ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald

Die Seite wird erstellt Merlin Lohmann
 
WEITER LESEN
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
www.alpenverein­schwaben.de

                        Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV              2 / 2019

 Neu: rockerei            150 Jahre Sektion    Fit mit Ü40
Klettern und Bouldern    Frühe Alpinisten     Skiabenteuer im Bregenzerwald
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
BE  N E I N
   WIR HA ORTIMENT.
   BREIT ES  S
        C H M  A L E
   FÜR S
   GRATE.

                                 rü s tu n g fü  r d eine Tour.                       , Haglöfs,
             t die beste  A  us                                     Top-Marken Mammut
Hol dir jetz                                          ent sowie die
                                       d Outdoorsortim mot.
                      iches Kletter- un              Mar
                du ein umfangre Jack Wolfskin, Patagonia und                               d Bergstiefeln
Bei uns findest      Face , Salewa,                          ch ge rn – bei Rucksäcken un
                 rth                                    ir di                               .
Schöffel, The No                          mst, beraten w                     en uns auf dich
                      te Eq uipment bekom Komm einfach vorbei, wir freu
                                          igstraße
             s pe rfek                      .
Damit du da                       Bekleidung
 genauso wie be
                 i wasserdichter
                              e 3_Ecke Kön
         uttgar t_Kron enstraß
 70173 St
              eck.com
  www.sportsch
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
EDITORIAL

150 Jahre Sektion Schwaben –

                                                                                                                                                       Foto: Jens Klatt
Abenteuer und Freizeitprogramm
Liebe Sektionsmitglieder,            Klettern heutzutage auf absolut        die Bergwelt genießt – das alles     Sektionsangebots zu arbeiten.
liebe Bergfreundinnen und            vergleichbarem Niveau, egal ob         gibt es noch.                        Dazu zählen natürlich die Jubilä­
Bergfreunde,                         von Mann oder Frau erbracht.               Und es ist viel dazugekom­       umsveranstaltungen genauso wie
                                     Das ist im Spitzensport durchaus       men, vor allem in den letzten        die Verbesserung des Sportan­
wir feiern unser 150­jähriges Be­    bemerkenswert, da nach wie vor         Jahrzehnten. Ganz neue Sport­        gebots durch den Zugewinn des
stehen. Das ganze Jahr lang. Zu­     in vielen anderen Sportarten ein       arten sind entstanden. Der DAV       neuen Kletter­ und Boulderzen­
sammen mit dem Bundesver­            Unterschied bemerkbar ist. Nicht       bietet neben dem Wandern und         trums in Zuffenhausen. Ausführ­
band. Als Gründungssektion des       so beim Klettern. Der nächste          Klettern auch ein Zuhause für        liche Informationen dazu finden
Deutschen Alpenvereins haben         Unterschied, der sofort ins Auge       alle, die gern mit Schneeschuhen     Sie in diesem Schwaben Alpin.
wir dazu auch allen Grund.           fällt, ist der viel leichtere Zugang   oder auf Skitour gehen, Kanu             In die weitere Lektüre überlei­
   Und vielleicht ist das auch An­   zum Bergsteigen. Die Zeiten, in        fahren, mountainbiken, boul­         ten will ich gern mit einem Zitat
lass genug, hier mal ein kleines     denen das Bergsteigen eine Fra­        dern … Die Palette des Angebots      des im Jahre der Sektionsgrün­
bisschen zurückzuschauen und         ge des Geldbeutels war oder al­        ist inzwischen beachtlich groß       dung geborenen Mahatma Gan­
zu betrachten, wie sich unser        lein die Anreise zur großen Fels­      geworden. Bei weit über 30 000       dhi: „Mit Recht gilt das Wandern
heutiges Vereinsleben von den        fahrt schon ein Abenteuer für          Mitgliedern ist es aber auch nicht   als die Königin der Leibesübun­
Anfangsjahren im 19. und der         sich gewesen ist, sind weitge­         erstaunlich, dass sich die Anzahl    gen. Unsere geistige Arbeit ist
Entwicklung im 20. Jahrhundert       hend Geschichte, zumindest in          der ausgeübten Tätigkeiten so        schwach und wertlos, wenn sie
unterscheidet. Wenn man unsere       den Alpen.                             breit fächert. Über den Sport und    nicht von harter körperlicher An­
Sektion heute mit der Sektion            Was aber ist gleich geblieben      die klassischen DAV­Aktivitäten      strengung begleitet wird. Wenn
der ersten Jahre vergleicht, ist     über die letzten 150 Jahre? Die        hinaus gehören inzwischen die        wir laufen, atmen wir viel frische
der Unterschied natürlich im­        Berge? Nicht ganz, zumindest           Arbeit für einen nachhaltigen Na­    Luft ein. Zudem erwacht in uns
mens. Und das natürlich unab­        nicht alle. Die Erschließung der       turschutz und ein soziales Enga­     die Freude an der Schönheit der
hängig von irgendwelchen Grund­      Alpen und der letzten wilden Ge­       gement untrennbar zum DAV.           Natur, und das ist ungeheuer
satzprogrammen und Vereins­          genden haben auch manchen              Wir sind damit in der Vereins­       wertvoll”.
zwecken allein schon wegen der       Bergen einen Teil ihrer Erhaben­       landschaft einzigartig und mit
gewaltigen gesellschaftlichen Ent­                                                                               Viel Freude beim Erwachen und
                                     heit genommen. Aber das ein­           bundesweit über 1,2 Millionen
wicklung. Alpinismus und Berg­                                                                                   Genießen wünscht
                                     zigartige Gefühl, das man erle­        Mitgliedern auch einer der größ­
sport sind keine Männerdomä­         ben kann, wenn man auf einem           ten Verbände überhaupt.
nen mehr und der Erfolg keine        Gipfel steht, wenn man bei einer           Für das aktuelle Jubiläums­
Frage des Geschlechts. Ganz im       Wanderung den Alltag für ein           jahr haben wir uns deshalb vor­
Gegenteil ist beispielsweise die     paar Stunden hinter sich lässt         genommen, nochmal ganz be­           Ihr Frank Boettiger,
sportliche Spitzenleistung im        oder wenn man auf einer Hütte          sonders an der Attraktivität des     Vorsitzender

                                                                                                        Schwaben Alpin 2 | 2019                   3
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
Mehr erleben
                           mit der Sektion                           des Deutschen Alpenvereins

Wilder Kaiser 1984                           Werkmannhaus fertig                          Kletterhalle Kirchheim

   Im Rahmen unseres Jubiläums                    Die Umbauarbeiten sind be­                 Nach 15 Jahren war an der Klet­
   berichtet Ulrike Kreh über                     endet. Die Sektion lädt alle               terhalle der Bezirksgruppe Kirch­
   ein Klettererlebnis der Jung­                  ein, das Selbstversorgerhaus               heim/Teck einiges zu tun. Nun
   mannschaft vor 35 Jahren                       an einer der schönsten Stellen             ist die Halle wieder geöffnet und
   im Wilden Kaiser. 14                           der Alb rege zu nutzen. 21                 lädt zum Besuch ein. 37

   Editorial                                       3               Natur und Umwelt
                                                                   TiefBlicke: Lichtflut                             32
   Schwaben Aktuell
                                                                   TiefBlicke: Alpine Hütten schreiben Geschichte   33
    Die Neuen im AlpinZentrum                      5
                                                                   TiefBlicke: Meine Stimme für Europas Zukunft     34
    Im Andenken                                    5
                                                                   Rätselhafter Rüchewald                           35
    Urlaubsfeeling im Januar auf der CMT           6
    Neue Kletter­ und Boulderhalle in Stuttgart    7               Gruppen/Kurse
    Mitgliederversammlung 2018                    13               Grenzgänger – aktiv mit und nach Krankheit       36
    24­Stunden­Trophy Wilder Kaiser 1984          14               Wiedereröffnung DAV­Kletterhalle Kirchheim 37
    Jubiläum: Frühe Alpinisten                    16               Abenteuer auf Ski im Bregenzerwald               38
                                                                   Wanderwoche im Norden Korsikas                   41
   Hütten
                                                                   Kursprogramm der Sektion                         44
    Museum Holzerhütte in Scharnitz               20
                                                                   Gruppenprogramm                                  46
    Werkmannhaus: ein magischer Ort
    auf der Schwäbischen Alb                      21               Service
    Unsere Hütten                                 23               Antragsformular                                  57

   Touren                                                          Mitglieder werben Mitglieder                     59

    Eine der schönsten Gegenden …                 24               Lesenswert                                       60

    Viele Möglichkeiten zwischen Fernpass                          Servicestellen AlpinZentrum & Globetrotter       62
    und Inntal                                    28               Impressum                                        62

                                                                                             Folge uns
 Das Titelbild                                                                               jetzt auch
                                                                                                          !
 zeigt den Boulderbereich der rockerei,                                                      auf Facebook
 der neuen Kletterhalle der Sektion.
 Foto: Jens Klatt

