Freude herrscht! Paris Air Show - ORIS-Fly-in - Cockpit - Magazin
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Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 8/August 2013 CHF 8.20 / € 5.50 Er 50 A3 st X W flu B g Paris Air Show Freude herrscht! General Aviation History Military Aviation ORIS-Fly-in Der Angriff auf Patrouille de France Ambri Niederweningen feierte Jubiläum
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Cockpit 08 2013 Editorial 3 Take-off Liebe Leserinnen und Leser Wie schreibt man eigentlich ein Edito- Wenn Sie jetzt noch weiterlesen mögen – es gibt auch die Ernst- rial? Gibt es Vorgaben, einen Raster oder haftigkeit. Den Unfall in San Francisco als Beispiel. Bei aller Tra- gar ein Handbuch «How to do»? gik, dieser Erstunfall einer Triple Seven zeigt eines auf: Moderne Nichts von alledem. Zumindest nicht Maschinen sind viel sicherer, als es die Vorgängermodelle waren. was das Cockpit-Editorial betrifft. Am Der technische Fortschritt (nicht nur im Flugzeugbau) macht es Anfang steht das nackte Chaos. Tausend möglich. Es ist wohl davon auszugehen, dass ein ähnlicher Vorfall Themen, Ideen, Wünsche und Kritik aus vor 20 Jahren oder mehr in einem Feuerball geendet hätte – ohne dem Vollen. Alle Punkte werden nieder- Chance, dem Inferno zu entkommen. geschrieben, es wird gefeilt, diskutiert Schweizer Luftwaffe. In einer Pressemeldung vom 20. Juni wird und verworfen. Bin ich heute gut drauf? Folgendes mitgeteilt: «Dem als Displaypilot F/A-18 vorgesehenen Dann ist das auch an dieser Stelle so zu Berufsmilitärpiloten ist es bis zum Abschluss der Einführung/Aus- lesen. Schlecht drauf? Der Leser wird es merken. Das letzte Wort bildung nicht gelungen, die besonderen Herausforderungen eines ist beim Chefredaktor; das allerletzte hat – wer ahnt es nicht – eine Flugvorführprogramms in der geforderten, höchsten Qualität zu Frau: «Das kannst du nicht, das darfst du nicht und jenes wird nicht beherrschen. Daher haben er und die zuständigen Vorgesetzten der verstanden.» Luftwaffe gemeinsam beschlossen, ihn von dieser Aufgabe zu ent- Mehr aus dem abwechslungsreichen Redaktionsalltag erfahren binden. Der Entscheid betrifft ausdrücklich nicht seine Stellung Sie im «Report» auf Seite 52. Karin Münger hat «ihren Chef durch- als F/A-18-Staffelpilot. Die Präsentation der F/A-18 (Swiss Hornet schaut». Sie hat das allerletzte Wort. Oder genauer: Sie nimmt es Display) an Flugschauen/Flugvorführungen wird daher vorläufig sich. ausgesetzt. Über den weiteren Saisonverlauf des F/A-18-Hornet-Dis- Die Automarke des Chefredaktors würde ihn nicht interessie- play wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.» ren, hat uns ein Leser kürzlich informiert (siehe Editorial Cockpit Safety first – in der Fliegerei gibt es keine Toleranz. Das ist wichtig 07/2013). Nun ist uns – unbeabsichtigt – ein Product placement und richtig. Und doch berührt mich diese Mitteilung sehr. Hinter passiert, das weitere Reaktionen zur Folge haben kann.Unsere Re- den trockenen Buchstaben steht ein Mensch und ausgezeichneter daktions-Kaffemaschine ist mit auf dem Bild ... (für Leser, die sich Pilot. Eine kleine Tragödie. Ich wünsche B. viel Kraft und Befriedi- jedoch wirklich für die Autos des CRs interessieren, in alphabeti- gung in seinem Staffel-Job! scher Form aufgezählt: Audi, Porsche, Toyota, und VW). «Stopp!» Andererseits: Zu oft habe ich bei Airshows schon (offensichtlich) interveniert das allerletzte Wort, «hier schweifst du ab». überforderte Piloten beobachtet, die nicht aus dem Verkehr gezo- Zurück zur Entstehung des Editorials: Nach der Niederschreibe- gen wurden – und in der Konsequenz leider auch mehrere Unfälle Pflicht kommt die vermeintliche Kür. Doch – es steht nur eine einzi- mit fatalem Ausgang miterlebt. ge Seite zur Verfügung! Also, streichen, kürzen, ändern! Ein Prozess Wir sind am Schluss dieses Editorials. Und das allerletzte Wort der schmerzt. Ein Galeerenjob. Die schönste Formulierung in den hatte nur wirklich Kleinigkeiten zu beanstanden. Im Grundsatz Papierkorb. Das Dankeschön an meine Kollegen vertagt. Den Tritt stimmt es (sie) mir zu. ans Schienbein einer missbeliebigen Person (das gibt es) durchge- strichen – das allerletzte Wort will es so. Ihr Max Ungricht Der Zeiger springt auf 23 Uhr 59. Noch eine Minute bis zum Abga- betermin. Nichts ist gut, die Sätze stehen schräg, das Thema mag niemanden interessieren, die Verzweiflung nagt. Heureka! – der rettende Einfall. Kein Mensch wird um Mitternacht mein Mail und den angehängten Text noch lesen. Eine Galgenfrist also bis (mindestens) sieben Uhr. Darum weiter im Text, der vorhande- ne Zigarettenvorrat neigt sich zu Ende – die Verzweiflung beim Schreiberling steigt. Und das allerletzte Wort geniesst (wahr- scheinlich) den verdienten Schlaf. Zum Haareraufen. Verzweiflung. Schiere Not. Die unumgängli- che Frage an die eigene, zwischenzeitlich leicht depressive Person: «Weshalb wurde (zumindest) dieses eine Editorial nicht an Karin delegiert?» Eine überflüssige Frage – weil sie nicht will. Das aller- letzte Wort hat gesprochen. Foto: Sven Zbinden Liebe Leserinnen und Leser. Was oben beschrieben, ist nicht ganz falsch. Aber auch nicht ganz richtig. Manchmal gibt es Abende wie diesen, an denen keine «Tausende Themen, Ideen, Wünsche und Kritik aus dem Vollen» sprudeln. Sie haben es schon bemerkt. Ich hoffe, Sie verzeihen. Zumindest sind schon einmal 2979 Zeichen ORIS-Fly-in Ambri: der Vampire Trainer HB-RVJ beim Start. Siehe Be- geschafft ... richt auf Seite 32.
