Chef auf dem Schleudersitz - Testpilot Geri Krähenbühl - Cockpit - Magazin
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Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 1/Januar 2017 CHF 8.20 / 7.50 Testpilot Geri Krähenbühl Chef auf dem Schleudersitz 0 1 Military Aviation Civil Aviation General Aviation 770010 011006 China stellt neuen Mehr Komfort in Fieseler Storch Stealth J-20 vor der Kabine im Winterquartier 9
$LUVKRZV $YLDWLN(UOHEQLVUHLVHQ )U.HQQHUYRQ6SH]LDOLVWHQ]XVDPPHQJHVWHOOW 6ROD$LUVKRZ6WDYDQJHU1 6 2VKNRVK$LUYHQWXUH86$ ±-XQL ± -XOL &RVIRUG$LU6KRZ*% 6ORYDN$LU)HVW6. ± -XQL ±$XJXVW )O\LQJ/HJHQGV'X[IRUG*% ) 0$.60RVNDX58 ± -XOL ±$XJXVW 5,$7)DLUIRUG*% 5HQR$LU5DFHV86$ ±-XOL ±6HSWHPEHU 'HWDLOVXQWHUZZZFRVPRVWRXUVFK $FDSD7RXUV*PE+*HVFKlIWVVWHOOH$DUEHUJ &RVPRV7RXUV 0KODXGDPP$DUEHUJ6FKZHL] 7HO )D[ LQIR#FRVPRVWRXUVFKZZZFRVPRVWRXUVFK
Cockpit 01 2017 Editorial 3 Foto: Sven Zimmermann Take your seats Liebe Leserinnen und Leser W eihnachten steht vor der Tür – das Fest der Freude, Parmelin, um die Lücke zu schliessen, bevor 2018 die Evaluation der Geschenke. Dürfte die Schweizer Luftwaffe einen für ein neues Kampfflugzeug beginnt – das notabene kaum vor Wunsch äussern, wäre bestimmt ein neues Kampfflug- 2025 wird beschafft werden können. Klar ist: Die Zeit drängt. Un- zeug zuoberst auf der Wunschliste. Doch abhängig davon, welcher Typ am Ende den Zuschlag erhält: die bis der Wunsch Realität wird, ist es noch Bedürfnisse der Schweizer Luftwaffe müssen sorgfältig abgeklärt ein weiter Weg. Seit kurzem steht nämlich werden. Es gilt, die Lehren aus der Gripen-Abfuhr zu ziehen, als fest, dass die F/A 18 länger fliegen werden. nicht alle an einem Strick gezogen hatten. Vor allem muss besser Anstatt 5000 Flugstunden hat eine Exper- kommuniziert werden. tenkommission bis gegen 6000 Stunden Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünscht das Redaktionsteam errechnet. 490 Millionen Franken wird die des «Cockpit» schöne Festtage und ein glückliches, neues Jahr. Nachrüstung der F/A-18 kosten, die ver- Wir freuen uns, wenn wir Sie auch im Jahr 2017 wieder zu unseren altete Tiger-Flotte soll länger im Betrieb treuen Leserinnen und Lesern zählen dürfen. bleiben. So lauten die Vorschläge einer Expertenkommission von Bundesrat Guy Patrick Huber, Chefredaktor
RUNDFLÜGE I FLUGSCHULE Schnupperflüge und verschiedene Rundflugrouten Privat- und Berufspiloten-Ausbildung ab Zürich-Kloten 043 399 34 44, heli-zueri.ch +LY;YH\TILY\M ILYKLT5LILS )PZ[K\NLLPNUL[ M YLPUL(\ZIPSK\UNa\T7PSV[LU& Aviatik-Reise Israel 4LSKL KPL:[H \UK^ KPJO1 UKVY[I ,;A;H UM LZ[PTT Y mit Div a.D. Faustus Furrer PYZHNL ULZK \UN PY õĘ Ę «~¤¢Ę«ĘĘÍÈ«Ę¾ÈÂčĘÍ«Ęª¤Èw¾»±¤ÈÂ«Ę c¾w¤È«ÂÂĘ«Ę&¾s¤÷Ę8¤Èw¾sÖsÈ¢Ęͫʤ¾ õĘ Ę ¾¤~«ÂÂĘsÍÂĘ¾ÂȾĘ$s«ĘÖ±«ĘĎ0¾ÂčcȾs««ď ,QIRUPDWLRQHQXQG$QPHOGXQJ õĘ Ę sĘªĘU±È«Ę8¾÷ĘÂȱ¾ÂĘÍ«Ę~~¤ÂĘ0ͤÈ;ÂÈwÈÈ«Ę Í«ĘÖ¤ÂĘª¾ ^^^OVYPaVUZMHJOLH www.mideast.tours > / , 9 , - 3@ 0 5 . * ( 9 , , 9 : ;( 2 , 6 - - Helikopterflugschule Inserieren auch Sie in CAMO+ den Aviatik-Titeln Cockpit und AeroRevue DA VINCI-AIR AG | Im Rain 7 | CH-8174 Stadel 031 818 01 17! info@davinci-air.ch www.davinci-air.ch Das Airport Team bedankt sich herzlich für Ihre Treue tage. zum Flughafen und wünscht besinnliche Festtage. 'DQNHPHUFLWKDQN\RX Nachtflug, jeden Mittwoch bis 20:00 LT 10 Jahre HELI-WEEKEND vom 23. bis 25. Juni 2017
Cockpit 01 2017 Inhalt 5 Military Aviation General Aviation Military Aviation 6 Airshow China mit vielen Neuheiten 8 Drohnenabwehr: Schutz 29 Der Fieseler Storch Nr. 680 wird in Polen restauriert 8 Schutzmassnahmen sind bei Drohnen gefragt vor Drohnen Helicopter Cover Story 30 Zu Besuch auf dem 12 Eurofighter-Cheftest- Heliport Holziken pilot Geri Krähenbühl 32 Data Sheet: Bell Heli- im Porträt copter UH-1Y «Venom» Civil Aviation History 16 Monatsinterview 36 MiG-15 für die Schweiz mit Bernd Bauer, (Teil II) Civil Aviation CEO Edelweiss 18 Was macht eigentlich… Jean-Pierre Jobin 20 Der grosse Umbruch Regelmässige Rubriken 3 Take your seats 16 Edelweiss positioniert sich als Qualitätsferienairline in der Kabine 11 Inside 25 Dank Eye Tracking: 23 Your Captain speaking… im Cockpit agieren statt 33 Heli-Focus reagieren 34 SHA inside 28 10 Jahre Bachelor in 35 Vor 50 Jahren Aviation an der ZHAW 38 Gallery 42 News und Services 48 HB-Register Helicopter 50 Letzte Seite: Wettbewerb, Agenda 30 Ferienflair auf dem Heliport Holziken Mittelposter 26 MiG-29C der nordkorea- nischen Luftwaffe beim «Wonsan Air Festival», der ersten öffentlichen Flug- schau des Landes, im Sep- tember 2016. Foto: Reto Schneeberger Titelbild: Geri Krähenbühl, Chef-Testpilot bei Airbus Defence and Space. Foto: Bernhard Huber Herausgeber: Anzeigenverkauf: Schnupperabo (für 3 Text- und Tim Boin, Andrea Bolliger, nach vorheriger Absprache Jordi AG – das Medienhaus Jordi AG – das Medienhaus Monate): Fr. 20.