TREFFPUNKT - Das Magazin Informativ Unterhaltend Literarisch - Aktiv dabei sein - mehr erleben - Stadt Burgwedel

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TREFFPUNKT - Das Magazin Informativ Unterhaltend Literarisch - Aktiv dabei sein - mehr erleben - Stadt Burgwedel
TREFFPUNKT
 Aktiv dabei sein – mehr erleben
                                   Oktober 2021

Das Magazin
• Informativ
• Unterhaltend
• Literarisch
TREFFPUNKT - Das Magazin Informativ Unterhaltend Literarisch - Aktiv dabei sein - mehr erleben - Stadt Burgwedel
2                                ALLGEMEINE INFORM AT IONEN

               Seniorenbegegnungsstätte              Impressum
               der Stadt Burgwedel
               Gartenstraße 10                       Herausgeber
                                                     Herausgeber und
                                                                 und Verleger:
                                                                     Verleger:
                                                     Seniorenbegegnungsstätte der Stadt Burgwedel
               30938 Burgwedel/Großburgwedel         Seniorenbegegnungsstätte der Stadt Burgwedel
               Telefon: 05139 894169                 Redaktionsschluss: Beiträge für dieses Magazin
                                                     Redaktionsschluss: Beiträge für dieses Magazin
               Fax: 05139 4211                       müssen jeweils sechs Wochen vor Erscheinungstermin
                                                     müssen jeweils sechs Wochen vor Erscheinungstermin
                                                     der Redaktion vorliegen.
               E-Mail: sbs@burgwedel.de              der Redaktion vorliegen.
                                                     Erscheinungsweise: Am 1. eines jeden Monats
                                                     Erscheinungsweise: Am 1. eines jeden Monats
    Kurzer Text folgt von Frau Coordes, evtl. kann
                                                     Auflage: 1.400
    Die Seniorenbegegnungsstätte
    die Schriftgröße etwas verringertder Stadt
                                       werden,       Auflage: 1.400
    Burgwedel
    damit mehrsteht   allen älteren
                 Text reinpasst,    Bürgerinnen
                                 ?????               Redaktionskreis: Volker Brill, Elke Coordes, Sandra
                                                     Redaktionskreis: Volker Brill, Elke Coordes, Sandra
    und Bürgern Burgwedels offen.                    Koch, Barbara Meyer, Helmut Schöttler, Ingrid Siegmann,
                                                     Koch, Barbara Meyer, Helmut Schöttler, Ingrid Siegmann,
    Bürozeiten                                       Monika Zecheus-Otto, Jürgen Zimmer
                                                     Monika Zecheus-Otto
    Montag  bisvielfältige
    Es werden    Donnerstag:
                           Gruppenaktivitäten,       Herstellung und Anzeigenverkauf:
                                                     Herstellung und Anzeigenverkauf:
    9.00 – 12.00   Uhr
    Kurse, Veranstaltungen und Beratung zu           Liskow Druck und Verlag GmbH
                                                     Liskow Druck und Verlag GmbH
                                                     Oldenburger Allee 23, 30659 Hannover
    unterschiedlichen Themen angeboten.
    Leitung und Mitarbeiter                          Oldenburger Allee 23, 30659 Hannover
                                                     Telefon: 0511 563585-3, Fax: 0511 563585-55
                                                     Telefon: 0511 563585-3, Fax: 0511 563585-55
    Elke Coordes (Sozialpädagogin),                  www.liskow.de, E-Mail: info@liskow.de
                                                     www.liskow.de, E-Mail: info@liskow.de
    Bürozeiten
    Elisabeth Geib-Kayser (Sozialpädagogin),         Anzeigen: Elke Seitz, E-Mail: Elke.Seitz@t-online.de
    Montag bis Donnerstag: 9.00 – 12.00 Uhr          Anzeigen: Elke Seitz, E-Mail: Elke.Seitz@t-online.de
    ehrenamtliche Mitarbeiterinnen                   Das Magazin ist kostenfrei und liegt zum Mitnehmen
    und  Mitarbeiter.
    Leitung und Mitarbeiter                          aus
                                                     Das bei: Apotheken,
                                                         Magazin           Banken,
                                                                   ist kostenfrei undBücherei  imMit
                                                                                       liegt zum  Alten
                                                                                                    nehHaus,
                                                                                                        men
                                                     Kirchen gemeinden,   KRH  Klinikum   Großburgwedel,
                                                     aus bei: Apotheken, Banken, Bücherei im Alten Haus,
    Elke Coordes (Sozialpädagogin),
    Informationen   finden Sie auch im Internet      Rathaus,  Sparkassen,  vielen  Einzelhandels geschäften
                                                     Kirchengemeinden,    KRH  Klinikum   Großburgwedel,
    Elisabeth  Geib-Kayser (Sozialpädagogin),
    unter www.burgwedel.de     unter                 und  in der Seniorenbegegnungsstätte.
                                                     Rathaus, Sparkassen, vielen Einzelhandelsgeschäften
    ehrenamtliche   Mitarbeiterinnen
    „Freizeit“ –> „Seniorenbegegnungsstätte“         und in der Seniorenbegegnungsstätte.
    und Mitarbeiter.

    Informationen finden Sie auch im Internet
    unter www.burgwedel.de unter                                Liebe Leserinnen und Leser,
    „Freizeit“ –> „Seniorenbegegnungsstätte“           bitte beachten Sie die Anzeigen in diesem
    Der TREFFPUNKT wird vom Redaktionsteam           Mitteilungsblatt. Wir danken den inserierenden
    der Begegnungsstätte gestaltet.                    Geschäftsleuten, die mit ihrer Werbung die
    Hier finden Sie auch den monatlichen                 Herstellung unseres Seniorenmagazins
    Veranstaltungskalender.                                    „TREFFPUNKT“ unterstützen.

                                                                    Zum T itelfoto:

                                                     Ein farbenfrohes Exemplar, dieser Fliegenpilz,
                                                      aber nur zumZumAnschauen    und Fotografieren
                                                                           T itelfoto:
                                                     gut geeignet, so dachte auch Christian Moos,
                                                              Fotograf aus Kleinburgwedel,
                                                       Das Landesmuseum       in Hannover wurde im
                                                        Rahmenvon einer
                                                                  dem dieses    Bild an
                                                                        Lasershow    stammt.
                                                                                        öffentlichen
                                                         Gebäuden  der
                                                           Lesen Sie   Stadtauch
                                                                     hierzu  im November
                                                                                 die Glosse2018
                                                            von Lutz
                                                              von    Siegmann
                                                                  Sandra        fotografiert.
                                                                          Koch auf  S. 7.
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ALLE AK T IVITÄT EN IM ÜBER BLICK                                                               3

                                                              Unser Angebot für Seniorinnen und
Aus dem Inhalt                                                Senioren aus der Stadt Burg wedel:
                                                    Seite

Allgemeine Informationen ...................... 2                        Gesellige Veranstaltungen

Aktivitäten im Überblick .......................... 3
                                                                         Computer-Club
Infos und Termine .............................. 4 – 6
                                                                         Sport
Na sowas ... ............................................ 7

Das Ahr-Hochwasser von 1910 ......... 8 – 10                             Beratung und Hilfe

Die Bedeutung des WIR für die
Menschen ..................................... 10 – 11                   Ausflüge und Reisen

Boßeln und Klootschießen ............. 12 – 13
                                                                         Musik/Theater/Vorträge
Der Tausch – Buchempfehlung ............... 13

Geschichte aus Venedig ................. 14 – 15                         Gesprächs- und Arbeitskreise

Lückentext ..................................... 16 – 17
                                                                         Hobby-Werkstatt

Ausgedient – Der Kegelaufsteller ........... 18
                                                                         Gesellschaftsspiele
Veranstaltungskalender ................. 19 – 26

Film- und Diakreis .................................. 27                 Information

                                                                          G&M
                                                                                              Ihr Ansprechpartner:
                                                                                              Stefan Müller
                                                                                              Immobilienmakler
                                                                                              Dipl.-Ing. (Architektur)
                                                                                              Sachverständiger für das Bauwesen
                                                              I m m o b i l i e n             e-Mail: Info@gmi.de
                                                                                              Internet: www.gmi.de

                                                                Vermarktung Ihrer Immobilie
                                                                Marktwertgutachten
                                                                Energieausweis
                                                                Aufmaß Ihrer Immobilie
                                                                Grundriss-Erstellung
                                                                Wohnflächenberechnung
                                                                Immobilienkaufberatung                  Rufen Sie uns an!
                                                                                                         Wir freuen uns auf Sie!
                                                               ...und vieles mehr...
                                                                                        05139 / 9720404
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Oktober 2021                 4                        INFOS UND T ERMINE

