ELAN AUSGABE 3 | 2020 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
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AUSGABE 3 | 2020 HERBST ELAN Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten Magazin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe ...in
Vorwort Liebe Leserinnen! Ursprünglich hatten wir Anfang des Jahres eine ELAN-Ausgabe zum Thema »Typisch Mann – ty- pisch Frau« als Sommerausgabe geplant. Corona hat uns da einen Strich durch die Rech- nung gemacht. Nun halten Sie ein im Umfang verschlanktes und vom ursprünglich vorgesehenen Thema her reduziertes Heft in der Hand. Wir ha- ben dem Thema »Typisch weiblich?« den Vorrang eingeräumt. »Frauen frieren schneller, sie sind die schlechteren Autofahrerinnen, haben doppelt so viele Schuhe wie Männer im Schrank, sie sind das schwächere Geschlecht ...« – Vorurteile wie diese sind nach wie vor nicht nur in männlichen Köpfen verankert. Was steckt hinter solchen Klischees? In Beiträgen versuchen wir dem nachzugehen, und wie tradierte Zuschreibungen der Geschlechterrol- len im Wandel begriffen sind. Wir haben danach gefragt, welche Erwartungen Frauen an Männer haben? Wie es mit der Stellung der Frauen in Kirche und Kirchengemeinde aussieht? Wo Männerbas- tionen gefallen sind? Wir sind uns dessen bewusst, dass mit den Beiträ- gen in diesem Heft nur ein Bruchteil der Aspekte zum Thema Geschlechtergerechtigkeit angedeutet wird. Im Grundgesetz und ebenso vom christlichen Menschenbild her wird die Gleichstellung der Frau betont. In der Realität sieht es in vielen Bereichen freilich noch anders aus. Da in den vergangenen Monaten geplante lan- deskirchliche Veranstaltungen nicht stattfinden konnten und auch in der nächsten Zeit nur wenige Foto: © kd Termine für übergemeindliche Angebote anstehen, fällt der Nachrichten- und Informationsteil in die- ser ELAN-Ausgabe sehr überschaubar aus. Die Personenbezeichnungen in allen Beiträgen die- ser ELAN-Ausgabe gelten für Frauen und Männer gleichermaßen. Kommen Sie alle behütet, unbeschadet und gesund durch diese schwierigen Zeiten! kd ade Mit herzlichen Grüßen, Ihr Ulrich Hinz uh ELAN Redaktion: eb Ulrich Hinz (uh), Karin Droste (kd), Eike Büchner (eb), Beate Ney-Janßen (ade) & Christiane Meyer (cm) cm LKSL.de 2
Aus dem Schatten der Palme Andacht Liebe ELAN Leserinnen, Deborah sitzt unter ihrer Palme und wartet. Sie hat es schließlich nicht nötig, irgendwem hinterher zu laufen. Inhalt Wer etwas hatte, der kam zu ihr, 2 Vorwort kraxelte den beschwerlichen Weg in 3 Andacht 4 Dienstbare Mägde die Berge Ephraims hinauf bis zu ihrer 5 Die »schwarze Frau« auf dem Dach Palme. 6 Kein Rückwärtsgang in der Gleichstellung Deborah war Richterin und Prophetin 7 Knigge für Männer – noch angesagt? des Volkes Israel. Die Palme war ihr 8 Die Jünger Jesu als letzte Männerdomäne!? 9 Gott ist weiblich Gerichtshof. Von hier aus führte sie ihr 10 Männer-Bastion im Kloster Volk. Mehr war nicht drin, denn das Loccum ist gefallen Volk Israel wurde schon Jahrzehnte von 12 Party Time den Kanaanitern unterdrückt. 13 »Ich spiel‘ gerne mal das Weibchen«, … delos. Aber mit ein bisschen Gekraxel 14 Maria. Macht. Mut Doch nun verändert sich was. Deborah kommen sie zum Vorschein: Judith 15 Interview mit der Synodenpräsidentin hat die Zeichen der Zeit erkannt. War und Ester, die das Volk Israel durch 16 Termine und Veranstaltungen es eine Ahnung oder politisches Ge- ihre Klugheit retten. Die Prophetin Aus der Landeskirche schick? Jedenfalls lässt sie Barak holen, Hulda. Lydia und Prisca, die christliche 17 Freud und Leid den israelischen Feldherrn und sagt: Gemeinden leiten und finanziell un- Die Gelegenheit ist günstig. Probe jetzt terstützen. Und neben diesen ganzen den Aufstand gegen die Kanaaniter eher Unbekannten rücken auch die und wir werden siegen. weiblichen Bibelklassiker ins rechte Interessanterweise will Barak aber nur Licht: Eva, die erste Frau, war eben mit Deborah an seiner Seite kämpfen. nicht nur einfach die mit dem Apfel. Sie willigt ein. Und tatsächlich. Die Sondern ist in der Bibel ausdrücklich Israeliten siegen. Sisera, der Feldherr Gottes Ebenbild mit Prädikat »sehr der Kanaaniter, flieht – direkt in die gut«, wissbegierig und aufgeweckt. Arme von Jael, die ihm, wenig ladylike, Maria Magdalena war eben nicht nur einen Pflock in die Schläfe rammt. Auf einfach eine Prostituierte, sondern diese einigermaßen brutale Weise be- eine der wichtigsten Jüngerinnen Jesu, scheren Deborah und Jael ihrem Volk eine der wenigen, die ihm im Tod bei- 40 Jahre Frieden. steht. Und eine der ersten, denen der Es scheint manchmal, dass man starke Auferstandene begegnet. Frauen in der Bibel ähnlich mühsam Und so ist die Bibel eben beides: Ein suchen muss wie die Israeliten De- Buch, in dem Frauen häufig überlesen borah unter ihrer Palme. werden. Aber auch eines, in dem sie EL AN Magazin der Evangelisch-Lutherischen Denn die Bibel ist ein Buch von Män- gegen alle patriarchalen Strukturen Landeskirche Schaumburg-Lippe nern geschrieben für Männer mit zu finden und mit außergewöhnlicher -Landeskirchenamt- Pressestelle einer Sprache, in der jede männliche Kraft, besonderem Charakter und eben Bahnhofstraße 6 | 31675 Bückeburg Form automatisch alles Weibliche ver- auch unschätzbarem Wert ausgestat- Internet: www.LKSL.de schluckt. So sind Frauen in vielen bibli- tet sind. Grund genug für die Töchter E-Mail: pressestelle@lksl.de Deborahs heute unter ihrer Palme schen Geschichten nur »Frauen von«, namenlose Garanten der Fortpflan- hervorzukommen, sich ins Getümmel Verantwortlich: Ulrich Hinz (uh) zu mischen und zu sagen: Unsere Zeit zung. Hauptsache, Kinder gebären, Layout / Design: Karin Droste (kd) ist jetzt! Und Baraks Söhne kommen also, Entschuldigung, Söhne natürlich. & Eike Büchner (eb) am besten gleich mit. Wenn es gut läuft: Mutter. Wenn es Einband: 2020 © Eike Büchner Christiane Meyer, schlecht läuft: kinderlos, rechtlos, wür- Mitarbeit: Beate Ney-Janßen (ade) Pastorin in Seggebruch & Christiane Meyer (cm) 3
