Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!

 
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Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
Zeitung der Einrichtungen und Dienste
                                                  im Christophorus-Werk Lingen e. V.

                                                                           11. 2018

Gemeinsam
    feiern wir das
25-jährige Jubiläum
              vom FED!

      Großes Interesse         25 Jahre Familien-          Azubis stark
      beim Tag der             entlastender Dienst         machen – Betriebe
      offenen Tür                                          unterstützen
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Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
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    www.gemeinsam-vielfalt-leben.de
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Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
Vorwort
           Liebe Leserinnen, liebe Leser,

           in diesem Jahr hat unser Familienentlastender Dienst sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Im
           nächsten Jahr folgen die Wohnheime Lingen (25 Jahre) und Darme (40 Jahre). Ein Jubiläum ist
           Anlass, auf vergangene Zeiten zurückzublicken. Rein äußerlich betrachtet hat sich nicht viel verändert.
           Näher betrachtet doch vor allem eines: unsere Haltung. Die Auseinandersetzung mit den Rechten
           von Menschen mit Behinderungen auf Mit- und Selbstbestimmung, Individualität und Unver-
           sehrtheit, die durch die jeweiligen UN-Konventionen für uns verbindlich sind, hat auch unser
           Denken beeinflusst. Früher lautete das Motto des Christophorus-Werkes: „Einer trage des anderen
           Last“. Heute heißt es: „Gemeinsam Vielfalt leben“. Das zeigt diese Haltungsänderung sehr deutlich.
           		 Vor über 25 Jahren galt als Maxime im Umgang mit Menschen mit Behinderungen das sogenannte
           Normalisierungsprinzip. Es verdeutlichte den Anspruch eines Menschen mit Behinderung auf
           Standards eines Lebens, das sich an der vermeintlichen Normalität von nichtbehinderten
           Menschen orientierte. Das folgende Integrationsprinzip sprach sich für einen Anspruch des
           Menschen mit Behinderung auf eine Integration in die Welt der „Normalen“ aus. Heute wird
           unter dem Leitwort Inklusion jedem ein Recht auf Zugehörigkeit zur Gesellschaft zuge-
           sprochen. Da es sich hier um ein grundsätzliches Recht aller Menschen handelt, bedarf es
           eigentlich keiner besonderen Erwähnung von Menschen mit Behinderungen mehr.
           		 Diese Änderungen beeinflussen auch die Weiterentwicklung unserer Angebote, weg von
           einer bisher eher einrichtungs- zu einer eher personenorientierten Ausrichtung. Damit wären
           wir bei dem sogenannten Paradigmenwechsel, der durch das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG)
           zementiert werden soll, angekommen. Aber ergibt sich wirklich eine Verbesserung der sozialen
           Teilhabe für alle? Wie kann das gelingen, wenn mit dem Gesetz Einsparungen angestrebt werden
           und wenn das Wunsch- und Wahlrecht des Menschen mit Behinderung nur dann angemessen
           erscheint, wenn es wirtschaftlich vertretbar ist? Wo liegen die Grenzen des Vertretbaren? Seit
           Jahren gibt es eine sehr positive Inklusionsentwicklung für Menschen mit einem geringen Unter-
           stützungsbedarf. Für Menschen mit einem komplexen sind die Möglichkeiten begrenzt –
           gehört ihr Bedarf am Ende zu dem „wirtschaftlich nicht Vertretbaren“?
           		 Sorgen bereitet auch die zukünftige Unterscheidung zwischen kompensatorischer und quali-
           fizierter Assistenz. Eine kompensatorische Unterstützung kann eine sinnvolle Ergänzung, aber
           keine Alternative zu fachlich qualifizierter Assistenz sein. Der Rückblick auf 25 Jahre FED zeigt,
           dass die fachlichen Anforderungen an dem ursprünglich als „niedrigschwelliges, mittels Ehren-
           amt zu leistendes“ Angebot über die Jahre gestiegen sind.
              		 Der Begriff der Fürsorge steht durch die Auseinandersetzung mit dem BTHG heute eher
           im Gegensatz zur Selbstbestimmung. Eigentlich schade. Denn unsere Sorge für unsere Klienten
           ist unser Motor, um uns auch in Zukunft – vielleicht mehr denn je – für die Rechte aller Menschen
           mit Behinderungen einzusetzen. Insbesondere diejenigen, die nicht schon öffentliche Aufmerksam-
           keit bekommen, brauchen dabei unsere Unterstützung. Bleiben wir also am Ball und tun weiter
           das, was wir gut können: Veränderungen als Herausforderung erkennen, Farbe bekennen und
           uns für die Weiterentwicklung qualitativ guter Assistenz zur Teilhabe für Menschen mit
           Behinderungen einsetzen.

           Ihre

           Marita Rosken
           Bereichsleitung Wohnen, Begegnung, Assistenz

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                                         FA C H LICHES                          MENSCHEN

Inhalt
                                         14 Frühförderung im Wandel             35 Teamtage der Mosaik-Schule
                                         		 Fachtag mit wertvollen              		 Kreativität und Zusammenhalt
                                         		 Denkanstößen                        		 üben

                                         15 Im Auftrag der Sprache              36 Literatur Wttbewerb
                                         		 Frühförderung bietet Fortbildung    		 zum Thema Luft und Liebe
AK T I O N E N
                                         		 für Sprachförderkräfte an           		 Dirk Storm hat dabei mitgemacht
6		 Einblicke in die deutsche
                                         16   Kita Regenbogen –                 39 Ausbildungschance BBW
		 Arbeitswelt
                                         		   das sind wir                      		 Die Erfolgsgeschichte von
    Geflüchtete besuchen
                                         		   Die inklusive Kita stellt ihre    		 Timo von Thenen
    Firmen im Emsland
                                         		   Arbeit vor
                                                                                40   Geblitzt
7		 10 Jahre lohnende
                                         20 Kinder- und Jugendhilfe                  Christine Brockhaus-Holt vom FED
		 Zusammenarbeit
                                         		 Das macht die Kinder- und
    Kampmann und                                                                41 Bewusster Genuss
                                         		 Jugendhilfe im Christophorus-Werk
    Christophorus-Werk feiern                                                   		 mit Nachdenkeffekt
    Kooperationsjubiläum                 23 Familien bestmöglich                   Faires Frühstück ein voller Erfolg
                                         		 unterstützen
8  10 Jahre Zusammen-                                                           42 Erste inklusive Kolonne
                                         		 Von den Anfängen des FED
		 arbeit mit der Firma                                                         		 beim Bauhof Lingen
                                         		 bis zu seinem Angebot heute
		 Kampmann			                                                                     Frank Pelz hat jetzt einen
		 Beschäftigte feiern                   28 25 Jahre                            		 Außen-Arbeitsplatz
		 gemeinsam bei Kampmann                		 Familienentlastender Dienst
                                                                                44 Erste inklusive Kolonne
                                            Eindrücke vom Jubiläumsfest
10   Endlich schwimmen können                                                   		 beim Bauhof Lingen
		   Kinder- und Jugendhilfe             30 25 Jahre                               Stadt Lingen bietet Werkstatt-
		   organisiert Schwimmkurs             		 Familienentlastender Dienst         		 beschäftigtem Arbeitsplatz
		   für junge Geflüchtete               		 Das ist das Angebot vom FED
                                                                                46 Weiter lernen, bis
                                                                                   "
11   Rock das Leben bringt               32 Fortbildung für mehr                		 alle Finger gleich sind."
		   Menschen zusammen                   		 berufliche Perspektiven		              Das BBW verabschiedet seine
		   Open Air und kostenlos traten       		 Mitarbeitende der Mosaik-Schule     		 Absolventen 2018
		   verschiedene Bands auf              		 absolvierten erfolgreich Weiter-
                                                                                47 Wir gedenken
                                         		 bildungen
12 Großes Interesse                                                             		 Unsere Verstorbenen
		 beim Tag der offenen Tür              34   Flexibler bei der Jobsuche
                                                                                48 Mehr Mitbestimmung
		 Bereich Berufliche Bildung und        		   dank Pflegekurs
                                                                                		 für den Werkstattrat
		 Arbeit präsentierte sich mit vielen   		   Auszubildende aus dem BBW
                                                                                		 Die neuen Mitglieder des Rates
		 Mitmachaktionen                       		   erweitern ihr Fachwissen
                                                                                		 haben ihre Arbeit aufgenommen

4                                                                                                 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
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52 Mehr Mit-Bestimmung                 62 Spatenstich in Spelle                76 In Bewegung sein
		 für den Werkstatt-Rat               		 Weitere inklusive Kita                  Mit der Kinder- und Jugendhilfe
		 Das ist neu für den Werkstatt-Rat   		 soll entstehen                       		 auf dem Pilgerweg

