Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing

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Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing
PLANEN UND BAUEN

Elektronisches Stellwerk
Linke Rheinseite – 1. Baustufe
Knoten Köln – Besonderheiten bei der Integration des Elektronischen Stellwerks (ESTW)
Linke Rheinseite im Bestand unter Berücksichtigung des laufenden Bahnbetriebs

FLORIAN BONN | RICARDA KIEHL |                Mit der Fertigstellung des neuen Stell-             und verläuft parallel bis Hürth-Kalscheuren.

                                                                                                                                                     Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Vössing Ingenieurgesellschaft mbH /
MIRKO MADDEÉ                                 werks werden die teilweise über 80 Jahre            Das zu ersetzende Stellwerk Hürth-Kalscheu-
                                              alten Bestandsstellwerke Köln West „Wf“,            ren liegt im Stadtgebiet Hürth. Im Rahmen
                                              Köln West „Ws“, Köln Süd „SoF“ und Hürth-           der Entwurfs- und Genehmigungsplanung
Das „ESTW Linke Rheinseite – 1. Baustufe      Kalscheuren „Kf“ abgelöst. Hierzu werden            wurde aufgrund der beengten Bebauungsver-
(BS)“ umfasst die Erneuerung der Stell-       über 100 Signale sowie 22 Signalbrücken             hältnisse ein besonderer Fokus auf die Innen-
werkstechnik der Betriebsstellen Köln West,   und -ausleger in einem hochbelasteten Ei-           stadtlage rund um die Bereiche der Bahnhöfe
Köln Süd und Hürth-Kalscheuren im Kölner      senbahnknoten unter geringstmöglicher               Köln West und Köln Süd gelegt. Hierbei ist wis-
Eisenbahnring in ESTW-Technik. Neben          Einschränkung für den Bahnbetrieb aufge-            senswert, dass im Rahmen der Neuordnung

                                                                                                                                                     Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten
den obligatorischen Fachplanungen der         stellt.                                             des Kölner Eisenbahnrings die Bahnstrecken
Leit- und Sicherungstechnik, der Telekom-                                                         nach einem Beschluss des Kölner Stadtrates
munikation, der 50 Hz-Stromversorgung,                                                            von 1883 unmittelbar auf die Innenseite des
der Planung des Kabelführungssystems im       Historischer Kontext der Bestandsstell-             damaligen, inneren Befestigungsrings gelegt
Bestand sowie der Signalbrücken und -aus-     werke und des Kölner Eisenbahnrings                 wurden und somit auch noch heute unmittel-
leger und der Oberleitung liegt ein hoher     Das Plangebiet im Projekt „ESTW Linke Rhein-        bar an die überwiegende Wohnbebauung der
Planungsfokus auf den Belangen:               seite – 1. BS“ erstreckt sich über rund 16 km       oben genannten Innenstadtteile angrenzen.
ƒƒder Landschaftspflege und des Arten-        entlang der VzG-Strecke 2630 (linksrheinische
  schutzes,                                   Hauptpersonenzugstrecke). Die durch das             Archäologische Betrachtung
ƒƒder Baulärmbetrachtung und des Immissi-     ESTW zu ersetzenden Stellwerke Köln West            im Rahmen der Plangenehmigung
  onsschutzes,                                und Köln Süd liegen im Kölner Innenstadtbe-         Für das ESTW Linke Rheinseite – 1. BS werden
ƒƒder Berücksichtigung von archäologi-        reich und grenzen unmittelbar an die Stadttei-      zur Unterbringung der Rechner- und Steue-

