GLOBALES LERNEN LEBENSLANG! - Forum Entwicklungspolitik Brandenburg NACHHALTIGES LERNEN IN BRANDENBURG AKTUELL - WeltTrends
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Ausgabe 5 (2015) Heike Möller (Hrsg.) GLOBALES LERNEN LEBENSLANG! NACHHALTIGES LERNEN IN BRANDENBURG AKTUELL Forum Entwicklungspolitik Brandenburg
Forum Entwicklungspolitik Brandenburg wird herausgeben vom Verbund Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburgs e. V. (VENROB) Schulstraße 8 b, 14482 Potsdam Tel. 0331-7048966 Fax. 0331-2708690 www.venrob.org Verantwortlich: Uwe Prüfer, pruefer@venrob.org Ausgabe 5 (2015) Heike Möller (Hrsg.): Globales Lernen Lebenslang! Nachhaltiges Lernen in Brandenburg aktuell Das Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. © WeltTrends, Potsdam 2015 Satz: Tim Haberstroh Layout: Kathrin Windhorst Druck: solid earth, Berlin Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier. Produziert mit 100 % Ökostrom. ISBN 978-3-945878-05-7 Bestellung: info@venrob.org Gefördert durch Mittel des Ministeriums der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg.
Inhalt Globales Lernen lebenslang! 2 Heike Möller Vorwort zur fünften Ausgabe 4 Uwe Prüfer I. GLOBALES LERNEN IN BRANDENBURG UND ANDERSWO Die Fortführung der UN-Dekade BNE 6 Heike Molitor Globales Lernen in der agl – Ein Überblick 9 Ulrike Lerche Vom Dia-Vortrag zum Projekttag 12 Uwe Berger Globales Lernen für ein weltoffenes Brandenburg mit der BREBIT 14 Birgit Mitawi II. BILDUNGSPOLITIK IN BRANDENBURG Bedeutung des Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung 16 Michael Rump-Räuber Globales Lernen im Rahmenplan 18 Nadine Düppe III. BILDUNGSTAGUNG „BILDUNG. GERECHTIGKEIT. ZUKUNFT“ Grußwort von Bundesminister Dr. Gerd Müller 20 Dokumentation der Tagung 21 Uwe Prüfer und Heike Möller ANHANG Kein Wandel ohne Bildung 34 Positionspapier der Eine Welt-Landesnetzwerke zum Globalen Lernen Dokument für die Konstituierende Sitzung der Nationalen Plattform Bildung für Nachhaltige Entwicklung am 29. September 2015 in Berlin 37 Die entwicklungspolitischen Promotor/innen in Brandenburg 42
Globales Lernen lebenslang! Wir leben im Informationszeitalter und tun uns doch so schwer damit, neue wissenschaftli- che Erkenntnisse in Bildungsinhalte, Didaktik und Methodik umzusetzen. Dabei sollen weder die Qualität der Bildungsabschlüsse Abstriche erfahren noch der Zugang zu Bildung erschwert werden. Gestraffte und sich jährlich ändernde Lehrpläne, der Druck, komplexe Inhalte in weniger Zeit zu vermitteln und immer den Tag der Wahrheit vor Augen, die Prüfung, von der scheinbar so vieles im Leben abhängt? Was kann der einzelne dem entgegenhalten? Der Satz, nicht für die Schule, sondern für das Leben zu lernen, wird nichts von seiner Gültigkeit verlieren, solange wir uns sklavisch dem Diktat unserer Leistungsgesellschaft unterwerfen und diejenigen verstoßen, die sich ihm entziehen oder erst gar nicht antreten, aus welchen Gründen auch immer. Das Wissen um globale Zusammenhänge praktisch erfahrbar machen, unsere eigene Konsum- kultur und ihre globalen Auswirkungen kritisch überprüfen, friedliche Koexistenz auf Augen- höhe üben mit Menschen, die aus anderen Kulturkreisen als dem unsrigen kommen, das und noch vieles andere sind die Herausforderungen, die unsere EINE WELT für uns mündige Bürger bereithält. Und was tun wir? Sobald unsere kuscheligen Komfortzonen ernsthaft bedroht sind, zeigen wir gerne mit dem Finger auf die anderen und beklagen unsere Unfähigkeit. Spätestens in diesem Moment ist es an der Zeit, innezuhalten und momentan Unvorstellbares gedanklich möglich zu machen. Fragen zu stellen, die befreit sind von der Zensur der Selbstkontrolle, um neue, andere Antworten zu finden. Was haben urbane Ballungsräume und ländliche Lebensräume gemeinsam? Zentrale Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um zu lernen. Gerade weil unsere Gesellschaft so frag- mentiert ist, bedürfen diese Orte des Lernens sowie die Lehrenden einer viel größeren Wert- schätzung, angefangen von der Kita bis zur Seniorenuniversität. Globales Lernen lehren und lernen findet an diesen Orten statt – eine zeitgemäße Interpretation des humboldtschen Bil- dungsideals. Auch in dieser Ausgabe haben wir versucht, die Bandbreite zwischen globaler Poli- tik und nationaler respektive landespolitischer Praxis darzustellen und Lehrende und Lernende zu Wort kommen zu lassen. Den großen Bogen schlägt Heike Molitor, Professorin an der Fachhochschule Eberswalde, mit ihrer Vorstellung der UNESCO Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Darin wird eine Neuorientierung von Bildung und Lernen gefordert, die nicht nur auf den Zugang zu Bildung abzielt, sondern auch auf die aus dem Lernen resultie- rende Befähigung, sich für nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Ulrike Lerche von der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e. V. (agl) gibt einen Überblick über die Arbeit und das Engagement der mehr als 85 Promotor/innen, die zu verschiedenen Themenbereichen arbeiten, darunter auch für Globales Lernen. Mit Bera- tungs-, Vernetzungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie Aktionen und Kampagnen unter- stützen sie unterschiedlichste Zielgruppen in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement. Auch die Vermittlung des Globalen Lernens unterliegt dem Wandel. Einstündige Diavorträge, wie sie noch vor 20 Jahren gang und gäbe waren, sind out – methodisch abwechslungsreich gestaltete Projekttage sind in, so lässt sich kurz zusammenfassen, was Uwe Berger in seinem Beitrag über das Globale Lernen im Wandel der Zeit unterhaltsam schildert. Damit verbunden sind auch der Pro- zess der Selbsterkenntnis und der Perspektivwechsel derjenigen, die aus den Ländern des globalen Südens zurückkommen und ihre Erfahrungen als Referent/innen für alle Altersstufen wiedergeben.
