GEMEINDEBRIEF www.evibb.de - Evangelische ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
EVANGELISCHE CHRISTUS-MARKUS GEMEINDE IBBENBÜREN GEMEINDEBRIEF www.evibb.de 46. Jahrgang – Sonderausgabe – Ostern 2021 Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Im Lichtband der Liebe Zu den Fenstern in der Kapelle - Seite 25 Das Von-Bodelschwingh-Krankenhaus 1928-2020 Eine Verabschiedung Die Sache der Liebe geht weiter Bleibt zuversichtlich! www.evibb.de
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a So innig, so tief, wie die erste Mutter-Kind-Be- ziehung ist Barmherzigkeit. Eine innere Kraft, die sich durch nichts beirren lässt. Wie eine Mutter in sich einem Baby Raum gibt – wie auch ein Vater in seinem Leben dem Baby Raum gibt – bergend und nährend - so bedeutet barmherzig sein vor allem anderen, bevor überhaupt etwas anderes möglich wird, An(ge)dacht zunächst Folgendes: Sich selbst erst einmal zurücknehmen und erst Jahreslosung 2021: dann meinem Nächsten den frei gewordenen Christus spricht: Seid barmherzig, Platz anbieten. In der Begegnung einen Raum wie es auch euer Vater ist. Lk 6,36 eröffnen, in dem sein Leben wahrgenommen wird, gewürdigt wird, anerkannt wird und zu- Ein Imperativ, eine Aufforderung. Ach! nächst mal schlichtweg sein darf und sein Davon gab es doch wahrlich genug im kann, so, wie es jetzt gerade ist. vergangenen Jahr – und auch noch weiterhin… In der Seelsorge sagen wir: Wenn ich sein Hilft uns dieser Bibelvers? kann, wie ich bin, dann kann ich „anders“ wer- Ich arbeite im Krankenhaus, habe meist mit den. Dann kann ich mehr von den Seiten an Erkrankten und mit Pflegekräften zu tun. mir zeigen, von denen ich denke, dass ich sie Denen soll ich weitersagen: „Seid barmher- jetzt noch schützen muss und hinter anderen zig!“? - Die einen haben sehr mit sich zu tun Seiten verstecke. Jede und jeder braucht die- und wenig Kraft darüber hinaus. Die anderen sen Raum, in dem zu ihr/ihm JA! gesagt wird. haben die Barmherzigkeit doch eh schon zu ih- rem Beruf gemacht! Manchem fällt es schwer, zu sich selber JA! zu Nun denn: Ein Beispiel für den Versuch von sagen. Gerade dann brauche ich jemanden, der Barmherzigkeit aus meinem Alltag im Kranken- das für mich tut und mit dem ich es langsam haus: Ich klopfte neulich an einer Zimmertür, lernen kann JA! zu sagen z.B. zu mit meiner trat ein und stellte mich dem Patienten als Verletzung, zu meinen weniger werdenden Seelsorgerin vor. Dieser antwortete: „Das ist ja Kräften; zu meiner Befürchtung, nur noch eine gut, dass Sie das machen. Aber ich bin nicht Last zu sein; mit meinen Fehlern, die ich immer bedürftig.“ --- Hoppla! - Dieser Mensch hat wieder wiederhole; mit meiner Sorge vor An- Recht: Barmherzig- steckung; mit meiner Angst...mit meiner Wut… keit kann den an- Nach und nach wächst dann ein neuer Umgang deren erst recht damit, wächst in mir meine neue Lebendigkeit. schwach und hilflos Und das tut Gott! SO, sagt die Bibel, so ist Gott. erscheinen lassen. So liebt Gott, so handelt Gott: „Geduldig und Geschieht denn von großer Güte.“ - Ja, es ist geradezu sein We- Barmherzigkeit sen, Gott liebt uns, wie ideale Väter und Müt- „von oben herab“ ter ihr Kind. Er sagt JA! Zu uns. Bedingungslos. (Hungernde spei- Lassen Sie sich überraschen, was daraus dieses sen, durstigen zu Jahr für Sie noch erwachsen wird! trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde be- Da ist er nun doch, der Zuspruch für dieses herbergen, Kranke besuchen, sich um Gefan- Jahr. Gottseidank! gene sorgen)? --- In der hebräischen Bibel Ein lebendiges und lebensfrohes Jahr 2021 meint „Barmherzigkeit“ eine innere Bewegung, wünscht Ihnen geradezu „aus dem Bauch heraus“: Der Wort- Ihre Andrea Klausmann, stamm rächäm verweist auf die Gebärmutter: Krankenhausseelsorgerin, Klinikum Ibbenbüren 2 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b Liebe/r Leser/in, Medaillon des Kirchenfensters in der Mitte des südlichen Seitenschiffs der Christuskirche dieses Heftchen ist in besonderer Weise dem „Der barmherzige Samariter“ „Von-Bodelschwingh-Krankenhaus“ gewid- Ruth Engstfeld-Schremper met. Es ist seit dem 31.12.2020 geschlossen. Die Vision der 80er Jahre von einem Haus ist Ein von Herzen kommendes jetzt Wirklichkeit geworden. Das alte Haus hat Geschichte und ist Geschichte - mit vielen Erin- DANKE! nerungen, schönen und traurigen, beklagens- an die Mitarbeitenden werten und dankbaren. - Dieser Gemeindebrief wird in einigen Streifzügen vor allem die Ge- in der Diakonie des von sichtspunkte aus der Sicht der Trägerin Ev. Kir- Bodelschwingh-Krankenhauses chengemeinde beleuchten, darin schwerpunkt- mäßig die gemeindliche Diakonie, die Kranken- Ärzt*innen hausseelsorge und die Stiftung. Ehrenamtliche Diakonische Dienste Die Geschichte der Medizin und der Pflege dar- Geschäftsführung zustellen wäre Sache des Klinikums, in das un- Hausmeister und Reinigungskräfte ser „Von Bodelschwingh-Krankenhaus“ nun Pfleger*innen überführt worden ist. - Lassen Sie sich ein auf Seelsorger*innen ein 120 Jahre langes Kapitel in der Geschichte Technische Angestellte der Ev. Kirchengemeinde. Es gibt viel zu entde- Verwaltungsfachkräfte … cken, zu verabschieden und mit dem Segen Alle sind gleichwertiger Teil am Ganzen: Gottes weiterzugeben. Natürlich kann in die- Diejenigen, die sich einzelnen Menschen sem Heftchen nur unvollständig angerissen bedingungslos zuwenden und diejenigen, werden, was eigentlich ganze Bücher füllen die die Rahmenbedingungen dafür schaffen. müsste. - Verzeiht. Sie leben im Miteinander und im Aufeinander- Ein besonderer Dank geht an Dieter Georg, Bezogen-Sein die Haltung des Samariters, Andrea Klausmann, Jürgen Nass, Reinhard der dem unter die Räuber Gefallenen hilft: Paul und allen, die mich in Telefonaten, Ge- Vorbehaltlos, aus innerster Bewegung heraus. sprächen und in der Bereitstellung von Texten Gerade auch in Zeiten wie diesen. und Fotos unterstützt haben. Durch sie ist ein buntes und lebendiges Bild entstanden. Im Namen der Gemeinde Pfarrer Reinhard Lohmeyer Pfarrer Reinhard Lohmeyer www.evibb.de 3
