Eine für alle - 100 Jahre Grundschule - des VBE Rheinland ...
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Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz 10.10.2019 / 70. Jahrgang Mehr Gerechtigkeit wa(a)gen. Damit Lehrer nicht sitzen bleiben. Eine für alle – 100 Jahre Grundschule > Einfach medienkompetent: Fakefinder for School > Wie Sie Ihre Kinder fürs Lesen begeistern
Mitgliederservice Inhalt Editorial Leitartikel 3 Eine für alle – Magazin Aktuell 4 6 100 Jahre Grundschule In memoriam 7 Mit der Weimarer Reichsverfassung von 1919 wurde die „für alle gemeinsame Grundschule“ beschlossen, was für dama- Thema 8 lige Zeiten eine gesellschaftliche und bildungspolitische Re- Interview 14 volution bedeutete. Vor 100 Jahren erhielten Kinder aus wohlhabenden Familien üblicherweise Hausunterricht und Junger VBE 16 Kinder aus armen Verhältnissen gingen in überfüllte Volks- Personalräte & Co. 17 schulen. Die Trennung nach Geschlechtern und Konfessio- nen war üblich. Gratulation 18 Mit der neuen Verfassung kam die allgemeine Schulpflicht. Recht 19 In der jungen Weimarer Republik sollten mit der für alle ver- Infos & Technik 21 pflichtenden Grundschule Standesunterschiede überbrückt und Gesellschaftsschichten zusammengeführt werden. Dies VBE Bund 23 gelang jedoch nur in Teilen: Privatschulen waren weiterhin Aus den Kreisverbänden 24 erlaubt, alte Privilegien und Religionsvorbehalte blieben par- tiell bestehen. Kinder mit körperlichen oder geistigen Ein- Termine 26 schränkungen waren von den Gesetzen ausgenommen. Literatur für Lehrer 28 Dass die Schulbildung eine Angelegenheit von Staat und Öf- Zum Schluss ... 30 fentlichkeit wurde, war das wahre Verdienst der Reform und IMPRESSUM nicht im Sinne aller! Die Kirche verlor große Anteile ihrer Macht im Bildungswesen an den Staat. 10. Oktober 2019, 70. Jahrgang Herausgeber Verband Bildung und Erziehung (VBE), Landes- Die Grundschulreform in den 1960er-Jahren gab der Grund- verband Rheinland-Pfalz, Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz, schule dann ihre eigentliche Identität. Bis dahin war sie ein Telefon: 0 61 31-61 64 22, Telefax: 61 64 25, info@vbe-rp.de Teil der Volksschule ohne eigene Schulverwaltung und Lehr- Redaktion: kräfte. Elisa Engert ele (Chefin vom Dienst), e.engert@vbe-rp.de, Dr. Markus Bachen mb (Veranstaltungen/Regionales), m.bachen@vbe-rp.de, Frank Handstein fh (Reportage/Recht), Auch nach 100 Jahren gilt die Grundschule als Ort grundle- f.handstein@vbe-rp.de, Marlies Kulpe mkl (Bildungspolitik/ gender Bildung (noch) als Erfolgsmodell. Sie ist Stätte ge- Rubriken), m.kulpe@vbe-rp.de, Johannes Müller jm (Personal- räte/Recht), j.mueller@vbe-rp.de, Klaus Schmidt kfs (Repor- meinsamen Lernens und gleichzeitig Lebenswelt für Schüle- tage/Berufspolitik/Zum Schluss), k.schmidt@vbe-rp.de rinnen und Schüler mit unterschiedlichen biografischen und Verlag: VBE Bildungs-Service GmbH, Adam-Karrillon-Str. 62, kulturellen Erfahrungen. In der Grundschule als erster ge- 55118 Mainz meinsamer Schule für alle Kinder spiegelt sich die Vielfalt unserer Gesellschaft wider. Hier werden Chancen eröffnet, Fotos/Grafik: Fotostudio Jan Roeder: Titel, S. 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 13, 20, 27, Begabungen, Fähigkeiten und Talente entwickelt und Teilha- Klickwinkel.de: 6, Thomas Jauk: 14, Elisa Engert: 15, SWR/ be sowie Mitwirkung gewährleistet. Die Grundschule gestal- Oliver Turecek: 23, Gerda Herbst: 24, Hermann Schäfer: 25, wikipedia: 27, Random House: 28, Stiftung Lesen: 29, Wolters tet das Leben und Lernen so, dass Diskriminierung und Be- Kluwer: Rückseite nachteiligung von Schülerinnen und Schülern z. B. aufgrund Die RpS erscheint zehnmal im Jahr. Für VBE-Mitglieder ist der Be- von Behinderung, Sprache, Leistung, Abstammung, Ge- zugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nichtmitglieder schlecht, kultureller Herkunft, Heimat und Glauben vermie- bestellen beim Verlag zum Preis von 4,80 Euro vierteljährlich ein- den werden. Insbesondere in der Demokratieerziehung schließlich Vermittlungsgebühren. kommt der Grundschule eine Schlüsselrolle zu. Redaktionsschluss 21.10.2019 für Heft 11/2019 Den Inhalt namentlich gezeichneter Artikel verantworten deren Primarstufenunterricht ist demnach – von allen als solche an- Verfasser. Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion erkannt – eine Herkulesaufgabe, die nur von motivierten, gut und Quellenangabe zulässig. Für unverlangt eingesandte Ma- qualifizierten und zufriedenen Lehrkräften zu stemmen ist. nuskripte besteht keine Gewähr. Um dies auch künftig gewährleisten zu können, muss in Zei- Gesamtherstellung, Anzeigenverwaltung Wilke Mediengruppe ten bundesweiten Lehrkräftemangels auch in Rhein- GmbH, Oberallener Weg 1, 59069 Hamm, E-Mail: info@wilke- mediengruppe.de land-Pfalz endlich die einzig logische politische Konsequenz folgen: ISSN: 1869 3717 A 13 / E 13 für Grundschullehrkräfte – jetzt! Die nächste RpS erscheint am 7. November 2019. Ihre RpS-Redaktion 2 Rheinland-pfälzische Schule 10/2019
Keine/-r ohne Leitartikel Abschluss?! Nur mit mehr Zeit! Mit einer erschreckenden Nachricht hat der Caritas-Ver- und Mathematikkenntnissen verlassen, band im August Schlagzeilen gemacht: „Mehr als 52.000 weil ihnen die notwendige individuelle Jugendliche haben 2017 bundesweit die Schule ohne Hilfe im Unterricht fehlt. Sie haben kaum Hauptschulabschluss verlassen. Das sind 5.000 mehr als eine Chance auf einen erfolgreichen noch vor zwei Jahren.“ Rheinland-Pfalz liegt nach einer Schulabschluss, wenn sie diese Unter- Datenerhebung im Juli 2019 laut der Caritas-Studie mit 6 stützung nicht kontinuierlich erhalten. bis 8 Prozent der Jugendlichen, die keinen Hauptschulab- schluss bzw. Berufsreifeabschluss erreichen, im bundes- Mehr Schulsozialarbeit kann einen bes- weiten Mittelfeld. Der Fachkräftemangel und die nicht sel- seren Beitrag beim Übergang von Schule ten vergebliche Suche mancher Betriebe nach Auszubil- in Beruf leisten. Denn gerade die Ju- denden zeigten uns aber, dass wir es uns nicht leisten gendlichen, die wenig bis keine Unter- können, auch nur einen der Jugendlichen durchs Netz fal- stützung in der Familie erfahren, und Ju- len zu lassen. gendliche, die mit all ihren Fluchterfah- rungen alleingelassen sind, brauchen Die Autoren der Studie sehen unter anderem die gestie- intensive Hilfen. gene Zahl der zugewanderten Jugendlichen als eine Ursa- che, da für eine Vielzahl der Schülerinnen und Schüler Sprachfördermaßnahmen und Förder- Barbara Mich das Erlernen der neuen Sprache in kürzester Zeit ein gro- unterricht dürfen nicht auf Kosten von Ver- ßes Hindernis ist. Die Situation in unseren Schulen muss tretungssituationen aufgelöst und vorzeitig dem dringend gerecht werden, denn die Ursachen sind beendet werden. Deshalb muss jeder Schule eine ausrei- nicht nur in der Zuwanderung zu finden! chende Vertretungsreserve zur Verfügung gestellt wer- den. Fördermaßnahmen dürfen nicht