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Ausgabe 2 · Mai 2021 · www.medizinonline.ch PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE Ärztliches Magazin für interdisziplinäre Fortbildung CME-FORTBILDUNG Selbstmanagement von Teens mit Allergien oder Asthma Irgendwie klappt es nicht: Adhärenz und Compliance bei Jugendlichen Langzeitfolgen der chronischen neonatalen Lungenerkrankung Frühe Veränderungen und spätere Indikatoren Medizin Schweres eosinophiles Asthma Kleine Atemwege als Prädiktor für Biologika Sublinguale Immuntherapie Neue Pille gegen die Milbe COPD – aktuelle Studien Die Nische für LABA/ICS wird immer schmaler Allergische Rhinitis Allerhand in der Pipeline Chronischer Husten Eine ganz breite Palette an Ursachen Praxismanagement Hygienefragen in Klinik und Praxis Standardmassnahmen mit hoher Qualität – man muss sie nur einhalten
ANNUAL CONGRESS 2021 Immunology after COVID-19 AUGUST 19 – 20, 2021 Irchel Campus, University of Zurich ABSTRACTS – CONTRIBUTE CONTENT Administrative Organization TO THE CONGRESS Medworld AG Sennweidstrasse 46 Information & submission 6312 Steinhausen > www.congress-info.ch/ssai2021/abstracts Phone: +41 41 748 23 00 Submission deadline: March 31, 2021 E-Mail: registration@medworld.ch Information & registration www.congress-info.ch/ssai2021
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 2 EDITORIAL Junge Patienten Schwierige Klientel ■ Kinder und Jugendliche sind eine ganz spezielle des steten Wissensaustauschs zwischen Kinderärzten, Patientengruppe. Kleinen Kindern ist es oftmals Hausärzten und Erwachsenenpulmologen, um gemein- schwer zu vermitteln, warum sie ein Medikament ein- sam ein besseres Verständnis für die Langzeitfolgen zu nehmen, eine Therapie durchlaufen müssen. Ältere erlangen und in angepasste Therapiestrategien für die Kinder verstehen dies zwar, befinden sich aber viel- junge Patientengruppe zu übersetzen. leicht mitten in der Pubertät, haben ganz andere Sor- Weitere Themen in dieser Ausgabe der InFo gen als ihre Krankheit oder verweigern ihre Medika- Pneumologie & Allergologie umfassen die mente einfach «aus Prinzip», nur um nicht das zu tun, bevorstehende neue SLIT-Tablette gegen die Haus- was die Erwachsenen gerne von ihnen hätten. staubmilbe, die Therapie des schweren eosinophilen Der Bedeutung der Therapieadhärenz und wie Asthmas und Behandlungsmöglichkeiten beim Obs- man diese gemeinsam mit zum Teil nicht übermässig truktives Schlafapnoesyndrom (OSAS). In unserer motivierten Teenagern erreichen kann, widmet sich Rubrik Praxismanagement erhalten Sie zudem Tipps unser erster CME-Fortbildungsartikel in dieser Aus- zu Hygienefragen in Klinik und Praxis. gabe am konkreten Beispiel von Jugendlichen mit Asthma. Im Zentrum steht dabei die Frage, was man Die Redaktion der InFo Pneumologie & Allergo- als Arzt (oder auch anderweitiges medizinisches Fach- logie wünscht Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. personal) tun kann, um die jugendlichen Patientinnen und Patienten adäquat zu betreuen und zu unterstüt- Bleiben Sie gesund! zen. Bedeutend ist dabei, dass v.a. ältere Kinder in der Arzt-Patienten-Kommunikation die Ansprechpartner bleiben – und nicht etwa deren Eltern. Diese nehmen nichtsdestotrotz eine wichtige begleitende und bera- tende Rolle ein. Auch der zweite Fortbildungsbeitrag beschäftigt sich mit einer Erkrankung bei Kindern: Die Broncho- pulmonale Dysplasie (BPD) ist die häufigste chroni- sche Atemwegserkrankung bei Säuglingen und kann Langzeitfolgen nach sich ziehen, die bis ins Erwachse- nenalter reichen. Die Autoren informieren über Ursa- chen, Histopathologie und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung und betonen dabei die Notwendigkeit Jens Dehn, Redaktion Die Fortbildungsthemen in dieser Ausgabe: Selbstmanagement von Teens mit Allergien oder Asthma......................................... Seite 4 Langzeitfolgen der chronischen neonatalen Lungenerkrankung.......................... Seite 10 CME-Fortbildungsfragen.......................................................................................................... Seite 16 Credits auf medizinonline.ch Einloggen, Fragen beantworten und direkt CME-Zertifkat downloaden. 1
INHALTSVERZEICHNIS medizinonline.ch PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE Ärztliches Magazin für interdisziplinäre Fortbildung EDITORIAL PRAXISMANAGEMENT 1 Junge Patienten 34 Hygienefragen in Klinik und Praxis Schwierige Klientel Standardmassnahmen mit hoher Qualität – Jens Dehn, Redaktion man muss sie nur einhalten CME-FORTBILDUNG WEITERE RUBRIKEN 4 Selbstmanagement von Teens mit Allergien 17, 20, 24, oder Asthma 25, 29, 36 News Irgendwie klappt es nicht: Adhärenz und Compliance bei Jugendlichen 28 Impressum Dr. med. Thomas Spindler, Davos; Dr. med. Gerd Schauerte, Berchtesgaden (D) 10 Langzeitfolgen der chronischen neonatalen Lungenerkrankung Frühe Veränderungen und spätere Indikatoren Dr. med. Kai Förster, Lena Haist, PD Dr. med. Anne Hilgendorff, München (D) 15 Credits auf medizinonline.ch Anleitung zur Online-Fortbildung 16 CME-Fortbildungsfragen MEDIZIN 18 COPD – aktuelle Studien Die Nische für LABA/ICS wird immer schmaler 22 Schweres eosinophiles Asthma Kleine Atemwege als Prädiktor für Biologika 26 Sublinguale Immuntherapie Neue Pille gegen die Milbe 30 Allergische Rhinitis Nase läuft – Forschung auch 32 Chronischer Husten Eine ganz breite Palette an Ursachen Titelbild: OlgaYakovenko, iStock 2
