DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8

 
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DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH                     7/8 | 2018

DV LCH: Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt
Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen

                                                                                1
DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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7/8 | 2018
EDITORIAL

                                                      Guten Schultag!

Ausgabe 7/8 | 2018 | 3. Juli 2018                     Nutzen Sie internetbasierte Tests für die Lernkontrolle? Oder setzen Sie
Zeitschrift des LCH, 163. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen­ und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                      Tools für das personalisierte Lernen ein? Die fortschreitende Digitalisierung
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich             zeigt sich in der Bildung in vielfältiger Form: Nebst den genannten Tests und
                                                      Tools verwenden Lehrerinnen und Lehrer in ihrem Unterricht auch digitale
Impressum
                                                      Lehrmittel, Lernaufgaben, Videos und Bilder. Zudem kommunizieren sie
                                                      innerhalb des Teams, mit den Eltern und den Schülerinnen und Schülern über
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer                    digitale Kanäle, währenddem auch die Administration sowie die Archivie­
Schweiz LCH                                           rung und Bewirtschaftung der Daten mittels digitaler Technologien erfolgen.
• Beat W. Zemp, Zentralpräsident
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin
• Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen      Damit die Schule die Lernenden umfassend und nachhaltig auf künftige
  Arbeitsstelle LCH
                                                      Lebens­ und Arbeitswelten mit digitalen Technologien vorbereiten kann,
Zentralsekretariat und Redaktion                      braucht es «ausreichende Ressourcen, Anpassungen, Koordination und
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
                                                      Führung auf allen Ebenen», betont Beat A. Schwendimann, Leiter Pädago­
E­Mail: bildungschweiz@LCH.ch                         gische Arbeitsstelle LCH. Das entsprechende Positionspapier, das zehn
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                      konkrete Forderungen stellt, haben die Delegierten an der diesjährigen
Fr bis 16 Uhr                                         Versammlung vom 16.Juni 2018 einstimmig verabschiedet. Es macht unmiss­
                                                      verständlich klar: Ohne eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Bund,
Redaktion
• Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin             Kantonen und Gemeinden können die neuen, durch die Digitalisierung
• Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online    bedingten Anforderungen an die Schule nicht erfolgreich gemeistert werden.
• Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online
• Fiona Feuz (ff), Redaktorin Print/Online
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz),   So klar sich der LCH bezüglich Digitalisierung positioniert, so klar hat er
Claudia Baumberger, Sandro Fiscalini (Cartoon),
Peter Krebs, Christian Urech, Roger Wehrli, Christa   auch die Weichen für die Zukunft gestellt: Die Delegierten LCH haben die
Wüthrich                                              Nachfolge von Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, geregelt. Bereits 2017
Abonnemente/Adressen                                  hatte er seinen Rücktritt per Ende Verbandsjahr 2018/2019 bekannt ge­
Bestellungen/Adressänderungen:                        geben. Der «oberste Lehrer der Schweiz», wie ihn die Medien nennen, hat
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,
adressen@LCH.ch                                       den Verband wie auch die Bildungslandschaft während seiner mittlerweile
Adressänderungen auch im Internet:                    28­jährigen Amtstätigkeit stark mitgeprägt. Die Wahl seiner Nachfolge
www.bildungschweiz.ch
Für Aktivmitglieder des LCH ist das                   war damit ein historischer Moment für den Verband und sorgte für Hoch­
Abonnement im Verbandsbeitrag                         spannung im Saal. Erfreulich deutlich fiel das Resultat aus: Die Delegierten
(CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:                 haben im ersten Wahlgang die amtierende LSO­Präsidentin Dagmar Rösler
Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50                zur neuen Zentralpräsidentin gewählt. Sie wird das Amt am 1. August 2019
Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl.
CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.)               antreten. BILDUNG SCHWEIZ war vor Ort und berichtet über diese und weitere
                                                      richtungsweisende Entscheide (S. 8).
Dienstleistungen
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch                   Der LCH ist nun für die Zukunft gerüstet, das Vergangene behält er dennoch
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                      immer im Blickfeld. Im Publikumsbericht in der Heftmitte legen die sieben
Inserate/Druck                                        Geschäftsleitungsmitglieder Rechenschaft darüber ab, für welche Themen
Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien,           und Geschäfte sie sich im Verbandsjahr 2017/2018 engagiert haben, wo sie
Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09
martin.traber@fachmedien.ch                           Erfolge erzielen konnten und wo sie sich weiterhin stark machen müssen.
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO­Zürisee, 8132 Egg ZH
ISSN 1424­6880 Verkaufte Auflage:                     Wir wünschen Ihnen eine spannende
42 722 Exemplare (WEMF/SW­Beglaubigung)               Lektüre und eine erholsame
                                                      Sommerpause!

                                                      Belinda Meier
                                                      Leitende Redaktorin

                                                      PS: Vom 16. Juli bis 3. August sind der LCH und
                                                      die Redaktion nur von 8 bis 12 Uhr erreichbar.
                                                                                                        Austauschen an der DV LCH: Redaktorin Belinda Meier (l.)
                                                                                                        und Dorothee Miyoshi. Foto: Roger Wehrli

                                                                                                                                                                   3
DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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        6   Werbung für Zigaretten soll
        Kinder und Jugendliche künftig
        nicht mehr erreichen.

                                      8   Der Höhepunkt an der
                                      Delegiertenversammlung:
                                      die Regelung der Nachfolge
                                      von Beat W. Zemp.

                                                     20 Vernetzung
                                                     von schulischen
                                                     und ausserschu­
                                                     lischen Akteuren.

                    14    Er behandelt über 500
                    bildungspolitische Fragen:
                    der Bildungsbericht Schweiz.

          Heftmitte
          Im Publikumsbericht
          legt der LCH die Themen
          offen, für die er sich im
          Verbandsjahr 2017/2018          Fotos auf diesen Seiten: Thinkstock/
                                          Wavebreakmedia Ltd, Roger Wehrli, Eleni
          engagiert hat.                  Kougionis, Doris Fischer, Marc Renaud

                                          Titelbild: DV LCH – Dagmar Rösler zur
                                          Nachfolgerin gewählt. Foto: Roger Wehrli

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DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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INHALT

                AKTUELL

              6 Schutz vor Tabakwerbung bieten
              7 Die Anforderungen steigen – die Löhne nicht

                DELEGIERTENVERSAMMLUNG LCH

              8 Zehn Forderungen für eine sichere digitale Zukunft
             11 Dreimal die Weichen neu gestellt

                BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ

             14 Über die Bildung – für die Bildung
             16 Der Bildung auf der Spur
             17 Wie der Migrationshintergrund die Leistung beeinflusst
             19 Personal der obligatorischen Schule

                TAGESSCHULEN

             20 Ein Netz aus Menschen und Angeboten

                PÄDAGOGIK | INTEGRATION

             25 Umzug: Wie harmonisch können Schulwechsel sein?
             29 Eine Sprachbrücke bauen

                RUBRIKEN

              3 IMPRESSUM
             32 AUSSTELLUNG
             36 SWISSDIDAC | BILDUNGSFORUM
             38 BILDUNGSNETZ
             39 BÜCHER UND MEDIEN
             40 VERLAG LCH
             43 REISEN LCH
             44 BILDUNGSMARKT
             47 3 FRAGEN AN ... |BILDUNG SCHWEIZ demnächst

  850 Lehrstellen in 25 Berufen | www.login.org

                                                                         5
DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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Schutz vor Tabakwerbung bieten
2016 rauchte ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. Das zeigt ein Bericht des
Suchtmonitorings Schweiz. Der Anteil bei den 15­ bis 25­Jährigen lag bei über
31 Prozent. Und: Je jünger jemand mit Rauchen beginnt, desto mehr raucht er
oder sie später. Eine Volksinitiative, die Kinder und Jugendliche besser vor
Tabakwerbung schützen will, ist im Sinne des LCH.

