Faber & Faber Herbst 2021 - www.verlagfaberundfaber.de - Verlag Faber und Faber
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Unser Spitzentitel im Frühjahr abc Anna Nerkagi Weiße Rentierflechte Weiße Rentierflechte Roman Anna Nerkagi Anna Nerkagi Weiße Rentierflechte Roman Mit Fotos von Sebastião Salgado Aus dem Russischen Mit Fotos Faber & Faber von Rolf Junghanns von Sebastião Salgado 192 S. Format 13,5×20,5 cm Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen 22,– € [D], 22,60 € [A] Faber & Faber ISBN 978-3-86730-197-8
Inhalt Literatur 4 Asjadi. Tric Trac 6 Benito Wogatzki. Unter der Sonne von Saint-Tropez 7 Clemens Meyer. Stäube 8 Robert Cohen. Anna Seghers im Garten von Jorge Amado 9 Wolfgang Seidel. Die Braut des Holländers. Berühmte Frauengestalten in der Oper Literarische Etuden/Edition de Bagatelle 10 Nikolaj Gogol. Tagebuch eines Wahnsinnigen 11 Wolfgang Borchert. Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels Kalender für Bücherfreunde 12 Das Jahr 2022 Weltliteratur in illustrierten Ausgaben 13 Dante Alighieri. Die Göttliche Komödie 14 Francis Bacon. Über die Dreistigkeit, über den Argwohn und über die Prahlerei Die gesammelten Essays Die Graphischen Bücher 19 Herta Müller. Niederungen Kunst- und Kulturgeschichte 23 Carlfriedrich Claus /Lothar Lang. Der Briefwechsel 24 Simeon Hüttel. Europa. Im Blick bedeutender Kartographen der frühen Zeit Die Leipziger Liebhaber-Drucke 26 Ein Museum der imaginären Hinterbacken. Das Po-Buch Die Plastik-Edition 29 Porträt Gottfried Benn. Von Hubertus Giebe 30 Buchkuriosa 31 Unsere Bestseller Literatur 32 Vertreter/innen | Auslieferung | Verlagsadressen
Literatur | 4 Ein ungewöhnlicher Roman über die Menschlichkeit, die Liebe und das Leben in Diktaturen Tric-Trac – das ist ein Entwicklungsroman ohne Entwicklung. Ein Mehrgeneratio- nenportrait im Kaleidoskop. Einmal staunen wir im Iran über einen kurzen Früh- ling, dann wieder erleben wir ein Paris sondergleichen und auch in Deutschland wird nicht nur kurz getreten. Was kann man schon sagen über einen Roman, der mit zwei ermordeten Kinderleben beginnt und der diese Leben wieder auferstehen lässt und direkt ins Glück führt, und das alles veranstaltet, allein um die Schicksalsfestigkeit des Lebens zu testen. Neben Flucht und Exil geht es um eine gealterte Comtesse, die noch immer Lust auf Liebe hat und in jeder Minute die Auferstehung des Fleisches feiert. Aber es geht auch um Ga- leristen und die debile Kunst-Moderne. Es geht um Religionisten und Religionen, eine gehörige Portion Blasphemie also. Es geht um Islamisten-Geschrei und die melancho- lische Last der Selbstverbannung. Es geht um die Zotigkeit und Zärtlichkeit im Leben, auch um die trostlosen Seligkeiten des Strichermilieus. Und immer geht es um Back- gammon – die Franzosen nennen es Tric-Trac, das heilige Spiel, das die Liebe zum Zufall preist. Und endlich geht es auch um die schönsten Ärsche der Welt. Kurz: es geht um Leben und Tod und natürlich geht es immer um die Liebe.
5 | Literatur Unser Spitzentitel und Presse-Schwerpunkt Fordern Sie Ihr Lese-Exemplar an! A A S SJ J A A DD I I A S J A D I A S J A D I Tr Tri c-Tr i c-Trac ac T R I C T R I C Faber & Faber Faber & Faber Faber & Faber Faber & Faber Roman Roman Iran, 2005. Zwei junge Männer werden in der heiligen Stadt Maschhad gehängt. Der Asjadi Autor lässt sie wiederauferstehen. So einfach kann Literatur sein. Es ist die Initial- Tric-Trac zündung für einen der verrücktesten, vielschichtigsten Romane des Jahres. Roman Asjadi wurde als Sohn eines deutsch-jüdischen Kulturattachés Mit zahlreichen und einer persischen Journalistin 1980 in Teheran geboren. z. T. farbigen Abbildungen 1982 zog die Familie nach Deutschland. Nach einem Studium der Germanistik und Komparatistik in Tübingen und der Politi- ca. 600 S. Format 15,3×23,2 cm schen Wissenschaften in Zürich unterrichtete Asjadi zwei Jahre Leinenband mit Lesebändchen Foto: privat Deutsch in Teheran. 2006 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitet seitdem als Filmemacher und als Ausstellungs ca. 28,– € [D], 28,80 € [A] kurator, bevorzugt in Moskau, Paris, Salzburg und Zürich. ISBN 978-3-86730-209-8 Dies ist sein erster Roman. Und was für einer! Erscheint im August 2021
Literatur | 6 Ur-Komisch und phantastisch erzählt. Wogatzkis letzte Erzählung aus dem Nachlass Weiße Rentierflechte Benito Wogat zk i ung Eine für mitteleuropäische Ver orin Unter der Sonne hältnisse unwirtliche Region, monatelanger Frost, Schnee, Raum scheinbar dürftige Lebens roßer t. von Saint-Tropez bedingungen. Ein Mann und drei Frauen; eine unerfüllte, eine sich vielleicht nie erfüllende Liebe und das Diktat der Tradition: Heirate, gründe einen Hausstand, zeuge Kinder, züchte und hüte Rentiere – verkaufe sie. So die Lebensmaxime vieler Nenzen seit vielen Jahrhunderten. Aber der Protagonist der Erzählung ver weigert sich. Er sucht nach dem Anna Nerkagi individuellen Glück, wie es für uns ganz selbstverständlich, aber bei den Nenzen noch immer die Ausnahme ist. Eine tragische Lebensgeschichte, die uns tief berührt wie einst die Schicksale der Figuren bei Aitmatow. Dies ist die erste Veröffentlichung einer nenzischen Autorin im deutschsprachigen Raum voller Poesie und von großer Faber & Faber literarischer Qualität. Faber & Faber Benito Wogatzki Der Dorfpolizist Jérôme bricht als Fahnenträger bei einem Zeremoniell zusammen – Unter der Sonne von und soll wegen Suff und Lethargie seines Postens enthoben werden. Fast gleichzeitig Saint-Tropez ereignet sich etwas, das ihn retten kann: bei dem alljährlichen Pétanque-Wettbewerb werden Boule-Kugeln gestohlen. Wie nun Jérôme langsam begreift, dass und wie er ca. 128 S. Format 13,5×20,5 cm tätig werden müsste, wie er es dabei mit leidenschaftlichen und anderen Verstrickun- Hardcover mit Lesebändchen gen seiner Mitmenschen zu tun bekommt, das wird mit großer Lust und tiefgründi- und Schutzumschlag gem Humor erzählt – mit einem mehr als unerwarteten Höhepunkt und Ende. Jérôme durchmisst die Tiefen von Leidenschaft, Selbstzweifel und heißer Liebe zum Leben. ca. 20,– € [D], 20,60 € [A] ISBN 978-3-86730-210-4 In Benito Wogatzkis letzter meisterhaften Novelle spiegelt sich in den Kollisionen und Konflikten höchst lebendig gezeichneter Charaktere eines abgelegenen provenzali- schen Dorfes die heutige Welt. Erscheint im August 2021 Benito Wogatzki, geboren 1932 in Berlin, verstorben 2016 in Südfrankreich, arbeitete bevorzugt für den Film u. a. mit Egon Günther und Ulrich Thein. Drehbuchautor verschiedener Seri- en u. a. Tiere machen Leute oder auch Für alle Fälle Stefanie. Sein erstes Buch Romanze mit Amélie erschien 1977. Später er- Foto: privat schienen weitere Romane u. a. Das Narrenfell, 1982; Flieh mit dem Löwen, 2007, oder Fleur, 2014. Dies ist seine letzte Erzählung aus dem Todesjahr 2016.