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a Das Bodel 1954 – Ansicht von Süden Viele Gemeindeglieder fühlten sich dem Krankenhaus, seinem Personal und den Das „Bodel“ Patienten mit dem Herzen verbunden und umgekehrt. Vielfältige ehrenamtliche Dienste zeugten davon. Ein starkes Stück 1995 Gemeindegeschichte Die „von-Bodelschwingh-gGmbH“ am Beispiel der jüngeren Logos Die Mitglieder der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrates dieser Übergangsgesell- schaft blieben mit denen des Kuratoriums zu- 1928 bis 1994 vor nahezu identisch. Das von-Bodelschwingh-Krankenhaus Das Logo zeigt noch im- als unmittelbare Einrichtung mer deutlich die Verbun- der Ev. Kirchengemeinde denheit mit der Christus- kirche durch den Umriss Die Mitglieder des Kuratoriums in den 80er des Turmes und das Ein- Jahren bis 1994 waren: Pfarrer Paul-Gerhard gebundensein in den Bastert, Ingrid Bastert, Karl-Heinz Fernholz, größeren Zusammenhang evangelischer Diako- Dr. Horst Haubold, Wilfried Höcker, Helga nie durch das „Kronkreuz“, dem Zeichen der Manteuffel, Gerhard Meyer, Heinz Unland, Inneren Mission, das „I“ ist Teil des oberen Ortwin Zemann, der jeweilige Presbyteriums- Längsbalkens, das „M“ ist auf den Querbalken vorsitzende und als Verwaltungsleiter Dieter des Kreuzes aufgesetzt. - Die gemeinnützige Georg. Als Zeichen der Zugehörigkeit wurde Gesellschaft verstand sich als 100%ige Tochter das Siegel der Ev. Kirchengemeinde verwen- der Ev. Kirchengemeinde und insofern immer det. Siehe Seite 9 den „Baustein“ von 1958. als Diakonie der Kirche. Medizin und Pflege 4 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b und alle übrigen Tätigkeiten im Gesamtsystem 2001 eines Krankenhauses wurden als unmittelbarer Klinikum Ibbenbüren - Institution gewordener - Ausdruck christlicher Nächstenliebe verstanden. Während der ökumenischen Zeit wurde die „ÖKG“ zum „Klinikum Ibbenbüren“. Das neue Logo (unten) nimmt wieder die Far- ben auf, bezieht sich jetzt aber mehr auf den 1997 fachlichen Kern des Krankenhauswirkens: Ökumenische Krankenhausgesellschaft Die Kompetenz menschlichen Helfens in Me- Ibbenbüren gGmbH (ÖKG) dizin (blaue Säule), Pflege (rote Säule) und Ev. Mitglieder Gesellschafterversammlung Seelsorge (grüne Säule), zusammengebunden Pfarrer Reinhard Lohmeyer, Dipl.Kaufm. Rainer unter einem – jetzt rundem – Dach, das mit Wettig, Ehem. Bürgermeister Heinz Unland, dem blauen i-Punkt für Ibbenbüren als Kopf ehem. 1. Beigeordneter der Stadt Ibbenbüren insgesamt die Volker Strothmann, Rechtsanwalt Andreas Sch- zugewandte wegmann (ab 2002). - Ev. Mitglieder des Gestalt einer Aufsichtsrates: Pfarrer Reinhard Lohmeyer, Christusfigur Richter Günter Struck (bis 2001) (ab 2002 Vol- mit Kopf, geöff- ker Strothmann), Steuerberater/Wirtschafts- neten Armen prüfer Karl-Ernst Wippermann. Prägendes Ele- und 3-faltigem ment des ersten gemeinsamen Logos ist die Gewand ergibt. Zielbestimmung auf Auch hier ist die Zuwendung Gottes zum Men- ein Haus hin: Beide schen in heilender Liebe im Logo gegenwärtig. „Betriebsstätten“ (die Ganz schlaue Füchse wollen in den drei Säulen alten Logos als Fens- III und dem i-Punkt das „IM“ für die Innere ter) in einem Haus un- Mission (aus dem Kronkreuz) wieder entdeckt ter einem Dach. haben. J Die Farben der alten Logos sind in die Umrisse Reinhard Lohmeyer des einen Hauses integriert. Das Bodel seit 1961 Der nördlich ange- baute Trakt scheint noch frisch zu sein. Luftaufnahme vom Südwesten www.evibb.de 5
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a Ein Beispiel für „gestern“ und „heute“, das nicht nur für die Verwaltung, sondern auch und insbesondere für die Medizin und Medi- zintechnik steht: Bis 1979 wurde der/die Patient/in anhand ei- nes großen Patientenaufnahmebuches (ausge- klappt 1m x 1m) (!) aufgenommen. Dabei fragte ein Mitarbeiter alle persönlichen Daten (16-20 Informationen) ab und trug sie dort ein. Gleichzeitig übertrug ein zweiter Mitarbeiter Geschäftsführer einen Teil dieser Daten in das Krankenblatt, das Blatt mit Krankengeschichte usw. - Der/die Dieter Georg Patient/in nahm diese mit, oder sie gelangten über das Postfach auf die Station. Vorteil: Das dienstlich/persönliche Wissen und Mitgefühl Eine Entwicklung um den Patienten war Tag für Tag da. wie ein Rausch Heute kommt der Patient mit der Versicher- tenkarte, und alle Daten sind stillschweigend In der Rückschau auf die Ereignisse und Ent- über die EDV aufgenommen und an alle behan- wicklungen der letzten 40/45 Jahre des Von- delnden Stations- und Funktionsstellen der Pa- Bodelschwingh-Krankenhauses lassen sich tientenbehandlung weitergeleitet und zugäng- diese gar nicht so schnell und so einfach zu- lich gemacht. Natürlich unterliegen alle Mitar- sammenfassend wiedergeben, wie sie sich zu- beiter heute dem Datenschutz und dem Wei- getragen, und mit welcher Wucht aufgeschla- terleitungsverbot geschützter Personendaten. gen und Dynamik aufgenommen haben. Es ist War eine Reform in irgendeinem Bereich um- wie ein Rausch durch die Vergangenheit. gesetzt, war die nächste schon in vollem Gange Von einem einst in der wirtschaftlichen Exis- und die übernächste zur gleichen Zeit schon tenz bedrohtem (Land)-Krankenhaus der Mi- gedanklich in der Planung. nimal- und Grundversorgung ("Armenhaus") bis hin zum regionalen und darüber hinaus ge- henden modernen Klinikum als Akutversor- ger. - Die Vielfalt des Zusammenspiels von Er- Momente der Freude eignissen, Aufgaben, Wachstum, Verantwor- tung und Entscheidungen unter ständig verän- Besondere Freudenmomente waren für mich derten gesetzlichen Rahmenbedingungen und wie Bestätigungsmomente. Sie standen für Vorgaben in der Sicherstellung des Auftrages, Vertrauen in der Sache und Vertrauen inner- unter dem Druck von Planungen und dem Dik- halb der Mitarbeiterschaft. Sie ergaben sich tat der Wirtschaftlichkeit für Patienten und immer dann, wenn angekündigte oder unange- Mitarbeiter sowie der weiteren Entwicklung, kündigte Ereignisse eintrafen und dabei der unter dem Anspruch, dem Leitbild eines christ- volle Zusammenhalt von Leitung und Mitarbei- lichen evange-lischen Krankenhauses und wei- tern sichtbar wurde: Alle standen zur sponta- terer evangelischer Einrichtungen zu genügen, nen Hilfe, Unterstützung und Sicherstellung stellte eine riesige Herausforderung an Träger unseres Hauses und unserer betrieblichen Ab- und insbesondere an die leitenden Mitarbeiter läufe - ohne großes Zögern - zusammen und in jeglicher Hinsicht dar. meisterten die Situationen. 