Dienstbare Mägde Foto: © ade E in Fest oder ein Vortrag? Eine Schulklasse oder ein Verein zu Besuch? Ein internes Treffen oder gen Hilfsangeboten halten sie sich aber dezent zurück. So ist es - mal wieder – eine Frau, die sich erbarmt die »niederen Dienste« aus Bauar- beiten, müssen Wände gestrichen oder Bäume gefällt werden, geht es ein Theater-Abend? Jede Menge hat und sich als »dienstbare Magd« um alles Grobe, so stehen Männer tut sich in der Geschichtswerkstatt erweist. Zum Jahresbeginn ist Arndt- parat, um anzupacken. des Arbeitskreises Stolpersteine Sandrock in den Ruhestand gegan- Wird aber der Griff zum Staubwe- Rehburg-Loccum und jede Menge gen. Nun nimmt sie den Putzlappen del angeregt, soll der Tisch gedeckt Menschen sind bereit zu organisie- in die Hand. oder der Kaffee gekocht werden, ren, durchzuführen, vor- und nach- sind es die Frauen, die bereitwillig zubereiten. eher die Frauen bereitwillig dienend zupacken. Die Dinge, die immer Am guten Willen und an Tatkraft getan werden müssen, immer im mangelt es nie. An manchen Arbei- und dienstbar sind Hintergrund erledigt werden und in ten zeigt sich aber, dass eine gewisse Ein Abstieg für die Pastorin, die deren Natur es liegt, wenig nachhal- Rollenverteilung immer noch nicht zuletzt im Sozialwissenschaftlichen tig zu sein, übernimmt üblicherweise passé ist – und eher die Frauen Institut der EKD gearbeitet hat? der weibliche Anteil der Bevölke- bereitwillig dienend und dienstbar »Keineswegs«, meint sie, schmunzelt rung. Still, beharrlich und stets aufs sind. dazu und sagt, dass sie manchmal Neue bereit, sie zu tun. Soeben hat eine der Mitstreite- sogar ganz gerne putzt und ein we- Weshalb Frauen dazu bereit sind, rinnen im Leitungs-Team des Ar- nig Dienstbarkeit und Demut auch ist womöglich gar nicht die vor- beitskreises eine Jammer-Tirade zu solchen Ehrenämtern wie dem im rangige Frage. Die sollte vielmehr vom Stapel gelassen. Immer müsse Arbeitskreis Stolpersteine gehören. lauten, weshalb Männer es kaum sie die Böden saugen und das Klo Was aber, bitte schön, niemand als jemals tun. putzen. Und das Treppenhaus sehe Aufforderung verstehen solle, ihr noch mehr solcher Posten zu über- »Kaum jemals« möchte Arndt- aus »wie Sau«, weil sie dazu nun Sandrock an dieser Stelle unter- nicht auch noch Zeit habe. Daran tragen. strichen wissen: Immerhin hofft müsse sich etwas ändern. Ein Team Es ist bereits absehbar, wer sich bei sie darauf, dass der erste Ruf nach müsse her, das sich zuständig fühle. Arndt-Sandrock melden wird, wenn einer Putzkolonne zum Frühjahr für Die Reaktion folgt prompt von einer sie ihren ersten Aufruf zum Früh- die Geschichtswerkstatt den einen anderen Frau. »Dann organisiere jahrsputz in die Gruppe schreibt: Mann erneut erreicht, der sich als ich jetzt eine Putz-Kolonne!«, bietet Frauen. hervorragende und willige Fenster- Gabriele Arndt-Sandrock an. Das kennt sie aus den Kirchenge- putzerin geoutet hat. Ganz freiwillig Die Herren in der Runde haben meinden, in denen sie selbst Pas- und belohnt dadurch, dass er der angesichts des kleinen Ausbruchs torin war, aus anderen kirchlichen Hahn im Korb sein konnte in der zwar Verständnis und Bedauern zum Tätigkeiten und auch aus weiteren putzenden Gruppe der dienstbaren Ausdruck gebracht – mit bereitwilli- Ehrenämtern nicht anders. Bestehen Mägde. (ade) 4
Die »schwarze Frau« auf dem Dach kein Schornstein wert, vom Dach zu fallen. Was sie nach dem Aufstieg dort oben dann sieht, beschreibt sie als »unbezahlbar«: Die weite Aus- sicht, die außer ihr und ihren Berufs- kolleginnen kaum jemals jemand zu Die »schwarze Frau« auf dem Dach Gesicht bekommt. Nach der Ausbildung in Rinteln und der Gesellinnenprüfung bekam Emeli Alack eine Anstellung in Hanno- ver-Ricklingen. Dort klingelt sie nun an den Haustüren. Auf die Dächer kommt sie in der Landeshauptstadt nicht so oft wie vorher, als sie noch auf dem Land unterwegs war. Wer keinen Ofen angeschlossen hat, muss den Schornstein nicht gefegt bekom- men. Ein bisschen bedauert sie das Foto: © privat – und genießt stattdessen das gute Renommee, das ihr Beruf hat. Foto: © privat »Manchmal fragen mich die Leute, ob sie meinen Arm oder einen Knopf rinnen vor der Feuersbrunst waren B ald sind 50 Jahre vergangen, seit Sängerin Manuela ihre Schnulze »Der schwarze Mann auf dem Dach« von meiner Jacke anfassen dürfen«, erzählt sie. Leute, die gerade ein die Schornsteinfeger. Als Glücksbringerin und mit Freude bisschen Glück benötigen, seien daran, hoch hinaus zu gehen, ist die in den Hitparaden rauf und runter das wohl, fügt sie lächelnd hinzu. trällerte. Diesen Mann auf dem Dach junge Frau also unterwegs. Was sie Als aufdringlich hat sie das noch nie dann noch mitbringen muss, ist die gibt es ab und zu immer noch zu empfunden. Und der Ruf der Glücks- sehen. Allerdings könnte es heutzu- Bereitschaft schmutzig zu werden. bringerin, der Schornsteinfegerinnen Die hat sie und zeigt sich gerne ruß- tage durchaus eine »schwarze Frau« vorauseilt, ist es doch, der ihr eigent- sein, die vom Dach herunter winkt. verschmiert fürs Foto. Das lässt sich lich immer freundliche Gesichter schließlich wieder abwaschen. Wie etwa Emeli Alack, für die Schorn- beschert, wenn sie Einlass in ein Haus steinfegerin der schönste Beruf von begehrt. Im – überwiegend männlichen – allen ist. Kolleginnenkreis, sagt sie, spiele es »Etwas im Handwerk« – das stand keine Rolle, dass sie eine Frau sei. Nur dann, wenn eine Schon in der Ausbildung wurde das für Emeli Alack von Anfang an fest, wenn sie über ihre Berufswahl nach- Therme besonders hoch akzeptiert. Diskussionen darum, dass dachte. Zum ersten Mal stieg sie hängt, wird es etwas Frauen so etwas nicht können, hat es anderen Leuten während eines Schul- schwieriger. Aber dann nur selten gegeben. »Da muss man praktikums in der achten Schulklasse dann drüber stehen«, meint sie. gibt es doch immer noch aufs Dach und zum Schulende war Hocker und Trittleitern In einer Beziehung ist sie ihren ihr klar, dass es genau das ist, was sie männlichen Kollegen sogar in etwas machen möchte. Glücksbringerinnen – als solche voraus: Da sie kleiner und schlanker Schwindelfrei sollte schon sein, werden Schornsteinfegerinnen schon ist als die meisten Männer, fällt es ihr wer Schornsteinfegerin werden will. seit dem Mittelalter angesehen. viel leichter, sich durch enge Dach- Das ist die junge Frau aus Rinteln auf Damals war die Kunst des Schorn- luken zu zwängen. Nur dann, wenn jeden Fall. Sonst hätte sie sich wohl steinbaus noch nicht so weit fortge- eine Therme besonders hoch hängt, kaum für diesen Beruf entschieden. schritten wie heute und so manches wird es etwas schwieriger. Aber dann Haus brannte ab, weil das Rohr sich gibt es doch immer noch Hocker und Bis zu 17 Meter hoch ist sie schon Trittleitern. gekraxelt und versichert, dass sie mit Ruß vollgesetzt hatte. Die Rette- (ade) immer nur das tut, was sie sich auch wirklich zutraut. Schließlich sei es 5