Über 30 Prozent der 15­ bis        Online­Werbung für Tabak
25­Jährigen in der Schweiz         sollen in Zukunft nicht mehr
rauchen. Fast zwei Drittel der     erlaubt sein», schreiben sie
Personen in der Schweiz, die       weiter. Die Initiative wurde
täglich rauchen, haben damit       am 12. März 2018 in Bern
vor dem 20. Lebensjahr begon­      lanciert, derzeit läuft die
nen. Diese Angaben gehen aus       Unterschriftensammlung.
zwei Studien des Suchtmoni­
torings Schweiz hervor. Fast       Massnahmen genügen nicht
40 Prozent der 15­ bis 25­Jäh­     Zur Trägerschaft der Initiative
rigen gaben zudem an, schon        gehört neben diversen grossen
einmal Werbegeschenke von          Gesundheitsorganisationen
Tabakfirmen erhalten zu            auch die Schweizerische
haben. Dies lässt aufhorchen,      Arbeitsgemeinschaft der
denn aus den Studien geht          Jugendverbände SAJV. Gemäss
auch hervor: Diejenigen, die       einer Medienmitteilung vom
früh mit dem Rauchen begin­        31. Mai 2018 setzt sich die
nen, rauchen später mehr.          SAJV als einzige Jugendorga­
                                   nisation im Initiativkomitee
Initiative gegen Werbung           ein. Sie bewertet die im neuen
Eine Volksinitiative verlangt,     Entwurf des Tabakprodukte­
Kinder und Jugendliche besser      gesetzes vorgesehenen
vor Tabakwerbung zu schüt­         Massnahmen zum Werbe­
zen. Junge Menschen seien die      verbot als vollkommen unge­
wichtigste Zielgruppe dieser       nügend. «Dies unterstreicht       Kinder und Jugendliche sollen keine Tabakwerbung mehr sehen. Bild: Initiative
Werbung, da bestehende             die Wichtigkeit der Initiative,   «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung»

Raucherinnen und Raucher           die ein komplettes Verbot von
kaum ihre Marke wechselten.        Werbung, welche Kinder und        unter anderem im Fach Wirt­                 «Dazu gehört ein umfassendes
Dieses Argument führen die         Jugendliche erreichen kann,       schaft, Arbeit, Haushalt WAH,               Sponsoring­ und Werbe­
Initianten auf ihrer Website       garantiert», schreibt die SAJV.   für gesunde Ernährung sowie                 verbot.»
www.kinderohnetabak.ch als                                           für ausreichend Bewegung.
eines von mehreren auf.            Gesundheit schützen               «Lehrpersonen fördern die                   Deborah Conversano
«Konkret soll Zigarettenwer­       Die Volksinitiative ist auch im   Gesundheit von Kindern und
bung auf Plakaten im öffent­       Sinne des LCH, wie Franziska      Jugendlichen, umso wichtiger
lichen Raum in allen Schweizer     Peterhans, Zentralsekretärin      ist daher auch der Schutz vor               Weiter im Netz
Kantonen verboten werden.          LCH, erklärt. Die Schule          schädlichen Einflüssen.» Das                www.kinderohnetabak.ch
Auch Kinowerbung, Inserate,        engagiere sich ab dem Kinder­     gelte auch für den Jugend­                  www.suchtmonitoring.ch
Festival­Sponsoring und            garten bis zur Sekundarstufe I,   schutz in Bezug auf Tabak.                  www.sajv.ch

WECHSEL IM PRÄSIDIUM               NAHTSTELLENBAROMETER              von 84 000 Schülerinnen und                 eine Online­Plattform zur Ver­
                                                                     Schülern vor der Ausbildungs­               fügung. Das zuvor als Papier­
Alex Messerli wird                 Berufliche                         wahl 45 000 für eine berufliche             kartensatz erhältliche Angebot
LLV­Präsident                      Grundbildung ist                  Grundbildung, 26 500 für eine               wurde völlig überarbeitet. Neu
                                                                     Maturitätsschule und 14 000                 finden sich die Aufgaben inklu­
Annamarie Bürkli tritt nach
                                   beliebt                           für ein Brückenangebot                      sive Videoanleitungen unter
14 Jahren in der Verbands­         Das Staatssekretariat für         oder eine andere Zwischen­                  www.schulebewegt.ch. Swiss
leitung des Luzerner Lehrerin­     Bildung, Forschung und Inno­      lösung. (pd)                                Olympic, der Dachverband des
nen­ und Lehrerverbands LLV,       vation SBFI hat erstmals ein                                                  Schweizer Sports, hat «Schule
davon neun Jahre als Präsiden­     «Nahtstellenbarometer» in                                                     bewegt» 2017 vom Bundesamt
tin, zurück. Der Verbandsrat       Auftrag gegeben. Es erfasst die   SCHULE BEWEGT                               für Sport übernommen, wel­
hat Alex Messerli zum Nach­        Bildungsentscheide von                                                        ches das Programm aus Kos­
folger gewählt. Der 33­Jährige     Jugendlichen in der Schweiz       Kostenlose                                  tengründen einstellen wollte.
ist Vizepräsident des LLV und      am Ende der obligatorischen       Online­Plattform                            Dagegen wehrten sich unter
seit sechs Jahren für den Ver­     Schulzeit. Laut Mitteilung vom                                                anderem der LCH sowie seine
band tätig. Sein Amt tritt er am   12. Juni 2018 interessierten      Für das Programm «Schule                    Westschweizer Schwester­
1. August 2018 an. (pd)            sich gemäss Hochrechnung          bewegt» steht seit Kurzem                   organisation SER. (pd/dc)

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DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
7/8 | 2018
AKTUELL

Die Anforderungen steigen –
die Löhne nicht
Es gibt wenig Grund zur Freude: Die Löhne der Schweizer Lehrpersonen
haben sich auch im Jahr 2018 nur schleppend entwickelt. Dies ergab
eine Umfrage des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH
unter den Kantonalsektionen.

