen fit für den Be- Anhalt bestärkt die Erfahrungen ruf, schulen Auge und Geschmack. mit dem Nachwuchs. Die Zusam- menarbeit von Prüfern, Ausbil- Wie vor 100 Jahren dern, Lehrern und den zahlrei- Die Gastronomie sei im Wandel, chen Verbänden solle enger sein. darauf müsse man sich einstel- Er wünscht sich Lehrküchen, um len, Altbewährtes mit zeitgemä- an zentralen Orten praktische ßen Elementen mischen, sagt der Kenntnisse vermitteln zu kön- Mann, der regelmäßig auf seine nen. Das Zerlegen eines Rehs oder hervorragende eigene Lehre ver- Schweins könnte dort ebenso ge- weist. Und er übt in diesem Zu- lehrt werden wie das Backen bei- sammenhang Kritik an der Ausbil- spielsweise von Brot. Für ihn sind dung in vielen Häusern zwischen das unverzichtbare handwerkliche Arendsee und Zeitz: »Dort scheint Dinge, die gerade in kleinen Häu- mitunter die Zeit stehengeblieben sern oft auf der Strecke bleiben, zu sein. Da geht es zu wie vor 100 sehr zum Leidwesen des Gastge- Jahren, das Moderne wird einfach werbes. Vielleicht wäre das eine vergessen.« Der Koch spricht zu- Möglichkeit, bei jungen Leuten dem vom Fehlen eines soliden die Begeisterung für den Beruf Basiswissens bei den Lehrlingen. nachhaltig zu machen und die re- Sie prüft er seit 2008, als die IHK lativ hohe Quote an Durchfallern Magdeburg ihn in den Prüfungs- zu senken. »Dafür sind wir Ausbil- ausschuss für Köche berief. Man der und Prüfer, wir müssen sie je- spüre, wie sehr Convenience zum den Tag abholen und ihre Neugier Alltag geworden ist. Prinzipiell sei wecken«, klingt es fast ein wenig dies kein Problem, aber pathetisch. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 15
TITELTHEMA Beruf als Berufung von KLAUS-PETER VOIGT Foto: Klaus-Peter Voigt Für Jörg Krumm führte 1988 mit dem Studienabschluss der Weg nach Schönebeck. Der Berufsschullehrer für Maschinenbau fand Gefallen an der Binnenschifffahrt und blieb ihr bis heute treu. In Fächern wie Verkehrslehre, Elektrotechnik oder Radar steht er vor seinen Klassen. Als die IHK Anfang der 1990er Jahre Prüfer suchte, zögerte er keinen Moment. 16 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
S chönebeck an der Elbe Anfang der 1990er Jahre Prüfer hat eine lange Tradition suchte, zögerte er keinen Mo- bei der Ausbildung von ment. »Ein ,Nein‘ wollte ich nicht Binnenschiffern. Seit sagen, denn für mich ist der Be- fast 130 Jahren kom- ruf auch eine Berufung mit allen men junge Leute dorthin, um dazu gehörenden Facetten«, sagt theoretische aber auch praktische Krumm. Das ehrenamtliche En- Kenntnisse für ihren Beruf zu er- gagement erfordert erheblichen werben. 1957 konnten sie eine Aufwand. Bis zu acht Tage sind funkelnagelneue Schule in Besitz für die theoretischen und prakti- nehmen. Die einzige Bildungs- schen Zwischen- und Abschluss- stätte ihrer Art in der DDR hatte prüfungen im Verlauf des Jahres sich mit dem Neubau ordentlich notwendig. Teilweise gehen die aufgestellt. Bis zu 150 Schüler je jungen Leute für ihre Prüfung an Jahrgang absolvierten damals ei- Bord von Schiffen beispielsweise nen Teil ihrer Lehrzeit an der Be- des Wasserstraßen- und Schiff- triebsberufsschule der Binnenree- fahrtsamtes am Standort Nieg- derei, die auch für die künftigen Fachleute der »Weißen Flotte« zu- ständig war. Zudem gehörten Jun- »Ohne ripp. Andere Tests absolvieren sie in der kompletten