                                                                Nach Redaktionsschluss eingegangene Beiträge können nicht
 Redaktionsschluss für die Ausgaben:                            mehr berücksichtigt werden.
 3/2019: 30. April 2019                                         Bitte senden Sie Ihre Beiträge auf einem eindeutig beschrifteten
 4/2019: 30. Juli 2019                                          Datenträger mit Ausdruck oder per E­Mail an die Sektion. Digi­
 1/2020: 6. Oktober 2019                                        tale Bilddaten bitte als JPEG in maximaler Bildbreite/Qualität!
 2/2020: 30. Januar 2020                                        Bitte senden Sie pro Beitrag maximal 15 ausgewählte Motive.
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
SCHWABEN AKTUELL

Die Neuen im AlpinZentrum
                                      gang mit meinen Mitmenschen
                                      ist mir dabei am wichtigsten.                            Im Andenken
                                      Habe die Ehre, mein Name ist
                                      Lea Würz und ich bin nun seit                            Unsere Verstorbenen           Mitglied
                                      Oktober bei der Sektion Schwa­                                                         seit
                                      ben. Passend zum neuen Jahr                              Ralf Asser                    2013
                                      hat auch mein duales Studium                             Jens‐Peter Baasch             2015
                                      für Sportökonomie begonnen,                              Karl Bachmann                 1977
                                      welches ich in den kommenden                             Eva‐Maria Baisch              1979
                                      drei Jahren hier absolvieren wer­                        Erwin Benk                    1957
                                      de. Das heißt, dass ich neben                            Richard Bidlingmaier          1968
                                      dem Studium auch viel im Alpin­                          Werner Brander                1963
                                      Zentrum tätig sein werde und                             Wolfgang Braun                1984
                                      mich hier vor allem um die Be­                           Michael Eckstein              1973
                                      lange der Jugend und auch um                             Fritz Feil                    1956
                                      den Bereich Veranstaltungen                              Hermine Fenz                  1955
Nina Ahrens                                                                                    Manfred Feuchter              1961
                                                                                               Guenter Fischer               1964
Mein Name ist Nina Ahrens und                                                                  Klaus Gann                    1976
ich bin seit November 2018 bei                                                                 Gudrun Graf                   1963
der Sektion Schwaben für den                                                                   Dietrich Gumpert              1969
Bereich Marketing und Kommu­                                                                   Joachim Haber                 1954
nikation zuständig.                                                                            Edgar Heim                    1972
    Themen rund um das klassi­                                                                 Dr. Marianne Hemberger‐Müller 1942
sche Marketing und PR waren                                                                    Ruth Hron                     1970
schon immer mein Ding. Ob als                                                                  Almut Iken                    1996
Volontärin in einer Film­PR­Agen­                                                              Jürgen Jung                   2016
tur, als Kommunikationsexpertin                                                                Gretel Knoedler               1935
für den Frauensportclub Mrs.Spor­                                                              Rainer Krebietke              1966
ty von Steffi Graf, als PR­Chefin                                                                 Thomas Kredatus               1991
für die Serien­Tochter der Film­                                                               Hermann Lohmiller             1974
produktionsfirma UFA in Babels­                                                                 Hermann Lotze                 1944
berg oder als Pressesprecherin                                                                 Prof. Manfred Lütkemeyer      1956
und rechte Hand des Marketing­        Lea Würz                                                 Barbara Merz                  1979
Chefs in einem mittelständi­                                                                   Werner Nagel                  1978
schen Industriebetrieb – ich habe     kümmern werde. Ich freue mich                            Thomas Rainer                 1983
schon viele große und kleine          schon, dass ich meine Erfahrun­                          Jürgen‐Peter Roth             1974
Projekte gestemmt und fühle           gen, die ich in den letzten Jahren                       Egon Rothmund                 1964
mich auf den Gebieten Marke­          durch meine ehrenamtliche Tä­                            Thomas Schanz                 1996
ting, PR und Event zuhause.           tigkeit im evangelischen Jugend­                         Erich Schief                  1967
    Privat bin ich gerne in der Na­   werk sammeln konnte, hier si­                            Walter Schmid                 1972
tur unterwegs. Gerne mit mei­         cher gut mit einbringen kann.                            Ursula Sperling               1953
nem eigenen Kanadier auf hei­            Wenn ich nicht grade am Stu­                          Dr. Edgar Thriemer            1942
mischen Flüssen oder mit dem          dieren, Arbeiten oder für das Ju­                        Juergen Veit                  1963
VW­Bus in Italien, Frankreich         gendwerk tätig bin, dann kann                            Erhard Weber                  1978
oder Skandinavien. Wenn nur           man mich ziemlich sicher beim                            Prof. Dr. Peter Werner        1975
wenig Zeit vorhanden ist, erwan­      Sport finden. Neben Fußball, der                          Magdalene Wiedenmann          1999
dere ich auch mal die Umgebung        wohl schönsten Nebensache der                            Wilfried Winz                 1962
in Tübingen (meine neue Wahl­         Welt, gehe ich seit zwei Jahren
heimat nach 13 Jahren Berlin)         auch regelmäßig zum Klettern.                            Wir danken ihnen für ihre Treue und
oder erkunde die Schwäbische          Doch auch Aktivitäten, wie Pad­                          halten ihr Andenken stets in Ehren.
Alb.                                  deln, Slacklining oder Snowboar­
    Der Aufgabenbereich bei der       den dürfen nicht fehlen. Als Kind
Sektion Schwaben ist für mich         vom Dorf freue ich mich immer,
die perfekte Möglichkeit, mein        wenn ich es mal aus der Stadt        es mich in die Berge zum Wan­            In diesem Sinne bin ich ge­
bisheriges Wissen in einem span­      schaffe und raus in die Natur         dern, Abenteuer erleben oder ein­    spannt, welche schönen Momen­
nenden Themenfeld anzuwen­            komme – egal ob an den See, in       fach nur die kleinen Momente ge­     te und tollen Begegnungen wäh­
den und umzusetzen. Ein freund­       den Wald oder einfach nur auf        nießen, die sich uns in der Schön­   rend meiner Zeit bei der Sektion
licher und sympathischer Um­          die Felder. Doch besonders zieht     heit der Natur immer zeigen.         Schwaben auf mich warten.

                                                                                                       Schwaben Alpin 2 | 2019                5
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
GESUCHT!

                                                                                                                                          Designed by Photoroyalty/Freepik
                                                                                                            Referenten für unsere
                                                                                                            Vortragsreihe
                                                                                                            Nach der Vortragsreihe
                                                                                                            ist vor der (nächsten) Vor­
                                                                                                            tragsreihe! Aus diesem
                                                                                                            Grund sind wir wieder auf
                                                                                                            der Suche nach interessan­
                                                                                                            ten Themen und Referenten.
                                                                                                            Mit dabei sein können Vor­
                                                                                                            träge zu spannenden Wan­
                                                                                                            derungen, interessanten
                                                                                                            Gegenden oder über unge­
                                                                                                            wöhnliche Touren.
                                                                                                            Frei nach dem Motto „von
                                                                                                            Mitgliedern für Mitglieder”
                                                                                                            (und weitere Interessenten
                                                                                                            natürlich), soll durch die
                                                                                                            Vorträge im AlpinZentrum
                                                                                                            die Bandbreite der zahl­
                                                                                                            reichen Möglichkeiten an
                                                                                                            Wander­, Kletter­, Ski­,
                                                                                                            Bike­ und sonstigen Out­
Urlaubsfeeling im Januar auf der CMT                                                                        doorerlebnissen weltweit
                                                                                                            nähergebracht und ein ers­
Auch in diesem Jahr waren wir          Mit einem Stand in exponier­                                         ter Austausch ermöglicht
wieder mit einer tollen Mann­       ter Lage konnten wir perfekt auf                                        werden.
schaft an fleißigen Helfern auf      die Sektion Schwaben und unser
                                                                                                            Wer gerne seine Erlebnisse
der CMT. Unser großer Dank gilt     umfassendes Angebot für die un­                                         im Rahmen unserer Vor­
an dieser Stelle unseren ehren­     terschiedlichsten Bergsportarten                                        tragsreihe an andere Mit­
amtlichen Helfern Adi Mezger,       und Gruppen aufmerksam ma­                                              glieder oder Gäste weiter­
Ariane Lang, David Bustamante,      chen. Urlaubsfeeling und Tipps                                          geben möchte oder Rück­
Heike Schmid, Helga Rapp, Her­      zu Wander­ und Hüttenurlauben                                           fragen zu unserem Aufruf
mann Rapp, Michael Bubeck und       inklusive. So bekamen die Mes­                                          hat, kann sich gerne direkt
Thomas Frick. Ein ebenso großer     sebesucher bereits im Januar Lust                                       an Lea Würz wenden:
Dank geht an das tatkräftige Kol­   auf ihren nächsten Urlaub in den                                        wuerz@alpenverein­
leginnen­Team (Angelika Drucks,     Bergen.                                                                 schwaben.de oder
                                                                                                            Telefon 0711 769636­71
Laura Wiesner und Lea Würz) aus     Text: Nina Ahrens
dem AlpinZentrum.                   Fotos: Nina Ahrens, Dieter Buck