                                       63 Neuer Webshop für die 		             79 Termine
                                       		 Schleifenwerkstatt
S P OR T
                                       		 Ein Großprojekt wird abgeschlossen
53 Team des BBW Lingen ist
                                       64 WG mit großem Zusammenhalt
		 Norddeutscher Vizemeister
                                          Ein ehemaliges Flüchtlingsheim
   Mannschaft holt in Hannover
                                       		 wird Wohnung für Azubis
		 den 2. Platz

54 10 Jahre Lucky Löwen:
                                       PRO JEKTE
		 eine Erfolgsgeschichte                                                           IMPRESSUM
   Eine Reise zu den Anfängen          66 Förderverein lädt zum
		 des Teams                           		 Adventssingen ein                         Herausgeber:
                                                                                    Christophorus-Werk Lingen e. V.
                                       		 Spenden gehen an die                      Dr.-Lindgen-Straße 5 – 7
56 MIA-Infotage in Berlin
                                       		 Mosaik-Schule                             49809 Lingen
		 Teilnehmer des Bundesprojektes                                                   Telefon: 0591 9142-0
		 beim Erfahrungsaustausch                                                         Telefax: 0591 9142-96301
                                       67 Gemeinschaftsprojekt                      info@christophorus-werk.de
58   Mannschaft der                    		 im Sinnesgarten                           www.gemeinsam-vielfalt-leben.de
		   Mosaik-Schule holt den            		 Einladung zur Kunstbetrachtung
                                                                                    Redaktion:
		   5. Platz beim Bundesentscheid                                                  Claudia Bahns, Vera Berens,
                                       68   Azubis stark machen –
		   Schüler reisten zum Finale                                                     Christine Brockhaus-Holt, Jasmin Deters,
                                       		   Betriebe unterstützen                   Monika Feye-Struck, Markus Hoffmann,
		   nach Berlin
                                       		   Neues Programm soll Fachkräfte-         Jörg Lögers, Angela Neumann,
                                       		   mangel entgegenwirken                   Juliane Schmalisch-Fischer, Simone
                                                                                    Schröter, Helge Sonnenberg,
NEUE S                                 70 Vorzeigemodell                            Marianne Quaing

                                       		 BOLL-Kooperation                          Auflage:
58 EUTB – was ist das eigentlich?
                                       		 In Emsbüren lernen BBW-Azubis             2.300 Exemplare
		 Die neue Beratungsstelle
                                       		 moderne Lagerwirtschaft ganz
		 vorgestellt                                                                      Gestaltung:
                                       		 praktisch                                 Expect More Kommunikation GmbH, Rheine
59 Das Bundes-Teilhabe-Gesetz
		 Jetzt gibt es eine neue             U N TER W EGS                                Gesamtherstellung:
                                                                                    Wentker Druck, Greven
		 Beratungs-Stelle
                                       72 Erholungsreise
61 Christophorus-Werk                  		 nach Langeoog
		 jetzt auch in Freren                   Teilnehmende des FED erleben
		 Neuer Standort eröffnet             		 abwechslungsreichen Sommerurlaub

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Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
AKTIONEN

    Juliane Schmalisch-Fischer (Öffentlichkeitsarbeit)

    Einblicke in die
    deutsche Arbeitswelt
    In der ersten Jahreshälfte haben rund 40 Geflüchtete über das Christophorus-Werk
    Unternehmen in der Region besucht. Mitarbeitende des Fachdienstes Arbeit nach Maß
    und vom SPRINT-Projekt begleiteten die meist jungen Menschen dabei.

    D
           ie Betriebsbesichtigungen fanden im           den Landmaschinen-Hersteller Krone, die
           Rahmen des SPRINT-Projektes und der           Großgärtnerei Emsflower an der Grenze zu
           Maßnahme „Integration Kompakt“ statt.         den Niederlanden und die Meyer-Werft in
    SPRINT ist eine Kooperation mit einer Lingener       Papenburg. Alle drei sind weltweit operierende
    Berufsbildenden Schule, wobei die BBS die            Unternehmen mit entsprechender Größe.
    Sprachförderung und das Christophorus-Werk           Sie vereinen industrielle Fertigung mit
    das Modul „Berufliche Integration" übernehmen.       dem zugehörigen Netzwerk sowie Vertrieb
    Daran können Jugendliche und junge Erwachsene        und Dienstleistung. Ziel der Führungen: den
    mit Fluchthintergrund teilnehmen. „Integration       Teilnehmenden die deutsche Arbeitswelt mit
    kompakt" ist ein Angebot des Landkreises             ihren Strukturen und Regeln ein Stück weit
    Emsland und richtet sich an erwachsene aner-         anschaulich zu machen. Denn diese sind mit
    kannte Asylbewerber mit SGB II-Bezug.                denen der Herkunftsländer vieler Teilnehmender
                                                         oft schwierig zu vergleichen. Viele der Teilneh-
    Strukturen anschaulicher machen                      menden zeigten sich beeindruckt und gaben
                                                         positive Rückmeldungen. Und vielleicht haben
    Gemeinsam besichtigten die Teilnehmenden             die Führungen manch einen für den weiteren
    drei Großunternehmen im Landkreis Emsland:           schulischen oder beruflichen Weg inspiriert.

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Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
Juliane Schmalisch-Fischer (Öffentlichkeitsarbeit)

10 Jahre lohnende Zusammenarbeit
Mit einigen Beschäftigten aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) fing
es an, heute arbeiten insgesamt 22 Personen mit Beeinträchtigungen bei der Lingener
Kampmann GmbH – zum Gewinn für beide Seiten. Mitarbeitende und Leitungskräfte
feierten dieses Jubiläum am 28. Juni im Kampmann-Bistro.

                                                           Betriebliche Inklusion
                                                           ist ein Erfolgsweg für alle

                                                           Christophorus-Werk-Geschäftsführer Georg
                                                           Kruse sagte: „Mit dieser Zusammenarbeit haben
                                                           wir damals einen Weg beschritten, wie er
                                                           auch von der UN-Behindertenrechtskonvention
                                                           vorgegeben wurde: dass Menschen mit
                                                           Unterstützungsbedarf dort arbeiten, wo es
                                                           Menschen ohne auch tun. Damit waren wir
Geschäftsführer Hendrik Kampmann bedankte sich für den     Vorreiter auf diesem Weg, der immer mehr
lohnenswerten Einsatz aller Mitarbeitenden: „Ihre Arbeit   Bedeutung gewinnen wird.“ Kruse dankte
hier ist in mehrerer Hinsicht ein Gewinn für alle.“
                                                           den verantwortlichen Personen aus beiden
                                                           Unternehmen für ihren persönlichen Einsatz

G
         eschäftsführer Hendrik Kampmann sagte             bei dieser Entwicklung.
         zur Begrüßung: „Hier bei uns können                   Lena Kollenberg, bei Kampmann zuständig
         die Mitarbeitenden des Christophorus-             für Einkauf und Marketing, brachte es vor den
Werkes ihren pädagogischen Auftrag erfüllen,               Beschäftigten auf den Punkt: „Sie fühlen
ihre Klienten ins reguläre Arbeitsleben einzu-             sich heute als Kampmann-Mitarbeitende. Und
binden. Sie als Klientinnen und Klienten fühlen            für uns ist Ihre Arbeit unverzichtbar geworden.“
sich gebraucht. Die Qualität Ihrer Arbeit stimmt.          Als Dankeschön überreichte sie allen ein
Für uns ist das menschlich und wirtschaftlich              bedrucktes T-Shirt. Anschließend frühstückten          Mitarbeitende
lohnend.“                                                  Leitungskräfte und Beschäftigte beider                von Kampmann
                                                                                                               und der Werkstatt
                                                           Unternehmen so, wie die Klienten des
                                                                                                              beim gemeinsamen
Palettenbau in der Werkstatt                               Christophorus-Werkes und die Mitarbeitenden         Frühstück mit den
war der Anfang                                             von Kampmann seit zehn Jahren arbeiten:              Geschäftsführern
                                                                                                                          beider
                                                           Gemeinsam.
                                                                                                                  Unternehmen.
Vor mehr als zehn Jahren fertigten Beschäftigte
der Werkstatt für Menschen mit Behinderung
am Stammsitz der Werkstatt in der Hohenfeld-
straße Paletten für Kampmann. Als die Aufträge
und Paletten jedoch mehr und größer wurden,
entschieden sich beide Seiten dazu, die Produktion
in den Hallen der Kampmann GmbH fortzusetzen.
Heute arbeiten in zwei Werkstattgruppen
22 Menschen mit geistigen, körperlichen oder
psychischen Beeinträchtigungen vor Ort. Sie
fertigen mehr als 50 verschiedene Komponenten,
u. a. Paletten und Elemente für die Klima- und
Lüftungstechnik.