– Bildredaktion: Daniel Dubouloz, Hansjörg einsenden. Verlag «Cockpit» Daniel Enggist Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20 Swiss Aviation Media Egger, Markus Herzig, Felix Druckvorstufe: Postfach 96, 3123 Belp Aemmenmattstrasse 22 inkl. Porto und MWSt. Zurzacherstrasse 64 Meier, Walter Hodel, Felix Swiss Aviation Media Zentrale: +41 31 818 01 11 3123 Belp Auslandabo steuerfrei, Porto 5200 Brugg Kälin, Ian Lienhard, Georg Zurzacherstrasse 64 Fax: +41 31 819 38 54 Telefon +41 31 818 01 17 nach Aufwand. Telefon: +41 56 442 92 46 Mader, Rolf Müller, Hellmut CH-5200 Brugg www.cockpit.aero inserate@cockpit.aero Preisänderungen Fax: +41 56 442 92 43 Penner, Markus Rindisbacher, Telefon: +41 56 442 92 46 vorbehalten. redaktion@cockpit.aero Jürgen Schelling, Reto Gesamtverantwortung: Aboservice: verlag@swissaviation.ch Auflage Website: www.cockpit.aero Schneeberger, Samuel Gabriel Jordi Jordi AG – das Medienhaus Druck und Vertrieb: 9000 Exemplare Sommer, Dr. Bruno Stanek, Verlagssupport: Daniel Jordi Aemmenmattstrasse 22 Chefredaktor: Patrick Huber Jordi AG – das Medienhaus Hans-Heiri Stapfer, Thomas «Cockpit» erscheint Shenja Graber Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst: Aemmenmattstrasse 22 Strässle, Dennis Thomsen, monatlich am Ende 3123 Belp Basel: 3000 Exemplare Patricia Andrighetto 3123 Belp Simon Vogt, Franz Wegmann, des Vormonats und ist Telefon +41 31 818 01 27 (gedruckt auf FSC- abo@cockpit.aero Notariell beglaubigt Anton E. Wettstein, Marco Verbandsorgan der Swiss 2012 Redaktions- Zatta, Rino Zigerlig, Sven zertifiziertem Papier) Helicopter Association Abonnementspreise: Total verkaufte Auflage: Mitarbeitende: Zimmermann, Franz Zussner ISSN 0010-0110 (SHA) und Partner der AOPA Inlandabo jährlich Fr. 87.– 4677 Exemplare Jean-Luc Altherr, Daniel Artikel und Fotos bitte nur Switzerland. Bader, Joël Bessard,
6 Military Aviation Cockpit 01 2017 Airshow China 2016 Beim Start der J-10B sind die vier PL-12 Luft-Luft-Lenkwaffen mittlerer Reichweite an Doppelträgern unter den Flügeln gut zu sehen. Die PL-12 ist das Gegenstück zur amerikanischen AIM-120 AMRAAM. Viele Neuheiten aus China Anfang November 2016 fand auf dem Flughafen von Zhuhai, nahe Macau und Hongkong gelegen, die 11. «Airshow China» statt. Auch diesmal gab es an der sechstägigen Luftfahrtschau viele interessante, vorwiegend militärische Neuheiten der chinesischen Aviatik-Industrie zu bestaunen.
7 F ür Furore an der Airshow China sorgte Publikumspre- der erste offizielle Auftritt des chinesi- miere für Chinas schen Stealth-Jägers Chengdu J-20, ob- Stealth Jäger J-20 wohl dessen Existenz schon seit dem Rollout in Zhuhai. Im Dezember sollen 2010 bekannt und fotografisch belegt ist. In- die ersten sechs zwischen gibt es knapp 20 Prototypen und Vor- Maschinen an serienmaschinen. Nach wie vor sind aber fast die PLAAF (chi- keine Details oder konkrete Leistungsdaten nesische Luft- der J-20 bekannt, ausser dass sie über zwei waffe) überge- russische AL-31FN Triebwerke mit je rund 132 ben worden sein. kN Schub verfügt. War noch vor zwei Jahren ein Prototyp des Grossraumtransporters Xian Y-20 am Boden zu sehen, gab es diesmal ausführliche Flug- vorführungen der grössenmässig mit C-17 Erstmals im Flugprogramm und IL-76 vergleichbaren Maschine. Zurzeit einer Airshow noch mit russischen D-30KP-2 Triebwerken zu sehen war ausgerüstet, soll die Serienversion schliess- der militärische lich leistungsfähigere, chinesische WS-20 mit Grossraumtrans- hohem Nebenstromverhältnis erhalten. porter Y-20. In FTC-2000 ist die Exportbezeichnung des Fort- Zukunft soll auch geschrittenen-Trainers JL-9, des jüngsten, eine zivile Ver- stark modifizierten, chinesischen Derivates sion angeboten der legendären MiG-21. Während Bug und werden. Cockpitsektion mit seitlichen Lufteinläufen neu gestaltet wurden, um ein Puls-Doppler- Radar unterbringen zu können, erinnert die hintere Rumpfhälfte nach wie vor an den russischen Klassiker. Interessantes Static Display Zum ersten Mal Auch die statische Ausstellung bot einige wurde auch ein Leckerbissen, allen voran einige Typen, die erst bei einer PLAAF- seit kurzem im Dienst der chinesischen Luft- Einheit in Dienst waffe (PLAAF) stehen: Die J-10B ist die jüngste stehender Z-10K Serienversion des Jägers von Chengdu, die über Kampfhubschrau- einen neu gestalteten Lufteinlauf sowie ein ber öffentlich AESA-Radar mit elektronischer Strahlschwen- gezeigt. Fotos: Reto Schneeberger kung verfügt. Die neuste Bomberversion H-6K wurde ebenso gezeigt wie der moderne Kampf- hubschrauber Z-10K oder auch eine Auswahl der neusten Drohnen. Die KJ-500 ist ein Frühwarn-Radarflugzeug auf Basis des Transporters Y-9. Ihr Radom ist mit drei AESA-Antennen versehen, von denen jede 120 Grad abdeckt. Dadurch konnte auf einen Drehmechanismus verzichtet und der ganze Aufbau einfacher und leichter konstru- Noch eine Pre- iert werden. miere: Auch die Ausser Modellen und Ankündigungen bot der CH-5-Drohne zivile Sektor wenig wirklich Neues. Eine Aus- wurde erstmals öffentlich vorge- nahme war das in Zhuhai gebaute viermotori- stellt. Sie verfügt ge Amphibienflugzeug AG-600, dessen Rollout über einen in- im August gefeiert werden konnte. Der Erst- ternen Waffen- flug ist für 2017 geplant, so dass die Hoffnung schacht sowie besteht, dass die AG-600 eines der Highlights sechs Flügelsta- im Flugprogramm der nächsten «Airshow tionen und soll China» im November 2018 sein wird. über eine Nutz- last von 1200 kg Reto Schneeberger verfügen.
