Fertilitätserhalt bei jungen Lymphompatientinnen - Barbara Lawrenz Universitätsfrauenklinik Tübingen

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Fertilitätserhalt bei jungen Lymphompatientinnen - Barbara Lawrenz Universitätsfrauenklinik Tübingen
Fertilitätserhalt bei jungen
  Lymphompatientinnen
           Barbara Lawrenz
    Universitätsfrauenklinik Tübingen
Fertilitätserhalt bei jungen Lymphompatientinnen - Barbara Lawrenz Universitätsfrauenklinik Tübingen
Fertilität nach malignen Erkrankungen

   erfolgreiche, aggressive Therapieformen mit
   sehr guten Prognosen für junge Patientinnen
                  mit Malignomen

Leben nach der                              Angst vor einem
   Therapie                                     Rezidiv

Lebensqualität,                            Langzeitfolgen der
Zukunftspläne                               Erkrankung und
                                               Therapie

75% der Überlebenden wünschen sich ein Kind
                  (Schover et al., 1999)
Fertilitätserhalt bei jungen Lymphompatientinnen - Barbara Lawrenz Universitätsfrauenklinik Tübingen
Physiologie des Ovars

                   Leidenberger et al (2005):
                   Klinische Endokrinologie für
                   Frauenärzte, Springer-Verlag

- Embryonalzeit: ca. 10.000.000 Keimzellen werden
 in der Gonadenrinde eingelagert (= Primordialfollikel)

- Geburt: 90% der Primordialfollikel sind zugrunde gegangen
- Eintritt der Pubertät: ca. 100.000 Primordialfollikel
 = Reserve für die reproduktive Phase

- Reproduktive Phase: 400 und 500 Eizellen gelangen zur
 Ovulation
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Was passiert am Ovar unter CHT?

-Durch CHT: Atresie der Follikel

-Risiko der Entwicklung einer Ovarialinsuffizienz:
abhängig von der Zahl der im Ovar vorhandenen
Follikel und damit vom Lebensalter

                                   Chemo

                                     POF
                                           Menopause
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Fertilitätserhaltende Maßnahmen

 Kryokonservierung befruchteter /   Ovarielle Transposition vor
 unbefruchteter Eizellen            Radiatio des kleinen Beckens

       Kryokonservierung                  Ovarprotektion mit
       Ovarialgewebe                      GNRH-Analoga
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Welche Option für welche Patientin?

Onkologische Therapie (CHT-Regime, Radiatio des
 kleinen Beckens?)

Zeit bis zur ersten Chemotherapie

Wahrscheinlichkeit für ovarielle Metastasierung

Partnerstatus

Alter

Einwilligungsfähigkeit / Wunsch - Patientin / Eltern

Kosten
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Fertilitätserhaltende Maßnahmen

 Kryokonservierung befruchteter /   Ovarielle Transposition vor
 unbefruchteter Eizellen            Radiatio des kleinen Beckens

       Kryokonservierung                  Ovarprotektion mit
       Ovarialgewebe                      GNRH-Analoga
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Hormonelle Stimulation

Mit Partner

                             Fertilisierung     Befruchtete Eizelle
                                 (ICSI)

               Follikel-                  Kryokonservierung
Hormonelle
               punktion
Stimulation

Ohne Partner

                       Unfertilisierte Oozyte
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Hormonelle Stimulation

-Zeitbedarf ca. 14 Tage

-Entnahme der Oozyten mittels vaginaler
Follikelpunktion

-SS-Chancen mit kryokonservierten unfertilisierten
Oozyten / fertilisierten Oozyten (Partnerschaft)

-Risiko der Überstimulation (= OHSS) mit
Verschiebung CHT-Beginn
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Risiken der Stimulation vor CHT

Daten aus dem Netzwerk FertiPROTEKT von 205 stimulierten
Patientinnen vor CHT

 Age          Illness               Complication                  Postponement of
(Years)                                                            chemotherapy
                  Complications during ovarian stimulation

  36       Breast cancer      Termination of stimulation                    No
  19           AML            Termination of stimulation                    No
  34       Breast cancer     No follicle puncture followed                  No
  37      Medulloblastoma       No egg cells retrieved                      No
  36           SLE              No egg cells retrieved                      No
  27         Hodgkin’s         No fertilization occurred                    No
            lymphoma
                                                      Lawrenz et al., Fertil Steril 2010

Komplikationsrate 2.9% pro stimulierter Patientin. Kein OHSS!!!
Fertilitätserhaltende Maßnahmen

 Kryokonservierung befruchteter /   Ovarielle Transposition vor
 unbefruchteter Eizellen            Radiatio des kleinen Beckens

