Elektroinstallation im Wandel - Voltimum
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Elektroinstallation im Wandel Einleitung Die Anforderungen an die elektrische Infrastruktur von Gebäuden sind in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Das hat vor allem mit Art und Anzahl der Verbraucher zu tun, die am Netz angeschlossen sind. Während früher in einem Haushalt etwa acht Verbraucher elektrische Energie benötigten, sind es heute – durch Annehmlichkeiten wie Mikrowelle, Geschirrspüler oder Unter- haltungselektronik – oft über 70. Doch das ist nur eine von mehreren ver- änderten Rahmenbedingungen an eine zeitgemäße Elektroinstallation. Dieses Whitepaper klärt über Herausforderungen auf und stellt aktuelle Lösungs- optionen vor. Ein White Paper von: Siemens. siemens.de/brandschutzschalter © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 1
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Moderne Verbraucher, neue Anforderungen Neben der Anzahl der elektrischen Verbraucher hat sich und flexible Verbraucher nutzen solche Frequenzumrichter auch deren Beschaffenheit verändert. Wer mit seinem Haus und erzeugen Mischfrequenzen. Sie können deshalb nicht eine der KWF-Klassen 55, 40 oder 40 Plus erreicht, kann von sicher mit veralteten Elektroinstallationen betrieben wer- Fördergeldern profitieren. Das macht moderne, effiziente den. Denn die Typen der dort verbauten FI-Schutzschalter Geräte zunehmend attraktiv. Ein KFW-Effizienzhaus 40 Plus (residual current circuit breaker, RCCB) sind nicht auf die Er- ist darüber hinaus mit einer stromerzeugenden Anlage, in fassung von Fehlerstrom von Hoch- und Mischfrequenz- der Regel einer Photovoltaikanlage, ausgestattet. Die mit strom ausgelegt. der CO2-Steuer einhergehende Verteuerung von Rohstoffen Wird eine elektrische Leitung gequetscht, durch eine un- wie Öl macht zudem den Betrieb alter Heizungsanlagen kos- achtsam verwendete Bohrmaschine getroffen oder ander- tenintensiver und Alternativen wie eine Wärmepumpe auch weitig durch äußere Einflüsse beschädigt, löst ein anforde- in Bestandsbauten wirtschaftlich sinnvoll. rungsgerechter FI-Schutzschalter aus und verhindert Solche Betriebsmittel versprechen zwar einen Effizienzge- dadurch schwerwiegende Folgen bis hin zu Bränden. In winn, verfügen aber auch über anspruchsvollere Deutschland gehen laut Brandursachenstatistik des IFS Charakteristiken hinsichtlich der Stromaufnahme. Um die- (Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der sen gerecht zu werden, fordert die Norm DIN VDE 0100-530 öffentlichen Versicherer e.V.) 30 Prozent aller Gebäude- bei der Auswahl eines FI-Schutzschalters eine Unterschei- brände auf fehlerhafte Elektronik zurück. Eine veraltete dung nach Betriebsmittel. Der Frequenzumrichter einer Elektroinstallation mit FI-Schutzschaltern, die nicht auf die Wärmepumpe mit Invertertechnologie beispielsweise kann Verbraucher abgestimmt sind, kann diesen Schutz nicht im Fehlerfall hochfrequente Fehlerströme und glatte Gleich- gewährleisten. fehlerströme erzeugen. Ein „normaler“ FI-Schutzschalter vom Typ A würde deshalb im Fehlerfall nicht mehr auslösen und verliert seine Schutzfunktion. Viele energieeffiziente Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 2