Kein Rückwärtsgang in der Gleichstellung Grußwort von Marja-Liisa Völlers Liebe Leserinnen, die Corona-Pandemie hat uns und unser Leben weiterhin voll im Griff. Das Virus wirkt wie ein Brennglas. Es zeigt auf, was es in unserem Land für soziale Missstände gibt. Sehr oft sind besonders Frauen betrof- fen. Manches Mal musste ich mir in den vergangenen Monaten die Augen reiben. Lebe ich wirklich im Jahr 2020 oder habe ich eine Reise zurück in die 50er Jahre gemacht? Foto: © Büro Völlers Auf einmal trat an ganz vielen Stellen ein Rollenverständnis zu Tage, das ich für bereits überwunden hielt. Richtung Gleichstellung – Schritt für selbst entscheiden. Da gibt es kein Covid19 und der damit verbundene Schritt. Richtig und kein Falsch. Ausnahmezustand war und ist wie Ich selbst habe nur Mitarbeiterin- Nur möchte ich eben, dass das eine gleichstellungspolitische Rolle nen in meinen Büros im Wahlkreis auch wirklich alle frei entscheiden rückwärts. Wie nehmen Sie das und in Berlin. Mann sein ist natürlich können. Dass alle eine echte Wahl wahr? überhaupt kein Ausschlusskriterium, haben. Wenn Frauen aber für die Warum sind es über wiegend um für mich zu arbeiten. Aber Frau gleiche Arbeit nicht das gleiche ver- Frauen, die die Hauptlast tragen sein darf es eben auch nicht sein. Als dienen wie Männer oder veraltete und für Kinderbetreuung und Home- Sozialdemokratin und Arbeitgeberin Steuermodelle wie das Ehegatten- schooling zusätzlich zum Job zustän- ist es mir wichtig, Frauen zu fördern splitting weiter Bestand haben, dig sind? Und warum ist es für viele und ihnen die Vereinbarkeit von dann sehe ich da mehr Fremd- als von ihnen ganz selbstverständlich, Familie und Beruf zu ermöglichen. Selbstbestimmung. das zu tun? Die Sorgearbeit-Arbeit Im Bundestag liegt der Frauenan- Deshalb: Wir brauchen gleiche scheint in Zeiten von Corona noch teil derzeit bei 31 Prozent. Das ist Ausgangschancen zwischen den Ge- ungleicher verteilt zu sein als davor. wirklich blamabel und zeigt, dass schlechtern. Die Frage, wer wieviel Da werden Stunden ganz selbstver- es ohne Quote einfach nicht geht. Elternzeit nimmt, muss partner- ständlich reduziert und die Abhän- Wenn so wenige Frauen in Gremien schaftlich auf Augenhöhe fallen. Sie gigkeit vom Partner und seinem und Parlamenten vertreten sind, darf nicht schon vorprogrammiert Einkommen wächst. kommt ihre Perspektive einfach sein, weil die Frau ja ohnehin weni- Frauen sind es auch größtenteils, nicht vor. Die Parität muss das Ziel ger verdient oder im Job keine Auf- die in systemrelevanten Berufen sein und wir als SPD werden weiter stiegsmöglichkeiten hat. Wie schnell arbeiten. Es ist die Pflegerin, die für ein Paritätsgesetz kämpfen, also wir im Zweifel an genau dem Punkt Erzieherin und die Supermarkt- einer gleichen Verteilung von Män- sind, sehen wir durch Corona. Kassiererin, auf die es ankam und nern und Frauen auf den Wahllisten. Deshalb ist es mir so wichtig, ge- ankommt. Es sind die schlechter be- Liebe Leserinnen, rade jetzt, für mehr Gleichstellung zahlten Jobs, gerne auch in Teilzeit. nicht, dass Sie mich falsch verste- einzutreten. Ich möchte, dass alle Ganz ehrlich: Ich möchte nicht hen. Es geht mir bei all dem natürlich hierzulande so leben können, wie sie genau die gleichen Kämpfe, die nicht darum, Frauen vorzuschreiben, es wollen. Sind Sie dabei? frühere Generationen von Frauen wie sie ihr Leben zu führen haben. Ihre Marja-Liisa Völlers schon für uns gekämpft haben, noch Im Gegenteil. Das soll jede für sich Bundestagsabgeordnete für einmal kämpfen müssen. Ich möchte Schaumburg und Nienburg weiter vorankommen auf dem Weg 6
Knigge für Männer – noch angesagt? W elche Benimmregeln sollte »man(n)« beachten? Und gibt es das überhaupt noch – den Männer ihr in den Mantel helfen. Zwingend notwendig, um gutes Benehmen zum Ausdruck zu brin- gelten sollte. Für einige der alten Regeln, meinen beide, treffe aber genau das nicht zu. Oder hat es Knigge für Männer? Was ist allge- gen, ist es für sie aber nicht. etwas mit Respekt zu tun, wenn der meingültig, was hat sich überholt Bei einer anderen Form der Höf- Mann im Restaurant ganz selbstver- und was wünschen sich Frauen, lichkeit von Männern gegenüber wenn es um gutes Benehmen geht? Frauen sind die beiden Frauen sich »Bleiben Sie bei diesem Wir haben Frauen aus zwei Gene- nicht ganz so einig. Es geht um den rationen nach ihren Ansichten zu Handkuss. Schon mal erlebt? Was Mann. Davon gibt es männlichen Benimmregeln gefragt. war das für ein Gefühl? nicht mehr viele!« Im Großen und Ganzen sind sich Die 60-jährige Mutter kann sich Mutter Gudrun Oehler und ihre ständlich den Wein auswählt, ohne nicht entsinnen, dass sich jemals Tochter Sophie ziemlich einig. seine Begleiterin um ihre Meinung ein Herr zum Kuss über ihre Hand »Bleiben Sie bei diesem Mann. zu fragen? Im Zeitalter von – mehr beugte – und meint, dass ihr das Davon gibt es nicht mehr viele!« und mehr – Gleichberechtigung auch eher unangenehm sein würde. sehen Mutter und Tochter es viel- mehr so, dass beide Geschlechter sich an einheitliche Regeln halten sollten. Die Tür aufhalten? Ist höf- lich, ganz gleich ob von oder für Mann oder Frau. Die Rechnung bezahlen? Das sollte sich daran orientieren, wer mehr Einkommen, oder auch, wer die Einladung ausge- sprochen hat. Und gute Manieren, das betonen Foto: © uh beide Frauen unabhängig voneinan- der, zeigen sich in erster Linie durch die einfachsten Formeln: ›Bitte‹ und ›Danke‹ seien doch eigentlich im Umgang miteinander nicht zu viel Diesen Rat eines italienischen Res- Die Tochter hat hingegen in Erin- verlangt, ebenso wie das Angebot taurantbesitzers hat Sophie Oehler nerung, dass dort mal ein älterer zu helfen, wenn Hilfe allem Anschein beherzigt – und wird »diesen Mann« Herr aus Großbritannien war – zehn nach nötig sein könnte. demnächst heiraten. Den Rat hat sie Jahre sind seitdem wohl vergangen, bekommen, als sie ihren Künftigen Was Männer nach Ansicht dieser sie war noch eine sehr junge Frau eben kennengelernt hatte, als sie beiden Frauen auf jeden Fall ver- – der ihr zur Begrüßung einen Hand- zum ersten Mal miteinander essen meiden sollten, sind Anmache und kuss gab. »Das war ein besonderer gingen – und ihr Begleiter ihr erst Herren-Witze. Schlechte Erfahrun- Moment, denn für einen Augenblick aus dem Mantel heraus, nach ei- gen haben sie auch gemacht mit habe ich mich wie eine richtige nem schönen Abend wieder in den Männern, die nicht zuhören, nicht englische Lady gefühlt«, sagt sie. In Mantel hineinhalf. Völlig klar, dass ausreden lassen und solchen, die diesem Augenblick und mit diesem für die 33-Jährige diese altherge- Frauen einfach ignorieren oder Herrn hat sie es als angemessen brachte Benimmregel auf der Liste deren Ansichten schulterzuckend empfunden. Ansonsten bevorzugt derer steht, die unbedingt weiter beiseite wischen. Das habe dann Sophie Oehler doch lieber den Hand- bestehen bleiben sollen. aber auch wieder mit Gleichberich- schlag zur Begrüßung. tigung zu tun, die eben doch noch Die Geste zählt, drückt Höflich- Was Mutter und Tochter eint, ist nicht überall umgesetzt ist. Frauen keit, Respekt, Wertschätzung und die Ansicht, dass gutes Benehmen auszuschließen, nur weil sie Frauen die innere Haltung aus. So sagt es immer ein Ausdruck von Respekt sind – dafür gebe es nur einen einzi- Sophies Mutter Gudrun Oehler, die dem Gegenüber ist und dass das für gen Ort, sagt Sophie Oehler. Und das ebenfalls nichts dagegen hat, wenn Männer und Frauen gleichermaßen sei das Herren-Klo. (ade) 7