1 Fr                             Liebe Leserinnen und Leser,
2 Sa                             die in der aktuellen Corona-Verordnung geltende sogenannte 3G-Regel
                                 wird auch in der Seniorenbegegnungsstätte angewendet.
        Tag der Deutschen
3 So    Einheit                  Das bedeutet, dass nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete
        Redaktion                Zugang zur Seniorenbegegnungsstätte haben.
4 Mo    Dezember-Ausgabe
                                 Bitte bringen Sie einen entsprechenden Nachweis mit und legen Sie die-
5 Di                             sen Ihrer Gruppenleitung vor. Es kann auch ein Selbsttest mitgebracht
                                 werden, der dann im Beisein der jeweiligen Gruppenleitung durchgeführt
6 Mi    Film- und Diakreis
                                 wird.
7 Do                             Weiterhin gilt das Tragen einer medizinischen Maske bis zum Platz.
                                 Die Abstandsregel von 1,5 m behält weiterhin Gültigkeit. Sollte dieses in
8 Fr                             Ausnahmefällen (z. B. beim Kartenspiel oder Bridge) nicht möglich sein,
9 Sa                             muss währenddessen eine medizinische Maske getragen werden.
                                 Weitere Informationen erhalten Sie im Büro der Begegnungsstätte unter
10 So                            der Tel.-Nr. 894169.
11 Mo                            Viele Grüße
                                 Elke Coordes und Elisabeth Geib-Kayser
12 Di
13 Mi                                     Film- und Diakreis im Oktober
14 Do                                     Mittwoch, 6. Oktober 2021, 10.00 Uhr

15 Fr                                     Wanderungen auf den Inseln der Ägäis
16 Sa                                     Teil I
                                          Referent: Christoph Kippenberger
17 So
                                          Weitere Informationen zum Vortrag auch auf Seite 27
18 Mo                                     Nach aktuellem Stand sind auch für diesen Vortrag
                                          Anmeldungen im Büro der Begegnungsstätte
19 Di
                                          unter Tel. 894169 dringend erforderlich.
20 Mi
21 Do                                     Vortrag zur Thematik
                                          Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung
22 Fr
23 Sa                            Mittwoch, 6. Oktober 2021 von 14.00 – 15.30 Uhr
                                 Eine Krankheit oder ein Unfall: Jeder kann unerwartet auf fremde Hilfe
24 So                            angewiesen sein. Wer hat dann die rechtliche Befugnis, Entscheidungen
25 Mo                            über die eigene Gesundheit, das Vermögen oder den Wohnort zu treffen?
                                 Wer unterschreibt Dokumente oder Rechnungen?
26 Di                            Herr Cebulla vom Team Betreuungsangelegenheiten der Region Hannover
                                 informiert in der Seniorenbegegnungsstätte, Gartenstr. 10 in Großburg-
27 Mi
                                 wedel über Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenver-
28 Do                            fügung.
                                 Der Vortrag ist kostenlos.
29 Fr
                                 Eine Anmeldung ist dringend erforderlich beim Team Betreuungsange-
30 Sa                            legenheiten unter der Tel.-Nr. 0511 616-23157.
                                 Bei Fragen wenden Sie sich gerne an das Büro der Begegnungsstätte
31 So   Reformationstag
                                 unter Tel. 894169.
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INFOS
                         VER ANSTALT
                               UND T ERMINE
                                     UNGEN                                 5   November 2021
                                                                                       Redaktion
         Beratungsangebot in der SBS                                           1 Mo    Januar-Ausgabe

                                                                               2 Di
Der Senioren- und Pflegestützpunkt (SPN) Burgdorfer Land bietet am             3 Mi    Film- und Diakreis
Mittwoch, 13.10.2021 von 14.00 – 16.00 Uhr eine Sprechstunde in der
Begegnungsstätte an.                                                           4 Do
Im vertraulichen Gespräch mit einer Pflegeberaterin besteht die Möglich-       5 Fr
keit sich zu unterschiedlichen Themen zu informieren.
Die Beratung ist neutral und kostenlos. Eine vorherige Anmeldung im            6 Sa
Büro des Senioren- und Pflegestützpunktes ist dringend erforderlich
unter Tel. 0511 700201-16 und 17                                               7 So
Bei Rückfragen gibt die Seniorenbegegnungsstätte Burgwedel unter               8 Mo
Tel. 894169 gerne Auskunft.
                                                                               9 Di
                                                                               10 Mi
                                                                               11 Do
                                                                               12 Fr
                                                                               13 Sa

        Begleiteter Gesprächskreis für Angehörige                              14 So
        Demenzerkrankter                                                       15 Mo

Im Gesprächskreis für Angehörige Demenzerkrankter gibt es freie Plätze.        16 Di
Wer Menschen mit Demenzerkrankung begleitet und pflegt oder vor                17 Mi
dieser Aufgabe steht, fragt sich oft: Wie schaffe ich das eigentlich?
Genau mit dieser Frage befassen sich die Teilnehmer*innen des Ge-              18 Do
sprächskreises.                                                                19 Fr
In einer freundlichen, offenen und verständnisvollen Atmosphäre be-
steht die Möglichkeit zum Austausch über die Erkrankung Demenz, den            20 Sa
Umgang mit den Erkrankten, die Organisation der Pflege und anderes
mehr. Neben dem Wissensaustausch spielen aber auch die Erfahrungen             21 So
der Teilnehmer*innen, sowie eigene Erlebnisse und Probleme eine wich-          22 Mo
tige Rolle. Wertvolle Tipps werden ausgetauscht.
Der Gesprächskreis trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat von 18.00        23 Di
bis 20.00 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte, Gartenstr. 10 in Groß-
burgwedel.                                                                     24 Mi
Begleitet wird der Gesprächskreis von einer erfahrenen professionellen         25 Do
Gruppenbegleiterin. Eine Teilnehmergebühr wird nicht erhoben.
                                                                               26 Fr
Wenn Sie Fragen haben oder sich anmelden möchten, wenden Sie sich
bitte an die Seniorenbegegnungsstätte, Tel. 894169.                            27 Sa
                                                                               28 So   1. Advent

                                                                               29 Mo
                                                                               30 Di
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Dezember 2021                6                    INFOS UND T ERMINE

1 Mi    Film- und Diakreis

2 Do
3 Fr
4 Sa
5 So    2. Advent

        Redaktion
6 Mo    Februar-Ausgabe          Liebe Leserinnen und Leser,
7 Di
                                 wir, die Redaktion des TREFFPUNKT,
8 Mi                             sind neugierig auf Ihr Feedback.
9 Do
                                        • Was gefällt Ihnen am TREFFPUNKT?
10 Fr
                                        • Was können wir besser machen?
11 Sa
                                        • Zu welchen Themen hätten Sie gerne mehr
12 So   3. Advent                         Informationen?

13 Mo                            Senden Sie uns Ihre Anregungen, Ihre Wünsche
14 Di                            per E-Mail an

15 Mi                                   sbs@burgwedel.de

16 Do                            oder per Post:
17 Fr                                   Seniorenbegegnungsstätte der Stadt Burgwedel
                                        Großburgwedel
18 Sa                                   Gartenstraße 10
19 So   4. Advent                       30938 Burgwedel

20 Mo                            oder nutzen Sie auch gerne den Briefkasten
                                 vor dem Büro der Begegnungsstätte.
21 Di
22 Mi                            Wir würden uns freuen!
23 Do
                                 Ihr Redaktionskreis des TREFFPUNKT
24 Fr   Heiligabend

