NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
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2 8 . J a h r g a n g • A u s g a b e 1 / 2 0 1 8 • F r ü h l i n g NATUR & UMWELT i m P a n n o n i s c h e n R a u m Naturschutzbund bietet an Gemeinden erfolgreich und auf Augenhöhe beraten Termine • Biofeldtage • Welterbetag • Aktionstag Schöpfung • Aktionstage Nachhaltigkeit • Lange Nacht der Forschung • Pannonian Bird Experience • Pannonische Natur.Erlebnis.Tage uvm. Jahresthema Landschaft Schauplatz und Spiegelbild des Lebens
In dieser Ausgabe: Editorial Naturpark Geschriebenstein 03 NB-Obm. Ernst Breitegger 28 Buntes Frühlingsprogramm Impressum Naturpark Landseer Berge 04 ... und Offenlegung 29 Sternwanderung Ruine Landsee 06 Zur Natur und Kultur der Land- schaft / von Erwin Frohmann 05 Leserinnen und Leser am Wort 30 Welterbe-Naturpark Frühling: die Musik der Natur Zur Natur und Kultur der Naturpark Rosalia-Kogelberg 06 Landschaft / Erwin Frohmann 31 Exkursionen im Frühling 2018 Landschaft und Lebenssinn Burgenland Tourismus 09 Albert Kirchengast / Teil 14 32 Pannonische Natur.Erlebnis.Tage NP Neusiedler See – Seewinkel 33 Pannonian Bird Experience 2018 Burgenlands Kulturlandschaft Verein BERTA 12 und ihre Lebensräume 34 Neue BERTA-Homepage online Bäche mit Ufervegetation als Hianzenverein 14 prägende Landschaftselemente 35 Präsentation „Da Säickl-Hianz“ NB-Projekt Maßnahmen gegen Burgenländischer Müllverband 15 invasive Gehölzneophyten 36 Landesweite Flurreinigung 12 Burgenlands Kulturlandschaft und ihre Lebensräume 16 Naturschutzberatung für 37 WLV Nördliches Burgenland Leitungswasser ist gesund! burgenländische Gemeinden Naturschutzbund Exkursionen Diözese Eisenstadt 17 und Veranstaltungen 2018 38 Schlösslberg in Mogersdorf BIO AUSTRIA Burgenland 39 Jugend an Bio interessiert Int. Clusius-Forschungsges. Innovationslabor act4.energy 18 Exkursion Opatja / Kvarner Bucht 40 Wir sind alle neue Energie VBNO Ausbildung ehrenamtl. Burgenländischer Forstverein 18 41 Tagung forstwirtschaft 4.0 Naturschutzorgane Ankündigung & Programm 18 Aktionstag Schöpfung 2018 Kooperation NÖ / Bgld. Blühende Landschaft 19 Für sauberes Grundwasser 42 Miriam Wiegele 32 Burgenland Tourismus: Pannon. Natur.Erlebnis.Tage 2018 19 UNESCO Welterbe 46 VILA VITA Pannonia**** Schützen durch nützen Einzigartiger Urlaubsgenuss Jeder kann mitmachen! 20 Aktionstage Nachhaltigkeit n Titelfoto: BSI: Interreg-Programm Im Frühling zieht es die 22 WeCon – We Connect Menschen wieder raus in „die Lange Nacht der Forschung Natur“. So eine Kanutour ist 23 Biolog. Station Illmitz mit dabei ja auch etwas Feines. Esterhazy: Premiere! 24 Biofeldtage in Donnerskirchen Initiative Welterbe Welterbetag 25 heuer grenzüberschreitend Dreiländer-Naturpark Raab 26 Sag‘ zum Winter leise „baba“ 38 Diözese Eisenstadt Der Schlösslberg in Mogersdorf 27 Naturpark in der Weinidylle Weinfrühling Südburgenland Foto: Burgenland Tourismus / Franz Kovacs N+U 2
editorial Geschätzte Leserinnen und Leser, verehrte Freundinnen und Freunde von Mag. Dr. NATUR & UMWELT IM PANNONISCHEN RAUM Ernst Breitegger Mitte Februar 2018 trafen sich Expertinnen und gemeinschaft gepachtet und gekauft hat, zeigen Experten des Naturschutzes aus Süd-Ost-Öster- eindeutig eine positive Entwicklung. Die Dachige reich auf Einladung des Joanneums in Graz. Ziel war Siegwurz, eine Gladiolen-Art, ist bei uns ausgestor- es, gefährdete und kritische Pflanzenarten in ihren ben, obwohl die Bestandsfläche in Kemeten im Besitz Beständen zu begutachten und zu schauen, ob des Naturschutzbunds ist. Und für die Trollblume ist Pflege- und Managementmaßnahmen den Erfolg es 2 Minuten vor 12; es fehlen die nassen, nährstoffrei- bringen, den man sich erhofft hat. Fachleute disku- chen und anmoorigen Standorte. Wir benötigen schon tierten über das Vorkommen von etwa 120 Arten und enorme Anstrengungen, ein rasches Umdenken und beurteilten ihre Lebensräume. Gibt es für bestimmte gute Akzeptanz, um Naturräume mittel- und langfris- Pflanzen Möglichkeiten, auszuweichen? Stehen Er- tig zu sichern. Manche Gemeinden ragen mit ihren satzlebensräume zur Verfügung? Wie könnte sich die Bemühungen heraus, wie St. Martin an der Raab, Tendenz der Gefährdung in den nächsten 10 Jahren Bernstein und Stinatz mit ihren Blühstreifen. Oft sind es entwickeln? Gleich vorne weg: Die Ergebnisse waren auch spät gemähte Straßenränder, die sich zu Ersatz- alarmierend. lebensräumen entwickeln. Die Talböden der Südoststeiermark und des Süd- burgenlands sich durch Intensivlandwirtschaft weit- Das Redaktionsteam von „Natur & Umwelt“ hat als gehend zerstört. Östlich der Lafnitz zeigt sich die Thema des Jahres 2018 die „Landschaft“ auserko- Lebewelt noch reichhaltiger. Intakte Natur findet man ren. Nach der Definition der Begriffe soll Landschaft nur mehr an einzelnen Hotspots, wie Rechnitz, Güs- in Bezug auf Raumordnung, Wirtschaft und Freizeit singer Hügelland, Stradner Kogel und in der Region mit Fachartikeln thematisch aufbereitet werden. nördlich und westlich von Graz. NATURA 2000 wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus; aber wir haben Freuen Sie sich auf eine umfassende Darstel- massiven Wiesenverlust im Bereich Bernstein. Das lung der burgenländischen Landschaft mit all ihren Verschlechterungsverbot erweist sich als wirkungs- Facetten. Ich wünsche Ihnen ein wunderbares los und die Ersatzlebensräume sind weniger als Lesevergnügen. ein fauler Kompromiss. Einzig die Flächen, die der Ihr Obmann des Naturschutzbund und die Biologische Arbeits- Naturschutzbunds Burgenland Ernst BREITEGGER n Naturschutzgebiet Schachblumenwiesen bei Luising, Bezirk Güssing Foto: Ernst Breitegger 3 N+U