Die Jünger Jesu als letzte Männerdomäne!? A uf fast allen Gebieten sind die Frauen dabei, uns Männer zu überholen. das Evangelium in die Welt getra- gen, damit Männer und Frauen bis heute Anteil an ihm haben. Männer Frauen waren die ersten Zeuginnen der Auferstehung Wir nehmen staunend wahr, dass wie Petrus, Jakobus, Johannes und Frauen in typischen Männerberu- natürlich der Apostel Paulus haben fen selbstbewusst auftreten: man im Namen Jesu die Welt verändert. Marias: Der Mutter des Jakobus, der sieht sie im Ring boxen, hört aus Und die Frauen? Praktisch nirgends Mutter Jesu und Maria aus Magdala. dem Cockpit die Stimme der Pilotin ist davon die Rede, dass es weibliche Neben der Mutter Jesu wird da- den Sinkflug ankündigen und über- Jünger gab. Und Berufungsgeschich- bei besonders Maria Magdalena haupt üben Frauen mittlerweile ten von Frauen? Fehlanzeige! Wie herausgestellt. Ihr geheimnisvoller fast alle Berufe aus, die Männer als könnte es auch anders sein in einer Status schwankt zwischen Heiliger typisch männlich betrachten: Solda- Zeit, in der sich Frauen aus ihrem und Hure, zwischen einer Frau, die tin, Richterin, Präsidentin oder sogar sozialen Umfeld praktisch nicht lö- Jesus von ihren Dämonen befreit Kfz-Mechanikerin. Und das Ver- sen konnten. hat und seiner Geliebten oder sogar störende daran: Sie sind uns Män- seiner Ehefrau. Ihre Liebe, so heißt nern darin keineswegs unterlegen. Auch Frauen standen es, überdauert sogar seinen Tod. Im Gegenteil. in der Nachfolge Jesu Und ihre Begegnung mit dem Aufer- Und durch den Verlust unserer standenen ist eine Liebesgeschichte. männlichen Vorzeigeprojekte wer- Nun wäre es natürlich geradezu ein Von welchem Jünger wäre eine solch den auch unsere Defizite, in denen Wunder biblischen Ausmaßes, wenn innige Beziehung zu berichten? wir uns bisher immer noch als hero- uns Männern diese letzte Bastion Man muss sich als Mann geschla- ische Märtyrer fühlen konnten, zu unseres Geschlechterstolzes nicht gen geben, wenn selbst Männer wie wirklichen Schwächen: Wir Männer trotz der erdrückenden Faktenlage der berühmte Benediktinerpater leiden häufiger unter Erkältungen auch noch entrissen werden sollte. Anselm Grün meinen: »Für die Män- und unter Süchten, sind häufiger So ist aus der Feder namhafter nerkirche war es wohl seit jeher eine langzeitarbeitslos und sterben sie- Wissenschaftlerinnen zu lesen, dass Kränkung, dass Frauen die ersten ben Jahre früher als Frauen. Ein auch bei den Männern lediglich waren, denen der Auferstandene geradezu deprimierendes Fazit. Johannes in den Evangelien als »Jün- begegnete.« ger« bezeichnet wird. Und Beru- Sie sind uns Männern Vielleicht können wir Männer ja fungsgeschichten von Jüngern gibt darin keineswegs mal gemeinsam die Frage bearbei- es ebenfalls nur sehr wenige. ten, die Anselm Grün am Ende seiner unterlegen. Außerdem gab es zur Zeit Jesu Ausführungen stellt: »Was fällt dir Im Gegenteil Beispiele von eigenständigen, un- als Mann auf in der Freundschaft abhängigen Frauen, die durchaus in Jesu zu den Frauen?« einer freundschaftlichen Beziehung Zum Glück gibt es aber eine Bas- Mir fällt es jedenfalls leichter, die zu Jesus standen oder ihm sogar tion, aus der wir Männer uns nicht weiteren Fragen von Anselm Grün nachgefolgt sind. Und unter allen so leicht von den Frauen vertreiben zu beantworten: »Wie haben dich Erwähnungen von Frauen in der lassen können. An der Seite Jesu Frauen bereichert? Wo haben sie Nähe Jesu werden natürlich die haben wir uns als wahre Männer be- in dir neues Leben hervorgelockt?« Frauen am Grab als Zeuginnen der währt. Treu haben ihm seine Jünger Dazu könnte ich eine Menge schrei- Auferstehung besonders gefeiert. zur Seite gestanden, alles haben sie ben. Aber nicht hier und heute. Die großartigen Emmausjünger, mit zurückgelassen, um ihm nachzufol- denen der Auferstandene auf dem Pastor Lutz Gräber gen, haben große Entbehrungen auf Weg ist? Sie verschwinden förmlich Theologischer Referent sich genommen, ihm bedingungslos hinter einer Salome und den drei vertraut. Und nach dem Tod und der Auferstehung Jesu haben Männer 8
Gott ist weiblich H at Gott ein Geschlecht? Nein, werden Sie vermutlich ant- worten: Gott ist ein Name für das Christentum und patriarchale Herr- schaftsstrukturen haben sich immer wieder gegenseitig gestützt und Unverfügbare, die Transzendenz, bestärkt. das, was unserem Verstand nicht so Wie kommen wir da heraus? Es einfach zugänglich ist. Es wäre ganz genügt nicht, sich von dieser patri- falsch, Gott auf so etwas Irdisches archalen Vergangenheit verbal zu Foto: Tamara Jung wie geschlechtliche Identitäten her- distanzieren oder zu behaupten, unterzubrechen. das alles wäre nicht der Kern des Christentums, sondern patriarchale Überformung. Vielmehr ist Handeln gefragt. Nicht nur, weil die Verwechslung Aus der Erkenntnispsychologie ist von Gott und Männlichkeit eine jedoch bekannt, dass Bilder, die sich glatte Häresie ist. Sondern auch aus in der Vorstellungswelt erst einmal ganz praktischen Gründen. Heutzu- festgesetzt haben, nicht dadurch tage wird vielerorts gesellschaftliche verschwinden, dass man sie igno- Diversität eingeklagt. »Alte weiße riert. Man muss ihnen aktiv etwas Männer« haben nicht mehr die anderes entgegensetzen, sie mit selbstverständliche Autorität, die anderen Bildern überschreiben. Wir ihnen früher zugesprochen wurde, können Gott nur aus der schädlichen ganz im Gegenteil: Angesichts von Parallelisierung mit dem Männli- Bewegungen wie #Metoo und chen befreien, indem wir sie ganz #Blacklivesmatter gelten sie heute bewusst eine Zeitlang in weiblichen eher als Problem denn als Lösung. Bildern darstellen. Ihr weibliche Pro- nomen geben. Kein Wunder, dass da auch Gott ein »Imageproblem« hat, wenn Es ist so ähnlich wie bei einem er wie ein alter weißer Mann da- Gummi, der lange in eine Richtung Du sollst dir kein Bildnis machen, hin ausgebeult war: Will man ihn heißt es schließlich! herkommt. Es müsste deshalb ein ureigenes Anliegen von Kirchen und wieder glätten, muss man zunächst Soweit die Theorie. Wenn man Theolog*innen sein, ihre theoreti- in die andere Richtung ziehen, nur allerdings den Begriff »Gott« einmal sche Erkenntnis – nämlich dass Gott so kann er sich in der Mitte ein- in die Google-Bildersuche eingibt, keineswegs männlich »gelesen« wer- pendeln. Neutralität genügt nicht. erscheint in vielfältigen Variationen den sollte – auch praktisch rüberzu- Wenn die Behauptung, Gott sei ge- jener »alte Mann mit weißem Bart«, bringen, und zwar einem möglichst schlechtslos, wirklich ernst gemeint als den sich unsere Kultur Gott über großen Publikum. Aber das tun sie ist, dürfte ja auch gar nichts dage- viele Jahrhunderte vorgestellt hat. leider nicht. gen sprechen, von ihr eine Weile Das Göttliche wurde im Christentum lang vorwiegend als Mutter, als immer wieder mit dem Männlichen Stat tdessen bes treiten viele Geistkraft, als Gebärende, als Stil- gleichgesetzt. Schon im ersten Ko- Theolog*innen, dass es an dieser lende, als Trösterin, als Hebamme, rintherbrief heißt es, der Mann sei Stelle überhaupt ein Problem gibt. als Bäckerin, als Adlermutter, als Abglanz Gottes, die Frau hingegen Wenn man in einen zufällig gewähl- Henne, als Weisheit zu sprechen. nur der Abglanz des Mannes. Der ten Gottesdienst geht, ist die Wahr- Das alles sind schließlich biblische kirchliche Klerus war lange Zeit ex- scheinlichkeit groß, dass dort von Umschreibungen des Göttlichen, die klusiv männlich und ist es in vielen Gott permanent als Vater oder als in der christlichen Tradition viel zu Kirchen heute noch. Herr die Rede ist, und dass ganz wenig beachtet wurden. selbstverständlich für ihn – für sie? Antje Schrupp – männliche Pronomen benutzt Politikwissenschaftlerin werden. und Journalistin 9
