Forum Alpbach Re:think Austria 2018 - 7.-9.6.2018, Bildungshaus St. Magdalena Dr. Erwin Wenzl Haus, Schatzweg 177, 4040 Linz - Europäisches ...

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Forum Alpbach Re:think Austria 2018 - 7.-9.6.2018, Bildungshaus St. Magdalena Dr. Erwin Wenzl Haus, Schatzweg 177, 4040 Linz - Europäisches ...
Forum Alpbach
Re:think Austria 2018
7.-9.6.2018, Bildungshaus St. Magdalena
Dr. Erwin Wenzl Haus, Schatzweg 177, 4040 Linz
Forum Alpbach Re:think Austria 2018 - 7.-9.6.2018, Bildungshaus St. Magdalena Dr. Erwin Wenzl Haus, Schatzweg 177, 4040 Linz - Europäisches ...
Re:think Austria agiert als ein einzigartiges politisches Erneuerungsprojekt in Österreich.
Mit dem Innovationslabor, das jedes Jahr stattfindet, soll ein politischer Reformdialog
angetrieben werden.
Re:think Austria 2018 fand von 7. bis 9. Juni 2017 in Linz (OÖ) statt und wurde vom
Europäischen Forum Alpbach gemeinsam mit Kovar & Partners und
freims:contemporary veranstaltet. Thematisch stand der gesellschaftliche
Zusammenhang im Mittelpunkt: Was kann Europa den zentrifugalen Kräften
entgegensetzen? Welche politischen Handlungsspielräume haben wir angesichts
übermächtig erscheinender globaler Dynamiken wie Klimawandel, Migration und
Digitalisierung? Welche der großen Herausforderungen für die österreichische
Gesellschaft wollen und müssen wir als erste bewältigen?
Diesen Fragen stellten sich 58 AkteurInnen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft,
Wissenschaft und Kultur, allesamt Menschen, die im weiteren Sinn auch politisch aktiv
oder mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen befasst sind. Grundlage der kreativen
Auseinandersetzung war zum einen die Arena Analyse 2018, die unter anderem in der
Stärkung der Zivilgesellschaft ein Mittel zur Schaffung von Zusammenhalt sieht. Zum
anderen lieferten Angus Robertson und Philipp Belcredi Impulse, denen in gemischten
Kleingruppen konkret nachgegangen wurde. Das wesentliches Ziel von Re:think Austria
2018 wurde damit erreicht, nämlich abseits herkömmlicher Konferenzformate
grundlegende Fragen in einer Weise zu behandeln, durch die alle TeilnehmerInnen
Erfahrungen und Impulse in ihre normale politische Arbeit mitnehmen können.

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Inhalt
Liebe Leserinnen und Leser! ...................................................................... 3
Wir und die anderen – Die Arena Analyse 2018 ....................................... 5
Die Kraft des Positiven: Angus Robertson ................................................. 9
Die 12. Frau zum Elfer-Team ................................................................... 12
Systemtheorie und neue Führungskultur: Philipp Belcredi .....................15
Wie machen wir Österreich besser? ......................................................... 20
Leadership: Franz Fischler und Caspar Einem ....................................... 26
Anhang 1: Keynote speech by Angus Robertson ...................................... 28
Anhang 2: Angst in sozialen Systemen – Verständnisgrundlagen,
Phänomene und ein Lösungsansatz......................................................... 32

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Liebe Leserinnen und Leser!

Das Europäische Forum Alpbach hat zwischen 7. und 9. Juni bereits zum
sechsten Mal das Innovationslabor „Re:think Austria“ veranstaltet. Thematisch
haben wir uns heuer den politischen Handlungsspielräumen gewidmet. Die
dreitägige Klausur wurde genutzt um herauszufinden, wo heutzutage politische
Handlungsspielräume zur Verfügung stehen und wie diese gestaltet werden
können.
Warum organisieren wir Veranstaltungen wie diese und was wollen wir damit
bewirken? Das Europäische Forum Alpbach versteht sich als Impulsgeber für
gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Es ist uns ein Anliegen Politikerinnen
und Politiker, Vereine, NGOs und Institutionen auch während des Jahres
zusammen zu bringen. Daraus ist die Initiative „Re:think Austria“ entstanden.

„Re:think Austria“ zeichnet sich insbesondere durch kreative bzw. partizipative
Arbeitsprozesse und Veranstaltungsformate aus. Und es geht auch immer
darum, aktuelle gesellschaftspolitische Themen aus verschiedenen Blickwinkeln
zu beleuchten. Mit dem Ziel, engagierte Menschen aus allen politischen Lagern
sowie Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger miteinander zu
vernetzen.

Österreich besser machen
Die Globalisierung, der zunehmende Klimawandel und seine Folgen, sowie
Migration und Digitalisierung werfen Frage auf wie: Welche Handlungs-
spielräume haben wir noch und wie können wir diese zum Nutzen des
Gemeinwohls gestalten? Die Formate des diesjährigen Innovationslabors
ermöglichten es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den größten
Herausforderungen in unserer Gesellschaft zu arbeiten und nach Lösungen zu
suchen. Auf recht unkonventionelle Weise galt es, in neue Rollen zu schlüpfen.
In Kleingruppen wurden Ängste wie Zukunftsperspektiven in Österreich
diskutiert. Persönliche Erfahrungen wurden ausgetauscht und viele Best-
Practice-Modelle für ein besseres Österreich gesammelt.

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Unser Dank gilt insbesondere den engagierten Teilnehmerinnen und
Teilnehmern von „Re:think Austria“ 2018. Sie alle haben mit kreativen Ideen,
Erfahrungen und ihrem Wissen das Innovationslabor bereichert. Und wir sind
uns sicher: Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit neuen Ideen
und Anregungen für die künftige Gestaltung von politischen Handlungs-
spielräumen im Gepäck wieder heimgekehrt.

       Franz Fischler                              Caspar Einem
Präsident Europäisches Forum Alpbach    Vizepräsident Europäisches Forum Alpbach

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Wir und die anderen – Die Arena Analyse 2018
Eine der thematischen Grundlagen für das Nachdenken und Diskutieren bei
Re:think Austria ist Jahr für Jahr die Arena Analyse von Kovar & Partners. Sie
trug 2018 den Titel „Wir und die anderen“ und widmete sich dem gesellschaft-
lichen Zusammenhalt.
Die Arena Analyse ist eine Studie, die von Kovar & Partners seit 2006 jährlich in
Kooperation mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ und seit 2014 auch mit der
Tageszeitung „Der Standard“ durchgeführt wird und das Ziel verfolgt,
sogenannte ‚Emerging Issues‘ aufzuspüren. Es geht darum, wichtige Entwick-
lungen frühzeitig zu erkennen, während sie noch unter der Oberfläche der
allgemeinen Aufmerksamkeit schlummern. In Kreisen von ExpertInnen der
jeweiligen Disziplinen werden sie aber bereits diskutiert, weshalb die
Entwicklungen durch gezielte Fragetechniken auch identifizierbar sind.