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch Selbstmanagement von Teens mit Allergien oder Asthma Irgendwie klappt es nicht: Adhärenz und Compliance bei Jugendlichen Thomas Spindler, Davos; Gerd Schauerte, Berchtesgaden (D) Therapieadhärenz | Asthma bronchiale | Pädiatrie ■ Jugendliche sind schwierig, haben keinen Bock auf Nicht Jugendliche als solche sind schwierig, sie Therapie, sind unmotiviert, sind non-compliant: Das befinden sich in einer schwierigen Lebensphase ist unser häufiges Bild von chronisch kranken Jugend- Jugendliche befinden sich in der normativen Transi- lichen. Ist das wirklich so? – Oder liegt es vielleicht tionsphase der pubertären Identitätsfindung. Sie sind auch an der Art und Weise, wie wir als medizinische keine «kleinen Erwachsenen», und auch keine «gros- Fachpersonen mit dieser Altersgruppe umgehen. Der sen Kinder». In der Pubertät haben sie die «Aufgabe», folgende Artikel soll am Beispiel Asthma bronchiale sich von ihren Eltern zu lösen, zu opponieren, Gren- Fakten aufzeigen, Verständnis für diese «besondere zen auszuloten und Selbstständigkeit zu erlernen – Patientengruppe» wecken und gangbare Wege auf- manchmal durchaus konfrontativ. Neben der Pubertät zeigen, die Jugendlichen zu gewinnen und damit einer als «normaler» Transitionsphase für jeden Menschen eigenverantwortlichen und suffizienten Therapie zuzu- müssen aber chronisch kranke Jugendliche zusätzlich führen. den Prozess des Übergangs in die «Erwachsenenmedi- zin» bewältigen – eine gleichzeitige «nicht-normative Lebensphase Jugend – eine Herausforderung Transition» als doppelte Herausforderung. Transition auch ohne Asthma bedeutet hier nicht nur den einfachen Arztwechsel, Jugendliche befinden sich in einer «Transitionsphase». sondern den gesamten Prozess des Erwachsenwerdens Hierunter versteht man krisenhafte, zeitlich begrenzte und der Verantwortungsübernahme für die Krankheit. Phasen in der Entwicklung von Menschen, die durch In diesem Prozess sollten wir die Jugendlichen unter- erst- oder einmalige markante Ereignisse ausgelöst stützen. Das Bewusstsein dieser doppelten Herausfor- werden. Unterschieden wird zwischen «normativen derung sollte unser Denken und Handeln im Umgang Transitionen» und «nicht-normativen Transitionen». mit Jugendlichen lenken. Normative Transitionen sind Entwicklungsphasen, die von nahezu allen Menschen im Laufe ihres Lebens Unsere Aufgabe in der Begleitung durchgemacht werden wie z.B. Eintritt in den Kinder- von Jugendlichen mit Asthma garten, Schulbeginn, Pubertät, Eintritt in den Beruf Jugendliche mit chronischen Erkrankungen werden etc. Daneben gibt es sogenannte «nicht-normative von vielen als eine «schwierige Patientengruppe» emp- Transitionen». Dies sind individuelle Einschnitte wie funden, da sie teilweise keine Lust auf die regelmässige z.B. Veränderungen der sozialen Umgebung, plötz- Medikamenteneinnahme haben und eher genervt da- liche Verluste, «Schicksalsschläge» oder aber auch von sind. Ziel ist es, Jugendliche in ihrer Lebenssitua- Veränderung von medizinischen und therapeutischen tion ernst zu nehmen, Betroffenheit zu erzeugen und Versorgungsstrukturen bei chronischen Erkrankungen ihnen damit die notwendigen Kenntnisse und Fertig- wie dem Asthma bronchiale. keiten an die Hand zu geben, das Selbstmanagement ihrer Erkrankung zu übernehmen. Bei Kindern und Jugendlichen zählen allergische Erkrankungen zu den Dr. med. Thomas Spindler häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die 12-Monats-Prävalenzen für Heuschnupfen (8,8%), Chefarzt Pädiatrie Neurodermitis (7,0%) und Asthma bronchiale (3,5%) Hochgebirgsklinik Davos zeigen über mehrere Jahre keine wesentlichen Verän- Herman-Burchard-Strasse 1 7265 Davos derungen und weisen somit auf eine Stabilisierung der thomas.spindler@hgk.ch Erkrankungshäufigkeiten auf hohem Niveau hin [1]. In den Daten zeigt sich auch, dass Jugendliche ihre Ge- sundheit schlechter einschätzen als dies ihre Eltern tun Dr. med. Gerd Schauerte und sich chronische Erkrankungen wie Asthma nega- tiv auf die Lebensqualität der Jugendlichen auswirken. Ärztlicher Direktor FB Gesundheit und Rehabilitation Compliance oder Adhärenz: CJD Berchtesgaden, Buchenhöhe 46 partizipative Entscheidungsfindung D-83471 Berchtesgaden Während man früher vom Begriff der «Compliance» gerd.schauerte@cjd.de ausging, d.h. der «Anordnung» einer Massnahme 4
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 2 CME-FORTBILDUNG Grafik 1 n = 122, 3-12J, Follow up alle 4 Mo., Compliancemessung via Rezepteinlösung (aus 7) durch den Arzt und dem «Befolgen» dieser Anord- Abb. 1 Adhärenzmessung via Rezepteinlösung nung durch den Patienten wird heute von «Adhärenz» gesprochen. Adhärenz steht in der Medizin für die Kontrolliert n = 122, 3–12 Jahre Einhaltung der gemeinsam vom Patienten und dem nicht kontrolliert Follow up alle 4 Monate medizinischen Fachpersonal (Ärzte, Pflegefachkräfte, Therapeuten) gesetzten Therapieziele. Das Konzept 90% der Adhärenz basiert auf der Erkenntnis, dass das Ein- 80% halten von Therapieplänen und damit auch der The- 70% rapieerfolg in der gemeinsamen Verantwortung des 60% medizinischen Fachpersonals und des Patienten liegt. Adhärenz 50% Daher sollten beide Seiten möglichst gleichberechtigt 40% «zusammenarbeiten» und gemeinsame Entscheidun- 30% gen auf Augenhöhe treffen. 20% Im Rahmen einer Kohortenstudie aus dem Jahre 10% 2009 an 102 randomisierten Kindern und Jugendlichen 0% Quelle: [7] wurde über 12 Monate alle 2 Monate mit 4 verschie- 4 Monate 8 Monate 12 Monate denen Methoden die Therapietreue bei inhalativen Medikamenten erfasst. Während nach Selbstangabe der Patienten bzw. Eltern 98% der verordneten Dosen eine gute Adhärenz in qualitativ hochwertigen Stu- inhaliert wurden und immerhin noch 70% der Rezepte dien mit weniger schweren Asthma-Exazerbationen in den Apotheken eingelöst wurden, zeigten die «ob- verbunden [8]. jektiveren» Methoden wie elektronische Messung der Jugendliche sind ehrlich: sie sagen, warum sie die Inhalationsrate oder das Wiegen des Dosieraerosols Therapie nicht machen: Während kleinere Kinder ein gänzlich unterschiedliches Ergebnis. Hier lag die häufig die Eltern im Arztgespräch reden lassen und tatsächlich gemessene «Compliancerate» nur noch bei Erwachsene den Ärzten oft nicht die realen, sondern etwa 50% [2]. die «gewünschten» Antworten geben, sind Jugendli- Dieses Ergebnis korreliert mit diversen anderen che hier viel ehrlicher. Sie sagen offen, warum sie et- Studien und hat sich auch in den letzten Jahren nicht was nicht gemacht haben – ob «vergessen» oder «kein signifikant verändert, wie die Daten von Milgrom aus Bock» oder «mir geht es doch auch so gut» – all dies dem Jahre 1996 und auch anderer Autoren zeigen [3]. sind klassische Antworten auf unsere Frage: «Wie re- Auch neuere Studien weisen leider keine signifikant gelmässig