Fixed Income 1/2021 Reflation! Reflation? - www.pkassets.ch/marktanalysen - PK Assets AG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Fixed Income 1/2021 Reflation! Reflation? www.pkassets.ch/marktanalysen PK Assets AG Egglirain 22, Postfach 251, 8832 Wilen +41 (0)44 787 80 20 www.pkassets.ch 1
“In June 2020, the United States created approximately the same amount of debt as it did during the first two centuries of its existence. From 1776 to 1976, the United States issued debt in the amount of a little over USD 1trn (nominal). In June 2020 alone, the US Treasury took on USD 864bn in debt.” In Gold We Trust: Inflation Report, Incrementum 12/2020 “Central banks worldwide spent $1.3 billion an hour since March on asset purchases, BofA calculates. There were also 190 rate cuts in 2020 year - roughly four every five trading days.” Reuters 1/2021 2
Das Quartal im Kontext Q4 2020 Alle Trends des Quartals hängen zusammen, alles verwebt sich in ein einziges Narrativ • Künstliche Verknappung von Regierungsanleihen. Die Zinsen bleiben (noch?) unten • China erholt sich schneller, diskreditiert allerdings durch Staatsterrorismus • Look Through: Der neue Impfstoff verändert alles • Dot.Com.2: Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? • Yellen als Treasury-Chefin: Das fehlende Puzzle-Teil • «Reflation»: Trendumkehr in der Inflation? Illustrativ ein Ausschnitt eines Interviews mit Louis-Vincent Gave kurz nach Silvester: «Ein starker Renminbi ist eine fundamental inflationäre Kraft für die Weltwirtschaft. Es ist nicht überraschend, dass mit der Aufwertung des Renminbi die US-Zinskurve steiler wird und der Ölpreis steigt: All das ist Teil des reflationären Hintergrunds.» Die Auswirkung dieser Reflation könnte für den CHF-basierten Obligationen- Investor einiges an Bauchweh bereiten 3
Teil I Das Quartal im Kontext • Top Trends im Quartal • Wo sind wir im Konjunkturzyklus? • Wo sind wir im Zinszyklus? • Die Notenbanken Teil II Die Ausgangslage für den CHF-basierten Investor • Realzinsen • Inflation und Währung Teil III Unsere 6 Thesen… 1. «Leitzinsen von -5% in der nächsten Krise?» 2. «MMT kommt» 3. «Kein Zinskompass: Absurditäten mehren sich» 4. «Immer mehr Schulden mit fallender Qualität» 5. «Inflation ist nicht tot.. Deflation auch nicht: Die Notenbanker haben die Tail-Risiken erhöht» 6. «Sozialismus kommt» Appendix Wie konnte es soweit kommen? 4
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Künstliche Verknappung von Regierungsanleihen Die Zinsen bleiben (noch?) unten 6 «The ECB is set to own around 43% of Germany’s sovereign bond market by the end of next year and around two-fifths of Italian notes, according to Bloomberg Intelligence, up from around 30% and 25% respectively at the end of 2019. Trading volumes in bund futures have collapsed 62% since the ECB started buying bonds. Concern is growing that Europe’s bond markets are being “Japanified” -- effectively shut down by a single, dominant buyer. Even yields for nations that were nearly bankrupt less than a decade ago are rapidly descending toward 0%, the level at which investors can no longer expect to generate a return by simply holding a bond to maturity. Portugal’s 10-year yield fell below 0% for the first time this week, while Italy’s is less than 0.6%. Japan’s fixed income trading floors have been decimated over the last decade and the markets are so dead that sometimes not a single government bond trades in a day. Despite the fact that there is over $8 trillion of Japanese debt in existence, the Bank of Japan owns around half of it, and sometimes close to 90% of individual issues.» Bloomberg 12/2020 «Die EZB finanziert die gesamten Haushaltsdefizite. Seit dem Jahr 2015 kauft die Notenbank fast durchgehend Staatsanleihen in Billionenhöhe. Durch den enormen Mitteleinsatz wird die Notenbank sowohl im Jahr 2020 als auch 2021 faktisch die gesamten Haushaltsdefizite der Euro-Länder finanzieren, wie eine Analyse der Commerzbank zeigt. Seit Ausbruch der Pandemie entsprächen die Nettokäufe von Staatsanleihen durch die EZB nämlich den Nettoanleiheemissionen der Euro-Mitgliedsländer.» NZZ 12/2020 «The Federal Reserve is on pace to buy nearly half the $2 trillion of net supply TD Securities expects the U.S. government to issue this year. In Europe, the result of central bank bond buying will help create a supply shortfall of 133 billion euros ($164 billion), according to Jefferies International.» Bloomberg 1/2021 «Riccardo Fraccaro, Berater von Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte, forderte die EZB auf, die expansive Finanzpolitik der Mitgliedstaaten in jeder möglichen Art zu unterstützen. Sie solle sich deshalb ernsthaft überlegen, bereits erworbene Staatsanleihen – und noch zu kaufende – zu annullieren oder zumindest ihre Laufzeit in alle Ewigkeit zu verlängern.» NZZ 12/2020 Regierungsanleihen: Aufkaufen, Quorum erreichen und «verrechnen» scheint die Strategie zu sein. 5
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Künstliche Verknappung von Regierungsanleihen Die Zinsen bleiben (noch?) unten 6 «SURE steht für „Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency“. Es handelt sich um einen neuen Topf, der EU-Mitgliedstaaten bereitsteht, um daheim ihre Arbeitslosenversicherungen aufzustocken oder Kurzarbeitsgelder zu bezahlen. Sie ist für Krisen gedacht wie die aktuelle Pandemie. (..) Aktuell sind 88 Mrd. € vorgesehen. (..) Um die 88 Mrd. € zu finanzieren, vergibt die EU Anleihen. Am Dienstag begann die Europäische Kommission damit. Sie verkaufte ein zehnjähriges und ein zwanzigjähriges Schuldpapier am Bondmarkt. Insgesamt sammelte sie 17 Mrd. € ein, geplant waren maximal 15 Mrd. €. Sie hätte locker auch ein Vielfaches dessen platzieren können. Denn die eigentliche Sensation waren die Gebote: Es trafen Angebote für 233 Mrd. € aus aller Welt ein! Wer davon spricht, dass Anleihen als Anlage ausgedient haben, muss seine Aussage wohl nochmal überdenken. Die magere Rendite schreckt offenbar niemanden ab. Die zwanzigjährige SURE-Anleihe wird nur zu 0,13% pro Jahr verzinst, die zehnjährige kostet den Investor sogar Geld: die Rendite beträgt -0,24% pro Jahr. Die SURE-Anleihe trifft die globale Anlegergemeinschaft an einem Nerv – der Bedarf an sicheren Anlagen. Die vergangenen Finanzkrisen haben dazu geführt, dass immer mehr Regulierungen geschaffen wurden, die verlangen, dass Banken, Versicherungen und andere Marktteilnehmer zusätzliche Sicherheitspuffer anlegen. (..) Sie alle haben den gleichen Effekt: Sie erhöhen den Bedarf an erstklassigen Staatsanleihen unabhängig von der niedrigen Rendite. In den vergangenen Jahren kam es sogar zu einem Engpass bei europäischen Staatsanleihen mit