                                                                                                                                                     genehmigt von DVV Media Group, 2019
  schen Bodendenkmälern,                      le Neustadt-Nord (mit dem heutigen Media­           rungstechnik zwei Modulstandorte benötigt.
ƒƒder Betrachtung von Kampfmitteln sowie      park) und Neustadt-Süd. Hinter dem Bahnhof          Ein ESTW-A-Modul wird in Hürth-Kalscheuren
ƒƒder baubetrieblichen Rahmenbedingun-        Köln Süd fädelt die Strecke 2630 parallel zur       errichtet; das Hauptmodul zur Unterbringung
  gen und der Bauphasenplanung.               Güterzugstrecke 2640 in Richtung Süden aus          der Kerntechnik wird angrenzend an den Me-
                                                                                                  diapark Köln (ehemaliger Güterbahnhof „Gere-
                                                                                                  on“) in der Nähe des heutigen Standorts Köln
                                                                                                  West errichtet. Im Rahmen der Plangenehmi-
                                                                                                  gung kam aufgrund der Standortwahl in Köln
                                                                                                  West der Dialog mit der zuständigen Denk-
                                                                                                  malbehörde der Stadt Köln – dem Römisch-
                                                                                                  Germanischen Museum – zustande. Hierbei
                                                                                                  stellte sich heraus, dass der geplante Standort
                                                                                                  des Modulgebäudes im Bereich des Festungs-
                                                                                                  bauwerks Fort VIII „Prinz Heinrich von Preu-
                                                                                                  ßen“ liegt. „Das Fort wurde 1822 – 1825 als Teil
                                                                                                  des Inneren Festungsgürtels errichtet. Nach Auf-
                                                                                                  gabe ihrer militärischen Funktion in den 1880er
                                                                                                  Jahren wurde die Anlage um 1912 zum Teil ab-
                                                                                                  gebrochen.“ [1]
                                                                                                  Gegenwärtig ist die ehemalige Verteidigungs-
                                                                                                  anlage oberirdisch nicht mehr sichtbar, da sie
                                                                                                  vollständig abgetragen wurde. Jedoch muss
                                                                                                  davon ausgegangen werden, dass „der unter-
                                                                                                  irdische Baubestand weitgehend erhalten ge-
                                                                                                  blieben ist“ [1]. Weiterhin wurde festgestellt,
                                                                                                  dass das neu zu errichtende Modulgebäude
                                                                                                  in das Bodendenkmal eingegriffen und dessen
                                                                                                  Westflanke tangiert hätte. Insofern wurde ge-
                                                                                                  meinsam nach einer Lösung gesucht, sodass
                                                                                                  sowohl die Belange des Denkmalschutzes be-
                                                                                                  rücksichtigt werden als auch der unverzicht-
                                                                                                  bare Standort angrenzend an den Media­park
Abb. 1: Stellwerk WS in Köln West                                         Quelle: Florian Bonn   beibehalten wird. Zum einen konnte der Mo-

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dulstandort optimiert werden, indem er weit-
gehend außerhalb des Denkmalbereiches ver-
schoben werden konnte, zum anderen wurde
gemeinsam mit dem Römisch-Germanischen
Museum eine umfangreiche archäologische
Untersuchung durchgeführt und entspre-
chend dokumentiert. Bei den Ausgrabungen
konnten anhand von 30 m langen Bagger-
schnitten die Verläufe der Grundmauern und
Gräben nachvollzogen werden und somit die
Freigabe für die Maßnahme dahingehend er-
teilt werden, dass der künftige Modulstandort
mit den Belangen des Denkmalschutzes ver-

                                                                                                                                                          Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Vössing Ingenieurgesellschaft mbH /
träglich ist und das neu zu errichtende Mo-
dulgebäude keine Beschädigungen an dem
Bodendenkmal verursacht.

Betrachtung der Kampfmittelsituation
am Kölner Eisenbahnring
Da aufgrund des Bausolls zahlreiche bauli-
che Eingriffe in den Untergrund erforderlich

                                                                                                                                                          Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten
werden, ist eine Betrachtung der Kampf-
mittelsituation im Planungsgebiet obliga-
torisch. Ein Großteil der Eingriffe liegt im
Kölner Innenstadtbereich. Die Stadt Köln
wurde im Zweiten Weltkrieg über 250-mal
aus der Luft bombardiert – davon über 30-
mal schwer. Keine andere deutsche Stadt
wurde häufiger angegriffen.
Nach Rücksprache mit den zuständigen Ord-
nungsämtern und Auswertung der entspre-
chenden Luftbilder wurden „Hinweise auf
vermehrte Kampfhandlungen“ [2] bestätigt.