Cockpit 08 2013 Inhalt 5 Military Aviation Helicopter Military Aviation 6 6 Die Patrouille de France 36 Data Sheet: feierte ihren Geburtstag! AS.350B3e Ecureuil Die Patrouille de France 9 JSF: «Dominieren, überleben 37 Swiss Helicopter AG – feierte ihren Geburtstag – oder sterben ...?» Helikopter-Zuwachs auf der 11 Saab beginnt mit dem Bau Basis Gruyères des ersten Gripen E 38 Swiss Helicopter Association – Die Info-Seite Civil Aviation 14 Paris Air Show: History Freude herrscht! 40 Fliegerangriff auf Nieder- 19 Flughafen Wien – es geht weningen (1944) verhalten aufwärts 42 Wasserflugbasis 21 Swiss AviationTraining – Der Zürichhorn (2) Weg ins Airline-Cockpit (24) 45 Travel Air: Ein Bijou kommt 22 Erstflug des Airbus A350 in die Schweiz Civil Aviation 14 25 Your Captain speaking ... «Mission spéciale» Report Paris Air Show: 26 Horizon Swiss Flight Aca- 52 Die Cockpit-Redaktion am Freude herrscht! demy – «Die Crews sind das Puls des Flughafenalltags Aushängeschild!» Regelmässige Mittelposter Rubriken 28 Boeing 787-8 Dreamliner 3 Take-off Foto: Marcel Tuccimei 12 Inside 39 Heli-Focus General Aviation 45 Vor 25 Jahren 30 AIRPOWER-13: Eine Firmen- 48 HB-Register präsentation mit Flugshow? 50 Gallery 32 ORIS-Fly-in Ambri: Hunter- General Aviation grollen in der Leventina 54 Letzte Seite: Events, Wettbe- 32 ORIS-Fly-in Ambri: Hunter- werb, Vorschau, Full stop 34 Klassikwelt Bodensee: Die fliegenden Bullen in Hoch- grollen in der Leventina form Titelbild: Airbus A350XWB (MSN001). Foto: Airbus History Cockpit – 54. Jahrgang Herausgeber Jordi AG – das Medienhaus Verlag «Cockpit» Postfach 96, 3123 Belp Abonnementspreise Inlandabo jährlich CHF 87.– Jugendabo für Schüler und Studenten (mit Ausweis): CHF 52.– Schnupperabo (für 3 Monate): Redaktions-Mitarbeiter Peter Aegerter, Jean-Luc Altherr, Daniel Bader, Werner Baier, Joël Bessard, Jürgen Gassebner, Markus Herzig, Walter Hodel, Rolf Müller, Samuel Sommer, 40 Fliegerangriff auf Nieder- weningen (1944) Zentrale: +41 31 818 01 11 CHF 20.– Dr. Bruno Stanek, Hans-Heiri Fax: +41 31 819 38 54 Einzelverkaufspreis: CHF 8.20 Stapfer, Anton E. Wettstein www.cockpit.aero inkl. Porto und MwSt. Bitte Texte und Fotos nur Verlagsleitung: Roger Schenk Auslandabo steuerfrei, Porto nach vorheriger Absprache Verlagssupport: Daniel Jordi nach Aufwand zusenden Preisänderungen vorbehalten «Cockpit» erscheint monatlich Druckvorstufe am Ende des Vormonates. Auflage TopDesk-Design, Hangweg 20, 6000 Exemplare CH-3125 Toffen Unsere Partner 11 775 Leser (gemäss Umfrage «Cockpit» ist Verbandsorgan Telefon: +41 (0)31 964 04 42 2008) E-Mail: der Swiss Helicopter Association (SHA) sowie Partner der AOPA Notariell beglaubigt 2012 e.schenk@topdesk-design.ch Schweiz Total verkaufte Auflage: Layout: Elisabeth Schenk 4677 Exemplare Layoutkonzept/Druck/Vertrieb Anzeigenverkauf Jordi AG – das Medienhaus Text- und Bildredaktion Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann mt-media, GAC, Flughafen Bern, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp CH-3123 Belp gedruckt auf FSC-zertifiziertem Telefon +41 31 818 01 42 Telefon: +41 31 960 22 49 Papier E-Mail: inserate@cockpit.aero Fax: +41 31 960 22 29 E-Mail: redaktion@cockpit.aero ISSN 0010-0110 Aboservice Jordi AG – das Medienhaus Chefredaktor: Max Ungricht Ursula Seifried Jordi Stv. Chefredaktor: Thomas Strässle Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp Koordination: Karin Münger Telefon +41 31 818 01 27 E-Mail: abo@cockpit.aero
6 Military Aviation Cockpit 08 2013 Jubiläum 60 Jahre Patrouille de France Ende Mai feierte die Patrouille de France in Salon-de-Provence ihren 60. Geburtstag. Die Wurzeln des Teams gehen aber bereits auf die Vorkriegszeit zurück. Unsere Mit- arbeiter Kees Otten und Wim Das besuchten den Event im Süden Frankreichs. E inen Geburtstag feiern heisst Ge- Den geschichtsträchtigen Namen «Patrouil- schenke empfangen. So war denn le de France» wurde am 17. Mai 1953 von für die wettergeplagten Europäer der Major Delachenal zum ersten Mal verwen- unerwartete Sonnenschein ein besonderes det, dem damaligen Kommandanten des Geschenk. Aber die wahren und unvergess- 3e escadre de chasse und späteren Chef der lichen Geschenke trugen andere Namen: französischen Luftwaffe. Frecce Tricolore, Patrouille Suisse, Red Ar- Unserer Generation noch bekannt sind die rows und Patrouille Aguila. Ein Fest unter Einsätze der PdF mit dem Fouga CM-170 Ma- Freunden. gister (ab 1963). Mit zunächst sechs dieser Trainingsflugzeuge und zuletzt neun Ma- Jet-Zeitalter schinen endete die Ära 1980. Seit 1981 sind Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die fran- Alphajets der Arbeitsplatz der Patrouille-de- zösische Luftwaffe im In- und Ausland France-Piloten; im ersten Jahr bestand die mit unterschiedlich zusammengesetzten Staffel aus sieben, ein Jahr später bereits aus Teams auf, dazu zählte auch die Formati- acht Flugzeugen. Diese Zusammensetzung on von Pierre Delachenal, die aus vier Re- wird nach Aussagen der Verantwortlichen public F-84G Thunderjet bestand. Dies war auf längere Zeit so bleiben. der eigentliche Beginn des Jet-Zeitalters für die nachmalige Patrouille de France. Andere Best team, best location (französische) Typen wie die Dassault MD- In einem Gespräch mit Cockpit erklärte Lieutenant-colonel Bruno Bezier, Komman- 450 Ouragan oder Dassault Mystère IV A Lieutenant-colonel Bruno Bézier, der Kom- dant des Teams. kamen ebenfalls zum Einsatz. mandant der Staffel, wie seine Leute für die
7 Oben: Ist ebenfalls «ein militärischer Kern- auftrag Frankreichs» – die Kunstflug-National- mannschaft (Extra 330). Mitte: Geburtstagsgeschenk aus Grossbritan- Die Patrouille de France feierte den runden nien – die Red Arrows. Geburtstag vor eigenem Publikum. Unten: Geburtstagsgeschenk aus der Schweiz – die Patrouille Suisse. prestigeträchtigen Sitze in einem Patrouil- le-de-France-Flugzeug ausgewählt werden: «Wir suchen nach Piloten, welche die Ba- lance zwischen Risiko und Spektakel be- herrschen. Die Piloten werden aus den Kampfstaffeln der Luftwaffe rekrutiert und müssen bereit sein, die französische Luft- fahrt zu repräsentieren. Das Team spricht mit den Anwärtern – die Gründe ihrer Mo- tivation werden hinterfragt. Für uns sind der Charakter und der Wille zur Teambe- reitschaft äusserst wichtig.» Und Bézier fügt bei: «Wir sind das beste Team der Welt», und fügt schmunzelnd hinzu «... das werden ihnen aber wahrscheinlich auch die Kom- Fotos: Kees Otten & Wim Das mandanten der anderen Teams so sagen ...». Anwärter für die PdF müssen mindestens 1500 Flugstunden auf Jets vorweisen kön- nen. Das Team ist auf der Base Aérienne 701 in Salon-de-Provence stationiert. Bé- zier: «Best team, best location.» Salon-de- Seit über 30 Jahren ist der Alphajet das Arbeitstier der Patrouille de France. Provence ist in der Tat gut geeignet als �
8 Military Aviation Cockpit 08 2013 Team-Standort: In dieser Gegend Frank- reichs gibt es wenig Luftverkehr und das Wetter spielt auch meistens mit. Die BA 701 beherbergt die Ecole de l’air mit einer hervorragenden Infrastruktur. Bézier: «Und unser Team ist diesen jungen Leuten Vorbild und Motivation.» Vorbild zum Bei- spiel bezüglich Professionalität und Kon- zentration. «In unserem Programm gibt es absolut keinen Raum für Individualität und Fehler», fügt er hinzu. Und: «Unser Team besteht aus acht Flugzeugen. Entweder alle acht – oder keine Show!» Oben: Grosszügige Im Jahr 2010 führt erstmals eine Frau das Infrastruktur – die BA Team als Leader an: Virginie Guyot, eine Mi- 701 in Salon-de-Pro- rage-F-1-CR-Pilotin, war (und ist) weltweit vence. die einzige Pilotin, die einen so prestige- trächtigen Job ausführen durfte. Links: Geburtstags- geschenk aus Italien – die Frecce Tricolore. Kees Otten & Wim Das ber 120 STCs weltweit! The Winnerï s Propeller! Entwicklung und Herstellung von EASA und FAA zertifizierten High Performance Composite Verstell- und Festpropellern für GippsAero GA8 Airvan / MTV-9 Flugzeuge mit Kolben- und Turbinentriebwerken, Luftschiffe, Luftkissenboote und Windkanäle. Mehr als 30 Jahre Erfahrung in Service und Verkauf von Produkten der Hersteller McCauley, Hartzell, Sensenich, Woodward und Goodrich. Direkt am Flugplatz Tecnam P92 / MTV-34 for UL/LSA Straubing-Wallmühle (EDMS) Deutschland Flugplatzstr. 1 94348 Atting / Deutschland Tel.: +49/(0)9429 9409-0 Fax: +49/(0)9429 8432 sales@mt-propeller.com Cessna 425 / MTV-27 www.mt-propeller.com EASA DE.145.0115, FAA MFNY838K, EASA DE.21G.0008, EASA.21J.020