    DAV-Kletterzentrum Stuttgart
    der Sektionen Schwaben und Stuttgart
    Für den Betrieb der größten Kletteranlage Baden-Württembergs mit rund 4000 m2 Kletterfläche (2900 m2 indoor, 1100 m2 outdoor)
    und 800 m2 Boulderfläche suchen wir zum 1. Januar 2020 einen auf erfolgsbeteiligter, selbstständiger Basis tätigen

    BETRIEBSFÜHRER/BETRIEBSLEITER (m/w/d)
    Aufgabengebiete:                                                    Erwartete Qualifikationen:
    - Leitung des Kletterzentrums                                       - Hochschulausbildung (Studium) im sportl. /kfm./techn. Bereich
    - Organisation und Abwicklung mit eigenem Personal                    oder vergleichbare Kenntnisse und Erfahrungen
    - Gewährleistung des klettersportlichen Betriebs                    - IT/technisches Verständnis und handwerkliche Fähigkeiten
    - Unterhaltung der Kletter- und Boulderwände, inkl.                 - Gute Kenntnisse im Klettersport
      Routenbau unter Einhaltung der Sicherungsstandards                - Idealerweise gastronomische Erfahrungen
    - Betrieb des Bistros auf Pachtbasis                                - Identifikation mit den Zielen des Deutschen Alpenvereins (DAV)
    Eine Betriebsleitung im Angestelltenverhältnis als alternative Option wird derzeit noch geprüft.
    Aussagefähige Bewerbungen richten Sie bitte per E-Mail bis 15. Mai 2019 an die DAV Kletteranlagen GmbH Stuttgart
    der Sektionen Schwaben und Stuttgart, Geschäftsführer Roland Frey: rolandfrey1@gmx.de

6           Schwaben Alpin 2 | 2019
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
SCHWABEN AKTUELL

                                                                                                                                     Foto: Jens Klatt
                                                    Ein Meilenstein für die Sektion Schwaben

                                                  Neue Kletter­ und
                                            Boulderhalle in Stuttgart
Klettern und Bouldern liegen weiter im Trend. Unabhängig vom                           Ausbau des Klettersports einsetzen, und
Alter, möchten sich immer mehr Menschen in beidem ausprobie­                           noch mehr Boulderer und Kletterer mit
                                                                                       unseren Angeboten und Kursen erreichen
ren und entdecken den Sport für sich. Speziell im Klettern ist die                     möchten.
Sektion mit dem Kletterzentrum auf der Waldau in Stuttgart sehr                           Deshalb ist es nun unser erklärtes Ziel,
gut aufgestellt. Hinzu kommen die Hallen in Aalen und Kirchheim                        mehr Menschen in und um Stuttgart ei­
sowie verschiedenste Kletterwände in den Bezirken. Das Boul­                           nen Einstieg in den Klettersport zu geben
                                                                                       und Einsteigern, Fortgeschrittenen, Pro­
dern hingegen wurde im DAV und der Sektion bisher recht stief­                         fis und Familien passgenaue Angebote zu
mütterlich behandelt. Diesen Trend und die Wünsche der Mit­                            bieten. So wurden in einem ersten Schritt
glieder vor Augen, sah sich der Vorstand seit einiger Zeit in der                      nach der Übernahme der Halle die Preise
Pflicht, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und hat darauf­                         angepasst. Dabei wurde das Augenmerk
                                                                                       vor allem auf Mitglieder, Familien und
hin entsprechende Szenarien untersucht.                                                Vielkletterer gelegt. Weitere Maßnah­
                                                                                       men folgen.
Im Rahmen von Marktuntersuchungen           Infrastruktur und ein eingespieltes Team      Frank Boettiger ist 1. Vorsitzender der
und den geführten Gesprächen hatte sich     übernehmen, und uns ganz auf die weite­    Sektion und hat zugleich einen starken
die konkrete Möglichkeit herauskristalli­   re Verbesserung und Orientierung am zu­    Hintergrund im Klettersport. Als eine der
siert, das „Climbmax”, eine bereits am      künftigen Bedarf konzentrieren können.     treibenden Kräfte des Projektes kommt
Markt etablierte Halle, zu übernehmen.      Seit Januar 2019 sind wir nun offizieller    er auf den folgenden Seiten zu Wort und
Nach eingehender Prüfung und anschlie­      Betreiber der Halle, die auch durch den    informiert zu den Hintergründen zum
ßender Vorstellung der Idee in unserer      neuen Namen „rockerei” ein neues Image     Kauf der Halle, was für ihn den Reiz am
Mitgliederversammlung Ende November,        bekommen soll.                             Klettern ausmacht, welche Modernisie­
entschieden sich Vorstand und Mitglieder        Mit dem Kauf möchten wir ein klares    rungsmaßnahmen geplant sind und wa­
gemeinsam für den Kauf der Boulder­ und     Zeichen dafür setzen, dass wir uns neben   rum sich ein Besuch in der rockerei auf
Kletterhalle in Stuttgart­Zuffenhausen.      dem starken Engagement für Hütten          jeden Fall lohnt.
Ein Glücksgriff, da wir eine existierende    und Wege in Zukunft auch stärker für den   Text: Florian Mönich, Nina Ahrens

                                                                                       Schwaben Alpin 2 | 2019                  7
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
Foto: Jens Klatt

                   Interview mit Vorstand Frank Boettiger
                   Warum war es wichtig, dass sich die          Bouldermöglichkeiten hat uns noch ge­
                   Sektion Schwaben mit der rockerei für        fehlt. Insbesondere die Jugend hat sich
                   eine weitere Kletterhalle entschieden        das oft gewünscht. Außerdem waren wir
                   hat?                                         im Stuttgarter Norden bislang nicht mit
                   „Weil wir jeden Tag sehen und hören, dass    einem Kletter­/Boulderangebot vertre­
                   die Zahl der kletternden Mitglieder stän­    ten. Die Übernahme der rockerei war also
                   dig größer wird und wir auf der Ge­          ein wichtiger Schritt, der sich konsequent
                   schäftsstelle und im Vorstand der Sektion    an der Entwicklung des DAV und dem Be­
                   und in den Gruppen in erster Linie den       darf unserer Mitglieder orientiert.”
                   Auftrag haben, für die Mitglieder da zu      Was ist das Alleinstellungsmerkmal der
                   sein und das Angebot im Sinne des DAV­       rockerei? Warum sollte man unbedingt
                   Leitbilds und der Bedürfnisse der Mitglie­   dort vorbeischauen?
                   der weiterzuentwickeln. Wir haben ja ge­     „Das ist vermutlich tatsächlich der Boul­
                   meinsam mit der Sektion Stuttgart schon      derbereich und das insgesamt großzügi­
                   eine sehr große Kletteranlage auf der        ge Platzangebot. Die Boulderhalle ist im
                   Waldau und in Kirchheim, Calw und Aalen      Vergleich zu vielen anderen Anlagen sehr
                   eigene kleine bis große Kletteranlagen.      großzügig angelegt, mit viel Raum zwi­
                   Eine Halle mit einem starken Angebot an      schen den Wänden. Das erhöht die Si­

                   8          Schwaben Alpin 2 | 2019
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
Kurse                                     i
                                                                    Kletter­Schnupperkurs für
                                                                  Kinder & Jugendliche, Erwach­
                                                                  sene & Familien
                                                                    Grundkurse (Toprope)
                                                                    Aufbaukurse (Vorstieg)
                                                                    Technikkurse
                                                                    Bouldern für Einsteiger
                                                                    Bouldern für Fortgeschrittene
                                                                    Klettersteigeinweisung
                                                                  Trainerstunden
                                                                    Individuelles Training
                                                                  (Einzelpersonen oder Gruppen)
                                                                    Boulder­ und Klettertraining
                                                                  (z.B. Sturztraining, Routen­Taktik,
                                                                  Bewegungsanalyse, Boulder­ und
                                                                  Klettertechnik, Kraftaufbau,
                                                                  Kraftausdauer, ...)
                                                                  Veranstaltungen
                                                                    Firmenveranstaltungen
                                                                    Team­Buildings
                                                                    Kindergeburtstage
                                                                    Schulen
                                                                    Ferienangebote

