FREMDGEHEN LOHNT SICH SILBERSTREIF AM KONJUNKTURHORIZONT - FIRST TREND FIRST HIGHLIGHT - CITIFIRST
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Werbung 05 | Mai 2010 Strategien für Ihre Geldanlage — das Anlegermagazin der Citi fırst Trend FREMDGEHEN LOHNT sich fırst HIGHLIGHT Silberstreif am Konjunkturhorizont
Anzeige Happy Börsday! Ab sofort im neuen Design: www.scoach.de! Jetzt mit noch mehr Tools zu Zertifikaten und Hebelprodukten. Jetzt neu auf www.scoach.de
First | Mai 2010 Letter / Inside 3 Liebe Leserinnen und Leser, Studien belegen immer wieder, dass wir Deutschen in Sachen Geldanlage Scheuklappen tragen. Wenn wir uns neben Sparbüchern und Festgeldern überhaupt noch für andere Anlagen entscheiden, dann investieren wir über- mäßig häufig in deutsche Unternehmen. Wieso eigentlich? Weil wir glauben, diese Unternehmen aus dem tagtäglichen Leben am besten zu kennen? Natürlich ist nahezu allen Deutschen der Markenname Siemens vertraut. Und jeder sieht die Fahrzeuge von Mercedes auf den Straßen fahren oder die Logos von Commerzbank und Deutscher Bank allerorten an den Filialen prangen. Um jedoch langfristig erfolgreicher an der Börse zu sein, kommen zahlreiche Untersuchungen immer wieder zu dem Schluss, dass es notwen- Danny Treffer dig ist, in Sachen Geldanlage die Landesgrenze hinter sich zu lassen. Und wer nicht unbedingt selbst in ausländische Aktien investieren möchte, hat mit Hebelprodukten und Zertifikaten die Möglichkeit, an deren Kursentwick- lung auf unterschiedlichste Art und Weise zu partizipieren. Ein Grund für uns, einige der infrage kommenden Unternehmen in dieser und in den folgenden CitiFirst-Ausgaben einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Lesen Sie mehr hierzu im Trend-Artikel ab Seite 10. Sie haben noch Fragen? Ihr Dann rufen Sie uns doch einfach an. Telefon 069 1366-1540 Auf Wunsch rufen wir Sie auch gern zurück. Inhalt Highlight Silberstreif am Konjunkturhorizont 4 Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal kräftig wachsen wird. Positive Impulse hierfür dürften vor allem vom Export kommen. Doch wie nachhaltig ist der Aufschwung? Analysten sind skeptisch. Corner Hilfe für Griechenland 9 Trend Fremdgehen lohnt sich 10 Jeder Anleger träumt von einer hohen Rendite – bei gleichzeitig überschaubaren Risiken. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Werden falsche Anlageentscheidungen getroffen, wird die anvisierte Rendite meilenweit verfehlt – wie so häufig bei deutschen Anlegern. Talk „Unsere Daueraufgabe ist das Erahnen von Trends“ 16 Interview mit Frank Pöpsel, Chefrakteur von FOCUS-MONEY. Markets Marktanalyse 18 Produktmatrix Die Citi-Produktpalette im Überblick 20 Markets Market Strategy 22 Bärmann + Bullinger Quo vadis, DAX? 24 Chart DAX®, Gold, EURO/USD, Amazon, BMW, K und S, ThyssenKrupp 26 Solutions United Internet — neue Märkte und neue Kunden im Blick 30 Platow Analyse des Monats Trader Das Verhalten der Profis enttarnen 32 Flash Den Luxus gönn’ ich mir, Dabei sein ist nicht alles …, Anlegerforum München, 34 Günstiger handeln bei der OnVista Bank Runner Wahre Werte von Stephen Green 36 Kolumne Märkte in Bewegung 37 Termine Wichtige Termine im Mai 38 Kurse Kursbroschüre zum Heraustrennen in der Heftmitte
4 Highlight First | Mai 2010 Silberstreif am Konjunkturhorizont Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal kräftig wachsen wird. Positive Impulse hierfür dürften vor allem vom Export kommen. Doch wie nachhaltig ist der Aufschwung? Analysten sind skeptisch.
First | Mai 2010 Highlight 5 n Deutschland steht ein kräftiger Wachstums- Wachstumsmotor Export schub bevor. Davon geht zumindest das neueste Konjunktur- Tatsächlich ist es der Export, von dem die deutsche Wirtschaft gutachten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit derzeit besonders stark profitiert. Noch im Vorjahr war das und Entwicklung (OECD) aus. Nach einem schwachen ersten Exportvolumen infolge der globalen Rezession so stark wie noch Quartal – der ungewöhnlich strenge Winter hat die Bauwirtschaft nie zuvor seit Bestehen der Bundesrepublik eingebrochen. Jetzt und andere wetterabhängige Branchen gebremst – erwarten die schlägt das Pendel zurück: Laut vorläufigen Daten des Statis- OECD-Experten, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Vier- tischen Bundesamts wurden im Februar Waren im Wert von teljahr auf das Jahr hochgerechnet um 2,8 Prozent zulegen wird. 70 Mrd. Euro aus Deutschland ausgeführt, das entspricht einem Dies würde einem Quartalswachstum von rund 0,7 Prozent ent- Anstieg um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Es war sprechen 1. der stärkste Zuwachs seit fast zwei Jahren. Besonders stark wurde dabei in Länder außerhalb der Europäischen Union expor- Frühlingserwachen nach hartem Winter tiert. Hier schnellten die Ausfuhren im Februar im Vergleich zum Mit ihrer positiven Einschätzung steht die OECD nicht allein da. Vorjahresmonat sogar um 13,7 Prozent nach oben 4. Auch die Deutsche Bundesbank rechnet nach einer kurzen Delle mit einer spürbaren Konjunkturbelebung. Für das zweite Viertel- „Made in Germany“ ist wieder gefragt jahr sei aufgrund der zu Jahresbeginn stark verbesserten Nach- Die starke Erholung des Exports, insbesondere in Drittländer, fragesituation im Verarbeitenden Gewerbe sowie der im Früh- hat zweierlei Ursachen. Zum einen kommt den deutschen Unter- jahr zu erwartenden Nachholeffekte in der Baubranche mit einer nehmen zugute, dass die Volkswirtschaften im asiatischen Wiederaufnahme des konjunkturellen Erholungsprozesses zu Raum, angeführt von China, bereits im vergangenen Jahr wie- rechnen, heißt es im Monatsbericht für März 2. Auch die Ver- der Fahrt aufnahmen und infolgedessen wieder verstärkt Pro- brauchskonjunktur zeige sich angesichts weitgehend stabiler dukte „Made in Germany“ nachfragen. Zum anderen hat der Einzelhandelsumsätze im Kern recht robust, obwohl das Auslau- schwächere Außenwert des Euro dazu beigetragen, die Wettbe- fen der Abwrackprämie den privaten Konsum belaste. werbsfähigkeit deutscher Produkte im US-Dollar-Raum – der nicht nur die USA umfasst, sondern auch asiatische, lateiname- Beachtlicher Stimmungsaufschwung rikanische und arabische Länder, deren Währungen eng an den Für zusätzlichen Optimismus sorgen auch die jüngsten Daten US-Dollar gekoppelt sind – zu erhöhen. zum ifo Geschäftsklimaindex. Der vielbeachtete Frühindikator legte von 95,2 Punkten im Februar auf 98,1 Punkte im März zu Deutsche