hast du inhaliert?» besseren Werte auf [4]. Auch innerhalb der Gruppe Wichtig ist aber auch, die Rolle der Eltern auch der Jugendlichen scheinen die jüngeren Patienten eine bei Jugendlichen zu beachten. Es ist keineswegs so, bessere Therapieadhärenz aufzuweisen als die älteren dass diese komplett ihren Einfluss verlieren. Vielmehr Jugendlichen, wie eine Studie aus dem Jahre 2009 verlässt sich ein Teil der Adoleszenten weiterhin auf zeigt [5]. Dies ist eventuell mit dem noch grösseren die Eltern und überlässt ihnen einen Teil der Thera- Einfluss der Eltern zu erklären. pieverantwortung [9]. Des Weiteren zeigen Daten, dass eine eindeutige Korrelation zwischen «Compliance» und Erkran- Welche Faktoren führen speziell bei Jugendlichen kungsdauer besteht: je länger die Erkrankung dauert, zu weniger Therapieadhärenz? desto schlechter die Compliance [2]. In einer 2020 veröffentlichtem systematischen Review [10] kommen die Autoren zu folgenden jugendlichen- Fehlende Adhärenz und ihre Auswirkungen spezifischen Gründen: auf die Asthmakontrolle – Wunsch nach Unabhängigkeit und Verantwortung Therapieziel nach Leitlinien [6] ist ein kontrolliertes inklusive der Ablehnung elterlicher Überwachung Asthma, d.h. bei Kindern und Jugendlichen vollstän- und Unterstützung dige Beschwerdefreiheit ohne den Gebrauch von – Konflikte mit den Eltern, wer die Verantwortung für Notfallmedikamenten bei normaler Alltagsaktivität die korrekte Therapiedurchführung hat und uneingeschränkter sozialer Teilhabe. Die vorlie- – Schwierigkeiten im «Zeitmanagement» und im Set- genden Daten (Abb. 1) zeigen eine strenge Korrela- zen von Prioritäten tion zwischen Therapieadhärenz und dem Therapie- – «Vergesslichkeit» oder die Wahrnehmung, zu viel ziel Asthmakontrolle [7]. Diese Daten wurden 2015 anderes zu tun zu haben in einem systematischen Review mit 23 eingeschlosse- – Fehlende Entscheidungsfähigkeit: nehme ich die nen Studien nochmals eindrücklich bestätigt: Obwohl Medikamente oder nicht? die Messgrössen der Studien deutlich variierten, war – Fehlendes Wissen über Wirkung und Nebenwir- kung, um Entscheidungsfähigkeit herbeizuführen – Überlassung der Therapieverantwortung bei den Eltern kombiniert mit fehlender elterlicher «Moti- vation» – Interessenskonflikt zwischen Medikamentenein- nahme und anderen Alltagsaktivitäten > Fortbildungsfragen auf Seite 16 – Fehlende Wahrnehmung des Therapieeffektes – Scham vor Freunden 5
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch Abb. 2 Je schwerer das Asthma, desto häufiger bestehen psychische als Apps [16,17] evaluiert. Auch diese zeigten positive Probleme Ergebnisse bezüglich Therapieadhärenz bei Jugend- lichen. Ob diese Form der Schulung allerdings die kein n = 93.089 leicht n = 5952 n = 101.778 Teilnehmer genau so individuell erreicht wie in einer mittel n = 2318 schwer n = 393 Live-Schulung [18] muss kritisch hinterfragt werden. Vergleichsdaten liegen nicht vor. 30% Asthma bronchiale Was können WIR bei der individuellen Betreuung 25% Jugendlicher tun? Häufigkeit der Störung Gerade bei Jugendlichen sind eine gute Gesprächsat- 20% mosphäre und Arzt-Patienten-Beziehung ausschlagge- bend für die Motivation zur Durchführung der Thera- 15% pie. Jugendliche erfahren oft, dass ihnen «von aussen» 10% gesagt wird, was sie zu tun haben und was nicht. Sie fühlen sich aber bereits als selbst entscheidende In- 5% dividuen. Hierdurch kommt es häufig zu Konflikten oder zu Verhaltensweisen, bei denen die Jugendlichen aus Opposition das, was ihnen von aussen gesagt wird, Quelle: [21] 0% ADHS Depression / Angst SSV Lernstörungen eben nicht tun. Jugendliche sollten das Gefühl haben, «beraten» ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung SSV: Störung des Sozialverhaltens zu werden, jedoch selbst die Entscheidungen für ihr SSV: Störung des Sozialverhaltens Verhalten zu treffen. Hierbei sollte das Thema «The- Abb. 1: Je schwerer das Asthma, desto häufiger bestehen psychische Probleme rapietreue» und «Machbarkeit» offen angesprochen werden und so mit dem Jugendlichen zusammen eine – Jugendliches «Risikoverhalten» wie Rauchen, Alko- gemeinsame Therapieentscheidung getroffen wer- hol oder Drogen den [19]. Auch die Wahl des Inhaliergerätes sollte – Vermehrter Einfluss psychischer Störungen bei Ju- zusammen mit dem Jugendlichen getroffen werden. gendlichen Hilfreich ist auch ein «Rückmeldesystem» bezüglich der Therapietreue. Dieses verbessert sowohl die ge- Welche externen Faktoren führen speziell bei messene Compliance als auch objektive Lungenfunk- Jugendlichen zu mehr Therapieadhärenz [11,12]? tionsparameter [20]. – Funktionierendes Familiengefüge und realistische Einschätzung bez. Asthma Psychosoziale Kontextfaktoren der Adhärenz – Gering empfundenem Stress bei Erziehung und re- bei Kindern und Jugendlichen gelmässiger Therapie Spätestens seit der Auswertung von grossen popula- – Routinierte (=ritualisierte?) Therapie tionsbezogenen Studien in den USA im Jahr 2007 ist – Maximal 2 Inhalationen pro Tag bekannt, dass mit dem Schweregrad des Asthmas auch – Kürzliche Exacerbation die Häufigkeit von psychosozialen Auffälligkeiten bei – Überzeugung bzgl. Selbstwirksamkeit Kindern und Jugendlichen ansteigt. Zu dieser Zeit er- – Positive Grundstimmung folgte (noch) eine Einstufung in leichtes, mittelschwe- – Klare strukturierte Tagesabläufe in der Familie res- und schweres Asthma bronchiale. Dabei zeigt – Klare Aufgabenverteilung bez. der Therapie sich ein deutlicher Anstieg von Aufmerksamkeitsde- – Ältere Eltern fizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Depressi- vität/Angststörung, Störung des Sozialverhaltens und Welche Schulungsmassnahmen sind hilfreich? Lernstörung in Abhängigkeit vom Schweregrad des Allgemein kann gesagt werden: Schulung von Ju- Asthma bronchiale [21] (Abb. 2). Dies lässt sich eben- gendlichen verbessert die Therapieadhärenz. Neben falls in Daten aus Grossbritannien nachweisen [22]. der klassischen ambulanten oder stationären Schu- Wenn man die Studiendaten aus den Vereinigten Staa- lung oder der Rehabilitation sind auch neue, alterna- ten aus dem Blickwinkel der jeweiligen psychischen tive Formen von Schulung