JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT

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JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
JUDISCHE
GemeindeZeitUnG franKfUrt
  Amtliches Organ der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main   Juli 2016 · 49. Jahrgang · Nr. 2 · ‫ תשע“ו‬5776 · 2,50 Euro

        WAHLEN 2016
       Zahlen und Fakten

 50 JAHRE LICHTIGFELD-SCHULE
   Geschichte und Geschichten

       JOM HA’AZMAUT
      Feiern und genießen
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
GemeinDeratswahl 2016
                                  in Zahlen
                            am 3. Juli 2016 waren 5.512 stimmberechtigte mitglieder
                                 der Jüdischen Gemeinde frankfurt aufgerufen,
                                        den neuen Gemeinderat zu wählen.

                                   5.512
                                     Wahlberechtigte

                              22,66% Wahlbeteiligung

                                             23
                                          Kandidaten

JGZ 2/2016 | Juli Seite 2
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
Editorial
                   Prof. Dr. Salomon Korn
                         Sommer 2016

                                                                                                                         Foto: Jens Ihnken
    „Besonderes Augenmerk wird neben dem Leistungs­
         anspruch auf die Werteerziehung gelegt.“

50 Jahre Isaak Emil Lichtigfeld-Schule
Am 18. April 1966 wurde in Frankfurt am Main in aller Stille die erste jüdische Schule in Deutschland nach der Shoah
eröffnet. Benannt wurde sie im Dezember 1968 nach ihrem Mitbegründer Isaak Emil Lichtigfeld, dem damaligen Lan-
desrabbiner der Juden in Hessen und Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main. Untergebracht
war die Schule im Seitentrakt der Westend-Synagoge an der Friedrichstraße. Dort nahm sie ihren Unterricht mit einer
ersten und einer zweiten Klasse mit insgesamt 30 Schülern, darunter vier nichtjüdischen Schülern, auf.

Jüdische Bildung als Ziel

Ziel der Schule war es von Beginn an, jüdische Inhalte sowohl in den Unterricht als auch in das Schulleben einfließen
zu lassen und sich dabei nicht nur auf jüdische Religion zu beschränken. Daher wurden auch die gemeinsame Vorbe-
reitung der jüdischen Feiertage sowie das Erlernen israelischer Lieder, israelischer Tänze und der hebräischen Sprache
in den Unterricht und in das schulische Leben mit integriert. Das wurde so erfolgreich umgesetzt, dass 1968 bei einem
in Hessen vorgenommenen Vergleich von Schulleistungen im 4. Schuljahr die Lichtigfeld-Schule am besten abschnitt.
Die auch dadurch wachsende Schülerzahl führte 1986, zwanzig Jahre nach Gründung der Lichtigfeld-Schule, zu ei-
nem Umzug in das gerade fertiggestellte Jüdische Gemeindezentrum in der Savignystraße. Die Einwanderer aus der
früheren UdSSR, die seit 1989 verstärkt nach Deutschland kamen, prägten die weitere Entwicklung der Schule ent-
scheidend mit. Deren Kinder waren mit dem deutschen Schulsystem nicht vertraut und mussten vor allem so schnell
wie möglich die deutsche Sprache erlernen, was zur Einstellung einer russischen Lehrerin führte. Durch die weiterhin
stark wachsende Schülerzahl reichten die vorhandenen Klassenräume bald nicht mehr aus. Schließlich bot die Stadt
Frankfurt der Jüdischen Gemeinde an, die Schule in das historische Gebäude des Philanthropin in der Hebelstraße
umziehen zu lassen. 2004 wurde der Jüdischen Gemeinde das Philanthropin zurückgegeben; zwei Jahre später konnte
dort die Schule als Ganztagsschule mit Gymnasial-Angebot den Unterricht bis zur neunten Klasse fortsetzen.

Die Zukunft unserer Kinder und Enkel

Heute wird die einzige jüdische Schule Hessens für ihre familiäre Atmosphäre geschätzt. Nach wie vor stehen Neu-
hebräisch, jüdische Kultur und jüdischer Religionsunterricht auf dem Lehrplan. Besonderes Augenmerk wird neben
dem Leistungsanspruch auf die Werteerziehung gelegt. So suchen sich die Schüler selber Sozialprojekte aus, treten in
Altenheimen auf, pflegen verwitterte Grabsteine auf jüdischen Friedhöfen oder haben, wie kürzlich geschehen, ein
Programm für den Deutschunterricht von Flüchtlingen entwickelt. Auch im 50. Jahr ihres Bestehens geht die Entwick-
lung der Schule weiter. Die Jüdische Gemeinde plant, an der Lichtigfeld-Schule eine gymnasiale Oberstufe aufzubau-
en, die mit dem Schuljahr 2018/19 ihren Unterricht aufnehmen soll. Geplant ist dafür ein Neubau auf dem Grund-
stück des Gemeindezentrums in der Westendstraße, in den die Grundschule einziehen soll; damit wird Platz geschaffen
für die Errichtung eines Gymnasiums im Philanthropin. „Wer ein Haus baut, will bleiben, und wer bleiben will, erhofft
sich Sicherheit“ – dieser Spruch wurde anlässlich der Eröffnung des Jüdischen Gemeindezentrums im September 1986
geprägt. Und wenn dieses Haus zudem eine Schule ist, dann kann kein Zweifel am Willen der Verantwortlichen beste-
hen, die Zukunft der Nutzer dieses Hauses – die Zukunft unserer Kinder und Enkel – dauerhaft zu sichern. Zu diesem
Vorhaben wünsche ich der Schule, den Schülern, deren Eltern, den Lehrern und uns allen Glück und Erfolg.

                                                    Salomon Korn

                                                                                                          JGZ 2/2016 | Juli Seite 3
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
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JGZ 2/2016 | Juli Seite 4
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
inHaltSVErZEicHniS
          Sommer 2016

                                                               13. Juli
                                                                 Festakt
                                                                50 Jahre
                                                      Isaak Emil Lichtigfeld-Schule
                                                         Bericht in der nächsten
                                                            Ausgabe der JGZ

                                                               SEITE 14

                2. Juni
       GemeindeVersammlUnG
                                               3. Juli                                      4. bis 11. september
       Die letzte Versammlung dieser     haUPtWahltaG                                            JÜdische filmtaGe
        Legislaturperiode mit mehr        Kontinuität und                                             Eine Palette
            als 100 Teilnehmern          Generationswechsel                                     neuer Filmproduktionen
                SEITE 08                       SEITE 6                                                  SEITE 50

2016

         Juni                                  Juli                                    August                                       September

editorial                              20 Schüler machen Zeitung              36 Ausflug zu lag ba’omer            48 tagung „Faszination funda-
 3 50 Jahre isaak Emil lichtigfeld-    22 Jugendzentrum „amichai“             37 Familienseminar in Bad               mentalistischer weltbilder“
   Schule.                             23 Jewish Experience                      Sobernheim                        49 Grundsteinlegung Jüdisches
   Von prof. Dr. Salomon Korn          25 Sozialabteilung und                 38 Gebetsordnung                        Museum
                                          Seniorenclub                        39 Gebetszeiten der Synagogen        49 ausstellung: „Von Föhrenwald
GemeindePanorama                       26 Jüdische Volkshochschule            39 Schiurim und Feiern des              nach Frankfurt“
 6 wahlen 2016 – Ergebnisse                                                      Egalitären Minjan                 50 Kulturvorschau
 7 Dienstjubiläen der Mitarbeiter      nachGefraGt                            39 Gebetszeiten der Synagoge in      51 Konzert des tehillim-
 8 Bericht der Gemeinde-               29 Vier Fragen – vier antworten:          der Budge-Stiftung                   psalmen-projekts
   versammlung                            trude Simonsohn zum                                                      51 Bücherrubrik Dr. rachel
                                                                              40 Mitteilungen des rabbinats
10 Jom Ha‘azmaut                          95. Geburtstag                                                              Heuberger
                                                                              42 nachruf zum tod von
12 Kindergarten westend                30 interview prof. Dr. andreas
                                                                                 Moritz neumann sel. a.
13 Kindergarten röderbergweg              wirsching über die kritische                                             aKtUell
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14 50 Jahre isaak Emil lichtigfeld-       Edition von „Mein Kampf“                                                  7 nachrichten aus dem
   Schule                                                                     KUltUr                                  Zentralrat
                                       reliGiöses leben                                                            13 Sommerrätsel für Kinder
16 Schawuot in der i. E. lichtig-                                             46 positive prognosen und
                                       34 Die Sommermonate im
   feld-Schule                                                                   neue perspektiven?                52 aus den institutionen
                                          Judentum.
18 Gedenken zu Jom Ha’Shoah                                                      Kulturrückblick april             58 Simches
                                                                                                                         So. 04.09.2016 – So. 11.09.2016
                                          Von rabbiner Julian-chaim
19 lesewettbewerb                         Soussan
                                                                                 bis Juni 2016                            Jüdisches
                                                                                                                   62 nachrichten aus der Stadt
   „read and win“                                                                                                             Filmfest
                                                                                                                          Frankfurt
                                                                                                                               2016

    6                                      8                                      10                                    50
                                                                                                                                                           „ZWISCHEN-
                                                                                                                                                                TÖNE“
                                                                                                                                         www.juedischesfilmfestfrankfurt2016.de

       Wahlen zum Gemeinderat            Gemeindeversammlung 2016                       Jom Ha‘azmaut                      Jüdische Filmtage 2016
                                                                                                                          Jüdische Gemeinde
                                                                                                                          Frankfurt am Main K.d.ö.R.
                                                                                                                                                                                 Kulturamt

                                                                                                                                                       JGZ 2/2016 | Juli Seite 5
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
auS DEr GEMEinDE
          Gemeinderatswahlen 2016

                                                                                           Fotos: Jens ihnken
                       kontinuität unD
                                                                                                                   Marc Grünbaum                Prof. Dr. Salomon Korn
                                                                                                                   762 Stimmen                  719 Stimmen

                     Generationswechsel
                                                                                                                   Harry Schnabel               Prof. Dr. med. Leo Latasch
                                                                                                                   670 Stimmen                  640 Stimmen
                            Das ist das Ergebnis der wahlen
                               zum Gemeinderat 2016.