Wiederverwenden statt wegwerfen! Impressum + Offenlegung Mit der Re-Use-Box Verleger, Inhaber, Herausgeber: • „Natur & Umwelt im Pannoni- • Naturschutzbund Burgenland schen Raum” erscheint vier Mal Weil Vieles zum Wegwerfen zu schade ist, sammeln der BMV und Joseph-Haydn-Gasse 11 pro Jahr und wird in Zusammen- seine Partner alles, was du nicht mehr brauchst. Hol dir vom Re-Use- 7000 Eisenstadt arbeit mit den folgenden Vereinen Shop gratis deine Re-Use-Box und befülle sie mit gut erhaltenen T +43 664 8453048 und Institutionen erstellt: und einwandfrei funktionierenden Altwaren, wie zum Beispiel: www.naturschutzbund- burgenland.at • Naturschutzbund Burgenland, Hausrat und Geschirr, Kleidung, • Bgld. Naturschutzorgane, Spielsachen, Sport- und Freizeit- • Verein B.E.R.T.A. artikel, Klein-Elektrogeräte uvm. Redaktionsbeirat: • Bio Austria Burgenland, Isabella Auberger, Die gesammelten Waren werden • Int. Clusius-Gesellschaft, überprüft und dann in den Franz Bauer, • Welterbe-Naturpark, Re-Use-Shops verkauft. Lois Berger, • NuP Rosalia-Kogelberg, Dadurch werden die Thomas Böhm, • NuP Landseer Berge, Müllberge kleiner und Ernst Breitegger, • NuP Geschriebenstein-Irottkö, Schönes und Brauchbares Bernhard Deutsch, • NuP In der Weinidylle, wird deutlich billiger. Hermann Fercsak, • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko, Sonja Fischer, • Bgld. Müllverband, Euer Hermann Frühstück, • NP Neusiedler See – Seewinkel, Thomas Knoll, • WLV Nördliches Burgenland Anton Koo, • Verein „Initiative Welterbe” Alois Lang, • „Hianzenverein” Ernst Leitner, • Burgenland Tourismus Klaus Michalek, • Biolog. Station Neusiedler See Verena Münzenrieder • Diözese Eisenstadt Michael Niederkofler www.bmv.at • Bgld. Forstverein Gottfried Reisner, • Esterházy Betriebe Nikolaus Sauer, • Innovationslabor act4.energy Thomas Schneemann, Doris Seel, • „Natur & Umwelt im Panno- Ernst Trettler, nischen Raum” ist das offizielle Thomas Zechmeister Mitgliedermagazin des Natur- Markus Zechner schutzbundes Burgenland und als solches ein grenzüber- BIOFEST LANGECK schreitendes – A, HU, SK, SLO, Samstag, 5. Mai 2018, 9-17 Uhr Redaktion, Produktion: HR ... – Informationsmedium. Pädagogisches Zentrum Langeck DIE SCHREIBMEISTER OG Manfred Murczek Mitgliedsgemeinden des 2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2 Naturschutzbunds Burgenland: T +43 676 6106297 Leithaprodersdorf, Stotzing, murczek@speed.at Müllendorf, Baumgarten, Gols, www.schreibmeister.info Pöttelsdorf, Zemendorf-Stöttera, Mattersburg, Forchtenstein, Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf, Auflage: 7.500 Stück Burgauberg-Neudauberg, Markt Allhau, Wolfau, Grafenscha- chen, Oberschützen, Bernstein, • Es wird ausdrücklich darauf Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl hingewiesen, dass die Inhalte am See, Tadten, Unterrabnitz- der Artikel nicht in allen Fällen Schwendgraben, Draßmarkt. die Meinung des Verlegers bzw. Bio-Jungpflanzen & Bio-Kräuter des Herausgebers wiedergeben. • Die Zeitschrift transportiert Eine große Auswahl an Bio-Gemüsejungpflanzen in BIO AUSTRIA-Qualität erwartet die Inhalte des Natur- und Sie! Auch Bio-Kräuter, Bio-Obstbäume und Bio-Beerensträucher können Sie bei Für die Inhalte sind die jeweiligen unseren Bio-Bauern erwerben und sich gleich ausführlich beraten lassen. Autoren direkt verantwortlich. Umweltschutzes im Pannonischen Raum und dient als Sprachrohr Bio-Kulinarium sowie Koordinations- und Informa- Kosten Sie sich durch die vielen Seiten der Bio-Landwirtschaft: Regionales Bio- • Bezahlte, redaktionell gestaltete tions-Drehscheibe aller mit Natur- Bier, deftige Bio-Schmankerln, Bio-Vegane Tofu Spezialitäten, Bio-Weine und Anzeigen oder Beiträge, für die Säfte, Bio-Mehlspeisen, Bio-Brot uvm. und Umweltschutz befassten ein Druckkostenbeitrag geleistet burgenländischen Institutionen. Bio-Information wurde, sind entsprechend Das gemeinsame Ziel ist die Das Team von BIO AUSTRIA Burgenland ist mit dem mobilen Bio-Infostand vor gekennzeichnet. Gewährleistung einer verstärkten Ort um aktuelle Fragen und Themen rund um das Thema Bio zu präsentieren. Zusammenarbeit und mehr MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LÄNDERN UND EUROPÄISCHER UNION Effizienz in der Arbeit für den Europäischer Landwirtscha fonds für die Entwicklung des Natur- und Umweltschutz. ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete N+U 4
Leserinnen und Leser meinen: Liebe Naturschutzfreunde! Die „Eine kurze Geschichte breiten sich Ragweed und andere heurige Wintervogelzählung von des Rasens“. Neophyten aus, die sonst kaum 5. bis 7. Jänner sah nicht gut aus. Zitate aus dem Bestseller Chancen hätten. Samenstände Doch nun ist der Winter hier und Homo Deus – Eine Geschichte von von Kräutern für überwintern- auch meine gefiederten Gäste. Morgen von Yuval Noah Harari, de Vogelarten, wie z. B. Stieglitz, Habe letzte Zeit ca. 20 kg Son- erschienen im C.H. Beck Verlag. werden immer weniger, Insekten nenblumenkerne und ebenso vie- „Die Jäger und Sammler der als Sommerfutter verschwinden, le Nüsse verfüttert. Momentan ist Steinzeit pflanzten im Eingangs- Wildbienenarten sterben aus – kein Ende in Sicht, was mich be- bereich ihrer Höhlen kein Gras und dies alles wegen einer Mo- sonders freut. an. Keine grüne Wiese hieß die deerscheinung, die nie hinterfragt Nun seht mal, was mich an Besucher der Akropolis in Athen, wurde. meinen Futterhäuschen (vier des Kapitols in Rom, des jüdi- Wenn Sie nun, nachdem Sie Stück) für Vögel besuchen: Amsel, schen Tempels in Jerusalem oder diese „Geschichte des Rasens“ Buntspecht, Kleinspecht, Grün- der Verbotenen Stadt in Peking vernommen haben, daran gehen, specht, Ringeltaube, Grauammer, willkommen. Die Idee, vor pri- Ihr Traumhaus zu planen, dann Singdrossel, Kirschkernbeißer, vaten Wohnhäusern und öffent- denken Sie womöglich zweimal Stieglitz, 1 Bergfink, Grünfink, lichen Gebäuden einen Rasen nach, ob Sie im Vorgarten wirk- Buchfink, Haussperling, 1 Zaun- anzulegen, entstand im späten lich einen Rasen haben wollen. könig, 1 Kleiber, 1 Rotkehlchen, Mittelalter in den Schlössern der Es steht Ihnen selbstverständlich 1 Tannenmeise, 1 Sumpfmeise, französischen und englischen nach wie vor frei, dort einen anzu- Blaumeisen und viele Kohlmeisen. Aristokratie.“ legen. Aber Sie können natürlich „Im Zuge dieser Entwicklung auch die kulturelle Last abschüt- Liebe Grüße an euer Team von setzten die Menschen Rasen mit teln, die Ihnen europäische Herzö- Gertrude Heissenberger politischer Macht, gesellschaftli- ge, kapitalistische Multimillionäre Rechnitz, 27. Februar 2018 chem Status und wirtschaftlichem und die Simpsons aufgebürdet Reichtum gleich. Kein Wunder, haben – und sich beispielsweise dass das aufstrebende Bürgertum fürs eigene Heim einen japani- Betrifft: Gefahr für den im 19. Jh. den Rasen begeistert schen Steingarten, eine Blumen- Neusiedler See übernahm. Zunächst konnten sich wiese oder eine ganz neue Krea- Sehr geehrter Herr Mag. Früh- nur Bankiers, Anwälte und Indus- tion überlegen. stück, „Gefahr für das Weltkultur- trielle solch einen Luxus rings um „Wir sollten neue Wege den- erbe?