                                                                                                                                                          genehmigt von DVV Media Group, 2019
Es existieren darüber hinaus 48 dokumen-
tierte Bombenblindgängerverdachtspunkte
im Planungsgebiet. Um die Hinweise auf
vermehrte Kampfhandlungen zu konkreti-            Abb. 2: Streckenübersicht Knoten Köln                                Quelle: Eisenbahnatlas Deutschland,
sieren, wurde eine Kampfmittelvorerkun-                                                                      Verlag Schweers + Wall GmbH; 10. Auflage 2017
dung durch eine Fachfirma beauftragt. Hier
wurden zahlreiche historische Luftbildauf-
nahmen und weitere historische Archivquel-
len ausgewertet. Im Ergebnis konnte neben
den konkreten Verdachtspunkten außerhalb
dieser Bereiche ein diffuser Kampfmittelver-
dacht nicht ausgeschlossen werden. Sämtli-
che der über 100 Signalgründungen und 33
Gründungen für Signalbrücken und -ausle-
ger sind mit einer Sicherheitsdetektion zu
erkunden. Darüber hinaus ist eine baube-
gleitende Kampfmittelräumung für die Fäl-
le vorzusehen, wo im Bereich bis max. 2 m
unter Geländeoberkante (GOK) aufgrund der
eisenbahnspezifischen Störeinflüsse eine
Auswertung der Detektion nicht erfolgen
kann. Diese zwingend notwendigen Auf-
schlüsse benötigen für nahezu alle Arbeiten
einen entsprechenden zeitlichen Sperrpau-
senvorlauf.

Berücksichtigung des Baulärms
insbesondere in der Innenstadtlage
Im Hinblick auf die längenmäßige Ausdehnung
des Plangebietes mussten zur Erfassung und
Bewertung der schalltechnisch verursachten
Immissionen sogenannte Lärmschwerpunkte           Abb. 3: Fort VIII „Prinz Heinrich von Preußen“ ursprüngliche Konfliktsituation* und
gebildet werden, d. h. Szenarien, die die Lärm-   ­Streckenübersicht Knoten Köln Quelle: Vössing Ingenieurgesellschaft mbH / Verlag Schweers + Wall GmbH

                                                                                                                                    EI | AUGUST 2019   25
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PLANEN UND BAUEN

situation gesamthaft an Einzelpunkten wie-         che Situation abdecken“ [3]. Zusammenfassend          wendigen Arbeiten im Bereich der angrenzen-
dergeben und daher die „typische städtebauli-      lässt sich feststellen, dass eine Vielzahl der not-   den Wohnbebauung trotz des Ansatzes einer
                                                                                                         Lärmvorbelastung nur tagsüber stattfinden
                                                                                                         kann. Insbesondere Gründungsarbeiten an
                                                                                                         Signalen, Signalbrücken und Si­gnalauslegern
                                                                                                         können somit nicht in der Nacht stattfinden,
                                                                                                         was den Sperrpausenbedarf tagsüber deutlich
                                                                                                         entspannt hätte.

                                                                                                         Die meisten Signalbrücken und
                                                                                                         Signalausleger müssen in die Kölner
                                                                                                         Innenstadt
                                                                                                         Insbesondere in den beengten örtlichen Ver-

                                                                                                                                                          Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Vössing Ingenieurgesellschaft mbH /
                                                                                                         hältnissen am historischen Kölner Eisenbahn-
                                                                                                         ring, aber auch in den Zulaufbereichen kann
                                                                                                         ein ausreichender Gleisabstand zur Signalstel-
                                                                                                         lung als Einzelstandort zwischen den Gleisen
                                                                                                         nicht gewährleistet werden. Daher werden
                                                                                                         im Projekt elf Signalausleger und elf Signal-
                                                                                                         brücken benötigt. Hierbei war im Rahmen der
                                                                                                         Planungsphase zu klären, ob eine gleisgebun-

                                                                                                                                                          Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten
                                                                                                         dene Herstellung der Gründung (Abb. 4) und
Abb. 4: Gründung Signalausleger (SIA) mittels Zweiwegebagger in km 2,560 der Strecke 2630 am             eine Montage (Abb. 5) möglich sind, oder ob
Kölner Eisenbahnring                                    Quelle: Vössing Ingenieurgesellschaft mbH       die Arbeiten von außen erfolgen können.
                                                                                                         Neben den teilweise steilen Damm- und In-
                                                                                                         sellagen spielten in der Betrachtung auch die
                                                                                                         Lage der Oberleitung, ihrer Querfelder und der
                                                                                                         teilweise im Bau- und Schwenkfeld befindli-
                                                                                                         chen Speiseleitung eine besondere Rolle. Wei-
                                                                                                         terhin musste geprüft werden, ob am jewei-
                                                                                                         ligen Einbauort zur Gründung und Montage
                                                                                                         die Sperrung des betroffenen Nachbargleises
                                                                                                         oder weiterer Strecken erforderlich wird.