Top-Bonität. Denn die Europäische Zentralbank kauft diese Titel ebenfalls in grossem Umfang auf, um der Wirtschaft Liquidität zuzuführen und die zu tiefe Inflation zu bekämpfen. Deutsche Bundesanleihen, die international besonders beliebt sind, und von denen die deutsche Regierung dank Schuldenabbau weniger neu auflegte, sind knapp geworden. Die SURE-Anleihen werden von den Ratingagenturen als erstklassig bewertet und sie sind «notenbankfähig», will heissen: Die EZB kann sie im Rahmen ihrer Bondkaufproramme erwerben. Sie weisen somit die gleichen Vorzüge auf wie deutsche Bundesanleihen. Sie eignen sich also als Alternative, was durch die rege Nachfrage am Dienstag auch unterstrichen wird. Die EU wird nicht nur weitere SURE-Bonds emittieren, sondern ab nächstem Jahr auch den viel grösseren Wiederaufbaufonds auf die gleiche Weise finanzieren, mit sogenannten Recovery Bonds. Sein Volumen beträgt 750 Mrd. €. Damit wird sich das Angebot von sicheren Anleihen in Europa wandeln. » Finanz & Wirtschaft 10/2020 Hinzu kommen diverse Regulierungen, welche das Halten von Regierungsanleihen fördern 6
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Künstliche Verknappung von Regierungsanleihen Die Zinsen bleiben (noch?) unten 6 «Eine hohe Staatsverschuldung schwächt die Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften gegen steigende Zinsen oder schwächeres Wirtschaftswachstum. In der Theorie verlangten Investoren dann höhere Risikoprämien bzw. Renditen beim Kauf entsprechender Staatsobligationen, heisst es in der Studie. Diesen Mechanismus haben die Zentralbanken mit ihrer ultraexpansiven Geldpolitik, etwa ihren Anleihekäufen, ausgehebelt.» NZZ 1/2021 «Die Bank of England wird bei der Finanzierung der verlängerten Corona-Hilfen eine grosse, wenn auch fragwürdige Rolle spielen. Sie stockt den Ankauf britischer Staatsanleihen am Sekundärmarkt bis Ende 2021 um 150 Mrd. £ auf 875 Mrd. £ auf. In der Corona-Krise hatte die Notenbank diese unkonventionelle Lockerung bereits zwei Mal erweitert. Insgesamt wird das Volumen der Anleihekäufe, mit denen in der globalen Finanzkrise von 2009 begonnen worden war, in der Pandemie etwa verdoppelt. Die jüngste Ankündigung bedeutet, dass die BoE zwischen März 2020 und Dezember 2021 rund 440 Mrd. £ an Staatsobligationen (Gilts) erwirbt. Das sei etwa deckungsgleich mit der britischen Neuverschuldung aufgrund der Covid-Krise in diesem Zeitraum, heisst es von Oxford Economics.» NZZ 11/2020 «Den steten Strom neuer staatlicher und überstaatlicher Papiere absorbieren die Märkte problemlos. Die erste Social-Bond-Emission der Europäischen Union war ein durchschlagender Erfolg. Die auf 17 Mrd. € festgelegte Anleihe wurde mit über 233 Mrd. € fast 14-fach überzeichnet. Das Phänomen dieser hohen Nachfrage trotz diesen Renditen erklären Kommentatoren mit den noch niedrigeren Renditen von Bundesanleihen. Ausserdem werde erwartet, dass die EZB grosse Teile der Emission auf dem Sekundärmarkt aufkaufen werde.» NZZ 10/2020 Die Staaten können ihr Glück kaum fassen: ESG-Investoren kaufen alles, was mit «Grün» oder «social» angeschrieben wird, und das sogar zu einem Rendite-Abschlag 7
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG China erholt sich schneller Diskreditiert allerdings durch Staatsterrorismus 5 «despite being the origin of COVID-19, China’s is one of the few economies that thrived this year. Its global manufacturing share rose. While delaying and denying transparency regarding the virus, China accused other countries of originating the virus, and unleashed a virulent “wolf warrior” diplomacy, a military standoff with India, and a trade war with Australia.» BCA 12/2020 «Als die Covid-Krise begann, war die verbreitete Ansicht im Westen, dass dies Chinas Tschernobyl-Moment sein würde. Dass sie es komplett vermasselt haben, was schliesslich das Regime in Peking schwächen würde. Heute steht China viel besser da als die meisten westlichen Länder. In China herrscht das Narrativ, dass das Land mit den beiden grossen Verwerfungen der letzten 15 Jahre, der Finanzkrise von 2008 und der Covid-Pandemie, souveräner fertig wurde als der Westen. Die meisten Länder Asiens sind viel besser durch diese Krise gekommen als die westliche Welt.» Charles Gave in The Market 1/2021 «As the rest of the world becomes more Chinese (stay-at-home orders, smartphone tracking of individuals, church services closed and commercial banks forced to lend to firms on noncommercial terms), China’s response to the Covid crisis has been being far less expansionary than its reaction to either the 2003 Sars outbreak, the 2008 global crisis and its own 2015 equity bubble burst. China’s response to the Covid crisis not only goes against the current of its own recent history, but also against the trend of all major Western countries. Throughout the year, we have updated readers on the reasons behind this important policy paradigm shift, whose obvious immediate consequence is that China is now alone among major economies in offering global investors positive real interest rates.» Gavekal 12/2020 «One legacy of the Trump Presidency is a bipartisan consensus in Washington that China must be contained, if not confronted. Of course, Biden argues that containment is best achieved through multilateral cooperation, which suggests that nothing very controversial is going to happen. At least this is what Wall Street likes to believe. In reality, the inevitable collision between super-power America and an increasingly self-confident and revanchist China would appear to be more dangerous the longer it is delayed. Let us not forget that the next major target of the Chinese Communist Party is the recovery of Taiwan.» Kepler Chevreux 10/2020 China musste/konnte nicht einmal gross Fiskalpolitik machen oder die Zinsen senken. Das Land bietet die höchsten Zinsen weit und breit. Aber die Führung diskreditiert sich. 8