                                                                  Kletterhalle
                                                                  Kletterfläche: 1500 m²
                                                                  Höhe: 14,50 m
                                                                  Boulderhalle
                                                                  Boulderfläche: 850 m²
                                                                  Höhe: bis zu 4,50 m
                                                                  Preise* für Sektionsmitglieder
                                                                  Erwachsene       Bouldern: 10 Euro
                                                                                   Klettern: 12 Euro
                                                                  Kinder & Jugendliche (bis zum
                                                                  vollendeten 18. Lebensjahr)
                                                                                   Bouldern: 8 Euro
                                                                                   Klettern: 8 Euro
Großzügiger Boulderbereich
                                                                  * eine ausführliche Übersicht finden
                                                                  Sie auf www.rockerei­stuttgart.de
cherheit und schafft die Möglichkeit, die                          Öffnungszeiten
Halle gut überblicken zu können. Der                              Mo:                      13–23 Uhr
Großteil der Boulder ist als Top­Out Boul­                        Di bis Fr:               10–23 Uhr
der geschraubt, erlaubt also das Ausstei­                         Sa, So und Feiertag:     10–22 Uhr
gen nach oben und den Abstieg über die
Treppe. Man spart sich damit das Abklet­
                                                                  Adresse                                   
                                                                  DAV Kletter­ und Boulderzentrum
tern oder gar Abspringen. Die Boulderhal­
                                                                  Schwaben – rockerei
le ist hervorragend geeignet für Veran­                           Stammheimer Straße 41
staltungen wie z. B. Kletterwettkämpfe,                           70435 Stuttgart­Zuffenhausen
sowohl für Spaßwettkämpfe als auch im
                                                                  Telefon 0711 69972736
Bereich des Leistungssports. Wir haben                            info@rockerei­stuttgart.de
außerdem das Preismodell stark ange­
passt und haben damit ein sehr konkur­                            Anreise:
renzfähiges und attraktives Angebot für                           Parken ist im gesamten Hofbereich
unsere Mitglieder, aber auch für unsere                           möglich.
Gäste. Wir werden die Halle jetzt Stück                           Die U15 (Salzwiesenstraße) ist nur
für Stück weiter verbessern. Dazu gehört                          eine Gehminute und die S4, S5, S6
                                             Foto: Nina Ahrens

ein neuer Trainingsbereich, ein großer                            (Zuffenhausen) sind ca. 7 Minuten
Kinderbereich, ein großes Bistro mit an­                          entfernt.
genehmer Atmosphäre, eine weiter ver­

                                                                 Schwaben Alpin 2 | 2019                9
ZeitschriftderSektionSchwabendes DAV 2/2019 - Fit mit Ü40 Skiabenteuer im Bregenzerwald
Fotos: Nina Ahrens

                     Klettern als Leistungssport

                                  besserte Lüftung und die kontinuierliche
                                  Pflege und Instandhaltung der Kletter­
                                  und Boulderwände.”
                                  Für welche Zielgruppe eignet sich das
                                  Angebot der rockerei?
                                  „Für alle, die gerne klettern oder bouldern
                                  und mit ihrer Familie oder mit Freunden
                                  eine gute Zeit haben wollen. Die rockerei
                                  bietet ein ausgewogenes Angebot für den
                                  Anfänger und für den Profi. Für uns ist das
                                  Klettern nicht beliebig, wir stehen nicht
                                  für ein Freizeitangebot, das dem schnel­
                                  len Hype hinterherläuft, sondern für ein
                                  innovatives und seriöses Sportangebot.
                                  Deshalb ist uns das Thema Ausbildung
                                  und Sicherheit besonders wichtig und wir
                                  wollen eine Halle bieten für alle, die Freu­
                                  de haben und gleichzeitig „richtigen”
                                  Bergsport betreiben wollen. Und das ge­
                                  nerationsübergreifend, angefangen bei
                                  den ganz Jungen und bis ins hohe Alter.
                                  Dafür steht der DAV und das ist auch un­
                                  ser Anspruch für die rockerei.”
                                  Warum gehst Du persönlich gerne in die
                                  rockerei?
                                  „Ich bin dort meist mit meiner Familie.
                                  Für uns ist das Gesamtpaket toll, wir kön­
                                  nen nach Belieben klettern oder boul­
                                  dern und haben durch die großzügigen
                                  Platzverhältnisse auch mal die Möglich­
                                  keit, in Ruhe zu sitzen und zu reden. Und
                                  man trifft dort natürlich jede Menge be­
                                  kannte Gesichter. So stelle ich mir ein mo­
                                  dernes und gelungenes DAV­Vereins­
                                  leben vor.”
                                  Woran liegt es, dass Klettern und Boul­
                                  dern heute so beliebt ist?
                                  „Vor allem das Bouldern erlebt seit eini­
                                  gen Jahren einen regelrechten Boom. Für
                                  einen kurzzeitigen Hype dauert die Ent­
                                  wicklung nun schon zu lange an, sodass
                                  wir davon ausgehen dürfen, dass sich das
                                  Bouldern und Klettern auch weiterhin
                                  großer Beliebtheit erfreut. Ich denke, es
                                  gibt ein paar wesentliche Gründe dafür,
                                  dass so viele Menschen sich für den Klet­
                                  tersport begeistern. Zunächst mal ist das
                                  Klettern eine grundlegende Bewegungs­
                                  form und kein Phänomen der Neuzeit
                                  oder gar der letzten Jahre oder Jahrzehn­
                                  te. Kinder klettern von Natur aus gerne
                                  und auch Erwachsene haben noch den
                                  gleichen natürlichen Spaß daran, wenn
                                  sie die Möglichkeit dazu haben. Der Zu­
                                  gang zum Klettern und insbesondere zum
                                  Bouldern ist extrem leicht und die Hürden
                                  sind niedrig. Klettern ist in den allermeis­
                                  ten Fällen keine Frage des Alters oder des
SCHWABEN AKTUELL

                      Klettern erfordert Kraft und Ausdauer

Geldbeutels. Der Spaß am Klettern ist auf
allen Schwierigkeitsniveaus erlebbar und
man muss heutzutage nicht mehr weit
reisen, um klettern zu gehen. Die Felsen
sind in Form der Kletterhallen in die Städ­
te gekommen und erlauben so jedem, der
es einmal ausprobieren will, einen schnel­
len und einfachen Zugang. Insbesondere
beim Bouldern ist die Hürde noch einmal
niedriger, weil man den Sport sogar allein
ausüben kann. Man braucht nicht zwin­
gend einen Partner und findet in der Re­
gel schnell Gleichgesinnte, mit denen
man zusammen bouldern kann. Die wich­
tigsten Regeln sind schnell gelernt und
man braucht keine lang andauernden
Kurse, bevor man starten kann. Klettern
und Bouldern beansprucht den gesamten
Körper und trägt damit dazu bei, gesund
und aktiv zu bleiben.”
Welche Entwicklung hat dieser Sport
die letzten Jahre erfahren? Wie bewer­

                                                                                                                                                         Foto: Nina Ahrens Foto: Jens Klatt
test Du diese Entwicklung?
„In erster Linie ist der Sport deutlich po­
pulärer geworden. Es ist inzwischen keine
Seltenheit mehr, wenn Arbeitskollegen
darüber sprechen, dass sie in ihrer Freizeit
seilklettern oder bouldern. Noch vor 10
bis 15 Jahren war das deutlich anders.
Man verband Klettern noch sehr stark mit
dem klassischen Alpinismus. Und das, ob­
wohl die Entwicklung des Sportkletterns
in den letzten 50 Jahren deutlich zur Be­
kanntheit des Sports beigetragen hat und
viele Leute Begriffe wie „Free Climbing”
zumindest schon einmal aufgeschnappt
haben.
    Die wichtigste Entwicklung des Sports
sehe ich in den letzten Jahren im Bereich
der Leistungsentwicklung und des Klet­
terstils. Mit zunehmender Zahl an jünge­
ren und teilweise sehr jungen Sportlern
hat sich das Leistungsniveau stark verän­                     Blick vom Top­Out in den Boulderbereich
dert. Klettern wird heutzutage als Leis­
tungssport ausgeübt wie das Turnen, die                       allein durch die Steilheit oder die Größe     durch das Klettern vermutlich den Groß­
Leichtathletik und andere Sportarten.                         der Griffe, sondern zusätzlich ganz stark      teil dessen gelernt, was für mich im Le­
Damit einhergehend haben sich die                             durch den Routenbau und die Beschaf­          ben wirklich von Bedeutung ist. Klingt
Angebote stark vergrößert und viele Klet­                     fenheit der Griffe. Es gibt inzwischen ei­     einigermaßen pathetisch, macht aber zu­
terhallen bieten heutzutage neben den                         nen relativ starken Trend zu einem stär­      mindest für mich bei genauerem Hinse­
reinen Kletterwänden auch Trainings­                          keren Anspruch an die Beweglichkeit, das      hen durchaus Sinn. Klettern und Bouldern
möglichkeiten an, die das spezifische Trai­                    Balancegefühl und die Fähigkeit, mit un­      spielt sich in der ständigen Wiederholung
nieren einzelner Aspekte wie beispiels­                       terschiedlichsten Griffformen und Ober­        von Versuchen und Scheitern ab. Der Er­
weise Fingerkraft, Blockierkraft oder Kör­                    flächen zurechtzukommen.”                      folg, also z. B.das Durchsteigen einer
perspannung erlauben.                                         Was kann man durch das Klettern und           Route oder eines Boulders ergibt sich
    Das Angebot an Klettergriffen ist in den                   Bouldern lernen? Warum lohnt es sich,         durch intensives Beobachten, Analysie­
letzten zehn Jahren förmlich explodiert.                      diesen Sport auszuprobieren?                  ren, Einschätzen, Vertrauen, „sich trauen”
Die Schwierigkeit einer Route oder eines                      „Das ist sehr subjektiv und für jeden Klet­   und durch ganz viel Beharrlichkeit, Dinge
Boulders definiert sich längst nicht mehr                      terer individuell verschieden. Ich habe       immer wieder zu probieren. Klettern ist

