Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger

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Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
Nr. 129 I Oktober 2019   - Schutzgebühr   2,00 €

                                           Der Raubwürger:
                     Verlieren wir unseren Wappenvogel?

 GNOR Herbsttagung (Seite 4)
 Neu Artenhilfskonzept für die Haubenlerche (Seite 13)
 Neu Kiebitzschutz in Rheinland-Pfalz (Seite 15)
 Raubwürger in Rheinland-Pfalz weiter im Sinkflug (Seite 18)
 2019 - das Jahr nach dem „Jahrtausendsommer“ 2018: Auswirkungen und
 Spätfolgen für den Amphibienbestand (Seite 23)
 Reptilien im Klimawandel - Beobachtungen aus der Vorder- und Südpfalz
 (Seite 29)

 Raubwürger-Vorkommen durch Windkraftplanungen bedroht (Seite 36)
 Folgt auf den stummen Frühling der stille Sommer? (Seite 40)
 Plastik auf Feldern gefährdet Störche und andere Vogelarten (Seite 42)
 Sommertrockenheit 2018 - eine klima-historische Kurzbetrachtung (Seite 49)
    GNOR Info 129                                                             1
Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
Vorwort

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen
und Freunde der GNOR,

mit dem GNOR-Info Nr. 129 laden wir zur Herbst-
tagung und Mitgliederversammlung am 30. No-
vember ein. Es sind wichtige Weichenstellungen
vorzunehmen.

Einerseits ist die GNOR sehr gut aufgestellt. Die
Stelle des Geschäftsführers ist ab November neu
besetzt, sodass die Mannschaft der Landesge-
schäftsstelle wieder vollzählig ist. Überhaupt sind
wir mit der Personalausstattung der Geschäftsstel-               giebigkeit, nicht nachzulassen und Veränderungen
len einschließlich des NaturErlebnisZentrums                     zu erzwingen. Das ist gut so!
glücklich: Wir haben top Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Hinzu kommt mit dem Vogelmonito-                    Wir, die GNOR, schließen uns dem an. Besserer
ring ein hoffentlich langfristiges Projekt zum Tra-              Naturschutz ist Teil dieser „Bewegung für Nachhal-
gen; gleiches gilt für den Kiebitzschutz. Weitere                tigkeit“. Ändern brauchen wir uns nicht, höchstens
Projekte sind zumindest in Aussicht. Bei allen die-              noch initiativer, noch frecher, noch eindeutiger
sen Aufgaben ist eine gute Balance zwischen eh-                  werden.
renamtlichem Engagement und hauptamtlicher
                                                                 Die Artikel in diesem Heft leisten dazu einen Bei-
Unterstützung gefunden, meine ich (ohne dass
                                                                 trag. Ich wünsche beim Lesen nicht nur gute Un-
Verbesserungen ausgeschlossen wären!).
                                                                 terhaltung und viel Vergnügen, sondern auch Ge-
Zum anderen muss der Vorstand neu gewählt                        nugtuung und Ansporn gleichermaßen.
werden. Angesichts des Arbeitsumfangs wollen
                                                                 Mit naturfreundlichen Grüßen
wir satzungsrechtlich die Möglichkeit einer Dop-
pelspitze eröffnen. Wir hoffen inständig, dass sich              Ihr Heinz HESPING
Kandidatinnen und Kandidaten dafür zur Verfü-                    Vorsitzender GNOR
gung stellen.

Und politisch? Die Lage war noch nie so gut! Ich
weiß, diese Aussage ruft bei einigen von uns
Schüttelfrost hervor. Angesichts des Artensterbens
und der Klimakrise sehr verständlich. Aber wie es
im Leben so ist: Es müssen manchmal Katastro-
phen eintreten, bevor sich etwas zum Besseren
wendet. Wer einige Male an den Freitags-Demos
der Jugendlichen teilgenommen hat, spürt einen
unglaublich starken Willen, eine strikte Unnach-

Ein Hinweis in eigener Sache ...

Für die Veröffentlichung der Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr; mit der Abgabe des Manuskripts versichern die Autor-
innen und Autoren, dass sie über die urheberrechtlichen Nutzungsrechte verfügen und der Beitrag (einschl. des Bild- und Gra-
fikmaterials) keine Rechte Dritter verletzt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion
oder der GNOR übereinstimmen. Wir begrüßen es aber, wenn uns persönliche Einschätzungen zu Problemen, Projekten oder
bestimmten Begebenheiten in sachlicher Form mitgeteilt werden. Wir sehen dies auch als Anregung, eine Diskussion anzusto-
ßen bzw. diese weiterzuführen. Alle veröffentlichten Beiträge in dieser GNOR-Info sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck
nur mit Quellenangabe und schriftlicher Genehmigung der Redaktion.

2                                                                                                         GNOR Info 129
Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
Inhaltsverzeichnis                                                                               IMPRESSUM

2       Vorwort
                                                                                            Gesellschaft für Natur-
3       Inhaltsverzeichnis                                                                 schutz und Ornithologie
                                                                                             Rheinland-Pfalz e. V.
4       GNOR Herbsttagung - Tagungsprogramm
                                                                                                   (GNOR)
                                                                                           (Anerkannter Naturschutzverband)
        GNOR Intern
6       Aus dem Vorstand
8       Aus der Landesgeschäftsstelle                                                        Landesgeschäftsstelle
                                                                                                 Osteinstraße 7-9
        Projekte                                                                                    55118 Mainz
10      Vogelmonitoring in Rheinland-Pfalz - Brutsaison 2019                                   Tel.: 06131 - 671480
13      Neu: Artenhilfskonzept für die Haubenlerche - Wo sind noch Vor-                        Fax: 06131 - 671481
        kommen?                                                                               Email: mainz@gnor.de
15      Neu: Kiebitzschutz in Rheinland-Pfalz

        Arbeitskreise                                                                            Neue Anschrift!
18      AK Avifauna                                                                           Geschäftsstelle Süd
22      AK Haselhuhn                                                                           Blücherstraße 12
23      AK Herpetofauna                                                                      67663 Kaiserslautern
                                                                                            Tel.: 0631 - 310 90 224
        Naturschutz                                                                        Email: gnor-sued@gnor.de
32      Kommentar: Luftverkehr eine Quelle der Feinstaubbelastung
33      Kommentar: Luftverkehr: Ablasshandel für gutes Gewissen
34      Von Kiebitz, Klöckner und Kassandra - Brutvogelsterben in der                           Geschäftskonten
        rheinland-pfälzischen Ackerlandschaft                                               Postbank Ludwigshafen
                                                                                          IBAN: DE40 5451 0067 0047
36      Raubwürger-Vorkommen durch Windkraftplanungen bedroht
                                                                                                   5146 77
40      Folgt auf den stummen Frühling der stille Sommer?                                       BIC: PBNKDEFF

42      Plastik auf Feldern gefährdet Störche und andere Vogelarten                             Sparkasse Mainz
                                                                                          IBAN: DE65 5505 0120 0000
45      Wald und Klimaschutz                                                                       0133 00
47      Deutschlands ältestes Naturschutzgebiet liegt in Rheinland-Pfalz                     BIC: MALADE51MNZ

49      Sommertrockenheit 2018 - eine klima-historische Kurzbetrach-
                                                                                                 Spendenkonto
        tung
                                                                                                Sparkasse Mainz
        Nachtrag                                                                          IBAN: DE03 5505 0120 0000
                                                                                                   0117 00
51      AK Heuschrecken: Von Gottesanbeterinnen und -betern
                                                                                             BIC: MALADE51MNZ
52      Bücherschau

                                                                                                    Redaktion
                                                                                            Holger Schanz -sc- (verant-
                                                                                           wortlich, Layout), c-sign (Um-
                                                                                          schlagsgestaltung), Heinz He-
Titelfoto                                                                                 sping -he-, Dr. Peter Keller -pk-
Vorderseite: Der Raubwürger (Lanius excubitor) ist Wappenvogel der GNOR und steht in
Rheinland-Pfalz kurz vor dem Aussterben. Das Foto zeigt einen Altvogel in einem (inzwi-
schen) ehemaligen traditionellen Winterrevier in der Eifel. NSG „Ulmener                  Die GNOR ist nicht verantwortlich
Jungferweiher“, 13.3.2018 / Foto: Christian DIETZEN                                         für die Inhalte namentlich ge-
Rückseite: Bienenfresser (Merops apiaster) / Fotos: Mathias SCHÄF                               kennzeichneter Artikel.