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Elektroinstallationen müssen mit dem kontinuierlichen gen angepasst. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Neu- technischen Fortschritt mithalten. Dazu gehören neben den bauten. Auch Eigentümer und Betreiber von Bestandsobjek- erwähnten neuen Verbrauchern auch zunehmend automa- ten werden in angemessene Modernisierungen der Elektro- tisierte Gebäudeinfrastrukturen. Darüber hinaus stellt die installation investieren müssen. Unter Berücksichtigung der Dekarbonisierung hohe Anforderungen an zeitgemäße und Zahlen erwächst daraus eine enorme Chance für das zukunftssichere Schutzkonzepte. Künftig werden zuneh- E-Handwerk. Mehr als 70 Prozent des Gebäudebestandes mend weniger Autos an der Tankstelle betankt, sondern wie wurden beispielsweise in Deutschland vor 1980 errichtet – auch E-Bikes in der Garage mit Strom aufgeladen. Neue und ihre Elektroinstallation bei Renovierungen meist unan- Formen der dezentralen Energieerzeugung wie Windkraft- getastet gelassen. werke, Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke, damit Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen einhergehende Energiespeicher und andere Anwendungen Wirtschaft (IW), sagt deshalb im Handelsblatt, dass jetzt der haben zur Folge, dass Elektroinstallationen erweitert und richtige Zeitpunkt gekommen sei, um in eine zukunfts- angepasst werden müssen. Zwar gilt auch hier der Be- sichere Elektroinstallation zu investieren: standsschutz: Erst bei Gebäudesanierungen oder Verände- rungen an der Elektroinstallation muss diese nach dem „Die Botschaft ist klar: Jetzt hat man gut Stand der Technik erneuert werden. Allerdings ist eine Absi- fünf Jahre Zeit, um in effiziente Heizun- cherung neuer Verbraucher durch einen adäquaten FI-Schutzschalter schon aus Sicherheitsgründen immer gen, isolierte Gebäude und sparsame sinnvoll. Autos zu investieren. […] Für alle, die Relevante Normen wie die der Reihe DIN VDE 0100 werden bis dahin nicht in Effizienz investieren, ebenfalls Schritt für Schritt an die neuen Herausforderun- wird es teuer.“ Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 3
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Norm zum Errichten von Niederspannungsanlagen Schutzziel der Norm DIN VDE 0100 „Errichten von Nieder- Im Abschnitt 531.1 wird definiert, dass eine Einrichtung zur spannungsanlagen“ ist die Vermeidung von Gefahren für automatischen Wiedereinschaltung unter bestimmten Vo- Menschen, Tiere und Sachwerte, die von elektrischen Anla- raussetzungen erlaubt ist. Dies kann durch einen Fernan- gen mit AC 1.000 V oder DC 1.500 V ausgehen. trieb mit automatischer Wiedereinschaltung (automatic reclosing device, ARD) realisiert werden. Der Einsatz einer Die DIN VDE 0100-530 beschreibt die Auswahl und Errich- ARD ist nur in Anlagen erlaubt, die ausschließlich für elek- tung elektrischer Betriebsmittel zum Trennen, Schalten, trotechnisch unterwiesenes Personal (BA4) oder Elektro- Steuern und Überwachen. Grundlage der Auswahl ist die Si- fachkräfte (BA5) zugänglich sind. cherstellung der Schutzmaßnahmen und der Funktion der elektrischen Anlage. Der Teil 530 definiert auch Richtlinien Abschnitt 532.2 der Norm behandelt den Einsatz von Feh- für Einrichtungen zum Schutz gegen elektrischen Schlag lerstrom-Schutzeinrichtungen zum Schutz bei Brandrisiken. wie Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (residual current de- Bei einer schadhaften Elektroinstallation kann bereits eine vice, RCD) in Abhängigkeit des Betriebsmittels und der ent- Leistung von 70 W durch Ableitströme gegen Erde einen sprechenden Applikation. Seit dem 01.12.2019 gilt die Brand entzünden. Um dieses Risiko wirksam einzudämmen, überarbeitete Version der DIN VDE 0100-530. müssen FI-Schutzschalter mit einem Bemessungsdifferenz- strom von I∆n ≤ 300 mA am Anfang des zu schützenden Zu den wichtigsten Neuerungen gehört unter anderem die Stromkreises installiert werden. Auch fest angeschlossene Auswahl des zum Verbraucher passenden FI-Schutz- Betriebsmittel wie Wärmepumpen müssen mit adäquaten schalters, die Neuaufnahme des FI-Schutzschalters vom FI-Schutzschaltern gesichert werden. Typ F und das Aufteilen von Stromkreisen auf mehrere RCDs in einer Anlage. Durch den Einsatz mehrerer