Exporteure sind gut aufgestellt und erreichte damit fast wieder das Niveau vor der Lehman- Die hiesige Exportwirtschaft profitiert dabei davon, dass sie im Pleite im Frühherbst 2008. Die Unternehmen bewerten vor Vergleich zu anderen EU-Ländern gut diversifiziert ist. So fällt allem ihre derzeitige Geschäftslage bedeutend besser. „Auch in die Exportorientierung Deutschlands auf die Staaten der Wäh- der Wirtschaft ist der Frühling ausgebrochen“, freute sich Hans- rungsunion mit 43,1 Prozent am Gesamtanteil relativ niedrig aus. Werner Sinn über die unerwartet starke Stimmungsaufhellung 56,9 Prozent des Exports gehen in Fremdwährungsländer 5. Das in der deutschen Wirtschaft 3. Der Chef des Münchener ifo Insti- heißt, dass Deutschland vom schwachen Euro derzeit stärker tuts ließ auch nicht unerwähnt, wem die Erholung des Geschäfts- profitiert als Länder wie die Niederlande oder Spanien, bei klimas insbesondere geschuldet ist, nämlich den „Erfolg ver- denen deutlich mehr als die Hälfte ihrer Exporte in den Euro- sprechenden Perspektiven im Auslandsgeschäft“. raum gehen (siehe Diagramm „Exportstruktur“). Exportstruktur: Deutschland ist gut diversifiziert Verteilung der Exportziele ausgesuchter EU-Staaten 2009 Gesamtexport in EUR pro Kopf Die Grafik zeigt die strukturellen Unterschiede 100 % 25.000 ausgesuchter EU-Mitgliedsstaaten bei der Ver- 90 % teilung ihrer Exportziele und deren jeweiligen Anteile am Gesamtexport. Länder wie die Nieder- 80 % 20.000 lande, Portugal oder Spanien sind um einiges 70 % stärker auf die Eurozone fokussiert als Deutschland. Die deutschen Exporteure haben ihre Ausfuhren 60 % 15.000 hingegen diversifiziert. 50 % Die Exportorientierung Deutschlands auf die Staaten der Währungsunion liegt mit 43,1 Prozent 40 % 10.000 am Gesamtanteil relativ niedrig — 56,9 Prozent des 30 % Exports gehen in Fremdwährungsländer. 20 % 5.000 10 % 0% 0 PT NL ES GB FR GR IT DE IE FI Nicht-EU EU27–16 Eurozone 16 Gesamtexport in EUR pro Kopf (rechte Achse) Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
6 Highlight First | Mai 2010 Impulse aus USA und Japan Kleinere Brötchen in 2011? Der positive Trend im Auslandsgeschäft dürfte sich in den kom- Auch dank des wiedererstarkten Exports gehen die Experten- menden Monaten fortsetzen. Nicht nur, weil der Euro weiterhin schätzungen in diesem Jahr von einem Wachstum des Brutto- zur Schwäche neigt, sondern auch, weil sich die Konjunktur in inlandsprodukts (BIP) zwischen 1,5 und 2,0 Prozent aus. Damit den großen Wirtschaftsmächten USA und Japan mittlerweile wäre der schwere BIP-Einbruch aus dem Vorjahr zwar noch nicht wieder gefangen hat. Die OECD rechnet in diesen beiden Län- aufgeholt. Aber immerhin, von einer Rezession kann auch nicht dern im zweiten Quartal mit einer annualisierten Wachstums- mehr die Rede sein. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass rate von jeweils 2,3 Prozent (siehe Diagramm „OECD-Prognose“). die aktuelle Konjunkturerholung zu einem guten Teil auch der Hinzu kommt, dass sich die Konjunktur in wichtigen Schwellen- stützenden Geld- und Fiskalpolitik geschuldet ist. Und genau aus märkten wie China, Indien und Brasilien weiterhin in starker Ver- diesem Grund könnte die wirtschaftliche Dynamik in absehbarer fassung zeigt. Davon profitiert der Welthandel. Nach Schätzung Zeit wieder nachlassen. Bereits gegen Ende des Jahres, so das der Welthandelsorganisation (WTO) wird der globale Warenaus- Analystencredo, müsse die deutsche Wirtschaft wieder kleinere tausch in 2010 um 9,5 Prozent zulegen 6. Brötchen backen. AuSSenhandel wächst weiter Der Staat muss sparen Entsprechend positiv werden die Perspektiven für die Exportna- Ein wichtiger Punkt ist, dass der Großteil der Konjunkturpro- tion Deutschland beurteilt: „Der deutsche Außenhandel wird gramme bis 2011 ausläuft. Gleichzeitig wird der Konsolidierungs- nach dem schwärzesten Jahr seiner Geschichte wieder deutlich bedarf der öffentlichen Haushalte immer dringlicher. Sparzwang wachsen und auch Anteile am Welthandel zurückgewinnen kön- statt Abwrackprämie – das dürfte vor allem die Binnenkonjunktur nen“, zeigt sich Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbands dämpfen. Weil sich auch in zahlreichen anderen Ländern die Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. (BGA), zuver- staatlichen Förderprogramme zu Ende neigen, wird vermutlich sichtlich 7. Für das ganze Jahr rechnet der BGA mit einem auch die Weltwirtschaft gegen Ende 2010 etwas an Schwung ver- Anstieg der deutschen Exporte um 9 Prozent. Allerdings, so lieren, worunter wiederum der deutsche Export leiden könnte. schränkt Börner ein, werde eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau wohl erst 2013 erreichbar sein. Geldpolitische Wendezeit Außerdem ist davon auszugehen, dass die Europäische Zentral- bank (EZB) sowie die US-Notenbank Fed spätestens im kommen- den Jahr eine Wende oder besser gesagt eine Normalisierung in der Geldpolitik einläuten werden. Steigende Zinsen bremsen jedoch die Investitionstätigkeit des privaten Sektors. Hinzu kommt, dass sich die Kapazitätsauslastung immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau befindet (siehe Chart „Kein Grund zu investie- ren“) und für Unternehmen somit kein unmittelbares Motiv besteht, in neue Produktionskapazitäten zu investieren. Und wenn doch, stellt sich die Frage, ob sich die Firmen die Mittel hierfür überhaupt beschaffen können. Denn die Kreditvergabe durch die Banken verläuft nach wie vor relativ restriktiv. OECD-Prognose: Annualisierte Wachstumsraten Kein Grund zu investieren: in den G7-Ländern iM 1. und 2. Quartal 2010 Kapazitätsauslastung weiterhin sehr niedrig (Quarter-on-Quarter) Angaben in % 2,4 % USA 2,3 % 1,1 % Japan 2,3 % —0,4 % Deutschland 2,8 % 2,3 % Frankreich 1,7 % 1,2 % Italien 0,5 % 2,0 % Großbritannien 3,1 % 6,2 % Kanada 4,5 % langfristige Durchschnitte 1,9 % G7 2,3 % —1 % 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% erstes Quartal 2010 zweites Quartal 2010 USA Euroraum Quelle: OECD, „What is the economic outlook for OECD countries?“, 7. April 2010 Quellen: Thomson Reuters Datastream, UniCredit Research