Männer-Bastion im Kloster Frauen als Diakoninnen, als Frauen in die Konvente, also die im Konvent zu. Qua Amt und Pastorinnen, Bischöfinnen – Frau- Leitungsgremien, berufen werden trotz ihres Geschlechts. Ebenfalls enrechte, die bei den Protestanten dürfen. Dass sie gar Priorin oder in diesem Gremium sitzt Christian seit Jahrzenten eingeführt sind, Äbtissin werden dürfen. Frehrking – Präsident des Schaum- werden mittlerweile auch in der ka- Beide Klöster stehen in zisterzien- burg-Lippischen Landeskirchenam- tholischen Kirche als Möglichkeit in sischer Tradition und waren vor der tes und Vermögensverwalter im den Raum gestellt. Das ist bekannt. Reformation Männern vorbehalten. Kloster Loccum. Weitaus weniger bekannt ist hin- Und beide Klöster haben sich über Der Jurist ist bislang einziges nicht- gegen, dass die Gleichstellung auch die Jahrhunderte einige der katho- ordiniertes Mitglied des Konvents. in der evangelischen Kirche noch lischen Traditionen bewahrt. Wie Auch das kann sich nun ändern. nicht überall vollzogen ist. Bezie- die, dass ausschließlich Männer Diese beiden, Ruck-Schröder und hungsweise war. dem Konvent angehören dürfen. Frehrking, haben wir um ein State- In den Klöstern Loccum und Die Ausnahme von der Regel ist ment zu der neuen Loccumer Klos- Amelungsborn sind vor wenigen in Loccum seit 2015 Adelheid Ruck- ter-Verfassung gebeten – die nun Wochen letzte Männer-Bastionen Schröder. Als Studiendirektorin im Frauen gleichberechtigt zulässt. gefallen: Dort sehen die Kloster- Predigerseminar der Landeskirche (ade) Verfassungen nun vor, dass auch im Kloster Loccum stand ihr ein Sitz Es ist ein feines Spiel der Kräfte: Als Sicht schon längst erfolgen müssen. mir die Landeskirche Hannovers im Denn längst ist es selbstverständ- August 2015 die Leitung des Predi- lich, dass Männer und Frauen in der gerseminars Loccum übertragen hat, evangelischen Kirche in Entschei- trat ich dieses Amt als erste Frau an. dungsgremien gleichberechtigt zu- Zugleich bin ich die erste, die dieses sammenwirken. Amt von Anfang an unabhängig vom Ein Entscheidungsgremium, das Konvent des Klosters Loccum führt. diesem schlichten Grundsatz nicht Bereits 2013 ist das Predigerseminar entspricht, kann auch keine über aus der Trägerschaft des Klosters einen geschlossenen Zirkel hinausge- gelöst und in die Trägerschaft der hende Relevanz in der evangelischen Landeskirche übernommen worden. Kirche beanspruchen. In diesem Diese Unabhängigkeit vom Kon- Geist bilden wir Pastorinnen und vent empfinde ich als wertvoll. Aus Pastoren aus und berufen Ehren- Foto: © ade dieser freien Position heraus bin amtliche und Hauptamtliche in die ich auch gerne Mitglied im Konvent Verantwortung. geworden. Schließlich geht es dabei Spätestens seit der Ordination von darum, die sehr gute Kooperation Frauen in der Hannover‘schen Lan- beide längst nicht mehr nur als zwischen Predigerseminar und Klos- deskirche in den sechziger Jahren Männnerklöster geführt werden. ter weiter zu pflegen. des vergangenen Jahrhunderts führt hieran auch kein Weg mehr vorbei. In Zukunft wird es darum gehen, Der Konvent hat mich in diesem die Kraft dieser historisch und reli- Sinn sehr offen und wertschätzend Frauen in Entscheidungsgremien gleichberechtigt zu beteiligen ist giös ausdrucksstarken Klöster weit aufgenommen. Gleichwohl war über die Klostermauern hinaus für meine Mitgliedschaft von Anfang an keine Frage des Zeitgeistes, sondern eine Frage des freien evangelischen die Gegenwart sichtbar zu machen. zwar gleichberechtigt, aber an mein Das ist eine Aufgabe für Männer und Amt als Studiendirektorin gebunden. Geistes. Frauen. Die jetzt von den Konventen der Der jetzt in den Klöstern Ame- Dr. Adelheid Ruck-Schröder Klöster Loccum und Amelungsborn lungsborn und Loccum eingeläutete Studiendirektorin des zeitgleich beschlossene Verfassungs- Paradigmenwechsel entspricht der Predigerseminars Loccum änderung, Frauen grundsätzlich und Bedeutung und Ausstrahlungskraft gleichberechtigt in die Konvente dieser evangelischen Klöster, die berufen zu können, hätte aus meiner 10
Loccum ist gefallen Loccum ist gefallen Foto: © ade kariatszeit selbst im Predigerseminar den wurde gesucht. Schnell wurde Loccum verbracht hatten, zu einer deutlich, dass die Verfassungsän- Zeit, als dort nur männliche Kandi- derung möglichst einstimmig erfol- daten ausgebildet wurden. Diese gen musste. Die Diskussion um die tiefe biographische Prägung einer- Zusammensetzung des Konventes seits und der Wille zur Bewahrung eines evangelisch-lutherischen Klos- der 850-jährigen Tradition eines ters, welches in der Tradition der Zisterziensermännerklosters und der Zisterzienser steht, ist erfolgreich 250-jährigen Tradition eines Predi- geführt worden. Der Beschluss er- gerseminars, in welchem nur Vikare folgte einstimmig. ausgebildet wurden, andererseits Es ist erfreulicherweise gelungen, auf Seiten manch älteren Konven- die Mitgliedschaft durch Wahl im tualen und die Rücksicht auf deren Konvent nicht nur für ordinierte Meinungen auf Seiten der jüngeren Pastorinnen zu öffnen, sondern es Konventualen führte dazu, dass sich auch zu ermöglichen, dass fortan in Bezug auf die Klosterverfassung auch getaufte Christenmenschen, nichts änderte. die nichtordiniert sind, zu Konventu- Auslöser dafür, dass die Diskussion alen gewählt werden können. Nun- über die Zusammensetzung des mehr gilt auch für den Konvent des Als mich der Konvent vor fünf Jah- Konventes und die längst überfällige Klosters Loccum, was Martin Luther ren als einziges nichtordiniertes Änderung der Klosterverfassung neu schon in seiner Schrift an den Adel Mitglied zum Rechtskundigen Kon- Fahrt aufnahm, war letztlich, als die 1520 niedergeschrieben hat: »Alle ventual und Vermögensverwalter neue Studiendirektorin des Prediger- Christen sind wahrhaft geistlichen des Kloster Loccum gewählt hat, war seminars Frau Dr. Ruck-Schröder qua Standes, und ist unter ihnen kein ich mit 43 Jahren auch das jüngste Amt Mitglied des Konventes wurde. Unterschied dann des Amts halben Mitglied des Konventes. Denn nun merkten auch diejenigen allein. Demnach so werden wir al- Auf den ersten Tagungen erinner- Konventsmitglieder, die dieses Amt lesamt durch die Taufe zu Priestern ten mich zahlreiche Begebenhei- vorher selbst bekleidet hatten, dass geweiht. Was aus der Taufe gekro- ten an meine Jugendzeit, die ich eine neue Zeit angebrochen war. chen ist, das mag sich rühmen, dass aktiv als evangelischer Pfadfinder Als der Konvent kurz darauf auch es schon Priester, Bischof und Papst in einem reinen Jungenbund ver- noch Pastorin Birth zur Geschäfts- geweiht sei, obwohl es nicht jedem bracht habe. Diese Erlebnisse und führerin des Klosters berief, war ziemt, dieses Amt auch auszuüben.« Erfahrungen teilte ich mit vielen offenkundig, dass dieses bald auch Christian Frehrking Konventsmitgliedern, die zum Teil in rechtliche Änderungen nach sich Präsident des Landeskirchenamtes der Nachkriegszeit die Jugendarbeit ziehen würde. Rechtskundiger Konventual und die Jugendbewegung als aktive und Vermögensverwalter Intensive Diskussionen schlossen Mitglieder und Leitungspersonen als des Klosters Loccum sich an, Gespräche mit dem Kon- Pfadfinder und Jungenschaftler neu vent von Amelungsborn und auch aufgebaut hatten. Hinzu kam, dass der Kontakt zum Zisterzienseror- zahlreiche der Konventualen ihre Vi- 11