              1.249 der 5.512 Wahlberechtig-       tät, der Dialog der Generationen
              ten haben am Vorwahltag, dem         sowie kulturelle Vielfalt im Vor-
                                                                                                                   Alon Meyer                   Miriam Adlhoch
              22. Juni, und am Hauptwahltag,       dergrund.                                                       614 Stimmen                  605 Stimmen
              dem 3. Juli, ihre Stimme abge-            Die Wahlen in der Jüdischen
              geben, was einer Wahlbeteili-        Gemeinde, das ist immer auch
              gung von 22,66% entspricht.          ein Stelldichein der Gemeinde-
                   Die Liste um den bisherigen     vertreter und der Gemeindemit-
              Vorstand, die allein 15 der 23       glieder. Um jeden Wähler wird
              Kandidaten stellte, ist vollstän-    bis zum Schluss eifrig gekämpft,                                Dr. med. Andrei Mares        Benjamin Bloch
              dig in den neuen Gemeinderat         denn jede Stimme zählt. Das Er-                                 559 Stimmen                  548 Stimmen
              gewählt worden, was die Be-          gebnis spiegelt ja schließlich auch

                                                                                                                                                                             Foto: rafael Herlich
              stätigung der bisherigen Arbeit      eine ganz persönliche Bilanz der
              zum Ausdruck bringt.                 Arbeit der jeweiligen Mandats-
                   Alle 23 Kandidaten, die sich    träger wider und ist ein Vertrau-
              für die 17 Plätze beworben ha-       ensvorschuss für die neu gewähl-
              ben, hatten, mit geringfügigen       ten Kandidaten.                                                 Dr. phil. Rachel Heuberger   Roman Kuperschmidt
              Unterschieden in ihren Wahl-              Von dieser Seite aus gratulie-                             532 Stimmen                  499 Stimmen

              programmen, die positive Zu-         ren wir den gewählten Kandida-
              kunft der Jüdischen Gemeinde         ten und wünschen dem neu ge-
              Frankfurt fest im Blick. Bei allen   wählten Gemeinderat ein glück-
              standen eine qualitativ hoch-        liches Händchen bei der Weiter-
              wertige jüdische Bildung, die        entwicklung der Geschicke unse-
              Stärkung der jüdischen Identi-       rer Gemeinde.                 // rED.                           Boris Milgram                Aviva Goldschmid
                                                                                                                   496 Stimmen                  494 Stimmen

       Das Ergebnis
         in Zahlen                                 1.249
                                              Gemeindemitglieder                                                   Cornelia Maimon-Levi         Dr. Orna von Fürstenberg
                                                haben gewählt                                                      478 Stimmen                  472 Stimmen

             103             Jahre alt
             war die älteste Wählerin.
                  Sie lebt in der
                 Budge-Stiftung
                                                                                                                   Miroslaw Meir Lisserman      Alla Spanz
                                                                                                                   449 Stimmen                  446 stimmen

                                                   5.512
                                                                                            Foto: rafael Herlich

                                                    Wahlberechtigte

                      22,66%
                       Wahlbeteiligung
                                                                                                                   Michael Bakhchiev
                                                                                                                   432 Stimmen

JGZ 2/2016 | Juli Seite 6
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
KurZ notiErt
                                                                                                                        Nachrichten
                                                                                                                    aus dem Zentralrat /
                                                                                                                       Dienstjubiläen

             „weisst Du,                                                       70 Jahre
            wer ich Bin?“                                                 JüDische allGemeine
                                                                 Mit einer rund 80-seitigen Sonderausgabe würdigte die „Jüdische Allge-
 Das projekt der drei großen religionen für ein
                                                                 meine“ in der Ausgabe vom 30. Juni ihre Gründung vor 70 Jahren. Die
friedliches Zusammenleben, das zwischen 2004
                                                                 einzige jüdische überregionale Wochenzeitung wurde 1946 mit Geneh-
 und 2011 vom Bundesministerium des innern                       migung der britischen Militärregierung in Düsseldorf als „Jüdisches Ge-
und dem Europäischen integrationsfonds geför-                    meindeblatt für die Nord-Rheinprovinz und Westfalen“ gegründet. Später
dert wurde, wurde im Mai 2016 neu aufgelegt.                     erschien sie in Bonn als „Allgemeine Jüdische
                                                                 Wochenzeitung“. Seit 2002 trägt sie den Titel
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutsch-         „Jüdische Allgemeine“ und erscheint in einer
land (ACK) sowie vier muslimische Verbände und der Zen-          Druckauflage von 10.000 Exemplaren. Der Prä-
tralrat der Juden haben sich zusammengeschlossen, um             sident des Zentralrats der Juden in Deutschland,
gemeinsam die Hilfe für Flüchtlinge zu stärken und die           Dr. Josef Schuster, würdigte die Zeitung als ein
Integration voranzubringen. Für alle Kooperationspartner         führendes jüdisches Medium in Deutschland
steht dabei der interreligiöse Dialog im Mittelpunkt, mit        und erklärte, die Gründung der Zeitung nur ein
dem Ziel, Projekte in der Flüchtlingshilfe zu fördern.           Jahr nach Kriegsende sei etwas Außergewöhn-
     Gefördert werden Projekte, bei denen mindestens zwei        liches gewesen, waren doch die meisten Juden

                                                                                                                                                        © Jüdische allgemeine
Religionsgemeinschaften (in Gemeinden, Institutionen,            in Deutschland nicht aufs Bleiben ausgerich-
Initiativen) im Bereich der Flüchtlingshilfe und Integrati-      tet. Er würdigte die ausführliche und differen-
on zusammenarbeiten. Dazu können jeweils bis zu 15.000           zierte Berichterstattung auch über Israel, die
Euro ausgeschüttet werden. Weitere Informationen unter:          es so in keiner anderen Zeitung in Deutsch-
www.weisstduwerichbin.de.                              // rED.   land gibt.                               // rED.

                                                                                DienstJuBiläen
                                                                      Zwischen Januar und Juni dieses Jahres haben zahlreiche
                                                                    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde ein
                                                                   Dienstjubiläum gefeiert. Die Geschäftsführung und der Vorstand
                                                                      gratulieren und danken für die jahrelange engagierte und
                                                                                    zuverlässige Zusammenarbeit.

                                                                            10 Jahre                   25 Jahre
                                                                           Barbara Galbas              alina altmann
                                                                             Klila Jagoda       Mehrnaz asgarian-nahavandi
                                                                              Elena lel             Margarita Monastyrski
                                                                          Sebastian Macieja            rivka Zaltzman
                                                                         Svetlana tkatchenko

                                                                           20 Jahre                    30 Jahre
                                                                           Schlomo raskin             Marlit Bachmann

                                                                                                                            JGZ 2/2016 | Juli Seite 7
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
GemeindePanorama
          Die Gemeindeversammlung

                   Bericht Der Gemeindeversammlung
                Etwa hundert Gemeindemitglieder nahmen an der diesjährigen Mitgliederver-
               sammlung am 2. Juni 2016 im Festsaal des Ignatz Bubis-Gemeindezentrums teil.

