Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED!
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Zeitung der Einrichtungen und Dienste im Christophorus-Werk Lingen e. V. 11. 2018 Gemeinsam feiern wir das 25-jährige Jubiläum vom FED! Großes Interesse 25 Jahre Familien- Azubis stark beim Tag der entlastender Dienst machen – Betriebe offenen Tür unterstützen Seite 12 Seite 23 Seite 68
Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, in diesem Jahr hat unser Familienentlastender Dienst sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Im nächsten Jahr folgen die Wohnheime Lingen (25 Jahre) und Darme (40 Jahre). Ein Jubiläum ist Anlass, auf vergangene Zeiten zurückzublicken. Rein äußerlich betrachtet hat sich nicht viel verändert. Näher betrachtet doch vor allem eines: unsere Haltung. Die Auseinandersetzung mit den Rechten von Menschen mit Behinderungen auf Mit- und Selbstbestimmung, Individualität und Unver- sehrtheit, die durch die jeweiligen UN-Konventionen für uns verbindlich sind, hat auch unser Denken beeinflusst. Früher lautete das Motto des Christophorus-Werkes: „Einer trage des anderen Last“. Heute heißt es: „Gemeinsam Vielfalt leben“. Das zeigt diese Haltungsänderung sehr deutlich. Vor über 25 Jahren galt als Maxime im Umgang mit Menschen mit Behinderungen das sogenannte Normalisierungsprinzip. Es verdeutlichte den Anspruch eines Menschen mit Behinderung auf Standards eines Lebens, das sich an der vermeintlichen Normalität von nichtbehinderten Menschen orientierte. Das folgende Integrationsprinzip sprach sich für einen Anspruch des Menschen mit Behinderung auf eine Integration in die Welt der „Normalen“ aus. Heute wird unter dem Leitwort Inklusion jedem ein Recht auf Zugehörigkeit zur Gesellschaft zuge- sprochen. Da es sich hier um ein grundsätzliches Recht aller Menschen handelt, bedarf es eigentlich keiner besonderen Erwähnung von Menschen mit Behinderungen mehr. Diese Änderungen beeinflussen auch die Weiterentwicklung unserer Angebote, weg von einer bisher eher einrichtungs- zu einer eher personenorientierten Ausrichtung. Damit wären wir bei dem sogenannten Paradigmenwechsel, der durch das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG) zementiert werden soll, angekommen. Aber ergibt sich wirklich eine Verbesserung der sozialen Teilhabe für alle? Wie kann das gelingen, wenn mit dem Gesetz Einsparungen angestrebt werden und wenn das Wunsch- und Wahlrecht des Menschen mit Behinderung nur dann angemessen erscheint, wenn es wirtschaftlich vertretbar ist? Wo liegen die Grenzen des Vertretbaren? Seit Jahren gibt es eine sehr positive Inklusionsentwicklung für Menschen mit einem geringen Unter- stützungsbedarf. Für Menschen mit einem komplexen sind die Möglichkeiten begrenzt – gehört ihr Bedarf am Ende zu dem „wirtschaftlich nicht Vertretbaren“? Sorgen bereitet auch die zukünftige Unterscheidung zwischen kompensatorischer und quali- fizierter Assistenz. Eine kompensatorische Unterstützung kann eine sinnvolle Ergänzung, aber keine Alternative zu fachlich qualifizierter Assistenz sein. Der Rückblick auf 25 Jahre FED zeigt, dass die fachlichen Anforderungen an dem ursprünglich als „niedrigschwelliges, mittels Ehren- amt zu leistendes“ Angebot über die Jahre gestiegen sind. Der Begriff der Fürsorge steht durch die Auseinandersetzung mit dem BTHG heute eher im Gegensatz zur Selbstbestimmung. Eigentlich schade. Denn unsere Sorge für unsere Klienten ist unser Motor, um uns auch in Zukunft – vielleicht mehr denn je – für die Rechte aller Menschen mit Behinderungen einzusetzen. Insbesondere diejenigen, die nicht schon öffentliche Aufmerksam- keit bekommen, brauchen dabei unsere Unterstützung. Bleiben wir also am Ball und tun weiter das, was wir gut können: Veränderungen als Herausforderung erkennen, Farbe bekennen und uns für die Weiterentwicklung qualitativ guter Assistenz zur Teilhabe für Menschen mit Behinderungen einsetzen. Ihre Marita Rosken Bereichsleitung Wohnen, Begegnung, Assistenz BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 3
12 FA C H LICHES MENSCHEN Inhalt 14 Frühförderung im Wandel 35 Teamtage der Mosaik-Schule Fachtag mit wertvollen Kreativität und Zusammenhalt Denkanstößen üben 15 Im Auftrag der Sprache 36 Literatur Wttbewerb Frühförderung bietet Fortbildung zum Thema Luft und Liebe AK T I O N E N für Sprachförderkräfte an Dirk Storm hat dabei mitgemacht 6 Einblicke in die deutsche 16 Kita Regenbogen – 39 Ausbildungschance BBW Arbeitswelt das sind wir Die Erfolgsgeschichte von Geflüchtete besuchen Die inklusive Kita stellt ihre Timo von Thenen Firmen im Emsland Arbeit vor 40 Geblitzt 7 10 Jahre lohnende 20 Kinder- und Jugendhilfe Christine Brockhaus-Holt vom FED Zusammenarbeit Das macht die Kinder- und Kampmann und 41 Bewusster Genuss Jugendhilfe im Christophorus-Werk Christophorus-Werk feiern mit Nachdenkeffekt Kooperationsjubiläum 23 Familien bestmöglich Faires Frühstück ein voller Erfolg unterstützen 8 10 Jahre Zusammen- 42 Erste inklusive Kolonne Von den Anfängen des FED arbeit mit der Firma beim Bauhof Lingen bis zu seinem Angebot heute Kampmann Frank Pelz hat jetzt einen Beschäftigte feiern 28 25 Jahre Außen-Arbeitsplatz gemeinsam bei Kampmann Familienentlastender Dienst 44 Erste inklusive Kolonne Eindrücke vom Jubiläumsfest 10 Endlich schwimmen können beim Bauhof Lingen Kinder- und Jugendhilfe 30 25 Jahre Stadt Lingen bietet Werkstatt- organisiert Schwimmkurs Familienentlastender Dienst beschäftigtem Arbeitsplatz für junge Geflüchtete Das ist das Angebot vom FED 46 Weiter lernen, bis " 11 Rock das Leben bringt 32 Fortbildung für mehr alle Finger gleich sind." Menschen zusammen berufliche Perspektiven Das BBW verabschiedet seine Open Air und kostenlos traten Mitarbeitende der Mosaik-Schule Absolventen 2018 verschiedene Bands auf absolvierten erfolgreich Weiter- 47 Wir gedenken bildungen 12 Großes Interesse Unsere Verstorbenen beim Tag der offenen Tür 34 Flexibler bei der Jobsuche 48 Mehr Mitbestimmung Bereich Berufliche Bildung und dank Pflegekurs für den Werkstattrat Arbeit präsentierte sich mit vielen Auszubildende aus dem BBW Die neuen Mitglieder des Rates Mitmachaktionen erweitern ihr Fachwissen haben ihre Arbeit aufgenommen 4 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