9 Der erste britische F-35B (BK01). Im Mai 2012 voll- zog die Cameron-Regierung einen viel kritisierten Schwenk von F-35A und -C auf nur F-35B. Grund: Die Finanzen erlaubten nur das Umrüsten eines Trägers. Dominieren, überleben – oder sterben ...? Kontroversen um die Luftkampf- beziehungsweise Überlebensfähigkeit des F-35 JSF Die auch an dieser Stelle schon mehrmals behandelten finanziellen beziehungsweise strukturbedingten Prob- leme und technischen Verzögerungen im bisher teu- ersten und umfangreichsten Kampfflugzeugprogramm werden – ausgehend von Australien – seit Jahren von leidenschaftlichen Debatten um die künftige Kampf- Fotos: LM stärke der Hauptstütze westlicher Luftmacht begleitet. Am 19. Oktober 2012 wurde eine AIM-120-AMRAAM-Lenkwaffe erst- mals von AF01 ausgeklinkt, im Juni 2013 erfolgte der erste scharfe Schuss. Kritiker bemängeln, dass vier interne Lenkwaffen zu wenig sind. U nser Mitarbeiter Georg Mader hat sich in negative wie po- Szenarien diversen Su-30/35, T-50, J-20, J-31 oder selbst Rafales oder sitive Einschätzungen um die Qualität des JSF vertieft und Typhoons gegenüberstehen. mit Protagonisten beider Sichtweisen gesprochen. Neben den nach wie vor geplanten 2443 F-35 für die drei US-Teil- Kann nicht reinkurven, davonsteigen oder flüchten ...? streitkräfte – alle drei Versionen sind seit 22. Juni zur Truppenein- Zu den umtriebigsten Protagonisten des vorhergesagten Scheiterns führung nach Eglin AFB ausgeliefert worden – sollen Lockheeds gehört der australische Elektronik- und Kommunikatonsingeni- Programmpartner England, Italien, Niederlande, Türkei, Kanada, eur Dr. Carl Kopp. Seine umfangreiche Website (www.ausairpow- Australien, Dänemark und Norwegen den JSF einführen. Selbst er.net) ist eine einzige technische Anklage an eine kapitale Fehl- wenn das bei manchen davon noch «wackelt», gibt es zudem mit entscheidung Canberras, sich auf den JaBo F-35 festzulegen statt Israel und Japan Exportkunden, die ihre ersten Stealth-Fighter ab doch zu versuchen, F-22 zu bekommen (welche der US-Kongress 2016 erhalten sollen. Dazu später eventuell auch Singapur oder aber bislang nicht zum Export freigab). Carlos «Think Tank» hat Südkorea. Alle genannten Länder sind luftwaffenseitig nicht ir- zu allen zeitgenössischen russischen und chinesischen Systemen gendwer, ihre «Ecken» teils keineswegs so friedlich wie Europa. (auch Boden-Luft-Abwehr) eine Unmenge von Daten und Tabellen Gut möglich also, dass sich künftig F-35-Piloten irgendwo auf un- aufbereitet. Mit seiner inzwischen auch in den USA respektive bei serer absehbar unruhigen Welt in – heute rein hypothetischen – Lockheed «berüchtigten» Medien-Präsenz und seinem Wider- �
10 Military Aviation Cockpit 08 2013 Die «berüchtigte» Folie den klassischen Luftkampf-Kategorien, in aus dem Kriegsspiel denen diese Leute ‹feststecken›, gegen die des US Think Tanks kommenden Plattformen unserer Gegner RAND provozierte eine wenig Chancen hätten, deswegen kommt ja australische Zeitung zur Schlagzeile «F-35 wie nun die 5. Generation!» Durch deren kleine Baby-Robben abge- Radarsignatur, Helmen mit hohem Schiel-/ schlachtet!» Typhoon Schusswinkel sowie der totalen Situations- und Rafale werden hier übersicht der hochintegralen elektro-opti- Grafik: RAND als deutlich stärker ein- schen und EloKa-Sensoren sowie durch den gestuft. Netzwerk-Verbund via Datenlink werde es kaum mehr zu klassischen Luftkampfsze- hall in vielen Foren hat der oft als «Nerd» Schub-Gewichtsratio als auch Flächenbe- narios im oder am Sichtbereich kommen. (= Spinner) bezichtigte Analytiker aus Perth lastung unterlegenen JSF zuschrieb: «Can’t Der erste Schuss oder die erste Salve über es aber doch zu Anhörungen vor dem Vertei- turn, can’t climb, can’t run ...». 2013 wurden den Horizont, das werde der bestimmende digungsausschuss im Parlament gebracht, Parameter für gehaltene Kurven nochmals Faktor sein. F-35-Testpilot John Beesley erin- wo er den Abgeordneten die kinetische Un- um ein halbes G sowie für Beschleunigung nert dazu gern an das mit 40 000 Pfund (177 terlegenheit und die nur vier internen Waf- (vom Mach 0,8 auf 1,2) um bis zu 43 Sek. kN) stärkste je verbaute Fighter-Triebwerk fen aufzuzeigen versuchte, mit denen der aufgeweicht ... F-135: «Die werden sich noch wundern, wie F-35 sich künftig moderner Luftgegner kon- agil das Ding ist!» frontiert sehen werde. Die 5. Generation kämpft ganz anders Wohl durchaus glaubhaft, dass das alles so Noch immer aber zitieren zum Beispiel Der Autor hat in Darwin dazu den RAAF sein wird. Dennoch müssen etliche jener auch Eurofighter-Leute gerne Kopp. Dazu Air-Marshal Geoff Brown, in Jeddah den angekündigten Funktionen noch ausgetes- auf einer Folie aus einer pazifischen US- heutigen Chef des US Air Combat Com- tet und «robuster» werden. So zum Beispiel Kriegsspielsimulation von 2008, in wel- mand Gen. Mike Hostage sowie in Eglin der genannte Helm. Künftigen F-35-Crews cher der bald danach «entfernte» RAND- Lockheeds Larry Lawson befragt. Die sind bleibt zu wünschen: «Möge der Datalink Analyst J. Stillion das Überwältigen der froh, dass «Lockheed den F-35 nicht für immer mit euch sein ...». US-Maschinen durch neue russisch/chi- Kopp oder Stillion entwickelt hat. Logisch, nesische Plattformen auch dem sowohl in dass heutige Flugzeuge der 4. Generation in Georg Mader Abheben Berufsbegleitender Studiengang 90x28 dipl. Flugzeugtechniker/in HF und doch am Start nächste Klasse: 19. August 2013 Boden bleiben. Ab 29. August Modulkurs Faszination Flugzeug – Flugzeugtechnik für Laien ein spannender Kurs für Flugzeugbegeisterte inklusive Führung durch die Werft der SR Technics Mehr unter: www.flugzeugtechnikerschule.ch FASZINATION HELIKOPTER BB HELI ZÜRICH Ihr Spezialist für Rund - und Taxiflüge BB Pilotenausbildung HELI 044 814 00 14 www.bbheli.ch Flughafen www.kreutzer-aviation.ch St.Gallen – Altenrhein info@kreutzer-aviation.ch Ihre Flugschule für • Privat-/Berufspilot* • Instrumentenflug* • Nachtflug • Kunstflug • Im Auftrag Luftwaffe militärische Selektion/Sphair • Schnupperflüge alle Kategorien * in Zusammenarbeit mit unseren Partnern
11 Saab baut erste Vorserien version des Gripen E Foto: Saab, Stefan Kalm Gripen E/F Demonstrator Saab hat mit der Montage des Gripen E begonnen. Zuerst wird der vordere Rumpf der ersten Vorserienversion (Testflugzeug 39-8) konstruiert. N ach einem kurzen und intensiven Saab. «Nach jahrelangen Investitionen in und der Schweiz während über 250 Stun- Entwicklungsprozess beginnt die Forschung und Entwicklung können wir den in der Luft. Konstruktion des Gripen E mit der unseren Kunden heute einzigartige Mög- Fertigung und der Montage sämtlicher Be- lichkeiten für den Know-how- und Tech- Vereinbarung steht – Bestellung steht standteile des Rumpfes; das ist der grösste nologietransfer anbieten, indem wir sie noch aus und der am meisten Zeit beanspruchende zur Mitarbeit am Gripen-E-Programm ein- Am 24. August 2012 schlossen die schwedi- Teil der Flugzeugzelle. Danach werden die laden. Dieses wird weiterhin die techno- sche Verteidigungs- und Sicherheitsexport- einzelnen Komponenten zum kompletten logische Entwicklung vorantreiben und agentur (FXM) und ihr Schweizer Pendant Flugzeug zusammengebaut. Anschliessend Arbeitsplätze schaffen – in Schweden und armasuisse eine Rahmenvereinbarung über wird die Verkabelung durchgeführt sowie in anderen Ländern.» die Beschaffung von 22 Gripen E