Birgit Mitawi von Demokratie und Integration Brandenburg e. V. (RAA Brandenburg) berichtet
praxisnah, wer für das Globale Lernen in Brandenburg steht. Zur mittlerweile größten Aktion
für Globales Lernen in Brandenburg haben sich die jährlich stattfindenden Brandenburger
Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (BREBIT) – 2004 ins Leben gerufen
– entwickelt, getragen von Mitgliedern fünf entwicklungspolitischer Vereine. Ziel ist es nicht
nur, möglichst viele Menschen für entwicklungspolitische Themen und Bildung für nachhal-
tige Entwicklung zu interessieren, sondern Anknüpfungspunkte an Brandenburger Lehrpläne
zu zeigen, um die Welt in die Schule zu holen.
Die Bedeutung des Orientierungsrahmens (OR) für den Lernbereich Globale Entwicklung (LBEG)
stellt der Mitarbeiter des LISUMs, Michael Rump-Räuber dar. Über 40 Expert/innen aus dem Bil-
dungssektor haben diesen Orientierungsrahmen erarbeitet, dessen erste Fassung 2007 erschie-
nen ist und dessen zweite Fassung im Juni 2015 vorgestellt wurde. Flankiert wird dieser von
einem Bericht über den aktuellen Stand des Gesamtprojekts Rahmenlehrplanentwicklung Bran-
denburg. Nadine Düppe informiert über die Ergebnisse der zwischen November 2014 und März
2015 stattgefundenen Umfrage zum Thema „Nachhaltige Entwicklung / Lernen in globalen
Zusammenhängen“. Gegenwärtig wird geprüft, wie diese Eingang in den Rahmenlehrplan finden.
Der umfangreichste Teil der Broschüre widmet sich der Dokumentation der Bildungstagung „Bil-
dung. Gerechtigkeit. Zukunft“, die am 4. Dezember 2014 in Potsdam stattgefunden hat. Hier
finden die Leser/innen neben den Zusammenfassungen der Podiumsdiskussion und den nach-
folgenden acht Workshops anregende Inputs und Diskussionen mit Teilnehmer/innen aus allen
Bereichen, die mit Bildung zu tun haben. Hier gibt es spannende Einblicke in die Arbeit der Refe-
rent/innen, die im Bereich des Globalen Lernens und nachhaltiger Entwicklung unterwegs sind.
Abgerundet wird das Heft durch das Positionspapier zum Globalen Lernen der agl, das Dokument
für die Konstituierende Sitzung der Nationalen Plattform Bildung für Nachhaltige Entwicklung
am 29. September 2015 in Berlin sowie die Vorstellung der neuen enwicklungspolitischen Pro-
motor/innen im Land Brandenburg.
Potsdam, im November 2014 Heike Möller
Globales Lernen lebenslang! 3Vorwort zur fünften Ausgabe
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe entwicklungspolitische Mitstreiterinnen und Mitstreiter!
„42“ ist in dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams bekanntlich die
Antwort auf die „Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Mit der Berech-
nung war der Computer Deep Thought beauftragt worden. Für jene kryptische Antwort sowie
seinen Hinweis, dass die Erklärung der Antwort sich ergibt, wenn die eigentliche Frage erst hin-
reichend formuliert sei, hatte er 7,5 Millionen Jahren gebraucht.
Die heutige und reale Menschheit hat für die Beantwortung der vor ihr stehenden Herausfor-
derungen nicht so viel Zeit! „Die eigentlichen Fragen“ unserer globalisierten Welt sind inzwi-
schen nicht nur hinreichend durch Wissenschaft und Politik formuliert. Es gibt sogar Antworten,
erwartungsgemäß kompliziertere als „42“, allerdings auch widersprüchliche und manche wenig
glaubhaft. Auch die seit dem UN-Gipfel für Umwelt und Entwicklung von 1992 in Rio diskutierte
und weithin anerkannte umfassende Antwort „Nachhaltigkeit“ läuft Gefahr, im gewissen Sinn
das Schicksal von „42“ zu teilen – einer Beliebigkeit der Interpretation preisgegeben zu werden.
Bleibt man beim Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wie in den UN-Dokumenten verankert,
ist es weitgehend Konsens, dass Bildung eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung spielen muss.
Deshalb legt beispielsweise die im Juni 2015 vom Plenum der Kultusministerkonferenz ange-
nommene Neufassung des Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung zu
Recht besonderen Wert darauf, die Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung einzubezie-
hen. Diese geht über die 2015 nicht in allen Zielen erfolgreich abgeschlossenen, für viele sogar
enttäuschenden Millenniums-Entwicklungsziele der UN (MDG) deutlich hinaus. Die UN-General-
versammlung 2015 hat im September dieses Jahr die ambitionierte 2030 Agenda für Nachhal-
tige Entwicklung verabschiedet, inklusive eines neuen entwicklungspolitischen Zielkataloges. Das
neue Kerndokument verbindet nun alle Dimensionen der Nachhaltigkeit und gilt für alle Länder.
Kritisch hinterfragt werden z. B. das reale Potenzial für positiv-emanzipative Entwicklungen in
den benachteiligten Regionen und für marginalisierte Schichten und Gruppen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), dem sich das Globale Lernen zuordnet, wird als ein
notwendiger und grundlegender Beitrag verstanden, um globale Zukunftsfähigkeit vorsorgend und
anpassend zu gestalten. Dafür wird weltweit ein fundamentaler mentaler und kultureller Wandel
vonnöten sein, für den systematisch gesellschaftlich akzeptierte Optionen entwickelt und zahlrei-
che Weichen gestellt werden müssen. Es geht nicht nur um Impulse zu einer wie auch immer gear-
teten allgemeinen Bewusstseinsbildung. Der Anspruch ist, dass alle Menschen in ihrem jeweiligen
Umfeld konkrete Möglichkeiten erhalten, sich das Wissen, die Werte, Fähigkeiten und Fertigkeiten
anzueignen, die sie für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft brauchen.
Zweifellos eine riesige Herausforderung angesichts der gesellschaftlichen wie individuellen Kon-
texte, die gegenwärtig für Millionen oft alles andere als lebens- und lernfreundlich sind. Obwohl
der UN-Sozialpakt, die UN-Kinderrechtskonvention und die Genfer Flüchtlingskonvention Bil-
dung ausdrücklich als Menschenrecht anerkennen.
Nicht nur in Deutschland und im Land Brandenburg steht als zentrale Aufgabe die strukturelle
Verankerung von BNE in allen Bereichen der formellen und non-formellen Bildung. Brandenburg
hat mit seinem Landesaktionsplan BNE und mit einem eigenen Kapitel in den Entwicklungspo-
4 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)litischen Leitlinien der Landesregierung schon mal einige, kontinuierlich weiter zu bebauende
Fundamente gelegt. Dabei sollten nunmehr auch den Bildungsbedürfnissen wie den mitgebrach-
ten Kompetenzen der Flüchtlinge, die zur Zeit und sicher auch in Zukunft in unser Land kom-
men, besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bei VENROB e. V. und in der Koordinations-
gruppe der Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (BREBIT)
– bestimmt auch anderswo – werden dazu bereits konkrete Ideen diskutiert.
