Verlieren wir unseren Wappenvogel? - Der Raubwürger
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Nr. 129 I Oktober 2019 - Schutzgebühr 2,00 € Der Raubwürger: Verlieren wir unseren Wappenvogel? GNOR Herbsttagung (Seite 4) Neu Artenhilfskonzept für die Haubenlerche (Seite 13) Neu Kiebitzschutz in Rheinland-Pfalz (Seite 15) Raubwürger in Rheinland-Pfalz weiter im Sinkflug (Seite 18) 2019 - das Jahr nach dem „Jahrtausendsommer“ 2018: Auswirkungen und Spätfolgen für den Amphibienbestand (Seite 23) Reptilien im Klimawandel - Beobachtungen aus der Vorder- und Südpfalz (Seite 29) Raubwürger-Vorkommen durch Windkraftplanungen bedroht (Seite 36) Folgt auf den stummen Frühling der stille Sommer? (Seite 40) Plastik auf Feldern gefährdet Störche und andere Vogelarten (Seite 42) Sommertrockenheit 2018 - eine klima-historische Kurzbetrachtung (Seite 49) GNOR Info 129 1
Vorwort Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der GNOR, mit dem GNOR-Info Nr. 129 laden wir zur Herbst- tagung und Mitgliederversammlung am 30. No- vember ein. Es sind wichtige Weichenstellungen vorzunehmen. Einerseits ist die GNOR sehr gut aufgestellt. Die Stelle des Geschäftsführers ist ab November neu besetzt, sodass die Mannschaft der Landesge- schäftsstelle wieder vollzählig ist. Überhaupt sind wir mit der Personalausstattung der Geschäftsstel- giebigkeit, nicht nachzulassen und Veränderungen len einschließlich des NaturErlebnisZentrums zu erzwingen. Das ist gut so! glücklich: Wir haben top Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommt mit dem Vogelmonito- Wir, die GNOR, schließen uns dem an. Besserer ring ein hoffentlich langfristiges Projekt zum Tra- Naturschutz ist Teil dieser „Bewegung für Nachhal- gen; gleiches gilt für den Kiebitzschutz. Weitere tigkeit“. Ändern brauchen wir uns nicht, höchstens Projekte sind zumindest in Aussicht. Bei allen die- noch initiativer, noch frecher, noch eindeutiger sen Aufgaben ist eine gute Balance zwischen eh- werden. renamtlichem Engagement und hauptamtlicher Die Artikel in diesem Heft leisten dazu einen Bei- Unterstützung gefunden, meine ich (ohne dass trag. Ich wünsche beim Lesen nicht nur gute Un- Verbesserungen ausgeschlossen wären!). terhaltung und viel Vergnügen, sondern auch Ge- Zum anderen muss der Vorstand neu gewählt nugtuung und Ansporn gleichermaßen. werden. Angesichts des Arbeitsumfangs wollen Mit naturfreundlichen Grüßen wir satzungsrechtlich die Möglichkeit einer Dop- pelspitze eröffnen. Wir hoffen inständig, dass sich Ihr Heinz HESPING Kandidatinnen und Kandidaten dafür zur Verfü- Vorsitzender GNOR gung stellen. Und politisch? Die Lage war noch nie so gut! Ich weiß, diese Aussage ruft bei einigen von uns Schüttelfrost hervor. Angesichts des Artensterbens und der Klimakrise sehr verständlich. Aber wie es im Leben so ist: Es müssen manchmal Katastro- phen eintreten, bevor sich etwas zum Besseren wendet. Wer einige Male an den Freitags-Demos der Jugendlichen teilgenommen hat, spürt einen unglaublich starken Willen, eine strikte Unnach- Ein Hinweis in eigener Sache ... Für die Veröffentlichung der Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr; mit der Abgabe des Manuskripts versichern die Autor- innen und Autoren, dass sie über die urheberrechtlichen Nutzungsrechte verfügen und der Beitrag (einschl. des Bild- und Gra- fikmaterials) keine Rechte Dritter verletzt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion oder der GNOR übereinstimmen. Wir begrüßen es aber, wenn uns persönliche Einschätzungen zu Problemen, Projekten oder bestimmten Begebenheiten in sachlicher Form mitgeteilt werden. Wir sehen dies auch als Anregung, eine Diskussion anzusto- ßen bzw. diese weiterzuführen. Alle veröffentlichten Beiträge in dieser GNOR-Info sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Quellenangabe und schriftlicher Genehmigung der Redaktion. 2 GNOR Info 129
Inhaltsverzeichnis IMPRESSUM 2 Vorwort Gesellschaft für Natur- 3 Inhaltsverzeichnis schutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e. V. 4 GNOR Herbsttagung - Tagungsprogramm (GNOR) (Anerkannter Naturschutzverband) GNOR Intern 6 Aus dem Vorstand 8 Aus der Landesgeschäftsstelle Landesgeschäftsstelle Osteinstraße 7-9 Projekte 55118 Mainz 10 Vogelmonitoring in Rheinland-Pfalz - Brutsaison 2019 Tel.: 06131 - 671480 13 Neu: Artenhilfskonzept für die Haubenlerche - Wo sind noch Vor- Fax: 06131 - 671481 kommen? Email: mainz@gnor.de 15 Neu: Kiebitzschutz in Rheinland-Pfalz Arbeitskreise Neue Anschrift! 18 AK Avifauna Geschäftsstelle Süd 22 AK Haselhuhn Blücherstraße 12 23 AK Herpetofauna 67663 Kaiserslautern Tel.: 0631 - 310 90 224 Naturschutz Email: gnor-sued@gnor.de 32 Kommentar: Luftverkehr eine Quelle der Feinstaubbelastung 33 Kommentar: Luftverkehr: Ablasshandel für gutes Gewissen 34 Von Kiebitz, Klöckner und Kassandra - Brutvogelsterben in der Geschäftskonten rheinland-pfälzischen Ackerlandschaft Postbank Ludwigshafen IBAN: DE40 5451 0067 0047 36 Raubwürger-Vorkommen durch Windkraftplanungen bedroht 5146 77 40 Folgt auf den stummen Frühling der stille Sommer? BIC: PBNKDEFF 42 Plastik auf Feldern gefährdet Störche und andere Vogelarten Sparkasse Mainz IBAN: DE65 5505 0120 0000 45 Wald und Klimaschutz 0133 00 47 Deutschlands ältestes Naturschutzgebiet liegt in Rheinland-Pfalz BIC: MALADE51MNZ 49 Sommertrockenheit 2018 - eine klima-historische Kurzbetrach- Spendenkonto tung Sparkasse Mainz Nachtrag IBAN: DE03 5505 0120 0000 0117 00 51 AK Heuschrecken: Von Gottesanbeterinnen und -betern BIC: MALADE51MNZ 52 Bücherschau Redaktion Holger Schanz -sc- (verant- wortlich, Layout), c-sign (Um- schlagsgestaltung), Heinz He- Titelfoto sping -he-, Dr. Peter Keller -pk- Vorderseite: Der Raubwürger (Lanius excubitor) ist Wappenvogel der GNOR und steht in Rheinland-Pfalz kurz vor dem Aussterben. Das Foto zeigt einen Altvogel in einem (inzwi- schen) ehemaligen traditionellen Winterrevier in der Eifel. NSG „Ulmener Die GNOR ist nicht verantwortlich Jungferweiher“, 13.3.2018 / Foto: Christian DIETZEN für die Inhalte namentlich ge- Rückseite: Bienenfresser (Merops apiaster) / Fotos: Mathias SCHÄF kennzeichneter Artikel. GNOR Info 129 3