durch die die Systeme und andere Ausrüstungen Dank der Implementierung von intelligen- Schweiz ab. Gemäss dieser Vereinbarung werden eingebaut. Gegenwärtig sind über tem Design und innovativen technischen sollen die Kampfjets zwischen 2018 und 1000 Saab-Mitarbeiter ausschliesslich mit Lösungen verfügt der Gripen E über stark 2021 geliefert werden. der Entwicklung und Produktion des Gri- reduzierte Produktions- und Betriebskos- Am 15. Februar 2013 unterzeichnete Saab pen E beschäftigt. ten. Das Testflugzeug 39-8 wird die erste eine Vereinbarung mit der schwedischen «Die jetzige Phase bedeutet einen Tech- komplette Vorserienversion des Gripen E Behörde für Verteidigungsmaterial (FMV) nologiesprung für Saab und die globale sein und soll zur Demonstration neuer Aus- über die Entwicklung und Modifikation Luftfahrt-Industrie. Wir können die Kons- rüstungen und Fähigkeiten eingesetzt wer- von 60 Gripen E für Schweden im Zeitraum truktion des modernsten Kampfflugzeu- den. Die technologischen Neuerungen, die 2013–2026 sowie einen möglichen Produk- ges mitentwickeln. Das Resultat ist ein den Gripen E auszeichnen, wurden im Rah- tionsauftrag für den neuen Gripen E durch Kampfflugzeug mit noch höheren Fähig- men des Gripen-Demonstrator-Programms die Schweiz. keiten und günstigeren Lebenszyklus- erprobt. Dabei war das Gripen-E/F-Demo- Kosten», erklärt Lennart Sindahl, Leiter Flugzeug seit 2008 in mehreren Ländern des Geschäftsbereichs Aeronautics von wie Schweden, Grossbritannien, Indien Max Ungricht/pd
12 Military Aviation Cockpit 08 2013 Inside PC-7 TEAM Backstage Blick hinter die Kulissen Während von «Patrouille Suisse Backstage» bereits Fotos: Urs Mattle/Swiss Air Force die zweite Auflage im Handel aufliegt, ist das Buch «PC-7 TEAM Backstage» erschienen. Wiederum por- trätieren die Autoren und Fotografen Urs Mattle und Katsuhiko Tokunaga einen bekannten Formations- kunstflugverband der Schweizer Luftwaffe. Start zum Displayprogramm 2012 in der Formation «Flying Diamond» aus der Sicht des rechten Flügelmannes (Turbo 6) Hptm Marc «Ebi» Eberhart. D as Erstlingswerk «Patrouille Suisse Backstage» entstand aus der Idee von Urs Mattle. Nach dessen Erscheinen im Jahr 2010 meldete sich Ernst Frei von den Super Constellation Flyers und wollte ebenfalls ein solches Buch. Das Buch «Super Constellation Backstage» von Ernst Frei, Urs Mattle und Katsuhiko Tokunaga erschien im gleichen Layout beim Schweizer AS Verlag. 2013 2011 2010 Nach den Erfolgen der ersten zwei Bücher Die Bücher der Backstage-Reihe sind beim Patrouille Suisse Fanclub (www.patrouillesuisse.ch) wollte der Verlag nun selber ein drittes veröf- oder im Buchhandel erhältlich. fentlichen. Sie fragten wiederum Urs Mattle an, der dem Verlag sofort ein Buch über das fotografierte die Formation des PC-7 TEAMs vor im Buch abgebildet sind. Abgerundet wird PC-7 TEAM vorschlug. Und dieses Buch ist verschiedenen Kulissen. das Buch durch ein paar spektakuläre Bilder nun am 27. April erschienen. des weltberühmten japanischen Fotografen Keine Sonderflüge Katsuhiko Tokunaga, die jedoch mit zwei Aus- Wetterpech und -glück Damit waren die Weichen gestellt und Matt- nahmen vor 2012 entstanden. Oft verwende- Es war geplant, dass wie beim ersten Buch der le begleitete das Team während der gesam- te Mattle ein 14- oder 16-Millimeter-Objektiv, Schweizer Urs Mattle die Bodenaufnahmen ten Saison 2012 als Fotograf. Er flog jeweils also ein sogenanntes Fischauge. Damit konnte und der Japaner Katsuhiko Tokunaga die Flug- in den Trainings bei einem Piloten mit und er die gesamte Formation und nicht nur einen aufnahmen machen sollte. Doch das Wetter fotografierte direkt aus der Formation. Am Ausschnitt ins Bild kriegen. Eine der grössten veränderte den Verlauf der Planung bereits am Vorführtag selber fotografierte er das Team Herausforderungen bei den Aufnahmen war zweiten Tag. Das PC-7 TEAM plante während vom Boden aus. Bei den Überflügen sass er in die Handhabung der Kamera bei den teilwei- des Trainingskurses einen Überflug von Locar- der zehnten PC-7, der Reservemaschine, die se hohen G-Belastungen. Und der grösste Teil no nach Dübendorf. Zwei Berufsbordfotografen jeweils vom Kommandanten pilotiert wird. der Arbeit fiel für Mattle durch die Nachbear- der Luftwaffe sollten dabei aus einem Pilatus Für das Buch «PC-7 TEAM Backstage» wur- beitung der Aufnahmen an. Doch das Ergeb- Porter und einer Pilatus PC-9 Luftaufnahmen den keine speziellen Fotoflüge organisiert. nis lässt sich sehen. Ein interessanter Blick in machen. Doch dieser Einsatz musste wegen des Alle Bilder entstanden auf 22 Flügen wäh- das Leben der Piloten des PC-7 TEAMs von der schlechten Wetters in der Deutschschweiz ab- rend den regulären Trainings- und während Einsatzbesprechung (Briefing) bis zum Feier- gesagt werden. So entschied der Kommandant Überflügen. Bei den offiziellen Flugvorfüh- abendbier nach einer gelungenen Vorführung. Oberst Werner Hoffmann, dass Mattle nicht mit rungen hingegen sind in der Regel keine Fo- Spektakuläre Flugbilder und ein Blick hinter dem Zug, sondern als Fotograf in seinem Pilatus tografen im Flugzeug zugelassen, doch dafür die Kulissen wie zum Beispiel in die Werkstatt PC-7 Turbo Trainer in die Deutschschweiz rei- schoss Mattle spannende Bilder der Vorfüh- runden das gelungene Werk ab. sen sollte. Der rund 75 Minuten dauernde Über- rung aus der Sicht der Zuschauer. flug war schliesslich der beste Fotoflug des Jah- Walter Hodel res. Bei perfektem Fotowetter in der Südschweiz Bilderflut und in den Alpen entstanden viele der Bilder, So entstanden schliesslich über 5500 Bilder Weitere Informationen zum Buch: http://mattle. die nun im neuen Buch bestaunt werden kön- aus der Luft und vom Boden. Nach einer ers- net/pc7-backstage/und spezielle Informationen nen. Ohne Vorbereitung flog Mattle in der zehn- ten Selektion blieben noch immer 2800 Bil- für Fotografen (EXIF-Daten der Bilder im Buch) ten Maschine, pilotiert von Hoffmann, mit und der übrig, von denen schliesslich rund 100 http://mattle.net/pc7-backstage/photos/
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14 Civil Aviation Cockpit 08 2013 Paris Air Show Freude herrscht Foto: Thomas Strässle Die 50. Ausgabe des Pariser Aérosalons war gekennzeichnet von einer wahren Bestellflut bei den beiden grossen Flugzeughersteller Airbus und Boeing, aber auch die Turboprops befinden sich im Hoch. Boeing lancierte die grösste Version des Dreamliners, während Embraer ein Modernisierungsprogramm für seine bestehende E-Jet-Familie ankündigte, das Bombardier kaum Freude bereiten dürfte. Heimlicher Star war jedoch der A350XWB, der sich gegen Ende der Show dem Publikum zeigte. D ie Jubiläumsausgabe der weltweit in der Nacht wähnte. Gewaltige Wassermas- kommen, um ihre Produkte anzubieten, 150 grössten Luftfahrtmesse in Le Bour- sen prasselten auf das Ausstellungsgelän- Flugzeuge konnten am Boden und in der get begann mit lautem Getöse. Al- de nieder, Blitz und Donner wüteten über Luft bestaunt werden. lerdings war die Geräuschkulisse zunächst der französischen Hauptstadt. Auch wenn nicht kommerzieller Natur, indem die gros- das schlechte Wetter fast bis zum Schluss Endlich wieder eine A380-Bestellung sen Hersteller neue Bestelleingänge ver- ständiger Begleiter des diesjährigen Aéro- Die grossen Töne der Industrie liessen in kündeten, sondern sie hatte eine meteoro- salons blieb, liessen sich rund 315 000 Be- der Folge aber nicht lange auf sich warten. logische Ursache. Am Vormittag des ersten sucher nicht davon abhalten, sich über die So gab Platzhirsch Airbus Aufträge für 446 Messetags braute sich ein mächtiges Gewit- neusten Entwicklungen der verschiedenen Flugzeuge im Gesamtwert von 68,7 Milli- ter zusammen, um elf Uhr morgens war der Sparten der Luftfahrt zu informieren. Etwa arden Dollar bekannt, davon 241 Festbe- Himmel so schwarz, dass man sich mitten 2200 Aussteller aus 44 Ländern waren ge- stellungen und 225 Kaufverpflichtungen.