In seinem Bericht ging Vorstandsvorsitzen-      lände bekommen, sodass im Lauf der nächs-       defizitären Bereiche sind nach wie vor die
der, Prof. Dr. Salomon Korn, zunächst auf       ten Jahre eine große Anzahl neuer Gräber        Schule, die Sozialabteilung und das Alten-
die Zahl der Gemeindemitglieder ein. Gegen-     angelegt werden kann. Ein neuer behinder-       zentrum. Durch die Einführung des Pflege-
über dem Vorjahr sei die Zahl um 104 Perso-     tengerechter Zugang mit Parkmöglichkeiten       neuausrichtungsgesetzes im Januar 2016 hat
nen auf 6.516 zurückgegangen.                   wurde vom Marbachweg aus angelegt. Die          sich die Anzahl der Pflegestufen von bisher
                                                Haltestelle an der Eckenheimer Landstraße       drei auf eine Vielzahl erhöht. Welche finan-
Kultus                                          wird demnächst behindertengerecht umge-         ziellen Auswirkungen dies für das Altenzen-
                                                baut.                                           trum haben wird, ist noch nicht absehbar.
Im Kultusbereich ist Rabbiner Julian-Chaim          Im November 2015 fand auf dem Fried-             Das erhöhte Steueraufkommen der letz-
Soussan derzeit für alle religiösen Belange     hof Rat-Beil-Straße die Ehrung der jüdi-        ten Jahre hat ermöglicht, die von vielen El-
zuständig. Seine Arbeit findet in allen Ge-     schen Soldaten im Ersten Weltkrieg statt.       tern gewünschte gymnasiale Oberstufe in
meindeinstitutionen einen großen Anklang.       Führungen auf den drei großen jüdischen         Angriff zu nehmen. Derzeit wird der Neubau
Ab August wird er sich die Arbeit durch die     Friedhöfen Frankfurts finden nach wie vor       in der Westendstraße konzipiert. Die Bauge-
Neueinstellung von Rabbiner Avichai Apel        ein großes Interesse bei der Stadtbevölke-      nehmigung der Stadt Frankfurt wird für den
teilen.                                         rung.                                           späten Herbst erwartet. Die Stadt Frankfurt
     Seit knapp zehn Jahren ist der Egalitäre                                                   und das Land Hessen werden die Kosten
Minjan im linken Anbau der Westend-Syn-         Kultur                                          voraussichtlich mit je 1/3 übernehmen. Die
agoge beheimatet. Nach wie vor genießt das                                                      Verlängerung des Stadt- und des Staatsver-
„Frankfurter Modell“ eine Vorbildfunktion       Seit Februar 2016 hat Frau Dr. Susanna Ke-      trags bis 2021 ermöglichen eine hohe Pla-
in der Bundesrepublik Deutschland.              val neben der Gemeindezeitung auch das          nungssicherheit. In diesem Zusammenhang
                                                Kulturressort der Jüdischen Gemeinde über-      hob Harry Schnabel die vertrauensvollen
„Religionsschule Jeschurun“                     nommen. Seitdem fanden mehrere Lesun-           Beziehungen der Jüdischen Gemeinde zur
                                                gen, Vorträge und Podiumsdiskussionen zu        Stadt Frankfurt und dem Land Hessen her-
Die Schule bietet von Montag bis Donners-       aktuellen Themen statt. Zurzeit werden das      vor.
tag Religionsunterricht für etwa 150 Kinder     Herbst- und das Frühjahrsprogramm vorbe-
ab der 5. Klasse bis zum Abitur an. Unter       reitet.                                         Verwaltung
der Leitung von Gabriela Schlick-Bamberger           Prof. Korn dankte allen festen und eh-
wurde das Konzept „Lernen durch Erleben“        renamtlichen Mitarbeitern, allen Gemein-        Auf fester und freier Basis beschäftigt die Jü-
durch regelmäßige Kabbalat Schabbat-Fei-        deräten und Kommissionsmitgliedern für          dische Gemeinde Frankfurt derzeit 450 Mit-
ern und dem Feiern der Feste erweitert. 28      ihr Engagement für die Jüdische Gemeinde,       arbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele leitende
Schülerinnen und Schüler nehmen derzeit         ohne die ein solches Gemeindeleben, wie         Positionen wurden in den letzten zwei Jah-
an der Abitursklasse teil, 18 von ihnen wer-    das der Frankfurter Gemeinde, nicht auf-        ren neu besetzt. Nach dem Ausscheiden von
den das Abitur im Fach Religion ablegen.        rechterhalten werden könnte.                    Rafael Luwisch wurde Dr. Klaus Hartenfeller
                                                                                                als Konrektor eingestellt. Mit Stefan Kulesza
Friedhof                                        Finanzen                                        wurde auch die Stelle des Hausmeisters neu
                                                                                                besetzt.
Im Jahr 2015 gab es 103 Sterbefälle. Mit Un-    Finanzdezernent Harry Schnabel berichtete,
terstützung der Stadt Frankfurt konnte die      dass der Haushalt bis auf ein Defizit von ca.
Jüdische Gemeinde zusätzliches Friedhofsge-     107.000 Euro nahezu ausgeglichen sei. Die

JGZ 2/2016 | Juli Seite 8
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
Der diesjährige Deutsch-israelische Freund-
                                                                                                                        schaftstag der Stadt Frankfurt fand am 19.
                                                                                                                        Mai in der Aula des Philanthropin statt. Das
                                                                                                                        Schuljubiläum, 50 Jahre Lichtigfeld-Schule,
                                                                                                                        findet am 13. Juli statt.

                                                                                                                        Frühkindliche Erziehung
Foto: Gemeindezeitung

                                                                                                                        Der zuständige Dezernent Marc Grünbaum
                                                                                                                        stellte fest, dass alle 163 Kindertagesstätten-
                                                                                                                        und alle 33 Krippenplätze belegt seien. Die
                                                                                                                        Ernährung in allen Einrichtungen wird der-
                                                                                                                        zeit an die DGE-Richtlinien zur Ernährung
                                                                                                                        in Kindertagesstätten angepasst. Diesbezüg-
                                                                                          Der Gemeinderat               lich wurde auch eine Informationsveranstal-
                                                                                          der Jüdischen Gemeinde        tung für die Eltern durchgeführt. Das regel-
                                                                                          Frankfurt
                                                                                                                        mäßige Elterncafé und der Elternbabytreff
                                                                                                                        initiiert durch Daphna Baum, haben sich in
                                                                                                                        den Gemeinderäumen inzwischen etabliert.
                                                                                                                             Im Hort werden derzeit 92 Kinder be-
                                                                                                                        treut. In der Tagesbetreuung „Emuna Sche-
                                                                                                                        li“ im Philantropin werden wöchentlich 181
                                                                                                                        Schülerinnen und Schüler betreut.
                                                                                                                             Marc Grünbaum dankte allen Mitarbei-
                                                                                                                        terinnen und Mitbarbietern, insbesondere
                        Liegenschaften                                  vor ein beliebter Treffpunkt für bis zu 120     aber Elvira Güver für ihren steten Einsatz für
                                                                        aktive Senioren.                                die Rechte der Kinder.
                        In mehreren Liegenschaften werden bzw.
                        wurden Sanierungen durchgeführt. In der         Altenzentrum
                        Westend-Synagoge wurde die Dachkuppel                                                           Jugend und junge Erwachsene
                        erneuert, das Stibel wurde klimatisiert. Die    Benjamin Bloch berichtete, dass im Alten-
                        Verwaltungsräume in der 3. und 4. Etage der     zentrum die Belegung des Hauses und der         Das Jugendzentrum wird an den Sonnta-
                        Westendstraße wurden den heutigen Anfor-        Tagespflege nach wie vor gut seien. Das ge-     gen von bis 90 Kindern und Jugendlichen
                        derungen angepasst. Im Altenzentrum wird        plante Wohnhaus für Behinderte ist noch         besucht. Mini-Machanoth und das Begehen
                        der Behandlungsraum für die Behinderten-        in Planung. Der Heimbeirat wurde neu ge-        von Gedenktagen und Feiern wie Jom Ha-
                        einrichtung erstellt und in der Altenwohn-      wählt. Seit drei Jahren leiten Prof. Dr. Leo    sikaron oder Ha’azmaut bereichern das re-
                        anlage behindertengerechte Aufzüge einge-       Latasch und Prof. Dr. Esther Weitzel-Polzer     gelmäßige Angebot in den Peuloth. Der neu
                        baut. In der Wohnanlage Saalburgallee wird      das Haus kommissarisch. Benjamin Bloch          ins Leben gerufene „Club Sababa“, in dem
                        die Fassade neu gemacht.                        dankte ihnen sowie allen Mitarbeiterinnen       sich einmal monatlich junge Erwachsene zu
                                                                        und Mitarbeitern für die hervorragende Ar-      gemeinsamen Aktivitäten treffen, hat inzwi-
                        Sozialabteilung                                 beit.                                           schen bei Facebook über 500 Follower.