First | Mai 2010 Highlight 7 Arbeitsmarkt bisher robust first lexikon Essentials Abzuwarten bleibt die Entwicklung am Arbeitsmarkt, gerade mit Blick auf den Konsum. Zwar sank im März die Arbeitslosenzahl unerwartet stark um 75.000 auf 3.568.000 Arbeitslose und die n Die deutsche Exportindustrie befindet sich Arbeitslosenquote verringerte sich saisonbereinigt um 0,2 Pro- im Aufwind. Der Außenhandel profitiert vom zentpunkte auf 8,0 Prozent. Doch selbst die Bundesagentur für schwachen Euro sowie der steigenden Nach- Arbeit warnt vor zu viel Euphorie, da Kurzarbeit und andere frage aus Drittländern. betriebliche Vereinbarungen den Arbeitsmarkt beträchtlich sta- bilisiert hätten. Nach Auslaufen dieser Programme dürfte die n Vom gut laufenden Auslandsgeschäft dürfte Arbeitslosenquote wieder zulegen. Aber immerhin: 4 bis 5 Milli- die heimische Wirtschaft in diesem Jahr onen Arbeitslose, wie es noch vor einem Jahr prognostiziert deutliche Vorteile haben. worden war, „das wird nicht kommen“, sagt Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit 8. n Im kommenden Jahr droht die Konjunktur- dynamik jedoch wieder abzunehmen — insbesondere aufgrund auslaufender Förder- Fazit: Mit der Konjunktur gehen programme und einer strafferen Geldpolitik. Fasst man die volkswirtschaftlichen Prognosen und Meinungen zusammen, dürfte die heimische Konjunktur in den kommenden Monaten zunächst an Fahrt gewinnen, dann jedoch wieder einen Gang zurückschalten. Zumindest den ersten Punkt scheinen die Aktienmärkte nach der jüngsten Aufwärtsbewegung bereits vor- weggenommen zu haben – zumindest zu einem guten Teil. Das heißt aber auch, dass die Gefahr einer Konsolidierung im zwei- ten Halbjahr zugenommen hat. Anleger sollten daher die kon- junkturelle Komponente bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen. n Quellen: 1 OECD, Interim Report, „What is the economic outlook for OECD countries?“, 7. April 2010. 2 Deutsche Bundesbank, Monatsbericht März 2010. 3 ifo Institut, „ifo Geschäftsklima deutlich aufgehellt“, 24. März 2010. 4 Statistisches Bundesamt, „Deutsche Ausfuhren im Februar 2010“, 7. April 2010. 5 Deutsche Bank Research, „Exportstrukturen der Euro-Länder: Was macht Deutschland besser?“, 31. März 2010. 6 Reuters, „WTO — Welthandel wächst 2010 um 9,5 Prozent“, 26. März 2010. 7 Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V., „Klare Aufwärtssignale aus dem Außenhandel“, 11. März 2010. 8 WELT ONLINE, „Kleines deutsches Jobwunder“, 1. April 2010. Reales BIP: kräftige WachstumsErholung Fiskalprogramme Angaben in Prozent gegenüber Vorjahr Wachstumseffekt in Prozent 1,5 % 1,0 % 0,5 % 0,0 % —0,5 % —1,0 % —1,5 % —2,0 % —2,5 % Industrieländer Asia 5 2009 2010 Quellen: IWF, OECD, Deutsche Bank Research Quellen: IWF, OECD, Deutsche Bank Research
First | Mai 2010 Corner 9 Hilfe für Griechenland n Neben der Unterstützung der Europäischen Zentral- rungskosten hat im Gegen- bank (EZB) konkretisiert sich nun auch Hilfe für Griechenland satz zu den vorherigen sehr vonseiten der Mitgliedsländer des Eurogebiets und des Inter- vagen Unterstützungszusa- nationalen Währungsfonds (IWF). Es gibt zwar weiterhin eine gen zu einer deutlichen Re- Reihe von ungeklärten Fragen, die zur Verunsicherung des duktion der Finanzierungskos- Markts beitragen, mit diesem Maßnahmenpaket ist die Gefahr ten für Griechenland geführt. einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands aber zumindest kurz- Aber trotz einer geglückten fristig gebannt. Es bleibt hingegen weiterhin offen, ob es den Emission von Schatzanwei- Griechen mittelfristig gelingen wird, ihr Schuldenproblem zu sungen bleibt Griechenlands lösen. Neben weiteren fiskalischen Maßnahmen bedarf es wohl Finanzierungssituation ange- auch (unpopulärer) Strukturreformen. spannt. Die EZB ist den Griechen Anfang April deutlich entgegenge- Daher rechnen wir damit, kommen, als der Rat beschloss, dass es für Staatsanleihen Dr. Jürgen Michels dass Griechenland die ande- Senior Economist | Citi keine Verschärfung der Kriterien für Sicherheiten geben wird. ren Euroländer und den IWF Die EZB akzeptiert damit auch in Zukunft Papiere bis zu einem um Hilfe bitten wird, um die Rating von BBB– und wird im Gegensatz zu Papieren privater anstehende Finanzierungslücke von ca. 8 Mrd. Euro im Mai zu Schuldner unterhalb eines Ratings von A– nicht nochmals schließen. Es gibt zwar noch eine Reihe offener Fragen, wie zusätzliche Risikoabschläge vornehmen. Mit diesem Schritt hat zum Beispiel: Stimmen alle Mitgliedsländer der Zuteilung der sich die EZB in einer sehr angespannten Marktsituation prag- Kredite zu? Kommt diese Zustimmung schnell genug? Oder: matisch gezeigt. Jedoch hat sie es verpasst, ein neues System Wird Griechenland die Konditionen des IWF für die Zuteilung von Sicherheiten zu installieren, das Staaten zusätzliche des Kredits erfüllen? Trotzdem gehen wir davon aus, dass es Anreize zur Haushaltskonsolidierung gegeben hätte. Zudem zu keinem Liquiditätsengpass Griechenlands kommen wird. wirft die neue Regelung, von der in erster Linie Griechenland Dennoch bedarf es weiterer sehr großer Anstrengungen von- profitiert, Fragen an der Glaubwürdigkeit der EZB auf, da in seiten Griechenlands, damit es mittelfristig nicht zahlungsun- den vergangenen Monaten hochrangige EZB-Vertreter vehe- fähig wird. ment eine „Lex Griechenland“ ausgeschlossen hatten. Mit dem Hilfspaket für Griechenland verringern die Euro- Auf den panikartigen Anstieg der Renditen auf griechische gruppe, der IWF und die EZB auch das Risiko, dass es zu einer Staatsanleihen haben auch die Regierungen der Eurogruppe unmittelbaren Ansteckung der anderen Mitgliedsländer mit Anfang April reagiert und das sehr vage Unterstützungspaket großen Fiskalproblemen kommen wird, insbesondere Spanien, konkretisiert. Demnach soll Griechenland Zugang erhalten zu Portugal und Irland sind gefährdet. Da wir nicht davon ausge- 30 Mrd. Euro, die die Euroländer zur Verfügung stellen, in Kom- hen, dass das IWF-Paket zum jetzigen Zeitpunkt eine Schul- bination mit weiteren 15 Mrd. Euro vom IWF. Dabei sollen die denrestrukturierung enthält, verringert sich auch die Gefahr, bilateralen Kredite der Eurogruppe 3 Prozent über den jewei- dass sich die Griechenland-Krise zu einer Krise der europä- ligen Marktsätzen liegen und für eine Laufzeit von drei Jahren ischen Banken (und vielleicht auch Versicherungen) auswei- bereitgestellt werden. Diese neue Zielmarke für die Finanzie- ten wird. n
10 Trend First | Mai 2010 Fremdgehen lohnt sich Jeder Anleger träumt von einer hohen Rendite — bei gleichzeitig überschaubaren Risiken. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Werden falsche Anlageentscheidungen getroffen, wird die anvisierte Rendite meilenweit verfehlt — wie so häufig bei deutschen Anlegern.