15 Foto: Airbus Foto: Thomas Strässle Links: Hersteller aus Ost und West brachten ihre Flaggschiffe nach Paris, wovon zahlreiche im Flying Display zu bestaunen waren. Oben: Gegen Ende der Woche stattete der A350XWB, der wenige Tage zuvor seinen Jungfern- flug absolviert hatte, dem Aérosalon in einem kurzen Überflug einen Besuch ab. Unten: Immer wieder faszinierend – der erste für British Airways bestimmte A380 bot täglich eine eindrückliche Flugshow. Den Löwenanteil heimste die A320-Familie Corporation, die eine Absichtserklärung für dieses Muster in Le Bourget um 69 Einhei- ein: Vom Goldesel im Airbus-Stall konnte den Kauf von 20 Maschinen unterzeichnete ten zu und lag am Ende der Veranstaltung der europäische Hersteller 371 Stück ver- und damit zum ersten Mal auf eigenes Ri- bei 678 Flugzeugen. Unterdessen hat auch kaufen, 88 davon noch in der traditionel- siko in den Markt für A380-Leases eintritt. SAS acht -900 bestellt, die ab 2018 zur Flot- len Triebwerkversion, aber mit «Sharklets». Bisher hatte Doric, die ihre neuen Gross- te stossen und geleaste A340-300 ersetzen. Als grösste Kunden traten Easyjet und Luft- raummaschinen zwischen 2016 und 2021 Mit diesen Bestellungen hat das neue Air- hansa mit Bestellungen für je 100 Flugzeu- übernehmen will, ihren Kunden lediglich bus-Flaggschiff einen weiteren Vertrauens- ge in Erscheinung: Die Briten orderten 100 Finanzierungshilfen für dieses Flugzeug- beweis vonseiten der Fluggesellschaften A320neo und 35 A320ceo, von denen ein muster gewährt. erhalten. Airbus-Chef Fabrice Brégier or- grosser Teil für die Erneuerung der Flotte tet das Gravitationszentrum des Markts für vorgesehen ist, während sich der Kranich A350 gut auf Kurs dieses Muster bei den grösseren Versionen für je 35 A320neo und A321neo sowie 30 Und dann war natürlich auch der A350XWB -900 und -1000 und will ihnen eine entspre- A320ceo entschied. in aller Munde, obwohl der neue Langstre- chend hohe Priorität bei der Produktion ein- Aber auch im Segment der Langstrecken- cken-Twin physisch zunächst nicht anwe- räumen. Vor allem auch der gegenüber dem jets durfte sich Airbus über grosse Verkaufs- send war. Mit den Festbestellungen von Ausgangsmuster -900 um sieben Meter ge- erfolge freuen. So traf endlich wieder eine Air France/KLM (25 A350-900), Singapore streckte A350-1000 habe eine grosse Zukunft Order für den A380 ein – zum ersten Mal in Airlines (30) und United Airlines (10 A350- vor sich und werde nicht nur gegen Boeings diesem Jahr. Absender des Auftrags war die 1000) sowie der Absichtserklärung von Sri Dreamliner, sondern auch eine allfällige Boe- deutsche Leasinggesellschaft Doric Lease Lankan (4 A350-900) nahm das Backlog für ing 777X bestehen, erklärte er in einem �
16 Civil Aviation Cockpit 08 2013 Interview mit einem amerikanischen Fach- Faszination A380 ses Flugzeugtyps, die Boeing 787-10. Die- magazin. Das Design für den -1000 ist mitt- Neben den Buchhaltern kamen in Paris trotz se wird gegenüber der Basisversion -8 um lerweile eingefroren, die Endmontage soll in des misslichen Wetters natürlich auch die rund elf Meter gestreckt, bietet Platz für 300 der zweiten Hälfte 2015 beginnen. Zuschauer auf ihre Kosten. Im Static Dis- bis 330 Passagiere und soll über eine ma- Zeitlich näher bei der Gegenwart liegt der play präsentierte Airbus je einen zur Auslie- ximale Reichweite von 12 964 Kilometern Beginn der Serienfertigung des -900, die ferung stehenden, mit «Sharklets» versehe- verfügen. Endmontage und Flugtests be- Ende dieses Jahres beginnen soll. Ab Ende nen A320 in den neuen Farben von Air New ginnen voraussichtlich im Jahr 2017, wäh- 2014 will Airbus die Produktion auf drei Zealand und TAM sowie einen A320-Ver- rend die Erstauslieferung ein Jahr später Maschinen pro Monat hochfahren, danach suchsträger von Honeywell und Safran, der geplant ist. Mit 102 Festbestellungen und sollen innerhalb von vier Jahren nach der etwas abseits der spektakulären Flugvorfüh- Kaufverpflichtungen von fünf Kunden darf Auslieferung des ersten Exemplars an Qa- rungen das Rollen am Boden ohne Einsatz das grösste Mitglied der Dreamliner-Familie tar Airways in der zweiten Jahreshälfte 2014 der Triebwerke, aber mit Hilfe von Elektro- mit einem ansprechenden Auftragspolster zehn Flugzeuge pro Monat vom Band rol- motoren demonstrierte (siehe Kasten). Hö- an den Start gehen. Zu den Kunden, welche len. Gerüchten, Airbus werde die kleinste hepunkt aus Airbus-Sicht waren die atembe- die 787-10 fix geordert haben, zählen Singa- Variante -800 wegen ausbleibender Bestell- raubenden Überflüge des ersten, für British pore Airlines (30 Stück) und United Airlines eingänge und Kaufverzichten möglicher- Airways vorgesehenen A380. Auch wenn (20), während GECAS (10), Air Lease Cor- weise fallen lassen, trat der Airbus-Chef mittlerweile über 100 Exemplare des Airbus- poration (30) und IAG um British Airways entschieden entgegen. Dieses Modell wer- Riesen ausgeliefert worden sind, staunt man und Iberia (12) jeweils Commitments un- de gebaut, weil man bei Airbus seit jeher immer noch über dessen Wendigkeit! terzeichneten. Auffallend ist, dass vorläufig dem Familiengedanken verpflichtet sei. Für keine der grossen Fluggesellschaften aus der den A350-800 liegen nach dem Rückzug von Grösster Dreamliner lanciert Golfregion zu den Interessenten für dieses Tunisair lediglich 89 Bestellungen vor. Konkurrent Boeing stand seinem europäi- Muster zählt. Für Emirates und Co. dürfte Am drittletzten Tag der Veranstaltung er- schen Rivalen in nichts nach. Die Ameri- die 787-10 zu klein und zu spät verfügbar wies der A350 dann dem Publikum in An- kaner präsentierten in der statischen Aus- sein. Mit dem Launch einer modernisierten wesenheit von Präsident François Hollande stellung eine Boeing 787-8 von Qatar und Boeing 777, der 777X, wartete der amerika- mit einem kurzen Überflug doch noch seine flogen täglich einen Dreamliner in den nische Hersteller in Paris dagegen noch zu. Referenz. Es handelte sich dabei erst um den Farben von Air India vor. Zudem erfolgte Für Erleichterung sorgte im Segment der dritten Flug von MSN001. der Startschuss für die längste Version die- sehr grossen Verkehrsflugzeuge Korean Air, Massgeschneiderte Avionik Luftfahrtversicherungen vom Prototyp bis zur Vollausstattung mit Vertrauen – von Pilot zu Pilot, klicken Sie www.luftfahrtversicherungen.ch ect! Generalagentur Fred Schneider Andreas von Gunten n you exp More tha Länggasse 2A, 3601 Thun Walter Schneider G500H Tel. 058 357 17 02, Fax 058 357 17 18 Kuerzi Avionics AG z.T. mit Vergünstigungsverträgen Informationen über unsere CH-9506 Lommis +41 (0)52 376 22 27 (AeCS) Approved Design Daten und Eigenprodukte finden Sie auf info@kuerzi.com unserer Webseite. www.kuerzi.com 0023_Flugversicherung_2c_91x62.indd 1 18.01.13 09:55 Airmail Flugzeugmodelle GmbH all Flugschule Met Kaiserstuhlstrasse 36, 8154 Oberglatt 1:200 NEU DC-7C • Schnupperflüge (beim Bahnhof Oberglatt - S-Bahn S5) • Privatpilot-/in Mi–Fr 10.30–18.30 / Sa 10.00–16.00 ir Swissa • Berufspilot-/in • Gebirgsausbildung Tel 043 211 93 20 Fax 043 211 93 21 airmail@flugzeugmodelle.com 5.