Maschinenanla- ge mit Motor, Generator und an- gen und Mädchen, die ihre Lehre als Verkehrskaufmann in der Bran- che absolvierten, zu den Absol- Unterstützung deren Elementen, die die BBS für den Lehrbetrieb besitzt. venten der Schule. Zahl der Auszubildenden der Schulleitung Gemeinsame Prüfungsaufgaben in Duisburg und Schönebeck Ohne Unterstützung der Schullei- steigt langsam wieder an Nach der Wende – und mit der sinkenden Nachfrage – änder- wäre das tung wäre das enorme Pensum für den Lehrer kaum zu schaffen. Der lobt das Verständnis seiner Kolle- te sich das Profil der Ausbildung. Unter dem Dach der Berufsbilden- den Schule (BbS) Schönebeck wird enorme Pensum gen, die während der Prüfungen mit den geänderten Stundenplä- nen umgehen müssen. Für Jörg diese bis heute fortgeführt. Ihren exotischen Platz hat sie behaup- tet, ist neben Duisburg für Auszu- für den Lehrer Krumm gibt es, das liegt in der Besonderheit der Ausbildungsrich- tung, zudem noch weitere Auf- bildende zuständig, die Binnen- schiffer werden wollen. Die jungen Leute, ihre Zahl steigt langsam kaum zu gaben. Mit seiner Erfahrung ge- hört er zu den Experten, welche die gemeinsamen Prüfungsaufga- wieder an, stammen heute aus den neuen Bundesländern, Nie- dersachsen und Schleswig-Hol- schaffen.« ben für die Duisburger und Schö- nebecker Lehrlinge koordinieren. stein, kommen für zwölf Wochen Wasserstraßen kennen zum Blockunterricht in die Stadt keine Grenzen vor den Toren Magdeburgs. Außerdem ist sein Rat bei der Um- setzung einer EU-Richtlinie zur Mit dem Studienabschluss Anerkennung von Berufsqualifi- direkt nach Schönebeck kationen in der Binnenschifffahrt Der Weg von Fachbereichslei- in Deutschland gefragt. Zahlrei- ter Jörg Krumm führte 1988 mit che »politische Termine« sind dazu dem Studienabschluss direkt nach nötig. Bis 2022 soll das Werk in Schönebeck. Der ausgebildete Be- die richtige Form gegossen sein. rufsschullehrer für Maschinenbau »Wasserstraßen kennen keine fand Gefallen an der Binnenschiff- Grenzen, da brauchen wir europa- fahrt und blieb ihr bis heute treu. weit einheitliche Standards, damit In Fächern wie Verkehrslehre, unsere Absolventen auch künftig Elektrotechnik, Sprechfunk oder immer eine Handbreit Wasser un- Radar steht der Pädagoge vor sei- ter dem Kiel haben«, erklärt Jörg nen Klassen. Als die IHK Krumm. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 17
Stellenanzeige Ich, Azubi im 3. Lehrjahr, bin die Fachkraft, die in den nächsten Jahren in Ihrem Unternehmen den Nachwuchs bildet und mit neuen und innovativen Denkansätzen Altbewährtes in Frage stellt und Ihre Wettbewerbsfähigkeit sichert. Nebenbei bin ich das Elternteil der drei Kinder, die in die Grundschule in Ihrem Ort gehen werden und darüber hinaus ihre Zukunft hier in der Region sehen. Ich suche einen Prüfer (m/w/d) für das Abnehmen meiner IHK-Prüfung Zu Ihren Aufgaben wird es gehören: • im Berufungszeitraum von 2019 bis 2024 Großes zu vollbringen • eine verantwortungsvolle und spannende Tätigkeit auszuüben • hochmotivierten Nachwuchskräften den Startschuss ins Berufsleben zu geben • die regionale Wirtschaft zu stärken • gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen • Erfahrungen zu sammeln und Menschen kennenzulernen, die auch für Ihr eigenes Unternehmen wichtig sein können • Prüfungsinhalte auszugestalten • in einen