8 Military Aviation Cockpit 01 2017 Drohnenabwehr Die Gefahr von oben Bildlegende Elbits Radar hat drei Drohnen im Visier, vorne eine Yuneec Drohne, hinten DJI Inspire (links) und DJI Phantom 3. Freizeitdrohnen fliegen heute Millionen von Drohnen im Handel Airbus Defence und Space entwickelte Jeden Monat werden um die 300 000 Frei- inzwischen ein elektronisches System, das über 50 Kilometer weit und sind zeitdrohnen weltweit verkauft, Tendenz automatisch Kleindrohnen über Flugver- bis 170 km/h schnell. Sie können steigend. Und sie werden technisch immer botszonen an Flughäfen oder Atomkraft- Drogen oder andere Nutzlas- weiter entwickelt. An Bord sind heute hoch- werken aufhalten soll. Das System kom- auflösende Kameras, die auch aus grösse- biniert Sensordaten aus verschiedenen ten über Grenzen schmuggeln ren Höhen gestochen scharfe Aufnahmen Quellen mit Datenverschmelzung, Signal- oder sogar Bombenangriffe flie- machen. Es gibt auch Drohnen, die Lasten analyse und Störtechnologien. Es nutzt Ra- von über 15 Kilogramm tragen können. Da- dar, Infrarotkameraund Richtungsfinder, gen. Nun gibt es Schutz vor ihnen: mit lassen sich neben privaten Nutzlasten um Drohnen im Umkreis von bis zehn Mehrere Anbieter entwickelten auch reichlich Sprengstoff oder chemische Kilometern zu identifizieren und bewer- Waffen transportieren. Paparazzi spähen tet ihr Bedrohungspotenzial. Auch das effiziente Abwehrsysteme. mit Kameradrohnen Persönlichkeiten aus, staatliche Rüstungsunternehmen Rafael andere transportieren Ausbruch-Utensili- Advanced Defense Systems Ltd. aus Haifa W ährend die meisten Drohnenbe- en in Gefängnisse. Weltweit nehmen sol- in Israel stellte im April ein ähnliches Ab- sitzer friedliche Absichten ver- che Vorfälle zu. Und wie können Flugplätze wehrsystem vor unter dem Namen Drone folgen, sind terroristische oder vor Drohnenüberflügen oder Attacken ge- Dome, in Anlehnung an das ebenfalls kriminelle Attacken per Drohnen heute schützt werden? von der gleichen Firma entwickelte Iron technisch machbar und leider bereits Rea- Dome-Abwehrsystem gegen Raketen. Dro- lität. Die kleinen Flugkörper können zum Abwehrsysteme ne Dome besitzt die Fähigkeit, unter al- gefährlichen Sicherheitsrisiko werden. Luftfahrt-Techniker arbeiten schon lange len Wetterbedingungen und rund um die Einige besorgniserregende Situationen hat daran, entsprechende Abwehrsysteme zu Uhr, feindliche Drohnen unterschiedlicher es bereits gegeben, als sich eine Drohne auf entwickeln, denn bisher war der Luftraum Art abzuwehren. Ebenfalls im Geschäft ist zwei Meter Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen Angriffe mit den kleinen und ge- seit November der führende Drohnen-Her- näherte. räuschlosen Drohnen kaum zu schützen. steller Elbit Systems Ltd, Tel Aviv, der das
9 System ReDrone auf den Markt bringt. Da Sensoren (Video-, Audio-, Wi-Fi- und RF-Sen- einer Genehmigung von den zuständigen Airbus und die israelischen Anbieter ihre soren) integriert werden, sondern auch be- Behörden. Produkte für militärische und zivile Kun- liebig viele externe Überwachungskameras, Flughäfen nutzen Dedrone nicht nur, den anbieten, stehen die technischen Anga- Mikrofone oder Radargeräte (hier koope- um Start und Landung zu schützen, son- ben vorwiegend unter Verschluss. riert Dedrone mit Airbus und Robin Radar). dern auch, um zu verhindern, dass Droh- Sobald eine Drohne detektiert wurde, wer- nen unbemerkt Waffen oder Sprengstoff Erfolgsgeschichte Dedrone den die Sicherheitskräfte alarmiert, sodass aufs Vorfeld bringen, von wo sie von Mit- Im Februar 2014 wird in Kassel die Dedrone sie umgehend reagieren können, beispiels- arbeitern ins Flugzeug geschmuggelt wer- GmbH gegründet, ein Prototyp des Drone- weise indem sie Personen in Sicherheit brin- den können. Ausserdem werden Hangars Tracker entsteht und erhält seine jetzige gen, gelandete Drohnen oder abgeworfene vor illegalen Fotoaufnahmen geschützt Form. Bereits im Oktober 2015 startet die Objekte sicherstellen, die Sicht auf sensible und Lager mit teuren Ersatzteilen vor Serienproduktion. Dank Wachstumsfinan- Informationen versperren oder – im Falle Diebstahl mit Drohnen. Und der Kauf des zierungen von Venture-Capital-Gesellschaf- von Flughäfen – Piloten warnen und Flug- Dedrone Systems ist bezahlbar: Die Senso- ten können Team und Partnernetzwerk aus- zeuge gegebenenfalls umleiten lassen kön- ren (Multisensor inklusive Kamera, Mikro- gebaut werden. Innert kürzester Zeit ist die nen. fon, Wi-Fi-Sensor sowie RF-Sensor) kosten Technologie aus Deutschland in Amerika je 5000 Euro, die Integration externer Sen- bekannt geworden, denn Dedrone erhielt Jammer als Hilfsmittel soren 7500 Euro pro Sensor. den Auftrag, zwei Wahlkampfdebatten von Auch Drittanbieter-Produkte wie Warn- Hillary Clinton und Donald Trump vor Ge- leuchten, Nebelgranaten, automatische Rolf Müller fahren durch Hobbydrohnen zu schützen. Rollläden oder Sirenen sind je nach Bedarf Zur Überwachung des Luftraums instal- in die DroneTracker-Plattform integrierbar. lierte Dedrone ein Netzwerk aus optischen, Abwehrmassnahmen wie Störsender, so Drohnenabwehr in der Schweiz akustischen und Frequenzsensoren mit genannte Jammer, können ebenfalls ein- Für die Gesetzgebung bezüglich Drohnen ist einem Radius von mehreren hundert Me- gebunden und automatisch aktiviert wer- in der Schweiz das Bazl zuständig. Demge- tern. Bei jeder detektierten Drohne wurde den. Der Jammer sendet elektromagneti- mäss können Drohnen bis zu einem Gewicht das Sicherheitszentrum der Polizei in Echt- sche Wellen aus und überlagert damit die von 30 kg grundsätzlich ohne Bewilligung zeit benachrichtigt. Andere Sicherheitsbe- Funkwellen zwischen Fernbedienung und eingesetzt werden, wobei Flüge über Men- hörden, einschliesslich FBI und Geheim- Drohne. schenansammlungen verboten sind. In der dienst, erhielten wichtige Informationen Bei Drohnen, die per Autopilot fliegen, Nähe von Flugplätzen dürfen gemäss Vor- wie der Drohnentyp, die Position und Flug- können auch die zur Navigation notwendi- schrift solche Fluggeräte nicht näher als fünf richtung der Drohne sowie Videomaterial. gen GPS-Signale gestört werden. In beiden Kilometer von Pisten entfernt fliegen. Für die Foto: Elbit Fällen verlieren die Drohnen die Orientie- Abwehr von Drohnen unter 30 kg Gewicht Was kann Dedrone? rung. In der Regel absolvieren sie dann das ist die Polizei zuständig, für grössere Droh- Dedrone bietet mit dem DroneTracker eine vom Hersteller eingestellte Sicherheitspro- nen die Luftwaffe. Die Kantonspolizei Zürich Komplettlösung aus Detektion, Beweis- gramm und fliegen zum Startpunkt zurück, befasst sich gemäss Mediensprecher Beat sicherung und Abwehr an. Es werden ver- landen an Ort und Stelle oder bleiben in der Jost seit rund zwei Jahren mit dem Thema schiedene Sensoren genutzt, um alle Arten Luft stehen. Doch nicht jede Organisation Drohnen und Drohnenabwehr. Inzwischen von Drohnen zu erkennen. Das System darf Störsender einsetzen, da die Gefahr be- besteht eine gesamtschweizerische poli- funktioniert automatisch, also ohne einen steht, auch andere Funk- und WLAN-Ver- zeiliche Arbeitsgruppe zu dieser Thematik. Operator. Die Bedienung erfolgt über eine bindungen in der Umgebung zu beein- Dort wird der Markt und die technische Ent- leicht zu handhabende, browserbasierte trächtigen. Ob die Nutzung von Jammern wicklung beobachtet und geprüft, ob bzw. Benutzeroberfläche. Eine intelligente, ler- an einem Flughafen sinnvoll ist, muss daher welche Massnahmen notwendig sind. (rm) nende Software ist in der Lage, Drohnen zu im Einzelfall geprüft werden und bedarf klassifizieren, sie von anderen fliegenden Objekten wie Vögeln oder Hubschraubern zu unterscheiden und bestimmte Model- le sogar zu identifizieren. Wichtig für die Dedrone-Kunden ist auch die Aufzeichnung aller Drohnenüberflüge (Videobeweis), so- dass sie nicht nur umfangreiche Daten über die Drohnenaktivitäten über ihren Grund- stücken erhalten, sondern auch forensische Beweise. Das System kann auch in bestehende Sicherheitssysteme integriert werden. Dedrone ist der einzige Anbieter, der ein skalierbares und auf die Gegebenheiten vor Ort anpassbares Produkt entwickelt hat. Foto: Dedrone Damit kann sowohl der Nah- als auch der Fernbereich abgedeckt werden. Über offene Schnittstellen können nicht nur eigene Schema eines Drohnenalarms.