                                                                                                            Schwaben Alpin 2 | 2019                11
Foto: Jens Klatt

                                                                             Vorgestellt:                                 el Fink ist als Angestellter des bisherigen
                                                                             Die Betriebsleitung der rockerei             Betreibers bereits seit Jahren mit der Hal­
                                                                             Als die Anlaufstelle für Kletterer­ und      le bestens vertraut und bringt eine ent­
                                                                             Boulderbegeisterte in Stuttgart möchten      sprechende Expertise mit. In Kombinati­
                                                                             wir unseren Besuchern ein modernes und       on mit Michael Metzger, der mit einem
                                                                             qualitativ hochwertiges Angebot bieten.      betriebswirtschaftlich­organisatorischem
                                                                             In diesem Zusammenhang haben wir uns         Hintergrund ab April ins Team kommt,
                                                                             für eine Betriebsleitung entschieden, die    haben wir damit nun ein schlagkräftiges
                                                                             auf zwei Schultern verteilt ist und in den   Betriebsleiterduo beisammen.
                                                                             technischen/sportlichen und den kauf­            In ihren Steckbriefen stellen sich die
                                                                             männischen Bereich aufgeteilt ist. Micha­    beiden kurz vor.

                                                                             MICHAEL FINK –                               MICHAEL METZGER –
                                                                             TECHNISCHE BETRIEBS­                         KAUFMÄNNISCHE
                                                                             LEITUNG                                      BETRIEBSLEITUNG
                   Seilklettern in der rockerei
                                                                               Was treibt                                   Was treibt Dich an, was ist Dein
                              etwas sehr Bewusstes. Ich muss mir z. B.         dich an?                                     innerer Motor?
                              die Route im Vorfeld so gut wie möglich          Ich bin Kletterer,                           Der Wunsch, sich stetig weiterzuent­
                              anschauen, muss mir überlegen, wo die            vom Kopf bis zum                             wickeln und die Herausforderungen
                              schwierigen Stellen sind und wo ich un­          Kletterschuh! Aus                            des Lebens bestmöglich zu meis­
                              terwegs vielleicht kurz ruhen kann. Ich          diesem Grund war                             tern.
                              muss mir überlegen, welche Risiken ich           es für mich nach
                                                                                                                            Womit kann man Dich begeistern?
                                                                               meinem Studium
                              eingehe, beispielsweise einen Sturz. Der                                                      Mit Natur, Outdoorsport aller Art und
                                                                               der Sportwissen­
                              Kletterpartner spielt eine entscheidende         schaften der ein­                            gutem Essen.
                              Rolle. Nur wenn ich mich blind auf mei­          zig richtige
                              nen Partner und auf seine Sicherungsfä­                                                       Was bedeutet Klettern/Bouldern
                                                                               Schritt, mich in                             für Dich?
                              higkeiten verlassen kann, kann ich meine         einer Kletter­
                              ganze Leistung abrufen. Jede Kletterrou­         halle zu bewerben                            Körper und Geist im Moment in
                              te ist anders, deshalb muss ich mich im­         und meine Leiden­                            Einklang bringen. Schöne Erlebnisse
                                                                               schaft mit dem Beruf zu verbinden.           mit Freunden und Gleichgesinnten
                              mer wieder neu auf die aktuelle Gegeben­
                                                                                                                            teilen.
                              heit einstellen und eine individuell zur He­     Womit kann man dich begeistern?
                              rausforderung passende Lösung finden.                                                          Was magst Du an der rockerei?
                                                                               Das können kleine, alltägliche Dinge
                              Vielleicht muss ich Bewegungen machen,           sein wie das verschlafene Lächeln            Die Community in der Halle und die
                              die ich nicht gewohnt bin oder noch nicht        meines Sohnes am Morgen oder ein             Mitarbeiter, da beide wesentlich zur
                              kann, vielleicht muss ich zunächst mal an        leckerer Kaffee am Fels. In der Halle         guten Stimmung in der Halle bei­
                              meiner Ausdauer arbeiten oder an meiner          begeistert es mich immer wieder,             tragen. Und dass mit dem neuen
                              Maximalkraft. Ich muss mich gezielt und          wenn ein selbstgeschraubter                  Trainingsbereich und dem neuen
                                                                               Boulder genau so aufgeht, wie ich            Kinderkletterbreich zukünftig Groß
                              gut aufwärmen, darf nicht zu kurze und
                                                                               es mir vorgestellt habe. Man hat             und Klein, Stark und Schwach
                              nicht zu lange Pausen machen. Und vor
                                                                               beim Schrauben ja immer eine Visi­                             gemeinsam noch
                              allem muss ich bereit sein, nicht aufzuge­                                                                      mehr Spaß haben
                              ben, wenn es nicht gleich klappt. Oft ist        on, und wenn ich dann beobachten
                                                                               darf, wie anderen beim Klettern                                werden.
                              das Glücksgefühl dann am größten, wenn
                                                                               plötzlich ein Licht aufgeht, dann                              Verrate uns
                              man sich den Erfolg erarbeitet hat, dran­        macht mir das einfach richtig Spaß.                            Deinen Lieblings­
                              geblieben ist und nicht aufgegeben hat
                                                                               Was magst du an der rockerei?                                  Kletter/Boulder­
                              und am Ende durch ständiges Verbessern
                                                                                                                                              Spot!
                              die Route klettern konnte. Und natürlich         Die rockerei hat den besten Boulder­
                                                                               bereich aller Hallen, in denen ich                             Fontainebleau
                              ist das Klettern und das Bouldern ein sehr
                                                                               bislang gewesen bin – und das sind                              und Chironico.
                              kommunikativer Sport. Es macht einfach
                              Spaß, sich gegenseitig zuzuschauen,              einige. Auch die Qualität der Routen                           Hast Du ein
                              Tipps zu geben, zu helfen und am Ende            und Boulder ist sehr gut. Aber gut                             Motto?
                                                                               ist uns nicht gut genug. Wir arbeiten
                              das „Problem” gemeinsam bewältigt zu                                                                            Ziel des Lebens
                                                                               konsequent daran, immer noch ein
                              haben. Bouldern ist Teamwork! Man freut                                                                          ist es, nicht ein
                                                                               Stückchen besser zu werden.
                              sich dabei über den Erfolg des anderen                                                                           erfolgreicher
                              genauso wie über den eigenen.”                   Verrate uns deinen Lieblings­                Mensch zu sein, sondern ein
                              Interview: Redaktion                             kletterspot!                                 wertvoller.
                              Fotos: Jens Klatt, Nina Ahrens                   Da gibt es viele … Tessin, Averstal,
                                                                               Rocklands und noch viele mehr.
                                                                               Aber wenn ich mich festlegen müss­
                                                                               te, dann Albarracin. Dieser Sand­
                                                                               stein, die Landschaft, der Ort selbst
                              12             Schwaben Alpin 2 | 2019           und das alles in Spanien – perfekt!
SCHWABEN AKTUELL