regelmäßigen, geförderten Austausch mit anderen Fachleuten zu gehen • ein belastbares berufliches Netzwerk aufzubauen (auch zur privaten Nutzung) • kostenlose Schulungen und Fachseminare über neue Aus- und Fortbildungsinhalte zu bekommen Ich wünsche mir von Ihnen, dass … • Sie Freude am Prüfen haben, auch wenn es mal etwas länger dauert. • Sie einen Arbeitgeber haben, der gute Mitarbeiter an sich binden und noch besser machen möchte. • Sie ihre Ausbildung mit kaufmännischem oder gewerblich- technischem Hintergrund erfolgreich absolviert haben. • Ihre Sach- und Fachkompetenz fundiert ist. • Ihre Ausbildereignungsprüfung Spaß gemacht hat. • es Ihnen wichtig ist, freundlich und zielorientiert mit Menschen zu kommunizieren. • Verbindlichkeit Ihnen ein wesentliches Bedürfnis ist. • Sie vor persönlicher Weiterentwicklung nicht zurückschrecken. • Sie die persönliche Eignung und pädagogisches Gespür besitzen. Sie können sich vorstellen, mein Prüfer zu werden? Dann nehmen IHK-ANSPRECHPARTNER Sie Kontakt zur IHK auf. Den Bewerbungsantrag und Informationen Sebastian Patze finden Sie unter www.magdeburg.ihk.de (Dok-Nr. 3767836). Tel.: 0391/5693-438 patze@magdeburg.ihk.de 18 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
Foto: Yuliya Ochkan - stock.adobe.com DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 19
BIS DIE PRÜFUNG GESCHAFFT IST … Entscheidungen über Bestehen und Nichtbestehen der Prüfung. Anfertigung von Nieder schriften und Protokollen über den Ablauf der Prüfung. Dokumentation über die Bewertung von Prüfungsleistungen. Ermittlung von Prüfungsergebnissen. Erstellung von mündlichen Situationsaufgaben. Fachgespräche führen und beurteilen. Arbeitsproben, Projektarbeiten, Prüfstücke, Präsentationen und Dokumentationen bewerten. 20 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
Hier gibt es jede Menge zu tun! Prüfer sein, fordert heraus – die Aufgabenuhr eines IHK-Prüfers zeigt den typischen Ablauf eines normalen Prüfungszyklusses. Teilnahme an Sitzungen des Prüfungsausschusses. Entscheidungen über Zulassungen oder Nichtzulassungen in besonderen Fällen. Erstellung von schriftlichen Prüfungsaufgaben, sofern diese nicht überregional durch einen Aufgabenerstellungs- ausschuss erstellt wurden. Beschließen von Prüfungsaufgaben. Prüfungen beaufsichtigen. Korrektur von schriftlichen Prüfungsaufgaben. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 21
TITELTHEMA Ohne Prüfer geht es nicht Foto: IHK Magdeburg Eine schriftliche kaufmännische Prüfung in der Stadthalle Magdeburg Prüferehrenamt stärken – Berufliche Bildung sichern Hintergründe, Herausforderungen, Handlungsfelder 22 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
Stark dank Ehrenamt Ehrenamt festigen - Berufliche Bildung mehr als 150.000 Prüfer in über 30.000 Prü- Fach- und Führungskräften und sichern die be- stärken fungsausschüssen. Sie führen jährlich mehr als rufliche Zukunft der jungen Generation über Die Industrie- und Handelskammern bundes- 600.000 Zwischen- und Abschlussprüfungen regionale Grenzen hinweg. weit und der DIHK haben sich mit ihrer Strate- in der Ausbildung, mehr als 60.000 Prüfungen gie »Berufliche Bildung 2025« auf die Fahnen in der Höheren Berufsbildung und über 70.000 Prüfer übernehmen Verantwortung geschrieben, die Berufliche Bildung in Deutsch- Ausbildereignungsprüfungen durch. Prüfer übernehmen