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG China erholt sich schneller Diskreditiert allerdings durch Staatsterrorismus 5 «A premature resumption of deleveraging heightens domestic economic risks. The trade war and then the pandemic forced the Xi administration to abandon its structural reform plans temporarily and drastically ease monetary, fiscal, and credit policy to prevent a recession. Almost immediately the danger of asset bubbles reared its head again. Because the regime is focused on containing systemic financial risk, it has already begun tightening monetary policy as the nation heads into 2021 – even though the rest of the world has not fully recovered from the pandemic.» BCA 12/2020 «China is in a category of its own. It is emerging from the pandemic with greater selfconfidence in its authoritarian system and in its international agenda of reclaiming its status as a great power. With the recent signing of the Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) China now dominates the world ‘s largest trading bloc, which excludes both America and Europe. The paradox, or the scandal, is that a disease that originated within its territory has contributed to render China more powerful and assertive.» Kepler Chevreux 12/2020 «Wenn Intel weiter zurückfällt und sich die Spitzentechnologie fortan auf Taiwan konzentriert, dann erlangt Taiwan eine Bedeutung, die selbst den einstigen Stellenwert des Nahen Ostens weit übersteigt. Die Produktion modernster Chips ist heute für die Wirtschaft mindestens so wichtig wie Öl in den Siebzigerjahren. Zumindest konnte man Öl damals aber ebenso in anderen Regionen fördern, wenn auch zu einem höheren Preis als im Nahen Osten. Stellen wir uns doch einmal eine Welt vor, in der nur ein Land über Öl verfügt, und wie wichtig dieses Land in den letzten hundert Jahren gewesen wäre. Das ist etwa das Szenario, wenn es Intel nicht gelingt, Tritt zu fassen und weiterhin modernste Chips in den USA zu schmieden. Taiwan könnte geopolitisch zum mit Abstand wichtigsten Land der Weltgeschichte avancieren.» Gavin Baker, Chefinvestor von Atreides Management 9/2020 «Diesen Sommer kündigte TSMC an, dass sie jetzt 7-Nanometer-Chips produzieren können und 2023 in der Lage sein werden, 3-Nm-Chips herzustellen. Kurze Zeit später musste Intel eingestehen, dass sie noch nicht in der Lage sind, 7-Nm-Chips herzustellen. Wir wurden Zeugen der Übergabe der Halbleiter- Technologieführerschaft von den USA an Taiwan. Das wird rückblickend das wichtigste Ereignis des Jahres 2020 sein, noch wichtiger als Covid. (..) Weil Washington beschlossen hat, den Halbleitersektor zum Schlachtfeld im Kampf gegen China zu machen. Es bedeutet, dass Taiwan das Schlachtfeld im grossen Konflikt des 21. Jahrhunderts ist, eine Insel, die Peking als abtrünnige Provinz betrachtet. » Louis-Vincent Gave 1/2021 Taiwan ist das Menetekel 9
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG China erholt sich schneller Diskreditiert allerdings durch Staatsterrorismus 5 «The Taiwan Strait is ground zero for US-China geopolitical tensions. The US is reviving its right to arm Taiwan for the sake of its self-defense, but the US commitment is questionable at best – and it is this very uncertainty that makes a miscalculation more likely and hence conflict a major tail Risk.» BCA 12/2020 «Peking hat in den vergangenen Jahren Hunderte von Umerziehungslagern in Xinjiang gebaut, in denen Hunderttausenden von einheimischen Muslimen die eigene Identität ausgetrieben und die Grossartigkeit der Kommunistischen Partei eingetrichtert werden sollen. In den Haftanstalten verschwinden nicht nur militante Islamisten oder Befürworter eines unabhängigen Ostturkestan. Ein unvorsichtiges Wort oder ein unbedachtes Verhalten genügt, um in den Verdacht zu geraten, «ungesunde Gedanken» zu hegen.» NZZ12/2020 «Peking verhängt horrende Strafzölle auf Wein und versetzt der australischen Wirtschaft einen weiteren Schlag. (..) die neuen Zölle folgen auf eine lange Reihe von handelstechnischen Strafmassnahmen, die unter anderem australische Gerste, Kohle, Holz und Hummer betreffen. Immer schiebt Peking scheinbar legitime Gründe vor. Auffallend jedoch ist, dass die Strafaktionen im Mai begannen – kurz nachdem sich Australien an der jährlichen Versammlung der Weltgesundheitsorganisation für eine Untersuchung zum Ausbruch der Corona- Pandemie starkgemacht hatte. Im Fiskaljahr 2019/2020 gingen 39 Prozent aller australischen Exporte nach China. Jeder 13. Arbeitsplatz hängt davon ab. Chinesische Diplomaten in Canberra spielten australischen Medien eine Liste mit 14 Punkten zu, welche die Regierung Morrison zu erfüllen habe. Wenn Canberra einlenke, werde dies «zu einer besseren Atmosphäre beitragen».» NZZ12/2020 «Die Erholung der Wirtschaft ist wie ein Marathon, bei dem China nach den ersten Kilometern weit führt. Der Grund dafür ist, dass sich Peking nicht gross um individuelle Freiheitsrechte kümmern muss. (..) Andererseits konnte China in der Vergangenheit vom Wachstum der Weltwirtschaft profitieren. 2020 war das nicht möglich, und es wird auch für den grössten Teil dieses Jahres nicht möglich sein. Deshalb wird China die Kadenz nur dann hochhalten können, wenn es Reformen beschleunigt. Je länger der Marathon geht, desto schwieriger wird es damit, den Vorsprung zu verteidigen.» Mohammed El-Erian China sieht heute unschlagbar aus. Aber die miserable Demographie, Staatsdirigismus und – Paranoia lassen uns zweifeln 10
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Look Through: Der neue Impfstoff verändert alles 4 «With a vaccine already rolling out in the UK and soon in the US, investors have reason to be optimistic about next year. Government bond yields are rising, cyclical equities are outperforming defensives, international stocks hinting at outperforming American, and value stocks are starting to beat growth stocks. We are bullish on risk assets.» BCA 12/2020 «Am Wochenende des 11. Januar 2020 – vier Tage vor der Unterzeichnung des «Phase I»-Abkommens in Washington – hatten Wissenschafter in China das Genom des neuartigen Coronavirus vollständig sequenziert und teilten es mit der weltweiten Forschergemeinde. Sofort begannen Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitute rund um den Globus mit der Entwicklung von Impfstoffen. Noch im Frühjahr musste davon ausgegangen werden, dass mehrere Jahre vergehen würden, bis ein wirksamer Impfstoff in genügend grosser Menge zur Verfügung steht. Doch bereits Anfang November, weniger als zehn Monate nach der Sequenzierung des Virus-Genoms, konnten Pfizer und BioNTech erfreuliche Resultate ihrer klinischen Phase-III-Studie präsentieren, und wenige Tage später doppelten Moderna sowie AstraZeneca und die Universität Oxford nach. Kurz vor dem Ende dieses Jahres der Extreme sind zwei Impfstoffe zugelassen – die in Russland und China entwickelten Präparate nicht eingerechnet –, und weitere folgen. Eine historisch präzedenzlose Produktions- und Distributionsmaschinerie ist angelaufen, mehr als 5 Mio. Menschen weltweit haben bis dato bereits eine erste Impfdosis erhalten. Das ist eine phänomenale Leistung der Wissenschaft und der globalen Pharma- und Biotechindustrie.» The Market12/2020 «Im Zug der erfreulichen Nachrichten zu den klinischen Phase-III-Studien der ersten drei Covid-Impfstoffe sind die Aktienmärkte kräftig avanciert. Im Prinzip signalisieren die Börsen damit, dass sich das Ende der Pandemie abzeichnet und uns «richtig gute Zeiten» bevorstehen. Ich spreche hier von «richtig guten Zeiten», weil die Leitbörsen in den USA bereits heute zu einem Kurs-Gewinn- Verhältnis von 25 bewertet sind. Auf einem so hohen Niveau bewegten sie sich letztmals im Jahr 2000, kurz vor dem Platzen der Internetblase.» Charles Bidermann 11/2020 Börsen und Commoditypreise eskomptieren in den Preisen den Optimismus 11