GNOR Info 129                                                                                                                 3
Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
GNOR Herbsttagung

                                                  Avifauna-Tag an der TH Bingen am 3.3.2018 / Foto: Holger SCHANZ

GNOR-Herbsttagung
am Samstag, den 30.11.2019, Naturhistorischen Museum Mainz, Reichsklarastr. 1 / Mitternacht, 55116
Mainz

Programm (Zeiten einschließlich Diskussion, Än-       14:00 Mitgliederversammlung der GNOR
derungen vorbehalten)                                           • Bericht des Vorstands

09:15 Ankommen                                                  • Berichte der Geschäftsstellen

09:30 Begrüßung mit politischem Grußwort                        • Bericht zur Kassenprüfung
      Heinz HESPING, Vorsitzender der GNOR                      • Entlastung des Vorstands
       Grußworte                                                • Satzungsänderung (s. a. Abdruck der
                                                                  Änderungen in diesem Heft, Seite 6)
10:15 „Aktion Grün“ und die GNOR: Vogel-                        • Wahlen zum Vorstand der GNOR
      monitoring und Artenschutzprojekte                        • Wahlen zum Beirat der GNOR
       Dr. Christian DIETZEN, GNOR                              • Bericht der Stiftung proNATUR Rhein-
10:45 Erfahrungen aus dem Kiebitzschutzpro-                        land-Pfalz
      jekt in Hessen                                            • Ehrungen/Danksagungen
       Gerd B AUSCHMANN , Staatliche Vogel-                     • Sonstiges
       schutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz        16:00 Ausklang der Tagung
       und Saarland
11:15 Kaffee- und Teepause
                                                      Organisatorisches
11:45 Das BFN-Projekt „Feldhamsterland“
      und seine Umsetzung in Rheinland-               Eine verbindliche Anmeldung zur Tagung ist nicht
      Pfalz                                           erforderlich. Aus organisatorischen Gründen wird
       Anne SCHRÖER, Stiftung Natur und Umwelt        dieses Mal keine Tagungsverpflegung angebo-
       Rheinland-Pfalz                                ten. Wir bitten um Ihr Verständnis. In der Umge-
                                                      bung des Museums finden Sie zahlreiche Mög-
12:15 Mittagspause
                                                      lichkeiten mit Imbiss- und Mittagstischangeboten.

4                                                                                             GNOR Info 129
Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
GNOR Herbsttagung

Tagungseingang:                                       Binger Str., Kaiserstr.) quer durch die Innenstadt
                                                      bis zum Rhein. Hier biegen Sie rechts (in südlicher
           Google-Plus-Code: „273C+J9 Mainz“          Richtung) in die Rheinallee/Peter-Altmeier-Allee,
           oder unter folgendem Link auf Google       dann rechts in die Große Bleiche, an der 1. Am-
           Maps https://goo.gl/maps/dwLV-             pelkreuzung links in die Flachsmarktstraße und
           m6yohEASK1iZ8                              sofort wieder links in die Petersstraße/Mitternacht.
Anfahrt mit dem ÖPNV:                                 Wenn Sie über die Autobahn A 60 aus Richtung
Vom Hauptbahnhof Mainz erreichen Sie das Na-          Darmstadt/Rüsselsheim kommen, verlassen Sie
turhistorische Museum mit den Buslinien 64 (Rich-     diese unmittelbar nach der Rheinbrücke (Ausfahrt
tung Laubenheim), 65 (Richtung Weisenau) sowie        Mainz-Laubenheim/Innenstadt) und folgen dem
6 und 6a (Richtung Wiesbaden) bis Haltestelle         Rheinufer (Wormser Str./Weisenauer Str./ Rhein-
Bauhofstraße/Rheinland-Pfalz-Bank. Zu Fuß errei-      str.) Dies gilt auch für die Anfahrt aus Richtung
chen Sie das Museum vom Bahnhof aus in etwa           Worms (B 9). Auf Höhe der Rheingoldhalle bie-
15 Minuten (1,1 Km).                                  gen Sie links in die Quintinsstraße. Sie folgen der
                                                      Hauptrichtung (Schusterstr., Flachsmarktstr.). Fast
Anfahrt mit dem Auto:                                 am Ende der Flachsmarktstraße, kurz vor der gro-
Wenn Sie über die Autobahn aus Richtung Alzey         ßen Kreuzung an der Großen Bleiche, biegen Sie
(A 63), Bingen (A 60) oder Wiesbaden/Frankfurt        rechts in die Petersstraße ein.
(A 66, 643, 60) anreisen, dann verlassen Sie den
                                                      Zum Parken benutzen Sie bitte die umliegenden
Mainzer Ring an der Ausfahrt Mainz - Finthen/In-
                                                      Parkhäuser (s. a. pmg-mainz.de bzw. Karte)
nenstadt. Folgen Sie der Vorfahrtsstraße (Saarstr.,

GNOR Info 129                                                                                            5
Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
GNOR Intern

Aus dem Vorstand
Michael Schmolz hat eine neue Aufga-
be an der Vogelschutzwarte Garmisch-
Partenkirchen gefunden

Unser Geschäftsführer Michael Schmolz hat, nach
einer kurzfristigen Stellenzusage, eine für einen
Ornithologen kaum abzulehnende neue Heraus-
forderung an der Vogelschutzwarte in Garmisch-
Partenkirchen gefunden. Diese hat er zum 1. Juli
angetreten. Für Michael freut uns dies natürlich
sehr und wir wünschen ihm viel Erfolg.
                                                        und nicht zuletzt hat er sich einen mittlerweile
Für uns bringt dies nun Veränderungen und eben-         ausgezeichneten Ruf als Ornithologe erworben.
so neue Herausforderungen mit sich, denen wir           Wir möchten uns an dieser Stelle daher nochmals
uns stellen werden. Michael hat in den über zehn        ganz herzlich für seine Arbeit bedanken. Wir wün-
Jahren seiner Tätigkeit sehr engagiert für die          schen ihm viel Erfolg bei seiner neuen Aufgabe.
GNOR und den Naturschutz in Rheinland-Pfalz             Der Naturschutz braucht gute Leute, an welcher
gearbeitet, auch über die „normale“ Tätigkeit eines     Stelle auch immer!
Arbeitnehmers hinaus. Er hat viele, auch neue Ak-
zente gesetzt, und konnte zu einer Reihe von Pro-                                              Heinz HESPING
                                                                                 für den Vorstand der GNOR
jekten und Vorhaben Entscheidendes beitragen;

Satzungsänderung

Die Entwicklungen in der heutigen Zeit machen es notwendig, dass auch wir unsere Strukturen im Verein
anpassen müssen. So wird es immer schwieriger die einzelnen Vereinsorgane zu besetzen. Um uns hier für
die Zukunft besser aufzustellen, möchten wir unsere Satzung dahingehend ändern, dass wir uns die Mög-
lichkeit einer Doppelspitze eröffnen und die Referentenstellen nicht zwangsläufig besetzt werden müssen. In
diesem Zuge möchten wir auch den Begriff „Vorsitzenden“ in einen bei Gesellschaften üblicherweise be-
zeichneten „Präsidenten“ umwandeln.

Vorschlag für eine Satzungsänderung                        dieses Ziel auf wissenschaftlicher Grundlage
                                                           ausschließlich und unmittelbar in gemeinnützi-
Dargestellt werden im Folgenden nur die Absätze
                                                           ger Form im Sinne des Abschnitts "Steuerbe-
mit Änderungen; Änderungen und Einfügungen
                                                           günstigte Zwecke" der Abgabenordnung.
sind mit Unterstreichungen gekennzeichnet:
                                                        Neue Version:
§ 2 Zweck

Bisherige Version:                                      § 2 Zweck

§ 2 Zweck                                               a. Der Verein bezweckt die Förderung von Natur-
                                                           schutz und Landschaftspflege im Sinne des
a. Der Verein bezweckt die Förderung von Natur-            Bundesnaturschutzgesetzes und des Landesna-
   schutz und Landschaftspflege im Sinne des               turschutzgesetzes sowie die Förderung der Er-
   Bundesnaturschutzgesetzes und des Landes-               forschung der Tier- und Pflanzenwelt in Rhein-
   pflegegesetzes sowie die Förderung der Erfor-           land-Pfalz und den Nachbargebieten. Schwer-
   schung der Tier- und Pflanzenwelt in Rheinland-         punkt der Arbeit ist der Arten- und Biotop-
   Pfalz und den Nachbargebieten. Er erstrebt              schutz in allen Landesteilen. Er erstrebt dieses

6                                                                                         GNOR Info 129
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  Ziel auf wissenschaftlicher Grundlage aus-            a. Der Verein wird von einem Gesamtvorstand (im
  schließlich und unmittelbar in gemeinnütziger            Folgenden: "Vorstand") geleitet, dem ein Beirat
  Form im Sinne des Abschnitts "Steuerbegüns-              beratend zur Seite steht.
  tigte Zwecke" der Abgabenordnung.
                                                        Der Vorstand besteht aus
§ 6 Leitung
                                                        1. bis zu zwei Präsidenten (m/w/d)
Bisherige Version:                                      2. einem Vizepräsidenten (m/w/d)

§ 6 Leitung                                             3. dem Schatzmeister (m/w/d)