       Kryokonservierung                  Ovarprotektion mit
       Ovarialgewebe                      GNRH-Analoga
Radiotoxizität und Ovarialinsuffizienz

 Ovarielle Dosis (Gy)      Sterilität

         0,6              Kein Effekt
         1,5            Gewisses Risiko
  2,5 – 5 (15 – 40 J)        60%
   5 – 8 (15 – 40 J)         70%
     8 (15 – 40 J)          100%

Operative Verlagerung der Ovarien:
-Möglichst laparoskopisch; ggf. im Rahmen der
Lap´tomie
-Ggf. Absetzen der Tube vom Uterus erforderlich
Fertilitätserhaltende Maßnahmen

 Kryokonservierung befruchteter /   Ovarielle Transposition vor
 unbefruchteter Eizellen            Radiatio des kleinen Beckens

       Kryokonservierung                  Ovarprotektion mit
       Ovarialgewebe                      GNRH-Analoga
Kryokonservierung von Ovargewebe

-Laparoskopische Entnahme von
Ovargewebe; Zeitbedarf: 2 Tage
- „Angehen“ und Lebensdauer des Re-
Transplantates noch experimentell
-Bisher 9 berichtete Schwangerschaften nach der
Retransplantation von Ovargewebe
-Partnerunabhängig
-Zu erwartender Erfahrungsgewinn in den nächsten Jahren
Kryokonservierung von Ovargewebe

Sicherheit des Gewebes

Kryokonserviertes und wieder aufgetautes Gewebe von 18 Lymphom-Pat.
(13 x HL, 5 x NHL) wurden auf 30 immundefiziente Mäuse transplantiert.
Bei der Obduktion der Tiere nach 16 Wochen hatte keines der Tiere ein
Lymphom entwickelt.

Schlussfolgerung: Ovargewebsentnahme mit der Option
der späteren Re-Transplantation bei Lymphom-Pat.
scheint sicher zu sein.
Kim et al. Ovarian tissue harvested from lymphoma patients to preserve fertility may be safe for
autotransplantation. Hum Reprod 2001;16:2056-2060
Risiken der Ovargewebsentnahme

 Daten aus dem Netzwerk FertiPROTEKT von
 500 Laparoskopien zur Ovargewebsentnahme vor CHT
 Age         Illness              Complication                 Postponement of
(Years)                                                         chemotherapy

       Complications during ovarian tissue removal for cryoconservation

  19      Nephroblastoma   No tissue removal possible due               No
                                   to adhesions
  34        Lymphoma          Laparotomy because of         Postponement of start of
                              secondary haemorrhage         chemotherapy by 5 days
                                                   Lawrenz et al., 2010, Arch Gyn Obstet

 Komplikationsrate: 0.4%
Fertilitätserhaltende Maßnahmen

 Kryokonservierung befruchteter /   Ovarielle Transposition vor
 unbefruchteter Eizellen            Radiatio des kleinen Beckens

       Kryokonservierung                  Ovarprotektion mit
       Ovarialgewebe                      GNRH-Analoga
GnRH-Analoga

-Erst nach der Pubertät anwendbar

-Kein negativer Einfluss auf Grunderkrankung

und CHT

-Unklare Datenlage zur Effektivität
GnRH-Analoga

Effektivität nachgewiesen          Keine Effektivität

Badawy et al. 2009 (Mamma-Ca-      ZORO-Studie 2009
Pat.)
Beck-Fruchter et al. 2008          Behringer et al. 2010
(Metaanalyse 12 Studien)
Blumenfeld und von Wolff 2008 -
Metaanalyse
Clowse et al. 2009 - Metaanalyse
Netzwerk FertiPROTEKT – Gründung 2006
Ovartoxizität bei Lymphom-CHT

         Alter                      Chemotherapie                     Amenorrhoerate

     ≥ 30 Jahre                2 x ABVD (HD 7, Arm B)                         0%
     < 30 Jahre                                                              5,6 %

     ≥ 30 Jahre                2 x COPP/ABVD (HD 8)                         12,2%
     < 30 Jahre                                                             3,5 %
     ≥ 30 Jahre                4x COPP /ABVD (HD 9 A)                       53,3 %
     < 30 Jahre                                                             23,5%
     ≥ 30 Jahre            8 x BEACOPP (HD 9, Arm B)                        42,1 %
     < 30 Jahre                                                             11,8%
     ≥ 30Jahre              8 BEACOPP eskaliert (HD 9,                      70,4 %
     < 30 Jahre                     Arm C)                                  40,4 %

Nach Behringer et al: a report from the German Hodgin´s Lymphoma Study Group. J Clin Oncol
2005;23:7555-7564
Behandlungsempfehlung - Lymphom