Das große Auseinanderdriften
Der große, beunruhigende Befund, der aus den Beiträgen der ExperInnen
gewissermaßen herausdestilliert werden konnte: Unsere Gesellschaft, unser
Europa, unser Land verliert an Zusammenhalt. Auf EU-Ebene ist die
Entwicklung am deutlichsten. Von stärker Kohäsion oder Vertiefung ist schon
lange keine Rede mehr, stattdessen gilt es, alle möglichen „Exits“ abzuwehren
und nationale Alleingänge hintanzuhalten. Neuer Nationalismus nach dem
Motto „My country first“ kommt derzeit besser an als die Idee eines starken
gemeinsamen Europa.
Doch die Nationalstaaten sind keineswegs die Gewinner dieses Umbruchs. Im
Gegenteil, sie sehen sich selber mit inneren Spannungen konfrontiert. Regionale
Egoismen machen die Konsensfindung auf nationalstaatlicher Ebene mindestens
ebenso schwer wie die Einigung auf eine gemeinsame Politik auf EU-Ebene.
Auch die separatistischen Phantasien, die 2017 etwa in Katalonien und in der
fiktiven norditalienischen Region Padanien zu eskalieren drohten, sind längst
nicht ausgestanden, sogar im Herzen der EU, nämlich in Belgien, gibt es mit
Flandern und Wallonien zwei Regionen, die laufend beweisen, dass sie das
Trennende gern über das Gemeinsame stellen.

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Die Regionen wiederum (alle Regionen) erleben, wie sich Stadt und Land
auseinanderentwickeln. Urbane und ländliche Bevölkerung haben unter-
schiedliche Lebensstile, unterschiedliche Interessen, zeigen unterschiedliches
Wahlverhalten und misstrauen einander, wenn es um die Lösung von Konflikten
geht. In den Städten wiederholt sich das Schema, sie zerfallen in Bezirke und
Stadtviertel, deren Wohnbevölkerung so unterschiedliche Lebenswirklichkeiten
repräsentieren, dass sie kaum eine gemeinsame Sprache finden.

Wie uns die Digitalisierung entzweit
Aber ist denn das Gerede über Nationen und Regionen nicht völlig überholt,
wenn wir doch längst im Zeitalter des Internet leben, wo jede Person völlig
unabhängig von Raum und Zeit mit jeder beliebigen anderen kommunizieren
kann? Leider leben sich die Online-Communities ebenfalls heftig auseinander.
Das Globale Dorf ist in der Realität keine idyllische Gemeinschaft, sondern ein
Nebeneinander von Gruppen, wenn nicht gar verfeindeten Stämmen, die sich in
ihren Echo-Kammern einigeln, und wehe dem, der da mit einer abweichenden
Meinung einzudringen wagt.

Risse in der Gesellschaft
Alle diese Beispiele illustrieren eine paradoxe Situation: Die Gesellschaft driftet
deshalb auseinander, weil die Menschen näher zusammenrücken wollen. Wir
fühlen uns verängstigt durch die Umbrüche in Wirtschaft und Gesellschaft, und
wir reagieren darauf, indem wir die Reihen schließen und uns abkapseln. Die
Probleme da draußen, bei denen wollen wir nicht dabei sein, bleiben wir lieber
unter uns. Nur verstärkt dieses vermeintliche Zusammenrücken dummerweise
das ursprüngliche Problem: Der Wunsch nach Geborgenheit in der kleineren
Einheit vergrößert die Risse, die quer durch unsere Gesellschaft verlaufen.
Welche Umbrüche sind es, die all diese Ängste ausgelöst haben? Was sind die
Gründe für das tiefsitzende Gefühl, dass Offenheit gefährlich wäre?
Mit dieser Frage hat sich die Re:think Austria-Runde sehr gründlich befasst. Die
Arena Analyse 2018 hat ihrerseits bereits drei große Schocks identifiziert, die
fundamentale Veränderungen in der Selbstwahrnehmung der Europäer und
Europäerinnen ausgelöst haben: die Finanzkrise von 2008, die Migrationskrise
von 2015 und die digitale Revolution. Die Finanzkrise hat uns mit dem
bleibenden Eindruck zurückgelassen, dass wir den ungezähmten Kräften der
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Globalisierung machtlos gegenüberstehen. Turbulenzen an den Finanzmärkten
können ganze Volkswirtschaften in den Abgrund reißen. Ist es da nicht vielleicht
besser, sich abzuschotten, sich aus dieser Globalisierung herauszuhalten? Soll
doch die nächste Krise ohne uns stattfinden.
Die Flüchtlingskrise hat für Europa das bewirkt, was in den USA 9/11 getan hat –
diese These vertritt der in Wien forschende bulgarische Politologe Ivan Krastev
in seinem Buch „Europadämmerung“, mit dem er ziemlichen Staub aufgewirbelt
hat. Seit 2015 weiß Europa, dass es verwundbar ist, dass Kriege in Westasien und
Failed States in Nordafrika zu einer direkten Bedrohung der eigenen Sicherheit
werden können. Zudem hat diese Krise das moralische Werte-Fundament
untergraben, das bis dahin gesichert schien. Die Genfer Konvention, die
Menschenrechte, der Imperativ des Helfens – große Teile der Bevölkerung sehen
darin nur mehr gefährliche Illusionen und fürchten, dass die Zuwanderer Europa
kulturell bis zur Unkenntlichkeit verändern sowie sozial über das bewältigbare
Maß an belasten könnten.
Schließlich verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt in beängstigendem
Ausmaß und beängstigendem Tempo. Die neuen Jobs, die uns versprochen
werden? Da fallen uns nur die Fahrradboten ein, die Pakete von Online-Shops
oder Zustell-Menüs in Plastikboxen ausliefern. Oder die Uber-Taxifahrer. Unser
eigener Job, in dem wir gut sind und Erfahrung haben, wird vielleicht in ein paar
Jahren von Robotern erledigt werden. Bis dahin bewirken Handy und Laptop,
dass wir sieben Tage die Woche das Büro immer dabeihaben und sogar noch im
Urlaub irgendwie erreichbar bleiben.
Was lässt sich gegen das immer stärkere Auseinanderdriften der Gesellschaft
tun? Die Arena Analyse hat mehrere Ansätze gefunden: Bildung ist ein starker
Hebel für die Ermöglichung von Teilhabe. Zudem kann ein gut konstruiertes
Bildungssystem viel für gesellschaftlichen Ausgleich tun, wenn es einen fairen,
von den jeweiligen sozialen Ausgangsbedingungen unabhängigen Zugang zu
Bildung (und damit Aufstieg) ermöglicht. Das österreichische Schulsystem mit
seiner frühen Differenzierung in unterschiedliche Schultypen schneidet in dieser
Hinsicht nicht sehr gut ab.
Mehr und bessere politische Partizipation führt ebenfalls dazu, dass sich die
Menschen stärker mit dem Gemeinsamen identifizieren, weil sie dadurch selber
daran mitwirken. Letzteres gilt noch stärker für zivilgesellschaftliches
Engagement. In Vereinen und Initiativen aller Art finden Menschen zusammen,
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die sonst in unterschiedlichen Welten leben. Zudem kommt auch das Ergebnis
der gemeinsamen Freizeittätigkeit meist der Gemeinschaft zugute. So werden
ganz praktisch und ohne pathetischen Überbau Verantwortung und
Zusammengehörigkeit geübt.
Genau an dieser Stelle setzte die Arbeit des Re:think Austria 2018-Wochenendes
an, deren Teilnehmer sich Gedanken über Ursachen und Hintergründe von
sozialen Spaltungen machten und schließlich Projekte vorstellten, die dieser
Entwicklung entgegen arbeiten.