7 | Literatur Unser Spitzentitel und Presse-Schwerpunkt Clemens Meyer Stäube Die erste Veröffentlichung Eine für mitteleuropäische Ver Weiße Rentierflechte einer nenzischen Autorin hältnisse unwirtliche Region, monatelanger Frost, Schnee, im deutschsprachigen Raum scheinbar dürftige Lebens Foto: privat bedingungen. Ein Mann und drei voller Poesie und von großer Frauen; eine unerfüllte, eine sich Nerkagi wurde 1951 in der am Fuß des PolarUrals in literarischer Qualität. vielleicht nie erfüllende Liebe und das Diktat der Tradition: / Russland, geboren. Sie d zur Minderheit der weit Heirate, gründe einen Hausstand, e nomadisch lebenden Lieferbar zeuge Kinder, züchte und hüte entierzüchter unter klima n Bedingungen leben. Im Rentiere – verkaufe sie. So die hren wurde sie von den Lebensmaxime vieler Nenzen seit örden von ihren Eltern nem Internat zu leben und vielen Jahrhunderten. Aber der Protagonist der Erzählung ver Clemens usbildung zu erhalten. Bis abc Erkundungsgeologie am weigert sich. Er sucht nach dem Meyer Tjumen. Nerkagi debütierte ellerin mit der autobio individuellen Glück, wie es für Nacht im Bioskop ung Aniko aus dem Geschlecht Faber Anna Nerkagi uns ganz selbstverständlich, aber eibt in russischer Sprache. bei den Nenzen noch immer die jumen und kehrte zur Nacht ensweise zurück. 1990 Ausnahme ist. TundraSchule für Nenzen Eine tragische Lebensgeschichte, f einem Konzept der Ethno t und arbeitet in der Bai im die uns tief berührt wie einst die Schicksale der Figuren bei Bioskop d bildet NenzenKinder aus. Aitmatow. ISBN 978-3-86730-184-8 olf Junghanns, geboren 1952, ruflicher Sprachmittler für Dies ist die erste Veröffentlichung Clemens Meyer nzösisch in Karlsruhe. einer nenzischen Autorin im deutschsprachigen Raum , geboren 1944, ist ein brasi f, Fotoreporter und Umwelt voller Poesie und von großer &Faber e sozialdokumentarischen literarischer Qualität. e er 2019 mit dem »Friedens en Buchhandels« ausge ste viele abgelegene Orte der Faber & prüngliche indigene Völker Faber & Faber n leben. Faber k Eilenberger Faber & Faber Faber & Faber 22 € [D] Nichts ist geheimnisvoller für uns Menschen, als unter die Erdoberfläche zu schauen: Clemens Meyer Die Höhlen, die Bergwerke, die Abraume – alles eine verwunschene Landschaft, die Stäube die Phantasie bewegt. Aber nicht selten können solche Sehnsuchtsorte auch mit viel Drei Erzählungen und Schmerz, mit Verlust und mit Beschädigungen der menschlichen Würde verbunden ein Nachsatz sein. Und davon erzählt Clemens Meyer in seinem neuen Buch. Und, wie immer bei ihm, mit zum Teil ungehörigen Wendungen und unvermuteten Ausgängen. Mit fotografischen Bildern von Bertram Kober Der Ausgabe sind atmosphärisch gefärbte Bilder des renommierten Fotografen Bert- ram Kober beigegeben. Nicht die Erzählungen zu illustrieren, war seine Absicht, son- ca. 128 S. Format 13,5×20,5 cm dern der literarischen Stimme einen weiteren Echoraum zu geben. Hardcover mit Lesebändchen und Schutzumschlag Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle/Saale, lebt in Leipzig. 2006 erschien sein fulminanter Debütroman Als wir träumten, ca. 20,– € [D], 20,60 € [A] es folgten u. a. Die Nacht, die Lichter. Stories (2008), der Roman ISBN 978-3-86730-158-9 Im Stein (2013) sowie 2020 die breit besprochene Erzählung Nacht im Bioskop. Foto: privat Für sein Werk wurde Clemens Meyer vielfach ausgezeichnet, Erscheint im September 2021 u. a. mit dem Preis der Leipziger Buchmesse, dem Bremer Litera- turpreis, zuletzt im vergangenen Jahr mit dem Klopstock-Preis. Bertram Kober, geboren 1961 in Leipzig. Gründer der Foto- agentur Punctum. Seit 2005 Lehrtätigkeit an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin. Foto: privat
Literatur | 8 Eine magische Begegnung Anna Nerkagi Weiße Rentierflechte zweier großer Autoren Anna Nerkagi Weiße Rentierflechte ntlichung Eine für mitteleuropäische Ver ffentlichung Autorin hältnisse Eine fürunwirtliche Region, Ver- mitteleuropäische hen gen Autorin Raum monatelanger hältnisse Frost, scheinbar Schnee, unwirtliche dürftige Frost, monatelanger Lebens Region, Schnee, chigen von Raum großer bedingungen. scheinbar Ein Frauen; bedingungen. Mann dürftige eine unerfüllte, und drei Lebens- Ein Manneine und sich drei nd von ualität. großer vielleicht nie erfüllende Liebe Frauen; eine unerfüllte, eine undsich r Qualität. das Diktat Heirate, dernie vielleicht gründeder das Diktat Tradition: erfüllende Liebe und einen Hausstand, Tradition: zeugeHeirate, Kinder,gründe züchteeinen und hüteHausstand, Rentiere zeuge– Kinder, verkaufezüchte sie. Sound diehüte Lebensmaxime vieler Nenzen Rentiere – verkaufe sie. Soseit die Lebensmaxime vielen Jahrhunderten. vieler AberNenzen der seit vielen Jahrhunderten. Protagonist der Erzählung Aber ver der Protagonist weigert der Erzählung sich. Er sucht nach demver- individuellen Glück, wie es für dem weigert sich. Er sucht nach individuellen uns ganz Glück, wie aber selbstverständlich, es für unsNenzen bei den ganz selbstverständlich, noch immer die aber bei denist. Ausnahme Nenzen noch immer die EineAusnahme ist. tragische Lebensgeschichte, Einetief die uns tragische berührtLebensgeschichte, wie einst die die unsder Schicksale tiefFiguren berührtbeiwie einst die Schicksale der Figuren bei Robert Cohen Aitmatow. Robert Cohen Aitmatow. Dies ist die erste Veröffentlichung einerDies ist die erste Veröffentlichung Anna Seghers imimGarten nenzischen Autorin im Anna Seghers Garten einer nenzischen deutschsprachigen Autorin im Raum deutschsprachigen voller Poesie und von großer Raum von Jorge Amado Faber & Faber voller Poesie und von großer von Jorge Amado literarischer Qualität. Faber & Faber literarischer Qualität. Faber & Faber Faber & Faber Robert Cohen Es gibt ein Foto von Anna Seghers in einem tropischen Garten, inmitten wild wu- Anna Seghers im Garten chernder Vegetation, ein Notizbuch auf den Knien. Das Bild entstand 1963 im Garten von Jorge Amado des Hauses von Jorge Amado in Brasilien. Cohen imaginiert einen kurzen Augenblick Eine Novelle des Nachdenkens der Dichterin, nicht in die DDR zurückzukehren; die Abwägung zwischen unerfüllten Träumen von einem zwar befreiten, aber als einschnürend ca. 100 S. Format 13,5×20,5 cm empfundenen sozialistischen Alltag und dem scheinbar paradiesischen Traum von Hardcover mit Lesebändchen Exotik und individueller Befreitheit. Seghers erinnert sich an ihre eigene Kindheit und Schutzumschlag am Rhein, ihre Emanzipation als Dichterin, an die Flucht aus dem faschistischen Deutschland, an ihr Exil in Mexiko und an ihre Rückkehr in den Teil von Deutsch- ca. 20,– € [D], 20,60 € [A] land, der ihr der interessantere scheint ob seines Credos einer befreiten Gesellschaft ISBN 978-3-86730-211-1 von Zwang, Kapitalismus und ideologischer Beschränktheit. Ausgehend von nur wenigen tatsächlichen Fakten formt Robert Cohen ein Textge webe, worin das Märchenhafte und Phantastische überwiegen; zudem die gemein- Erscheint im August 2021 sam mit der Seghers empfundene große Zuneigung für und Hinwendung zu einem der großen Dichter der lateinamerikanischen Literatur. Robert Cohen, geboren 1941 in Zürich, lebt in New York. Er ist Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Von 1991 bis 2012 lehrte er am German Departement der New York University. Zahlreiche Arbeiten zur deutschen Literatur des 20. Jahrhun- derts, u. a. Herausgeber von Werken von Peter Weiss und Anna Foto: privat Seghers. 2009 erschien sein Epochenroman Exil der frechen Frauen. Zuletzt veröffentlichte er sein New Yorker Tagebuch Abwendbarer Abstieg der Vereinigten Staaten unter Donald Trump, 2020.