BL ITZLICHT 1 1.2 01 8                                                                                                        7
Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
AKTIONEN

    10 Jahre Zusammenarbeit mit der
    Firma Kampmann
    Seit 10 Jahren arbeitet das Christophorus-Werk

    mit der Firma Kampmann zusammen.

    Am Anfang haben die Beschäftigten von der Werkstatt Paletten gebaut.

    Kampmann hatte immer mehr Aufträge für sie.

    Das bedeutet: Die Beschäftigten von der Werkstatt haben

    immer mehr Arbeit von Kampmann bekommen.

    Es war aber schwer, die großen Paletten zu transportieren.

    Das Christophorus-Werk und Kampmann wollten das einfacher machen.

    Sie haben sich entschieden:

    Die Beschäftigten von der Werkstatt bauen die Paletten

    direkt bei der Firma Kampmann.

    Die Beschäftigten haben dort Außen-Arbeitsplätze.

    Das bedeutet: Die Beschäftigten arbeiten bei der Firma Kampmann.

    Aber: Sie sind trotzdem Beschäftigte von der Werkstatt.

    Zusammen schafft man viel

    Heute arbeiten bei Kampmann 22 Menschen mit:

    - Geistiger Behinderung.

    - Oder psychischer Behinderung.

    Die Beschäftigten von der Werkstatt fühlen sich wie

    Kampmann-Mitarbeiter.

    Sie tragen die gleiche Arbeits-Kleidung.

    Und sie frühstücken gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern.

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Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
Heute bauen die Beschäftigten von der Werkstatt immer noch Paletten.

               Aber: Sie haben auch neue Aufgaben bekommen.

               Sie bauen zum Beispiel:

               Einzel-Teile für die Klima-Geräte von Kampmann.

               Die Klima-Geräte kühlen zum Beispiel große Büro-Gebäude.

               Die Zusammenarbeit ist der Firma Kampmann wichtig.

               Denn: Die Beschäftigten schaffen viel.

               Und sie machen gute Arbeit.

               Das ist auch gut für die Firma.

               Lena Kollenberg ist eine Mitarbeiterin von Kampmann.

               Lena Kollenberg sagt:

                         Die Beschäftigten aus der Werkstatt machen tolle Arbeit.

                         Sie sind für uns sehr wertvolle Kollegen.

               Als Dankeschön gab es ein Frühstück für alle

               Die Firma Kampmann wollte die gute Zusammenarbeit feiern.

               Und sich bei allen bedanken.

               Deshalb gab es am 28. Juni 2018 eine Feier.

               Die Beschäftigten von der Werkstatt haben bedruckte T-Shirts bekommen.

               Auf den T-Shirts steht: Christophorus-Werk 10 Jahre bei Kampmann.

               Und es gab ein großes Frühstück für alle.

               Alle saßen zusammen und haben gegessen.

               Die Chefs und Mitarbeiter von Kampmann.

               Und die Chefs und Beschäftigten vom Christophorus-Werk.

BL ITZLICHT 1 1.2 01 8                                                                  9
Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
AKTIONEN

     Klazina Hartholt (Leitung Kinder- und Jugendhilfe)

     Endlich schwimmen können
     In einem Intensivkurs der Deutschen                  ermöglichte, konnte es losgehen. Spielerisch
     Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) lernten           sollten sich erst einmal alle an das Element
     sechs junge Geflüchtete und ein Kind mit             Wasser gewöhnen. Die Teilnehmenden hüpften,
     Migrationshintergrund das Schwimmen.                 tobten und bespritzen sich gegenseitig im knie-
     Und das in nur einer Woche! Alle sieben              tiefen Wasser. Überraschend schnell trauten sich
     werden von der Christophorus-Werk • Kinder-          dann die Nichtschwimmer, sich auf das Wasser
     und Jugendhilfe GmbH betreut.                        zu legen und sich tragen zu lassen. Im zwei-
                                                          ten Schritt stand die Schwimmtechnik auf dem

     J
        eder Mensch sollte schwimmen können.              Programm und bei den nächsten Terminen ging
        Schwimmen macht Spaß und ist gesund!              es bereits ins tiefere Wasser. Die Teilnehmenden
        Aber was ist, wenn man es nicht gelernt           schwammen die ersten Meter – immer schön
     hat? Vielleicht, weil sich keine Möglichkeit bot     dicht am Rand. Es folgte ein Sprung vom
     oder weil man Angst vor Wasser hat. Nicht            Startblock, dann vom Ein-Meter-Brett und für
     schwimmen zu können wurde einem jungen               einen ganz mutigen Teilnehmer sogar vom Drei-
     Geflüchteten aus Eritrea, der im Betreuten           Meter-Brett. Jeden Übungsschritt begleiteten
     Wohnen unserer Einrichtung gelebt hatte, zum         die Trainer so eng, dass sich die Jungen und das
     Verhängnis: Er verunglückte 2017 beim Baden          Mädchen sicher fühlten.
     in einem See. Der tragische Unfall führte uns
     auf eine sehr traurige Art und Weise vor Augen,      Seepferdchen nach nur einer Woche
     wie lebenswichtig es sein kann, schwimmen zu
     können. Dieses schreckliche Unglück motivierte       Nach einer Woche konnten sechs von sieben
     uns in der Kinder- und Jugendhilfe ganz besonders,   Teilnehmenden so gut schwimmen, dass sie die
     diesen Schwimmkurs zu organisieren. Fünf             Voraussetzungen für das Seepferdchen erfüllten.
     DLRG-Trainer waren bereit, ihren Urlaub und          Stolz nahmen die Jugendlichen ihr Abzeichen
     ihre Freizeit zu investieren, um den sieben jun-     und die verdienten Glückwünsche entgegen. Ein
     gen Menschen das Schwimmen beizubringen.             ganz besonderer Dank gilt der DLRG Lingen, deren
                                                          Trainer sehr engagiert, mit großem Können und
     Sicherheitsgefühl an erster Stelle                   sehr viel Fingerspitzengefühl aus ehemaligen
                                                          Nichtschwimmern Schwimmer machten.
     Nachdem das Lingener Schwimmbad Linus
     Kurszeiten und freie Schwimmbahnen

10                                                                                               B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Stefan Höge (Abteilungsleiter Ambulant betreutes Wohnen)

Rock das Leben bringt
Menschen zusammen
Rock vom Feinsten und eine Mischung aus regionalen,             Deutschland gegen Schweden bei der WM gewonnen
überregionalen und internationalen Bands: Das erwar-            hatte, sorgte für viele heitere Scherze unter den Bands.
tete die Besucherinnen und Besucher beim diesjährigen           Die Schweden nahmen es mit Humor und die Stimmung
Konzert „Rock das Leben“ am 24. Juni im Park des                war vor und hinter der Bühne grandios.
Theaters an der Wilhelmshöhe.
                                                                Weiterentwicklung geplant

E
     rstmals fand Rock das Leben an einem Abend des
     Welt-Kindertheater-Festes (WKT) statt, das alle            Rock das Leben hat sich mittlerweile fest im Veranstaltungs-
     vier Jahre in Lingen veranstaltet wird. Ziel dieser        kalender der Stadt Lingen etabliert und wird als verbindendes
Kooperation war es, das Konzerterlebnis Rock das Leben          Element der Inklusion wahrgenommen. Die Erfahrungen
einem internationalen Publikum zu präsentieren und              aus diesem Jahr nehmen die beiden Organisatoren Stefan
das WKT durch ein erstklassiges Rock Erlebnis zu erweitern –    Höge und Frank Eichholt zum Anlass, das Konzept von
in diesem Jahr als Open Air-Event.                              Rock das Leben zu überarbeiten. Daher wird es das nächste
                                                                Konzert erst 2020 geben.
Internationale Stimmung auf und hinter der Bühne
                                                                Viele Unterstützer ermöglichen freien Eintritt
Trotz des erstklassigen Programmes und musikalischer
Leistungen auf hohem Niveau waren nur 450 Besucher              Dank der Unterstützung zahlreicher Förderer war Rock
bei diesem Live-Spektakel dabei. Fußball-WM, ein                das Leben dieses Jahr ein kostenloses Konzert für jeden.
Sonntagabend oder das Wetter: Die Gründe können                 Die Stadt Lingen und die Verantwortlichen des Welt-
vielfältig sein. Alle anwesenden Besucher und Künstler          Kindertheater-Festes förderten das Konzert ebenso wie
waren aber von diesem im Emsland einzigartigen                  die Emsländische Landschaft e. V. (letztere mit Mitteln des
Konzerterlebnis begeistert. Die Internationalität machte sich   Landes Niedersachsen). Darüber hinaus gewannen die
auch hinter der Bühne bemerkbar. Hier wurde Deutsch,            Organisatoren die in Lingen ansässigen Firmen EMP und
Schwedisch und Englisch gesprochen und alle hatten              FreeConnection als Sponsoren.
viel Spaß. Insbesondere die Tatsache, dass am Vorabend

                                                                                         Traditionelles Konzertende ist der gemeinsame
                                                                                             Abschlusssong „Hey Jude“ mit allen Bands.   © Blende 86

BL ITZLICHT 1 1.2 01 8                                                                                                            11
AKTIONEN

     Juliane Schmal
                   isch-Fischer (Ö
                                  ffentlichkeitsar
                                                  beit)

Großes Interess
               e
beim Tag der
offenen Tür
 Der Blick aus
               50 Metern Hö
 das Gelände                  he über
              zeigte: Zahlrei
 Besucherinnen               ch e
                und Besucher
zum Tag der                     kamen
             offenen Tür am
auf das Gelän                  27. Mai
              de des
Christophoru
             s-Werkes.