                                          Andreas Kovar, Walter Osztovics

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Die Kraft des Positiven: Angus Robertson
Der erste tiefe Denkanstoß für das Re:think Austria-Wochenende kam von
Angus Robertson. Robertson ist Schotte, der für die Unabhängigkeit seines
Landes von Großbritannien eintritt, legt aber zugleich Wert darauf, kein
Nationalist zu sein, sondern im Gegenteil überzeugter Europäer. Von 1999 bis
2017 war er als aktiver Politiker für die Scottish National Party (SNP) tätig,
errang 2001 einen von fünf Sitzen seiner Partei im House of Commons in
London, den er in drei Wahlen verteidigte, ehe er 2017 seinen Sitz verlor.
In Schottland leitete Robertson drei Wahlkampagnen für die SNP, darunter auch
die Kampagne für das Unabhängigkeitsreferendum 2014.
Auf den Erfahrungen mit diesen Kampagnen baute seine Botschaft an die
Gruppe in Linz auf, die nämlich lautete: Positive Botschaften sind langfristig
erfolgreicher.
Dass die SNP ihre Sitze im Schottischen Parlament mehr als verdoppeln konnte
(2003 hatte sie 27 von insgesamt 129 Mandaten inne und steigerte sich bis 2011
auf eine absolute Mehrheit von 69 Sitzen; aktuell hält die SNP bei 63 Sitzen und
stellt mit Nicola Sturgeon die Landes-Hauptfrau), führt Robertson auf das
konsequent durchgehaltene Prinzip des Positive Campaigning und des positiven
Auftretens auch zwischen den Wahlgängen zurück.
Noch um die Jahrtausendwende wurde die SNP als nörglerische, ständig
kritisierende Partei wahrgenommen. Danach verordnete sie sich einen
fundamentalen Paradigmenwechsel, der lautete: Wir wollen ohne Ausnahme nur
mehr positive Botschaften absenden. In der Folge änderte sich zunächst die
Außenwahrnehmung. Die SNP erhielt ein sympathisches Image, auf das Attribut
„sympathisch“ folgte bald das Attribut „attraktiv“, das sich in der Folge auch in
Wahlerfolge ummünzen ließ.
Das Prinzip „be positive“ musste auch innerhalb der Partei und innerhalb des
Wahlkampfteams erst mühsam erlernt werden. Es ging schließlich nicht einfach
darum, andere Botschaften zu entwerfen, sondern tatsächlich um eine
veränderte Haltung. Als Instrument von hohem pädagogischem Wert erwies sich
in diesem Zusammenhang der „Penny Jar“: Wann immer jemand in einem
Meeting eine negative oder pessimistische Bemerkung machte, musste er eine

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Münze in einen eigens dafür aufgestellten Krug werfen. Kritik war und ist
natürlich erlaubt, aber die selbstgewählte Verpflichtung zum Positiv-Handeln
bewirkt, dass solche Kritik immer aus einer konstruktiven Grundhaltung erfolgt.
Es macht einen großen Unterschied, ob jemand kritisiert, weil er sich als
Verhinderer oder Bedenkenträger positionieren will, oder ob er helfen will, die
von ihm kritisierten Ideen zu verbessern und dadurch noch leichter zu
ermöglichen.
Die positive Haltung führt langfristig zu einer höheren Lösungskompetenz, weil
sie Kooperationen über ideologische Gräben hinweg erleichtert. Positives
Handeln kann zwar nichts an einem der fundamentalen Merkmale der
Parteiendemokratie ändern, dass nämlich die politischen Akteure untereinander
im Wettbewerb stehen. Vor allem in einem System mit Mehrheitswahlrecht wie
in Großbritannien gehört daher immer auch das Scheitern des anderen zu den
eigenen Zielen. Doch bedeutet die Abwahl einer Person oder einer Partei nicht
zwangsläufig, dass deren Ideen nicht weiter wirksam bleiben können.
Das Positiv-Prinzip liefert somit die besseren Voraussetzungen, Veränderungen
anzugehen. Das ist besonders wichtig in einer Epoche wie der gegenwärtigen, in
der besonders viele und besonders vielfältige Umbrüche bevorstehen. Angus
Robertson zitierte einen befreundeten Wissenschaftler mit der Vorhersage: In
den nächsten 20 Jahren wird es mehr an technologischen Revolutionen geben
als in der gesamten bisherigen Menschheitsgeschichte. Diese Prognose stammt
nicht aus irgendeiner Kristallkugel, sondern ergibt sich aus einer simplen
Extrapolation: Wenn die derzeitige Entwicklung auch nur linear weitergeht,
dann stehen uns schon bald neue Möglichkeiten in der Gentechnik, in der
Medizin, in der Computertechnik oder in der Robotertechnik zur Verfügung, die
das tägliche Leben ähnlich massiv verändern werden, wie es das Internet schon
heute tut.
Darauf mit Ängstlichkeit, Abwehr oder Aggression zu reagieren, wäre
psychologisch verständlich, trägt aber nichts zur Lösung der Probleme bei, die
bei Umbrüchen dieses Ausmaßes zwangsläufig auftreten müssen, und die vor
allem der Politik ein hohes Maß an schwierigen und kontroversiellen
Entscheidungen abverlangen werden.

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Abschließend formulierte Angus Robertson vier Ratschläge an alle Personen, die
in der Politik tätig sind oder sich aus Funktionen in der Zivilgesellschaft politisch
engagieren:

1. Die meisten politischen Karrieren enden mit einem Scheitern (es gilt das
„Stabhochsprung-Prinzip“). Achte deshalb darauf, wie du andere Menschen auf
deinem Weg nach oben behandelst. Du wirst sie auf dem Weg nach unten wieder
treffen.

2. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.

3. „Play the ball not the man” – ein Satz, dessen aphoristische Kraft bei einer
Übersetzung verloren geht: Attackiere die Sache, nicht die Person.

4. Be positive.

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Die 12. Frau zum Elfer‐Team
Welches sind die größten Herausforderungen für Österreichs Gesellschaft in den
kommenden Jahren?
Mit dieser Frage wurde die Re:think Austria-Runde am Ende des ersten Tages in
den Abend entlassen. Der Auftrag lautete, beim Abendessen in den jeweiligen
Tischrunden über diese Frage zu reflektieren und sich auf maximal drei Themen
zu einigen. Im Gesamtergebnis kam, wie nicht anders zu erwarten, eine nahezu
vollständige Sammlung der Ängste und Bedrohungen heraus, die uns in der
Gegenwart heimsuchen. Aufs Wesentliche konzentriert und zusammengefasst
einigte sich die Runde auf fünf Cluster, wie im folgenden Schaubild dargestellt.