9 | Literatur Was Sie schon immer über die Oper wissen wollten und sich nicht zu fragen trauten Wolfgang Seidel Weiße Rentierflechte Die erste Veröffentlichung Eine für mitteleuropäische Ver- einer nenzischen Autorin hältnisse unwirtliche Region, monatelanger Frost, Schnee, im deutschsprachigen Raum scheinbar dürftige Lebens- Foto: privat bedingungen. Ein Mann und dre voller Poesie und von großer Frauen; eine unerfüllte, eine sich Nerkagi wurde 1951 in der a am Fuß des Polar-Urals in literarischer Qualität. vielleicht nie erfüllende Liebe un das Diktat der Tradition: n / Russland, geboren. Sie nd zur Minderheit der weit- Heirate, gründe einen Hausstand te nomadisch lebenden zeuge Kinder, züchte und hüte Rentierzüchter unter klima- en Bedingungen leben. Im Rentiere – verkaufe sie. So die ahren wurde sie von den Lebensmaxime vieler Nenzen se örden von ihren Eltern inem Internat zu leben und vielen Jahrhunderten. Aber der Ausbildung zu erhalten. Bis Protagonist der Erzählung ver- e Erkundungsgeologie am weigert sich. Er sucht nach dem Anna Nerkagi Tjumen. Nerkagi debütierte tellerin mit der autobio- individuellen Glück, wie es für lung Aniko aus dem Geschlecht uns ganz selbstverständlich, abe reibt in russischer Sprache. bei den Nenzen noch immer die Tjumen und kehrte zur bensweise zurück. 1990 Ausnahme ist. Die Braut des Tundra-Schule für Nenzen- Eine tragische Lebensgeschichte uf einem Konzept der Ethno- die uns tief berührt wie einst die bt und arbeitet in der Bai- nd bildet Nenzen-Kinder aus. Schicksale der Figuren bei Holländers Aitmatow. Rolf Junghanns, geboren 1952, erufl icher Sprachmittler für Dies ist die erste Veröffentlichun nzösisch in Karlsruhe. einer nenzischen Autorin im deutschsprachigen Raum o, geboren 1944, ist ein brasi- af, Fotoreporter und Umwelt- voller Poesie und von großer Faber & Faber e sozialdokumentarischen e er 2019 mit dem »Friedens- Berühmte Frauengestalten literarischer Qualität. hen Buchhandels« ausge- iste viele abgelegene Orte der in der Oper sprüngliche indigene Völker n leben. nk Eilenberger Faber & Faber 22 € [D] Es gibt kaum ein anderes Genre in unserer Kultur, in dem Life Storys so konsequent Wolfgang Seidel aus der Perspektive von Frauen verhandelt werden wie in der Oper: Carmen, Salome, Die Braut des Holländers Brünnhilde, Tosca, Lulu oder Violetta aus La Traviata. Der Autor schaut genauer hin Berühmte Frauengestalten und entdeckt: Oper ist modern und gegenwärtig. Opern sind mal Krimi, mal Komö- in der Oper die; Opern sind sexy und befassen sich mit allen Tücken und Torheiten, die wir aus unserem Leben kennen und dies auf betörende musikalische Weise. Das Buch ist das Mit zahlreichen Abbildungen Eintrittsbillett auch für jene, die bisher wenig mit dieser Form unseres Lebens am Hut hatten. Das Leben ist eine einzige Oper, oder eben: Die Oper ist unser Leben. ca. 256 S. Format 13,5×20,5 cm Hardcover mit Lesebändchen Wolfgang Seidel, geboren 1953, arbeitete beinahe zwei Jahr- und Schutzumschlag zehnte als Lektor in Stuttgart und Frankfurt a. M. Er lebt seit 2001 als Autor und Übersetzer in der Musikstadt München. Er 24,– € [D], 24,70 € [A] schrieb zahlreiche Bücher vor allem zu kulturgeschichtlichen ISBN 978-3-86730-217-3 Themen. U. a. Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien, Foto: privat 2010; Die Weltgeschichte der Pflanzen, 2012; Das geheime Leben der Wörter, 2019. Erscheint im September 2021
Literarische Etuden · Edition de Bagatelle | 10 Band I Ein Klassiker der russischen Literatur neu illustriert setzten sagen zu einem »Sie« ... Ja, ich muss gestehen, wennsagen setzten nicht zu dieser einem edle Dienst »Sie« wäre, ... Ja, ich sogestehen, muss hätte ich das Depar- Nikolaj Gogol tement wenn nichtschon dieser längst verlassen. edle Dienst tement schon längst verlassen. wäre, so hätte ich das Depar- Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels Ich zog meinen alten Mantel an und nahm den Schirm, denn Icheszog meineninalten regnete MantelAuf Strömen. an und dennahmStraßen denwarSchirm, denn ich niemand; es regnete in Strömen. Auf den Straßen war niemand; ich Tagebuch eines Wahnsinnigen sah nur einige einfache Weiber, die ihre Rockzipfel über den sah nur einige einfache Weiber, die ihre Rockzipfel über den Kopf Kopf geschlagen geschlagen hatten, hatten, einigeeinige altrussische altrussische Kaufleute Kaufleute mit mit Regenschirmen Regenschirmen undund einigeeinige Kanzleidiener. Kanzleidiener. Von besserem Von besserem Publikum Publikum sahsah ich einen ich nur nur einen Beamten.Beamten.Ich trafIchihntraf ihn an einer an einer Straßenecke. Straßenecke. Als Als icherblickte, ich ihn ihn erblickte,sagte sagte ich mir:ich mir: – Aha, – Aha, mein Lieber, du gehst gar nicht ins Departement; du steigst mein Lieber, du gehst gar nicht ins Departement; du steigst jener Dame jener Dame nach, die dort nach, vornevorne die dort läuft, läuft, und schaust ihr auf ihr auf und schaust die Füßchen. die Füßchen. – Was – Wasfür eine Bestie für eine ist doch Bestie istso ein Beamter! doch so ein Beamter! ErErgibt selbst gibt einem selbst einem Offizier nichtsnichts Offizier nach: nach: kaum sieht kaumersiehtso er so ein Wesen in einem Hütchen, sofort hat er mit ihr angeban- ein Wesen in einem Hütchen, sofort hat er mit ihr angeban- delt. Als ich mir dieses dachte, sah ich eine Equipage vor delt.Laden einem Als ichhalten, mir dieses an dem dachte, ich gerade sahvorüberging. ich eine Equipage Ich vor einem Laden erkannte halten, sie sofort: es waran diedem ich gerade Equipage unseres vorüberging. Direk- Ich erkannte tors. – Er hatsie sofort:Laden in diesem es warnichtsdie Equipage zu suchenunseres –, dachteDirek- ichtors. mir,–– Er es hat wirdin diesem wohl seineLaden Tochternichtssein. –zu Ichsuchen drückte–, dachte mich ich an die–Wand. mir, es wird Der Lakai wohl öffnete seine den Wagenschlag, Tochter sein. – Ich drücktesie 9 hüpfte michheraus an diewie ein Vögelchen. Wand. Der LakaiWie bezaubernd öffnete blickte den Wagenschlag, sie 9 siehüpfte nach rechts heraus undwielinks einund bewegte ihre Vögelchen. WieBrauen bezauberndund blickte Augen ... Du lieber Gott, ich war verloren, ganz verloren! ... sie nach rechts und links und bewegte ihre Brauen und Was braucht sie bei solchem Regen auszufahren! Nun soll Augen ... Du lieber Gott, ich war verloren, ganz verloren! ... mir einer sagen, dass die Frauen keine Leidenschaft für Was Tand braucht haben. sie bei solchem Sie erkannte mich nicht, Regen auszufahren! und auch ich bemühte Nun soll mir mich mich, einerinsagen, meinen dass Manteldiezu Frauen hüllen,keineum soLeidenschaft mehr als ich für Tandschmierigen einen haben. Sieund erkannte mich nicht,Mantel sehr altmodischen und auch ich bemühte anhatte. Manmich, trägtmich jetzt in meinen Mäntel Mantellangen mit einem zu hüllen, Kragen, umich sohatte mehr als ich aber einen einen mit mehreren schmierigen undkurzen sehrKragen an; auch Mantel altmodischen ist das anhatte. Tuch Man meines trägt Mantels jetzt Mäntelgar nicht mit dekatiert. einem langen Ihr Hündchen Kragen, ich hatte hatte abernicht Zeitmit einen gehabt, mehrerenin die Ladentüre kurzen Kragen zu schlüpfen, an; auch undist das blieb auf der Straße zurück. Ich kenne dieses Hündchen. Tuch meines Mantels gar nicht dekatiert. Ihr Hündchen in der Gorochowaja wohnt. Ich kann mich auf seinen Namen Es heißt Maggie. Es war noch keine Minute vergangen, als nicht besinnen; es ist aber als sicher bekannt, dass er in ichhatte nichtStimmchen ein feines Zeit gehabt, in die hörte: Ladentüre »Guten zu schlüpfen, Tag, Maggie!