6 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b Eines Tages bekam Reinhard Lohmeyer einen recht deutli- chen Anruf von einer Schwes- ter aus dem Schlaflabor. Wir sollen doch gefälligst nachts den Stundenschlag der Christuskirchenglocken aus- stellen. Das störe die Patienten im Schlaflabor ungemein. Der Pfarrer nahm Rücksprache mit einem der Ärzte, der diese Einschätzung aus medizini- scher Sicht und aus der Erfah- rung heraus relativierte. – Es wurde vereinbart, den Stun- denschlag in der Nacht nicht abzuschalten. Vielleicht war es auch nur eine lustige „Verste- hen-Sie-Spaß-Attacke“ der „Schwester Oberin“ J. Die klarste Ansicht: Vom Glockenturm der Christuskirche aus Die Freude über den Zusammenhalt wurde Gastroenterologie, Kinder- und Jugendpsychi- auch schon mal an einem Eis, einem Stück Ku- atrie); nach einem gelungenen Tag der "Offe- chen, einer Pizza und natürlich auch an einem nen Tür" oder nach der Ernennung einer Dankeschön sichtbar: z. B. bei unvorhergese- "Fachabteilung" oder nach erfolgter "Einwei- henen Zwischenfällen während der mehr als hung". - Es war so Vieles. 30jährigen Sanierungs- und Bauzeit (Wasser- Selbst als nach langer und intensiver Vorberei- schäden, Stromausfall, Behelfszuwegungen, tung auf den Jahrtausendwechsel sich alle Ver- Behelfsunterbringungen der Patienten); aber antwortlichen und weitere Mitarbeitende um auch bei der Bewältigung eines Zimmerbran- 0.00 Uhr auf dem Dach des Hubschrauber- des im Wohnheim, eines Brandes in der Gas- landedecks trafen, war die Freude riesig: und Druckluftzentrale oder bei einem anonym Die Umstellungen der Uhren, Zählwerke, Doku- eingegangenen Bombenalarm, der zur gene- mentenregistrierungen usw. hatte reibungslos ralstabsmäßig organisierten Evakuierung des geklappt: Von der Intensivabteilung bis hin zu gesamten Krankenhauses führte. den digitalen Steuereinheiten der Medizin- und Freude war spürbar nach einer gemeinsam technischen Geräte. vorbereiteten und bestanden Zertifizierung Aber die Freude und Anerkennung, sowie ein (Stroke Unit, Qualitätssiegel Krankenhaus) innerlich getragenes gutes und auch manchmal oder der Entwicklung des Krankenhaus-Leitbil- stolzes Gefühl "mit dabei gewesen zu sein“ des; bei der Sanierung von zwei Stationsbä- oder „dazuzugehören", die waren und sind dern aus eigener Kraft, da keine Fördermittel noch immer Dank genug für das mir und uns flossen oder wenn positive Bescheide des Mi- entgegengebrachte Vertrauen gewesen. nisteriums eingingen, wie z.B. bewilligte Baumaßnahmen und Fördergelder, die Einrich- tung neuer Hauptfachabteilungen (Kardiologie, www.evibb.de 7
ǥǹțɧǬțɧŘíțíŘƐíț*ƈŘŸŘíǦ Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a qƟƅȡ=ŋƅË}ȡ ǭ}ɉƅǼ¯ŀɯáŋī ƦƐț ŘƐ Besondere Momente mit / D jWDǔȡǥa»ŎɧíǹȠíǬțN®íŗ ǬŘƐǦțĊțØŘíǹíțƐǬíØíțŎƮǬȠțHƦŗ @ŸǬíț ŘŎǬǖț >Ƀ ǥǬƐǹȠ ƐŘųț [ȠƐț ŘƈƈíǬț ƐƦ»Ŏ ɥíǬƈŘ ƈƐ»ŎƈŸǖț ǹț ŘǹȠț íŘƐė»Ŏ HƦƐ Monika Patan ØǬŘƐț ŘƐț ØíƐț @ƮǎėíƐÓț Øǹǹț ǹŘí ůŎǬíŸƐĹț Řƈț ǹ»ŎɧŘƐĹŎŗ@ǬƐųíƐŎɃǹț ŘƐ ƦØíŸŗ ØíƐț @ ȠíƐǖț ɥƦƐț Ř a»ŎíƐț [ėŸíĹíț ØíƐț 0ɃȠț Ƀė ėǬŘíØíț Pflegedienstleiterin 1985-2010 ŎȠȠíÓțɃ»ŎțɧíƐƐțØŘíǹíǹțƈȠ ʀɃŸíȠʀȠț [ėŸíĹíØŘíƐǹȠŸíŘȠɃƐĹ ŎȠȠíÓț ØɃǬ»Ŏ ŎŘíŃǖț aŘíț ǹퟮǹȠț ŎȠț Øǹț Ʀŗ ŸŘĹ®í ØíŸǹ»ŎɧŘƐĹŎț ʀɧǬț Ƀ»Ŏț Řƈ ǹȠǬíƐĹ @ƦǎėțĊțǹŘíțųƐƐțíǹțɥƦƐțŘŎǬíǬ Ƞíț ůț Ɛ ŎíɃȠŘĹíƐț xƦŎƐɃƐĹț ŘƐț ØíǬ ŎŘƐȠíǬ Schmierstoffe A-Z J [ƦǹȠǹȠǬŃíțɃǹțǹƦĹǬțǹíŎíƐțĊ ɥƦǬț ŸŸíƈț ®íǬț ȠǬĹȠț ØŘíț ȇįŗ Řƈƈí ǹŘíț ØŘí >ŎǬŘĹíț íǹț Řƈț 0íǬʀíƐǖț íƐƐ Ÿíț ØíǬ Øǹț @ǬƐųíƐŎɃǹÓț Øǹț ƐØí Ɛ»Ŏț* Monika Patan, seit Oktober 1964 mit einer kur- Øíǹț >ŎǬíǹț Řƈț ɃĹíț ØíǬț ŘƐŗ ŎɃǹŘĹųíŘȠțØíǹț@ŸŘƐŘųɃƈǹț3®ŗ ɥíǬĹíǹ ɧǬț zen Unterbrechung am „Bodelschwingh“, seit ®íƐ®ɋǬíƐț Ĺíǹ»ŎŸƦǹǹíƐț ɧŘǬØÓ ǥŎȠț ƈŘǬț ŸŸíǹț ®íØíɃȠíȠǦÓț ɧŘí ǹ»Ŏɧí HƐ»Ŏ Mitte der 80er Jahre bis 1997 Pflegedienstlei- ǹŘíț ǹĹȠǖț ǥxŘǬųŸŘ»Ŏț ǹíŎǬț ɥŘíŸǖ ǹțɧǬțɧŘíțíŘƐíț*ƈŘŸŘíțėɋǬ Ƀ»Ŏț ǹŘíț ØŘí terin, „Schwester Oberin“, 1997 bis 2010 im ƈŘ»ŎǖǦ *ǬíɃƐ ØíǬț Team der Pflegedienstleitung des[Ljŋȥʀƅ}źáȡǦCƟźƟǧ ökumeni- Disziplinen vor neue Herausforderungen I»Ŏț ǹɃ»Ŏí schen Krankenhauses, erzählt gern und mit wƦǬțíŸėț>ŎǬíƐțŘǹȠțǹŘíțŘƐțØíƐ ]ɃŎíǹȠƐØț ĹíĹƐĹíƐǖț stellte, nahm sie einige Kittel und Hosen für CƟƅŋť}ȡU}ȥ}ƅȡŀ}ȥȡËŋáȡ'áǼ¯ŀŋ¯ŀȥáȡËáǼȡ ƟËáũǼ¯ŀɯŋƅīŀŊ;ǭ}ƅťáƅŀ}ɉǼáǼȡɑ¡áǭȡ9}ŀǭáȡźŋȥáǭũá¡ȥȡɉƅËȡźŋȥīáLjǭīȥǔȡ/ƅ íǹțƈ ŸȠíǬíƐ ŎȠȠíțǹŘíțƈíŎǬíǬíț>ŎǬʀíŎƐȠí ËǭáŋȡËŋ¯ťáƅȡIǭËƅáǭƅȡŀ}ȥȡǼŋáȡyáŋȥɉƅīǼ}ɉǼǼ¯ŀƅŋȥȥáȡɉƅËȡ&ƟȥƟǼȡīáǼ}źźáũȥÆȡËŋáȡɉƅȥáǭȡ}ƅËáǭáźȡ}ƅȡËŋáȡqáǭ}¡Ǽ¯ŀŋáŊ Ƀǹț í Freude von „anderen Zeiten“ während ØíǬț ihres ƦØíŸǹ»ŎɧŘƐĹŎŗ+íŗ Pfleger unter ihren Arm und spazierte in die ËɉƅīȡɭƟƅȡɳ}źáƅǼǼ¯ŀɑũáǭŋƅƅáƅȡƴƐȌȰÆȡËáƅȡáǭǼȥáƅȡ[Lj}ȥáƅǼȥŋ¯ŀȡĎɑǭȡËáƅȡƅ¡}ɉȡƴƐóȌȡɉƅËȡU}ǼȥƟǭȡU}ɉũŊ'áǭŀ}ǭË HØ»Ŏ ǹ»ŎŘ»ŎȠíț ƈŘȠíǬŸí®Ƞǖț 3Ɛț ØíƐ }ǼȥáǭȥȡáǭŋƅƅáǭƅȡNjŋźȡfŀǭʀáŋīáǭǼŋƅƅǎǔȡáǭȡ;ɉǭ}ȥƟǭŋɉźǼɭƟǭǼŋȥʀáƅËáȡũ}īȡƴƐƐƴȡƅ}¯ŀȡáŋƅáźȡ[ȥɉǭʀȡ¡áŋȡŋǼīũȥȥáȡźŋȥ ǥHƦƈ 44-jährigen Dienstlebens im Bodel. ƹƙȑʈíǬț >ŎǬíƐț ŸíǬƐȠíț [ȠƐÓ Werkstatt. Nach einigen Momenten des áŋƅáźȡ á¯ťáƅ¡ǭɉ¯ŀȡŋźȡ[ȥǔŊũŋǼ}¡áȥŀŊ,ƟǼLjŋȥ}ũȡɉƅËȡī}¡ȡɭƟƅȡËƟǭȥȡ}ɉǼȡŋźȡ áŋǼáŋƅȡɭƟƅȡCƟƅŋť}ȡU}ȥ}ƅȡáŋƅáȡUǭáǼǼáŊ ůț ŘƐț ů ØŘíț ŘƐț NėėíƐ®»Ŏț ǖHǖț Ĺí®Ʀŗ ťƟƅĎáǭáƅʀȡʀɉǭȡW}ɉźƅƟȥȡŋźȡ ƟËáũǼ¯ŀɯŋƅīŀǔȡȡ &ƟȥƟȡNjƴǎÅȡũ¡ ØǹǹíŸ Wer mal das besondere Vergnügen hatte, in ǬíƐț ɧɃǬØíț ɃƐØț ŘƐț íǬĹíǹŎƮŗ Schweigens - jeder war in seine Reparaturen ɥíØíț ɃėɧɃ»ŎǹÓț N[ŗa»Ŏɧíǹŗ N®íǬŘƐț ŸŘíŃț ŘŎƐț ĹíɧŎǬíƐÓ ƈŸț Ø®íŘǖț ǥǹț ŎíŘŃȠț Ó*ǬɃǨ 0ƐØíŸƐǖțaŘíțŎȠȠíțØŘíțN®íǬŗ íƐȠĹíĹ ®íǬț ėɋ ihr großes Arbeitszimmer unterhalb der Ka- vertieft - kam vom „Sprecher“ der Drei: „Na, ȠíǬǖț3ƐțØíǬțɃǹ®ŘŸØɃƐĹțɧɃǬØí ƐŎƈț ®íǬț ǹǎȠíǬț ØŘíț aȠȠŘŗ ɃƐØț ƐŘ»ŎȠț ÓNƈǨǦÓț Ŏ®íț ǹŘí ɃėǹŘ»ŎȠț ɋ®íǬț Øǹț ĹíǹƈȠí Ƀ»ŎțŘŎǬțaǎŘȠʀƐƈíțĹí®ƦǬíƐÓ ƦƐǹŸíŘȠɃƐĹțʀɃǬțaíŘȠíțɃƐØț ®Ƞ ŘŎƐț ʀɃǬí»ŎȠĹíɧŘíǹíƐǖț ǥ®íǬÓ [ėŸíĹíǎíǬǹƦƐŸÓț ǹȠퟟȠíț íŘƐÓ ŘƈƈíǬ >ŎǬŘĹí pelle zu kommen und mitzuerleben, wie sie was haste denn?