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Look Through: Der neue Impfstoff verändert alles 4 «U.S. investment-grade corporate bond spreads narrowed, and junk bonds reached fresh record highs, amid rising hopes of fiscal stimulus and vaccine rollouts, and after Federal Reserve Chairman Jerome Powell pledged that the central bank will keep providing the economy with plenty of support well into the future.» Bloomberg 12/2020 «Today, bad news is good news: Virus & economic stumbles pressure policymakers to do another round of stimulus. Next year, good news is bad news: Vaccines, stimulus effects and market rallies will be the excuse for the sharpest fiscal tightening in US history» Bank of America 12/2020 «2021 holds the prospect of normalisation and an end to the health-crisis, an event as significant to this Credit Cycle as stabilising weak banks were back in 2009. Growth will steadily normalise – and some of that’s being priced in - but the Central Bank response this time is asymmetric, more concerned with preventing downside risks than capping upside potential, and cannot tolerate tighter financial conditions.» BNP Paribas 12/2020 «Initially, the weaker dollar will be reflationary for the rest of the world and generally welcomed with glee. At some point (given dislocated supply chains, maybe sooner than later), the weaker currencies will start to trigger higher inflation. Central banks with falling currencies will then face the choice of either letting their domestic currencies continue to bear the brunt of the above spending (and gradually sink into irrelevance), or choose to defend their currencies and trigger a bond market and broader asset price meltdown. Interestingly, US inflation expectations are already rebounding. So will the Federal Reserve be forced to reveal its hand earlier than most expect?» Gavekal 12/2020 Optimismus bei einem gleichzeitigen Versprechen der Notenbanken, den Boom nicht zu gefährden, führt zu einem Risk-On trade in allen Marktplätzen Der schwache Dollar passt in den reflation case. Aber warum schwächelt der Dollar? Wegen dem Konjunkturoptimismus oder wegen Sorgen gegenüber dem US-zentrierten Fiat-System? Beides gleichzeitig macht keinen Sinn 12
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Dot.Com.2 Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? 3 «The U.S. stock market is very expensive. Nobody can sensibly deny this. But is it truly in a bubble? There is a big argument that it isn’t, which comes from the bond market. Fixed-income valuations dwarf those on stocks. All else equal, bonds this expensive justify paying a higher price for equities. On that basis, markets may be in the grips of exuberance, but it is rational exuberance. And the argument shifts to one about bonds.» John Authers 1/2021 «The long, long bull market since 2009 has finally matured into a fully-fledged epic bubble. Featuring extreme overvaluation, explosive price increases, frenzied issuance, and hysterically speculative investor behavior, I believe this event will be recorded as one of the great bubbles of financial history, right along with the South Sea bubble, 1929, and 2000. (..) Make no mistake – for the majority of investors today, this could very well be the most important event of your investing lives. (..) ecause in 1929 the economy had clicked into “a permanently high plateau”; because Greenspan’s Fed in 2000 was predicting an enduring improvement in productivity and was pledging its loyalty (or moral hazard) to the stock market; because Bernanke believed in 2006 that “U.S. house prices merely reflect a strong U.S. economy” as he perpetuated the moral hazard: if you win you’re on your own, but if you lose you can count on our support. Yellen, and now Powell, maintained this approach. (..) The combination of timing uncertainty and rapidly accelerating regret on the part of clients means that the career and business risk of fighting the bubble is too great for large commercial enterprises. They can never put their full weight behind bearish advice even if the P/E goes to 65x as it did in Japan. The nearest any of these giant institutions have ever come to offering fully bearish advice in a bubble was UBS in 1999, whose position was nearly identical to ours at GMO. That is to say, somewhere between brave and foolhardy. Luckily for us though, they changed their tack and converted to a fully invested growth stock recommendation at UBS Brinson and its subsidiary, Phillips & Drew, in February 2000, just before the market peak. This took out the 800-pound gorilla that would otherwise have taken most of the rewards for stubborn contrariness. So, don't wait for the Goldmans and Morgan Stanleys to become bearish: it can never happen.» Jeremy Grantham 1/2021 Alle, aber wirklich alle Ingredienzen zu Dot.com.2 sind da Etwas extrem teures mit etwas noch teurerem zu relativieren ist gefährlich 13
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Dot.Com.2 Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? 3 «In einem von einer unglaublichen Liquidität geprägten Umfeld jagen viele junge, unerfahrene Anleger verrückten Trends und Wertpapieren mit starkem Momentum hinterher, die Bewertung spielt dabei keine Rolle. Vor 20 Jahren gab es die E-Trade- oder Robinhood-Babys noch gar nicht, heute haben wir 15 Millionen Klein-Spekulanten. Tatsächlich geben Discount- und Wertpapier-Broker wie etwa E-Trade oder Robinhood dem Wertpapierhandel die Anmutung eines Online-Spiels. So locken sie viele unerfahrene, jungfräuliche Privatanleger mit angeblich günstigen Angeboten und der Aussicht auf scheinbar schnell und leicht verdientes Geld massenhaft in die Märkte.