First | Mai 2010 Trend 11 n Sparer zwischen Flensburg und Garmisch-Parten- damit deutlich besser ab als seine direkten Konkurrenten PPR kirchen legen keineswegs zu wenig auf die hohe Kante. und Richemont. Bereits seit Jahren liegt die Sparquote der Deutschen über der 10-Prozent-Marke, während sie zuletzt sogar über 11 Prozent Es zahlt sich aus, dass LVMH sein Geschäft wie kein anderer kletterte. Viel entscheidender ist, dass heimische Anleger Mitbewerber auf breite Beine gestellt hat. So verfügt das schlichtweg falsch sparen. Rund 66 Prozent des Geldvermö- Unternehmen mittlerweile über mehr als 60 Luxusmarken. gens deponieren die Haushalte bei Banken, Sparkassen und Dazu gehören Kenzo, Fendi, Christian Dior oder Dom Pérignon. Versicherungen. Lediglich 28 Prozent sind indes in rendite- Herzstück des Unternehmens bleibt allerdings die Mode- und starke Aktien und Investmentfonds angelegt — mit fatalen Fol- Ledermarke Louis Vuitton. Sie stahl erneut allen anderen gen. So erzielten deutsche Anleger etwa zwischen 1990 und Labels die Schau und konnte gegen den Trend sogar ihren 2004 gerade einmal eine jährliche Rendite von durchschnitt- Umsatz verdoppeln. lich 2,1 Prozent, während US-amerikanische Investoren im glei- chen Zeitraum einen jährlichen Ertrag von 3,6 Prozent einge- Obwohl LVMH unbestrittener Marktführer in der Luxusgüter- fahren haben. Die Differenz in Höhe von 1,5 Prozentpunkten branche ist und mit einem Firmenwert von derzeit 21,1 Mrd. summiert sich bei einem Anlagebetrag von 10.000 Euro nach Euro mehr auf die Waage bringt als die Konkurrenten Gucci, zehn Jahren auf stattliche 3.500 Euro. Chanel und Hermès zusammen, wird Firmenchef Arnault nicht müde, seine Vormachtstellung weiter zu zementieren. So baut Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Nach Anga- LVMH seinen Marktanteil im Wachstumsmarkt China weiter ben des Deutschen Aktieninstituts schrumpfte die Zahl der aus und investiert zudem in neue Geschäftsfelder. Jüngst gab Aktionäre, Fonds- und Zertifikatebesitzer im vergangenen Jahr das Unternehmen bekannt, dass man ins Luxushotelgeschäft gegenüber 2008 um 5,4 Prozent auf 8,8 Millionen. Unterm einsteigen wolle. Unter dem Namen „Cheval Blanc“ (dt. Schim- Strich besitzen weniger als 6 Prozent der Deutschen im Alter mel) wird LVMH zwei exklusive Häuser in Ägypten und in Oman ab 14 Jahren Aktien. In kaum einem anderen entwickelten errichten. Für die Gilde der Analysten ist das Potenzial der Industriestaat ist diese Quote so gering. So werden etwa in Hotelsparte bislang schwer abzusehen. Insgesamt sehen sie Großbritannien, Skandinavien, den Niederlanden, den USA und allerdings den Konzern blendend aufgestellt. JP Morgan und der Schweiz Aktienquoten jenseits der 20-Prozent-Marke Kepler Equities haben aufgrund der Ausnahmestellung des ermittelt. Unternehmens und einer insgesamt anziehenden Luxusgüter- konjunktur gerade ihre Kaufempfehlungen erneuert. Greifen deutsche Anleger zu Aktien, so werden häufig fast aus- schließlich heimische Papiere erworben. Dividendentitel aus anderen Ländern finden indes vergleichsweise selten den Weg ins Depot. Und dies, obwohl durch ein breit gestreutes Akti- endepot die Renditechancen steigen — und das Verlustrisiko sinkt. Dass sich der Blick über die Landesgrenze hinweg lohnen LVMH kann, zeigt beispielsweise die Entwicklung des französischen EUR Leitindex CAC 40, der sich auf Jahressicht deutlich besser 100 geschlagen hat als der EURO STOXX 50®. Und auch im 5-Jah- res-Rückblick hat das französische Aktienbarometer gegenü- 90 ber dem Europaindex die Nase vorn. Die Chancen, dass Anleger 80 mit dem CAC 40 auch künftig ansehnliche Renditen einfahren 70 werden, stehen nicht schlecht. Immerhin prognostizieren die Ökonomen der Deutschen Bank von 2010 bis 2020 ein franzö- 60 sisches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 2,1 Prozent 50 p. a. Zum Vergleich: Für Deutschland liegen die Erwartungen 40 bei 1,6 Prozent. 30 Auf den kommenden Seiten hat CitiFirst daher einige franzö- 20 sische Unternehmen genauer unter die Lupe genommen. Das 10 Gros der Konzerne steuert dabei einer erfolgreichen Zukunft entgegen. Aber auch mit Unternehmen, deren Aussichten nicht 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 überzeugen, können interessierte Anleger mit den entspre- chenden Hebelprodukten eine attraktive Rendite erzielen. Ausgewählte Produkte auf LVMH LVMH, aktueller Kurs: 91,44 EUR Branchenprimus LVMH baut seinen Vorsprung aus Gute Aussichten bescheinigen Experten vor allem dem franzö- WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis rendite p. a. sischen Luxusgüterkonzern LVMH (Moët Hennessy — Louis Discount CG7BBH 17. 12. 2010 85 11,6 % 11,8 % 79,53 Vuitton), der die konjunkturelle Flaute des vergangenen Jahres Discount CG8JGN 18. 03. 2011 75 20,7 % 6,8 % 71,09 fast ohne Schrammen überstanden hat. Zwar schrumpfte der WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis Umsatz des Konzerns 2009 um knapp 1 Prozent auf 17,1 Mrd. Loss Euro, dennoch verdiente das Unternehmen um Vorstandschef Mini Long CG8QUG 76,01 80 0,1 5,6 1,64 Bernard Arnault unterm Strich satte 1,8 Mrd. Euro und schnitt Mini Short CG64BB 103,85 98 0,1 6,8 1,33 Stand: 13. April 2010
12 Trend First | Mai 2010 Neuer GroSSauftrag für den Bauriesen Vinci Weltweit präsent: Veolia Der weltgrößte Baukonzern Vinci glänzt indes mit einem neuen Ob Argentinien oder Zypern: Die Wahrscheinlichkeit, überall auf Großauftrag in der Heimat. Das Unternehmen hat sich gegen die der Erde mit einer Dienstleistung oder einem Service von Veolia starke Konkurrenz beim Auftrag für den Bau einer neuen Hochge- in Kontakt zu kommen, ist sehr groß. Mittlerweile ist der franzö- schwindigkeitstrasse für den TGV zwischen Tours und Bordeaux sische Umwelt- und Energiedienstleister mit seinen 336.000 Mit- durchgesetzt. Dieser Auftrag hat auch für Vinci ein stattliches arbeitern in insgesamt 72 Ländern und auf allen Kontinenten Volumen: Annähernd 7,2 Mrd. Euro sollen verbaut werden. vertreten. Die Palette der Produkte und Dienstleistungen reicht dabei von den Segmenten Wasser und Abwasserdienstleistungen Vinci überzeugt jedoch nicht nur mit seiner großen Bau-, sondern über Planung und Bau neuer Trinkwassernetze, Kläranlagen oder auch mit der bestens positionierten Konzessionssparte. So ver- Entsalzungsanlagen bis hin zur Abfallentsorgung und Stadtreini- fügt der Konzern in Frankreich über fast 5.000 Autobahnkilome- gung. Hinzu kommt der Bereich Energiemanagement, der gerade ter und bewirtschaftet weltweit 1,3 Millionen Parkplätze in über in Zeiten der CO2-Debatte an Bedeutung gewinnt. Nicht zu ver- 2.300 Parkhäusern und Tiefgaragen. Was die Gebäudetechnik gessen ist zudem die Transportsparte mit ihren 27.000 Bussen, angeht, zählt Vinci ebenfalls zu den globalen Branchenführern. 