                                                        4. und bis zu vier Referenten (m/w/d)
a. Der Verein wird von einem Gesamtvorstand (im
   Folgenden: "Vorstand") geleitet, dem ein Beirat      Vorstand im Sinne von § 26 II BGB sind die Präsi-
   beratend zur Seite steht.                            denten, der Vizepräsident und der Schatzmeister.
                                                        Jeweils zwei Vorstandsmitglieder im Sinne von §
Der Vorstand besteht aus                                26 II BGB sind gemeinsam vertretungsberechtigt.
1. dem Vorsitzenden,                                    Die Vertretungsvollmacht des Vorstandes i. S. v. §
                                                        26 BGB wird gem. § 26 II S. 2 BGB mit Wirkung
2. dem stellvertretenden Vorsitzenden,
                                                        gegen Dritte dahin beschränkt, dass Angelegen-
3. dem Schatzmeister                                    heiten, durch die der Verein zu einer Leistung
                                                        von 5.000 € und mehr verpflichtet wird, des aus-
4. und vier Referenten.
                                                        drücklichen mehrheitlichen Beschlusses des Ge-
Vorstand im Sinne von § 26 II BGB sind der Vorsit-      samtvorstandes bedürfen. Der Beschluss ist im
zende, der stellvertretende Vorsitzende und der         Zweifel durch das schriftliche Protokoll der zu
Schatzmeister. Jeweils zwei Vorstandsmitglieder         Grunde liegenden Vorstandssitzung nachzuwei-
im Sinne von § 26 II BGB sind gemeinsam vertre-         sen.
tungsberechtigt. Die Vertretungsvollmacht des
Vorstandes i. S. v. § 26 BGB wird gem. § 26 II S. 2     An weiteren Stellen der Satzung:
BGB mit Wirkung gegen Dritte dahin beschränkt,
                                                        Neue Version:
dass Angelegenheiten, durch die der Verein zu
einer Leistung von 5.000 € und mehr verpflichtet        Der Begriff „Vorsitzende“ wird immer durch „Präsi-
wird, des ausdrücklichen mehrheitlichen Beschlus-       dent“ ersetzt!
ses des Gesamtvorstandes bedürfen. Der Be-
schluss ist im Zweifel durch das schriftliche Proto-    Über die Satzungsänderung wird während der
koll der zu Grunde liegenden Vorstandssitzung           Mitgliederversammlung im Rahmen unserer
nachzuweisen.                                           Herbsttagung am Samstag, den 30.11.2019 bera-
                                                        ten und beschlossen. Wir hoffen auf eine rege
Neue Version                                            Teilnahme.
§ 6 Leitung                                                                                   Dr. Peter KELLER

           Die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) trauert um

                                         Michael Höllgärtner.

 Der Verstorbene war in verschiedenen Gremien unseres Naturschutzverbandes tätig und leitete den Ar-
   beitskreis „Wachtelkönig“. Innerhalb und außerhalb unseres Verbandes war Michael Höllgärtner als
  weithin anerkannter Experte für Natur und Umwelt bekannt und geschätzt. Wir verlieren mit ihm einen
                              engagierten Streiter für den Schutz der Natur.

                                                 Heinz HESPING
                                  für den Vorstand und den Beirat der GNOR

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Aus der Landesgeschäfts-
stelle
Neue Gesichter im FÖJ
der GNOR

                                   Ich heiße Chloé Folacher, ich      habe ich den schulischen Teil
                                   komme aus Bourg-en-Bresse, in      der Fachhochschulreife abge-
                                   der Nähe von Lyon, in Frank-       legt. Ich wusste, dass ich nach
                                   reich. Ich bin 21 Jahre alt und    der Schule erst mal was ande-
                                   ich lege in meinem Ingenieu-       res machen wollte und so kam
                                   rinnen-Studium zu Umwelt- und      ich auf ein FÖJ. Da ich von klein
Mein Name ist Lisa Löbel und       Agrarwissenschaften ein Pau-       auf in der Natur und in der
ich bin 18 Jahre alt. Ich habe     sen-Jahr ein, um Erfahrung zu      Landwirtschaft großgeworden
Anfang 2019 mein Abitur be-        sammeln und meine Sprach-          bin, ist mir die Natur und die
standen und wollte danach erst     kenntnisse zu verbessern.          Arbeit im Freien sehr wichtig.
mal eine praktische Tätigkeit                                         Erst hatte mein Großvater einen
                                   Meine Wahl der Einsatzstelle       landwirtschaftlichen Betrieb,
machen, bevor ich eventuell
                                   bei der GNOR ist eine Heraus-      welchen mein Onkel übernahm.
studiere. Da ich mich schon
                                   forderung, weil mein Studium       Ich kam schnell zur GNOR und
lange für die Natur und den
                                   sehr theoretisch ist und ich       nach ein paar Artikeln auf der
Umweltschutz interessiere und
                                   draußen die praktische Arbeit      Webseite wusste ich: Da will ich
eine Freundin von mir ein frei-
                                   entdecken möchte. Was mir bei      hin! Außerdem sammelt man
williges ökologisches Jahr ge-
                                   der GNOR gefällt ist, dass wir     sehr viel nützliche Erfahrung,
macht hat, habe ich mich auch
                                   hier sehr verschiedene Aufga-      welche einem auch im Privaten
schnell dazu entschlossen. Ich
                                   ben haben.                         weiterhelfen. Jetzt freue ich
habe mich für die GNOR ent-
schieden, da ich hier abwechs-                                        mich auf das eine Jahr und vor
                                   Ich hoffe, dass mir dieses Jahr
lungsreiche Aufgaben habe                                             allem die Arbeit in der Natur
                                   die Gelegenheit gibt, naturalis-
und sowohl draußen in der Na-                                         mit den Maschinen und den
                                   tische Kenntnisse zu erwerben
tur als auch im Büro arbeite. So                                      Tieren.
                                   und die deutsche Kultur besser
bekomme ich einen Einblick ins     kennenzulernen. Ich freue mich                    Frederik WALCZUCH
Berufsleben und kann gleich-       auf dieses Jahr!
zeitig etwas Gutes tun. Auch in
meiner Freizeit bin ich gerne                       Chloé FOLACHER
draußen und treffe mich mit
Freunden im Park oder am           Mein Name ist Frederik Walc-
Rhein. Ich freue mich auf das      zuch. Ich bin 19 Jahre alt und
kommende Jahr und bin ge-          ich komme aus Nackenheim bei
spannt, welche Erfahrungen         Mainz. Ich bin ehrenamtlich in
und Eindrücke ich sammeln          meiner Gemeinde tätig und
kann.                              dort auch Teil des Konfirman-
                                   den-Teams. Dieses Jahr (2019)
                      Lisa LÖBEL

8                                                                                    GNOR Info 129
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Mitgliedsbeitrag und SEPA-Lastschrift                SEPA-Basis-Lastschrift einziehen. Achten Sie bitte
                                                     auf eine ausreichende Deckung Ihres Kontos. Sie
Der Mitgliedsbeitrag beträgt derzeit 50,00 Euro      erkennen unsere Beitragseinzüge auch an unserer
pro Jahr (Ermäßigt: 30,00 Euro pro Jahr, für Ler-    Gläubiger-Identifikationsnummer (DE41ZZ-
nende, Studierende und Arbeitslosengeld-II-Emp-      Z00000233195) und an Ihrer persönlichen soge-
fangende bzw. bei Bezug von Grundsicherungs-         nannten Mandatsreferenz.
leistungen, z. B. bei Erwerbsminderung oder im
Alter; Zur Berücksichtigung einer Ermäßigung ist     Bitte denken Sie auch daran, bei einer eventuellen
eine aktuelle Bescheinigung bis zum 31.1.2020        Änderung Ihrer Anschrift bzw. der Kontaktdaten
vorzulegen. Wir bitten um Ihr Verständnis).          oder Ihrer Bankverbindung uns diese rechtzeitig
                                                     mitzuteilen. Außerdem möchten wir die Mitglie-
Der Beitrag wird zum 1. Januar eines jeden Bei-      der, die uns noch keine Einzugsermächtigung er-
tragsjahres fällig und muss bis spätestens 15.2.     teilt haben, herzlich bitten, dies zu tun. Sie erspa-
(bzw. dem darauffolgenden Arbeitstag) entrichtet     ren uns dadurch Verwaltungsaufwand und ggf.
sein! Bitte überweisen Sie den Beitrag, soweit Sie   Mehrkosten. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne
uns keine Einzugsermächtigung erteilt haben, bis     zur Verfügung. Vielen Dank!
dahin auf unser Konto: GNOR e. V. Postbank Lud-
                                                                                                      (sc)
wigshafen IBAN: DE40 5451 0067 0047 5146 77,
BIC: PBNKDEFF Verwendungszweck: Mitglieds-
beitrag.
                                                     GNOR e. V., Landesgeschäftsstelle, Osteinstraße
Soweit Sie uns eine Einzugsermächtigung erteilt
                                                     7-9, Tel. (06131) 671480, Fax (06131) 671481,
haben, werden wir die Mitgliedsbeiträge für das
                                                     mainz@gnor.de
kommende Jahr zum 17. Februar 2020 mit einer

Damit wir lange noch die großen und kleinen Wunder der Natur be-
staunen können!