“ – Dieser Alarmruf war in ihre Privathäuser leisten. Doch als ken, den Griff der Vergangenheit der Wiener „Presse“ am 4. Jänner die industrielle Revolution die Mit- lockern“, meint Juval Harari in sei- zu lesen. Sollte diese Warnung telschicht anwachsen ließ und den nem Bestseller. nicht alle Naturschützer, nicht nur Rasenmäher sowie anschließend Denn die gegenwärtige Situ- die im Burgenland, zutiefst beun- die automatische Bewässerung ation ist weder natürlich, noch ruhigen? erfand, konnten sich Millionen selbstverständlich, noch hat sie Man liest von Hotelpalästen, von Familien zu Hause ein Stück Zukunft. Freizeitareas, Tummelplätzen bis Rasen leisten ... Wenn man durch Heinz Lackinger in den Schilfgürtel des Neusied- die Straßen spazierte, konnte man Ritzing, 21. Dezember 2017 ler Sees hinein, von Mega-Spiel- anhand der Größe und Qualität plätzen und überdimensionierten des jeweiligen Rasens rasch auf Geschätzte Leserinnen und Bootshäfen, die wenig Rücksicht den Wohlstand und die Stellung Leser von „Natur & Umwelt im auf die empfindliche Natur neh- der Familie schließen.“ Pannonischen Raum“! men. Flora und Fauna scheinen Inzwischen verbreitete sich die Sollte Ihnen etwas am Her- kein primäres Anliegen vieler Bür- Unsitte des sauberen Rasens bis zen liegen, das in die Bereiche germeister zu sein, Hauptsache, in die entlegensten Winkel der Umwelt-, Natur-, Klimaschutz, die Touristenzahlen stimmen und Landschaft. Landwirtschaftliche Nutzung von Ressourcen, Nach- Geld klingelt in der Kasse. Flächen, Straßenränder und so- haltigkeit, Mobilität, Energie, Sollte sich die von mit sehr gar Güterwege, die bisher eine Lebens- und Genussmittel etc. geschätzte Zeitschrift „Natur und letzte Zuflucht für eine Vielzahl fällt, dann scheuen Sie sich nicht, Umwelt“ dieses Themas nicht an Pflanzen, Insekten und Vögeln sich uns mitzuteilen. Auch für Ihre stärker als bisher annehmen? Es waren, werden mit modernsten Anregungen, Ihre Kritik und/oder ist höchste Zeit, die Notbremse zu Maschinen auf „sauberen Rasen“ Ihr Lob betreffend unsere Artikel, ziehen. hingetrimmt oder mit Glyphosat Kommentare und Gastbeiträge niedergespritzt. Wo die über Jahr- bedanken wir uns herzlich. Mit freundlichen Grüßen hunderte entstandenen Pflanzen- Schreiben Sie uns bitte an: Dr. Horst Günther gemeinschaften zerstört werden Redaktion „Natur & Umwelt“ Schärding, 6. Jänner 2018 und der Boden aufgerissen wird, Lisztgasse 2, A-2491 Neufeld/L. 5 N+U
Zur Natur und Kultur der Landschaft von Prof. Dr. Erwin Frohmann Wir reden viel von Landschaf- ser Region. Im zusammengesetz- zunehmenden Verbuschung des ten und finden diesen Begriff in ten Wort bestätigt sich hiermit die Landschaftsraums entgegen zu häufiger Verwendung in unserem eingangs geführte Diskussion, wirken. Ebenso trägt der gezielt Sprachgebrauch wieder. Da stellt dass Landschaft ein Ergebnis der ausgewiesene Schilfschnitt zur sich die Frage, was das Wort kulturellen Raumproduktion zwi- Erhaltung der Vielfalt im Schilfgür- Landschaft eigentlich bezeich- schen Mensch und Natur ist. tel bei, indem er unterschiedliche net und was wir selbst darunter Raumstrukturen erzeugt und das verstehen. Meinen wir Naturland- w Landschaftsmanagement im Seeufer an ausgewählten Stellen schaften als eine vom Menschen Nationalpark offen hält. unberührte Landschaft oder mei- Wie Naturschutz und mensch- Der Nationalpark Neusied- nen wir Kulturlandschaften als liche Landbewirtschaftung zu- lersee zeigt nachvollziehbar auf, ein Ergebnis der gestalterischen sammenwirken, zeigt sich unter wie eng menschliches Handeln Wechselwirkung von Mensch und anderem am Beispiel des Natio- mit der Entwicklung naturräum- Natur? Landschaft als Realität nalparks Neusiedlersee, der als lich relevanter Flächen vernetzt ist der kulturellen Raumproduktion Steppenpark Österreichs weit- und über achtsame Maßnahmen des Menschen, basierend auf den läufige Wiesenlandschaften und differenzierte Landschaftsräume unterschiedlichen Werthaltungen raumgreifende Schilfgürtel im für Pflanzen, Tiere und den Men- und Bedürfnissen, die sich räum- Übergang zum Neusiedlersee auf- schen erzeugt. Es geht also um lich manifestieren und unser per- weist. Die über Jahrhunderte hin- ein sensibles und kooperatives sönliches wie gesellschaftliches weg laufende Weidebewirtschaf- Miteinander von Natur und Kultur, Handeln widerspiegeln? Eventuell tung durch den Menschen führte um davon ausgehend qualitative sind es urbane Stadtlandschaften, zu sehr artenreichen Gesellschaf- Lebensräume nachhaltig zu ent- Wirtschafts- und Infrastruktur- ten in Pflanzen- und Tierwelt, die in wickeln. landschaften oder sprechen wir der Steppe wie auch im Schilfgür- bereits von „totalen Landschaf- tel ihre Lebensräume finden. Nach w Landschaftsräume ten“ (Sieferle 2003), die all unser dem Rückgang der Vieh- und Wei- verschmelzen Wirken in sich vereinen? dewirtschaft ab dem Jahre 1970 Gehen wir einen Schritt wei- In Bezug auf die Sprachwurzel arbeitet heute der Nationalpark ter und werfen österreichweit des Wortes aus dem 12. Jahrhun- mit landwirtschaftlichen Betrieben einen regions- und ortsbezogenen dert zeigt sich folgende Bedeu- der Region gezielt zusammen und Blick auf den Raumbedarf des tung: Das mittelhochdeutsche führt Beweidungs-, Mahd- und Menschen, ist festzustellen, dass „lant“ bezeichnet eine räumlich Schilfschnittprojekte durch. Die- die Landschaftsräume zwischen definierte Region und „scaft“ se werden jährlich neu nach den Stadt und Land zunehmend mit- steht für das menschliche Schaf- Bedürfnissen der jeweiligen Habi- einander verschmelzen. Über die fen, Gestalten und Wirken in die- tate abgestimmt, um einer sonst Bevölkerungsverteilung zeigt sich n Landschaft am Neusiedler See als naturräumlich geprägte Kulturlandschaft N+U 6
n Ländlicher Siedlungsraum Burgenland 2012, dass 35 % der Bevölkerung gesamte Landschaft. Wie oben chend anzunehmen und Empathie in Städten, 39 % in ländlichen gezeigt ist eine Segregation in zu entwickeln, um den Charakter Regionen und 27 % in den Land- „Natur- und Kulturlandschaften“ einer Landschaft im Kontext sei- schaftsräumen dazwischen leben. aktuell auch nicht mehr möglich ner naturräumlichen Grundlagen Die Stadtbevölkerung mit den an- und würde wohl eher zu „Land- weiterzuentwickeln und ortsspe- grenzenden Übergangsräumen schaftsgettos“ führen, die als in zifische Lebendigkeit zu fördern. (Zwischenstadt) nimmt mit 0,79 % sich geschlossene Raumeinheiten In Form von räumlicher Diversität zu und die Landbevölkerung mit ohnehin nicht funktionieren. Mitt- unterschiedlicher Landschaften 0,06 % leicht ab. Regional bezo- lerweile sind wir in das Zeitalter verschmilzt das Naturräumliche gen finden sich unterschiedliche des Anthropozäns eingetreten und mit dem Kulturräumlichen und Trends, wie der Bezirk Neusiedl es geht weitsichtig darum, den kann einen Mehrwert erzeugen, am See im Burgenland mit einem erdumfassenden Landschafts- der die Logik einer landschaft- Zuwachs von 6,7 % zeigt. raum zu betrachten, in dem der lichen Entwicklung zum Ausdruck Mensch die Natur umfassend bringt und zugleich den gewach- w Einflussfaktor Mensch gestaltet und „…die Vorstellung senen Landschaftsbezug weiter- Mit der Zunahme