DV LCH:Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8
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STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2018 DV LCH: Beat W. Zemps Nachfolge ist geregelt Bildungsbericht 2018 zeigt, wo wir stehen 1
Für Naturwissenschaften begeistern Nehmen Sie kreative Ideen und praxisorientiertes Material mit in Ihren Unterricht. Informieren Sie sich jetzt über unser Fortbildungsprogramm! Kursübersicht 2018/2019 und Anmeldung unter: www.technorama.ch/fortbildungen BLÄTTER ARBEITS terladen! zum Herun VERKEHRSHAUS DER SCHWEIZ Ausserschulischer Lernort der Extraklasse Alle Informationen für Lehrpersonen zur Vorbereitung von Exkursionen und eine grosse Sammlung an Unterrichts- vorschlägen und Arbeitsblättern finden Sie auf der Webseite von Verkehrshaus Schuldienst: www.verkehrshaus.ch/schuldienst
7/8 | 2018 EDITORIAL Guten Schultag! Ausgabe 7/8 | 2018 | 3. Juli 2018 Nutzen Sie internetbasierte Tests für die Lernkontrolle? Oder setzen Sie Zeitschrift des LCH, 163. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen und Lehrerzeitung (SLZ) Tools für das personalisierte Lernen ein? Die fortschreitende Digitalisierung BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich zeigt sich in der Bildung in vielfältiger Form: Nebst den genannten Tests und Tools verwenden Lehrerinnen und Lehrer in ihrem Unterricht auch digitale Impressum Lehrmittel, Lernaufgaben, Videos und Bilder. Zudem kommunizieren sie innerhalb des Teams, mit den Eltern und den Schülerinnen und Schülern über Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer digitale Kanäle, währenddem auch die Administration sowie die Archivie Schweiz LCH rung und Bewirtschaftung der Daten mittels digitaler Technologien erfolgen. • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin • Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Damit die Schule die Lernenden umfassend und nachhaltig auf künftige Arbeitsstelle LCH Lebens und Arbeitswelten mit digitalen Technologien vorbereiten kann, Zentralsekretariat und Redaktion braucht es «ausreichende Ressourcen, Anpassungen, Koordination und Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 Führung auf allen Ebenen», betont Beat A. Schwendimann, Leiter Pädago EMail: bildungschweiz@LCH.ch gische Arbeitsstelle LCH. Das entsprechende Positionspapier, das zehn Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, konkrete Forderungen stellt, haben die Delegierten an der diesjährigen Fr bis 16 Uhr Versammlung vom 16.Juni 2018 einstimmig verabschiedet. Es macht unmiss verständlich klar: Ohne eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Bund, Redaktion • Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin Kantonen und Gemeinden können die neuen, durch die Digitalisierung • Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online bedingten Anforderungen an die Schule nicht erfolgreich gemeistert werden. • Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online • Fiona Feuz (ff), Redaktorin Print/Online Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), So klar sich der LCH bezüglich Digitalisierung positioniert, so klar hat er Claudia Baumberger, Sandro Fiscalini (Cartoon), Peter Krebs, Christian Urech, Roger Wehrli, Christa auch die Weichen für die Zukunft gestellt: Die Delegierten LCH haben die Wüthrich Nachfolge von Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, geregelt. Bereits 2017 Abonnemente/Adressen hatte er seinen Rücktritt per Ende Verbandsjahr 2018/2019 bekannt ge Bestellungen/Adressänderungen: geben. Der «oberste Lehrer der Schweiz», wie ihn die Medien nennen, hat Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch den Verband wie auch die Bildungslandschaft während seiner mittlerweile Adressänderungen auch im Internet: 28jährigen Amtstätigkeit stark mitgeprägt. Die Wahl seiner Nachfolge www.bildungschweiz.ch Für Aktivmitglieder des LCH ist das war damit ein historischer Moment für den Verband und sorgte für Hoch Abonnement im Verbandsbeitrag spannung im Saal. Erfreulich deutlich fiel das Resultat aus: Die Delegierten (CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen Jahresabonnement für Nichtmitglieder: haben im ersten Wahlgang die amtierende LSOPräsidentin Dagmar Rösler Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50 zur neuen Zentralpräsidentin gewählt. Sie wird das Amt am 1. August 2019 Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl. CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.) antreten. BILDUNG SCHWEIZ war vor Ort und berichtet über diese und weitere richtungsweisende Entscheide (S. 8). Dienstleistungen Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Der LCH ist nun für die Zukunft gerüstet, das Vergangene behält er dennoch Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch immer im Blickfeld. Im Publikumsbericht in der Heftmitte legen die sieben Inserate/Druck Geschäftsleitungsmitglieder Rechenschaft darüber ab, für welche Themen Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien, und Geschäfte sie sich im Verbandsjahr 2017/2018 engagiert haben, wo sie Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 martin.traber@fachmedien.ch Erfolge erzielen konnten und wo sie sich weiterhin stark machen müssen. Mediadaten: www.bildungschweiz.ch Druck: FOZürisee, 8132 Egg ZH ISSN 14246880 Verkaufte Auflage: Wir wünschen Ihnen eine spannende 42 722 Exemplare (WEMF/SWBeglaubigung) Lektüre und eine erholsame Sommerpause! Belinda Meier Leitende Redaktorin PS: Vom 16. Juli bis 3. August sind der LCH und die Redaktion nur von 8 bis 12 Uhr erreichbar. Austauschen an der DV LCH: Redaktorin Belinda Meier (l.) und Dorothee Miyoshi. Foto: Roger Wehrli 3
7/8 | 2018 INHALT 6 Werbung für Zigaretten soll Kinder und Jugendliche künftig nicht mehr erreichen. 8 Der Höhepunkt an der Delegiertenversammlung: die Regelung der Nachfolge von Beat W. Zemp. 20 Vernetzung von schulischen und ausserschu lischen Akteuren. 14 Er behandelt über 500 bildungspolitische Fragen: der Bildungsbericht Schweiz. Heftmitte Im Publikumsbericht legt der LCH die Themen offen, für die er sich im Verbandsjahr 2017/2018 Fotos auf diesen Seiten: Thinkstock/ Wavebreakmedia Ltd, Roger Wehrli, Eleni engagiert hat. Kougionis, Doris Fischer, Marc Renaud Titelbild: DV LCH – Dagmar Rösler zur Nachfolgerin gewählt. Foto: Roger Wehrli 4
7/8 | 2018 INHALT AKTUELL 6 Schutz vor Tabakwerbung bieten 7 Die Anforderungen steigen – die Löhne nicht DELEGIERTENVERSAMMLUNG LCH 8 Zehn Forderungen für eine sichere digitale Zukunft 11 Dreimal die Weichen neu gestellt BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ 14 Über die Bildung – für die Bildung 16 Der Bildung auf der Spur 17 Wie der Migrationshintergrund die Leistung beeinflusst 19 Personal der obligatorischen Schule TAGESSCHULEN 20 Ein Netz aus Menschen und Angeboten PÄDAGOGIK | INTEGRATION 25 Umzug: Wie harmonisch können Schulwechsel sein? 29 Eine Sprachbrücke bauen RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 32 AUSSTELLUNG 36 SWISSDIDAC | BILDUNGSFORUM 38 BILDUNGSNETZ 39 BÜCHER UND MEDIEN 40 VERLAG LCH 43 REISEN LCH 44 BILDUNGSMARKT 47 3 FRAGEN AN ... |BILDUNG SCHWEIZ demnächst 850 Lehrstellen in 25 Berufen | www.login.org 5