3.200 Schienenfahrzeugen und 55 Booten. In allen Teilen Deutsch- Mithilfe dieser breiten Aufstellung hat das Unternehmen die glo- lands ist das Unternehmen ebenfalls stark präsent. Immerhin fast bale Wirtschaftskrise vergleichsweise gut überstanden. Obwohl 5 Millionen Bundesbürger beziehen ihr Trinkwasser im Auftrag die Nachfrage im Baugeschäft 2009 zurückgegangen war, hat der jeweiligen Kommunen von Veolia. Gleichzeitig entsorgt das das Unternehmen mehr verdient als im Vorjahr. Summa summa- Unternehmen die Abfälle von 4,6 Millionen Bundesbürgern. rum flossen 1,6 Mrd. Euro in die Firmenkassen, während die Umsätze um 4,6 Prozent auf knapp 32,0 Mrd. Euro nachgaben. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hinterließ jedoch auch in der Veolia-Bilanz ihre Spuren. Gegenüber 2008 schrumpfte der Obwohl Vinci beim Contracting, also beim Geschäft mit großen Umsatz im vergangenen Jahr von 36,2 auf 34,6 Mrd. Euro. Der Bau- oder Straßenbauvorhaben, mit einem leichten Rückgang Jahresüberschuss machte aufgrund von Kosteneinsparungen rechnet, peilt der Konzern für das laufende Geschäftsjahr unterm jedoch einen Satz von 405 auf 584 Mio. Euro — Tendenz steigend. Strich wieder einen sichtbaren Umsatzanstieg an. Zwar hat die Denn für Analysten steht außer Frage, dass das Unternehmen von Börse von diesem Optimismus bereits einiges vorweggenommen, einem konjunkturellen Aufschwung stark profitieren wird. Gold- schließlich kletterte die Aktie binnen zwölf Monaten um über man Sachs stuft die Aktie unverändert als „Kauf“ ein und führt 44 Prozent. Dennoch überwiegt beim Gros der Analysten die sie als einen von wenigen Top-Werten auf der „Conviction Buy Zuversicht, zumal das Papier mit einem 2010er-KGV von 15 für List“. Analyst Andrew Mead überzeugen dabei nicht nur die kon- einen Bauwert recht moderat bewertet ist. Die Aktienexperten junkturellen Perspektiven, sondern auch die Tatsache, dass Veolia der Deutschen Bank, von Société Générale und JP Morgan emp- konsequent Kosten senkt und somit seine Margen steigern kann. fehlen das Papier zum Kauf mit Kurszielen von jeweils über 50 Euro. Zum Vergleich: Aktuell notiert die Aktie bei rund 44 Euro. Vinci Veolia EUR EUR 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Ausgewählte Produkte auf Vinci Ausgewählte Produkte auf VEOLIA Vinci, aktueller Kurs: 44,20 EUR Veolia, aktueller Kurs: 25,23 EUR WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis rendite p. a. rendite p. a. Discount CG7BDN 17. 12. 2010 40 15,4 % 10,0 % 37,4 Discount CG7DJW 17. 12. 2010 25 9,3 % 13,9 % 22,89 Discount CG7DLH 17. 12. 2010 34 25,6 % 4,8 % 32,9 Discount CG8JPQ 18. 03. 2011 22 17,5 % 6,3 % 20,79 WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis Loss Loss Open End Turbo Bull CG8QLZ 40,01 40,01 0,1 7,9 0,55 Mini Long CG7CFT 21,2 22,2 0,1 5,7 0,44 Open End Turbo Bear CG8QMB 50,00 50,00 0,1 6,3 0,71 Mini Short CG7CFV 28,78 27,8 0,1 6,3 0,4 Stand: 13. April 2010 Stand: 13. April 2010
First | Mai 2010 Trend 13 Sanofi-Aventis — wirksame Beruhigungspille fürs Depot Beim französischen Pharmakonzern Sanofi-Aventis, der jüngst den Patentschutz für sein Krebsmedikament Eloxatin zumindest bis August 2012 sichern konnte, laufen die Geschäfte ebenfalls rund. Die Generikahersteller TEVA, Fresenius Kabi und Sandoz müssen entsprechende Nachahmerprodukte vorerst wieder vom Markt nehmen. Für Sanofi-Aventis ist das Krebsmittel einer der größten Umsatzbringer; im vergangenen Jahr wurden mit dem Medikament knapp 1 Mrd. Euro umgesetzt. Damit gewinnt Europas Marktführer Zeit, um seine Abhängigkeit von seinen großen Verkaufsschlagern, sogenannten Blockbus- tern, zu reduzieren. Neben Eloxatin gehören der Blutverdünner Plavix und der Gerinnungshemmer Lovenox mit Umsätzen von 3,7 beziehungsweise 4 Mrd. Euro zu den Blockbustern von Sanofi. Alle drei Produkte verlieren allerdings spätestens 2013 ihren Patentschutz — und werden anschließend wohl deutliche Umsatz- einbrüche verzeichnen. Grund zur Sorge besteht dennoch nicht: Denn Sanofi-Aventis investiert bereits verstärkt in neue Märkte und neue Produkte. „Das Unternehmen wächst in den Emerging Markets überpropor- tional“, bestätigt Manfred Jakob, Analyst der SEB Bank. Ange- sichts dieses Potenzials sowie guter Zahlen für 2009 empfiehlt der Experte die Aktie zum Kauf. Um unabhängiger vom Absatz patentgeschützter Produkte zu werden, setzen die Franzosen schon seit geraumer Zeit verstärkt auf das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln und rezept- freien Medikamenten. Die Übernahme von Chattem, einem US- Hersteller rezeptfreier Medikamente und Nahrungsergänzungs- mittel, überrascht daher nicht wirklich, zumal Sanofi-Aventis bis dato nicht direkt auf dem lukrativen US-Markt präsent war. „Sano- fi-Aventis ist gut aufgestellt, um das sogenannte Patent-Cliff, das in den kommenden Jahen auf uns zukommen wird, zu meistern“, Sanofi-Aventis so Vorstandschef Christopher Viehbacher. Unter dem „Patent- EUR Cliff“ versteht man den Patentablauf von Medikamenten mit Milli- 100 ardenumsätzen zwischen 2010 und 2015. 90 Nachdem die Franzosen bereits 2009 sowohl den Umsatz als 80 auch den Gewinn steigern konnten, peilt das Unternehmen auch 70 für das laufende Jahr einen Gewinnzuwachs zwischen 2 und 60 5 Prozent an. Mit der üppigen Dividende von 2,40 Euro je Aktie — das entspricht einer Dividendenrendite von aktuell rund 4,8 Pro- 50 zent — ist das Schwergewicht aus dem französischen Leitindex 40 CAC 40 gerade für defensive Anleger einen Blick wert. Etwas 30 wagemutigere Anleger haben mit Mini-Long-Zertifikaten die Mög- 20 lichkeit, eine noch höhere Rendite einzufahren, als die Aktie bie- tet. Wie hoch der mögliche Ertrag ausfällt, hängt dabei vom jewei- 10 ligen Hebel des Zertifikats ab. Nähere Informationen dazu erhalten 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 interessierte Anleger unter www.citifirst.com Ausgewählte Produkte auf Sanofi-Aventis Sanofi-Aventis, aktueller Kurs: 54,93 EUR WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis rendite p. a. Discount CG6XMT 17. 12. 2010 55 9,0 % 14,4 % 49,95 Discount CG8JKZ 18. 03. 2011 45 21,9 % 4,9 % 42,99 WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis Loss Mini Long CG7CES 45,89 48,4 0,1 5,7 0,96 Mini Short CG7CEU 62,07 59,6 0,1 7,2 0,77 Stand: 13. April 2010