23 56 52 Mehr Mit-Bestimmung 62 Spatenstich in Spelle 76 In Bewegung sein für den Werkstatt-Rat Weitere inklusive Kita Mit der Kinder- und Jugendhilfe Das ist neu für den Werkstatt-Rat soll entstehen auf dem Pilgerweg 63 Neuer Webshop für die 79 Termine Schleifenwerkstatt S P OR T Ein Großprojekt wird abgeschlossen 53 Team des BBW Lingen ist 64 WG mit großem Zusammenhalt Norddeutscher Vizemeister Ein ehemaliges Flüchtlingsheim Mannschaft holt in Hannover wird Wohnung für Azubis den 2. Platz 54 10 Jahre Lucky Löwen: PRO JEKTE eine Erfolgsgeschichte IMPRESSUM Eine Reise zu den Anfängen 66 Förderverein lädt zum des Teams Adventssingen ein Herausgeber: Christophorus-Werk Lingen e. V. Spenden gehen an die Dr.-Lindgen-Straße 5 – 7 56 MIA-Infotage in Berlin Mosaik-Schule 49809 Lingen Teilnehmer des Bundesprojektes Telefon: 0591 9142-0 beim Erfahrungsaustausch Telefax: 0591 9142-96301 67 Gemeinschaftsprojekt info@christophorus-werk.de 58 Mannschaft der im Sinnesgarten www.gemeinsam-vielfalt-leben.de Mosaik-Schule holt den Einladung zur Kunstbetrachtung Redaktion: 5. Platz beim Bundesentscheid Claudia Bahns, Vera Berens, 68 Azubis stark machen – Schüler reisten zum Finale Christine Brockhaus-Holt, Jasmin Deters, Betriebe unterstützen Monika Feye-Struck, Markus Hoffmann, nach Berlin Neues Programm soll Fachkräfte- Jörg Lögers, Angela Neumann, mangel entgegenwirken Juliane Schmalisch-Fischer, Simone Schröter, Helge Sonnenberg, NEUE S 70 Vorzeigemodell Marianne Quaing BOLL-Kooperation Auflage: 58 EUTB – was ist das eigentlich? In Emsbüren lernen BBW-Azubis 2.300 Exemplare Die neue Beratungsstelle moderne Lagerwirtschaft ganz vorgestellt Gestaltung: praktisch Expect More Kommunikation GmbH, Rheine 59 Das Bundes-Teilhabe-Gesetz Jetzt gibt es eine neue U N TER W EGS Gesamtherstellung: Wentker Druck, Greven Beratungs-Stelle 72 Erholungsreise 61 Christophorus-Werk nach Langeoog jetzt auch in Freren Teilnehmende des FED erleben Neuer Standort eröffnet abwechslungsreichen Sommerurlaub BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 5
AKTIONEN Juliane Schmalisch-Fischer (Öffentlichkeitsarbeit) Einblicke in die deutsche Arbeitswelt In der ersten Jahreshälfte haben rund 40 Geflüchtete über das Christophorus-Werk Unternehmen in der Region besucht. Mitarbeitende des Fachdienstes Arbeit nach Maß und vom SPRINT-Projekt begleiteten die meist jungen Menschen dabei. D ie Betriebsbesichtigungen fanden im den Landmaschinen-Hersteller Krone, die Rahmen des SPRINT-Projektes und der Großgärtnerei Emsflower an der Grenze zu Maßnahme „Integration Kompakt“ statt. den Niederlanden und die Meyer-Werft in SPRINT ist eine Kooperation mit einer Lingener Papenburg. Alle drei sind weltweit operierende Berufsbildenden Schule, wobei die BBS die Unternehmen mit entsprechender Größe. Sprachförderung und das Christophorus-Werk Sie vereinen industrielle Fertigung mit das Modul „Berufliche Integration" übernehmen. dem zugehörigen Netzwerk sowie Vertrieb Daran können Jugendliche und junge Erwachsene und Dienstleistung. Ziel der Führungen: den mit Fluchthintergrund teilnehmen. „Integration Teilnehmenden die deutsche Arbeitswelt mit kompakt" ist ein Angebot des Landkreises ihren Strukturen und Regeln ein Stück weit Emsland und richtet sich an erwachsene aner- anschaulich zu machen. Denn diese sind mit kannte Asylbewerber mit SGB II-Bezug. denen der Herkunftsländer vieler Teilnehmender oft schwierig zu vergleichen. Viele der Teilneh- Strukturen anschaulicher machen menden zeigten sich beeindruckt und gaben positive Rückmeldungen. Und vielleicht haben Gemeinsam besichtigten die Teilnehmenden die Führungen manch einen für den weiteren drei Großunternehmen im Landkreis Emsland: schulischen oder beruflichen Weg inspiriert. 6 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Juliane Schmalisch-Fischer (Öffentlichkeitsarbeit) 10 Jahre lohnende Zusammenarbeit Mit einigen Beschäftigten aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) fing es an, heute arbeiten insgesamt 22 Personen mit Beeinträchtigungen bei der Lingener Kampmann GmbH – zum Gewinn für beide Seiten. Mitarbeitende und Leitungskräfte feierten dieses Jubiläum am 28. Juni im Kampmann-Bistro. Betriebliche Inklusion ist ein Erfolgsweg für alle Christophorus-Werk-Geschäftsführer Georg Kruse sagte: „Mit dieser Zusammenarbeit haben wir damals einen Weg beschritten, wie er auch von der UN-Behindertenrechtskonvention vorgegeben wurde: dass Menschen mit Unterstützungsbedarf dort arbeiten, wo es Menschen ohne auch tun. Damit waren wir Geschäftsführer Hendrik Kampmann bedankte sich für den Vorreiter auf diesem Weg, der immer mehr lohnenswerten Einsatz aller Mitarbeitenden: „Ihre Arbeit Bedeutung gewinnen wird.“ Kruse dankte hier ist in mehrerer Hinsicht ein Gewinn für alle.“ den verantwortlichen Personen aus beiden Unternehmen für ihren persönlichen Einsatz G eschäftsführer Hendrik Kampmann sagte bei dieser Entwicklung. zur Begrüßung: „Hier bei uns können Lena Kollenberg, bei Kampmann zuständig die Mitarbeitenden des Christophorus- für Einkauf und Marketing, brachte es vor den Werkes ihren pädagogischen Auftrag erfüllen, Beschäftigten auf den Punkt: „Sie fühlen ihre Klienten ins reguläre Arbeitsleben einzu- sich heute als Kampmann-Mitarbeitende. Und binden. Sie als Klientinnen und Klienten fühlen für uns ist Ihre Arbeit unverzichtbar geworden.“ sich gebraucht. Die Qualität Ihrer Arbeit stimmt. Als Dankeschön überreichte sie allen ein Für uns ist das menschlich und wirtschaftlich bedrucktes T-Shirt. Anschließend frühstückten Mitarbeitende lohnend.“ Leitungskräfte und Beschäftigte beider von Kampmann und der Werkstatt Unternehmen so, wie die Klienten des beim gemeinsamen Palettenbau in der Werkstatt Christophorus-Werkes und die Mitarbeitenden Frühstück mit den war der Anfang von Kampmann seit zehn Jahren arbeiten: Geschäftsführern beider Gemeinsam. Unternehmen. Vor mehr als zehn Jahren fertigten Beschäftigte der Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Stammsitz der Werkstatt in der Hohenfeld- straße Paletten für Kampmann. Als die Aufträge und Paletten jedoch mehr und größer wurden, entschieden sich beide Seiten dazu, die Produktion in den Hallen der Kampmann GmbH fortzusetzen. Heute arbeiten in zwei Werkstattgruppen 22 Menschen mit geistigen, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen vor Ort. Sie fertigen mehr als 50 verschiedene Komponenten, u. a. Paletten und Elemente für die Klima- und Lüftungstechnik. BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 7