7/8 | 2018 AKTUELL Schutz vor Tabakwerbung bieten 2016 rauchte ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. Das zeigt ein Bericht des Suchtmonitorings Schweiz. Der Anteil bei den 15 bis 25Jährigen lag bei über 31 Prozent. Und: Je jünger jemand mit Rauchen beginnt, desto mehr raucht er oder sie später. Eine Volksinitiative, die Kinder und Jugendliche besser vor Tabakwerbung schützen will, ist im Sinne des LCH. Über 30 Prozent der 15 bis OnlineWerbung für Tabak 25Jährigen in der Schweiz sollen in Zukunft nicht mehr rauchen. Fast zwei Drittel der erlaubt sein», schreiben sie Personen in der Schweiz, die weiter. Die Initiative wurde täglich rauchen, haben damit am 12. März 2018 in Bern vor dem 20. Lebensjahr begon lanciert, derzeit läuft die nen. Diese Angaben gehen aus Unterschriftensammlung. zwei Studien des Suchtmoni torings Schweiz hervor. Fast Massnahmen genügen nicht 40 Prozent der 15 bis 25Jäh Zur Trägerschaft der Initiative rigen gaben zudem an, schon gehört neben diversen grossen einmal Werbegeschenke von Gesundheitsorganisationen Tabakfirmen erhalten zu auch die Schweizerische haben. Dies lässt aufhorchen, Arbeitsgemeinschaft der denn aus den Studien geht Jugendverbände SAJV. Gemäss auch hervor: Diejenigen, die einer Medienmitteilung vom früh mit dem Rauchen begin 31. Mai 2018 setzt sich die nen, rauchen später mehr. SAJV als einzige Jugendorga nisation im Initiativkomitee Initiative gegen Werbung ein. Sie bewertet die im neuen Eine Volksinitiative verlangt, Entwurf des Tabakprodukte Kinder und Jugendliche besser gesetzes vorgesehenen vor Tabakwerbung zu schüt Massnahmen zum Werbe zen. Junge Menschen seien die verbot als vollkommen unge wichtigste Zielgruppe dieser nügend. «Dies unterstreicht Kinder und Jugendliche sollen keine Tabakwerbung mehr sehen. Bild: Initiative Werbung, da bestehende die Wichtigkeit der Initiative, «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» Raucherinnen und Raucher die ein komplettes Verbot von kaum ihre Marke wechselten. Werbung, welche Kinder und unter anderem im Fach Wirt «Dazu gehört ein umfassendes Dieses Argument führen die Jugendliche erreichen kann, schaft, Arbeit, Haushalt WAH, Sponsoring und Werbe Initianten auf ihrer Website garantiert», schreibt die SAJV. für gesunde Ernährung sowie verbot.» www.kinderohnetabak.ch als für ausreichend Bewegung. eines von mehreren auf. Gesundheit schützen «Lehrpersonen fördern die Deborah Conversano «Konkret soll Zigarettenwer Die Volksinitiative ist auch im Gesundheit von Kindern und bung auf Plakaten im öffent Sinne des LCH, wie Franziska Jugendlichen, umso wichtiger lichen Raum in allen Schweizer Peterhans, Zentralsekretärin ist daher auch der Schutz vor Weiter im Netz Kantonen verboten werden. LCH, erklärt. Die Schule schädlichen Einflüssen.» Das www.kinderohnetabak.ch Auch Kinowerbung, Inserate, engagiere sich ab dem Kinder gelte auch für den Jugend www.suchtmonitoring.ch FestivalSponsoring und garten bis zur Sekundarstufe I, schutz in Bezug auf Tabak. www.sajv.ch WECHSEL IM PRÄSIDIUM NAHTSTELLENBAROMETER von 84 000 Schülerinnen und eine OnlinePlattform zur Ver Schülern vor der Ausbildungs fügung. Das zuvor als Papier Alex Messerli wird Berufliche wahl 45 000 für eine berufliche kartensatz erhältliche Angebot LLVPräsident Grundbildung ist Grundbildung, 26 500 für eine wurde völlig überarbeitet. Neu Maturitätsschule und 14 000 finden sich die Aufgaben inklu Annamarie Bürkli tritt nach beliebt für ein Brückenangebot sive Videoanleitungen unter 14 Jahren in der Verbands Das Staatssekretariat für oder eine andere Zwischen www.schulebewegt.ch. Swiss leitung des Luzerner Lehrerin Bildung, Forschung und Inno lösung. (pd) Olympic, der Dachverband des nen und Lehrerverbands LLV, vation SBFI hat erstmals ein Schweizer Sports, hat «Schule davon neun Jahre als Präsiden «Nahtstellenbarometer» in bewegt» 2017 vom Bundesamt tin, zurück. Der Verbandsrat Auftrag gegeben. Es erfasst die SCHULE BEWEGT für Sport übernommen, wel hat Alex Messerli zum Nach Bildungsentscheide von ches das Programm aus Kos folger gewählt. Der 33Jährige Jugendlichen in der Schweiz Kostenlose tengründen einstellen wollte. ist Vizepräsident des LLV und am Ende der obligatorischen OnlinePlattform Dagegen wehrten sich unter seit sechs Jahren für den Ver Schulzeit. Laut Mitteilung vom anderem der LCH sowie seine band tätig. Sein Amt tritt er am 12. Juni 2018 interessierten Für das Programm «Schule Westschweizer Schwester 1. August 2018 an. (pd) sich gemäss Hochrechnung bewegt» steht seit Kurzem organisation SER. (pd/dc) 6
7/8 | 2018 AKTUELL Die Anforderungen steigen – die Löhne nicht Es gibt wenig Grund zur Freude: Die Löhne der Schweizer Lehrpersonen haben sich auch im Jahr 2018 nur schleppend entwickelt. Dies ergab eine Umfrage des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH unter den Kantonalsektionen. Lehrerinnen und Lehrer üben einen der gesellschaftlich Löhne. Doch die Saläre der Schweizer Lehrpersonen rungszulage festgestellt wer den. Dies bedeutet jedoch WAS, WANN, WO wichtigsten Berufe aus. Denn geben auch im Jahr 2018 nicht, dass sie mittelfristig keinen Anlass zur Freude: Die Vierjährige Kinder an den die schulische Bildungsarbeit eine verlässliche Lohnpers schafft das zentrale Funda Mehrheit der Kantonalsektio pektive haben. Der LCH be Tagesschulen ment für eine demokratische, nen beurteilt die Lohnsituation grüsst diese Entspannung der Was bedeutet es für die nachhaltige Gesellschaft. weiterhin als mangelhaft. Dies Lage, plädiert aber dafür, dass Betreuungsarbeit, wenn die Dafür erfüllen Lehrpersonen zeigt die jährliche Umfrage des Stufenanstiege jedes Jahr und Kinder immer jünger werden? eine Bandbreite an Aufgaben: LCH unter seinen Mitglieds überall gewährleistet werden. In der Weiterbildung der Päda Sie unterrichten, beurteilen, organisationen. Insbesondere Besonders betroffen von unbe gogischen Hochschule Bern beraten, unterstützen, fördern, in Bezug auf die Anforderungs friedigenden Lohnsituationen vom 11. September 2018 erziehen, agieren als Vorbilder, gerechtigkeit der Löhne gibt ist die Kindergartenstufe. In erhalten Tagesschulleitende sind im Austausch mit Eltern es keine Entspannung. Damit vielen Kantonen haben die und mitarbeitende von 19 bis und Kollegen, motivieren und sind Löhne gemeint, die den dortigen Lehrpersonen zu 21 Uhr Ideen für die Betreu vieles mehr. Mit Herausforde Ausbildungen und Verantwor rechtlichen Mitteln gegriffen. ungsarbeit sowie Einblicke in rungen wie der Digitalisierung tungen der Arbeitnehmenden Auch melden zwölf Kantone, die Praxis. Zudem haben die und der Integration wachsen Rechnung tragen. In den meis dass es versteckte Lohnsen