Fehlerstrom- Die Wahl des richtigen FI-Schutzschalters hängt von den an- Schutzeinrichtungen kann sichergestellt werden, dass im geschlossenen Verbrauchern, den damit verbundenen Feh- Ernstfall nur der Anlagenteil ausfällt, in dem der Fehler- lerstromarten und dem Einsatzort ab. Aufgrund der zuneh- strom tatsächlich auftritt. Bestätigt wird dies auch in der menden Verbreitung von elektronischen Bauteilen in Ver- neu veröffentlichten DIN 18015-1. Demnach dürfen in brauchern sowie einphasigen Frequenzumrichtern in Staub- Wohngebäuden nur noch zwei einphasige Endstromkreise saugern, Spülmaschinen und anderen Geräten, berücksich- an einem FI-Schutzschalter 1+N und sechs einphasige End- tigt die aktualisierte DIN VDE 0100-530 auch FI-Schutz- stromkreise an einem FI-Schutzschalter 3+N betrieben wer- schalter vom Typ F. Sie erfassen Fehlerströme aus Mischfre- den. quenzen, die von solchen Verbrauchern ausgehen können. Wenn ein Standard-FI-Schutzschalter vom Typ A aufgrund Die aktualisierte Fassung der Norm DIN VDE 0100-530 der Beeinträchtigung nicht in der geforderten Zeit auslöst, empfiehlt außerdem den Einsatz kurzzeitverzögerter kann ein Schalter vom Typ F notwendig sein. FI-Schutzschalter. Diese verhindern Fehlauslösungen, die FI-Schutzschalter vom Typ F sind standardmäßig kurzzeit- aufgrund neuer Verbrauchersituationen wie LED-Beleuch- verzögert ausgeführt, was zu einer zusätzlichen Ausfall- tungen auftreten können. sicherheit führt. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 4
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White Paper | Elektroinstallation im Wandel In den meisten Fällen hilft ein Blick in die Betriebsanleitung Besonders sinnvoll sind FI-Schutzschalter dort, wo starke des Verbrauchers zur Unterstützung bei der Wahl des richti- Ströme fließen. So sind zum Beispiel Waschmaschine, gen Fehlerstromschutzschalters. Sinnvoll ist in jedem Fall Trockner, Spülmaschine, Wasserkocher, Toaster und andere eine zukunftssichere Planung, welche die Anforderungen an Geräte mit hoher Leistung eine entsprechende den FI-Schutzschalter nicht allein von den aktuellen Ver- Gefahrenquelle. Hier ist ein Schutz mit dem passenden brauchern abhängig macht. Mit einem FI-Schutzschalter FI-Schutzschalter besonders wichtig, zumal viele von ihnen Typ B ist immer das maximale Schutzziel erreicht – selbst, in der Küche aufgestellt sind, wo keine Rauchwarnmelder wenn die Verbraucher im Vorfeld nicht bekannt sind oder zum Einsatz kommen. sich, ebenso wie möglicherweise der Einsatzort, im Laufe der Zeit ändern. Je nach angeschlossenem Betriebsmittel werden unterschiedliche FI-Schutzschalter zur wirksamen Überwachung des Stromkreises benötigt. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 6
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Auch Verbraucher wie LED-Beleuchtungen stellen beson- Die aktualisierte Norm DIN VDE 0100 empfiehlt in Abschnitt dere Anforderungen an die Elektroinstallation. Sie können 411.3.4 deshalb den Einsatz kurzzeitverzögerter FI-Schutz- beim Einschalten betriebsmäßig hohe Ableitströme verursa- schalter, um Fehlauslösungen aufgrund neuer Verbraucher- chen, die bei unverzögerten FI-Schutzschaltern zu unge- situationen zu vermeiden. wollten Auslösungen führen würden. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 7