« Du und bliebHimmel, lieber auf derwer Straße spricht zurück. denn da? Ich Ich kenne dieses sah mich umHündchen. und Gemeinschaft mit einer Hebamme den mohammedani- Es heißt Maggie. Esdie war noch keine Minute vergangen, in der Gorochowaja erblickte zwei Damen, unter einem Regenschirm gingen: als schen Glauben über die ganzewohnt. Ich kann mich Welt verbreiten will;auf manseinen Namen sagt ichalte eine einund feines eineStimmchen ganz junge; sie hörte:waren »Guten schonTag, Maggie!« Du vorbeigegan- nicht besinnen; es ist aber als sicher bekannt, dass er in ja, dass sich in Frankreich schon der größte Teil der Bevölke- lieber gen, Himmel, ich hörte aber wer neben spricht denndas mir wieder da?Stimmchen: Ich sah mich »Duum und Gemeinschaft mit einer Hebamme den mohammedani- rung zum Glauben Mohammeds schen Glauben über diebekennt. ganze Welt verbreiten will; man sagt solltest dich zwei erblickte schämen, Damen, Maggie!« Teufeleinem die unter nochmal: ich sah, Regenschirm gingen: ja, dass sich in Frankreich schon der größte Teil der Bevölke- dass eineMaggie alte undein Hündchen eine ganzbeschnüffelte, junge; sie waren das den schon beiden vorbeigegan- GAR KEIN DATUM rung zum Glauben Mohammeds bekennt. Damen folgte. gen, ich hörte– Aha! aber–neben dachte mir ich mir: – Bindas wieder ich Stimmchen: auch nicht »Du DER TAG HATTE KEIN DATUM Ich ging heute auf dem solltest dich schämen, Maggie!« Teufel nochmal: ich sah, Wolfgang Borchert Newskij-Prospekt GAR KEIN DATUMspazieren. Seine Majestät der Kaiser dass Maggie ein Hündchen beschnüffelte, das den beiden DER TAG fuhr vorbei. HATTEzogen Alle Leute KEINdie Mützen,Ich DATUM undging ichheute auf dem tat es Newskij-Prospekt spazieren. Seine Majestät der Kaiser Damen folgte. – Aha! – dachte ich mir: – Bin ich auch nicht auch; dabei ließ ich mir es jedoch nicht anmerken, dass fuhr vorbei. Alle Leute zogen die Mützen, und ich tat es ich der Königauch; von Spanien dabei ließ bin. Icheshielt ich mir es für jedoch unpassend, nicht anmerken, dass mich hier in Gegenwart ich der Königaller erkennen von Spanien bin.zu Ichgeben, hielt es denn für unpassend, zuerst muss mich ich mich doch hier in bei Hofe Gegenwart vorstellen. aller erkennen zu Mich hielt geben, denn nur das eine zuerst zurück, dass muss ichich michbisher doch noch kein bei Hofe spanisches vorstellen. Mich hielt Nationalkostümnur das eineWenn habe. zurück,ichdass dochich wenigstens bisher noch kein spanisches einen Königsmantel Nationalkostüm habe. hätte. Ich hätte ihnWenn mir vonich doch einem wenigstens Schneidereinen Königsmantel hätte. Ich hätte ihn mir von einem Schneider machen lassen, aber diese Schneider sind die reinen Esel; machen lassen, aber diese Schneider sind die reinen Esel; außerdem vernachlässigen sie ihr Handwerk, außerdem vernachlässigen geben sich sie ihr Handwerk, geben sich mit anderen mit Affären ab Affären anderen und pflastern zum größten ab und pflastern Teil dieTeil die zum größten 40 Straßen. 40 Straßen. 41 41 Ich habe michIchentschlossen, habe mich entschlossen, mir den Königsmantel mir den Königsmantel aus aus meinem neuen meinem neuen Uniformfrack Uniformfrack zu machen,zu machen, den ich den erstich erst zweimal getragen habe. Damit diese Schurken ihn nicht zweimal getragen habe. Damit diese Schurken ihn nicht verderben, beschloss ich, ihn mir selbst hinter verschlos- verderben, beschloss ich, senen Türen zuihn mirso nähen, selbst dass hinter verschlos- es niemand sieht. Ich senen Türen zerschnitt zu nähen,denso ganzen dass esFrack niemand mit dersieht. Ichdenn der Schere, zerschnitt den ganzen Schnitt Frack muss mit anderer ein ganz der Schere, sein. denn der Schnitt muss ein ganz anderer sein. AUF DAS DATUM BESINNE ICH MICH NICHT. EINEN MONAT AUF DAS DATUM BESINNE GABICH ES AUCH MICHNICHT. NICHT. WEIß DER TEUFEL, WAS ES WAR. Der Mantel ist vollkom- EINEN MONAT GAB ES AUCH NICHT. edition de Bagatelle men fertig. Als ich ihn mir umwarf, schrie Mawra auf. Aber Literarische Etuden WEIß DER TEUFEL, WASmich ich kann ES noch WAR. nichtDer Mantel istmich entschließen, vollkom- bei Hofe vor- men fertig. Als ich ihndiemir umwarf, ausschrie Mawra auf. immer Aber nicht Faber & Faber ich kann mich zustellen, da.noch Ohnenicht Deputation entschließen, die Deputierten Spanien geht esmich ist noch beisoHofe nicht: vor-jedes wird mir zustellen, dieGewicht Deputation meineraus Spanien Würde fehlen.ist Ichnoch immer erwarte nicht sie von Stunde zu Stunde. da. Ohne die Deputierten geht es nicht: so wird mir jedes Gewicht meiner Würde fehlen. Ich erwarte sie von Stunde DEN 1. Ich wundere mich über die Saumseligkeit der Depu- zu Stunde. tierten. Was für Gründe mögen sie aufgehalten haben? Vielleicht Frankreich? Ja, Frankreich ist wohl die missgüns- DEN 1. Ich wundere mich tigste über Macht. Ichdie gingSaumseligkeit auf die Post undder Depu- mich, erkundigte tierten. Was für Gründe mögen sie aufgehalten haben? Vielleicht Frankreich? Ja, Frankreich ist wohl die missgüns- tigste Macht. Ich ging auf die Post und erkundigte mich, Nikolaj Gogol Mit den Bagatellen eröffnet der Verlag eine neue Reihe, die ausschließlich Magister- Aufzeichnungen eines studentInnen der Buchillustration in den Kunstakademien in Leipzig und Hamburg Wahnsinnigen vorbehalten ist. Es soll erprobt werden, wie neue bildnerische Handschriften an Eine Erzählung kanonischen Texten der Weltliteratur entstehen. Eine Debüt-Reihe der besonderen Güte und eine Förderung junger NachwuchsillustratorInnen. Zweifarbige Ausgabe mit Illustrationen Unterdrückt und gepeinigt im Beruf und hoffnungslos verliebt, flüchtet sich der klei- von Edgar Sánchez ne Angestellte Poprischtschin in seine ganz eigene Welt. Der zu Beginn der Erzäh- lung erworbene Eindruck eines gesunden Menschen wandelt sich zusehends in das Aus dem Russischen Bild eines hoffnungslosen Phantasten und Verrückten. Zunehmend fällt der Protago- von Alexander Eliasberg nist im weiteren Verlauf seiner Krankheit in immer stärkere Wahnvorstellungen. So liest er etwa in der Zeitung vom Tod des spanischen Königs, der ohne Thronfolger 64 S. Format 16×24 cm geblieben ist, und verfällt in den Glauben, er selbst wäre der nächste spanische König. Englische Broschur Mit dieser und anderen Erzählungen, z. B. Der Mantel, Die Nase oder Das Porträt, schrieb sich Gogol in die Weltliteratur ein. 20,– € [D], 20,60 € [A] ISBN 978-3-86730-192-3 Nikolaj Wassiljewitsch Gogol (1809 –1852) gilt als einer der größten russischen Erzähler des 19. Jahrhunderts. Mit seinen Novellen und Erzählungen war er ein Vorläufer Kafkas und Erscheint im Juni 2021 wurde und wird von vielen internationalen Autoren rezipiert. Abb: wikipedia Vor allem aber sein Hauptwerk Die toten Seelen wirkt noch heute beinahe erratisch, in vielen Facetten humoresk wie ebenso ab- gründig in die gegenwärtige Literatur hinein. Edgar Sánchez, geboren 1992 in Caracas, studierte Grafik De- sign in Venezuela und studiert und arbeitet seit 2018 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Foto: privat