GNOR Herbsttagung Avifauna-Tag an der TH Bingen am 3.3.2018 / Foto: Holger SCHANZ GNOR-Herbsttagung am Samstag, den 30.11.2019, Naturhistorischen Museum Mainz, Reichsklarastr. 1 / Mitternacht, 55116 Mainz Programm (Zeiten einschließlich Diskussion, Än- 14:00 Mitgliederversammlung der GNOR derungen vorbehalten) • Bericht des Vorstands 09:15 Ankommen • Berichte der Geschäftsstellen 09:30 Begrüßung mit politischem Grußwort • Bericht zur Kassenprüfung Heinz HESPING, Vorsitzender der GNOR • Entlastung des Vorstands Grußworte • Satzungsänderung (s. a. Abdruck der Änderungen in diesem Heft, Seite 6) 10:15 „Aktion Grün“ und die GNOR: Vogel- • Wahlen zum Vorstand der GNOR monitoring und Artenschutzprojekte • Wahlen zum Beirat der GNOR Dr. Christian DIETZEN, GNOR • Bericht der Stiftung proNATUR Rhein- 10:45 Erfahrungen aus dem Kiebitzschutzpro- land-Pfalz jekt in Hessen • Ehrungen/Danksagungen Gerd B AUSCHMANN , Staatliche Vogel- • Sonstiges schutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz 16:00 Ausklang der Tagung und Saarland 11:15 Kaffee- und Teepause Organisatorisches 11:45 Das BFN-Projekt „Feldhamsterland“ und seine Umsetzung in Rheinland- Eine verbindliche Anmeldung zur Tagung ist nicht Pfalz erforderlich. Aus organisatorischen Gründen wird Anne SCHRÖER, Stiftung Natur und Umwelt dieses Mal keine Tagungsverpflegung angebo- Rheinland-Pfalz ten. Wir bitten um Ihr Verständnis. In der Umge- bung des Museums finden Sie zahlreiche Mög- 12:15 Mittagspause lichkeiten mit Imbiss- und Mittagstischangeboten. 4 GNOR Info 129
GNOR Herbsttagung Tagungseingang: Binger Str., Kaiserstr.) quer durch die Innenstadt bis zum Rhein. Hier biegen Sie rechts (in südlicher Google-Plus-Code: „273C+J9 Mainz“ Richtung) in die Rheinallee/Peter-Altmeier-Allee, oder unter folgendem Link auf Google dann rechts in die Große Bleiche, an der 1. Am- Maps https://goo.gl/maps/dwLV- pelkreuzung links in die Flachsmarktstraße und m6yohEASK1iZ8 sofort wieder links in die Petersstraße/Mitternacht. Anfahrt mit dem ÖPNV: Wenn Sie über die Autobahn A 60 aus Richtung Vom Hauptbahnhof Mainz erreichen Sie das Na- Darmstadt/Rüsselsheim kommen, verlassen Sie turhistorische Museum mit den Buslinien 64 (Rich- diese unmittelbar nach der Rheinbrücke (Ausfahrt tung Laubenheim), 65 (Richtung Weisenau) sowie Mainz-Laubenheim/Innenstadt) und folgen dem 6 und 6a (Richtung Wiesbaden) bis Haltestelle Rheinufer (Wormser Str./Weisenauer Str./ Rhein- Bauhofstraße/Rheinland-Pfalz-Bank. Zu Fuß errei- str.) Dies gilt auch für die Anfahrt aus Richtung chen Sie das Museum vom Bahnhof aus in etwa Worms (B 9). Auf Höhe der Rheingoldhalle bie- 15 Minuten (1,1 Km). gen Sie links in die Quintinsstraße. Sie folgen der Hauptrichtung (Schusterstr., Flachsmarktstr.). Fast Anfahrt mit dem Auto: am Ende der Flachsmarktstraße, kurz vor der gro- Wenn Sie über die Autobahn aus Richtung Alzey ßen Kreuzung an der Großen Bleiche, biegen Sie (A 63), Bingen (A 60) oder Wiesbaden/Frankfurt rechts in die Petersstraße ein. (A 66, 643, 60) anreisen, dann verlassen Sie den Zum Parken benutzen Sie bitte die umliegenden Mainzer Ring an der Ausfahrt Mainz - Finthen/In- Parkhäuser (s. a. pmg-mainz.de bzw. Karte) nenstadt. Folgen Sie der Vorfahrtsstraße (Saarstr., GNOR Info 129 5
GNOR Intern Aus dem Vorstand Michael Schmolz hat eine neue Aufga- be an der Vogelschutzwarte Garmisch- Partenkirchen gefunden Unser Geschäftsführer Michael Schmolz hat, nach einer kurzfristigen Stellenzusage, eine für einen Ornithologen kaum abzulehnende neue Heraus- forderung an der Vogelschutzwarte in Garmisch- Partenkirchen gefunden. Diese hat er zum 1. Juli angetreten. Für Michael freut uns dies natürlich sehr und wir wünschen ihm viel Erfolg. und nicht zuletzt hat er sich einen mittlerweile Für uns bringt dies nun Veränderungen und eben- ausgezeichneten Ruf als Ornithologe erworben. so neue Herausforderungen mit sich, denen wir Wir möchten uns an dieser Stelle daher nochmals uns stellen werden. Michael hat in den über zehn ganz herzlich für seine Arbeit bedanken. Wir wün- Jahren seiner Tätigkeit sehr engagiert für die schen ihm viel Erfolg bei seiner neuen Aufgabe. GNOR und den Naturschutz in Rheinland-Pfalz Der Naturschutz braucht gute Leute, an welcher gearbeitet, auch über die „normale“ Tätigkeit eines Stelle auch immer! Arbeitnehmers hinaus. Er hat viele, auch neue Ak- zente gesetzt, und konnte zu einer Reihe von Pro- Heinz HESPING für den Vorstand der GNOR jekten und Vorhaben Entscheidendes beitragen; Satzungsänderung Die Entwicklungen in der heutigen Zeit machen es notwendig, dass auch wir unsere Strukturen im Verein anpassen müssen. So wird es immer schwieriger die einzelnen Vereinsorgane zu besetzen. Um uns hier für die Zukunft besser aufzustellen, möchten wir unsere Satzung dahingehend ändern, dass wir uns die Mög- lichkeit einer Doppelspitze eröffnen und die Referentenstellen nicht zwangsläufig besetzt werden müssen. In diesem Zuge möchten wir auch den Begriff „Vorsitzenden“ in einen bei Gesellschaften üblicherweise be- zeichneten „Präsidenten“ umwandeln. Vorschlag für eine Satzungsänderung dieses Ziel auf wissenschaftlicher Grundlage ausschließlich und unmittelbar in gemeinnützi- Dargestellt werden im Folgenden nur die Absätze ger Form im Sinne des Abschnitts "Steuerbe- mit Änderungen; Änderungen und Einfügungen günstigte Zwecke" der Abgabenordnung. sind mit Unterstreichungen gekennzeichnet: Neue Version: § 2 Zweck Bisherige Version: § 2 Zweck § 2 Zweck a. Der Verein bezweckt die Förderung von Natur- schutz und Landschaftspflege im Sinne des a. Der Verein bezweckt die Förderung von Natur- Bundesnaturschutzgesetzes und des Landesna- schutz und Landschaftspflege im Sinne des turschutzgesetzes sowie die Förderung der Er- Bundesnaturschutzgesetzes und des Landes- forschung der Tier- und Pflanzenwelt in Rhein- pflegegesetzes sowie die Förderung der Erfor- land-Pfalz und den Nachbargebieten. Schwer- schung der Tier- und Pflanzenwelt in Rheinland- punkt der Arbeit ist der Arten- und Biotop- Pfalz und den Nachbargebieten. Er erstrebt schutz in allen Landesteilen. Er erstrebt dieses 6 GNOR Info 129