“ – Sr. Monika: „Ihr müsst ǥHƦƈƦǦǖț ǹț Ĺ®ț ɃƐȠíǬț ØíƐ ØǬɃƈÓț ØíƐț [ǬųȠŘųƐȠíƐ ØǹțŘǹȠțɧŘǬųŸŘ»ŎțƈíŘƐíțNƈǦÓ ®ŘŸØíȠíț ɃǹÓț íƐȠŸŘíŃț Ƀ»Ŏ a»ŎɋŸíǬŘƐƐíƐț ØǬíŘț HƦƐŘųǹÓ ɃėʀɃųŸǬíƐǖț ]íǹǎíųȠɥƦŸŸíǬ ǹȠƦȠȠíǬȠíț ØíǬț ůɃƐĹíț HƐƐǖ ǹƦŸ»Ŏíț Ǭɋ»ųØí jetzt ja immer wieder mal Patienten zwischen ŘǬĹíƐØɧŘíț ƈɃǹǹȠíț ƈƐț ǹŘí lƈĹƐĹțɧǬțŘŎǬțɧŘ»ŎȠŘĹÓțɥƦǬ ǥ3»Ŏț Ø»ŎȠíÓț Ř»Ŏț ųǬŘíĹíț ųíŘƐí aƟɉǭȡ}ƅȡ,áŋũŋī}¡áƅË ǹǎŘíŸț Ø den großen Aktenordner „Schmierstoffe A-Z“ ɃǹíŘƐƐØíǬŎŸȠíƐǖț íǬț Iŗ ŸŸíƈț ƈŘȠț ØíƐț [ȠŘíƐȠíƐǖ BɃėȠț ƈíŎǬǦÓț ųŘ»ŎíǬȠț [ȠƐ ƈíț®ŸŘí®ǖțɃ»ŎțŘƐțØíǬțíŸíĹŗ xíŎíÓțØŘíț>ɋƐĹǹȠíƐțŘƈțgíƈ ƐƦ»Ŏț ŎíɃȠíț ɃƐØț ƈƐț ŎƐȠÓ ƈŸÓț ųƦƐȠǬƦŸŸŘíǬȠíț ŘíƐǹȠŗ ųƐȠŘƐÓ ėɃƐĹț Ĺ weihevoll öffnete, der kann noch jetzt das den Häusern hin und her schieben, denn wir ǹ»ŎėȠÓțŘƐƦėėŘʀŘퟟǖțŘƐƈŸțŎŗ ǬíØíȠíƐț ŸȠíǬíț [ȠŘíƐȠíƐț ƈŘȠ Øǹǹț ǹŘíț Ÿǹț a»ŎɧíǹȠíǬț N®íŗ ɃƐØț lǬŸɃ®ǹǎŸƐíț ėɋǬț Øŗ ØŘíț[Ƞ ®íț íŘƐț [ǬųȠŘųƐȠț ǹŘíț ǹƦț Ɛŗ Nƈț ƦØíǬț Nǎț Ɛǖț ŘƐíƐ ǬŘƐț ®íŘØíǹț ɥíǬíŘƐȠíÒț xǬƈŗ ƈŸǹț ǹŘí®íƐț aȠȠŘƦƐíƐÓț ØŘí Ɛíț *íŘí Schmunzeln nicht verbergen. Hinter dem Ak- haben hier jetzt ja nur noch die „Inneren“, die ĹíǹǎǬƦ»ŎíƐǖț Říț a»ŎɧíǹȠíǬ [ǬųȠŘųƐȠíƐț íǬȠǎǎȠíț ǹŘí ŎíǬʀŘĹųíŘȠț ɃƐØț ǬíǹƦŸɃȠíǹ ŸíȠʀȠíƐț >ŎǬíț Ɛ»Ŏț ØíǬț *ɃǹŘŗ íǹț ƐŘíƈ tendeckel verbarg sich ein guter Cognac mit aber auch mal eine Untersuchung oder eine OP ŋáȡƟǭƟƅ}Ŋ=}īá vier kleinen Cognacschwenkern, die für beson- brauchen. Da bring Euch mal eine anständige dere Momente des Trostes oder der Entspan- Kluft, das könnt Ihr doch nicht in den grauen nung oder Erheiterung vorgesehen waren. Kitteln machen. – Schweigen. – „Monika, was Monika Patan erinnert sich, dass dieser auch sollen wir denn noch alles tun?“ – Schweigen. – ambulant eingesetzt werden konnte: z.B. auf Dann wieder einer der Drei: „Wer hat das denn der Dialyse, nachdem sie einen Besuch abge- angeordnet? – Der Harre?“ – Monika: „Ne. - stattet, eine Geschichte zur Erheiterung und Der Georg.“ Ein anderer der Drei: „Hat der Erbauung vorgelesen hatte und dann zum Ord- denn auch schon was zu sagen?“ – „Ja. Die Zei- ner griff. Ein ganz kleiner, guter Tropfen ten ändern sich. – Aber hilft jetzt alles nix: Ihr reichte schon, um die Strapazen der Patienten müsst das jetzt anprobieren!“ Und – man etwas zu lindern. Die Patienten mochten das. glaubt es kaum –, einer der drei begann tat- „Die Oberin soll kommen!“, konnte man öfters sächlich, sich die Hose zu öffnen. – Und es gab mal vernehmen. Ein Patient erinnerte sich noch die Fenster, die einen freien Einblick von nach einer erfolgreichen Nierentransplantation außen ermöglichten. – Da war dann doch eine noch längere Zeit später an die Oberin mit den Grenzlinie erreicht: „Hör auf! – Das geht doch Schmierstoffen A-Z. gar nicht!“ – Erst Tage später kamen sie dahin- ter, dass sich Monika Patan mal wieder einen Spaß erlaubt hatte. Spaß muss sein J So war das Leben im Bodel. Monika Patan hat den Schalk im Nacken. Mitte Familiär für viele. Eine besondere Atmosphäre. der 80er, als die Werkstatt der Hausmeister Ein Plausch hier und ein Plausch da. Die Erfah- noch am Nordende des Bettenhauses angeglie- rung von Geborgenheit, Vertrauen und Gelöst- dert war, und die ökumenische Aufteilung der heit hilft im Heilungsprozess. 8 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b „Pfarrerin“ konnte sie auch! J Diakonische Dienste im Klinikum Es geschah, dass an einem Sonntag der Pfarrer nicht zum Gottesdienst in der Kapelle erschien. Die Das war der Lohmeyer! – Die Kollegen hatten Krankenhausbücherei kurz vor den Sommerferien den Predigtplan verändert, ohne eine gesonderte Information weiterzugeben. Lohmeyer war in den Vorberei- tungen zum Kirmesgottesdienst. Denn es war Kirmes in der Stadt. - Der Gottesdienst war „außergewöhnlich gut besucht“, betont die Pflegedienstleiterin. Kurzerhand holte sie sich aus dem Dienstzimmer des Krankenhausseel- sorger Bücher mit Gebeten und schönen Tex- ten und sprach mit der Musikerin und zauberte einen wunderschönen Gottesdienst für die Be- sucher in den Raum. - Ja, Mädchen für alles, das muss man auch manchmal sein. Bange ma- chen gilt nicht. - Mittags rief sie mich an und teilte mir ihren vollzogenen Dienst mit. Ich fiel Im Eingangsbereich ist sie nicht zu übersehen: aus allen Wolken, war völlig baff und bedankte die Patientenbibliothek. Lehrerin und neben- mich. Besondere Momente der Herzlichkeit im berufliche Organistin Rosemarie Becker hat Bodel mit Menschen aus dem Bodel. mit Frau Vogel Mitte der 80er Jahre die erste Reinhard Lohmeyer Bücherei gegründet: Und zwar mit Büchern aus dem eigenen Bestand! – Später ist die Bücherei vergrößert worden und ist hinübergewandert auf die rechte Seite des Foyers – ganz modern. Die Mitarbeiterinnen der Krankenhausbücherei bringen die Bücher mit einem Wagen auf die Stationen. Patienten können sich aber auch zu bestimmten Zeiten in diesen Räumlichkeiten in aller Ruhe Bücher aussuchen. - Dabei gab es manches Gespräch über die Sorgen und Nöte Mit diesem Baustein von 1958 wurden für den Erweite- z.B. einer anstehenden Untersuchung oder rungsbau, der 1961 fertiggestellt wurde, Spenden ge- Operation. Seelsorgende können wir alle sein. sammelt. Pfarrer Knebel war zu jener Zeit maßgeblich für das Krankenhaus unterwegs. Christiane Beilschmidt, Margret Müllers, Mo- nika Schwabe, Christel Twiehaus, Ingrid Vor- hoff und Margret Walter bilden das aktuelle Team. Im März mussten sie coronabedingt die Bücherei schließen. – Wie die Arbeit nun im ei- nen Haus weitergehen kann und was mit den Margarete Büchern geschieht, das wird im Laufe der kom- Knebel menden Monate geklärt werden. reiloh und Pfarrer Das Team der Bücherei gehört zum breit Wilhelm gefächerten Diakonischen Team der Knebel Evangelischen Kirchengemeinde. www.evibb.de 9