Lehrerinnen und Lehrer üben
einen der gesellschaftlich
                                        Löhne. Doch die Saläre der
                                        Schweizer Lehrpersonen
                                                                             rungszulage festgestellt wer­
                                                                             den. Dies bedeutet jedoch
                                                                                                                WAS, WANN, WO
wichtigsten Berufe aus. Denn            geben auch im Jahr 2018              nicht, dass sie mittelfristig
                                        keinen Anlass zur Freude: Die
                                                                                                                Vierjährige Kinder an den
die schulische Bildungsarbeit                                                eine verlässliche Lohnpers­
schafft das zentrale Funda­             Mehrheit der Kantonalsektio­         pektive haben. Der LCH be­         Tagesschulen
ment für eine demokratische,            nen beurteilt die Lohnsituation      grüsst diese Entspannung der       Was bedeutet es für die
nachhaltige Gesellschaft.               weiterhin als mangelhaft. Dies       Lage, plädiert aber dafür, dass    Betreuungsarbeit, wenn die
Dafür erfüllen Lehrpersonen             zeigt die jährliche Umfrage des      Stufenanstiege jedes Jahr und      Kinder immer jünger werden?
eine Bandbreite an Aufgaben:            LCH unter seinen Mitglieds­          überall gewährleistet werden.      In der Weiterbildung der Päda­
Sie unterrichten, beurteilen,           organisationen. Insbesondere         Besonders betroffen von unbe­      gogischen Hochschule Bern
beraten, unterstützen, fördern,         in Bezug auf die Anforderungs­       friedigenden Lohnsituationen       vom 11. September 2018
erziehen, agieren als Vorbilder,        gerechtigkeit der Löhne gibt         ist die Kindergartenstufe. In      erhalten Tagesschulleitende
sind im Austausch mit Eltern            es keine Entspannung. Damit          vielen Kantonen haben die          und ­mitarbeitende von 19 bis
und Kollegen, motivieren und            sind Löhne gemeint, die den          dortigen Lehrpersonen zu           21 Uhr Ideen für die Betreu­
vieles mehr. Mit Herausforde­           Ausbildungen und Verantwor­          rechtlichen Mitteln gegriffen.     ungsarbeit sowie Einblicke in
rungen wie der Digitalisierung          tungen der Arbeitnehmenden           Auch melden zwölf Kantone,         die Praxis. Zudem haben die
und der Integration wachsen             Rechnung tragen. In den meis­        dass es versteckte Lohnsen­        Teilnehmenden Gelegenheit,
die Aufgaben noch weiter. Um            ten Kantonen wird die Situa­         kungen gegeben habe, so zum        Erfahrungen auszutauschen.
diese Aufgabenfülle erfolg­             tion seit Jahren als unbefriedi­     Beispiel durch die Erhöhung        Anmeldung und Informationen:
reich zu meistern und genug             gend wahrgenommen. In den            der Pflichtpensen.                 www.phbern.ch/19.485.009
ausgebildete Lehrpersonen zu            Kantonen Obwalden und Zug
haben, sind gute Arbeitsbedin­          hat sie sich sogar verschlech­       Der LCH verlangt aus den
                                        tert. Einzig in den Kantonen
                                                                                                                Ostschweizer Bildungs­
gungen unabdingbar. Dies                                                     oben genannten Gründen für
umso mehr, da die Zahl der              Schaffhausen, Solothurn und          die Besoldungen der Lehr­          Ausstellung
Kinder in den Volksschulen              Zürich wird die Lage im Ver­         personen:                          Vom 30. August bis zum 2. Sep­
seit 2017 wieder steigt. Laut           gleich zum Vorjahr als leicht        • Anforderungsgerechte Löh­        tember 2018 findet die Ost­
dem Bildungsbericht 2018                besser eingeschätzt.                   ne: Die Kantone und Gemein­      schweizer Bildungs­Ausstel­
werden bis ins Jahr 2025 rund                                                  den sind aufgefordert, die       lung (OBA) statt. Rund 150
2000 zusätzliche Lehrper­               Stufenanstieg relevant                 Löhne der Lehrpersonen der       Ausstellerinnen und Aussteller
sonen benötigt (mehr zum                Neben einem anforderungsge­            Stufen Kindergarten bis          präsentieren in St. Gallen ver­
Bildungsbericht ab S. 14).              rechten Lohn ist auch eine ver­        Sek II so anzuheben, dass        schiedenste Berufe und Wei­
                                        lässliche Lohnperspektive              diese der Besoldung in           terbildungen. Ein Schwerpunkt
Anforderungsgerechte Löhne              wichtig. Diese konnte bei 14           anforderungsähnlichen            bilden Berufe des Bau­
Zu den angemessenen Bedin­              Kantonen mit einem Stufen­             Tätigkeiten entsprechen.         gewerbes. Zudem können die
gungen gehören auch faire               anstieg respektive einer Erfah­      • Verlässliche Lohnperspek­        Jugendlichen Bewerbungsge­
                                                                               tive: Lehrerinnen und Lehrer     spräche üben, Bewerbungsfo­
                                                                               brauchen eine gesetzlich         tos schiessen und ihren Traum­
                                                                               verankerte Lohnentwicklung.      beruf in der Berufswahlanalyse
                  Anforderungsgerechte Löhne
                                                                               Die heute vorherrschende         herausfiltern. Weitere Informa­
                                                                               Willkür bei der Gewährung        tionen: www.olma­messen.ch >
                                                                               von Stufenanstiegen respek­      Messen > OBA
                                                                               tive Erfahrungszulagen ist zu
                                                                               beseitigen.
                                                                             • Erhalt der Kaufkraft: Die seit   SwissSkills 2018
                                                                               1993 aufgelaufene Teuerung       An der Berufsmeisterschaften
                                                                               muss ausgeglichen werden.        SwissSkills, die vom 12. bis
                                                                               Arbeitgeber, die beim Teue­      16. September 2018 in Bern
                                                                               rungsausgleich noch Rück­        stattfinden, können Interes­
                                                                               stände aufweisen, müssen         sierte die ganze Breite an
                                                                               diese endlich beseitigen.        Schweizer Berufen praxisnah
                                                                               (ff/pd)                          erleben. 75 Berufe führen die
                                                                                                                Schweizer Meisterschaften
                                                                                                                durch. An Demonstrationen
                                                                             Weiter im Netz                     können weitere 60 Berufe
                                                                             www.LCH.ch > News >                kennengelernt werden. Für
                                                                             Medienmitteilungen                 Schulklassen und Lehrper­
                                                                                                                sonen bestehen Spezialange­
                                                                                                                bote. Weitere Informationen:
           schlecht    ungenügend     genügend      gut    nicht LCH                                            www.swiss­skills.ch/2018
In 14 Kantonen ist die Situation der anforderungsgerechten Löhne unbefrie­
digend. Grafik: LCH

                                                                                                                                              7
DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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Zehn Forderungen für eine
sichere digitale Zukunft
Text:           Die Digitalisierung verändert Alltag, Ausbildung und Arbeitswelt. Doch
Belinda Meier
                wie sieht schulisches Lehren und Lernen mit digitalen Technologien
Fotos:          heute und morgen aus? An der Delegiertenversammlung LCH vom
Roger Wehrli
                16. Juni 2018 in Zug hat der Dachverband seine Position dazu verab­
                schiedet und damit sein Programm für die Zukunft festgelegt.

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DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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DELEGIERTENVERSAMMLUNG

«Es ist klar, der Schulalltag verändert sich mit der digitalen               Beispiel Threema. Dieser Messenger-Dienst kopiert keine
Technologie», betonte Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH,                    Daten aus dem Adressbuch der Nutzer und sein Server
in seiner Eröffnungsrede an der Delegiertenversammlung                       befindet sich in der Schweiz und nicht in den USA.»
des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH)
vom 16. Juni 2018. Die alljährlich stattfindende Versamm-                    Grosse Belastung: Abbaumassnahmen in der Bildung
lung stand diesmal im Zeichen der Digitalisierung und trug                   Barbara Kurth-Weimer, Präsidentin des Lehrerinnen- und
den Arbeitstitel «Lehren und Lernen mit digitalen Technolo-                  Lehrervereins Kanton Zug (LVZ) und Vertreterin des Gast-
gien». Rund 100 Delegierte haben sich an der Pädagogischen                   geberkantons, stellte die Digitalisierung in den Kontext
Hochschule in Zug eingefunden, um Expertenmeinungen zu                       der Lehrplan-Umsetzung und der seit Jahren anhaltenden
hören und die Position des LCH mitsamt den Forderungen                       Abbaumassnahmen in der Bildung. «Im Lehrplan 21 wird
zu verabschieden.                                                            der Digitalisierung ein grosser Stellenwert eingeräumt»,
   So klar es ist, dass die Digitalisierung den Schulalltag                  stellte sie fest. «Dies setzt zuverlässig funktionierende Sys-
verändert, so klar ist auch: Die Digitalisierung ist weder für               teme, gut betreute Netzwerke und aktualisierte Software vor-
die Wirtschaft, die Gesellschaft noch für die Bildung etwas                  aus.» Dass die Umsetzung stockt, führt sie auf die massiven
Neues. Sie ist gegenwärtig und stellt neue hohe Anforde-                     Leistungskürzungen im Bildungswesen zurück. Denn «ohne
rungen an alle Lebensbereiche. Eine Strategie, damit diese                   ins Detail gehen zu wollen, weiss ich um völlig überrissene
Herausforderungen gemeistert werden können, ist zwingend                     Sparbemühungen in diesem Bereich», kritisierte sie. Aber
notwendig. Sowohl der Zentralpräsident als auch die beiden                   auch in vielen anderen Bereichen des Kantons Zug werde
Referenten Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische                         der Rotstift angesetzt: «An den kantonalen Schulen wurden
Arbeitsstelle LCH, und Beat Döbeli Honegger, Professor am                    die Kurs- und Klassengrössen erhöht, (...) die Stunden-
Institut für Medien und Schule der Pädagogischen Hoch-                       tafel im Untergymnasium wurde reduziert, die Dauer des
schule Schwyz, nahmen im Verlauf des Morgens diesen                          Studienurlaubs ebenfalls, das Pflichtpensum von Lehrper-
gedanklichen Faden auf, spannen ihn weiter und zogen                         sonen in bestimmten Fächern wurde erhöht, dazu kamen
schliesslich ihre eigenen Schlüsse.                                          Budgetkürzungen bei Mobiliar, Mediathek und Unterrichts-
                                                                             material.» Dass es nicht noch schlimmer gekommen sei,
Digitalisierung – seit Jahren auf dem Radar des LCH                          liege mitunter am tatkräftigen Einsatz des LVZ. «Zusammen
Der LCH setzt sich seit mehreren Jahren mit der Nut-                         mit 29 anderen Verbänden und Organisationen haben wir
zung digitaler Medien und Technologien im schulischen                        das Referendum gegen das Entlastungsprogramm ergriffen.»
Umfeld auseinander. Dies zeigt sich zum einen an der                         Stephan Schleiss habe als zuständiger Regierungsrat die
hohen Medienpräsenz des Verbands zu diesem Thema                             Anliegen der Lehrpersonen in die Regierung getragen und
und zum anderen an der Publikation der beiden Leitfäden                      unterstützt. Obschon die Lehrerinnen und Lehrer mit ihm
«Social Media» und «Datensicherheit». Der LCH hat diese                      «das Heu nicht auf der gleichen Bühne» hätten, arbeiteten
2013 respektive 2015 mit den beiden Berufsverbänden der                      sie dennoch «auf dem gleichen Bauernhof» und würden –
Lehrerschaft in Deutschland (VBE) und Österreich (GÖD-                       wie das genannte Beispiel gezeigt habe – auch Erntezeiten
APS) herausgegeben. Schon damals forderten die Verbände                      verzeichnen können. «In Zusammenarbeit mit unserem
die Bereitstellung einer zeitgemässen IT-Ausstattung, die                    Bildungsdirektor (...) hoffen wir, dass die hohe Qualität an
Gewährleistung eines geschützten Datenverkehrs sowie ein                     den Zuger Schulen aus- und nicht abgebaut wird!», resü-
systematisch aufgebautes Aus- und Weiterbildungsange-                        mierte die LVZ-Präsidentin.
bot für Lehrpersonen. Die Diskussion zur Nutzung von
WhatsApp für die Kommunikation zwischen Lehrperso-                           Leitmedienwechsel mit enorm grosser Tragweite
nen und Schülerinnen und Schülern, die kürzlich vor dem                      Die konkreten lokalen Abbaumassnahmen in der Bildung
Hintergrund der neuen EU-Datenschutzverordnung erneut                        liess Medienexperte Beat Döbeli Honegger in seiner Präsen-
aufgeflammt ist, hat gezeigt: Auch wenn die Technologie                      tation ausser Acht. Vielmehr führte er das grosse Ganze des
fortschreitet und die beiden Leitfäden nicht mehr alle Berei-                digitalen Erbes ins Feld und stellte zur Frage, wie mit digita-
che abdecken, haben die darin gemachten Aussagen noch                        len Technologien gelehrt und gelernt werde, fünf konkrete
immer Gültigkeit. «Bereits im Leitfaden Datensicherheit                      Schlussfolgerungen vor. Mit Blick zurück zum 1986 erschie-
haben wir verankert, dass die Verwendung von WhatsApp                        nenen Buch «Der Computer vor der Schultür», worin Heinz
nicht geeignet und juristisch bedenklich ist», so Zemp. Dies                 Moser damals schon propagierte, dass Widerstand gegen
sei auch heute noch so. «Es gibt aber Alternativen, so zum                   neue Technologien nicht die Lösung sei, ist sich Döbeli