nachweisbar wirksam. In Störung betrachtet, ergibt sich bei Vorliegen der psy- mehreren Metaanalysen wurde bereits seit 2003 de- chischen Störung jeweils ein deutlich erhöhter Anteil ren Wirksamkeit auf diversen Ebenen nachgewiesen bei Kindern und Jugendlichen mit Asthma bronchiale. [13 –15]. Signifikant zeigten sich folgende Ergebnisse: Dabei verdoppelt sich bei Vorliegen einer solchen Stö- – Verbesserung der Lungenfunktion (PEF +9,5%) rung die Häufigkeit eines Asthmas bronchiale nahezu. – Reduktion der Schulfehlzeiten Ähnliche Ergebnisse ergaben sich bereits ineiner – Verbesserung der körperlichen Aktivität Meta-Analyse im Jahr 2001 mit insgesamt 26 Stu- – reduzierte nächtliche Asthmaanfälle dien [23]. Insgesamt können wir also von einem si- – reduzierte Krankenhausaufenthalte cher fundierten Wissen ausgehen. Trotz dieser klaren – reduzierte Notfallambulanz-Besuche Zusammenhänge gibt es erstaunlich wenige Untersu- – Stärkung des Selbstbewusstseins- zu seiner Erkran- chungen, die sich dem Thema der Adhärenz bei Vor- kung zu stehen und nicht allein damit zu sein liegen einer psychischen Störung widmen. Neben diesen klassischen Schulungskonzepten wurden Eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang auch andere Schulungskonzepte auf Onlinebasis bzw. psychische Auffälligkeit und Asthma wäre, dass die 6
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 2 CME-FORTBILDUNG Abb. 2: Angststörung und Depression führen zu mehr Asthmabeschwerden und umgekehrt psychischen Auffälligkeiten Folge einer medikamentö- Abb. 3 Angststörung und Depression führen zu mehr Asthma sen Therapie sind. Dies ist zumindest für den Wirkstoff beschwerdenund umgekehrt der inhalativen Corticosteroide klar auszuschliessen. In einer Kinderstudie konnte gezeigt werden, dass bei den Kindern mit einer guten Adhärenz (durchschnitt- 3 lich 92%) bezüglich inhalativer Kortikosteroide keine Anzahl der Asthmasymptome vermehrten Verhaltensauffälligkeiten – gemessen mit 2,5 der Child Behavior Checklist (CBCL) – aufgetreten sind [24]. Allerdings veröffentlichte die amerikanische 2 U.S. Food and Drug Administration (FDA) bezüglich des Leukotrienantagonisten Montelukast im März 1,5 2020 eine sogenannte «Boxed-Warning», in der als Nebenwirkung ausdrücklich Agitation, Depression, 1 Schlafstörung sowie suizidale Gedanken aufgeführt werden [25]. 0,5 Gerade bei Patienten mit ungünstigem Verlauf be- züglich Asthma bronchiale kann mit vermehrten Ver- 0 haltensauffälligkeiten gerechnet werden. Hier sollte 0–5 6–9 10–15 16–22 23–30 31–62 Quelle: [27] der Einsatz von Leukotrienantagonisten besonders Anzahl der Angst-Depressions-Symptome zurückhaltend erfolgen. Asthma und ADHS Erwachsenen eine Reglementierung des Verhaltens Das gemeinsame Auftreten von Asthma bronchiale gefordert wird, führt dies schnell zu oppositionellen und ADHS konnte nicht nur in den oben genannten Verhalten und mangelhaften Asthmamanagement. Studien nachgewiesen werden. In den RKI-Daten Dabei konnte in eigenen Untersuchungen gezeigt (deutschlandweite populationsbezogene Studie) werden [26], dass der Bedarf an Unterstützung bei zeigt sich (eigene Auswertung, nicht veröffentlicht) Asthma bronchiale mit dem Ausmass externalisieren- eine Prävalenz von ADHS bei Kindern mit Asthma der Verhaltensauffälligkeiten steigt. Das heisst, diese bronchiale von 7,8%; die Prävalenz von ADHS in Kinder benötigen besonders viel Unterstützung, um der Gruppe ohne Asthma bronchiale liegt bei 4,7% die Notwendigkeiten der Behandlung ihres Asthma (n=13 292). Umgekehrt zeigen sich in der Gruppe bronchiale möglichst gut umzusetzen. der Asthmatiker signifikant mehr Kinder mit auffälli- gen Werten in Bezug auf ein hyperaktives Verhalten Asthma und Depression/Angststörung (11,8% versus 8,4%, n=14 300). Bei Angststörung und Depression ist die Datenlage Welche Auswirkungen die Erkrankung ADHS auf insgesamt besser. Im Jahr 2006 liess sich in einer Popu- die Adhärenz bei Kindern und Jugendlichen hat, war lation von über 700 Kindern und Jugendlichen im Alter bislang nicht im Fokus einer einzelnen Studie. Wenn zwischen 11 und 17 Jahren ein klarer Zusammenhang man jedoch die typischen Symptome des ADHS mit zwischen der Anzahl der Angst/Depressionssymptome Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität sowie der Symptome seitens des Asthma bronchiale mit der Notwendigkeit zur Behandlung eines Asthma darstellen [27]. Je mehr Angst/Depressionssymptome bronchiale gegenüberstellt, ergeben sich klare Hin- bestehen, desto mehr Asthmasymptome bestehen und weise, dass eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hy- umgekehrt (Abb. 3). Zu ähnlichen Ergebnissen kam peraktivitätsyperaktivitätsstörung eine optimale eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2021 [28], bei der Therapie des Asthma bronchiale beeinträchtigt. Die sich insbesondere bei Mädchen ein ähnlicher Effekt regelmässige Durchführung einer Dauertherapie, die darstellen liess. ggf. notwendige Steuerung körperlicher Aktivität, die In einer Studie mit Kindern und Jugendlichen Auslöservermeidung sowie die soziale Kompetenz im (8–18 Jahre alt) wurde die Adhärenz bez. einer Asth- Umgang mit der Erkrankung passen nicht zum Bild matherapie bei Vorliegen von Depression/Angststö- eines ADHS. Umso dringender notwendig ist es, nicht nur das Asthma bronchiale, sondern auch das ADHS optimal zu behandeln, um den Patienten insgesamt ge- TAKE-HOME-MESSAGES recht zu werden. ― Jugendliche sind ehrlich: sie sagen, warum sie die Therapie nicht machen Asthma und Störung des Sozialverhaltens ― Non-Adhärenz ist eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Ähnlich sieht es hinsichtlich der Komorbidität von Ursache für ein instabiles, d.h. unkontrolliertes oder nur teil- Asthma bronchiale und Störung des Sozialverhaltens weise kontrolliertes Asthma bronchiale. aus. Auch hier ergeben sich durch die typischen Sym- ptome der Störung des Sozialverhaltens (streitet sich ― Im Gespräch ist der Jugendliche Ansprechpartner, nicht seine häufig mit Erwachsenen, widersetzt sich den Regeln Eltern, wobei die Eltern als Berater weiterhin eine wichtige von Erwachsenen, reagiert leicht empfindlich und Funktion als «Begleiter» haben. verärgert) und den Notwendigkeiten einer Behand- ― Der Bedarf an Unterstützung aufgrund von Asthma bronchiale lung von Asthma bronchiale Schwierigkeiten bei der steigt mit dem Ausmass externalisierender Verhaltensauffällig- Therapieumsetzung – besonders, wenn von Seiten der keiten. 7