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Langlebig unter fordernden Bedingungen Weil sie für den Einsatz unter widrigen Bedingungen konzi- piert sind, halten FI-Schutzschalter mit SIGRES Funktion in Die SIGRES Funktionalität ist in FI-Schutzschaltern vom Typ B weniger beanspruchenden Betriebsumgebungen umso län- standardmäßig integriert und als Sonderserie auch für Schal- ger. Beim Einsatz in normalen Umgebungsbedingungen kann ter vom Typ A verfügbar. Dabei handelt es sich um einen pa- auf das Drücken der Prüftaste 48 Monate lang verzichtet und tentierten, aktiven Kondensationsschutz, der auch unter er- dadurch eine Arbeitsunterbrechung durch FI-Prüfung vermie- schwerten Bedingungen hohe Sicherheit und Lebensdauer den werden. Der Richtwert für die Prüffrist zum Prüfen einer garantiert. Die im Haltemagnetauslöser integrierte Heizfunk- elektrischen Anlage oder eines ortsfesten elektrischen Be- tion macht den Schalter gegen Witterungseinflüsse wie Be- triebsmittels beträgt 48 Monate. tauung resistent, wodurch er sich für den Einsatz in Kühlhäu- Die Verlängerung des Intervalls für die Funktionsprüfung sern oder Außenaufstellungen, z. B. in Häfen eignet. Auch senkt für Betreiber Arbeitsaufwand sowie Kosten für Prüfung Bestandteile der zunehmend wichtigen Ladeinfrastruktur wie und Dokumentation. Ein Tausch von bestehenden Wallboxen können so überwacht werden. FI-Schutzschaltern gegen Geräte mit SIGRES Funktion ist auf- Die Komponenten des Schalters korrodieren nicht und kön- grund der gleichen Baugröße problemlos möglich. nen selbst in Umgebungen mit Schadgasbelastung wie Hal- lenbädern (Chlorgas, Ozon), Landwirtschaft (Ammoniak) und Industrie (Schwefeloxid) eingesetzt werden. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 8
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Neben der SIGRES Funktion ermöglichen noch weitere Fakto- Das kann problematisch sein, wenn der Schalter, etwa im Zuge ren die Verlängerung des Intervalls für die Funktionsprüfung. einer Gebäudeautomatisierung in einen bestehenden Vertei- Die Haltemagnete moderner Siemens FI-Schutzschalter sind lerschrank mit wenig Platz eingebaut werden soll. mit vergoldeten Ankern ausgestattet. Der Einsatz von Gold Mit dem FI/LS-Schalter 5SV1 hat Siemens ein Produkt auf bringt hier zwei Vorteile mit sich: Gold ist sehr beständig ge- den Markt gebracht, das im Verteiler nur 1 TE benötigt. Der genüber Korrosion und ein sehr effizienter Leiter. Während 5SV1 arbeitet elektromagnetisch und ist dadurch der erste Schaltschlösser traditionell gefettet werden, verhindert Teflon elektromechanische FI/LS-Schalter in 1 TE, der die Anforde- als Schmiermittel das Verharzen von beweglichen Teilen. Zu- rungen des IEC-Marktes erfüllt. Der FI-Teil wird mit Bemes- dem ermöglichen Digitalisierung und Automatisierung eine sungsdifferenzströmen von 30 mA und 300 mA in den Ty- immer höhere Prozesssicherheit in der Fertigung. Diese und pen A, A (kurzzeitverzögert) und F angeboten. Der LS-Teil weitere Entwicklungen tragen zu einer kontinuierlichen Qua- verfügt wahlweise über die Charakteristik B oder C. litätsverbesserung bei, die sich auch statistisch durch die Auswertung zurückgesandter Schalter nachweisen lässt. Aus dem kompakten Format des FI/LS-Schalters 5SV1 ergibt sich für Elektroinstallateure ein weiterer Vorteil: In Kombina- tion mit dem Brandschutzschalter (AFDD) 5SM6 wird zusätz- Kombinierter Schutz in einer TE lich der vorbeugende Brandschutz sichergestellt und so die Norm DIN VDE 0100-420 erfüllt. In nur 2 TE bieten die bei- In FI/LS-Schaltern (residual current circuit breaker with over- den Schutzgeräte aus dem SENTRON Portfolio somit voll- current protection, RCBO) sind Fehlerstromerfassung und ständigen Schutz vor Fehlerströmen, Überstrom, Kurz- Überstromschutz und damit der Personen- und Leitungs- schlüssen und Fehlerlichtbögen. schutz in einem Gerät kombiniert. Obwohl FI/LS-Schalter ei- ne Baueinheit bilden, belegen sie bei der Installation meist zwei Teilungseinheiten (TE). Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 9