Das lebenslange Lernen – eines der Grundprinzipien der BNE und bereits praktiziert in zahlrei-
chen Projekten und Aktivitäten Brandenburger Anbieter von BNE und Globalem Lernen – sollte
zum übergreifenden Dach der Bildungsförderung gestaltet werden. Das bedarf der politischen
Unterstützung und angemessener Finanzierung aller Akteure. Letztlich also „Vom Projekt zur
Struktur“, wie nicht zuletzt das deutsche Nationalkomitee für die UN-Dekade „Bildung für nach-
haltige Entwicklung“ in seinem Positionspapier „Zukunftsstrategie BNE 2015+“ gefordert hat.
Ist nun Bildung, insbesondere Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Antwort auf alle glo-
balen Fragen? Ohne Bildung kann es garantiert nicht gut werden, aber gleichermaßen nicht zu
vergessen Willy Brandt: „Frieden ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Frieden.“
Uwe Prüfer, 2. Sprecher VENROB e. V.
Globales Lernen lebenslang! 5I. GLOBALES LERNEN IN BRANDENBURG UND ANDERSWO
Die Fortführung der
UN-Dekade BNE
Das Weltaktionsprogramm
Bildung für nachhaltige
Entwicklung (WAP)
Prof. Dr. Heike Molitor
Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Heike.Molitor@hnee.de
Die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige dass zukünftige Generationen ihre eigenen
Entwicklung“ (2005-2014) hat ihre Fortset- Bedürfnisse nicht befriedigen können“1. Die-
zung gefunden. Die 37. Generalversammlung ser Ansatz, der den Gedanken einer Genera-
der UNESCO befürwortete im Herbst 2013 tionengerechtigkeit klar formuliert, ist 1992
das Weltaktionsprogramm (2015-2019) als in Rio de Janeiro bei der UN-Konferenz für
Folgeprogramm der UN-Dekade. Die UNESCO Umwelt und Entwicklung in der Agenda 21
Roadmap wurde 2014 veröffentlicht, um die fortgeführt worden. Diese Konferenz gilt als
Schritte zur Umsetzung des Weltaktionspro- weltweiter Impulsgeber und internationa-
gramms aufzuzeigen. Am 12. November 2014 ler Meilenstein zur Umsetzung einer nach-
fiel in Nagoya (Japan) auf der Abschlusskon- haltigen Entwicklung in allen Bereichen des
ferenz der UN-Dekade der UNESCO offiziell Lebens. In der Agenda 21 werden gesellschaft-
der Startschuss für das Fünfjahresprogramm. liche Gruppen aufgefordert, sich am Prozess
Alle Mitgliedstaaten versprachen ihre Akti- einer nachhaltigen Entwicklung zu beteili-
vitäten auf dem Feld einer BNE fortzufüh- gen. Eine besondere Rolle wird der Bildung in
ren und auszuweiten. Eine Weiterführung einem eigenen Kapitel (Kap. 36) zugeschrie-
erscheint dringend und notwendig, da die ben: „Bildung ist die unerlässliche Voraus-
großen Probleme der heutigen Zeit noch setzung für die Förderung einer nachhaltigen
immer nicht gelöst sind, wie z. B. der Umgang Entwicklung und die Verbesserung der Fähig-
mit dem Klimawandel oder die Wasser- und keit der Menschen, sich mit Umwelt- und
Rohstoffverfügbarkeit. Nachhaltige Ent- Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen“2.
wicklung spielt in allen Lebensbereichen der Die Nachfolgekonferenzen Rio+10 in Johan-
Menschen eine maßgebliche Rolle. Zentral ist nesburg 2002 und Rio+20 wieder in Rio de
der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Janeiro 2012 haben diesen Prozess weiter
weltweite Gerechtigkeit unter den Lebenden vertieft und mit Nachdruck zu einer Imple-
sowie zwischen der heutigen Generation und mentierung einer nachhaltigen Entwicklung
den künftigen Generationen. aufgefordert. 2014 wurde BNE in das Muscat
Der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ wurde
1 Hauff, Volker: Unsere gemeinsame Zukunft. Der
erstmals 1987 im Bericht Our common future Brundtland-Bericht der Weltkommission für Um-
der World Commission on Environment and welt und Entwicklung, Eggenkamp Verlag, Greven
1987, S. 46.
Development aufgegriffen und definiert als
2 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
„eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse Reaktorsicherheit (BMU) (Hrsg.): Agenda 21, Bonn
der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, o. J., S. 261.
6 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)Agreement und in den Entwurf der nachhal-
tigen Entwicklungsziele (Sustainable Deve-
lopment Goals) der Open Working Group
(OWG) im Rahmen des Global Education For
All Meeting (GEM) aufgenommen (Deutsche
UNESCO-Kommission e. V. 2015).
Bildung – als lebenslanger Prozess und immer
wieder neu zu bewältigende Aufgabe – bedeu-
tet eine Auseinandersetzung mit der Welt ins-
gesamt. Ziel von Bildung ist die Orientierung
des Lernenden in der Welt als eigenständige
Person, die Übernahme von Verantwortung,
die Ausbildung eines kritischen Bewusstseins
und die Entwicklung von Handlungsbereit-
schaft. Bildung bedeutet „sich bilden“.3 Bil-
dung für eine nachhaltige Entwicklung ist ein
internationales werteorientiertes Konzept, das
im Prozess der Umsetzung einer nachhaltigen
Entwicklung eine besondere Rolle zukommt
und als Bestandteil einer qualitätsorientierten Abb. 1: Titelblatt der Roadmap
Bildung anerkannt ist.
Das Weltaktionsprogramm hat sich zwei
Im Anschluss an die Weltkonferenz 2014 in grundlegende Ziele gesetzt:
Aichi-Nagoya wurde eine Orientierungs-
hilfe bzw. ein Leitfaden entwickelt, der den 1. Eine „Neuorientierung von Bildung und
gemeinsamen Weg nach der Beendigung der Lernen, sodass jeder die Möglichkeit hat,
UN-Dekade 2014 beschreibt: Die UNESCO sich das Wissen, die Fähigkeiten, Werte
Roadmap. Um die weiterhin bestehenden und Einstellungen anzueignen, die erfor-
globalen Heraus forderungen meistern zu derlich sind, um zu einer nachhaltigen
können, wird Bildung auch nach Ablauf der Entwicklung beizutragen”5.