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch rung sowie Asthma bronchiale erhoben [29]. Dabei Bei Vorliegen dieser Erkrankungen ist neben der op- bestand auch hier ein klarer Zusammenhang zwischen timalen Asthmatherapie auch eine optimale Therapie dem Ausmass von Angst/Traurigkeit und Asthmasym- und Behandlung der jeweiligen psychosozialen Grund- ptomen. Allerdings liess sich dieser Zusammenhang erkrankung erforderlich. Eine Kooperation zwischen nicht durch eine Non-Adhärenz erklären. Hier scheint behandelndem Kinder- und Jugendarzt und Psycho- es sich um einen unabhängigen Zusammenhang zu logen bzw. Kinder- und Jugendpsychiater ist hier er- handeln. Diskutiert wird, dass bei erhöhter Angst forderlich. Ein gemeinsamer Austausch über den Pa- und Traurigkeit auch eine erhöhte Wahrnehmung der tienten kann sicher die Therapie beider Erkrankungen Asthmasymptome besteht. Auch in dieser Studie lässt optimieren und ist klar zu fordern. Wie oben gezeigt sich nachweisen, dass eine Non-Adhärenz zu einem wurde, beeinflussen sich beide Erkrankungen gegen- instabilen Asthma bronchiale mit der Notwendigkeit seitig negativ. einer Therapie mit systemischen Steroiden führt. Bei erwachsenen Patienten mit Asthma bronchiale Zusammenfassung und Depression [30] konnte jedoch ein klarer Zusam- Non-Adhärenz ist eine wichtige, wenn nicht die wich- menhang zwischen der Höhe der depressiven Symp- tigste Ursache für ein instabiles, d.h. unkontrolliertes tome und der Adhärenz gemessen werden. Die Odds- oder nur teilweise kontrolliertes Asthma bronchiale. Ratio – also das Risiko – bezüglich einer schlechten Mit einer schlechten Adhärenz, (das bedeutet, bei der Adhärenz (unter 50% der vereinbarten Medikamente Einnahme von weniger als 75 bis 80% der vereinbar- wurden eingenommen) ist bei einem signifikant erhöh- ten Medikamente) muss man bei mindestens 50% aller ten Depressions-Score 11,4-fach erhöht. Als mögliche Patienten rechnen, besonders jedoch bei Patienten, bei Ursache für die schlechte Compliance bei einer aus- denen die Asthmakontrolle nicht im erwarteten Aus- geprägten Depressionssymptomatik werden in dieser mass erreicht wird. Studie Apathie; Pessimismus bezüglich der Effektivität Zur Therapie der Non-Adhärenz gehört eine der Therapie; akute Defizite in der Aufmerksamkeit, strukturierte Patientenschulung und ein langfristiges Merkfähigkeit und Aufnahmefähigkeit; absichtliche Zusammenarbeiten zwischen Patient und behandeln- Selbstschädigung und erhöhte Sorgen vor möglichen den Arzt, um die Adhärenz zu verbessern. Dabei ist Nebenwirkungen diskutiert. der Glaube an den Nutzen der Therapie – insbeson- dere im Erleben eines Therapieeffekts – besonders Psychosomatische und soziale Kontextfaktoren wirksam. Insgesamt lässt sich somit klar darstellen, dass psy- Wichtig ist es, Verständnis zu haben: Nicht der chosoziale Auffälligkeiten, insbesondere ADHS, Stö- Jugendliche mit Asthma per se ist «schwierig» son- rung des Sozialverhaltens und Depression mit einem dern die Situation in der sich befindet. Jugendliche unzureichenden Asthmamanagement einhergehen. müssen wertgeschätzt und ernst genommen werden. 8 Foto: Hochgebirgsklinik Davos/ FIONAARTS Fotografie, Fiona Piola
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 2 CME-FORTBILDUNG Sie brauchen Perspektiven und müssen den Mehrwert der Therapie für ihre persönliche Situation erkennen. Die Arzt-Patientenbeziehung bei Jugendlichen sollte Im Gespräch ist der Jugendliche Ansprechpartner, geprägt sein durch folgende Faktoren: nicht seine Eltern, wobei die Eltern als Berater wei- – Primärer Ansprechpartner sind grundsätzlich die Jugendlichen – terhin eine wichtige Funktion als «Begleiter» haben. keinesfalls die begleitenden Bezugspersonen Die Motivation zur Therapie muss vom Jugendlichen – Respekt und Verständnis für die Lebensphase, die Besonderhei- ausgehen, nicht von den Eltern oder dem Arzt, das be- ten und die « Probleme» der Jugendlichen deutet, dass wir als Ärzte/Ärztinnen die eigene Rolle – Keine «oberlehrerhaften» Anweisungen, sondern gleichberechtigtes nicht überschätzen dürfen. Bei jeder Konsultation soll- Gespräch auf Augenhöhe ten wir offen nachfragen: Jugendliche geben ehrliche Antworten. – Der Arzt als «Berater»: er berät nur und gibt nützliche Tipps. Über Asthma bronchiale geht mit einer erhöhten Rate die Umsetzung entscheiden die Jugendlichen selbst an internalisierenden und externalisierenden Störun- – Verständnis für die Abgrenzung von Eltern, Lehrern und Pädago- gen einher. Dabei führen ungünstige psychosoziale gen Eigenschaften im Verhalten zu einem mangelhaften – Perspektiven geben, Mehrwert für die persönliche Situation der Asthmamanagement und Non-Adhärenz. Der Bedarf Jugendlichen hervorheben an Unterstützung aufgrund von Asthma bronchiale – Direkt mit den Jugendlichen sprechen und nicht mit den Eltern steigt mit dem Ausmass externalisierender Verhalten- über die Jugendlichen sauffälligkeiten. – Blickkontakt, auf Augenhöhe gehen Literatur: – Viel positive Verstärkung – es kann bei Jugendlichen schon 1. Thamm R, Poethko-Müller C, Hüther A, Thamm M: Allergische lobenswert sein, dass sie tatsächlich in die Sprechstunde kommen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Quer- schnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health – Mit Jugendlichen sollte die gleiche Sprache wie die bei Erwach- Monitoring, Robert Koch-Institut, Berlin 2018. senen gewählt werden. In keinem Fall sollte man versuchen eine 2. Jentzsch N, Camargos E, Colosimo E, Bousquet J: Monitoring «Jugendsprache» zu wählen. Dies wirkt oft albern und mindert die adherence to beclomethasone in asthmatic children and adole- scents through four different methods. Allergy 2009 Oct; 64(10): Glaubwürdigkeit und Authentizität des Arztes 1458–1462. 