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a Das Tecklenburger Kreisblatt berichtete ausführlich über die Grundsteinlegung, die am Sonntag, den 9. September 1928 feier- lich begangen wurde: Schlicht und einfach, dennoch so erhebend und bedeutungsvoll sei der Festakt vor sich gegangen. Pastor Hörste- brock hielt die Ansprache. Pastor Steinwald hatte die Urkunde angefertigt. „Lobe den Herrn“ und „Nun danket alle Gott“ wurde ge- Passagen aus der sungen. - Nach drei Hammerschlägen wurde die Grundsteinlegung besiegelt. Weitere Ham- Ansprache 1928 merschläge vollzogen Fabrikant Kröner „na- von mens des Presbyteriums“, Landrat Dr. Schulz, Pastor Johannes Hörstebrock Bürgermeister Dr. Müller“, Baumeister Schäfer und Maurerpolier Herrn Hellmig. Nach der Begrüßung der Anwesenden und ei- Das Kreisblatt beschließt den Artikel: nigen einleitenden Worten: „Wir wollen den „Somit ist nun das große Werk begonnen, Herrn, den treuen Gott, anflehen, dass er mit zu dessen Verwirklichung alle Glieder der seiner Gnade über dem zu errichtenden Bau Gemeinde in tätiger Mithilfe beigetragen walte, vom ersten Spatenstich bis zum letzten haben. Und wahrlich, es wird hier ein Werk Hammerschlag, dass er seinen Segen gebe zu erstehen, das erbaut wird in der Liebe zur dem Werk, das wir in seinem Namen begin- Menschheit, ein Werk, das ja auch nur nen und in seinen allmächtigen Schutz stellen. zustande kommen kann durch aufopferungs- Ein Haus wollen wir bauen, dass auf Barmher- volle Mithilfe aller Gemeindeglieder zum zigkeit sich gründet, und in dem allen, die spä- Besten der Alten und Siechen.“ ter darin wohnen, Barmherzigkeit 10 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b widerfahren soll. Barmherzigkeit gegenüber Mag‘s dann im Herbst stürmen und der kalte den Alten und Schwachen legt den Grundstein Winter ins Land kommen, sie dürfen sich hier zu diesem Haus,“ Barmherzigkeit, „die der allezeit sicher und geborgen wissen. Mag größte Armenfreund, der auf Erden wandelte, dann auch der Herbst des eigenen Lebens den Seinen anbefiehlt mit den Worten: kommen, mag das Alter mit seinen Beschwer- ‚Seid barmherzig gleich wie euer Vater im den kommen, mögen Tage kommen, von de- Himmel barmherzig ist.‘“ nen es heißt, sie gefallen mir nicht, die in die- Das ist – man höre und staune – die Jahreslo- sem Heime weilen, sind nicht hilflos und ver- sung des Jahres 2021! Die Sache lebt weiter. lassen, freundliche Pflege an Leib und Seele sollen sie finden bis zu ihrer Todesstunde. Wenn so manches Leben bisher mehr auf der Schattenseite lag, so will barmherzige Liebe helfen, den Rest der Tage mit warmem Son- Lichtband nenschein zu erfüllen. Das ist das Größte an der Liebe diesem Haus!“ Lichtband der Liebe. „Wir alle aber wollen und sollen Träger dieses Hauses sein, denn nur dann kann es entstehen und bestehen und gedeihen, wenn es von un- Ich bin serer Liebe getragen wird.“ … hungrig „Menschlich angesehen, können wir wohl in gewesen Sorge sein wegen der Zukunft dieses Hauses. und ihr Vermögen besitzen wir nicht, das gesammelte habt mir Vermögen in Höhe von insgesamt 64.000 zu essen Mark ist der Inflation zum Opfer gefallen. gegeben. Wir wissen, dass es keine leichte Sache ist, in unserer Zeit ein solches Bauvorhaben durchzu- Ruth Engstfeld- führen. Aber ein Hauptkapital, auf dessen Zin- Schremper Die Sechs sen wir sicher rechnen dürfen, haben wir Werke der doch: Es liegt in den Schatzkammern unseres Barmherzigkeit. Gottes, es ist die Güte Gottes, die wir immer wieder erfahren, und es ist die christliche Bru- Matthäus 25,35 derliebe, die Gutes tut und nicht müde wird. Und wir hoffen auf die nimmer ermüdende Nach Verweisen auf Johann Hinrich Wichern Liebe unserer alten und auf die noch erwa- und die „Innere Mission“ betont Hörstebrock, chende Liebe vieler neuer Freunde.“ Auf dass gerade Alte und Kranke im Zuge des Krie- deutsch heißt das: Spendet, helft, gebt dem ges und der wirtschaftlichen Not aktuell in be- Werk der Liebe eine Zukunft. Das ist der glei- sonderer Weise der Barmherzigkeit bedürftig che Aufruf, wie ihn heute die Stiftung Ev. Kir- sind: „In einsamer Dachkammer, einsam und che in die Welt setzt. – Abschließend wird den verlassen, hungern und frieren zu müssen, un- Institutionen gedankt, die ihre Hilfe schon in ter lieblosen Angehörigen, denen man zur Aussicht gestellt haben, und mit weiteren Bit- Last wird, in seinen alten Tagen leben zu müs- ten wird die Ansprache anlässlich der Grund- sen, wo man liebreiche Pflege besonders nötig steinlegung, an der etliche Hunderte teilge- hat, das ist das Los vieler Leute in unserer nommen hatten, am 9.9.1928 geschlossen. Zeit.“ … „Vierzig Pfleglinge sollen für den Es folgt der Text der Urkunde, den das Tecklen- Rest ihrer Lebenstage in diesem zu erbauen- burger Kreisblatt in der Montagsausgabe voll- den Hause eine freundliche Bleibstätte finden. ständig wiedergab. Reinhard Lohmeyer www.evibb.de 11
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a nicht eine hinreichende Pflege geboten wer- den kann und deren Krankheit weder eine Der Text der Operation noch eine Isolierung nötig macht, Urkunde 1928 die Dienste des Alters- und Pflegeheims er- schlossen werden können, wird das Erdge- verfasst von schoss nach den Vorschriften für Kranken- Pastor Steinwald: hausräume ausgebaut und so wenigstens ein Teil des Ziels erreicht, das sich der frühere Krankenhausverein gesteckt hatte. Wilhelm Steinwald war am Tag der Grundstein- legung aus Urlaubsgründen nicht anwesend (!). Aber er hatte den Text der Urkunde verfasst, die im Verlauf des Festaktes verlesen wurde. Lichtband der Liebe Im Namen des dreieinigen Gottes haben wir heute am 14. Trinitatissonntage nach dem Hauptgottesdienste um 11 Uhr den Grund- Ich bin stein zu unserem Altersheim gelegt. durstig Schon vor etwa 30 Jahren hat unsere Ge- gewesen meinde die Errichtung eines Krankenhauses und ihr ernstlich in Aussicht genommen und die- habt mir serhalb einen Krankenhausbauverein gegrün- zu trinken det. Das angesammelte Baukapital von ca. gegeben. 