Ohne das Engagement der GNOR wäre die Natur          Spendenkonto: GNOR e. V.
von Rheinland-Pfalz um einiges ärmer. Für ihre       Sparkasse Mainz IBAN: DE03
Arbeit ist die GNOR mehr denn je auf Spenden         5505 0120 0000 0117 00, BIC: MALADE51MNZ
angewiesen!                                          Wir sagen jetzt schon: DANKE!

GNOR Info 129                                                                                            9
Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
Projekte

Erfassung der Graureiher (Ardea cinerea) war 2019 ein Schwerpunkt im Rahmen des MsB. Im Bild eine Gruppe Altvögel im
Prachtkleid und zwei vorjährige Vögel kurz vor Besetzung einer nahegelegenen Brutkolonie am winterlichen Nahrungsgewässer.
Ulmener Jungferweiher, 22.2.2015 / Foto: Christian DIETZEN

Vogelmonitoring in Rheinland-Pfalz – Brutsaison 2019

Die Brutsaison 2019 war die erste im Rahmen des                 Bestandsentwicklungen zu
durch die „Aktion Grün“ geförderten Pilotprojekts               dokumentieren. Hierbei waren
zum Ausbau des Vogelmonitorings in Rheinland-                   die einzelnen Bundesländer aufgerufen potenziel-
Pfalz. In enger Abstimmung mit dem Dachverband                  le Zählgebiete (ZG) relevanter Arten zu identifizie-
Deutscher Avifaunisten (DDA) konnten einige Er-                 ren und dem DDA zu übermitteln (Koordinaten,
fassungsprogramme initiiert und durch ehrenamt-                 Gebiets-Code), damit sie im Meldeportal unter
lich Kartierende der GNOR und weiterer Natur-                   www.ornitho.de für die Dateneingabe eingestellt
schutzverbände (insbesondere NABU und POLLI-                    werden konnten (s.a. Tabelle 1: Koloniebrüter).
CHIA) mit Leben gefüllt werden. An dieser Stelle
möchten wir allen Mitarbeitenden – gerade                       Des Weiteren erfolgten Erfassungen zum Purpur-
auch im Namen unserer Vogelwelt – auf das                       reiher, für den Rheinland-Pfalz etwa die Hälfte des
Herzlichste für ihr großes Engagement und die                   gesamtdeutschen Brutbestandes beherbergt, an
überwiegend positive Resonanz auf unsere In-                    neun Koloniestandorten am Oberrhein. Außerdem
itiativen danken!                                               gelang es der Arbeitsgruppe um Ulf Janz den neu
                                                                entwickelten Methodenstandard zur Erfassung der
Im Fokus standen 2019 vor allem die Koloniebrü-                 Zaunammer in sieben ausgewählten Zählgebieten
ter, die im Rahmen einer Neuausrichtung des                     einem ersten Praxistest zu unterziehen, bevor die-
„Monitorings seltener Brutvögel“ (MsB) jetzt mit                ses Programm 2020 offiziell starten soll. Derzeit
geringerem Arbeitsaufwand zu erfassen sind, um

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Projekte

Tabelle 1: Koloniebrüter

 Vogelart               Identifzierte Zählgebiete RLP         Umsetzung 2019
                           (andere Bundesländer)

                                                              45 ZG (71 %) besetzt und gezählt,
                                       63
 Graureiher                                                   neue Standorte sind noch zu er-
                                      (236)
                                                              gänzen
                                       158                    79 ZG (50 %) in Bearbeitung, Lü-
 Saatkrähe
                                      (114)                   cken in Pfalz u. Westpfalz
                                                              Abfrage potenzieller Personen für
                                        44
 Uferschwalbe                                                 eine Zählung erfolgt im Okt. 2019,
                                       (43)
                                                              ZG-Kulisse noch unvollständig

erfolgt das Zusammentragen der Ergebnisse, über        Monitoring-Programmen (MsB) für Rheinland-Pfalz
die an anderer Stelle berichtet wird (s. u.).          erfolgen und allen bei den Zählungen Mitarbei-
                                                       tenden unentgeltlich ausgehändigt werden. Paral-
Im Rahmen des „Monitorings häufiger Brut-              lel laufen zudem Vorbereitungen für die Erstellung
vögel“ (MhB), koordiniert von Peter Ramachers,         eines ornithologischen Jahresberichtes für den
erhielten insgesamt 52 Kartierende die Unterlagen      Zeitraum 2016–2018, um auf diesem Weg die avi-
zur Bearbeitung ihrer Probeflächen für die Saison      faunistischen Erkenntnisgewinne auch nach der
2019. Wenn alle Kartierungen ordnungsgemäß             Avifauna fortlaufend zu dokumentieren. Es ist ge-
durchgeführt wurden und alle Mitarbeitenden ihre       plant, diese Berichte anschließend wieder im jähr-
Ergebnisse vollständig abliefern, wäre das ein Zu-     lichen Turnus zu veröffentlichen.
wachs von +10 % bezogen auf die Gesamtanzahl
aller verfügbaren Probeflächen (n = 150) im Ver-       Derzeit bemüht sich die GNOR um eine Verlänge-
gleich zum Vorjahr (37 Probeflächen abschließend       rung des Pilotprojekts zum Vogelmonitoring bis
bearbeitet). Da es auch für 2020 bereits erste neue    Ende 2020, damit im nächsten Jahr ausreichend
Anmeldungen gibt, rückt der Zielwert von mindes-       Zeit besteht auf behördlicher Ebene den Über-
tens 90 bearbeiteten Probeflächen pro Jahr lang-       gang in ein dauerhaft angelegtes Vogelmonitoring
sam näher. Es bedarf aber dringend weiterer Per-       (dann ab 2021 statt wie ursprünglich geplant ab
sonen, die hier mitarbeiten, vor allem in Hunsrück,    2020) auf den Weg zu bringen. Bedingt durch den
Moseltal, Gutland, Westeifel, Saar-Nahe-Bergland       verzögerten Projektbeginn (1.10.2018 statt
und Taunus.                                            1.5.2018) und der zeitaufwendigen Entschei-
                                                       dungsfindung, scheint es unrealistisch dies für
Nach derzeitigem Planungsstand wird ab 2020            2020 umzusetzen, da der Abschlussbericht erst für
innerhalb der App „NaturaList“ eine MhB-Erweite-       Dezember 2019 geplant war. Es käme somit 2020
rung zur Verfügung stehen (nur für Android-Gerä-       zwangsläufig zu einem unerwünschten Bruch, so-
te), die eine (optionale!) digitale Erfassung unmit-   wohl innerhalb der bereits laufenden und der ge-
telbar im Gelände ermöglicht. Dies führt zu einer      planten Programme als auch in der personellen
größeren räumlichen Erfassungsgenauigkeit und          Besetzung.
vor allem zu geringerem Zeitaufwand für die Aus-
wertung, da die Artkarten automatisch erstellt         Sowohl Ministerium als auch Landesamt senden
werden können. Es wird aber auch weiterhin mög-        positive Signale, sodass wir hoffen, die begonne-
lich sein die herkömmliche Kartierungsmethode          nen Initiativen über 2019 hinaus nahtlos weiterfüh-
mittels Papierkarte zu nutzen. Die Mitarbeitenden      ren zu können. Dabei sind wir nach wie vor auf die
erhalten zu einem späteren Zeitpunkt weitere In-       Unterstützung der Vogelbeobachtenden im Land
formationen zum Thema.                                 angewiesen, die wir hiermit erneut um Mitarbeit
                                                       bei den Erfassungsprogrammen bitten möchten!
Noch in diesem Jahr soll eine Zusammenstellung         Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten sollte für
der konkreten Erfassungsergebnisse aus den o. g.       alle etwas dabei sein, von der Erfassung einer ein-

GNOR Info 129                                                                                          11
Projekte

zelnen Art (MsB-Module) über die winterliche           Politik bewegt sich sonst erst, wenn das Kind tief
Wasservogelzählung (s.a. Seite 20 in diesem Heft)      unten im Brunnen liegt, wie derzeit bei Braunkehl-
bis hin zur „Königsdisziplin“ MhB. Bitte setzen Sie    chen, Kiebitz, Haubenlerche, Haselhuhn und
sich bei Interesse mit dem Projektkoordinator          Raubwürger. Die Bekassine ist inzwischen wohl –
(christian.dietzen@gnor.de, Tel. 06592 9843 357)       vollkommen unregistriert – ausgestorben. Helfen
oder den Landeskoordinatoren (MhB: Peter Rama-         Sie mit, dem Artenschutz frühzeitig (!) durchschla-
chers, p.ramachers@t-online.de; WVZ: Thomas            gende Argumente bereitzustellen.
Dolich, thomas.dolich@gmx.de) in Verbindung.
                                                                                         Dr. Christian DIETZEN
Neben den 2019 bereits initiierten Programmen                       (Projektkoordinator Vogelmonitoring RLP)
(s. o.) kommen 2020 Programme für die Erfassung
der Spechte und der Wiesenlimikolen (in Rhein-
land-Pfalz nur Kiebitz) hinzu. Außerdem laufen
Planungen zu einem Artenhilfsprogramm für die
Haubenlerche, inklusive der Erfassung verbliebe-
ner Vorkommen. Wer sich für hier noch nicht er-
wähnte Arten interessiert, sollte sich ebenfalls un-
bedingt melden, um die Möglichkeiten einer Mit-
arbeit zu erörtern.