3. Milgrom H, Bender B, Ackerson L, et al.: Noncompliance and treatment failure in children with asthma. J Allergy Clin Immunol 18. Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter 1996 Dec; 98(6 Pt 1): 1051–1057. e.V. 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CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch Langzeitfolgen der chronischen neonatalen Lungenerkrankung Frühe Veränderungen und spätere Indikatoren Kai Förster, Lena Haist, Anne Hilgendorff, München (D) Bronchopulmonale Dysplasie | Lungenfunktion | Pädiatrie ■ Als häufigste chronische Lungenerkrankung bei wicht unter 1 kg geboren wurden [5,8,9]. Diese Zahlen Säuglingen ist die Bronchopulmonale Dysplasie stammen dabei überwiegend aus Ländern mit hohem (BPD) mit Langzeitfolgen verbunden, die bis in das Bruttoinlandsprodukt. Bei weltweit jährlich circa 15 Erwachsenenalter reichen [1,2]. Trotz signifikanter Millionen zu früh geborenen Kindern belegen die Verbesserungen in der perinatalen Versorgung, wie obenstehenden Zahlen die signifikante klinische und der pränatalen Behandlung mit Steroiden zur Errei- sozioökonomische Herausforderung [10]. chung eines Reifungs«spurtes» der Lunge, der Sur- Die chronische Lungenerkrankung des Neugebo- factanttherapie sowie der Entwicklung angepasster renen wird in der Definition von Jobe und Bancalari Beatmungsstrategien, ist die Inzidenz der BPD bei den in drei Schweregrade eingeteilt: leichtgradig (Sauer- besonders unreifen Säuglingen unverändert geblieben stoffsupplementierung für mindestens 28 Tage postna- oder sogar gestiegen [3]. Dies ist vermutlich auf eine tal), moderat (Sauerstoffsupplementierung
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 2 CME-FORTBILDUNG ten, dass bis zu 53% der Varianz bei BPD hierdurch TAKE-HOME-MESSAGES bedingt sein können [28]. Zu den identifizierten gene- ― Die BPD ist eine chronische Atemwegserkrankung des Säuglingsalters, die tischen Anomalien gehören Mutationen in Genen, durch eine alveoläre Rarefizierung, eine Affektion der kleinen Atemwege die mit der Surfactantsynthese, der angeborenen sowie pulmonale Gefässveränderungen gekennzeichnet ist. Bei Verlaufsbe- Immunantwort [29,30] und der Superoxiddismutase obachtungen der Lungenfunktion kann u.a. die Einsekundenkapazität bei [31] in Verbindung stehen. Das höhere Risiko für Kindern und Erwachsenen mit einer BPD in der Vorgeschichte erniedrigt die Entwicklung von BPD und pulmonaler arterieller sein. Hypertonie (PAH) bei männlichen Frühgeborenen [32] wurde mit Unterschieden in der hormonellen ― Die charakteristische Assoziation einer gestörten Alveolarisierung mit dem Regulation in Verbindung gebracht [33]. Im Gegen- Vorhandensein dysmorpher Kapillaren wird durch die veränderte Expression satz hierzu sind in der weiteren Entwicklung Frauen angiogener Wachstumsfaktoren getrieben. Einige Veränderungen ähneln mit einer BPD in der Vorgeschichte langfristig stärker denen im alternden Organismus und tragen im weiteren Verlauf zum Risiko betroffen [34]. einer PAH und einer gestörten Entwicklung des lymphatischen Systems in Schwierigkeiten bei der Identifizierung klinisch der Lunge bei. relevanter genetischer Risikofaktoren bereitet sowohl ― Die BPD ist in der Folge des Umbaus von einer pathologischen Anordnung die Differenzierung zwischen Einflussgrössen zum des Elastins sowie qualitativen und quantitativen Veränderung des Kolla- Frühgeburtlichkeitsrisiko per se [35] als auch die gengerüstes charakterisiert, die die strukturgebende Funktion der Matrix Betrachtung zu einander in Bezug stehender akuter als Gerüst für die Bildung neuer Alveolen und Kapillaren beeinflussen und [36] und chronischer Komplikationen. Die Tatsache, das Schicksal der Zellen, die das sich entwickelnde Organ besiedeln, defi- dass grosse genetische Assoziationsstudien [37] bisher nieren. nicht an die Erfolge in anderen Krankheitsgebieten ― Die frühe Schädigung der Lunge führt zu einer anhaltenden Entzündungs wie der zystischen Fibrose [38] oder der PAH [39,40] reaktion, einer oxidativen Stressantwort und einer veränderten Signaltrans- im Sinne richtungsweisender Ergebnisse mit klinischer duktion wichtiger Wachstumsfaktoren. Relevanz anschliessen konnten, kann neben den ― Der iterative Wissensaustausch zwischen Kinderärzten, Hausärzten und genannten Gründen aber auch ein Hinweis auf die Erwachsenenpulmologen ist notwendig, um ein besseres Verständnis der Heterogenität der BPD-Diagnose sein. In der Zukunft Langzeitfolgen einschliesslich der Merkmale und Auswirkungen des vorzei- kann die Identifizierung von zugrundeliegenden tigen Alterns zu erreichen. Krankheits(sub)entitäten die eindeutigere Zuordnung bestimmter Risikofaktoren und genetischer Polymor- ― Die Auswirkung einer frühen chronischen Lungenerkrankung auf die Ent- phismen ermöglichen. Ebenso wird die Kenntnis von wicklung von Komorbiditäten muss berücksichtigt werden, wenn Monito- Schlüsselstellen in der Signaltransduktion, die das ring- und Behandlungsstrategien entworfen und Empfehlungen zur Lebens- Zusammenspiel verschiedener pulmonaler Zellpo- weise für diese Patientengruppe gegeben werden. pulationen steuern die Einordnung von Kandidaten- genen ermöglichen. Die folgenden Abschnitte gehen auf verschiedene Aspekte hierzu ein. Fähigkeit, eine kompetente Immunantwort zu erzeu- gen, spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung Von der Ursache zur Folge: der BPD [13,43–45]. Pränatale Entzündungsprozesse, Entzündung und oxidative Stressreaktion die zum Beispiel durch den Begriff «fetales inflamm- Die beschriebenen exogenen Einflüsse, die prä- und atorisches Response-Syndrom (FIRS)» zusammenge- postnatal auf eine strukturell und funktionell unreife fasst werden oder im Rahmen manifester Infektions- Lunge einwirken, führen zu einer anhaltenden Inflam- geschehen wie bei der Chorioamnionitis pränatal oder mationsreaktion, dem Remodelling der extrazellulären postnatal im Kontext kongenitaler und nosokomialer Matrix (ECM) sowie diffusen fibrotischen Verände- Infektionen auftreten, führen zu einem Einstrom neu- rungen einschliesslich einer Hypertrophie der glatten trophiler Granulozyten in die unreife Lunge. In der Muskulatur in den kleinen