der Bevöl- einer unberührten Natur hinfällig führt. kerung nehmen auch die anthro- macht“ (Mackert/Petritsch, 2015). pogenen Anforderungen an den Der Mensch ist zu einem global re- w Emotionale Beziehung Landschaftsraum zu, wie der levanten Einflussfaktor geworden zur Landschaft Bedarf nach Gewerbe-, Wirt- und sein Wirken betrifft alle bio- Von einem zweiten Standpunkt schafts- und Wohnraum mit den logisch, geologisch und atmos- aus betrachtet ist Landschaft aber entsprechenden infrastrukturel- phärisch relevanten Prozesse der nicht nur ein Produkt unserer ge- len Maßnahmen. Wenn wir nun aktuellen Erdevolution. stalterischen Handlungen, son- der oftmals gesellschaftlich wie In diesem Sinne ist die Fra- dern vielmehr auch ein persönli- politisch motivierten Aussage zur ge nach einem kooperativen und ches und konkretes Erleben von Entwicklung nachhaltig orientier- gelingendem Zusammenwirken Landschaft. Über dieses Erleben ter Lebensräume folgen wollen, von Kultur und Natur kein Rück- bilden wir neben all den ökolo- gilt es, einhergehend die quanti- besinnen nach der guten alten gischen Wechselwirkungen eine tativen wie qualitativen Heraus- Zeit, sondern eine höchst aktuel- emotionale Beziehung zur Land- forderungen an die Landschaft zu le Frage. Wir sollten sie uns mehr schaft aus und sind auf dieser reflektieren. Und das nicht nur im denn je stellen und holistisch be- Ebene gefühlsbezogen mit ihr ver- ökologischen Zusammenwirken greifen, dass Landschaft ein zen- bunden. In den physischen und von Mensch und Natur, sondern trales Fundament für Vitalität und psychischen Wechselwirkungen ebenso im Kontext der gestalte- Gesundheit von Pflanzen, Tieren mit der Landschaft beeinflusst sie rischen Wirkung von Landschaft. und Menschen ist. „Wir gestalten in Summe unsere körperliche und Das Schaffen von Naturschutz- sie und brauchen sie, denn jede seelisch-geistige Befindlichkeit. gebieten und Naturparks ist eine Landschaft ist der Ort, wo wir un- Es entwickelt sich Beziehung zum grundsätzlich sinnvolle Möglich- sere eigene, menschliche Organi- Raum, basierend auf persönlichen keit, spezielle Landschaftstypolo- sation von Raum und Zeit etablie- wie soziokulturellen Erfahrungen, gien zu stärken, aber die Lösung ren.“ (Jackson 1984). die vereint innere Bilder in Form für die Erhaltung umfassender So gilt es, diese Herausforde- von Präferenzlandschaften erzeu- Lebensraumqualität betrifft die rung im ländlichen Raum entspre- gen. Nach Bourassa (1990) lassen 7 N+U
n Schilfgürtel am Neusiedler See sich die persönlich und kollektiv Ausdruck der lebensnotwendigen zweckgebundenes Medium für erworbenen Erfahrungsmuster in- Verbundenheit des Menschen mit uns Menschen zu interpretieren. tegrativ in drei Ebenen gliedern. dem Eigenwert des Naturhaften Es gilt, unsere Teilhabe an ihrem Die Ontogenese als Wahrneh- der Erde? Das „Geerdetsein“, Entwicklungsprozess zu reflektie- mungsfokus, der auf dem persön- das sich über die Vielzahl der ren, um zu erkennen dass die per- lichen Erleben der Landschaft als Wechselwirkungen gewachsener sönliche Lebendigkeit nicht von Eigenwelt basiert, die Soziogene- Beziehungen über die Welt der der Lebendigkeit der Landschaft se als der Aspekt der kollektiven Mineralien, Pflanzen und Tiere zu trennen ist. Denn Lebensqua- Landschaftserfahrung über die generiert und den Menschen als lität ist zugleich Landschafts- kulturelle Mitwelt und schließlich Bindeglied einer schöpferischen qualität, eingebettet in eine vitale die Phylogenese, die das biologi- Gemeinschaft begreift? (Weber, Beziehung zwischen Kultur und sche Bindeglied zum Naturhaften 2017). Natur. hält. Jene Erfahrungsebene, die in der gemeinsamen Evolution von w Gemeinsam vorwärts Literatur: Mensch und Natur verankert ist mit der Natur • Bourassa S. in Guski R., Blöbaum und nach wie vor die persönlich Ausgehend von diesem Ver- A. (2003): Umwelt-Wahrnehmung und und kollektiv eingelebte Natur- ständnis wird Natur nicht vom Umwelt-Bewertung. Fakultät für Psycho- beziehung in uns als „Sehnsucht Menschen getrennt erlebt. Natur logie, Ruhr-Universität Bochum. nach Natur“ wach hält. (Guski/ ist nicht jener Faktor der uns über • Jackson J.B. in Prominski M. Blöbaum 2003). die Landschaft umgibt, sondern (2004): Landschaft entwerfen. Dietrich Ein guter Moment, darüber Natur ist zugleich Teil von uns Reimer, Berlin. nachzudenken, ob die eigenen selbst und entfaltet ihre Leben- • Mackert G., Petritsch P. (2016): Vorlieben für Landschaft stärker digkeit in achtsamer und sen- Mensch macht Natur. Hrsg. Mackert auf persönlichen Erfahrungen sibler Wechselbeziehung mit der Gabriele und Petritsch Paul. Edition: oder gesellschaftlich geprägten Kultur. Wollen wir eine gelungene Angewandte Wien, De Gruyter. Mustern basieren. Und inwieweit Beziehung von Natur und Kultur • Sieferle R.P. (2003): Neue Urba- dabei das persönliche Paradig- leben, die von Achtsamkeit und nität: das Verschmelzen von Stadt und ma von Landschaft von äußeren Empathie geprägt ist, und setzen Land. GTA Verlag, Zürich. Anforderungen oder von inne- wir uns zugleich die weltweit de- • Weber A. (2016): Lebendigkeit ren Erlebnissen geprägt ist. Und finierte „nachhaltige Entwicklung als Befreiung. in: Landschaft und schließlich die Frage der Bedeu- unserer Lebensräume“ zum Ziel, Lebenssinn. Hrsg. Frohmann E. und tung der Natur innerhalb dieses ja dann sollten wir nicht „Zurück Kirchengast A.: Müry Salzmann Verlag, Wechselgefüges. Ist das Natur- zur Natur“ sondern gemeinsam Salzburg-Wien. hafte nach wie vor die Sehnsucht „Vorwärts mit der Natur“ gehen. 1 http://www.nationalpark-neusied- nach dem Paradies einer als In diesem Sinne gilt es, ge- lersee-seewinkel.at/Beweidung.html, „schön“ anmutenden Landschaft, genüber der Lebendigkeit der 20. 2.18 die uns romantisch umfängt? Landschaft behutsam zu sein, um 2 www.orf.at// Oder ist diese Sehnsucht auch sie nicht nur als Ressource und stories/211279/30.3.2012 N+U 8