(…) Verführerischer, aber auch hinterhältiger geht es kaum. «Tatsächlich handelt es sich um ein abgekartetes Spiel», sagt Trainer. Institutionelle Investoren analysierten die Wertpapieraufträge der naiven Privatanleger, bevor diese in den Handel gelangten, und nähmen sie vorweg. «Die Hochfrequenzhändler betreiben legales Front-Running, und sie erzielen auf diese Weise hohe und sichere Renditen», erklärt er und wundert sich nicht darüber, dass niemand etwas dagegen unternimmt. «Denn die Börsenanbieter profitieren davon, indem sie von sprudelnden Provisionen aufgrund der hohen Umsätze an den Märkten sehr gut leben, und auch die übrigen institutionellen Investoren wie etwa Versicherungen und Pensionskassen lassen es sich in boomenden Zeiten gut gehen.» (…) Allerdings sind «Gamification» und Front-Running wohl nur die Spitze des Eisberges. Denn zu reden gibt auch die Kurs- und Preisentwicklung der Aktien von Firmen, die gerade in Massen an die Wall Street strömen. «Die Emittenten geben gezielt zu wenige Papiere aus. Mit diesem Trick sorgen sie für eine künstliche Verknappung, so dass die Kurse unmittelbar nach dem Börsengang aufgrund der gegebenen Nachfrage durch die Decke gehen» », klärt David Trainer den verwunderten Gesprächspartner auf und weist in diesem Zusammenhang auch auf die seltsame Rolle hin, die ein börsengehandelter Indexfonds dabei spielt. Dieser spiegele künstliches Interesse an den Neuemissionen vor, weil er sich auf Investments in Börsenneulinge spezialisiert habe und gezwungen sei, ihre Wertpapiere ungeachtet der operativen Entwicklung zu kaufen. «Dieser perverse Mechanismus verstärkt sich selbst, solange der Boom anhält», erklärt der Fachmann und macht die Konsequenzen am Beispiel von Airbnb und Doordash deutlich. » David Trainer, CEO New Constructs in NZZ 12/2020 Der Artikel fasst einige Vorgänge im Quartal gut zusammen 14
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Dot.Com.2 Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? 3 «Jerome Powell spent a little time in his press conference trying to downplay the notion that he and his colleagues are inflating another equity market bubble. That’s hardly surprising -- no central banker is going to willingly admit that policy is designed to get people to buy silly assets at stupid prices -- but of course, it doesn’t make it correct.» Cameron Crise in Bloomberg 12/2020 «..the re-acceleration of growth will take place in the landscape of unconditional capital subsidisation and excess liquidity created by the new economic policy regime (EPR) of virtual Modern Monetary Theory (MMT). In other words, cyclical resurgence should unfold in uniquely favourable financial conditions. Everyone seems to have understood. Fund flows, positioning in options, cash ratios and barometers of investor sentiment indicate that the perception of danger attached to supposedly risk assets has evaporated since October. The surge of equity values through November seems to have convinced most of the sceptics. Who can resist the prospect of money-for-free? Certainly not the prophets of extrapolation who dominate the industry of financial commentary. They are competing to raise their estimates for economic growth and for the returns that they say will be delivered by equity markets through 2021. Indeed, the scale of the bullish capitulation of the investment industry has become almost an embarrassment.» Kepler Chevreux 12/2020 «First, the general level of valuation of risk assets is raised. Second, the dispersion of valuation within the universe of risk assets is also increased. The third element is the increase in potential market instability, which translates as higher and more variable volatility of equity markets. The point is that the over-valuation of financial assets from a historical perspective is driven by the policy regime in our current circumstances rather than by investor over-exuberance. The latter is the consequence of the former. This remark is especially relevant at this time. 2020 ends with a bullish capitulation in the investment industry which is simply the realisation of the effect of the new EPR when economic circumstances become favourable. The emergence of the new EPR will doubtless challenge the widespread belief among investors that the year 2000 is a high-water mark for the valuation of equity assets. Policy-makers have created the conditions for the valuation of certain categories of risk assets to extend beyond the summits recorded at that time. » Kepler Chevreux 12/2020 Viele Investments heute basieren auf dem Glauben, dass es jemand gibt, der noch mehr dafür bezahlen wird. Ein notwendiges (und hinreichendes?) Element einer Blase 15
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Dot.Com.2 Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? 3 PK Assets Bubble Indicator: Wir vergleichen die U.S. Aktienpreise mit den Gewinnen pro Aktie, den Erträgen, Dividenden und Cash Flows pro Aktie, dem nominalen BIP, dann mit dem Substanzwert, vor und nach Cash Flow, mit den risikoadjustierten Gewinnen, mit F&E, Capex und schliesslich mit den Geldmengen (Siehe «Aktien USA: Bubble Indicator» auf unserer Homepage). Es handelt sich hier lediglich um eine Spielerei, aber die Aussage über die Höhe der Bewertung ist unzweideutig: Aktuell Die roten Balken zeigen die Monate unmittelbar vor dem folgenden Aktien-Crash «Die Mentalität der Märkte ist durch eine relative Perspektive geprägt. Es ist wie, wenn man eine Katze für 30’000 $ kauft und das für einen super Deal hält, weil der Hund in der gleichen Tierhandlung 50’000 $ kostet. Wenn man nur in Relationen denkt, verliert man den Bezug zu den Fundamentaldaten. Griechenland ist ein gutes Exempel: Investoren kaufen griechische Staatsanleihen mit negativen Zinsen, weil sie mehr rentieren als deutsche Bundesanleihen. Das, obschon sie bei einer negativen Rendite für das Risiko in Griechenland nicht kompensiert werden. Liquidität kann dazu führen, dass Investments völlig falsch bewertet werden.» Mohammed El-Erian 1/2021 16
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Dot.Com.2 Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? 3 «The most characteristic response of the investment industry to the evidence of the over-valuation of risk assets is to propose reasons why the phenomenon is less dangerous that it might appear. Except in a few isolated compartments, the investment industry cannot afford to believe in valuation return-to-mean. It dances until the music stops.» Kepler Chevreux 12/2020 CAPE has dominated the debate over stock market valuations for at least a decade. CAPE is like a normal P/E, except that it compares prices with the inflation-adjusted average of earnings over the previous 10 years. The CAPE became famous after Robert Shiller of Yale University put it at the center of an argument in 1999 that U.S. equities had formed a bubble that was about to burst. The CAPE also helped spot the risk of a big equity sell-off ahead of the global financial crisis. Since then, the CAPE has returned to extremes, and currently is higher even than it was on the eve of the Great Crash of 1929. Does this mean another bubble is about to pop? Last week Shiller published an article introducing the “Excess CAPE Yield,” which is the inverse of the CAPE (earnings over price) minus the 10-year bond yield. This number is very high at