somit (auch soziale) Ver- land zu stärken und als gleichwertige Alterna- antwortung für die Erstausbildung der jungen tive zur hochschulischen Bildung in der Wahr- Prüfer erstellen Generation sowie die berufliche Entwicklung nehmung von Jugendlichen, Eltern, Lehrern auch Prüfungsaufgaben von Absolventen der Höheren Berufsbildung und Öffentlichkeit zu verankern. Rund 3.000 Prüfer arbeiten zudem ehrenamt- und zugleich für die Fachkräftesicherung in lich in den zentralen IHK-Aufgabenerstellungs- den Unternehmen. Prüfer oft im Schatten einrichtungen mit. Die von ihnen erstellten, Insgesamt gibt es mehr als 20 Millionen Men- bundeseinheitlichen Prüfungsaufgaben sind Prüfungsausschüsse sind schen in Deutschland, die sich in den unter- essentiell für die Qualität einer erfolgreichen paritätisch besetzt schiedlichsten Bereichen ehrenamtlich engagie- Aus- und Weiterbildung. Ein IHK-Prüfungsausschuss ist ein mit mindes- ren, sei es in Sportvereinen, bei der freiwilligen tens drei Prüfern paritätisch besetztes Gremi- Feuerwehr, in der Sozialarbeit oder in Initia- Prüfer sind Experten um. Jedes Mitglied hat mindestens einen Ver- tiven zur Integration von Geflüchteten. Vie- Prüfer sind fachliche Experten ihrer beruflichen treter. Die Mitglieder der Prüfungsausschüsse le dieser Tätigkeiten befinden sich im Fokus Domäne und zumeist als Ausbilder in Unter- werden von Arbeitgebern, Gewerkschaften und der öffentlichen Wahrnehmung. Im Schatten nehmen, als Berufsschullehrer oder Dozenten den Berufsschulen entsandt. der Aufmerksamkeit stehen hingegen häufig tätig. Sie sorgen dafür, dass genau das geprüft die zahlreichen ehrenamtlichen Prüfer, ohne wird, was in der Arbeitswelt relevant ist und Prüfer folgen Regeln die eine leistungsfähige Berufliche Bildung später im beruflichen Alltag gebraucht wird. Für die Umsetzung der Prüfungen sind die nicht denkbar wäre. Diese werden meist nur Prüfer bei den IHKs bringen über ihre hohe Ausbildungsordnungen der rund 250 IHK-Be- von Kennern der dualen Ausbildung und der fachliche Kompetenz hinaus persönliche, sozi- rufe sowie die Fortbildungsordnungen der rund Höheren Berufsbildung wahrgenommen und ale und methodische Kompetenzen mit. 100 bundesweit geltenden IHK-Fortbildungs- gewürdigt. abschlüsse von besonderer Bedeutung. Die in Prüfer sichern Qualität ihnen geregelte Struktur der Berufe sowie die Tausende Prüfer engagieren sich Mit ihrem Einsatz stärken Prüfer die bundes- vorgegebenen Prüfungsanforderungen und Derzeit engagieren sich allein bei den Indus- weit vergleichbare, hohe Qualität in den Prü- -inhalte bilden die Grundlage für die Arbeit trie- und Handelskammern (IHKs) ehrenamtlich fungen, fördern den Nachwuchs an versierten der Ausschüsse. Bauen mit System Schnell, wirtschaftlich und nachhaltig. GOLDBECK Nordost GmbH, Niederlassung Magdeburg DERAn MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND der Autobahn 3/19 OT Osterweddingen 3, 39171 Sülzetal, konzipieren bauen betreuen 23 Tel. +49 39205 641-3, magdeburg@goldbeck.de goldbeck.de