AKTIONEN 10 Jahre Zusammenarbeit mit der Firma Kampmann Seit 10 Jahren arbeitet das Christophorus-Werk mit der Firma Kampmann zusammen. Am Anfang haben die Beschäftigten von der Werkstatt Paletten gebaut. Kampmann hatte immer mehr Aufträge für sie. Das bedeutet: Die Beschäftigten von der Werkstatt haben immer mehr Arbeit von Kampmann bekommen. Es war aber schwer, die großen Paletten zu transportieren. Das Christophorus-Werk und Kampmann wollten das einfacher machen. Sie haben sich entschieden: Die Beschäftigten von der Werkstatt bauen die Paletten direkt bei der Firma Kampmann. Die Beschäftigten haben dort Außen-Arbeitsplätze. Das bedeutet: Die Beschäftigten arbeiten bei der Firma Kampmann. Aber: Sie sind trotzdem Beschäftigte von der Werkstatt. Zusammen schafft man viel Heute arbeiten bei Kampmann 22 Menschen mit: - Geistiger Behinderung. - Oder psychischer Behinderung. Die Beschäftigten von der Werkstatt fühlen sich wie Kampmann-Mitarbeiter. Sie tragen die gleiche Arbeits-Kleidung. Und sie frühstücken gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern. 8 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Heute bauen die Beschäftigten von der Werkstatt immer noch Paletten. Aber: Sie haben auch neue Aufgaben bekommen. Sie bauen zum Beispiel: Einzel-Teile für die Klima-Geräte von Kampmann. Die Klima-Geräte kühlen zum Beispiel große Büro-Gebäude. Die Zusammenarbeit ist der Firma Kampmann wichtig. Denn: Die Beschäftigten schaffen viel. Und sie machen gute Arbeit. Das ist auch gut für die Firma. Lena Kollenberg ist eine Mitarbeiterin von Kampmann. Lena Kollenberg sagt: Die Beschäftigten aus der Werkstatt machen tolle Arbeit. Sie sind für uns sehr wertvolle Kollegen. Als Dankeschön gab es ein Frühstück für alle Die Firma Kampmann wollte die gute Zusammenarbeit feiern. Und sich bei allen bedanken. Deshalb gab es am 28. Juni 2018 eine Feier. Die Beschäftigten von der Werkstatt haben bedruckte T-Shirts bekommen. Auf den T-Shirts steht: Christophorus-Werk 10 Jahre bei Kampmann. Und es gab ein großes Frühstück für alle. Alle saßen zusammen und haben gegessen. Die Chefs und Mitarbeiter von Kampmann. Und die Chefs und Beschäftigten vom Christophorus-Werk. BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 9
AKTIONEN Klazina Hartholt (Leitung Kinder- und Jugendhilfe) Endlich schwimmen können In einem Intensivkurs der Deutschen ermöglichte, konnte es losgehen. Spielerisch Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) lernten sollten sich erst einmal alle an das Element sechs junge Geflüchtete und ein Kind mit Wasser gewöhnen. Die Teilnehmenden hüpften, Migrationshintergrund das Schwimmen. tobten und bespritzen sich gegenseitig im knie- Und das in nur einer Woche! Alle sieben tiefen Wasser. Überraschend schnell trauten sich werden von der Christophorus-Werk • Kinder- dann die Nichtschwimmer, sich auf das Wasser und Jugendhilfe GmbH betreut. zu legen und sich tragen zu lassen. Im zwei- ten Schritt stand die Schwimmtechnik auf dem J eder Mensch sollte schwimmen können. Programm und bei den nächsten Terminen ging Schwimmen macht Spaß und ist gesund! es bereits ins tiefere Wasser. Die Teilnehmenden Aber was ist, wenn man es nicht gelernt schwammen die ersten Meter – immer schön hat? Vielleicht, weil sich keine Möglichkeit bot dicht am Rand. Es folgte ein Sprung vom oder weil man Angst vor Wasser hat. Nicht Startblock, dann vom Ein-Meter-Brett und für schwimmen zu können wurde einem jungen einen ganz mutigen Teilnehmer sogar vom Drei- Geflüchteten aus Eritrea, der im Betreuten Meter-Brett. Jeden Übungsschritt begleiteten Wohnen unserer Einrichtung gelebt hatte, zum die Trainer so eng, dass sich die Jungen und das Verhängnis: Er verunglückte 2017 beim Baden Mädchen sicher fühlten. in einem See. Der tragische Unfall führte uns auf eine sehr traurige Art und Weise vor Augen, Seepferdchen nach nur einer Woche wie lebenswichtig es sein kann, schwimmen zu können. Dieses schreckliche Unglück motivierte Nach einer Woche konnten sechs von sieben uns in der Kinder- und Jugendhilfe ganz besonders, Teilnehmenden so gut schwimmen, dass sie die diesen Schwimmkurs zu organisieren. Fünf Voraussetzungen für das Seepferdchen erfüllten. DLRG-Trainer waren bereit, ihren Urlaub und Stolz nahmen die Jugendlichen ihr Abzeichen ihre Freizeit zu investieren, um den sieben jun- und die verdienten Glückwünsche entgegen. Ein gen Menschen das Schwimmen beizubringen. ganz besonderer Dank gilt der DLRG Lingen, deren Trainer sehr engagiert, mit großem Können und Sicherheitsgefühl an erster Stelle sehr viel Fingerspitzengefühl aus ehemaligen Nichtschwimmern Schwimmer machten. Nachdem das Lingener Schwimmbad Linus Kurszeiten und freie Schwimmbahnen 10 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Stefan Höge (Abteilungsleiter Ambulant betreutes Wohnen) Rock das Leben bringt Menschen zusammen Rock vom Feinsten und eine Mischung aus regionalen, Deutschland gegen Schweden bei der WM gewonnen überregionalen und internationalen Bands: Das erwar- hatte, sorgte für viele heitere Scherze unter den Bands. tete die Besucherinnen und Besucher beim diesjährigen Die Schweden nahmen es mit Humor und die Stimmung Konzert „Rock das Leben“ am 24. Juni im Park des war vor und hinter der Bühne grandios. Theaters an der Wilhelmshöhe. Weiterentwicklung geplant E rstmals fand Rock das Leben an einem Abend des Welt-Kindertheater-Festes (WKT) statt, das alle Rock das Leben hat sich mittlerweile fest im Veranstaltungs- vier Jahre in Lingen veranstaltet wird. Ziel dieser kalender der Stadt Lingen etabliert und wird als verbindendes Kooperation war es, das Konzerterlebnis Rock das Leben Element der Inklusion wahrgenommen. Die Erfahrungen einem internationalen Publikum zu präsentieren und aus diesem Jahr nehmen die beiden Organisatoren Stefan das WKT durch ein erstklassiges Rock Erlebnis zu erweitern – Höge und Frank Eichholt zum Anlass, das Konzept von in diesem Jahr als Open Air-Event. Rock das Leben zu überarbeiten. Daher wird es das nächste Konzert erst 2020 geben. Internationale Stimmung auf und hinter der Bühne Viele Unterstützer ermöglichen freien Eintritt Trotz des erstklassigen Programmes und musikalischer Leistungen auf hohem Niveau waren nur 450 Besucher Dank der Unterstützung zahlreicher Förderer war Rock bei diesem Live-Spektakel dabei. Fußball-WM, ein das Leben dieses Jahr ein kostenloses Konzert für jeden. Sonntagabend oder das Wetter: Die Gründe können Die Stadt Lingen und die Verantwortlichen des Welt- vielfältig sein. Alle anwesenden Besucher und Künstler Kindertheater-Festes förderten das Konzert ebenso wie waren aber von diesem im Emsland einzigartigen die Emsländische Landschaft e. V. (letztere mit Mitteln des Konzerterlebnis begeistert. Die Internationalität machte sich Landes Niedersachsen). Darüber hinaus gewannen die auch hinter der Bühne bemerkbar. Hier wurde Deutsch, Organisatoren die in Lingen ansässigen Firmen EMP und Schwedisch und Englisch gesprochen und alle hatten FreeConnection als Sponsoren. viel Spaß. Insbesondere die Tatsache, dass am Vorabend Traditionelles Konzertende ist der gemeinsame Abschlusssong „Hey Jude“ mit allen Bands. © Blende 86 BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 11