present, that implies equities are a great bet to beat bonds in the years ahead, even though they are so expensive in absolute terms: As bonds are unbelievably expensive, this isn’t perhaps as radical a departure as it at first appears. Meanwhile Albert Edwards, the notoriously bearish investment strategist at Societe Generale SA, said that reading Shiller’s article made him feel “physically ill,” and compared it provocatively to one of the most famously bad investment calls of all time: economist Irving who in early October 1929 proclaimed, “stock prices have reached what looks like a permanently high plateau” just weeks before the stock- market collapse. The key objection to the notion that lower bond yields justify lower equity yields is that over history they haven’t. That is because bond yields tend to be low for a reason, which is a sluggish economy. Edwards formed his bearish view of the stock market, which he calls the “Ice Age” thesis, in Tokyo in the early 1990s. Europe has witnessed exactly the same phenomenon, but the U.S., which saw the peak of its own equity bubble exactly a decade after Japan’s, has not. One answer is the FANG internet platform stocks, which have become increasingly dominant over the last few years. They have hoovered up all the earnings while the rest of the U.S. stock market isn’t doing much better than Edwards predicted. He points out that on the crucial measure of how cheap equities look compared to bonds, the U.S. is following the Japanese path almost exactly. John Authers in Bloomberg 12/00 Das Einknicken von Shiller könnte zum Epitom von Dot.com.2 werden 17
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Dot.Com.2 Die Finanzmärkte spielen verrückt… oder doch nicht? 3 «Tesla steht kurz vor der Aufnahme in den wichtigsten US-Börsenindex, den S&P 500. Alle Investoren, die einen ETF auf den Leitindex halten, werden die teuren Titel ins Depot gelegt bekommen. Und diese werden einen überaus teuren Valor erwerben. Denn die Titel werden aktuell zum tausendfachen (!) des jährlichen Gewinns gehandelt. Und dieser wurde nicht einmal mit verkauften Fahrzeugen erzielt, sondern mit Emissionsgutschriften, wie Fred Hickey, der Herausgeber des Börsenbriefs «The High-Tech Strategist» konstatiert. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis des Unternehmens erreicht horrende 21 – zum Vergleich: der weniger glamouröse Konkurrent Ford kommt auf einen Wert von 0,28. Da werden wahrlich Erinnerungen an die gute, alte Technologieblase zur Jahrtausendwende wach. Obwohl Tesla nur einer von fünfhundert Titeln sein wird, wird er die Bewertung des Index spürbar in die Höhe treiben, wie Michael Lebowitz berechnet hat. Der Stratege des US-Finanzberaters Real Investment Advice kommt zum Schluss, dass die Aufnahme von Tesla das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 um sage und schreibe sechs Punkte erhöhen wird. Momentan beträgt das KGV rund 29. «Der S&P 500 wird sein KGV um etwa sechs steigen sehen, wenn man Tesla hinzufügt. Das unter der Annahme eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 500, auch wenn es derzeit bei 1000 liegt», schreibt Lebowitz auf Twitter.» Sandro Rosa in The Market 12/2020 «Im Jahr 2000 kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase wiesen drei der nach Börsenkapitalisierung grössten amerikanischen Tech-Unternehmen ein Kurs- Umsatz-Verhältnis von über 10 auf. Wohlgemerkt: Kurs-Umsatz-Verhältnis – das Kurs-Gewinn-Verhältnis wurde nicht mehr angeführt, weil es kaum mehr plausible Vergleiche mit «normalen» Aktien-Zeiten erlaubt hätte. Zurzeit weist Tesla (die Aktien werden am Montag in den S&P-500-Index aufgenommen) ein Kurs-Umsatz- Verhältnis von über 20 auf. Auch der Chiphersteller Nvidia und Mastercard sind mit mehr als 20 bewertet – Paypal, Microsoft, Xilinx, Visa, Verisign oder Twitter mit deutlich über 10.» NZZ 12/2020 «Bevor man als institutioneller Investor eine bedeutende Summe in eine Anlage steckt, stellt man sich am Schluss immer eine entscheidende Frage, nachdem man zunächst die Fundamentaldaten, die Bewertungen und verschiedene weiterer Faktoren analysiert hat: Wer ist der nächste Käufer nach mir? Wenn dieser Käufer eine Geldpresse im Keller hat und gewillt ist, diese auch einzusetzen, sich nicht um Bewertungen kümmert und nicht investiert, um Gewinne zu machen, dann gibt das enormes Vertrauen..» Mohammed El-Erian 1/2021 «Valuations do not matter while a bubble is inflating, but they become very important after it bursts" —John Mauldin 9/2020 18
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Yellen als Treasury-Chefin Das fehlende Puzzle- Teil 2 «Although the United States has survived four years of gross incompetence and pathological mendacity, it now faces the daunting task of achieving a sustainable post-pandemic recovery. Fortunately, no one is better equipped to deal with today’s economic challenges than the next US treasury secretary.» Joseph Stiglitz 12/2020 «Mit Janet Yellen und Jerome Powell werden erstmals zwei Geldpolitiker die amerikanische Wirtschaft steuern. Die Nachricht, dass die frühere Präsidentin der US-Notenbank Janet Yellen in einer Regierung Biden die Leitung des Finanzministeriums übernehmen solle, haben die Finanzmärkte positiv, gar euphorisch aufgenommen. Die Person Yellen garantiere nicht nur eine Zustimmung zu anhaltend lockerer Geldpolitik, sondern auch eine ausgeprägte finanzpolitische Unterstützung, betont Charlie McElligott, Cross-Asset-Stratege bei Nomura Global Markets. Als Ergebnis der engeren Zusammenarbeit von Finanzministerium und Notenbank erwartet er eine Quasimonetisierung der Staatsschuld.» NZZ 1/2021 «Janet Yellen, die von Februar 2014 bis Februar 2018 der amerikanischen Notenbank vorstand, verdiente nach ihrem Abgang beim Fed weit mehr als während der Amtszeit: Auf über 7,2 Millionen Dollar summieren sich die Einnahmen aus Vorträgen, welche die Ökonomin in den vergangenen zwei Jahren gehalten hat, primär an Anlässen von Grossbanken. (..) Diese grosszügig honorierten Vorträge sorgen dieser Tage in den USA für einige Aufregung. Dies deshalb, weil Yellens Karriere im öffentlichen Dienst noch keineswegs beendet ist. Vielmehr ist die 74-jährige Ökonomin in der Regierungsmannschaft von Joe Biden als künftige Finanzministerin vorgesehen. Und in dieser Rolle wird sie ihren ehemaligen Auftraggebern aus der Grossfinanz noch oft über den Weg laufen, etwa wenn es darum geht, die Banken kritisch zu beaufsichtigen oder zu regulieren. Ist dieser Verdacht im Falle von Yellen begründet? Wohl kaum. Die frühere Notenbankchefin ist nicht nur eine hervorragende Ökonomin mit grossem Erfahrungsschatz. Sie dürfte auch zu unterscheiden wissen zwischen ihrer Rolle als Vortragsrednerin vor Bankmanagern und jener als Finanzministerin, die den Banken mitunter den Tarif durchgeben muss. (..) Ob der Vorwurf zutrifft oder nicht, ist völlig zweitrangig; es genügt der Verdacht. Mit dieser Hypothek wird Yellen der Start in ihr Amt nicht eben erleichtert.» NZZ 1/2021 Die Berufung von Janet Yellen als Treasury-Chefin wurde fast einhellig von der Presse begrüsst… 19
