Essen und Trinken bei Typ-2-Diabetes - Mit gesunder Ernährung und der richtigen Einstellung zu besseren Blutzuckerwerten
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Essen und Trinken bei Typ-2-Diabetes Mit gesunder Ernährung und der richtigen Einstellung zu besseren Blutzuckerwerten tes Patien abe te Di ns tt ervi Abbo ce So u nt d. e rs tŸ tz e n
FreeStyle Precision Neo. „Mein Diabetes Trend-Guide!“ Misst Blutzucker und Blutketone und symbolisiert Gefahrensituationen. Bedienung einfach per Fingertipp Trendpfeile warnen vor Unter- und Überzuckerungsgefahr Logbuch mit extra großem Speicher für Blutzucker- und Blutketone-Werte sowie für Insulindosen Insulinspritze Protokolllierung der Insulindosis pro Tageszeit für einen guten Überblick unter: Ideal für insulinierte n Sie sich eo.at Diabetiker Inform ie re pre cision-n yle- freest www. 2 Blutglukose und -Ketone Messsystem
Die Empfehlungen und Anregungen in dieser Broschüre orien- tieren sich an den gegenwärtigen Leitlinien der Österreichischen und Europäischen Diabetesgesellschaft zur Ernährung bei Diabetes sowie an Ansätzen der Motivationspsychologie und des Coachings. Literaturhinweise finden Sie im Anhang. Impressum Herausgeber: ABBOTT, Abbott Diabetes Care, Perfektastr. 84A, 1230 Wien, Österreich www.Abbott-Diabetes-Care.at Konzept/Text: Dipl. Oec.-troph., Amely Brückner, Hamburg, Deutschland 3
Geleitworte Ao. Univ. Prof. Dr. Bernhard Ludvik Vizepräsident und President-elect der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Leiter des Ausschusses Ernährung Liebe Patientin, lieber Patient! Wie Sie vermutlich aus eigener Erfahrung wissen, spielt die richtige Ernährung neben der körperlichen Aktivität eine besonders wichtige Rolle in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2. Ernährungs- empfehlungen ändern sich jedoch mitunter und zudem fühlen sich viele berufen, ihre mitunter nicht wirklich fundierten Empfehlungen kundzutun. Hierbei kann aber oft mehr Schaden als Nutzen ange- richtet werden. Die europäischen und somit auch die Österreichische Diabetes- gesellschaft haben nun die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die ideale Zusammensetzung der Ernährung bei Diabetes mellitus untersucht und in Form von Leitlinien zusammengestellt. Dieser Ratgeber dient nun der allgemein verständlichen Übersetzung die- ser Erkenntnisse in die tägliche Praxis. Er soll Ihnen in anschau- licher Weise vermitteln, wie Sie durch eine gesunde Ernährung Ihre Blutzuckereinstellung verbessern können. Zudem kann es Ihnen gelingen, auch das mitunter erhöhte Körpergewicht zu vermindern und gegebenenfalls erhöhte Blutfettwerte zu senken. Ich bin sicher, dass dieser Ratgeber eine gute Hilfe bei der Behandlung des Diabetes darstellt und wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg. 4
Michaela Wallisch Leiterin vom Arbeitskreis Ernährung & Diabetes vom Verband der Diaetologen Österreichs „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ – ein alter aber auch weiser Spruch. Für jeden von uns bedeutet Essen und Trinken Genuss und Lebensfreude und für manche das größte Lebenselexier. Und genau diese Freude und den täglichen Genuss sollen Sie sich auch bewahren. Im Hinblick auf die Erkrankung Diabetes, kommt der täglichen Ernährung noch eine zusätzliche Bedeutung hinzu – Essen und Trinken (neben der Bewegung) stellt eine der wichtigsten Therapie säulen dar. Mit nur wenigen Umstellungen in der Gestaltung der täglichen Mahlzeiten erreichen Sie therapeutische Wirkung und können Ihren Diabetes selbst behandeln, um so Ihr eigener Diabetes therapeut zu werden. Gerade was die Ernährung bei Diabetes betrifft, erscheinen in den Medien und Zeitschriften oft Falschmeinungen und widersprüchliche Botschaften, wie Grapefruitsaft würde den Blut zucker senken – die gerade Menschen mit Diabetes verunsichern und veranlassen diesen falschen Empfehlungen nachzugehen. Besonders tragisch ist dies dann, wenn diese vielleicht sogar gutgemeinten, aber aus Unwissenheit weitergegebenen falschen Ernährungsempfehlungen zu Blutzuckerschwankungen und über mäßigem -anstieg führen. So bietet Ihnen dieser Ratgeber viel Wissenswertes (das auf neue sten europäischen und österreichischen Leitlinien beruht) rund um die Ernährung & Diabetes und zahlreiche praktische Tricks und hilfreiche Anregungen für die Umsetzung im Alltag. Auch Ihr/e persönliche Diaetologe/-in unterstützt Sie auf dem Weg, um Schritt für Schritt, dem eigenen Körper das Beste hinsichtlich Diabetes zu bieten. Nehmen Sie den Diabetes mit in jede Mahlzeit und wagen Sie sich über Neues – spüren Sie wie gut Ihrem Körper (und der Seele) das optimale und schmackhafte Essen tut. Für Ihre persönlichen Vorhaben und Ziele wünsche ich Ihnen im Namen des Verbandes der Diaetologen Österreichs viel Erfolg! 5
Brigitte Schlatzer Verband Österreichischer Diabetesberater/-innen Arbeitskreis Ernährungsleitlinien Schon in den 20er-Jahren sah der berühmte amerikanische Arzt Dr. Joslin die Schulung der Patienten als Grundlage jeder Diabetestherapie. Einen wichtigen Bestandteil dieser Schulung umfasst das Thema Ernährung. In Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. Toeller wurden die wissen- schaftlich fundierten europäischen Ernährungsleitlinien bei Diabetes für Österreich überarbeitet. Diese bilden die Grundlage für die Patientenbroschüre. Das Thema Ernährung ist meistens mit Emotionen verbunden, denn Essen und Trinken bedeutet vor allem Freude und Genuss. Für Sie als Diabetiker/-in ist es auch ein wichtiger Baustein in der Diabeteseinstel- lung – die zahlreichen Tipps sollen für Ihren Alltag eine Hilfe sein. Im Namen des Verbandes Österreichischer Diabetesberater/-innen wünsche ich Ihnen bei der praktischen Umsetzung gutes Gelingen. 6