GNOR Intern Ziel auf wissenschaftlicher Grundlage aus- a. Der Verein wird von einem Gesamtvorstand (im schließlich und unmittelbar in gemeinnütziger Folgenden: "Vorstand") geleitet, dem ein Beirat Form im Sinne des Abschnitts "Steuerbegüns- beratend zur Seite steht. tigte Zwecke" der Abgabenordnung. Der Vorstand besteht aus § 6 Leitung 1. bis zu zwei Präsidenten (m/w/d) Bisherige Version: 2. einem Vizepräsidenten (m/w/d) § 6 Leitung 3. dem Schatzmeister (m/w/d) 4. und bis zu vier Referenten (m/w/d) a. Der Verein wird von einem Gesamtvorstand (im Folgenden: "Vorstand") geleitet, dem ein Beirat Vorstand im Sinne von § 26 II BGB sind die Präsi- beratend zur Seite steht. denten, der Vizepräsident und der Schatzmeister. Jeweils zwei Vorstandsmitglieder im Sinne von § Der Vorstand besteht aus 26 II BGB sind gemeinsam vertretungsberechtigt. 1. dem Vorsitzenden, Die Vertretungsvollmacht des Vorstandes i. S. v. § 26 BGB wird gem. § 26 II S. 2 BGB mit Wirkung 2. dem stellvertretenden Vorsitzenden, gegen Dritte dahin beschränkt, dass Angelegen- 3. dem Schatzmeister heiten, durch die der Verein zu einer Leistung von 5.000 € und mehr verpflichtet wird, des aus- 4. und vier Referenten. drücklichen mehrheitlichen Beschlusses des Ge- Vorstand im Sinne von § 26 II BGB sind der Vorsit- samtvorstandes bedürfen. Der Beschluss ist im zende, der stellvertretende Vorsitzende und der Zweifel durch das schriftliche Protokoll der zu Schatzmeister. Jeweils zwei Vorstandsmitglieder Grunde liegenden Vorstandssitzung nachzuwei- im Sinne von § 26 II BGB sind gemeinsam vertre- sen. tungsberechtigt. Die Vertretungsvollmacht des Vorstandes i. S. v. § 26 BGB wird gem. § 26 II S. 2 An weiteren Stellen der Satzung: BGB mit Wirkung gegen Dritte dahin beschränkt, Neue Version: dass Angelegenheiten, durch die der Verein zu einer Leistung von 5.000 € und mehr verpflichtet Der Begriff „Vorsitzende“ wird immer durch „Präsi- wird, des ausdrücklichen mehrheitlichen Beschlus- dent“ ersetzt! ses des Gesamtvorstandes bedürfen. Der Be- schluss ist im Zweifel durch das schriftliche Proto- Über die Satzungsänderung wird während der koll der zu Grunde liegenden Vorstandssitzung Mitgliederversammlung im Rahmen unserer nachzuweisen. Herbsttagung am Samstag, den 30.11.2019 bera- ten und beschlossen. Wir hoffen auf eine rege Neue Version Teilnahme. § 6 Leitung Dr. Peter KELLER Die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) trauert um Michael Höllgärtner. Der Verstorbene war in verschiedenen Gremien unseres Naturschutzverbandes tätig und leitete den Ar- beitskreis „Wachtelkönig“. Innerhalb und außerhalb unseres Verbandes war Michael Höllgärtner als weithin anerkannter Experte für Natur und Umwelt bekannt und geschätzt. Wir verlieren mit ihm einen engagierten Streiter für den Schutz der Natur. Heinz HESPING für den Vorstand und den Beirat der GNOR GNOR Info 129 7
GNOR Intern Aus der Landesgeschäfts- stelle Neue Gesichter im FÖJ der GNOR Ich heiße Chloé Folacher, ich habe ich den schulischen Teil komme aus Bourg-en-Bresse, in der Fachhochschulreife abge- der Nähe von Lyon, in Frank- legt. Ich wusste, dass ich nach reich. Ich bin 21 Jahre alt und der Schule erst mal was ande- ich lege in meinem Ingenieu- res machen wollte und so kam rinnen-Studium zu Umwelt- und ich auf ein FÖJ. Da ich von klein Mein Name ist Lisa Löbel und Agrarwissenschaften ein Pau- auf in der Natur und in der ich bin 18 Jahre alt. Ich habe sen-Jahr ein, um Erfahrung zu Landwirtschaft großgeworden Anfang 2019 mein Abitur be- sammeln und meine Sprach- bin, ist mir die Natur und die standen und wollte danach erst kenntnisse zu verbessern. Arbeit im Freien sehr wichtig. mal eine praktische Tätigkeit Erst hatte mein Großvater einen Meine Wahl der Einsatzstelle landwirtschaftlichen Betrieb, machen, bevor ich eventuell bei der GNOR ist eine Heraus- welchen mein Onkel übernahm. studiere. Da ich mich schon forderung, weil mein Studium Ich kam schnell zur GNOR und lange für die Natur und den sehr theoretisch ist und ich nach ein paar Artikeln auf der Umweltschutz interessiere und draußen die praktische Arbeit Webseite wusste ich: Da will ich eine Freundin von mir ein frei- entdecken möchte. Was mir bei hin! Außerdem sammelt man williges ökologisches Jahr ge- der GNOR gefällt ist, dass wir sehr viel nützliche Erfahrung, macht hat, habe ich mich auch hier sehr verschiedene Aufga- welche einem auch im Privaten schnell dazu entschlossen. Ich ben haben. weiterhelfen. Jetzt freue ich habe mich für die GNOR ent- schieden, da ich hier abwechs- mich auf das eine Jahr und vor Ich hoffe, dass mir dieses Jahr lungsreiche Aufgaben habe allem die Arbeit in der Natur die Gelegenheit gibt, naturalis- und sowohl draußen in der Na- mit den Maschinen und den tische Kenntnisse zu erwerben tur als auch im Büro arbeite. So Tieren. und die deutsche Kultur besser bekomme ich einen Einblick ins kennenzulernen. Ich freue mich Frederik WALCZUCH Berufsleben und kann gleich- auf dieses Jahr! zeitig etwas Gutes tun. Auch in meiner Freizeit bin ich gerne Chloé FOLACHER draußen und treffe mich mit Freunden im Park oder am Mein Name ist Frederik Walc- Rhein. Ich freue mich auf das zuch. Ich bin 19 Jahre alt und kommende Jahr und bin ge- ich komme aus Nackenheim bei spannt, welche Erfahrungen Mainz. Ich bin ehrenamtlich in und Eindrücke ich sammeln meiner Gemeinde tätig und kann. dort auch Teil des Konfirman- den-Teams. Dieses Jahr (2019) Lisa LÖBEL 8 GNOR Info 129
GNOR Intern Mitgliedsbeitrag und SEPA-Lastschrift SEPA-Basis-Lastschrift einziehen. Achten Sie bitte auf eine ausreichende Deckung Ihres Kontos. Sie Der Mitgliedsbeitrag beträgt derzeit 50,00 Euro erkennen unsere Beitragseinzüge auch an unserer pro Jahr (Ermäßigt: 30,00 Euro pro Jahr, für Ler- Gläubiger-Identifikationsnummer (DE41ZZ- nende, Studierende und Arbeitslosengeld-II-Emp- Z00000233195) und an Ihrer persönlichen soge- fangende bzw. bei Bezug von Grundsicherungs- nannten Mandatsreferenz. leistungen, z. B. bei Erwerbsminderung oder im Alter; Zur Berücksichtigung einer Ermäßigung ist Bitte denken Sie auch daran, bei einer eventuellen eine aktuelle Bescheinigung bis zum 31.1.2020 Änderung Ihrer Anschrift bzw. der Kontaktdaten vorzulegen. Wir bitten um Ihr Verständnis). oder Ihrer Bankverbindung uns diese rechtzeitig mitzuteilen. Außerdem möchten wir die Mitglie- Der Beitrag wird zum 1. Januar eines jeden Bei- der, die uns noch keine Einzugsermächtigung er- tragsjahres fällig und muss bis spätestens 15.2. teilt haben, herzlich bitten, dies zu tun. Sie erspa- (bzw. dem darauffolgenden Arbeitstag) entrichtet ren uns dadurch Verwaltungsaufwand und ggf. sein! Bitte überweisen Sie den Beitrag, soweit Sie Mehrkosten. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne uns keine Einzugsermächtigung erteilt haben, bis zur Verfügung. Vielen Dank! dahin auf unser Konto: GNOR e. V. Postbank Lud- (sc) wigshafen IBAN: DE40 5451 0067 0047 5146 77, BIC: PBNKDEFF Verwendungszweck: Mitglieds- beitrag. GNOR e. V., Landesgeschäftsstelle, Osteinstraße Soweit Sie uns eine Einzugsermächtigung erteilt 7-9, Tel. (06131) 671480, Fax (06131) 671481, haben, werden wir die Mitgliedsbeiträge für das mainz@gnor.de kommende Jahr zum 17. Februar 2020 mit einer Damit wir lange noch die großen und kleinen Wunder der Natur be- staunen können! Ohne das Engagement der GNOR wäre die Natur Spendenkonto: GNOR e. V. von Rheinland-Pfalz um einiges ärmer. Für ihre Sparkasse Mainz IBAN: DE03 Arbeit ist die GNOR mehr denn je auf Spenden 5505 0120 0000 0117 00, BIC: MALADE51MNZ angewiesen! Wir sagen jetzt schon: DANKE! GNOR Info 129 9