Bericht Mitgliederversammlung

                                                                                                                                                  Foto: Jens Klatt
Am 23.11.2018 stand neben den        dem Abschluss der Umbauarbei­
üblichen und erforderlichen Ta­      ten auf unserem Hallerangerhaus
gesordnungspunkten eine zu­          die erfolgreichen Pächterwechsel
kunftsweisende Entscheidung          auf der Stuttgarter Hütte und der
für die Sektion auf der Tagesord­    Sudetendeutschen Hütte, vor
nung der Mitgliederversamm­          allem die Planung des Neubaus
lung: der Kauf einer Kletter­ und    der Materialseilbahn auf der
Boulderhalle. 90 Mitglieder war      Schwarzwasserhütte sowie die
letztendlich der Einladung in den    Planungen zur Sanierung der
SSB­Veranstaltungspark gefolgt       Hütte selbst und die von Behör­
und erlebten eine harmonische        denseite notwendige Sanierung
Veranstaltung mit sachlich kon­      der Materialseilbahn der Stutt­
troversen, aber zielführenden Dis­   garter Hütte im Mittelpunkt des
kussionen.                           Sektionsgeschehens. Daneben
    Zunächst stand im Bericht des    wurde von laufenden Gesprächen      teten Mehreinnahmen kann die        Höhe von 800000 Euro notwen­
Vorstandes vor allem das weiter­     zur Beendigung des Pachtver­        Sektion laut Schatzmeister Albert   dig und es werden voraussicht­
hin gesunde Mitgliederwachs­         hältnisses für das Harpprechthaus   Lipp gut gebrauchen. So steht die   lich Zuschüsse über 100000 Euro
tum, der hohe Sanierungsauf­         informiert. Auch von unserem        gesunde wirtschaftliche Situation   fließen.
wand im Bereich der Hütten samt      zweiten Haus auf der Schwäbi­       der Sektion dem zukünftigen In­         Nach Abwägung des Für und
der daraus resultierenden Finanz­    schen Alb, dem Werkmannhaus,        vestitionsbedarf vor allem im Be­   Wider und der Diskussionsrunde,
lage sowie neue Aktivitäten, al­     gab es etwas zu berichten. Der      reich der Hütten entgegen. Die      in der Florian Mönich, Albert
lem voran die Eröffnung der Ser­      Wasserschaden ist behoben, die      Summe der notwendigen Investi­      Lipp und Frank Boettiger unter
vicestelle im Globetrotter Stutt­    Räumlichkeiten sind saniert und     tionen wird die Sektion noch vor    anderem Auskunft über Miet­
gart, im Fokus des Interesses.       nun auch wieder für alle Gäste      Herausforderungen stellen. Neue     preis und ­dauer, die Basis der
    Frank Boettiger berichtete       geöffnet (siehe Seite 21). Auf der   zukunftsweisende Projekte und       Rentabilitätsberechnung (Werte
über die Mitgliederentwicklung       Sudetendeutschen Hütte wurden       eine saubere Planung sind die Vo­   von 2016 und 2017 und Kennzah­
und dem erneut guten Plus von        im Rahmen des Pächterwechsels       raussetzung, um die Sache ge­       len aus anderen Hallen und unter
3,6 %. Die Schwaben konnten          einige technische Optimierungs­     meinsam zu meistern.                Einbeziehung von Maßnahmen
ihre Mitgliederzahl somit auf        maßnahmen vorgenommen und               Unter Punkt 7 stand ein solch   [z.B. Preissystem]), Dauer der Fi­
32950 steigern. In der Geschäfts­    mit der Maßnahmenplanung zur        zukunftsweisendes Projekt auf       nanzierung, Personalkosten und
stelle auf der Waldau gab es im      Sanierung begonnen. Ein Stück       der Tagesordnung und damit zur      Risiken der Personalübernahme,
vergangenen Jahr auch wieder         weiter westlich konnten wir von     Diskussion und Abstimmung:          die laufende Zusammenarbeit
Stellen neu zu besetzen und es       Glück reden, dass die Bettwan­      Der Kauf der Kletterhalle „Climb­   und Zuschüsse von Seiten des
wurden zudem Bereiche und da­        zen erst zu Saisonende auf der      max” in Stuttgart Zuffenhausen.      Bundesverbandes, die Anfahrt
mit Stellen geschaffen. Neue          „Jam” Einzug hielten und mittler­   Frank Boettiger berichtete zu­      sowie Erreichbarkeit mit den öf­
Mitarbeiter auf der Geschäfts­       weile beseitigt sind.               nächst über die Vorgeschichte       fentlichen Verkehrsmitteln, die
stelle sind Lea Würz als Duale           Wichtigstes Thema in Sachen     des Kaufs, die Prüfung der Ver­     geplante Preisstruktur oder die
Studentin und Nachfolge für Eva      Naturschutz war allem voran der     träge und die bauliche Situation    vermuteten Gründe für den Um­
Tretter, Nina Ahrens ist neu für     abgewiesene Eingriff am „Ried­       der Halle, die Einbindung von       satzrückgang des derzeitigen
den Bereich Marketing und Kom­       berger Horn” und die Tatsache,      Georg Hoffmann als Berater und       Betreibers kam es zur entschei­
munikation zuständig, Laura          dass die Änderung des Alpen­        die damit verbundene Erstellung     denden Schlussabstimmung. Da­
Wiesner als Elternzeitvertretung     plans nun Einzug in den neuem       einer Potentialbetrachtung mit      bei überwogen für die Mitglieder
für Elisa Schwarz, Kerstin Ruch      Koalitionsvertrag in Bayern hält.   dem Ziel einer realistischen        die Vorteile und die Vesammlung
verantwortet nun die Mitglieder­     Sonstige Aktivitäten und Maß­       Abschätzung des Übernahme­          stimmte mit deutlicher Mehrheit
verwaltung als Nachfolge von         nahmen waren beispielsweise         risikos und die letztendliche Ge­   für den Kauf und damit für die
Wolfgang Staib, Laurin Grehn ist     die Teilnahme an der Pflegeakti­     sprächen mit Banken und Archi­      Übernahme der Halle zum 1. Ja­
der aktuelle BFDler in der Sekti­    on „Roter Wasen” sowie die Aus­     tekten. Fakten und Details zur      nuar 2019.
on und Dieter Laun unterstützt       arbeitung und Veröffentlichung      Halle können dem separaten              Die turnusmäßige Wahl der
die Verwaltung. Ebenfalls neu,       der Informationen zur Nutzung       Bericht im Heft (ab Seite 7) ent­   Vorstände Albert Lipp (Kassier),
jedoch in der im Mai frisch einge­   von Bus und Bahn „auf Tour” und     nommen werden. Entschieden          Wolfgang Arnoldt (Naturschutz­
richteten Servicestelle im Globe­    einem damit verbunden klima­        werden musste letztendlich über     referent) und Klaus Berghold
trotter, sind Cordula Mühlhause      freundlicheren Reisen auf der       die Kaufsumme von circa 1,2 Mio     (Bergsportreferent) erfolgte
und Ingrid Ullmann.                  Homepage.                           Euro plus 300000 Euro Investiti­    mehrheitlich und ohne Gegen­
    Innerhalb des Geschäftsbe­           Die nach einer erneut erfolg­   onskosten sowie deren Finan­        stimme. Alle drei wurden damit
reichs Hütten standen neben          reichen Hüttensaison erwirtschaf­   zierung. Dazu ist ein Darlehen in   für eine weitere Periode von den

                                                                                                    Schwaben Alpin 2 | 2019                 13
Bei Sonnenuntergang
                                                                                               auf dem Gipfel

Mitgliedern gewählt. Ebenso die
Hauptausschussmitglieder Ka­
ren Fiedler, Beneditk Herré und
Dorothe Kalb (alle Vertreter der
Stuttgarter Gruppen), Herman
Rapp (Referent für Wege und
Arbeitsgebiete), Bernd Hla­
watsch (Referent für Wettkampf­
klettern und Veranstaltungen)
und Katrin Huber (Referentin für
Kinder­ und Familienbergstei­
gen). Als Mitglieder des Haupt­
ausschusses wurden bestätigt:
Kurt Pfrommer (BG Calw), Dieter
Mayer (BG Laichingen), Diethard
Loehr (BG Kirchheim), Thomas
Okon (BG Aalen) und Ulrich Her­
mann (SAS). Alle wurden bereits
von ihrer Gruppe als Vertreter
gewählt. Nach dem Rücktritt von
unserem langjährigen Rech­
nungsprüfer Fritz Schur wird
Klaus Dorbath als sein Nachfol­
ger gewählt. Und auch die Eh­
renräte Dr. Hans­Ulrich Bächle,
Hubert Blana, Dagmar Dreikluft
und Julius Drück bekommen er­
neut das Vertrauen der Mitglie­
der ausgesprochen. Ihnen allen
herzlichen Glückwunsch zur Wahl
und gutes Gelingen in den kom­
menden Jahren.
   Die ausscheidenden Funkti­
onsträger verabschiedete Frank
Boettiger mit Dank und einem
Präsent: Eugen Dierenbach (Re­
ferent für Wettkampfklettern und
Veranstaltungen), Mathias Zeh­
ring und Wolfgang Buck (beide
Stuttgarter Gruppen).
   Boettiger weist zum Ende der
Mitgliederversammlung auf das        Bei Sonnenuntergang auf der Kleinen Halt
Jubiläumsprogram zum 150­jäh­
rigen Bestehen des DAV und der
Sektion Schwaben als Gründer­
sektion des DAV hin. Außerdem
werden 2019 die Mitgliederver­
                                            24­Stunden­Trophy
sammlung und die Jubilarfeier
gemeinsam am 16. November
2019 stattfinden, um beide Ver­
                                             Wilder Kaiser 1984
anstaltungen zu stärken.
   Das gesamte Protokoll zur
Mitgliederversammlung finden          Anfang der 1980er­Jahre war die Jungmannschaft der Sektion
Sie wie gewohnt auf der Home­        Schwaben ein vielseitiger Verbund begeisterter Kletterinnen und
page unter Geschäftsstelle/Down
                                     Kletterer. In der Freizeit ging es zum Klettern auf die Alb, nach
loads/Protokoll der Mitglieder­
versammlung – 2018.                  Südfrankreich und ins „Gebirge”. Viele Erlebnisse brannten sich
Florian Mönich                       für immer ins Gedächtnis ein.