                        Prof. Dr. Leo Latasch ging in seinem Bericht    Die Isaak Emil Lichtigfeld-Schule               Anträge
                        auf die allgemeine Situation der Sozialabtei-
                        lung ein. Der Arbeitsumfang hat sich in den     Die Lichtigfeld-Schule wird derzeit von 385     Der Antrag von Herrn Ovitz, das Schieds-
                        letzten Jahren weiter ausdifferenziert, dazu    Schülerinnen und Schülern besucht und von       gericht aufzulösen und stattdessen eine
                        zählen die regelmäßigen Hausbesuche durch       einem Kollegium von 65 Lehrerinnen und          Schiedsperson einzusetzen, wurde wegen
                        die Gemeindekrankenschwestern, das Ange-        Lehrern unterrichtet. Nach dem Abschied         Unschlüssigkeit abgewiesen. Herr Walzer
                        bot für die körperlich und geistig Behinder-    des Konrektors Rafael Luwisch im Januar         zog drei seiner Antragspunkte zurück und
                        ten sowie die Seniorenausflüge. Unverän-        2016 hat der Biologie- und Geschichtslehrer     seine restlichen Anträge zur Satzungsände-
                        dert nimmt die Jüdische Gemeinde an dem         Dr. Klaus Hartenfeller die Nachfolge angetre-   rung wurden an die Rechtskommission ver-
                        Programm „Würde im Alter“ teil und koope-       ten. Die Schule beteiligt sich an zahlreichen   wiesen.
                        riert mit dem Internationalen Bund und der      Projekten, mit denen sie bereits mehrere
                        ZWST. Auch der Seniorenclub ist nach wie        Wettbewerbe gewonnen hatte.                                              // Dr. Susanna Keval

                                                                                                                                                 JGZ 2/2016 | Juli Seite 9
JUDISCHE GEMEINDEZEITUNG FRANKFURT - JÜDISCHE GEMEINDE FRANKFURT
JGZ 2/2016 | Juli Seite 10
Gemeindepanorama
                                                                                             Jom Ha‘atzmaut

                                                                                                                                 Alle Fotos: Rafael Herlich
Der Chor und das Orchester der I. E. Lichtigfeld-Schule

   Im Zeichen der Verbundenheit
        Bei der Jom Ha’azmaut-Feier im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum
                  am 12. Mai war wieder für jeden etwas dabei.                                                         68
Wie wichtig dieser Tag für uns Juden ist, das bekräftig-     Der Höhepunkt des Nachmittags
te der Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Salomon Korn, in      war das Anzünden der 12 Kerzen
seinem Grußwort. Am 14. Mai 1948, dem Tag der Staats-        für die 12 Stämme Israels durch
gründung, tanzten die Menschen im neu gegründeten            Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Staat auf den Straßen – und wir tun es ihnen bis heute       und den Vorstandsvorsitzenden der
nach, wenn wir gemeinsam diesen Tag begehen.                 Jüdischen Gemeinde.
    Diesen Tag begehen, das bedeutet, israelische Lie-           Ein großes Dankeschön an alle, die an der Vorberei-
der singen, wie es zuvor der Chor und das Orchester der      tung und Gestaltung der Feier mitgewirkt haben, allen
Lichtigfeld-Schule unter der Leitung von Martina Georgi      voran Jennifer Marställer und Doris Adler und ihrem
taten, und zu tanzen, wie die israelische Interpretin Miri   Team, dem Hausmeister Walter Uhlmann, Stefan Kulesza
Mesika und ihre Band den Saal mit ihrer Musik zum            und Frank Wergin für den Aufbau in den Räumlichkei-
Vibrieren brachten. Das bedeutet aber auch, eine große       ten und an alle beteiligten Institutionen, darunter Young
blau-weiße Torte anzuschneiden und mit israelischen          WIZO, die ZJD, die I. E. Lichtigfeld-Schule sowie das
Spezialitäten verwöhnt zu werden. Eine Jahrmarktstim-        Jugendzentrum Amichai und Zvi Bebera, der mit einer
mung machte sich auf dem Hof und im Foyer bei all den        großen Gruppe Jugendlicher an vielen Ständen tatkräftig
kulinarischen Ständen breit, und Spiel und Spaß für die      mitgeholfen hat.
Kinder durften bei alledem nicht fehlen.                         Toda Raba und Am Israel Chai.                   // Red.

                                                                                                           links:
                                                                                            Bei der Musik von Miri Mesika und
                                                                                              ihrer Band hielt es kaum noch
                                                                                                jemanden auf den Stühlen.

                                                                                                          rechts:
                                                                                             Die große blau-weiße Geburts-
                                                                                              tagstorte gehört bei einer Jom
                                                                                            Ha’azmaut-Feier selbstverständlich
                                                                                                           dazu.

                                                                                                                   JGZ 2/2016 | Juli Seite 11
GemeindePanorama
           Kindergarten Westend

   Der Kindergarten
 Westend feiert
Kabbalat Schabbat
              „Dass wir jetzt in die Schule gehen,
                   das freut uns wirklich sehr.
             Wir sind zu groß für den Kindergarten,
                drum kommen wir nicht mehr.“

                                                                                                                                                                                  Foto: robi Güver
                                                           Erzieherinnen, Mütter und Töchter entzündeten gemeinsam die Schabbatlichter.

Unter diesem Motto stand die große Kabbalat          Tänzen der einzelnen Gruppen. Zum Dank                           Ein großes DANKESCHÖN
Schabbat Feier am 17. Juni im Festsaal des           für ihre Mitwirkung erhielten die kleinen                        Dem hervorragenden Kindergartenteam, das
Ignatz Bubis-Gemeindezentrums, bei der sich          Stars von Morgen ihre schon sehnsüchtig er-                      mit unermüdlicher Energie, Kreativität und
unsere zukünftigen Schulkinder gemeinsam             warteten bunten Schultüten und eine Lek-                         Liebe mit den Kindern das bunte, schöne
mit Kindern aus dem Kindergarten Bereschit           türe zum Schulanfang.                                            Programm vorbereitet und gestaltet hat, sei
in die Sommerferien verabschiedeten.                     Dann war es so weit, Erzieherinnen,                          an dieser Stelle ein großes Dankeschön aus-
                                                     Mütter und Töchter zündeten gemeinsam                            gesprochen. Ebenso an Rabbiner Soussan.
Festliche Stimmung                                   die Schabbat-Kerzen an und Rabbiner Juli-                        Für die großartige Unterstützung von Dani-
Weiß gekleidete Jungen und Mädchen kamen             an-Chaim Soussan eröffnete vor den etwa                          ela Sobol bei der Planung für die Feier und
zusammen mit ihren Eltern, Geschwistern              200 Gästen den offiziellen Teil des Kabbalat                     für die Hilfe unserer beiden Hausmeister Ste-
und Großeltern, ja sogar Tanten und Onkeln.          Schabbat. Das anschließende leckere Festes-                      fan Kulesza und Walter Ullmann ebenfalls
    Nach der Begrüßung begann das Pro-               sen vom Sohar´s Restaurant schmeckte allen                       ein herzliches DANKESCHÖN.
gramm mit den im Kindergarten eingeübten             gut und trug zur festlichen Atmosphäre bei.                                                       // ElVira GüVEr,
                                                                                                                                 leIteRIn DeS KItA- beReICHS WeStenD
                                                                                              Fotos: rafael Herlich

                                                                                                                             Jom Ha‘atzmaut
                                                                                                                                        Mit einer großen blau-weißen leckeren
                                                                                                                                          torte, israelfähnchen und fröhlichen
                                                                                                                                        israelischen tänzen feierten die Kinder
                                                                                                                                           des Kindergartens und der Krippe
                                                                                                                                          gemeinsam den 68. Geburtstag des
                                                                                                                                                       Staates israel.

                                                          Schawuot
                                                                                                                                                                                                     Fotos: rafael Herlich

                                                          Bei strahlendem
                                                         Sonnenschein feier-
                             ten wir im großen Kreis auf unserem Spielplatz
                             auch das Schawuot-Fest. Mit Blumenkränzchen
                              auf dem Kopf, Obstkörbchen auf den Schulten
                              und kleinen Thorarollen in den Händen wur-
                               de getanzt und sich vergnügt. Das milchige
                                  Eis für die Kinder war eine gelungene
                                        Überraschung obendrein.

JGZ 2/2016 | Juli Seite 12
Gemeindepanorama
                                                                                                                                        Kindergarten Röderbergweg /
                                                                                                                                               Sommerrätsel

                                                                                  Foto: Kindergarten Röderbergweg
Kindergarten                                                                                                        Passend zum bevorstehenden Schawuot-Fest, das mit
Röderbergweg                                                                                                        einbezogen werden sollte, kamen die Kinder weiß
                                                                                                                    gekleidet, mit wunderschönen Blumenkränzen ge-
     Für unser Sommerfest                                                                                           schmückt. Unter der Regie von Tamar Noemark
    war uns das wahrlich                                                                                            tauchten die Gruppen mit Tänzen und Liedern das
   unbeständige diesjährige                                                                                         Außengelände des Kindergartens in festliches Licht.
  Wetter glücklicherweise gut                                                                                       Nachdem die Bikkurimkörbchen auf dem prachtvoll
  gestimmt und alle Aktivitä-                                                                                       geschmückten Tisch abgestellt worden waren, began-
    ten konnten unter freiem                                                                                        nen die einzelnen Gruppen mit ihren Vorführungen.
        Himmel stattfinden.                                                                                              Nach der Bühnenshow ging der Spaß auf dem
                                                                                                                    Spielplatz weiter. Ein wunderbares Buffet des Restau-
                                                                                                                    rant Sohar‘s und andere Köstlichkeiten brachten die
                                                                                                                    Kinderaugen zum Leuchten.
                                                                                                                         An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle,
                                                                                                                    die uns bei der Vorbereitung tatkräftig unterstützt haben.
                                                                                                                                                               // Shira Malloy,
                                                                                                                                   Leiterin des Kindergartens Röderbergweg

                       Die Auflösung zu den Rätseln findet Ihr auf der Seite 57
                                                                                                                                                       JGZ 2/2016 | Juli Seite 13
Gemeindepanorama
                                                                       Jubiläum
                                                              Die I. E. Lichtigfeld-Schule

              50 Jahre I. E. Lichtigfeld-Schule
              In diesem Jahr begeht die Schule der Jüdischen Gemeinde Frankfurt ihr 50-jähri-
                   ges Bestehen. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Bildungsstätte.