AKTIONEN Juliane Schmal isch-Fischer (Ö ffentlichkeitsar beit) Großes Interess e beim Tag der offenen Tür Der Blick aus 50 Metern Hö das Gelände he über zeigte: Zahlrei Besucherinnen ch e und Besucher zum Tag der kamen offenen Tür am auf das Gelän 27. Mai de des Christophoru s-Werkes. M 2 ehrere Infostände, Tafeln und Führungen gaben den Gästen Informationen über die Arbeit des Christophorus- Werkes. Zusätzlich präsentierten Mitarbeitende, Auszubildende und Beschäftige die ganze Palette an Ausbildungs- und Arbeitsangeboten. Vor allem Familien nahmen die unterschiedlichen Angebote zum Mitmachen wahr. Denn für Spaß und Unterhaltung sorgten Mitarbeitende, Auszubildende und Werkstattbeschäftigte mit ver- schiedenen Aktionen. Eine Auswahl davon zeigt unsere Bilderstrecke. 4 5 12 B LI T Z L I CHT 0 6 .2 0 1 8 1 6
8 9 1 Rege Beteiligung gab es zum Beispiel beim Minigolf in der großen GaLaBau-Halle. Den Parcours hatten die BBW-Azubis selbst entworfen und gebaut. Stetiges Klopfen und Hämmern drang den ganzen Tag über 2 das Gelände: Große und kleine Besucherinnen und Besucher bauten mit Kollegen und Klienten des Berufsbildungsbereiches der Werkstatt insgesamt 127 kleine Blumenkisten aus Holz, die sie abschließend nach Wunsch bepflanzen durften. Auch eine eigene Schleife als Andenken war gefragt. Gruppenleiterin 3 Marianne Terhorst aus der Werkstatt zeigte, wie’s geht. 4 Beschäftigte der Werkstatt zeigten, wie man Grill- und Kaminanzünder herstellt. 3 5 Bester Blick aus der Vogelperspektive: Die Gondel des großen Krans hob die Gäste 50 Meter senkrecht in die Höhe. 6 Stimmungsvolle Musik für jeden Hörgeschmack kam u. a. von 10 der inklusiven Rockband Shit Happens (Foto) sowie von De Öllibloazers, der Schulband Francis‘ Finest und den Fishergirls Friends. 11 7 Gut gelaunt präsentierten sich auch Mitglieder von BES•SER in Schuss, dem integrativen Garten- und Landschaftspflegebetrieb des Christophorus-Werkes. 8 Mitarbeitende von Arbeit nach Maß starteten eine Luftballonaktion mit Postkarten zum Zurückschicken. 9 Im Speisesaal der Werkstatt fand die große Tombola statt. Viele Unternehmen spendeten dafür Preise. 10 Bioprodukte zum Essen und Trinken sowie Kostproben boten die Auszubildenden im Kramerladen an. Direkt vor der Ladentür gab es frisches Obst und Gemüse aus eigenem Anbau vom Bioland-Hof Vaal – auch als Ratespiel für Groß und Klein. 13 7 11 Die stolzen Gewinner der Luftballonaktion.
FACHLICHES Monika Feye-Struck (Mitarbeiterin der Frühförderung) Frühförderung im Wandel Die Arbeitsgemeinschaft der Caritas-Einrichtungen Da die Familie die entscheidende Konstante im Leben der der Behindertenhilfe in Niedersachsen lud im Juni Kinder sei, müsse sie in alle Überlegungen mit eingebunden zur 6. Fachtagung Frühförderung in die Katholische werden. Ein wichtiges Ziel sei es daher, die elterliche Akademie Stapelfeld ein. Mehr als 100 Fachkräfte Kompetenz zu stärken. aus ganz Niedersachsen trafen sich, um sich mit der Die Ansprüche an eine moderne, familienorientierte Früh- Entwicklung von Frühfördermaßnahmen im Spannungs- förderung zeigen sich aktuell auch durch die gesetzlichen feld von Familie, Gesellschaft und gesetzlichen Vorgaben des Bundesteilhabegesetzes bezüglich der Parti- Veränderungen zu beschäftigen. zipationsorientierung. Keller referierte in diesem Zusammenhang über das Modell „ICF in der Frühförderung“. Die Bedeutsamkeit der ICF-CY (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) in der Kinder- und Jugendhilfe hat sich seit Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes ver- ändert. Keller stellte in seinem Vortrag die Philosophie, den Aufbau, die Struktur sowie die Dokumentation der ICF-CY dar. Vielfältiges Workshopangebot Nach den Referaten hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, an fünf Workshops teilzunehmen. In einem der Angebote vertieften die Teilnehmenden das ICF-Modell praktisch. „Wir entwerfen die Frühförderin 2019“ war der Titel eines weiteren Workshops, in dem die eigenen Ressourcen I n seinen Grußworten betonte Prof. Dr. Martin Pohlmann, und Entfaltungsmöglichkeiten der Fachkräfte im Rahmen der stellvertretende Direktor des Landes-Caritasverbandes neuer Anforderungen im Mittelpunkt standen. Um qualitativ Oldenburg: „Frühförderung wirkt präventiv und wer hier gute Arbeit im Spannungsdreieck „Leistungsempfänger – spart, spart am falschen Ende.“ Auch Nicole Nordlohne, Leistungsträger – Leistungserbringer ging es in dem Kurs Leiterin der Referate Behindertenhilfe, Psychiatrie und „Frühförderung als Dienstleister“. Der Workshop „Fröh- Sucht des Landes-Caritasverbandes Oldenburg unterstrich: lich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“ „Es ist enorm wichtig, dass sich Kinder mit Behinderungen vermittelte alltagstaugliche Methoden, um Freude, normal entwickeln können. Damit die Arbeit der Früh- Gelassenheit und Energie im persönlichen Berufsalltag förderung, die Familien mit von Behinderung bedrohten zu bewahren. Das ganzheitliche Erleben von Musik in Kindern oder solchen mit Behinderung unterstützen, gut der Frühförderung stand in der Einheit „Musik in der gelingen kann, bedarf es guter Bedingungen.“ Frühförderung“ im Mittelpunkt. Die zwei Hauptreferate hielten Prof. Dr. Britta Gebhard Der Fachtag findet alle drei Jahre statt und dient dem von der thüringischen Hochschule Nordhausen sowie der fachlichen Austausch der einzelnen Mitarbeiter der nieder- Berliner Kinder- und Jugendmediziner Dr. Peter Keller. sächsischen Frühförderstellen untereinander, aber auch Gebhard veranschaulichte in ihrem Vortrag „Interdiszi- dem Input fachlich kompetenter Informationen sowie plinäre Frühförderung – Kind, Familien und Umfeld im aktueller Themen im Bereich Frühförderung. Auch die Mit- Fokus“, dass eine moderne Frühförderung durch die Prinzipien arbeiterinnen der Frühförderung und Entwicklungs- Autonomie und Individualität der Kinder, Ganzheitlichkeit, beratung des Christophorus-Werkes nehmen jedes Mal Interdisziplinarität, Kultursensibilität, Familien- und Lebens- daran teil, um sich fachlich stets auf den neuesten orientierung, Vernetzung und Koordination, Prävention Stand zu bringen. Denn nur so können sie den Familien und Niedrigschwelligkeit sowie Inklusion gekennzeichnet die Unterstützung gewähren, die sie in ihrer jetzigen ist. Des Weiteren betonte sie, dass Eltern ihre Kinder am Lebenssituation benötigen und den aktuellen gesellschaft- besten kennen. Sie würden am besten wissen, welche lichen, politischen und wissenschaftlichen Diskurs mitver- Bedürfnisse sie haben und welches Angebot passend sei. folgen und begleiten. 14 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Juliane Schmalisch-Fischer (Öffentlichkeitsarbeit) die Kolleginnen dann in der Praxis bei den Kindern anwenden sollen. Das Problem: Die eingesetzten Sprachförderkräfte Im Auftrag sind in der Regel Erzieherinnen. Und sie haben Schwierig- keiten, alltagstaugliche Fortbildungen für ihre Arbeit zu finden. Meys Erfahrung: „Viele Fortbildungen zur Sprach- der Sprache förderung haben Therapeuten als Zielgruppe, z. B. Logo- päden. Das sind Berufe, die ein völlig anderes Fachwissen voraussetzen.