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Schutz gegen thermische Auswirkungen Abschnitt 420 „Schutz gegen thermische Auswirkungen“ der Für das genannte Spektrum an Räumen ist in der aktuali- DIN VDE 0100 definiert Maßnahmen zur Vermeidung von sierten Fassung die Installation eines Brandschutzschalters Fehlerlichtbögen. Elektrische Brände sollen dadurch verhin- nicht mehr zwingend erforderlich. Wird jedoch auf den Ein- dert und Risiken für Personen, Tiere und Sachwerte mini- satz von AFDDs verzichtet, muss eine Sicherheits- und Risi- miert werden. Die Richtlinie findet sowohl für Neuinstallati- kobeurteilung durch Fachpersonal durchgeführt und doku- onen als auch für Erweiterungen bestehender Elektroinstal- mentiert werden. So wird sichergestellt, dass das Schutzziel lationen Anwendung und empfiehlt den Einbau von Brand- auch ohne Brandschutzschalter erreicht ist. Entsprechende schutzschaltern (arc fault detection device, AFDD). Auch Risiken müssen durch bauliche, organisatorische oder anla- müssen spezielle Brandschutzschalter zur Verfügung ste- gentechnische Maßnahmen reduziert werden, wobei die Instal- hen, mit denen Bestandsbauten im Zuge von Modernisie- lation eines Brandschutzschalters eine anlagentechnische rungen nachgerüstet werden können. Maßnahme darstellt. Die Endstromkreise folgender Räume und Orte sollten laut Die regelkonforme Durchführung und Dokumentation einer Norm durch AFDDs gesichert werden: solchen Risikobewertung ist sehr anspruchsvoll und zeitin- tensiv. Dennoch muss sie gewissenhaft ausgeführt werden, • Räume und Orte aus Bauteilen mit brennbaren Stoffen da verantwortliche Personen ansonsten im Schadensfall zur (kleiner als Feuerklasse F30/feuerhemmend): Holzhäu- Verantwortung gezogen werden können. Ist ein Schaden ser, Holzdachstühle, Carports, Scheunen etc. nachgewiesenermaßen durch eine mangelhafte Gefähr- • Räumlichkeiten mit Schlafgelegenheiten (unabhängig dungsbeurteilung oder eine Missachtung der allgemein an- vom Baumaterial): Kindertagesstätten, Seniorenheime, erkannten Regeln der Technik (VDE-Richtlinien) entstanden, Krankenhäuser, Hotels, Wohnungen in Massiv- und Fer- können Planer oder Errichter wegen Baugefährdung (StGB tigbauweise etc. §319) haftbar gemacht werden. Dieses Risiko kann ebenso wie die Durchführung einer Risiko- und Sicherheitsbewer- • Räume und Orte mit Gefährdung unersetzbarer Güter: tung durch den Einbau eines Brandschutzschalters umgan- Museen, Archive, Rechenzentren, (gelistete) Baudenk- gen werden. So kann sich die Elektrofachkraft in jedem Fall mäler etc. sicher sein, das maximale Schutzziel erfüllt und sich an die • Räume und Orte mit besonderem Brandrisiko sowie feu- anerkannten Regeln der Technik gehalten zu haben. ergefährdete Betriebsstätten (nach Musterbauordnung): Heulager, holzverarbeitende Betriebe, Papier- und Textil- fabriken, andere Räume und Orte zur Herstellung, Bear- Brandschutz bei jeder Lichtbogenart beitung oder Lagerung brennbarer Materialien. Ein Fehlerlichtbogen ist ein ungewollter Spannungsüber- schlag zwischen zwei Potenzialen. Dabei kommt es zu einer Änderungen in der aktualisierten Norm starken Hitzeentwicklung, die entflammbares Material in der Umgebung entzünden und dadurch einen Brand verur- Wesentliche Änderungen der aktualisierten Norm sachen kann. In Elektroinstallationen unterscheidet man pa- DIN VDE 0100-420:2019-10 gegenüber der Ausgabe rallele und serielle Fehlerlichtbögen. Parallele Fehlerlicht- 2016-02 betreffen den Abschnitt 421.7, der den Einsatz von bögen treten auf, wenn benachbarte Leiter miteinander in Brandschutzschaltern beschreibt. Die vorherige Fassung be- Berührung kommen, z. B. aufgrund gequetschter oder zu schränkte den Einsatz von Brandschutzschaltern beispiels- eng gebogener Kabel. Daraus resultiert ein Kurzschluss zwi- weise auf Stromkreise mit einem Betriebsstrom von höchs- schen zwei Phasen, zwischen Phase und Neutralleiter oder tens 16 A. Diese Limitierung ist in der aktualisierten Norm zwischen Phase und Schutzleiter. Im Gegensatz dazu ent- aufgehoben. Des Weiteren werden, unabhängig von Ge- stehen serielle Fehlerlichtbögen bei der Unterbrechung ei- bäudeart und -nutzung, besondere Schutzvorkehrungen für nes Leiters oder durch lose Kontakte. alle Räumlichkeiten mit Schlafgelegenheiten empfohlen. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 10