Vorwort Sie haben Diabetes. Oft wird die Erkrankung erst 10 bis 15 Jahre nach ihrem Auftreten entdeckt, da diese Stoffwechselentglei- sung keinerlei Beschwerden hervorruft, bis Folgeerkrankun- gen auftreten. In der Schulung erfahren Sie, welche Maßnah- men Sie selbst ergreifen können, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Da Essen und Trinken den Blutzucker unmittelbar beein- flussen, gehören die Überprüfung des eigenen Ernährungsverhaltens und eine Ernährungstherapie zu den ersten Maßnahmen der Diabetesbehandlung. Wer gut informiert ist, kann aktiv seine Ernährung so gestalten, dass sich das Gewicht und die Blutzuckerwerte normalisieren. Die regel- mäßige Blutzuckermessung unterstützt Sie auf dem Weg zu einer diabetesgerechten Ernährung, denn der angezeigte Blutzuckerwert gibt Ihnen unmittelbar Rückmeldung, wie Essen oder Trinken den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Ein positives Ergebnis – also ein normnaher Blutzuckerwert – spornt dazu an, auf die richtige Auswahl und Zubereitung geeigneter Lebensmittel zu achten. Mit dieser Broschüre halten Sie einen Ernährungsleitfaden in den Händen, der Sie über die aktuellen Empfehlungen zu Essen und Trinken bei Diabetes informiert. Trotz des Wissens und des guten Willens, die Ernährung diabetesge- recht umzustellen, fällt es vielen Betroffenen schwer, dies langfristig zu tun. Der „innere Schweinehund“ hält uns von der Gemüsetheke fern und weckt immer wieder die Lust auf Wurst und Schokolade. Diese Broschüre gibt Ihnen Tipps und Tricks, wie Sie solche „Stolpersteine“ erkennen und aus dem Weg räumen. Sie hat außerdem verschiedene Motivationshilfen parat, damit Sie Ihre Behandlungsziele leichter errei- chen und günstige Verhaltensweisen in Ihren Alltag integrieren. Nicht zu vergessen: Eine diabetesgerechte Ernährungsumstellung wird nur gelingen, wenn Sie die Mahlzeiten noch genießen können und dem Essen die Aufmerksamkeit schenken, die es verdient. In Verbindung mit mehr Bewegung und der richtigen (Blutzucker-) Einstellung sorgen Sie (ganz von) selbst für mehr Lebensfreude. 7
Inhalt Die Behandlung des Diabetes: Mit der Ernährung fängt es an! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Welche Werte sind wichtig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Hauptenergielieferant Kohlenhydrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Alles Glyx-Sache oder was?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Zucker, Süßstoff & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Kohlenhydratplanung leicht gemacht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Broteinheiten und Kohlenhydratportion für die Mahlzeiten. . . . . . . . . . . . 19 So kriegen Sie Ihr Fett weg!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Schlechte Fette – gute Fette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Eiweiß – klein aber „oho“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Eiweiß und Fett – einer kommt selten allein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Vitamine und Mineralstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Trinken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Vorsicht Unterzuckerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Getränkeampel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Zehn Tipps für eine gesunde Ernährung bei Diabetes . . . . . . . . . . 26 Vom Wissen zum Tun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Ein Motivationsratgeber für eine langfristig erfolgreiche Ernährungsumstellung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Den „inneren Schweinehund“ austricksen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Starke Ziele setzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Mit dem „inneren Schweinehund“ ins Gespräch kommen. . . . . . . . . . . . 31 „Stolpersteine“ erkennen und aus dem Weg räumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 10 Umsetzungstipps – um Ihrem „inneren Schweinehund“ Stärke zu zeigen. . . . . . . . . . . . . . . . 36 Links. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Wichtige Adressen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 9
Die Behandlung des Diabetes: Mit der Ernährung fängt es an! Egal ob Sie blutzuckersenkende Medikamente einnehmen oder Insulin spritzen, die Umstellung auf eine geeignete Ernährung, die eine normnahe Einstellung der Blutzuckerwerte unterstützt, ist eine wesentliche Säule der Diabetesbehandlung. Gerade bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ist oft das Gewicht erhöht. Kleinere Mengen vom Richtigen zu essen und zu trinken gepaart mit regelmäßiger körper- licher Bewegung bringt Sie der gewünschten Gewichtsabnahme näher. Damit ist ein wichtiger Schritt zu langfristig besseren Blutzuckerwerten getan. Je näher Sie dem Wunschgewicht kom- men, desto deutlicher verringern sich auch Ihre Blutfette, Cholesterinwerte und der Blutdruck, die jeder für sich, ebenso wie Diabetes, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf- Erkrankungen sind. 10
Mit einer gesunden Ernährung, die zu guten Blutzuckerwerten führt, lassen sich auch gefürchtete Blutgefäßschäden und Nervenschädigun gen aufhalten oder verhindern. Vor allem am Herz, den Füßen (großen Gefäßen) und Augen/Gehirn/Nieren (kleinen Gefäßen) und Darm und Füßen (Nerven) können bei dauerhaft schlechter Stoffwechseleinstel lung Komplikationen auftreten. Neue Erkenntnisse zeigen zudem, dass insbesondere übergewichtige Menschen mit Diabetes wesentlich häufiger an Gedächtniseinschränkungen und Alzheimer leiden. Betroffene, die mäßig erhöhte Blutzuckerwerte aufweisen und keine Medikamente nehmen, haben es allein mit einer gesunden Ernährung und viel Bewegung in der Hand, ihren Diabetes in den Griff zu bekom- men. Bei gleichzeitig zu hohem Gewicht/zu großem Bauchumfang ist die Wirkung von Insulin im Körper abgeschwächt. Oft führt schon die alleinige Gewichtsabnahme zu einer verbesserten Insulinempfindlich keit und einem ausgeglichenen Blutzuckerspiegel. Wer Tabletten einnimmt oder Insulin spritzt, muss die Ernährung auf den Wirkmechanismus des entsprechenden Medikamentes abstim- men. Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Diaetologin, wie das jeweilige Medikament wirkt. Je nach Therapie können Sie Ihre Mahlzeiten mehr oder weniger frei planen. Ernährungsziele bei Diabetes • Normnahe Blutzuckerwerte • Vermeidung von Blutzuckerspitzen nach dem Essen • Normalisierung des Körpergewichts bei Übergewicht • Vermeidung von Unterzuckerungen • Vermeidung von Spätschäden • Steigerung des Wohlbefindens und der Gesundheit 11