14         Schwaben Alpin 2 | 2019
150 JAHRE SEKTION SCHWABEN

Vom Wilden Kaiser gab es da‐
mals einen dicken Alpenver‐
einsführer, der erste nach
UIAA‐Richtlinien. Er enthielt
auch einige wenige Routen‐
Topos. Die Anfahrt in „den Kai‐
ser“ lohnte sich auch für nur zwei
Tage. Der häufig praktizierte Ablauf
solcher Gebirgswochenenden gestaltete
sich so wie an jenem Wochenende An‐
fang Juli 1984: Freitagabend Anfahrt im
voll besetzten altersschwachen Kadett
nach Kufstein. Übernachtung mit Iso‐
matte und Schlafsack neben dem Auto.
Samstag in aller Frühe zum Anton‐Karg‐
Haus, Matratzenlager sichern, Eintei‐
lung der Seilschaften und ab zum Ein‐
stieg. An diesem Tag kletterten wir noch
die Westkante der Kleinen Halt. So ge‐
wannen wir Einblicke in die mächtige          Montagmorgen auf Studienfahrt ging.       derten wir dann durch das Kaisertal
plattige Nordwestwand und lernten den         Weil die Hütte abgeschlossen war, klet‐   nach Kufstein, wo es schon wieder Tag
damals noch nicht versicherten Abstieg        terte Fritz über den Balkon ins Lager.    wurde. Pünktlich zur Studienfahrt lie‐
über die „Haltplatte“ kennen. Auf der         Die Hüttenwirtin merkte es und bot uns    ferten wir Biggi zuhause bei ihren etwas
Hütte verzehrte man normalerweise             sogar noch Getränke und Essen an. Im      verdutzten Eltern ab.
selbst Mitgebrachtes und gönnte sich al‐      Licht des zunehmenden Mondes wan‐         Ulrike Kreh
lenfalls ein Radler. Unser Anführer Fritz
befand sich in angenehmer Gesellschaft
dreier „Amazonen“, wie der Hüttenwirt
etwas neidisch feststellte.
   Voller Elan packten wir am Sonntag
die „Kaiserführe“ (Plattendirettissima)
an. Fritz stieg mit Biggi als erste Seil‐
schaft voraus und sicherte die Route mit
Klemmkeilen und Friends ab. Haken gab
es wenig, Bohrhaken schon gar nicht.
Damals war es in alpinen Routen auch
üblich (und geboten), Hammer und Ha‐
ken mitzuführen, um Standplätze einzu‐
richten. Ute und ich kletterten als zweite
Seilschaft hinterher. Die letzte schlug al‐
le selbstgeschlagenen Haken raus und
übergab sie wieder der ersten Seil‐
schaft. So arbeiteten wir uns durch die
800 Meter hohe Wand. Die Zeit verging
im Nu. Die Sonne ging gerade unter, als
wir die letzten Seillängen am kurzen
Seil zum Gipfel hechelten.
   Die Gipfelrast fiel kurz aus, denn es
galt, in der Dämmerung noch möglichst
weit hinabzuklettern. An der luftigen
Haltplatte war es aber dann doch dun‐
kel, was eine gewisse Konzentration vo‐
raussetzte. Stirnlampen nahm man nur
in die Westalpen mit! Weiter unten tran‐
ken wir Wasser aus dem Bach und stol‐
perten durch den dunklen Wald zum
Anton‐Karg‐Haus. Es war Mitternacht!
Und wir mussten weiter, da Biggi am

                                                                                        Schwaben Alpin 2 | 2019              15
Foto: Wilhelm Schloz

                                                                                                                  Torre Wundt (links) in der Cadini­Gruppe der Dolomiten,
                                                                                                                  unten die Fonda Savio Hütte, im Hintergrund die Drei Zinnen.

                       Aus der alpinen
                       Sektionsgeschichte II

                       Jubiläum: Frühe Alpinisten
                       Ereignisse, die nicht aufgeschrieben sind, gehen meist verloren.                                    milientradition ergriff er die militäri‐
                       Geschriebenes ist wertvoll, aber oft unvollständig und nur teil­                                    sche Laufbahn, die ihm ein bewegtes Le‐
                                                                                                                           ben mit Stationen in München, Berlin,
                       weise erhalten. Was in alten Chroniken steht, wird gerne nacher­                                    Paris, Krakau und weiteren Orten, hohe
                       zählt, dabei sind Auswahl und Wertung aber stets subjektiv. Das                                     Auszeichnungen und den persönlichen
                       muss voranstehen, wenn auf „Streiflichter” aus der frühen Sek­                                       Adelstitel bescherten. Als Generalleut‐
                       tionsgeschichte zurückgeblickt werden soll.                                                         nant wurde er 1913 verabschiedet und
                                                                                                                           war dann im Ersten Weltkrieg nochmals
                                                                                                                           bis 1917 aktiv. Dann kehrte er nach
                       Natürlich hatte Theodor Harpprecht in         der aus dieser frühen Zeit waren aber                 Stuttgart zurück, wo er 1929 starb. In
                       der Sektion auch sehr tüchtige Zeitge‐        auch gesellschaftlich, beruflich oder                 unserer Sektion war er Mitglied seit
                       nossen und Nachfolger. Darüber ist viel       wissenschaftlich sehr erfolgreiche Per‐               1887, zuvor aber schon einige Jahre mit
                       in Festschriften und Sektionsnachrich‐        sönlichkeiten, wie beispielsweise Rein‐               der DuOeAV‐Sektion Berlin eng verbun‐
                       ten zu lesen. Carl Blezinger war einer        hold Seyerlen, für uns ein tüchtiger Er‐              den.
                       der erfolgreichsten, der auch auf vielen      schließer der Rieserferner‐Gruppe, in                    Nicht weniger bewegt, vielseitig und
                       schweren Viertausendern der Westal‐           der Stuttgarter Musikszene aber ein be‐               anhaltend war sein Bergsteigerleben.
                       pen, vom Montblanc und Matterhorn bis         deutender Vertreter der „Schwäbischen                 Zwischen Wallis und Dolomiten, im Ber‐
                       zum Finsteraarhorn, stand. Ihm verdan‐        Orgelromantik“.                                       ner Oberland, Bernina und Ortler blieb
                       ken wir den Standort‐Vorschlag für un‐           Dann kam Theodor Wundt, geboren                    kaum ein alpinistisch herausragender
                       sere erste Hütte im Jamtal der Silvretta.     1858 in Ludwigsburg, ein Mensch von                   Gipfel unbestiegen, das Matterhorn mehr‐
                       Durch ihn, Eugen Renner und weitere           großer Statur, ein Original mit vielseiti‐            fach, alleine zweimal auf der Hochzeits‐
                       Bergsteiger wurde vor und nach dem            gen Interessen und Begabungen, mit                    reise mit seiner jungen aus England
                       Hüttenbau 1882 an den umgebenden              unbändigem Abenteuer‐ und Erlebnis‐                   stammenden Braut Maud Walters, die
                       Gipfeln, zusammen mit Bergführern der         drang und dies alles mit eigenwilligem                ihn anschließend auf viele anspruchs‐
                       Familie Lorenz, intensive Erschließungs‐      Kopf, herzlicher Kontaktfreudigkeit und               volle Touren, wie das Schreckhorn im
                       tätigkeit geleistet. Viele Sektionsmitglie‐   ohne falsche Bescheidenheit. Gemäß Fa‐                Wallis, begleitet hat.

                       16          Schwaben Alpin 2 | 2019
Foto: Theodor Wundt
                                                                                                                                           150 JAHRE SEKTION SCHWABEN