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Potenziell gefährliche Defekte an Kabeln, Steckern und • abgeknickte Stecker und Leitungen (z. B. durch Schaltern können viele Ursachen haben: unachtsam verschobene Möbel) • beschädigte Kabelisolierung (z. B. durch Nägel, Schrau- • gelockerte Kontakte & Anschlüsse in Schaltern oder ben oder zu fest eingeschlagene Befestigungsklammern) Steckdosen • gequetschte Leitungen (z. B. bei Verlegung durch offene • Umwelteinflüsse wie: Hitze, Feuchtigkeit, Gase, Türen oder Fenster) UV-Strahlung, Nagetierverbiss, unerwünschte • Kabelbrüche durch zu enge Biegeradien Kontakte durch leitende Verschmutzungen und Kondensationswasser Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 11
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Eine durchgängig geschützte Elektroinstallation kann nur Platzsparender Brandschutz mit dem durch das Ineinandergreifen von Schutzkomponenten für Brandschutzschalter 5SV6 Personen-, Leitungs- und präventiven Brandschutz herge- stellt werden. Treten parallele Fehlerlichtbögen zwischen Werden in einem Gebäude, auf das die Norm zwei Phasen oder zwischen Phase und Neutralleiter auf, bie- DIN VDE 0100-420 Anwendung findet, neue Endstromkreise tet ein LS-Schalter ausreichend Schutz. Parallele Fehlerlicht- installiert oder bestehende erweitert, ist im ersten Schritt bögen zwischen Phase und Schutzleiter oder Erde können eine Unterscheidung zwischen Licht- und Steckdosenstrom- von FI-Schutzschaltern oder FI/LS-Schaltern erfasst und der kreisen vorzunehmen. Der separate Schutz dieser beiden Stromkreis unterbrochen werden. Serielle Fehlerlichtbögen Stromkreise verhindert die Unterbrechung der Beleuchtung, führen jedoch weder zu einem Fehlerstrom noch zu einem wenn ein FI-Schutzschalter an einem Steckdosenstromkreis erhöhten Laststrom, weshalb Fehlerstrom- und Leitungs- auslöst. schutzschalter wirkungslos sind. Diese Schutzlücke schließt Handelt es sich um einen Steckdosenstromkreis, ist mög- ein Brandschutzschalter. licherweise bereits ein FI-Schutzschalter verbaut. In diesem Fall kann einfach ein Brandschutzschalter 5SV6 nachgerüs- tet werden. Dabei handelt es sich um einen kombinierten Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 12
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Brand- und Leitungsschutzschalter in einer Teilungseinheit SIARC Erkennungsmethodik neben Strom und Spannung (TE). Ist kein FI-Schutzschalter installiert, kann mit dem auch Höhe, Stabilität und Dauer des Höhenfrequenzrau- Einbau eines Brandschutzschalters 5SM6 sowie eines schens. Erkennt der integrierte Microcontroller aufgrund der FI/LS-Schalters 5SV1 in 2 TE ein umfassender Personen-, Messwerte einen Fehlerlichtbogen, wird der Stromkreis in- Leitungs- und Brandschutz hergestellt werden. Bei sonsti- nerhalb von Sekundenbruchteilen sicher vom Netz getrennt. gen Stromkreisen bis 16 A ist mindestens die Erweiterung Harmlose Störsignale, die betriebsbedingt etwa bei Staub- um einen Brandschutzschalter 5SV6 nötig, um der saugern oder Bohrmaschinen auftreten, interpretiert der DIN VDE 0100-420 zu entsprechen. Microcontroller als solche und ignoriert sie. Der Brand- schutzschalter 5SV6 ist mühelos und mit einer Baubreite Mit dem Brandschutzschalter 5SV6 können Elektroinstallati- von 1 TE platzsparend zu installieren. Zudem kann eine onen in Neubauten normgerecht ausgeführt und in Be- 1.000 V ISO Prüfung durchgeführt werden, ohne dafür die standsobjekten der Schutzpegel erhöht werden. Brand- Leiter abzuklemmen. schutzschalter von Siemens erfassen dank der patentierten Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 13