Welche Werte sind wichtig? Zu Beginn einer Ernährungsumstellung werden Sie sich selbst Ziele setzen oder gemeinsam mit Ihrem/Ihrer Arzt/Diaetologin festlegen. Vielleicht möchten Sie • schlanker aussehen, • den Gürtel enger schnallen oder • beim Sport mehr Puste haben Wissenschaftlich gesehen gibt es ver- schiedene Richtgrößen zur Bewertung des Gewichtes, der Fettverteilung im Körper und des Blutzuckers. Blutzuckerspiegel in Selbstkontrolle Nüchtern, vor dem Frühstück: bis 100 (110) mg/dl 1 – 2 Std. nach der Mahlzeit: bis 160 (140) mg/dl Vor dem Schlafengehen (bei Insulinbehandlung): 110 bis 140 mg/dl HbA1c – das Blutzucker-Langzeitgedächtnis: kleiner/gleich 6,5% (sollte vom Arzt alle drei Monate kontrolliert werden) Das mehrmals tägliche Blutzucker messen ermöglicht Ihnen nicht nur eine reine Kontrolle Ihrer Blutzuckerwerte. Sie können jederzeit und unmittelbar nachvollziehen, welchen Einfluss Essen und Trinken oder Bewegung auf den Blutzuckerspiegel haben. Ihr Messgerät kann Sie motivieren, eigenverantwort- lich den Behandlungszielen näher zu kommen. 12
Gewichtsbeurteilung nach dem Body-Mass-Index (BMI) Der Body-Mass-Index wird berechnet aus dem Quotienten von Körpergewicht und Körperlänge: 1. Berechnung des BMI Körpergewicht (kg) BMI = Größe (m) x Größe (m) Ein Beispiel: Angenommen Sie sind 72 kg schwer, und 1,62 m groß. Ihr BMI errechnet sich so: 72 kg = 27,4 kg/m2 1,62 m x 1,62 m 2. Bewertung des BMI Normalgewicht: 18,5 – 24,9 kg/m2 Leichtes Übergewicht: 25,0 – 29,8 kg/m2 Adipositas (Fettleibigkeit): ≥ 30 kg/m2 (nach WHO 2000) Apfel- oder Birnen-Typ? Neu ist für viele der so genannte Taillenumfang. Durch ihn wird seit einigen Jahren das gesund- heitliche Risiko für Stoffwechselstörungen zu- sätzlich bewertet. Zeigt sich das Fett eher an Taille und Bauch, spricht man vom „Apfeltyp“, verteilt es sich mehr auf Hüfte, Po und Ober- schenkel, was bei Frauen verbreiteter ist, spricht man vom „Birnentyp“. Bei mäßigem Übergewicht sind Menschen mit der männertypischen, kugelbäuchigen Apfelform eher einer gesundheitlichen Belastung ausgesetzt als Menschen vom Birnentyp. 13
Taillenumfang Erhöhtes Risiko deutlich erhöhtes Risiko Frauen: > 80 cm > 88 cm Männer: > 94 cm > 102 cm (nach WHO 2000) Übergewichtige Menschen mit Diabetes leben mit einem erhöhten Risiko für verschiedene gesundheitliche Komplikationen. Gerade für sie lohnt sich die Umstellung der Ernährung mit dem Ziel der langsam und dauerhaften Gewichtsabnahme. Schon kleine Veränderungen in der Lebensmittelauswahl können einen positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und auf die Blutfettwerte haben. Einige Grundsätze des Ernährungswissens helfen Ihnen, die richtige Lebensmittelwahl, für gesündere Mahlzeiten zu treffen. Die Energielieferanten unserer Nahrung Entscheidend ist, dass Sie Ihren Körper ausreichend mit allem ver sorgen, was er benötigt. Beim Essen nehmen wir vor allem drei Energielieferanten zu uns: Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Auch Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Wasser sind für sämt- liche Funktionen im Körper täglich notwendig. Empfohlene Energiemenge Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate/Tag Eiweißbedarf: 10 – 20% Kohlenhydrate: 45 – 60% Fettbedarf: 30 – 35% 14
Hauptenergielieferant: Kohlenhydrate Der „Treibstoff“ Kohlenhydrate sorgt dafür, dass wir uns bewegen können und dass unser Gehirn fehlerlos funktioniert. Kohlenhydrate stecken vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln. In der Allgemein bevölkerung liegt die Kohlenhydrataufnahme bei etwa 45% und ist dabei wenig ballaststoffreich. Ballaststoffe stellen den unverdaulichen Anteil der Kohlenhydrate in der Nahrung dar. Ballaststoffreiche Lebensmittel sättigen zudem gut, weil sie den Magen füllen. Außerdem verhindern sie einen raschen Blutzuckeranstieg und damit starke Blutzuckerschwankungen, weil hier die Kohlenhydrate nur langsam freigesetzt werden. Erfolge einer ballaststoffreichen Ernährung können durch günstige Blutzuckerwerte nach dem Essen und eventuell niedrigere HbA1c-Werte sichtbar werden. Ein weiterer Vorteil: Gemüse und Obst liefern dem Körper lebenswichtige Vitamine und Mineralstoffe. Faserreiche, ballaststoffhaltige Kohlen hydrate, die in Gemüse, (Vollkorn-) Getreideprodukten, Hülsen früchten und Obst ent- halten sind und eine positive Wirkung auf Blutzucker und Blutfett haben, sollten bevorzugt werden. 15
In vielen verarbeiteten Produkten wie z. B. weißem Mehl und zuckerhaltigen Lebensmitteln sind nur wenig Ballaststoffe enthalten. Alles Glyx-Sache oder was? Ernährungsexperten empfehlen zur Vermeidung von Blut zucker spitzen nach den Mahlzeiten Lebensmittel, die einen niedrigen Gly kämischen Index (= Glyx) aufweisen. Glykämischer Index beschreibt das Maß des Blutzuckeranstieges nach dem Essen eines kohlen hydrathaltigen Lebensmittels, also „wie leicht verdaulich“ ein Lebens mittel ist. Die blutzuckersteigernde Wirkung eines Lebensmittels wird von verschiedenen Faktoren (Verarbeitung u. Zubereitung eines Lebensmittels oder einer Speise, Reifegrad,…) bestimmt. Vor allem ist er aber auch abhängig vom Ballaststoffgehalt des Lebensmittels und der Mahlzeiten. Produkte mit vielen Ballaststoffen haben im Allgemeinen auch einen niedrigen glykämischen Index. So ist z. B. der GI von Vollkornbrot (mit vielen Ballaststoffen) viel niedriger als der von Weißbrot, das nur wenig Ballaststoffe enthält und dessen Kohlen hydrate wie besprochen den Blutzucker rasch ansteigen lassen. Tauschen Sie doch mal aus… Hoher GI Niedriger GI (bevorzugt verwenden) Vollkornbrot/Roggenbrot mit Weißbrot, Semmel Sauerteigzubereitung Erdäpfelpüree Erdäpfelsalat mit Essig-Marinade Rundkornreis, Risottoreis Langkornreis, Wildreis Apfelmus (Obstkonserven) Frischer Apfel 16
Zucker, Süßstoff & Co Zucker beim Hypo! Da Traubenzucker, Rohr- und Rübenzucker sowie Zucker in Getränken schnell in die Blutbahn übergeht, eignen sie sich sehr gut zur Behandlung von Unterzuckerungen. 2 Blättchen Trauben zucker oder ein Glas gesüßte Limonade oder Fruchtsaft wirken einer Unterzuckerung schnell entgegen. Tipp: Haushaltszucker erlaubt – mit kleinen Regeln • in kleinen Mengen (max. 3 – 5 Esslöffel) • „Verpackt“ in Lebensmittel wie fettarmen Kuchen oder Süßspeisen. So steigt der Blutzucker auch nicht so rasch an. • Zucker nicht „pur“ oder in Getränken verzehren (außer beim Unterzucker) Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbit) und Fruchtzucker sind zwar we-niger blutzuckerwirksam, enthalten aber die gleiche Kalorien menge wie Zucker, sind damit zum Abnehmen eher ungeeignet. Künstliche Süßstoffe (in Tabletten-, Streu- oder flüssiger Form) sind kalorienfrei und haben einen wesentlich stärkeren Süßungseffekt als Haushalts-zucker. Sie sind eine gute Alternative zum Süßen von Getränken, Kompott, Pudding und Topfencreme. 17