UN-Dekade als wichtigstes Element für einen
nötigen Paradigmenwechsel gesehen. Die zur 2. Eine „Stärkung der Rolle von Bildung und
Bestärkung von BNE entwickelte Roadmap, Lernen in allen Projekten, Programmen
soll, so die Generaldirektorin der UNESCO im und Aktivitäten, die sich für eine nach-
Vorwort, alle Akteure ansprechen: „Regierun- haltige Entwicklung einsetzen“6.
gen, zivilgesellschaftliche Organisa tionen,
Privatwirtschaft, Medien, Wissenschaft, zwi- In der Roadmap werden fünf besonders wich-
schenstaatliche Organisationen und rele- tige Arbeitsfelder fokussiert, die in den Jahren
vante Organisationen, die Bildung ermögli- 2015 bis 2019 bearbeitet werden sollen.7
chen und unterstützen, bis hin zu Lehrkräften
und Lernenden.“4 Diese Roadmap ist bisher Handlungsfeld 1, Politische Unterstützung:
auf Englisch, Französisch, Russisch, Arabisch, Schaffung eines förderlichen Umfeldes zur
Chinesisch und Deutsch übersetzt worden festen Integration von BNE in die subnatio-
und in vielen Ländern der Welt zugänglich. nalen, nationalen, subregionalen, regionalen
und internationalen Rahmenvereinbarungen,
3 Vgl. von Hentig, Hartmut: Bildung. Ein Essay, Beltz
Verlag, Weinheim und Basel 1999.
5 Ebenda, S. 14.
4 Deutsche UNESCO-Kommission e. V.: Roadmap zur
Umsetzung des Weltaktionsprogramms. „Bildung 6 Ebenda.
für nachhaltige Entwicklung“, Bonn 2015, S. 3. 7 Vgl. ebenda, S. 15 ff.
Globales Lernen lebenslang! 7Pläne, Strategien, Programme und Prozesse, Plattform unter dem Vorsitz von Corne-
die im Kontext von BNE stehen. lia Quennet-Thielen – Staatssekretärin im
BMBF – mit weiteren 35 Mitgliedern erar-
Handlungsfeld 2, ganzheitliche Transfor- beitet wird. Diese Mitglieder repräsentieren
mation von Lern- und Lehrumgebungen: wichtige Vertreter/innen aus Politik, Wis-
Förderung ganzheitlich-institutioneller senschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
BNE-Ansätze in Bildungs- und Ausbildungs- Prof. Dr. Gerhard de Haan übernimmt die
kontexten, sodass Nachhaltigkeitspläne oder wissenschaftliche Beratung als ehemali-
-strategien in den entsprechenden Bildungs- ger Vorsitzender des Nationalkomitees der
institutionen umgesetzt werden. UN-Dekade BNE im Feld der Bildung für
nachhaltige Entwicklung. Für internationale
Handlungsfeld 3, Kompetenzentwicklung Fragen steht Walter Hirche als ehemaliger
bei Lehrenden und Multiplikator/innen: Präsident der UNESCO-Kommission bera-
Stärkung der Fähigkeiten zur BNE-Vermitt- tend zur Seite. Am 29. September fand die
lung von Lehrer/innen, Ausbilder/innen, erste konstituierende Sitzung der Nationa-
Erzieher/innen sowie weiteren Change len Plattform statt, die von der Bundesmi-
Agents durch verbesserte Aus- und Wei- nisterin Johanna Wanka in Berlin eröffnet
terbildungsinstitutionen. BNE soll dafür in wurde. Ziel ist es, strukturelle Verankerun-
den Ausbildungsprogrammen beispielsweise gen von BNE zu erreichen und BNE in die
durch Zertifizierungs- und Zulassungsstan- Breite zu tragen. Fortgeführt wird wohl das
dards integriert sein. Auszeichnungsprogramm von vorbildlichen
BNE-Projekten, die während der UN-Dekade
Handlungsfeld 4, Stärkung und Mobilisie- als BNE-Dekade-Projekte gewürdigt wur-
rung der Jugend: Jugendliche (15–24 Jahre) den. Weiterhin sollen verstärkt Multiplika-
sollen in besonderer Weise unterstützt tor/innen angesprochen werden und BNE in
werden als wichtige Akteure des Wandels die Curricula, Lehrpläne, Ausbildungsord-
durch z. B. hochwertige E-Learning-Mög- nungen und das informelle Lernen (noch)
lichkeiten, aktive Beteiligung in politischen intensiver integriert werden.8
Strukturen und Strategien sowie durch
mehr Eigenständigkeit. Neben der Nationalen Plattform werden
Fachforen zu konkreten Bildungsbereichen
Handlungsfeld 5, Förderung nachhaltiger die jeweiligen Fachkompetenzen auf dem
Entwicklung auf lokaler Ebene: BNE-Akti- Feld bündeln und in die Diskussion einbrin-
vitäten sollen z. B. in lokalen Bildungsland- gen. Damit soll die Fachexpertise, die sich in
schaften verstärkt werden sowie als BNE- den zehn Jahren der UN-Dekade aufgebaut
Programme in den Planungsprozess der hat, in das Weltaktionsprogramm einge-
Gemeinde Einfluss nehmen. bracht werden. Folgende Fachforen werden
weiter etabliert: frühkindliche Bildung, schu-
lische Bildung, berufliche Bildung, Hoch-
Das WAP auf schulbildung, informelles Lernen und Kom-
nationaler Ebene munen. Bestehende BNE-Netzwerke können
als Partnernetzwerke weitergeführt werden.
Das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) ist in Deutschland im
Rahmen verfügbarer Haushaltsmittel für
die Umsetzung des WAP zuständig. Dazu
wird ein Nationaler Aktionsplan mit kon-
kreten Vorschlägen und Umsetzungsplä-
nen aufgestellt, der von einer Nationalen 8 Vgl. www.bne-portal.de (abgerufen am 22.10.2015).
8 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)Globales Lernen in
der agl* – Ein Überblick
Ulrike Lerche
agl Fachstelle Globales Lernen
globales-lernen@agl-einewelt.de
In den 16 Bundesländern Deutschlands exis- programm2 (WAP) ist dies hoch problema-
tieren sehr unterschiedliche Landesstruk- tisch. Denn nicht alle Kinder, Schüler/innen
turen und Voraussetzungen, um Globales Berufs- und Hochschüler/innen Deutsch-
Lernen in Kitas, Schulen, Berufs- und Hoch- lands haben Zugang zu Angeboten des Glo-
schulen anzubieten und zu etablieren. So balen Lernens. Dadurch bleibt ihnen wich-
gibt es in einigen Bundesländern auf Landes- tiges Wissen für eine sozial, wirtschaftlich
ebene Netzwerke aus Ministerien, Lehrerins- und ökologisch nachhaltige Entwicklung
tituten und Zivilgesellschaft, die gemeinsam ihrer Zukunft vorenthalten. Zudem trägt der
versuchen, Globales Lernen zu befördern und Mangel an Bildungsangeboten im Bereich
im formalen Bildungssystem zu verankern. In Globales Lernen zum Erhalt der bestehenden
anderen Ländern hingegen sind die Struktu- ungleichen Machtverhältnisse zwischen Glo-
ren bisher zu schwach, um effektiv Einfluss balem Norden und Globalem Süden bei, die
auf die Bildungspolitik nehmen zu können. nicht zuletzt Ursache für politische Krisen,
gewaltsame Konflikte und Menschenrechts-
Mit Blick auf die Sustainable Develop- verletzungen sind, deren Folgen wir aktuell
ment Goals1 (SDGs) und das Weltaktions- mehr denn je in ganz Deutschland miterle-
ben. Mit dem Ziel, Globales Lernen bundes-
* Die Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Lan- weit stärker voranzubringen, indem die Eine
desnetzwerke in Deutschland e. V. (agl) ist der
bundesweite Dachverband der 16 Eine Welt-Lan- Welt-Landesnetzwerke stärker zusammen-
desnetzwerke. Die agl unterstützt ihre Mitglieder arbeiten und die Bundesländer voneinander
in deren Engagement für eine zukunftsorientierte
globale Entwicklung, die auf den Prinzipien von
lernen, wurde im Jahr 2013 die Fachstelle
sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, Globales Lernen in der agl eingerichtet.