TITELTHEMA Prüfer beobachten und bewerten Komplexe und praxisrelevante Handlungssi- unter Fortzahlung der Bezüge für ihre ehren- Ein IHK-Prüfungsausschuss muss vor allem tuationen werden in den Prüfungen mithil- amtliche Tätigkeit als Prüfer frei. Von der IHK die schriftlichen Prüfungsleistungen der Prü- fe von berufstypischen wie auch betriebsüb- erhalten die Prüfer für die Dauer der Prüfung fungsteilnehmer bewerten, praktische Prü- lichen Mitteln und Unterlagen nachgebildet. eine Aufwandsentschädigung. Außerdem wer- fungen oder Präsentationen beobachten und den Fahrtkosten und weitere Auslagen erstat- bewerten, Prüfungsgespräche führen und ab- Prüfer werden von Betrieben und tet. schließend feststellen, ob die Prüfungsteilneh- Berufsschulen freigestellt mer die berufliche Handlungskompetenz er- Das Prüferehrenamt lebt von der Bereitschaft IHKs unterstützen Prüfer worben haben. der Unternehmen und Berufsschulen, Prüfer Die Industrie- und Handelskammer unterstützt von ihrer Tätigkeit in den Unternehmen für ihre Prüfer in fachlichen, rechtlichen und be- Prüfer sorgen für kompetente Fach- und die Prüfertätigkeit freizustellen. Der Freistel- rufspädagogischen Fragen. Wir bieten Prüfer- Führungskräfte lungsbedarf beträgt je nach Branche und Be- seminare an und sorgen dafür, dass die Prüfer Die Prüfungsformen und -instrumente ha- ruf zwischen vier und zehn Tagen pro Jahr. die Anforderungen an die fachliche und per- ben einen engen Berufs- und Praxisbezug. Die meisten Arbeitgeber stellen Mitarbeiter sönliche Eignung erfüllen. Foto: Daniel Ernst - stock.adobe.com Herausforderungen Berufliche Bildung unter Druck Hohe Erwartungen an IHK-Prüfungen auch für diejenigen attraktiver zu machen, die Der Druck auf die Berufliche Bildung steigt. Die Erwartungen an IHK-Prüfungen sind hoch. sich bislang eher für ein Studium interessier- Demografie und der ungebremste Trend zur Sie müssen so gestaltet sein, dass sie verläss- ten. Die Verankerung von Zusatzqualifikatio- Akademisierung lassen die Teilnehmerzahlen in liche, aussagekräftige und bundesweit ver- nen (ZQs) mit Bezug zu Industrie 4.0 und Di- der dualen Ausbildung tendenziell schrumpfen. gleichbare Ergebnisse liefern und die berufliche gitalisierung in den Ausbildungsordnungen Die Zahl der Studienanfänger ist in den ver- Handlungsfähigkeit der Prüfungsabsolventen gibt zudem den Betrieben neue, flexible und gangenen Jahren erheblich gestiegen und hat spiegeln. Sie müssen rechtssicher, zugleich aber attraktive Optionen für die berufliche Quali- mit rund einer halben Million inzwischen die praktikabel für die IHKs und die Prüfungsaus- fizierung. Gleichzeitig stellt diese Ergänzung der Ausbildungsanfänger erreicht. Aber auch schüsse sein. Jedoch sind die IHK-Prüfungen der Ausbildungsmöglichkeiten das prüfende die Zahl schulischer Ausbildungsgänge, zum in den vergangenen Jahren immer aufwändiger Ehrenamt vor neue Herausforderungen. Beispiel in Pflege und Gesundheit, ist gestie- geworden, insbesondere durch anspruchsvollere gen. So kommt es zu immer größeren Fach- Prüfungsverfahren und erhöhten Bewertungs- Digitale Prüfungsformen kräfteengpässen in den Betrieben. aufwand. Das führt trotz tendenziell sinkender auf dem Vormarsch Diese Entwicklung droht auch zu einer Hypo- Azubizahlen zu einer stetig steigenden zeitli- Die Digitalisierung macht vor IHK-Prüfungen thek bei der Gewinnung von Prüferinnen und chen Belastung für die ehrenamtlichen Prüfer. nicht halt. Bei der Prüfung der Ausbildereig- Prüfern zu werden. Nur wenn die gesellschaft- nung und in der Weiterbildung sind digitale liche Wertschätzung der Beruflichen Bildung Neue Chancen, aber auch mehr Aufwand Prüfungsformen schon im Einsatz. Auch bei insgesamt steigt, können motivierte und en- Die jüngste Teilnovellierung der industriellen der automatisierten Auswertung von Multi- gagierte Prüfer gehalten und neue gewon- Metall- und Elektroberufe und des Mechatro- ple-Choice-Aufgaben sind die IHKs und die nen werden. nikers birgt die Chance, die duale Ausbildung Aufgabenerstellungseinrichtungen auf 24 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