Kohlenhydratplanung leicht gemacht Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes, ob ohne oder mit blutzucker senkenden Tabletten, können ihre Blutzuckerwerte schon dadurch deutlich verbessern, dass sie kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit möglichst vielen Ballaststoffen verzehren, die in wenig verarbeiteten Gemüsesorten oder Getreideprodukten enthalten sind. Frühstück: Austauschen: Corn Flakes mit Vollmilch Besser: Vollkorn-Müsli mit frischem Obst und fettreduzierter Milch Mittagessen: Austauschen: Pommes frites mit Wurst und Besser: Butterkarfiol Salzkartoffeln mit Topfen und Salatbeilage mit Vinaigrette AbendESSEN: Austauschen: Weißbrot mit Salami Besser: Roggenvollkornbrot mit geräucherter Putenbrust mit Tomaten, Radieschen... 18
Um Blutzuckerspitzen nach einer vollen Mahlzeit zu vermeiden, ist nicht nur der Verzehr von ballaststoffhaltigen Lebensmitteln emp- fehlenswert, sondern auch eine Verteilung der Kohlenhydrate über den Tag. Dies sollte vor allem bei der Einnahme bestimmter blut- zuckersenkender Tabletten (z. B. Gliniden und Sulfonylharnstoffen) be-rücksichtigt werden, da es bei längerer Zeit ohne Kohlenhydrat zufuhr zu Unterzuckerungen kommen kann. Spritzen Sie Insulin, müssen die Kohlenhydratmengen mit der blutzuckersenkenden Wirkung des Insulins in Einklang stehen. Je nachdem, welches Insulin Sie nutzen beziehungsweise welche Insulinbehandlung Sie mit Ihrem Arzt vereinbart haben, müssen Sie die Kohlenhydratmengen mehr oder weniger genau planen. Bei der Insulintherapie geht der Trend hin zur „intensivierten Insulintherapie“, bei der Sie die Insulindosis den geplanten Kohlenhydratmengen anpassem. Tipp: Wenn Sie genau wissen wollen, ob Sie die richtige Kohlenhydrat- menge berechnet bzw. abgeschätzt haben, sollte Ihr Blutzuckerspiegel ca. zwei Stunden nach der Mahlzeit in Ihrem persönlichen Zielbereich liegen. Broteinheiten (BE) und Kohlenhydratportion für die Mahlzeiten Werden Sie neu auf Insulintherapie eingestellt, so sind Kohlenhydrat- (Austausch-) Tabellen ein geeignetes Hilfsmittel, um den Anteil an blutzuckerwirksamen Kohlenhydraten im Lebensmittel abzuschätzen. Bei der Insulintherapie produziert die Bauchspeicheldrüse nur noch minimale Insulinmengen. Bei der Einstellung der Insulinmenge wird der Bedarf an kurzwirksamen Insulin auf eine gewisse Kohlenhydrat menge (= Broteinheitenmenge) eingestellt. Insulin senkt und Kohlen hydrate steigern den Blutzucker. Beides muss zusammenspielen, um einen idealen Blutzucker zu haben. Planen Sie mit Ihrer Diaetologin die Broteinheitenmenge (Kohlenhydratportion) für die Mahlzeiten. So können Sie von Beginn an die Schwankungen im Blutzucker bedingt durch die Ernährung vermeiden! Tipp: Im Anhang finden Sie eine herausnehmbare KH-Portionen-Tabelle, mit der Sie üben können, verschiedene, kohlenhydrathaltige Lebens mittel mit gleicher KH-Portion gegeneinander auszutauschen. Nach einer Weile klappt das Abschätzen auch ohne Tabelle. Versuchen Sie es einfach mal! 19
So kriegen Sie Ihr Fett weg! Gehen Sie sparsamer mit Fett um und wählen Sie die richtigen Fette aus. Der Durchschnittsösterreicher nimmt deutlich zuviel Fett zu sich, vor allem der Anteil an gesättigten Fettsäuren (enthalten in fettem Fleisch, fetter Wurst, fettem Käse, Butter, fetten Milchprodukten fetten Mehlspeisen/Süßigkeiten etc.) ist zu hoch. Fett einzusparen kann gelingen, in dem man fettreiche Lebens mittel gegen fettärmere Varianten austauscht: Portionsgröße Lebensmittel Fettgehalt Lebensmittel Fettgehalt Eine (150 g) Bratwurst 43 g Æ Brathähnchen ohne Haut 14 g 1 Portion (150 g) Pommes frites 22 g Æ Petersilerdäpfel 4g 2 Scheiben (30 g) Salami 10 g Æ Putenbrust 1g 1 Stück (120 g) Sahnetorte 25 g Æ Topfen-Obst-Strudel (Strudelteig) 5g Ein (150 g) Sahnejoghurt 15 g Æ Fettarmer Joghurt 2g 1 Portion (200 g) Tiefkühl-Rahmgemüse 13 g Æ Tiefkühl-Gemüse „natur“ 1g Fett enthält eine geballte Ladung Energie. Je fettärmer die Nahrung ist, umso weniger Kalorien nehmen wir bei gleicher Menge zu uns. Besonders dann, wenn Sie das Ziel von weniger Gewicht verfolgen, bietet das Ersetzen von fetten Speisen durch magere eine gute Unterstützung. Schlechte Fette – gute Fette Vielen Lebensmitteln, vor allem denen tierischer Herkunft, sieht man gar nicht an, dass sie viel Fett enthalten. Etwa zwei Drittel des täglichen Nahrungsfetts stecken in „ver- steckten“ Fetten, z. B. in Käse, Fleisch-/Wurstwaren oder fettsüßen (Eis, Schokolade) bzw. fettsalzigen Leckereien (Kartoffelchips), die noch zum Großteil aus ungünstigen, 20
gesättigten Fettsäuren bestehen, die den Cholesterin spiegel im Blut stark ansteigen lassen und ungünstig auf unsere Blutgefäße wirken. Hier lohnt es, die „versteckten“ Fette zu meiden und durch fettarme Varianten zu erset- zen. In den versteckten Fetten verbergen sich neben den gesättigten Fettsäuren häufig auch noch sogenannte Transfettsäuren, die ebenfalls eine ungünstige Wirkung auf die Blutgefäße haben. Diese Transfettsäuren finden sich vor allem in Produkten, die „gehärtete“ Fette enthalten. Das sind insbesondere frittierte Produkte, fettes Gebäck wie Croissants, Kartoffelchips und ähnliches. Beachten Sie auf der Zutatenliste den Hinweis „pflanzliche Fette, z. T. gehärtet“. Er bedeutet, dass das Produkt Transfettsäuren enthält. Neben den „schlechten“ Fetten, bei denen das Einsparen nötig ist, gibt es aber auch „gute“ Fette, die für die Gesund heit nützlich sind. Dies sind ungesättigte Fettsäuren, die sich vor allem in pflanzlichen Ölen, Nüssen sowie in fettreichen Kaltwasserfischen (Hering, Lachs) finden. Sie senken den Cholesteringehalt des Blutes und haben noch weitere wichtige Schutzwirkungen für Herz- und Kreislauf. Besonders empfohlen werden auch die Fette im Olivenöl und Rapsöl. Wichtig ist, gezielt bei den ungünstigen Fetten zu sparen und auf die guten nicht zu verzichten. Das heißt, es ist nicht unbedingt empfehlenswert, den Salat mit Magerjoghurt anzumachen und dazu eine Currywurst mit Pommes zu essen. Besser wäre es, wenn stattdessen der Salat mit Rapsöl „dressiert“ und dazu in Olivenöl gedünsteter Fisch mit Salzkartoffeln auf den Tisch kämen. Das Ergebnis: gute Fette mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (im Öl und Fisch), weniger Kalorien und viel Lob für den Mut, etwas Neues, Gesundes und Schmackhaftes zu kochen. 21