Projekte Erfassung der Graureiher (Ardea cinerea) war 2019 ein Schwerpunkt im Rahmen des MsB. Im Bild eine Gruppe Altvögel im Prachtkleid und zwei vorjährige Vögel kurz vor Besetzung einer nahegelegenen Brutkolonie am winterlichen Nahrungsgewässer. Ulmener Jungferweiher, 22.2.2015 / Foto: Christian DIETZEN Vogelmonitoring in Rheinland-Pfalz – Brutsaison 2019 Die Brutsaison 2019 war die erste im Rahmen des Bestandsentwicklungen zu durch die „Aktion Grün“ geförderten Pilotprojekts dokumentieren. Hierbei waren zum Ausbau des Vogelmonitorings in Rheinland- die einzelnen Bundesländer aufgerufen potenziel- Pfalz. In enger Abstimmung mit dem Dachverband le Zählgebiete (ZG) relevanter Arten zu identifizie- Deutscher Avifaunisten (DDA) konnten einige Er- ren und dem DDA zu übermitteln (Koordinaten, fassungsprogramme initiiert und durch ehrenamt- Gebiets-Code), damit sie im Meldeportal unter lich Kartierende der GNOR und weiterer Natur- www.ornitho.de für die Dateneingabe eingestellt schutzverbände (insbesondere NABU und POLLI- werden konnten (s.a. Tabelle 1: Koloniebrüter). CHIA) mit Leben gefüllt werden. An dieser Stelle möchten wir allen Mitarbeitenden – gerade Des Weiteren erfolgten Erfassungen zum Purpur- auch im Namen unserer Vogelwelt – auf das reiher, für den Rheinland-Pfalz etwa die Hälfte des Herzlichste für ihr großes Engagement und die gesamtdeutschen Brutbestandes beherbergt, an überwiegend positive Resonanz auf unsere In- neun Koloniestandorten am Oberrhein. Außerdem itiativen danken! gelang es der Arbeitsgruppe um Ulf Janz den neu entwickelten Methodenstandard zur Erfassung der Im Fokus standen 2019 vor allem die Koloniebrü- Zaunammer in sieben ausgewählten Zählgebieten ter, die im Rahmen einer Neuausrichtung des einem ersten Praxistest zu unterziehen, bevor die- „Monitorings seltener Brutvögel“ (MsB) jetzt mit ses Programm 2020 offiziell starten soll. Derzeit geringerem Arbeitsaufwand zu erfassen sind, um 10 GNOR Info 129
Projekte Tabelle 1: Koloniebrüter Vogelart Identifzierte Zählgebiete RLP Umsetzung 2019 (andere Bundesländer) 45 ZG (71 %) besetzt und gezählt, 63 Graureiher neue Standorte sind noch zu er- (236) gänzen 158 79 ZG (50 %) in Bearbeitung, Lü- Saatkrähe (114) cken in Pfalz u. Westpfalz Abfrage potenzieller Personen für 44 Uferschwalbe eine Zählung erfolgt im Okt. 2019, (43) ZG-Kulisse noch unvollständig erfolgt das Zusammentragen der Ergebnisse, über Monitoring-Programmen (MsB) für Rheinland-Pfalz die an anderer Stelle berichtet wird (s. u.). erfolgen und allen bei den Zählungen Mitarbei- tenden unentgeltlich ausgehändigt werden. Paral- Im Rahmen des „Monitorings häufiger Brut- lel laufen zudem Vorbereitungen für die Erstellung vögel“ (MhB), koordiniert von Peter Ramachers, eines ornithologischen Jahresberichtes für den erhielten insgesamt 52 Kartierende die Unterlagen Zeitraum 2016–2018, um auf diesem Weg die avi- zur Bearbeitung ihrer Probeflächen für die Saison faunistischen Erkenntnisgewinne auch nach der 2019. Wenn alle Kartierungen ordnungsgemäß Avifauna fortlaufend zu dokumentieren. Es ist ge- durchgeführt wurden und alle Mitarbeitenden ihre plant, diese Berichte anschließend wieder im jähr- Ergebnisse vollständig abliefern, wäre das ein Zu- lichen Turnus zu veröffentlichen. wachs von +10 % bezogen auf die Gesamtanzahl aller verfügbaren Probeflächen (n = 150) im Ver- Derzeit bemüht sich die GNOR um eine Verlänge- gleich zum Vorjahr (37 Probeflächen abschließend rung des Pilotprojekts zum Vogelmonitoring bis bearbeitet). Da es auch für 2020 bereits erste neue Ende 2020, damit im nächsten Jahr ausreichend Anmeldungen gibt, rückt der Zielwert von mindes- Zeit besteht auf behördlicher Ebene den Über- tens 90 bearbeiteten Probeflächen pro Jahr lang- gang in ein dauerhaft angelegtes Vogelmonitoring sam näher. Es bedarf aber dringend weiterer Per- (dann ab 2021 statt wie ursprünglich geplant ab sonen, die hier mitarbeiten, vor allem in Hunsrück, 2020) auf den Weg zu bringen. Bedingt durch den Moseltal, Gutland, Westeifel, Saar-Nahe-Bergland verzögerten Projektbeginn (1.10.2018 statt und Taunus. 1.5.2018) und der zeitaufwendigen Entschei- dungsfindung, scheint es unrealistisch dies für Nach derzeitigem Planungsstand wird ab 2020 2020 umzusetzen, da der Abschlussbericht erst für innerhalb der App „NaturaList“ eine MhB-Erweite- Dezember 2019 geplant war. Es käme somit 2020 rung zur Verfügung stehen (nur für Android-Gerä- zwangsläufig zu einem unerwünschten Bruch, so- te), die eine (optionale!) digitale Erfassung unmit- wohl innerhalb der bereits laufenden und der ge- telbar im Gelände ermöglicht. Dies führt zu einer planten Programme als auch in der personellen größeren räumlichen Erfassungsgenauigkeit und Besetzung. vor allem zu geringerem Zeitaufwand für die Aus- wertung, da die Artkarten automatisch erstellt Sowohl Ministerium als auch Landesamt senden werden können. Es wird aber auch weiterhin mög- positive Signale, sodass wir hoffen, die begonne- lich sein die herkömmliche Kartierungsmethode nen Initiativen über 2019 hinaus nahtlos weiterfüh- mittels Papierkarte zu nutzen. Die Mitarbeitenden ren zu können. Dabei sind wir nach wie vor auf die erhalten zu einem späteren Zeitpunkt weitere In- Unterstützung der Vogelbeobachtenden im Land formationen zum Thema. angewiesen, die wir hiermit erneut um Mitarbeit bei den Erfassungsprogrammen bitten möchten! Noch in diesem Jahr soll eine Zusammenstellung Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten sollte für der konkreten Erfassungsergebnisse aus den o. g. alle etwas dabei sein, von der Erfassung einer ein- GNOR Info 129 11
Projekte zelnen Art (MsB-Module) über die winterliche Politik bewegt sich sonst erst, wenn das Kind tief Wasservogelzählung (s.a. Seite 20 in diesem Heft) unten im Brunnen liegt, wie derzeit bei Braunkehl- bis hin zur „Königsdisziplin“ MhB. Bitte setzen Sie chen, Kiebitz, Haubenlerche, Haselhuhn und sich bei Interesse mit dem Projektkoordinator Raubwürger. Die Bekassine ist inzwischen wohl – (christian.dietzen@gnor.de, Tel. 06592 9843 357) vollkommen unregistriert – ausgestorben. Helfen oder den Landeskoordinatoren (MhB: Peter Rama- Sie mit, dem Artenschutz frühzeitig (!) durchschla- chers, p.ramachers@t-online.de; WVZ: Thomas gende Argumente bereitzustellen. Dolich, thomas.dolich@gmx.de) in Verbindung. Dr. Christian DIETZEN Neben den 2019 bereits initiierten Programmen (Projektkoordinator Vogelmonitoring RLP) (s. o.) kommen 2020 Programme für die Erfassung der Spechte und der Wiesenlimikolen (in Rhein- land-Pfalz nur Kiebitz) hinzu. Außerdem laufen Planungen zu einem Artenhilfsprogramm für die Haubenlerche, inklusive der Erfassung verbliebe- ner Vorkommen. Wer sich für hier noch nicht er- wähnte Arten interessiert, sollte sich ebenfalls un- bedingt melden, um die Möglichkeiten einer Mit- arbeit zu erörtern. Auch wenn wir alle wissen, dass unsere Vogelarten in ihren Beständen und/oder ihrer Verbreitung abnehmen, können wir nur mit handfesten Daten auf politischer Ebene ausreichend Druck ausüben, um rechtzeitig erfolgreich gegenzusteuern. Die Interesse an einer Mitarbeit? Ansprechpartner für alles rund um das Vogel- Unsere Schwerpunkte 2019: Graureiher, Saat- Monitoring in Rheinland-Pfalz ist: krähe, Uferschwalbe, Zaunammer; Dr. Christian Dietzen, Friedhofstr. 10, 54550 Daun, In Vorbereitung für 2020: Spechte (Grau-, Grün-, Tel. + 49 175 4729 888, Schwarz-, Mittel-, Kleinspecht). E-Mail: christian.dietzen@gnor.de 12 GNOR Info 129