“ Bärbel Mey ist Mitarbeiterin der Frühförderung und Beobachten, besprechen, beraten Entwicklungsberatung des Christophorus-Werkes Lingen e. V. Mey hat einen ganz besonderen Arbeits- Aus dieser Beobachtung heraus entstand in der Früh- schwerpunkt: Sie ist neben ihrer Arbeit als Frühförderin förderung und Entwicklungsberatung die Idee, Fort- auch bei der Stadt Lingen als Fachkraft für Sprach- bildungen für die internen Sprachförderkräfte in den Kitas förderung tätig, speziell in Kindertagesstätten. anzubieten. So wie dies in diesem Jahr die Lingener Kita Christ König in Anspruch genommen hatte. Mey war mehrere Tage A ls ausgebildete Logopädin hat Bärbel Mey in der lang in der Kita unterwegs. Zunächst beobachtete sie Frühförderarbeit viele Erfahrungen sammeln können. die einzelnen Kitagruppen mehrere Stunden lang. Dann Im Laufe der Zeit hat sie sich auf Kleinkinder und besprach sie ihre Beobachtungen mit den Erzieherinnen Sprachanbahnung spezialisiert. Dieses Wissen trägt sie seit und der Sprachförderkraft, gab Hinweise, benannte 2006 auf Initiative der Stadt Lingen in die Kitas weiter. Auffälligkeiten und Ansätze, wie sich die Sprachförderung Denn zu diesem Zeitpunkt gewann die Sprachförderung im Alltag ganz praktisch umsetzen lässt. Das ist in der Regel im Kitaalltag eine größere Bedeutung, weil immer mehr mit wenig Aufwand, aber mit viel Achtsamkeit und per Kinder unterschiedlicher Muttersprachen die Einrichtungen Vorbildfunktion möglich. besuchten. Doch schnell zeigte sich: Auch manche Kinder mit der Muttersprache Deutsch haben Schwierigkeiten damit, Frühförderung bietet Fortbildung für Sprachförderung sich altersgemäß auszudrücken und zu kommunizieren. Dabei ist schon für die Kleinsten Sprache der Schlüssel zum Verstehen, Alois Börgel, Leiter der Frühförderung und Entwicklungs- zu Bildung und Mitbestimmung. Deshalb hat die Stadt die beratung fasst zusammen: „Auch in der Sprachförderung Sprachförderinitiative auf alle Kinder in Kitas ausgeweitet. sehen wir uns als Frühförderung und Entwicklungsberatung fachlich kompetent, um Kitas darin zu unterstützen. Unsere Screenings erfassen Entwicklungsstand des Kindes Mitarbeiterinnen sind auf mehreren Gebieten professionell unterwegs. Fachkräfte wie Bärbel Mey sind auch in der Dia- Bärbel Mey ist im Auftrag der Stadt in den Kitas unterwegs. gnostik von Sprachauffälligkeiten geschult und können die Sie erstellt bei ihren Besuchen sogenannte Screenings, Erzieherinnen und Sprachförderkräfte gezielt beraten.“ Dank prüft also: Ist der Sprachentwicklungsstand altersgemäß? der Arbeit von Bärbel Mey können Kinder so schneller sprach- Braucht das Kind besondere Hilfe oder reicht die normale therapeutische Hilfen bekommen, wenn es nötig ist. Und Sprachförderung über die Erzieherpersonen in der Kita und die pädagogischen Fachkräfte in der Kita haben in Mey mit Mithilfe der Eltern aus? Geht es um Wortschatz und eine fachlich versierte Ansprechpartnerin, die ihnen bei der Grammatik oder braucht das Kind weitergehende Umsetzung ihrer Sprachförderinitiative praktische Tipps Empfehlungen? Aufgrund ihrer Erfahrung kann sie Ent- geben kann – und zwar ganz nah am Alltag in der Kita. scheidungshilfen geben, ob eine logopädische oder eine anderweitige Therapie ratsam ist. Mey betont: „Sprach- förderung im Alltag und in der Kita ersetzt keine thera- peutischen Maßnahmen. Sie ergänzt diese sinnvoll.“ Jede Kita, die Interesse an dieser Fortbildung hat, kann sich an folgenden Kontakt wenden: Passende Fortbildungen schwer zu finden CHRISTOPHORUS-WERK LINGEN E. V. In vielen Lingener Kitas gibt es heute eigene Sprachförder- Frühförderung und Entwicklungsberatung kräfte innerhalb des Kollegiums. Die Idee dahinter: Sie sollen Alois Börgel (Leiter) als „Coaches“ in erster Linie ihre Kolleginnen auf den neuesten Tel.: 0591 9142-190 Stand bringen. Sie sollen sie theoretisch mit dem Wissen www.gemeinsam-vielfalt-leben.de zur alltagsintegrierten Sprachförderung versorgen, welches BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 15
FACHLICHES André Warning und Laura Wierlemann ändern den Dienstplan für die kommende Woche. Jasmin Deters (Mitarbeiterin Kita Regenbogen) Kita Regenbogen – das sind wir „Unsere Welt ist bunt – Schritt für Schritt die Welt entdecken“ : Unter diesem Motto besteht seit Ende 2017 die inklusive Kita Regenbogen des Christophorus-Werkes Lingen e. V. Wie wird das Konzept ein Jahr nach der feierlichen Einweihung inzwischen in der ganz praktischen Arbeit mit Leben gefüllt? I n unserer Kindertagesstätte Unser Team schige interne Vernetzung, welche Regenbogen vereinen sich heute die Arbeit der verschiedenen Bereiche vier Angebote für Kinder unter In der Kita Regenbogen arbeiten verbindet und voneinander profitieren einem Dach: Fachkräfte der (Heil)Pädagogik, lässt. Themenorientierte Besprechungen Psychologie, Motopädie, Sprach- und Arbeitskreise nutzen und fördern • Krippe (1-3 Jahre) therapie und Pflege zusammen. die Stärken und Interessen der Mit- • Kindergarten (3-6 Jahre) Für Kinder mit besonderem Unter- arbeitenden optimal. In unserer tägli- • Heilpädagogischer stützungsbedarf bieten wir individuelle chen Arbeit profitieren wir von einem Kindergarten (3-6 Jahre) Hilfen durch unser multiprofessio- regelmäßigen fachlichen Austausch • Sprachheilkindergarten nelles Team. Tatkräftige Begleitung zwischen allen Disziplinen. (4-6 Jahre) erhalten wir durch Freiwilligendienst- Leistende und Praktikanten sowie Was wir Kindern und Auszubildende der umliegenden Eltern bieten Krippe und Kindergarten sind die Fachschulen. Durch regelmäßige Fort- neuen Angebote der Einrichtung. und Weiterbildungen stellen wir uns In unserer Kindertagesstätte Regen- So findet jedes Kind bei uns einen den immer neuen Anforderungen bogen nehmen die Bildungsbereiche Platz, der seinen Bedürfnissen ent- der pädagogischen Arbeit. Dadurch „Körper, Bewegung und Gesundheit“ spricht. Um dies für alle Kinder im bringen wir stetig neue Ansätze sowie „Kommunikation, Sprache und Raum Lingen und Umgebung zu in unsere Arbeit ein. Innerhalb des Sprechen“ einen großen Stellenwert gewährleisten, arbeiten wir an vier Teams zeigt sich ein Jahr nach der ein. Durch verschiedene Angebote Standorten in Lingen und Spelle. Angebotserweiterung eine engma- wie Ausflüge in den Wald, Besuche 16 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