Eiweiß – klein, aber „oho“ Dieser Energielieferant macht im Vergleich zu Kohlenhydraten und Fett den kleinsten Anteil in unserer Nahrung aus. Zwischen 10 und 20 % der täglichen Nahrungsenergie aus Eiweiß (oder wissenschaft- lich: Protein) werden empfohlen. Mehr Eiweiß sollten Menschen mit Diabetes allerdings nicht zu sich nehmen, da zu viel Eiweiß die Nieren belastet und langfristig schädigen kann. Das Risiko dafür ist umso höher, wenn neben dem Diabetes auch noch Bluthochdruck festge- stellt wurde. Eiweiß und Fett – einer kommt selten allein Beide Hauptnährstoffe gibt es häufig im „Doppelpack“, wenn sie tierischen Ursprungs sind. Das Hühnerei beispielsweise enthält rund 6,5 Gramm Eiweiß und fast ebenso viel Fett. Fleisch, Wurstwaren und Käse bestehen immer aus Eiweiß, verzeichnen aber dazu einen mehr oder weniger hohen Fettanteil. Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen) in Kombination mit Getreideprodukten (z. B. Linsen mit Knödel) sind hervorragende Eiweißlieferanten und eine köstliche Alternative zu Fleischgerichten. Nicht jeden Tag Fleisch. Fleisch nicht als Hauptbestandteil der Mahlzeit, sondern eher als Beilage. Magere Sorten wählen. Dafür lieber 2–3 x pro Woche (Meeres-)Fisch. Schinken und Käse dünn geschnitten. Das Brot (aus vollem Korn) dafür dicker schneiden. Statt mit Wurst und Käse auch mal das Brot mit Salat, Gurke oder Tomate belegen. Topfen, Joghurt und Milch in fettarmen Varianten verwenden. 1/4–1/2 l mageres Milchprodukt ist eine gute und ausreichende Kalziumquelle. Hülsenfrüchte werden sogar 4 x pro Woche empfohlen. Besonders die asiatische, orientalische aber auch unsere heimische Küche bietet schmackhafte Gerichte, die den Blutzucker nur langsam ansteigen lassen. (z. B. steirischer Käferbohnensalat). Auch Getreidevollkornprodukte und Kartoffeln liefern wertvolles Eiweiß. Max. 3 Eier pro Woche verzehren. 22
Vitamine und Mineralstoffe Wenn Sie den praktischen Empfehlungen für eine diabetesgerechte Ernährung folgen, nehmen Sie im Allgemeinen genügend Vitamine und Mineralstoffe auf. Besonders pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, (Vollkorn-) Getreideprodukte, Nüsse, aber auch kaltgepresste Öle und Fisch enthalten nennenswerte Anteile dieser lebenswichtigen Stoffe, die an vielen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt sind. Würzig statt salzig Empfehlenswert ist ein sparsamer Umgang mit Kochsalz. Für Men schen mit Diabetes werden ebenso wie für die Allgemeinbevölkerung insgesamt weniger als 6 Gramm Salz pro Tag empfohlen. Das ent- spricht etwas mehr als einem Kaffeelöffel Salz. In dieser Menge ist auch das „versteckte“, das heißt auch das in den Lebensmitteln und zubereiteten Speisen verarbeitete Salz enthalten. Salzreiche Lebens mittel sind vor allem: geräucherte, gesalzene, in Essig eingelegte oder in Dosen konservierte Lebensmittel, Fertigprodukte wie Soßen- oder Suppenpulver, Dressings und industriell hergestellte Fertiggerichte. Zuviel Salzverzehr kann für Wassereinlagerungen im Körper und einen hohen Blutdruck verantwortlich sein. Kräuter und Gewürze sind eine gute Alternative, die vielseitigen Geschmack auf den Tisch bringen. Trinken Mindestens zwei Liter Flüssigkeit sollten wir täglich trinken. Optimale Durstlöscher sind Leitungswasser, Mineralwasser (enthalten wich- tige Mineralstoffe) sowie ungesüßte Früchte- und Kräutertees (kein Koffein). Genießen Sie Kaffee und schwarzen oder grünen Tee in Maßen. 23
Kaffee und Tee enthalten nennenswerte Mengen an Koffein und wirken stark anregend. Darüber hinaus ist der Tee dem Kaffee insofern vorzuziehen, als dass die im Tee befindlichen krebsvorbeugenden Substanzen in unserem Körper eine schützende Wirkung auf die Zellen ausüben. Fazit: Trinken Sie lieber mehr Kräuter- und Früchtetee als Kaffee. Alkohol Ein Gläschen Wein bedeutet für viele Menschen Genuss. Gerade in Gesellschaft möchte man mit Freunden oder Familie mal „anstoßen“. Experten halten Alkohol bei Diabetes für akzeptabel, wenn wirklich nur geringe Mengen getrunken werden: • Für Frauen höchstens 1 Glas Wein oder 1/2 Flasche Bier (0,25 l) am Tag. • Für Männer höchstens 2 Gläser Wein oder 1 Flasche Bier am Tag. • Bei Wein und Sekt sind die trockenen Varianten empfehlenswert. Vorsicht Unterzuckerung Da Alkohol über die Leber abgebaut wird, werden damit ande- re Prozesse in der Leber blockiert. Deshalb kann während des Alkoholabbaus kein in der Leber gespeicherter Zucker in das Blut abgegeben werden. Gerade nachts, wenn nichts mehr gegessen wird, aber vorher Alkohol getrunken wurde, kann der Zuckerspiegel im Blut deutlich absinken. Die Gefahr ist umso größer, wenn vorher Sport gemacht oder getanzt wurde. Tipp: Unbedingt zum Alkohol ein bis zwei blutzuckerwirksame Kohlen hydratportionen essen, die langsam verdaut werden, z. B. 1 Stück Brot mit einem Blatt Käse. 24
Die Getränkeampel Cola, Limonaden zu viel Zucker, evtl. Koffein (bei Cola) Fruchtsaftgetränke, zu viel Zucker, Fruchtnektar geringer Fruchtgehalt Fruchtsaft 100 % Fruchtgehalt, Blutzuckerwirksamkeit beachten Gemüsesäfte 100 % Gemüse, aber ggf. noch Zusätze z. B. Salz oder Zucker Kaffee, schwarzer Tee ungesüßt keine Kalorien, aber enthält Koffein. Als Genussmittel gut geeignet Milch – ist eigent- Milch wertvoller Kalziumlieferant, lich kein Getränk, sondern gilt eher aber kalorienreich und eiweißreich als „flüssiges eventuell als Zwischenmahlzeit Lebensmittel“. Zum Durstlöschen geeignet (1/2 l fettarmes Produkt) sollte Milch nicht getrunken werden. Alkohol nur in Maßen, kein Durstlöscher, enthält viele Kalorien und Zucker (z. B. Liköre). Alkoholgehalt be- achten, Hypogefahr! Leitungswasser kalorienfrei Mineralwasser kalorienfrei, Mineralstoffe Früchtetee kalorienfrei, guter Durstlöscher, heiß oder kalt, schmackhaft Kräutertee kalorienfrei, sehr schmackhaft, große Vielfalt 25