Demokratie und Partizipation beruht. Ein wichtiges Die Fachstellenarbeit umfasst seit dem im
Instrument der entwicklungspolitischen Inlandsar-
beit der Landesnetzwerke ist das Globale Lernen, Wesentlichen vier Aufgabenbereiche, die
als Teil einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. nachfolgend dargestellt werden sollen.
1 Die Sustainable Development Goals sind politi-
sche Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN),
die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung 2 Das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhal-
auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer tige Entwicklung der UNESCO ist das Folgepro-
Ebene dienen sollen. Bildung für nachhaltige gramm der UN-Dekade Bildung für nachhaltige
Entwicklung wird in der Abschlusserklärung als Entwicklung (2005–2014). Es zielt darauf ab, die
fundamentales Ziel an sich (siehe SDG Nr. 4.7 des UN-Mitgliedstaaten zur Umsetzung der Post-
Entwurfs der Open Working Group; http://sustai- 2015-Entwicklungsagenda zu bewegen. Mithilfe
nabledevelopment.un.org/focussdgs.html) und des Weltaktionsprogramms sollen die bisherigen
als grundlegend für die Implementierung aller Projekte und Angebote im Bereich BNE strukturell
anderen SDGs verstanden. im formalen Bildungssystem verankert werden.
Globales Lernen lebenslang! 9Fachforum Globales Lernen Gremien- und Lobbyarbeit
Globales Lernen ist ein zentrales Thema der Die Fachstelle Globales Lernen fungiert als
länderübergreifenden Zusammenarbeit in Schnittstelle zwischen den Eine Welt-Lan-
der agl und wird seit jeher von den Landes- desnetzwerken, ihren Mitgliedern und der
netzwerken zum Inhalt ihres gemeinsamen Bundespolitik. Sie gewährleistet den Informa-
Fachaustausches und ihrer Netzwerkar- tionsfluss zwischen der Landes- und Bundes-
beit gemacht. Durch das 2013 bundesweit ebene und vertritt die Interessen der Landes-
gestartete „Eine Welt-Promotor/innen-Pro- netzwerke mit ihren überwiegend kleinen bis
gramm“ der agl konnte, durch die hauptamt- mittelgroßen Nichtregierungsorganisationen
lichen Promotor/innen, insbesondere durch und Eine Welt-Initiativen, z. B. in der Bund-
die Fachpromotor/innen für Globales Ler- Länder-AG Entwicklungspolitische Informa-
nen, die bundesweite Zusammenarbeit der tions- und Bildungsarbeit. Sie arbeitet in rele-
Landesnetzwerke in diesem Bereich gestärkt vanten Arbeitsgruppen und Gremien wie z. B.
und tief greifender gestaltet werden. Eine der VENRO AG „Bildung lokal-global“ mit und
neue Qualität der Zusammenarbeit wurde repräsentiert die agl bei thematischen Veran-
erreicht. Das Fachforum Globales Lernen staltungen und Konferenzen.
hat sich als bundesweites Arbeitsgremium
etabliert und umfasst heute etwa 20 Ver-
treter/innen wie Eine Welt-Promotor/innen Zusammenarbeit mit
und andere Expert/innen des Globalen Ler- Mitstreitern
nens, wie z. B. die Fachstelle GLiS – Globales
Lernen in der Schule am Comenius-Institut Über die Fachstelle Globales Lernen wird
Münster, die das Fachforum nach Bedarf und eine Zusammenarbeit mit bundesweit agie-
Möglichkeit unterstützen. renden Fach- und Arbeitsstellen realisiert,
um die Ergebnisse dieser Arbeitsstellen für
Die Zusammenarbeit des Fachforums wird die Eine Welt-Landesnetzwerke nutzbar
von der agl-Fachstelle Globales Lernen koor- zu machen, sie zu vernetzen sowie um die
diniert und dient der Stärkung des Globalen Expertise der agl für genannte Arbeitsstel-
Lernens durch systematischen Wissens- und len zur Verfügung zu stellen. So führt die
Erfahrungstransfer zwischen den Akteuren, agl bspw. seit mehreren Jahren in Koope-
der Herstellung von Synergieeffekten durch ration mit Brot für die Welt / Evangeli-
Zusammenarbeit zu bestimmten Themen scher Entwicklungsdienst die Seminarreihe
sowie der Implementierung von bundeswei- „Selbstevaluation in der entwicklungspoli-
ten und international diskutierten Frage- tischen Bildungsarbeit“ durch. 2015 wurde
stellungen, Themen und Debatten rund ums über die agl-Fachstelle Globales Lernen
Globale Lernen in die Arbeitspraxis der Bil- eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Eine
dungsakteure. Weiterhin dient sie der Erstel- Welt-Landesnetzwerke mit der Fachstelle
lung bzw. Aktualisierung von gemeinsamen GLiS des Comenius-Instituts und Brot für
Konzepten oder Positionspapieren (z. B. das die Welt / Evangelischer Entwicklungsdienst
2014 entstandene Positionspapier zum Glo- zur Überarbeitung der Förderleitlinie für
balen Lernen, siehe Seite 34 oder www.agl- schulbezogene Bildungsarbeit zum Globalen
einewelt.de) und der Kommentierung aktuel- Lernen realisiert. Die agl unterstützt zudem
ler Rahmenpapiere oder Veröffentlichungen die Internetplattform KITA Global zur Förde-
(z. B. der im Juni 2015 erschienenen Neuauf- rung des Globalen Lernens im Elementarbe-
lage des Orientierungsrahmens für den Lern- reich. Zudem ist die agl Mitveranstalter des
bereich Globale Entwicklung)3. „WeltWeitWissen Kongresses“ – ein bundes-
weiter Kongress für Bildung für nachhaltige
3 Vgl. www.engagement-global.de/globale-entwic- Entwicklung und Globales Lernen, der vom
lung.html (abgerufen am 11.10.2015). 14. bis 16. April 2016 in Nordrhein-West-
10 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)falen stattfand.4 Die Fachstelle unterstützt nen mit Informationen zu Veranstaltungen,
das Eine Welt-Netz NRW bei der Vorberei- Seminaren und Fortbildungen sowie Publika-
tung des Kongresses insbesondere bei der tionen zur Verfügung.