14 Trend First | Mai 2010 Mischkonzern Bouygues mit Aufwärtsdrang fast 40 Prozent entspricht. Analyst Hugh McCaffrey sieht einer- Bergauf könnte es auch mit der Aktie von Bouygues gehen. Dabei seits den Tiefpunkt bei der Gewinnentwicklung erreicht. Anderer- handelt es sich um eine Unternehmensgruppe, eine Art Mischkon- seits rechnet er aufgrund der staatlichen Konjunkturprogramme zern, die in sehr unterschiedlichen Branchen zu Hause ist. Zum in den USA oder Frankreich mit neuen Projekten für das Unter- Portfolio des in Paris beheimateten und im CAC 40 notierten Kon- nehmen. Die Aktie hat auch bewertungstechnisch mit einem zerns gehört eine große Bausparte. Angeboten werden alle bau- 2010er-KGV von 13 noch Luft nach oben. nahen Dienstleistungen — von der Bauanalyse über die Konstruk- tion und Projektentwicklung bis zur Instandhaltung. Zudem besitzt EDF: Vorsicht, Hochspannung! Bouygues eine große Immobiliensparte und eine Telekommunika- Nicht ganz so rosig sieht es beim zweitgrößten europäischen tionseinheit. Aktuell versorgt das Unternehmen knapp 9 Millionen Energieversorger EDF (Electricité de France) aus. Zwar ist das Kunden mit Festnetz, Mobilfunk und Internet. Hinzu kommt die Unternehmen seit Ende 2004 börsennotiert, doch 85 Prozent der Mediensparte, die der Konzern in den vergangenen Jahren stark Anteile hält immer noch der französische Staat. Und nicht nur das ausgebaut hat. Heute gehören Bouygues Frankreichs größter TV- – er hält auch seine schützende Hand über den Konzern und seine Kanal TF1, ein 24-Stunden-Nachrichtensender sowie die Sport- 164.000 Mitarbeiter. So ist es mit der Liberalisierung der Strom- plattform Eurosport. Abgerundet wird das Portfolio durch eine märkte, die in anderen Ländern bereits sehr weit fortgeschritten 30-prozentige Beteiligung am Kraftwerk- und Bahntechnikspezia- ist, in Frankreich nicht weit her. Konsequenz: Gemeinsam mit dem listen Alstom. anderen staatlich dominierten Energieversorger GDF Suez kon- trolliert EDF 97 Prozent des heimischen Markts. Nach Synergien zwischen einzelnen Geschäftssparten braucht man jedoch gar nicht erst zu suchen. Jede Sparte von Bouygues Für das Management um den Vorstandsvorsitzenden Henri Pro- arbeitet für sich allein — und zwar überaus erfolgreich. Das Unter- glio waren die sicheren Erlöse im Heimatmarkt eine ideale Voraus- nehmen hat die jüngste Krise recht stabil und ohne rote Zahlen setzung, um im Ausland kräftig zu expandieren. In den ver- überstanden, wenngleich sowohl die Umsätze als auch der Gewinn gangenen Jahren kaufte EDF 45 Prozent des deutschen leicht nachgaben. Während die Erlöse gegenüber 2008 um 3 Pro- Stromversorgers EnBW. Darüber hinaus gehören dem Konzern zent auf 31,3 Mrd. Euro schrumpften, verdiente der Konzern mit 50 Prozent des italienischen Unternehmens Edison. Die jüngsten 1,32 Mrd. Euro rund 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Coups: Für knapp 20 Mrd. Euro erwarben die Franzosen British Energy, 50 Prozent des US-Versorgers Constellation Energy und Für das laufende Jahr rechnet Bouygues erneut mit einem leich- die mehrheitlichen Anteile am belgischen Stromanbieter SPE. ten Umsatzrückgang von 4 Prozent auf dann 30 Mrd. Euro. Doch diese Umsatzschmelze ist kein Grund, die Aktie zu meiden. Statt- Doch so blendend, wie die Zukäufe weismachen wollen, steht der dessen empfiehlt Goldman Sachs das Papier sogar mit einem Konzern nicht da. Ganz im Gegenteil: Einerseits rächt sich jetzt, Kursziel von 55 Euro zum Kauf, was einem Aufwärtspotenzial von dass EDF seine Investitionen fast ausschließlich im Ausland getä- Bouygues EDF EUR EUR 90 100 80 90 70 80 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2006 2007 2008 2009 2010 Ausgewählte Produkte auf Bouygues Ausgewählte Produkte auf EDF Bouygues, aktueller Kurs: 39,07 EUR EDF, aktueller Kurs: 41,73 EUR WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis rendite p. a. rendite p. a. Discount CG7AYA 17. 12. 2010 35 17,0 % 11,6 % 32,42 Discount CG6XJU 17. 09. 2010 40 8,0 % 10,0 % 38,34 Discount CG8JBA 18. 03. 2011 30 27,6 % 6,4 % 28,29 Discount CG6XJY 17. 12. 2010 40 10,2 % 10,0 % 37,42 WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis Loss Loss Mini Long CG8QQG 32,5 36 0,1 8,0 0,49 Open End Turbo Bull CG8QKR 38,01 38,01 0,1 8,5 0,47 Mini Short CG8QQH 45,5 44 0,1 5,7 0,69 Open End Turbo Bear CG8QKS 48 48 0,1 5,8 0,74 Stand: 13. April 2010 Stand: 13. April 2010
First | Mai 2010 Trend 15 tigt und den Heimatmarkt vernachlässigt hat. Sichtbar wird dies Gleichzeitig setzt das Unternehmen seine Expansion in Asien vor allem dadurch, dass mittlerweile immer häufiger technische fort, um neue Wachstumspotenziale zu erschließen. Zum Probleme auftreten. Die Verfügbarkeit der Kraftwerke ist von Schlüssel des Erfolgs könnte Indien werden: Hier steht Carre- 84 Prozent vor fünf Jahren auf aktuell nur noch 78 Prozent four kurz vor dem Abschluss eines neuen Joint Ventures mit gesunken. In diesem Winter mussten die Franzosen sogar Strom einem der großen heimischen Anbieter und will in den Einzel- von deutschen Versorgern hinzukaufen. Gleichzeitig wackelt die handel einsteigen. Der indische Markt gilt mit einem Umsatz- bislang staatlich garantierte Abschottung des Markts. Die volumen von 400 Mrd. US-Dollar als letzter unerschlossener EU-Kommission hat ihr Wettbewerbsverfahren zwar eingestellt, Megamarkt der Welt. Große Ketten halten daran bislang ledig- aber dafür EDF die Zusage abgetrotzt, dass französische Kun- lich einen Marktanteil von 6 Prozent. Gelingt es Carrefour tat- den leichter aus langjährigen Verträgen aussteigen können — sächlich, dort Fuß zu fassen, wäre dies ein enormer Wachs- und insgesamt 65 Prozent weniger Strom von EDF abnehmen tumsschritt. müssen. Mit anderen Worten: EDF spürt erstmals Wettbewerb auf dem Heimatmarkt. Wie auch immer sich diese Aktien zukünftig entwickeln wer- den, Citi bietet für verschiedene Szenarien Produkte an. Opti- Auch die Spuren, die die Auslandsexpansion in der Bilanz hin- onsscheine, Turbos und Mini Futures eignen sich für starke terlassen hat, sind tief: Die Nettoverschuldung stieg 2009 von Kursbewegungen in die eine oder die andere Richtung oder 24,5 auf 42,5 Mrd. Euro. Der Vergleich mit dem deutschen für kurzfristige Trends. Mit Discount Zertifikaten haben Anle- Marktführer E.ON macht klar, wie schwach EDF derzeit positio- ger die Möglichkeit, auch bei seitwärts laufenden Kursen niert ist. E.ONs Umsatzrendite ist mit 10,3 Prozent bei einem ansehnliche Renditen zu erzielen. Werfen Sie einfach einen Umsatz von 81,8 Mrd. Euro fast doppelt so hoch wie die 5,9 Blick auf unsere Produktmatrix in der Mitte des Hefts oder in Prozent, die EDF aus seinen 66,3 Mrd. Euro Umsatz heraus- den Kursteil. Sie werden sicherlich auf eine ganze Reihe inte- quetscht. Auch die Eigenkapitalquote ist mit 13,5 Prozent für ressanter Produkte stoßen. Natürlich finden Sie auch alles einen Versorgerwert niedrig. online unter www.citifirst.com n Fachhandel wird für Carrefour zum Problem Lars Olofsson, Chef des weltweit zweitgrößten Handelskon- zerns Carrefour, kämpft