Zehn Tipps für eine gesunde Ernährung bei Diabetes 1. Reichlich Obst und Gemüse: Täglich mindestens fünf Portionen (je eine Handvoll) liefern viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. 2. Täglich Vollkornprodukte, z. B. als Brot oder Müsli, versorgen uns mit reichlich Ballast- und Mineralstoffen. 3. „Gute“ Öle verwenden, z. B. Raps- oder Olivenöl für Salate, aber auch zum Kochen. 4. Weniger versteckte Fette: Magere Fleisch-, Wurst- und Milch- produkte bevorzugen. Weniger fettsüße und fettsalzige Produkte wie Schokolade, Gebäck, Chips etc. 5. Mindestens zwei bis dreimal pro Woche frischen (Meeres-)Fisch auf den Tisch. 6. Viel trinken, Leitungswasser, Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees, sehr stark verdünnte Fruchtsäfte, Light-Limonaden. 7. Wenig Kochsalz, lieber mit Kräutern und Gewürzen abschmecken. 8. Haushaltszucker ist in geringen Mengen und in verpackter Form (z. B. 3 kleine Haferkekse oder 1 kleines Stück Topfen strudel mit Strudelteig) erlaubt. 9. Diabetikerprodukte sind nicht notwendig, aber z. B. bieten fettarme, zuckerfreie Diätfrüchtejoghurts oder zuckerreduzierte Marmeladen Vorteile 10. Alkohol in kleinen Maßen genießen (Unterzuckerungsrisiko beachten!). 26
Vom Wissen zum Tun 27
Ein Motivations(rat)geber für eine langfristig erfolgreiche Ernährungsumstellung Informationen über die richtige Ernährung bei Diabetes reichen für viele nicht aus, um den eigenen Essensstil zu verändern. Dennoch sind sie eine wichtige Voraussetzung, um die geeigneten Lebensmittel in der richtigen Menge und im Einklang mit der Diabetestherapie aus- wählen zu können. Warum ist es so schwierig, unser Wissen in die Tat umzusetzen? Und zwar so dauerhaft, dass positive Effekte sichtbar werden, die uns zum Weitermachen motivieren? Ganz offensichtlich haben wir verstanden, dass Weißbrot mit einer Scheibe Wurst sich ungünstig auf den Blutzucker auswirkt und überdies versteckte Fette enthält, die für die Blutfette nicht gut sind. Wie schaffen wir es, die Finger davon zu lassen und stattdessen ein leckeres Vollkornbrot mit magerem Käse und Salat oder Gurkenscheiben zu essen? Wie schütteln wir langfristig alte Verhaltensmuster ab, die zwar bequem sind, aber uns und unserem Körper schaden? Die Umstellung auf eine Ernährung, die positiv auf den Blutzucker wirkt, das Gewicht wieder ins Lot bringt und Folgeerkrankungen vermeiden hilft, ist ein Unterfangen, dass sich nicht nebenbei erle- digt. Der Austausch von ungünstigen gegen günstige Lebensmittel ist ein sehr bewusster Vorgang, der erlernt, erprobt und eingeübt werden muss. Darüber hinaus muss sich der Gaumen an einen neuen Geschmack gewöhnen. All dies erfordert die Bereitschaft, lieb gewonnene Gewohnheiten abzulegen. Es erfordert Geduld, um über eine mühevolle Anfangsphase zum Erfolg zu kommen. Und es erfor- dert Respekt und Verantwortung für sich selbst. Um eine solche Anstrengung auf sich zu nehmen, muss für die meis- ten Menschen die Notwendigkeit zur Veränderung sehr groß, das Ziel attraktiv und die persönliche Einschätzung des zu erwartenden Erfolgs positiv sein. 28
Der risikobewusste Geschäftsmann Herr Rose, 60, erfolgreicher Geschäftsmann, lebt seit mehr als 10 Jahren mit der Diagnose Diabetes. Dennoch hat er mittlerweile deutliches Übergewicht. Er ist ein klassischer Apfeltyp, der gerne üppig isst und trinkt. Jedes Kilo zu viel hat sich direkt um seine Taille gelegt. Seit zwei Jahren spritzt Herr Rose neben der Einnahme von Tabletten morgens Insulin. Trotz dieses Verlaufes hält er sich nicht an die Ratschläge seines Arztes. Er misst nicht einmal regelmäßig seinen Blutzucker. Herr Rose hat seinem Diabetes bisher kaum Bedeutung geschenkt – er spürte ihn ja nicht. Bis vor kurzem: Nach einer Tanzveranstaltung, die er mit seiner Frau nur noch selten besucht, waren seine Füße ganz geschwollen. Doch Herr Rose merkte dies kaum, seine Füße waren ganz taub. Eine Untersuchung beim Arzt brachte die Diagnose: eine beginnende diabetische Nervenschädigung mit einer Durchblutungsstörung in den Füßen. Höchste Alarmstufe für Herrn Rose, seinen Diabetes ernst zu nehmen und zu handeln. Die Sorge um seine Füße wird zum Auslöser eines veränderten Essverhaltens. Denn jetzt heißt es: Bloß keine Verschlechterung der Situation! Mit vollem Elan startet Herr Rose eine Diät. Abnehmen ist wichtig, nicht nur für den Blutzucker, sondern auch für Herz und Kreislauf. Doch das Prinzip „Iss-die-Hälfte“ hält er nur ein paar Tage konse- quent durch. Herr Rose hat ständig Hunger und greift immer öfter zu fettreichen Zwischenmahlzeiten. Sein Blutzucker, den er jetzt häufiger misst, hat sich kaum verbessert. Schnell empfindet er sein Scheitern. Aus objektiver Sicht ist dieses Scheitern einfach erklärt: Der „innere Schweinehund“ hält Herrn Rose davon ab, mit seinem neuen Essen zufrieden zu sein – es scheint ihn nicht einmal satt zu machen und die Blutzuckerwerte bleiben trotz aller Anstrengung hoch. Doch seine Füße geben ihm zu denken. Deshalb sucht Herr Rose nach Unterstützung. In der Diabetesberatung wird er anschaulich über den Zusammenhang einer gesunden Ernährung und der eigenen 29
Insulinempfindlichkeit sowie über die Wichtigkeit der regelmäßigen Blutzuckermessung informiert. Die qualifizierte Beraterin macht ihm Mut, dass er mit eigener Kraft sein Ziel erreichen kann. Dazu gibt sie ihm wertvolle Tipps, die er auf seine persönliche Alltagssituation abstimmen kann. Den „inneren Schweinehund“ austricksen: Wie er schwach wird, wenn Sie stark bleiben Die Vorstellung des „inneren Schweinehundes“ kennt jeder von uns. Er ist unser engster innerer Vertrauter und bremsender Gegenspieler, wenn es darum geht, eingeschliffene Gewohnheiten wie zum Beispiel eine fett- und kalorienreiche Ernährung oder mangelnde Bewegung bewusst zu verändern. Eine faire, intensive Auseinander- setzung mit ihm hilft, sich Klarheit zu verschaffen, die „Karten auf den Tisch“ zu legen, das Für und Wider abzuwägen, um eine eigenverantwortliche Entscheidung treffen zu können. Wichtige Voraussetzung um ihn auszutricksen: Nur wenn Sie von Ihrer Stärke überzeugt sind und daran glauben, dass Sie fähig sind, erfolgreich zum Ziel zu kommen, ist der Weg frei für neue, gesündere Gewohnheiten. Dabei kann es auch mal zu Momenten kommen, in denen Sie schwach werden. Begegnen Sie solchen Ausrutschern nicht mit Selbstzweifeln und Schuldzuweisungen, sonst wird Ihr Schweinehund ganz schnell wieder lauter. Nehmen Sie sich und die Situation, in der Sie gerade stecken, einfach an. Nicht mehr und nicht weniger. Tipp: Starke Ziele setzen Um (selbst-)bewusst einen neuen Weg einzuschlagen, brauchen Sie vor allem ein konkretes Ziel, das für Sie persönlich bedeutsam ist. Im Beispiel von Herrn Rose ist sein Ziel eher ungenau („Bloß keine Verschlechterung!“) und beschreibt nicht, was er wirklich erreichen will. Sinnvoller ist es, ein Ziel • positiv • vorstellbar • anschaulich und • zeitlich eingegrenzt zu formulieren und tatsächlich aufzuschreiben. 30