Ausschreibung, Organisation und Präsen-
tation des „Bildungsmarktes“, auf dem 25
Best Practice Projekte aus ganz Deutschland Eine Welt Promotor/innen
vorgestellt wurden sowie durch eine bun- bewegen
desweite Öffentlichkeitsarbeit.
Mit Engagierten vor Ort setzen sie sich für
global nachhaltige Entwicklung ein. Im eige-
Information und Beratung nen Land, mit kreativen Ideen und dem Mut,
neue Wege zu gehen. Denn Klimawandel,
Die Fachstelle Globales Lernen bietet eine Ressourcenknappheit und Wirtschaftskrisen
fachliche und organisatorische Beratung sind Herausforderungen, die Umdenken und
für Mitglieder der agl, die Landesnetzwerke entschlossenes Handeln im Alltag erfordern.
sowie deren Mitglieder und unterstützt deren Mehr als 85 Promotor/innen (Stand: 2015)
Vernetzung. Sie verbreitet gezielt Informa- stoßen Prozesse durch Beratungs-, Vernet-
tion der Bundesgremien, der Promotor/innen zungs- und Qualifizierungsmaßnahmen an
und der Geschäftsführer/innen der Eine Welt- und entwickeln und unterstützen Aktionen
Landesnetzwerke und weiterer Partner/innen und Kampagnen für verschiedene Zielgrup-
durch einen kontinuierlichen Informations- pen. Sie unterstützen zivilgesellschaftliches
fluss per E-Mail (über Gremiensitzungen, Eine Welt Engagement mit Beratungs- und
Fördermöglichkeiten, Kampagnen, Aktionen, Koordinationsangeboten. Ein aktuelles Ange-
Projekte etc.), um so die Debattenkultur zu bot wird z. B. durch das Entwicklungspoliti-
unterstützen. Die Fachstelle bündelt aktu- sche Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN)
elle Informationen des Globalen Lernens aus e. V. unterbreitet. Mit dem Projekt „Schüler
den Landesnetzwerken und stellt sie der brei- Innen im Gespräch mit Flüchtlingen“ sollen
ten Öffentlichkeit in einem vierteljährlich besonders junge Menschen für die Situation
erscheinenden Newsletter zum Globalen Ler- von Flüchtlingen sensibilisert werden (http://
elan-rlp.de/schuelerinnen-im-gespraech-mit-
4 Vgl. www.weltweitwissen2016.de gefluechteten.344.0.html).
Globales Lernen lebenslang! 11Vom Dia-Vortrag
zum Projekttag
Globales Lernen im
Wandel der Zeit
Uwe Berger
Carpus e. V.
uwe.berger@carpus.org
Als sich die Brandenburger Initiative zum durch Vernichtung des Regenwaldes sind.
Schutz des philippinischen Regenwaldes e. V. Das alles nahmen sie an Erkenntnissen mit
1995 in Carpus e. V. umbenannte, spielte nach Brandenburg. Hier entwickelten sie
Globales Lernen im Verein noch keine Rolle. den Wunsch ihr neues Wissen weiterzuge-
Im Mittelpunkt stand die Auslandsprojekt ben. Die jungen Erwachsenen nahmen Kon-
arbeit. Gerade 1995 und 1996 entsendete takt zu Bildungseinrichtungen, meist ihren
Carpus mit Mitteln des Landes Branden- eigenen ehemaligen Schulen, auf und hiel-
burg mehrere Dutzend junge Freiwillige auf ten dort Vorträge. So entstanden Mitte der
die Philippinen. Die Brandenburger Studie- 1990er Jahre die ersten Anfänge des Glo-
renden sollten dort Projekte umsetzen, bei- balen Lernens bei Carpus.
spielsweise die Errichtung eines Windrades
zur Stromgewinnung an der Palawan State Bemerkenswert ist die Entwicklung in der
University, die Errichtung einer Pflanzenklär- Vermittlung des Globalen Lernens. Zwischen
anlage für die Ranger Station des Under- den noch vor 20 Jahren frontal gehaltenen
ground River Nationalparks oder die Instal- einstündigen Diavorträgen und den heute
lation von Solarpanelen. All diese Projekte meist fünfstündigen methodisch abwechs-
waren in Deutschland geplant worden, kei- lungsreichen Projekttagen liegen Welten. Im
nes davon wurde erfolgreich abgeschlossen. Laufe der letzten zwei Jahrzehnte hat sich
das Globale Lernen inhaltlich und metho-
Die jungen Deutschen mussten erkennen, disch erheblich weiterentwickelt. Standen
dass sie nicht zum „Helfen“ gekommen anfangs noch die Berichte über das Leben
waren, sondern ihre Reise vielmehr einem der Menschen in anderen Ländern im Vorder-
anderen Zweck diente: selber zu lernen. grund, geht es heute vielmehr um die Frage,
Und zu lernen gab es viel auf der anderen was unser Beitrag zu einer global gerechte-
Seite des Globus. Sie lernten Menschen mit ren und nachhaltigen Weltgesellschaft sein
einer anderen Kultur kennen und schät- kann. Dazu gehören z. B. Methoden wie der
zen, ja sogar lieben. Sie hatten erstmals Perspektivwechsel: Menschen aus dem Glo-
Berührung mit dem einzigartigen Ökosys- balen Süden kommen zu Wort und es gibt
tem der philippinischen Bergregenwälder einen multiperspektivischen Blickwinkel.
und erahnten das Ausmaß der Zerstörung
durch massive Abholzung. Sie begegneten In den Anfängen des Globalen Lernens nutz-
indigenen Völkern und lernten, wie bedroht ten die Vereinsreferent/innen auch noch
diese Menschen durch Vertreibung und Vokabeln, die heute schon nicht mehr als
12 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)politisch korrekt gelten. Beispielsweise trie, das „Märchen“ vom Wirtschaftswachs-
berichteten sie über die „Stämme“ in den tum, Fluchtursachen und Kinderarbeit in
Philippinen, die in einfachen „Hütten“ leben. der Kakaoproduktion. Der Verein hat spezi-
Seit indigene Völker weltweit um mehr Res- elle Angebote für alle Altersstufen, von der
pekt für ihre bedrohte Kultur kämpfen, ver- Grundschule über die Sekundarstufen 1 und
suchen unsere Referent/innen abwertende 2 bis hin zur Berufsschule. Die Konzepte wer-
Bezeichnungen wie „Stamm“ oder „Hütte“ den ständig weiterentwickelt.