Die Delegierten des LCH verabschiedeten ihre Position zur Digitalisierung.
                                                                                                                                          9
DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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sicher: «Der Titel der diesjährigen Delegiertenversammlung                      Vergleich. «Und dennoch verwenden alle dieses Tool.» Die
des LCH ist seit 32 Jahren ein Thema – aber auch heute                          drei genannten Perspektiven würden Antworten liefern und
noch nicht verbindlich in der Schule angekommen. Darum                          seien auch im Lehrplan 21 vertreten.
ist es wichtig, dass sich der LCH damit beschäftigt!» Seit es
digitale Medien gibt, stellt sich auch die Frage nach deren                     Forderungen an Bund, Kantone und Gemeinden
Nutzen. Die Frage aber, ob digitale Medien lernförderlich                       «Die Arbeits- und Lebenswelt ändert sich rapide. Gewisse
seien, ist nach Ansicht von Döbeli die falsche. «Es sind nicht                  Berufe werden verschwinden, andere werden sich ver-
die Medien per se, die einen didaktischen Mehrwert bieten,                      ändern, neue werden entstehen», prognostizierte Beat A.
sondern die geschickte Kombination aus Unterrichtsme-                           Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle, in sei-
thode, Inhalt und Medien.»                                                      nem Referat. Er nahm die Gedanken seines Vorredners
    Für ihn muss Lehren und Lernen mit digitalen Techno-                        auf und stellte die Forderungen vor, die der LCH an Bund,
logien in einem grösseren Kontext betrachtet werden. Die                        Kantone und Gemeinden richtet. «Es braucht einen eige-
Digitalisierung habe die heutige Informationsgesellschaft                       nen Budgetposten, eine gemeinsame Strategie, Aus- und
hervorgebracht. Dieser Leitmedienwechsel führe zu Infor-                        Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrpersonen, geeignete
mationsflut, Automatisierung, komplexeren Problemen und                         Lehrmittel, einen zuverlässigen technischen Support und
beschleunigtem Wandel. Daraus ergeben sich nach Döbeli                          Datensicherheit», so Schwendimann. In allen Bereichen sei
folgende Herausforderungen: Die Privatsphäre schwindet,                         zudem zentral, dass kontinuierlich evaluiert und geforscht
die Arbeitslosigkeit steigt an, der Hang zum Messen und                         werde. «Auch müssen wir stets berücksichtigen, dass wir
der Kontrollverlust nehmen zu. Neben den Informatik-,                           der Chancengerechtigkeit und der Gesundheit Rechnung
Medien- und Anwendungskompetenzen, die jetzt und künf-                          tragen.» Das von ihm vorbereitete Positionspapier mitsamt
tig erforderlich sind, ist Döbeli überzeugt: «Wir müssen                        den ausformulierten Forderungen wurde von den Delegier-
die nichtautomatisierbaren Fähigkeiten wie Kreativität und                      ten einstimmig genehmigt. Zusammen mit den ebenfalls
Sozialkompetenz fördern.» Nicht Lehren und Lernen mit,                          verabschiedeten Entwicklungsschwerpunkten (vgl. S. 12)
sondern angesichts digitaler Technologien sei daher die                         ist damit die standespolitische Grundlage geschaffen, auf
grosse Frage im digitalen Leitmedienwechsel. Das Lehren                         der der Dachverband fortan arbeiten kann. ■
und Lernen über digitale Technologien müsse zudem mittels
dreier vernetzter Perspektiven stattfinden: «Wie nutze ich                       Weiter im Netz
das? Wie funktioniert das? Wie wirkt das?» Fast niemand                          Referate, Positionspapier, Medienmitteilung sowie weitere Impres­
könne erklären, wie Google funktioniere, zieht Döbeli den                        sionen sind unter www.LCH.ch > News > Veranstaltungen zu finden.

                                                                    Bildungsdirektor Stephan Schleiss über­     Bildungsabbau gefährdet die Qualität, ist
                                                                    brachte die Grüsse der Zuger Regierung.     Barbara Kurth­Weimer überzeugt.

Beat Döbeli Honegger ist sich sicher: Die Stärkung der nicht­       Ohne gemeinsame Strategie kein Erfolg,      Franziska Peterhans referierte am Nach­
automatisierbaren Kompetenzen wird immer wichtiger.                 so Beat A. Schwendimann.                    mittag zu den Finanzen des LCH.

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DELEGIERTENVERSAMMLUNG

Dreimal die Weichen neu gestellt
Die statutarische Delegiertenversammlung in Zug gleiste die Weiterentwicklung des
LCH in dreifacher Hinsicht auf: personell mit der Wahl von Dagmar Rösler zur neuen
Zentralpräsidentin, finanziell mit der Mitgliederbeitragserhöhung und inhaltlich mit
den Entwicklungsschwerpunkten 2018 bis 2022.