11 | Literarische Etuden · Edition de Bagatelle Band II Zum 100. Geburtstag des Autors am 20. Mai 2021 Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels Wolfgang Borchert SchiSchyphuSch oder Der Kellner meines Onkels wird der hass dich anfallen wie ein eifersüchtiges Weib, wenn du merkst, dass ich keinen Gang habe. Nein, ich habe keinen Gang. Es gibt tatsächlich Menschen, die keinen Gang haben – sie haben mehrere Stilarten, die sich nicht miteinander vereinen können zu einer Melodie. ich bin so einer. Du wirst mich deswegen hassen, ebenso sinnlos und begründet, wie ich die perücke hassen muss, Wolfgang Borchert weil ich ihr hintermann bin. Wenn du dich gerade auf meinen et- was unsicheren, verspielten Schritt eingestellt hast, stellst du sto- ckend fest, dass ich plötzlich ganz reell und energisch auftrete. und SchiSchyphuSch Wolfgang Borchert kaum hast du diesen neuen Typ meines Gehens registriert, da fan- Kleine Texte der Weltliteratur. Band 2 ge ich einige Schritte weiter an, zerfahren und mutlos zu bummeln. Nein, du wirst keine Freude und Freundschaft über mich empfin- oder Der Kellner meines Onkels den können. Du musst mich hassen. Alle hintermänner hassen ihre Vordermänner. Vielleicht würde alles anders werden, wenn sich die Vordermän- ner mal nach ihren hintermännern umsehen würden, um sich mit ihnen zu verständigen. So ist aber jeder hintermann – er sieht nur Drei Erzählungen seinen Vordermann und hasst ihn. Aber seinen hintermann ver- leugnet er – da fühlt er sich Vordermann. So ist das in unserm Kreis hinter den grauen Mauern – so ist es aber wohl anderswo auch, Mit 15 zweifarbigen illustrationen überall vielleicht. von Jonathan hoffboll ich hätte die perücke doch umbringen sollen. Einmal heizte sie mir so ein, dass mein Blut an zu kochen fing. Das war, als ich die Entdeckung machte. Keine große Sache. Nur eine ganz kleine Ent- deckung. habe ich schon gesagt, dass wir jeden Morgen eine halbe Stunde lang einen kleinen schmutzig-grünen Fleck Rasen umkreisen? in der Mitte der Manege von diesem seltsamen Zirkus war eine blasse Versammlung von Grashalmen, blass und der einzelne halm ohne Gesicht. Wie wir in diesem unerträglichen Lattenzaun. Auf der Su- che nach Lebendigem, Buntem, lief mein Auge ohne große hoff- nung eigentlich und zufällig über die paar hälmchen hin, die sich, edition de Bagatelle als sie sich angesehen fühlten, unwillkürlich zusammennahmen Literarische Etuden und mir zunickten – und da entdeckte ich unter ihnen einen un- Faber & Faber 30 31 Faber & Faber 22 € [D] Mit drei Erzählungen, davon zwei aus Borcherts Nachlass, möchte der Band die Viel- Wolfgang Borchert seitigkeit der Erzählkunst des Hamburger Autors vorstellen, dessen 100. Geburtstag Schischyphusch oder wir in diesem Jahr gedenken. Wolfgang Borchert hat wie kein zweiter Autor ganz Der Kellner meines Onkels maßgeblich die Stimmungen nach dem Zweiten Weltkrieg der sogenannten »verlore- Drei Erzählungen nen Jugend« literarisch zu gestalten vermocht. Und von seiner tiefen Menschlichkeit ist auch die heutige jüngere Generation immer noch beeindruckt. Zweifarbige Ausgabe mit Illustrationen Wolfgang Borchert (1921–1947) hat nur ein sehr schmales, von Jonathan Hoffboll dennoch sehr gewichtiges Werk von Gedichten und Erzählungen hinterlassen. Besonders mit seinem Heimkehrerdrama Draußen 48 S. Format 16×24 cm vor der Tür konnten sich in der Nachkriegszeit weite Teile des Englische Broschur Abb: wikipedia deutschen Publikums identifizieren. Der in Hamburg geborene Autor und Schauspieler starb in einem Sanatorium in Basel an 20,– € [D], 20,60 € [A] den Folgen seiner im Krieg zugezogenen Erkrankungen. ISBN 978-3-86730-193-0 Jonathan Hoffboll, geboren 1989 in Coesfeld, studierte zu- nächst Design an der FH Münster und aktuell Illustration im Erscheint im Juni 2021 Master an der HAW-Hamburg. Seit 2014 arbeitet er freiberuf- lich im Bereich Illustration und Grafik Design. In seinen Illus Selbstporträt trationen verbindet er Elemente aus Grafik Design, Animation und Comic unter anderem inspiriert von der Polish Poster School.
Kalender für Bücherfreunde | 12 Mit Buchvignetten von Franziska Neubert »Ein MUSS für alle Bücherfreunde jeden Geschlechts« (BuchMarkt) Mai 18. Woche 2022 Es gibt keine sicherere Grundlage für eine schöne Freundschaft als einen gegenseitigen Geschmack in der Literatur. P. G. WoDEhouS 2 Montag Kalender Kalender für Bücherfreunde für Bücherfreunde 250 ] Novalis, 110 ] Axel Springer 3 Dienstag 2022 4 Mittwoch 250 ] Friedrich Arnold Brockhaus, 30 = Marlene Dietrich Faber & Faber 5 Donnerstag 6 Freitag 7 8 2022 Samstag Sonntag (Muttertag) Kalender für Bücherfreunde Der Kalender für Bücherfreunde bietet Ihnen: Das Jahr 2022 Herausgegeben • ein Wochenkalendarium mit viel Platz für Notizen, Einkaufslisten etc. von Carsten Pfeiffer • viele schöne Zitate rund ums Buch und die Literatur Buchvignetten • viele Hundert Jubiläen von SchriftstellerInnen und AutorenInnen von Franziska Neubert • die Feiertage und Ferientermine in Deutschland, Österreich und der Schweiz • die Termine wichtiger Buch- und Antiquariatsmessen und Literaturfestivals 144 S. Format 12,5×19,0 cm • Notizseiten für Bücherwünsche, Listen für verliehene und geliehene Bücher Flexibler Pappband mit Lesebändchen Dazu: 14,– € [D], 14,40 € [A] • zahlreiche Buchvignetten von Franziska Neubert ISBN 978-3-86730-200-5 • Literatur und Lesetexte von Heinrich Heine, Siegfried Lenz, Christian Morgenstern u. a. • Mit schönen Beispielen für die hohe Kunst der literarischen Sottise Erscheint im Juni 2021 unter Literaten Ein Muss für alle BücherliebhaberInnen Carsten Pfeiffer, geboren 1967, ausgebildeter Verlagskaufmann und seit den späten 1980er Jahren in verschiedenen Verlagsunternehmen tätig, ist auch Sammler von seltenen Büchern und Herausgeber einiger Anthologien. Franziska Neubert, geboren 1977 in Leipzig, wo sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte. Ihre Buchillustrationen und Farbholzschnitte gehören zum Besten, was derzeit in diesem Genre entsteht. Vorzugsausgabe 200 Exemplare als Lederband 34,– € [D], 34,80 € [A] ISBN 978-3-86730-201-2