M
                                                              2
          ehrere Infostände, Tafeln und Führungen
          gaben den Gästen Informationen
          über die Arbeit des Christophorus-
Werkes. Zusätzlich präsentierten Mitarbeitende,
Auszubildende und Beschäftige die ganze Palette
an Ausbildungs- und Arbeitsangeboten. Vor
allem Familien nahmen die unterschiedlichen
Angebote zum Mitmachen wahr. Denn für
Spaß und Unterhaltung sorgten Mitarbeitende,
Auszubildende und Werkstattbeschäftigte mit ver-
schiedenen Aktionen. Eine Auswahl davon zeigt
unsere Bilderstrecke.

                                                              4                  5

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                                                          1       6
8

                                                                                              9

    1    Rege Beteiligung gab es zum Beispiel beim Minigolf
         in der großen GaLaBau-Halle. Den Parcours hatten die BBW-Azubis
         selbst entworfen und gebaut.

         Stetiges Klopfen und Hämmern drang den ganzen Tag über
    2
         das Gelände: Große und kleine Besucherinnen und Besucher
         bauten mit Kollegen und Klienten des Berufsbildungsbereiches
         der Werkstatt insgesamt 127 kleine Blumenkisten aus Holz, die
         sie abschließend nach Wunsch bepflanzen durften.

         Auch eine eigene Schleife als Andenken war gefragt. Gruppenleiterin
    3
         Marianne Terhorst aus der Werkstatt zeigte, wie’s geht.

    4    Beschäftigte der Werkstatt zeigten, wie man Grill- und
         Kaminanzünder herstellt.
3
    5    Bester Blick aus der Vogelperspektive: Die Gondel des großen
         Krans hob die Gäste 50 Meter senkrecht in die Höhe.

    6    Stimmungsvolle Musik für jeden Hörgeschmack kam u. a. von                            10
         der inklusiven Rockband Shit Happens (Foto) sowie von De
         Öllibloazers, der Schulband Francis‘ Finest und den Fishergirls Friends.
                                                                                    11
    7    Gut gelaunt präsentierten sich auch Mitglieder von BES•SER
         in Schuss, dem integrativen Garten- und Landschaftspflegebetrieb
         des Christophorus-Werkes.

    8    Mitarbeitende von Arbeit nach Maß starteten eine
         Luftballonaktion mit Postkarten zum Zurückschicken.

    9    Im Speisesaal der Werkstatt fand die große Tombola statt.
         Viele Unternehmen spendeten dafür Preise.

    10   Bioprodukte zum Essen und Trinken sowie Kostproben boten die
         Auszubildenden im Kramerladen an. Direkt vor der Ladentür gab
         es frisches Obst und Gemüse aus eigenem Anbau vom Bioland-Hof
         Vaal – auch als Ratespiel für Groß und Klein.

                                                                                         13
7   11   Die stolzen Gewinner der Luftballonaktion.
FACHLICHES

Monika Feye-Struck (Mitarbeiterin der Frühförderung)

Frühförderung im Wandel
Die Arbeitsgemeinschaft der Caritas-Einrichtungen                 Da die Familie die entscheidende Konstante im Leben der
der Behindertenhilfe in Niedersachsen lud im Juni                 Kinder sei, müsse sie in alle Überlegungen mit eingebunden
zur 6. Fachtagung Frühförderung in die Katholische                werden. Ein wichtiges Ziel sei es daher, die elterliche
Akademie Stapelfeld ein. Mehr als 100 Fachkräfte                  Kompetenz zu stärken.
aus ganz Niedersachsen trafen sich, um sich mit der               		 Die Ansprüche an eine moderne, familienorientierte Früh-
Entwicklung von Frühfördermaßnahmen im Spannungs-                 förderung zeigen sich aktuell auch durch die gesetzlichen
feld von Familie, Gesellschaft und gesetzlichen                   Vorgaben des Bundesteilhabegesetzes bezüglich der Parti-
Veränderungen zu beschäftigen.                                    zipationsorientierung. Keller referierte in diesem Zusammenhang
                                                                  über das Modell „ICF in der Frühförderung“. Die Bedeutsamkeit
                                                                  der ICF-CY (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,
                                                                  Behinderung und Gesundheit) in der Kinder- und Jugendhilfe
                                                                  hat sich seit Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes ver-
                                                                  ändert. Keller stellte in seinem Vortrag die Philosophie, den
                                                                  Aufbau, die Struktur sowie die Dokumentation der ICF-CY dar.

                                                                  Vielfältiges Workshopangebot

                                                                  Nach den Referaten hatten alle Anwesenden die
                                                                  Möglichkeit, an fünf Workshops teilzunehmen. In einem
                                                                  der Angebote vertieften die Teilnehmenden das ICF-Modell
                                                                  praktisch. „Wir entwerfen die Frühförderin 2019“ war der
                                                                  Titel eines weiteren Workshops, in dem die eigenen Ressourcen

I
    n seinen Grußworten betonte Prof. Dr. Martin Pohlmann,        und Entfaltungsmöglichkeiten der Fachkräfte im Rahmen
    der stellvertretende Direktor des Landes-Caritasverbandes     neuer Anforderungen im Mittelpunkt standen. Um qualitativ
    Oldenburg: „Frühförderung wirkt präventiv und wer hier        gute Arbeit im Spannungsdreieck „Leistungsempfänger –
spart, spart am falschen Ende.“ Auch Nicole Nordlohne,            Leistungsträger – Leistungserbringer ging es in dem Kurs
Leiterin der Referate Behindertenhilfe, Psychiatrie und           „Frühförderung als Dienstleister“. Der Workshop „Fröh-
Sucht des Landes-Caritasverbandes Oldenburg unterstrich:          lich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“
„Es ist enorm wichtig, dass sich Kinder mit Behinderungen         vermittelte alltagstaugliche Methoden, um Freude,
normal entwickeln können. Damit die Arbeit der Früh-              Gelassenheit und Energie im persönlichen Berufsalltag
förderung, die Familien mit von Behinderung bedrohten             zu bewahren. Das ganzheitliche Erleben von Musik in
Kindern oder solchen mit Behinderung unterstützen, gut            der Frühförderung stand in der Einheit „Musik in der
gelingen kann, bedarf es guter Bedingungen.“                      Frühförderung“ im Mittelpunkt.
		 Die zwei Hauptreferate hielten Prof. Dr. Britta Gebhard        		 Der Fachtag findet alle drei Jahre statt und dient dem
von der thüringischen Hochschule Nordhausen sowie der             fachlichen Austausch der einzelnen Mitarbeiter der nieder-
Berliner Kinder- und Jugendmediziner Dr. Peter Keller.            sächsischen Frühförderstellen untereinander, aber auch
Gebhard veranschaulichte in ihrem Vortrag „Interdiszi-            dem Input fachlich kompetenter Informationen sowie
plinäre Frühförderung – Kind, Familien und Umfeld im              aktueller Themen im Bereich Frühförderung. Auch die Mit-
Fokus“, dass eine moderne Frühförderung durch die Prinzipien      arbeiterinnen der Frühförderung und Entwicklungs-
Autonomie und Individualität der Kinder, Ganzheitlichkeit,        beratung des Christophorus-Werkes nehmen jedes Mal
Interdisziplinarität, Kultursensibilität, Familien- und Lebens-   daran teil, um sich fachlich stets auf den neuesten
orientierung, Vernetzung und Koordination, Prävention             Stand zu bringen. Denn nur so können sie den Familien
und Niedrigschwelligkeit sowie Inklusion gekennzeichnet           die Unterstützung gewähren, die sie in ihrer jetzigen
ist. Des Weiteren betonte sie, dass Eltern ihre Kinder am         Lebenssituation benötigen und den aktuellen gesellschaft-
besten kennen. Sie würden am besten wissen, welche                lichen, politischen und wissenschaftlichen Diskurs mitver-
Bedürfnisse sie haben und welches Angebot passend sei.            folgen und begleiten.