              1804 bis 1942                                                   200 Schülerinnen und Schüler konzipiert, doch stieg die
              Als 1804 Mayer Amschel Rothschild seinen Prokuristen            Zahl durch die Zuwanderung der Juden aus der ehema-
              Siegmund Geisenheimer damit beauftragte, eine Bil-              ligen Sowjetunion schon bald auf über 330 an.
              dungsstätte für jüdische Jungen aus bedürftigen Fami-
              lien zu gründen, ahnte noch niemand, welchen Stein er           9. Februar 2004
              damit ins Rollen bringen würde.                                 Das Gebäude des Philanthropins in der Hebelstraße
                   In den darauf folgenden mehr als hundert Jahren            wurde an die Jüdische Gemeinde zurückgegeben.
              entwickelte sich das Philanthropin zu einer Bildungsein-
              richtung, in der moderne Pädagogik, religiöse Reformen          29. August 2006
              und Bildung für Mädchen und junge Frauen eine einma-            Das Schuljahr 2006/2007 markierte für die I. E. Lich-
              lige Verbindung eingingen. 1939 fand die letzte Abitur-         tigfeld-Schule eine neue Ära. Sie umfasste den Um-
              prüfung statt. 1942 wurde die Schule durch die Natio­           zug aus der Savignystraße in die Hebelstraße sowie
              nalsozialisten endgültig geschlossen.                           die Erweiterung zur Ganztagsschule und um den
                                                                              Gymnasialzweig bis zur 9. Klasse.
              18. April 1966                                                       All dies erforderte einen komplexeren Schul-
              Auch als an diesem Tag in der Friedrichstraße 29 die ers-       betrieb als bisher. Die Einführung von Förderpro-
              te Jüdische Grundschule der Nachkriegszeit in Deutsch-          grammen für hochbegabte und lernschwache Schü-
              land eröffnet wurde, ahnte noch niemand, welche Ent-            lerinnen und Schüler und die technisch modernste
              wicklung damit angestoßen wurde.                                Ausstattung waren die Folge. Mit zeitweise bis zu 400
                   Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, fing die Schule     jüdischen und nichtjüdischen Schülerinnen und Schü-
              mit einer Ersten und einer Zweiten Klasse mit insgesamt         lern und einem Lehrkörper von bis zu 70 Lehrerinnen
              30 Kindern an. Als ein „Experiment und ein zartes Pflänz-       und Lehrern hat die Schule die Größe erreicht, die je-
              chen, das noch viel begossen werden muss“, bezeichnete          nem Philanthropin, das 1908 erbaut wurde, entspricht.
              Rabbiner Lichtigfeld die Schule bei der Eröffnung.                   Alexa Brum, die 1992 die Schulleitung von Ruth
                   Mit Ruth Moritz als Schulleiterin gewann die Ge-           Moritz übernahm, hat all diese Entwicklungsschritte mit
              meinde eine Pädagogin, die den offenen Charakter der            entfaltet und speziell die jüdischen Fächer weiter im Un-
              Schule repräsentierte und sich in die Situation der dama-       terrichtsprogramm verstetigt.
              ligen Nachkriegsgemeinde einfühlen konnte. Bis zu ihrer
              Pensionierung im Jahr 1992 leitete sie die Schule, die seit     Juni 2014
              dem Tod von Rabbiner Isaak Emil Lichtigfeld 1967 dessen         Nach der Verabschiedung von Alexa Brum in den Ru-
              Namen trägt. 1968 erhielt die Schule die staatliche Aner-       hestand, übernahm Dr. Noga Hartmann die Schullei-
              kennung und entwickelte sich schnell zu einer zentralen         tung. Ihre Einstellung geht einher mit der Planung der
              Einrichtung der Jüdischen Gemeinde.                             gymnasialen Oberstufe, deren Realisierung für das Jahr
                                                                              2018/19 vorgesehen ist. Die Pläne sehen vor, dass die
              14. September 1986                                              Grundschule aus dem Philanthropin in einen Neubau in
              Der Bau des neuen Gemeindezentrums beinhaltete auch             der Westendstraße umzieht und damit Platz macht für
              den Umzug der Schule. Zwei Etagen des Neubaus in der            die gymnasiale Oberstufe.
              Savignystraße und der Ausbau um die zweijährige För-
              derstufe haben die Schule räumlich und inhaltlich auf           Der Festakt zum Schuljubiläum fand am 13. Juli statt.
              ein neues Niveau gehoben. Das Schulgebäude war für              Die JGZ berichtet darüber in der nächsten Ausgabe.
                                                                                                                  // Dr. Susanna Keval

JGZ 2/2016 | Juli Seite 14
1966 – 1986
2006 – 2016                                                          Die erste Station der Schule
                                                                       im Gebäudekomplex der
                                                                         Westend-Synagoge
  Das heutige Domizil im
   Philanthropin in der
       Hebelstraße

                                                                                        Ein historischer Tag. Die Schuleröffnung
                                                                                        am 18. April 1966. v.l.n.r.: Schulleiterin
                                                                                        Ruth Moritz, Mitglied des Gemeinderats
                                                                                        Moritz Gertler und Gemeinderabbiner
                                                                                        Dr. Isaak Emil Lichtigfeld

                                                                                                                                       Foto: Jüdisches Museum Frankfurt/M
                                                                                                                                       Foto: privat
                                                                                        ABC-Schützen von damals: Die Schultüten
                                                                                        waren auch 1966 bereits ein Muss.

                                                                                        Einbringung der Thorarolle im
                                                                                        Dezember 2009
                                                               h
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                                        1986 ­– 2006
                                                                                        Einweihung des Basketballkorbs auf
                                                                                        dem Schulhof

                                 Die zweite Station im neu
                               erbauten Gemeindezentrum
                           in der Savignystraße

                                                                                                             JGZ 2/2016 | Juli Seite 15
GemeindePanorama
           i.e. Lichtigfeld-Schule
                   Schawuot

                                                                                                                                             Alle Fotos: Rafael Herlich
          oben:

                                 Schawuot in der Lichtigfeld-Schule
 Zum Schmücken bereit:
   die Thora-Rolle der
    Lichtigfeld-Schule

     Der Einzug der
    E1- und E2-Kinder
                                        Es ist schon Tradition, dass zu Schawuot die Kinder der Eingangsstufe ins Phi-
                                        lanthropin kommen, um, weiß bekleidet und mit prächtigen Blumenkränzen
          rechts:                      geschmückt, bei schönem Wetter auf dem Schulhof zu israelischen Melodien zu
  Rabbiner Julian-Chaim
     Soussan erläutert                                               singen und zu tanzen.
    die Bedeutung des
     Thoraschmucks.
                                     Dieses Jahr jedoch war das Schawuot-Fest ver-       Eine große Bereicherung für alle und eine weitere
                                     bunden mit einem ganz besonderen Ereignis.          Etappe in der Verstetigung des religiösen und li-
                                     Als am 8. Juni die E1- und E2-Kinder die Aula       turgischen Wissens der Schülerinnen und Schüler,
                                     betraten, konnten sie erleben, wie die Thorarol-    freute sich Schuldirektorin, Dr. Noga Hartmann,
                                     le, die die Schule 2009 erhalten hatte, wie eine    bei der Begrüßung, denn auf diese Weise können
                                     Braut unter einem Traubaldachin von Schülern        die Jungen bereits lange vor ihrer Bar Mizwa auf
                                     in die Aula gebracht wurde. Dann wurde sie mit      ihren großen Auftritt vorbereitet werden.
                                     Rimonim und einem prächtigen Thoraschild ge-             Das Kollegium, die Elternvertreter und Schü-
                                     schmückt und mit einem Jad, dem Thorazeiger,        lerinnen des Kaiserin-Friedrich- Gymnasiums in
                                     versehen. Damit kann die Thorarolle, nun mit        Bad Homburg waren zu Gast und genossen die
                                     dem traditionellen Zierwerk ausgestattet, für       feierliche und zugleich ernste Atmosphäre.
                                     G“ttesdienste benutzt werden. Und tatsächlich:
                                     Seit Schawuot bietet Rabbiner Julian-Chaim
                                     Soussan jeden Donnerstagmorgen vor Unter-             Schawuot – ein alljährliches
                                     richtsbeginn einen G“ttesdienst mit einer Thora­
                                     lesung an.
                                                                                                Fest der Sinne
                                          Ermöglicht wurde der Kauf des Thora-
                                     schmucks durch die Spende des Bankhauses Sal.       Nachdem Rabbiner Soussan die Bedeutung des
                                     Oppenheim, die die Lichtigfeld-Schule im ver-       Thoraschmucks erläutert hatte, erklärten die
                                     gangenen Jahr bekam und die für diesen Zweck        Sechstklässler die Bedeutung von Schawuot.
                                     verwendet wurde. Yodfat Rosenblatt, Lehrerin             Danach gab es wie immer für alle Klassen
                                     für Religion, ist eigens nach Israel gefahren, um   die traditionelle Quarkspeise, die gemeinsam in
                                     den Thoraschmuck zu besorgen.                       den Klassenräumen verzehrt wurde.        // Red.