Auch wenn wir alle wissen, dass unsere Vogelarten
in ihren Beständen und/oder ihrer Verbreitung
abnehmen, können wir nur mit handfesten Daten
auf politischer Ebene ausreichend Druck ausüben,
um rechtzeitig erfolgreich gegenzusteuern. Die

 Interesse an einer Mitarbeit?

Ansprechpartner für alles rund um das Vogel-           Unsere Schwerpunkte 2019: Graureiher, Saat-
Monitoring in Rheinland-Pfalz ist:                     krähe, Uferschwalbe, Zaunammer;

Dr. Christian Dietzen, Friedhofstr. 10, 54550 Daun,    In Vorbereitung für 2020: Spechte (Grau-, Grün-,
Tel. + 49 175 4729 888,                                Schwarz-, Mittel-, Kleinspecht).
E-Mail: christian.dietzen@gnor.de

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Projekte

Wer kennt noch Vorkommen der Haubenlerche (Galerida cristata)? Bitte melden, damit die „vom Aussterben bedrohte“ Art durch
das Artenhilfskonzept geschützt werden kann. 27.4.2011 / Foto: Mathias SCHÄF

Neu: Artenhilfskonzept für die Hauben-                          Die Haubenlerche wird – wenn nicht sehr schnell
lerche – Wo sind noch Vorkommen?                                Schutzmaßnahmen ergriffen werden – in Rhein-
                                                                land-Pfalz als Brutvogel aussterben. Ein vom Minis-
Die Haubenlerche (Galerida cristata) ist in Rhein-              terium für Umwelt, Energie, Ernährung und Fors-
land-Pfalz stark gefährdet und in der Roten Liste in            ten (MUEEF) finanziertes und von der Staatlichen
Kategorie 1 („vom Aussterben bedroht“) einge-                   Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und
stuft. Der Erhaltungszustand der Art verschlechtert             Saarland beauftragtes Artenhilfskonzept (AHK) soll
sich stetig. Der Brutbestand hat in den letzten                 daher als eine Art Notfallmaßnahme dienen, um
30 Jahren um rund 87 % abgenommen und das                       ein Erlöschen der Brutpopulation in Rheinland-
Verbreitungsareal umfasst wohl nur noch sehr we-                Pfalz zu verhindern (s. a. GNOR Info 128). Die
nige Vorkommensgebiete, insbesondere in der                     GNOR wird hier in bewährter Kooperation mit der
Oberrheinischen Tiefebene. Nach den Angaben in                  Staatlichen Vogelschutzwarte zusammenarbeiten.
der kürzlich veröffentlichten Avifauna von Rhein-
                                                                Mit den benachbarten Vorkommen in Hessen (und
land-Pfalz hat es den Anschein, dass sich die noch
                                                                kleinflächiger in Baden-Württemberg) stellen die
vorhandene rheinhessisch-pfälzische Population
                                                                Vorkommen in der Oberrheinebene nahezu die
zumindest in Rheinhessen weiter rapide verringert
                                                                einzigen in West-Deutschland dar. Da Haubenler-
und kurz vor dem Erlöschen steht. Der gesamte
                                                                chen sehr standorttreu sind und kaum Zugbewe-
Brutbestand soll im Zeitraum 2007–2012 bei 20–40
                                                                gungen durchführen, sind diese Vorkommen
Revieren gelegen haben (GRUNWALD in Avifauna
                                                                weitgehend isoliert. Die genannten Bundesländer
Bd. 4.1).
                                                                besitzen daher eine sehr hohe Verantwortung für

GNOR Info 129                                                                                                           13
Projekte

das Haubenlerchen-Vorkommen im Westen                Schutzbemühungen in den Bundesländern. Die
Deutschlands.                                        Länder-Aktivitäten in der über die Bundesland-
                                                     grenzen zusammenhängenden Verbreitungsinsel
Für das AHK „Haubenlerche“ bedarf es dringend        sollen über das AHK vernetzt werden.
einer Aktualisierung der Datenlage. Im Rahmen
des AHKs sollen u. a. für die wenigen Bereiche mit   Grundlage für die Umsetzung des AHK in Rhein-
Brutvorkommen an das jeweilige Gebiet ange-          land-Pfalz ist im ersten Schritt eine möglichst um-
passte Maßnahmensets konkretisiert werden, um        fassende Kenntnis aller existierenden Brutvor-
die Brutpopulationen wieder zu stabilisieren. Da     kommen. Daher möchten wir hier dazu aufrufen,
sich die Vorkommen häufig in für seltene Vogelar-    gezielt – vor allem im Bereich ehemaliger Vor-
ten sehr ungewöhnlichen Lebensräumen befinden        kommen – auf die Art zu achten, alte Vorkommen
(z. B. Gewerbegebiete, Ruderalflächen, Super-        auf Anwesenheit der Art zu kontrollieren und Fun-
markt-Parkplätze, Umgebung von Pferdehöfen,          de (auch jene der letzten Jahre) unverzüglich zu
Neubaugebiete), ergeben sich hier auch Möglich-      melden (entweder über www.ornitho.de oder di-
keiten für Kooperationen z. B. mit Unternehmen       rekt an christian.dietzen@gnor.de, Tel. 06592 9843
und/oder landwirtschaftlichen Gehöften.              357).

In Hessen ist parallel hierzu bereits 2018 ein Ar-   Da die Haubenlerche überwiegend ausgeprägter
tenhilfskonzept beauftragt worden. Im nördlichen     Standvogel ist, sind Funde aus allen Jahreszeiten
Baden-Württemberg bemüht man sich bereits seit       von Interesse. Reviergründung und Verpaarung
einigen Jahren im Rahmen eines Artenschutzpro-       finden im März statt. Achten Sie bitte auch auf
gramms (ASP) um den Erhalt der Vorkommen.            Trupps im Winterhalbjahr. Diese erlauben auch
                                                     Rückschlüsse auf die Größe der noch vorhanden
Durch die laufenden AHK bzw. ASP in den beiden       Brutpopulation im Umfeld. Vielen Dank für Ihre
Nachbar-Bundesländern kann das AHK für Rhein-        Mithilfe, das AHK auf den Weg zu bringen!
land-Pfalz auf dort gewonnene Erkenntnisse zu-
rückgreifen und es ergeben sich zahlreiche Syner-                            Dr. Christian DIETZEN (GNOR)
gieeffekte, sowohl was die Ableitung von Maß-                              und Dr. Matthias WERNER (VSW)
nahmen angeht, als auch für die fachlichen

 Die GNOR ist jetzt auch bei YouTube

Seit kurzem hat auch die GNOR - man will fast        gelungen ist. Für die professionelle und dennoch
sagen: endlich - ihren eigenen Videokanal bei        ehrenamtliche Umsetzung (Drehbuch, Dreharbei-
YouTube. Von Zeit zu Zeit möchten wir hier Videos    ten, Schnitt, Ton, Farbmischung usw.) danken wir
mit GNOR-Themen einstellen. Schaut mal rein          Bernd Güßbacher von Vortex-Video und seinen
und abonniert uns!                                   Kollegen sehr herzlich.

Unser erster Film portraitiert die Arbeit unserer    https://m.youtube.com/channel/UCCc-m5Dmkt-
FÖJ und soll Interesse an einem FÖJ bei der          NPmBcpilq7hyA                         (sc)
GNOR wecken. Wir denken, dass uns das sehr gut

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Projekte

Neu: Kiebitzschutz in
Rheinland-Pfalz

Die GNOR hat nach langem
Warten im Juli diesen Jahres
nun endlich die Bewilligung für das Artenschutz-
projekt „Entwicklung und Erprobung von Arten-
schutzmaßnahmen für die rheinland-pfälzische
Kiebitzpopulation“ erhalten. Das Projekt läuft im
Rahmen der „Aktion Grün“ des Landes Rheinland-
Pfalz und ist mit einer Laufzeit von 24 Monaten
angelegt. Die Ergebnisse sollen in das Artenhilfs-     Kiebitz (Vanellus vanellus) | Foto: M. SCHÄF
programm „Gefährdete Bodenbrüter“ Eingang
finden.
                                                       • Intensivgemüsebau mit rascher Fruchtfolge
Ausgangssituation in Rheinland-Pfalz
                                                       • hohe Bearbeitungsintensität und hohe Befah-
Kiebitze (Vanellus vanellus) sind standorttreue Ko-      rungsfrequenz, Störungen
loniebrüter mit Bodengelegen. Zwischen Ende            • Folien und Kulturschutznetze, Beregnung (be-
März und Anfang Juni erfolgen Eiablage, Bebrü-           sonders in kühlen Nachtstunden)
tung sowie die Jungenaufzucht. Die vor ca. 100
Jahren noch weit verbreiteten Vögel waren häufig
entlang der Rheinniederungen auf Feuchtwiesen,
Weiden und extensiv bewirtschafteten Äckern zu
beobachten.