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG Yellen als Treasury-Chefin: Das fehlende Puzzle- Teil 2 «Yellen is likely to be a) dovish and b) very much prepared to collaborate with the Fed (which is great news for the equity market, even if it may not be quite so great for the economy» John Authers in Bloomberg 12/2020 «The appointment of Janet Yellen to lead the US Treasury is emblematic of the new world of simultaneous monetary and budgetary expansion. It is not surprising that this career academic, compassionate public servant and consummate policy dove has been embraced enthusiastically by the Democratic Party. She epitomises the way in which Central Banking is being politicised by the transition from monetary to budgetary reflation. We should not forget that Yellen’s leadership of the Fed from January 2014 was characterised by her consistent reticence to implement the institutional agenda of monetary policy return-to more- normal. During her tenure it was almost never the right moment to reduce the assets held by the Fed or bring US$ interest rates back to something more normal. By the time Jerome Powell arrived four years later the opportunity was lost. The fragility of the financial system had become so chronic that monetary re- inflation became inevitable sooner or later. America’s bond market had already understood in 2019. In this respect, as in so many others, the pandemic was the accelerator of an evolution that was already gathering momentum.» Kepler Chevreux 12/2020 …wir halten’s allerdings eher mit Kepler Chevreux. Yellen ist ein Teil des Problems, nicht der Lösung 20
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG «Reflation» 1 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 Alles Eintagsfliegen? 21
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG «Reflation»: Trendumkehr in der Inflation? 1 «Reflation ist eine finanzpolitische Maßnahme im Sinne einer aktiv auf die Aufhebung von Deflation ausgerichtete Finanz- und Wirtschaftspolitik. Andere wirtschaftspolitische Ziele, z. B. ein ausgeglichener Staatshaushalt und Preisstabilität, werden der Vermeidung von allgemeinen, anhaltenden Preisrückgängen dann untergeordnet. Wikipedia «Reflation is the prospect of a return to global growth, the term is used liberally to define an uptick in growth and price pressures after a broad contraction, often referring to the rate of change rather than the absolute level of prices. Reflationary trades tend to involve assets exposed to faster economic growth, price pressures and higher yields. » Bloomberg 1/2021 «Policymakers are determined to reflate their economies, and we think the asymmetric reaction function adopted by many central banks might prove more powerful than many think, once animal spirits return. (…) we believe that the distribution of a vaccine could offer the spark that, fuelled by central banks’ reinvigorating commitment to stabilising price expectations, could rekindle the inflation flame» BNP 12/2020 «While children are frolicking outdoors, their parents -- at least those focused on financial markets -- seem intent on doing the same via their computer screens, with reflation trades of virtually every stripe performing nicely.» Cameron Crise 12/2020 «The promotion of financial asset price inflation, indebtedness and leverage has already revived investor interest in vehicles that provide protection against inflation. The depreciation of the US$ this year is one of the most tangible immediate consequence of the new EPR. The regime of financial irresponsibility should ultimately produce the return of interest rate risk. Our perception is that we are just beginning to witness the reversal of a secular trend in America’s bond market, that which began forty years ago in 1980-81.» Kepler Chevreux 12/2020 «Wir haben einen vierzigjährigen Bullenmarkt in Bonds gesehen, aber der nähert sich dem Ende.» Ronald-Peter Stöferle in The Market 12/2020 Die Artikel zu «Reflation» schossen wie Pilze aus dem Boden und haben einen Konsens-Case zementiert, perfekt unterstützt durch Impfstoffe 22
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG ff. «Reflation»: Trendumkehr in der Inflation? 1 «Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass die Weltwirtschaft vor einem neuen Superzyklus für Rohstoffe steht wie zuletzt nach der Jahrtausendwende von 2003 bis 2011. China war damals der Grund dafür, dass die Preise für agrarische wie industrielle Rohstoffe anstiegen und sich über fast eine Dekade auf hohem Niveau hielten.(…) Die Anzeichen für eine neue Preishausse sind heute ähnlich. Dazu zählt etwa der schwache Dollar. (…) Doch die Schwäche der US-Währung ist nicht der alleinige Grund dafür, dass die Preise gestiegen sind. Nach den starken Rückgängen bei vielen Rohwarenpreisen nach dem Ausbruch des Coronavirus gibt es neue, starke Argumente für eine anhaltende Rohstoff- Hausse. So spricht einiges für eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft: Dies sind zum einen die Hoffnungen auf ein absehbares Ende der Pandemie nach dem Impfbeginn (…) Vor allem Chinas Industrie produziert seit Jahresmitte wieder auf Hochtouren. So wird die globale Rohstahlmenge dieses Jahr beispielsweise um rund 15% schrumpfen. Trotzdem produziert China so viel Stahl wie noch nie. Zudem sind die Zinsen niedrig, und die Industrieländer werden weiter mit staatlichen Förderprogrammen die Schäden der Pandemie in ihren Ökonomien lindern wollen. Die hohe Liquidität lässt die Nachfrage nach Rohstoffen kräftig ansteigen – und das inmitten einer schweren Rezession der Weltwirtschaft. Doch diese Nachfrage trifft auf ein starres Angebot: Die Rohstoffkonzerne haben in der letzten Dekade wegen der niedrigen Preise weniger in Minen und Farmen investiert und die Überkapazitäten aus dem letzten Zyklus abgebaut. Auch die zunehmenden Ansprüche der Investoren gegenüber den Unternehmensführungen nach ESG-Kriterien haben Neuinvestitionen gebremst. (…) Zudem sind die Lagerstände bei den meisten Rohstoffen historisch niedrig. Doch Bergwerke lassen sich nicht auf Knopfdruck starten. Zwei bis drei Jahre verzögert würden die Produzenten deswegen auf die wachsende Nachfrage reagieren können, schätzt Morgan Stanley. Es gibt jedoch auch strukturelle Veränderungen auf dem Weltmarkt. Neue Nachfrager sind dazugekommen. Nach Meinung des Schwellenländer-Experten Jean Van de Valle könnte Indien heute die Rolle spielen, die China vor einer Dekade eingenommen hat.» NZZ 12/2020 «US$ weakness is a barometer of America’s reflation. It is cause and consequence of the rotation into higher risk assets, emphasising the exceptionally favourable financial conditions in the USA. It reinforces the break-out to the upside of commodity values in November. The out-performance of the higher-risk compartments of commodity-sensitive equity has accelerated accordingly.» Kepler Chevreux 12/2020 Interessanterweise hatten die Commodity- und Währungsmärkte den Impfdurchbruch vorweggenommen 23