JGZ 2/2016 | Juli Seite 16
American Hebrew Academy
Eine Schule, die Ihren Blick auf jüdische Erziehung und Bildung verändert

                                                            American Hebrew Academy Campus
                                                            Greensboro, North Carolina

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American Hebrew Academy
The International Jewish College Prep Boarding School
GemeindePanorama
                                                                  I. E. Lichtigfeld-Schule
                                                                        Jom Ha‘Shoah

                Es ist wichtig und richtig,
                                                                                                                                                                  A
                                                                                                                                                                            m 4. Mai fand die Gedenkstun-
                                                                                                                                                                            de erstmals im Festsaal des Ignatz

                      hier zu stehen
                                                                                                                                                                            Bubis-Gemeindezentrums statt. Die
                                                                                                                                                                  Schülerinnen und Schüler hatten dafür im
                                                                                                                                                                  Deutschunterricht Biografien von Familien-
                                                                                                                                                                  angehörigen oder von Bekannten recher-
     Das Gedenken anlässlich Jom Ha‘Shoah, gestaltet von Schülerinnen und                                                                                         chiert und deren Schicksale sorgsam aufge-
                                                                                                                                                                  schrieben. Sechs dieser Lebenswege wurden
      Schülern der 8. Klasse der Lichtigfeld-Schule, gehört seit vielen Jahren
                                                                                                                                                                  der Sekundarstufe, den Eltern, Lehrkräften
     zum festen Bestandteil der Erinnerungskultur der Jüdischen Gemeinde
                                                                                                                                                                  und Gemeindemitgliedern vorgetragen.
                                     Frankfurt.                                                                                                                        Zuvor erinnerte der Vorstandsvorsit-
                                                                                                                                                                  zende, Prof. Dr. Salomon Korn, dass allein

                                                                                                                                     Alle Fotos: Rafael Herlich
                                                                                                                                                                  in Israel heute noch an die 190.000 Holo-
                                                                                                                                                                  caustüberlebende leben. Viele von ihnen
                                                                                                                                                                  werden von der Hilfsorganisation Amcha be-
                                                                                                                                                                  treut, viele aber können bis heute über das
                                                                                                                                                                  erlittene Leid nicht sprechen. Umso wichti-
                                                                                                                                                                  ger sei es, dass die Lichtigfeld-Schule mit die-
                                                                                                                                                                  sem Projekt diesen Überlebensgeschichten
                                                                                                                                                                  einen Ausdruck verleiht.
                                                                                                                                                                       Wie fühlt es sich an, über den Holocaust
                                                                                                                                                                  zu recherchieren? Das war eine der Aus-
                                                                                                                                                                  gangsfragen, die sich die Schülerinnen und
                                                                                                                                                                  Schüler dieses Jahr stellten. Es fühlt sich
                                                                                                                                                                  wichtig und richtig an, war das Fazit.
                                                                                                                                                                       Illustriert mit Fotografien von damals
                                                                                                                                                                  und von heute konnten die Zuhörer dann
                                                                                                                                                                  die bewegenden Geschichten von Efraim
                                                                                                                                                                  Leibowitz, dem Urgroßvater von David Lie-
                                                                                                                                                                  bensohn hören, der das Vernichtungslager
„Jechol isch jesch                                                                                                                                                Auschwitz überlebt hatte und von Schihe
schem – Jeder Mensch                                                                                                                                              Katz, dessen Odyssee durch mehrere Ghettos
hat einen Namen“
                                                                                                                                                                  seine Enkelin Vanity schilderte.
                                                                                                                                                                       Jennifer Esther Steinitz berichtete über
                                                                                                                                                                  das Schicksal von Eva Szepesi, das vielen in
                                                                                                                                                                  der Jüdischen Gemeinde durch ihre eigenen
                                                                                                                                                                  Erzählungen bekannt ist. Claudia Alexandra
                                                                                                                                                                  Feldmann, schilderte, wie ihr Großvater Ale-
                               Fotos: Rafael Herlich

                                                                                                                                                                  xandr in der ehemaligen Sowjetunion den
                                                                                                                                                                  Beginn des Zweiten Weltkriegs erlebt hat-
                                                                                                                                                                  te, und Bella Endzweig die Geschichte ihres
                                                                                                                                                                  Großvaters Felix.
                                                       Es fühlt sich gut an, die Familiengeschichten zu recherchieren.                                                 Im Anschluss an jede der sechs Ge-
                                                                                                                                                                  schichten wurde in Gedenken an diese Per-
                                                                                                                                                                  son und die sechs Millionen Opfer der Shoah
                                                                                                                                                                  eine Kerze angezündet.
                                                                                                                                                                       Amelie Fischmann sang in Begleitung
                                                                                                                                                                  des Schulchors das Lied „Jechol isch jesch
                                                                                                                                                                  schem – Jeder Mensch hat einen Namen“.
                                                                                                                                                                  Rabbiner Julian-Chaim Soussan und Rab-
                                                                                                                                                                  biner Avichai Apel sprachen das Kaddisch-
                                                                                                                                                                  gebet. Kantor Yoni Rose sang das El Mole
                  Prof. Dr. Salomon Korn erinnerte an                                                                                                             Rachamim.                               // Red.
                  die 190.000 Holocaust-Überlebenden,
                  die in Israel leben.
                                                                                 Sechs Kerzen für sechs Einzelschicksale und sechs
                                                                                 Millionen Opfer
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                                                                                             I. E. Lichtigfeld-Schule
                                                                                                  Lesewettbewerb

                        „Read and Win“
                Unter diesem Motto stand der diesjährige Lesewettbewerb
                           der Lichtigfeld-Schule am 17. Mai.

                                                                                                            Vor der gesamten Schul-
                                                                                                           gemeinschaft aufzutreten,
                                                                                                           das ist für die E1- und E2-
                                                                                                           Kinder eine echte Heraus-
                                                                                                                    forderung.

                                                                                                           Die glücklichen Gewinner
                                                                                                           der Klassenstufen 2 bis 9

Lesetechnik, Interpretation und Lesetempo. Das sind die
drei Kriterien, auf die es bei diesem Lesewettbewerb an-
kommt und um die die Sieger der Klassen E 1 bis 9 um
den besten Vortrag wetteiferten.
     Der vor zwei Jahren von der Fachkonferenzleiterin
für Deutsch, Dr. Elke Maiwald, ins Leben gerufene Wett-
bewerb gehört inzwischen zum festen Bestandteil des
Schullebens und ist bei den Schülern und Lehrern glei-

                                                                                                                                               Fotos: Dorothea Imre-Fecske
chermaßen beliebt. Denn angesichts der digitalen Medi-
en gerät das laute und öffentliche Vorlesen immer mehr
in den Hintergrund. Vor allem die Eingangsstufenkinder
sind bei dem Wettbewerb besonders engagiert. Vor der
gesamten Schulgemeinschaft auf der Bühne zu sein und
Gehör zu finden, das ist schon aufregend, wenn man das
Lesen gerade erst gelernt hat. Und auch in diesem Jahr
war zu beobachten, dass die Jüngeren für die Älteren       rigsten Worte klar und deutlich ausgesprochen wurden.
eine Motivation sind, ihr Lesevermögen zu verbessern.           Die Jury, bestehend aus Konrektor Dr. Klaus Har-
Nicht umsonst wurden die E1- und E2-Kinder von der         tenfeller, Herrn Bender von der Deutschen Nationalbi-
Schulgemeinschaft besonders angefeuert.                    bliothek und Frau Kummetat, Ausbilderin an der Lich-
     So gaben sich die Abenteuer des „Drachens Kokos-      tigfeld-Schule, freuten sich über das Engagement der
nuss“, des „Bärs, der ausreist“ der befreundete „Leopard   Kinder.
Rigo und die Maus Rosa“, der Froschkönig und die Ge-            Schulleiterin Dr. Noga Hartmann gratulierte den Ge-
schichte „Bitterschokolade“ von Mirjam Pressler auf der    winnern, und die Trommel AG unter der Leitung von
Bühne die Hand, und die Kinder beeindruckten mit ih-       Herrn Heidenreich heizte mit dem Groove „I like to
rem gut verstehbaren Vortrag, bei dem auch die schwie-     move it, move it“ in den Lesepausen richtig ein. // RED.