durch respektvolle Bezeichnungen wie „Volk“
und „Haus“ zu ersetzen. Schließlich sprechen Seit 2015 ist Carpus auch in das Modell-
die Filipinos selbst auch von „Bahay“ (Haus), projekt „Schule des Globalen Lernens in der
egal ob aus Stein oder aus Bambus. Lausitz“ eingebunden und berät drei Grund-
schulen in Cottbus bei der Verankerung des
Das Globale Lernen folgt heute einem didak- Globalen Lernens ins Schulprofil. Langfristig
tischen Konzept, dem Dreischritt „Wissen, muss die Reise des Globalen Lernens genau
Bewerten, Handeln“. Carpus baut seine Pro- da hingehen. Globales Lernen muss sich wei-
jekttage inzwischen durchweg darauf auf terentwickeln von punktuellen Projekttagen
und legt großen Wert auf die Diskussion von in Schulen hin zur ganzheitlichen fächer-
Handlungsperspektiven zur gesellschaft- übergreifenden Einbindung ins Schulcurricu-
lichen und persönlichen Veränderung. Die lum. Mit Bezug zur Überschrift wird es dann
Referent/innen des Vereins besuchen jährlich in nochmal 20 Jahren hoffentlich heißen:
Fortbildungen. Sie kennen den Beutelsba- Vom Diavortrag zum Projekttag zum fächer-
cher Konsens1 als Grundlage der politischen verbindenden Curriculum.
Bildung ebenso wie die VENRO-Bildungs-
standards für das Globale Lernen. Spenden-
werbung wie noch Ende der 1990er Jahre
gibt es bei Carpus-Projekttagen in Schulen
schon längst nicht mehr.
Eine große Rolle im Verein spielt noch
immer die Auslandserfahrung. Fast alle der
Referent/innen haben eine Zeit im Ausland
gelebt, meist auf den Philippinen. Einige sind
dort geboren und leben heute in Deutsch-
land. Ihre Perspektive auf die deutsche
Gesellschaft und unsere Verantwortung für
globale Gerechtigkeit ist besonders wertvoll.
Carpus führt jährlich mehr als 70 Projekt-
tage an Schulen durch, mehr als die Hälfte
davon in Brandenburg. Themen sind der Faire
Handel, die UN-Millenniumsentwicklungs-
ziele, die neuen UN-Nachhaltigkeitsziele,
Produktionsbedingungen in der Textilindus
1 Kurz gefasst lauteten die drei Elemente dieses
Konsenses: Überwältigungsverbot (keine Indok-
trination); Beachtung kontroverser Positionen in
Wissenschaft und Politik im Unterricht; Befähi-
gung der Schüler, in politischen Situationen ihre
eigenen Interessen zu analysieren. Vgl. http://
www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-
konsens, (abgerufen am 12.10.2015).
Globales Lernen lebenslang! 13Globales Lernen für ein
weltoffenes Branden-
burg mit der BREBIT
Birgit Mitawi
Demokratie und Integration
Brandenburg e. V. / RAA Brandenburg
globaleslernen@raa-brandenburg.de
Globales Lernen in Brandenburg wird von Als Markenzeichen unserer Bildungstage hat
einem guten Dutzend Nichtregierungsorgani- sich die Konzentration auf ein Schwerpunkt-
sationen sowie von freiberuflichen Referent/ thema bewährt. Thomas Berger, Bildungs-
innen und Weltläden getragen. Engagierte referent, sieht in der BREBIT die Möglich-
Lehrkräfte bieten im Rahmen von Projektta- keit, „mit eigenen Bildungsveranstaltungen
gen oder von Süd-Nord-Schulpartnerschaf- Akzente zu setzen und in zwei Wochen als
ten eine Plattform für zentrale Themen des Teil eines großen Teams eine zahlenmäßig
Globalen Lernens und auch einzelne Kinos große Zielgruppe zu erreichen. Auch wenn
(Fürstenwalde, Cottbus), Bibliotheken und vielen das Kürzel noch nichts sagt, ist BREBIT
Volkshochschulen (Jüterbog, Potsdam) sowie inzwischen ein etabliertes Markenzeichen
Jugendclubs und Seminarhäuser (Branden- und – im bescheidenen Brandenburger Maß-
burg an der Havel, Brück) bieten Globales Ler- stab – beinahe eine Massenaktion entwick-
nen in sehr unterschiedlichen Formaten an. lungspolitischer Bildungsarbeit. Das Zusam-
menwirken so vieler Akteur/innen schafft
Zur größten Aktion des Globalen Lernens in eine enorme Angebotsbandbreite an Schulen
Brandenburg haben sich seit 2004 die Bran- und weiteren Institutionen, einen hochgradig
denburger Entwicklungspolitischen Bildungs- spannenden Erfahrungs- und Ideenaustausch
und Informationstage (BREBIT) entwickelt. untereinander und immer wieder auch neue
Organisiert werden sie von engagierten Anregungen für den einzelnen Mitwirkenden.
Menschen aus fünf entwicklungspolitischen Das Rahmenthema ist dabei eine gemein-
Vereinen1. Sie planen und koordinieren die same Orientierungsmarke, die ein Dach für
Öffentlichkeitsarbeit, die Bildungsangebote ganz unterschiedliche Schwerpunktsetzun-
und das Rahmenprogramm. Sie verständigen gen und Facetten der Darstellung bietet.“
sich über das Jahresthema und die Metho-
den, führen Fortbildungen der BREBIT-Refe- In diesem Jahr lautet das Motto: „Gutes
renten und Referentinnen durch, sorgen für Leben für alle! Wie hängen Armut und
die Dokumentation und Evaluation. Zwei bis Reichtum in unserer Welt zusammen?“ The-
drei Wochen lang werden dann etwa 130 matisiert werden vom 10. November bis 2.
Veranstaltungen mit 2.600 Teilnehmenden Dezember 2015 die Ursachen und Folgen
durchgeführt. sowie Wege und Initiativen zur Abschaffung
von Armut. Was ist das – DAS gute Leben?
1 Carpus e. V., Demokratie und Integration e. V., GSE Für mich – für Dich – für uns in Branden-
e. V., INKOTA-Netzwerk e. V. und VENROB e. V. burg – für Menschen, die über das Mittel-
14 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)meer nach Europa flüchten – für Kinder, gen möchte die BREBIT Basiswissen über
die auf der Straße leben – für Jugendliche, die globale Verteilung von Ressourcen ver-
die (nicht) gern zur Schule gehen? Wer gilt mitteln und mit Projekten den Blick auf die
eigentlich als arm? Warum ist der Reichtum historischen, politischen und ökonomischen
auf der Welt so ungerecht verteilt? Strukturen richten, die zur Reproduktion von
Armut im Norden wie im Süden beitragen.