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG ff. «Reflation»: Trendumkehr in der Inflation? 1 «Deflating the 10Y yield with commodities indicates that the 10Y yield rises moderately in the 2020s (and it) indicates a return to higher yields (3%+) by the mid-2020s» Stifel 12/2020 «Das Comeback des «Reflation Trade»: Die Aussichten auf einen Durchmarsch der Demokraten haben den «Reflation Trade» wiederbelebt, da Konjunkturpakete grösseren Umfangs erwartet werden. Zyklische US-Aktien haben daraufhin zugelegt, die Renditen von US-Anleihen sind sprunghaft angestiegen, und der USD hat abgewertet. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen haben sich sprunghaft um 8 Bp auf 1.03% erhöht, was die Kurse von Finanzaktien beflügelt hat. Ein Durchmarsch der Demokraten wirkt sich auch günstig auf erneuerbare Energien aus, da eine US-Regierung unter Biden damit ihre Pläne für Investitionen im Infrastrukturbereich durchsetzen kann.» CS 1/2021 «Von einem Anstieg der Rohstoffpreise profitieren auch die Aktien der Förderer, die eine lange Durststrecke hinter sich haben, seit einiger Zeit aber deutliche Lebenszeichen senden. So nähern sich die Titel des britisch-australischen Bergbauriesen Rio Tinto oder des in London kotierten chilenischen Kupferförderers Antofagasta ihrem Höchst von 2008 resp. 2007. Trotzdem bringen die 42 im MSCI World Metals & Mining Index vertretenen Konzerne zusammen eine Marktkapitalisierung von bloss 774 Mrd. $ auf die Waage – und damit in etwa gleich viel wie Facebook.» The Market 12/2020 «Die Rendite zehnjähriger Treasury Notes liegt derzeit bei 0,95%. Wann wird das Fed eingreifen? Ich würde sagen ungefähr bei 2%. Diese Frage wird sich recht bald stellen, denn im Frühjahr werden das Wirtschaftswachstum und die Inflation aufgrund des Basiseffekts in die Höhe schnellen, was bedeutet, dass die Bondrenditen rasch in Richtung 2% streben.» Charles Gave in The Market 12/2020 «we expect the unified Democratic government to enact significantly more near- term spending – upwards of USD1trn (..) More generally, we see this “goldilocks” fiscal outcome as supportive of our reflation thesis that sees higher nominal growth and inflation hitting the Fed’s target over the 2023-25 period.» BNP Paribas 1/2021 «The Fed will stay here and be strongly committed to using all of our tools to support the recovery for as long as it takes until the job is well and truly done.» Jamie Powell, Fed Chef 12/2020 Wohin geht der Bondmarkt? Brechen die Zinsen aus? Und was würde das für Konjunktur und Risikomärkte bedeuten? 24
Das Quartal im Kontext Top Trends RANG ff. «Reflation»: Trendumkehr in der Inflation? 1 «The prospect of unified Republican government under President Trump prompted a belief in reflation four years ago; now the prospect of unified Democratic government under Joe Biden (a belated “blue wave”) is reviving the same hopes: The chance of somewhat more fiscal activism, and of some kind of significant healthcare reform, would rise significantly. More coronavirus relief checks would be likely; so, conceivably, would more infrastructure spending (which is what everyone expected from Trump and the united Republicans four years ago). A government able to respond swiftly to problems in the battle against the virus would make a positive difference, and reduce the risks to the positive scenarios that people now anticipate. Coordination between the Treasury (run by former Federal Reserve Chair Janet Yellen) and the Fed is likely anyway, and there would be more money for Fed lending programs of one stripe or another.» John Authers 1/2021 «Eine Entwicklung, die bislang weitgehend ignoriert wird, ist die steigende Zinskurve. Die wachsende Renditedifferenz zwischen lang- und kurzfristigen US- Staatsanleihen bringt das Fed in eine heikle Lage, denn sie gefährdet die Stabilität der Finanzmärkte. Wenn die US-Notenbank diesen Trend stoppen will, muss sie zur Kontrolle der Zinskurve greifen. Das wäre jedoch ein enormer Schritt, der den Markt für Staatsanleihen völlig verzerren würde. Es lohnt sich, diese Entwicklung gut im Auge zu behalten, denn wir nähern uns hier gefährlichem Terrain.» Mohammed El-Erian 1/2021 «Die Ölproduktion in den USA bricht zusammen. Die Schieferöl-Produzenten haben den Preiskampf gegen die Saudis und die Russen verloren. Die US- Ölproduktion ist bereits um 2,5 Mio. Barrel pro Tag gesunken und wird in den nächsten zwölf Monaten um weitere 2,5 Mio. Barrel sinken, weil alle grossen Ölkonzerne ihre Investitionen kürzen. (..) Amerika wird, wenn sich die Wirtschaft nach Covid erholt, wieder in grossem Umfang Öl importieren müssen und jährlich 100 bis 120 Mrd. $ in den Rest der Welt fliessen lassen. Das ist keine gute Perspektive für den Dollar. (..) Man kann die Ölproduktion nicht wie einen Wasserhahn aufdrehen. Es wird mindestens zwei Jahre dauern, bis sie wieder steigt. Die Schieferölförderung in den USA war enorm kapitalvernichtend, sie hat in den letzten zehn Jahren rund 350 Mrd. $ verschlungen. Ich werde Ihre Frage mit einer Gegenfrage beantworten: Wenn der Ölpreis steigt und die USA wieder Öl fördern könnten, würde das Hunderte von Milliarden Dollar an Investitionen erfordern. Wer sollte dieses Kapital bereitstellen, mit einer neuen demokratischen Regierung, die dem Fracking gegenüber ambivalent eingestellt ist? Ich wüsste nicht, wer.» Louis-Vincent Gave in The Market 1/2021 Es riecht nach Yield Curve Control 25
Teil I Das Quartal im Kontext • Top Trends im Quartal • Wo sind wir im Konjunkturzyklus? • Wo sind wir im Zinszyklus? • Die Notenbanken Teil II Die Ausgangslage für den CHF-basierten Investor • Realzinsen • Inflation und Währung Teil III Unsere 6 Thesen… 1. «Leitzinsen von -5% in der nächsten Krise?» 2. «MMT kommt» 3. «Kein Zinskompass: Absurditäten mehren sich» 4. «Immer mehr Schulden mit fallender Qualität» 5. «Inflation ist nicht tot.. Deflation auch nicht: Die Notenbanker haben die Tail-Risiken erhöht» 6. «Sozialismus kommt» Appendix Wie konnte es soweit kommen? 26
Sie können auch lesen