einfach aufgescho- Werden wir in dem aktuellen Schulsystem noch allen jun- ben oder aufgehoben werden. Schule ist kein Amt, in dem gen Menschen gerecht? Hat sich Schule in den letzten die „Bearbeitung der Akten auf nächste Woche verscho- Jahrzehnten an die gesellschaftliche Entwicklung ange- ben“ werden kann. passt? Und warum wird berufliche Bildung der universitä- ren immer noch nicht gleichgesetzt? Müssten wir nicht Trotz der Vielzahl auch an zusätzlichen außerschulischen dringend die Strukturen in unseren Schulen überdenken? Angeboten verzeichnet Rheinland-Pfalz jedes Jahr eine große Zahl an Schulabgängern ohne Abschluss. Unser Ziel muss es sein, dass wir alle jungen Menschen Schule muss die jungen Menschen zur Berufsreife ausbil- zur Berufsreife ausbilden, dass alle Schülerinnen und den und das kann nur gelingen, wenn die Rahmenbedin- Schüler die Schule mit einem erfolgreichen Abschluss gungen in den Schulen den veränderten gesellschaftli- verlassen. Förderung, Integration und Berufsvorbereitung chen Entwicklungen angepasst werden. können aber nur dann gelingen, wenn die Lehrkräfte mehr Zeit haben – mehr Zeit für jede und jeden Einzelnen. Der VBE wird weiterhin für kleinere Klassen, Doppelbe- Dazu brauchen wir kleinere Klassen. Es ist unerträglich, setzungen, Ausbau der Schulsozialarbeit und Aufsto- dass wir in manchen Berufsreifeklassen der Realschulen ckung von Fördermaßnahmen kämpfen – und das mit plus mit mehr als 20 Schülerinnen und Schülern – manch- BISS! mal gar 28 und mehr – arbeiten. So kann individuelle Be- rufsvorbereitung kaum gelingen. Barbara Mich stellv. Landesvorsitzende Doppelbesetzungen sind in allen Stufen notwendig, um im Unterricht jedem individuelle Hilfestellungen geben zu können. Wir haben immer mehr Schülerinnen und Schü- ler, die die Grundschule mit unzureichenden Deutsch- Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 3
Studie: 2025 fehlen noch mehr Grundschullehrer als gedacht Magazin Die Zahl der nicht besetzten Lehrerstellen an den Grund- „Dass der Bedarf an Grundschullehrern größer ist als zu- schulen in den kommenden Jahren wird nach einer Prog- nächst angenommen, zeigen auch unsere aktuellen Zah- nose der Bertelsmann-Stiftung noch höher sein als bis- len, dies ist also nichts Neues. Die Bertelsmann-Zahlen lang berechnet. Bis zum Jahr 2025 werden demnach min- sind nun ein Jahr frischer als die KMK-Zahlen, aber die destens 26 300 Lehrer für diese Schulform fehlen. Damit Statistik-Kommission der KMK wird nächste Woche aktu- sei die Lage noch dramatischer als von der Kultusminis- elle Zahlen in ähnlicher Größenordnung beraten“, sagte terkonferenz (KMK) erwartet, teilte die Stiftung im Sep- der KMK-Präsident und hessische Kultusminister, R. Al- tember in Gütersloh mit. Die KMK hatte im vergangenen exander Lorz, der Deutschen Presse-Agentur. Grund für Oktober einen Mangel von 15 300 Grundschullehrern im den größeren Bedarf an Grundschullehrern sei neben Jahr 2025 errechnet. Bundesbildungsministerin Anja Kar- steigenden Geburtenzahlen vor allem die Zuwanderung liczek (CDU) sagte den Zeitungen der Funke Mediengrup- nach Deutschland. „Es muss auch berücksichtigt werden, pe, die Anstrengungen müssten verstärkt werden, mehr dass die Ausbildung zum Lehrer fünf bis sieben Jahre dau- junge Leute für den Lehrerberuf zu gewinnen. „Sicherlich ert. Wenn es also heute einen Mangel an Mathematikleh- müssen wir überlegen, wie wir unsere Prognoseinstru- rern gibt, dauert es bis zu sieben Jahre, bis zusätzliche mente weiterentwickeln, um rechtzeitig gegensteuern zu neue Lehrer nachkommen“, so Lorz. können.“ Es brauche auch mehr Ausbil- Oliver Pick, stellvertretender Landesvorsitzender und Lei- dungskapazitäten an ter einer Grundschule, plädiert für eine adäquate Qualifi- den Hochschulen. zierung des zur Verfügung stehenden Personals: „Wir „Wir benötigen aber kommen nicht umhin, Personal einzustellen, das nicht auch eine moderne primär für die Arbeit an Grundschulen ausgebildet wurde. Lehrerbildung in all Seiten- und Quereinsteiger sind allerdings die Ultima Ra- ihren Phasen und tio, um die Unterrichtsversorgung gewährleisten zu kön- eine Steigerung des nen. Aber genau dieses Personal muss im Bereich der gesellschaftlichen Grundschulpädagogik ausgebildet werden, bevor es vor Ansehens dieses den Schülerinnen und Schülern steht. Dafür braucht es wichtigen Berufes.“ eine weitsichtige Einstellungspolitik, damit bereits vor Schuljahresbeginn – respektive Arbeitsbeginn der Vertre- Die Studie der Stiftung bezieht sich auf die Bevölkerungs- tungskräfte – mit der Qualifizierung begonnen werden prognose des Statistischen Bundesamts aus dem vergan- kann. genen Juni. Sie geht für das Jahr 2025 von 3,254 Millionen bis 3,323 Millionen Kindern zwischen 6 und 10 Jahren Langfristig lassen sich aus Sicht des VBE Rheinland-Pfalz aus. Die Experten der Studie orientierten sich nach eige- nur dadurch genügend Lehrkräfte im Grundschulbereich nen Angaben an der fast niedrigsten Variante – und ka- gewinnen, dass die Rahmenbedingungen stimmen: Wir men dabei bereits auf ein Plus von 168 000 Kindern zur fordern A 13 / E 13 für alle Lehrerinnen und Lehrer sowie Zahlenbasis der Kultusministerkonferenz. Die Folge: Für die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams an al- 2025 müssten noch mal 11 000 Lehrer mehr eingestellt len Schulen!“ werden als von der KMK ermittelt. So komme man auf die Zahl von 26 300 fehlenden Grundschullehrern. dpa/RED Steinmeier: Ziel der Grundschule muss Chancengleichheit sein Gemeinsames Lernen in der Grundschule ist für Bundes- geblieben sind.“ Grundschulen seien „ein Ort, an dem präsident Frank-Walter Steinmeier unerlässlich für den das Miteinander ganz verschiedener Menschen Tag für Zusammenhalt der Gesellschaft. „Hier werden die Wei- Tag gelingt“, sagte Steinmeier. Auch hundert Jahre nach chen gestellt für die Zukunft unserer Demokratie“, sagte der Gründung der Grundschule gehe es in Deutschland Steinmeier am 13. September beim Festakt in der Frank- „noch immer darum, mehr Chancengerechtigkeit zu ver- furter Paulskirche. Anlass war ein Doppeljubiläum: Seit wirklichen“. Das könne nur gelingen, „wenn wir schon 100 Jahren gibt es Grundschulen in Deutschland, seit 50 früh ausgleichen, was in manchen Elternhäusern nicht Jahren den dazugehörigen Fachverband. Die Grundschule vermittelt wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass schon in zähle „zu den großen demokratischen Errungenschaften den Vor- und Grundschuljahren Klassenunterschiede ent- des Jahres 1919“, sagte Steinmeier. „Demokratie lernen, stehen oder sich verfestigen.“ das waren damals die großen Ziele, die bis heute aktuell 4 Rheinland-pfälzische Schule 10/2019