Sind das also die großen Aufgaben, die auf Österreich in der nahen Zukunft
warten? Ja und nein. Denn unmittelbar im Anschluss wurden die
TeilnehmerInnen zu einem gründlichen Perspektivenwechsel eingeladen, und
zwar mit einer aus dem Fußball entlehnten Analogie: Jedes Team besteht aus 11
Männern oder Frauen, sie bestreiten das Spiel, fokussieren sich auf ihre

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Strategie, auf ihr technisches Können, auf ihren Einsatz. Selten denken sie dabei
an den 12. Mann und die 12. Frau, die auf den Zuschauertribünen sitzen, die
offenbar nicht mitspielen, obwohl es doch eigentlich gerade um sie gehen sollte.
In einem Rollenspiel wurden daher alle TeilnehmerInnen dazu verleitet, die
Frage nach den großen Herausforderungen nicht mit den Augen von Politikern,
politiknahen Wissenschaftlern oder politisch engagierten und involvierten
Aktivisten zu sehen – sondern aus dem Blickwinkel von ganz normalen
Bürgerinnen und Bürgern. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin zog aus
einer Urne per Zufall einen Zettel mit einer fiktiven Person – die Spannweite
reichte vom Mechaniker aus Niederösterreich bis zum in Wien lebenden
UNESCO-Mitarbeiter aus Nigeria und von der slowakischen Krankenpflegerin
bis zum Gewerbetreibenden aus dem Burgenland. Nach einer kurzen
Einstimmungs-Phase, in der alle die fiktiven Lebensläufe ihrer neuen Persona
etwas ausschmücken durften, lautete die Frage: Welche Probleme, Hoffnungen
und Erwartungen an die Zukunft hat mein neues Ich?
Tatsächlich fiel die so erarbeitete Liste – von den TeilnehmerInnen wurde sie
„Austrophobia-Liste“ genannt – doch ein wenig anders aus als die erste. Der
größte Teil der Nennungen betraf die Sicherung des sozialen Status, die Sorge
um die eigene Zukunft und die Zukunft der Kinder.

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Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass es sehr wohl Überschneidungen gibt
zwischen den Szenarien aus der ersten Runde, die Top-down entwickelt wurden,
und jenen Anforderungen, die (fiktive, aber realistisch konzipierte) Menschen
außerhalb der Denker-Zirkel und der professionellen Politik an die Zukunft
stellen. Die Aufgabe, die sich daraus ergibt, lautet: Schließen wir die Lücke
zwischen den abstrakten Herausforderungen und den konkreten Ängsten. Damit
sollte es möglich sein, ein höchst anspruchsvolles Ergebnis auf den Tisch zu
legen, nämlich eine Agenda für ein besseres Österreich. In Kapitel 5 wird dieser
Anspruch eingelöst.

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Systemtheorie und neue Führungskultur:
Philipp Belcredi
Eigentlich ist die Systemtheorie gar keine eigene Disziplin, sondern ein Rahmen
für interdisziplinären Diskurs. Sie erlaubt es, Situationen auch dann zu
verbessern, wenn wir keinen vollständigen Überblick über sie haben, denn „wir
können immer herausfinden, was besser ist, selbst wenn wir noch nicht wissen,
was gut ist“.
Mit Erkenntnissen dieser Art verblüffte der Unternehmensberater Philipp
Belcredi in seinem Impulsreferat. Belcredi baut sein Coaching und seine
Beratungstätigkeit auf systemtheoretischen Ansätzen auf und verwendet dazu
Wissen und Erfahrungen aus drei grundlegenden Ausbildungsgängen: einem
Studium der Biologie, einem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einer
mehrjährigen Tätigkeit als Eishockey-Profi während und neben diesen beiden
Studien.

Subsysteme mit unterschiedlichen Codes
Ständiges Leitmotiv der systemischen Beratung ist die Suche nach Möglich-
keiten, interdisziplinär zu arbeiten, über die Zäune hinweg zu schauen, die sich
im Zuge der industriellen Revolution seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts (und
schon davor in den Handwerken) herausgebildet haben.
Vor der industriellen Revolution war die (europäische) Gesellschaft hierarchisch
starr gegliedert. Diese Stratifizierung wurde in der Moderne durch eine
funktionale Differenzierung abgelöst, eine der Folgen war die Entwicklung von
sozialer Mobilität, eine andere die Entstehung von sozialen Systemen, in denen
jeweils unterschiedliche Regeln und unterschiedliche Spielarten von
Entscheidungslogik gelten. Recht, Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien –
sie alle reagieren nach unterschiedlichen Codes auf Input von außen. Die
Entscheidungslogik der Wirtschaft richtet sich entlang der Achse „Gewinn oder
Verlust“, in der Medizin sind die Kriterien „macht gesund oder macht krank“
ausschlaggebend, für die Medien lautet die Kernfrage: „Erregt es Aufmerksam-
keit oder nicht?“ – und so weiter, die unterschiedlichen Codes lassen sich für
jedes beliebige Subsystem ausfindig machen.
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Überwindung der Sprachlosigkeit
In der Wissenschaft geht die funktional notwendige Spezialisierung so weit, dass
es Vertreter unterschiedlicher Richtungen schwer haben, überhaupt miteinander
zu reden, sich auf gemeinsame Begriffe zu einigen. Belcredi illustriert dies am
Beispiel eines Meditationswochenendes in einem Kloster, wo das Nachdenken
über das Phänomen „Zeit“ daran scheiterte, dass die Auffassungen davon, was
Zeit eigentlich ist, zu unterschiedlich waren. Für Philosophen ist Zeit eine Grund-
konstante der menschlichen Daseinserfahrung, während Physiker schlüssig
begründen können, warum es Zeit als physikalische Entität gar nicht gibt.
Biologen wiederum verweisen darauf, dass jedes Lebewesen entsteht, wächst und
wieder vergeht und Zeit daher jedenfalls eine biologische Tatsache sein müsse.
Um die so entstehende Sprachlosigkeit zu überwinden, wurde die Systemtheorie
entwickelt. Ein System ist jede Gruppe oder Ansammlung von Elementen
(Menschen, zum Beispiel), die untereinander interagieren. Wobei die Betonung
auf dem zweiten Teil der Definition liegt: Eine bloße Menschenmenge ist noch
kein System, sie wird dazu erst durch Verbindungen, die zwischen den
Elementen entstehen, durch Kommunikation und wechselseitigen Austausch.
Schnell ergibt sich daraus eine fundamentale Unterscheidung, nämlich die
zwischen trivialen und komplexen Systemen.
Triviale oder lineare Systeme sind solche, die bei einem bestimmten Input einen
determinierten Output liefern – anders ausgedrückt, Systeme, in denen klare,
überschaubare Ursache-Wirkungs-Beziehungen herrschen. Solche Systeme sind
berechenbar und von außen bestimmbar: Wer auf den richtigen Knopf an der
Kaffeemaschine drückt, kann stets vorhersehen, welche Flüssigkeit unten
herauskommen wird, und wenn das gewünschte Ergebnis nicht eintritt, lässt sich
schnell herausfinden, wo die Ursache liegt (kein Wasser? Strom abgedreht?).