Teilnehmenden Gelegenheit, die Aufgaben noch weiter. Um ten Kantonen wird die Situa kungen gegeben habe, so zum Erfahrungen auszutauschen. diese Aufgabenfülle erfolg tion seit Jahren als unbefriedi Beispiel durch die Erhöhung Anmeldung und Informationen: reich zu meistern und genug gend wahrgenommen. In den der Pflichtpensen. www.phbern.ch/19.485.009 ausgebildete Lehrpersonen zu Kantonen Obwalden und Zug haben, sind gute Arbeitsbedin hat sie sich sogar verschlech Der LCH verlangt aus den tert. Einzig in den Kantonen Ostschweizer Bildungs gungen unabdingbar. Dies oben genannten Gründen für umso mehr, da die Zahl der Schaffhausen, Solothurn und die Besoldungen der Lehr Ausstellung Kinder in den Volksschulen Zürich wird die Lage im Ver personen: Vom 30. August bis zum 2. Sep seit 2017 wieder steigt. Laut gleich zum Vorjahr als leicht • Anforderungsgerechte Löh tember 2018 findet die Ost dem Bildungsbericht 2018 besser eingeschätzt. ne: Die Kantone und Gemein schweizer BildungsAusstel werden bis ins Jahr 2025 rund den sind aufgefordert, die lung (OBA) statt. Rund 150 2000 zusätzliche Lehrper Stufenanstieg relevant Löhne der Lehrpersonen der Ausstellerinnen und Aussteller sonen benötigt (mehr zum Neben einem anforderungsge Stufen Kindergarten bis präsentieren in St. Gallen ver Bildungsbericht ab S. 14). rechten Lohn ist auch eine ver Sek II so anzuheben, dass schiedenste Berufe und Wei lässliche Lohnperspektive diese der Besoldung in terbildungen. Ein Schwerpunkt Anforderungsgerechte Löhne wichtig. Diese konnte bei 14 anforderungsähnlichen bilden Berufe des Bau Zu den angemessenen Bedin Kantonen mit einem Stufen Tätigkeiten entsprechen. gewerbes. Zudem können die gungen gehören auch faire anstieg respektive einer Erfah • Verlässliche Lohnperspek Jugendlichen Bewerbungsge tive: Lehrerinnen und Lehrer spräche üben, Bewerbungsfo brauchen eine gesetzlich tos schiessen und ihren Traum verankerte Lohnentwicklung. beruf in der Berufswahlanalyse Anforderungsgerechte Löhne Die heute vorherrschende herausfiltern. Weitere Informa Willkür bei der Gewährung tionen: www.olmamessen.ch > von Stufenanstiegen respek Messen > OBA tive Erfahrungszulagen ist zu beseitigen. • Erhalt der Kaufkraft: Die seit SwissSkills 2018 1993 aufgelaufene Teuerung An der Berufsmeisterschaften muss ausgeglichen werden. SwissSkills, die vom 12. bis Arbeitgeber, die beim Teue 16. September 2018 in Bern rungsausgleich noch Rück stattfinden, können Interes stände aufweisen, müssen sierte die ganze Breite an diese endlich beseitigen. Schweizer Berufen praxisnah (ff/pd) erleben. 75 Berufe führen die Schweizer Meisterschaften durch. An Demonstrationen Weiter im Netz können weitere 60 Berufe www.LCH.ch > News > kennengelernt werden. Für Medienmitteilungen Schulklassen und Lehrper sonen bestehen Spezialange bote. Weitere Informationen: schlecht ungenügend genügend gut nicht LCH www.swissskills.ch/2018 In 14 Kantonen ist die Situation der anforderungsgerechten Löhne unbefrie digend. Grafik: LCH 7
7/8 | 2018 DELEGIERTENVERSAMMLUNG Zehn Forderungen für eine sichere digitale Zukunft Text: Die Digitalisierung verändert Alltag, Ausbildung und Arbeitswelt. Doch Belinda Meier wie sieht schulisches Lehren und Lernen mit digitalen Technologien Fotos: heute und morgen aus? An der Delegiertenversammlung LCH vom Roger Wehrli 16. Juni 2018 in Zug hat der Dachverband seine Position dazu verab schiedet und damit sein Programm für die Zukunft festgelegt. 8
7/8 | 2018 DELEGIERTENVERSAMMLUNG «Es ist klar, der Schulalltag verändert sich mit der digitalen Beispiel Threema. Dieser Messenger-Dienst kopiert keine Technologie», betonte Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, Daten aus dem Adressbuch der Nutzer und sein Server in seiner Eröffnungsrede an der Delegiertenversammlung befindet sich in der Schweiz und nicht in den USA.» des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) vom 16. Juni 2018. Die alljährlich stattfindende Versamm- Grosse Belastung: Abbaumassnahmen in der Bildung lung stand diesmal im Zeichen der Digitalisierung und trug Barbara Kurth-Weimer, Präsidentin des Lehrerinnen- und den Arbeitstitel «Lehren und Lernen mit digitalen Technolo- Lehrervereins Kanton Zug (LVZ) und Vertreterin des Gast- gien». Rund 100 Delegierte haben sich an der Pädagogischen geberkantons, stellte die Digitalisierung in den Kontext Hochschule in Zug eingefunden, um Expertenmeinungen zu der Lehrplan-Umsetzung und der seit Jahren anhaltenden hören und die Position des LCH mitsamt den Forderungen Abbaumassnahmen in der Bildung. «Im Lehrplan 21 wird zu verabschieden. der Digitalisierung ein grosser Stellenwert eingeräumt», So klar es ist, dass die Digitalisierung den Schulalltag stellte sie fest. «Dies setzt zuverlässig funktionierende Sys- verändert, so klar ist auch: Die Digitalisierung ist weder für teme, gut betreute Netzwerke und aktualisierte Software vor- die Wirtschaft, die Gesellschaft noch für die Bildung etwas aus.» Dass die Umsetzung stockt, führt sie auf die massiven Neues. Sie ist gegenwärtig und stellt neue hohe Anforde- Leistungskürzungen im Bildungswesen zurück. Denn «ohne rungen an alle Lebensbereiche. Eine Strategie, damit diese ins Detail gehen zu wollen, weiss ich um völlig überrissene Herausforderungen gemeistert werden können, ist zwingend Sparbemühungen in diesem Bereich», kritisierte sie. Aber notwendig. Sowohl der Zentralpräsident als auch die beiden auch in vielen anderen Bereichen des Kantons Zug werde Referenten Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische der Rotstift angesetzt: «An den kantonalen Schulen wurden Arbeitsstelle LCH, und Beat Döbeli Honegger, Professor am die Kurs- und Klassengrössen erhöht, (...) die Stunden- Institut für Medien und Schule der Pädagogischen Hoch- tafel im Untergymnasium wurde reduziert, die Dauer des schule Schwyz, nahmen im Verlauf des Morgens diesen Studienurlaubs ebenfalls, das Pflichtpensum von Lehrper- gedanklichen Faden auf, spannen ihn weiter und zogen sonen in bestimmten Fächern wurde erhöht, dazu kamen schliesslich ihre eigenen Schlüsse. Budgetkürzungen bei Mobiliar, Mediathek und Unterrichts- material.» Dass es nicht noch schlimmer gekommen sei, Digitalisierung – seit Jahren auf dem Radar des LCH liege mitunter am tatkräftigen Einsatz des LVZ. «Zusammen Der LCH setzt sich seit mehreren Jahren mit der Nut- mit 29 anderen Verbänden und Organisationen haben wir zung digitaler Medien und Technologien im schulischen das Referendum gegen das Entlastungsprogramm ergriffen.» Umfeld auseinander. Dies zeigt sich zum einen an der Stephan Schleiss habe als zuständiger Regierungsrat die hohen Medienpräsenz des Verbands zu diesem Thema Anliegen der Lehrpersonen in die Regierung getragen und und zum anderen an der Publikation der beiden Leitfäden unterstützt. Obschon die Lehrerinnen und Lehrer mit ihm «Social Media» und «Datensicherheit». Der LCH hat diese «das Heu nicht auf der gleichen Bühne» hätten, arbeiteten 