                                                                                    lass ich mich wieder photografieren“.             reicht. In dieser Entwicklung haben Mit‐
                                                                                    Sie hat zum Glück nicht Wort gehalten.            glieder der Sektion Schwaben deutliche
                                                                                    Theodor Wundts Bergbücher anzu‐                   Spuren hinterlassen.
                                                                                    schauen und zu lesen ist auch heute                   Theodor Wundt begann seine Win‐
                                                                                    noch, mit etwas Distanz, Einfühlung und           ter‐Fahrten im April 1884 mit der Be‐
                                                                                    Großzügigkeit, ein Genuss. Seine Liebe            steigung des Rysy (oder Meeraugspitze,
                                                                                    zu den Bergen und seine Begeisterung              2503 m) in der Hohen Tatra, einfach
                                                                                    für das Bergsteigen wirken ansteckend.            weil er gerade dort war und auf einen
                                                                                       Maud Wundt wurde mit der Hoch‐                 Gipfel wollte. Danach folgten über Jahre
                                                                                    zeitsreise auf das Matterhorn zu einer            viele, meist erste Winterbesteigungen,
                                                                                    begeisterten und ausgezeichneten Berg‐            von denen hier nur einige aufgezählt
                                                                                    steigerin, Kletterin und auch alpinen             werden können: Schesaplana, Zugspitze
                                                                                    Schriftstellerin, und sogar zur ersten            durchs Höllental, Ladovy Stit (Eistaler
                                                                                    Chronistin des Frauenbergsteigens. Sie            Spitze, 2627 m) und weitere Tatra‐Gip‐
                                                                                    war Mitglied im britischen Ladies Alpi‐           fel, in den Dolomiten: Cristallo, Tofana,
                                                                                    ne Club, LAC (wahrscheinlich aber nicht           Große und Kleine Zinne, alle jeweils vom
                                                                                    in unserer Sektion), und hat nach Theo‐           Tal aus. In einem schneereichen Winter,
                                                                                    dors Tod noch lange in Stuttgart gelebt.          hat sich Wundt von Galtür in acht Stun‐
                                                                                                                                      den auf die Jamtalhütte gewühlt. Reich‐
                                                                                    Winterbegehungen als Härtetest                    lich erschöpft und dann tagelang in der
                                                                                    Das Besteigen hoher Gipfel und die Be‐            Hütte eingeschlossen, war das auch für
                                                                                    gehung schwerer Anstiege im Winter                ihn ein existenzielles Erlebnis.
                                                                                    haben in den Alpen eine lange Tradition               Hermann Hörlin wurde 1903 in
                                                                                    und sind trotzdem oft ganz besondere              Schwäbisch Hall geboren. Während sei‐
                                                                                    seltene oder einmalige Ereignisse und             nes Studiums in Stuttgart begann er mit
                                                                                    Leistungen geblieben. Die alpinen Win‐            Ski‐ und Bergtouren in den Alpen, deren
                                                                                    ter‐Erstbegehungen erfolgten ab Mitte             Länge und Schwierigkeit rasch zunahm,
                                                                                    des 19. Jahrhunderts, und ein Endpunkt            Silvester 1924 verbrachte er auf dem
                                                                                    in den Bergen der Welt ist noch nicht er‐         Großglockner. Hörlin war schnell: Lis‐
Theodor Wundt bei der Foto­Arbeit in den Dolomiten,                                                                                   kamm‐Nordwand in unter 3,5 Stunden,
vermutlich 1893 an der Kleinen Zinne.                                                                                                 und ausdauernd: Täschhorn‐Winter‐
                                                      Theodor Wundt auf winterlicher Bergfahrt                                        besteigung, von der Britanniahütte mit
   Wundt war meist mit Bergführern un‐                                                                                                Ski über den Feegletscher, dann über
terwegs, die in seinen Büchern freund‐                                                                                                den Mischabelgrat zum Gipfel und zu‐
schaftlich gewürdigt wurden, wie Mi‐                                                                                                  rück in 21 Stunden. Neben Touren wie
chael Innerkofler oder Johann Nieder‐                                                                                                 der Grepon‐Überschreitung und dem
wieser, genannt Stabeler. Einige, auch                                                                                                Peutereygrat im Sommer faszinieren
bezüglich der Wegfindung damals schwe‐                                                                                                seine Winterüberquerung des Mont‐
re Besteigungen, Beispiele sind Monte                                                                                                 blanc über Aiguille de Bionnassay, beide
Cristallo und Piz Popena, hat er auch                                                                                                 Montblancgipfel, Mount Maudit und
führerlos und alleine unternommen. Die                                                                                                Montblanc du Tacul in drei Tagen sowie
kleine Popena hat Wundt 1893 seilfrei                                                                                                 die jeweils ersten Winterbesteigungen
und im Vorstieg, vor den folgenden                                                                                                    der Gran Rocheuse nach Überquerung
Bergführern, erstmals erklettert. Seit‐                                                                                               der Aiguille Verte, der Aiguille Noire und
dem heißt der schöne Felsturm in der                                                                                                  ganz besonders der Aiguille Blanche de
Cadini‐Guppe Torre Wundt (2517 m).                                                                                                    Peuterey in den Jahren 1927 bis 1929,
   Wundt war auch ein unermüdlicher                                                                                                   alles ganz große Touren und außer‐
Pionier der Bergfotografie, lange noch                                                                                                gewöhnliche Leistungen. Anfangs war
mit großen Glasplatten und einem                                                                                                      Hörlin mit dem Sektionskameraden
schweren „Kasten“. Neben alpinen Land‐                                                                                                Peter Hardegg unterwegs, einem Spit‐
schafts‐ und Bergsteiger‐Aufnahmen,                                                                                                   zenkletterer, der aber 1928 im Wetter‐
die in seinen wunderbaren Büchern                                                                                                     stein durch Seilriss tödlich verunglück‐
veröffentlich sind, hat er mit die ersten                                                                                             te. Späterer Partner Hörlins, bis in den
Fotografien von Kletter‐Szenen aus an‐                                                                                                Himalaya, war dann der Tiroler Erwin
spruchsvollen Touren aufgenommen.                                                                                                     Schneider.
Jeanne Immink hat darüber einen hu‐                                                                                                       Auch nach dem 2. Weltkrieg wird die
morvollen Bericht verfasst, der endet                                                                                                 Sektions‐Tradition schwerer Winter‐
mit dem Seufzer: „Nie in meinem Leben                                                                                                 Bergfahrten fortgesetzt. Im März 1954
                                                                                                                Foto: Theodor Wundt

                                                                                                                                      Schwaben Alpin 2 | 2019                17
„Ich fordere die Herren Alpinisten auf, meinen Schritten zu folgen.“
                                                                                                         Jeanne Immink

sind vier Mitglieder der Jungmannschaft      spannendes Buch gewidmet. Jeanne                    aber elegant mit Krawatte gekleidet.
in den Berchtesgadener Bergen unter‐         wurde 1853 in Amsterdam geboren,                    Eigene Erfindungen waren ihre steife
wegs. Die Eisbedeckung des Königsees         hatte eine schwere Kindheit, verließ                Reiterkappe als Kopfschutz und ein Le‐
ist trügerisch, so muss zum Kühroint‐        nach früher Ehe Mann und Kind, folgte               dergurt zum Anseilen. In ihren Zielen
haus auf‐, von dort nach Sankt Bartho‐       einer wilden Liebe nach Südafrika und               war sie ehrgeizig und auf sportliche, öf‐
lomä ab‐ und dann am frühen Nachmit‐         Indien, kam mit erneuter Schwanger‐                 fentliche Anerkennung bedacht. Als ihr
tag in die Watzmann‐Ostwand einge‐           schaft zurück nach Europa, in die                   Ausspruch wird zitiert: „Ich fordere die
stiegen werden. Mit einem exponierten        Schweiz – und erst mit 36 Jahren zum                Herren Alpinisten auf, meinen Schritten
Biwak an der Rampe gelingt die dritte        Bergsteigen. Sie war mit den besten                 zu folgen“. Dazu waren aber nur sehr
Winterbegehung des Berchtesgadener           Bergführern ihrer Zeit unterwegs und                wenige Zeitgenossen in der Lage. Zei‐
Weges. Zahlreiche Lawinen bleiben            befreundet. Michele Bettega war gleich              chen ihrer hohen Wertschätzung in der
glücklicherweise auf Distanz, aber der       alt, Sepp Innerkofler und Antonio Dimai             damaligen alpinen Szene ist die Benen‐
Weg über Mittelgipfel, Hocheck und im        12 und 13 Jahre jünger als sie. Jeanne              nung der Cima Immink (2868 m) in der
tiefen Schnee hinunter bis zum Watz‐         kletterte in Hosen, war zweckmäßig,                 Pala‐Gruppe.
mannhaus zieht sich bis Mitternacht.
Die Erfrierungen sind schmerzhaft, blei‐     Jeanne Immink 1893 in einem Quergang an der Kleinen Zinne

                                                                                                                                             Foto: Theodor Wundt
ben aber gerade noch ohne dauerhafte
Verluste.
    Bereits ein Jahr später sind wieder
Günter Hauser, Horst Wiedmann, Bern‐
hard Huhn und diesmal Hermann Hor‐
ter, an der Stelle von Walter Hiller am
Watzmann, in den Dolomiten unter‐
wegs. Das Ziel ist die klassische Süd‐
wand der Marmolata, 650 m hoch, 1901
im IV. bis V. Schwierigkeitsgrad eröffnet.
Die erste Winterbegehung gelingt den
vieren vom 15. bis 17. März 1955, mit
Biwaks auf der ersten und der zweiten
Terrasse. Ein äußerst hartes, durch die
Vereisung sehr schweres, eisig kaltes
und 54 Stunden langes Unternehmen,
zugleich aber auch nur Vorbereitung auf
Größeres.
    Das Skifahren haben die Schwaben
nicht erfunden, aber auch dafür glän‐
zende Pionierarbeit geleistet. Vor jeder
Abfahrt stand ein Aufstieg, oft schon hi‐
nauf zu tief verschneiten Gipfeln. Als An‐
na und Paul Dinkelacker ihre ersten Ski‐
spuren im Kleinwalsertal zogen, waren
die dortigen Wirte nicht bereit, auch im
Winter Gäste zu beherbergen. Anna
schrieb später, dass sie wohl die erste
Frau auf Skiern im Schwäbischen war.
Emil Schaller und Freunde haben 1905
die Schneeschuh‐Abteilung in der Sekti‐
on Schwaben, die SAS gegründet. Die
Chronik zum Hundertjährigen verrät
mehr über die Geschichte des Skilaufs
und über die Aktivitäten, Erfolge und
Verdienste der SAS in unserer Sektion.

Eine Holländerin in unseren Reihen
Eine echte Entdeckung war es, den Na‐
men „Immink, Jeanne, Riva“ im Mit‐
gliedsverzeichnis der Sektion von 1894
zu finden. Harry Muré hat ihr 2010 ein

18         Schwaben Alpin 2 | 2019
Sie können auch lesen