Landschaft und Lebenssinn von Albert Kirchengast. Vortrag, gehalten im Rahmen der „Seenkonferenz: Lebensqualität erhalten, ausbauen und sichern – Umgang mit unserer Landschaft“, Klagenfurt, 27. 2. 2018 / Teil 14 Will man sich heute mit der sie auch diesen touristischen Wert Was nun macht die Landschaft Kulturlandschaft ernsthaft aus- der Landschaft hinterfragen: Was besonders? Zweifellos sprechen einandersetzen – ob als Land- ist dem Touristen so wertvoll? wir dabei immer von bestimmten wirt oder Architekt, Handwerker naturräumlichen Gegebenheiten. oder Geschäftsmann, Politiker w Was ist wertvoll an Es ist aber auch nicht die „frische oder Bewohner – müsste es da- der Landschaft? Luft“, das „saubere Wasser“ oder rum gehen: die Kultivierung des Sicherlich kann das nichts an- die „gesunde Nahrung“, um die Selbstverständlichen. Auch wenn deres sein, als auch Ihnen wertvoll es geht. Nicht per se. Nicht Ber- das paradox klingt, ist das Selbst- wäre. Sie sollten darüber Bescheid ge, Meeresstrände, Flusstäler und verständliche doch gerade das wissen. Die Antwort kann nämlich Gletscherseen sind für sich schon Gegenteil des willentlich Hervor- nicht lauten, dass Touristen Geld Landschaften. Selbst die Berge rufbaren. Dennoch: Welchem Le- bringen (und Sie nicht), dass die mit ihren Almen und Gipfelkreuzen bensstil wir auch immer persön- Landschaft also zum Wohlstand sind Kulturlandschaften. lich zuneigen, liegt der Wert der beiträgt und deshalb bedeutsam Kulturlandschaft als historische ist. Das wäre zu kurz gegriffen. w Zusammenkommen von Kulturleistung nicht darin, zu Das macht den Landschaftsbe- Mensch und Natur einem weiteren Selbstverwirkli- griff nicht spezifisch genug und Jede Landschaft hat mit Natur chungsinstrument zu werden. Sie scheidet Touristen von Hiesigen. und mit Kultur zu tun. Selbst ein kann uns – ganz im Gegenteil – Das wäre keine Grundlage für Naturschutzgebiet ist eine kul- dabei helfen, Abstand zu nehmen einen allgemeinen Landschafts- turelle Tatsache. Landschaft hat von eigenen, nie enden wollen- begriff. Schließlich können sie immer und wesentlich mit dem den Wünschen und Begehren, die auch damit Geld verdienen, dass Zusammenkommen von Mensch doch nur in unserer Gesellschaft sie eine Reise ins Weltall anbieten. und Natur zu tun. Es kommt auf geweckt werden. Sie kann uns Jedenfalls in Amerika. Sie können das Wie an. aus der Tiefe erfüllen. Es geht um natürlich auch mit ganz ande- Nicht alle Kulturlandschaf- das Lebensglück der Landschaft. ren Dingen Geld verdienen – mit ten sind gleich attraktiv. So wur- Haben sie sich schon einmal diesem Thema hat das essentiell de Brandenburg, die Gegend um ernsthaft und nachdrücklich die nichts zu tun. Wenn wir diese Ebe- Berlin, als sandiger Landstrich Frage gestellt, warum Landschaft ne des Monetären – hier am Bei- erst durch die Eingriffe der „Preu- besonders ist und welche Land- spiel des Tourismus – demnach ßen“, also durch Siedlungspolitik, schaft damit eigentlich gemeint nicht verlassen, so vordringlich Agrarpolitik, auch durch die Kon- ist? Wenn es beispielsweise nicht das gegenwärtig auch scheint, struktion einer arkadisch-italie- um touristische Werte geht, wenn kommen wir nicht weiter. nischen Landschaft mithilfe des Fotos Seiten 9 +10: Diözese Eisenstadt 9 N+U
Landschaftsarchitekten Peter tur zu empfinden gelernt haben Wir schätzen heute darin einen Joseph Lenné im 19. Jahrhundert – mithilfe unserer ästhetischen nicht einfach herstellbaren Zu- zur schönen Landschaft – und Erfahrung. sammenhang von Mensch und heute zum touristischen Ausflugs- Natur. Wir schätzen die Konkret- ziel, zur urbanen Aussteigerge- w Von der Schönheit der heit, die Unmittelbarkeit der darin gend. Sicher, Landschaft hat mit Landschaft geborgenen Lebensvorgänge und Natur zu tun, immer aber auch mit Landschaft interessiert uns, wir schätzen nun tatsächlich eine Menschen, die sich auf gewisse weil sie schön ist. Weil sie schön Natur, die uns Grenzen setzt, wo Weise verhalten. sein kann. Das ist die Idee der wir gelernt haben, in der moder- Landschaft. Schön ist die Gewo- nen Zivilisation, dass einzig wir w Die besondere Natur genheit einer Natur, die uns dient, selbst es sind, die Grenzen setzen Ich frage weiter: Ist es der Er- weil wir sie zu nutzen gelernt ha- und immer weiter verschieben. holungswert, der Landschaft be- ben, ohne sie zu vernutzen. Wir Fortschritt eben. Und das ist der sonders macht? Ja, was macht haben Maß gehalten in diesen Punkt: Landschaft, ich wiederhole sie denn so erholsam? Ist es nicht Landschaften, die wir schön fin- mich, ist ein bestimmter Zusam- doch die Natur, die das bewirkt? den. Nicht etwa, weil wir nicht im- menhang von Mensch und Natur. Das werden viele so hinnehmen mer versucht hätten, der Landwirt, Doch liegt die Betonung auf dem und sich auf die erholsame Na- mehr Ertrag aus ihr zu fördern. Er Wort Zusammenhang. turnähe beispielsweise eines in- konnte es mit den Möglichkeiten, Das macht die Sache auf zwei- neralpinen Sees berufen. Der die sich ihm lange Zeit boten, erlei Weise schwierig: Mit dem gefällt eben. Dort entspannt man einfach nicht. Diese Balance, die Begriff Zusammenhang ist eine sich. Aber warum? Sind die guten sich dadurch eingestellt hat, ist qualitative Aussage getätigt. Die- Landschaften folglich die natur- alt, sehr alt. Sie ist erst zu Ende ser kann glücken oder nicht. näheren? Was ist denn diese Na- gegangen, als Technik und Natur- tur? Die Natur kann grausam sein. wissenschaft eine andere Lebens- w Historische Kulturlandschaft Auch das Weltall ist Natur. Dort weise hervorgebracht haben, die Doch dann ist da noch etwas können wir nicht atmen. Auch wir uns zweifellos vieles ermöglicht. Fundamentaleres, ich habe es be- sind Natur – und wir sind sterblich. Weniger Durchsetzungskraft aber reits erwähnt: Diese Landschaf- Es geht wohl um eine ganz be- als der verlockende Komfort und ten, die wir heute schön finden, sondere Natur, von der hier die die herrische Verfügungsgewalt ob wir uns das eingestehen oder Rede ist: eine, die uns gewogen über die Dinge, die diese moderne nicht, sind eben nicht in jener ist. Gewogen ist sie uns, weil wir Kultur, unsere Kultur, kennzeich- Zeit entstanden, in der wir leben. mit ihr in einer besonderen Bezie- net, hatte die Frage, wie die so Wenn wir sagen: „Oh wie schön!“, hung zu leben gelernt haben. In gewonnenen Freiheiten zurückge- wenn wir das in voller Ergriffenheit der Landschaft. Wir haben dafür bunden bleiben an ein sinnvolles tun, dann ist damit eine ästheti- sogar einen Begriff: Schönheit. Er Maß, das unsere Konsumkultur sche Aussage getroffen. Diese Er- ist eigentlich nicht wichtig, auch in den Produkten ihrer abstrakt- fahrung hat für uns heute Bedeu- wenn er wichtig ist, weil er so oft technischen Maschinerie vergeb- tung. Aber wenn wir uns dabei der in falschem Gebrauch war, dass lich sucht. Etwas fehlt. Landschaft zuwenden, der his- er gleichermaßen verdächtig wie Und doch begab es sich in torischen Kulturlandschaft, dann beliebig wurde – gerade Architek- dieser Moderne, dass das Selbst- tun wir das durch Hinwendung ten und Künstler haben ihn lange verständliche der Landschaft, an eine vergangene Zeit. Und das Zeit verschmäht. Wichtig aber ist, dieses eigentliche Lebensgefüge, stellt naturgemäß ein tiefgehen- dass wir alle diese besondere Na- zur schönen Landschaft wurde. des Problem dar. N + U 10