Co-Creation in komplexen Systemen
Im Gegensatz dazu sind komplexe Systeme durch mannigfache Wechsel-
wirkungen bestimmt – lebendige Organismen und soziale Systeme fallen in diese
Kategorie. Während in trivialen System ein Auslöser eine Wirkung erzielt,

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herrschen in komplexen Systemen stets mannigfache Wechselwirkungen, „eins
ergibt das andere, und das andere reagiert“. Jede Wirkung wirkt immer auf alle
anderen Elemente im System zurück. Solche Systeme sind daher nicht
berechenbar, sie sind unüberschaubar, der Output eines komplexen Systems ist
nicht kausal linear durch den Input bestimmbar. Selbst geringe Veränderungen
im System haben Auswirkungen auf alle anderen, und jedes Element muss auf
jedes andere reagieren, um die Systemstabilität zu erhalten.
Durch diese Wechselwirkungen kann sich das System selbst produzieren und
reproduzieren. Der Fachausdruck für dieses „Selbst-Herstellen“ lautet
Autopoiesis. Gleichzeitig lassen sich die im System ablaufenden Operationen
gezielt für das Finden von Problemlösungen nutzen, und zwar in einer Weise, die
treffend als „Co-Creation“ bezeichnet wird. Bei einer systemischen Herangehens-
weise wird die Lösung eines Problems nicht von außen oder oben verkündet,
sondern entsteht aus der Gruppe, und zwar durch die gemeinsame Arbeit am
Problem, und durch die Wechselwirkungen, die im Zuge dieser Arbeit entstehen.
Wie der Begriff sagt, wird etwas Neues buchstäblich gemeinsam erschaffen.
Damit wird zum einen ein inhaltlich besseres Ergebnis erzielt – die Gesamtheit
der Menschen in einem Unternehmen (oder auch nur eine entsprechend große
Gruppe) verfügt immer gemeinsam über mehr Wissen und Erfahrung als einer
allein. Zum anderen muss die Lösung nicht erst mühsam und mit viel
Überzeugungskraft durchgesetzt werden, denn sie ist ja schon a priori akzeptiert,
weil sie von den Betroffenen selber stammt. Die Betroffenen werden zu
Beteiligten.
Mit Hilfe von Co-Creation kann ein System angestoßen werden, Lernprozesse
durchzumachen, und zwar wiederum aus sich selbst. Es ist nicht nötig, einen
„Lehrer“ von außen zu holen, der sein überlegenes Wissen einbringt, vielmehr
wird das nötige Wissen im System generiert. „Lernen“ ist deshalb in der
Systemtheorie einfach als „Bilden von Unterschied“ definiert. Ein System, das im
Zuge einer Veränderung einen signifikanten Unterschied zur Situation davor
erreicht, hat gelernt. Der systemische Ansatz macht sich daher immer auf die
Suche nach dem signifikanten Unterschied.

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Angst in sozialen Systemen
Ein Kommunikationsmedium von fundamentaler Bedeutung für alle sozialen
Systeme ist die Angst. Während, wie oben gesagt, unterschiedliche Systeme nach
unterschiedlicher innerer Logik funktionieren und daher bei der Interaktion sehr
oft aneinander vorbeireden, ist Angst etwas, worauf sich alle verständigen
können, das in jedem der Codes verstanden wird. Einer der Begründer der
Systemtheorie und ihr wohl bedeutendster Theoretiker, Niklas Luhmann, sah in
der Angst eine der fundamentalen Dimensionen der heutigen Gesellschaft und
widmete ihr 1986 ein ganzes Buch mit dem Titel „Ökologische Kommunikation“,
in dem er die damals aktuelle Furcht vor einer Umweltkatastrophe als
Ausgangspunkt nahm. Dort findet sich der Satz: „Wenn moderne Gesellschaften
überhaupt ein a priori haben, so ist es die Angst“.
Angst erzeugt aus sich selbst immer wieder neue Angst, schreibt Luhmann, sie
muss sich nicht rechtfertigen, kann nicht widerlegt werden und lässt sich auch
nur schwer davon überzeugen, dass es gar keinen Anlass für sie gibt. Sie ist ein
„selbstsicheres Prinzip“, denn sowohl Beschwichtigung als auch aufwändige
wissenschaftliche Gegendarstellung wecken bloß den Verdacht, dass es etwas zu
verbergen gibt. Wer dagegen öffentlich Angst eingesteht, gewinnt an
moralischem Gewicht, vor allem, „wenn er für andere Angst hat“.
Es gibt nur wenige Möglichkeiten, mit dieser aufs Große angelegten und daher
diffusen Angst umzugehen. Eine davon liegt im Wechsel der Betrachtungsebene
und der detaillierten Reflexion. Eine solche führt zum Ergebnis, dass offenbar
das Maß an Angst in einem sozialen System kaum mit dem Ausmaß der realen
Bedrohungen korreliert. Die Neue Zürcher Zeitung nannte im Februar 2002 in
einem Essay die Angst „eine der großen Paradoxien unserer Zeit: Sicherer zu
sein, heißt nicht, sich sicherer zu fühlen. Wir fürchten uns in unserer
wohlbehüteten westlichen Welt nicht weniger als Menschen in Krisengebieten“.
Für diese Behauptung gibt es empirische Belege – Umfragen zeigen, dass sich die
Menschen in den USA (selbst in wohlhabenden Suburbs) auf einer vorgegebenen
Skala weniger sicher fühlen als befragte Personen in Nigeria oder im Libanon.
Reflexion und die bewusste Wahl der Reaktion auf eine Information oder eine
Wahrnehmung macht es möglich, dem nur scheinbaren Automatismus der Angst

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zu entkommen. Philipp Belcredi zitierte dazu abschließend den Wiener
Neurologen und Psychiater Viktor Frankl, der mit seiner von ihm begründeten
Logotherapie die Suche nach dem Sinn therapeutisch wirksam machte.
Menschen sind Reizen ausgesetzt, so Frankl, doch es bleibt ihnen überlassen, wie
sie darauf regieren. Die Freiheit ist gewissermaßen der Moment, wo ich
entscheide, wie ich auf eine Kommunikation reagiere: „Zwischen Reiz und
Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer
Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Den gleichen Gedanken hat Frankl an anderer Stelle noch einmal etwas anders
ausgedrückt: „Der Mensch ist nicht frei von seinen schicksalhaften Bedingungen,
aber frei zu diesen Bedingungen Stellung zu nehmen.“

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Wie machen wir Österreich besser?
Auf die Froschperspektive folgte der Helikopterflug. Nach der Sammlung und
Sichtung der Sorgen der ÖsterreicherInnen musste der nächste Schritt darin
bestehen, den großen Überblick zu gewinnen: Was ist nötig, um Österreich
nachhaltig besser zu machen? Wo können Initiativen zur Verbesserung des
gesellschaftlichen Zusammenhalts ansetzen?
Zunächst einmal wünschen sich die TeilnehmerInnen einen kräftigen Schub an
jenen Qualitäten, die für eine starke Zivilgesellschaft Voraussetzung sind: Mut
und Zivilcourage, Lernbereitschaft und Fehlerkultur, Dialogfähigkeit und
Streitkultur, die Bereitschaft zu Engagement und Kooperation.

Politisches System
Eine umfangreiche Gruppe von Verbesserungswünschen betraf das politische
System. Die demokratischen Mechanismen, so die einhellige Überzeugung,
müssen verbessert werden. Dazu gibt es eine Reihe von konkreten Vorschlägen
oder Forderungen.
1. Ein aktiveres Parlament
   › Politische Entscheidungen sollen stärker im Parlament erarbeitet und
      entschieden werden, nicht wie derzeit vorwiegend auf Regierungsebene.
   › BürgerInnenforen sollen die Arbeit der Abgeordneten unterstützen
   › Besserer Zugang zu Informationen – BürgerInnen sollen den gleichen
      Wissensstand wie Abgeordnete haben können.