25 Sa   1. Weihnachtstag

26 So   2. Weihnachtstag

27 Mo
28 Di
29 Mi
30 Do
31 Fr   Silvester
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7

        Na sowas …                                  Auch heute kenne ich das Gefühl, vom „Pilz-
                                                    fieber“ erfasst zu werden. Dieses Jahr hat die
                 Pilzfieber                         Pilzsaison durch den wechselhaften Sommer
                                                    früh begonnen. Manchmal will ich einfach nur
Jetzt im Herbst zeigt sich die Natur von einer      ein paar Schritte nach Feierabend gehen. Steigt
besonders sinnlichen Seite. Die oft feuchte Luft    mir beim Spaziergang im Wald aber der ent-
hält vor allem im Wald einen ganzen Cocktail        sprechende Geruch in die Nase oder habe ich
an Duft stoffen bereit: Würzig erdiger Geruch       einen Pilz entdeckt, dann kann ich den Blick
begleitet uns auf Schritt und Tritt. Das erinnert   beim Gehen kaum noch vom Boden abwenden.
mich oft an meine Kindheit. Meine Schwester         Doch allein kenne ich mich nicht so gut aus bei
und ich reckten bei unseren Wanderungen in          der Bestimmung, daher lasse ich lieber Vorsicht
den Herbstferien die Stupsnasen vor allem in        walten. So ist das, was ich sammeln kann, eher
die Luft, um Pilzgerüche zu erhaschen. Aus-                                 begrenzt. Schließlich
gestattet mit Stoff beuteln, gingen wir mit                                 will ich kein „Fieber“
unseren Eltern regelmäßig „in die Pilze“.                                   oder Schlimmeres NACH
                                                                            dem Verzehr erleben.
Wir entwickelten ein Gespür für pilzreiche
Stellen, so prägten wir in dem einen Jahr                                Ich erinnere mich an ei-
für hohes gelb-grünes Gras im Wald sogar                                 nes der Pilzbücher, das
den Begriff „Pilzgras“, da wir darin immer                               bei meinen Eltern bis
wieder Maronen fanden. Von weitem er-                                    heute im Schrank steht.
kannten wir diese Stellen und eilten unse-                               Als Kind blätterte ich
ren Eltern voraus, um mit fokussiertem                                   oft darin herum und sah
Blick die begehrte Beute auszumachen.                                    mir die detailgetreuen
Schon wenn wir den Wald betraten, begann       Zeichnung von Sandra Koch Zeichnungen der Pilze
eine Art Wettstreit in der Familie, wer den ers- an. Irgendwann las ich auch den Text, der den
ten essbaren Pilz oder gar einen Steinpilz fin- Beschreibungen und Bildern vorausging. Darin
det. Alle setzten nun ihren „Pilzblick“ auf. Ich war zu lesen, wie eine ganze Familie – einer
glaube, ich habe dabei nie den Sieg davonge- nach dem anderen – nach dem Verzehr von
tragen. Manchmal baten meine Eltern sogar Grünen Knollenblätterpilzen verstarb. Sie konn-
meine Schwester, mich vorn gehen zu lassen, ten noch erzählen, dass die Pilze gut ge-
damit meine Chancen bei der Pilzentdeckung schmeckt hätten. Leider war es ihre letzte (Pilz-)
besser stünden. Doch es nützte nichts. Es dau- Mahlzeit. Damit so etwas nicht passiert, sollte
erte meist nicht lange, da rief meine Schwester man sich also vorher gut informieren oder eine
hinter mir: „Ein Pilz!“. Ich war prompt daran Pilzberatung aufsuchen. So ist auch das nächs-
vorbeigelaufen. Wurde von jemandem ein Pilz te „Pilzfieber“ aufregend, aber ungefährlich.
entdeckt, dann kamen wir alle zur Begutach-
                                                   Von Sandra Koch
tung des Fundstückes.
Handelte es sich um ein essbares Exemplar,
dann zückte mein Vater sein Taschenmesser
und der Pilz wanderte in den Pilzbeutel.
In guten Jahren mussten wir unser „Jagd-
fieber“, das uns stets beim Sammeln erfass-
te, manchmal zügeln. Die Pilze sollten am
selben Tag gegessen werden und so durften
es auch nicht zu viele sein. Sie wurden
                                                                           GMBH
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                                                     Winterdienst · preiswerte Baumfällungen mit dem Woodcracker®
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Mit einer Scheibe Brot genossen wir das              Te l e f o n 0 5 1 3 9 3 0 8 8 · i n f o @ d e l v e n t h a l - t i e f b a u . d e
wohlschmeckende Mahl.                                w w w. d e l v e n t h a l - t i e f b a u . d e
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8

                     Das Ahr-Hochwasser von 1910
     Bereits in den Jahren 1804 und 1910 verursachten die Fluten der Ahr riesige Schäden.
       Mehr als 100 Personen verloren damals während beider Katastrophen ihr Leben.