Party Time T upperware oder Kerzen, Des- sous oder Kochtöpfe, Kosmetik oder Reinigungsmittel, Schmuck oder beitet. So stieg sie ein und bot selbst Partys an. nebenbei«, sagt die Bürokauffrau. Nach längerer Pause sind die ersten Abende nun schon wieder über die »Ich habe einen großen Bekannten- Thermomix. Die Anzahl der Themen kreis«, erzählt sie, »und die waren Bühne gegangen. Aber auch während für private Verkaufspartys ist groß alle so lieb, dass sie bereit waren, der ersten Monate der Pandemie hat und überwiegend richten sich die Partys für mich zu machen.« sie den Kontakt zu ihren Kundinnen Angebote an Frauen. Paritätisch besetzt sein dürfte in der Liste der zehn beliebtesten Hauspar- tys lediglich das Angebot »Wein«. Was solche Hauspartys ausmacht, haben wir Birgit Specht gefragt, die im Landkreis und darüber hinaus mit dem Thermomix kocht – fast immer nur für und mit Frauen. Doch, ja. Männer sind auch schon mal dabei gewesen. Bei Pärchen-Par- tys, sagt Birgit Specht. Wenn sie dann vorführt, wie einfach und schnell das Kochen mit dem vielseitigen Gerät funktioniert, wenn sie zeigt, dass die Foto: © ade eigene Ernährung wesentlich viel- seitiger und gesünder sein kann auf Zu den ersten Abenden lud sie noch nicht abreißen lassen. Das ging dann diese Art, dann merken die Männer in ihr eigenes Haus in Bückeburg ein, eben per WhatsApp vonstatten. auch auf. »Schatz, das wäre doch dann war sie in vielen anderen Häu- Einige, sagt sie, haben auch gerade was für dich«, ist dann schon mal die sern unterwegs. da gekauft. »Die eine macht sich den Antwort. Andere Männer würden Das funktionierte nach dem Schnee- aber auch selbst gerne damit kochen. ball-System – eine Frau erzählte es Wie ihr eigener Mann Stefan, der sich Meistens – in geschätzten der anderen und schon stand die zum Wochenende plötzlich hinstellte 95 Prozent aller Fälle - sind nächste Party auf dem Programm. und sagte, dass er jetzt einen Kuchen Anfangs, erinnert sich Birgit Specht, die Partys mit Thermomix backen wolle. ist sie zwei- bis dreimal pro Woche aber Frauensache Meistens – in geschätzten 95 Pro- unterwegs gewesen, um in irgend- zent aller Fälle - sind die Partys mit welchen Küchen zu kochen. Dass Garten schön, die andere kauft sich Thermomix aber Frauensache und sie kommunikativ und gerne mit einen Thermomix«, fügt sie schmun- durch eine Frau ist Birgit Specht Menschen zusammen ist, kommt ihr zelnd hinzu. auch dazu gekommen, diese Partys dabei zugute – beziehungsweise lässt Einer der wenigen Männer, die sich zu gestalten. sie die Arbeit genießen. Mit drei bis bei ihr einen Thermomix zugelegt Der erste Thermomix war schon im sechs anderen Frauen einen Abend haben, hat einmal angefragt, welche Haus, gern und viel genutzt. Dann verbringen, reden übers Kochen, zei- orientalische Suppe sie empfehlen erzählte eine Freundin ihr von einer gen, was ihr Produkt alles kann, und würde, damit er sie seiner Theater- Nachfolgegenration, mit der vie- nebenbei viele Menschen kennen gruppe vorsetzen kann. Dass die les noch viel einfacher wird. Birgit lernen und auch über Kinder, Ess- gemeinsame Party Spaß gemacht und Spechts Interesse war groß. Aber gewohnheiten, Göttin und die Welt Wirkung gezeigt hat, sieht sie auch schon wieder so viel Geld ausgeben? schnattern. Das macht ihr Spaß. immer dann, wenn eine Kundin ihr Die Lösung lag auf der Hand: Wenn In Vor-Corona-Zeiten war sie zuletzt ein Foto von der neuesten Kuchen- sie es schaffen würde, sechs Geräte bei zwei bis drei Partys pro Monat an- Kreation zuschickt – mit hochgereck- zu verkaufen, hätte sie sich ihren gekommen. Was ihr ganz recht war. tem Daumen. eigenen nagelneuen Thermomix erar- »Schließlich mache ich das auch nur (ade) 12
»Ich spiel‘ gerne mal das Weibchen«, … »Ich spiel‘ gerne mal das Weibchen«, … … und Ulrich Hinz, seines Zeichens Pressesprecherin dieser Landeskirche, glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Wie bitte?«, prustete er. Seit Stunden diskutierten wir zum Thema dieses ELAN, redeten uns die Köpfe heiß über das, was Frauen und was Männer ausmacht und kamen immer wieder auf den Punkt Emanzipation zurück. Ulli musste sich angesichts der weiblichen Übermacht in der Redaktionsrunde so einiges dazu anhören, was in Punkto Gleichberechtigung im Argen liegt und bei welchen Gelegenheiten wir Frauen gerne den Männern gehörig den Kopf waschen würden. Damit sie endlich be- Foto: © uh greifen, dass wir das alles auch können – oft vermutlich noch besser. Damit wir für gleiche Arbeit gleiches Geld Geschlechts, die entweder zu blind waren, Plattfüße hat- bekommen. Damit Kindererziehung nicht nur Frauensa- ten oder lieber mit Bettpfannen und tröstenden Worten che ist… arbeiteten, statt den Heldentod auf dem Schlachtfeld Die Masche funktioniert in vielerlei billigend in Kauf zu nehmen. Zivildienstleistende, Wehr- dienstverweigerer und Untaugliche eben. Hinsicht ausgezeichnet Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich mache mir nichts aus Uniformen, Schulterklappen und zackigen Und dann bekenne ich locker-flockig, dass ich mich Märschen. Warum ich mir dennoch einen Soldaten wün- gerne auch mal auf die Position »Weibchen« zurück- sche, ist allerdings leicht zu beantworten: Das steckt an ziehe? Das sollte ich, bitteschön, erklären. Und dann den Füßen. – wieder mit einem »bitte« versehen – gefälligst auch darüber schreiben. Was ist schließlich eine der ersten Lektionen, die ein Soldat in der Kaserne erhält? Ordnung, Disziplin und Im Prinzip, führte ich aus, sei das doch ganz einfach: Sauberkeit. Und dazu gehört das Putzen der Schuhe. Immer dann, wenn es um Dinge geht, die ich ganz und Gebürstet und gewienert, liebevoll mit dem eigenen gar nicht gerne tue, spiele ich das Weibchen. Nun ja – Atem behaucht und zärtlicher behandelt als so manche vielleicht nicht immer. Aber manchmal schon. Frau werden die Stiefel der Soldaten. Der ganze Stolz Das Wischwasser im Wagen muss aufgefüllt werden? - der Armeen dieser Welt steckt in glänzenden Stiefeln. Ach, mein lieber Mann, kannst du das bitte für mich tun? Und da nach wie vor der überwiegende Teil der weib- Ich verwechsle doch garantiert die Behälter. lichen Bevölkerung – einschließlich meiner Wenigkeit Eine schwere Kiste muss in den Keller? – Ein Augenauf- - nicht gewillt ist, sich diesem Drill im Stiefelputzen zu schlag und ein bewundernder Blick auf seine doch so unterziehen, sind es die Männer, die wissen, wie ein mit sehr viel muskulöseren Oberarme wirken Wunder. Lehm und Matsch beschmiertes Schuhwerk wieder auf Hochglanz getrimmt werden kann. Die Masche funktioniert in vielerlei Hinsicht ausge- zeichnet. Nur an einer Stelle hat sie bislang immer Während ich einen Blick auf den Dreck werfe, der auch gnadenlos versagt. Das hängt aber vermutlich damit jetzt an meinen Stiefeln klebt, überlege ich ernsthaft, zusammen, dass ich mir immer die falschen Männer ob sich die Ausgabe für eine Kontaktanzeige lohnt: ausgesucht habe – und jeder frühmorgendliche Blick auf »Weibchen sucht Diener des Volkes mit Stiefelputzer- meine Stiefel bestätigt diese Befürchtung. Hätte ich doch Qualitäten.