Vernehmlassung zur Anerkennung                  seines Rücktritts per 31. Juli 2019 entstan-         1990 Zentralpräsident ist und den LCH
von Lehrdiplomen                                den war. Zur Regelung seiner Nachfolge               während der vergangenen 28 Jahre stark
Noch vor dem Beginn der statutarischen          beauftragte die Geschäftsleitung LCH (GL)            mitgeprägt hat. Rösler bedankte sich bei
Delegiertenversammlung (DV) des LCH             eine ihr unterstellte Findungskommission             den Delegierten für das Vertrauen und
stand am Morgen die Totalrevision der           (FiKo), die sich um den Ablauf der Stel-             stellte ihren Fokus klar. «Es ist wichtig,
EDK-Reglemente über die Anerkennung             lenbesetzung, die Ausstandsregelungen                den LCH als einen starken Verband zu
von Lehrdiplomen auf dem Programm.              und die Bewerbungsgespräche kümmerte.                halten. Dafür will ich enger mit den Kan-
Der LCH führte dazu eine grosse Ver-            Die FiKo, die LCH-Zentralsekretärin Fran-            tonalsektionen zusammenarbeiten.» Gleich-
nehmlassung unter seinen Mitgliedsorga-         ziska Peterhans präsidierte, setzte sich aus         wohl ist die Solothurnerin froh, dass sie
nisationen durch. Beat A. Schwendimann,         Mitgliedern der GL, Vertreterinnen und               nun ein Jahr Zeit hat, um sich auf die neue
Leiter Pädagogische Arbeitsstelle, freute       Vertretern der Präsidentenkonferenz LCH              Aufgabe vorzubereiten und sich vom LSO
sich in seiner Vorstellung der Ergebnisse       sowie einer externen Fachperson zusam-               zu verabschieden, für den sie seit 16 Jah-
über den sehr guten Rücklauf. «26 von           men. Insgesamt 18 Personen haben sich                ren im Einsatz steht. Abschied war auch
33 Mitgliedsorganisationen haben eine           um die Stelle beworben. Drei Kandidie-               das Thema bei der Vizepräsidentin LCH
Rückmeldung gegeben, damit sind wir in          rende traten an der DV zur Wahl an. «Das             Marion Heidelberger, die nach zwölf Jahren
der Lage, eine repräsentative Antwort an        Feld für die Wahlen ist nun bestellt, aber           Tätigkeit aus der GL scheidet. «Ich schaue
die EDK zu schicken», meinte Schwendi-          jetzt seid ihr Delegierten an der Reihe»,            auf eine spannende Zeit zurück, in der ich
mann. Weitgehender Konsens herrschte            fasste Franziska Peterhans, Zentralsekretä-          viel gelernt habe und mein Erfahrungsruck-
zu einigen Punkten wie etwa den präzisier-      rin LCH und Präsidentin FiKo, zusammen.              sack gross geworden ist», bilanzierte sie in
ten Leistungen, die Gymnasiallehrperso-            Durchgesetzt hat sich die amtierende              ihrer Abschlussrede.
nen während ihrer fachwissenschaftlichen        LSO-Präsidentin Dagmar Rösler. Die
Ausbildung erbringen müssen.                    46-jährige praxis- und reformerprobte Pri-           Bilanzausgleichsreserve vollständig
   Umstrittener war dagegen Art. 15, der        marlehrerin wurde im ersten Wahlgang mit             aufgebraucht
die persönliche Eignung der Studieren-          67 von insgesamt 101 Stimmen von den                 In ihrer Vorstellung der Jahresrechnung
den für den Lehrberuf über eine Prüfung         Delegierten zur neuen Zentralpräsidentin             2016/17 des LCH betonte Franziska
sicherstellen will, damit die angehenden        LCH gewählt. Dagmar Rösler übernimmt                 Peterhans zunächst die positiven Aspekte.
Lehrpersonen nicht etwa am Praxisschock         ihr neues Amt per 1. August 2019 und                 Bei den Mitgliederbeiträgen wurden CHF
scheitern. Hier wurde angeregt, den Begriff     löst Beat W. Zemp ab, der bereits seit               41 000 mehr als budgetiert eingenommen.
der Prüfung durch Überprüfung zu ersetzen,
um keine Verwirrung mit einer Gewissens-
prüfung zu stiften. Art. 5 Abs. 3 wiede-
rum sieht vor, neu auch Absolventinnen
und Absolventen einer Fachhochschule
zur Ausbildung für Gymnasiallehrperso-
nen zuzulassen. Die Mehrheit der befrag-
ten Mitgliedsorganisationen lehnt diesen
Passus mit der Begründung ab, dass die
Wissenschaftsorientierung des gymnasia-
len Unterrichts nach einer wissenschaftli-
chen universitären Ausbildung mit breitem
theoretischem Fundament verlangt. Die
Stellungnahme zuhanden der EDK wurde
einstimmig verabschiedet.

Dagmar Rösler ist neue
Zentralpräsidentin ab August 2019
«Die heutige Sitzung ist historisch, denn sie
stellt die Weichen für den Verband in drei
Dimensionen: personell, finanziell sowie
strukturell-inhaltlich.» Mit diesen Worten
eröffnete Beat W. Zemp, Zentralpräsident
LCH, die statutarische DV am Nachmittag.
Vor der Ersatzwahl für das Zentralpräsi-
dium rekapitulierte Zemp die Ausgangslage,
die an der DV 2017 nach der Bekanntgabe
                                                Die Delegierten hatten mit der Ersatzwahl des Zentralpräsidiums eine wichtige und gewichtige
                                                Entscheidung zu fällen. Fotos: Roger Wehrli

                                                                                                                                               11
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Die neue Zentralpräsidentin Dagmar Rösler, die ihr Amt am 1. August 2019    Die scheidende Vizepräsidentin LCH Marion Heidelberger wurde von
antreten wird, freute sich über ihre Wahl.                                  Zentralpräsident Beat W. Zemp herzlich verabschiedet.

Innerhalb von neun Jahren haben die Ver-             von mehr oder weniger kurzer Zeit not-          und der Lehrberuf gestärkt werden. So
mögensanlagen des LCH um 1,2 Millio-                 wendig geworden, sie werden aber wie-           ist darauf zu achten, dass die Anstellungs-
nen zugenommen, wobei eine Rendite von               der sinken.» Um die finanzielle Situation       und Unterrichtsbedingungen aller Lehr-
durchschnittlich 3,85 Prozent erzielt wurde.         des LCH nachhaltig zu sichern, haben die        personen den Anforderungen des Berufs
Peterhans bedankte sich auch beim Zent-              Präsidentenkonferenz, die Geschäftsleitung      entsprechen und Schulen die nötigen
ralpräsidenten für seinen Einsatz zugunsten          und die Rechnungsprüfungskommission             Ressourcen erhalten. Drittens umfasst der
des Sponsoring-Ertrags: «Für den letzten             der Delegiertenversammlung beantragt,           Schutz der Chancengerechtigkeit für den
Schweizer Bildungstag hat der LCH kein               per Verbandsjahr 2019/20 die Mitglieder-        LCH etwa die Forderung, das Angebot von
eigenes Geld in die Hand nehmen müs-                 beiträge zu erhöhen. Neu zahlen ordent-         Sportunterricht oder -lagern einheitlich auf
sen.» Trotzdem hat der LCH nicht auf                 liche Mitglieder 82 Franken und solche          Bundes- oder interkantonaler Ebene zu
die Auflösung der Rücklagen verzichten               mit kleinen Pensen 41 Franken. Diese Bei-       regeln. «Diese sind Bestandteil der Ausbil-
können und musste CHF 254 000 der                    tragserhöhung sei kleiner als zwei Kaffees,     dung an der öffentlichen Schule und dürfen
Bilanzausgleichsreserve entnehmen. Zu tief           eigentlich noch weniger, meinte Peterhans.      nicht einfach weggestrichen werden», hielt
budgetiert waren etwa die Kosten für die             «Allein seit der letzten Erhöhung im Jahr       der Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle
Swiss Education Days und die Verwaltung.             2002 beträgt die Teuerung auf den Mitglie-      mit Verweis auf das entsprechende Bun-
Im Endeffekt schliesst die Jahresrechnung            derbeiträgen rund fünf Franken. Real geht       desgerichtsurteil fest.
mit einem Verlust von CHF 18 900 ab.                 es also noch um drei Franken.» Die Dele-            Viertens ist mit der Pflege der Digita-
   Geld wird dem LCH voraussichtlich                 gierten folgten ihrer Argumentation und         lisierung für Lehr- und Lernprozesse ein
auch im Jahresbudget 2018/19 fehlen:                 nahmen die Beitragserhöhung mit über-           langfristiger und fortschreitender Plan für
Zusätzlich zum Ausgabenüberschuss                    wältigendem Mehr bei nur fünf Gegen-            die Aus- und Weiterbildung der Lehrper-
von CHF 75 000 verliert er mit der Auf-              stimmen und vier Enthaltungen an. Auch          sonen gemeint. «Die Digitalisierung soll
lösung der Rücklagen die noch verblei-               die Rechnung 2016/17 und das Budget             die Schule nicht entmenschlichen, sondern
bende Bilanzausgleichsreserve von CHF                2018/19 wurden genehmigt.                       mehr Raum für kreative Aktivitäten schaf-
342 000 vollständig. «Eine leere Holztruhe,                                                          fen», führte Schwendimann aus. Fünftens
so sieht die Situation per Ende Verbands-            LCH legt Roadmap bis 2022 vor                   arbeitet der LCH langfristig an der Grün-
jahr 2018/19 aus», mahnte Franziska                  Beat A. Schwendimann stellte die fünf           dung eines landesweiten Verbundes «Bil-
Peterhans. Obwohl erneut mit leicht mehr             neuen inhaltlichen Entwicklungsschwer-          dung Schweiz / Formation Suisse», der
Mitgliederbeiträgen gerechnet wird, muss             punkte vor, die der LCH für den Zeitraum        alle Verbände zusammenschliesst, die jetzt
im Gegenzug zum Beispiel der Betrag                  von 2018 bis 2022 plant. Erstens ist der        noch nicht beim LCH sind. «Das Pro-
für die Swissdidac erhöht werden. Auch               Verband bestrebt, weiterhin die Profes-         gramm ist ambitiös, aber in diese Richtung
die Abschreibungen nehmen mit CHF                    sionalität des Berufs weiterzuentwickeln.       soll es gehen», so sein Fazit zur einstimmig
216 600 im Vergleich zum Vorjahresbud-               Dazu gehören unter anderem der Kampf            angenommenen Agenda LCH 2018 bis
get deutlich zu. Dies sei den gehäuften              gegen Leistungslöhne für Lehrerinnen und        2022. Die nächste DV findet am 15. Juni
Investitionen geschuldet, zum Beispiel in            Lehrer oder das Fernziel eines Masterab-        2019 in Murten statt.
die Infrastruktur des Zentralsekretariats,           schlusses für Lehrpersonen aller Stufen.
erklärte Peterhans. «Diese sind innerhalb            Zweitens sollen die öffentliche Schule           Maximiliano Wepfer