Von Helmut Schöttler                                    Fluss-System. Das System ist gekennzeichnet
                                                        durch relativ große Höhenunterschiede. Tiefe Tä-
Die Unwetterkatastrophe vom 14.-17.Juli dieses          ler, verbunden mit engen Windungen, wirken wie
Jahres forderte mindestens 180 Menschenleben in         ein Trichter. Normalerweise kommt es im Gebiet
Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen (Stand          der Ahr allerdings nur zu geringen Niederschlägen,
30.07.2021). In den Medien ist während der letzten      weil sich die aus Westen kommenden Regenwol-
Monate ausführlich über die Ursachen und Aus-           ken meist schon zuvor im Bereich der Eifel und der
wirkungen der extremen Niederschläge berichtet          Ardennen abgeregnet haben. Das ändert sich je-
worden. Bei den Diskussionen ging es unter ande-        doch sprunghaft nach Gewittern mit anhaltenden
rem um die Themen: Wettervorhersage, Unwetter           Regenfällen und nach Schneeschmelzen. Dann
Apps, rechtzeitige Warnung der Bevölkerung im           werden aus den munteren, lieblichen Bächen rei-
Katastrophenfall und um den Klimawandel.                ßende, tobende Ströme, die über ihre Ufer treten
                                                        und die Täler ausfüllen.
In den letzten Jahrhunderten gab es im Bereich
der Ahr zahlreiche Hochwasser. Die Liste der Hoch-      13. Juni 1910
wasserereignisse an der Ahr und ihrer Nebenbäche
basiert auf Aufzeichnungen, die bis in das 14. Jahr-    Die letzte Hochwasserkatastrophe im Ahrtal liegt
hundert zurückreichen. In einer umfassenden Zu-         111 Jahre zurück. Das Ereignis ist durch historische
sammenstellung der Hochwasserereignisse an der          Fotoaufnahmen außergewöhnlich gut dokumen-
Ahr von Karl August Seel traten von 64 erfassten        tiert.
Hochwassern 31 in einem Sommerhalbjahr (Mai -
Oktober) und 33 in einem Winterhalbjahr (Novem-
ber - April) auf. Von 9 Hochwasserereignissen mit
besonders hohen Pegelständen waren 5 Sommer-
hochwasser (1601, 1804, 1818, 1848, 1910) und
4 Winterhochwasser (1687, 1739, 1795, 1880). Die
folgenschwersten Hochwasser sind aufgrund der
überlieferten Schäden die aus den Jahren 1601
(9 Tote), 1804 (63 Tote) und 1910 (52 Tote), allesamt
durch Gewitter ausgelöste Sommerhochwasser.
Das Charakteristikum der sommerlichen Hochwas-
ser der Ahr ist der schnelle Pegelanstieg – verbun-
den mit großer Strömungsgeschwindigkeit – und           Wikimedia Commons – Adenau Hochwasser 1910
ein schneller Rückgang. Winterhochwasser dage-
gen schwellen langsam an, haben zumeist eine            Das Hochwasser aus dem Jahre 1910 war für das
Vorphase mit hohem Wasserstand und eine län-            Ahrgebiet folgenschwer und wurde nur noch durch
gere Dauer, um allmählich wieder auf mittleren          die Hochwasserkatastrophen von 1804 und 2021
Wasserstand zu fallen.                                  übertroffen. Wie kam es zu dieser verheerenden
                                                        Katastrophe? Es hatte in der ersten Junihälfte sehr
Die Ahr                                                 stark geregnet, so dass der Boden kaum noch
Die Ahr ist der nördlichste Nebenfluss des Rheins       Wasser aufnehmen konnte. Dann gingen in der
im Rheinischen Schiefergebirge, dessen Gestein          Nacht vom 12. zum 13. Juni im Einzugsgebiet des
nahezu komplett wasserundurchlässig ist. Mit ei-        Trierbaches und des Adenauerbaches mehrere
ner Länge von 90 km und einem Einzugsgebiet             Wolkenbrüche nieder, die längere Zeit andauerten.
von 900 km² hat die Ahr, verglichen mit den an-         Vom Meteorologischen Institut in Berlin wurden
deren Nebenflüssen, die dem Rhein aus den Mit-          für das Niederschlagsgebiet des Trierbaches eine
telgebirgen zufließen, ein verhältnismäßig kleines      mittlere Regenhöhe von 105 mm und für den Ort
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Adenau 125 mm Regen festgestellt. Die Nebenflüs-      musste die Zahl sukzessive nach unten korrigiert
se der Ahr und die Ahr selbst schwollen rasch an      werden. Nachdem die ersten Presseberichte er-
und traten über ihre Ufer. In Müsch erreichte die     schienen waren, stellten sich neben Schaulusti-
Flut gegen drei Uhr morgens ihren Höchststand,        gen, die dafür eigens u. a. aus dem Bonner, Kölner
im 29 km entfernten Altenahr gegen sieben Uhr.        und Koblenzer Raum angereist waren, auch Foto-
Der Abfluss des Wassers wurde dadurch behin-          grafen und Zeitungsreporter ein, um sich ein Bild
dert, dass durch Baumaterialien, Gerüste, Baubu-      von dem Ausmaß der Zerstörung für die weitere
den etc., die für die im Bau befindliche Ahrtalbahn   Berichterstattung zu machen. Ortsansässige Foto-
benötigt wurden, an vielen Stellen ein Rückstau       grafen hatten früh die Katastrophe im Bild festge-
entstand. An den Brücken staute sich das Bauholz      halten. So ist es zu erklären, dass es von dem
und führte dadurch zu einem weiteren Ansteigen        Hochwasser 1910 im Ahrtal zeitnahe Aufnahmen
des Wassers. Innerhalb weniger Stunden wurden         in großer Zahl gibt. Eine Reihe dieser Fotografien
mehr als 20 Ahrbrücken zerstört. Das Hochwasser       weisen dabei Besonderheiten auf. Sie wurden erst
kostete insgesamt 52 Menschen das Leben. Es           nach der Flutwelle gefertigt und anschließend fo-
waren überwiegend Bahnarbeiter, die zum großen        tografisch bearbeitet, sodass die Illusion entsteht,
Teil aus Italien und Kroatien stammten. Zehn Tote     dass sie während der Hauptüberschwemmung ge-
konnten nicht identifiziert werden, da sie stark      fertigt wurden. Dabei wurde die Flutwelle hinein-
entstellt waren. Die meisten Flutopfer wurden am      retuschiert. So konnte den Betrachtern u. a. auch
15. Juni in Antweiler und in Schuld in Massengrä-     der Höchstwasserstand in der Kleinstadt Adenau
bern beigesetzt. Beim Bahnneubau der Strecke          deutlicher vor Augen geführt werden Die meisten
Dümpelfeld – Lissendorf waren etwa 2.000 Arbei-       Aufnahmen dokumentieren allerdings die Schäden
ter beschäftigt. Viele davon wurden durch die Ka-     oder deren Beseitigung nach der Flutkatastrophe.
tastrophe zunächst arbeitslos und auch obdach-        Für die Ahrregion wird mit diesen Hochwasserbil-
los. Ein großer Teil ihrer Unterkünfte und Kantinen   dern auch das Phänomen der Sensationslust und
wurde zerstört, weggeschwemmt oder war unbe-          deren Befriedigung durch spektakuläre Bilder an
wohnbar geworden.                                     einem relativ frühen Beispiel dokumentiert.
Die Meldungen der Schäden in der Region füllen
                                                      Hilfsbereitschaft
Bände. Nicht zu beschreiben ist die Not der Be-
wohner. Viele Häuser, die unter Wasser gestanden      Ein positiver Effekt der schnellen Berichterstattung
hatten, mussten trockengelegt werden, so allein       und der eindrucksvollen Bilder vom Hochwasser
in der Bürgermeisterei Altenahr 220 Gebäude. In       im Ahrtal waren sofort einsetzende Geld- und
Sinzig war das Elektrizitäts- und Wasserwerk über-    Sachspenden aus nah und fern. In der Ahrweiler
flutet, die Stromversorgung zusammengebrochen.        Zeitung vom 14. Juni 1910 heißt es: „Wir nehmen
An vielen Stellen bot sich im Ahrtal ein Bild der     schon jetzt Gaben jeder Art dankbar entgegen,
Verwüstung. Ein entsetzlicher Geruch verbreitete      werden darüber öffentlich quittieren und dieselben
sich aus dem Wasser durch das Carbid, das unter       dem wohl bald sich bildenden Hilfskomitee über-
anderem zur Beleuchtung von Gebäuden ge-              mitteln. Dem Beispiel folgten viele andere Blätter.
braucht wurde und nun unter Wasser geraten war.       Von dem Kaufpreis einer Informationsbroschüre
(Durch die chemische Reaktion mit Wasser ent-         über „Die große Wasserkatastrophe im Ahrtal“
steht das brennbare Acetylen, das nach Knoblauch      wurde ein Teil des Reinertrags „für die vom Un-
stinkt). In den Straßen lagen im strömenden Regen     glück Betroffenen bestimmt“. Auch der Trierer Bi-
Betten, Möbel, Kleider, Hausrat wirr durcheinan-      schof Felix Korum rief am 17. Juni 1910 seine „Ge-
der. Viele Bewohner hatten alles verloren und         liebten Diözesanen“ zu Mildtätigkeit für die Opfer
standen vor dem Ruin.                                 auf. In seinem Schreiben heißt es u. a.: „Das Elend
                                                      übersteigt jeden Begriff und erheischt schnelle
Die Katastrophe als Medienereignis                    Hilfe. In dieser furchtbaren Not muss jedes mitlei-
Durch Telefon und Telegraphie war neben der re-       dige Herz gerührt werden. Um nach Kräften den
gionalen auch die nationale und internationale        schwergeprüften Diözesanen beizustehen, verord-
Presse schnell über die Katastrophe unterrichtet.     nen wir eine Kollekte, die nächsten Sonntag, den
Im benachbarten Ausland und sogar in den Verei-       19. Juni in allen Kirchen nach Verlesung dieses Er-
nigten Staaten erschienen schon am 14. Juni 1910      lasses stattfinden soll. ...“ Insgesamt flossen im
erste Pressartikel. Die Nachrichten überschlugen      Laufe der nächsten Wochen und Monate rund
sich. Von anfangs 200 geschätzten Todesopfern         500.000 Reichsmark an Spenden ins Ahrtal. Über
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die Verteilung der Gelder durch ein eigens dafür Quellen:
eingesetztes Hilfskomitee liegen leider keine In- Wikipedia: Liste der Hochwasserereignisse an der Ahr
formationen vor.
                                                      Hochwasser der Ahr am 13. Juni 1910
Beseitigung der Schäden                               Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021
                                                      Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 „..Das Elend über-
Die Gesamtschäden von Gemeinden und Privat-
                                                      steigt jeden Begriff...“
leuten wurden auf 2,7 Millionen Reichsmark ge-
schätzt. Davon entfielen 1,6 Millionen auf Schäden    Eifel-Jahrbuch 1991 Vor 80 Jahren: Hochwasserkatastro-
an Gemeindestraßen, -wegen und Brücken sowie          phe am 12./13. Juni 1910 im Ahrtal von Peter Weber
an genossenschaftlichen Bewässerungsanlagen           Spiegel Nr. 30 vom 24.07.2021, S. 11, Titelstory: Schutzlos
und Flusswehren. Die Wiederherstellung der            Foto: Wikimedia Commons Adenau_Hochwasser_
Provinzialstraßen und -brücken kostete 275.000        Juni_1910.jpg von J. Alex Klein,
Reichsmark. Als Folge der Naturkatastrophe gab
es auch große Hang- und Bergrutsche, die erst
durch umfangreiche Flussregulierungen aufgehal-
ten werden konnten.
Wie gewöhnlich nach solchen Katastrophen wur-
den Überlegungen angestellt, wie in Zukunft bei
einem ähnlichen Hochwasser eine Verminderung
der Gefahren zu erreichen sei. Durch den Bau ei-
                                                      Die Bedeutung des
ner Talsperre im Mündungsgebiet des Trierbaches
sollte das Problem gelöst werden. Bereits im Jah-
                                                      WIR für die Menschen
re 1907 war der Bau einer Talsperre von Fachleuten    Die Entwicklung zum Menschen vollzog sich in
erörtert worden. Im Jahre 1913 wurde von dem          einer vielfältigen und sich immer wieder verän-
Kreisbaumeister in Adenau zusammen mit der Fir-       dernden Umwelt. Es gab für ihn grundsätzlich
ma Hüser & Co. aus Oberkassel bei Bonn ein Pro-       nur zwei Optionen: Er musste mit anderen
jekt über eine Talsperre und ein Wasserkraftwerk      zu­sammenarbeiten, -jagen und -leben, oder
mit einem Kostenaufwand von 12,5 Millionen            zugrunde gehen.
Reichsmark aufgestellt. Ein anderer Plan sah den
Bau einer Talsperre und zweier Elektrizitätswerke
                                                      Von Volker Brill
für 17 Millionen Reichsmark vor. Zur Ausführung
der Projekte kam es durch den Ausbruch des Ers-
ten Weltkrieges nicht.                                Irgendwann beherrschten die Vormenschen den
                                                      aufrechten Gang, konnten vor allem wegen des
Bemerkungen zur Flutkatastrophe vom Juli 2021         abspreizbaren Daumens ihre Hände benutzen und
                                                      besaßen ein großes Gehirn, doch waren sie an-
Der Spiegel vom 24.07.2021 wählte eine passende
                                                      fangs weit entfernt davon, eine dominante Rolle
„Überschrift: „Chronik einer vermeidbaren Katas-
                                                      im Tierreich zu spielen. Jeder konnte für sich Pflan-
trophe“. Mit dem Hintergrundwissen der Hochwas-
                                                      zenkost besorgen und kleine und langsame Tiere
serkatastrophen von 1910 und 1804 ist es kaum
                                                      erbeuten, größere und schnellere aber entkamen
zu verstehen, wie es zur schwersten Naturkatas­
                                                      ihm leicht. Da die Zahl der Menschen wuchs, ent-
trophe in Deutschland nach der Hamburger Sturm-
                                                      stand auch das Bedürfnis nach umfang- und ab-
flut von 1962 kommen konnte. Der Deutsche Wet-
                                                      wechslungsreicher Nahrung. Wagte sich mal ein
terdienst hat die extremen Niederschläge sehr gut
                                                      einzelner Jäger an ein Großwild heran, musste er
und rechtzeitig vorhergesagt. Es gab eine Warnung
                                                      schnell erkennen, wie hoffnungslos es war, das
vor „Extremen Unwetter“; das ist die höchste exis-
                                                      Tier allein zu erlegen. Es wurde notwendig, sich
tierende Warnstufe und galt für die Gebiete, die
                                                      mit den Partnern in der Gruppe zu verständigen,
auch später tatsächlich am stärksten betroffen
                                                      was man machen könne, um an große und schnel-
waren. Was dann folgte war staatliches und be-
                                                      le Beute zu kommen.
hördliches Versagen.
Wer das Thema vertiefen möchte, findet im Spie- Denn was ein einzelner nicht schaffen konnte, ge-
gel Ausgabe Nr. 30 von 2021 detailreiche und in- lang im Kollektiv. Man musste sich miteinander
teressante Informationen.                        absprechen, verständigen. Damit wurde die Ent-
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wicklung der Sprache vorangetrieben und auch           Das WIR gegenüber bekannten und fremden Men-
das Bewusstsein, dass man voneinander abhängig         schen zeigt sich in sehr vielen Situationen, die oft
war und jeder seinen Teil in der Gruppe liefern        auch unvermutet auftreten. So erzielen Spenden-
konnte und musste. Man lernte, dass man sich           aufrufe nach Naturkatastrophen in Nachbarlän-
aufeinander verlassen und zuverlässige Partner         dern und sogar auch auf anderen Kontinenten in
suchen musste. Das Gefühl wurde durch die Tat-         kürzester Zeit unglaubliche finanzielle, materielle
sache verstärkt, dass mit der Zeit zu sehen war,       und medizinische Hilfen. Beispielhaft dafür ist die
dass es Jäger gab, die erfolgreicher waren, und        größte Organisation für medizinische Nothilfe in
andere, die mehr Mühe hatten. So wurden einige         Krisen und Kriegsgebieten „Ärzte ohne Grenzen“
zu Anführern, anderen blieb nur die Rolle der Mit-     zu nennen, die 1999 mit dem Friedensnobelpreis
läufer. Da aber alle überleben sollten und mussten,    ausgezeichnet wurde.
entwickelte sich das Gefühl für Zusammenarbeit,
für Hilfe und letztlich auch für Fairness.             Und jedem von uns sind noch die Tage des ver-
                                                       gangenen Juli 2021 im Gedächtnis, als sich die
Es entstand ein Wir-Gefühl, das für die Existenz       Meldungen über die Flutkatastrophen in Rhein-
einer Gruppe von Menschen unabdingbar ist. Es          land-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und später noch
zeigte sich nicht nur im Jagen und Sammeln, son-       in anderen Bundesländern regelrecht überschlu-
dern auch beim Aufteilen der Beute, bei Streitig-      gen. Das Fernsehen zeigte Bilder, die jede Vorstel-
keiten und Schlichtungen in der Gruppe.                lungskraft, dass so etwas in Deutschland gesche-
                                                       hen könnte, sprengten. Es zeigte aber auch die
Es gab zwar in vorgeschichtlicher Zeit vor allem       unglaubliche Hilfsbereitschaft von Nachbarn, aber
bei Nomadenvölkern die Erscheinung, dass kranke        auch von völlig fremden Menschen. Noch vor den
und sehr alte, schwache Mitglieder der Gruppe          Einsätzen der Rettungs- und Einsatzkräfte kamen
beim Weiterziehen zurückgelassen wurden oder           Leute, um anzupacken und denen zu helfen, die
freiwillig nicht mit weiterzogen; denn alle wussten,   nur noch das besaßen, was sie am Körper oder in
dass sie ein Hindernis für die Gemeinschaft beim       einer Tasche trugen. Es kamen Aufrufe und Bitten
Aufsuchen von neuen Lebensräumen wären. Dies           um Spenden. Die eintreffenden Sachspenden über-
änderte sich mit der Sesshaftwerdung, als die          trafen alle Erwartungen, Hotels stellten kostenlos
Menschen an einem Ort zusammenwohnten und              Zimmer zur Verfügung, aus anderen Städten trafen
-lebten. Es entstand das Bewusstsein für die Ver-      Menschen ein, die halfen zu kehren, zu stapeln,
antwortung für kranke, schwache und alte Mitglie-      zu trösten. Bauern und Fuhrunternehmer kamen
der in der Gruppe.                                     mit Baggern und Ladern aus entfernten Gebieten.
                                                       Nahrungsmittel wurden gespendet, um sie an
Das Wir-Gefühl, mit dem sich der Anthropologe          hungrige Menschen weiterzugeben.
Michael Tomasello als Leiter des Primatenzent-
rums in Leipzig seit Jahren beschäftigte, bezieht      Diese Hilfsbereitschaft erscheint Menschen, die
sich auch auf fremde Menschen. So haben medi-          alles verloren haben, wie ein Wunder. Es sind Ge-
zinische und karitative Berufe die Aufgaben, kran-     fühle des WIR, die in menschlichen Gesellschaften
ken bekannten wie auch unbekannten Menschen            entstanden und gewachsen sind.
zu helfen. Rettungsdienste kommen sofort zu Hil-
fe, wenn sie gerufen werden, weil ein Mitmensch        Quellen:
in Not geraten ist. Das WIR-Gefühl bestimmt den        PM 12/20 Welt der Wunder: Kompakt 2/21, tagesaktuelle
Zusammenhalt in Familien, in Sportvereinen, in         Zeitungen, TV-Berichte, Radio
religiösen Gemeinschaften, in Lerngruppen und
auch bei sich zufällig treffenden Gleichgesinnten.
Daraus entstanden Netzwerke und überregionale
Verbindungen, aber auch lockere Alltagskontakte
und Gespräche mit anderen Menschen. Freude
steigert sich durch gemeinsames Lachen, Trauer
wird mit einem anderen Mitmenschen anders be-
wältigt. Es gibt unentwegt Situationen, in denen
man Gefühle jedweder Art einem anderen mitteilen
möchte.
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                       Boßeln und Klootschießen
Bei vielen norddeutschen Vereinen, Stammtischrunden und Freundeskreisen ist im Spätherbst
und Winter eine gesellige Veranstaltung im Kalender vorgemerkt: das Boßeln oder – wie man
 vor allem im Oldenburgischen und in Ostfriesland sagt – Klootschießen, wobei sich die sehr
ähnlichen Spiele doch auch voneinander unterscheiden. Dieser Freiluftsport wird meistens mit
                          einem deftigen Grünkohlessen beendet.