– • Nachtflug CHF 7 • Umschulungen www.flugzeugmodelle.com CH-8589 Sitterdorf (TG) r. 2 30.- Telefon +41 71 422 60 00 ab F Verkaufe umfangreiche, teils antike Bibliothek Rundflüge | Flugschule info@helisitterdorf.ch über die schweizerische Luftfahrt. Total ca.120 Bücher in gutem Zustand, teilweise doppelt oder Flüge ab Basis: mehrfach. Preis ca. Fr. 7000.–. Flugplatz Sitterdorf • Flugplatz Zürich-Kloten Auskunft 044 740 32 66 ab 0700–0830 Uhr
17 die sich für den Kauf von weiteren fünf Boe- Die britische Odys- ing 747-8I verpflichtete. Bekanntlich hatte sey Airlines hat zehn Boeing für den Jumbo unlängst eine Verrin- CS100 bestellt und gerung der Herstellungsrate von zwei Flug- will damit von Lon- don-City aus ope- zeugen pro Monat auf 1,75 bekannt geben rieren. müssen. Die Asiaten bestellten zudem sechs 777-300ER, ebenso wie Qatar Airways (9). 737MAX früher verfügbar Foto: Bombardier Auch zum Brot-und-Butter-Produkt, der Boeing 737, gab Boeing Neuigkeiten be- kannt. So ist der Zeitpunkt der Erstauslie- ferung der Boeing 737MAX 8 an Southwest Die modernisierte Airlines vom vierten auf das dritte Quar- Version der E-Jet-Fa- tal 2017 vorverschoben worden. Der Grund milie von Embraer dafür sei, dass man Risikotechnologien aus besteht nur noch aus drei Mitgliedern, das dem Programm genommen habe, erklärte grösste unter ihnen, Scott Fancher, Leiter der Entwicklungspro- der E-195-E2, soll bis gramme der Verkehrsflugzeugsparte. Joe zu 132 Passagiere Ozimek, Marketingleiter der MAX-Familie, befördern können. pries die Vorzüge der modernisierten 737 in den höchsten Tönen: «Eine 737MAX 8 verbraucht acht Prozent weniger Treibstoff Foto: Embraer pro Sitz als ein A320neo, ist um neun Pro- zent leichter und bietet erst noch zwölf Sitze mehr. Dazu ersetzen wir im Cockpit die bis- herigen sechs kleineren Bildschirme durch Mit der mexikani- vier grosse, die wir vom Dreamliner über- schen Interjet hat die nehmen.» Insgesamt konnte Boeing in Paris erste «westliche» Bestellungen und Verpflichtungen für 117 Airline einen Superjet 100 übernommen. MAX-Flugzeuge verbuchen, aber auch die 737NG erfreut sich anhaltender Beliebtheit, wie die von einer Kaufverpflichtung in eine Festbestellung umgewandelte Megaorder Foto: Thomas Strässle von Ryanair für 175 737-800 eindrücklich belegt. Unter dem Strich verkaufte Boeing in Paris 442 Flugzeuge mit einem Wert von mehr als 66 Milliarden Dollar und lag damit praktisch gleichauf mit Airbus. Der Dreamliner ist zurück: Boeing führte Brasilianische Konkurrenz für CSeries eine Boeing 787-8 Im Schatten der beiden Grossen des Zivilflug- in den Farben von Air India täglich im zeugbaus schlug Embraer etwas leisere, aber Flug vor. nicht weniger bedeutsame Töne an. Die Süd- amerikaner lancierten nämlich ein allseits erwartetes Modernisierungsprogramm für Foto: Thomas Strässle ihre erfolgreiche E-Jet-Familie. Es trägt den Namen «E2» und besteht im Gegensatz zur ersten Generation der Regionaljetfamilie nur noch aus drei Mitgliedern: dem E175- E2, dem E190-E2 sowie dem E195-E2. Mit Kleiner Verkaufs- 88 Plätzen bietet das kleinste Modell etwas erfolg für Bombar- mehr Platz als der bisherige E-175, das mittel- dier: Arik Air aus Ni- grosse behält die Sitzkapazität seines Vorgän- geria bestellte drei CRJ1000, von der in gers E-190 (bis zu 106), während der grösste Le Bourget ein Exem- E195-E2 bis zu 132 Passagieren Platz bietet plar von Garuda zu und damit zum direkten Konkurrenten für sehen war. die CSeries avanciert. Die Flugzeuge erhal- ten einen überarbeiteten Flügel, eine Fly-by- Foto: Thomas Strässle wire-Flugsteuerung der vierten Generation, verbesserte Avionikkomponenten sowie vor allem neue Triebwerke mit Untersetzungs- getriebe. Das PW1700G für den kleine- �
18 Civil Aviation Cockpit 08 2013 ren E175-E2 und das PW1900G für die beiden grösseren Muster brin- Auto-mobiles Verkehrsflugzeug gen laut Hersteller eine Verbesserung der Verbrauchswerte und eine Der hohe Treibstoff- Reduktion des Schadstoffausstosses und des Lärms, die im zweistel- preis und die nega- ligen Bereich liegen. Als erstes Muster soll der E190-E2 in der ersten tiven Auswirkungen Hälfte 2018 in Dienst gehen, gefolgt vom E190-E2 im Jahr 2019 und auf die Umwelt sind dem E175-E2 ein Jahr später. Die Entwicklungskosten beziffert Em- in der zivilen Luft- braer auf 1,7 Milliarden Dollar. Auch die ersten Verkäufe konnte der fahrtindustrie ein Hersteller bereits vermelden: SkyWest orderte gleich 100 E175-E2 Dauerthema. Kein fest und sicherte sich ebenso viele Kaufrechte, während ILFC Ab- Wunder, macht man sichtserklärungen für je 25 E190-E2 und E195-E2 (plus ebenso viele sich immer wie- Optionen für jedes der beiden Muster) abgab. Zudem liegen Embraer der Gedanken, wie weitere Letters of Intent für 65 Maschinen von Kunden aus Afrika, Fotos: Thomas Strässle dem Problem beizu- Asien, Europa und Lateinamerika vor. kommen ist. Damit Verkehrsflugzeuge Lufthansa: vorläufig keine weitere CSeries-Bestellung während des Rollens Etwas weniger Grund zur Euphorie hatte Bombardier. Zwar konn- Sprit sparen können, ten die Kanadier mit Arik Air wieder einmal einen neuen Kunden haben Honeywell für den CRJ1000 gewinnen, von dem der nigerianische Carrier drei und Safran ein Joint- Stück fest bestellt hat. Die afrikanische Airline bestellte zudem vier venture gegründet Q400NextGen, ebenso wie Horizon Air aus Seattle, die drei Exemp- und das EGTS (Elec- lare des schnellen Turboprops bestellte und damit Optionen in Fest- tric Green Taxiing System) entwickelt. Das System beruht auf einem bestellungen umwandelte. Aber weitere Bestellungen für die CSeries an den äusseren Rädern des Hauptfahrwerks angebrachten Elekt- blieben aus, auch wenn Bombardier mit Odyssey Airlines einen bis romotor, der von der APU angetrieben wird und es dem Flugzeug