Mit der historischen Kultur- w Zeit- und Raumfenster leben. Und wir reden auch dann landschaft – denn von diesen ty- Wir „entdecken“ dadurch ei- von Landschaft im Sinne einer pologisch prägnanten, langsam nen Wert, der uns auch etwas ästhetischen Erfahrung, einer kla- „gewachsenen“ Landschaften der über uns selbst als geistige Wesen ren Vorstellung, wenn es um jene Vielfalt und Einheit sprechen wir sagt, weil es eben eine besondere Nahrungsmittel geht, die wir als gemeinhin, wenn es um die hier Natur ist, um die es dabei ginge. gesund erachten, die anders ent- angesprochene Erfahrung des Zugleich agieren wir als moderne stehen als nach den Vorgaben der Schönen geht – haben wir Gebil- Menschen technisch-rational, hal- modernen Konsumkultur – auch de vor uns, die einmal durch Ar- ten uns so die bedrohliche Natur wenn „Öko“ und „Biodynamik“ beit und Aufenthalt in der Natur vom Leib. Dieser „Zustand“ des und „Nahversorgung“ sich gut geschaffen und aus existenziel- modernen Individuums ist vielfach vermarkten lassen –, schwingt da ler Notwendigkeit und Sorge be- untersucht und wissenschaftlich noch etwas anders mit. Das Gefühl wirtschaftet wurden. Und doch: beschrieben worden. Wir betreten des Richtigen. Auf einschlägigen Sie machen uns heute betroffen. hier kein Neuland. Noch immer Joghurts oder Wurstpackungen Was entstanden ist, haben wir zu haben wir indes die Folgen für sehen wir Klischeebilder. Insge- schätzen gelernt in dem Maße, unsere Lebenswelt nicht bewäl- heim fühlen wir uns wohl. „Ach wie in uns ein Empfinden geweckt tigt. Denn der Wert jener Kultur, wie schön!“, denken wir schon wurde: das ästhetische. Wir erfah- die wir in der Landschaft schät- wieder. Der Kuh geht es gut. Das ren sie heute, ohne dass wir noch zen – einer gewissen Lebens- Gras ist saftig. Dort möchte ich in derselben vormodernen Bezie- weise –, wurde von der Kultur, in den Sommer verbringen. Aber wa- hung zur Natur stünden, in der sie der wir vollständig zu leben mei- rum nur den Sommer? Schönheit geschaffen wurden, bis die mo- nen, in simple Zeit- und Raum- wird zur Nostalgie. Verpufft. Wird derne Fortschrittskultur, die ein- fenster gesteckt. Im pragmati- nachgeholt in jenen schon ange- mal Industriekultur, einmal Post- schen Alltag haben wir für sie zu sprochenen Zeit- und Raumfens- industriekultur, einmal Globalkul- wenig Platz. Sie ist nicht effizient tern, wo sie sein darf, während tur, einmal Digitalkultur heißt, auch genug und eben ein fordernder, unser Alltag, unser Wohnen, unser in der Bewirtschaftung und im Be- geistiger Wert. So denken wir ge- Arbeitsumfeld etc., wenn es uns wohnen der Landschaft sichtbar meinhin nicht im Handlungszwang scheinbar gut geht, gerade wie- wurde; in der Tierhaltung, in der der Wettbewerbskultur, in der wir der einmal nur dem neuesten Ge- Feldgröße, in den Maschinen und leben. staltungstrend folgt. Ursächliche ihren Spuren, aber auch in der Art, Im Urlaub schon. Vermögen- Zusammenhänge und die Selbst- wie die Dörfer aussehen, wie wir de auch dann, wenn sie wohnen. verständlichkeit des Landschaft- wohnen etc. Es ist nun tatsächlich Oder all jene, die verzweifelt in lichen sind verloren gegangen. so, dass hier zwei Kulturen auf- den Aufschließungsgebieten der Eines scheint nun klar: Wenn einander treffen. Allerdings treffen österreichischen Gemeinden ein diese Landschaften erlebt werden diese auch in uns selbst zusam- Haus mit etwas „Fleisch“ herum wollen durch unser besonderes men, in unserer Beziehung zur Na- auf das Raster stellen, ohne Dach ästhetisches Vermögen und wenn tur, in der Beziehung zu uns selbst. (zumindest kein sichtbares, kein sie Teil, mehr als nur Sonderraum, Das für die einen allzu theoretisie- deckendes), mit viel Glas und mit unseres Alltags bleiben sollen, rend, für andere geschmäckle- großer Nähe zum Nachbarn, aber wenn wir sie dabei aber nicht risch klingende Wort „ästhetisch“ eben mit beinahe ebenso großer mehr selbstverständlich hervor- steht hingegen noch immer für Nähe zu Feld und Wald. Dane- bringen können, dann geht es hier einen Sinnzusammenhang mit der ben befinden sich Gewerbege- um Gestaltung. Natur. biete und Autobahnen. Schließ- Fortsetzung folgt in der lich muss man auch von etwas nächsten Ausgabe! Foto: Archiv Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel 11 N + U
Burgenlands Kulturlandschaft und ihre Lebensräume Kulturlandschaftselemente sind Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten und prägen das Aussehen der burgenländischen Landschaft. Die Bewohner des Burgen- Folge des Herbizideinsatzes und Hutweideflächen verbracht und lands sind Teil einer gewachse- des zunehmenden Fruchtwech- verwaldet. nen, uralten Kulturlandschaft und selverzichts sind die Wildkräuter- bestimmen mit ihrer täglichen Ar- fluren im Burgenland als stark ge- w Magerrasen/Magerwiese und beit das Aussehen dieser Region fährdet einzustufen. Halbtrockenrasen und damit auch über die Vielfalt Die artenreichen Magerrasen an Arten und Lebensräumen. w Glatthaferwiese/Extensivwiese nehmen extensiv bewirtschaftete Durch die historische Entwick- Die Glatthaferwiesen nehmen Mähwiesen auf nährstoffarmen lung als Grenzregion und die tra- mäßig trockene bis wechselfeuch- und trockenen Böden ein. Typi- ditionelle Erbteilung konnte sich te Standorte ein. Früher war die- sche Arten sind Furchen-Schwin- über weite Abschnitte eine klein- ser kräuterreiche Wiesentyp weit gel (Festuca rupicola), Karthäuser- strukturierte Kulturlandschaft er- verbreitet, doch heute sind die Nelke (Dianthus carthusianorum), halten. Die abwechslungsreiche Extensivwiesen stark zurückge- Mild-Mauerpfeffer (Sedum sexan- Landschaft mit Äckern, Streu- gangen. Charakteristische Arten gulare) und Hirschwurz (Cervaria obstwiesen, Wäldern, Weiden, sind der Glatthafer (Arrhenather- rivini). Die Flächen werden zumeist Wiesen und Weingärten sowie um elatius) und viele Kräuter, wie einmähdig bewirtschaftet. zahlreichen Landschaftselemen- Wiesen-Witwenblume (Knautia w Pfeifengraswiese ten bildet die Grundlage für eine arvenis), Wiesen-Leuenzahn (Le- Pfeifengraswiesen sind auf hohe Artenvielfalt. ontodon hispidus) und Wiesen- nährstoffarmen, wechselfeuchten Die Vielfalt an Tieren und Pflan- Flockenblume (Centaurea jacea). Standorten zu finden. Sie sind im zen ist vor allem im Übergangs- Typischerweise werden Glatt- Burgenland sehr selten geworden bereich zwischen den einzelnen haferwiesen zwei- bis dreimal und beherbergen eine große An- Biotopen groß. Je vielfältiger die pro Jahr, hauptsächlich zur Heu- zahl an Pflanzenarten der „Roten Landnutzung auf engem Raum gewinnung gemäht und mit Stall- Liste“ wie Sibirien-Schwertlilie ist, umso mehr Arten fühlen sich mist gedüngt. (Iris