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Cockpit 01 2017 Military Aviation 11 Inside Ein schwieriges Jahr Oberstleutnant Nils «Jamie» Hämmerli zieht eine durchzogene Bilanz des ersten Jahres als Kommandant der Patrouille Suisse (PS). Als Höhepunkte nennt er die hohe Professionalität und das uneingeschränkte Vertrauen innerhalb des Teams. Cockpit: Nils Hämmerli, welche Bilanz ziehen Sie im Rückblick auf das erste Jahr als Kommandant der Patrouille Suisse? Nils Hämmerli: 2016 war ein schwieriges und anspruchsvolles Jahr für die PS, aber auch sehr lehrreich für mich. Gleichzeitig war es ein schwarzes Jahr für die Luftwaffe, haben wir doch drei Fliegerkameraden bei tragischen Unfällen verloren. Die Bilanz zu meinem Start ins erste Jahr als Komman- dant ist etwas durchzogen. Ich würde es als einen «Kaltstart» bezeichnen. Der Unfall in Leeuwarden hat uns alle stark gefordert, aber schlussendlich bin ich stolz darauf, wie wir den Unfall gemeistert haben. Positiv zu werten sind auch die Erfolge mit unseren 360-Grad-Videos, wobei einer über neun Mil- lionen Klicks erreicht hat und der Zweite Foto: © VBS den 1. Schweizer «Webvideopreis» gewann. Nach dem Unfall in den Niederlanden war die Oberstleutnant Nils «Jamie» Hämmerli, Kommandant der Patrouille Suisse. PS sehr schnell wieder in der Luft zu sehen. Das ist nicht selbstverständlich und war wohl zusammen mit Daniel Siegenthaler, dem Jet- noch die Einsätze als Chief Air Defense in für das Team nicht ganz einfach. Wie haben verantwortlichen der Sparte Flugsicherheit, der Einsatzzentrale. Leider kann ich dadurch Sie das erlebt? angeschaut. Als ehemaliger Leader der PS nicht allen Anfragen gerecht werden und Dass wir nur eine Woche nach dem Vor- konnte er sich ein sehr gutes Bild machen. muss Prioritäten setzen. Ich habe neben mei- fall mit einer Fünferformation in Meirin- Wir kamen zum Schluss, dass wir prinzipiell nen Aufgaben für die Organisation der Vor- gen starten konnten zeigt, dass das Team nichts verändern müssen und alle Manöver führungen des Teams über 15 Vorträge ge- gut funktioniert. Wir spürten einen tollen und Figuren sicher sind. Dennoch haben wir halten und viele Fragen von Schülern für Rückhalt von der Luftwaffenführung und das Aufschliessmanöver, bei dem der Unfall Vorträge oder Maturaarbeiten beantwortet. aus der Bevölkerung. Dass auch unser Depar- passierte, schon rein aus psychologischer tementsvorsteher, Bundesrat Guy Parmelin, Sicht weggelassen. Was erwarten Sie für die nächste Saison? grünes Licht für den Start gab, war nicht Der verletzte Pilot konnte sich nach seiner Das Programm für die Meetingsaison 2017 selbstverständlich und zeigt das grosse Ver- Genesung schnell wieder in die Formation wird in einem ähnlichen Rahmen wie die trauen in unsere Arbeit. Wir wurden bereits integrieren und so haben wir das Jahr vergangene Saison geplant. Wir werden in den Niederlanden gut betreut, führten schlussendlich mit drei Vorführungen zu die nächste Saison wiederum kontrolliert viele Gespräche und analysierten den Vor- sechst erfolgreich abgeschlossen. Die Flug- und mit einer gewissen Zurückhaltung an- fall sehr genau. Ich spürte, dass alle Piloten sicherheit hatte in den letzten 52 Jahren der gehen. Wir haben einen neuen Leader mit auch nach dem Vorfall einander absolut ver- Patrouille Suisse immer oberste Priorität, das zwei neuen Flügelmännern zur Seite und trauten. Somit konnte ich der Luftwaffen- ist heute so und wird in den nächsten 52 nur Gael «Gali» Lachat wird noch an der glei- führung mit gutem Gewissen melden, dass Jahren so sein! chen Position in der Formation fliegen. Aus das Team für die Vorführung in Meiringen diesem Grund werden wir im April etwas bereit sei. Gab es in Ihrem ersten Jahr als Kommandant intensiver trainieren. Wir planen in der eine Überraschung? ersten Woche des Trainingskurses täglich Dass die PS das Meetingjahr schliesslich Der grosse administrative Aufwand, den drei, statt wie bisher zwei Trainingsflüge. erfolgreich mit allen sechs Piloten beenden es braucht, um alle Einzelheiten und Ab- konnte, zeugt von der professionellen Arbeit sprachen zu koordinieren, hat mich etwas Herzlichen Dank für das Gespräch, Nils des Teams. Wurde nach dem Vorfall etwas überrascht. Es gibt viele Nebenschauplätze Hämmerli. verändert? in meiner Arbeit als Kommandant oder als Wir haben alle Abläufe des Flugprogramms Chef Fachdienst Flotte F-5. Dazu kommen Interview: Walter Hodel
12 Cover Story Cockpit 01 2017 Eurofighter-Chef-Testpilot Geri Krähenbühl Chefsessel Schleudersitz Geri Krähenbühl ist Berner – und trotzdem nicht gemacht für ein Leben mit 1 G. Nach einer senkrechten aviatischen Karriere jagt er heute als Chef-Testpilot bei Airbus Defence and Space im deutschen Manching mit dem Eurofighter durch die Lüfte. Unter anderem.