14                                                                                                           B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Juliane Schmalisch-Fischer (Öffentlichkeitsarbeit)                 die Kolleginnen dann in der Praxis bei den Kindern anwenden
                                                                   sollen. Das Problem: Die eingesetzten Sprachförderkräfte

Im Auftrag
                                                                   sind in der Regel Erzieherinnen. Und sie haben Schwierig-
                                                                   keiten, alltagstaugliche Fortbildungen für ihre Arbeit zu
                                                                   finden. Meys Erfahrung: „Viele Fortbildungen zur Sprach-

der Sprache
                                                                   förderung haben Therapeuten als Zielgruppe, z. B. Logo-
                                                                   päden. Das sind Berufe, die ein völlig anderes Fachwissen
                                                                   voraussetzen.“

Bärbel Mey ist Mitarbeiterin der Frühförderung und                 Beobachten, besprechen, beraten
Entwicklungsberatung des Christophorus-Werkes
Lingen e. V. Mey hat einen ganz besonderen Arbeits-                Aus dieser Beobachtung heraus entstand in der Früh-
schwerpunkt: Sie ist neben ihrer Arbeit als Frühförderin           förderung und Entwicklungsberatung die Idee, Fort-
auch bei der Stadt Lingen als Fachkraft für Sprach-                bildungen für die internen Sprachförderkräfte in den Kitas
förderung tätig, speziell in Kindertagesstätten.                   anzubieten. So wie dies in diesem Jahr die Lingener Kita Christ
                                                                   König in Anspruch genommen hatte. Mey war mehrere Tage

A
          ls ausgebildete Logopädin hat Bärbel Mey in der          lang in der Kita unterwegs. Zunächst beobachtete sie
          Frühförderarbeit viele Erfahrungen sammeln können.       die einzelnen Kitagruppen mehrere Stunden lang. Dann
          Im Laufe der Zeit hat sie sich auf Kleinkinder und       besprach sie ihre Beobachtungen mit den Erzieherinnen
Sprachanbahnung spezialisiert. Dieses Wissen trägt sie seit        und der Sprachförderkraft, gab Hinweise, benannte
2006 auf Initiative der Stadt Lingen in die Kitas weiter.          Auffälligkeiten und Ansätze, wie sich die Sprachförderung
Denn zu diesem Zeitpunkt gewann die Sprachförderung                im Alltag ganz praktisch umsetzen lässt. Das ist in der Regel
im Kitaalltag eine größere Bedeutung, weil immer mehr              mit wenig Aufwand, aber mit viel Achtsamkeit und per
Kinder unterschiedlicher Muttersprachen die Einrichtungen          Vorbildfunktion möglich.
besuchten. Doch schnell zeigte sich: Auch manche Kinder
mit der Muttersprache Deutsch haben Schwierigkeiten damit,         Frühförderung bietet Fortbildung für Sprachförderung
sich altersgemäß auszudrücken und zu kommunizieren. Dabei
ist schon für die Kleinsten Sprache der Schlüssel zum Verstehen,   Alois Börgel, Leiter der Frühförderung und Entwicklungs-
zu Bildung und Mitbestimmung. Deshalb hat die Stadt die            beratung fasst zusammen: „Auch in der Sprachförderung
Sprachförderinitiative auf alle Kinder in Kitas ausgeweitet.       sehen wir uns als Frühförderung und Entwicklungsberatung
                                                                   fachlich kompetent, um Kitas darin zu unterstützen. Unsere
Screenings erfassen Entwicklungsstand des Kindes                   Mitarbeiterinnen sind auf mehreren Gebieten professionell
                                                                   unterwegs. Fachkräfte wie Bärbel Mey sind auch in der Dia-
Bärbel Mey ist im Auftrag der Stadt in den Kitas unterwegs.        gnostik von Sprachauffälligkeiten geschult und können die
Sie erstellt bei ihren Besuchen sogenannte Screenings,             Erzieherinnen und Sprachförderkräfte gezielt beraten.“ Dank
prüft also: Ist der Sprachentwicklungsstand altersgemäß?           der Arbeit von Bärbel Mey können Kinder so schneller sprach-
Braucht das Kind besondere Hilfe oder reicht die normale           therapeutische Hilfen bekommen, wenn es nötig ist. Und
Sprachförderung über die Erzieherpersonen in der Kita und          die pädagogischen Fachkräfte in der Kita haben in Mey
mit Mithilfe der Eltern aus? Geht es um Wortschatz und             eine fachlich versierte Ansprechpartnerin, die ihnen bei der
Grammatik oder braucht das Kind weitergehende                      Umsetzung ihrer Sprachförderinitiative praktische Tipps
Empfehlungen? Aufgrund ihrer Erfahrung kann sie Ent-               geben kann – und zwar ganz nah am Alltag in der Kita.
scheidungshilfen geben, ob eine logopädische oder eine
anderweitige Therapie ratsam ist. Mey betont: „Sprach-
förderung im Alltag und in der Kita ersetzt keine thera-
peutischen Maßnahmen. Sie ergänzt diese sinnvoll.“                     Jede Kita, die Interesse an dieser Fortbildung hat,
                                                                       kann sich an folgenden Kontakt wenden:
Passende Fortbildungen schwer zu finden
                                                                       CHRISTOPHORUS-WERK LINGEN E. V.
In vielen Lingener Kitas gibt es heute eigene Sprachförder-            Frühförderung und Entwicklungsberatung
kräfte innerhalb des Kollegiums. Die Idee dahinter: Sie sollen         Alois Börgel (Leiter)
als „Coaches“ in erster Linie ihre Kolleginnen auf den neuesten        Tel.: 0591 9142-190
Stand bringen. Sie sollen sie theoretisch mit dem Wissen               www.gemeinsam-vielfalt-leben.de
zur alltagsintegrierten Sprachförderung versorgen, welches

BL ITZLICHT 1 1.2 01 8                                                                                                         15
FACHLICHES

                                            André Warning und Laura Wierlemann ändern den Dienstplan für die kommende Woche.

Jasmin Deters (Mitarbeiterin Kita Regenbogen)

Kita Regenbogen – das sind wir
„Unsere Welt ist bunt – Schritt für Schritt die Welt entdecken“ : Unter diesem Motto besteht seit Ende 2017
die inklusive Kita Regenbogen des Christophorus-Werkes Lingen e. V. Wie wird das Konzept ein Jahr nach der
feierlichen Einweihung inzwischen in der ganz praktischen Arbeit mit Leben gefüllt?

I
  n unserer Kindertagesstätte                    Unser Team                                      schige interne Vernetzung, welche
  Regenbogen vereinen sich heute                                                                 die Arbeit der verschiedenen Bereiche
  vier Angebote für Kinder unter                 In der Kita Regenbogen arbeiten                 verbindet und voneinander profitieren
einem Dach:                                      Fachkräfte der (Heil)Pädagogik,                 lässt. Themenorientierte Besprechungen
                                                 Psychologie, Motopädie, Sprach-                 und Arbeitskreise nutzen und fördern
•    Krippe (1-3 Jahre)                          therapie und Pflege zusammen.                   die Stärken und Interessen der Mit-
•    Kindergarten (3-6 Jahre)                    Für Kinder mit besonderem Unter-                arbeitenden optimal. In unserer tägli-
•    Heilpädagogischer 			                       stützungsbedarf bieten wir individuelle         chen Arbeit profitieren wir von einem
     Kindergarten (3-6 Jahre)                    Hilfen durch unser multiprofessio-              regelmäßigen fachlichen Austausch
•    Sprachheilkindergarten                      nelles Team. Tatkräftige Begleitung             zwischen allen Disziplinen.
     (4-6 Jahre)                                 erhalten wir durch Freiwilligendienst-
                                                 Leistende und Praktikanten sowie                Was wir Kindern und
                                                 Auszubildende der umliegenden                   Eltern bieten
Krippe und Kindergarten sind die                 Fachschulen. Durch regelmäßige Fort-
neuen Angebote der Einrichtung.                  und Weiterbildungen stellen wir uns             In unserer Kindertagesstätte Regen-
So findet jedes Kind bei uns einen               den immer neuen Anforderungen                   bogen nehmen die Bildungsbereiche
Platz, der seinen Bedürfnissen ent-              der pädagogischen Arbeit. Dadurch               „Körper, Bewegung und Gesundheit“
spricht. Um dies für alle Kinder im              bringen wir stetig neue Ansätze                 sowie „Kommunikation, Sprache und
Raum Lingen und Umgebung zu                      in unsere Arbeit ein. Innerhalb des             Sprechen“ einen großen Stellenwert
gewährleisten, arbeiten wir an vier              Teams zeigt sich ein Jahr nach der              ein. Durch verschiedene Angebote
Standorten in Lingen und Spelle.                 Angebotserweiterung eine engma-                 wie Ausflüge in den Wald, Besuche