2013 respektive 2015 mit den beiden Berufsverbänden der sie dennoch «auf dem gleichen Bauernhof» und würden – Lehrerschaft in Deutschland (VBE) und Österreich (GÖD- wie das genannte Beispiel gezeigt habe – auch Erntezeiten APS) herausgegeben. Schon damals forderten die Verbände verzeichnen können. «In Zusammenarbeit mit unserem die Bereitstellung einer zeitgemässen IT-Ausstattung, die Bildungsdirektor (...) hoffen wir, dass die hohe Qualität an Gewährleistung eines geschützten Datenverkehrs sowie ein den Zuger Schulen aus- und nicht abgebaut wird!», resü- systematisch aufgebautes Aus- und Weiterbildungsange- mierte die LVZ-Präsidentin. bot für Lehrpersonen. Die Diskussion zur Nutzung von WhatsApp für die Kommunikation zwischen Lehrperso- Leitmedienwechsel mit enorm grosser Tragweite nen und Schülerinnen und Schülern, die kürzlich vor dem Die konkreten lokalen Abbaumassnahmen in der Bildung Hintergrund der neuen EU-Datenschutzverordnung erneut liess Medienexperte Beat Döbeli Honegger in seiner Präsen- aufgeflammt ist, hat gezeigt: Auch wenn die Technologie tation ausser Acht. Vielmehr führte er das grosse Ganze des fortschreitet und die beiden Leitfäden nicht mehr alle Berei- digitalen Erbes ins Feld und stellte zur Frage, wie mit digita- che abdecken, haben die darin gemachten Aussagen noch len Technologien gelehrt und gelernt werde, fünf konkrete immer Gültigkeit. «Bereits im Leitfaden Datensicherheit Schlussfolgerungen vor. Mit Blick zurück zum 1986 erschie- haben wir verankert, dass die Verwendung von WhatsApp nenen Buch «Der Computer vor der Schultür», worin Heinz nicht geeignet und juristisch bedenklich ist», so Zemp. Dies Moser damals schon propagierte, dass Widerstand gegen sei auch heute noch so. «Es gibt aber Alternativen, so zum neue Technologien nicht die Lösung sei, ist sich Döbeli Die Delegierten des LCH verabschiedeten ihre Position zur Digitalisierung. 9
7/8 | 2018 DELEGIERTENVERSAMMLUNG sicher: «Der Titel der diesjährigen Delegiertenversammlung Vergleich. «Und dennoch verwenden alle dieses Tool.» Die des LCH ist seit 32 Jahren ein Thema – aber auch heute drei genannten Perspektiven würden Antworten liefern und noch nicht verbindlich in der Schule angekommen. Darum seien auch im Lehrplan 21 vertreten. ist es wichtig, dass sich der LCH damit beschäftigt!» Seit es digitale Medien gibt, stellt sich auch die Frage nach deren Forderungen an Bund, Kantone und Gemeinden Nutzen. Die Frage aber, ob digitale Medien lernförderlich «Die Arbeits- und Lebenswelt ändert sich rapide. Gewisse seien, ist nach Ansicht von Döbeli die falsche. «Es sind nicht Berufe werden verschwinden, andere werden sich ver- die Medien per se, die einen didaktischen Mehrwert bieten, ändern, neue werden entstehen», prognostizierte Beat A. sondern die geschickte Kombination aus Unterrichtsme- Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle, in sei- thode, Inhalt und Medien.» nem Referat. Er nahm die Gedanken seines Vorredners Für ihn muss Lehren und Lernen mit digitalen Techno- auf und stellte die Forderungen vor, die der LCH an Bund, logien in einem grösseren Kontext betrachtet werden. Die Kantone und Gemeinden richtet. «Es braucht einen eige- Digitalisierung habe die heutige Informationsgesellschaft nen Budgetposten, eine gemeinsame Strategie, Aus- und hervorgebracht. Dieser Leitmedienwechsel führe zu Infor- Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrpersonen, geeignete mationsflut, Automatisierung, komplexeren Problemen und Lehrmittel, einen zuverlässigen technischen Support und beschleunigtem Wandel. Daraus ergeben sich nach Döbeli Datensicherheit», so Schwendimann. In allen Bereichen sei folgende Herausforderungen: Die Privatsphäre schwindet, zudem zentral, dass kontinuierlich evaluiert und geforscht die Arbeitslosigkeit steigt an, der Hang zum Messen und werde. «Auch müssen wir stets berücksichtigen, dass wir der Kontrollverlust nehmen zu. Neben den Informatik-, der Chancengerechtigkeit und der Gesundheit Rechnung Medien- und Anwendungskompetenzen, die jetzt und künf- tragen.» Das von ihm vorbereitete Positionspapier mitsamt tig erforderlich sind, ist Döbeli überzeugt: «Wir müssen den ausformulierten Forderungen wurde von den Delegier- die nichtautomatisierbaren Fähigkeiten wie Kreativität und ten einstimmig genehmigt. Zusammen mit den ebenfalls Sozialkompetenz fördern.» Nicht Lehren und Lernen mit, verabschiedeten Entwicklungsschwerpunkten (vgl. S. 12) sondern angesichts digitaler Technologien sei daher die ist damit die standespolitische Grundlage geschaffen, auf grosse Frage im digitalen Leitmedienwechsel. Das Lehren der der Dachverband fortan arbeiten kann. ■ und Lernen über digitale Technologien müsse zudem mittels dreier vernetzter Perspektiven stattfinden: «Wie nutze ich Weiter im Netz das? Wie funktioniert das? Wie wirkt das?» Fast niemand Referate, Positionspapier, Medienmitteilung sowie weitere Impres könne erklären, wie Google funktioniere, zieht Döbeli den sionen sind unter www.LCH.ch > News > Veranstaltungen zu finden. Bildungsdirektor Stephan Schleiss über Bildungsabbau gefährdet die Qualität, ist brachte die Grüsse der Zuger Regierung. Barbara KurthWeimer überzeugt. Beat Döbeli Honegger ist sich sicher: Die Stärkung der nicht Ohne gemeinsame Strategie kein Erfolg, Franziska Peterhans referierte am Nach automatisierbaren Kompetenzen wird immer wichtiger. so Beat A. Schwendimann. mittag zu den Finanzen des LCH. 10
7/8 | 2018 DELEGIERTENVERSAMMLUNG Dreimal die Weichen neu gestellt Die statutarische Delegiertenversammlung in Zug gleiste die Weiterentwicklung des LCH in dreifacher Hinsicht auf: personell mit der Wahl von Dagmar Rösler zur neuen Zentralpräsidentin, finanziell mit der Mitgliederbeitragserhöhung und inhaltlich mit den Entwicklungsschwerpunkten 2018 bis 2022. Vernehmlassung zur Anerkennung seines Rücktritts per 31. Juli 2019 entstan- 1990 Zentralpräsident ist und den LCH von Lehrdiplomen den war. Zur Regelung seiner Nachfolge während der vergangenen 28 Jahre stark Noch vor dem Beginn der statutarischen beauftragte die Geschäftsleitung LCH (GL) mitgeprägt hat. Rösler bedankte sich bei Delegiertenversammlung (DV) des LCH eine ihr unterstellte Findungskommission den Delegierten für das Vertrauen und stand am Morgen die Totalrevision der (FiKo), die sich um den Ablauf der Stel- stellte ihren Fokus klar. «Es ist wichtig, EDK-Reglemente über die Anerkennung lenbesetzung, die Ausstandsregelungen den LCH als einen starken Verband zu von Lehrdiplomen auf dem Programm. und die Bewerbungsgespräche kümmerte. halten. Dafür will ich enger mit den Kan- Der LCH führte dazu eine grosse Ver- Die FiKo, die LCH-Zentralsekretärin Fran- tonalsektionen zusammenarbeiten.» Gleich- nehmlassung unter seinen Mitgliedsorga- ziska Peterhans präsidierte, setzte sich aus wohl ist die Solothurnerin froh, dass sie nisationen durch. Beat A. Schwendimann, Mitgliedern der GL, Vertreterinnen und nun ein Jahr