13 Lebensjahr fest, dass er Schiffsbauer werden erprobung der EADS in Manching, die seit würde. Eine Flugrevue über die deutsche 2013 Teil von Airbus Group SE ist, einen Luftwaffe bewirkte allerdings den Sinnes- neuen Eurofighter-Test-Piloten. Und ein wandel. Zum Glück. Welches Ausnahmeta- Kandidat stand ganz oben auf der Wunsch- lent der Fliegerei beinahe durch die Lappen liste: Geri Krähenbühl. Ein Name im gegangen wäre, zeigte sich spätestens bei Business. Vergleichbar mit dem eines Mes- der fliegerischen Vorschulung auf einer AS- si oder Ronaldo in einem anderen Gewerbe. 202 Bravo im Belpmoos. Rund 2500 Bewer- Nur ohne Starallüren. Aber würde man den ber waren es mit ihm. 99 Prozent würden Schweizer, der zu diesem Zeitpunkt bei Ar- den Werdegang zum Schweizer Militärpi- masuisse unter Vertrag war, für Manching loten nicht schaffen. Für Geri dagegen ging gewinnen können? es Schlag auf Schlag. Rekrutenschule, Un- teroffiziersschule, Pilotenschule 1, Piloten- Der Weg zum Testpilot schule 2. Nach gründlicher Vorbereitung Die Berufsbezeichnung Testpilot ist nicht auf PC-7 folgte bereits im Januar 1985, zwei geschützt. Steigt man in ein unbekanntes Jahre nach der Matura, der grosse Schritt auf Flugobjekt und prüft dessen Eigenschaften, ein Düsenstrahlflugzeug: den Vampire Trai- ist man im Grunde genommen bereits Test- ner. Nach fünf Flügen in Sion, zusammenge- pilot. Dennoch ist er 1990 bei der damaligen pfercht mit dem Fluglehrer im engen Cock- GRD (Gruppe für Rüstungsdienste) ein defi- pit der DH 115, warteten die Vampire Mk 6 nierter Begriff mit einem sehr spezifischen und schliesslich der Hawker Hunter auf den Anforderungsprofil – und er beschreibt zu jungen Berner. Letzterer war eine bewusste diesem Zeitpunkt eine vakante Stelle in Wahl, denn Geri war klar, dass auch dieses Emmen. Ein guter Grund für Geri, seine Flugzeug in absehbarer Zeit ausgemustert Diplomarbeit kurz ruhen zu lassen und bei werden würde. der Beschaffungsbehörde vorstellig zu wer- den. Mit Erfolg natürlich. Am 1. Januar 1991 Bewegte Geschichte des Eurofighters tritt der frischgebackene Maschinenbauin- Zur selben Zeit, im Jahr 1985, einigten sich genieur ETHZ seine erste Stelle an. Und die nach langen zähen Verhandlungen Gross- gleich als Testpilot. britannien, Deutschland, Italien und kurze Bei der ersten Aufgabe, die an den neuen Zeit später auch Spanien auf den Bau eines Mitarbeiter herangetragen wird, geht es Kampfjets, der die amerikanische F-4 Phan- um ein Segelflugzeug. Zugegeben kein ge- tom ablösen sollte, um während des Kalten wöhnliches. Der von Thomas Bircher ins Kriegs als Luftüberlegenheitsjäger der Leben gerufene Prometheus war mit einem sowjetischen Bedrohung zu begegnen. Da Düsentriebwerk ausgestattet, das ihn, jedes Land andere Ansprüche an das Flug- wie die heutigen Klapptriebwerke, zum zeug stellte, durchlief der Eurofighter eine schleppunabhängigen Eigenstarter machte. besonders kurvenreiche Entwicklungsge- Geris Auftrag war das Evaluieren des Hand- schichte. Eine Historie, die natürlich auch lings und der Leistungsdaten des doppelsit- die turbulenten politischen 1980er und zigen Prototyps, dessen Prinzip sich jedoch 1990er Jahre widerspiegelt. Mit dem Fall der nicht durchsetzen würde. Mauer, dem Zerfall der Sowjetunion und Schon dieser erste Job förderte zutage, dass Foto: zvg dem Wegfall des Eisernen Vorhangs. Immer eine zivile Lizenz unabdingbar wurde. Geri und immer wieder musste der Eurofighter begann 1992 mit dem Besuch der Schweize- an neue Gegebenheiten angepasst werden rischen Luftverkehrsschule und beendete D er Mann hat ein authentisches und etliche Male stand er sogar vor dem sie 1995 mit der Linienpilotenlizenz (ATPL). Servus auf den Lippen und Aus. Es grenzt rückblickend geradezu an Das nächste Gütesiegel war in der Tasche. ein Döschen Schnupftabak im ein Wunder, dass am 13. Juni 2003 die erste Unwiderstehlich waren für den Belper un- Overall. Und wahrscheinlich beherrscht er seriengefertigte Maschine der Öffentlich- terdessen der Reiz und die Herausforde- Oachkatzlschwoaf so gut wie Chuchichäschtli. keit vorgestellt wurde. rung der Testfliegerei. So unwiderstehlich Elf Jahre Bayern gehen nicht spurlos an Der Eurofighter Typhoon, wie er seit 1997 wie sein Können, sein Wissen, seine Präzi- einem vorbei. Auch in seinem Büro ver- korrekt heisst, durchlief natürlich diverse sion, sein Verantwortungsbewusstsein und raten nur wenige Details den Schweizer Stadien. Vom Entwicklungsflugzeug DA seine Airmanship für all jene, die mit ihm Geri Krähenbühl. Wer genau hinschaut, (Development Aircraft) übers Vorserien- arbeiteten. Voraussetzungen, die ihn 1993 entdeckt den einen oder anderen Hawker und Testmodell IPA (Instrumented Produc- schliesslich auch noch in die USA führten, Hunter, der als Foto an der Wand hängt tion Aircraft) bis hin zum Serienmodell. Die wo Piloten in der United States Naval Test und ein Hinweis dafür ist, dass die Karrie- Konstruktion eines Prototypen wurde je- Pilot School in Maryland das Nischenhand- re des Eurofighter-Chef-Testpiloten in Belp weils einem Partnerland anvertraut. Nach werk von der Pike auf lernen. Die elf Monate begann und nicht im Freistaat. DA1 (Erstflug 1994) und DA5 (Erstflug an der Ostküste sind Ausbildung und Ritter- Belp? Dann ist ja nichts naheliegender als der 1997) wurde auch IPA3 (Erstflug 2002) in schlag zugleich. Mit System und Leistungs- Pilotenberuf. Aber für Geri stand bis zum 15. Deutschland gebaut. 2005 suchte die Flug- druck lehren die Amerikaner, wie man sich
14 Cover Story Cockpit 01 2017 Eurofighter-Chef-Testpilot Geri Krähenbühl Flug der Messer- schmitt Me 262 B1-A, D-IMTT (USA- rebuild,) über der Re- gion des Gastlosen- Massivs. Im Cockpit: Geri Krähenbühl. Links: Geri Krähen- bühl als angehender Luftwaffenpilot im PC-7. Rechts: Krähenbühl zusammen mit Ge- neral Stiglitz (links), Inspekteur der Deut- schen Luftwaffe an- lässlich der Aero India in Bangalore im Jahr 2009. Geri Krähenbühl vor der F/A-18C J-5001. Das Bild stammt aus dem Jahr 1997 und wurde im kalifor- Fotos: zvg nischen China Lake aufgenommen.