16                                                                                                                     B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
der naheliegenden Umgebung oder           kann aber nur dann gewährleistet           lassen, wenn sich ihre individuellen
weitläufige Spaziergänge erlangen         werden, wenn jeder ein Recht auf           Bedürfnisse verändern. Aufgrund der
die Kinder vielfältige Natur- und         Rechtfertigung hat. Wird ein Kind          ähnlichen Strukturen können wir vielen
Umwelterfahrungen. So lernen sie          durch den Erwachsenen beschränkt,          Kindern diesen Wechsel erleichtern.
unsere Welt mit allen Sinnen kennen.      hat es das Recht auf eine wechselseitige
                                          Begründung, einen offenen Diskurs.         Erziehungspartnerschaft mit
Wegbegleiter sein                             Um die Kinderrechte in unserer         Angehörigen
                                          Einrichtung zu wahren und wert-
Die soziale und emotionale                zuschätzen, haben sich die Mit-            Ein weiterer großer und wichtiger
Begleitung der Kinder ist uns Mit-        arbeitenden von Sprachheil- und            Teil unserer Arbeit ist die Zusammen-
arbeitenden ein wichtiges Anliegen.       Heilpädagogischem Kindergarten             arbeit mit den Erziehungsberechtigten.
Wir verstehen uns als Wegbegleiter        schon vor der Erweiterung zur inklusiven   In Form von regelmäßigen Gesprächen,
der Kinder, sodass sie ihren Alltag in    Kita Regenbogen damit befasst. Sie         Hospitationen im Gruppenalltag und
einem geborgenen und geschützten          entwickelten Handlungsgrundsätze,          Hilfestellungen bei Fragen und
Rahmen meistern und selbstbe-             die das Mitbestimmungsrecht der            Problemen schaffen wir eine „Eltern-
wusst die Welt entdecken können.          Kinder und das Tragen von Eigen-           partnerschaft“. Diese beruht auf Ehr-
Beziehungsarbeit und Vertrauen sind       verantwortung in einem angemessenen        lichkeit und Wertschätzung. Um die
die Basis für ein offenes und ehrliches   Maß gewährleisten. Durch die Mit-          Eltern in ihrer Erziehung zu unterstüt-
Miteinander, in dem Sorgen und            bestimmung innerhalb der Kita              zen und die Kinder im Alltag richtig
Ängste besprochen und bearbeitet          erlernen die Kinder demokratische          auffangen zu können, ist das Eltern-
werden können. Durch gezielte             Handlungsweisen. Sie haben die             Erzieher-Verhältnis von entscheiden-
Angebote lernen die Kinder, sich          Möglichkeit, ihren Kitaalltag aktiv zu     der Bedeutung. Sowohl die pädago-
mit ihrer eigenen Persönlichkeit          beeinflussen und ihre Ideen und Wünsche    gischen Mitarbeitenden als auch die
und mit den Persönlichkeiten ihrer        einzubringen. Außerdem lernen sie,         anderen Fachkräfte in unserem Haus
Mitmenschen auseinander zu setzen.        Verantwortung zu übernehmen, sich          sind Ansprechpartnerinnen und -part-
Empathie und Rücksichtnahme sind          eine Meinung zu bilden und diese vor       ner für die Erziehungsberechtigten.
wichtige Themen unserer Arbeit.           anderen Menschen zu vertreten.

Partizipation!                            Gleiche Qualitätsstandards für alle

Das Recht von Kindern auf                 Auf Basis der gemeinsam entwick-
Beteiligung ist in Deutschland gesetz-    elten und festgelegten Standards
lich verankert. Fachkräfte sind dazu      können wir einen gleichbleibenden
verpflichtet, Kinder zu beteiligen.       Qualitätsstandard für all unsere
Die entsprechende UN-Konvention           Standorte und Bereiche gewährleisten.
gibt es bereits seit 1959.1992 trat sie   In einem durchlässigen System wie
nach der Wiedervereinigung auch in        unserem ist es möglich, die Kinder in
Deutschland in Kraft. Gerechtigkeit       einen anderen Bereich wechseln zu

BL ITZLICHT 1 1.2 01 8                                                                                                   17
FACHLICHES

Marc Hülsmann (Abteilungsleiter Kinder- und Jugendhilfe, stationärer Bereich)

„Neue Autorität“: Neue Sichtweisen
 in der Kinder- und Jugendhilfe
Seit November 2017 nehmen alle pädagogischen Mitarbeitenden                     Erziehungsverantwortung umfasst. Entwickler
der Christophorus-Werk • Kinder- und Jugendhilfe GmbH (KiJu)                    des Konzeptes ist der Israeli Haim Omer,
an einer Weiterbildung zum Thema „Neue Autorität“ teil.                         Professor für Klinische Psychologie an der
Alle Mitarbeitenden, die über den gesamten Zeitraum an der                      Universität Tel Aviv. Es baut zu einem großen
Weiterbildung teilnehmen, schließen diese im Jahr 2019 mit dem                  Teil auf der Idee, Methodik und der sozialpoliti-
„Coach für Neue Autorität“ ab.                                                  schen Idee des Gewaltlosen Widerstandes von
                                                                                Mahatma Gandhi auf. Bruno Körner und Martin
                                                                                Lemme, die Gründer des Institutes SyNA aus
                                                                                Bramsche bei Osnabrück, sind seit 2002 intensiv
                                                                                an der Weiterentwicklung des Konzeptes beteiligt.
                                                                                Sie haben die sogenannten „Haltungs- und
                                                                                Handlungsaspekte“ beschrieben. Dabei steht
                                                                                die Präsenz der Erziehungsverantwortlichen im
                                                                                Zentrum des gesamten Konzepts und der wei-
                                                                                teren Vorgehensweise. Vereinfacht ausgedrückt:
                                                                                Erziehungsverantwortliche fühlen sich dann
                                                                                handlungsfähig und nehmen eine Wirksamkeit
                                                                                im erzieherischen Handeln wahr, wenn sie sich
                                                                                in ihrer Präsenz stark erleben. Bemerken sie
                                                                                bei sich selbst Probleme oder Handlungsunsi-
                                                                                cherheit, dann sind sie in ihrer Präsenz geschwächt.
                                                                                Es gilt also zu erfahren, an welcher Stelle die
                                                                                Präsenzschwächung stattgefunden hat, um sie
                                                                                dann gezielt zu stärken. Haim Omer beschreibt
                                                                                elterliche Präsenz innerhalb des Konzeptes
                                                                                der Neuen Autorität als Ausdruck von drei

                       G
                                rundsätzlich kann man Erziehung als             Grundhaltungen:
                                eine pädagogische Einflussnahme auf             • Ich bin da!
                                die Entwicklung und das Verhalten von           • Ich bleibe da, auch wenn es schwierig wird!
                        Heranwachsenden verstehen. Dabei herrscht               • Ich bleibe nicht allein!
                        immer noch in weiten Teilen der Gesellschaft
                        ein traditionelles und eher konservatives               Wo findet das Konzept Anwendung?
                        Bild von Erziehung vor. Dieses ist durch ein
                        Hierarchiedenken vom Erwachsenen zum Kind               Im pädagogischen Alltag hat sich der Ansatz
                        und von Werten und Vorstellungen geprägt,               der Neuen Autorität in den letzten Jahren
                        denen Kinder und Jugendliche zu folgen haben,           für Erziehungsverantwortliche sowohl in
                        wenn Erwachsene dies von ihnen fordern.                 Krisensituationen als auch als Haltungs- und
                                                                                Handlungskonzept im Sinne der „Wachsamen
                        Was bedeutet Neue Autorität?                            Sorge“ als hilfreich und wirksam erwiesen.
                                                                                Nicht nur in Familien, die mit gewalttätigem,
                        Bei der Neuen Autorität handelt es sich um ein          selbstdestruktivem, verweigerndem oder ängst-
                        Konzept, das mit seiner Haltung und systemi-            lich-zwanghaftem Verhalten konfrontiert sind,
                        schen Sichtweise zunehmend an Einfluss und              sondern auch in der Jugendhilfe, in Schulen und
                        Gewicht in allen Bereichen gewinnt, die eine            anderen Bildungseinrichtungen, Organisationen