derzeit ebenfalls an mehreren Fronten. Zwar betreiben die Franzosen in rund 20 Ländern der Erde ins- gesamt mehr als 15.000 große und kleine Supermärkte, doch ausgerechnet in den angestammten europäischen Märkten läuft der Motor äußerst unrund und die Gewinne geben nach. In Süditalien und Belgien verhandelt Carrefour mit den Gewerk- schaften über einen Stellenabbau und schließt Filialen. Portu- gal will das Unternehmen als Standort ganz aufgeben; derzeit betreibt Carrefour dort noch 524 Filialen. Sogar im Heimat- Carrefour markt Frankreich, wo das Unternehmen 43 Prozent seines EUR Umsatzes und 40 Prozent seiner operativen Erlöse erzielt, 100 nahmen kleine Konkurrenten und Discounter Carrefour zuletzt 90 Marktanteile weg. 80 Neben den Anzeichen gesättigter Märkte, mit denen Olofsson 70 fertig werden muss, zeigt sich ein zweites großes Problem: Die 60 Idee der „Hypermärkte“, jener riesigen Einkaufsmärkte mit rund 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 70.000 Pro- 50 dukten von Lebensmitteln bis Bekleidung, hat sich überholt. 40 Insgesamt betreibt Carrefour 730 solcher Giganten, meist 30 außerhalb der Städte. Doch immer öfter ziehen die Kunden das 20 Fachgeschäft um die Ecke vor. Die Hypermärkte bleiben leer. 10 Diese Entwicklung macht sich auch im neuesten Zahlenwerk 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 negativ bemerkbar. So sank der Umsatz 2009 zwar nur leicht um 0,9 auf 87,4 Mrd. Euro. Doch der Gewinn brach aufgrund Ausgewählte Produkte auf Carrefour von Restrukturierungsmaßnahmen und Rabattaktionen massiv ein. Nach 1,3 Mrd. im Vorjahr blieben 2009 nur 385 Mio. Euro Carrefour, aktueller Kurs: 37,54 EUR übrig. Um die Kunden wieder stärker an sich zu binden, will WKN Fälligkeit Cap Discount Seitwärts- Preis rendite p. a. Carrefour mit flexiblen Strategien reagieren und die Preise Discount CG7CSU 17. 12. 2010 32 18,7 % 7,0 % 30,53 erneut senken. In den nächsten Monaten werden die Konzepte Discount CG7CSX 17. 12. 2010 38 8,8 % 14,0 % 34,22 vieler Hypermärkte in Frankreich, Spanien und Belgien ange- WKN Basispreis Stop Ratio Hebel Preis passt. Aber: „Es wird keine einheitliche Lösung für alle sein“, Loss erklärt Olofsson. Open End Turbo Bull CG8DHL 34,14 34,14 0,1 8,7 0,43 Open End Turbo Bear CG8QKL 44,00 44,00 0,1 5,1 0,74 Stand: 13. April 2010
16 TALK First | Mai 2010 „Unsere Daueraufgabe ist das Erah First: Anfang März wurde in München von FOCUS- renburg (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank- MONEY und n-tv der Zertifikate-Preis 2010 verliehen. furt am Main), Wolfgang Schumann (Gebser & Die Citi wurde dabei als beste Emittentin für Hebel- Partner), Prof. Dr. Jens Kleine (Steinbeis-Hochschule produkte ausgezeichnet. Welche Kriterien lagen der Berlin) sowie Prof. Dr. Lutz Johanning (European Bewertung zugrunde? Business School, EBS). Gewertet wurde nach dem Schulnotenprinzip, wobei der Durchschnitt jeder Pöpsel: Zum einen werden beim FOCUS-MONEY- Kategorie zu jeweils einem Drittel zählte. Zertifikate-Preis Themen wie Risikoaufklärung, Ser- vice und Handelsqualität Gab es im Vergleich zu den beurteilt. Zum anderen geht Vorjahren Veränderungen in „Angesprochen sind alle, die Wirtschaft, es um Produktgattungen, Unternehmen und die dort herrschenden den einzelnen Bereichen also um Fragen wie: Welcher Trends verstehen wollen.” oder besticht das Bild eher Emittent hat besondere Stär- durch Konstanz? ken im Bereich Garantiezer- tifikate? Wer bietet die besten Hebelpapiere oder Pöpsel: Die Kategorien, die auch 2009 untersucht Discounter? wurden, sind überwiegend gleich geblieben. Die Bewertung der besten Emittenten für Produktgrup- Wer hat in diesem Jahr an der Abstimmung teilge- pen wie Hebelprodukte oder Bonus Zertifikate hatten nommen? wir im Vorjahr ausgesetzt; insofern ist kein Vergleich möglich. Nach der Lehman-Pleite hatten 2009 vor Pöpsel: Die Jury setzte sich zusammen aus rund allem Risikoaspekte eine Rolle gespielt. 5.000 Leserinnen und Lesern von FOCUS- MONEY und n-tv.de, den Redakteuren von FOCUS- FOCUS-MONEY feierte vor Kurzem sein zehnjähriges MONEY VermögensVerwalter sowie hochrangigen Bestehen. Wie hat sich das Magazin im Laufe der Zeit und unabhängigen Finanzexperten. Zu diesen zählen verändert? unter anderem Dr. Andreas Beck vom Münchner Insti- tut für Vermögensaufbau (IVA), Prof. Dr. Mark Wah-
First | Mai 2010 TALK 17 Frank Pöpsel begann seine Karriere 1994 als Redakteur bei beim Wirtschafts- magazin Capital, nachdem er das VWL-Studium an der Universität Regensburg erfolgreich abgeschlossen hatte. Bei Capital betreute er das Ressort Geldan- lage und war verantwortlich für den Informationsdienst Capital Vertraulich. 1996 wechselte Frank Pöpsel als Redakteur zum FOCUS. Seit April 2000 ist er Chefrakteur von FOCUS-MONEY. nen von Trends“ Pöpsel: Wir haben einen grundlegenden Wandel erlebt Pöpsel: Sie sagen es ja selber — im Internet geht es und gleich zwei Wirtschaftskrisen in einem Jahrzehnt vor allem um die Informationssuche. Im Übrigen bie- begleitet — und doch zeichnet sich die Arbeit unserer ten wir umfassende Wirtschaftsberichterstattung und 40-köpfigen Redaktion durch eine erstaunlich deut- gehen über den Börsenbereich weit hinaus. Im Kon- liche Kontinuität aus. Das Erahnen von Trends ist die kurrenzkampf mit dem Internet dominieren Qualitäts- Daueraufgabe geblieben; nach wie vor wichtig ist die magazine wie unseres unverändert die tiefgehende Analyse von Volkswirtschaften und (Kapital-)Märkten Analyse und heben uns durch eine Art der Aufberei- sowie das Aufspüren der „Gewinner“: aussichtsreiche tung unserer Analysen ab, die Lesen erst zum Vergnü- Unternehmen, raffinierte Investments oder über- gen macht. sehene Chancen, um Steuern zu sparen. E i n e l etz te Fra g e zu m „Im Internet geht es vor allem um Informations- suche. Unsere Berichterstattung geht darüber Abschluss: Wie schätzen Sie Welcher Leserkreis ist die hinaus.” das aktuelle Marktgeschehen Zielgruppe von FOCUS- ein? MONEY? Pöpsel: Die Aktienmärkte wollen sich — getrieben von Pöpsel: Angesprochen sind alle, die Wirtschaft, Unter- der noch immer großen Liquidität — nach oben nehmen und die dort herrschenden Trends verstehen arbeiten, stehen aber unter permanenter Rückschlag- wollen, und auf dem Fundament einer guten (Alters-) gefahr, wie die Griechenland-Krise unterstrichen hat. Vorsorge ihr Vermögen mehren möchten, ohne dabei Und die Staatsverschuldung bleibt das alles über- einen Cent mehr als notwendig an das Finanzamt schattende Thema der kommenden Jahre. abzugeben. Herr Pöpsel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Das Internet beherrscht in zunehmendem Maße die Informationssuche. Wie können sich Finanz- und Bör- senzeitschriften dagegen behaupten?