15 in der US Navy mit einem neuen oder unbekannten militärischen Ein würdiger Nachfolger für Horst Philipp oder zivilen Flugzeugmuster vertraut macht und anfreundet. Näm- Mit der Wahl Geri Krähenbühls zum Test-Piloten in Manching lich wie mit einem Bronco – einem ungezähmten Mustang. Mit hatte übrigens auch Horst Philipp grosses Glück. Der Mann gilt als einer Menge Bodenarbeit am Anfang. einer der renommiertesten Testpiloten Deutschlands und blickt auf Die Tatsache, dass er während seiner Ausbildung mit jedem Flug- Tausende Flugstunden und rund 100 verschiedene geflogene Flug- zeugtyp sicher wieder landet, spricht für eine akribische Vorbe- zeugtypen zurück. Mit Jahrgang 1937 hat Philipp den Krieg nur als reitung, für eine enorme Kenntnis von technischen Zusammen- Bub miterlebt. Die Flugzeuge dieser Zeit ist er trotzdem geflogen. hängen, für hervorragendes Teamwork und schlussendlich für Horst Philipp wurde die Ehre zuteil, 2006 eine Me-262 erstmals seit ausserordentliche fliegerische Fähigkeiten. Diese Herangehens- dem Krieg wieder über Deutschland zu pilotieren. Ab Manching, weise gilt an der Chesapeake Bay übrigens für eine C-185 (Wasser- dem Sitz der Messerschmitt-Stiftung, die ein Exemplar des ersten in flugzeug) genauso wie für eine C-18B (B707) und führt dazu, dass Serie gebauten Flugzeugs mit Strahltriebwerk kaufte. Zugegeben, jeder «Jungfernflug» von tiefem Vertrauen in Mensch und Mate- es ist ein Nachbau. Keine der nur zehn Maschinen, die den Krieg rial geprägt ist, das sukzessive und gewissenhaft erarbeitet wurde. überstanden haben, eignete sich mehr für eine Renovation. Einer kleinen Gruppe von amerikanischen Enthusiasten ist es jedoch Mit dem Velo zur Arbeit zu verdanken, dass dieser aviatische Meilenstein dennoch wieder Es ist 7.30 Uhr. Geri Krähenbühl sitzt auf seinem Radl und fährt abheben kann. Die US Navy gestattete den Restauratoren die Zer- die elf Kilometer vom Wohnort Ingolstadt hinüber zum Flieger- legung eines erbeuteten Me-262B-1a-Doppelsitzers, da auf keine horst Manching (ETSI). Eine Übung, die er bei jedem Wetter prak- Baupläne zugegriffen werden konnte. In jahrelanger mühevoller tiziert. Ganz einfach, weil sie guttut. Sattel und Lenker wird er Arbeit entstand eine Serie von fünf exakten Me-262-Repliken, wo- heute noch mit Schleudersitz und HOTAS (Hands On Throttle And von der zweite Prototyp, mit dem Spitznamen «Tango Tango», für Stick) tauschen. Zirka einmal pro Woche jagt Geri einen Eurofighter Manching reserviert war. Sie ist eine «Convertible». Das heisst, Typhoon durch den Himmel, um den Experten am Boden wichtige sie könnte durch einen kleinen Umbau vom Einsitzer zum Zwei- Daten zu liefern, die für die Weiterentwicklung des Flugzeugs und sitzer umfunktioniert werden, sofern die fehlenden Teile im hin- der Waffensysteme elementar wichtig sind. Zwei Stunden vor Take- teren Cockpit eingerüstet werden. 2006 kam die Maschine nach off kommt das gesamte Team für ein Briefing zusammen. Eine Deutschland und beglückt seitdem ihr Publikum. Im Museum und Heerschar von Ingenieuren, Analysten und Technikern bespricht auch auf Airshows. zusammen mit ihrem Chef-Test-Piloten die Tagesziele. Hochkom- Horst Philipp freute sich sehr, dass er das Erbe, das er 61 Jahre nach plexe Details, nicht für die Aussenwelt bestimmt. Kriegsende angetreten hatte, am 23. Juni 2010 einem äusserst kom- Die Mannschaft erinnert an einen Formel-1-Rennstall. Ein Glück- petenten Nachfolger seiner Zunft übergeben konnte. Geehrt, stolz licher sitzt im Cockpit und alle anderen vor Bildschirmen, wobei und dankbar zeigte sich Geri Krähenbühl und machte sich sofort die Kommandozentrale eher einem «Mission Control Center» der in Manier eines professionellen Testpiloten an die Arbeit, den alten NASA ähnelt. Monitor an Monitor sind hier aneinandergereiht. neuen Düsenjäger genauestens kennenzulernen, um sich in die Alle bemannt mit Spezialisten, die Geris Flug überwachen, ihn mit kleine Schar von Me-262-Piloten einzureihen. «Unglaublich, auf Anweisungen füttern und seine gelieferten Daten verarbeiten. Zwi- welchem technischen Niveau die 262 bereits war. Auch wenn der schen einer halben und zwei Stunden folgt er mit dem Eurofighter Schleudersitz fehlt. Es ist ein Hochgenuss, sie zu fliegen. Allerdings einem genauen Drehplan und erfüllt der Crew am Boden alle Wün- muss man ihr gut zuhören. Sie spricht mit einem und will verstan- sche, die dank ausgeklügelter Sensorik jeden Parameter des Kampf- den werden.» Unterdessen zählt die Messerschmitt D-IMTT zu den jets mitverfolgen und festhalten. Im Anschluss kommt die gesamte absoluten Favoriten des Schweizers, der mit jedem Flug mit ihr ein Mannschaft wieder für ein Debriefing zusammen. Kapitel der deutschen Luftwaffe am Leben erhält. Zu seinem wöchentlichen Eurofighter-Einsatz kommen noch etliche Simulatoreinsätze mit der Maschine dazu. Ausserdem ist Ein Testflug der persönlichen Art Geri auch für Testflüge mit dem Tornado, dem Airbus A400M und Einen der schönsten Flüge hatte Geri Krähenbühl zuletzt aber in A320 verantwortlich, die ihn immer wieder nach Sevilla und Ham- keinem Jet, in keinem Airbus, auch nicht bei einer Airshow. Nein, burg führen. Von langen Zeiten am Boden kann also nicht die Rede in einer PA-28 Warrior. Von Manching ins nahe Vilshofen. Die sein. Die würde Geri auch gar nicht aushalten. Der Mann ist für 1 Erneuerung seiner SEP, die dafür eigens notwendig war, holte er G einfach nicht gemacht. Und so freut er sich auch besonders über sich zuvor in Begleitung eines Freunds und Fluglehrers auf dem Einsätze bei Displays auf Airshows. Das zu fliegende Programm Weg nach Altenrhein und zurück. Kurze Zeit später lud er seine wird jeweils vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstech- langjährige Freundin auf einen kleinen Flug ein, um ihr das Navi- nik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) abgesegnet, doch die gieren zu überlassen. Mit Radiokompass, Karte und Winkelmesser. Ansage von Airbus Defence and Space ist unmissverständlich: Der Seit dem Erlangen des Motorbootführerscheins hatte sie ein Faib- Eurofighter soll bestmöglich präsentiert werden. Jede Flugschau ist le dafür entwickelt. Entsprechend problemlos konnte sie jederzeit schliesslich eine Gelegenheit, Kundschaft zu akquirieren. Geri darf den Standort der PA-28 bestimmen und Geri zum Ziel dirigieren. und soll also alles aus dem Jäger herausholen. Ihm als Testpiloten Nur einmal musste er eingreifen. Seine Freundin hatte ein kleines sind dabei extremere Manöver gestattet als einem Bundeswehr- Detail übersehen. Vor lauter Konzentration vielleicht. Dabei stand piloten. Ein Privileg, das er auch selbst bei 9 G noch sichtlich ge- es mitten auf der Karte. Handgeschrieben. Ein Heiratsantrag. niesst. «Das Allerbeste ist, quasi direkt nach dem Start sofort einen Dass er auch diesen Testflug erfolgreich absolvierte, zeigt, dass in Looping zu machen.» Geri schwärmt dabei von der unbändigen dem mit allen Wassern gewaschenen Airman Geri Krähenbühl Power, die der Eurojet EJ200 produziert. Ein Turbofantriebwerk, eben auch ein wahrer Gentleman steckt. Laut Umfragen eine heut- das den Eurofighter in die Leistungsklasse einer amerikanischen zutage ebenfalls sehr seltene Spezies. F-22 katapultiert, mit der der Europäer oft verglichen wird und mit der er sich in der Presse des Öfteren messen muss. Tim Boin