„Schule muss ein Ort sein, an dem Kinder demokrati- viel bewegen zu können. Ein Elternvertreter sprach von sches Miteinander erleben und demokratisch handeln ler- einem „erheblichen Demokratieproblem“: Eltern, die sich nen“, sagte Maresi Lassek – in einer „Dialogrunde“ mit in der Schule engagierten, bildeten nicht die gesamte Ge- Magazin Rubrik Kindern, Lehrern und Eltern wurde klar, dass das nicht im- sellschaft ab. Es müssten dafür auch Menschen gewon- mer gelingt. Eine Abiturientin und Mitorganisatorin von nen werden, „die nicht mir der Schule per Du sind“. „Fridays for Future“ nannte die Arbeit in der Schülerver- tretung „extrem frustrierend“, sie habe nicht das Gefühl, dpa/RED Lob und Kritik für Deutschlands Bildungssystem Das deutsche Bildungssystem bekommt im internationa- Investitionen in Deutschland vergleichsweise niedrig, len Vergleich gute Noten für Vorschule, Kita und höhere heißt es. Und Defizite gibt es auch bei der Geschlechterge- Abschlüsse. Nachholbedarf gibt es dagegen bei der rechtigkeit. Zwar erreichen inzwischen ungefähr gleich Grundschulfinanzierung und bei der Gleichbehandlung viele Männer und Frauen höhere Abschlüsse, aber beim von Männern und Frauen. Das geht aus dem jährlichen Gehalt haben Frauen dann trotzdem das Nachsehen. „Das Ländervergleich der Organisation für wirtschaftliche Zu- Verdienstgefälle ist in Deutschland auf höheren Bildungs- sammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am stufen größer als im Durchschnitt der OECD-Länder, insbe- Dienstag in Berlin vorgelegt wurde. In dem mehr als 500 sondere unter den 35- bis 44-Jährigen“, heißt es. Seiten starken Bericht werden die Bildungssysteme und Bildungsausgaben der 36 OECD-Länder und zehn weiterer Beim Dauerthema Länder miteinander verglichen. Deutschland investiere Lehrermangel gibt es mehr in frühkindliche Bildung pro Kind als der Durch- interessante Befunde schnitt der OECD-Länder, heißt es in der Studie. „Das fi- der OECD-Bildungsfor- nanzielle Engagement in diesem Bereich ist klar zu begrü- scher. Am Geld allein ßen“, sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär kann es demnach Ludger Schuknecht. Fast alle Drei- bis Fünfjährigen besu- nicht liegen: Deutsch- chen in Deutschland inzwischen eine Kita oder eine ande- land sei in Sachen Ver- re Betreuungseinrichtung. Die Quote sei zwischen 2005 dienst eines der bes- und 2017 von 88 auf 95 Prozent gestiegen. Lob gibt es ten Länder für Lehrer. auch für den Betreuungsschlüssel in der Vorschule. Auf Zum Berufseinstieg eine Lehrkraft kommen demnach in Deutschland neun Kin- verdienen sie in Deutschland zum Teil doppelt so viel wie der. Im Durchschnitt der OECD-Länder sind es 16 Kinder. im OECD-Durchschnitt. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es reicht Bei den Gesamtausgaben für Bildung liegt Deutschland nicht, den Lehrerberuf finanziell attraktiv zu machen.“ mit 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung leicht unter dem Man müsse ihn intellektuell deutlich attraktiver machen, OECD-Schnitt. Es gebe hierzulande allerdings auch weni- mit spannenden Karrieren, vielfältigeren Aufgabenberei- ger Kinder und eine ältere Bevölkerung, sagte Schu- chen und mehr Freiräumen in den Schulen. „Das ist immer knecht. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) noch ein sehr industrielles Arbeitsmodell, das es da bei wies darauf hin, dass sich die deutschen Bildungsausga- uns gibt. Da sind viele Länder weiter“. ben von 2008 bis 2018 mehr als verdoppelt hätten. Umfrage: Weiterhin gilt in allen OECD-Ländern: Je höher der Ab- Eltern zufrieden mit Schulen ihrer Kinder schluss, desto besser die Berufs- und Verdienstaussich- ten. Immer mehr junge Menschen streben höhere Ab- Über das Bildungssystem wird gerne geschimpft – aber schlüsse an. 2018 hatte jeder dritte junge Erwachsene in die meisten Eltern geben der Schule ihres Kindes gute No- Deutschland einen Hochschul- oder vergleichbaren Ab- ten. Das hat eine repräsentative Umfrage der Robert schluss in der Tasche, zehn Jahre zuvor war es nur jeder Bosch Stiftung in Kooperation mit der „Zeit“ vom Mitt- Vierte. Dass die Zahl der Studenten in Deutschland trotz- woch ergeben. 77 Prozent der Eltern würden die Schule dem im Ländervergleich immer noch vergleichsweise nied- ihres Kindes weiterempfehlen. 72 Prozent sind außerdem rig ist, begründen die OECD-Experten damit, dass die du- der Meinung, die Lehrerinnen und Lehrer seien engagiert, ale Berufsausbildung mit Praxis und Berufsschule einen besonders Grundschullehrer werden in dem Punkt gut be- so hohen Stellenwert habe. wertet (81 Prozent). Drei Viertel aller Eltern halten die Be- urteilung ihrer Kinder für nachvollziehbar. Wo Licht ist, ist Trotzdem ist nicht alles gut im deutschen Bildungssystem. aber auch Schatten: Weniger als die Hälfte der Befragten Der OECD-Bericht sieht zum Beispiel Probleme bei der Fi- glaubt, dass die Schule ihren Nachwuchs ausreichend auf nanzierung der Grundschulen: Dort, wo am ehesten Bil- das Leben nach der Schule vorbereitet (45 Prozent). dungsnachteile ausgeglichen werden könnten, seien die dpa/RED Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 5
Klickwinkel Videowettbewerb 2019 Aktuell Die Bewerbungsphase für den Videowettbewerb der Initi- Die von der Vodafone Stiftung Deutschland ins Leben ge- ative „Klickwinkel – weite deinen digitalen Blick“ ist ge- rufene Klickwinkel-Initiative wendet sich mit dem Video- startet und läuft noch bis zum 30. November 2019. Aus- wettbewerb gegen Desinformation und Hasskommentare gezeichnet werden die besten selbst produzierten und und setzt sich für die Förderung einer offenen und vielfäl- recherchierten Videobeiträge junger Menschen von 14 bis tigen Meinungsbildung im Internet ein. Die Schirmherr- 19 Jahren. Dazu können jetzt unter www.klickwinkel.de schaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Schülerteams ihre Bewerbungen einreichen. Zu gewinnen übernommen. Kooperationspartner sind zudem die HAW gibt es ein Preisgeld von 1.000 € pro Team. Die 100 Teil- Hamburg, Teach First Deutschland und ZEIT für die Schu- nehmenden mit den besten Einsendungen werden zudem le. zum Klickwinkel-Makeathon für digitale Medien und De- mokratie nach Berlin eingeladen. Social Media Facebook: @klickwinkel.digitalerblick, Die Teilnehmenden sollen ihre Alltagswelt verlassen und Instagram: @klickwinkel_, Twitter: @klickwinkel_ Themen entdecken, die Menschen in ihrer Umgebung be- wegen. In einem selbst produzierten Video sollen unter- Kontakt: schiedliche Perspektiven aufgezeigt, Fakten und Hinter- Laura Schubert gründe recherchiert und konstruktiv nach Lösungsansät- Projektbüro Klickwinkel zen für die dargestellten Probleme gesucht werden. Im bei der Vodafone Stiftung Deutschland vergangenen Jahr drehten die Schülerinnen und Schüler Behrenstraße 18 Videos über so unterschiedliche Themen wie Wohnungs- 10117 Berlin not, Plastikmüll, Handynutzung im Unterricht oder Gewalt Telefon +49 30 2061 7619 in der Schule oder beim Fußball. Die Preisverleihung fin- Mail presse@klickwinkel.de det am 23. März in Berlin statt, wo die Teams ihre Beiträ- ge der Öffentlichkeit vorstellen werden. klickwinkel.de „Jugend forscht“-Sieger PRESSEKONTAKT LAURA SCHUBERT