60.000 Mark ist in der Inflationszeit verloren gegangen. Inzwischen hat die katholische Ge- Ruth meinde in Ibbenbüren ihr ohnehin ziemlich Engstfeld-Schremper großes Krankenhaus weiter ausgebaut und Die Sechs Werke mit den technischen Erfordernissen der mo- der Barmherzigkeit Matthäus 25,35 dernen Heilkunst ausgerüstet. Auch unsere evangelischen Kranken sind dort gut aufgeho- ben. Je länger desto mehr stellte sich jedoch Indem wir uns bei der gegenwärtigen Grund- zumal bei den Gemeindegliedern und Glau- steinlegung aus tiefster Seele heraus zu unse- bensgenossen, die infolge eines körperlichen rem Herrn Jesu, dem gekreuzigten und aufer- Gebrechens oder wegen Altersschwäche und standenen Heilande der Welt bekennen und sonstiger Hilfsbedürftigkeit dauernd auf die anbetend bezeugen, dass außer ihm kein an- Unterkunft im katholischen Krankenhause an- derer Grundstein gelegt werden kann, schlie- gewiesen waren, ein schmerzliches Empfinden ßen wir uns zugleich zu der Bitte zusammen, der Vereinsamung ein. Die konfessionelle deren Erfüllung jedem Bewohner dieses unse- Grenze lässt sie naturgemäß zu keinem rech- res Altersheims bis in sein letztes Stündlein ten Heimatsgefühle kommen. Darum war es hinein beschieden sein möge: unserer Gemeinde längst ein dringendes An- ‚Der ewig reiche Gott, liegen, für diese ihre Mitglieder sowie für woll uns bei unserm Leben, Glaubensgenossen in ähnlicher Lage aus an- ein immer fröhlich Herz deren evangelischen Gemeinden fürsorgend und edlen Frieden geben, einzutreten und ihnen diese Heimstätte zu be- und uns in seiner Gnad reiten, in der sie sich geistlich und leiblich zu- erhalten fort und fort hause fühlen können. Damit aber auch leicht und uns aus aller Not erkrankten Glaubensgenossen, denen zuhause erlösen hier und dort!‘ Amen.“ 12 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b Dieter Georg allem Bauern Obst und Gemüse, Kartoffeln, Eier usw. für die Verpflegung der Patienten Reinhard Lohmeyer stifteten. Während des Krieges wurde das Krankenhaus Eine Historie – als Lazarett - auch für „feindliche“ Soldaten -, wie Bastert betont und Reinhard Paul (siehe knapp in vier Schritten Seite 20) eindrücklich beschreibt, genutzt. Die Krankenstation erhielt 1950 die offizielle Anerkennung als „Evangelisches Krankenhaus“. I Alles muss klein beginnen Unter dem tatkräftigen Einsatz von Pfarrer Wilhelm Knebel konnte 1954 der erste Bau- Eine Stiftung stand am Anfang körper mit einem Anbau versehen werden. Siehe das Foto unten links. - In diese Zeit fällt Eine 5.000 Goldmark-Spende legte 1899 den der Beginn des Wirkens von Werner Harre als Grundstein. Ein Bauverein ließ die Summe Verwaltungsleiter. 1961 folgte der für dama- schnell auf 20.000 und später auf 64.000 lige Verhältnisse „moderne“ Neubau des von Reichsmark anwachsen. Krieg und Inflation re- Bodelschwingh-Krankenhauses nach Norden duzierten die finanziellen Möglichkeiten dann hin. Die folgenden 25 Jahre war es ein Haus aber gewaltig. Der feste Wille der ev. Gemein- der Grundversorgung mit 200 Betten. deglieder und das Interesse des Bergbaus, eine Die Bewohner des Altenheimtraktes waren ausreichende medizinische Versorgung für die zum großen Teil in das Matthias-Claudius-Haus Bergleute sicherzustellen, sowie die „Sorge, nach Tecklenburg verlegt worden. man könne den katholischen Patienten den Platz wegnehmen“ (Paul-Gerhard Bastert) Die Gemeinde unterstützte weiter tatkräftig führte 1928/29 zur Gründung eines Alters- und mit Dienstleistungen und Spenden. Eine Näh- Pflegeheims an der Wehme. Siehe zu den ge- stube der Frauenhilfe stickte Zugehörigkeits- nauen Motiven – hoch interessant! – Anspra- zeichen, flickte Bettwäsche, nähte Knöpfe an che und Urkunde vom 9. September 1928 usw. Nach einem Bericht der Frauenhilfsvorsit- (Seiten 10-12). Die erste Krankenabteilung zenden Emma Hermelbracht kümmerte sich hatte 14 Betten. Die finanzielle Lage war je- die wöchentlich tätige Gruppe in einem Jahr doch durchweg prekär. Gemeindeglieder fühl- um 7.200 Wäscheteile! - Gemeindegruppen ten sich dem Projekt so verbunden, dass vor brachten die Freude des Glaubens ins Haus. Sie beteiligten sich an aller- lei Diensten und am Krankenhaussingen zu hohen Festtagen auf den Stationen. 1986 wurden die „Blauen Damen“ von Ingrid Bastert ins Leben gerufen, eine Kranken- hausbücherei wurde ei- nige Jahre später von Rosemarie Becker auf die Beine gestellt. Pfar- rer Jürgen Nass gelang es, Gemeindeglieder zu gewinnen, die das Das „Bodel“ 1954, Nordseite Abendmahl zu den www.evibb.de 13
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a Patienten auf die Stationen brachten. Heilung Kooperationen. Das war ein bedeutender hat viele Dimensionen. Diakonische und seel- Schritt, der 1985 in einen umfangreichen Ko- sorgerische Verkündigung in Wort und Tat ge- operationsvertrag mündete, demzufolge ver- hören dazu. schiedene medizinische Disziplinen auf beide Häuser aufgeteilt wurden: Die schneidenden Die Medizin im „Bodelschwingh“ wurde in zwei Disziplinen wurden im St. Elisabeth-Hospital Hauptabteilungen angeboten: Innere, Chirur- gebündelt, die konservativen wurden im von gie und Unfallchirurgie auf der einen Seite, Gy- Bodelschwingh-Krankenhaus vorgehalten. – näkologie, Geburtshilfe und HNO auf der ande- Der für das Krankenhaus verantwortliche Pas- ren Seite. Chefärzte waren: Dr. Kujat, Dr. Leon- tor Paul-Gerhard Bastert schreibt 1995: „Das hard, Dr. Kraft, Dr. Oeken. war eine Revolution in Ibbenbüren: Zusam- menarbeit statt Konkurrenz. Viele Ibbenbüre- ner mussten damals umdenken.“ Die Innere Medizin mit Dr. Tegtmeier, Dr. Förs- ter als Chefs hatte jetzt 160 Betten. Hinzu kam die Neurologie mit Dr. Salaschek mit 40 Betten und die Radiologie mit Dr. Fund. Seit Januar 1988 leitete Dieter Georg als Nachfolger des plötzlich verstorbenen Verwaltungsleiters Wer- ner Harre das Haus. Es folgten weitere Förder- bescheide und weitere Renovierungen und Sa- nierungen und Erweiterungen. Wie im Rausch. Diese umfassende Kooperation mit dem Elisa- beth-Hospital ab 1985 hatte Folgen für die Qualitätsentwicklung der Medizin in beiden Friedrich von Bodelschwingh (*6.3.1831 Häusern. Eine Spezialisierung wurde möglich, in Tecklenburg +2.4.1910 in Bielefeld) Weiterbildungsstrukturen wurden aufgebaut, auf einer Briefmarke von 1951 intern und extern, die sich auf die gesamte ärztliche Versorgung im Bereich Hausärzte und Fachärzte vor Ort positiv auswirkte. Auch Sy- nergien wurden erzielt: Eine Schwesternschule mit 99 Plätzen in der Roggenkampstraße, eine II Eine Prise Pragmatismus Apotheke, eine Küche im „Lissy“, ein Labor, eine Radiologie in beiden Häusern. Bodenständige ökumenische Vernunft Auch im Außenbereich (Eingangsbereich, Park- bahnte den Weg für die dauerhafte deck, Parkanlage als Ruhezone mit Kunst und Sicherung des Standortes Ibbenbüren. Teichanlagen, Zufahrten) und im Erscheinungs- bild (Logo, Hinweis- und Wegeführung) wur- In den 70er und 80er Jahren bestand im Zuge den erhebliche Anstrengungen unternommen, einer groß angelegten „Flurbereinigung“ des um das „Bodel“ trotz alter Bausubstanz zu ei- Krankenhauswesens die Gefahr, dass eines der nem modernen Krankenhaus zu machen. – beiden Häuser ggf. nicht mehr fortbestehen Äußeres Zeichen für die ökumenische „Revolu- könnte. Aber die Ibbenbürener hielten in öku- tion“ in den 80er Jahren ist das von Dieter menischer Verbundenheit zusammen: 1972 Georg initiierte Steinrelief am neuen Fahr- wurden beide Häuser in den Bedarfsplan auf- stuhlschacht, das Ende der 80er Jahre fertigge- genommen. Sie vereinbarten eine geschickte stellt wurde: Ein Förderprogramm „Kunst am Versorgungslösung mit etlichen Bau“ ermöglichte die Finanzierung. 