                                                                                                                                                          genehmigt von DVV Media Group, 2019
                                                                                                         Sowohl die Betroffenheit der Speise- und
                                                                                                         Oberleitungen mit einer damit verbundenen
                                                                                                         Abschaltung als auch die teilweise erforderli-
                                                                                                         chen Sperrungen mehrerer Gleise gleichzei-
                                                                                                         tig sind die größten Herausforderungen für
                                                                                                         die baubetriebliche Einordnung. Gerade bei
                                                                                                         der Betrachtung der Speiseleitung – für die
                                                                                                         die Bestands- und Vermessungsdaten einer
                                                                                                         Befliegung herangezogen wurden – musste
                                                                                                         bedacht werden, ob eine Signalbrücke oder
Abb. 5: Montage der SIA-Stütze mittels Eisenbahndrehkran (EdK) in km 2,560 der Strecke 2630              ein Signalausleger ohne die Abschaltung
am Kölner Eisenbahnring                                   Quelle: Vössing Ingenieurgesellschaft mbH     oder Verziehung imontiert werden kann. Im
                                                                                                         schlimmsten Falle ist der zeitweise Rückbau
                                                                                                         der Speiseleitung erforderlich.
                                                                                                         Diese bautechnischen Parameter wurden zum
                                                                                                         bestimmenden Einfluss auf die Baubetriebs-
                                                                                                         planung. Eine Gründung und Montage der
                                                                                                         Bauwerke „von außen“ kommt in der Dammla-
                                                                                                         ge des Kölner Eisenbahnrings an keiner Stelle
                                                                                                         in Frage, da die Erreichbarkeit nicht gegeben
                                                                                                         ist.

                                                                                                         Herausforderungen aus Bahn- und
                                                                                                         baubetrieblicher Sicht
                                                                                                         Um die baubetrieblichen Eingriffe insbeson-
                                                                                                         dere in den Hauptstrecken 2630 Personen-
                                                                                                         zugstrecke und 2640 Güterzugstrecke so ge-
                                                                                                         ring wie möglich zu halten, wurde zunächst
                                                                                                         eine umfangreiche baubetriebliche Bewer-
                                                                                                         tung des Plangebietes durchgeführt. Hier-
                                                                                                         für wurde zunächst das Arbeitssoll und die
Abb. 6: Montage des SIA-Riegels mittels Eisenbahndrehkran (EdK) in km 2,560 der Strecke 2630             Arbeitsarten erfasst und es musste bestimmt
am Kölner Eisenbahnring                                   Quelle: Vössing Ingenieurgesellschaft mbH     werden, unter welchen sicherheitsbetriebli-

26     EI | AUGUST 2019
Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing
PLANEN UND BAUEN

chen Rahmenbedingungen gearbeitet wer-
den kann. Der Neubau umfasst:
ƒƒzwei Modulgebäude: ESTW-Z in Köln West
  und ESTW-A in Hürth-Kalscheuren
ƒƒca. 27 000 m Kabelkanal der Gr. I bis IV
  ­(Betontröge mit innenliegendem Deckel)
ƒƒca. 650 m Kabelkanal der Gr. I bis IV, Provisori-
  en und Leerrohre auf bestehenden Brücken-
  bauwerken
ƒƒ1380 m Rohrtrasse
ƒƒ1500 m Gleisquerung
ƒƒ310 Kabelkleinschächte und Kabelauf-
  bauschächte der Gr. II bis X mit dazugehöri-