Von Ingrid Siegmann                                 Spielbedingungen bot. Wegen Alkoholexzessen
                                                    und daraus entstehenden Raufereien wurde im
                                                    18. Jahrhundert in vielen norddeutschen Gegenden
Verbreitung und Ursprung
                                                    das Klootschießen verboten, was die Friesen aber
Wurfspiele mit Kugeln aus Holz, Gummi, Kunststoff weitestgehend ignorierten. Im 19. Jahrhundert wur-
oder Metall sind weit in Europa verbreitet. Wäh- den die Spiele allerdings unter dem Aspekt der
rend das Boßeln vor allem in norddeutschen Ge- „Leibesertüchtigung“ wieder offiziell geduldet.
bieten und Teilen der Niederlande betrieben wird,
gibt es Vergleichbares auch in der spanischen Beim gegenüber dem Standkampf weiter verbreite-
Provinz Saragossa, wo es Tiro de bola aragonesa ten Feldkampf treten zwei Mannschaften gegenei-
genannt wird. In Italien spielt man Bocciaforte nander an, die über eine festgelegte Strecke (etwa
(oder Boccia su Strada) oder Ruzzola, in Frankreich 7 km) die Klootkugel so weit wie möglich werfen,
Boules, in der Schweiz Krugeln und in Irland Irish wobei am Endpunkt des Auslaufs die nächste Ab-
Road Bowling, das sogar von Auswanderern nach wurfstelle markiert wird. Ziel ist, die geworfene
Kanada und in die USA gebracht wurde.               Strecke des Gegners zu übertreffen. Beim Stand-
                                                    kampf, der meistens auf Sportplätzen ausgetragen
Boßeln hat sich aus dem viel älteren Klootschie- wird, werfen alle Spieler einzeln von einer Rampe
ßen entwickelt, das sich durch eine relativ schwie- ab. Hier gewinnt ebenfalls der weiteste Wurf.
rige Wurfart aus der Schulter auszeichnet, die
Schnelligkeit, Kraft und Konzentration voraussetzt. Geselliger Freizeitsport
Ursprung des Klootschießens könnte eine archai- Das Straßenboßeln entwickelte sich aus den ers-
sche Waffe sein, die friesische Kämpfer auf feind- ten Anfängen im 17. Jahrhundert, als noch vorwie-
liche Schiffe und Eindringlinge auf dem Land gend auf Grün- und Ackerflächen gespielt wurde.
schleuderten. Der niederdeutsche Begriff Kloot Der Begriff Boßeln kommt aus dem Mittelhoch-
kommt von Kluten, was Erdklumpen bezeichnet. deutschen und bedeutet das Abwerfen einer Kugel
Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus auf ein Ziel, das in etwa dem Kegeln entspricht.
berichtete, dass römische Truppen auf friesischem Nachdem immer mehr Straßen befestigt wurden,
Gebiet von den örtlichen Verteidigern mit harten nahm das Boßeln an Beliebtheit zu und wurde
Erdklumpen beworfen wurden. Die Wurftechnik der nach dem Zweiten Weltkrieg zum Breitensport.
Friesen war so effizient, dass den Römern eine Regionale Spielvarianten existieren genauso wie
starke Gegenwehr geboten wurde. In späteren Zei- Unterschiede bei den verwendeten Kugeln. In Ost-
ten wurden die Erd- oder Kleiklumpen nicht mehr friesland und im Oldenburgischen wird mit Gum-
als Waffe, sondern in einem Wurfspiel eingesetzt. mi- und Kunststoffkugeln geworfen, die auch in
Schließlich ersetzte man dann die Erdklumpen der Größe variieren, je nachdem, ob sie von Er-
durch schwere Feuersteinkugeln und zweipfündige
                                                    wachsenen oder Jugendlichen benutzt werden. In
Eisenkugeln. Auch aus Apfelbaumholz stellte man
                                                    anderen Regionen verwendet man Holzkugeln. Die
faustgroße Kugeln her, die kreuzweise durchbohrt
                                                    Wurftechnik beim Boßeln besteht darin, den Arm
und die so entstandenen Hohlräume mit Blei aus-
                                                    im Laufen nach hinten zu bewegen und die Kugel
gegossen wurden.
                                                    dann unter der Hand mit einer schnellen Bewegung
Wettkämpfe auf Wiesen und Ackerflächen wurden flach nach vorn zu schleudern, damit sie möglichst
vorwiegend im Winter ausgetragen, weil man im weit ausrollen kann. Auch hier gilt es, den weites-
Sommer mit Feld- und Erntearbeiten beschäftigt ten Wurf zu erzielen und die gegnerische Mann-
war und bei Frost der gefrorene Boden günstigere schaft zu übertrumpfen.
13