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Tipilager für Schulklassen
                                                                                   Natur- und Wildnispädagogik
                                                                                   x   Aufbau einer vertieften Beziehung zur Natur und zu sich selbst
                                                                                   x   Naturkundliches Wissen durch direkten Kontakt mit der Natur
                                                                                   x   Persönliches Wachstum durch Grenzerfahrungen

                                                                                   www.naturschule-woniya.ch                             081 630 06 18

                                                                                   LOA
                                                                                   für Lehrpersonen
                                                                                   Der lösungsorientierte Ansatz LOA fördert die Eigenverant-
                                                                                   wortlichkeit der SuS und entlastet Lehrpersonen.

                                                                                   Das ZLB-Schweiz bietet eine Weiterbilung in 9 Modulen, die
                                                                                   befähigt, Ressourcen der SuS zu entdecken und zu fördern.
Schulreise durch 20 Millionen Jahre
Vom subtropischen Palmenstrand über die Gletscherwelt der                                                              September 2018 - März 2020
      Eiszeit bis zum Beginn der modernen Schweiz
                                                                                                                       Kursangebot und Infos unter
                                                                                                                         www.zlb-schweiz.ch
                                          www.gletschergarten.ch                                                           /lehrpersonen

        Besuchen Sie mit Ihrer                                           Klasse
 die      Zukunft.                                                       Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Schweiz in
                                                                         Spreitenbach entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer
                                                                         spannendsten Seite. Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt
                                                                         und lernen spielerisch die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen.

                                                                         Infos und Anmeldung: 056 418 13 13
                                                                         www.umweltarena.ch

 Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG.
 Hauptpartner:
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                                                                      BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ

Über die Bildung –
für die Bildung
Text:             Er enthält Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung,
Belinda Meier     behandelt über 500 relevante bildungspolitische Fragen und liefert damit die
Fotos:            Grundlage für die Beurteilung und Weiterentwicklung des Bildungssystems.
Eleni Kougionis   Der dritte von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung
                  (SKBF) verfasste Bildungsbericht Schweiz ist am 19. Juni 2018 erschienen.
                  Fachleute der SKBF stellen Neuerungen und relevante Ergebnisse vor.

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BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ

Innerhalb von vier Jahren verändert und entwickelt sich          angepasst. «Eine der neuen Schwerpunktsetzungen betrifft
in der Bildungslandschaft vieles, anderes bleibt erstaunlich     die Tertiärstufe. Bund und Kantone sprechen sich dafür aus,
gleich. Reformen sind im Gange, andere bereits umgesetzt.        die bestehende erfolgreiche Ausdifferenzierung auf dieser
Wirtschaft, digitaler Wandel sowie andere gesellschaftli-        Stufe mit universitären Hochschulen, Fachhochschulen und
che Veränderungen wirken auf das Bildungssystem ein.             höherer Berufsbildung zu erhalten und wo nötig zu stüt-
Der Bildungsbericht Schweiz, der alle vier Jahre erscheint,      zen», heisst es in der Medienmitteilung des Eidgenössischen
beschreibt das schweizerische Bildungswesen entlang aller        Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung vom
Bildungsstufen und -typen. Er zeigt die relevanten Kontexte      18. Mai 2015. Der Bildungsbericht Schweiz 2018 liefert daher
auf, charakterisiert die institutionellen Merkmale und nimmt     auch neue Informationen zum Stand der Erreichung dieser
letztlich eine Beurteilung anhand der Kriterien Effektivi-       langfristigen Ziele.
tät, Effizienz und Chancengerechtigkeit vor. Der Bericht
ist Teil des nationalen Bildungsmonitorings. Nach einem          Was ist neu?
Pilotbericht im Jahr 2006 ist er nach 2010 und 2014 nun der      Aufgrund der modernisierten Bildungsstatistik haben sich
dritte offizielle Bildungsbericht in Folge. Die Schweizerische   neue Möglichkeiten der Auswertung eröffnet. Das Wissen
Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) hat ihn         beispielsweise zu kantonalen Unterschieden, Bildungsver-
im Auftrag von Bund und Kantonen erstellt und am 19. Juni        läufen, innerkantonalen Klassengrössen, Abbruch- und
2018 in Bern der Öffentlichkeit vorgestellt.                     Repetitionsraten auf der Sekundarstufe II ebenso wie zum
                                                                 Berufsverbleib junger Lehrpersonen nach fünf Jahren
Wichtiges Referenzwerk für Bildungsakteure                       konnte dadurch nach Angaben der SKBF deutlich vergrös-
Der Bildungsbericht Schweiz basiert auf Daten und Infor-         sert werden.
mationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung zum                BILDUNG SCHWEIZ ermöglicht in der vorliegenden
schweizerischen Bildungssystem. «Er gibt Antworten auf           und nächsten Ausgabe (9 | 2018) einen vertieften Einblick in
zahlreiche Fragen und zeigt gleichzeitig auf, zu welchen         ausgewählte Themenbereiche des neusten Bildungsberichts
Fragestellungen es (noch) kein verlässliches Wissen gibt»,       Schweiz. Fachpersonen der SKBF haben diese Beiträge in
erklären Susanne Hardmeier, Generalsekretärin der Schwei-        kompakter Form für die Leserinnen und Leser des Fach-
zerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren          magazins aufbereitet. Chantal Oggenfuss, wissenschaftliche
(EDK), und Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär für Bil-          Mitarbeiterin der SKBF und Mitautorin des Bildungsberichts,
dung, Forschung und Innovation, im gemeinsamen Vor-              stellt im ersten Teil vor, welche Bereiche und Inhalte des Bil-
wort. Der Bericht ist damit ein wichtiges Referenzwerk für       dungsberichts – im Vergleich zu den Vorjahren – neu sind.
verschiedene Akteure im Bildungswesen, so zum Beispiel           In einem weiteren Beitrag zeigt sie auf, welche Leistungsun-
für die Bildungspolitik, Bildungsverwaltung, Bildungspraxis,     terschiede Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I am
Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die zusammengetragenen          Ende der obligatorischen Schule aufweisen und wie diese
Informationen sollen ihnen eine Systembeurteilung ermög-         einzuordnen sind. Das Schulleitungspersonal, das aufgrund
lichen und eine Grundlage für die Weiterentwicklung und          seiner relativ jungen Existenz bisher im Bildungsbericht
Qualitätssteigerung des schweizerischen Bildungssystems          nicht vertreten war, bildet schliesslich den Schwerpunkt
schaffen.                                                        des dritten Beitrags und enthält Informationen zu dessen
   Bund und Kantone können anhand des Bildungsberichts           Geschlecht, Alter, Pensum und Werdegang. ■
«die Wirksamkeit von Massnahmen und die Erreichung
ihrer gemeinsam formulierten bildungspolitischen Ziele
                                                                 Weiter im Netz
bewerten und weiterentwickeln», betonen Hardmeier und            Medienmitteilung und weitere Details zum Bildungsbericht –
Dell’Ambrogio weiter. Bund und Kantone haben diese               www.skbf­csre.ch > Bildungsmonitoring > Bildungsbericht 2018
Ziele erstmals auf der Basis der Ergebnisse 2011 in der
Erklärung «Chancen optimal nutzen» verabschiedet. 2015
haben sie einen Grossteil der Ziele bestätigt, so zum Bei-       BESTELLUNG
spiel die Harmonisierung der obligatorischen Schule, die
Abschlussquote von 95 Prozent bei 25-jährigen Personen auf       Der Bildungsbericht Schweiz 2018 kann unter der
der Sekundarstufe II und die Sicherstellung des prüfungs-        Telefonnummer 062 858 23 90 oder via E­Mail an
freien Zugangs zur Universität mit gymnasialer Maturität.        info@skbf­csre.ch bestellt werden. Er kostet CHF 60.–,
Weiter haben sie neue Ziele hinzugenommen und andere             inkl. MwSt, exkl. Porto und Verpackung.