Die Bestände nehmen allerdings seit Jahrzehnten
massiv ab, weshalb die Art auch deutschlandweit
als streng geschützt eingestuft ist. In Rheinland-
Pfalz zählt der Kiebitz mit nur noch 100 - 200 Brut-
paaren gemäß der landesweiten Roten Liste zu
den vom Aussterben bedrohten Arten (RL 1) mit
stark negativem Trend.

Trotz des Tötungs-, Störungs- und Zerstörungsver-
bots sind die lokalen Populationen negativ beein-
trächtigt, wie die rapide abnehmenden Bestände
deutlich zeigen. Die aktuellen Bestandseinbrüche
des Kiebitzes lassen sich u. a. auf nachfolgende
Faktoren zurückführen:

• Verlust von Gelegen durch Bodenbearbeitung
• Verlust von nassen Senken in der Ackerland-
  schaft
• weniger Grünlandbeweidung und zunehmen-
  der Grünlandumbruch
• wenige verbliebene natürliche Feuchtgebiete,         Aktuelles Verbreitungsgebiet des Kiebitzes in Rheinland-
  keine Hochwasserdynamik                              Pfalz aus dem Jahr 2017. Die grünen TK25 Blätter bedeuten
                                                       Kiebitzvorkommen. Die gelben Markierungen bedeuten
• Wechsel von Sommer- auf Wintergetreide
                                                       eine Sichtung im Brutzeitraum. (Geobasisdaten: LVermGeo,
• Wegfall von vegetationsarmen Brachen und             2017; Geofachdaten: eigene Kartierung; LfU, 2017; Monat
  Stoppelfeldern                                       UG, 2017). | Aus: MARCOVIC, Tim (2018): Kartierung, GIS-
                                                       Auswertung und Entwicklung einer Konzeption zum Schutz
                                                       und Erhalt des Kiebitzes in Rheinland-Pfalz.

GNOR Info 129                                                                                                 15
Projekte

• mechanische und chemische Unkrautvernich-          Teilziele hierfür sind:
  tung sowie Insektizid-Applikation
                                                     • Installation eines Kooperationsnetzwerkes aus
• Massiver Rückgang der Insektennahrung und
                                                       Naturschutz (ehrenamtlichen Kiebitzbetreuen-
  deren Lebensräume
                                                       den) sowie Biotopbetreuung/Vertragsnatur-
• Prädation durch Beutegreifer (insbesondere           schutz und Landwirtschaft
  Bodenprädatoren), wie Fuchs und Waschbär
                                                     • Erprobung eines nachhaltigen Kiebitzschutzes
• Vertikale Strukturen oder hohe Vegetations-          durch Brutplatzsicherung:
  formen
                                                          • Etablierung eines Meldesystems zur Loka-
• Störungen durch Hundehaltende, spazierende                lisierung von Bruten
  Personen, Erntehilfskräfte usw.
                                                          • Gelegeüberwachung
Artenhilfsprogramm für gefährdete Boden-                  • Gelegeschutz durch passende Kulturwahl,
brüter des Landes RLP                                       Aussaatverzögerung oder Aussparung bei
                                                            der Bewirtschaftung
Im Rahmen dieses Programms werden Vorkom-
men seltener und gefährdeter Arten, deren Re-             • Errichtung von Zäunen zum Schutz vor
produktion durch landwirtschaftliche Maßnahmen              Bodenprädatoren
gefährdet sind, vertraglich gesichert. Meist han-         • Vermittlung von Ausgleichszahlungen für
delt es sich um Vorkommen in Äckern oder Wie-               die Flächenbewirtschaftenden (über das
sen, die den ortsüblichen Bewirtschaftungsmaß-              Artenhilfsprogramm „gefährdete Boden-
nahmen zum Opfer fallen. Bodenbrüter werden                 brüter“)
hier sehr oft Opfer der Bodenbearbeitung (z. B. in   • Verbesserung der Datengrundlage über die
Maisschlägen oder im Gemüsebau). Die kurzfristi-       Kiebitzvorkommen in Rheinland-Pfalz
ge und vorübergehende vertragliche Vereinba-
                                                     • Akzeptanzförderung durch Öffentlichkeitsar-
rung mit den Bewirtschaftenden soll Gelege und
                                                       beit
Jungvögel sichern. Beim Kiebitz besteht oftmals
ergänzend noch die Notwendigkeit zur Abwehr          • Evaluierung der Maßnahmen und Erstellung
von Bodenprädatoren durch Elektrozäune.                eines Maßnahmenkonzeptes
                                                     • Überführung des Maßnahmenkonzeptes in
Projektziele                                           das Artenhilfsprogramm „gefährdete Boden-
Prioritäres Ziel ist die Entwicklung und Erprobung     brüter“.
von Schutzmaßnahmen für die rheinland-pfälzi-        Zusammenarbeit Naturschutz – Behörden –
sche Kiebitzpopulation. Über eine abschließende      Landwirte
Evaluation der erprobten Schutzmaßnahmen soll        Für einen Erfolg der Schutzmaßnahmen ist es
ein nachhaltiges Schutzkonzept erstellt werden,      dringend erforderlich, dass Informationen zu den
das als neues Modul in das Artenhilfsprogramm        erfassten Kiebitz-Bruten schnellstmöglich von den
„gefährdete Bodenbrüter“ der Landesregierung         Naturschützenden an die Behörden und betroffe-
aufgenommen werden kann. Langfristig sollen          nen landwirtschaftlichen Betriebe gelangen. Hier-
dadurch die Bestände in den Hauptverbreitungs-       bei ist eine Unterstützung von Seiten der Behör-
gebieten erhalten und stabilisiert werden.           den bei der Ermittlung der Flächenbesitzenden

Interesse an einer Mitarbeit?

Weitere Informationen finden Sie vorläufig unter     Geschäftsstelle Süd, Holger Hauptlorenz, (0631)
http://gnor.de/projekte/kiebitzprojekt/              3111109, holger.hauptlorenz@gnor.de oder Lan-
                                                     desgeschäftsstelle Mainz, Holger Schanz, (06131)
Interessierte an einer ehrenamtlichen Mitarbeit      671480, holger.schanz@gnor.de
als Kiebitzbetreuende wenden sich bitte an:
                                                     Meldung von Kiebitz-Beobachtungen richten Sie
                                                     bitte an: kiebitzbeobachtung@gnor.de

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Projekte

sehr wichtig. Der Ablauf dieser Informationskette        und Institutionen. Vertragliche Vereinbarungen
soll bis zum Beginn des Jahres 2020 noch präzi-          zum Schutz von Kiebitz-Vorkommen und Auszah-
siert werden, ebenso welche Rolle die Biotopbe-          lungen eines Erschwernisausgleiches für Bewirt-
treuenden und Beratenden im Vertragsnaturschutz          schaftungsauflagen werden interessierten Flä-
dabei einnehmen können.                                  chennutzenden im Rahmen des Artenhilfspro-
                                                         gramms "Gefährdete Bodenbrüter" der Landesre-
Ebenso erfordert die Vermittlung von Ausgleichs-         gierung bereitgestellt.
zahlungen für Flächenbewirtschaftende eine in-
tensive Zusammenarbeit zwischen den Kiebitzbe-                                                 Holger SCHANZ
treuenden vor Ort und den zuständigen Behörden

Kurzmitteilung                                           spielen. Deutschland kommt seiner Verpflichtung,
                                                         die Verschlechterung zweier Lebensraumtypen zu
Vertragsverletzungsverfahren gegen
                                                         verhindern, nicht nach. Dies betrifft insbesondere
Deutschland                                              magere Mähwiesen und Berg-Mähwiesen. Diese
                                                         Lebensraumtypen haben sich in den letzten Jah-
EU-Kommission leitet gegen Deutschland ein Ver-
                                                         ren, vor allem aufgrund von nicht nachhaltigen
tragsverletzungsverfahren wegen nicht erfüllter
                                                         Agrarpraktiken, an verschiedenen Standorten er-
Pflichten beim Schutz von blütenreichen Wiesen
                                                         heblich verkleinert oder sind gänzlich verschwun-
ein.
                                                         den. Zudem hat es Deutschland versäumt, den
Hier die das Grünland betreffende                        Erhaltungszustand dieser Lebensraumtypen zu
Passage aus der Pressemeldung der                        überwachen und eine angemessene rechtliche
EU v. 25.7.2019: https://ec.europa.eu/                   Garantie zu ihrem Schutz bereitzustellen. Die
germany/news/20190725-vertragsver-                       Kommission hat daher beschlossen, ein Aufforde-
letzungsverfahren_de (s. a. nebenste-                    rungsschreiben an Deutschland zu übermitteln,
henden QR-Code)                                          das nun zwei Monate Zeit hat, um auf die Beden-
                                                         ken der Kommission zu reagieren. Andernfalls
„3. Umwelt                                               kann die Kommission beschließen, eine mit Grün-
                                                         den versehene Stellungnahme zu übermitteln.“
Aufforderungsschreiben zum Naturschutz