Zeit hat, um sich auf die neue Leiter Pädagogische Arbeitsstelle, freute Vertretern der Präsidentenkonferenz LCH Aufgabe vorzubereiten und sich vom LSO sich in seiner Vorstellung der Ergebnisse sowie einer externen Fachperson zusam- zu verabschieden, für den sie seit 16 Jah- über den sehr guten Rücklauf. «26 von men. Insgesamt 18 Personen haben sich ren im Einsatz steht. Abschied war auch 33 Mitgliedsorganisationen haben eine um die Stelle beworben. Drei Kandidie- das Thema bei der Vizepräsidentin LCH Rückmeldung gegeben, damit sind wir in rende traten an der DV zur Wahl an. «Das Marion Heidelberger, die nach zwölf Jahren der Lage, eine repräsentative Antwort an Feld für die Wahlen ist nun bestellt, aber Tätigkeit aus der GL scheidet. «Ich schaue die EDK zu schicken», meinte Schwendi- jetzt seid ihr Delegierten an der Reihe», auf eine spannende Zeit zurück, in der ich mann. Weitgehender Konsens herrschte fasste Franziska Peterhans, Zentralsekretä- viel gelernt habe und mein Erfahrungsruck- zu einigen Punkten wie etwa den präzisier- rin LCH und Präsidentin FiKo, zusammen. sack gross geworden ist», bilanzierte sie in ten Leistungen, die Gymnasiallehrperso- Durchgesetzt hat sich die amtierende ihrer Abschlussrede. nen während ihrer fachwissenschaftlichen LSO-Präsidentin Dagmar Rösler. Die Ausbildung erbringen müssen. 46-jährige praxis- und reformerprobte Pri- Bilanzausgleichsreserve vollständig Umstrittener war dagegen Art. 15, der marlehrerin wurde im ersten Wahlgang mit aufgebraucht die persönliche Eignung der Studieren- 67 von insgesamt 101 Stimmen von den In ihrer Vorstellung der Jahresrechnung den für den Lehrberuf über eine Prüfung Delegierten zur neuen Zentralpräsidentin 2016/17 des LCH betonte Franziska sicherstellen will, damit die angehenden LCH gewählt. Dagmar Rösler übernimmt Peterhans zunächst die positiven Aspekte. Lehrpersonen nicht etwa am Praxisschock ihr neues Amt per 1. August 2019 und Bei den Mitgliederbeiträgen wurden CHF scheitern. Hier wurde angeregt, den Begriff löst Beat W. Zemp ab, der bereits seit 41 000 mehr als budgetiert eingenommen. der Prüfung durch Überprüfung zu ersetzen, um keine Verwirrung mit einer Gewissens- prüfung zu stiften. Art. 5 Abs. 3 wiede- rum sieht vor, neu auch Absolventinnen und Absolventen einer Fachhochschule zur Ausbildung für Gymnasiallehrperso- nen zuzulassen. Die Mehrheit der befrag- ten Mitgliedsorganisationen lehnt diesen Passus mit der Begründung ab, dass die Wissenschaftsorientierung des gymnasia- len Unterrichts nach einer wissenschaftli- chen universitären Ausbildung mit breitem theoretischem Fundament verlangt. Die Stellungnahme zuhanden der EDK wurde einstimmig verabschiedet. Dagmar Rösler ist neue Zentralpräsidentin ab August 2019 «Die heutige Sitzung ist historisch, denn sie stellt die Weichen für den Verband in drei Dimensionen: personell, finanziell sowie strukturell-inhaltlich.» Mit diesen Worten eröffnete Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, die statutarische DV am Nachmittag. Vor der Ersatzwahl für das Zentralpräsi- dium rekapitulierte Zemp die Ausgangslage, die an der DV 2017 nach der Bekanntgabe Die Delegierten hatten mit der Ersatzwahl des Zentralpräsidiums eine wichtige und gewichtige Entscheidung zu fällen. Fotos: Roger Wehrli 11
7/8 | 2018 DELEGIERTENVERSAMMLUNG Die neue Zentralpräsidentin Dagmar Rösler, die ihr Amt am 1. August 2019 Die scheidende Vizepräsidentin LCH Marion Heidelberger wurde von antreten wird, freute sich über ihre Wahl. Zentralpräsident Beat W. Zemp herzlich verabschiedet. Innerhalb von neun Jahren haben die Ver- von mehr oder weniger kurzer Zeit not- und der Lehrberuf gestärkt werden. So mögensanlagen des LCH um 1,2 Millio- wendig geworden, sie werden aber wie- ist darauf zu achten, dass die Anstellungs- nen zugenommen, wobei eine Rendite von der sinken.» Um die finanzielle Situation und Unterrichtsbedingungen aller Lehr- durchschnittlich 3,85 Prozent erzielt wurde. des LCH nachhaltig zu sichern, haben die personen den Anforderungen des Berufs Peterhans bedankte sich auch beim Zent- Präsidentenkonferenz, die Geschäftsleitung entsprechen und Schulen die nötigen ralpräsidenten für seinen Einsatz zugunsten und die Rechnungsprüfungskommission Ressourcen erhalten. Drittens umfasst der des Sponsoring-Ertrags: «Für den letzten der Delegiertenversammlung beantragt, Schutz der Chancengerechtigkeit für den Schweizer Bildungstag hat der LCH kein per Verbandsjahr 2019/20 die Mitglieder- LCH etwa die Forderung, das Angebot von eigenes Geld in die Hand nehmen müs- beiträge zu erhöhen. Neu zahlen ordent- Sportunterricht oder -lagern einheitlich auf sen.» Trotzdem hat der LCH nicht auf liche Mitglieder 82 Franken und solche Bundes- oder interkantonaler Ebene zu die Auflösung der Rücklagen verzichten mit kleinen Pensen 41 Franken. Diese Bei- regeln. «Diese sind Bestandteil der Ausbil- können und musste CHF 254 000 der tragserhöhung sei kleiner als zwei Kaffees, dung an der öffentlichen Schule und dürfen Bilanzausgleichsreserve entnehmen. Zu tief eigentlich noch weniger, meinte Peterhans. nicht einfach weggestrichen werden», hielt budgetiert waren etwa die Kosten für die «Allein seit der letzten Erhöhung im Jahr der Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle Swiss Education Days und die Verwaltung. 2002 beträgt die Teuerung auf den Mitglie- mit Verweis auf das entsprechende Bun- Im Endeffekt schliesst die Jahresrechnung derbeiträgen rund fünf Franken. Real geht desgerichtsurteil fest. mit einem Verlust von CHF 18 900 ab. es also noch um drei Franken.» Die Dele- Viertens ist mit der Pflege der Digita- Geld wird dem LCH voraussichtlich gierten folgten ihrer Argumentation und lisierung für Lehr- und Lernprozesse ein auch im Jahresbudget 2018/19 fehlen: nahmen die Beitragserhöhung mit über- langfristiger und fortschreitender Plan für Zusätzlich zum Ausgabenüberschuss wältigendem Mehr bei nur fünf Gegen- die Aus- und Weiterbildung der Lehrper- von CHF 75 000 verliert er mit der Auf- stimmen und vier Enthaltungen an. Auch sonen gemeint. «Die Digitalisierung soll lösung der Rücklagen die noch verblei- die Rechnung 2016/17 und das Budget die Schule nicht entmenschlichen, sondern bende Bilanzausgleichsreserve von CHF 2018/19 wurden genehmigt. mehr Raum für kreative Aktivitäten schaf- 342 000 vollständig. «Eine leere Holztruhe, fen», führte Schwendimann aus. Fünftens so sieht die Situation per Ende Verbands- LCH legt Roadmap bis 2022 vor arbeitet der LCH langfristig an der Grün- jahr 2018/19 aus», mahnte Franziska Beat A. Schwendimann stellte die fünf dung eines landesweiten Verbundes «Bil- Peterhans. Obwohl erneut mit leicht mehr neuen inhaltlichen Entwicklungsschwer- dung Schweiz / Formation Suisse», der Mitgliederbeiträgen gerechnet wird, muss punkte vor, die der LCH für den Zeitraum alle Verbände zusammenschliesst, die jetzt im Gegenzug zum Beispiel der Betrag von 2018 bis 2022 plant. Erstens ist der noch nicht beim LCH sind. «Das Pro- für die Swissdidac erhöht werden. Auch Verband bestrebt, weiterhin die Profes- gramm ist ambitiös, aber in diese Richtung die Abschreibungen nehmen mit CHF sionalität des Berufs weiterzuentwickeln. soll es gehen», so sein Fazit zur einstimmig 216 600 im Vergleich zum Vorjahresbud- Dazu gehören unter anderem der Kampf angenommenen Agenda LCH 2018 bis get deutlich zu. Dies sei den gehäuften gegen Leistungslöhne für Lehrerinnen und 2022. Die nächste DV findet am 15. Juni Investitionen geschuldet, zum Beispiel in Lehrer oder das Fernziel eines Masterab- 2019 in Murten statt. die Infrastruktur des Zentralsekretariats, schlusses für Lehrpersonen aller Stufen. erklärte Peterhans. «Diese sind innerhalb Zweitens sollen die öffentliche Schule Maximiliano Wepfer 12