                                                                                                                                                          Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Vössing Ingenieurgesellschaft mbH /
  gen Einführungsbausätzen und Einführungs-
  elementen
ƒƒ80 Muffen- und Mehrlängenbausätze
ƒƒelf Signalausleger und elf Signalbrücken
ƒƒüber 100 Signale mit Mast.
Zusätzlich ist die Nutzung und Instandsetzung
folgender, bestehender Anlagen geplant:               Abb. 7: Interaktiver 3D-Echtzeitbetrachter                 Quelle: Vössing Ingenieurgesellschaft mbH
ƒƒca. 20 500 m Bestandskabelkanal

                                                                                                                                                          Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten
ƒƒca. 1200 m Bestandskabelkanal auf Brücken-
  bauwerken                                           wurden im Rahmen einer umfangreichen Pla-       stark ausgelasteten Hauptverkehrsstrecken
ƒƒ900 m bestehende Rohrtrasse                         nung betrachtet und mit den Fachbehörden        von regionaler und überregionaler Bedeu-
ƒƒ400 m bestehende Gleisquerung                       abgestimmt. Weil auch alte Stellwerksgebäude    tung. Um diese Planungsparameter im Vor-
ƒƒ160 bestehende Schächte.                            zurückgebaut werden, wurde seitens der Stadt    feld so genau wie möglich zu bestimmen
Für Arbeiten, bei denen eine Abschaltung              Köln als Ausgleichsmaßnahme beauflagt, die      und damit die geringstmöglichen Eingriffe
von Oberleitung oder Speiseleitung oder               neuen Stellwerksgebäude mit Nistkästen für      im Bahnbetrieb vorzunehmen, mussten alle
im ungünstigsten Falle eine Verziehung von            Haussperling und Fledermaus auszustatten.       möglichen planungsunterstützenden Mög-
Oberleitung oder Speiseleitung erforderlich           Diese werden unter fachmännischer Anleitung     lichkeiten abgerufen werden.
ist, wurden Sperrbereiche gebildet, die sich          in Kooperation mit einer Kölner Schule herge-   Zur genaueren Analyse der örtlichen Situation
an den Abschaltbedingungen der Oberlei-               stellt und anschließend von fachkundigen        wurden hierfür verschiedene Arten von Visua-
tung / Speiseleitung orientierten. Eine weite-        Personen installiert. Natürlich wurden auch     lisierungen für einen exemplarischen Standort