sibirica), Niedrig-Schwarz- dort wohl. Entscheidend ist je- wurz (Scorzonera humilis) und doch, dass die Landnutzung ex- w Magerweide/Extensivweide Färber-Scharte (Serratula tinc- tensiv erfolgt. Typische Arten der extensiv toria). Früher wurden diese Flä- In den letzten Jahren kommt es bewirtschafteten Weideflächen chen einmal jährlich im Herbst ge- zu einem immer schneller werden- sind Schwingelarten und das mäht und das Mahdgut diente als den Strukturwandel, der mit der Straußgras. Zahlreiche Kräuter Einstreu in Stallungen. Verarmung der Landschaft einher- oder Magerkeitszeiger tragen zum geht. Viele der ehemals weit ver- hohen Artenreichtum der Flächen w Sumpfwiese/Feuchtwiese breiteten Lebensräume sind heute bei. Früher nahmen Gemein- Sumpfwiesen kommen in von sehr selten geworden. schaftsweiden große Flächen ein. Grundwasser und Hangsicker- In den folgenden Ausführun- Heute sind viele der ehemaligen wasser beeinflussten Standorten gen werden einige Kulturland- schaftselemente des Offenlands vorgestellt. w Extensive Äcker und Weingärten Die Beikrautgesellschaften, auch Segetalfluren genannt, wei- sen auf nährstoffarmen Stand- orten eine große Zahl an gefähr- deten Arten der Roten Liste auf. Auf extensiven Ackerflächen kom- men Pflanzen wie Acker-Minze (Mentha arvensis), Acker-Spörgel (Spergula arvensis) und Korn- blume (Centaurea cyanus) vor. In N + U 12
vor, die vergleyte bis anmoorige Böden aufweisen. Bewirtschaf- tet werden die Flächen zumeist als ein- bis zweimähdige Wiesen. Viele feuchte Standorte sind durch Drainagierung und nachfolgender intensiven Bewirtschaftung verlo- ren gegangen. w Niedermoor Niedermoore gehören zu den stark gefährdeten Biotoptypen und sind von der vollständigen Vernichtung bedroht. Viele Flä- chen wurden aufgeforstet, ent- wässert oder in Ackerland umge- wandelt. Die Standorte werden von niedrigwüchsigen Seggen w Baum-, Strauchhecke/ Fotowettbewerb Hecken („Kleinseggen“) und anderen Flurgehölze Bald blüht und summt es Sauergräsern dominiert. In einer stufig aufgebauten wieder vielerorts. Doch auch Hecke befinden sich neben den die geballteste Frühlingskraft w Streuobstwiese unterschiedlichen Gehölzarten kann nicht darüber hinwegtäu- Streuobstwiesen stellen eine im Unterwuchs ein Gemisch aus schen, dass die Vielfalt unserer Übergangsform zwischen Wald Wiesen-, Wald- und Saumpflan- Tiere und Pflanzen immer we- und reinem Grünland dar, die die zen. Traditionellerweise wurden niger wird. Deshalb startet der Eigenschaften beider Lebensräu- die Hecken für die Brennholzer- Naturschutzbund einen Wett- me verbindet. Sie weisen bei viel- zeugung genutzt. Die Gehölze bewerb und lädt dazu ein, Bilder fältiger Struktur und angepasster wurden dafür alle 10 bis 20 Jahre vom eigenen „Gehölzreich“ mit Bewirtschaftung ein reiches Tier- auf Stock gesetzt. bunten und vielfältigen Säumen und Pflanzenleben auf. Besonders und Hecken mit heimischen diverse Bestände mit Alt- und w Markante Einzelbäume; Kopf- Pflanzen einzusenden. Damit Jungbäumen sind Heimat vieler und Schneitelbäume tragen sie zur Aktion „Jeder Insekten, Säugetiere und Vögel. Alte Kopf- und Schneitelbäume Quadratmeter zählt“ bei, die die Die typische Wiesengesellschaft bieten vor allem für höhlenbewoh- schönsten Hecken, Waldränder ist die Glatthaferwiese. nende Vogelarten und in Alt- und u. ä. Gehölzstreifen sogar prä- Totholz vorkommende Insekten miert. Den Gewinnern winkt als w Artenreiche Böschung/ ideale Lebensbedingungen. Preis ein Flug über das eigene Saumgesellschaften „Gehölzreich“. Böschungen können eine sehr DI Stefan WEISS Infos: vielfältige Struktur aufweisen Text und Fotos www.naturverbindet.at und beherbergen unterschied- liche Pflanzengesellschaften der extensiven Wiesen und Weiden. Die zum Teil sehr artenreichen Flächen sind Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere aus dem in- tensiv bewirtschafteten Umfeld. Neben typischen Grünlandarten kommen auf den Böschungen auch Ruderalpflanzen, Hochstau- den und Gehölze vor. n links: kleinstrukturierte Ackerflur n oben: Kopfbaum n rechts: Pfeifengraswiese mit Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) 13 N + U
Bäche mit Ufervegetation als prägende Landschaftselemente Bäche mit ihrer Ufervegetation sind prägende Land- schaftselemente in den Ebenen des mittleren Burgen- lands. Sie sind ein wertvolles Natur- erbe und für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren Rückzugs- gebiet in der Kulturlandschaft. Bis vor wenigen Jahren küm- merte sich kaum jemand um die alten Weiden, es sei denn, ein Korbflechter holte sich die frischen Austriebe. Totholz lag herum, wurde von vielen Tierarten genutzt und zerfiel wieder zu Hu- mus. Ab und zu räumte man das ziert. Ist die ursprüngliche Vege- der Landschaft zu verhindern. vom Hochwasser angeschwemm- tation einmal zerstört, breiten sich Ein vorhergehendes Begehen der te Holz zur Seite, damit die Felder Neophyten aus. Drüsiges Spring- Bäche mit einem Ökologen, um nicht überflutet wurden. Das Wort kraut, Kanadische Goldrute und festzustellen, ob überhaupt eine „Bachpflege“ war noch unbe- Japanischer Staudenknöterich sogenannte Bachpflege nötig ist, kannt. Einer Unzahl an Tieren und verdrängen Veilchen, Buschwind- wäre ebenfalls Voraussetzung. Pflanzen war diese Ufervegetation röschen, Lerchensporn, Lungen- Denn der ökologische Wert die- Heimat über die Jahrhunderte. kraut und viele andere zum Teil ser Lebensräume bleibt den auf Gravierende Veränderungen schon auf der Roten Liste stehen- Gewinn ausgerichteten Firmen setzten jedoch in dem Moment de Pflanzen. natürlich verborgen. ein, als auch hier die Holzernte Trotz dieser negativen Fol- Doch Werte ändern sich und durch den Einsatz moderner Ma- gen besteht noch Grund zu Op- die Zahl der Menschen, die eine schinen interessant wurde und die timismus: Es kommt durchaus erholungswürdige Landschaft alten Weiden unter dem Vorwand vor, dass Naturliebhaber vor Ort schätzen, wächst. Manche Ge- der Bachpflege in die Hackschnit- wilde Rodungen bei der Bezirks- meinden sind stolz auf ihre intakte zelverwertung wanderten. Bei die- hauptmannschaft melden, die Natur. Denn nirgends ist die Visi- ser Art der Bewirtschaftung wird dann verpflichtet ist, das Ärgste tenkarte einer Gemeinde besser der Lebensraum Bach empfind- zu verhindern. Auch die neuen präsentiert als in der sie umge- lich gestört und das Landschafts- Richtlinien zur Pflege der Ufer- benden Landschaft. element Uferbegleitvegetation begleitvegetation sind – falls sie für die nächsten Jahrzehnte auf eingehalten werden – ein wertvol- Heinz LACKINGER nachwachsendes Gebüsch redu- ler Beitrag, um das Ausräumen Text und Fotos N + U 14