anhin nicht öffentlich genannten Kunden als Abnehmer von zehn erlaubt, mit abgeschalteten Triebwerken vorwärts und rückwärts zu CS100 publik machte. Bei Odyssey handelt es sich um eine Neugrün- rollen und Kurven zu fahren. Nach einer zweimonatigen Versuchs- dung, die beabsichtigt, Geschäftsreisende mit knappen zeitlichen phase, in deren Verlauf das Flugzeug rund 160 Kilometer am Boden Ressourcen ab London-City zu anderen Finanz- und Handelsmetro- zurückgelegt hatte, wurde die neue Technologie in Le Bourget an polen zu befördern. Kanadische Medien berichten, es könnte sich einem A320 vorgeführt. Das etwa 300 Kilo schwere EGTS soll die dabei um Ziele an der amerikanischen Ostküste und im Mittleren Blockfuel-Kosten durchschnittlich um vier Prozent reduzieren, was Osten handeln. Adam Scott, der junge CEO von Odyssey, meinte in einer Einsparung von 200 000 bis 250 000 Dollar pro Flugzeug und Paris, die CS100 sei für den Betrieb von kurzen Pisten geeignet und Jahr entspricht. Beim Versuchsträger geschieht die Steuerung noch ermögliche neue Märkte ab dem Londoner Stadtflughafen. in der Kabine mittels eines Joysticks. Zu den Herausforderungen der Ein ähnliches Einsatzspektrum will auch die kanadische Porter Zukunft gehören die Frage, wie sich das System vom Cockpit aus Airlines abdecken, mit dem Unterschied allerdings, dass deren Aus- steuern lässt, sowie der Anspruch, die Manövrierbarkeit auch bei gangsflughafen, der Toronto City Airport, noch nicht für den Jetbe- voller Zuladung zu gewährleisten und Bedenken der Hersteller be- trieb freigegeben ist. Wenn es so weit ist, will Porter Städtepaare, züglich Sicherheit zu zerstreuen. Honeywell und Safran wollen das die innerhalb einer Flugzeit von zweieinhalb Stunden liegen, mit- EGTS nächstes Jahr zertifizieren, sodass es ab 2016 auf Flugzeugen einander verbinden und etwa von Toronto nach Vancouver, Los der neusten Generation eingebaut werden kann. Es gibt auch Über- Angeles und Miami fliegen. legungen, das System dereinst als Retrofit anzubieten. Laut Honey- Ob Swiss ihre erste CS100 tatsächlich erst Anfang 2015 überneh- well-Chef Tim Mahoney sind rund 50 Airlines am EGTS interessiert, men wird, wollte Nico Buchholz, verantwortlich für Flugzeugein- darunter Air France. ts käufe bei der Lufthansa-Gruppe, gegenüber COCKPIT weder de- mentieren noch bestätigen: «Die Entscheidung, wann das erste Flugzeug übernommen wird, liegt bei Swiss, nicht bei Lufthansa. Billigfluglinie Interjet, einen wichtigen Meilenstein vollziehen. Die Es ist eines der Privilegien des Erstkunden, das Flugzeug dann zu Marktprognose des Herstellerkonsortiums United Aircraft Corpo- übernehmen, wenn er es braucht.» Konfrontiert mit der Tatsache, ration (UAC), zu dem auch Suchoi gehört, geht für den Superjet von dass sich im CSeries-Mock-up, das in Le Bourget ausgestellt war, einem Bedarf von 800 Flugzeugen aus. Laut dem Chef von UAC, unter anderem Piloten von Eurowings und Brussels Airlines das Mikhaïl Pogosyan, ist geplant, die Produktionsrate ab Juli auf drei Cockpit vorführen liessen, und dadurch Spekulationen zu mög- Flugzeuge monatlich zu erhöhen, 2014 sollen sogar eineinhalbmal lichen weiteren CSeries-Bestellungen durch den Lufthansa-Kon- so viele Superjets pro Monat vom Band rollen wie im laufenden zern genährt wurden, meinte Buchholz: «Eine Entscheidung für Jahr. Bis Ende dieses Jahres erwartet Pogosyan 26 Auslieferungen, zusätzliche neue Flugzeuge mit weniger als 150 Sitzen wird dieses 2014 sollen es bereits 40 Superjets sein. Jahr nicht mehr fallen. Für die andern Konzerngesellschaften ist Frohlocken durfte schliesslich auch der Turboprophersteller ATR, der Handlungsbedarf in diesem Segment derzeit noch nicht gross. der den diesjährigen Aérosalon als den besten seiner Geschichte Lufthansa CityLine beispielsweise fliegt im Moment den CRJ und bezeichnete und 173 Bestellungen, davon 83 feste, erhielt. Allein den Embraer 190, bei Austrian und Germanwings haben wir ja die das dänische Leasingunternehmen Nordic Aviation Capital (NAC) A319 in der Flotte. Wenn es aber so weit ist und wir die 737 Classic erteilte Aufträge für 90 Flugzeuge der -600-Familie, wovon 35 fixe und ältere A319 ersetzen müssen, kommen beide Modelle, sowohl Orders für 30 ATR 72-600 und fünf 42-600 sind. Gemäss NAC-Chef die CS100 als auch die CS300, infrage.» Martin Møller besteht vor allem in Asien sowie Süd- und Mittel- amerika eine hohe Nachfrage nach Turboprops. Premiere für den Superjet Die russischen Flugzeughersteller konnten mit der Übergabe des ersten Superjet 100 an einen westlichen Kunden, die mexikanische Thomas Strässle
19 Flughafen Wien «Durch wachsen optimis Foto: G. Mader tisch ...» Auf dem halbrunden Zentralgebäude der Terminalerweiterung Check-in 3 gibts in Wien nach vielen Jahren nun wieder eine von aussen zugängliche Besucherterrasse. Am Flughafen Wien hat sich in den letzten Jahren viel getan. Nach den Wirrnissen um den letzten Endes zur Lufthansa-Tochter mutierten Homecarrier AUA, einem jahrelangen Verfahren um die dritte Piste sowie kriti- sche Bauskandal-Rechnungshofberichte gibt es neue Gesichter und – verhalten – aufwärts weisende Zahlen. ern sollte sich – aus heutiger Sicht – etwa auf Kundenzufriedenheits-Awards wohl weni- Foto: VIA dem Niveau von 2012 entwickeln, man peile ger. Zwar sind die Österreicher notorische zirka 65 Millionen an. Die Nettoverschuldung «Raunzer», aber der Autor hat bisher kei- sollte deutlich sinken und unter dem 2,9-fa- nen Reisenden getroffen, der das ehemals chen Ebitda, also unter 680 Millionen liegen. Skylink getaufte Synonym für Fehlpla- Als Investitionsbedarf für 2013 werden etwa nung positiv sieht. Der Flughafen hat ver- 115 Millionen Euro angegeben. sus die Kritik gemischte Gefühle; zwar gibt Jener offizielle Jahresausblick erscheint Mag. Jäger zu, dass «wenn wir es jetzt neu nach Bekanntgabe des 1. Quartals 2013 als planen könnten, wir sicher vieles anders ziemlich ambitioniert. Der Umsatz konn- machen würden», verweist aber auf den te darin zwar um 4,9 % auf 145,9 Millionen einwandfrei funktionierenden Check-in- gesteigert werden, ein langer Winter (bis Prozess oder fast keine Wartezeiten bei den Anfang April), ein deutlicher Einbruch bei Sicherheitskontrollen mehr oder deutlich den Passagierzahlen sowie die Abschrei- grössere Shopping- respektive viel mehr Der Autor lernte den Tiroler Mag. Julian Jäger bungen für das Check-in 3 lassen die Ge- Sitzflächen. (41) als umgänglichen Manager kennen, mit