PRESSEMITTEILUNG Projektbüro Klickwinkel bei der Vodafone Stiftung Deutschla Behrenstraße 18 reisen zum 10117 Berlin TELEFON „Tag der Talente 2019“ +49 30 2061 7619 MAIL presse@klickwinkel.de Weite Deinen digitalen Blick: Initiative für vielfältige Ende September trafen sich in Berlin mehr als 300 aktuelle lente junger Menschen aufmerksam und würdigt die au- digitale Preisträgerinnen Meinungsbildung und Preisträger von Schüler- und Jugend- unterßergewöhnlichen Schirmherrschaft Leistungen desder jungen Forscher, Erfinder, wettbewerbenBundespräsidenten aus ganz Deutschland zum „Tag gestartet der Talente Denker und Kreativen. Mit in Berlin dabei sind auch 15 Sie- 2019“. Die Veranstaltung vom 21. bis 23. September bietet gerinnen und Sieger des 54. Bundeswettbewerbs von „Ju- Diedie den Jugendlichen Vodafone exklusive Stiftung Deutschland Möglichkeit zum Austauschruft dengend Klickwinkel forscht“, Videowettbewerb der im Mai in Chemnitz stattfand. untereinanderinssowieLeben, der Jugendliche mit Expertinnen ermutigen und Experten. Bun- soll, digitale Medien aktiv zu gestalten desbildungsministerin und Anja zu einer Karliczek ludstarken in diesem Demokratie Jahr un- beizutragen. „Der Tag der Talente ist eine großartige Gelegenheit für un- ter dem Motto „KI – wie schlau ist das denn“ nach Berlin sere Siegerinnen und Sieger, um einen Blick über den Tel- Berlin, ein. „KI, das sind erst25.06.2018. Der Buchstaben. einmal nur zwei Papst unterstütztDoch DonaldlerrandTrump, Luxuswohnungen zu werfen und sich mit für anderen Nachwuchstalen- Flüchtlinge, hinter ihnen verbirgt DrakeFülle sich eine ist an totChancen – was unddieseMög- Meldungenten aus gemeinsam haben: Sie unterschiedlichen sind Disziplinen auszutauschen und lichkeiten für erwiesenermaßen „Fake News“. Trotzdem haben sie uns alle“, so die Bundesbildungsministerin zu sich viral im Netz vernetzen“, sagt verbreitet und Dr. Sven Baszio, geschäftsführender im Vorfeld derEinfluss auf öffentliche Veranstaltung. „Um Debatten künstliche genommen. IntelligenzDas aktuelle Vorstand Eurobarometer der Stiftung zeigt, Jugenddass 84 e. V. „Die Preisträge- forscht zum Wohle des Prozent der Deutschen Menschen glauben,braucht einzusetzen, Desinformation es zu-sei ein Problem rinnen undfür die Demokratie. Preisträger beweisen, dass bundesweite Schü- kunftsweisende Lösungen Doch wie kann–manunddieMenschen, dieund Gesellschaft sie erden- insbesondere lerwettbewerbe ein wirkungsvolles Jugendliche stark machen gegen Instrument sind, talen- ken. Menschen, die sich mit Kreativität, Desinformation Weitsicht, Neugier und Hasskommentare? Wie fördern tiertewirund engagierte eine offene und Jugendliche vielfältigezu finden und sie gezielt und innovativenMeinungsbildung Ideen auf den im Internet? Eine Antwort unterschiedlichsten daraufzu Gebie- bietet die Initiative Klickwinkel, die fördern.“ ten einbringenheute und unter anderemaktiv die Zukunft mit einem Videowettbewerb mitgestalten.“ Das startet. Bundespräsident Frank-Walter jährlich vom Steinmeier, der die Schirmherrschaft Bundesministerium für Bildung für unddiese For-Initiative übernommen hat, sagt: Jugend forscht/RED schung ausgerichtete „Oft fällt Treffen machtschwer, es uns heute auf dieim vielfältigen täglichen Ta- Strom der Informationen den Überblick zu behalten. Woher kommt eigentlich die Nachricht, die da auf meinem Smartphone aufblinkt? Ist sie relevant für mich oder die Allgemeinheit – oder doch nur lästige 6 Ablenkung oder sogar eine Beleidigung? Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 Diese Fragen gehen uns alle an. Unsere Demokratie lebt von Diskussion und Kompromiss.
Investitionsrückstand Aktuell durch mehr Fördermittel senken – aber bitte mit Verstand „Der Rückgang um rund 5 Milliarden Euro ist kein Grund werden. Es ist wichtig, dass ein pädagogisches Grund- zur Erleichterung. Nach wie vor geben die kommunal Ver- konzept erarbeitet wird, alle Beteiligten eingebunden antwortlichen an, dass der Investitionsrückstand im werden und eine hohe gestalterische und räumliche Qua- Schulbereich 42,8 Milliarden Euro beträgt. Da darf die Po- lität umgesetzt wird. Dafür ist es essenziell, dass Innova- litik nicht länger einfach wegsehen, sondern muss han- tion gefordert und gefördert wird und die Schule im Quar- deln und bedarfsgerecht unterstützen“, fordert Udo Beck- tier gedacht wird. Wir wollen keine betonierten Lernhin- mann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und dernisse mehr.“ Erziehung (VBE) angesichts der von der KfW veröffentlich- ten Publikation „Kommunaler Investitionsrückstand bei Schulen“. Für den Investitionsrückstand machen finanzschwache Kommunen vor allem die Politik, finanzielle Engpässe bei eigenen und den Fördermitteln verantwortlich. Finanz- starke Kommunen hingegen bekommen den Fachkräfte- mangel zu spüren: Sie geben an, dass Kapazitäten im Bau und Personal allgemein fehlen. 60 Prozent der Befragten geben an, dass es mehr bzw. einfacher zu erhaltene För- dermittel geben sollte. Dies war auch eines der Ergebnis- se des Schulbausymposiums vom Bund Deutscher Archi- tekten (BDA), von der Montag Stiftung Jugend und Gesell- schaft und dem VBE im Sommer 2017. Die Teilnehmenden aus Praxis und Theorie, Schule, Architektur und Wissen- schaft setzten sich für eine einfache Förderkulisse ein. Die drei Partner, die auch die Schulbau-Leitlinien heraus- geben, verständigten sich darauf, für ein neues Förder- verständnis für den Schulbau (September 2017) einzuste- Beckmann stellt sein Verständnis guter Schule heute hen. Außerdem forderten sie im Kontext der Veröffentli- auch bei der „Schulbau – internationaler Salon und Mes- chung des Koalitionsvertrags im April 2018 einen „Pakt se für den Bildungsbau“ vor. für einen zukunftsweisenden Schulbau“. Hier wird her- ausgestellt, so Beckmann: „Fördermittel sind richtig und VBE Bund wichtig, aber sie sollten nicht um jeden Preis vergeben In memoriam Erich Holeschovsky, Lehrer a. D. Erika Ulbrich, Rektorin a. D. Pommernstr. 7, 76829 Landau Flurstr. 10, 55776 Rückweiler geb. 16.03.22, † 28.09.19 geb. 17.12.42, † 26.08.19 Wir werden unseren verstorbenen Mitgliedern ein ehrendes Andenken bewahren. Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 7