14 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b trägerseitig die Dinge in diese Richtung beweg- ten. Berechnungen ergaben zudem, dass man durch die Schaffung eines Hauses jährlich weit über eine Mio Euro einsparen könne. So kam es 1995 noch mit Pfarrer i.R. Paul-Gerhard Bas- tert zur Gründung der „von-Bodel- schwingh-gGmbH“ als Plattform für den nächsten Schritt, der schon 1997 vollzo- gen wurde: Eine vollumfängliche Ver- schmelzung, die Das Steinrelief am Fahrstuhlschacht, mit Ökumenische Fusion, wurde Wirklichkeit. ockerfarbenen Steinen in den roten Klinker Auch das war ein revolutionärer Schritt in der eingesetzt, zeigt eine einmalige Verbindung Krankenhauslandschaft. in der Verschmelzung des Kronkreuzes der Pfarrer Reinhard Lohmeyer wurde der erste evangelischen „Diakonie“ und der Rose der ka- Vorsitzende des ökumenischen Hauses, denn tholischen „Caritas“ im lateinischen Kreuz, die evangelische Seite hielt die Mehrheit der das die Gesamtstruktur zusammenhält. Anteile. Das war formell begründet im Veto Ein denkwürdiges Zeichen der Ökumene. des Generalvikars in Münster gegenüber der in Ibbenbüren angedachten 50:50 Aufteilung: In Pattsituationen müsse es Handlungsoptio- nen geben, betonte der Generalvikar. Auch inhaltlich war dieses Mehrheitsverhältnis ver- III Phantasie für Neues tretbar, denn das von Bodelschwingh-Kranken- Klarheit und menschliche Größe haus war – wohl aufgrund der medizinischen Qualitätsentwicklung seit 1985 – und obwohl es mit 200 Betten das kleinere war – das wirt- Dieses Signal zur Kooperation vor Ort war eine schaftlich stärkere Haus. Pfarrer Johannes wichtige Bedingung für das Weiterbestehen Lammers, ein großer Ökumeniker der St. Mau- beider Häuser und zugleich die Öffnung für die ritius-Gemeinde, zeigte in dieser Phase eine gedankliche Möglichkeit, einen Kranken- bemerkenswerte und unvergessene Größe. hauscampus zu bilden, der die Phantasien ei- nes beide Häuser verbindenden Tunnels oder Diese lokale Option wurde in aller Klarheit voll- einer Schwebebahn oder einer Brücke hervor- zogen. Ein zwischenzeitlicher Versuch, einen rief, letztlich aber in der Idee eines einzigen regionalen Zusammenschluss der evangeli- Hauses mündete. – Was jetzt in 2020 Realität schen Häuser in Rheine, Lengerich und Ibben- geworden ist, war vor 35 Jahren eine kühne büren zu schaffen, gelang nicht. In Ibbenbüren Idee. Jeder freie Handlungsschritt auf dieses baute man aber auf die Ökumene vor Ort und Ziel hin war zugleich ein politisch unterstützter die gemeinsame Stärke. Alle Herausforderun- und manches Mal sicher auch gedrängter gen sollten im geschwisterlichen Geist sachlich Schritt. Fördergelder gab es, wenn sich und vernünftig bewältigt werden. www.evibb.de 15
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a Auch in medizinischer Hinsicht gab es einen weiteren Entwick- lungsschub. Die Kirchengemeinde konnte drei Jahre später den Abtre- tungserlös in die Stiftung „Evan- gelische Kirche in Ibbenbüren“ überführen. - Ein Teil ist der Stiftung „denkmalwert“ für denkmalwerte Kirchen im Kir- chenkreis zugestiftet worden. - Und schließlich wurde die Dia- konie in Ibbenbüren strukturell neu aufgestellt. Die IVZ im März 2006 In den Folgejahren wurden etliche strategische Allianzen durchgespielt. Nach einer vorüberge- Lichtband henden Insolvenzgefahr, bedingt durch die po- der Liebe litisch beschlossene Umstellung zu einem an- deren Abrechnungssystem, den sogenannten „DRGs“, kam es zu gewaltigen Zahlungssto- ckungen. Vor diesem Hintergrund kam es in Ich bin fremd geschwisterlicher – also auch durchaus harter - gewesen Auseinandersetzung am Ende zur Entschei- und ihr habt mich dung, die „evangelischen“ Anteile an die Elisa- aufgenommen. beth-Stiftung zu veräußern. In diesem Prozess zeigte jetzt die evangelische Seite um Pfarrer Reinhard Lohmeyer eine bemerkenswerte Ruth Engstfeld-Schremper Größe. Obwohl eine qualitativ gute alternative Die Sechs Werke der Barmherzigkeit. Option durchgeklärt, beschlossen und von der Matthäus 25,35 Mitarbeiterschaft begrüßt worden war, gab es am Ende aus freien Stücken des Mehrheitsge- sellschafters eine Wende zugunsten der katho- lischen Seite. - Ein neues Kapitel konnte aufge- schlagen werden. Trauerkasten Damit war der entscheidende Schritt zur Mög- Bei der Einweihung des neuen Traktes wurde lichkeit einer Einhäusigkeit getan. Win-Win. die im Kastenrechts angeführte Vereinbarung Die Stiftung St. Elisabeth konnte sich nach ei- irgendwie „vergessen“ J. Weder die ökumeni- nem passenden Partner umschauen, den sie ei- sche Seelsorge – die dritte Säule des Klinikums nige Jahre später – durch Anbahnung von Die- nach der Logik des Logos – war beteiligt, noch ter Georg – in der Mathias-Stiftung in Rheine fiel mit einem Wort, dass der neue Trakt in der fand. Für den Standort war dieser Schritt zu- Nachfolge des von Bodelschwingh-Kranken- dem ein wichtiger: Rund 1.300 Arbeitsplätze hauses steht. Auch im Grundsteintext wird beim zu jener Zeit immerhin zweitgrößten Ar- dieser Zusammenhang nicht erwähnt. – beitgeber der Region waren weiter gesichert. Das ist schade. Wir betrauern es hiermit. reiloh 16 www.evibb.de