gutem Weg. Die künftige Umsetzung digita- ler Prüfungen in der dualen Ausbildung ist aufgrund von Einschränkungen in den Aus- bildungsordnungen sowie der hohen Zahl an Prüfungsteilnehmern bei gleichzeitiger Ori- »Wir entwickeln für Sie die DNA Ihres entierung an bundeseinheitlichen Terminen, Unternehmens: Aus Ihren Visionen Standards und Verfahren eine besondere Her- ausforderung, sowohl für das beteiligte Haupt- werden Strategien, die Organisations- als auch das Ehrenamt in den IHKs. form sowie die Menschen und Rollen.« Geringe Spielräume durch unzeitgemäße Vorschriften Historisch bedingte und nunmehr unzeitge- mäße, realitätsfremde gesetzliche Vorschrif- Ihr Unternehmen auf der nächsten ten im Berufsbildungsgesetz geben den ein- zelnen Mitgliedern der Prüfungsausschüsse nur geringe Spielräume. Das Prinzip einer unab- hängigen Einzelbewertung durch jeden Prü- fer verhindert bislang eine sinnvolle Arbeits- teilung innerhalb der Ausschüsse. Bei einem Erfolgsstufe! dauerhaften Ausfall von Prüfern müssten so- gar bereits abgeschlossene Teile einer Prüfung wiederholt werden, denn nach aktuellem Recht sind dann neue Prüfer zu benennen. Management Gewinnung von Aufgabenerstellern herausfordernd Beratung Die IHKs stehen obendrein vor der Heraus- forderung, geeignete Fachexperten zusätz- lich zu deren Prüfertätigkeit für die Erstellung von Prüfungsaufgaben bei den zentralen Auf- Compliance gabenerstellungseinrichtungen zu gewinnen. Beratung Freistellung von Mitarbeitern für Betriebe immer schwerer Neben steigendem zeitlichen Aufwand führen zunehmende Arbeitsverdichtung, Termindruck und ein sich verschärfender Fachkräftemangel Digitalisierung dazu, dass es Betrieben und Berufsschulen im- mer schwerer fällt, Mitarbeiter und Lehrer im und Big Data benötigten Umfang für die Prüfertätigkeit frei- zustellen. Das gilt besonders für kleinere Un- ternehmen mit wenigen Mitarbeitern. Motivationsfaktoren nicht Classic und sofort ersichtlich Cyber-Solutions Eine weitere hohe Hürde bei der Prüfergewin- nung: Potenziellen Prüfern fehlen häufig plau- sible Anreize, sich den Herausforderungen des Prüferehrenamtes zu stellen. So verspricht es Erfolgreich mit der Academy auf den ersten Blick mehr Prestige, sich etwa im sozialen Bereich zu engagieren als in der Projektmanagement Beruflichen Bildung. Das Image lautet häu- Coachings fig: Das Prüferehrenamt kostet viel Zeit, ist Workshops anstrengend und wird in der Öffentlichkeit zu Führungsausbildung wenig honoriert. Wichtige Motivationsfakto- ren wie das Knüpfen wertvoller Kontakte, das Eintreten für den eigenen Berufsstand oder die eigene Weiterbildung geraten potenziellen 0531 88 61 74 70 www.confiniti.de Prüfern dann aus dem Blick. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19 25