Thema Die gesellschaftspolitische Bedeutung Die Grundschule hat sich in ihrer hundertjährigen Ge- schichte von der Unterstufe der Volksschule zu einer sehr eigenständigen Schulart mit Reformfreudigkeit und Ad- aptionsfähigkeit an neue Erfordernisse entwickelt. Sie er- hielt ihre Rechtsgrundlage in der Weimarer Verfassung vom 11.8.1919. Dort heißt es in Art. 146: „Das öffentliche Schulwesen ist organisch auszugestalten. Auf einer für Eine für alle – 100 Jahre Grundschule alle gemeinsamen Grundschule baut sich das mittlere und höhere Schulwesen auf.“ Sie kann also in diesem Jahr das hundertjährige Bestehen feiern. Die Bedeutung der Einrichtung einer vierjährigen (Grund-)Schule für alle Kinder des Volkes – es war ein politischer Kompromiss – kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Während bis dahin die große Masse der Kinder die Volksschule be- suchen musste, gingen die Kinder wohlhabenderer und privilegierter Eltern zur dreijährigen Vorschule, von der sie dann zum Gymnasium wechselten. Von 1919 an gab es die erste demokratische Schule, die die Kinder des Vol- kes unsortiert aufnahm, sie unterrichtete und zu künfti- gen Bürgern eines demokratischen Staates erzog. Der Anfang von Chancengerechtigkeit war damit getan, um das Herkommen nicht mehr allein zum Selektionskriteri- um zu machen. Die Bedeutung der Grundschule als inte- grierte Gesamtschule für die ersten vier Schuljahre und als Vorreiter von Integration und Inklusion kann auch nicht geschmälert werden durch eine zu beobachtende Tendenz, nach der wohlhabendere Eltern – mitunter ge- sellschaftliche Eliten genannt – fortstreben zu privaten Schulen, deren Zahl in den letzten Jahrzehnten ständig gestiegen ist. Qualitätsstandards der Grundschule heute – eine schulpädagogische Ausmessung >> D ie Grundschule hat sich in den 100 Jahren von einer Unterrichtsanstalt zu einem Lebens- und Erfahrungs- >> D ie Grundschule hat neben der Gesamtschule das raum für die Kinder entwickelt mit einer häufig beein- Thema „Veränderte Leistungsfeststellung und -beur- druckenden Topologie von Lerngelegenheiten (Lern- teilung“ am weitesten vorangetrieben. ecken, Lernwerkstätten, Computerstationen, Flur- >> Mit den Erweiterungs- bzw. Veränderungskonzepten und Pausenhofgestaltung, Freigelände u. a. m.). „Verlässliche Grundschule“, „Volle Halbtagsgrund- >> Damit einher geht die Entwicklung einer differenzier- schule“, „Veränderte Schuleingangsstufe“, „Ganz- ten Lernkultur. Die Subkonzepte offenen Unterrichts tagsgrundschule“ hat die Grundschule eine große Ad- (Wochenplanarbeit, freie Arbeit, wahldifferenzierter aptionsfähigkeit an veränderte gesellschaftliche Be- Unterricht, Projektarbeit, Stationenlernen) sind in un- darfslagen entwickelt. terschiedlicher Intensität Bestandteil des Unter- >> Binnenstrukturell gehören dazu Reaktionen auf ver- richtsalltags geworden. änderte Kinder. Eine Pädagogik der Stille wie komple- >> Die Revitalisierung reformpädagogischer Ansätze mentär dazu eine differenzierte Bewegungserziehung (Montessori-Pädagogik, Freinet-Pädagogik, Jena- können als Beispiele gelten. plan-Pädagogik) ist immer wieder besonders in der >> Frühes Fremdsprachenlernen, interkulturelles Lernen, Grundschule zu beobachten. alternative Schreib-Lese-Lernkonzepte wie eine ver- >> Das soziale Lernen hat einen hohen Stellenwert. Die änderte Rhythmisierung der Unterrichtszeit können Kinder haben vor allem in der Grundschule die Mög- als curriculare und lernpsychologisch wichtige Anrei- lichkeit, Kommunikation und Kooperation zu lernen cherungen verstanden werden. und zu praktizieren. >> Die Integration von Kindern mit Handicaps – also die Das ist in Summe sehr viel und zeugt von Kreativität und Inklusion – ist in der Grundschule am konsequentes- Innovationsfreude. ten verfolgt worden. Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 9
Thema Die Grundschule Wege zum Ich, Begegnung mit anderen, Tor zur Welt Mit den drei Metaphern der Kapitelüberschrift lässt sich Herkömmlicherweise stehen die curricularen Strukturen die Grundschulstruktur ganz gut überschreiben. Wenn – gegeben über Rahmenrichtlinien, Kerncurricula oder man von der Lebensaufgabe der Kinder ausgeht, nach schuleigene Lehrpläne – im Vordergrund. Wenn man be- der sie sich Zug um Zug ihre Lebenswelt erobern müssen, denkt, dass die Aufschlüsselung der Lebenswirklichkeit Selbstvergewisserung erlangen müssen – das bin ich mit und die Zugriffe auf die sogenannte geistig-kulturelle meinen Stärken und Schwächen –, Lebenssinn zu gewin- Welt unerhört viele Facetten haben, stellen sich die darin nen, um das Leben zu bejahen und schließlich Hand- liegenden Aufgaben als sehr komplex dar. Zunehmend lungspläne zu entwerfen, um das Leben selbst in die bedeutsam geworden sind die Interaktionsstrukturen Hand zu nehmen, dann ergibt sich eine gewaltige Aufga- (das Curriculum des sozialen Lernens), da Erziehungsauf- be der Lebenshilfe, die die Grundschule leisten muss. gaben im eigentlichen Sinne nicht mehr allein von den Familien getragen werden (können) und damit individu- Die Komplikation der Aufgabe wird größer, wenn man an elle wie soziale Werthaltungen, Umgangs- und Arbeits- die häufig gegebene Brüchigkeit der tatsächlich gegebe- formen sowie gemeinnütziges Verhalten und Integrati- nen Lebenswelt denkt. Ihre Ganzheitlichkeit ist oft verlo- onsfähigkeit der Entwicklung bedürfen. Dann ist das so- ren gegangen und das Wort von den Verinselungen genannte dritte Curriculum (das Lernen des Lernens) drückt ganz gut aus, worin Brüchigkeiten bestehen kön- dazugekommen, ausgelegt auf Möglichkeiten zuneh- nen. In der Übersicht sind sie aufgeführt. mend selbstständigen und selbstverantworteten Lernens (Subkonzepte offenen Unterrichts) und auf ein vielfälti- Die große Herausforderung ist für die Grundschule, ob ges Repertoire kognitiver Zugriffe auf die Welt und ihrer sie eine Klammer zwischen den Kindern und ihrer Objektivationen. Patchwork-Existenz sein kann oder ob sie insgesamt doch nicht mehr als eine neuerliche Insel ist. Dies hängt wesentlich vom Selbstverständnis der Grundschule ab. 10 Rheinland-pfälzische Schule 10/2019
Die Lebensaufgabe Die Lebenswelt der Kinder der Kinder Thema >> Lebenswelt konstituieren Die Brüchigkeit zeigt sich in >> Phänomene interpretieren >> ökologischen Verinselungen >> Selbstvergewisserung (Partialisierung der Lebens- erlangen räume) >> Lebenssinn gewinnen Die Grundschule >> sozialen Verinselungen Eine für alle – 100 Jahre Grundschule >> Handlungspläne entwerfen als Klammer oder (Familie, Schule Freizeit, neuerliche Insel? Arbeit) >> mentalen Verinselungen (Pluralismus und Individuali- sierung) >> ideologischen Verinselungen (Partialkontexte, Subkulturen) Lernstrukturen Die Chancen der Grundschule Interaktionsstrukturen Die Welt des Ich und der anderen Zugänge, Zugriffe Die Lebenswirklichkeit Verhalten >> Sinn erfassen >> Die Wohnung >> Soziales Handeln >> Vergleichen und unterschieden >> Der Heimatort >> Umgangsformen >> Interpretieren >> Natur >> Klassifizieren >> Technik, Werken Soziale Arbeitsformen >> Systematisieren >> Medien >> Beobachten >> Spiel >> Kooperationsfähigkeit >> Experimentieren >> Kleidung >> Konfliktfähigkeit >> Messen, schätzen >> Ernährung >> Theoretisieren >> Bücher Gemeinnützige Aktionen >> Krankheit Organisation des Lernens >> Trennung, Tod >> Engagement >> Bewegung >> Verantwortung >> Vermittlung rezipieren >> Reproduzieren Die geistig-kulturelle Welt Integrationsfähigkeit >> Darstellen >> Lernen selbst organisieren >> Sprache, Fremdsprache >> Lernen mit Behinderten >> Wochenplanarbeit >> Kulturelle Unterschiede >> Freie Arbeit >> Historisches Soziale Werterhaltung >> Projektarbeit >> Musisches (Kunst, Literatur, Musik, >> Stationenlernen Textiles Gestalten) >> Freundlichkeit >> Mathematik >> Hilfsbereitschaft >> Naturwissenschaften >> Fairness >> Sozialwissenschaften >> Toleranz >> Recht und Politik >> Gerechtigkeit >> Religion >> Sport Individuelle Werterhaltung >> Selbstvertrauen >> Innere Ruhe >> Bindungen >> Gesundheit >> Kreativität Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 11