                                                                                                                                                          genehmigt von DVV Media Group, 2019
re Grundlage bestand darin, die Arbeitszeiten         die Belange der Zaun- und Mauereidechsen        eines Signalauslegers angefertigt. Die stati-
zu ermitteln, um ein entsprechendes Leis-             im Rahmen der Planung berücksichtigt. Diese     sche Darstellung der Bauphasen zeigt dabei
tungssoll unter Berücksichtigung von mögli-           Arten sind für die Bahn mittlerweile ständige   in 13 Schritten den detaillierten technischen
chen Bauspitzen festzustellen. Um innerhalb           Begleiter und entsprechend routiniert erfolgt   und baulichen Ablauf der Montage des Signal-
der Sperrbereiche die Arbeiten priorisieren zu        die planerische Betrachtung bis hin zur ge-     auslegers (Abb. 3-5). Für die korrekte Lagedar-
können, wurde eine detaillierte Betrachtung           eigneten Umsetzung der Maßnahmen. Dazu          stellung der vorhandenen Oberleitungen und
notwendig, sodass zusätzlich noch ein- oder           gehören beispielsweise Schutzzäunen entlang     Speiseleitungen wurden 3D-Punktwolkenda-
zweigleisige Baubereiche gebildet werden              der Baustelleneinrichtungs- und Anlieferungs-   ten eingesetzt und in der Schnittdarstellung
mussten. Somit ist planerisch sichergestellt,         flächen und das Entfernen von Versteckmög-      markiert. Eine weitere 3D-Echtzeitvisualisie-
dass die Maßnahme den geringstmöglichen               lichkeiten für Eidechsen in den Baubereichen    rung (Abb. 7) vom Standort ermöglicht die in-
bau- und bahnbetrieblichen Einfluss erfor-            durch die örtliche umweltfachliche Bauüber-     teraktive Begehung der örtlichen Situation um
dert. Schlussendlich wurde hieraus eine               wachung. Nur in Ausnahmefällen, wo vorlau-      den geplanten Signalausleger. Dabei können
Bauphasenplanung erarbeitet, auf deren                fende Maßnahmen nicht ausreichen, könnten       die einzelnen Zustände der Bauphasen sepa-
Grundlage eine mehrjährige Anmeldung                  aufwendige Abfangungs- und Umsiedlungs-         rat begutachtet werden. Zusätzlich können
von Sperrpausenbedarfen erfolgte. Ziel ist            maßnahmen erforderlich werden.                  3D-Messungen direkt im Modell durchgeführt
es, aufgrund einer verbindlichen Zusage von                                                           werden.
Sperrpausen die Bauabwicklung so störungs-            Visualisierung und Augmented Reality            Mit der Vreality-App wird das Projekt schließ-
frei wie möglich zu halten. Die zahlreichen           erhalten Einzug bei der ESTW-Planung            lich auch auf mobilen Geräten erlebbar. Vrea-
Einflüsse und Herausforderungen verschie-             Neben den zahlreichen und aufwendigen           lity stellt 3D-Modelle von 3D-Planungsdaten
dener Stakeholder und der Einfluss und die            Einzelplanungen stellt sich insbesondere        oder BIM-Modellen via Augmented Reality im
Verschiebungen der zahlreichen tangieren-             die Planung der Signalbrücken und Signal-       Live-Kamerabild des Smartphones oder Tab-
den Baumaßnahmen erfordern eine iterative             ausleger als termin- und kostenbestimmend       lets mithilfe eines QR-Codes dar. Der QR-Code
und intensive baubetriebliche Abstimmung              dar. Sämtliche Gründungspunkte müssen im        dient als Schlüssel zum jeweiligen Modell.
über Jahre.                                           Vorfeld zur Bauausführung sondiert bzw. de-     Nach dem Scannen des QR-Codes kann das
                                                      tektiert werden. Die Oberleitungen und im       Modell geladen werden und wird lage- und
Ständige Begleiter bei Bahnprojekten:                 ungünstigsten Fall die Speiseleitung müssen     maßstabsgerecht ins Kamerabild eingeblen-
Die Zaun- und Mauereidechsen                          verzogen oder temporär abgebaut werden.         det. Probieren Sie es mit dem QR-Code (Abb.
Die Erneuerung der Stellwerke Köln West, Köln         Besonders die Montage der Querriegel bei        7) aus. Die kostenlose App kann über die App-
Süd und Hürth-Kalscheuren in ESTW-Technik             den Signalbrücken erfordert diese erhebli-      Stores bezogen werden.
betreffen aufgrund ihrer hohen räumlichen             chen Eingriffe in den betrieblichen Ablauf.
Ausprägung auch die Belange des Land-                 Sämtliche Arbeiten können nur gleisgebun-       Ohne Bauingenieure kein ESTW
schafts- und Artenschutzes. Diese unvermeid-          den erfolgen. Alleine dieser Umstand erfor-     In ESTW-Projekten stellen die PT 1-Planun-
baren und meistens nur bauzeitlichen Eingriffe        dert zahlreiche Teil- und Vollsperrungen auf    gen der zu erneuernden Stellwerke und an-

                                                                                                                                  EI | AUGUST 2019     27
Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing
PLANEN UND BAUEN

                                                                                                                                                                                           Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Vössing Ingenieurgesellschaft mbH /
                                                                                                                                                                                           Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten
                                               Abb. 8: Ansicht der Vreality-App (oben), QR-Code vom Projekt (li) Quelle: Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

                                               knoten werden die tangierenden Einzelpla-               tet und zu verantworten hat. Schlussendlich
                                               nungen immer umfangreicher und somit                    bleibt es in ESTW-Projekten eine entschei-
                                               auch zeit- und kostenbestimmend. Hierbei                dende Herausforderung, die unterschied-
                                               sind folgende technische Planungen hervor-              lichsten, hochqualifizierten Fachplanungen
                                               zuheben:                                                zu einer Gesamtplanung zu vereinen und
                                               ƒƒPlanung der Kabelführungssysteme und                  miteinander zu verzahnen, was nicht zuletzt