« Oder »Ungedientes Weibchen benötigt nur das Gespür meiner Mutter bewiesen, dann wäre mir Stiefelknecht.« Bietet sich an. Oder leiste ich der Eman- mancher Verdruss erspart geblieben. zipation Vorschub, verabschiede mich von meiner ge- legentlichen Weibchen-Position und greife doch lieber Sie suchte sich einen Mann aus, der gedient hatte. Ich selbst zur Schuh-Krem? hingegen geriet immer an die Exemplare des anderen (ade) 13
Maria. Macht. Mut Die Initiative Maria 2.0 Frauen sollen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern haben. zwischen Beruf und Familie entscheiden: Gehörte die Diese Forderung wird evangelischerseits gerne als speziell große Pfarrfamilie beim Herrn Pastor zum guten Ton, so katholisches Problem belächelt. war eine Frau, die ebenfalls Ehefrau und Mutter war, als Doch auch die evangelischen Landeskirchen haben die Pastorin nicht vorstellbar. Rechte von Frauen jahrzehntelang verschlafen. Verein- In den meisten Landeskirchen wurden die ordinierten zelt arbeiteten Frauen schon vor dem 2. Weltkrieg als Frauen den Männern aber allmählich auch rechtlich »Hilfspredigerinnen«, ein Effekt, der durch den Krieg noch gleichgestellt. verstärkt wurde. Erst 1991 zog die Landeskirche Schaumburg-Lippe als Aber erst die Emanzipationsbewegung ab den 1960er letzte Landeskirche mit der Frauenordination nach. Als Jahren führte zu einem allmählichen gesamtgesellschaft- Folge davon sind Pastorinnen in unserer Landeskirche, lichen Umdenken. So wurden schließlich Ende der 50er, besonders in leitenden Ämtern, immer noch unterreprä- Anfang der 60er Jahre die ersten Frauen auf dem Gebiet sentiert. Insgesamt allerdings steigt der Anteil von Frauen der EKD ordiniert. insbesondere bei den Theologiestudierenden stetig an. Zunächst mussten sich die ordinierten Frauen allerdings (cmd) M aria 2.0 - schon davon gehört? Das sind die katholischen Frauen, die in den Ausstand treten, Einen Brief an den Papst haben wir geschrieben, den rund 45.000 Men- schen unterschrieben haben. Dort drei inhaltlichen Diskussionsforen (Macht, Priesterliche Lebensformen und Sexualmoral) wurde nachträg- die eintreten für gleiche Rechte und sind auch unsere Wünsche an eine lich ein viertes hinzugefügt: Frauen gleiche Würde aller Menschen, für erneuerte Kirche formuliert: in Diensten und Ämtern - der Unmut eine geschwisterliche Kirche mit jesu- • Kein Amt mehr für diejenigen, die der Frauen war wohl nicht mehr anischem Herzen. andere geschändet haben an Leib wegzuschweigen. Ein Erfolg? Das wird Im Dezember 2018 saßen wir zu und Seele oder diese Taten gedul- der Synodale Weg, der auf zwei Jahre ein paar Frauen aus der Gemeinde det oder vertuscht haben angelegt ist, noch zeigen. Heilig Kreuz in Münster zusammen • Die selbstverständliche Überstel- In der Zwischenzeit hat Papst Fran- und es brach über uns hinein und lung der Täter an weltliche Gerichte ziskus eine Neujahrspredigt gehal- aus uns heraus - das Grauen über und uneingeschränkte Kooperation ten, in der er die Frau als »edelstes unsere Kirche, verursacht durch das mit den Strafverfolgungsbehörden Fleisch« bezeichnet und in seinem Ausmaß jahrzehntelanger spiritu- postsynodalen Schreiben »Geliebtes eller und sexualisierter Gewalt an • Zugang von Frauen zu allen Ämtern Amazonien« betont er die besonde- Schutzbefohlenen, das Ausmaß an der Kirche ren Rolle, die Frauen in der katholi- systematischer Verdunklung und Ver- • Aufhebung des Pflichtzölibats schen Kirche spielen, die durch eine tuschung zum Schutz der Institution, • Ausrichtung der kirchliche Sexu- Weihe nur geschmälert werde – denn die Unerträglichkeit einer Realität, almoral an der Lebenswirklichkeit »(d)ie Frauen leisten ihren Beitrag zur die uns mit der Janusköpfigkeit einer der Menschen Kirche auf ihre eigene Weise und in- Amtskirche konfrontiert, die Jesu dem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Botschaft von Liebe und Barmher- Wir haben im vergangenen Oktober Mutter Maria weitergeben.« – soviel zigkeit auf der Welt zu vertreten (wie der Mai ein Marienmonat in der zum katholischen Frauenbild. behauptet. Das war der Tag, an dem römisch-katholischen Kirche) erneut zu einer Aktionswoche aufgerufen Wer weiß schon, ob und wann sich der sprichwörtliche Tropfen das Fass unsere Kirche aus der Hierarchie zum überlaufen brachte und uns klar und werden dies, bis auf Weiteres, je- den Mai und jeden Oktober tun. Wir heraus verändern wird. Aber ist uns war, wenn wir nicht handeln, dann das wichtig? Wir starren nicht auf müssen wir gehen. bleiben draussen, weil wir draussen sind und wir solidarisieren uns mit das, was die Amtskirche oder die Wir haben uns für's Handeln ent- allen, die diese Kirche ausschließt; Kirchenherren sagen. Wer den Weg schieden und die Aktion Maria 2.0 mit allen, die nicht Platz nehmen mitgehen will, soll ihn mitgehen und war geboren. Wir haben im Mai 2019 dürfen am Tisch des Herrn. Damit ha- die Kirche erneuern und in die Zu- zum Kirchenstreik aufgerufen, zu ben wir, scheint's, ziemlich viel Staub kunft führen. kreativen Aktionen vor den Kirchen- aufgewirbelt. Die katholische Kirche Andrea Voß-Frick für Maria 2.0 türen, zu Gebet und Wortgottesfei- hat sich auf den sognenannten Syn- ern, Andachten und Mahnwachen. odalen Weg gemacht - den zunächst 14