Reichweiten der Gestaltung: Die Grundschule Thema Ort sozialen Lernens, handlungsorientiert, vernetzt Neben der dargestellten pädagogischen Kernaufgabe hat kleinen Möglichkeiten (offener Anfang, Pausenkultur, Wo- die Grundschule ihre innere Gestaltung immer wieder chenschlusskreis) über die Rhythmisierung des Schuljah- weiterentwickelt Die folgende Übersicht (nächste Seite) res durch das Ensemble von Festen, Feiern, Ausflügen, zeigt die Richtungen auf. Das Gestaltungsrepertoire ist Wanderungen, Schullandheimaufenthalten, Spieltagen, wiederum umfassend und imposant. Projekttagen bis zu strukturellen Veränderungen, die etwa mit einer veränderten Schuleingangsstufe und dem Der unaufgebbare Zentralbereich: Lernen in altersgemischten Gruppen reichen können. Veränderte Lehr- und Lernstrukturen und das Schulleben Die Grundschule in ihrer kommunalen Bedeutung und institutionellen Konsens besteht heute darüber, dass einfallsreiche und Vernetzung vielfältige Lehr- und Lernstrukturen das Angebot der Grundschule bestimmen sollten. Neben dem wichtig blei- Die Stadtteilschule/Dorfschule in ihrer kultursoziologi- benden Vermittlungsunterricht (lehrerorientierter Unter- schen Bedeutung als kultureller Treff bzw. in ihrer Wech- richt) ist immer die Frage zu prüfen, in welchem Umfang selwirkung mit außerschulischen Lernorten und Experten und mit welcher Infrastruktur offene Unterrichtsformen ist in vielen Kommunen ein ganz aktuelles Problem. Die hinzukommen, um sinnbestimmtes, handlungsorientier- Vernetzung mit anderen Institutionen ist in Bezug auf die tes, kooperatives und mitbestimmtes/selbstverantworte- Kooperation z. B. mit Kindergärten und Horten vielleicht tes Lernen zu ermöglichen. Die Zeitmarge kann eng ge- selbstverständlich. In Bezug auf die Kooperation mit Kir- setzt werden und sie kann 30, 40 oder gar 50 % der Un- chen und Sportvereinen ergeben sich Notwendigkeiten, terrichtszeit umfassen. wenn es um ganztägige Betreuungsangebote geht. Dass die Grundschule als Vernetzungselement für das soziale Das Schulleben im Wochen-, Monats- und Jahresrhyth- und kulturelle Leben im Stadtteil / im Dorf gilt, ist wahr- mus wird seine Dimensionen von den in der Übersicht ge- scheinlich seltener. nannten Stichworten bekommen. Sie reichen von den Veränderte Lehr-/ Zeitliche Stadtteilschule/ Vernetzung mit Lernstrukturen Schulleben Schulsozialarbeit Ausweitung Dorfschule anderen Institutionen offener Unterricht >> Wochenplanarbeit >> Offener Anfang >> Verlässliche Auffangaktivitäten >> Öffnung für Eltern-/ >> Kooperation mit >> Freie Arbeit >> Pausenkultur Grundschule >> Schularbeitenhilfe Bürgervorhaben Kindergarten/Hort >> Wahldifferenzierter >> Feste >> Volle Halbtags- >> Spielzentrum >> Außerschulische >> Börse für Angebote Unterricht >> Feiern grundschule >> Offene Angebote Lernorte (Erkundun- >> Vernetzung mit >> Projektarbeit >> Wochenschlusskreise (integriert, additiv) (Werkstätten, gen u. a. m.) Kirchen, Sportverei- >> Stationenlernen >> Ausflüge >> Ganztagsschule Turnhalle, Pausen- >> Experten nen >> Wanderungen >> Nachmittagsange- hof, Spielplatz usw.) >> Die Schulen als >> Das Gemeinwesen >> Schullandheimauf- bote kultureller Treff als Lebens- und Grundintentionen enthalte >> 6-jähr. Grundschule Neue Elternarbeit nachmittags und Lernort >> Mitbestimmtes/ >> Spieltage >> Elternschule abends selbstverantworte- >> Projekttage Grundintentionen >> Wochenendseminare tes Lernen >> Veränderte >> Lebens- und >> Kooperatives Lernen Schuleingangsstufen Erfahrungsraum Arbeit im Umfeld Kommunikations-/Handlungs-/ >> Sinnbestimmtes >> Altersgemischte >> Verlässliche >> Hausbesuche Gestaltungs-/Lernfelder Lernen Gruppen Aufenthaltszeiten >> Kinder- und >> Handlungsorientier- >> Mehr Förderelemente Jugendarbeit tes Lernen Grundintentionen >> Integration von Leben und Lernen Lebens- und Lernhilfe 12 Rheinland-pfälzische Schule 10/2019
Thema Eine für alle – 100 Jahre Grundschule Kurze Bilanz Kleine Literaturauswahl >> M . Bönsch: Starke Schüler durch starke Pädagogik, Die Grundschule ist die demokratische Basisinstanz für Braunschweig, 2017. die Erziehung und Bildung der Kinder. Diesem Grundauf- >> M. Bönsch: Grundlegungen sozialen Lernens heute, trag folgend, hat sie sich ständig weiterentwickelt. Das Baden-Baden, 2018. Aufgabentableau sowie das Gestaltungsrepertoire zeigen >> W. Einsiedler: Konzeptionen des Grundschulunter- die pädagogisch-didaktische Leistung der Grundschule richts, Bad Heilbrunn, 1979. auf. Sie hat aber auch das Glück gehabt, dass herausra- >> W. Einsiedler u.a.: Handbuch Grundschulpädagogik gende Pädagoginnen und Pädagogen sie immer begleitet und Grundschuldidaktik, Bad Heilbrunn, 2005. haben, Zwischenbilanzen gezogen und Weiterentwicklun- >> G. Faust-Siehl u. a.: Die Zukunft beginnt in der Grund- gen angemahnt haben. Neben den Namen im Literatur- schule, Frankfurt/M. 1996. verzeichnis sei der Nestor der Grundschulpädagogik Prof. >> T. Knauf: Einführung in die Grundschuldidaktik, Stutt- Erwin Schwartz stellvertretend besonders genannt. Er hat gart, 2001. mit seinem Buch die Historie, die gesellschaftspolitische >> E. Neuhaus: Reform des Primarbereichs, Düsseldorf, und pädagogische Bedeutung der Grundschule so be- 1974. schrieben, dass es auch heute noch lesenswert ist. Das >> I. Lichtenstein-Rother: Schulanfang, Frankfurt/M., hundertjährige Jubiläum ist wahrhaftig ein Grund zum 1954. Feiern! Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Status >> G. Schorch: Studienbuch Grundschulpädagogik, Bad und Besoldung der Grundschullehrer und -lehrerinnen Heilbrunn, 2007. befinden sich angesichts der großen Belastungen (Migra- >> E. Schwartz: Die Grundschule, Funktion und Form, tionspädagogik und Inklusion) immer noch in einem defi- Braunschweig, 1969. zitären Zustand. >> H. Zitzlsperger: Ganzheitliches Lernen. Welterschlie- ßung über alle Sinne, Weinheim und Basel, 1995. Manfred Bönsch Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 13