18 markets First | Mai 2010 Marktanalyse Aktuelles Marktgeschehen im Überblick Performanceveränderungen wichtiger Märkte im Überblick Stand am Veränderung zum Veränderung seit Veränderung in 12. April 2010 Vormonat Jahresbeginn 52 Wochen Indizes DAX® 6. 243,00 Pkt. 5,08 % 4,86 % 39,10 % EURO STOXX 50® 2. 998,00 Pkt. 3,58 % 0,85 % 32,61 % S&P 500® 1. 197,00 Pkt. 4,14 % 7,40 % 39,81 % Nikkei 225® 1 1. 255,00 Pkt. 4,47 % 7,13 % 24,79 % Hang Seng 22. 208,00 Pkt. 4,71 % 1,54 % 49,04 % Währungen EUR/USD 1,3586 USD — 1,26 % — 5,18 % 3,20 % EUR/GBP 0,8831 GBP — 2,44 % — 0,96 % — 1,68 % Rohstoffe Öl 85,22 USD 6,65 % 9,47 % 54,99 % Gold 1.161,00 USD 5,30 % 6,07 % 32,04 % Silber 18,41 USD 8,04 % 9,13 % 49,31 % Europäische Aktien DEUTZ 4,84 EUR 15,25 % 42,71 % 84,66 % SolarWorld 1 1,02 EUR 5,21 % — 28, 15 % — 36,14 % UBS 18,16 EUR 10,74 % 13,08 % 57,83 % Internationale Aktien Eastman Kodak 7,53 USD 27,84 % 78,44 % 74,71 % Bank of America 18,69 USD 10,92 % 24,10 % 95,71 %
First | Mai 2010 markets 19 n Bringt Griechenland-Rettung das Ende der Krise? Doch es gab auch erfreuliche Nachrichten: So ist der Auf- Die Aussichten auf eine Rettung Griechenlands durch die Euro- tragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau im päische Union (EU) und den Internationalen Währungsfonds Berichtsmonat gegenüber dem Vorjahr real um 26 Prozent (IWF) wurden an den Kapitalmärkten zuletzt mit Erleichterung gestiegen. Die Inlandsnachfrage war im Vorjahresvergleich um aufgenommen. Der Deutsche Aktienindex DAX® kletterte im 16 Prozent geklettert, die Auslandsnachfrage um 32 Prozent. März um mehr als 5 Prozent nach oben, der Euro erreichte den Der weniger stark schwankende 3-Monats-Vergleich zeigt gegen- höchsten Stand seit drei Wochen. über dem Vorjahr ein Plus von 10 Prozent an. Insgesamt wollen EU und IWF rund 45 Mrd. Euro für Athen Nach einem spürbaren Rückgang im Januar hat, bedingt durch bereitstellen. Die Risikoaufschläge auf hellenische Anleihen den schwachen Euro, auch der deutsche Export im Februar waren in der Folge deutlich zurückgegangen. Doch nicht alle deutlich angezogen: Laut Statistischem Bundesamt führte Experten teilen den Optimismus: So urteilte etwa Stephen Deutschland Waren im Wert von 70,0 Mrd. Euro in andere Roach, Marktexperte von Morgan Stanley und bekannt für seine Staaten aus, 5,1 Prozent mehr als im Vormonat. Gleichzeitig wur- kritischen Sichtweisen: „Mit dem Rettungspaket erkauft sich den Güter im Wert von rund 57,3 Mrd. Euro aus anderen Ländern Griechenland nur Zeit.“ Das Risiko eines Zahlungsausfalls sinke nach Deutschland importiert. lediglich kurzfristig. Fraglich bleibe, wie Griechenland sein Haus- haltsdefizit in kurzer Zeit senken wolle. Im kommenden Jahr Bei einzelnen Titeln kam es zu interessanten Entwicklungen: So werde die Lage für Griechenland noch schwieriger, da die Til- haben der Motorenhersteller Deutz und der schwedische Lkw- gungsbedingungen härter, die Arbeitslosenquote höher und die Bauer Volvo einen langfristigen Liefervertrag unterzeichnet. Wirtschaft schwächer sein würden. Hinzu komme, dass die Danach bleibt das Kölner Unternehmen alleiniger Lieferant von Regierung weitere Sparprogramme durchpeitschen müsse. Motoren mit einem Hubraum von 4 bis 8 Litern für Volvo-Bau- Experten rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung Griechen- maschinen. Auch der Aktienkurs sorgt für Aufsehen: Allein seit lands allein in diesem Jahr um 2,5 Prozent schrumpfen wird. Jahresanfang hat die Deutz-Aktie mehr als 43 Prozent zugelegt. Ganz anders die Papiere vieler Solarwerte. Wegen sinkender Die Milliardensummen aus dem Rettungspaket sollen nach den Einspeisevergütungen der ambitionierter Bewertungen waren Plänen des IWF erst bereitgestellt werden, wenn Athen offiziell die Kurse dort zuletzt massiv unter die Räder gekommen. Die um Hilfe bittet. Noch pocht man dort darauf, die Krise aus eige- Aktien von Branchenschwergewicht SolarWorld etwa büßten nen Kräften meistern zu können. Fraglich ist derzeit, ob es zu seit Jahresanfang fast 30 Prozent ein. Im Kursverlauf zeigt sich einer Restrukturierung der griechischen Schuldenlast kommen jetzt ansatzweise eine Bodenbildung. Experten verweisen auch könnte. Dabei geht es um die Streckung der Tilgungs- und Zins- auf die Bewertungen dieser Papiere, die sich in vielen Fällen wie- last und womöglich sogar um einen Schuldenerlass. Zwischen der normalisiert hätten. 1998 und 2005 hatten hiervon die Ukraine, Pakistan, Argenti- nien, Moldawien, Uruguay und die Dominikanische Republik pro- In den USA machten die Aktien des früheren Dow-Jones-Titels fitiert. Durchschnittlich waren die Verbindlichkeiten mit Aus- Eastman Kodak von sich reden. Die Papiere des Fotospezialisten nahme Argentiniens um 8 Prozent gesenkt worden. kletterten innerhalb weniger Tage um fast 30 Prozent nach oben. Der Fotopionier, der lange Zeit Schwierigkeiten mit der Im übrigen Europa waren die Konjunkturdaten zuletzt durch- Umstellung auf die Digitalfotografie gehabt hatte, schaffte in wachsen ausgefallen: In der EU war das Bruttoinlandsprodukt im diesem Jahr den Sprung zurück in die Gewinnzone. Auch einige vierten Quartal 2009 unverändert geblieben. Im vorangegan- US-amerikanische Bankwerte, wie die Bank of America konnten genen Quartal hatte die Wirtschaft in Europa noch um 0,4 Pro- zuletzt zweistellig zulegen. Bloomberg erwartet dass der größte zent zugelegt. Im Jahresvergleich liegt der Rückgang bei US-Hauskredit-Verleiher im abgelaufenen ersten Quartal einen 2,2 Prozent nach einem Minus von 4,1 Prozent im Quartal zuvor. Gewinn von 10 US-Cent je Aktie ausweisen wird. Im vierten Quar- Vorreiter der schwachen Entwicklung war Schweden: Wegen sin- tal hatte die Bank of America einen Verlust von 52 US-Cent je kender Exporte war die Wirtschaft dort im vierten Quartal über- Aktie eingefahren. raschend um 0,6 Prozent eingebrochen, während Analysten mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet hatten. Gute Zahlen stellte auch die Schweizer Großbank UBS in Aus- sicht. Dort rechnet man für das erste Quartal mit einem Milliar- In den USA waren die Verbraucherkredite im Februar um dengewinn. Das Ergebnis vor Steuern werde sich voraussichtlich 11,5 Mrd. US-Dollar gesunken. Erwartet wurde eine Spanne zwi- auf mindestens 2,5 Mrd. Schweizer Franken (1,7 Mrd. Euro) belau- schen – 1,4 und + 1,6 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg von fen. Der Nettoabfluss von Neugeldern sei im Vergleich zum rund 10,6 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Die Zahl der Schlussquartal 2009 erheblich zurückgegangen. Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war in den USA zuletzt auf 460.000 gestiegen. Erwartet wurden 435.000 bis 440.000 Der Goldpreis konnte sich über der Marke von 1.100 US-Dollar je neue Anträge, nach zuvor 442.000. Experten warnen, dass die Feinunze etablieren, der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Der anhaltende Schwäche auf dem US-Arbeitsmarkt eine sinkende Ölpreis konnte ebenfalls zulegen. Charttechniker sehen bei der Konsumlaune zur Folge haben und somit die konjunkturelle Nordseesorte Brent die Marke von 100 US-Dollar jetzt wieder in Erholung in den USA gefährden könnte. Reichweite. n www.boerse-go.ag
Sie können auch lesen