der naheliegenden Umgebung oder kann aber nur dann gewährleistet lassen, wenn sich ihre individuellen weitläufige Spaziergänge erlangen werden, wenn jeder ein Recht auf Bedürfnisse verändern. Aufgrund der die Kinder vielfältige Natur- und Rechtfertigung hat. Wird ein Kind ähnlichen Strukturen können wir vielen Umwelterfahrungen. So lernen sie durch den Erwachsenen beschränkt, Kindern diesen Wechsel erleichtern. unsere Welt mit allen Sinnen kennen. hat es das Recht auf eine wechselseitige Begründung, einen offenen Diskurs. Erziehungspartnerschaft mit Wegbegleiter sein Um die Kinderrechte in unserer Angehörigen Einrichtung zu wahren und wert- Die soziale und emotionale zuschätzen, haben sich die Mit- Ein weiterer großer und wichtiger Begleitung der Kinder ist uns Mit- arbeitenden von Sprachheil- und Teil unserer Arbeit ist die Zusammen- arbeitenden ein wichtiges Anliegen. Heilpädagogischem Kindergarten arbeit mit den Erziehungsberechtigten. Wir verstehen uns als Wegbegleiter schon vor der Erweiterung zur inklusiven In Form von regelmäßigen Gesprächen, der Kinder, sodass sie ihren Alltag in Kita Regenbogen damit befasst. Sie Hospitationen im Gruppenalltag und einem geborgenen und geschützten entwickelten Handlungsgrundsätze, Hilfestellungen bei Fragen und Rahmen meistern und selbstbe- die das Mitbestimmungsrecht der Problemen schaffen wir eine „Eltern- wusst die Welt entdecken können. Kinder und das Tragen von Eigen- partnerschaft“. Diese beruht auf Ehr- Beziehungsarbeit und Vertrauen sind verantwortung in einem angemessenen lichkeit und Wertschätzung. Um die die Basis für ein offenes und ehrliches Maß gewährleisten. Durch die Mit- Eltern in ihrer Erziehung zu unterstüt- Miteinander, in dem Sorgen und bestimmung innerhalb der Kita zen und die Kinder im Alltag richtig Ängste besprochen und bearbeitet erlernen die Kinder demokratische auffangen zu können, ist das Eltern- werden können. Durch gezielte Handlungsweisen. Sie haben die Erzieher-Verhältnis von entscheiden- Angebote lernen die Kinder, sich Möglichkeit, ihren Kitaalltag aktiv zu der Bedeutung. Sowohl die pädago- mit ihrer eigenen Persönlichkeit beeinflussen und ihre Ideen und Wünsche gischen Mitarbeitenden als auch die und mit den Persönlichkeiten ihrer einzubringen. Außerdem lernen sie, anderen Fachkräfte in unserem Haus Mitmenschen auseinander zu setzen. Verantwortung zu übernehmen, sich sind Ansprechpartnerinnen und -part- Empathie und Rücksichtnahme sind eine Meinung zu bilden und diese vor ner für die Erziehungsberechtigten. wichtige Themen unserer Arbeit. anderen Menschen zu vertreten. Partizipation! Gleiche Qualitätsstandards für alle Das Recht von Kindern auf Auf Basis der gemeinsam entwick- Beteiligung ist in Deutschland gesetz- elten und festgelegten Standards lich verankert. Fachkräfte sind dazu können wir einen gleichbleibenden verpflichtet, Kinder zu beteiligen. Qualitätsstandard für all unsere Die entsprechende UN-Konvention Standorte und Bereiche gewährleisten. gibt es bereits seit 1959.1992 trat sie In einem durchlässigen System wie nach der Wiedervereinigung auch in unserem ist es möglich, die Kinder in Deutschland in Kraft. Gerechtigkeit einen anderen Bereich wechseln zu BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 17
FACHLICHES Marc Hülsmann (Abteilungsleiter Kinder- und Jugendhilfe, stationärer Bereich) „Neue Autorität“: Neue Sichtweisen in der Kinder- und Jugendhilfe Seit November 2017 nehmen alle pädagogischen Mitarbeitenden Erziehungsverantwortung umfasst. Entwickler der Christophorus-Werk • Kinder- und Jugendhilfe GmbH (KiJu) des Konzeptes ist der Israeli Haim Omer, an einer Weiterbildung zum Thema „Neue Autorität“ teil. Professor für Klinische Psychologie an der Alle Mitarbeitenden, die über den gesamten Zeitraum an der Universität Tel Aviv. Es baut zu einem großen Weiterbildung teilnehmen, schließen diese im Jahr 2019 mit dem Teil auf der Idee, Methodik und der sozialpoliti- „Coach für Neue Autorität“ ab. schen Idee des Gewaltlosen Widerstandes von Mahatma Gandhi auf. Bruno Körner und Martin Lemme, die Gründer des Institutes SyNA aus Bramsche bei Osnabrück, sind seit 2002 intensiv an der Weiterentwicklung des Konzeptes beteiligt. Sie haben die sogenannten „Haltungs- und Handlungsaspekte“ beschrieben. Dabei steht die Präsenz der Erziehungsverantwortlichen im Zentrum des gesamten Konzepts und der wei- teren Vorgehensweise. Vereinfacht ausgedrückt: Erziehungsverantwortliche fühlen sich dann handlungsfähig und nehmen eine Wirksamkeit im erzieherischen Handeln wahr, wenn sie sich in ihrer Präsenz stark erleben. Bemerken sie bei sich selbst Probleme oder Handlungsunsi- cherheit, dann sind sie in ihrer Präsenz geschwächt. Es gilt also zu erfahren, an welcher Stelle die Präsenzschwächung stattgefunden hat, um sie dann gezielt zu stärken. Haim Omer beschreibt elterliche Präsenz innerhalb des Konzeptes der Neuen Autorität als Ausdruck von drei G rundsätzlich kann man Erziehung als Grundhaltungen: eine pädagogische Einflussnahme auf • Ich bin da! die Entwicklung und das Verhalten von • Ich bleibe da, auch wenn es schwierig wird! Heranwachsenden verstehen. Dabei herrscht • Ich bleibe nicht allein! immer noch in weiten Teilen der Gesellschaft ein traditionelles und eher konservatives Wo findet das Konzept Anwendung? Bild von Erziehung vor. Dieses ist durch ein Hierarchiedenken vom Erwachsenen zum Kind Im pädagogischen Alltag hat sich der Ansatz und von Werten und Vorstellungen geprägt, der Neuen Autorität in den letzten Jahren denen Kinder und Jugendliche zu folgen haben, für Erziehungsverantwortliche sowohl in wenn Erwachsene dies von ihnen fordern. Krisensituationen als auch als Haltungs- und Handlungskonzept im Sinne der „Wachsamen Was bedeutet Neue Autorität? Sorge“ als hilfreich und wirksam erwiesen. Nicht nur in Familien, die mit gewalttätigem, Bei der Neuen Autorität handelt es sich um ein selbstdestruktivem, verweigerndem oder ängst- Konzept, das mit seiner Haltung und systemi- lich-zwanghaftem Verhalten konfrontiert sind, schen Sichtweise zunehmend an Einfluss und sondern auch in der Jugendhilfe, in Schulen und Gewicht in allen Bereichen gewinnt, die eine anderen Bildungseinrichtungen, Organisationen 18 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