100 Jahre Grundschule – eine Würdigung Interview Eine für alle – alle in einer bessere sozioökonomische Bedingungen bereitstellen können: Sie alle lernen hier zusammen. Die verbinden- den Elemente der Kinder sind vor allem die Neugier und Begeisterungsfähigkeit für Neues. Grundschullehrkräfte können täglich erleben, wie es ist, ganz neue Welten aufzuzeigen, grundlegendes Verständnis für Zahlen und Buchstaben zu erzeugen und die Kinder im Aufbau ihrer Sozialkompetenz zu unterstützen. So wird in der Grund- schule die Basis gelegt für den weiteren Bildungsweg. Ohne das Erlernen des Alphabets, des Lesens und des Schreibens können später Texte weder verstanden noch wiedergegeben werden, fallen eigentlich einfache Auf- gaben unendlich schwer. Ohne das Rechnen im Zahlen- raum bis 10, bis 50, bis 100 gibt es später auch keine Lehre für Automechanik oder das Studium der Betriebs- wirtschaftslehre. Was ist die zentrale Herausforderung von Grundschule? Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs werden in der Grundschule alle gemeinsam unterrichtet. Doch Der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann im Gespräch trotz des gleichen Alters können die Bildungsstände, Er- ziehungserfahrungen und physischen und psychischen Im Sommer 2019 feiert die Grundschule als eigenständi- Voraussetzungen für den Schulbesuch sehr unter- ge Schulform in Deutschland ihren 100. Geburtstag. Mit schiedlich sein. Das ist die große Herausforderung für der Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung am die Grundschule: die Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit 31. Juli 1919 wurde sie von Klasse 1 bis 4 als obligatori- anzunehmen, sodass sie ganz individuell auf ihrem Weg sche Schule für alle Kinder erstmals festgeschrieben. begleitet werden können. Die Beobachtung der Kinder Mit dem Ziel, das ständische Schulsystem zu beenden hilft, ihre Talente und Stärken, aber auch ihre Potenziale und Schule für einen demokratisch verfassten Staat und und Schwächen zu entdecken. So kann ein Kind ent- eine sich demokratisch entwickelnde Gesellschaft zu sprechend seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten geför- sein. Wir haben dies zum Anlass genommen, um mit dert und gefordert werden, um die Grundschulzeit opti- dem Bundesvorsitzenden des VBE, Udo Beckmann, über mal zu nutzen. Denn das muss das Ziel sein: Am Ende die Institution Grundschule zu sprechen. dieser vier Jahre (oder wie in Brandenburg und Berlin sechs Jahre) sollen die Schülerinnen und Schüler mit Herr Beckmann, 1919 – 2019, was ist, damals wie heute, dem Rüstzeug ausgestattet sein, auf den weiterführen- die besondere Errungenschaft, die sich mit Grundschu- den Schulen ihren Weg gehen zu können. le verbindet? Klare Maxime der Grundschule war damals wie heute, Wo steht die Grundschule heute, im Jahr 2019? die eine Schule für alle zu sein. Keine andere Schule ver- wirklicht den Anspruch auf ein inklusives Bildungssys- Diese Leistung, Schülerinnen und Schüler auf ihren tem so wie die Grundschule. Kinder mit und ohne Beein- künftigen Lebensweg vorzubereiten, darf nicht unter- trächtigungen, mit und ohne Migrations- oder Fluchthin- schätzt werden und es darf vor allem nicht erwartet wer- tergrund, mit Elternhäusern, die ihnen schlechtere oder den, dass sie zum Nulltarif zu bekommen ist. Bildung 14 Rheinland-pfälzische Schule 10/2019
kostet, denn sie ist etwas wert. Die Entwicklung war jah- nach einer intensiveren Betreuung. Dies muss Lehrkräf- relang, Schulen zu schließen und den Lehrkräftebedarf ten entsprechend „angerechnet“ werden. Sie müssen auf entsprechend komplett veralteten Statistiken zu berech- Unterstützungssysteme zugreifen können. Das können Interview nen. Tatsächlich steigt die Geburtenrate, und der hohe sowohl die Arbeit mit und in multiprofessionellen Teams Zuzug von Kindern mit Fluchthintergrund, insbesondere als auch der administrative Support durch ein stets be- im Jahr 2015, führt nun dazu, dass die Lerngruppen im- setztes Schulsekretariat und eine Person sein, die sich mer größer werden. Bundesweit fehlen Lehrkräfte und um die IT-Technik kümmert. Nicht zuletzt fordern wir auch Lernorte. Diese Entwicklung ist indiskutabel. Wenn an die für Grundschullehrkräfte die grundsätzliche Einstufung in Grundschule der Anspruch gestellt wird, die Kinder indi- die Besoldungsgruppe A 13. Es gibt keine tragfähige Be- viduell zu fördern, müssen hierfür auch die entsprechen- gründung, warum sie schlechter bezahlt werden als Leh- den Bedingungen geschaffen werden. rerinnen und Lehrer anderer Schulformen. Und natürlich müssen die Schulgebäude in einen Zustand versetzt wer- Was muss sich konkret verändern? Welche Forderungen den, der Lehren und Lernen erst ermöglicht. Das kostet, stellen Sie? aber es lohnt sich auch: für eine Schulform, die alle ver- eint, in der alle Kinder gemeinsam lernen und in der das Die Grundschule ist im internationalen Vergleich unterfi- Fundament für ihr weiteres Leben gelegt wird. nanziert – und das in einem so reichen Land wie Deutsch- land, in dem die Steuerquellen sprudeln. Das muss sich Herr Beckmann, vielen Dank für das Gespräch. ändern! Mit ausreichend Investitionen müssen die drän- genden Herausforderungen der Grundschule angegangen Das Interview führte Lars von Hugo, werden: Die Lerngruppengrößen müssen möglichst klein Pressereferent des VBE Bund gehalten werden. Kinder mit Förderbedarfen verlangen Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 15
Junger VBE Unterichtest du schon oder dekorierst du noch? Konkurrenzkampf um das schönste Klassenzimmer Die Sommerferien liegen nun einige Zeit hinter uns und ternen Bereich, der kostenpflichtig ist. Um alle Materialien Facebook “f ” Logo CMYK / .eps Facebook “f ” Logo schnell hat sich in den einzelnen Kollegien gezeigt: Es gibt CMYK / .eps nutzen zu können, ist ein einmaliger Unkostenbeitrag fäl- einige unter uns, deren Klassenzimmer und Material aus- lig. www.zaubereinmaleins.de sieht wie aus dem Bilderbuch. Dabei sind schnöde Ge- burtstagskalender und einfache Fensterbilder eher etwas Die „Lehrmittel Perlen“ – aus Freude am @jungervberlp für die Amateure. Wer in seiner Schule in den Deko-Olymp Beruf aufsteigen möchte, hat einiges zu tun. Oder ist es viel- Bei „Lehrmittel Perlen“ handelt es sich um einen weiteren leicht doch einfacher als gedacht, Klassenzimmer und Ma- Blog, der für einen einmaligen Unkostenbeitrag Lehrmittel terial (kosten-)günstig und zeitsparend aufzuhübschen? und Unterlagen für die 1. bis 6. Klasse zur Verfügung stellt. Denn natürlich lernt es sich in einem schönen Klassenzim- Im Perlen-Blog findet man Ideen, Informationen, Interes- @junger_vbe_rlp mer gleich viel angenehmer und ein Arbeitsblatt darf ja santes für den Schulalltag und eine Community-Plattform auch gerne optisch ansprechend sein. Und selbstredend zum Austausch. www.lehrmittelperlen.net möchte man mit dem einzigen undekorierten Klassenzim- mer auf dem Flur nicht unangenehm auffallen. Undenkbar, Materialwiese wenn sich Eltern beim Elternabend enttäuscht über das „Materialwiese“ ist ein kostenloser Grundschul-Blog. Hier nüchterne Klassenzimmer beschweren, wo es doch bei erhält man unter anderem einfach einsetzbare Ideen für Kollegin X in der Parallelklasse so schön bunt ist. Mittler- den Unterricht. Der Blog gibt Hinweise zu kostenlosem weile ist es glücklicherweise nicht mehr nötig, alles selbst Material für die Grundschule und Kaufempfehlungen für herzustellen. Und somit ist es auch für weniger bastelaffi- die Unterrichtsvorbereitung und das Klassenzimmer. Es ne Menschen