Zum Freizeitboßeln gehört neben den Kugeln und        Ehemann findet. Dann erfährt sie, dass das Flug-
einem Fanggerät, mit dem die Kugeln aus Gräben        zeug auf dem Weg nach Puerto Rico abgestürzt ist.
und Wasserläufen gefischt werden können, auch         Kurz darauf entdeckt sie allerdings die vermeintlich
ein Proviantwagen, der neben Heißgetränken vor        tote Eva in einer Fernsehreportage über das Flug-
allem Hochprozentiges befördert, das die „Winter-     zeugunglück und kann sich keinen Reim darauf
sportler“ wärmt und bei guter Laune hält.             machen. Der erste Cliffhanger in diesem Buch.
Außer den zahlreichen Boßelgruppen, die sich          Claire und Eva verbindet die Absicht, ihr altes Le-
spontan zusammenfinden, sind seit 1962 Kloot-         ben hinter sich zu lassen, aber die beiden Frauen
schießer- und Boßelvereine dem Landessportbund        könnten unterschiedlicher nicht sein. Claire führte
Niedersachsen angeschlossen. Seit 1999 werden         ein Leben im Luxus, das allerdings mehr und mehr
alle zwei Jahre Deutsche Meisterschaften im Bo-       zum goldenen Käfig wurde und in dem sie schließ-
ßeln ausgetragen, und es gibt sogar europäische       lich den gewalttätigen Übergriffen ihres Eheman-
Wettkämpfe.                                           nes ausgesetzt war. Eva stammt aus einer zerrüt-
Quellen:
                                                      teten Familie und wuchs im Waisenhaus auf. Durch
                                                      gute schulische Leistungen schaffte sie den
Wikipedia.org/wiki/Boßeln, bv-spohle.de
                                                      Sprung in ein selbstbestimmtes Leben, das aber
                                                      andere Fallstricke für sie bereithielt.
                                                     Julie Clark schildert die Schicksale der Protagonis-
Der Tausch –                                         tinnen in getrennten Kapiteln, wobei Claire aus der
                                                     Ich-Perspektive in der Gegenwart zu Wort kommt,
Roman von Julie Clark                                während Evas Leben aus der Erzählperspektive der
                                                     Autorin in der Vergangenheit geschildert wird. Die
                                                     Leserinnen und Leser erfahren die Werdegänge von
Buchempfehlung von Ingrid Siegmann                   Claire und Eva in vielen Einzelheiten, die die Auto-
                                                     rin mit der Romanhandlung verquickt. Dabei werden
Zwei Frauen treffen sich scheinbar zufällig am Flug- immer wieder Spannungsbögen aufgebaut. Das
hafen JFK in New York. Claire ist auf dem Weg nach Buch ist sehr geschickt konstruiert und hat mich
Puerto Rico, wo sie für ihren                                               durch die schlüssig entworfe-
Mann, einen bekannten und                                                   nen Charaktere aller handeln-
ehrgeizigen Politiker, an einer                                             den Personen, wobei die
Wahlkampfveranstaltung teil-                                                Männerfiguren etwas plakativ
nehmen soll. In Wahrheit hatte                                              gezeichnet werden, sowie un-
sie minutiös ihre Flucht vor sei-                                           erwartete Wendungen in der
ner Gewalttätigkeit und dem                                                 Handlung bis zum Schluss in
ausgeklügelten Kontrollsystem,                                              seinen Bann gezogen.
das ihr keinen unüberwachten                                                Aus dem Klappentext: Julie
Schritt ermöglicht, geplant.                                                Clark wuchs in Santa Monica
Dieser Plan wurde jedoch kurz-                                              auf. Während sich ihre Freun-
fristig durchkreuzt. Sie kommt                                              de auf Surfbrettern in die
mit Eva ins Gespräch, die, wie                                              Wellen stürzten, las sie lieber
sie sagt, ihrem schwerkranken                                               Bücher am Strand. Nach dem
Mann Sterbehilfe geleistet hat                                              Studium arbeitete sie in Ber-
und in Kalifornien von der Po-                                              keley an der University of Ca-
lizei erwartet wird. Spontan                                                lifornia. Dann kehrte sie zu-
beschließen die beiden Frauen,                                              rück nach Santa Monica, wo
ihre Tickets und Bordkarten zu                                              sie heute mit ihren beiden
tauschen und damit aus ihrem                                                Söhnen lebt und als Lehrerin
Leben zu verschwinden und in                                                tätig ist. Der Tausch ist ihr
die Identität der anderen ein-                                              erstes Buch.
zutauchen.
Claire landet in Oakland und begibt sich zu Evas Der Roman ist bei Heyne als Taschenbuch erschie-
Haus, wo sie jedoch keinerlei Hinweise auf einen nen und kostet 12,99 Euro.
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                                Geschichte aus Venedig
Von Christian Moos                                Remigio hatte ein starkes Augenleiden, aufgrund
                                                  dessen er nur sehr schlecht sehen konnte. Auch
                                                  das Tageslicht war ihm ein Gräuel, darum hielt er
Besuch bei Remigio in Burano
                                                  ständig sämtliche Fenster und Fensterklappen ver-
Die farbenfrohe Insel Burano kennen einige Tou- schlossen.
risten, doch den Namen Remigio Barbaro kennt
fast keiner, obwohl die Besucher von Burano schon
am Fähranleger von der Skulptur einer jungen Frau
begrüßt werden – ein Werk von Remigio Barbaro
aus dem Jahr 1996.

                                                        Das Haus von Remigio

                                                                                 Das Gehör Remigios
                                                                                 ließ aufgrund seines Al-
                                                                                 ters ebenso nach. Wir
                                                                                 drei stellten uns vor die
Bronzestatue einer jungen Frau                                                   Gartenpforte (eine Klin-
                                                                                 gel gab es nicht) und
Remigio wurde im März 1911 in Burano geboren                                     riefen in voller Lautstär-
und verbrachte hier sein ganzes Leben. Die meis-                                 ke: „Remiiiigio, Remiii-
ten seiner Werke sind von der Kunst, Natur und                                   igio, Remiiiigio“. Nach
Spiritualität inspiriert und befinden sich in Galeri-                            kurzer Zeit gingen an
en privater italienischer und ausländischer Samm-                                einem Fenster die Klap-
ler. Aber auch in der Lagune sind viele Kunstwer-       Vor dem Haus von Remigio
                                                                                 pen auf, wenig später
ke in Kirchen, Klöstern und anderen Stätten zu          öffnete sich die Eingangstür und Remigio trat in
bewundern.                                              den Vorgarten.
                                                        Er kam auf uns zu. Wir grüßten ihn mit einem
                                                        freundlichen „Buon giorno“ und zeigten ihm das
                                                        Bild, das er sich vor die Augen zog und genau an-
                                                        schaute. Er lächelte und sagte: „Ah, Amici.“ (Freun-
                                                        de) und lud uns in sein Haus ein.