Lungenarterien und Atem- Folge kommt es zur Präsenz einer erhöhten Anzahl wegen [41]. Aus den charakteristischen histopatholo- von Monozyten und Makrophagen im Rahmen der gischen Veränderungen mit dem Bild der gestörten sogenannten «zweiten Welle» der Immunantwort Alveolarisierung und Vaskulogenese [1] resultiert die [24,46,47]. Die Rolle der angeborenen Immunität alveoläre Hypoventilation, die sich im klinischen Bild ist hier von besonderer Bedeutung, da die adaptive einer Hyperkapnie und Hypoxämie und dem Ventila- Immunität auch in Abhängigkeit vom Gestationsalter tions- Perfusionsmissverhältnis ausdrückt [42]. variabel ausgeprägt sein kann [48]. Tierstudien deu- Die akuten und chronischen Entzündungspro- ten darauf hin, dass der Umbau der extrazellulären zesse, die die BPD charakterisieren, werden sowohl Matrix und die frühe alveoläre epitheliale Dysfunktion durch prä- als auch durch postnatale Mechanismen nicht nur eine Folge der Inflammationsreaktion sind, verursacht. Infektionen und die korrespondierende sondern diese auch weiter fördern [49,50] und damit nachhaltige Veränderungen der pulmonalen Immun- funktion bedingen. Pränatal führt der breite Einsatz mütterlicher Antibiotikabehandlungen zu einer nach- haltigen Veränderung der Bakterienflora im Kind [51] und der Immunfunktion der Nachkommen im Maus- modell [52]. > Fortbildungsfragen auf Seite 16 Postnatal sind die Induktion von Verletzungen durch Baro- und Volutrauma im Rahmen der mecha- 11
CME-FORTBILDUNG medizinonline.ch C Frühgeborenen wurden verminderte Konzentrationen A B pulmonaler Antioxidantien gemessen [71], und andere Studien weisen darauf hin, dass jugendliche BPD-Pa tienten durch Anzeichen für erhöhten oxidativen Stress in den Atemwegen charakterisiert sind, ein Anzeichen langfristiger Veränderungen im respirato- D E rischen System nach einer Frühgeburt [72]. Auch eta- blierte Therapien müssen im Hinblick auf ihre Rolle in der pulmonalen Entwicklung vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse kritisch überprüft werden, da z.B. vorgeburtliche Gaben von Betamethason trotz der Abb. 1: Pulmonale Pathologien bei BPD im MRT**. A) physiologisch, B–E) Verände- weiterverbreiteten pränatalen Anwendung zur För- rungen im Rahmen der BPD (B: interstitiell betont, C: atemwegsbetont, derung der Lungenreifung und zur Verhinderung von D: Emphysem, E: rechtsventrikuläre H ypertrophie) Atemnot bei gleichzeitiger Senkung der BPD-Raten [73,74] nachweislich Indikatoren der Lipidmembran- peroxidation erhöhen [70]. nischen Beatmung und die Folgen einer moderaten Diese längerfristigen Veränderungen der oxida- oder schweren Hyperoxie wichtige Risikofaktoren für tiven Stressantwort und andere Prozesse spiegeln sich die Initiierung und Aufrechterhaltung der oben her- in veränderten Reaktionen auf virale Infektionen im vorgehobenen Entzündungsprozesse auf lokaler und späteren Leben wider [75]. Die Antwort der sich ent- sogar systemischer Ebene [53–56]. Die Freisetzung wickelnden Lunge auf die frühe Schädigung, auch im von Zytokinen wie dem transformierenden Wachs- Hinblick auf die Langzeitkonsequenzen, ist spezifisch tumsfaktor (transforming growth factor, TGF)-β, und unterscheidet sich von der Antwort des erwach- dem Tumor-Nekrose-Faktor (tumor necrosis factor, senen Organismus. Während chronische Sauerstoff- TNF)-alpha und Interleukinen, z.B. IL-1beta, trägt exposition (60% für 14 Tage) in der neonatalen Rat- wesentlich zum Ungleichgewicht der Signaltransduk- tenlunge die Kontraktion der Lungengefässe und der tion verschiedener (anderer) Wachstumsfaktoren bei glatten Muskulatur der Atemwege verstärkt und die und führt zur Aktivierung von Transkriptionsfaktoren, Stickoxid-Relaxation reduziert, tritt bei der Behand- die die Apoptose in unterschiedlichen Zellen fördert lung erwachsener Tiere das gegenteilige Phänomen auf [57–59]. Die Diskussion um die Rolle rekrutierter und [76]. Die Langzeiteffekte nach Hyperoxieexposition in residenter Entzündungszellen [60–64] wird wichtige der ersten Lebenswoche (100% für 4 Tage) umfassen Erkenntnisse zu mechanistischen Zusammenhängen vor allen Dingen kardiovaskuläre Komplikationen, bei und für die Identifizierung therapeutischer Optionen denen sich in Folge einer pulmonalen Gefässerkran- liefern. In diesem Kontext wird aber auch der vermu- kung eine rechtsventrikuläre Belastung bei PAH und tete Einfluss von Entzündungszellen auf die Lungen- konsekutiv eine erhöhte Sterblichkeit im Tiermodell entwicklung neue Forschungsansätze hervorbringen entwickelt [77]. Die veränderte Signaltransduktion [65]. durch das knochenmorphogenen Protein (bone mor- Akute und chronische Entzündungsprozesse müs- phogenic protein, BMP) bietet eine pathomecha- sen im Kontext der zellulären Fähigkeit betrachtet nistische Erklärung. Andere Mechanismen, die die werden, auf anhaltende oder wiederkehrende postna- erhöhte Anfälligkeit für akute und Langzeitschäden in tale Herausforderungen zu reagieren. Hier macht der der neugeborenen Lunge erklären, demonstriert eine relative Mangel an Antioxidantien und Inhibitoren weitere Studie zu hyperoxieindiuzierten Effekten. In proteolytischer Enzyme die unreife Lunge besonders der neonatalen Maus sind hier – im Gegensatz zum anfällig für die Auswirkungen toxischer Sauerstoff- erwachsenen Tier – die aus dem Knochenmark stam- metabolite und freigesetzter Proteasen, die von der menden, zirkulierenden und lungenendothelialen Vor- extrazellulären Matrix sowie ansässigen oder rekru- läuferzellen deutlich reduziert [78], was in eine frühe tierten neutrophilen Granulozyten und Makropha- Erschöpfung der Reparatur- und Regenerationskapa- gen freigesetzt werden [66-69]. Verschiedene Studien zitäten münden kann. Auch die Beeinflussung weiterer haben Hinweise für einen erhöhten oxidativen Stress zentraler Prozesse wie die der Zellzyklusregulation mit beim Frühgeborenen demonstriert. So sind Malon- einer Hochregulation von P21 nach Hyperoxie und dialdehyd-Konzentrationen im Urin in der ersten einer verminderten Histon-Deacetylase-Aktivität [79] Lebenswoche erhöht, die durch Peroxidation von sowie die Auswirkungen auf die DNA-Methylierung Lipidmembranen