möglich, ein Klassenzimmer schön zu ge- lohnt sich auf jeden Fall auf dieser Seite vorbeizuschauen. stalten. Das Internet stellt eine Fülle von Seiten bereit, die materialwiese.de Ideen und Anregungen für den Unterricht und die Gestal- tung des Klassenzimmers bieten. Besonders hilfreich ist Ideenreise – gerade was die Ideensuche angeht – die App Pinterest. Hier finden sich eine Menge Unterrichtsmaterial zum frei- Allein was sich dort unter dem Suchbegriff „Türdeko en Download und Ideen rum ums Thema Schule. Grundschule“ alles finden lässt, ist erstaunlich. Mit weni- ideenreise-blog.de gen Handgriffen lässt sich die Tür zum Klassenzimmer in ein kleines Kunstwerk verwandeln. Da kann sich auch der Klassenkunst kritischste Elternteil nicht mehr beschweren. Die Internetseite „Klassenkunst“ bietet viele tolle Ideen und Anregungen zur Gestaltung des Klassenraums. Das Weitere tolle Anregungen lassen sich auf den zahlreichen Unterrichtsmaterial steht auch hier zum freien Download Lehrer-Blogs finden. Ein besonderes Augenmerk möchte zur Verfügung. Alle Materialien sind mit Liebe zum Detail ich auf die Blogs mit Grundschulschwerpunkt richten. Zum aufbereitet. www.klassenkunst.com einen da ich selbst an einer Grundschule unterrichte, zum anderen weil dort erfahrungsgemäß noch exzessiver ge- Buntes Klassenzimmer bastelt wird als an weiterführenden Schulen. Man denke Ein Lehrerblog für die Grundschule mit Anregungen, Tipps nur an all die Witze über die laminierende Grundschulleh- und Erfahrungen direkt aus der Praxis. Anders als bei den rerin. vorherigen Blogs ist „Buntes Klassenzimmer“ kein Mate- rial-Blog. Diese Seite gibt Tipps und Tricks zu Ritualen, Un- Zaubereinmaleins terrichtsinhalten, Methoden, Ideen und vielem mehr. bun- „Zaubereinmaleins“ ist wohl einer der bekanntesten, aber tesklassenzimmer.de auch einer der umfangreichsten Grundschul-Blogs. Gera- de für den Bereich Classroom-Management bietet der In diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen: Ran an Blog viele Ideen und Materialien. „Zaubereinmaleins“ ist die Bastelscheren! unterteilt in einen öffentlichen Blog, in dem kostenlose Marie-Louise Roth Materialien zur Verfügung gestellt werden, und einen in- 16 Rheinland-pfälzische Schule 10/2019
Personalräte & Co Kleiner Leitfaden für neu gewählte Personalratsmitglieder „Aller Anfang ist (nicht) schwer!“ (Teil 25) Nach den Personalratswahlen gibt es – vor allem für neu ge- zur Folge. Den Kolleg(inn)en dürfen keine wirtschaftlichen wählte Personalräte – viele Fragen. Hier werden in loser Rei- Nachteile entstehen. Führt das Versäumnis dazu, dass die henfolge wichtige Begriffe aus dem Landespersonalvertre- restliche dienstplanmäßige Arbeitszeit nicht erfüllt werden tungsgesetz (LPersVG) erläutert. kann, so gilt sie als erfüllt. Vierteljahresgespräch: Falls noch kein Gespräch mit der Allgemeine Aufgaben des ÖPR (§ 69 Abs. 1, LPersVG): Schulleitung in diesem Schuljahr stattgefunden hat, wird es Der Personalrat hat folgende u. a. allgemeine Aufgaben: für den ÖPR Zeit, das nächste Gespräch mit der Schulleitung >> Maßnahmen, die der Schule und ihren Beschäftigten zu führen. Mögliche Tagesordnungspunkte wären u. a. end- dienen, zu beantragen, gültiger Gliederungsplan, personelle und räumliche Verän- >> darüber zu wachen, dass zugunsten der Beschäftigten derungen, Probleme bei Umsetzung der Inklusion, Belastun- geltende Gesetze, Verordnungen, Unfallverhütungsvor- gen des Kollegiums. „Schulleitung und Personalrat haben schriften, Tarifverträge, Dienstvereinbarungen, Verwal- über strittige Fragen mit dem ernsten Willen zur Einigung zu tungsanordnungen und sonstige Arbeitsschutzvorschrif- verhandeln und Vorschläge für die Beilegung von Meinungs- ten durchgeführt werden, verschiedenheiten zu machen.“ Beide Seiten haben alles zu >> Anregungen und Beschwerden von Beschäftigten entge- unterlassen, was geeignet ist, die Arbeit und den Frieden in genzunehmen und, falls sie berechtigt erscheinen, der Schule zu unterlassen. Kolleg(inn)en werden durch ihre durch Verhandlungen mit der Schulleitung auf ihre Erle- Mitgliedschaft im Örtlichen Personalrat in ihrer Meinungs- digung hinzuwirken; die Personalvertretung hat die be- freiheit nicht beschränkt. troffenen Beteiligten über das Ergebnis der Verhandlun- gen zu unterrichten, Näheres ist im § 67 des Landespersonalvertretungsgeset- >> Maßnahmen zu beantragen, die der Gleichbehandlung zes (LPersVG) zu finden. von Frau und Mann dienen, >> Maßnahmen zur beruflichen Förderung schwerbehinder- Wechselprüfung II: Zurzeit finden an Realschulen plus und ter Menschen zu beantragen, Integrativen Gesamtschulen noch Wechselprüfungen statt, >> Maßnahmen zur Förderung familienfreundlicher Arbeits- die von den Studienseminaren im Bereich der Realschule bedingungen der Beschäftigten durch die Schule zu för- plus durchgeführt werden. Der HPR vertritt hier die Perso- dern. nalräte. Informationsrecht des ÖPR: „Zur Durchführung seiner Auf- Stellung des ÖPR (§ 39 Abs. 1): Die Mitglieder des ÖPR füh- gaben ist der ÖPR rechtzeitig, fortlaufend, umfassend und ren ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt. Wichtig ist dabei, anhand der Unterlagen von der Schulleitung zu unterrich- dass Personalräte in ihrer Tätigkeit an Weisungen der ten“ (§ 69 Abs. 2 LPersVG). „Die Unterrichtung, so heißt es, Schulleitung nicht gebunden sind. Sie verhandeln auf Au- hat sich auf sämtliche Auswirkungen der von der Schullei- genhöhe mit der Schulleitung. Die Tätigkeit im Personalrat tung erwogenen Maßnahme auf die Beschäftigten zu er- darf nicht zur Beeinträchtigung des beruflichen Werdegangs strecken, insbesondere auf die Folgen für Arbeitsplätze, Ar- führen. beitsbedingungen, Arbeitsinhalte, Arbeitsorganisation und Qualifikationsanforderungen.“ Der ÖPR hat das Recht, die Im Absatz 2 heißt es, dass die Mitglieder des Personalrates geplanten Maßnahmen mit der Schulleitung zu besprechen. von ihrer beruflichen Tätigkeit befreit sind, soweit sie es für die ordnungsgemäße Durchführung ihrer Aufgaben oder die Dienstliche Gespräche: Die Personalräte sollten wissen, ordnungsgemäße Wahrnehmung ihrer Befugnisse als erfor- dass bei dienstlichen Gesprächen der Schulleitung mit Kol- derlich ansehen durften. Mitglieder des Personalrates ha- leg(inn)en die Betroffenen über das beabsichtigte Gespräch ben ihre Vorgesetzten zu unterrichten, bevor sie den Ar- (Termin, Tagesordnung) rechtzeitig vorher zu unterrichten beitsplatz zur Ausübung der Personalratstätigkeit verlas- sind. Die betroffenen Kolleg(inn)en haben das Recht, dass sen, außer wenn sie nach $ 40 LPersVG freigestellt sind. ein Mitglied des PR (ÖPR, BPR oder HPR) an dem Gespräch teilnehmen kann (§ 69 Abs. 7, 8 LPersVG). Nach Abs. 3 hat das Versäumnis der Arbeitszeit nach dem Abs. 2 keine Minderung der Dienstbezüge oder des Entgelts Zusammengestellt von Johannes Müller Rheinland-pfälzische Schule 10/2019 09/2019 17
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