   Maß-
    nahme

CHT-
Schema        Ovargewebs   Hormonelle Stimulation   GnRH-Gabe
              -entnahme
ABVD                  -              -                (+)

BEACOPP               +              +                 +

BEACOPP               +              +                 +
eskaliert

www.fertiprotekt.de
Behandlungszahlen - FertiPROTEKT

Zeitraum 01.01.2007 – 31.12.2009:
-Beratung von 1280 Pat. zwischen 15 – 40 Jahren

-1080 Pat. entschieden sich für die Durchführung
von mindestens einer fertilitätsprotektiven Technik
-Diagnosen:
  -34,8% Mamma-Carcinom

  -30,5% Lymphom (87,5% zwischen 15 – 30 Jahre)

  -25,4% andere Malignome (34 verschiedene Ca-Arten)

  -9,3% nicht maligne Erkrankungen (z.B. SLE)

                                         Lawrenz et al., Archives Gyn 2010
Behandlungszahlen - FertiPROTEKT

70%

60%                                                     n = 124

      n = 471

50%
                                          n = 135
                                 n = 90
40%                                                                                   GnRH
                                                                                      KryoOvar
            n = 241
                                                              n = 25
                                                                                      Ov.Stim
30%
                                                                                      Transp.Ovar

                                               n = 34
20%
                  n = 72                                               n = 14

10%
                                                                                n=3
                           n=6

 0%
         all indications            breast-cancer            lymphoma
                                                                  Lawrenz et al., Archives Gyn 2010
Tübinger Vorgehen

                 Diagnose:Lymphom

   Frühzeitige Beratung über die fertilitätserhaltenden
Therapiemöglichkeiten in Abhängigkeit von der onkologisch
  notwendigen Therapie und dem Wunsch der Patientin

                 Stimulation            Ovargewebe zur
GnRH   +/-                        +/-
             zur Eizellentnahme              Kryo-
                + / - IVF/ICSI           konservierung

                Individuelle Therapie
Tübinger Vorgehen - Ergebnisse

Zeitraum November 2006 – Januar 2010:
Hämato-Onkologie med. Klinik: 111 weibliche
Lymphompatientinnen, davon 39 Pat. ≤ 40 Jahre
-9 wurden erst nach CHT zur Radiatio vorgestellt

-19 wurden zur Beratung in der IVF-Abteilung der
UFK vorgestellt
-11 keine Beratung (6 x Familienplanung komplett, 2 x
notfallmäßiger Therapiestart notwendig, 1 x Z.n. Beratung, 1 x
keine Angabe von Gründen, 1 x nicht eruierbar)

-8 Pat. wurden von außerhalb zur Beratung über
den Fertilitätserhalt vorgestellt
                                      Lawrenz et al, 2011, Onkologie
Tübinger Vorgehen - Ergebnisse

Zeitraum November 2006 – Januar 2010,
Patientinnencharakteristika (n = 27):

-Durchschnittsalter: 25,8 Jahre (range 18 – 38)

-18 x M. Hodgkin, 4 x B-Zell und 5 x T-Zell-
Lymphom
-5 Patientinnen hatten bereits 1 oder mehrer
Kinder; 1 x Diagnose in der SS
-26 Patientinnen mit Erstdiagnose

                             Lawrenz et al, 2011, Onkologie
Tübinger Vorgehen - Ergebnisse

Zeitraum November 2006 – Januar 2010,
fertilitätsprotektive Maßnahmen:

-96%: GnRH-Gabe

-27%: zusätzlich LSK zur Ovargewebsentnahme

-23%: Hormonale Stimulation zur Gewinnung von
Oozyten mit Fertilisierung mittels ICSI
-Bei 1 Patientin Kombination aller 3 Maßnahmen

                              Lawrenz et al, 2011, Onkologie
Tübinger Vorgehen - Ergebnisse

Zeitraum November 2006 – Januar 2010,
Einfluss auf Beginn der CHT:

                    Zeitdauer für          Zeitdauer FP-
                      Methode           Maßnahme bis Beginn
                   Median in Tagen              CHT
                       (range)            Median in Tagen
                                              (range)
LSK – Ovargewebe          2                             6
                       (1 – 8)                      (1 – 30)
Hormonelle              17,5                           4,5
Stimulation zur       (13 – 23)                     (1 – 15)
Oozytengewinnung
                                  Lawrenz et al, 2011, Onkologie
Take – home - message

1. Fertilitätsprotektive Maßnahmen können in das
onkologische Therapieregime integriert werden
2. Enge Kooperation zwischen Hämato-Onkologie
und einem reproduktionsmedizinischen Zentrum
notwendig
3. Frühzeitige Beratung ist sinnvoll, weitere
Entscheidung dann in Abhängigkeit von der
onkologischen Therapie

   Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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