Projekte Wer kennt noch Vorkommen der Haubenlerche (Galerida cristata)? Bitte melden, damit die „vom Aussterben bedrohte“ Art durch das Artenhilfskonzept geschützt werden kann. 27.4.2011 / Foto: Mathias SCHÄF Neu: Artenhilfskonzept für die Hauben- Die Haubenlerche wird – wenn nicht sehr schnell lerche – Wo sind noch Vorkommen? Schutzmaßnahmen ergriffen werden – in Rhein- land-Pfalz als Brutvogel aussterben. Ein vom Minis- Die Haubenlerche (Galerida cristata) ist in Rhein- terium für Umwelt, Energie, Ernährung und Fors- land-Pfalz stark gefährdet und in der Roten Liste in ten (MUEEF) finanziertes und von der Staatlichen Kategorie 1 („vom Aussterben bedroht“) einge- Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und stuft. Der Erhaltungszustand der Art verschlechtert Saarland beauftragtes Artenhilfskonzept (AHK) soll sich stetig. Der Brutbestand hat in den letzten daher als eine Art Notfallmaßnahme dienen, um 30 Jahren um rund 87 % abgenommen und das ein Erlöschen der Brutpopulation in Rheinland- Verbreitungsareal umfasst wohl nur noch sehr we- Pfalz zu verhindern (s. a. GNOR Info 128). Die nige Vorkommensgebiete, insbesondere in der GNOR wird hier in bewährter Kooperation mit der Oberrheinischen Tiefebene. Nach den Angaben in Staatlichen Vogelschutzwarte zusammenarbeiten. der kürzlich veröffentlichten Avifauna von Rhein- Mit den benachbarten Vorkommen in Hessen (und land-Pfalz hat es den Anschein, dass sich die noch kleinflächiger in Baden-Württemberg) stellen die vorhandene rheinhessisch-pfälzische Population Vorkommen in der Oberrheinebene nahezu die zumindest in Rheinhessen weiter rapide verringert einzigen in West-Deutschland dar. Da Haubenler- und kurz vor dem Erlöschen steht. Der gesamte chen sehr standorttreu sind und kaum Zugbewe- Brutbestand soll im Zeitraum 2007–2012 bei 20–40 gungen durchführen, sind diese Vorkommen Revieren gelegen haben (GRUNWALD in Avifauna weitgehend isoliert. Die genannten Bundesländer Bd. 4.1). besitzen daher eine sehr hohe Verantwortung für GNOR Info 129 13
Projekte das Haubenlerchen-Vorkommen im Westen Schutzbemühungen in den Bundesländern. Die Deutschlands. Länder-Aktivitäten in der über die Bundesland- grenzen zusammenhängenden Verbreitungsinsel Für das AHK „Haubenlerche“ bedarf es dringend sollen über das AHK vernetzt werden. einer Aktualisierung der Datenlage. Im Rahmen des AHKs sollen u. a. für die wenigen Bereiche mit Grundlage für die Umsetzung des AHK in Rhein- Brutvorkommen an das jeweilige Gebiet ange- land-Pfalz ist im ersten Schritt eine möglichst um- passte Maßnahmensets konkretisiert werden, um fassende Kenntnis aller existierenden Brutvor- die Brutpopulationen wieder zu stabilisieren. Da kommen. Daher möchten wir hier dazu aufrufen, sich die Vorkommen häufig in für seltene Vogelar- gezielt – vor allem im Bereich ehemaliger Vor- ten sehr ungewöhnlichen Lebensräumen befinden kommen – auf die Art zu achten, alte Vorkommen (z. B. Gewerbegebiete, Ruderalflächen, Super- auf Anwesenheit der Art zu kontrollieren und Fun- markt-Parkplätze, Umgebung von Pferdehöfen, de (auch jene der letzten Jahre) unverzüglich zu Neubaugebiete), ergeben sich hier auch Möglich- melden (entweder über www.ornitho.de oder di- keiten für Kooperationen z. B. mit Unternehmen rekt an christian.dietzen@gnor.de, Tel. 06592 9843 und/oder landwirtschaftlichen Gehöften. 357). In Hessen ist parallel hierzu bereits 2018 ein Ar- Da die Haubenlerche überwiegend ausgeprägter tenhilfskonzept beauftragt worden. Im nördlichen Standvogel ist, sind Funde aus allen Jahreszeiten Baden-Württemberg bemüht man sich bereits seit von Interesse. Reviergründung und Verpaarung einigen Jahren im Rahmen eines Artenschutzpro- finden im März statt. Achten Sie bitte auch auf gramms (ASP) um den Erhalt der Vorkommen. Trupps im Winterhalbjahr. Diese erlauben auch Rückschlüsse auf die Größe der noch vorhanden Durch die laufenden AHK bzw. ASP in den beiden Brutpopulation im Umfeld. Vielen Dank für Ihre Nachbar-Bundesländern kann das AHK für Rhein- Mithilfe, das AHK auf den Weg zu bringen! land-Pfalz auf dort gewonnene Erkenntnisse zu- rückgreifen und es ergeben sich zahlreiche Syner- Dr. Christian DIETZEN (GNOR) gieeffekte, sowohl was die Ableitung von Maß- und Dr. Matthias WERNER (VSW) nahmen angeht, als auch für die fachlichen Die GNOR ist jetzt auch bei YouTube Seit kurzem hat auch die GNOR - man will fast gelungen ist. Für die professionelle und dennoch sagen: endlich - ihren eigenen Videokanal bei ehrenamtliche Umsetzung (Drehbuch, Dreharbei- YouTube. Von Zeit zu Zeit möchten wir hier Videos ten, Schnitt, Ton, Farbmischung usw.) danken wir mit GNOR-Themen einstellen. Schaut mal rein Bernd Güßbacher von Vortex-Video und seinen und abonniert uns! Kollegen sehr herzlich. Unser erster Film portraitiert die Arbeit unserer https://m.youtube.com/channel/UCCc-m5Dmkt- FÖJ und soll Interesse an einem FÖJ bei der NPmBcpilq7hyA (sc) GNOR wecken. Wir denken, dass uns das sehr gut 14 GNOR Info 129