und Kommunen hat es sich zunehmend etabliert. Die ersten Weiterbildungstermine für das KiJu- Team fanden im kompletten Kollegium statt. Selbstführung Martin Lemme, Silvia Lemme und Alexandra Deeskalation Zimmermann begleiten die Gruppe als Dozenten- team vom Institut SyNA. Hierbei legten die Haltung Transparenz Dozenten viel Wert darauf, die Grundzüge und Entscheidung Öffentlichkeit wichtigsten Charakteristika des Ansatzes Neue Werte Autorität zu vermitteln. Das KiJu-Team machte sich mit den Begrifflichkeiten vertraut und PRÄSENZ arbeitete viel in Gruppen. Außerdem konnten Gesten der die Teilnehmenden immer wieder anhand von Beziehung und Praxisbeispielen eine Verbindung zum beruflichen der Verzeihung, Unterstützung Alltag herstellen. Versöhnung Netzwerke Wiedergut- machung Warum diese Fortbildung? Protest Gegenüber Nur zu gut kannten die Teilnehmenden aus dem Widerstand Alltag in den Wohngruppen Situationen, in denen sie sich als Betreuende mit den Kindern oder Jugend- lichen in eine „Kampfarena“ begaben. Oft ging es darum, darauf hinzuwirken, dass sich die Kinder und Jugendlichen an Regeln und Abmachungen hielten und den Aufträgen und Ansagen der Erwachsenen nachkamen. Solche Verschiedene Bausteine des Konzeptes gruppieren sich um den zentralen: die Präsenz der Erziehungsperson Situationen endeten häufig in Streit, Verweigerung steht im Mittelpunkt. oder Eskalation. Die Haltung gemäß des Konzeptes der Neue Autorität tritt dem entgegen und hat einen anderen Ansatz: Widerstand und Wieder- gutmachung statt Strafe und Härte. Wo stehen wir jetzt? Selbstveränderung und Unterstützung statt Einzelkampf und Kontrollversuche. Wichtig bleibt Seit dem Sommer 2018 sind die Mitarbeitenden aber, nichts unter den Teppich zu kehren. Was in drei Gruppen aufgeteilt und werden von jeweils besprochen und geändert werden muss, muss einem Dozenten begleitet. Das Arbeiten in den auch besprochen und geändert werden. kleineren Gruppen ermöglicht eine noch intensivere Auseinandersetzung mit den Inhalten und deren Vertiefung. Schon jetzt ist deutlich wahrnehmbar, dass die Haltung der Neuen Autorität bei der Mitarbeiterschaft der Kinder- und Jugendhilfe ankommt und dass sie im pädagogischen Alltag zunehmend Anwendung findet. Dies geschieht auf unterschiedliche Art und Weise: Sei es, dass eine starke Präsenz und eine große Transparenz gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern der Wohngruppen erkennbar ist oder dass das Team mit neu erarbeiteten Erziehungsmitteln wie Ankündigungen arbeitet. Die vielen Erfahrungen aus dem päda- gogischen Alltag und die Rückmeldungen der Mit- arbeitenden zeigen, dass das Konzept der Neuen Autorität, dessen Ansätze und Handlungsweisen zu vielen positiven Reaktionen und zu neuen Sichtweisen auf die Erziehungsarbeit geführt hat. BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 19
FACHLICHES Kinder- und Jugendhilfe Kinder und Jugendliche brauchen: Sicherheit und Geborgenheit. Das ist auch den Chefs vom Christophorus-Werk wichtig. Deshalb gibt es im Christophorus-Werk die Kinder- und Jugendhilfe. Die Firma heißt: Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH. Die Chefin heißt: Klazina Hartholt. In der Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe gibt es viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie sind für die Kinder und Jugendlichen da. Zum Beispiel: Wenn sie große Probleme und Sorgen haben. Die Kinder- und Jugendhilfe sorgt also dafür, dass es Kindern und Jugendlichen gut geht. Und dass Eltern Hilfe bekommen beim Erziehen. Kindern und Jugendlichen helfen Es gibt viele Gründe, warum Kinder Hilfe brauchen. Zum Beispiel: Die Eltern sind sehr krank. Dann können sich die Eltern nicht um ihre Kinder kümmern. Manche Eltern wissen nicht, wie man Kinder gut versorgt. 20 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Die Kinder bekommen dann zum Beispiel: - Kein regelmäßiges Essen. - Keine saubere Kleidung. - Oder keine Hilfe bei den Hausaufgaben. Manche Kinder können nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. Die Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH gibt den Kindern dann ein neues Zuhause. Sie wohnen zum Beispiel in Wohn-Gruppen. Dort leben Kinder von 6 bis 18 Jahren wie in einer Familie. Morgens, mittags und abends essen sie gemeinsam. Nachmittags ist Zeit für Hausaufgaben. Danach haben die Kinder Zeit zum Spielen. Und für die Jugendlichen gibt es verschiedene Freizeit-Ideen. Zum Beispiel: Lesen, Musik machen, Sport machen. Im Sommer gibt es tolle Freizeit-Aktionen. Zum Beispiel Kanu fahren und ein Sommer-Fest. Die Gruppen haben schon tolle Urlaubs-Reisen gemacht. Zum Beispiel: Nach Kroatien und nach Italien. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen helfen den Kindern auch: Wenn sie Sorgen oder Angst haben. Oder wenn sie traurig sind. Manche Kinder bleiben nur für eine kurze Zeit in einer Wohn-Gruppe. Manche können danach zurück zu ihren Eltern. Manche sind schon fast erwachsen und können alleine wohnen. BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 21
FACHLICHES Hilfe beim Erwachsen-werden Mit 18 Jahren ist man erwachsen. Manche Jugendliche möchten dann in einer kleinen Gruppe wohnen. Auch dabei hilft die Kinder- und Jugendhilfe. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen regelmäßig vorbei. Dann bekommen die Jugendlichen die Hilfe, die sie brauchen. Manche Jugendliche möchten lieber ganz alleine wohnen. Wer schon gut alleine zurecht-kommt, kann das ausprobieren. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen helfen den Jugendlichen dabei. Die Kinder- und Jugendhilfe hat dafür 17 Wohnungen gemietet. Die Wohnungen sind zum Beispiel in: Lingen und Nordhorn. Hilfe bei der Ausbildung Nach der Schule machen Jugendliche oft eine Ausbildung. Das heißt: Sie lernen einen Beruf. Damit sie später eigenes Geld verdienen. Und sich eine Wohnung mieten können. Manche Jugendliche in der Kinder- und Jugendhilfe haben große Probleme. Sie brauchen viel Unterstützung, damit sie die Ausbildung schaffen. Die Kinder- und Jugendhilfe arbeitet mit dem Berufs-Bildungs-Werk zusammen. Zusammen können sie Jugendlichen sehr gut helfen. 22 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
Elisabeth Strodt (Abteilungsleiterin Familienentlastender Dienst) Familien bestmöglich unterstützen Mit einem Telefon, einem Stuhl ersten FED. 1993 entschied sich auch Planstellen gab es nicht. Honorarkräfte und einem Tisch begann vor 25 das Christophorus-Werk für die mussten für die Arbeit geworben und Jahren in einem kleinen Raum die Einrichtung eines solchen Dienstes. eingearbeitet werden. In all den Jahren Arbeit des Familienentlastenden Weder der Name noch die Aufgaben mussten Familienentlastende Dienste Dienstes (FED) im Christophorus- waren näher beschrieben. Im ersten um ihr Überleben kämpfen. Denn die Werk Lingen. Im Februar des Jahr ging es deshalb vor allem darum, freiwilligen Förderungen des Landes Jahres wurde er 25 Jahre alt. Das den Dienst und seine möglichen waren nicht sicher. Leistungen der ist ein Grund zum Feiern. Denn Aufgaben bekannt zu machen: mit Kostenträger für Angebote des FED die Bedingungen, um den Dienst Elternabenden, einem erster Flyer, veränderten sich ständig und brachten zu etablieren, waren nicht leicht. Vorstellungen in sozialen Institutionen immer wieder Unruhe in die Arbeit. und mehr. D ass es Familienentlastende Vertrauensverhältnis und Dienste zur Unterstützung Werbung, Mitarbeitergewinnung Fachlichkeit als Aushängeschild von Familien mit von Behin- und schwierige Bedingungen derung betroffenen Angehörigen In den ersten Anfragen und Haus- geben sollte, dafür kämpfte eine Alles, was der Unterstützung von besuchen zeigte sich schon sehr deut- Elternbewegung bereits in den sieb- Angehörigen diente, sollte Aufgabe lich, wie unterschiedlich die Bedarfe der ziger Jahren. Sie forderten Unterstützung des FED werden. Aus diesem Ziel Familien und damit die Heraus- in der unermüdlichen Rund um die leiteten sich seine weiteren Aufgaben forderungen für den FED sind. So Uhr-Betreuung ihrer Kinder. Anfang ab. Parallel dazu ging es um Mit- individuell wie jedes Familiensystem der Achtziger etablierten die Ein- arbeiterwerbung, denn hauptamt- mit seinen Mitgliedern und Strukturen, richtungen der Behindertenhilfe die liche Mitarbeiter im Rahmen von Wünschen und Bedarfen an BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 23