Interview mit der Synodenpräsidentin Daniela Röhler seit Februar 2020 als erste Frau im kirchenleitenden Amt 1991 wurde mit Einführung der Frau- Wie wird ihr Umgang auf enordination in der Ev.-Luth. Lan- Kirchenleitungsebene in Gre- deskirche Schaumburg-Lippe auch miensitzungen und Tagungen Frauen die Möglichkeit eröffnet, wahrgenommen? Leitungsfunktionen im geistlichen Manche scheinen überrascht Amt in Gemeinde und Landeskirche zu sein über meinen Umgang zu übernehmen. mit Mitarbeitenden in unse- Acht Pastorinnen und zwei Vikarinnen rer Kirche. Es wird geschätzt, sind momentan im Gemeindepfarr- dass ich als Frau die Kirche amt und im übergemeindlichen Dienst mitleite. Das große Interesse in der Landeskirche tätig. Ferner sind und die hohen Erwartungen Foto: © eb drei Diakoninnen in landeskirchlichen mögen mit dem Eindruck Dienststellen beschäftigt. zusammenhängen, dass sich Frauen mehr kümmerten, Bisher haben nur wenige Frauen den hilfsbereiter seien, entschie- Vorsitz in Gemeindeleitungen inne. dener für Solidarität einträten Doch ohne den Einsatz von angestell- Leitungspersonen sollten auch zu und empathischer seien. Doch sol- ten und ehrenamtlich tätigen Frauen ihren Defiziten und Schwächen ste- che Zuschreibungen haben meines in Kirchengemeinden und landeskirch- hen. Mir fallen dazu biblische Beru- Erachtens weniger etwas mit dem lichen Einrichtungen würde unsere fungsgeschichten ein. Da wurden Geschlecht, sondern eher mit Erzie- Kirche nicht nur ärmer, sondern auch ungebildete Hirten, Versager, Angst- hung sowie kultureller und sozialer kaum funktionsfähig sein. hasen, Tiefstapler, körperlich beein- Prägung zu tun. Mit der Wahl von Daniela Röhler im Ich persönlich möchte nicht gemes- trächtigte (Stotterer) von Gott und Februar 2020 zur Präsidentin der Lan- sen werden an meiner Geschlecht- Jesus in anspruchsvolle Aufgaben dessynode wurde zum ersten Mal in lichkeit, sondern vielmehr an meinem gerufen. der Geschichte unserer Landeskirche Tun. Ich bin mir meiner Begrenztheit eine Frau in ein übergemeindliches bewusst. Ich traue es mir zu, weil ich kirchenleitendes Amt gewählt. Woran könnte es liegen, dass Frauen mich beschenkt und getragen weiß. deutlich weniger in Leitungsämtern Zu ihren Erfahrungen haben wir sie Leitung im Wissen darum, dass ich in unserer Kirche vertreten sind? befragt. auf andere angewiesen bin, ist für Immer noch ist das Bild präsent, mich die Voraussetzung dafür, mitei- Ulrich Hinz: Wie waren die Reaktio- die Frau verkörpere das schwache nander die Aufgaben aufzunehmen nen auf Ihre Wahl? Geschlecht. Dies als Stärke umzudeu- und anzugehen. Daniela Röhler: Unmittelbar nach der ten braucht Generationen. Manch- Wahl erhielt ich diverse Glückwün- mal wird uns als Frau vorgeworfen, Haben Sie schon Leitungserfahrun- sche. Es wurde sehr positiv beurteilt, dass wir extrem hart führen. Dabei gen? dass ich als erste Frau in ein kirchen- wollen wir oft nur Akzeptanz durch Schon mit zwölf Jahren hat man mir leitendes Amt unserer Landeskirche die Demonstration von Stärke gewin- zugetraut, eine Jungschargruppe zu gewählt wurde. nen. leiten. Während meiner Zeit in der Drei Tage nach der Wahl vertrat ich Es hat aber auch damit zu tun, dass Jugendarbeit im EC und der Landes- unsere Landessynode beim Parla- wir uns schwer tun mit Verände- kirchlichen Gemeinschaft wurde ich mentarischen Abend der evange- rungen. Veränderungen zu denken, immer wieder dazu ermutigt, Lei- lischen Kirche in Niedersachsen. – dass es anders sein wird –, macht tungsaufgaben zu übernehmen. Dass Meine Wahl zur Synodenpräsidentin vielen alleine schon Angst. der Glaube mein Sein, Fühlen und Tun hatte sich in Windeseile in den ande- prägt, war für viele eher Motivation Welcher Leitungsstil entspricht ren Kirchen herumgesprochen. Das mir Leitung zuzutrauen. Ihnen? Interesse an mir überraschte mich. Persönlich lehne ich einen Leitungs- Vielen Dank für das Gespräch und Nun kann ich aber doch nichts dafür, stil ab, der das Bild vermittelt, dass für Ihre Aufgabe Gottes Segen! dass ich eine Frau bin. ich alles könne und im Griff hätte. 15
Termine und Veranstaltungen Aus der Landeskirche St. Martini-Kirche Neue Aufgaben für Diakon Lukas Vollhardt Diakon Lukas Vollhardt, der seit 4 Jahren in mehreren Kirchengemeinden des Westbezir- kes der Landeskirche als Regionaldiakon in der Kinder-, Jugend- und Konfirmandenar- beit Angebote gemacht und Projekte entwi- Samstag, 01. November | 16 Uhr und 18.30 Uhr ckelt hat, ist zum 1. August 2020 nach seiner Wolfgang Amadeus Mozart erfolgreichen Bewerbung auf eine Diakonen- »Exsultate, jubilate« und Klavierkonzert d-moll stelle in die Seeprovinz-Kirchengemeinden in den Karola Pavone (Sopran), Eckhart Kuper (Hammerflügel) Ostbezirk der Landeskirche gewechselt. Orchester L’Arco Hannover, Leitung: Christian Richter In Steinhude wird Lukas Vollhardt im Jugendtreff »Küsterhaus« zu Konzertdauer jeweils ca. 1 Stunden 50 % seines Dienstumfangs u.a. Angebote wie Hausaufgabenhilfe Konzert mit Eintritt, Vorverkauf im i-Punkt ab Anfang Oktober oder Ferien- und Freizeitaktionen im Auftrag der Städtischen Ju- gendarbeit machen. Samstag, 7. November | 11 Uhr In den Kirchengemeinden Altenhagen-Hagenburg, Großenheidorn Musikalische Andacht zur Marktzeit und Steinhude wird er mit 25 % seiner Arbeitszeit die regionale Kin- Schaumburger Landstreicher der-, Konfirmanden- und Jugendarbeit unterstützen. Sonntag, 22. November | 17 Uhr Mit einem weiteren Anteil von 25 % seiner Arbeitszeit nimmt Dia- Thomas Tallis: Klagelieder Jeremias und andere Werke kon Vollhardt im Landesjugendpfarramt organisatorische Aufgaben Jugendchor an St. Martini, Leitung: Stefan Disselkamp für das landeskirchliche KonfiCamp wahr. Caspar und Christian Richter (Orgel) Interkulturelle und interreligiöse Veranstaltung am Vorabend des Reformationstages Die Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe, der Land- rat des Landkreises Schaumburg, Jörg Farr und die St.- aum schloss b Martini-Gemeinde Stadthagen laden am Freitag, den | 18.0 0 Uhr 30. Oktober 2020, am Vorabend des Reformationstages So n n ta g, 25. Oktober um 19 Uhr in die St. Martini-Kirche in Stadthagen zu ei- s Boogieliciou usik aus dem ner interkulturellen und interreligiösen Veranstaltung o o gi e-Woogie-M Fetzige B unter der Überschrift »Wir leben zusammen« ein. felds Herzen Biele Es wirken Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften | 18.0 0 Uhr , 28. Oktober und Initiativen mit. Als Gastrednerin wird die Soldatin der Mittwoch Bundeswehr Nariman Hammouti sprechen. Die 1979 bei Strömkarlen lk Hannover geborene Muslima Nariman Hammouti ist Kind Nordischer Fo setzen die as ti sc hen Musiker marokanischer Eltern. Die fa nt under volle da-Sage in w berühmte Ed Bekannt geworden ist die Offizierin durch ihr 2019 um Klangwelten erschienenes Buch »Ich diene Deutschland: Ein Plädoyer | 18.0 0 Uhr für die Bundeswehr – und warum sie sich ändern muss«. n n ta g, 8. November So hansson und Stefan Jo Hammouti ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Deutscher yp ke n Kry sh n K schaft bringe voller Leiden Soldat, der sich gelungene Integration zum Ziel gesetzt hat, Zwei Barden zum Klingen und die breite Öffentlichkeit davon überzeugen will, dass den Jagdsaal Begriffe wie »Migration und Integration« selbstverständlich hr er | 18.0 0 U So n n ta g, 29. Novemb und positiv in unserer Gesellschaft werden! er Außerdem wird das Projekt »Gesichter der Stadt« von den Michael Raed Herz ac ht e Musik mit Initiatorinnen Christa Harms, Anett Findeklee und Joana Handgem 1 Harmening vorgestellt. Schloß Baum R u sb en d Ein halbes Jahr lang werden in Schaufenstern in der urg / OT 31675 Bückeb Tel.: 05702-791 Bückeburger Innnenstadt Fotos von Migranten und ihren -shg.de ehrenamtlichen Unterstützern vorgestellt. Diese zeigen ssbaum@ejw E-Mail: schlo gelungene und Mut machende Beispiele von Integration. gebeten. 16 fr ei . U m Sp enden wird Eintritt
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