Projekte Neu: Kiebitzschutz in Rheinland-Pfalz Die GNOR hat nach langem Warten im Juli diesen Jahres nun endlich die Bewilligung für das Artenschutz- projekt „Entwicklung und Erprobung von Arten- schutzmaßnahmen für die rheinland-pfälzische Kiebitzpopulation“ erhalten. Das Projekt läuft im Rahmen der „Aktion Grün“ des Landes Rheinland- Pfalz und ist mit einer Laufzeit von 24 Monaten angelegt. Die Ergebnisse sollen in das Artenhilfs- Kiebitz (Vanellus vanellus) | Foto: M. SCHÄF programm „Gefährdete Bodenbrüter“ Eingang finden. • Intensivgemüsebau mit rascher Fruchtfolge Ausgangssituation in Rheinland-Pfalz • hohe Bearbeitungsintensität und hohe Befah- Kiebitze (Vanellus vanellus) sind standorttreue Ko- rungsfrequenz, Störungen loniebrüter mit Bodengelegen. Zwischen Ende • Folien und Kulturschutznetze, Beregnung (be- März und Anfang Juni erfolgen Eiablage, Bebrü- sonders in kühlen Nachtstunden) tung sowie die Jungenaufzucht. Die vor ca. 100 Jahren noch weit verbreiteten Vögel waren häufig entlang der Rheinniederungen auf Feuchtwiesen, Weiden und extensiv bewirtschafteten Äckern zu beobachten. Die Bestände nehmen allerdings seit Jahrzehnten massiv ab, weshalb die Art auch deutschlandweit als streng geschützt eingestuft ist. In Rheinland- Pfalz zählt der Kiebitz mit nur noch 100 - 200 Brut- paaren gemäß der landesweiten Roten Liste zu den vom Aussterben bedrohten Arten (RL 1) mit stark negativem Trend. Trotz des Tötungs-, Störungs- und Zerstörungsver- bots sind die lokalen Populationen negativ beein- trächtigt, wie die rapide abnehmenden Bestände deutlich zeigen. Die aktuellen Bestandseinbrüche des Kiebitzes lassen sich u. a. auf nachfolgende Faktoren zurückführen: • Verlust von Gelegen durch Bodenbearbeitung • Verlust von nassen Senken in der Ackerland- schaft • weniger Grünlandbeweidung und zunehmen- der Grünlandumbruch • wenige verbliebene natürliche Feuchtgebiete, Aktuelles Verbreitungsgebiet des Kiebitzes in Rheinland- keine Hochwasserdynamik Pfalz aus dem Jahr 2017. Die grünen TK25 Blätter bedeuten Kiebitzvorkommen. Die gelben Markierungen bedeuten • Wechsel von Sommer- auf Wintergetreide eine Sichtung im Brutzeitraum. (Geobasisdaten: LVermGeo, • Wegfall von vegetationsarmen Brachen und 2017; Geofachdaten: eigene Kartierung; LfU, 2017; Monat Stoppelfeldern UG, 2017). | Aus: MARCOVIC, Tim (2018): Kartierung, GIS- Auswertung und Entwicklung einer Konzeption zum Schutz und Erhalt des Kiebitzes in Rheinland-Pfalz. GNOR Info 129 15
Projekte • mechanische und chemische Unkrautvernich- Teilziele hierfür sind: tung sowie Insektizid-Applikation • Installation eines Kooperationsnetzwerkes aus • Massiver Rückgang der Insektennahrung und Naturschutz (ehrenamtlichen Kiebitzbetreuen- deren Lebensräume den) sowie Biotopbetreuung/Vertragsnatur- • Prädation durch Beutegreifer (insbesondere schutz und Landwirtschaft Bodenprädatoren), wie Fuchs und Waschbär • Erprobung eines nachhaltigen Kiebitzschutzes • Vertikale Strukturen oder hohe Vegetations- durch Brutplatzsicherung: formen • Etablierung eines Meldesystems zur Loka- • Störungen durch Hundehaltende, spazierende lisierung von Bruten Personen, Erntehilfskräfte usw. • Gelegeüberwachung Artenhilfsprogramm für gefährdete Boden- • Gelegeschutz durch passende Kulturwahl, brüter des Landes RLP Aussaatverzögerung oder Aussparung bei der Bewirtschaftung Im Rahmen dieses Programms werden Vorkom- men seltener und gefährdeter Arten, deren Re- • Errichtung von Zäunen zum Schutz vor produktion durch landwirtschaftliche Maßnahmen Bodenprädatoren gefährdet sind, vertraglich gesichert. Meist han- • Vermittlung von Ausgleichszahlungen für delt es sich um Vorkommen in Äckern oder Wie- die Flächenbewirtschaftenden (über das sen, die den ortsüblichen Bewirtschaftungsmaß- Artenhilfsprogramm „gefährdete Boden- nahmen zum Opfer fallen. Bodenbrüter werden brüter“) hier sehr oft Opfer der Bodenbearbeitung (z. B. in • Verbesserung der Datengrundlage über die Maisschlägen oder im Gemüsebau). Die kurzfristi- Kiebitzvorkommen in Rheinland-Pfalz ge und vorübergehende vertragliche Vereinba- • Akzeptanzförderung durch Öffentlichkeitsar- rung mit den Bewirtschaftenden soll Gelege und beit Jungvögel sichern. Beim Kiebitz besteht oftmals ergänzend noch die Notwendigkeit zur Abwehr • Evaluierung der Maßnahmen und Erstellung von Bodenprädatoren durch Elektrozäune. eines Maßnahmenkonzeptes • Überführung des Maßnahmenkonzeptes in Projektziele das Artenhilfsprogramm „gefährdete Boden- Prioritäres Ziel ist die Entwicklung und Erprobung brüter“. von Schutzmaßnahmen für die rheinland-pfälzi- Zusammenarbeit Naturschutz – Behörden – sche Kiebitzpopulation. Über eine abschließende Landwirte Evaluation der erprobten Schutzmaßnahmen soll Für einen Erfolg der Schutzmaßnahmen ist es ein nachhaltiges Schutzkonzept erstellt werden, dringend erforderlich, dass Informationen zu den das als neues Modul in das Artenhilfsprogramm erfassten Kiebitz-Bruten schnellstmöglich von den „gefährdete Bodenbrüter“ der Landesregierung Naturschützenden an die Behörden und betroffe- aufgenommen werden kann. Langfristig sollen nen landwirtschaftlichen Betriebe gelangen. Hier- dadurch die Bestände in den Hauptverbreitungs- bei ist eine Unterstützung von Seiten der Behör- gebieten erhalten und stabilisiert werden. den bei der Ermittlung der Flächenbesitzenden Interesse an einer Mitarbeit? Weitere Informationen finden Sie vorläufig unter Geschäftsstelle Süd, Holger Hauptlorenz, (0631) http://gnor.de/projekte/kiebitzprojekt/ 3111109, holger.hauptlorenz@gnor.de oder Lan- desgeschäftsstelle Mainz, Holger Schanz, (06131) Interessierte an einer ehrenamtlichen Mitarbeit 671480, holger.schanz@gnor.de als Kiebitzbetreuende wenden sich bitte an: Meldung von Kiebitz-Beobachtungen richten Sie bitte an: kiebitzbeobachtung@gnor.de 16 GNOR Info 129
Projekte sehr wichtig. Der Ablauf dieser Informationskette und Institutionen. Vertragliche Vereinbarungen soll bis zum Beginn des Jahres 2020 noch präzi- zum Schutz von Kiebitz-Vorkommen und Auszah- siert werden, ebenso welche Rolle die Biotopbe- lungen eines Erschwernisausgleiches für Bewirt- treuenden und Beratenden im Vertragsnaturschutz schaftungsauflagen werden interessierten Flä- dabei einnehmen können. chennutzenden im Rahmen des Artenhilfspro- gramms "Gefährdete Bodenbrüter" der Landesre- Ebenso erfordert die Vermittlung von Ausgleichs- gierung bereitgestellt. zahlungen für Flächenbewirtschaftende eine in- tensive Zusammenarbeit zwischen den Kiebitzbe- Holger SCHANZ treuenden vor Ort und den zuständigen Behörden Kurzmitteilung spielen. Deutschland kommt seiner Verpflichtung, die Verschlechterung zweier Lebensraumtypen zu Vertragsverletzungsverfahren gegen verhindern, nicht nach. Dies betrifft insbesondere Deutschland magere Mähwiesen und Berg-Mähwiesen. Diese Lebensraumtypen haben sich in den letzten Jah- EU-Kommission leitet gegen Deutschland ein Ver- ren, vor allem aufgrund von nicht nachhaltigen tragsverletzungsverfahren wegen nicht erfüllter Agrarpraktiken, an verschiedenen Standorten er- Pflichten beim Schutz von blütenreichen Wiesen heblich verkleinert oder sind gänzlich verschwun- ein. den. Zudem hat es Deutschland versäumt, den Hier die das Grünland betreffende Erhaltungszustand dieser Lebensraumtypen zu Passage aus der Pressemeldung der überwachen und eine angemessene rechtliche EU v. 25.7.2019: https://ec.europa.eu/ Garantie zu ihrem Schutz bereitzustellen. Die germany/news/20190725-vertragsver- Kommission hat daher beschlossen, ein Aufforde- letzungsverfahren_de (s. a. nebenste- rungsschreiben an Deutschland zu übermitteln, henden QR-Code) das nun zwei Monate Zeit hat, um auf die Beden- ken der Kommission zu reagieren. Andernfalls „3. Umwelt kann die Kommission beschließen, eine mit Grün- den versehene Stellungnahme zu übermitteln.