2. Partizipation stärken
   › Völlig unabhängig von der Stärkung des Parlamentarismus braucht es
      mehr Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv an der Politik
      zu beteiligen.
   › Solch Beteiligungen müssen nicht unbedingt direktdemokratische
      Entscheidungsprozesse sein. Fast noch wichtiger sind Beteiligungs-
      möglichkeiten in der Konzeptphase von politischen Prozessen –
      Konsultationen, BürgerInnen-Räte, Dialogmöglichkeiten.

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› Eine neue Sozialpartnerschaft könnte entstehen, wenn Organisationen der
      Zivilgesellschaft systematisch in die Abstimmung von politischen Plänen
      einbezogen werden. Die „Sozialpartnerschaft der Zivilgesellschaft“ soll
      nicht nur Gesetzesentwürfe begutachten, sondern auch Aufträge zur
      Ausarbeitung von Vorschlägen erhalten oder mit Verhandlungen zum
      Ausgleich von Interessengegensätzen betraut werden.

3. Qualitätssteigerung der Politik
   › Mehr Wissen in die Politik bringen: Think Tanks finanzieren, Partizipation
      zur Ideengenerierung nutzen (z.B. Grünbücher in Online-Prozessen
      erarbeiten)
   › Evidence based politics und Zulassen von politischen Experimenten, bzw.
      Probeläufen.
      Beispiel: Finnland startete Anfang 2017 einen Feldversuch mit 2000
      Arbeitslosen zur Erprobung der praktischen Auswirkung von
      bedingungslosem Grundeinkommen. Leider wurde das Experiment im
      April 2018 vorzeitig gestoppt, war also ein Misserfolg, doch findet die
      Re:think Austria-Runde, dass die Idee solcher Praxis-Tests weiterverfolgt
      werden soll.
   › Mehr Transparenz in Politik und Verwaltung führt zu verstärkter
      öffentlicher Kontrolle und damit zu höherer Qualität.

4. Vielfalt, Solidarität und Humanität als politische Kategorien
   Allen TeilnehmerInnen, ohne jede Ausnahme, machte die Zunahme von
   autoritären Strömungen in Europa Sorgen. Autoritäre Strömungen gewinnen
   an Rückhalt unter den WählerInnen, immer öfter erringen politische
   Gruppierungen mit stark autoritären Programmen oder zumindest deutlich
   autoritärer Rhetorik beachtliche Wahlerfolge.
   Wie kann verhindert werden, dass auf ganz regulär demokratischem Weg die
   Demokratie abgewählt wird? Was lässt sich den autoritären Strömungen
   entgegenhalten?

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Auf diese drängenden Fragen gibt es keine einfachen Antworten und kein
   Patentrezept. Ein Vorschlag lautet, dass Vielfalt, Humanität und Solidarität
   zu expliziten politischen Kategorien gemacht werden, so wie Wirtschafts-
   wachstum, Umweltschutz oder Soziale Sicherheit. Im Extremfall können
   solche Kategorien als Staatsziele in die Verfassung geschrieben werden. Ein
   Nahziel könnte immerhin sein, in der politischen Bildung stärker auf ihre
   Bedeutung hinzuweisen.

Best practice-Beispiele
Die TeilnehmerInnen wurden aufgefordert, Beispiele für Initiativen zu nennen,
die in ihren Augen als vorbildlich im Hinblick auf die gesellschaftliche Kohäsion
sowie auf ein gelungenes Miteinander gelten können. Dieser Aufruf löste eine
wahre Lawine an Nennungen aus und machte sichtbar, wie stark die
Zivilgesellschaft in Österreich tatsächlich schon heute ist. Zwar wird die
Partizipation auf der Ebene der nationalen Politik (und erst recht auf EU-Ebene)
als unbefriedigend empfunden. Doch bei der Lösung konkreter Probleme spielen
Eigeninitiative und Selbstverantwortung offenkundig eine viel größere Rolle, als
üblicherweise in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Nicht alle der im folgenden aufgezählten Ideen stammen aus Österreich. Die
ausländischen Vorbilder werden trotzdem genannt, weil sie leicht auf
österreichische Verhältnisse übertragen werden können.
Überdies enthielt die Sammlung zu guter Letzt auch eine Reihe von noch nicht
existierenden, aber wünschenswerten Projekten – die also erst zur Best practice
werden müssen. Solche „Bitte gründet so etwas“-Vorschläge sind kursiv
gedruckt.
apolitical.co: Eine amerikanische Web-Plattform zur Unterstützung von
politischen Initiativen. Sie hilft bei der Vernetzung mit anderen Aktivisten, die
anderswo auf er Welt ähnliche Ziele verfolgen, unterstützt den Erfahrungs-
austausch und bietet Expertise an.
Bernstein: Die burgenländische Gemeinde hat eine ganze Reihe von Aktionen
erdacht, um im Alltag Bewegung und Gesundheit zu fördern. Unter anderem gab
es eine Aktion, bei der Mütter gemeinsam die Kinder von Kindergarten und
Volksschule abholen und mit ihnen zu Fuß nach Hause gehen.

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CO2-Uhr: Ein Wunsch, kein vorzeigbares Beispiel. Eine öffentlich aufgestellte
Anzeigetafel, die – ähnlich wie die an vielen Orten stehenden Weltbevölkerungs-
Anzeigen – die Zunahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre anzeigt,
oder aber den aktuellen CO2-Ausstoß weltweit.
Datenschutz: Die spanische Datenschutz-Behörde darf Einnahmen aus Strafen
für ihr eigenes Budget behalten. Sie ist daher wesentlich besser ausgestattet als
Behörden in anderen Ländern, um den Kampf gegen Hacker (die inzwischen
auch für Geheimdienste anderer Länder oder aber für NGOs tätig sind)
aufzunehmen.
Fremde werden Freunde: Eine Initiative zur Integration von geflüchteten
Menschen – Wanderungen, Sprachkurse, Begegnungen.
Gapsquare: Eine britische Web-Plattform, die Einkommensunterschiede
zwischen Männern und Frauen aufzeigt und Empfehlungen für die
Überbrückung des Gender-Gap macht.
Habibi und Hawara: Ein Restaurant in Wien, das zur Gänze von Menschen
betrieben wird, die erst vor kurzem Asylstatus erhalten haben. Kein
Förderprojekt, sondern eins, das sich auf ökonomisch solider Basis selbst trägt
und wegen des Erfolgs als Franchise vervielfältigt werden soll.
Kahn Academy: Eine nicht-kommerzielle Website mit Lehrmaterial.
Angesiedelt in Mountainview, Kalifornien, will diese Online-Akademie Bildung
für alle vermitteln. Die Website enthält über 4000 Lehrfilme über Mathematik,
Naturwissenschaften, Geschichte und Wirtschaft. Dazu gibt es einen eigenen
YouTube-Kanal.
Kolpinghäuser: Die Kolpingorganisation betreibt traditionell Wohnhäuser für
junge Menschen. Vor kurzem wurde das Konzept erweitert. Unter dem Motto
„Gemeinsam leben“ wird die Möglichkeit geschaffen, dass Studenten, junge
Menschen mit Kindern und ältere (meist pflegebedürftige) Menschen
zusammenleben. Kinderbetreuung wird organisiert.
Lech am Arlberg: Die Wintersportgemeinde litt im Winter unter stark
belasteter Luft durch Heizungen. Kommunale Heizwerke lösten nicht nur das
Problem, sondern ermöglichen auch eine Wärmeversorgung, die zu 98% aus
erneuerbarer Energie stammt.