13 | Weltliteratur in illustrierten Ausgaben Zum 700. Todestag Dante Alighieris am 14. September 2021 Fa Ber & Fa Ber DA N T E Alighieri DA N T E Alighieri Die Göttliche Komödie Die Göttliche Komödie Giovanni Das Dek a m eron Boccaccio Das Dekameron FaBer & FaBer Giova n n i B o c c ac cio Mit einhundert farbigen Illustrationen von Monika Beisner Faber & Faber Faber & Faber Die Göttliche Komödie des Dante Alighieri (1265–1321) ist ei- Dante Alighieri Gemälde: Sandro Botticelli nes der großen Meisterwerke der abendländischen Dichtung. Die Göttliche Komödie Sie fasst alle geistigen Strömungen des Mittelalters zusammen. Die sprachliche Schönheit und gedankliche Tiefe dieses Kultbu- Mit 100 farbigen Illustrationen ches der Weltliteratur haben seit Jahrhunderten immer wieder von Monika Beisner Künstler inspiriert, sich mit faszinierenden Bildern ins Verhält- nis zur Dichtung und zur Zeit zu rücken. Aber nur wenigen In der Übersetzung Künstlern ist es gelungen, den kompletten Text in seiner Viel- von Karl Vossler schichtigkeit zu deuten und malerisch illustrativ zu begleiten. Die britische Schriftstellerin und Kulturhistorikerin Marina Warner schrieb über ca. 224 S. Folio-Format 23×31 cm Beisners Dante-Bilder: »Für die hundert Miniaturen benötigte sie sieben Jahre, und Geprägter Leinenband mit diese Leistung ist umwerfend. Der vorliegende Band reproduziert ihre Arbeit in vol- Lesebändchen im Schmuckschuber ler Größe, ... ohne sichtbare Striche oder Linien, sondern als reines Leuchten von dichter Farbe, aufgetragen mit kleinsten Pinseln, die aus einem halben Dutzend Zo- ca. 78,– € [D], 80,20 € [A] belhaaren bestehen ... Monika Beisner ist Dantes Text treu geblieben, indem sie Geste ISBN 978-3-86730-207-4 und Position wie im Gedicht beschrieben wiedergibt sowie seine unübertroffene Prä- zision der räumlichen, geographischen und zeitlichen Koordinaten.« Erscheint im August 2021 Monika Beisner, geboren 1942 in Hamburg, lebt bevorzugt in London. Sie studierte Malerei in Braunschweig und Berlin. Bekannt geworden ist sie besonders durch ihre Buchillustrationen. Vorzugsausgabe 100 Exemplare als Halbpergamentband mit Lesebändchen im Schmuckschuber ca. 130,– € [D], 134,– € [A] ISBN 978-3-86730-208-1
Weltliteratur in illustrierten Ausgaben | 14 versuchte und ihm dies tatsächlich auch gelang, war ein normaler – was in seinem Fall hieß: intensiver – Arbeitstag vorausgegangen, und er traf keine besonderen Anordnungen, noch versuchte er, alle Angelegenhei ten abzuschließen, die ihn nach Madrid geführt hatten. Es gab noch viele unerledigte Dinge und sogar zwei Verabredungen, die er für den nächsten Vormittag anberaumt hatte, im Prinzip der vorletzte seines Aufenthalts. Nichts – sagte Dato –, weder in den zweiundsiebzig Stun den vor dem Versuch noch am Tag des Versuches selbst habe seine Ab sichten erahnen lassen. Vielleicht hatte er keine. Es kann sein, dass Manur müde in sein Zimmer kam, als der Nachmittag zur Neige zu gehen begann, und sich angekleidet auf dem Ehebett ausstreckte, nach dem er seinen grünen Filzhut auf die Bettdecke gelegt hatte, sicher ohne von dem Aberglauben zu wissen, der verbietet, einen Hut auf ein Bett zu legen. Es kann sein, dass er, nachdem er zehn oder fünfzehn Minuten so dagelegen hatte, mit der Fernbedienung den Fernseher einschaltete und allein fernsah, so wie ich fernsah, wenn ich von meinen Reisen nach Barcelona und zu Berta zurückkehrte, und wie Natalia in unseren letz ten luxuriösen Zimmern in den großen Hauptstädten der Welt, in denen ich gesungen habe, unaufhörlich fernsah. Es kann sein, dass an jenem Nachmittag oder Abend weder Quizsendungen noch Fußballspiele ge boten wurden. Es kann sein, dass Manur sich dann erhob und den Schrank öffnete, um seine Kleidung zu wechseln oder sich einen Haus mantel anzuziehen, der ebenfalls aus Seide war, aber im Unterschied zu dem, den ich an Dato gesehen habe, wahrscheinlich kaffeefarben oder grün, den Lieblingsfarben von Herrn Manur nach dem Bild oder der Vorstellung, die mir endgültig von ihm geblieben ist. Aber vielleicht ist es nicht dazu gekommen, dass er seine Kleidung wechselte oder sich diesen Hausmantel anzog, weil er in diesem Schrank, wie ich heute in denen in meiner Wohnung, viele der von Natalia Manur zurückgelasse nen Kleidungsstücke gesehen hat, denn sie kam in das zweite und schä bige Hotel gegenüber nur mit dem Allernotwendigsten in einem biegsa men Koffer mittlerer Größe, den ich vier Tage lang auf dem Boden des Zimmers liegen sah und den sie noch immer besitzt und heute Morgen mitgenommen hat. Vielleicht hat Manur diese Kleidungsstücke mit sei nen dicklichen Fingern berührt, möglicherweise hat er sie mit seinen wulstigen Lippen geküsst oder sein grob geschnittenes Gesicht an den 147 Vorzugsausgabe A 60 Exemplare Vorzugsausgabe B mit einer separat einliegenden und 100 Exemplare signierten Original-Radierung als Halbpergamentband mit von Sighard Gille Lesebändchen im Schmuckschuber 190,– € [D], 195,– € [A] 90,– € [D], 92,50 € [A] ISBN 978-3-86730-215-9 ISBN 978-3-86730-216-6
15 | Weltliteratur in illustrierten Ausgaben Ba c on a c on ncis is B Fr a F r a nc Über die D reistigkeit, Über die D über d reistigkeit, e n A rg über d wohn e n A rg und über d wohn ie Prahlere i und über d ie Prahlere i s E s s ay s s ay s e lten en E ge sa m m m melt D ie Mit 30 ge sa f a r big e D ie v on n C ol l Mit 30 Sigh a gen f a r big e a rd G v on n C ol l Sigh a gen i l le a rd Gil le r Fa b e r & Fa b e Fa b e r & Fa b e r Francis Bacon (1561–1626) gehört zweifellos zu den bedeu- Francis Bacon tendsten englischen Autoren überhaupt. Besondere Wirkung Über die Dreistigkeit, haben und hatten seine Essays (1597 erstmals erschienen und über den Argwohn und später erweitert), ein »Longseller«, der bis heute bei den engli- über die Prahlerei Abb: wikipedia schen Buchhändlern ununterbrochen lieferbar ist. Für den Titel Die gesammelten Essays haben vermutlich Montaignes Essais Pate gestanden. Er versteht wie kein Zweiter, Farbigkeit der Sprache mit Durchsichtigkeit, Mit 30 farbigen Collagen gedankliche Fülle mit Klarheit zu verbinden. Seine bildhafte von Sighard Gille Sprache macht die von ihm erörterten Gegenstände anziehend und so anschaulich. Seine Eltern prägten sein Leben und sein Weltbild. Beide lebten ihm vor, die Ver- Aus dem Englischen pflichtung gegenüber dem Volk höher zu bewerten als sein persönliches Glück. von Elisabeth Schücking Sighard Gille, geboren 1941, gehört zur zweiten Genration der ca. 240 S. Format 16,5×25 cm sogenannten Leipziger Schule. Weltberühmt ist er mit dem größ- Leinenband mit Lesebändchen im ten öffentlich sichtbaren Deckengemälde geworden (712 qm), Schmuckschuber eine Paraphrase auf Gustav Mahlers Lied von der Erde im Foyer des Gewandhauses. Für den Verlag illustrierte der Künstler in ca. 36,– € [D], 37,– € [A] Foto: privat der Vergangenheit sowohl Cervantes’ Don Quixotte (2 Bde im ISBN 978-3-86730-214-2 Schuber) wie auch den Roman von Daniel Kehlmann Beerholms Vorstellung. Und nun zu seinem 80. Geburtstag beschenkt er sich selbst und uns mit einer zupackenden Bebilderung von Bacons wunderbaren Erscheint im September 2021 Essays.