Naturschutz: Kommission fordert Deutschland              So fehlt auch in Rheinland-Pfalz bisher eine aktuel-
auf, den Schutz von blütenreichen Wiesen zu              le Kartierung des Grünlandes. Sie ist seit Jahren
verstärken                                               überfällig und angekündigt. Bekannt ist, dass
                                                         Grünland und damit alle darauf angewiesenen
Die Europäische Kommission fordert Deutschland
                                                         Organismen allenthalben verloren gehen. Die
auf, den Schutz von blütenreichen Wiesen zu ver-
                                                         Gründe sind Nutzungsintensivierung (häufige und
stärken, um die Verpflichtungen gemäß der Habi-
                                                         zu frühe Silageschnitte, Mähgeräte wie Kreisel-
tat-Richtlinie zu erfüllen ( Richtlinie 92/43/EWG des
                                                         mäher, Umbruch, Anbau Mais u. a. nachwachsen-
Rates ). Die Richtlinie ist eines der wichtigsten Ins-
                                                         de Rohstoffe), aber auch Nutzungsaufgabe infolge
trumente der EU zum Schutz der biologischen
                                                         einer fehlgeleiteten Landwirtschaftspolitik. Grün-
Vielfalt. Wie von den Mitgliedstaaten im Mai 1992
                                                         land ist zudem stark bedroht durch Flächenver-
beschlossen, verpflichtet die Richtlinie die EU-Mit-
                                                         brauch wie dem Verkehrswegebau, dem Bau von
gliedstaaten im Rahmen des Natura 2000-Netzes
                                                         Siedlung und Gewerbe sowie die vermehrt ge-
zum Schutz und zur Wiederherstellung eines güns-
                                                         plante Errichtung von Photovoltaikanlagen (siehe
tigen Erhaltungszustandes von Lebensräumen, die
                                                         auch GNORinfo 128).                             (sc)
eine wichtige Rolle für die biologische Vielfalt wie
Bestäuberinsekten, Bienen und Schmetterlinge

GNOR Info 129                                                                                             17
AK Avifauna

Raubwürger in Rheinland-Pfalz
weiter im Sinkflug
Die neusten Ergebnisse zum Bestand des Raub-
würgers (Lanius excubitor), der Wappenvogel der
GNOR, sind äußerst alarmierend. Im Jahr 2019
waren fünf Raubwürger-Reviere sicher mit erfolg-
reichen Brutpaaren besetzt, die jeweils 3-4 Junge
hatten, plus 1–2 mögliche Vorkommen ohne Brut-
nachweis (s. Tabelle 1).

Im Vergleich zu 2018 ein Rückgang um 23–45 %.
Alle derzeit bekannten Vorkommen befinden sich         Abb. 1: Der Raubwürger blickt in Rheinland-Pfalz in eine
                                                       düstere Zukunft. Ulmener Jungferweiher, 7.3.2018 / Foto:
auf oder an Windwürfen. Im Vergleich zum Vorjahr
                                                       Christian DIETZEN
hat sich die Situation damit eindeutig weiter ver-
schlechtert – mindestens drei traditionelle Stand-
orte sind verwaist. Es ist davon auszugehen, dass
zumindest die Vorkommen bei Nohn und Borler
möglicherweise schon in 2020 nicht mehr existie-
ren werden. Grund ist die Sukzession der jeweili-
gen Windwurfflächen (s. Abb. 2).

Nach einem Sondierungsgespräch im letzten Jahr
mit dem Forstamt Hillesheim (unter Beteiligung
von LfU und GNOR), in dessen Einzugsbereich die
kritischen Vorkommen liegen, hat man den
schwarzen Peter dem Naturschutz zugeschoben:
Wir (die GNOR) sollen Pflegemaßnahmen vor-             Abb. 2: Ehem. Windwurffläche im Forstamt Hillesheim mit
                                                       Brutvorkommen des Raubwürgers (2 BP 2018, 1 BP 2019) –
schlagen, die dem Raubwürger helfen. Während
                                                       die fortschreitende Sukzession bedroht das Vorkommen.
des Ortstermins wurde aber zuvor schon deutlich        Landkreis Vulkaneifel, 10.6.2017 / Foto: Christian DIETZEN
gemacht, dass ein großflächiges Offenhalten aus
Gründen der Wirtschaftlichkeit, der Besitzverhält-     standene Windwurf durch den Jagdpächter in ei-
nisse und der Finanzierung eher nicht und vor al-      nen Wildacker umfunktioniert.
lem nicht kurzfristig umsetzbar ist. In Aussicht ge-
                                                       Wir bräuchten ganz dringend (!) eine Initiative das
stellt wurden Kompensationsmaßnahmen zum
                                                       Restvorkommen zu sichern. Der Raubwürger ist
Lückenschluss der A1 auf Staatsflächen bei Borler.
                                                       nach EU- und deutschem Recht streng geschützt,
Bis es soweit ist, steht der Raubwürger längst als
                                                       sodass die Naturschutzbehörden eindeutig in der
„ausgestorben“ in der Roten Liste. Das Offenhal-
                                                       Pflicht stehen entsprechende Maßnahmen zu er-
ten der (noch) besetzten Windwürfe scheint akut
                                                       greifen. Wir haben LfU und SGD (Obere Natur-
die einzige zielführende Maßnahme.
                                                       schutzbehörde) über die dramatische Situation in
Zwar sind in Folge der winterlichen Stürme neue        Kenntnis gesetzt. Akut betroffen sind derzeit etwa
Windwurfflächen entstanden. Diese können in der        52 ha ehemalige Windwurfflächen (zum Vergleich:
näheren Zukunft aber nur besiedelt werden, wenn        Waldfläche in Rheinland-Pfalz ca. 840.000 ha), wo
noch eine Ausgangspopulation vorhanden ist. Die        man – trotz des aktuellen (großteils selbstver-
Vögel sind sehr standorttreu, zeigten in der Ver-      schuldeten) Waldnotstands durch Borkenkäfer
gangenheit kein ausgeprägtes Umzugsverhalten           und Hitze – wirtschaftliche Interessen durchaus mal
und die Ausbreitung erfolgt vermutlich über            hintenanstellen und den Fokus auf den Schutz der
Jungvögel, die sich in Nachbarschaft der elterli-      Art richten sollte! Erfahrungsgemäß wird der Forst
chen Reviere ansiedeln. Zudem gibt es in den Be-       1.000–2.000 € pro Hektar Ertragsverlust bzw. Ar-
reichen Nohn und Borler keine neuen Windwürfe          beitsaufwand für die Offenhaltung der Raubwür-
in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bestehen-        ger-Flächen geltend machen und stellt damit die
den Vorkommen. In Boxberg wurde der neu ent-           Landwirtschaft bei weitem in den Schatten. Ein

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AK Avifauna

Tabelle 1: Beobachtungen und Brutnachweise des Raubwürgers in Rheinland-Pfalz in den Jahren 2018 u.
2019

 Ort               Region                  Ergebnis 2019                   2018           Perspektive

 Herschbach        Westerwald              1 BZ                            –              –

 Nohn 1            Osteifel                1 BP 3 Juv.                     1 BP           schlecht

 Nohn 2            Osteifel                0 BP                            1 BP           schlecht

 Borler 1          Osteifel                1 BP 4 Juv.                     1 BP           schlecht

 Borler 2          Osteifel                0 BP                            1 BP           schlecht

 Gelenberg         Osteifel                Wenige Einzelbeobach-           1 BP           schlecht
                                           tungen
 Boxberg 1         Osteifel                1 BP 4 Juv.                     1 BP           mäßig

 Boxberg 2         Osteifel                0 BP                            1 BP           schlecht

 Brück             Osteifel                1 BV (wiederholt 1 Paar)        1 BP           mäßig

 Kirsbach          Osteifel                1 BP 3 Juv.                     1 BP           gut

 Virneburg         Osteifel                1 BP 4 Juv.                     –              gut–mäßig

 Dackscheid        Westeifel               1 BZ                            –              –

 Hersdorf          Westeifel               1 BZ                            –              –