“ Aufforderungsschreiben zum Naturschutz Naturschutz: Kommission fordert Deutschland So fehlt auch in Rheinland-Pfalz bisher eine aktuel- auf, den Schutz von blütenreichen Wiesen zu le Kartierung des Grünlandes. Sie ist seit Jahren verstärken überfällig und angekündigt. Bekannt ist, dass Grünland und damit alle darauf angewiesenen Die Europäische Kommission fordert Deutschland Organismen allenthalben verloren gehen. Die auf, den Schutz von blütenreichen Wiesen zu ver- Gründe sind Nutzungsintensivierung (häufige und stärken, um die Verpflichtungen gemäß der Habi- zu frühe Silageschnitte, Mähgeräte wie Kreisel- tat-Richtlinie zu erfüllen ( Richtlinie 92/43/EWG des mäher, Umbruch, Anbau Mais u. a. nachwachsen- Rates ). Die Richtlinie ist eines der wichtigsten Ins- de Rohstoffe), aber auch Nutzungsaufgabe infolge trumente der EU zum Schutz der biologischen einer fehlgeleiteten Landwirtschaftspolitik. Grün- Vielfalt. Wie von den Mitgliedstaaten im Mai 1992 land ist zudem stark bedroht durch Flächenver- beschlossen, verpflichtet die Richtlinie die EU-Mit- brauch wie dem Verkehrswegebau, dem Bau von gliedstaaten im Rahmen des Natura 2000-Netzes Siedlung und Gewerbe sowie die vermehrt ge- zum Schutz und zur Wiederherstellung eines güns- plante Errichtung von Photovoltaikanlagen (siehe tigen Erhaltungszustandes von Lebensräumen, die auch GNORinfo 128). (sc) eine wichtige Rolle für die biologische Vielfalt wie Bestäuberinsekten, Bienen und Schmetterlinge GNOR Info 129 17
AK Avifauna Raubwürger in Rheinland-Pfalz weiter im Sinkflug Die neusten Ergebnisse zum Bestand des Raub- würgers (Lanius excubitor), der Wappenvogel der GNOR, sind äußerst alarmierend. Im Jahr 2019 waren fünf Raubwürger-Reviere sicher mit erfolg- reichen Brutpaaren besetzt, die jeweils 3-4 Junge hatten, plus 1–2 mögliche Vorkommen ohne Brut- nachweis (s. Tabelle 1). Im Vergleich zu 2018 ein Rückgang um 23–45 %. Alle derzeit bekannten Vorkommen befinden sich Abb. 1: Der Raubwürger blickt in Rheinland-Pfalz in eine düstere Zukunft. Ulmener Jungferweiher, 7.3.2018 / Foto: auf oder an Windwürfen. Im Vergleich zum Vorjahr Christian DIETZEN hat sich die Situation damit eindeutig weiter ver- schlechtert – mindestens drei traditionelle Stand- orte sind verwaist. Es ist davon auszugehen, dass zumindest die Vorkommen bei Nohn und Borler möglicherweise schon in 2020 nicht mehr existie- ren werden. Grund ist die Sukzession der jeweili- gen Windwurfflächen (s. Abb. 2). Nach einem Sondierungsgespräch im letzten Jahr mit dem Forstamt Hillesheim (unter Beteiligung von LfU und GNOR), in dessen Einzugsbereich die kritischen Vorkommen liegen, hat man den schwarzen Peter dem Naturschutz zugeschoben: Wir (die GNOR) sollen Pflegemaßnahmen vor- Abb. 2: Ehem. Windwurffläche im Forstamt Hillesheim mit Brutvorkommen des Raubwürgers (2 BP 2018, 1 BP 2019) – schlagen, die dem Raubwürger helfen. Während die fortschreitende Sukzession bedroht das Vorkommen. des Ortstermins wurde aber zuvor schon deutlich Landkreis Vulkaneifel, 10.6.2017 / Foto: Christian DIETZEN gemacht, dass ein großflächiges Offenhalten aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, der Besitzverhält- standene Windwurf durch den Jagdpächter in ei- nisse und der Finanzierung eher nicht und vor al- nen Wildacker umfunktioniert. lem nicht kurzfristig umsetzbar ist. In Aussicht ge- Wir bräuchten ganz dringend (!) eine Initiative das stellt wurden Kompensationsmaßnahmen zum Restvorkommen zu sichern. Der Raubwürger ist Lückenschluss der A1 auf Staatsflächen bei Borler. nach EU- und deutschem Recht streng geschützt, Bis es soweit ist, steht der Raubwürger längst als sodass die Naturschutzbehörden eindeutig in der „ausgestorben“ in der Roten Liste. Das Offenhal- Pflicht stehen entsprechende Maßnahmen zu er- ten der (noch) besetzten Windwürfe scheint akut greifen. Wir haben LfU und SGD (Obere Natur- die einzige zielführende Maßnahme. schutzbehörde) über die dramatische Situation in Zwar sind in Folge der winterlichen Stürme neue Kenntnis gesetzt. Akut betroffen sind derzeit etwa Windwurfflächen entstanden. Diese können in der 52 ha ehemalige Windwurfflächen (zum Vergleich: näheren Zukunft aber nur besiedelt werden, wenn Waldfläche in Rheinland-Pfalz ca. 840.000 ha), wo noch eine Ausgangspopulation vorhanden ist. Die man – trotz des aktuellen (großteils selbstver- Vögel sind sehr standorttreu, zeigten in der Ver- schuldeten) Waldnotstands durch Borkenkäfer gangenheit kein ausgeprägtes Umzugsverhalten und Hitze – wirtschaftliche Interessen durchaus mal und die Ausbreitung erfolgt vermutlich über hintenanstellen und den Fokus auf den Schutz der Jungvögel, die sich in Nachbarschaft der elterli- Art richten sollte! Erfahrungsgemäß wird der Forst chen Reviere ansiedeln. Zudem gibt es in den Be- 1.000–2.000 € pro Hektar Ertragsverlust bzw. Ar- reichen Nohn und Borler keine neuen Windwürfe beitsaufwand für die Offenhaltung der Raubwür- in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bestehen- ger-Flächen geltend machen und stellt damit die den Vorkommen. In Boxberg wurde der neu ent- Landwirtschaft bei weitem in den Schatten. Ein 18 GNOR Info 129
AK Avifauna Tabelle 1: Beobachtungen und Brutnachweise des Raubwürgers in Rheinland-Pfalz in den Jahren 2018 u. 2019 Ort Region Ergebnis 2019 2018 Perspektive Herschbach Westerwald 1 BZ – – Nohn 1 Osteifel 1 BP 3 Juv. 1 BP schlecht Nohn 2 Osteifel 0 BP 1 BP schlecht Borler 1 Osteifel 1 BP 4 Juv. 1 BP schlecht Borler 2 Osteifel 0 BP 1 BP schlecht Gelenberg Osteifel Wenige Einzelbeobach- 1 BP schlecht tungen Boxberg 1 Osteifel 1 BP 4 Juv. 1 BP mäßig Boxberg 2 Osteifel 0 BP 1 BP schlecht Brück Osteifel 1 BV (wiederholt 1 Paar) 1 BP mäßig Kirsbach Osteifel 1 BP 3 Juv. 1 BP gut Virneburg Osteifel 1 BP 4 Juv. – gut–mäßig Dackscheid Westeifel 1 BZ – – Hersdorf Westeifel 1 BZ – – Gesamt Rheinland-Pfalz 5 BP, 1–2 BV ≥ 9 BP weiteres Hindernis ist das Landeswaldgesetz, wo- würger so planen, dass auch der Forst ohne wirt- nach Kahlschläge > 0,5–2 ha untersagt sind schaftliche Einbußen oder Aufwendungen viel- (§5 Abs. 1 LWaldG). Allerdings ist das kein Natur- leicht mitzieht. Hier sind professionelle Sofort- gesetz, sondern menschgemachtes Übereinkom- maßnahmen notwendig, denen