                                                                                                                          JGZ 2/2016 | Juli Seite 19
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                                                        I. E. Lichtigfeld-Schule
                                                        Schüler machen Zeitung

                                                                                                                                 Zum 400. GeBurtstaG
                                                                                                                               von miGuel De cervantes
                                                                                                                              En un lugar de la Mancha ...
                                                                                                                             An einem Ort in der Mancha...
                                                                                                                             So beginnt der wohl bekannteste spanische Ro-
                                                                                                                             man „Don Quijote de la Mancha“. Miguel de
                                                                                                                             Cervantes Saavedra ist der Autor. Er verfasste
                                                                                                                             viele Romane und Novellen und hatte ein inte-
                                                                                                                             ressantes Leben. Am 22. April 2016 lag der Tod
Foto: i. E. lichtigfeld-Schule

                                                                                                                             des Schriftstellers genau 400 Jahre zurück.
                                                                                                                                  1547 wurde Cervantes in Alcalá de Hena-
                                                                                                                             res geboren. Er stammte aus ärmlichen Verhält-
                                                                                                                             nissen und wurde Soldat in der Armee des spa-
                                                                                                                             nischen Königs. Am 7. Oktober 1571 kämpfte
                                                                                                                             er in der Schlacht um Lepanto (Italien), in der
                                 Die Enkel des ehemaligen                                                                    er eine Hand verlor. Das Pech verfolgte ihn je-
                                 Sportlehrers Emil Stelzer zu                                                                doch weiter und 1575 wurden sein Bruder und
                                 Besuch im Philanthropin.                                                                    er in Argel versklavt, bis sie fünf Jahre später
                                                                Gäste aus üBersee                                            freigekauft wurden. Zwei Jahre später verfasste
                                                                                                                             Cervantes sein erstes Werk „El trato de Argel“.
                                                                                                                             Im Jahre 1597 holte ihn das Pech wieder ein:
                                                                im rahmen des programms der Stadt Frankfurt                  Als Steuereintreiber der Kirche wurde er be-
                                                                am Main, ehemalige jüdische Frankfurter, inzwi-              schuldigt, er habe einen Teil des gesammelten
                                                                schen auch der zweiten und dritten Generation,               Geldes für sich behalten. Während der Haft be-
                                                                in ihre frühere Heimatstadt einzuladen, durf-                gann er sein Meisterwerk, „El ingenioso hidalgo
                                                                ten wir, die Schüler der Klasse 9a, am 23. Mai               Don Quijote de la Mancha“ zu schreiben. Wegen
                                                                zwei Enkel und einen urenkel von Emil Stelzer,               seiner kritischen Haltung der Kirche gegenüber
                                                                einem ehemaligen Sportlehrer im philanthropin,               wurde Cervantes aus der Kirche verbannt. Doch
                                                                begrüßen.                                                    die Menschen auch außerhalb Spaniens erkann-
                                                                                                                             ten sein Talent – darunter auch William Shake-
                                                                                                                             speare. Er und sein Schriftstellerkollege John
                                                                Unsere Schule war, bevor sie 1942 von den Nationalso-
                                                                                                                             Fletcher verfassten gemeinsam ein Buch, in dem
                                                                zialisten geschlossen wurde, das größte und älteste jüdi-
                                                                                                                             einer der Charaktere – so glaubt man – auf Don
                                                                sche Gymnasium in Deutschland. Emil Stelzer und seine
                                                                                                                             Quijote zurückgeht. Heute gilt Miguel de Cer-
                                                                Frau Else wurden Anfang des Jahres 1944 im Konzentra-
                                                                                                                             vantes neben William Shakespeare als einer der
                                                                tionslager ermordet. Ihre beiden Töchter Marianne und
                                                                                                                             größten Literaten der Welt.
                                                                Ilse, damals gerade ein und sieben Jahre alt, wanderten
                                                                                                                                  Habt ihr jetzt nicht auch Lust, Cervantes zu
                                                                nach dem Krieg mit ihrem Großvater, Emil Stelzers Va-
                                                                                                                             lesen?
                                                                ter, in die USA aus und wurden dort adoptiert.
                                                                                                                                               Héctor Pío-Rendón Gutmann, 5b
                                                                       Mariannes in Kalifornien lebende Söhne Mark (53 J.)
                                                                und Steve Novins (50 J.) sowie ihr Enkel Trevor (17 J.)
                                                                erzählten die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern,
                                                                von der sie selbst erst vor kurzem erfahren hatten, denn
                                                                zuhause wurde über diese Geschichte kaum gesprochen.
                                                                Sie zeigten uns alte Fotos und waren tief berührt, vor
                                                                dem ehemaligen Haus ihrer Familie unweit der Schule
                                                                die Stolpersteine zu sehen, aber auch davon, wie man
                                                                sich in Deutschland mit dem Thema Nationalsozialismus
                                                                auseinandersetzt.

                                                                Mara Fehlberg, 9a

                                 JGZ 2/2016 | Juli Seite 20
GemeindePanorama
                                                                                           I. E. Lichtigfeld-Schule
                                                                                           Schüler machen Zeitung

                                                                            Interview mit dem israelischen
                                                                            Generalkonsul Dr. Dan Shaham
                                                                           Anlässlich des 4. Deutsch-Israelischen Freund-
                                                                           schaftstages fand in der Aula unserer Schule
                                                                           am 19. Mai eine Festveranstaltung statt, bei
                                                                           der unsere Zeitung Gelegenheit hatte, mit dem
Schüler im Philanthropin von damals
                                                                           israelischen Generalkonsul, Dr. Dan Shaham, ein
                                                                           Interview zu führen.

               Interview mit Uri Seller,                                   Wie sehen Sie heute die Beziehungen zwischen Deutschland
                                                                           und Israel?
             in der NS-Zeit Grundschüler                                   Die Beziehungen und vor allem die diplomatischen Be-

                                                                                                                                              Foto: Rafael Herlich
                   am Philanthropin
                                                                           ziehungen zwischen Israel und Deutschland sind sehr
                                                                           wichtig. Es ist wichtig, dass Israel als einzige Demokratie
                                                                           im Nahen Osten, die Unterstützung von der Bundesre-
 Uri Seller, ein ehemaliger Schüler des Philanthropin, be-                 publik erhält. Israel hingegen kann mit einer
 suchte am 25. Mai seine ehemalige Grundschule und gab                     der besten High-Tech-Industrien der
 uns ein Interview.                                                        Welt sowie seinen besonders kreati-
                                                                           ven Menschen ebenfalls Deutsch-
 Als Erstes interessierte uns, wie er sich als Holocaust-Überlebender      land unterstützen.
 heute in Deutschland fühlt:
      „Es ist nicht das Deutschland, wie es früher war. Das Leben geht     Welche Auswirkung hat die
 weiter und der Holocaust ist schon viele Jahre her. Die Menschen          Flüchtlingssituation auf die Bezie-
 haben sich verändert und ich denke, dass das die Deutschen nie wie-       hungen der beiden Staaten?
 der zulassen würden.“                                                     Es ist wichtig, den Flüchtlingen
     Er fühle sich wohl hier, jedoch Deutsch habe er seit seinem ach-      und ihren Kindern zu zeigen,
 ten Lebensjahr nicht mehr gesprochen. Als er noch sehr klein war,         dass der demokratische Rahmen
 erlebte er den Antisemitismus in Deutschland und erinnert sich noch       ihnen und ihren Kindern ein besse-
 heute daran, wie er von nichtjüdischen Kindern ausgelacht und ge-         res Leben bietet, ein Leben in Ruhe und
 hänselt wurde. Seller hatte Angst und verstand nicht, was um ihn          Frieden.
 herum geschah. Ständig verschwanden Kinder und Lehrer seiner
 Schule und kehrten nicht wieder zurück. In der Hoffnung, ihren            Wie beurteilen Sie die Beziehungen zwischen Deutschland
 Sohn zu retten, schickte seine Mutter Uri im Alter von neun Jahren        und dem Iran?
 mit einem Kindertransport nach England. Uri Seller beschäftigt bis        Die Beziehungen mit dem Iran beruhen lediglich auf
 heute die damalige Sicht seiner Mutter:                                   wirtschaftlichen Interessen.
     „Ich kann es mir nur sehr schwer vorstellen, wie eine Mutter
 ihr Kind gehen lassen kann. Zwar in Sicherheit, aber trotzdem in ein      Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Israel und dem Dias-
 fremdes Land und in eine ungewisse Zukunft. Von da an war ich in          pora-Judentum?
 einer anderen Familie.“ Die kümmerte sich um ihn und er begann            Für mich sind die Israelis und die Juden in der Diaspora
 sich wohl zu fühlen, aber: „Wir waren von unseren richtigen Eltern        wie eine große Familie und eine große Gemeinschaft.
 getrennt und nicht mehr auf sie angewiesen. Das heißt nicht, dass
 wir unsere Eltern nicht doch brauchten und dass wir uns nicht ein-        Was mögen Sie an Deutschland und was vermissen Sie?
 sam fühlten, aber wir haben es akzeptiert und einfach weitergelebt.“      An Deutschland mag ich die Promenaden an Rhein und
     In England war er zwar in Sicherheit, aber trotzdem in ständiger      Main, die Wälder und die Berge. Besonders vermisse ich
 Angst, der Krieg könne auch dorthin kommen, doch reden konnte er          die israelische Sonne und ein paar besondere Menschen.
 über seine Angst nicht.
     „Als Kind, habe ich mich nicht getraut zu fragen. Ich konnte          Interview und Übersetzung aus dem Hebräischen
 einfach nicht glauben, wie Menschen anderen Menschen so etwas             May Hartmann, 9a
 Grausames antun konnten.“
     Heute redet Uri Seller offen über seine Erfahrungen. Keiner aus
 seiner Familie hat den Holocaust überlebt.
                                                       Lyel Ehrlich, 7b