                                                                                                                                15
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Der Bildung auf der Spur
Der Bildungsbericht Schweiz 2018 evaluiert wie seine beiden Vorgänger das gesamte
schweizerische Bildungssystem. Er vermittelt zu allen Stufen des Bildungssystems
die verfügbaren einschlägigen Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und
Verwaltung, behandelt über 500 verschiedene, für die Bildungspolitik relevante Fragen
und weist auf Wissenslücken hin.

Der Bildungsbericht, seit 2010 Teil des                 erst nach einer Auswertungsphase vor,            Im Folgenden werden dazu zwei Beispiele
nationalen Bildungsmonitorings, beruht                  und bis Empfehlungen und Zielsetzungen           angeführt.
auf einer systematischen, wissenschaft-                 umgesetzt sind und greifen, vergehen meh-           Die Untersuchung der innerkantona-
lich gestützten und auf Dauer angelegten                rere Jahre. Zudem können die Auswirkun-          len Unterschiede bei den Klassengrös-
Aufbereitung von Informationen über das                 gen erst im Nachhinein erforscht werden.         sen auf der Primarstufe in Abhängigkeit
schweizerische Bildungssystem. Er soll                  Nach acht Jahren Bildungsmonitoring              vom jeweiligen Schülerbestand in den
als Grundlage für die Erarbeitung der bil-              lassen sich aber durchaus Fortschritte           Gemeinden zeigt (vgl. linke Grafik), dass
dungspolitischen Zielsetzungen von Bund                 feststellen. Eine Reihe von Herausforde-         nun Informationen in einem höheren
und Kantonen dienen. Auf die Publika-                   rungen können zudem besser diagnos-              Differenzierungsgrad vorliegen. Zudem
tion des Bildungsberichts 2014 folgte – wie             tiziert werden. Trotzdem lassen sich zu          können exakte Gemeinde-Merkmale für
bereits 2010 – eine umfassende Phase der                den meisten ermittelten Problemen kaum           vertiefte Analysen beigezogen werden,
Auswertung und der Festlegung von bil-                  Ursachen und Wirkungen aufzeigen. Das            so etwa die Bevölkerungsdichte und der
dungspolitischen Zielen. Der eben veröf-                heisst nicht, dass das Monitoring vergeb-        Urbanitätsgrad. Die durchschnittlichen
fentlichte dritte Bildungsbericht dient also            lich wäre. Wenn die Berichterstattung über       Klassengrössen in den verschiedenen
zum einen der Überprüfung der aktuellen                 Diagnosen hinausgehen soll und Massnah-          Gemeinden zeigen eine trichterförmige
bildungspolitischen Ziele sowie als Basis               men nicht nur zufällig die gewünschten           Verteilung. Mit zunehmender Schüler-
für adaptierte und neue Zielformulierun-                Effekte erzielen sollen, ist eine Weiterent-     zahl steigt die durchschnittliche Klassen-
gen. Mit der Herausgabe des Bildungsbe-                 wicklung des Monitorings erforderlich.           grösse, wenn auch nicht linear. Ab rund
richts Schweiz 2018 ist somit im langfristig                                                             350 Schülerinnen und Schülern in einer
angelegten Prozess des Bildungsmonito-                  Modernisierung der Bildungsstatistik             Gemeinde pendelt sich der kommunale
rings bereits zum zweiten Mal ein Zyklus                Die modernisierte Bildungsstatistik eröff-       Durchschnittswert bei 20 Schülerinnen
vollständig durchlaufen.                                net seit Kurzem neue Möglichkeiten               und Schülern ein. Es zeigt sich auch, dass
                                                        der Auswertung, die für die Bildungsbe-          bei sehr geringen Schülerbeständen die
Erster Schritt in die gewünschte                        richterstattung eine bedeutsame Erwei-           Klassen nicht zwingend kleiner sind. Es
Richtung: Problemdiagnose                               terung darstellen. Unter Einbezug der            gibt auch zahlreiche Gemeinden, die trotz
Das Bildungsmonitoring – und somit die                  neuen 13-stelligen Versichertennummer            geringer Schülerbestände überdurch-
Bildungsberichte – hat nicht nur die Auf-               (AHVN13) können nun Individualdaten              schnittlich grosse Klassen aufweisen. Auf
gabe, die Qualität des Bildungssystems zu               erhoben, verschiedene Bildungsstatistiken        der erwähnten Grafik weist die rot mar-
beschreiben und allfällige Probleme bezüg-              kombiniert untersucht und Bildungswege           kierte Gemeinde auf der Primarstufe (3. bis
lich Effektivität, Effizienz oder Chancenge-            von Personen nachgezeichnet werden.              8. Schuljahr) 47 Schülerinnen und Schüler
rechtigkeit zu ermitteln. Soll die Qualität             Diese Daten liefern beispielsweise neben         sowie eine durchschnittliche Klassengrösse
kontinuierlich verbessert werden, braucht               dem Wissen über die Unterschiede zwi-            von 9,4 auf, da sie fünf Klassen führt.
es mehr. Benötigt werden auch Erkennt-                  schen Kantonen neu auch Zahlen zur               Dürfte sie erst bei 20 Kindern eine neue
nisse zu den Ursachen und den zu treffen-               innerkantonalen Varianz sowie Informa-           Klasse eröffnen, würden die Schülerinnen
den Massnahmen. Der vorliegende neue                    tionen zu Bildungsverläufen im schwei-           und Schüler auf drei Klassen aufgeteilt –
Bildungsbericht macht sichtbar, dass dieser             zerischen Bildungssystem, so dass die            bei einer durchschnittlichen Klassengrösse
Prozess Zeit beansprucht. Befunde liegen                Diagnose deutlich verbessert werden kann.        von 15,7 Schülerinnen und Schülern. Die

Anzahl Schülerinnen und Schüler der Primarstufe (3.–8. Schuljahr; ohne          Repetitionen und Umorientierung von Schülerinnen und Schülern des ersten
Sonderklassen und Privatschulen) und durchschnittliche Klassengrössen           Ausbildungsjahres, Übergänge 2013–2014. Daten: BFS; Grafik (170): SKBF.
nach Gemeinden, 2015/16. Daten: BFS; Berechnungen: SKBF; Grafik (61): SKBF.
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blaue Linie verdeutlicht diese fiktive Rege-     temporären Austritten aus der beruflichen            Bereich der Allgemeinbildung sind nicht
lung der Klassengrösse.                          Grundbildung handelt es sich meist um                genauer bekannt. Da die meisten Personen
    Ein zweites Beispiel: Mit den Bildungs-      Lehrvertragsauflösungen. Die Daten zu                nach dem Unterbruch wieder ins System
verläufen liegen nun präzise gesamtschwei-       den Bildungsverläufen zeigen allerdings,             eintreten und die gleiche Ausbildung fort-
zerische Zahlen zu den Repetitionen, zu          dass die Mehrheit der austretenden Ler-              setzen, könnten Praktika oder Ausland-
den Wechseln in andere Schultypen und            nenden ein Jahr später eine berufliche               aufenthalte gewisse Austritte erklären. ■
zum vorzeitigen Ausscheiden auf der              Grundbildung fortsetzt. Sie erscheinen
Sekundarstufe II vor (vgl. rechte Grafik,        im Folgejahr wieder in der Statistik. Die            Chantal Oggenfuss, SKBF
S. 16). Die Datenlage erlaubt zwar derzeit       Gründe der temporären Austritte im
noch keine Aussagen zu den Repetitions-
quoten in den einzelnen Kantonen. Früher
aber zeigten die Statistiken nur die Eintritte
in eine Ausbildung und die Anzahl der ent-
sprechenden Abschlüsse. Somit war weder
bekannt, ob es sich beim Ausbildungsein-
tritt und -abschluss weder um dieselbe
Person handelte, noch konnte man wissen,
ob die Jugendlichen die Ausbildung in der
regulären Ausbildungszeit abgeschlossen
hatten. Die ersten Verlaufsanalysen des
Bundesamts für Statistik zeigen, dass die
Repetitionsquoten vor allem in den allge-
meinbildenden Typen, so beispielsweise in
Gymnasien und Fachmittelschulen (FMS),
sehr hoch sind. Weiter zeigt sich eine
hohe Quote an Umorientierungen nach
dem ersten FMS-Ausbildungsjahr. Bei den
                                                 Der Bildungsbericht Schweiz liefert mit seinen aufbereiteten Informationen zum Bildungssystem eine
                                                 Basis, um langfristig die Qualität zu steigern.