nicht jahrelange men und kann daher im Bedarfsfall ohne Weiteres Überlegungen und/oder Abstimmungen und wirt- außer Kraft gesetzt werden. Vorausgesetzt der Wil- schaftliche Taktierereien vorausgehen können. le ist vorhanden. Wir bitten im Namen des Raubwürgers darum, Ohne die Einleitung sofortiger Maßnahmen be- schleunigst alle Möglichkeiten auszuschöpfen und steht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass im nächs- Notfall-Sofortmaßnahmen zu veranlassen, die zu- ten Jahr zwei weitere Vorkommen endgültig erlo- mindest mal die beiden kritischsten Vorkommen schen sind. Der geplante Windpark (s. gesonder- das Jahr 2020 überdauern lassen! Insgesamt ist ten Beitrag in diesem Heft, Seite 36) kümmert sich natürlich die gesamte Restpopulation zu sichern. dann um den Rest, wobei die Sukzession in den Dr. Christian DIETZEN und Franz-Josef FUCHS bekannten Revieren das größere Problem ist. Fünf vor Zwölf war letztes Jahr, hier muss etwas passie- ren. Die Behörden (Forst und Naturschutz) dürfen GNOR Arbeitskreis Avifauna, Landesgeschäfts- die Verantwortung hier nicht auf ehrenamtliche stelle, Osteinstraße 7-9, 55118 Mainz, (06131) Naturschützer abwälzen, die nach Feierabend am 671480, mainz@gnor.de Samstag-Abend die Biotoppflege für den Raub- GNOR Info 129 19
AK Avifauna Schellenten überwintern in Rheinland-Pfalz (links Männchen, rechts zwei Weibchen) / Foto: T. DOLICH Wasservogelzählung und Begleitmoni- 12.01.2020 Internationale Wasservogelzäh- toring zur Kormoranverordnung in lung (internat. Mittwinterzählung) und internatio- nale Synchronzählung von Zwerg- und Sing- Rheinland-Pfalz, Zählsaison 2019/20 schwan (+ Höckerschwan) Bereits Mitte September sind die Wasservogelzäh- 16.02.2020 lung (WVZ), wichtiger Bestandteil des Monitorings 15.03.2020 rastender Wasservögel (MrW) und das Begleitmo- nitoring zur Kormoranverordnung in Rheinland- 12.04.2020 Pfalz in die neue Zählsaison 2019/20 gestartet. Die Kormoranschlafplatzzählungen in Rheinland- Den mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeitenden Pfalz finden an den gleichen Terminen statt, wobei der beiden Monitoringprojekte in Rheinland-Pfalz möglichst der Sonntagabend bevorzugt werden (sehr viele arbeiten seit vielen Jahren in beiden sollte. Projekten mit) sei an dieser Stelle ganz herzlich Internationale Zwerg- und Singschwan- (+ Hö- gedankt. ckerschwan)Synchronzählung Das Monitoring rastender Wasservögel ist das äl- In dieser Zählperiode findet am 12./13. Januar teste und umfangreichste Vogel-Erfassungspro- 2020 wieder einmal eine internationale Zwerg- gramm in Deutschland. An aktuell mehr als 4.300 und Singschwan-Synchronzählung statt. Ziel ist es, Zählgebieten (Stand August 2019) arbeiten min- an diesem Termin möglichst eine vollständige destens 2.000 ehrenamtlich Zählende mit und tra- Abdeckung der Rastvorkommen der jeweiligen gen dazu bei, dass wir über die langfristigen Ent- Arten hierzulande zu erreichen. Auch wenn wir, je wicklungen der Wasservogelbestände, ihre Be- nach Winter-Witterungslage, nur relativ wenige standsgrößen und Verbreitungen sehr gut Be- Vögel dieser Arten in unserem Bundesland haben, scheid wissen. „Höhepunkt“ ist jeweils die interna- wollen wir uns der Vollständigkeit halber auch an tionale Mittwinterzählung, die im Januar nahezu dieser Zählung beteiligen. Gebiete abseits von weltweit stattfindet. Zählgewässern der Wasservogelzählung, an de- Zähltermine Wasservogelzählung und Kormo- nen bekanntlich Zwerg- und Singschwäne rasten, ran-Schlafplatzzählung Saison 2019/2020 sollten dann zu diesem Zähltermin zusätzlich kon- trolliert werden. Da Höckerschwäne ebenfalls ab- 15.09.2019 seits von Stillgewässern anzutreffen und oft mit 13.10.2019 den beiden anderen Arten vergesellschaftet sind, sollen im Januar 2020 auch diese wieder mitge- 17.11.2019 zählt werden. Das hilft, die Schätzung des Mittwin- 15.12.2019 terrastbestandes zu präzisieren und ein exakteres Bild ihrer Verbreitung zu erhalten. Weitere Infor- mationen zu dieser Erfassung werden rechtzeitig 20 GNOR Info 129
AK Avifauna vor dem Zähltermin an die Mitarbeitenden der Bei Interesse zur Mitarbeit nehmen Sie bitte direkt Wasservogelzählung versandt, sowie über ver- mit Thomas Dolich Kontakt auf (Adresse s. u.). schiedene Medien, z. B. ornitho.de und der Inter- Auch in anderen, weitgehend abgedeckten Re- netseite des DDA unter der Rubrik „Monitoring“ gionen, sind weitere Zählende zur Entlastung der kommuniziert. Interessierte, die nicht bereits Mit- bereits aktiven sehr willkommen. arbeitende bei der Wasservogelzählung sind und bei der Schwanenzählung 2020 mitmachen möch- Seit dem letzten Jahr können die Daten der Was- ten, melden sich bitte bei Thomas Dolich (Adresse servogelzählung sehr elegant im beliebten und s. u.), Sie erhalten von ihm die Zählunterlagen und inzwischen unter Vogelbeobachtenden weit ver- ein Anleitungsblatt zur Durchführung und zur Da- tenübermittlung. Sowohl beim Monitoring rastender Wasservögel, als auch bei den Kormoranerfassungen (Schlaf- platzzählung und Bruterfassung), werden noch Mitarbeitende gesucht. Die Wasservogelzählung eignet sich hervorragend für den Einstieg in das Vogelmonitoring: Zum ei- nen sind geeignete Zählgebiete, z. B. ein Stillge- wässer oder der Abschnitt eines Fließgewässers, vor nahezu jeder Haustür zu finden, zum anderen sind die meisten Arten gerade im Winterhalbjahr Leichte Dateneingabe bei der Wasservorgelzählung mit der NaturaList-App von ornitho.de / Foto: Thomas DOLICH leicht zu bestimmen. Zudem sind die Anzahlen an vielen Gewässern überschaubar und das Arten- spektrum umfasst je nach Gebiet nur 10 bis maxi- breiteten Portal www.ornitho.de direkt eingege- mal ca. 30 Arten, deren korrekte Bestimmung rela- ben werden. tiv schnell zu erlernen ist. Für Nutzer der NaturaList-App von ornitho.de ist Bei der Wasservogelzählung sind z. B. Lücken: inzwischen auch die Dateneingabe bei der Was- Hammersteiner Werth, Rhein Trechtingshausen- servogelzählung live im Gelände möglich: Bingen, Teilbereiche der Mosel, Sieg, Wied, Nahe Bad Münster – Bingen. Bei Fragen, Interesse zur Mitarbeit bei der Wasser- vogelzählung oder bei der Kormoranerfassung, Beim Kormoranmonitoring werden z. B. an der wenden Sie sich bitte an: Mosel (v. a. Raum Trier) und für den Bacharacher Thomas Dolich, Rudolf-Wihr-Str. 49, 67141 Neuho- Werth Mitarbeitende gesucht. fen, Tel.: (06236) 56773 (thomas.dolich@gmx.de) Thomas DOLICH GNOR Internationale Wasservogelzählung, c/o Thomas Dolich, Rudolf-Wihr-Straße 49, 67141 Neuhofen, Tel. (0636) 56773, thomas.dolich@gnor.de GNOR Info 129 21
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