Weltliteratur in illustrierten Ausgaben | 16 DAS GROSSE FABEL-BUCH JEAN DE LA FONTAINE DAS GROSSE FABEL-BUCH JEAN DE LA FONTAINE BEBILDERT VON JAN PETER TRIPP Jean de La Fontaine Das große Fabel-Buch Mit farbigen Bildern von Jan Peter Tripp Aus dem Französischen von Ernst Dohm 224 S. Format 16,5×25 cm Edelpappband im Schmuckschuber 36,– € [D], 37,– € [A] ISBN 978-3-86730-202-9 FABER & FABER 36 € [D] Vorzugsausgabe A DER KRANKE HIRSCH (nur noch wenige Exemplare FABER & FABER lieferbar) In reichbestandnem Forst erkrankt’ ein Hirsch. In Haufen Sah flugs die Freund’ herbei man laufen Zum Kranken als Besuch, als Helfer in der Not, 100 Exemplare mit einer 01 Schuber La Fontaine.indd 1 Als Tröster mindestens – höchst lästige Gesellen. »Gönnt, Freund’, in Ruhe mir den Tod! Lasst in der altgewohnten schnellen signierten Original-Radierung Weise die Parze mich abtun, und weinet nicht!« Umsonst! Der Tröstung traur’ge Pflicht Erfüllten gründlich sie trotz seinem Flehn und Dringen. Als sie mit Gottes Hilfe gingen, ERSTES BUCH von Jan Peter Tripp Taten sie’s nicht, ohne vorher Das vollste Weiderecht im Forst sich anzumaßen, Indem den grünen Wald ringsum ganz kahl sie fraßen. Der arme kranke Hirsch fand nun kein Futter mehr; 190,– € [D], 195,– € [A] Und war er übel dran schon immer, So ward das Übel nur noch schlimmer: Zur Krankheit kam die Hungersnot, ISBN 978-3-86730-203-6 Er starb zuletzt den Hungertod. Ja, teuer, dass man’s nie verschmerzte, Seid ihr, ihr Leib- und Seelenärzte. O Zeit! O Sitten! In der Welt Ist nichts umsonst, alles fürs Geld. Vorzugsausgabe B 100 Exemplare als Halbpergament- band im Schmuckschuber 90,– € [D], 92,50 € [A] ISBN 978-3-86730-204-3 207 | Zwölftes Buch Innenseiten La Fontaine17022021 Print.indd 207 17/02/2021 18:35 Innenseiten La Fontaine17022021 Print.indd 208 17/02/2021 18:35 Innenseiten La Fontaine17022021 Print.indd 8 17/02/2021 18:35 Innenseiten La Fontaine17022021 Print.indd 9 17/02/2021 18:35 Gottfried August Bürger Wunderbare Reisen *) Otschakiw: ukrain. Hafenstadt an der Schwarz- Einst, als wir die Türken in Oczakow * hineintrieben, gings bei der Avantgarde sehr heiß her. Mein feuriger Litauer hätte zu Wasser und Lande, meerküste mich beinahe in des Teufels Küche gebracht. Ich hatte einen ziemlich entfernten Vorposten und sah den Feind in einer Wolke von Staub gegen mich anrücken, wodurch ich wegen sei- Feldzüge und lustige ner wahren Anzahl und Absicht gänzlich in Ungewissheit blieb. Mich in eine ähnliche Wolke von Staub einzuhüllen, wäre frei- lich wohl ein Alltagspfiff gewesen, würde mich aber ebenso we- Abenteuer des Freiherrn nig klüger gemacht als überhaupt der Absicht näher gebracht haben, warum ich vorausgeschickt war. Ich ließ daher meine *) einzelne Reiter Flankeure* zur Linken und Rechten auf beiden Flügeln sich von Münchhausen oder Infanteristen zerstreuen und so viel Staub erregen, als sie nur immer konn- ten. Ich selbst aber ging gerade auf den Feind los, um ihn näher in Augenschein zu nehmen. Dies gelang mir. Denn er stand und focht nur so lange, bis die Furcht vor meinen Flankeurs ihn in Unordnung zurücktrieb. Nun wars Zeit, tapfer über ihn herzu- fallen. Wir zerstreueten ihn völlig, richteten eine gewaltige Nie- Mit 40 farbigen derlage an und trieben ihn nicht allein in seine Festung zu Lo- che, sondern auch durch und durch, ganz über und wider unsere blutgierigsten Erwartungen. Illustrationen von Weil nun mein Litauer so außerordentlich geschwind war, so war ich der Vorderste beim Nachsetzen, und da ich sah, dass der Feind so hübsch zum gegenseitigen Tore wieder hinausfloh, so Thomas M. Müller Wunderbare hielt ichs für ratsam, auf dem Marktplatze anzuhalten und da zum Rendezvous blasen zu lassen. Ich hielt an, aber stellt euch, ihr lieben Herren, mein Erstaunen vor, als ich weder Trompe- Abenteuer ter noch irgendeine lebendige Seele von meinen Husaren um mich sah. – »Sprengen sie etwa durch andere Straßen? Oder was ist aus 160 S. Format 16,5×25 cm des Freiherrn von ihnen geworden?«, dachte ich. Indessen konnten sie meiner Meinung nach unmöglich fern sein und mussten mich bald ein- Münchhausen holen. In dieser Erwartung ritt ich meinen atemlosen Litauer Leinenband mit Lesebändchen zu einem Brunnen auf dem Marktplatze und ließ ihn trinken. Er soff ganz unmäßig und mit einem Heißdurste, der gar nicht zu löschen war. Allein das ging ganz natürlich zu. Denn als ich im Schmuckschuber · 42 · · 43 · 36,– € [D], 37,– € [A] ISBN 978-3-86730-179-4 Vorzugsausgabe (vergriffen) Faber & Faber
17 | Weltliteratur in illustrierten Ausgaben Anblick, welcher in der Einsamkeit dieselben Begierden bei ihr erregte, die sich ihrer Nönnchen bemeistert hatten. Sie weckte den Schläfer, nahm ihn mit in ihre Zelle und ließ ihn in einigen Tagen nicht von sich, zum nicht geringen Verdruss der Nonnen, die sich sehr beklagten, dass der Gärtner nicht kam und den Garten bestellte. Die Äbtissin überließ sich in- dessen dem Vergnügen, welches sie vielleicht oft an anderen getadelt hatte. Endlich entließ sie den Gärtner und er ging wieder nach seiner Hütte. Weil sie ihn jedoch oft wiederkom- namens Adrino, der um sein Liebesverständnis wusste, zum für nötig, Licht anzuzünden, sondern schalt die Katze und men ließ und mehr als ihren billigen Anteil von ihm verlangte, Begleiter mit. Sie mieteten an einem Abend ein paar Postgä- ging wieder in ihr Zimmer, und tappte im Finstern richtig bis besorgte Masetto, dem man zuviel zumutete, sein Verstum- ule, schnallten jedem ein Felleisen auf, das vielleicht nur mit an das Bett ihres Mannes. Wie sie aber die Wiege nicht vor men möchte ihm in der Länge teuer zu stehen kommen. Er Stroh gefüllt war, ritten aus Florenz und kamen durch einen demselben fand, dachte sie bei sich: »O weh mir! Da hätte ich fand demnach für gut, wie er an einem Abend bei der Äbtissin kleinen Umweg in die Ebene von Mugnone herab geritten, wahrlich bald einen schönen Streich gemacht und wäre gerade war, sich den Zungenriemen zu lösen und sagte: »Madonna, indem es schon Nacht ward, und wandten hierauf, als wenn zu meinen Gästen ins Bett gestiegen.« Sie ging also ein wenig man pflegt zu sagen, ein Hahn sei genug für zehn Hühner, aber sie von Romagna kämen, nach dem Hause des ehrlichen Gast- weiter, bis sie die Wiege fand, legte sich in das Bett, vor wel- zehn Männer kaum für ein Weib; wie soll ich es denn aushal- wirts, wo sie anklopften und wo ihnen, weil sie ihm beide sehr chem diese stand und folglich zu Adrino, indem sie glaubte, ten, da ich hier Neunen dienen muss? Gebt dem Dinge Ziel wohl bekannt waren, unverzüglich aufgemacht ward. sich bei ihrem Manne niederzulegen. Adrino, der noch nicht und Maß, aber lasst mich lieber mit Gott gehen.« »Höre«, sprach Pinuccio zu ihm, »Du musst uns heute ein wieder eingeschlafen war, empfing sie mit Freuden und ohne Die Äbtissin erstaunte, da sie den vermeinten Taubstum- Nachtlager geben. Wir dachten noch zur rechten Zeit nach ein Wort zu sagen, legte er sich ihr an Bord und enterte wie men reden hörte. »Was ist das?