nach oxidativ vermittelter Schädi- [80] weisen auf die frühe Entstehung langzeitrele- gung entstehen und für die eine Korrelation mit dem vanter, akkumulierender Effekte im Kontext redu- Risiko für Sauerstoffradikalerkrankungen einschliess- zierter Kompensationsmechanismen in der unreifen lich der BPD gezeigt wurde [70]. In der Lavage von Lunge hin. Histopathologische Charakteristika – ** Angepasst aus: MRI based scoring of the diseased lung in the Taktgeber und «Memory»funktion preterm infant with BPD. Kai Förster, Hannah Busen, Sophia Die Interaktion des epithelialen, mesenchymalen und Stöcklein, Olaf Dietrich, Harald Ehrhardt, Mark O. Wielpütz, Andreas W. Flemmer, Benjamin Schubert, Marcus A. Mall, endothelialen Zellkompartiments in ihrem Zusam- Birgit Ertl-Wagner, Anne Hilgendorff. This manuscript is under menspiel zur Entwicklung des Gasaustauschbereichs submission at Thorax. wird wesentlich durch die Regulation verschiedener 12
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 2 CME-FORTBILDUNG Wachstumsfaktoren orchestriert. Hierzu gehören Abb. 2 Übersicht zu Einflussfaktoren und molekularen Mechanismen Notch und Wingless Int-1 (Wnt), der Fibroblasten- in BPD und der Thrombozyten-abgeleitete Wachstumsfaktor (fibroblast and platelet derived growth factor, FGF and PDGF) sowie BMP und der vaskuläre endotheli- ale Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth fac- tor, VEGF) [81-87]. Die frühe Interferenz mit diesen Transkriptionsfaktoren stört die normale Morphoge- nese der Lunge [88] die in eine fehlende Differenzie- rung der alveolären Strukturen mündet [89]. Ebenso spielt die Regulation zentraler Transkriptionsfaktoren Quelle: A. Hilgendorff, K. Förster, L. Haist; erstellt mit Biorender.com wie der Nuklearfaktors kappa B (NF-kB) eine Rolle und trägt zur Fehlentwicklung der Gasaustauschfläche bei [88,90,91]. Die charakteristische Assoziation einer gestörten Alveolarisierung mit dem Vorhandensein dysmorpher Kapillaren wird durch die veränderte Expression angiogener Wachstumsfaktoren getrieben, zu denen die reduzierte pulmonale Expression des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (vascular endothelial growth factor, VEGF) und der VEGF- Rezeptoren [92–94] sowie die verminderte endothe- liale Stickstoffmonoxid-Synthetase (endothelial nitric oxide synthase, eNOS) und lösliche Guanylatcyclase (soluble guanylate cyclase, sGC) in Lungenblutgefäs- sen und Atemwegen gehören [95,96]. Die Verände- rungen ähneln denen im alternden Organismus und tragen- auch durch die reduzierte Plastizität der Kapil- laren und kleinen Gefässe – im weiteren Verlauf zum Umbauvorgänge, vaskuläre Veränderungen und/oder Risiko einer PAH und einer gestörten Entwicklung Pathologien der Atemwege richtungsweisende «Stell- des lymphatischen Systems in der Lunge bei [97–100]. grössen» der BPD, die sich in ersten Studien auch Die gestörte Signaltransduktion zusammen mit bildmorphologisch bei Frühgeborenen mittels klinisch direkten Effekten z.B. des Dehnungsreizes durch die umsetzbarer Bildgebungsstrategien darstellen lassen mechanische Beatmung und der Sauerstofftoxizität [113 –117]. Mit der Nachahmung erfolgreicher Studien tragen zu schweren Veränderungen des Lungenge- aus anderen Krankheitsbereichen könnte mit dem rüsts bei [101,102]. Ein verstärkter Umbau der extra- Einsatz weiterer bildgebender Strategien [118–121] zellulären Matrix wird z. B. durch die erhöhte Urinaus- die Stratifizierung der Patienten in der Zukunft weiter scheidung von Desmosin angezeigt, der eine erhöhte verbessert werden. Elastaseaktivität vorausgeht [103–105] und gleicht den Erkenntnissen bei Patienten mit akutem Atemnotsyn- Lungenfunktion bei BPD – drom (ARDS) [106]. Allerdings hängt auch die phy- Frühe Veränderungen und langfristige Folgen siologische Lungenentwicklung von der Präsenz pul- Trotz nachhaltiger Bemühungen in der perinatalen monaler Elastasen und Metalloproteinasen ab, da ein Versorgung, langfristige Komplikationen zu vermei- vollständiger Matrix-Metalloproteinase-Mangel einen den [122,123], ist die Manifestation respiratorischer BPD-typischen Lungenumbau fördert [107]. Symptome im Erwachsenenalter häufig und werden Die BPD ist in der Folge des Umbaus von einer oft als Asthma oder COPD fehlinterpretiert, insbeson- pathologischen Anordnung des Elastins sowie quali- dere wenn die frühen Lebensereignisse nicht bekannt tativen und quantitativen Veränderung des Kollagen- sind oder erfragt werden [124,125]. gerüstes [108–110] charakterisiert, die die strukturge- Klinisch ist die pulmonale Dysfunktion durch eine bende Funktion der Matrix als Gerüst für die Bildung verminderte Lungencompliance, Tachypnoe und eine neuer Alveolen und Kapillaren beeinflussen und das erhöhte Minutenventilation gekennzeichnet, die sich Schicksal der Zellen, die das sich entwickelnde Organ in erhöhter Atemarbeit mit und ohne Sauerstoffab- besiedeln, definieren [111,112] (Abb. 2). Die irrever- hängigkeit widerspiegeln. Dieses klinische Bild kann sible Reorganisation der extrazellulären Matrix wird von einem Anstieg des mikrovaskulären Drucks in somit zu langfristigen Veränderungen führen, die sich der Lunge begleitet sein, der zur Entwicklung eines auf verschiedenen Ebenen äussern. interstitiellen Lungenödems beiträgt. Der erhöhte Die histopathologischen Veränderungen und das Lungengefässwiderstand, der typischerweise mit klinisch heterogene Entstehungs- und Erscheinungs- einer verminderten Ansprechbarkeit auf inhaliertes bild der BPD legen die Existenz von Krankheits(sub) Stickstoffmonoxid und andere Vasodilatatoren ein- entitäten oder zumindest einen individuell unter- hergeht, kann bis zu einer reversiblen oder persistie- schiedlichen Einfluss verschiedener struktureller Ver- renden PAH und Rechtsherzinsuffizienz fortschreiten änderungen auf das klinische Erscheinungsbild und [99,100]. Das Wissen um frühe Veränderungen der den Langzeitverlauf nahe. Hierbei sind vermutlich das Lungenfunktion ist entscheidend, da sich eine schwe- Vorliegen primär emphysematöse oder interstitielle rere Lungenerkrankung nach der Geburt mit grösserer 13
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