16 Civil Aviation Cockpit 01 2017 Monatsinterview Edelweiss setzt Akzente auf der Langstrecke Edelweiss ist die führende Ferienfluggesellschaft der Schweiz. CEO Bernd Bauer erklärt, weshalb die Swiss-Schwester so grossen Wert auf den Komfort ihrer Passagiere legt und erläutert seine Zukunftspläne. «Cockpit»: Ihre Vorgänger haben sich bei der Edelweiss die Gastfreundschaft auf ihre Fah- nen geschrieben. «Die Ferien beginnen beim Boarden», lautete die Philosophie. Was hat sich bei Edelweiss unter einem deutschen CEO geändert? Bernd Bauer: Nichts. Die Ferien begin- nen bei uns schon vor dem Boarden. Dafür haben wir eine tolle, inspirative Webseite. Edelweiss hat ein neues Food-Konzept präsen- tiert. Das alte mit Zöpfli und Züri Gschnätz- lets war sehr beliebt. Sind diese Zeiten vorbei? Nein, überhaupt nicht. Zöpfli und Züri Gschnätzlets gibts auch in Zukunft bei uns. Wir setzen zusätzlich auf regionale Produkte wie zum Beispiel die Schwägalp- Bratwurst aus dem Kanton Appenzell… …das erinnert mich an die regionalen Spezi- alitäten der Schwester Swiss, die solche seit Foto: Edelweiss Jahren in ihrem Angebot hat. Kopieren Sie die Swiss? Nein gar nicht. Die Swiss setzt auf die Zu- Bernd Bauer, 51, hier bei der Präsentation der A340 Anfang Dezember, ist seit zwei Jahren CEO sammenarbeit mit regionalen Hotels. Wir der Edelweiss. Zuvor war der deutsche Staatsbürger bei der Swiss, unter anderem als Netz- vergleichen uns nicht mit anderen. Wir werk- und Revenue-Manager. versuchen das zu machen, was Feriengäste gerne haben. Wir sind sehr eigenständig un- terwegs. weite als mit der A330. Da können wir ganz chen» Flügen, die vor allem von Geschäfts- neue Destinationen wie Cancun, San Diego leuten gebucht werden. Unsere Business oder San José in Costa Rica anfliegen. Wir Class mit 27 Sitzen ist recht gut ausgelas- «Die Nachfrage nach der haben das Interieur komplett neugestaltet. tet. Mit der Economy Max (76 Sitze) bieten Weil wir keine First Class haben und nur wir für relativ wenig Geld deutlich mehr neuen Economy Max über eine kleine Business Class verfügen, Komfort. Auch mit deren Auslastung sind ist erfreulich.» können wir mehr Sitze ins Flugzeug ein- wir zufrieden. bauen. Das Flugpersonal fällt mit den leuchtend- Sie haben mit dem Wechsel vom A330 zum Würde sich eine Vergrösserung der Business roten Uniformen auf. Weshalb das neue A340 einen grossen Schritt in die Zukunft Class nicht lohnen? Design? getan. Was erhoffen Sie sich dadurch? Die Nachfrage nach der Business Class in die Wir haben die Edelweiss in den letzten Mit der A340 haben wir eine grössere Reich- Ferien ist etwas kleiner als bei «gewöhnli- Monaten sehr stark modernisiert. Die A320
17 ist umgestaltet und ein Wireless-Entertai- Die Konkurrenz ist zwar immer noch da, kam der Zika-Virus hinzu. Doch jetzt sind nement-System eingebaut worden. Dazu aber wir haben nun die Möglichkeit, zwei- wir zufrieden. Unsere Maschinen waren passen natürlich auch die neuen Unifor- mal wöchentlich nach Mauritius zu fliegen. im August bis zu 80 Prozent ausgebucht. men, die vom Schnitt her moderner sind. Der Flugplan ist besser abgestimmt, so dass Bei den Durchschnittserträgen haben wir Das Personal hat 20 Jahre die alten getra- unsere Gäste auch einmal zehn Tage Ferien jedoch noch Luft nach oben. gen. Die Crews tragen die neuen mit Stolz. buchen können. Die Auslastung im ersten Monat lag deutlich über 80 Prozent. Edelweiss hat seit 20 Jahren einen exzellenten Edelweiss erweitert das Streckennetz: Ende Ruf. Was unternehmen Sie, um diese Position Sommer 2017 fliegt sie neu nach San Diego Über Zahlen spricht man bei Edelweiss nicht halten zu können oder zu verbessern? und Costa Rica. Es fällt auf, dass vor allem gerne. «Wir schreiben schwarz», heisst es Da hilft uns unser klares Programm. Wir die Langstrecke vorangetrieben wird. Wie lediglich. Wieso diese Geheimnistuerei? wollen unsere Marktposition ausbauen konnten Sie die Mutter Lufthansa von den Wir sehen keinen Grund, weshalb wir und neue Ferienziele ins Streckenetz auf- neuen Destinationen überzeugen? unsere Zahlen öffentlich darlegen sollten. nehmen. Mit der A340 können wir diese Früher hat die Edelweiss vor allem Char- Nochmals: Wir schreiben schwarze Zahlen. neuen Ziele anbieten. Das positioniert uns terverkehr betrieben – und der war auf 2015 erzielten wir einen Umsatz von 390 als Qualitäts-Ferienairline. Europa beschränkt. Die Risikobereitschaft Millionen Franken. Das muss genügen. der Tour Operators auf der Langstrecke ist Wieso gibt es kein Internet auf der Lang- viel kleiner als auf der Kurzstrecke. Mit der strecke, wie etwa bei der Swiss? Eingliederung in die Lufthansa-Gruppe ha- Wir haben uns bewusst dagegen entschie- ben wir unser System umgestellt. Wir sind «Wir haben Edelweiss den. Wir stellen fest, dass die Nutzungsrate kein Charterunternehmen mehr, sondern geschärft, anders bei drei bis fünf Prozent liegt. Das Bedürfnis eine Ferienfluggesellschaft, die alle Flüge scheint nicht allzu gross zu sein. als Linienflüge publiziert. Wir haben jetzt positioniert.» andere Vertriebskanäle zur Verfügung, so Wie frei sind Sie in Ihren Entscheidungen? dass wir auch Destinationen wie Sevilla Müssen Sie alles in Frankfurt bei der Mutter kurzfristig ins Streckennetz aufnehmen Und wie lief das Jahr 2016 bis jetzt? Lufthansa absegnen lassen? können. Es dauert dann zwar zwei Mona- Wir sind deutlich profitabel unterwegs, Nein, überhaupt nicht. Wir stimmen uns te, bis das volle Potenzial abgerufen wer- auch wenn wir noch nicht ganz dort sind, mit unseren Kollegen der Lufthansa-Gruppe den kann. Im November hatten wir eine wo wir uns dies Anfang Jahr erhofft hatten. ab, damit wir beispielsweise nicht am glei- Auslastung von 80 Prozent auf den Flügen chen Tag, zur selben Zeit an die gleiche nach Sevilla. Das beweist, dass wir wie mit Jetzt steigt der Ölpreis wieder. Macht Ihnen Destination fliegen. Wir sind im konstanten Havanna zum richtigen Zeitpunkt am rich- der anziehende Kerosinpreis zu schaffen? Austausch, um unseren Feriengästen einen tigen Ort waren. Der Ölpreis war schon immer ein wenig Mehrwert bieten zu können. volatil. Das hängt von der Nachrichtenlage Wie gut ausgelastet ist die Langstrecke? und der Opec ab. Wir nehmen es wie es ist. Interview: Patrick Huber Übers Jahr gesehen um die 80 Prozent, was uns eine stabile Einkommensbasis ermög- Die Airlinewelt befindet sich im Umbruch. licht. So können wir volatile Ergebnisse auf Die Preise purzeln, Airlines verschwinden der Kurzstrecke kompensieren. Die Türkei- und kommen. Sind Sie als Edelweiss gut po- und die Ägyptenkrise zum Beispiel lassen sitioniert? sich so abfedern. Wir haben eine glasklare Strategie. Wir Auf ein Wort sind eine Ferienfluggesellschaft, die auf Weshalb werden San Diego und San José erst verstärkt nachgefragte Märkte setzt. Des- Wo waren Sie zuletzt in den Ferien? im nächsten Sommer und nicht jetzt schon halb auch der Ausbau auf der Langstrecke. Mauritius. angeboten? Sie sind ja typische Winterdesti- Wir haben unsere Marke geschärft, anders nationen. positioniert. Wir sind relevanter geworden Ihre Lieblingsdestination? San Diego ist nicht unbedingt eine typische und arbeiten gut mit den Reiseveranstaltern Rio de Janeiro. Winterdestination. Deshalb fliegen wir sie zusammen. nur im Sommer und auch nur in der High- Wo wollten Sie immer schon einmal hin? Season im nächsten Juni, Juli und August an. Ist Vietnam ein Thema? Havanna. San José hingegen ist eine sehr spannende Vietnam könnte ein Thema werden – aber Ganzjahres-Destination. Warum nicht frü- erst 2018. Wir wollen die eine oder andere Wen würden Sie gerne mal an Bord einer her? Mit der jetzigen A340-300 lösen wir Destination im Fernen Osten ins Strecken- Edelweiss-Maschine begrüssen? eine A330-200 ab. Das Winterprogramm ist netz aufnehmen. Entschieden ist noch Für mich ist jeder Gast wichtig. aber schon erstellt. Erst mit der nächsten nichts. A340 können wir zusätzliche Destinationen Ihr Lebensmotto? bedienen. Wie erleben Sie Rio? Positiv in die Zukunft schauen. Wir hatten uns zu Beginn ein bisschen Wieso figuriert Mauritius wieder im Flug- mehr erhofft. Wir haben die Flüge aber in Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv? plan? Ihr Vorgänger hatte erwähnt, dass die der vorolympischen Zeit aufgenommen, Sehr limitiert. Konkurrenz durch Emirates zu gross sei. als die Nachfrage nicht so gross war. Dann