Tipilager für Schulklassen Natur- und Wildnispädagogik x Aufbau einer vertieften Beziehung zur Natur und zu sich selbst x Naturkundliches Wissen durch direkten Kontakt mit der Natur x Persönliches Wachstum durch Grenzerfahrungen www.naturschule-woniya.ch 081 630 06 18 LOA für Lehrpersonen Der lösungsorientierte Ansatz LOA fördert die Eigenverant- wortlichkeit der SuS und entlastet Lehrpersonen. Das ZLB-Schweiz bietet eine Weiterbilung in 9 Modulen, die befähigt, Ressourcen der SuS zu entdecken und zu fördern. Schulreise durch 20 Millionen Jahre Vom subtropischen Palmenstrand über die Gletscherwelt der September 2018 - März 2020 Eiszeit bis zum Beginn der modernen Schweiz Kursangebot und Infos unter www.zlb-schweiz.ch www.gletschergarten.ch /lehrpersonen Besuchen Sie mit Ihrer Klasse die Zukunft. Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer spannendsten Seite. Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt und lernen spielerisch die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen. Infos und Anmeldung: 056 418 13 13 www.umweltarena.ch Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG. Hauptpartner:
7/8 | 2018 BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ Über die Bildung – für die Bildung Text: Er enthält Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung, Belinda Meier behandelt über 500 relevante bildungspolitische Fragen und liefert damit die Fotos: Grundlage für die Beurteilung und Weiterentwicklung des Bildungssystems. Eleni Kougionis Der dritte von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) verfasste Bildungsbericht Schweiz ist am 19. Juni 2018 erschienen. Fachleute der SKBF stellen Neuerungen und relevante Ergebnisse vor. 14
7/8 | 2018 BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ Innerhalb von vier Jahren verändert und entwickelt sich angepasst. «Eine der neuen Schwerpunktsetzungen betrifft in der Bildungslandschaft vieles, anderes bleibt erstaunlich die Tertiärstufe. Bund und Kantone sprechen sich dafür aus, gleich. Reformen sind im Gange, andere bereits umgesetzt. die bestehende erfolgreiche Ausdifferenzierung auf dieser Wirtschaft, digitaler Wandel sowie andere gesellschaftli- Stufe mit universitären Hochschulen, Fachhochschulen und che Veränderungen wirken auf das Bildungssystem ein. höherer Berufsbildung zu erhalten und wo nötig zu stüt- Der Bildungsbericht Schweiz, der alle vier Jahre erscheint, zen», heisst es in der Medienmitteilung des Eidgenössischen beschreibt das schweizerische Bildungswesen entlang aller Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung vom Bildungsstufen und -typen. Er zeigt die relevanten Kontexte 18. Mai 2015. Der Bildungsbericht Schweiz 2018 liefert daher auf, charakterisiert die institutionellen Merkmale und nimmt auch neue Informationen zum Stand der Erreichung dieser letztlich eine Beurteilung anhand der Kriterien Effektivi- langfristigen Ziele. tät, Effizienz und Chancengerechtigkeit vor. Der Bericht ist Teil des nationalen Bildungsmonitorings. Nach einem Was ist neu? Pilotbericht im Jahr 2006 ist er nach 2010 und 2014 nun der Aufgrund der modernisierten Bildungsstatistik haben sich dritte offizielle Bildungsbericht in Folge. Die Schweizerische neue Möglichkeiten der Auswertung eröffnet. Das Wissen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) hat ihn beispielsweise zu kantonalen Unterschieden, Bildungsver- im Auftrag von Bund und Kantonen erstellt und am 19. Juni läufen, innerkantonalen Klassengrössen, Abbruch- und 2018 in Bern der Öffentlichkeit vorgestellt. Repetitionsraten auf der Sekundarstufe II ebenso wie zum Berufsverbleib junger Lehrpersonen nach fünf Jahren Wichtiges Referenzwerk für Bildungsakteure konnte dadurch nach Angaben der SKBF deutlich vergrös- Der Bildungsbericht Schweiz basiert auf Daten und Infor- sert werden. mationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung zum BILDUNG SCHWEIZ ermöglicht in der vorliegenden schweizerischen Bildungssystem. «Er gibt Antworten auf und nächsten Ausgabe (9 | 2018) einen vertieften Einblick in zahlreiche Fragen und zeigt gleichzeitig auf, zu welchen ausgewählte Themenbereiche des neusten Bildungsberichts Fragestellungen es (noch) kein verlässliches Wissen gibt», Schweiz. Fachpersonen der SKBF haben diese Beiträge in erklären Susanne Hardmeier, Generalsekretärin der Schwei- kompakter Form für die Leserinnen und Leser des Fach- zerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren magazins aufbereitet. Chantal Oggenfuss, wissenschaftliche (EDK), und Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär für Bil- Mitarbeiterin der SKBF und Mitautorin des Bildungsberichts, dung, Forschung und Innovation, im gemeinsamen Vor- stellt im ersten Teil vor, welche Bereiche und Inhalte des Bil- wort. Der Bericht ist damit ein wichtiges Referenzwerk für dungsberichts – im Vergleich zu den Vorjahren – neu sind. verschiedene Akteure im Bildungswesen, so zum Beispiel In einem weiteren Beitrag zeigt sie auf, welche Leistungsun- für die Bildungspolitik, Bildungsverwaltung, Bildungspraxis, terschiede Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I am Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die zusammengetragenen Ende der obligatorischen Schule aufweisen und wie diese Informationen sollen ihnen eine Systembeurteilung ermög- einzuordnen sind. Das Schulleitungspersonal, das aufgrund lichen und eine Grundlage für die Weiterentwicklung und seiner relativ jungen Existenz bisher im Bildungsbericht Qualitätssteigerung des schweizerischen Bildungssystems nicht vertreten war, bildet schliesslich den Schwerpunkt schaffen. des dritten Beitrags und enthält Informationen zu dessen Bund und Kantone können anhand des Bildungsberichts Geschlecht, Alter, Pensum und Werdegang. ■ «die Wirksamkeit von Massnahmen und die Erreichung ihrer gemeinsam formulierten bildungspolitischen Ziele Weiter im Netz bewerten und weiterentwickeln», betonen Hardmeier und Medienmitteilung und weitere Details zum Bildungsbericht – Dell’Ambrogio weiter. Bund und Kantone haben diese www.skbfcsre.ch > Bildungsmonitoring > Bildungsbericht 2018 Ziele erstmals auf der Basis der Ergebnisse 2011 in der Erklärung «Chancen optimal nutzen» verabschiedet. 2015 haben sie einen Grossteil der Ziele bestätigt, so zum Bei- BESTELLUNG spiel die Harmonisierung der obligatorischen Schule, die Abschlussquote von 95 Prozent bei 25-jährigen Personen auf Der Bildungsbericht Schweiz 2018 kann unter der der Sekundarstufe II und die Sicherstellung des prüfungs- Telefonnummer 062 858 23 90 oder via EMail an freien Zugangs zur Universität mit gymnasialer Maturität. info@skbfcsre.ch bestellt werden. Er kostet CHF 60.–, Weiter haben sie neue Ziele hinzugenommen und andere inkl. MwSt, exkl. Porto und Verpackung. 15