TITELTHEMA Handlungsfelder Wertschätzung des die Prüfungen praktikabel bleiben. Steigender Prüfungen auch in der dualen Ausbildung und Prüferehrenamtes erhöhen Aufwand ist nur dann gerechtfertigt, wenn da- der Höheren Berufsbildung, ist jedoch nur dann »Stark dank Ehrenamt«: Unter diesem Motto mit gleichzeitig die Aussagekraft der Prüfungs- möglich, wenn die bestehenden gesetzlichen will die IHK-Organisation Bekanntheitsgrad, ergebnisse steigt. Rahmenbedingungen angepasst werden. Aus- Wertschätzung und gesellschaftliches Anse- Nicht jedes Spezialwissen muss Eingang in wertungsverfahren wie die »Prüfer App« der hen des Prüfer-Ehrenamtes deutlich erhöhen. die Ausbildungsordnungen finden. Die Aus- DIHK-Bildungs-GmbH zeigen den Weg, wie bildungsbetriebe sind erfahren genug, be- Prüfungsaufgaben digital, schnell und gleich- Wird die Berufliche Bildung insgesamt mehr triebsspezifische Qualifikationen entlang der zeitig sicher bewertet werden können. Außer- geschätzt, steigt auch die Wertschätzung des Basisausbildung zu vermitteln. Wird nicht jede dem wird die IHK-Organisation ihren Online- prüfenden Ehrenamtes. Die IHK-Organisation »Spezialität« verordnet, kann das Ehrenamt so- Service für Prüfer bundesweit ausbauen, durch will daher gemeinsam mit den Partnern in der wohl in der Prüfungsaufgabenerstellung als Pilotprojekte begleiten und passgenau gestal- Allianz für Aus- und Weiterbildung dafür sor- auch bei der Durchführung von IHK-Prüfun- ten. Dadurch können Prozesse und Unterlagen gen, dass die Berufliche Bildung attraktiver für gen entlastet werden. für Prüfungsvorbereitung und -durchführung junge Menschen und deren Eltern wird und Ein weiterer Weg zur Prüferentlastung wäre der harmonisiert werden. Prüfer werden entlastet, mehr Ausbildungsplätze besetzt werden kön- verstärkte Einsatz von maschinell auswertba- wenn sie auf ein zentrales IHK-Portal zurück- nen. Die Berufsorientierung an den Gymnasi- ren schriftlichen Prüfungsaufgaben. greifen, das alle für sie relevanten Informati- en spielt hier eine entscheidende Rolle. Sie darf Mit Blick auf den Prüfungsaufwand, aber auch onen und Serviceleistungen bereithält – bis nicht einseitig in Richtung Hochschule lenken, den Nutzen für Auszubildende und Betriebe, hin zur schnellen und papierlosen Prüferab- sondern muss mit Vorurteilen aufräumen und wird die IHK-Organisation die Entwicklung und rechnung. die vielfältigen Arbeitsmarktchancen sowie die das Angebot von Zusatzqualifikationen (ZQs) guten Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten für die Ausbildung verfolgen. Rechtliche und organisatorische nach einer Beruflichen Bildung aufzeigen. Rahmenbedingungen verbessern Chancen der Digitalisierung nutzen DIHK und IHK-Organisation werden sich bei Prüfungen praktikabel halten – IHKs und Aufgabenerstellungseinrichtungen der anstehenden Novellierung des Berufsbil- Aufwand reduzieren wollen das Angebot an digitalen Prüfungen dungsgesetzes dafür einsetzen, einengen- Die IHK-Organisation setzt sich dafür ein, kontinuierlich erweitern und damit Effizi- de Rahmenbedingungen für die Mitglieder dass nach der Modernisierung von Ausbil- enzsteigerungen und Entlastungen für Prü- der Prüfungsausschüsse zu verbessern. Ziel dungsberufen und Fortbildungsabschlüssen fer schaffen. Das Durchführen elektronischer ist es vor allem, die abschließende Foto: Photographee.eu - stock.adobe.com 26 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 3/19
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