« rief sie. »Ich dachte, Du wärst Florenz zu kommen; allein wir haben trotz aller Anstrengung ein tapferer Freibeuter, zum großen Behagen des Weibchens. stumm?« um diese Zeit nicht weiter als bis hierher kommen können.« Indem die Sachen so standen, fing Pinuccio an, zu besorgen, »Das war ich auch«, sprach Masetto, »aber nicht von Natur, »Du weißt wohl, Pinuccio«, antwortete der Wirt, »wie dass ihn der Schlaf überraschen möchte, und da er sich nach sondern ein Zufall hatte mich der Sprache beraubt; und erst schlecht ich eingerichtet bin, um Leute, wie ihr seid, zu betten; Herzenswunsch mit ihr vergnügt hatte, so stand er auf, um heute habe ich, dem Himmel sei Dank, sie wieder erhalten.« da Euch aber die Nacht übereilt hat und es nicht mehr Zeit ist, wieder nach seinem eigenen Bette zu gehen. Wie er aber die Sie glaubte ihm und fragte, was er damit sagen wollte, dass weiter zu gehen, so will ich Euch gerne beherbergen, so gut ich Wiege vor demselben stehen fand, glaubte er an das Bett des er Neunen dienen müsste Masetto erzählte ihr alles und nun kann.« Wirts gekommen zu sein, ging also weiter und legte sich wirk- ward die Äbtissin gewahr, dass sie keine Nonne in ihrem Klo- Die jungen Leute stiegen demnach ab, gingen in das Hütt- lich zu dem Wirte, welcher darüber erwachte. Pinuccio wel- ster hatte, die nicht so viel wusste, als sie selbst. Sie fasste chen, beschickten zuvörderst ihre Gäule und setzten sich dann cher glaubte, neben seinem Kameraden zu liegen, sagte: »Ich demnach den klugen Entschluss, sich mit ihren Schäfchen und mit dem Wirt nieder, um ihr Abendessen mit demjenigen zu kann Dir versichern, dass die Niccolosa ein seltener Lecker- mit Masetto so abzufinden, dass dem Kloster kein Schimpf halten, was sie in ihren Schnappsäckchen mitgebracht hatten. bissen ist. Beim Himmel, ich habe mir weidlich mit ihr zu gute daraus erwüchse. Weil nun dieselbe Zeit ihr alter Amtmann Der Wirt hatte nur ein einziges kleines Kämmerchen, in wel- getan und in der kurzen Zeit ein halb Dutzend Gänge mit ihr gestorben war, so gaben sie ihm seine Stelle, nahmen gemein- chem, so gut es sich tun ließ, drei Betten aufgemacht wurden, gewagt.« schaftliche Maßregeln, den Zeitvertreib fortzusetzen, den sie die jedoch so nahe beieinander standen, dass man kaum zwi- Der Wirt, dem die Worte, die er hörte, keinen Spaß mach- bisher getrieben hatten und trafen dabei solche Einrichtungen, schen ihnen durchgehen konnte. Den beiden Gästen räumte ten, dachte ernstlich bei sich selbst: was zum Teufel will der dass ihm sein Dienst nicht zu beschwerlich ward. der Wirt das beste von den dreien ein und bat sie, sich nieder- Mensch hier? Darauf sprach er mehr zornig, als mit Überle- zulegen. Wie sie nach einer kleinen Weile sich stellten, als gung: »Pinuccio, Du hast einen bösen Bubenstreich begangen wenn sie schliefen, aber beide noch wach waren, ließ der Wirt und ich wüsste nicht, wie ich das um Dich verdient hätte. Aber beim Himmel, ich will Dich dafür bezahlen!« seine Tochter eines von den beiden übrigen Betten einnehmen, und in das andere legte er sich selbst mit seiner Frau, welche Pinuccio, der nicht der besonnenste Jüngling von der Welt III . 2 darauf die Wiege mit dem kleinen Kind an die Seite ihres war, dachte nicht daran, wie er seinen Irrtum gewahr ward, ihn Bettes stellte. Wie dies alles in Ordnung gebracht war und so bald als möglich wieder gut zu machen, sondern er gab ihm Ein Stallknecht schläft mit König Agilulfs Frau; Pinuccio, welcher alles gesehen und bemerkt hatte, nach einer zur Antwort: »Womit willst Du mich bezahlen? Was kannst dieser bemerkt es und schweigt; er macht ihn ausfindig Zeit glaubte, dass jedermann im Zimmer schon schliefe, stand Du mir tun?« und schert ihm die Haare. er leise auf, ging nach dem Bette des Mädchens, legte sich zu Die Wirtin, die noch immer glaubte, bei ihrem Mann zu ihr und ward von ihr mit Vergnügen, wiewohl nicht ohne eine Mischung von Furcht empfangen, und überließ sich mit ihr liegen, sagte zu Adrino: »Ach, höre doch unsere Gäste; sie scheinen miteinander zu zanken.« W ie Filostrato zu Ende war, der mit seinem Geschichtchen den Damen bisweilen Röte abgejagt hat, bisweilen ein kleines Gelächter abgenötigt hatte, befahl die Königin Pam- den Freuden, wonach sie sich beide längst gesehnt hatten. »Lass sie zanken!« sprach Adrino lachend. »Hol sie der Indem Pinuccio bei dem Mädchen war, traf es sich, dass Henker! Sie haben gewiss gestern Abend zu viel getrunken.« pineen, mit dem Erzählen fortzufahren. Diese sprach mit lä- die Katze etwas umstieß und ein Gepolter verursachte, wovon Jetzt besann sich die Wirtin, dass sie ihren Mann hatte chelndem Munde: Einige Leute sind unvorsichtig genug, sich die Frau erwachte, und weil sie fürchtete es möchte Schaden schelten hören, und da sie die Stimme des Adrino erkannte, es laut merken zu lassen, dass sie gewisse Dinge wissen und geschehen sein, so stand sie im Finstern auf und ging nach dem so merkte sie nunmehr, wo und bei wem sie gewesen war. Sie Kunde von ihnen haben, die sie lieber nicht bemerken sollten; Orte, wo sie das Geräusch gehört hatte. Adrino, der sich um stand deswegen klüglich und ohne ein Wort zu sagen auf, so dass sie bisweilen, indem sie ein unbemerktes Vergehen dieses nicht bekümmerte, stand indessen zufälliger Weise nahm eiligst im Dunkeln die Wiege, rückte sie neben das Bett D a s wegen irgendeines Naturbedürfnisses gleichfalls auf, und wie ihrer Tochter und legte sich bei ihr nieder. Hierauf rief sie, als er hinausgehen wollte, stand ihm die Wiege im Wege, die er wenn sie eben aus dem Schlafe erwachte, ihren Mann und deswegen von der Seite rückte und sie vor sein eigenes Bett fragte ihn, was er mit dem Pinuccio zu zanken hätte. schob. Wie er seinem Bedürfnis abgeholfen hatte, stieg er »Hörst Du nicht, wie er sagt sprach dieser, »dass er diese Giovanni wieder in sein Bett und bekümmerte sich nicht weiter um die Nacht mit der Niccolosa zu tun gehabt hat.« Wiege. »Das lügt er in seinen Hals«, sprach die Wirtin, »dass er Nachdem die Wirtin herumgesucht und gefunden hatte, bei der Niccolosa geschlafen hätte. Ich selbst habe bei ihr ge- 30 dass nichts von Bedeutung umgefallen war, hielt sie es nicht legen und habe die ganze Zeit über keinen Schlaf in den Augen 282 Boccaccio 283 mit Das farbigen fotografischen Dekameron Giovanni Boccaccio illustrationen Giovanni Boccaccio Das Dekameron von olaf martens FaBer & FaBer D e k Das Dekameron Giovanni Mit farbigen fotografischen Boccaccio FaBer & FaBer Das Illustrationen von Olaf Martens Dekameron FaBer & FaBer 336 S. Format 22,5×31 cm am e Leinenband im Schmuckschuber 78,– € [D], 80,20 € [A] ISBN 978-3-86730-177-0 Vorzugsausgabe B ro n 100 Exemplare als Halbpergamentband im Schmuckschuber EUR 130,– € [D], 134,– € [A] ISBN 978-3-86730-178-7 Vorzugsausgabe A I und A II je 15 Exemplare in Kassette zzgl. einem separat eingelegten und vom Künstler signierten Original-Fotoabzug im Format 22,5×31 cm Motiv Vorzugsausgabe A II 400,– [D], 410,– [A] ISBN 978-3-86730-190-9 [I I] Motiv Vorzugsausgabe A I 400,– [D], 410,– [A] ISBN 978-3-86730-187-9 [I]
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