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Für den Nachrüstmarkt hat Siemens eine spezielle Variante entwickelt. Diese kann einfach gegen den bereits verbauten Leitungsschutzschalter ausgetauscht werden, da im 5SV6 ein LS-Schalter bereits integriert ist. Zudem wird die beste- hende Stiftsammelschiene beibehalten. Der Brandschutz- schalter (AFDD) Pigtail verfügt über ein langes Neutralleiter- Anschlusskabel, das auf der Einspeisungsseite herausge- führt wird. Beim Einbau wird der Leiter einfach auf die N-Schiene des FI-Schutzschalters angeschlossen. So kann auch bei bestehenden Installationen ohne zusätzlichen Platzbedarf und mit wenig Verdrahtungsaufwand die Ein- haltung der DIN VDE 0100-420 und ein präventiver Brand- schutz sichergestellt werden. Fazit In einem Großteil des deutschen Gebäudebestandes werden Bewohner und Nutzer aufgrund überalterter Elektroinstalla- tionen nur unzureichend geschützt. Sie wurden zu einer Zeit geplant und installiert, als bedeutend weniger elektro- nische Geräte im Haushalt verwendet wurden – welche zu- dem deutlich simplere Stromaufnahme-Charakteristiken aufwiesen als heutige Verbraucher. Siemens begegnet den sich ändernden Anforderungen mit der Entwicklung neuer Schutzvorrichtungen, durch die Technologien wie einphasi- ge Frequenzumrichter oder LED-Beleuchtungen zuverlässig überwacht und sicher betrieben werden können. Normen werden entsprechend des technischen Fortschritts ange- passt und stellen neuartigen Gefahren innovative Siche- rungskonzepte gegenüber. In letzter Konsequenz hängt es vom E-Handwerk ab, ob das Wissen um die richtige Sicherung moderner Verbraucher im Verteilerkasten ankommt. Neben Neubauten müssen Be- standsgebäude normkonform und zukunftssicher ausgerüs- tet werden – in Deutschland gibt es alleine ca. 29 Millionen Haushalte ohne FI-Schutzschalter. Für den Nachrüstmarkt können Elektrofachleute dabei auf passgenaue Lösungen zurückgreifen, die Herausforderungen bei der Restaurierung von Bestandsbauten Rechnung tragen. Mit dem kombi- nierten FI/LS-Schalter 5SV1 von Siemens beispielsweise kann bei gleichbleibendem Platzbedarf im Verteilerschrank ein Fehlerstromschutz nachgerüstet werden. Auch der Brandschutzschalter 5SV6 ist dank seines herausgeführten Neutralleiter-Anschlusskabels für die Modernisierung in die Jahre gekommener Elektroinstallationen prädestiniert. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 14
White Paper | Elektroinstallation im Wandel Weitere Informationen: • siemens.de/brandschutzschalter • Facebook.com/BrandschutzWalter • YouTuber testet Brandschutzschalter youtube.com/watch?v=Beo9U4xteJM Noch Fragen? BrandschutzWalter.de@siemens.com Herausgeber: Siemens AG Smart Infrastructure Electrical Products Siemensstraße 10 93055 Regensburg, Deutschland © Siemens 2020 Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Die Informationen in diesem Dokument enthalten lediglich allgemeine Beschreibungen bzw. Leistungsmerk- male, welche im konkreten Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen, bzw. welche sich durch Weiterentwicklung der Produkte ändern können. Die gewünschten Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss aus- drücklich vereinbart werden. Wünschen Sie mehr Informationen, wenden Sie sich bitte an unser Customer Support Center. siemens.de/lowvoltage/technical-support. Ein White Paper von: Siemens. © Siemens 2020. Alle Rechte vorbehalten 15
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