„Ich werde das, was ich für den Diabetes selbst tun kann, näm- lich mich gesund zu ernähren und den Empfehlungen meines Arztes folgend regelmäßig den Blutzucker zu kontrollieren, so gestalten, dass ich noch mindestens 3 Jahre mit meiner Frau auf Tanzveranstaltungen gehen kann.“ Dieses Ziel erfüllt alle angeführten Kriterien und ist für Herrn Rose per- sönlich sehr attraktiv. Die klare Vorstellung, das gemeinsame Hobby mit seiner Frau noch lange teilen zu können, lässt ihn die Konsequen- zen daraus, sein altes Ernährungsverhalten aufzugeben, leichter tra- gen. Der Arzt bestätigt Herrn Rose, dass seine Strategie ihn ans Ziel bringen kann. So steht kein Hindernis mehr im Weg, das Vorhaben der Ernährungsumstellung mutig und gestärkt anzugehen. Der „innere Schweinehund“ ist still. Tipp: Versuchen Sie, ihr eigenes Ziel klar zu formulieren. Es können auch mehrere sein. Nur Sie wissen, was in Ihrem Leben wichtig ist, welche Veränderungen machbar sind und in welchem Zeitraum Sie diese Ziele erreichen können. Ziele im Hinblick auf eine Ernährungsumstellung und einen normnahen Blutzucker könnten zum Beispiel sein: • Ich ziehe in unserem Sommerurlaub im Juli das rote Kleid an, das mir im letzten Jahr noch passte. • Bis zum Sommeranfang nehme ich mit richtiger Ernährung und Bewegung soviel ab, dass meine Blutzuckerwerte im Normbereich liegen. • Damit mein Blutzuckerspiegel nach dem Essen nur schwach ansteigt, esse ich zukünftig mehr ballaststoffhaltige Lebensmittel. Mit dem „inneren Schweinehund“ ins Gespräch kommen Damit wir die Zielsetzung nicht mit der Zeit aus dem Auge verlieren, sondern sie als starken Motor für die Ver- änderung nutzen können, ist es wichtig, auch die andere Seite der Medaille – nämlich die Richtung, in die uns der „innere Schweinehund“ lenken würde – zu verstehen. 31
Was wäre, wenn im Falle von Herrn Rose weiterhin zu viel und fettes Essen auf den Tisch käme? Was wäre, wenn Herr Rose weiterhin regelmäßige Blutzuckerkontrollen vernachlässigte? Sich die negative Zukunft auszumalen, sich die Konsequenzen des „Weitermachens wie bisher“ bewusst zu machen, ist wichtig, um dem positiven Ziel innerlich näher zu rücken und es als eine Verpflichtung zu empfinden. Die klare Betrachtung beider Zukunftsaussichten festigt die Erwar- tung, dass eine Ernährungsumstellung zum gewünschten Ergebnis führen kann. Umso höher man die Erfolgsaussichten einschätzt, desto mehr kann man sich für die Umsetzung der Veränderung einsetzen. Mit anderen Worten: Unser Ziel macht uns stärker und schwächt unseren inneren Gegner. Die Hausfrau mit Initiative Frau Schneider, 57, hat kürzlich bei einer ärztlichen Routineuntersuchung erfahren, dass sie Diabetes hat. Sie war früher schlank, ist aber seit ein paar Jahren nicht mehr so aktiv. Jetzt hat sie ein auffälliges Übergewicht. Der Arzt bittet sie um regelmäßige Blutzuckermessun- gen und erklärt ihr, dass sie deutlich abnehmen sollte. Sie solle sich mehr bewegen und auf gesünderes Essen umsteigen. Frau Schneider bringt ab sofort mittags mehr Gemüse- und Fischgerichte auf den Tisch. Ihre Blutzuckerwerte normalisieren sich dennoch nicht wie erhofft. Der Grund: Frau Schneider hat ihre „schwachen Momente“: Sie macht sich regelmäßig ein „zweites Frühstück“ mit einem Milchkaffee und ein paar Keksen und beim abendlichen Fernsehen bekommt sie häufig Lust auf Kartoffelchips – ehe sie sich versieht, ist die Tüte leer! Frau Schneider ist bezüglich Diabetes genetisch vorbelastet (ihr Vater ist an den Folgen von Diabetes gestorben). So hat sie genug Informationen über die Erkrankung um zu wissen: Ein langfristig schlechter Blutzuckerspiegel führt meistens zu schlimmen Folgeerkrankungen. Deshalb ist sie bereit, so viel wie möglich aus eigener Kraft zu tun, um Komplikationen zu vermeiden. 32
Also setzt sie sich ein klares Ziel: „Beim nächsten Untersuchungstermin in vier Wochen werde ich zwei Kilo abgenommen haben und meine Blutzuckerwerte liegen durchschnittlich am Tag nicht höher als 140 mg/dl.“ Für Frau Schneider sind vier Wochen ein überschaubarer Zeitraum um heraus zu finden, ob und wie sich Ihre Maßnahmen auf das Gewicht und den Stoffwechsel auswirken. Der aktive Rentner Aus heiterem Himmel trifft es Herrn Ullrich, einen 72-jäh- rigen Rentner, der über Diabetes bisher nur in Zeitschrif- ten etwas gelesen hat. Jetzt hat er selbst Diabetes: Vor 6 Monaten wurde bei ihm während einer Routineunter- suchung der so genannte „Alterszucker“ festgestellt. Da Herr Ullrich leicht übergewichtig ist, riet ihm sein Arzt zu einer gesünderen Ernährung mit viel Gemüse und täg- lich 1 – 2 Portionen Obst und zu mehr Bewegung. Mehr bräuchte er nicht zu tun, um den Diabetes in den Griff zu bekommen. Dies sei aber auch deshalb wichtig, um Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Sehbehinderungen, zu vermeiden. Um überhaupt zu sehen, ob sich seine Blutwerte bei einer Veränderung des Lebensstils verbessern, soll Herr Ullrich regelmäßig Blutzuckermessungen durchführen und die Ergebnisse in ein Tagebuch schreiben. Die Sache mit dem Pieks findet Herr Ullrich am Anfang sehr unangenehm. Auch die Ernährungsumstellung gestaltet sich zunächst schwieriger als erwartet. Herr Ullrich hat das Gefühl, je mehr er sich umstellen muss, desto mehr denkt er an die ungünstigen Lebensmittel. Bewegung in Form von ausgedehnten Spaziergängen mit seiner Frau fallen Herrn Ullrich dagegen nicht schwer. Seitdem er pensioniert ist, hat er dafür viel Zeit. Ebenso viel Zeit hat er für sein liebstes Hobby: Lesen. Und da Herr Ullrich große Angst vor dem Verlust der Sehfähigkeit hat, kann er ein klares Ziel for- mulieren: „Ich werde mein Essen und meine Bewegung so umstellen, dass sich meine Blutzuckerwerte in wenigen Wochen stabilisieren und ich auch mit 75 noch wie gewohnt meine Bücher und Zeitungen lesen kann.“ 33