                                                                                                                                                                                           genehmigt von DVV Media Group, 2019
                                                 der Signalstandorte, insbesondere wenn Si­            durch das Mitwirken von engagierten Bauin-
                                                 gnalbrücken und Signalausleger erforderlich           genieurinnen und Bauingenieuren am Pro-
                                                 werden und deren Visualisierung die Kon-              jekt sichergestellt wird.                
                                                 fliktsituation verdeutlicht
                                               ƒƒBegleitende Fachplanungen zur Erlangung               QUELLEN
                                                 von Baurecht, wie z. B. die lärmtechnische            [1] Römisch-Germanisches Museum, Autor: Wagner, G.: Stellungnahme Stadt
                                                                                                       Köln zum Plangenehmigungsverfahren für das Vorhaben „ESTW Linke
                                                 Bewertung der Maßnahme, die umwelt- und               Rheinseite – 1. Baustufe“; Fachbeitrag Archäologische Bodendenkmalpflege/
zupassenden Randstellwerke eine komplexe         artenschutzrechtliche Betrachtung und die             Bodendenkmalschutz; 31.05.2017
und anspruchsvolle Gesamtplanung dar. Je         kampfmitteltechnische Betrachtung                     [2] Sester, C., DB AG; ESTW Linker Rhein Kampfmittelrisikoprüfung; 30.03.2017
                                                                                                       [3] Breuer, F.; Schalltechnische Untersuchung zum Projekt ESTW Linke
nachdem, in welcher örtlichen und betriebli-   ƒƒDie Zusammenfassung der unterschiedli-                Rheinseite – 1. BS; Bau von Kabelkanälen, Signalmasten, Signalauslegern
chen Lage sich die zu erneuernden Stellwer-      chen Planungen unter baubetrieblichen                 und Signalbrücken; Baubedingte Schallimmissionen (Baulärm) und
ke befinden, werden diese Planungen zu den       Gesichtspunkten in einer gemeinsamen Bau-             Bauerschütterungen; 02.12.2016
                                                                                                       *Hinweis zur Bildquelle Abb. 3: Nachdigitalisierung des Fort VIII „Prinz Heinrich
maßgebenden Kosten- und Terminfaktoren.          phasenplanung.                                        von Preußen“ (Römisch-Germanisches Museum Köln) in zeichnerischer
Im Falle des ESTW Linke Rheinseite – 1. BS     Aufgrund der hohen Anforderungen an diese               Darstellung für die Planung der Fa. Vössing Ingenieurgesellschaft mbH
sind neben den aufzulassenden Stellwerken      Einzelplanungen am Beispiel des ESTW Linke
Köln West, Köln Süd und Hürth-Kalscheuren      Rheinseite – 1. BS liegt der Fokus nicht mehr
zusätzlich neun Randstellwerke zu bepla-       nur auf der signaltechnischen Planung, son-
nen. Die stellwerkstechnischen Planungen       dern auch auf diesen Einzelplanungen, die
bleiben somit die größten Einzelplanungen.     im Ergebnis ihren maßgeblichen Anteil am
Aufgrund der gesetzlichen Änderungen im        Projekterfolg haben. Somit ist die Mitwirkung
Hinblick auf baurechtliche Grundlagen der      erfahrener Bauingenieurinnen oder Bauin-
vergangenen Jahre und der Zuschnitte der       genieure in ESTW-Projekten unverzichtbar,
zukünftigen ESTW-Maßnahmen am Bahn-            wenn man den Gesamtprojekterfolg betrach-

           Dipl.-Ing. (FH) Florian Bonn                     M. Eng. Ricarda Kiehl                                          M. Sc. Mirko Maddeé
           Projektleiter, Regionales                        Projektleiterin                                                Leiter der Abteilung Visualisierung /
           Projektmanagement Köln                           Vössing Ingenieurgesellschaft mbH,                             BIM-Koordinator Berlin
           DB Netz AG, Köln                                 Köln                                                           Vössing Ingenieurgesellschaft mbH,
           florian.bonn@deutschebahn.com                    ricarda.kiehl@voessing.de                                      Berlin
                                                                                                                           mirko.maddee@voessing.de

28    EI | AUGUST 2019
Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing Elektronisches Stellwerk Linke Rheinseite - 1. Baustufe - Vössing
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