Wie der Migrationshintergrund die
Leistung beeinflusst
Mit welchen Merkmalen lässt sich die Schülerschaft der Sekundarstufe I beschreiben? Wie hängen
die Leistungsunterschiede der Jugendlichen am Ende der obligatorischen Schule mit diesen Merk­
malen zusammen? Der Bildungsbericht liefert Antworten auf diese und viele weitere Fragen.

Im Schuljahr 2015/2016 waren fast drei           der Schule gesprochen wird. Die Gründe               wurden. Weiter stehen auch Angaben zum
Viertel der Jugendlichen der Sekundar-           können unterschiedlich sein: Ihre Eltern             Bildungshintergrund der Eltern zur Ver-
stufe I Schweizer Bürgerinnen und Bür-           kommen aus dem Ausland, sind in der                  fügung. Die Anteile der jeweiligen Grup-
ger. Allerdings haben mehr Jugendliche           Zwischenzeit aber eingebürgert worden.               pen fallen je nach Anforderungsprofil der
als das übrige Viertel ohne Schweizer            Oder ihre Familien sind innerhalb der                Sekundarstufe I sehr unterschiedlich aus
Staatsbürgerschaft einen Migrationshin-          Schweiz umgezogen.                                   (vgl. Grafik, S. 18).
tergrund. Zudem muss die Muttersprache              Für die Abschlusskohorte der obligato-               Weder die Nationalität noch die Spra-
und die Unterrichtssprache nicht für alle        rischen Schule liefert das Bundesamt für             che sind ausreichende Merkmale, um die
ausländischen Schülerinnen und Schüler           Statistik neu auch Informationen dazu. Es            Schülerschaft differenziert zu beschreiben.
unterschiedlich sein. Bei 27 Prozent ist         unterscheidet dabei zwischen Ausländerin-            Deshalb wird vorwiegend von Jugendli-
die Sprache identisch. Umgekehrt spre-           nen und Ausländern, die in der Schweiz               chen mit oder ohne Migrationshintergrund
chen 14 Prozent der Schweizer Jugend-            geboren wurden, und ausländischen                    gesprochen. Auch hier werden unter-
lichen zu Hause nicht die Sprache, die in        Jugendlichen, die im Ausland geboren                 schiedliche Definitionen herangezogen,

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die sich auf die Dauer des Aufenthaltes
in der Schweiz – Erst- und Zweitgenera-
tion – beziehen und berücksichtigen, wo
die Eltern geboren wurden.

Herkunft beeinflusst Leistung
Anhand der PISA-Studien können grup-
penspezifische Leistungsunterschiede am
Ende der obligatorischen Schule festgestellt
werden. Ohne diese Datengrundlage wären
solche gesamtschweizerischen Analysen
derzeit nicht möglich. Ein wichtiges Ergeb-
nis ist, dass aufgrund des Zusammenspiels
verschiedener soziodemografischer und
sozioökonomischer Merkmale nach wie
vor grosse Leistungsunterschiede bestehen.
Die Schulleistung von Schülerinnen und
Schülern mit Migrationshintergrund lag
2015 61 PISA-Punkte tiefer als die Leistung
von Jugendlichen ohne Migrationshinter-
grund. Eine Ausdifferenzierung nach erster
und zweiter Generation zeigt für die Mig-      Abgängerinnen und Abgänger der obligatorischen Schule, nach Migrationshintergrund und höchstem
rantinnen und Migranten der ersten Gene-       Bildungsabschluss der Eltern. Abschlusskohorte 2016; Quelle: BFS; Grafik (76): SKBF.
ration eine etwas bessere durchschnittliche
Leistung als für Migrantinnen und Mig-
ranten der zweiten Generation. Ein Teil
des Unterschieds erklärt sich durch die        aller Gruppen grundsätzlich vergleichbare          Anforderungsprofil der Sekundarstufe I
privilegiertere soziale Herkunft der Erstge-   Potenziale aufweisen. Jedoch kann alleine          im Vergleich zum tiefsten den doppelten
neration. Unterteilt man also die Gruppe       anhand der PISA-Ergebnisse nicht festge-           Effekt auf die Schülerleistung erzielt. Folg-
mit Migrationshintergrund weiter hinsicht-     stellt werden, wie die Differenzen entstan-        lich trägt zusätzliche Unterrichtszeit zur
lich der zu Hause gesprochenen Sprache         den sind. Ein Blick auf kantonale Analysen         Vergrösserung und nicht etwa zur Verrin-
oder nach der sozialen Herkunft, ergeben       für die Primarstufe zeigt (vgl. Bildungsbe-        gerung der Leistungsunterschiede bei. ■
sich zusätzliche Unterschiede innerhalb der    richt Schweiz 2018, Kapitel Primarstufe),
Gruppe. Zudem ist es entscheidend, wer         dass Kinder mit und ohne Migrations-               Chantal Oggenfuss, SKBF
die Vergleichsgruppe darstellt. So liegt die   hintergrund bereits mit unterschiedlichen
Leistung der Migrantinnen und Migran-          Voraussetzungen in die Schule eintreten.
ten der Erstgeneration mit privilegiertem      Zudem vergrössert sich der Leistungs-
sozioökonomischem Hintergrund, die zu          rückstand von fremdsprachigen Kindern
Hause die im PISA-Test verwendete Spra-        oder von Kindern mit einer nachteiligen
che sprechen, noch 16 Punkte tiefer als        sozialen Herkunft – sei dies weil kompen-
die der Jugendlichen ohne Migrationshin-       satorische schulische Massnahmen fehlen            INFORMATIONEN ZU PISA 2015
tergrund, die aber bezüglich Sprache und       oder diese nicht greifen. Entsprechend sind
sozialer Herkunft vergleichbare Merkmale       die Kinder ungleich in den verschiedenen           Die OECD hat bei der Erhebung und bei der
aufweisen.                                     Anforderungsprofilen der Sekundarstufe I           Auswertung Veränderungen vorgenommen.
                                               vertreten (vgl. Grafik). Dieser Umstand            Im Bildungsbericht 2018 wird deshalb auf
Chancengerechtigkeit – eine                    wirkt sich wiederum auf die späteren Bil-          Einschränkungen bei der Vergleichbarkeit
Einschätzung                                   dungs- und Lebenschancen aus. Zudem ist            mit früheren Erhebungen hingewiesen und
                                               aus der Forschung bekannt, dass selbst bei         darauf verzichtet, absolute Veränderungen
Zur Einschätzung der Chancengerech-
                                                                                                  im Längsschnitt darzustellen. Die Zusam­
tigkeit ist die Frage zentral, ob die Schü-    gleicher Leistung Kinder mit privilegierter
                                                                                                  mensetzung der Schweizer Stichprobe
lerinnen und Schüler unabhängig von            sozialer Herkunft eher in ein anspruchs-
                                                                                                  2015 unterscheidet sich zudem in einer
persönlichen Merkmalen ihr Bildungs-           volleres Anforderungsprofil übertreten als         Weise von früheren Stichproben, die nicht
potenzial ausschöpfen können. Die grup-        Kinder mit weniger privilegierter Herkunft.        durch demografische Veränderungen
penspezifischen Leistungsunterschiede          Weiter weisen Forschungsergebnisse zur             erklärbar ist. Die Aussagekraft von Grup­
sind dann problematisch, wenn davon            Wirkung der Unterrichtszeit darauf hin,            penvergleichen sollte aber dadurch nicht
ausgegangen wird, dass die Jugendlichen        dass mehr Unterrichtszeit im höchsten              eingeschränkt sein.

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