7/8 | 2018 BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ Der Bildung auf der Spur Der Bildungsbericht Schweiz 2018 evaluiert wie seine beiden Vorgänger das gesamte schweizerische Bildungssystem. Er vermittelt zu allen Stufen des Bildungssystems die verfügbaren einschlägigen Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung, behandelt über 500 verschiedene, für die Bildungspolitik relevante Fragen und weist auf Wissenslücken hin. Der Bildungsbericht, seit 2010 Teil des erst nach einer Auswertungsphase vor, Im Folgenden werden dazu zwei Beispiele nationalen Bildungsmonitorings, beruht und bis Empfehlungen und Zielsetzungen angeführt. auf einer systematischen, wissenschaft- umgesetzt sind und greifen, vergehen meh- Die Untersuchung der innerkantona- lich gestützten und auf Dauer angelegten rere Jahre. Zudem können die Auswirkun- len Unterschiede bei den Klassengrös- Aufbereitung von Informationen über das gen erst im Nachhinein erforscht werden. sen auf der Primarstufe in Abhängigkeit schweizerische Bildungssystem. Er soll Nach acht Jahren Bildungsmonitoring vom jeweiligen Schülerbestand in den als Grundlage für die Erarbeitung der bil- lassen sich aber durchaus Fortschritte Gemeinden zeigt (vgl. linke Grafik), dass dungspolitischen Zielsetzungen von Bund feststellen. Eine Reihe von Herausforde- nun Informationen in einem höheren und Kantonen dienen. Auf die Publika- rungen können zudem besser diagnos- Differenzierungsgrad vorliegen. Zudem tion des Bildungsberichts 2014 folgte – wie tiziert werden. Trotzdem lassen sich zu können exakte Gemeinde-Merkmale für bereits 2010 – eine umfassende Phase der den meisten ermittelten Problemen kaum vertiefte Analysen beigezogen werden, Auswertung und der Festlegung von bil- Ursachen und Wirkungen aufzeigen. Das so etwa die Bevölkerungsdichte und der dungspolitischen Zielen. Der eben veröf- heisst nicht, dass das Monitoring vergeb- Urbanitätsgrad. Die durchschnittlichen fentlichte dritte Bildungsbericht dient also lich wäre. Wenn die Berichterstattung über Klassengrössen in den verschiedenen zum einen der Überprüfung der aktuellen Diagnosen hinausgehen soll und Massnah- Gemeinden zeigen eine trichterförmige bildungspolitischen Ziele sowie als Basis men nicht nur zufällig die gewünschten Verteilung. Mit zunehmender Schüler- für adaptierte und neue Zielformulierun- Effekte erzielen sollen, ist eine Weiterent- zahl steigt die durchschnittliche Klassen- gen. Mit der Herausgabe des Bildungsbe- wicklung des Monitorings erforderlich. grösse, wenn auch nicht linear. Ab rund richts Schweiz 2018 ist somit im langfristig 350 Schülerinnen und Schülern in einer angelegten Prozess des Bildungsmonito- Modernisierung der Bildungsstatistik Gemeinde pendelt sich der kommunale rings bereits zum zweiten Mal ein Zyklus Die modernisierte Bildungsstatistik eröff- Durchschnittswert bei 20 Schülerinnen vollständig durchlaufen. net seit Kurzem neue Möglichkeiten und Schülern ein. Es zeigt sich auch, dass der Auswertung, die für die Bildungsbe- bei sehr geringen Schülerbeständen die Erster Schritt in die gewünschte richterstattung eine bedeutsame Erwei- Klassen nicht zwingend kleiner sind. Es Richtung: Problemdiagnose terung darstellen. Unter Einbezug der gibt auch zahlreiche Gemeinden, die trotz Das Bildungsmonitoring – und somit die neuen 13-stelligen Versichertennummer geringer Schülerbestände überdurch- Bildungsberichte – hat nicht nur die Auf- (AHVN13) können nun Individualdaten schnittlich grosse Klassen aufweisen. Auf gabe, die Qualität des Bildungssystems zu erhoben, verschiedene Bildungsstatistiken der erwähnten Grafik weist die rot mar- beschreiben und allfällige Probleme bezüg- kombiniert untersucht und Bildungswege kierte Gemeinde auf der Primarstufe (3. bis lich Effektivität, Effizienz oder Chancenge- von Personen nachgezeichnet werden. 8. Schuljahr) 47 Schülerinnen und Schüler rechtigkeit zu ermitteln. Soll die Qualität Diese Daten liefern beispielsweise neben sowie eine durchschnittliche Klassengrösse kontinuierlich verbessert werden, braucht dem Wissen über die Unterschiede zwi- von 9,4 auf, da sie fünf Klassen führt. es mehr. Benötigt werden auch Erkennt- schen Kantonen neu auch Zahlen zur Dürfte sie erst bei 20 Kindern eine neue nisse zu den Ursachen und den zu treffen- innerkantonalen Varianz sowie Informa- Klasse eröffnen, würden die Schülerinnen den Massnahmen. Der vorliegende neue tionen zu Bildungsverläufen im schwei- und Schüler auf drei Klassen aufgeteilt – Bildungsbericht macht sichtbar, dass dieser zerischen Bildungssystem, so dass die bei einer durchschnittlichen Klassengrösse Prozess Zeit beansprucht. Befunde liegen Diagnose deutlich verbessert werden kann. von 15,7 Schülerinnen und Schülern. Die Anzahl Schülerinnen und Schüler der Primarstufe (3.–8. Schuljahr; ohne Repetitionen und Umorientierung von Schülerinnen und Schülern des ersten Sonderklassen und Privatschulen) und durchschnittliche Klassengrössen Ausbildungsjahres, Übergänge 2013–2014. Daten: BFS; Grafik (170): SKBF. nach Gemeinden, 2015/16. Daten: BFS; Berechnungen: SKBF; Grafik (61): SKBF. 16
7/8 | 2018 BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ blaue Linie verdeutlicht diese fiktive Rege- temporären Austritten aus der beruflichen Bereich der Allgemeinbildung sind nicht lung der Klassengrösse. Grundbildung handelt es sich meist um genauer bekannt. Da die meisten Personen Ein zweites Beispiel: Mit den Bildungs- Lehrvertragsauflösungen. Die Daten zu nach dem Unterbruch wieder ins System verläufen liegen nun präzise gesamtschwei- den Bildungsverläufen zeigen allerdings, eintreten und die gleiche Ausbildung fort- zerische Zahlen zu den Repetitionen, zu dass die Mehrheit der austretenden Ler- setzen, könnten Praktika oder Ausland- den Wechseln in andere Schultypen und nenden ein Jahr später eine berufliche aufenthalte gewisse Austritte erklären. ■ zum vorzeitigen Ausscheiden auf der Grundbildung fortsetzt. Sie erscheinen Sekundarstufe II vor (vgl. rechte Grafik, im Folgejahr wieder in der Statistik. Die Chantal Oggenfuss, SKBF S. 16). Die Datenlage erlaubt zwar derzeit Gründe der temporären Austritte im noch keine Aussagen zu den Repetitions- quoten in den einzelnen Kantonen. Früher aber zeigten die Statistiken nur die Eintritte in eine Ausbildung und die Anzahl der ent- sprechenden