n Robinie (links) und Götterbaum (rechts) gelten als invasive Neophyten und müssen zurückgedrängt werden. Projekt: Maßnahmen gegen invasive Gehölzneophyten Maßnahmenkatalog für invasive Gehölzneophyten in den Europaschutzgebieten „Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge“ und „Zurndorfer Eichenwald“ In Ergänzung zu den Manage- der Schutzgüter bewirken. Dazu zählen insbesondere forst- mentplänen in den beiden Eu- Im Zuge der Kartierung werden wirtschaftliche Betriebe, Urbari- ropaschutzgebieten „Neusiedler Bestände je nach Dichte und In- algemeinden, Bundesheer bzw. See – Nordöstliches Leithagebir- tensität der Vorkommen abgestuft TÜPL-Verwaltung Bruckneudorf, ge“ und „Zurndorfer Eichenwald“, unterschieden und dokumentiert. BERTA-Schutzgebietsbetreuung, die für mehrere Lebensräume und Alle erhobenen Flächen mit Vor- Nationalparkverwaltung Neusied- Teilgebiete die Entfernung der kommen von Gehölzneophyten ler See, Verband land- und forst- Gehölzneophyten als vorrangi- werden dazu kartographisch im wirtschaftlicher Gutsbetriebe Bur- ges Ziel und prioritäre Maßnah- GIS abgegrenzt, digitalisiert und genland, Landwirtschaftskammer me definieren, wird im Rahmen mit allen bei der Kartierung aufge- Burgenland, Forstbehörden auf eines zweijährigen ELER-Projekts nommenen Daten in eine Daten- Landes- und Bezirksebene sowie eine flächendeckende Erhebung bank eingepflegt. der Waldverband Burgenland. und GIS-kartographische Erfas- Auf die Erhebung aufbauend, Projektbegleitend werden sung von Flächen mit Vorkommen wird eine Strategie zur Bekämp- bewusstseinsbildende Maßnah- von Gehölzneophyten erfolgen. fung und Zurückdrängung der men und gezielte Öffentlichkeits- Die betroffenen Gemeinden sind genannten Gehölzneophyten ent- arbeit durchgeführt. Mörbisch, Rust, St. Margarethen, wickelt. Die am besten geeigne- Oslip, Schützen am Gebirge, ten Methoden der Bekämpfung Dr. Klaus MICHALEK Oggau, Donnerskirchen, Purbach, und Zurückdrängung von Göt- Mag. Barbara DILLINGER Breitenbrunn, Winden, Bruck- terbaum, Robinie, Eschen-Ahorn Text neudorf, Jois, Neusiedl am See, und Ölweide werden per Litera- Parndorf, Weiden am See, Gols, turrecherche gesammelt und hin- Podersdorf, Illmitz, Apetlon, St. sichtlich ihrer Zweckmäßigkeit Andrä am Zicksee, Pamhagen, bewertet. Am Ende des Projekts Frauenkirchen und Zurndorf. wird als konkretes Ergebnis ein Neophyten sind Pflanzenar- räumlich und zeitlich differen- ten, die sich meist mit menschli- zierter Maßnahmenkatalog bzw. cher Einflussnahme in einem Ge- Managementplan in Form eines biet etabliert haben, in dem sie Abschlussberichts samt Über- zuvor nicht heimisch waren. In sichts- und Detailkarten vorliegen. den beiden zu untersuchenden Die betroffenen Stakeholder Europaschutzgebieten sind es des Gebiets werden über das vor allem die Gehölzneophyten Projekt am Beginn und nach Vor- n Gegen Neophyten: LRin Mag.a Götterbaum, Robinie, Eschen- liegen der Ergebnisse informiert. Astrid Eisenkopf, Dr. Klaus Michalek Ahorn und Ölweide, die in vielen Bereichen (Salzlacken, Seedamm, Trockenrasen, ...) große Probleme verursachen und eine Verschlech- terung des Erhaltungszustands 15 N + U
Naturschutzberatung für burgenländische Gemeinden „Gemeinden in Naturschutz-Themen beraten und unter- sing besucht und Informationen, stützen“ – das soll durch das Projekt des Naturschutzbun- Tipps mit den Gemeindeverant- wortlichen besprochen. In vielen des Burgenland im Rahmen der „Ländlichen Entwicklung“ Gemeinden finden im Frühling erreicht werden. und Sommer Aktivitäten statt: Gemeinsame Begehungen zum Seit Herbst 2016 Arten, wie z. B. Ziesel oder Hirsch- Thema naturnahe Pflegemaßnah- läuft das Projekt käfer. Gerade diese Karten mit den men, Besichtigung von mögli- „Naturschutz- „Naturschätzen“ werden sehr chen Gemeinde-Schutzgebieten, Beratung für Ge- positiv aufgenommen, sie bringen Planung von Blühflächen und meinden“ bereits. Zentrales Ziel einen Informationsgewinn für die Schmetterlingswiesen mit heimi- ist die Information der Gemeinden Gemeinden. schen Wildblumen und Kräutern, über die „Naturschätze“, die auf Seit Projektbeginn wurden die wieder Nahrung und Lebens- ihrem Hotter vorhanden sind. Jede 129 Gemeinden in den Bezirken raum für viele heimische Insekten, Gemeinde erhält eine Karte, in Oberwart, Oberpullendorf, Mat- Vögel und Wildtiere bieten, Natur- der die naturschutzfachlich wert- tersburg, Eisenstadt-Umgebung, spaziergänge mit Schulen, Kin- vollen Gebiete dargestellt sind. und Neusiedl persönlich besucht. dergärten oder der Bevölkerung. Dazu gehören trockene, nährstoff- Sehr positiv wird dabei gesehen, Viele Gemeinden pflegen vor- arme Standorte oder Feuchtwie- dass der Naturschutzbund auf die bildlich ihre Altbäume und pflan- sen oder das Vorkommen seltener Gemeinden zugeht. Es wird nichts zen unentwegt junge Bäume. Sehr „von oben herab“ vorgeschrie- erfreulich ist auch, dass schon ben, sondern Unterstützung für fast alle Gemeinden des Burgen- die Fragen und Anliegen der Ge- lands glyphosatfrei sind und dass meinden in Naturschutz-Themen die meisten Gemeinden die Weg- angeboten. ränder erblühen lassen und die- Daraus sind bereits eine Reihe se erst frühestens ab Juni ein bis von Folge-Aktivitäten entstanden, zweimal pro Saison mähen. Dass die von den Gemeinden gemein- sich dadurch der Wohlfühlfaktor sam mit dem Naturschutzbund or- in den Gemeinden erhöht, ist ein ganisiert wurden. Einige Beispiele: schöner und wesentlicher Begleit- Die Anlage von Blühflächen in der effekt vieler dieser Maßnahmen. Gemeinde Ollersdorf. Gemeinsa- Diese gute Zusammenarbeit me Begehungen zum Thema „na- zwischen Naturschutzbund und turnahe Pflege“ in Zillingtal und den Gemeinden „auf Augenhöhe“ Neutal. Eine Biotop-Pflegeaktion soll auch weiterhin gepflegt wer- in Deutschkreutz. Ein Vortrag und den, zum Nutzen für alle Beteilig- n Lindenallee in Zillingtal (oben) und eine Obstsorten-Wanderung in ten und zum Wohle der Natur. Blühfläche in Ollersdorf (unten) Mannersdorf/R. Ein Naturspazier- Fotos: Klaus Michalek gang mit fachlicher Begleitung Ihre Ansprechpartner: in Mattersburg. Eine Begehung naturnaher Wälder und der Son- Dr. Klaus Michalek dierung von Fördermöglichkeiten GF Naturschutzbund Burgenland in Lockenhaus. Ein Obstbaum- T 0664 8453047 Schnittkurs in Schattendorf. Vor- klaus.michalek@naturschutzbund.at träge und Begehung zum Thema www.naturschutzbund-burgenland.at „Blühende Dörfer“ in Draßburg und Mischendorf. DI Gerhard Schlögl In den nächsten Monaten Projektmanager werden die Gemeinden in den T 0664 4118771 Bezirken Jennersdorf und Güs- gerhard.schloegl@naturschutzbund.at N + U 16
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