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Mimikama: Die 2011 gegründete, rein private Initiative betreibt Aufklärung
über Internetmissbrauch. Mimikama startete die speziell auf Facebook
betriebene Initiative ZDDK (Zuerst denken – dann klicken), mit der auf die
Gefahr der unvorsichtigen Preisgabe von Daten hingewiesen wird.
Orte des Respekts: Ein Wettbewerb, ausgeschrieben vom Verein respekt.net
gemeinsam mit der Raiffeisen Bank International. Ausgezeichnet werden
Menschen, die durch Eigeninitiative und Engagement die Zivilgesellschaft
nachhaltig gestalten und stärken.
Otelo – offenes Technologie Labor: In Gmunden in OÖ wurde die Idee
erfunden, Kreativen und Hobby-Technikern große und gut ausgestattete Räume
zur Verfügung zu stellen. In den Otelos bilden sich Gruppen, die an derselben
Aufgabe arbeiten, zum Beispiel dem Bau von 3-D-Druckern oder der
Veranstaltung von Elektrotechnik-Workshops für Kinder.
Ottensheim: In der Mühlviertler Kleinstadt wurde mit Hilfe der Gemeinde eine
Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt unter dem Namen „Radamt“ gegründet. Analog
dazu gibt es das „Sackamt“, eine Einrichtung zur Vermeidung von
Plastikverpackung: BürgerInnen bringen alte Leinen- oder Jutesäcke, die werden
dort gewaschen und stehen wieder zur freien Entnahme bereit. Wer einkaufen
geht (vor allem zum Markt am Freitag) holt sich dort eine Tasche und braucht
keine Plastiksackerl. Am Montag kann er sie wieder zurückbringen.
Superar: Musik als Vehikel zur Überwindung gesellschaftlicher Risse. Bei
Superar können Kinder gratis Musikunterricht nehmen und mit anderen
Kindern musizieren.
Unbundling der Internet-Infrastruktur: Eine Forderung, (noch) kein
Best-practice-Beispiel. Wie bei den Strom- und Gasnetzen sollen auch bei
Breitband- und Glasfasernetzen die Anbieter von Provider-Diensten nicht selber
Eigentümer der Infrastruktur sein dürfen. Nur so ist fairer Wettbewerb
möglich.
Vollpension: Eine Wiener Initiative, aus der mittlerweile ein boomendes Café
geworden ist – SeniorInnen backen für ein zahlendes Publikum jene Kuchen und
Torten, die sonst nur den Lieblingsenkeln vorbehalten bleiben. Abgesehen vom
geschäftlichen Erfolg sorgt die Vollpension auch für Austausch und Verständnis
zwischen den Generationen sowie für Beschäftigung von älteren Menschen mit
Wunsch nach Kontakten.
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Vorarlberger Gemeindewahlrecht: Das Landesgesetz sieht die Möglichkeit
vor, dass bei Gemeinderatswahl keine Wahllisten (Parteien) antreten, sondern
lediglich Personen. Die WählerInnen erhalten ein Blatt Papier, auf dem mehrere
Dutzend Namen stehen. Sie dürfen davon so viele ankreuzen, wie der
Gemeinderat Sitze hat. Bisher wenden nur wenige Gemeinden diese Form der
Direktwahl an, eine davon ist Lech am Arlberg.
Weil wir dich lieben: Eine Imagekampagne der Berliner Verkehrsbetriebe
dient als lobenswertes Beispiel für positive campaigning im Sinne von Angus
Robertson.
Wiener Baugruppen: Eine Initiative, die in Zeiten steigender Immobilien-
preise leistbares, individuelles Wohnen im urbanen Bereich möglich machen soll.
Private Personen schließen sich zusammen, um gemeinsam ein Wohnhaus zu
bauen. Solche Gruppen umfassen 40 oder mehr Personen, gebaut werden
typischerweise keine Einfamilien- oder Reihenhäuser, sondern mehrstöckige
Stadthäuser.
Zeit-Polster: Freiwillige Arbeit in der Betreuung pflegebedürftiger älterer
Menschen (oder auch nur von Menschen, die Gesellschaft brauchen) wird auf
einem lebenslangen Konto gutgeschrieben. Im Alter können diese Zeitguthaben
dann für die eigene Betreuung zurückgefordert werden.
Zukunftsausschuss: Im österreichischen Nationalrat soll ein eigener
Zukunftsausschuss gebildet werden, wie es ihn im Bundesrat bereits gibt.

Angesichts des Umfangs und der Vielfalt an Projekten wurde der Wunsch
geäußert, diese bereits bestehenden Initiativen ebenso wie die Ideen, die noch
auf Verwirklichung warten, in einer Datenbank zu sammeln. Diese Datenbank
soll für jedermann offen zugänglich sein und ermöglichen, dass sich Initiativen
vernetzen, dass interessierte BürgerInnen teilnehmen können, und dass die
gewaltige geleistete Arbeit ein größeres Maß an Öffentlichkeit findet. Für diese
Idee meldeten sich umgehend Interessenten unter den TeilnehmerInnen, so soll
umgesetzt werden.

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Leadership: Franz Fischler und Caspar Einem
Nachdenken über die Zukunft geschieht fast immer im Konjunktiv. Es ist zwar
gewiss wertvoll, Möglichkeiten und Szenarien durchzuspielen, die Vor- und
Nachteile gründlich zu diskutieren. Doch irgendwann sollte auf das „man
könnte…“ und „man sollte…“ ein entschlossenes „wir werden jetzt…“ folgen.
Der Schritt von der Analyse zur Umsetzung erfordert Leadership, eine Qualität,
die gerade in der Politik ebenso sehr gefragt wie selten anzutreffen ist.
Leadership ist die Voraussetzung für gezielte, positive gesellschaftliche
Veränderung. Deshalb widmeten die beiden Präsidenten des Europäischen
Forums Alpbach, Franz Fischler und Caspar Einem, einen kurzen und sehr
pointierten Impulsvortrag diesem wichtigen Phänomen. Ihre zentralen Thesen:
Leadership ist das Gegenteil von autoritärem Führertum. Leadership beruht
vielmehr auf Überzeugung. Ein Leader geht voran, aber er oder sie befinden sich
stets auf gleicher Augenhöhe mit denen, die ihm/ihr folgen.
Eine Gesellschaft aus lauter Leadern kann nicht funktionieren. Leader können
per Definition nur wenige sein, daher muss Leadership immer in Verbindung mit
einem Team oder einer Gruppe gedacht werden, die ein gemeinsames Ziel
verfolgt.
Nicht jeder ist zum Leader berufen. Um diese Funktion ausfüllen zu können, sind
bestimmte Qualitäten und Persönlichkeitsmerkmale erforderlich:
›   Leader brauchen Offenheit, Ehrlichkeit und Bereitschaft zur ständigen
    Kommunikation. Eine Gruppe mit Tricks und Hintergedanken in eine
    gemeinsame Aktion zu locken, funktioniert bestenfalls kurzfristig.
›   Leader ergreifen die Initiative. Sie sehen zwar mögliche Risiken und
    Hindernisse ebenso wie die anderen, sie reagieren darauf aber nicht mit
    Zurückschrecken, sondern gehen darauf zu.
›   Leader verstehen es, anderen Vertrauen einzuflößen und sie damit an Bord zu
    holen. Selbst die entschlossensten Leader können nötige Veränderungen
    schließlich nicht allein in Gang setzen, sondern brauchen eine Gruppe, die
    sich ihnen anschließt und am selben Strang zieht.