Remigios heilige Bronzestatue

Diesen wunderbaren Künstler besuchte ich mit
Freunden in den Jahren 2001 und 2002 anlässlich
meiner Fototouren zum Karneval in Venedig. Zum
Besuch benötigte man eine „Eintrittskarte“ in           Das Gruppenfoto als Eintrittskarte
Form eines Gruppenfotos. Dieses Foto hatten wir
beim Abschied von Remigio im Jahre 2001 aufge-          Wie erstaunt war ich über die Fülle diverser Kunst-
nommen. Wichtig waren nicht nur die Besucher,           gegenstände wie Holzstatuen von nackten Frauen,
sondern auch die Person Remigio. Mit einem sol-         Büsten, Zeichnungen und immer wieder lebens-
chen Foto (im DIN A 4 Format) gingen wir im Jahr        große Figuren aus Bronze uns Holz. Es war sehr
2002 zum Haus Remigios.                                 eindrucksvoll – und Remigio kommentierte jedes
15

Werk! Auch das beeindruckte uns sehr. Er sprach     Tode ein Museum werden sollte. Das war sein
italienisch – wir nicht. Und schon kamen seine      größter Wunsch!
Künstlerhände in Bewegung und unterstrichen sei-      Nach ca. 2 Stunden verließen wir Remigio. Natür-
ne Worte. Vieles konnten wir auch ohne Sprach-        lich mit einem Gruppenfoto für das nächste Mal.
kenntnisse verstehen, und langweilig wurde es zu      Diese „Eintrittskarten“ waren bei unseren Foto-
keiner Zeit.                                          freunden äußerst begehrt, aber mit einer Weiter-
Nach einiger Zeit holte unser Gastgeber vier Wein- gabe waren wir verständlicherweise sehr zurück-
gläser, öffnete eine Flasche Rotwein, schenkte die haltend.
Gläser voll und prostete uns zu. Ich hob mein Glas Im Oktober 2005 besuchte ich erneut die Insel.
und hielt für einen Sekundenbruchteil den Atem Dieses Mal war meine Frau Ingrid dabei! Wir woll-
an. Sollte ich wirklich trinken? Die Freunde verhiel- ten Remigio aufsuchen. Die Eintrittskarte hatten
ten sich ähnlich. Was war los? Beim Anheben des wir dabei. Es dauerte nicht lange und wir standen
Glases – der Raum war recht dunkel – fiel etwas vor seinem Haus. Wie erwartet, waren alle Fens-
Licht ins Glas, und ich erkannte einen Zentimeter terläden geschlossen.
Schimmel im Rotweinglas. Ich beschloss, mich
dankbar zu erweisen und trank einen Schluck vom Vor dem Hauseingang riefen wir wieder: „Remii-
Rotwein. Die anderen folgten meinem Beispiel. Die igio, Reemiiigio, Reemiiigio!“ Kurze Zeit später ging
dann angebotene Salami lehnten wir allerdings mit bei einem Nachbarhaus ein Fenster auf. Eine Dame
der Begründung ab, wir hätten schon gegessen. schaute heraus und rief uns laut zu: „Lui è morto“
Auch diese Salami zeigte einen blauen Schimmer. (er ist tot).
Nur mit guten Augen konnte man bei diesem Licht
solche Feinheiten erkennen. Auch unsere analogen
Kameras hatten bei dem dunklen Licht Probleme,
zumal Remigio kein Blitzlicht mochte.

                                                    Ein toller Künstler – ein wunderbarer Mensch

                                                    Betrübt verließen wir die Insel.
                                                    Später erfuhren wir, dass Remigio am 19. Januar
                                                    2005 verstorben war. Sein Wunsch, das Haus in
                                                    ein Museum zu verwandeln, wurde bis heute noch
Remigio vor seinem Lieblingswerk                    nicht erfüllt!

Remigio führte uns
dann durch das gan-
ze Haus! Zu fast je-                     Gesundheit vor Ort
dem Kunstwerk gab
es eine Geschichte.
Besonders bei einer
Dame aus Holz in vol-
ler Lebensgröße kam
er ins Schwärmen.
War es seine Frau
oder seine Geliebte?                         Von-Alten-Straße 2               Von-Alten-Straße 21
Genau hatten wir es                         Telefon 05139 - 4182             Telefon 05139 - 2406
nicht verstanden. Das
war aber auch nicht
wichtig! Wir verstan-
den aber, dass das                       www.ihre-gesundheit-in-guten-händen.de
Haus nach seinem
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                                                          Lückentext
                        Viel Spaß beim Einsetzen der Sprichwörter und Redewendungen
                                      in diese kleine Alltagsgeschichte.

Von Monika Zecheus-Otto                                                       Da kamen schnelle Schritte die Treppe herauf und
                                                                              der neue Nachbar, erst vor einer Woche eingezo-
Verflixt ............................................ !
                                                                              gen, erschien auf dem Absatz zur Etage. „Nanu,
Geschafft! Erleichtert setzte Anna den schweren                               Frau Besecke, ist was passiert? Sie machen ja ein
Wäschekorb auf der Fußmatte ab. Wieder einmal                                 ganz bedröppeltes Gesicht!“ Anna war die Situa-
machte ihr der Rücken Probleme. „Mit Ihren vier-                              tion peinlich, denn .................................... , .......
undachtzig Jahren sollten Sie es aber langsam mal                             .............................. . Und sie kannte den jungen
etwas ruhiger angehen lassen“, hatte ihr der Haus-                            Mann ja noch gar nicht! Zwar hatte er sich nach
arzt erst neulich geraten und mahnend hinzuge-                                dem Einzug höflich vorgestellt und sich für den
fügt: „Denken Sie immer daran: .............................                  Umzugslärm entschuldigt, aber da war er ihr eher
............................................... .................. ! Und      wie einer dieser feschen Yuppies vorgekommen,
wie Sie wissen, ist ja ...........................................            die jetzt zuhauf in ihrem Viertel anzutreffen waren.
.......................... .“ Der hat gut reden, hatte sie                    Schnieke angezogen, wie man in Berlin sagt, mit
bei sich gedacht. Denn wer sollte ihr die Arbeit                              glänzend gewienerten Budapestern an den Füßen
abnehmen? Seufzend erhob sie sich aus der ge-                                 und sorgfältig gegelter Haarpracht, hätte sie ihn
bückten Haltung, um nach der Klinke der halb an-                              daher nun beinahe nicht erkannt, so wie er jetzt
gelehnten Wohnungstür zu greifen, als unten die                               mit strubbeligen Haaren, im Schlabberlook, Flip-
Haustür aufging. Unvermittelt wehte ein jäher Luft-                           flops und mit einer Brötchentüte unter dem Arm,
zug durchs Treppenhaus und schlug ihr die Tür mit                             vor ihr stand. Typisch, dachte sie kurz bei sich.
lautem Knall vor der Nase zu. Das hatte ihr gerade                            Das ist mal wieder das richtige Beispiel für das
noch gefehlt! Wütend über sich selbst, denn wie-                              Sprichwort .............................................. . Scheint
der einmal steckte der Schlüssel von innen, mur-                              in Wirklichkeit ja doch ein ganz normaler Zeit­
melte sie vor sich hin: ......................... doch ......                 genosse zu sein. „Ich bin tatsächlich in der Bre-
....................................................... !                     douille“ erklärte sie zögernd. Dennoch ...............
Musste das denn ausgerechnet an einem frühen                                  ......................................... und schilderte ihm ihre
Sonntagmorgen passieren? Hilflos stand sie vor                                missliche Lage, obwohl sie als ............................
der geschlossenen Tür und bereute, nicht doch                                 ......................................... , denn die Situation war
dem Rat ihrer Freundin gefolgt zu sein, sich bei                              ihr ja nicht zum ersten Mal passiert. Und sie wuss-
den Johannitern anzumelden, denn die hätten für                               te aus Erfahrung, es wäre ....................................
Notfälle einen Zweitschlüssel. Stattdessen hatte                              ... ......................................, welchen Schlüssel-
sie trotzig abgewehrt: „Bin ich dafür nicht doch                              dienst sie nun würde rufen müssen, denn es hieße
noch ein wenig zu jung?“ und wusste nun bereits,                              erneut: ................................................................
wie der Kommentar von Hilde ausfallen würde:                                  ........ , teuer würde es allemal wieder werden.
„Nun“, würde die schnippisch sagen: „Du weißt                                 Björn unterbrach sie. „Ach, wissen Sie was, Frau
ja, .......................................... , ..........................   Besecke, jetzt kommen Sie erst mal mit rüber zu
..... !“ Jetzt also .................................................. .      mir. Dann können wir in Ruhe überlegen, was zu
Denn telefonieren konnte sie auch nicht, da ihr                               tun ist. Haben Sie denn überhaupt schon gefrüh-
Handy auf dem Couchtisch lag. Es stimmte also                                 stückt?“ Anna schüttelte den Kopf. „Dann mache
wieder einmal wenn es heißt: ..............................                   ich uns erst mal Kaffee. Und Schrippen gibt es
.................................. !                                          auch!“ Mit aufmunternder Geste schwenkte er die
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Tüte und wies Anna, vorbei an den im Flur gesta-                              Es dauerte eine Weile, bis beide zurück kamen.
pelten Kisten, den Weg zur Küche. „Bin noch nicht                             „Alles paletti! Es hat zwar ein bisschen gedauert,
ganz fertig mit Auspacken und Einrichten“, sagte                              aber ...................................................................
er entschuldigend und bot ihr den einzig vorhan-                              und nun können Sie wieder in Ihre Wohnung!“
denen Küchenstuhl an. Einem .............................                     Anna erhob sich erleichtert. „Oh, vielen vielen
.................................. ................................ , konn-   Dank! Was bin ich Ihnen denn dafür schuldig?“
te Anna sich nicht verkneifen zu denken, denn ei-                             Beide Brüder schüttelten den Kopf. .....................
gentlich verzichtete sie sonst nie auf ihr morgend-                           .................................... ! Sagen wir einfach mal
liches Teeritual. So aber nahm sie nicht nur die                              ............................ , ............................ . Das woll-
dampfende Tasse Kaffee dankbar in Empfang,                                    te Anna aber nicht einfach so auf sich beruhen
sondern biss auch herzhaft in das belegte Bröt-                               lassen, denn schließlich hatten beide ihren Sonn-
chen, das er ihr auf einem Teller dazu reichte.                               tagmorgen geopfert. Blitzschnell kam ihr eine
                                                                              Idee, wie sie sich revanchieren könnte. „Nee, das
„Dann will ich mal meinen Bruder anrufen, viel-
                                                                              geht doch nicht“, widersprach sie daher energisch,
leicht kann der helfen. Er hat während seiner Stu-
                                                                              „denn schließlich ......................................... ......
dentenzeit nämlich bei einem Schlüsseldienst als
                                                                              ............................................ . Daher lade ich Sie
Aushilfskraft gearbeitet“, fügte er erklärend hinzu.
                                                                              beide für den nächsten Sonntag zum Essen ein.
Vom Flur her drangen einige Fetzen des Gesprächs
                                                                              Sie müssen mir nur sagen, was Ihr Lieblingsgericht
bis zu ihr. „Hast Du noch Dein Besteck?“ fragte
                                                                              ist.“ „Da brauchen wir nicht lange zu überlegen“,
Björn. „Okay, dann bring es mal mit!“ Verdutzt
                                                                              kam es von beiden ..............................................
fragte sich Anna, wofür er wohl Besteck brauche?
                                                                              ............................ „Unsere Oma kam nämlich aus
Konnte man etwa mit Löffel, Messer oder Gabel
                                                                              Ostpreußen. Und als wir noch klein waren, gab es
eine Tür öffnen? Das hatte sie ja noch nie gehört!
                                                                              bei ihr immer Königsberger Klopse,“ ergänzte Lars.
Aber wie sagt man so schön: ................ .............
                                                                              „Die haben wir für unser Leben gern gegessen“,
............................................................ . Besser
                                                                              fügte Björn leicht verlegen hinzu. „Aber nie wieder
nicht fragen, dachte sie daher achselzuckend. Die
                                                                              waren sie so gut wie bei ihr!“ Erleichtert nach der
beiden würden schon wissen, was zu tun sei.
                                                                              ganzen Anspannung konnte sich Anna ein Lachen
Es dauerte nicht lange, bis es an der Tür klingelte.                          nicht verkneifen, denn ..................... ist ja be-
Björn stellte sie einander vor, während Lars seine                            kanntlich ........................................... . Und für
schwarze Werkzeugfalttasche auf den Tisch legte.                              sie als gelernte Köchin war das nun wirklich keine
„Dann will ich mal sehen, ob ich Ihnen helfen                                 schwere Aufgabe. „Also, da werde ich mir ganz
kann“, wandte er sich an Anna. „Es ist zwar .......                           besondere Mühe geben“ sagte sie und bekräftig-
...................................... ....................................   te: „Dann also bis nächsten Sonntag. Und noch
........... , aber im Öffnen von Türen habe ich schon                         einmal vielen Dank für Ihre Hilfe!“
ein wenig ........................... , und die macht ja be-              Es wurde dann nicht nur ein rundum harmonisches
kanntlich ................................... .“ Er entnahm               Zusammensein, sondern auch der Beginn einer
seiner Tasche einige Instrumente und begab sich                           wirklich guten nachbarschaftlichen Beziehung, bei
gemeinsam mit seinem Bruder zu Annas Woh-                                 der das Rezept noch häufig Verwendung finden
nungstür.                                                                 sollte. Denn wie man weiß, geht .........................
Nun war, ohne dass sie sich durch Nachfragen ......................... ................................. .
blamiert hätte, auch das Geheimnis des „Be- Und das trifft sicherlich auch ebenso für Freund-
stecks“ geklärt. Schmunzelnd zuckte sie die Ach- schaften zu.
seln: Manchmal ....................................... zwar
............................ ,doch ...................................... Die Redewendungen zum Einsetzen finden Sie
...................!                                                      auf Seite 18
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                   Ausgedient – Der Kegelaufsteller
Es gab Zeiten, in denen Jungs unbedingt hinter den Kegelbahnen stehen wollten, um die Kegel
  nach einem Wurf wieder so aufzustellen, dass der nächste Spieler die Kugel rollen konnte.