Hilf du mir, HERR, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Jeremia 17,14b Aus dem IV Die Sache geht weiter Abtretungsvertrag 2006 Aus jedem Ende wächst ein Anfang auch. §6 – Die Evangelische Tradition A Die Stiftung und der Ökumenische Charakter Die Stiftung „Evangelische Kirche in Ibbenbü- Einige relevante Punkte aus der Geschichte des ren“ informiert seit ihrer Gründung 2009 trans- Hauses wurden 2006 vertraglich festgehalten. parent über ihre Entwicklung in der Presse, im Auch in Zukunft sollen „die evangelische Gemeindebrief und im Internet www.evibb.de. Tradition und der ökumenische Charakter Sie konnte bis heute fast 800.000 Euro an För- des Krankenhauses sichtbar bleiben“. derungen für die Menschen in der Gemeinde So steht es im § 6 Abtretungsvertrag von 2006. aus den Erträgen des Grundstockvermögens, das „ewig“ erhalten bleibt, generieren. Sie ist Weiter heißt es: zudem seit 2015 Eigentümerin von „Haus Ib- „Für den Fall, dass die Stiftung Geschäftsan- benbüren“ auf Wangerooge, seit 2017 Gesell- teile an der Gesellschaft ganz oder teilweise schafterin der „Hospizhaus gGmbH“. – So geht an einen Dritten überträgt, wird sie mit die- die Sache des Glaubens in Wort und Tat wei- sem Dritten eine Vereinbarung dahingehend ter. Der diakonische Gedanke ist weiter leben- schließen, dass der Dritte sich an nachste- dig. Auch wenn das Kapitel „von-Bodel- hende Verpflichtungen im Rahmen seines ge- schwingh“ abgeschlossen ist. sellschaftsrechtlichen Einflusses auf die Ge- sellschaft ebenso hält wie die Stiftung dies zu B Diakonie „von-Bodelschwingh“ tun verpflichtet ist. Weiter wird vereinbart, dass diese Verpflichtung auch an etwaige 1997 bei der ökumenischen Fusion blieb ein Rechtsnachfolger weiter zu geben ist.“ Sondervermögen bei der Kirchengemeinde: Die Grundstücke und Gebäude an der Post- Der Kirchengemeinde wird sodann im Einzel- straße mit Tagespflege, Diakoniestation, Alten- nen ein Gottesdienstraum, bei Einhäusigkeit domicil, Schwesternwohnheim u.a. - Die Von- ein gleichwertiger Ersatzraum, zugesichert. Die Bodelschwingh-Diakonie gGmbH übernahm Krankenhausseelsorge wird weiter in gleichem die Verwaltung: Heike Beez als gute Seele vor Maße unterstützt. Ein Sitz in der Ethikkommis- Ort, Dieter Georg als erster Geschäftsführer, sion mit Stimmrecht wird zugesichert. Die Andreas Finke als Aufsichtsratsvorsitzender Krankenhausbücherei, die Krankenhaushilfe sind hier zu erwähnen. Reinhard Lohmeyer (Blaue Damen) und weitere ehrenamtliche Ein- setzte in den Folgejahren als Vorsitzender des richtungen der Kirchengemeinde werden wei- „Fachausschuss Diakonie“ eine Diakoniere- ter wie bisher gefördert. Auch die evangeli- form um: Die gewachsene Vielzahl von Rechts- sche und ökumenische Geschichte des Klini- formen und Gremien mit unterschiedlichen kums sowie deren Logos und Identitäten sollen Personen sollte so geordnet werden, dass eine präsent gehalten werden. Der Name „von Bo- gemeinsame strategische Ausrichtung im dia- delschwingh“ soll auch künftig erhalten blei- konischen Feld möglich wäre. Die 11 Mitglieder ben. „Bei der Entwicklung eines einhäusigen im Ausschuss fungieren in Personalunion als Klinikums soll beispielsweise die entspre- Kuratorium für die Diakoniestation, Gesell- chende Benennung von Krankenhaustrakten schafterversammlung für Tagespflege und erfolgen.“ Es wird festgehalten, dass bei Ein- Von-Bodelschwingh-Diakonie gGmbH. Als stellung von Mitarbeitenden konfessionelle Fachausschuss ist er schließlich für alle Fragen Gesichtspunkte keine Rolle spielen dürfen. der gemeindlichen Diakonie zuständig. www.evibb.de 17
Heile du mich, HERR, so werde ich heil. Jeremia 17,14a Noch ein Akzent: Die Tagespflege Laggenbeck Nachdem sich in den 80er Jahren Pfr. Reinhard GLAUBE in WORT und TAT Paul für die Gründung einer Tagespflege und Pastorin Marlies Brunzema für die Gründung der Diakoniestation stark gemacht hatten, beide unter kräftiger Mithilfe des Geschäfts- führers der Diakonie in Tecklenburg Gustav Be- cker, konnten Pfr. Reinhard Lohmeyer mit Dieter Georg und Heinz Unland als Vorstand des Tagespflegevereins noch die Gründung ei- ner Tagespflege in Laggenbeck initieren, die vor kurzem ihr 15jähriges Jubiläum begangen Die übergreifende Grundidee hat. – Die Aufgabe des Johanneszentrums als der Neuordnung der Kirchengemeinde Laggenbecker Gemeindehaus konnte auf diese mit Stiftung und Diakonie war: Weise mit diakonischen Schwerpunkten kom- Die Kirchengemeinde pensiert werden. lebt ihren Glauben aufgrund des Heute sind im Bereich der Entwicklung der Dia- tröstenden und stärkenden Wortes Gottes. konie als Tat des Glaubens Pfr. Andreas Finke Die von Ruth Engstfeld 1984 gestalteten Fens- als Aufsichtsratsvorsitzender der „von Bodel- terbilder im Norden der Christuskirche bilden schwingh-Diakonie gGmbH“ und der Tages- diesen Gedanken im mittleren Fenster ab. pflege gGmbH“, Pfr. Jörg Zweihoff als Vorsit- Christus ist Anfang und Ende: „A und O“. zender des Fachausschusses Diakonie und Ge- Das gemeindliche Handeln in diesem Bereich schäftsführer des Diakonischen Werkes, Stefan unterstützt die Stiftung. Zimmermann, unterwegs. – Sie fördert: Räume der Verkündigung und Im Bereich der Förderung der Rahmenbedin- Dem Wort Gottes Raum geben! gungen für die Verkündigung des Wortes ist innovative Gemeindeprojekte. Pfr. Reinhard Lohmeyer als Vorsitzender der Dem Traum von Kirche Leben geben! Stiftung seit 2009 aktiv. Die Ev. Kirchengemeinde steht den Menschen Die Kirchengemeinde in der Stadt weiter als starke Einheit mit unter- lebt ihren Glauben zugleich schiedlichen Schwerpunkten in Wort und Tat in der liebenden Tat. zur Seite. Die Fensterbilder im südlichen Seitenschiff der Eine nette Begebenheit: Christuskirche mit dem Kronkreuz der Diakonie in der Mitte zeugen von diesem Gedanken, Bevor die Entscheidung, die Anteile an die Stif- der weiterlebt in der tung St. Elisabeth zu verkaufen, durch Fernse- von-Bodelschwingh-Diakonie gGmbH hen, Radio und Presse ging, machte ich einen mit Tagespflege und Diakoniestation Pflichtbesuch bei meinem Vorgänger Pfarrer Paul-Gerhard Bastert. Ich war sehr gespannt, wie er reagieren würde, stand doch auch sein Lebenswerk auf dem Spiel. Ich erzählte ihm die Geschichte. Und der große alte Herr reagierte auf überraschende und für mich großartige Weise: Er wandte sich mir zu und sagte: „Rein- hard, das ist gut. Das ist vielleicht genau der richtige Schritt.“ Mir war es ein Segen. reiloh reiloh 18 www.evibb.de
Sie können auch lesen