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In Summe ergibt sich daraus eine verblüffend einfache Definition von
Leadership. Ein Leader ist ein Mensch, der oder die sagt: „Diese Aufgabe traue
ich mir zu, und deshalb gehe ich sie jetzt an.“

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Anhang 1: Keynote speech by Angus Robertson
Thanks for the opportunity to take part in Rethink Austria 2018, and my sincere
appreciation to the organisers from the world renowned Alpbach Forum Austria
as well as to all of the participants. The program of this seminar is hugely
impressive and I wish I had had the chance to attend an event like this at the
start of my political career.

How we do politics is as important as what we do! However the nature of
competitive democracy and political dynamics make this extremely difficult.
Politics and the political process is often brutal and unforgiving. We are
conditioned to think that we are always (or mostly always) right while political
opponents are always wrong, that my Party is good while the others are bad. This
is tribal thinking, and is sadly the norm in democratic politics.
Politics is a 'contact sport’ and like football or rugby that can be really tough. It
can be personal and perceived weakness is punished.
The drivers are to relentlessly remain ‘on message’ and ‘on target’, to squeeze the
maximum advantage out of the political circumstances.
Meanwhile, all of these factors are under enormous time pressures and the
electoral cycles, where just as soon as you’ve got through one election contest
you’re immediately catapulted into the next. In most European democracies we
have an election at municipal, regional, national or European level every single
year.
This then leads to a series of inconvenient pressures and unintended
consequences; including the difficulty of remaining focused on big challenges
which is problematic enough when you are trying to find answers to complicated
issues, given that the political pressures lead to short term-ism and that
collaborative working is rare because of the constantly competitive environment.
My background in politics started when I became involved in Scotland’s pro-
independence party, the SNP, at the age of 15. Like most young political activists
I was hugely passionate and committed, attending endless meetings, taking part
in every demonstration and volunteering in every election campaign. I loved the
cause I had signed up for: to make my country a better and fairer place by

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improving the way we are governed and ensuring the decisions about our country
are made by the people we elect. Scotland is often governed at a UK level by the
Conservatives who have not won a majority in Scotland since 1955. I became
active in politics when the controversial Tory Prime Minister Margaret Thatcher
was in power and was especially unpopular in Scotland. We had a huge
democratic deficit and I wanted to play a part in fixing it.
I loved the cause, I couldn’t understand why others didn’t. I idolised my senior
Party colleagues, and didn’t believe that senior political figures in other parties
were as likeable or able. Meanwhile I learnt how to campaign. SNP activists and
volunteers were and continue to be hugely committed and talented when it
comes to political campaigning, in particular when it comes to identifying and
mobilising its voters.
In parallel to my political interests I progressed through university, graduating in
Politics and International Relations, and became a journalist and communication
consultant. In effect I honed my interest and skills in how to to persuade, how to
present, how to think strategically and be open to new approaches.
When I returned from a decade working in Vienna, where I was a news reader for
Austrian Radio and the BBC correspondent, I was able to apply these lessons to
electoral politics.

In 2001 I was elected to the British parliament aged 31, becoming the youngest
parliamentarian from Scotland. Fortunately I was given some excellent advice
from political colleagues and foes alike. It was transformational.
That advice included lessons like: treating others as you would like to be treated
yourself, get to know people in other parties, play the ball - not the opponent,
find common ground, be gracious and be positive.
While I’m sure I haven’t always lived up to those lessons, I have never forgotten
them and have tried to apply them as best as I can.
I’ve had the good fortune to be involved in building democracy in other parts of
the world like the South Caucuses and with the John Smith Trust, set up to
continue the international work of the talented Labour leader who died before
having the chance to become Prime Minister. These were great projects to learn
about the common values shared across mainstream politics, and not just
concentrate on party politics.

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Having said that, my greatest political achievements have been in helping my
party, the SNP become electable and win successive national elections.
I organised a series of key meetings involving colleagues, focussed on changing
our political, cultural and organisational approach. These meetings started in the
Scottish village of Craigellachie in the heartland Scotch whisky producing
Speyside region which I represented in parliament.
These Craigellachie meetings were key for participants believing that change was
possible, especially that we could transform the SNP into a party able to win
nationally.
This involved a change program, understanding the importance of positive
thinking, positive campaigning and thinking more strategically and long-term as
a party that could and should change the country for the better.
What followed these meetings has been more than a decade of unprecedented
electoral success for the SNP. In 2007 the SNP won its first historic elections for
the Scottish Parliament, by one seat, forming a minority government. In the 2011
Scottish Parliament elections the SNP went on to win an absolute majority in a
proportional electoral system, and secured a mandate to hold an independence
referendum in 2014.
Using the same positive application as in recent parliamentary elections, the ‘Yes’
campaign raised the level of support for independence from between 20-30% to a
near majority. Despite not delivering independence in 2014, the SNP won an
unprecedented 56 out of 59 Scottish seats in the UK parliament only one year
later.
I had the good fortune to be the SNP campaign director in these contests, became
the SNP leader in the Westminster parliament, including two years as the head of
the third largest party in the House of Commons, and was also elected as Deputy
SNP Leader to First Minister Nicola Sturgeon.
Looking back on 16 years as an elected parliamentarian I am really pleased that I
learnt early on about the important lessons which has stood me in good stead.
Even although political aims are crucial, how you pursue them is just as
important.
   Treat others as you would like to be treated yourself – Behandle andere so,
    wie du selbst behandelt werden möchtest.
   Get to know people in other parties – Versuche, Menschen in anderen
    politischen Parteien kennenzulernen.
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   Play the ball, not the opponent – Tritt den Ball nicht den Gegner
   Find common ground - Gemeinsamkeiten finden
   Be gracious – Sei wohlwollend.
   Be positive – Sei Positive eingestellt.

At a time when conventional mainstream politics is being challenged from the
extremes I think it is important to remember these lessons. They have been
valuable lessons for me and the cause that I support. They could and should be
just as important to all others as they start off on their political journey. I wish
success to all who live by them in making the world a better place.

                                                                 Angus Robertson

+++++++++++++++

Angus Robertson was the SNP member of the UK parliament for Moray from
2001-16. As SNP Campaign Director he helped secure the biggest electoral
successes in SNP history and became its parliamentary leader in Westminster
and Deputy Leader of the SNP nationally. Described as the ‘effective leader of
the opposition’ in the House of Commons, his skills have been widely praised
across the political and media spectrum. Left-wing Guardian columnist Kevin
McKenna wrote: “The most formidable campaign organiser of any political
party in the United Kingdom” while Conservative commentator Tim
Montgomerie said that Angus Robertson is: "one of the UK's most formidable
political strategists. Perhaps the most formidable”.

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