winne aber ziemlich einbrechen. Das Ebit- All das stimmt, kann aber – und das wird dem offen gesprochen werden kann. da lag nach drei Monaten nur 4,3 % unter auch nicht bestritten – nicht darüber hin- Vorjahr, beim Ebit wurde mit 18,1 Millio- weghelfen, dass in manchen Bereichen wie P arallel zu den Umbauten alter Schal- nen jedoch schon um 40,5 % weniger als zum Beispiel rund um die Wartebereiche terhallen schlagen sich nach wie vor im Vorjahr erzielt. Drastisch weggebro- der Gates einfach zu wenig Platz ist. Es gibt nötige Adaptierungen des im Juni chen ist somit der Gewinn im ersten Quar- ebenso nicht ausreichend genug Lifte zwi- 2012 eröffneten und nun fast 750 Millionen tal 2013, welcher nur noch bei 9,5 Millio- schen den nach Ankunft, Abflug und Trans- Euro teuren Check-in-3-Terminals ebenso nen (Vorjahr: 21,6 Mio.) liegt. fer getrennten Geschossen, die Rolltreppen negativ nieder, wie zu kleiner Langstrecken- Die Passagier- und Frachtdaten entwickeln sind viel zu eng dimensioniert. Weiter sind anteil. Cockpit-Mitarbeiter Georg Mader sich dieses Jahr auch negativ. Vom Januar bis Toiletten auf anderer Ebene als der Abflug, hat sich in Schwechat umgesehen und mit April sanken die Passagierzahlen um 2,6 % sehr wenig Platz zwischen den Spitzen der einem der beiden CEOs gesprochen. auf 6,21 Millionen und als Folge der Sparbe- Gepäcksbänder und der Ankunftshallen- Nach Einschätzung von Julian Jäger (42), des mühungen bei vielen Fluglinien (AUA, Air wand, «suboptimale» Verbindung, sprich seit September 2011 gemeinsam mit Günther Berlin, Lufthansa usw.) sanken die Flugbe- lange Wege vom Altbestand zum neuen Ofner tätigen Vorsitzenden der Geschäftslei- wegungen um satte 6,9 % auf 71 511. Eben- Terminal sowie zu den Parkhäusern. Julian tung, erwartet die Flughafen Wien AG für das so ging der Luftfrachtanteil um 7,5 % auf Jäger sagt, man werde gewisse Dinge noch Jahr 2013 ein Passagier-Plus von 1 bis 2 %, ei- 81 414 Tonnen zurück. Trotzdem wurde ein ändern können, bei anderen Bereichen gehe nen Rückgang bei den Bewegungen von –1,5 knapp «schwarzes» Zwischenergebnis für das aus baulichen und planerischen Grün- bis –2,5 % und eine gleichbleibende Entwick- ein schwieriges Quartal erreicht; Wien hofft den für die nächsten Jahre nicht. lung beim Höchstabfluggewicht (MTOW). auf die Sommerreisezeit beziehungsweise Was die sich wohl noch Jahre hinziehenden Vor diesem Hintergrund bewertet man die Wiens Faktor als «verlässliches Tourismus- rechtlichen «Nachbeben» – wie zum Bei- Geschäftsaussichten für 2013 als grundsätz- ziel» und als boomende Kongressstadt ... spiel wegen illegaler Absprachen oder der lich optimistisch. Man erwartet eine Steige- sogenannten Planer-Haftpflicht – des Sky- rung des Umsatzes auf 625 Millionen und eine Sorgenkind Check-in 3 link-Debakels betrifft, hat der Flughafen, deutliche Steigerung beim Ebitda auf zirka Architekturpreise mag der schwarze Ter- teils in Schlichtungsverfahren, bisher zir- 230 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steu- minalquader vielleicht einmal gewinnen, ka 25 Millionen Euro zurückerhalten, �
20 Civil Aviation Cockpit 08 2013 Links: Der Blick im der nahen Schwechater OMV-Ölraffinerie Check-in 3 nach Os- bisher gleich nach dem Start in Richtung 29 ten, auf der unteren obligaten Steigflugkurve nach links, zumin- Ebene erfolgen alle dest für Turboprop-Flugzeuge. Dies würde Ankünfte. Dort «ver- schmelzen» Ankom- startlärmgeplagte Gebiete südlich Wiens mende, Abholer und entlasten. Fahrtendienste. Achilles-Ferse Langstrecke Unten: Bis 2005 Mit einem Langstrecken-Anteil von nur lief für die mögliche dritte Wiener Piste 6,5 % rangiert Wien am unteren Ende Eu- Foto: G. Mader das grösste Umwelt- ropas, dessen Durchschnitt liegt bei 15 %. mediationsverfahren Diesbezüglich wird seitens des Flughafens Europas. hervorgehoben, dass «uns mit dem neu- en AUA-Chef Jan Albrecht nichts Besseres hätte passieren können». Als ehemaliger Star-Alliance-CEO wirke er unterstützend, um den einen oder anderen Carrier nach Wien zu bekommen, beziehungsweise wie er selbst sagt, «Wien wieder auf die Weltkar- te zu bringen ...». Offenbar erfolgreich. Denn ab 2. Septem- ber wird EVA-Air, die kürzlich in jene welt- weit grösste Airline-Allianz aufgenommen wurde, die Frequenzen zwischen Taipeh und Wien – via Bangkok – auf vier Flüge pro Woche aufstocken. Gleichzeitig wird Grafik: VIA auch Thai Airways – ebenfalls in der Star- Alliance – Wien neu ins Streckennetz auf- nehmen. 2014 könnte ein weiterer Alli- mehrere Verfahren gegen ehemalige Auf- aber, dass es für den Standort Wien ein ganz anz-Partner eine Verbindung nach Wien tragnehmer sind aber noch hängig. wesentlicher Wettbewerbsvorteil ist, wenn aufnehmen, mit Ethiopian Airlines gibt es man 3680 m Pistenkapazität auf den Markt erste Gespräche. Die heimische AUA – je- Dritte Piste «werfen» kann. Daher ist die Freude über der neue Langstrecken-Carrier bedeutet für Im Gegensatz zu fast allen Flughäfen Eu- den erstinstanzlich positiven UVP-Bescheid die Lufthansa-Tochter zusätzliche Transfer- ropas ist Wien tatsächlich platzmässig in (Umweltverträglichkeits-Prüfung) gross. Es Passagiere – fliegt selbst im dritten Versuch der Lage, eine dritte Start- und Landebahn ist aber noch zu früh, um mit Austrocon- seit Ende Juni neuerlich fünf Mal die Woche – sie ist planerisch bereits als 11R/29L mit trol über die technischen Details wie Mi- nach Chicago, 70 % der US-Passagiere wol- 2400 m Länge parallel südlich zum «alten» krowellen-Landesysteme oder den in der len von dort über Wien nach Osteuropa und Runway 11/29 festgelegt – überhaupt an- Mediation von Fluglärm-Bürgerinitiativen bestätigen damit laut AUA die traditionelle zudenken beziehungsweise planen zu kön- geforderten «gekurvten» Anflug ins Detail Rolle Wiens als Ost-Hub. Für 2014 sind New- nen, sollte man eine neue Piste denn auch zu gehen. Wiewohl man aber darauf hin- ark, Schanghai, Osaka und Hongkong am brauchen. Dies ist die Linie des Flughafens. weist, jene Verfahren grundsätzlich reali- Radar. Weiter hört man von Johannesburg Wie sicher deren Realisierung ist, will Jäger sieren zu wollen. oder San Francisco. nicht in Prozenten ausdrücken. Man baue Derzeit prüft die österreichische Flugsiche- sie nur, wenn sie notwendig sei. Man glaubt rung übrigens die Aufweichung der wegen Georg Mader lightwing.ch Lightwing AC4 CS-LSA Inserat_Korr.indd 1 10.07.13 10:15
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