Abschlüsse. Somit war weder bekannt, ob es sich beim Ausbildungsein- tritt und -abschluss weder um dieselbe Person handelte, noch konnte man wissen, ob die Jugendlichen die Ausbildung in der regulären Ausbildungszeit abgeschlossen hatten. Die ersten Verlaufsanalysen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass die Repetitionsquoten vor allem in den allge- meinbildenden Typen, so beispielsweise in Gymnasien und Fachmittelschulen (FMS), sehr hoch sind. Weiter zeigt sich eine hohe Quote an Umorientierungen nach dem ersten FMS-Ausbildungsjahr. Bei den Der Bildungsbericht Schweiz liefert mit seinen aufbereiteten Informationen zum Bildungssystem eine Basis, um langfristig die Qualität zu steigern. Wie der Migrationshintergrund die Leistung beeinflusst Mit welchen Merkmalen lässt sich die Schülerschaft der Sekundarstufe I beschreiben? Wie hängen die Leistungsunterschiede der Jugendlichen am Ende der obligatorischen Schule mit diesen Merk malen zusammen? Der Bildungsbericht liefert Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Im Schuljahr 2015/2016 waren fast drei der Schule gesprochen wird. Die Gründe wurden. Weiter stehen auch Angaben zum Viertel der Jugendlichen der Sekundar- können unterschiedlich sein: Ihre Eltern Bildungshintergrund der Eltern zur Ver- stufe I Schweizer Bürgerinnen und Bür- kommen aus dem Ausland, sind in der fügung. Die Anteile der jeweiligen Grup- ger. Allerdings haben mehr Jugendliche Zwischenzeit aber eingebürgert worden. pen fallen je nach Anforderungsprofil der als das übrige Viertel ohne Schweizer Oder ihre Familien sind innerhalb der Sekundarstufe I sehr unterschiedlich aus Staatsbürgerschaft einen Migrationshin- Schweiz umgezogen. (vgl. Grafik, S. 18). tergrund. Zudem muss die Muttersprache Für die Abschlusskohorte der obligato- Weder die Nationalität noch die Spra- und die Unterrichtssprache nicht für alle rischen Schule liefert das Bundesamt für che sind ausreichende Merkmale, um die ausländischen Schülerinnen und Schüler Statistik neu auch Informationen dazu. Es Schülerschaft differenziert zu beschreiben. unterschiedlich sein. Bei 27 Prozent ist unterscheidet dabei zwischen Ausländerin- Deshalb wird vorwiegend von Jugendli- die Sprache identisch. Umgekehrt spre- nen und Ausländern, die in der Schweiz chen mit oder ohne Migrationshintergrund chen 14 Prozent der Schweizer Jugend- geboren wurden, und ausländischen gesprochen. Auch hier werden unter- lichen zu Hause nicht die Sprache, die in Jugendlichen, die im Ausland geboren schiedliche Definitionen herangezogen, 17
7/8 | 2018 BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ die sich auf die Dauer des Aufenthaltes in der Schweiz – Erst- und Zweitgenera- tion – beziehen und berücksichtigen, wo die Eltern geboren wurden. Herkunft beeinflusst Leistung Anhand der PISA-Studien können grup- penspezifische Leistungsunterschiede am Ende der obligatorischen Schule festgestellt werden. Ohne diese Datengrundlage wären solche gesamtschweizerischen Analysen derzeit nicht möglich. Ein wichtiges Ergeb- nis ist, dass aufgrund des Zusammenspiels verschiedener soziodemografischer und sozioökonomischer Merkmale nach wie vor grosse Leistungsunterschiede bestehen. Die Schulleistung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund lag 2015 61 PISA-Punkte tiefer als die Leistung von Jugendlichen ohne Migrationshinter- grund. Eine Ausdifferenzierung nach erster und zweiter Generation zeigt für die Mig- Abgängerinnen und Abgänger der obligatorischen Schule, nach Migrationshintergrund und höchstem rantinnen und Migranten der ersten Gene- Bildungsabschluss der Eltern. Abschlusskohorte 2016; Quelle: BFS; Grafik (76): SKBF. ration eine etwas bessere durchschnittliche Leistung als für Migrantinnen und Mig- ranten der zweiten Generation. Ein Teil des Unterschieds erklärt sich durch die aller Gruppen grundsätzlich vergleichbare Anforderungsprofil der Sekundarstufe I privilegiertere soziale Herkunft der Erstge- Potenziale aufweisen. Jedoch kann alleine im Vergleich zum tiefsten den doppelten neration. Unterteilt man also die Gruppe anhand der PISA-Ergebnisse nicht festge- Effekt auf die Schülerleistung erzielt. Folg- mit Migrationshintergrund weiter hinsicht- stellt werden, wie die Differenzen entstan- lich trägt zusätzliche Unterrichtszeit zur lich der zu Hause gesprochenen Sprache den sind. Ein Blick auf kantonale Analysen Vergrösserung und nicht etwa zur Verrin- oder nach der sozialen Herkunft, ergeben für die Primarstufe zeigt (vgl. Bildungsbe- gerung der Leistungsunterschiede bei. ■ sich zusätzliche Unterschiede innerhalb der richt Schweiz 2018, Kapitel Primarstufe), Gruppe. Zudem ist es entscheidend, wer dass Kinder mit und ohne Migrations- Chantal Oggenfuss, SKBF die Vergleichsgruppe darstellt. So liegt die hintergrund bereits mit unterschiedlichen Leistung der Migrantinnen und Migran- Voraussetzungen in die Schule eintreten. ten der Erstgeneration mit privilegiertem Zudem vergrössert sich der Leistungs- sozioökonomischem Hintergrund, die zu rückstand von fremdsprachigen Kindern Hause die im PISA-Test verwendete Spra- oder von Kindern mit einer nachteiligen che sprechen, noch 16 Punkte tiefer als sozialen Herkunft – sei dies weil kompen- die der Jugendlichen ohne Migrationshin- satorische schulische Massnahmen fehlen INFORMATIONEN ZU PISA 2015 tergrund, die aber bezüglich Sprache und oder diese nicht greifen. Entsprechend sind sozialer Herkunft vergleichbare Merkmale die Kinder ungleich in den verschiedenen Die OECD hat bei der Erhebung und bei der aufweisen. Anforderungsprofilen der Sekundarstufe I Auswertung Veränderungen vorgenommen. vertreten (vgl. Grafik). Dieser Umstand Im Bildungsbericht 2018 wird deshalb auf Chancengerechtigkeit – eine wirkt sich wiederum auf die späteren Bil- Einschränkungen bei der Vergleichbarkeit Einschätzung dungs- und Lebenschancen aus. Zudem ist mit früheren Erhebungen hingewiesen und aus der Forschung bekannt, dass selbst bei darauf verzichtet, absolute Veränderungen Zur Einschätzung der Chancengerech- im Längsschnitt darzustellen. Die Zusam tigkeit ist die Frage zentral, ob die Schü- gleicher Leistung Kinder mit privilegierter mensetzung der Schweizer Stichprobe lerinnen und Schüler unabhängig von sozialer Herkunft eher in ein anspruchs- 2015 unterscheidet sich zudem in einer persönlichen Merkmalen ihr Bildungs- volleres Anforderungsprofil übertreten als Weise von früheren Stichproben, die nicht potenzial ausschöpfen können. Die grup- Kinder mit weniger privilegierter Herkunft. durch demografische Veränderungen penspezifischen Leistungsunterschiede Weiter weisen Forschungsergebnisse zur erklärbar ist. Die Aussagekraft von Grup sind dann problematisch, wenn davon Wirkung der Unterrichtszeit darauf hin, penvergleichen sollte aber dadurch nicht ausgegangen wird, dass die Jugendlichen dass mehr Unterrichtszeit im höchsten eingeschränkt sein. 18
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