Von Volker Brill                                      Eines hatten aber alle Kegelspiele jeglicher Art
                                                      gemeinsam: Die Kegel oder Pins mussten ja immer
Die Kegeljungen oder Kegelaufsteller sorgten so       wieder aufgestellt und gepflegt werden. Und das
für einen reibungslosen Spielablauf. Sie positio-     funktionierte eben nur, wenn es Helfer gab, die
nierten nicht nur die 9 Kegel, die in einem Quadrat   diese Aufgabe übernahmen. Jahrzehntelang mach-
angeordnet sind, das auf der Spitze steht, sondern    ten das vor allem minderjährige Jungs, es war für
ließen die Kugeln auch zurück zum Spieler kullern.    sie ein guter Verdienst, sie gingen einer als wich-
Schon in den frühen Jahren nach 1900 standen sie      tig angesehenen Aufgabe nach, und es war gut für
in New York hinten an der Bahn und warteten auf       ihr jugendliches Selbstbewusstsein. Für alle pin
die Kugeln. Es waren meist Jungs, die mit der eng-    boys war es deswegen eine sehr große Enttäu-
lischen Bezeichnung ʼpin boysʻ oft stundenlang        schung, als es etwa ab 1940 Maschinen gab, die
dieser Tätigkeit nachgingen. Aus dem Kegeln hat       mit mechanischen Aufstellmechanismen die pins
sich das Bowling entwickelt, bei dem 10 Kegel =       ʼeinsammeltenʻ und wieder zu Quadraten oder
pins in Form eines gleichseitigen Dreiecks aufge-     Rechtecken aufstellten. Pin boys verloren ihre Auf-
stellt sind.                                          gabe, die Bezeichnung blieb noch in Büchern,
                                                      wurde allerdings mit der Zeit vergessen, weil man
Nach eigener Darstellung war der deutsche Schrift-
                                                      sie weder sah noch brauchte.
steller Karl May 1845 im Alter von 13 Jahren als
Kegeljunge immer sonntags nach der Kirche mit Quellen:
dem Aufstellen der Kegel bis in die späten Abend- Internet www.planet-wissen. de // PM history
stunden beschäftigt. An Markttagen habe das
Spiel bis nach Mitternacht gedauert. Er bekam wie
alle Kegeljungen etwas zu essen, zu trinken,
manchmal auch einen Schnaps und hörte durch
die Gasse der Kegelbahn deutlich alle Gespräche
der Erwachsenen. Er erhielt neben den Einkünften     Auflösung zum Lückentext von S.16 - 17:
als Kegeljunge auch oft ein Trinkgeld und schrieb    Diese Redewendungen können Sie einsetzen:
später, dass er in diesen Stunden auch Männer        und zugenäht / in der Ruhe liegt die Kraft /
angetroffen und gehört hätte, die ihn zu seinen      Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut wor-
Geschichten animierten, weil sie von ihren Reisen    den / das schlägt dem Fass den Boden aus /
in die Vereinigten Staaten erzählten.                wer nicht hören will, muss fühlen / guter Rat
Das Kegeln hat sich über viele Jahrhunderte aus      ist teuer / Alter schützt vor Torheit nicht / wer
volkstümlichen Ball- und Kugelspielen im Freien      den Schaden hat, braucht für den Spott nicht
entwickelt. Es ist eines der ältesten Spiel- und     zu sorgen / Kleider machen Leute / nicht lan-
Sportarten. So fand man Teile eines Kinder-Kegel-    ge fackeln / ein gebranntes Kind scheut das
spiels aus der Zeit um 3.000 vor unserer Zeitrech-   Feuer / gehupft wie gesprungen / da beißt die
nung aus dem antiken Ägypten sowie auch Wand­        Maus keinen Faden ab / einem geschenkten
reliefs in Grabstätten aus dieser und späterer Zeit, Gaul guckt man nicht ins Maul / in der Not
die Spielszenen darstellen.                          frisst der Teufel Fliegen / es ist noch kein
                                                     Meister vom Himmel gefallen / Übung macht
In seiner modernen Form findet das auf der gan-
                                                     den Meister / Reden ist Silber, Schweigen ist
zen Welt beliebte Kegelspiel in speziell ausgestat-
                                                     Gold / gut Ding will Weile haben / Schwamm
teten Innenräumen und Hallen statt.
                                                     drüber / Ende gut, alles gut / eine Hand
Der Freizeitsport hat sich immer weiterentwickelt,   wäscht die andere / wie aus der Pistole ge-
es wurden Regelwerke aufgestellt, Vereine gerün-     schossen / Lachen ist die beste Medizin /
det und Wettkämpfe und Meisterschaften ausge-        Liebe geht durch den Magen
tragen.
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