18                                                                                                             B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
und Kommunen hat es sich zunehmend etabliert.
Die ersten Weiterbildungstermine für das KiJu-
Team fanden im kompletten Kollegium statt.                                                   Selbstführung
Martin Lemme, Silvia Lemme und Alexandra                                                     Deeskalation
Zimmermann begleiten die Gruppe als Dozenten-
team vom Institut SyNA. Hierbei legten die                             Haltung                                         Transparenz
Dozenten viel Wert darauf, die Grundzüge und                           Entscheidung                                    Öffentlichkeit
wichtigsten Charakteristika des Ansatzes Neue                          Werte
Autorität zu vermitteln. Das KiJu-Team machte
sich mit den Begrifflichkeiten vertraut und                                                     PRÄSENZ
arbeitete viel in Gruppen. Außerdem konnten
                                                                       Gesten der
die Teilnehmenden immer wieder anhand von                              Beziehung und
Praxisbeispielen eine Verbindung zum beruflichen                       der Verzeihung,                                 Unterstützung
Alltag herstellen.                                                     Versöhnung                                      Netzwerke
                                                                       Wiedergut-
                                                                       machung
Warum diese Fortbildung?                                                                      Protest
                                                                                              Gegenüber
Nur zu gut kannten die Teilnehmenden aus dem                                                  Widerstand
Alltag in den Wohngruppen Situationen, in denen
sie sich als Betreuende mit den Kindern oder Jugend-
lichen in eine „Kampfarena“ begaben. Oft ging
es darum, darauf hinzuwirken, dass sich die
Kinder und Jugendlichen an Regeln und
Abmachungen hielten und den Aufträgen und
Ansagen der Erwachsenen nachkamen. Solche                                                 Verschiedene Bausteine des Konzeptes gruppieren
                                                                                    sich um den zentralen: die Präsenz der Erziehungsperson
Situationen endeten häufig in Streit, Verweigerung
                                                                                                                       steht im Mittelpunkt.
oder Eskalation. Die Haltung gemäß des Konzeptes
der Neue Autorität tritt dem entgegen und hat
einen anderen Ansatz: Widerstand und Wieder-
gutmachung statt Strafe und Härte. 		                  Wo stehen wir jetzt?
     Selbstveränderung und Unterstützung statt
Einzelkampf und Kontrollversuche. Wichtig bleibt       Seit dem Sommer 2018 sind die Mitarbeitenden
aber, nichts unter den Teppich zu kehren. Was          in drei Gruppen aufgeteilt und werden von jeweils
besprochen und geändert werden muss, muss              einem Dozenten begleitet. Das Arbeiten in den
auch besprochen und geändert werden.                   kleineren Gruppen ermöglicht eine noch intensivere
                                                       Auseinandersetzung mit den Inhalten und deren
                                                       Vertiefung. Schon jetzt ist deutlich wahrnehmbar,
                                                       dass die Haltung der Neuen Autorität bei der
                                                       Mitarbeiterschaft der Kinder- und Jugendhilfe
                                                       ankommt und dass sie im pädagogischen Alltag
                                                       zunehmend Anwendung findet. Dies geschieht
                                                       auf unterschiedliche Art und Weise: Sei es, dass
                                                       eine starke Präsenz und eine große Transparenz
                                                       gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern
                                                       der Wohngruppen erkennbar ist oder dass das
                                                       Team mit neu erarbeiteten Erziehungsmitteln wie
                                                       Ankündigungen arbeitet.
                                                       		       Die vielen Erfahrungen aus dem päda-
                                                       gogischen Alltag und die Rückmeldungen der Mit-
                                                       arbeitenden zeigen, dass das Konzept der Neuen
                                                       Autorität, dessen Ansätze und Handlungsweisen
                                                       zu vielen positiven Reaktionen und zu neuen
                                                       Sichtweisen auf die Erziehungsarbeit geführt hat.

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FACHLICHES

     Kinder- und Jugendhilfe
     Kinder und Jugendliche brauchen: Sicherheit und Geborgenheit.

     Das ist auch den Chefs vom Christophorus-Werk wichtig.

     Deshalb gibt es im Christophorus-Werk die Kinder- und Jugendhilfe.

     Die Firma heißt: Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH.

     Die Chefin heißt: Klazina Hartholt.

     In der Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe gibt es

     viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

     Sie sind für die Kinder und Jugendlichen da.

     Zum Beispiel: Wenn sie große Probleme und Sorgen haben.

     Die Kinder- und Jugendhilfe sorgt also dafür,

     dass es Kindern und Jugendlichen gut geht.

     Und dass Eltern Hilfe bekommen beim Erziehen.

     Kindern und Jugendlichen helfen

     Es gibt viele Gründe, warum Kinder Hilfe brauchen.

     Zum Beispiel: Die Eltern sind sehr krank.

     Dann können sich die Eltern nicht um ihre Kinder kümmern.

     Manche Eltern wissen nicht, wie man Kinder gut versorgt.

20                                                                B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Die Kinder bekommen dann zum Beispiel:

               - Kein regelmäßiges Essen.

               - Keine saubere Kleidung.

               - Oder keine Hilfe bei den Hausaufgaben.

               Manche Kinder können nicht mehr bei ihren Eltern wohnen.

               Die Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH

               gibt den Kindern dann ein neues Zuhause.

               Sie wohnen zum Beispiel in Wohn-Gruppen.

               Dort leben Kinder von 6 bis 18 Jahren wie in einer Familie.

               Morgens, mittags und abends essen sie gemeinsam.

               Nachmittags ist Zeit für Hausaufgaben.

               Danach haben die Kinder Zeit zum Spielen.

               Und für die Jugendlichen gibt es verschiedene Freizeit-Ideen.

               Zum Beispiel: Lesen, Musik machen, Sport machen.

               Im Sommer gibt es tolle Freizeit-Aktionen.

               Zum Beispiel Kanu fahren und ein Sommer-Fest.

               Die Gruppen haben schon tolle Urlaubs-Reisen gemacht.

               Zum Beispiel: Nach Kroatien und nach Italien.

               Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen helfen den Kindern auch:

               Wenn sie Sorgen oder Angst haben.

               Oder wenn sie traurig sind.

               Manche Kinder bleiben nur für eine kurze Zeit in einer Wohn-Gruppe.

               Manche können danach zurück zu ihren Eltern.

               Manche sind schon fast erwachsen und können alleine wohnen.

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FACHLICHES

     Hilfe beim Erwachsen-werden

     Mit 18 Jahren ist man erwachsen.

     Manche Jugendliche möchten dann in einer kleinen Gruppe wohnen.

     Auch dabei hilft die Kinder- und Jugendhilfe.

     Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen regelmäßig vorbei.

     Dann bekommen die Jugendlichen die Hilfe, die sie brauchen.

     Manche Jugendliche möchten lieber ganz alleine wohnen.

     Wer schon gut alleine zurecht-kommt, kann das ausprobieren.

     Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen helfen den Jugendlichen dabei.

     Die Kinder- und Jugendhilfe hat dafür 17 Wohnungen gemietet.

     Die Wohnungen sind zum Beispiel in: Lingen und Nordhorn.

     Hilfe bei der Ausbildung

     Nach der Schule machen Jugendliche oft eine Ausbildung.

     Das heißt: Sie lernen einen Beruf.

     Damit sie später eigenes Geld verdienen.

     Und sich eine Wohnung mieten können.

     Manche Jugendliche in der Kinder- und Jugendhilfe haben große Probleme.

     Sie brauchen viel Unterstützung, damit sie die Ausbildung schaffen.

     Die Kinder- und Jugendhilfe arbeitet

     mit dem Berufs-Bildungs-Werk zusammen.

     Zusammen können sie Jugendlichen sehr gut helfen.

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Elisabeth Strodt (Abteilungsleiterin Familienentlastender Dienst)

Familien bestmöglich unterstützen
Mit einem Telefon, einem Stuhl                      ersten FED. 1993 entschied sich auch      Planstellen gab es nicht. Honorarkräfte
und einem Tisch begann vor 25                       das Christophorus-Werk für die            mussten für die Arbeit geworben und
Jahren in einem kleinen Raum die                    Einrichtung eines solchen Dienstes.       eingearbeitet werden. In all den Jahren
Arbeit des Familienentlastenden                     Weder der Name noch die Aufgaben          mussten Familienentlastende Dienste
Dienstes (FED) im Christophorus-                    waren näher beschrieben. Im ersten        um ihr Überleben kämpfen. Denn die
Werk Lingen. Im Februar des                         Jahr ging es deshalb vor allem darum,     freiwilligen Förderungen des Landes
Jahres wurde er 25 Jahre alt. Das                   den Dienst und seine möglichen            waren nicht sicher. Leistungen der
ist ein Grund zum Feiern. Denn                      Aufgaben bekannt zu machen: mit           Kostenträger für Angebote des FED
die Bedingungen, um den Dienst                      Elternabenden, einem erster Flyer,        veränderten sich ständig und brachten
zu etablieren, waren nicht leicht.                  Vorstellungen in sozialen Institutionen   immer wieder Unruhe in die Arbeit.
                                                    und mehr.