„Stolpersteine“ erkennen und aus dem Weg räumen Auch wenn Herr Rose, Frau Schneider und Herr Ullrich unterschied- liche Ziele formuliert haben, alle Drei wollen und müssen erfolgreich etwas für einen besseren Zuckerstoffwechsel tun. Sie müssen ihr Wissen in die Tat umsetzen. Jetzt geht es um die konkrete Planung. Was würden Sie tun, wenn es Ihnen ginge wie einem der drei Menschen mit Diabetes in dieser Broschüre? Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wie würden Ihre persönlichen Ziele lauten? Herr Rose hat wenig Zeit, sich selbst um sein Essen zu kümmern. Er bittet seine Frau, ihm morgens entweder ein Vollkornbrot mit wenig magerem Belag oder ein Stück Obst mitzugeben. Damit vermeidet er den Gang zur Bäckerei. Beim Mittagstisch wählt er fettarme, ballaststoffreiche Gerichte, die seinen Blutzuckerspiegel nicht stark ansteigen lassen. Das prüft Herr Rose regelmäßig etwa zwei Stunden nach dem Essen. Damit seine Kollegen sich nicht über sein verändertes Essverhalten wundern, informiert er sie offen über den Diabetes und seine Probleme mit den Füßen. Damit hat er den Überredungskünsten seiner Kollegen zum zünftigen Essen und zum Glas Bier vorgebeugt. Wenn Herr Rose fürchtet schwach zu werden, prüft er seinen Blutzuckerspiegel. Die verbesserten Werte spornen ihn an, seine Ernährungsumstellung beizubehalten. Nach ein paar Wochen sind ihm die gesunde Frühstückspause und das ausge- wogene Mittagessen zur Gewohnheit geworden. Neben niedrigeren Blutzuckerwerten und ein paar Kilos weniger auf der Waage, hat die Ernährung zusätzliche positive Nebeneffekte: Herr Rose kann sich besser konzentrieren, er ist nach dem Mittagessen nicht so müde wie früher. Und er hat Lust sich zu bewegen. Mit seiner Frau vergnügt er sich jetzt mindestens einmal im Monat bei einer Tanzveranstaltung. Dem Ziel näher zu kommen bedeutet, einen Plan wissend in die Tat umzusetzen. Doch auf dem Weg zum Ziel bringt der „innere Schweinehund“ die geplanten Maßnahmen oft zum Wanken. Feste Vorsätze, die an die positiven Aktivitäten anknüpfen, können verhin- dern, dass der „innere Schweinehund“ zum Zuge kommt. Es ist wie eine Vereinbarung, die man mit sich eingeht, um die persönlichen 34
Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Immer wenn Sie es geschafft haben, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden und Ihr Vorhaben durchzusetzen, wird Ihr „innerer Gegenspie- ler“ schwächer und Sie stärker. Auch Frau Schneider macht diese Erfahrung: Sie isst zum Frühstück entweder Vollkornknäckebrot oder Müsli. Bei einem kleinen Hunger zwischendurch greift sie zu einem Stück frischem Obst. Sie kocht sich morgens eine Kanne Früchtetee, die sie bis zum Mittagessen ver- sucht zu trinken. Bald normalisieren sich ihre Blutzuckerwerte. Ab und zu am Wochenende belohnt sie sich mit einem Milchkaffee. Abends ist es schwieriger. Sie isst jetzt regelmäßig zu Abend, meistens kräf- tiges Vollkornbrot mit magerem Aufschnitt oder Käse. Um während des Fernsehens etwas essen zu können, bereitet sie sich Rohkost mit Joghurtdip vor. Kartoffelchips kauft sie nicht mehr. Neben der Ernäh- rungsumstellung weiß sie, dass Bewegung den Kreislauf in Schwung und Vorteile für den Blutzucker bringt. Deshalb vereinbart sie mit sich selbst: Zu meinen Enkeln fahre ich künftig immer, wenn es nicht reg- net, mit dem Fahrrad. Diese Regel führt dazu, dass ihre Enkelkinder sogar ab und zu mit ihr eine Radtour machen. Frau Schneider genießt diese positiven Veränderungen, die sie aus eigener Kraft geschafft hat. Sie ist froh, dass sie sich entschlossen hat, ihre Ernährung zu verändern – für sich und für ihre Gesundheit. Obwohl Herr Ullrich sein Ziel klar formuliert hat, fallen ihm zwei Dinge zunächst sehr schwer: 1. Das Blutzuckermessen und 2. Die Ernäh- rungsumstellung. Aber die Vorstellung, nicht mehr lange so leben zu können wie bisher, ist für ihn Motor genug, um aktiv zu werden. Der Rentner lässt sich von seiner Diabetesberaterin ein Blutzuckermess- gerät empfehlen, das nur extrem wenig Blut benötigt. So muss er mit der Stechhilfe nicht tief stechen. Die Angst vor dem Stechschmerz verfliegt nach wenigen Messvorgängen. Außerdem darf seine Frau zur Diabetesschulung mitkommen und erfährt so, wie sie beim Kochen trotz gleicher Mahlzeitengrößen ganz viele Kalorien sparen kann. Nach ein paar Wochen hat Herr Ullrich sein Wunschgewicht erreicht, überprüft regelmäßig seinen Blutzucker und genießt seine Hobbys mehr denn je. 35
Um Ihrem „inneren Schweinehund“ Stärke zu zeigen, helfen Ihnen bestimmt diese 10 Umsetzungstipps: 1.Führen Sie ein Tagebuch, in das Sie Ihr Essverhalten (und evtl. auch Bewegungs- verhalten) eintragen. Nach den ersten zwei Wochen legen Sie eine Pause ein. Nach vier Wochen dokumentieren Sie fünf weitere Tage usw. So können Sie prüfen, ob sich Ihr Verhalten stabilisiert. 2. Nutzen Sie das Diabetes-Tagebuch zur Dokumentation Ihrer Blutzuckerwerte. Fragen Sie Ihre Diabetesberaterin danach oder fordern Sie eins an unter der kostenfreien Service-Nr.: 0 800 / 93 00 93. 3. Kontrollieren Sie regelmäßig am Tag Ihren Blutzucker! Und zwar nicht immer nur vor dem Essen, auch ab und zu nach dem Essen. Oder vor und nach einer körperlichen Aktivität – so können Sie unmittelbar beurteilen, wie sich Essen und Bewegung auf den Blutzuckerspiegel auswirken. 4.Schenken Sie dem Essen Aufmerksamkeit! Ein gedeckter Tisch mit Messer und Gabel lädt dazu ein, in Ruhe zu essen. Wer schnell im Stehen isst, merkt oft nicht, wie viel er gegessen hat. 5. Lenken Sie sich ab! Aus Langeweile hat schon mancher mehr gegessen als ihm lieb war. Gehen Sie besser eine Runde spazieren oder lesen Sie ein gutes Buch. Gemeinsame Aktivitäten mit Familie und Freunden lenken Ihre Aufmerksamkeit auf anderes. 36
6. Belohnen Sie sich! Wenn Sie eine wichtige, persönliche Etappe geschafft haben, gönnen Sie sich z. B. ein gutes Buch, einen Kino- besuch oder die Hose in einer kleineren Größe. 7. Beugen Sie vor! Informieren Sie Ihre Kollegen, Familie und Freunde, dass Sie Ihrer Gesundheit zu Liebe diabetesgerecht essen. Sie werden mit Sicherheit Unterstützung bekommen – und Ihr fettreiches Lieblingsessen wird Ihnen wahrscheinlich keiner mehr servieren. 8. Tauschen Sie sich aus! Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Diabetesberaterin nach Gleichgesinnten, z. B. in einer Diabetiker-Selbsthilfegruppe (siehe Seite 40). 9. Essen Sie sich satt! Aber stellen Sie die Reste weg. Mit ein bisschen Übung bereiten Sie nach einer Weile nur noch die Menge zu, die Sie wirklich essen. 10. Kommen Sie in Bewegung! Es muss nicht gleich Joggen sein. Gehen Sie häufiger zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. An Stelle des Fahr- stuhls benutzen Sie die Treppe, auch das bringt den Kreis- lauf in Schwung und hilft, aktiv etwas für gute Blutzucker- werte zu tun. 37
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