18 Civil Aviation Cockpit 01 2017 Was macht eigentlich… Jean-Pierre Jobin? Der Krisenmanager Buchstäblich vor dem Nichts stand der Flughafen Cointrin, als ihn die Swissair 1996 Knall auf Fall verliess. Mit einem Kraftakt gelang es dem damaligen Flughafen-Direktor Jean-Pierre Jobin, diesen zu retten. Der heute 75-Jährige erinnert sich noch genau an diese unrühmliche Episode. Alle zeigten sich solidarisch «E igentlich würde ich Philippe heu- te gerne fragen, ob er im Innersten wirklich an seine Hunterstrategie geglaubt Der Entscheid fiel kurz vor Ostern als Brug- gisser der Genfer Kantonsregierung unver- rend sechs Jahren Präsident von Genève Tourisme war. hat», sinniert der frühere Flughafendirek- blümt seine Entscheidung mitteilte und Easy Jet sprang ein tor, nachdem diese Episode nun schon 20 diese vor den Kopf stiess. Er hatte wohl Was folgte waren wochenlange Proteste Jahre zurück liegt. Der heute 75-jährige aber nicht mit einem solchen Aufschrei der der Genfer mittels Leserbriefen in den lo- Jean-Pierre Jobin genoss weit über die Kan- Bevölkerung gerechnet. Was Jobin dann er- kalen Medien, die sich gegen die arroganten tonsgrenzen Anerkennung und war bei der lebte wird er bis ans Ende seiner Tage nie Deutschschweizer richteten. Die nachfol- Bevölkerung beliebt, nicht zuletzt, weil er mehr vergessen. Die Genfer Bevölkerung, gende Zeit bezeichnet Jobin «als Revolu- den Kopf nicht in den Sand steckte, als die die gegenüber ihrem Flughafen sonst eher tion». Genf wurde zum ersten Low Cost-Hub Swissair ihn und «seinen Aéroport» wie kritisch eingestellt war, stellte sich wie ein der Easy Jet ausserhalb Grossbritanniens. Sir eine heisse Kartoffel fallen liess. Mann hinter ihren Directeur général und Stelios Haji-Ioannou, britischer Unterneh- Philippe Bruggisser krempelte 1996 alles den Aéroport Genève-Cointrin. «Die Swiss- mer, gründete in Genf Easy Jet Switzerland. um und bestimmte Kloten als Langstre- air löste mit ihrem Entscheid in der Léman- Zuvor war er in Zürich vom damaligen Flug- ckenhub. Genf blieb nur noch die Verbin- Region eine Riesenkrise aus», erinnert sich hafendirektor Josef Felder mit dem gleichen dung nach New York. Jobin, der nach seiner Pensionierung wäh- Anliegen schnöde abgewiesen worden, wie Foto: Patrick Huber «Je suis un retraité heureux!» Jean-Pierre Jobin, heute 75 Jahre alt.
19 Jobin weiss. Felder hatte keinen Platz für eine Low Cost-Airline. Zudem werde es Easy Jet Switzerland in sechs Monaten sowieso nicht mehr geben, wurde dem Sohn einer wohlhabenden griechisch-zypriotischen Reedersfamilie beschieden. Preise fielen um 90 Prozent In Genf wurde er mit offenen Armen emp- fangen. Dennoch waren die Verhandlungen zäh. «Er ist uns mehrfach davongelaufen», erinnert sich Jobin heute lachend. «Wir mussten ihn sanft an den Verhandlungs- tisch zurückholen.» Die Genfer Flughafenverantwortlichen waren Easy Jet wohlgesonnen, wollten aber nicht alles nur auf die Karte Low Cost setzen. Zudem wehrten sich die etablierten Airlines wie die Air France in Genf gegen tiefere Passagiergebühren und einen von Haji Ioannou geplanten Billigterminal T2. Der Flughafen-Direktor in seinem Büro in Genf-Cointrin, ein Jahr vor seiner Pensionierung. Die Passagierticketpreise fielen um bis zu 90 Prozent. Jobin, der Easy Jet als eine Kopie der amerikanischen Southwest Airlines be- zeichnet, hatte in Genf plötzlich 75 Prozent mehr Passagiere. Statistiken belegen, dass die etablierten Fluggesellschaften 25 Pro- zent an die Billigfluggesellschaft verloren, der Rest waren neue Fluggäste. Nettogewinn stieg markant Der abrupte Weggang der Swissair hatte Jobin neue Möglichkeiten des Wachstums eröffnet. «Merci Monsieur Bruggisser!», scherzt er heute. Seine Nachfolger Robert Fotos: Patrick Huber Deillon und jetzt neu André Schneider fuh- ren die Früchte der Aufbauarbeit ein. Genf verdoppelte in zehn Jahren die Anzahl sei- ner Passagiere von 7,8 Mio. (2004) auf 15,8 Mio (2015). Der Gewinn stieg von 27 Mio. Jean-Pierre Jobin verfügte über das richtige Näschen und reagierte schnell, als sich die Swissair auf 75 Mio. Franken. Besonders ins Auge 1996 Knall auf Fall aus Genf verabschiedete. sticht der hohe Anteil an Lokalpassagieren mit 95 Prozent. Zum Vergleich: In Zürich in Frage. «Niemand hat ein Interesse dar- Jobin selber verfolgt das Geschehen in Genf sind es «nur» 70 Prozent, 30 Prozent sind an.» Die Ängste der Bevölkerung seien un- immer noch mit grossem Interesse, aber Transferpassagiere. begründet. Der Flughafen sei Kraft seiner aus Distanz. Dabei hatte er 2006 bei seiner Konzession verpflichtet, die Nachfrage zu Pensionierung grosse Angst, dass er in ein Anwohner sind beunruhigt befriedigen. Die lokalen Behörden hätten Loch fallen würde. «Ich war 24 Stunden Dieser Passagieranstieg und die auf 235 000 eh nicht viel zu sagen. Die Flughafenpolitik während sieben Tagen, an 365 Tagen mit prognostizierte Anzahl Flugbewegungen werde von Bern aus gesteuert. dem Flughafen fast verheiratet», erinnert bis 2030 (heute 196 000) haben bei der Be- In Genf generiert der Flughafen 10 000 di- sich der zweifache Familienvater. Zusam- völkerung Ängste geschürt. 40 Gemeinden rekte und 40 000 indirekte Arbeitsplätze. men mit seiner Frau, einer Kunstmalerin, ge- aus den Kantonen Genf und Waadt und aus Die Wertschöpfung wird für die Region mit lang es ihm doch noch loszulassen. «Je suis dem benachbarten Frankreich haben bei der 7,2 Milliarden Franken jährlich beziffert. un retraité heureux», gibt er zu verstehen. Genfer Regierung interveniert. Mit einer «Jetzt bin ich das ganze Jahr in den Ferien.» Volksabstimmung «Pilotage démocratique Fast mit dem Flughafen verheiratet Zuletzt besuchte er Bilbao und Bordeaux de l'aéroport» soll die Expansion des Flug- Erst als Christoph Franz CEO der Swiss und hie und da fliegt er nach Jakarta, um hafens eingeschränkt werden. wurde, erkannte der Deutsche den Fehler, seine Tochter und seinen Enkel zu besuchen. Jobin ist überzeugt, dass am jetzigen Sta- den seine Vorgänger gemacht hatten. Die Der andere Enkel lebt in Genf. Den sehe er tus – der Flughafen gehört dem Kanton Swiss versucht heute, in Genf Terrain zu- zum Glück öfters. Genf – nichts geändert wird. Eine Privati- rückzugewinnen, Easy Jet hat aber eine star- sierung wie in Zürich komme sowieso nicht ke Position. Patrick Huber
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