 Gesamt            Rheinland-Pfalz         5 BP, 1–2 BV                    ≥ 9 BP

weiteres Hindernis ist das Landeswaldgesetz, wo-         würger so planen, dass auch der Forst ohne wirt-
nach Kahlschläge > 0,5–2 ha untersagt sind               schaftliche Einbußen oder Aufwendungen viel-
(§5 Abs. 1 LWaldG). Allerdings ist das kein Natur-       leicht mitzieht. Hier sind professionelle Sofort-
gesetz, sondern menschgemachtes Übereinkom-              maßnahmen notwendig, denen nicht jahrelange
men und kann daher im Bedarfsfall ohne Weiteres          Überlegungen und/oder Abstimmungen und wirt-
außer Kraft gesetzt werden. Vorausgesetzt der Wil-       schaftliche Taktierereien vorausgehen können.
le ist vorhanden.
                                                         Wir bitten im Namen des Raubwürgers darum,
Ohne die Einleitung sofortiger Maßnahmen be-             schleunigst alle Möglichkeiten auszuschöpfen und
steht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass im nächs-       Notfall-Sofortmaßnahmen zu veranlassen, die zu-
ten Jahr zwei weitere Vorkommen endgültig erlo-          mindest mal die beiden kritischsten Vorkommen
schen sind. Der geplante Windpark (s. gesonder-          das Jahr 2020 überdauern lassen! Insgesamt ist
ten Beitrag in diesem Heft, Seite 36) kümmert sich       natürlich die gesamte Restpopulation zu sichern.
dann um den Rest, wobei die Sukzession in den
                                                                      Dr. Christian DIETZEN und Franz-Josef FUCHS
bekannten Revieren das größere Problem ist. Fünf
vor Zwölf war letztes Jahr, hier muss etwas passie-
ren. Die Behörden (Forst und Naturschutz) dürfen          GNOR Arbeitskreis Avifauna, Landesgeschäfts-
die Verantwortung hier nicht auf ehrenamtliche            stelle, Osteinstraße 7-9, 55118 Mainz, (06131)
Naturschützer abwälzen, die nach Feierabend am            671480, mainz@gnor.de
Samstag-Abend die Biotoppflege für den Raub-

GNOR Info 129                                                                                                 19
AK Avifauna

Schellenten überwintern in Rheinland-Pfalz (links Männchen, rechts zwei Weibchen) / Foto: T. DOLICH

Wasservogelzählung und Begleitmoni-                                12.01.2020      Internationale Wasservogelzäh-
toring zur Kormoranverordnung in                                   lung (internat. Mittwinterzählung) und internatio-
                                                                   nale Synchronzählung von Zwerg- und Sing-
Rheinland-Pfalz, Zählsaison 2019/20
                                                                   schwan (+ Höckerschwan)
Bereits Mitte September sind die Wasservogelzäh-                   16.02.2020
lung (WVZ), wichtiger Bestandteil des Monitorings
                                                                   15.03.2020
rastender Wasservögel (MrW) und das Begleitmo-
nitoring zur Kormoranverordnung in Rheinland-                      12.04.2020
Pfalz in die neue Zählsaison 2019/20 gestartet.
                                                                   Die Kormoranschlafplatzzählungen in Rheinland-
Den mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeitenden                     Pfalz finden an den gleichen Terminen statt, wobei
der beiden Monitoringprojekte in Rheinland-Pfalz                   möglichst der Sonntagabend bevorzugt werden
(sehr viele arbeiten seit vielen Jahren in beiden                  sollte.
Projekten mit) sei an dieser Stelle ganz herzlich
                                                                   Internationale Zwerg- und Singschwan- (+ Hö-
gedankt.
                                                                   ckerschwan)Synchronzählung
Das Monitoring rastender Wasservögel ist das äl-
                                                                   In dieser Zählperiode findet am 12./13. Januar
teste und umfangreichste Vogel-Erfassungspro-
                                                                   2020 wieder einmal eine internationale Zwerg-
gramm in Deutschland. An aktuell mehr als 4.300
                                                                   und Singschwan-Synchronzählung statt. Ziel ist es,
Zählgebieten (Stand August 2019) arbeiten min-
                                                                   an diesem Termin möglichst eine vollständige
destens 2.000 ehrenamtlich Zählende mit und tra-
                                                                   Abdeckung der Rastvorkommen der jeweiligen
gen dazu bei, dass wir über die langfristigen Ent-
                                                                   Arten hierzulande zu erreichen. Auch wenn wir, je
wicklungen der Wasservogelbestände, ihre Be-
                                                                   nach Winter-Witterungslage, nur relativ wenige
standsgrößen und Verbreitungen sehr gut Be-
                                                                   Vögel dieser Arten in unserem Bundesland haben,
scheid wissen. „Höhepunkt“ ist jeweils die interna-
                                                                   wollen wir uns der Vollständigkeit halber auch an
tionale Mittwinterzählung, die im Januar nahezu
                                                                   dieser Zählung beteiligen. Gebiete abseits von
weltweit stattfindet.
                                                                   Zählgewässern der Wasservogelzählung, an de-
Zähltermine Wasservogelzählung und Kormo-                          nen bekanntlich Zwerg- und Singschwäne rasten,
ran-Schlafplatzzählung Saison 2019/2020                            sollten dann zu diesem Zähltermin zusätzlich kon-
                                                                   trolliert werden. Da Höckerschwäne ebenfalls ab-
15.09.2019                                                         seits von Stillgewässern anzutreffen und oft mit
13.10.2019                                                         den beiden anderen Arten vergesellschaftet sind,
                                                                   sollen im Januar 2020 auch diese wieder mitge-
17.11.2019
                                                                   zählt werden. Das hilft, die Schätzung des Mittwin-
15.12.2019                                                         terrastbestandes zu präzisieren und ein exakteres
                                                                   Bild ihrer Verbreitung zu erhalten. Weitere Infor-
                                                                   mationen zu dieser Erfassung werden rechtzeitig

20                                                                                                    GNOR Info 129
AK Avifauna

vor dem Zähltermin an die Mitarbeitenden der          Bei Interesse zur Mitarbeit nehmen Sie bitte direkt
Wasservogelzählung versandt, sowie über ver-          mit Thomas Dolich Kontakt auf (Adresse s. u.).
schiedene Medien, z. B. ornitho.de und der Inter-     Auch in anderen, weitgehend abgedeckten Re-
netseite des DDA unter der Rubrik „Monitoring“        gionen, sind weitere Zählende zur Entlastung der
kommuniziert. Interessierte, die nicht bereits Mit-   bereits aktiven sehr willkommen.
arbeitende bei der Wasservogelzählung sind und
bei der Schwanenzählung 2020 mitmachen möch-          Seit dem letzten Jahr können die Daten der Was-
ten, melden sich bitte bei Thomas Dolich (Adresse     servogelzählung sehr elegant im beliebten und
s. u.), Sie erhalten von ihm die Zählunterlagen und   inzwischen unter Vogelbeobachtenden weit ver-
ein Anleitungsblatt zur Durchführung und zur Da-
tenübermittlung.

Sowohl beim Monitoring rastender Wasservögel,
als auch bei den Kormoranerfassungen (Schlaf-
platzzählung und Bruterfassung), werden noch
Mitarbeitende gesucht.

Die Wasservogelzählung eignet sich hervorragend
für den Einstieg in das Vogelmonitoring: Zum ei-
nen sind geeignete Zählgebiete, z. B. ein Stillge-
wässer oder der Abschnitt eines Fließgewässers,
vor nahezu jeder Haustür zu finden, zum anderen
sind die meisten Arten gerade im Winterhalbjahr       Leichte Dateneingabe bei der Wasservorgelzählung mit der
                                                      NaturaList-App von ornitho.de / Foto: Thomas DOLICH
leicht zu bestimmen. Zudem sind die Anzahlen an
vielen Gewässern überschaubar und das Arten-
spektrum umfasst je nach Gebiet nur 10 bis maxi-      breiteten Portal www.ornitho.de direkt eingege-
mal ca. 30 Arten, deren korrekte Bestimmung rela-     ben werden.
tiv schnell zu erlernen ist.
                                                      Für Nutzer der NaturaList-App von ornitho.de ist
Bei der Wasservogelzählung sind z. B. Lücken:         inzwischen auch die Dateneingabe bei der Was-
Hammersteiner Werth, Rhein Trechtingshausen-          servogelzählung live im Gelände möglich:
Bingen, Teilbereiche der Mosel, Sieg, Wied, Nahe
Bad Münster – Bingen.                                 Bei Fragen, Interesse zur Mitarbeit bei der Wasser-
                                                      vogelzählung oder bei der Kormoranerfassung,
Beim Kormoranmonitoring werden z. B. an der           wenden Sie sich bitte an:
Mosel (v. a. Raum Trier) und für den Bacharacher
                                                      Thomas Dolich, Rudolf-Wihr-Str. 49, 67141 Neuho-
Werth Mitarbeitende gesucht.
                                                      fen, Tel.: (06236) 56773 (thomas.dolich@gmx.de)

                                                                                               Thomas DOLICH

                                                      GNOR Internationale Wasservogelzählung, c/o
                                                      Thomas Dolich, Rudolf-Wihr-Straße 49, 67141
                                                      Neuhofen, Tel. (0636) 56773,
                                                      thomas.dolich@gnor.de

GNOR Info 129                                                                                               21
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