                                                                                                                 JGZ 2/2016 | Juli Seite 21
GemeindePanorama
                                                Jugendzentrum Amichai
                                           Ausflug in den Europa-Park in Rust /
                                                      Jom Hasikaron
Foto: Jugendzentrum

                      Der Besuch im Europa-Park in Rust ist ein Highlight im Veranstaltungskalender des Jugendzentrums „Amichai“.

                                                        Amichai-Fun im Europa Park
                              Vom 5. bis zum 6. Mai besuchten wir mit 70 Kindern und J­ ugendlichen den Europa-Park in Rust in Baden-Württemberg.

                       Auf diesen Tag wurde schon lange hin gefiebert, denn die Kinder freuten sich nicht nur auf zwei volle Tage mit ihren Freunden, son-
                       dern auch auf die Übernachtung in Tipi-Zelten mit Lagerfeuer und Grillen. Am Donnerstagnachmittag tobte sich unsere Gruppe im
                       Park aus und erkundete die vielen Attraktionen und am Abend genossen alle die entspannte Atmosphäre am Lagerfeuer. Zum Ab-
                       schluss hatten die Madrichim ein amüsantes Abendprogramm vorbereitet. Am nächsten Tag, nach einem reichhaltigen Frühstück,
                       stürmten die Kinder erneut in den Park und bekamen vom Achterbahnfahren, Wasserparkrutschen und den Stunt-Shows nicht ge-
                       nug.Müde, aber zufrieden ging es dann für alle am Spätnachmittag nach Hause. Macht Euch heute schon bereit auf Europa-Park 2017!!!
                                                                                                            // Zvi Bebera, Leiter des Jugendzentrums „Amichai“

                                           Jom Hasikaron
                                Anlässlich Jom Hasikaron fand im Jugendzentrum das
                                Gedenken an die gefallenen israelischen Soldaten statt.
                                In Anwesenheit von Gemeindevorstand Marc Grün-
                                baum, Rabbiner Julian Chaim Soussan und Kantor Yoni
                                Rose haben die Jugendlichen Texte und Gedichte vor-
                                                                                                                                                                            Foto: Rafael Herlich

                                getragen, die teilweise von den Angehörigen der Gefal-
                                lenen, manche aber auch von den gefallenen Soldaten
                                selbst geschrieben worden waren. Das Gefühl der Trauer
                                hielt den ganzen Abend an und erzeugte bei allen ein
                                Gefühl enger Verbundenheit.                                                  Ein stilles Gedenken an die gefallenen israelischen Soldaten

                      JGZ 2/2016 | Juli Seite 22
GEMEinDEpanoraMa
                                                                                                                     Jewish Experience

         PlatZ für familien, stuDenten unD JunGe erwachsene
                                                          Auch in den letzten Monaten hat Jewish Experience eine Vielzahl
                                                                             von Aktivitäten angeboten.

              Dabei freuen wir uns vor allem über                     Interpretationen von Dr. Eli Quensel und die          „Mishpacha“ heißt. Dieses anspruchsvolle
              den neuen Eventadministrator, Konsta                    Fallstudien zur jüdischen Geschäftsethik von          Programm, das für Kinder und Eltern gleich-
Der neue      Dulin, der das Team unserer Volon-                      Meir Lisserman fesselten die Teilnehmer bis           zeitig angeboten wird, erfreut sich immer
Eventadmi- täre seit Juni 2016 unterstützt. Nach                      zum Sonnenaufgang.                                    größerer Beliebtheit. Die Erfolge bleiben
nistrator
              seiner aktiven Zeit bei J-Exp hat                            Lest auf Facebook über „Jewish Experi-           nicht aus. So traten in diesem Schuljahr die
Konsta
              Konsta freiwilligen Dienst bei der isra-                ence“ und kommt zu unserem nächsten gro-              Mishpacha-Kinder bei „Jugend musiziert“
Dulin
              elischen Armee absolviert, eine Jeshi-                  ßen Event – der Rosh Hashana Experience,              und beim Mendelssohn-Wettbewerb auf.
              wa besucht und kam nach fast zwei                       die vom 2. bis 4. Oktober stattfinden wird.                Ins neue Schuljahr starten wir am Sonn-
       Jahren zurück nach Frankfurt, um hier sein                                                                           tag, 28. August, und freuen uns auf Sie.
       Studium zu beginnen. Er unterstützte uns                       Sonntagsschule Mishpacha
       bereits bei der Organisation des Schawuot-                     Bereits seit August 2011 gedeiht in der Jü-                 Anmeldung unter mishpacha@j-exp.de
       Seminars und der alljährigen Lernnacht, ei-                    dischen Gemeinde Frankfurt eine einzig-                                www.j-exp.de · info@j-exp.de
       ner erfolgreichen Kooperation zwischen dem                     artige Sonntagsschule, die nicht umsonst                  Anastasia, Inna, Konsta, Meir und Polina
       Rabbinat der Jüdischen Gemeinde und J-Exp.
       Trotz der Fußball EM nahmen an die siebzig
       Gemeindemitglieder und Gäste an den inspi-
       rierenden Schiurim teil. Die spannende Reise
       durch die Zehn Gebote mit Gemeinderabbi-
       ner Julian-Chaim Soussan, entlang der Glau-
       bensgrundsätze mit Dr. Ilja Levkovich, die

                                                                                                                                                                                  Fotos: Jewish Experience
                                                                                      Die Schawuot-Experience 2016

                                                                                                                                  Kleinstanzeige A 1-I 4c (45 x 51 mm)

  Sonntagssch
                    ule »MIS
           der JüdischenHPACHA« im Jugendze
      Ein Erlebnis              Gemein                      ntrum
                        für die ganze de Frankfurt.
           die Eltern N                  Fa  m
                             ICHT draußen ilie, bei dem
      Wann: Jeden                             bleiben!
  Wie: 2 Altersgr      Sonntag, von 10
                  uppen geleitet       :3 0 Uhr bis 12
                                  von Pädagogen :30 Uhr
                                                                                                                                Individuell, wirksam, erfolgreich
     • Musikalische                                 und Betreuern

                                                                              Diagnosetage
                    Früherziehun     g: kla
        vielfältige Instr
                         umente, Gruppe ssische und jüdische Musik,
                                          n-Klavierunterric
                                                                                                                                TÜ V – geprüfte Nachhilfe
      • Jüdische Welt                                       ht
                        & Hebräisch m                                         Wir helfen bei
                                      it kreativen An
     • Parallel für die
                        Eltern optional:
                                                      gebote
                                                                              oo.Rechenschwäche
                                                                                   Monat – oo. Monat 20oo                       Frank fur t-West
                                         Kaffeerunde un                                                                                                     84 38 70
     • Familienschab
                       bat & Feiern                     d Vorträge
                                                                                 Lese-Rechtschreib-Schwäche                     Alexanderstr. 29, 0 69 / 97
                                                                                                                                Frank fur t-Mitte
     Infos: www-j-e Teilnahme: 20 €/Monat
                                                                                 Englisch-Schwäche
                                                                                                                                                             , 0 69 / 55 73 70
                   xp.de • Facebo
                                  ok: Sonntagssc                                                                                Eschersheimer Landstr. 94
                                                                                                                                 Frank fur t-Ost
                      Kontakt: info@             hule Mishpach
                                      j-exp.de                 a              Saalburgstraße 20
                                                                                                                                                            76 68 10
             WIR FREUEN
                                UNS AUF EU                                    60385 Frankfurt-Bornheim                           Saalburgstr. 20, 0 69 / 97
                                                  CH!
                                                                                                                                 ww w.studienkreis.de
                                                                              Telefon: 069 40353532
                                                                              www.duden-institute.de

                                                                                                                                                     JGZ 2/2016 | Juli Seite 23
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