D
         ass es Familienentlastende                                                           Vertrauensverhältnis und
         Dienste zur Unterstützung                  Werbung, Mitarbeitergewinnung             Fachlichkeit als Aushängeschild
         von Familien mit von Behin-                und schwierige Bedingungen
derung betroffenen Angehörigen                                                                In den ersten Anfragen und Haus-
geben sollte, dafür kämpfte eine                    Alles, was der Unterstützung von          besuchen zeigte sich schon sehr deut-
Elternbewegung bereits in den sieb-                 Angehörigen diente, sollte Aufgabe        lich, wie unterschiedlich die Bedarfe der
ziger Jahren. Sie forderten Unterstützung           des FED werden. Aus diesem Ziel           Familien und damit die Heraus-
in der unermüdlichen Rund um die                    leiteten sich seine weiteren Aufgaben     forderungen für den FED sind. So
Uhr-Betreuung ihrer Kinder. Anfang                  ab. Parallel dazu ging es um Mit-         individuell wie jedes Familiensystem
der Achtziger etablierten die Ein-                  arbeiterwerbung, denn hauptamt-           mit seinen Mitgliedern und Strukturen,
richtungen der Behindertenhilfe die                 liche Mitarbeiter im Rahmen von           Wünschen und Bedarfen an

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FACHLICHES

Unterstützung ist, so individuell mussten
auch die Angebote des FED gestrickt
sein. Das ist bis heute so. Während
es der einen Familie um die Unter-
stützung bei der Pflege zuhause
geht, sucht die nächste für ihren
Angehörigen Assistenz in der Freizeit.
Wieder eine andere braucht für
ihren Angehörigen eine Begleitung
während der Urlaubszeiten. In einem
Aufnahmegespräch bespricht die
Leitung in einem vertraulichen
Rahmen die Behinderung, die
umfassenden pflegerischen und
pädagogischen Aufgaben, gesund-
heitliche Probleme und wichtige
Medikamente mit der Familie. Oft
kommen auch Sorgen der Familien
zur Sprache: Probleme mit dem               auch in verschiedenen Einrichtungen       wurden vom FED sehr individuell
Umfeld, den Geschwisterkindern              des Christophorus-Werkes. Dieser          und flexibel umgesetzt. Gleichzeitig
und dem Partner, vor allem aber die         Austausch ist für alle Seiten wertvoll.   begann der FED mit den ersten Freizeit-
Sorgen um die Angehörigen mit                                                         angeboten.1993 wurde der Ferienpass
Behinderung und ihre Zukunft. Im            Vom Nachmittagstreff zur                  auch für Kinder mit Behinderung in
Anschluss an dieses Erstgespräch            Urlaubsreise: Angebote                    Kooperation mit dem Stadtjugendamt
werden geeignete Mitarbeitende,             entwickeln sich weiter                    angeboten. Zoo, Freizeitparks und
sogenannte Helferinnen oder Helfer,                                                   Freilichtbühne gehören seitdem mit
gesucht, die in die Familie passen.         So entwickelten sich in den ersten        zum Ferienangebot des FED. Betreuungs-
Die Helfenden werden im Laufe ihrer         Jahren Angebote zur ambulanten            nachmittage mit einem abschließenden,
oft langjährigen Tätigkeit zu „einem        Einzelbetreuung, also Assistenz an        gemeinsamen Kaffeetrinken mit den
Teil der Familie“, so eine Mutter. Eine     einem Nachmittag in der Woche.            Eltern rundeten die Ferien ab. Auch
Vertrauensbasis auf beiden Seiten           Inhaltlich sahen diese Assistenzen        die ersten Freizeitabende für Erwachsene
ist deshalb absolut nötig für das           sehr unterschiedlich aus. Die Wünsche     in Form von festen Gruppen mit Kegel-
entstehende Betreuungsverhältnis.           der Angehörigen nach sozialer             abenden, Kino, Bowling und anderem
Damit sich die Helfer besser einar-         Kontaktaufnahme, Förderung,               wurden bereits im Jahr 1995 ins Leben
beiten können, hospitieren sie vorab        Begleitung, Pflege und Assistenz,         gerufen. Um Familien längerfristig zu

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entlasten und sowohl ihnen als auch        leistete dort bis zu 24 Mal jährlich    weiter steigenden Inanspruchnahme
ihren Angehörigen einen Kurzurlaub zu      Betreuung. Nachdem ein hoher            kam es auch zu einem vermehrten
ermöglichen, boten wir bereits im Jahr     Bedarf angemeldet worden war,           Bedarf an Beratung zu den komplexen
1994 Wochenend- und Ferienfreizeiten       wurde im Jahr 2007 in Kooperation       Leistungen. Obwohl der Dienst
an. Dieses Angebot bauten wir im Laufe     mit dem Familienzentrum St.             immer wieder Honorarkräfte gewin-
der Jahre im ständigen Austausch mit       Bonifatius ein inklusives Angebot       nen konnte, die pädagogisch oder
den Angehörigen weiter aus.                zur Wochenendbetreuung von              pflegerisch ausgebildet waren oder
                                           Kindern erarbeitet. Dieses Angebot      über praktische Erfahrung in der
Ziel sind Angebote im ganzen               wurde wegen mangelnder Inan-            Behindertenhilfe verfügten, verlän-
südlichen Emsland                          spruchnahme nach ca. einem Jahr         gerten sich die Wartezeiten im FED
                                           wieder eingestellt.
Heute kann der FED auf ein sehr
vielfältiges Angebot an Freizeit-          Fachpersonal dringend gesucht
fahrten, Urlaubsreisen, Aktionen,
Kreativgruppen, sportlichen                In der Zeit des Aufbaus
Aktivitäten und Assistenzen stolz sein.    bestand noch die Hoffnung,
Alle Angebote erscheinen zweimal           dass der rechtliche Anspruch
jährlich in einem Freizeitheft. In einem   auf Familienentlastung ins
Betreuungsraum im Christophorus-           Bundessozialhilfegesetz
Werk, den der FED im Jahr 2013             (BSHG) aufgenommen wird.
bezog, werden verschiedene                 Getreu dem Grundsatz
Angebote für Einzelbetreuungen,            „Vorrang der offenen Hilfe
Gruppenangebote und kreative               vor stationärer Aufnahme“.
Aktionen vorgehalten. Seit 2017            Seit dem Inkrafttreten des
baut der FED sein Freizeitangebot          Pflegeversicherungsgesetzes
vor allem im südlichen Emsland             1995 haben Pflegebedürftige
aus. Das Projekt unter dem Motto           erstmalig einen rechtlichen
„Freizeit mit Assistenz“ fördert die       Anspruch auf Pflege-
Stiftung Aktion Mensch. So können          leistungen. Ein Anspruch
Menschen mit Behinderung zuneh-            auf Entlastung ist bis heute
mend dort ihre Freizeit verbringen         nicht im Sozialgesetzbuch
und Beratungsangebote nutzen, wo           verankert. Im Jahr 2002
sie wohnen und leben, also in ihrem        wurde erstmalig der
Sozialraum.                                Bedarf an Betreuung im
                                           Pflegeversicherungsgesetz
Auch Kurzzeitpflege gehörte dazu           (PflErG) berücksichtigt
                                           und neben der Pflege die
Im FED waren wir um die stetige            Alltagskompetenz bewer-
Weiterentwicklung der Angebote,            tet. Die darauf folgenden
u. a. der Kurzzeitpflege, bemüht. In       Anfragen konnte der FED
den ersten Jahren wurden Menschen          mit Honorarkräften nicht
mit Behinderung oft noch sehr indi-        mehr bewältigen und
viduell im häuslichen Umfeld betreut.      reagierte mit der Einstellung
Dies mussten Leitung und Angehörige        von Fachpersonal (eine langjährige
im Vorfeld mit den Pflegekassen            Honorarkraft, eine Erzieherin und
besprechen bzw. manchmal durch-            eine Krankenschwester).
fechten. Denn Kurzzeitpflege als           Im Jahr 2008 wurden mit der wei-
stationäres Angebot wurde nicht            teren Reform (PflWG) entschei-
im häuslichen Bereich genehmigt.           dende Weichen gestellt und die
Von 2003 bis 2015 kooperierte der          Leistungen für niedrigschwellige
FED mit verschiedenen stationären          Betreuung deutlich erhöht. Diese
Einrichtungen, u. a. mit dem               Entwicklung stellte den FED vor große
St. Bonifatius-Hospital in Lingen und      Herausforderungen. Denn neben der

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