FACHLICHES Unterstützung ist, so individuell mussten auch die Angebote des FED gestrickt sein. Das ist bis heute so. Während es der einen Familie um die Unter- stützung bei der Pflege zuhause geht, sucht die nächste für ihren Angehörigen Assistenz in der Freizeit. Wieder eine andere braucht für ihren Angehörigen eine Begleitung während der Urlaubszeiten. In einem Aufnahmegespräch bespricht die Leitung in einem vertraulichen Rahmen die Behinderung, die umfassenden pflegerischen und pädagogischen Aufgaben, gesund- heitliche Probleme und wichtige Medikamente mit der Familie. Oft kommen auch Sorgen der Familien zur Sprache: Probleme mit dem auch in verschiedenen Einrichtungen wurden vom FED sehr individuell Umfeld, den Geschwisterkindern des Christophorus-Werkes. Dieser und flexibel umgesetzt. Gleichzeitig und dem Partner, vor allem aber die Austausch ist für alle Seiten wertvoll. begann der FED mit den ersten Freizeit- Sorgen um die Angehörigen mit angeboten.1993 wurde der Ferienpass Behinderung und ihre Zukunft. Im Vom Nachmittagstreff zur auch für Kinder mit Behinderung in Anschluss an dieses Erstgespräch Urlaubsreise: Angebote Kooperation mit dem Stadtjugendamt werden geeignete Mitarbeitende, entwickeln sich weiter angeboten. Zoo, Freizeitparks und sogenannte Helferinnen oder Helfer, Freilichtbühne gehören seitdem mit gesucht, die in die Familie passen. So entwickelten sich in den ersten zum Ferienangebot des FED. Betreuungs- Die Helfenden werden im Laufe ihrer Jahren Angebote zur ambulanten nachmittage mit einem abschließenden, oft langjährigen Tätigkeit zu „einem Einzelbetreuung, also Assistenz an gemeinsamen Kaffeetrinken mit den Teil der Familie“, so eine Mutter. Eine einem Nachmittag in der Woche. Eltern rundeten die Ferien ab. Auch Vertrauensbasis auf beiden Seiten Inhaltlich sahen diese Assistenzen die ersten Freizeitabende für Erwachsene ist deshalb absolut nötig für das sehr unterschiedlich aus. Die Wünsche in Form von festen Gruppen mit Kegel- entstehende Betreuungsverhältnis. der Angehörigen nach sozialer abenden, Kino, Bowling und anderem Damit sich die Helfer besser einar- Kontaktaufnahme, Förderung, wurden bereits im Jahr 1995 ins Leben beiten können, hospitieren sie vorab Begleitung, Pflege und Assistenz, gerufen. Um Familien längerfristig zu 24 B LI T Z LI C HT 1 1 .2 0 1 8
entlasten und sowohl ihnen als auch leistete dort bis zu 24 Mal jährlich weiter steigenden Inanspruchnahme ihren Angehörigen einen Kurzurlaub zu Betreuung. Nachdem ein hoher kam es auch zu einem vermehrten ermöglichen, boten wir bereits im Jahr Bedarf angemeldet worden war, Bedarf an Beratung zu den komplexen 1994 Wochenend- und Ferienfreizeiten wurde im Jahr 2007 in Kooperation Leistungen. Obwohl der Dienst an. Dieses Angebot bauten wir im Laufe mit dem Familienzentrum St. immer wieder Honorarkräfte gewin- der Jahre im ständigen Austausch mit Bonifatius ein inklusives Angebot nen konnte, die pädagogisch oder den Angehörigen weiter aus. zur Wochenendbetreuung von pflegerisch ausgebildet waren oder Kindern erarbeitet. Dieses Angebot über praktische Erfahrung in der Ziel sind Angebote im ganzen wurde wegen mangelnder Inan- Behindertenhilfe verfügten, verlän- südlichen Emsland spruchnahme nach ca. einem Jahr gerten sich die Wartezeiten im FED wieder eingestellt. Heute kann der FED auf ein sehr vielfältiges Angebot an Freizeit- Fachpersonal dringend gesucht fahrten, Urlaubsreisen, Aktionen, Kreativgruppen, sportlichen In der Zeit des Aufbaus Aktivitäten und Assistenzen stolz sein. bestand noch die Hoffnung, Alle Angebote erscheinen zweimal dass der rechtliche Anspruch jährlich in einem Freizeitheft. In einem auf Familienentlastung ins Betreuungsraum im Christophorus- Bundessozialhilfegesetz Werk, den der FED im Jahr 2013 (BSHG) aufgenommen wird. bezog, werden verschiedene Getreu dem Grundsatz Angebote für Einzelbetreuungen, „Vorrang der offenen Hilfe Gruppenangebote und kreative vor stationärer Aufnahme“. Aktionen vorgehalten. Seit 2017 Seit dem Inkrafttreten des baut der FED sein Freizeitangebot Pflegeversicherungsgesetzes vor allem im südlichen Emsland 1995 haben Pflegebedürftige aus. Das Projekt unter dem Motto erstmalig einen rechtlichen „Freizeit mit Assistenz“ fördert die Anspruch auf Pflege- Stiftung Aktion Mensch. So können leistungen. Ein Anspruch Menschen mit Behinderung zuneh- auf Entlastung ist bis heute mend dort ihre Freizeit verbringen nicht im Sozialgesetzbuch und Beratungsangebote nutzen, wo verankert. Im Jahr 2002 sie wohnen und leben, also in ihrem wurde erstmalig der Sozialraum. Bedarf an Betreuung im Pflegeversicherungsgesetz Auch Kurzzeitpflege gehörte dazu (PflErG) berücksichtigt und neben der Pflege die Im FED waren wir um die stetige Alltagskompetenz bewer- Weiterentwicklung der Angebote, tet. Die darauf folgenden u. a. der Kurzzeitpflege, bemüht. In Anfragen konnte der FED den ersten Jahren wurden Menschen mit Honorarkräften nicht mit Behinderung oft noch sehr indi- mehr bewältigen und viduell im häuslichen Umfeld betreut. reagierte mit der Einstellung Dies mussten Leitung und Angehörige von Fachpersonal (eine langjährige im Vorfeld mit den Pflegekassen Honorarkraft, eine Erzieherin und besprechen bzw. manchmal durch- eine Krankenschwester). fechten. Denn Kurzzeitpflege als Im Jahr 2008 wurden mit der wei- stationäres Angebot wurde nicht teren Reform (PflWG) entschei- im häuslichen Bereich genehmigt. dende Weichen gestellt und die Von 2003 bis 2015 kooperierte der Leistungen für niedrigschwellige FED mit verschiedenen stationären Betreuung deutlich erhöht. Diese Einrichtungen, u. a. mit dem Entwicklung stellte den FED vor große St. Bonifatius-Hospital in Lingen und Herausforderungen. Denn neben der BL ITZLICHT 1 1.2 01 8 25
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