Unsere Referentinnen und Referenten
machen in ihren Projekten die komplexen Auch in diesem Jahr haben wir recherchiert,
Wechselbeziehungen zwischen Politik und an welchen Stellen die Brandenburger Lehr-
Konsum hierzulande und den Auswirkungen pläne Anknüpfungspunkte bieten, um unsere
auf die Lebenswelten in Ländern des Glo- Angebote mit den Bildungsschwerpunkten
balen Südens erfahrbar. Der Wohlstand ist der unterschiedlichen Klassenstufen sinn-
ungerecht verteilt – auf nationaler, euro- voll verbinden zu können. Von Sachkunde
päischer und globaler Ebene. Gibt es sinn- über Geografie, Lebenskunde-Ethik-Religion,
volle und realisierbare Maßnahmen, die der Politische Bildung und Wirtschaft bis zum
Globalisierung der sozialen Probleme entge- Fremdsprachenunterricht haben wir 63 The-
genwirken? menfelder zusammengestellt, die geeignet
sind, BREBIT-Angebote zu nutzen, die Welt
Die Schere zwischen Arm und Reich nimmt in die Schule zu holen, mit partizipativen
auch in Deutschland zu. Die reichsten 10 Methoden neues Wissen zu erwerben, zu
Prozent der Bevölkerung besitzen mehr als üben, Erfahrungen zu bewerten und zu ver-
die Hälfte des gesamten Privatvermögens, suchen, etwas davon im Alltag umzusetzen.
die ärmsten 50 Prozent verfügen gerade mal
über 1,2 Prozent des Privatvermögens. Da die Im Rahmen der Auftaktveranstaltung kom-
Löhne in den unteren Bereichen seit Jahren men seit einigen Jahren verstärkt unsere
sinken, steigt das Armutsrisiko. Die Überwin- Südpartner/innen zu Wort. 2015 informiert
dung von Armut bei uns in Brandenburg darf der philippinische Anwalt Gidor Manero dar-
aber nicht gegen Überwindung von Armut über, wie er sich für die Landrechte von indi-
im Weltmaßstab ausgespielt werden. Die genen Bevölkerungsgruppen einsetzt, unsere
Suppenküche in Potsdam ist für Bedürftige Gästen aus Indien zeigen die Bedeutung des
genauso wichtig wie eine Anlaufstelle für Waldes für die Adivasi und unsere Theater-
Straßenkinder in El Alto oder ein Haus für pädagog/innen aus Tansania und Bolivien
Aidswaisen in Kampala. gestalten gemeinsam mit Schüler/innen
kleine Theaterszenen.
Wir wollen erfahren, was für Kinder und
Jugendliche weltweit ein gutes Leben ist. Die BREBIT will Menschen dazu motivieren
Dabei sind alle Wünsche und Herausfor- Verantwortung für sich und ihr Handeln im
derungen gleichwertig. Gemeinsam wol- globalen Kontext zu übernehmen, um zu
len wir Strategien entwickeln für ein gutes einem global gerechten und nachhaltigen
Leben für alle. Dabei machen wir den Politi- Lebensstil zu finden. Die BREBIT möchte mit
ker/innen mit unseren Visionen Konkurrenz. ihren Veranstaltungen das Bildungsangebot
Die Staats- und Regierungschefs haben im im Land Brandenburg bereichern und insge-
September 2015 in den Vereinten Nationen samt zu mehr Weltoffenheit beitragen. Des-
„Nachhaltige Entwicklungsziele“ verabschie- halb: Machen Sie mit bei der FAIRteilung
det. „Armut in all ihren Formen überall been- des Reichtums!
den“ und „Ungleichheit innerhalb von und
zwischen Ländern reduzieren“ sind zwei sehr
ambitionierte Forderungen, die sie sich auf
die Fahnen schreiben. Vor dem Hintergrund
der laufenden internationalen Verhandlun-
Globales Lernen lebenslang! 15II. BILDUNGSPOLITIK IN BRANDENBURG
Bedeutung des Orien-
tierungsrahmens für
den Lernbereich Globale
Entwicklung (LBGE)
Michael-Rump-Räuber
LISUM Berlin-Brandenburg
Michael.Rump-Raeuber@
lisum.berlin-brandenburg.de
Im Fokus des Lernbereichs Globale Entwick- Der Orientierungsrahmen wurde am 11.
lung stehen Kompetenzen für die Bewertung Juni 2015 von der KMK verabschiedet. Die
nachhaltiger Entwicklungswege und für das wichtigsten Veränderungen seit der Fas-
globale Zusammenleben. Der Lernbereich sung von 2007:
vermittelt Schülerinnen und Schülern nicht
nur grundlegendes Wissen zu globalen The- a) Der Lernbereich Globale Entwicklung
men, sondern schärft auch ihr Bewusstsein wird um acht neue Fächer erweitert.
für globale Verantwortung.
b) Der LB GE wird nicht nur als Aufgabe
Der Orientierungsrahmen für den Lernbe- der Fächer, sondern der gesamten Schule
reich Globale Entwicklung empfiehlt, The- gesehen.
men nachhaltiger Entwicklung in möglichst
allen Schulfächern anzusprechen, damit c) Die Kritik von verschiedenen Organisa-
Schülerinnen und Schüler gezielt und ganz- tionen im Bereich Entwicklungspolitik
heitlich mit dem Themenkomplex Nach- hinsichtlich solcher Begriffe wie Wachs
haltige Entwicklung erreicht werden. Es tumsideologie oder Eurozentrismus
werden mögliche Unterrichtsthemen und wurde aufgegriffen
allgemeine sowie fachbezogene Kompeten-
zen vorgestellt, die bis hin zu Leistungsan-
forderungen in Aufgabenbeispielen ausge- Umsetzung des
arbeitet werden. Orientierungsrahmens für
Eine Projektgruppe hat den 2007 erschie-
den LB GE in Brandenburg
nenen Orientierungsrahmen zusammen
mit rund 40 Expertinnen und Experten aus In drei Cottbuser Grundschulen wird ein
dem Bildungssektor erarbeitet, an Lehrplä- landesweites Modellvorhaben zu Proble-
nen mitgeschrieben und den Umsetzungs- men und Perspektiven weltweiter Entwick-
prozess seitdem begleitet. Sie war auch mit lung gestartet und dabei auch Chancen und
der aktuell vorliegenden Erweiterung und Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns
Aktualisierung des Orientierungsrahmens bearbeitet.
betraut, die wieder zusammen mit einer
Vielzahl von fachkundigen Bildungsexperten Globale Entwicklung in Cottbus erfahren
erarbeitet wurde. und lernen: Die Cottbuser Grundschule Dis-
16 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)senchen, die Reinhard-Lakomy-Grundschule 50 Lehrkräfte, Eltern und Kooperationspart-
und die Wilhelm-Nevoigt-Grundschule sind ner ein, darunter das LISUM und den in der
die landesweiten Vorreiter Hier werden – Entwicklungszusammenarbeit engagierten
ausgehend von der Lausitz – EINE WELT-The- Bildungsträger Carpus e. V. Gefördert wird es
men fächerverbindend und fachübergreifend über die geplante dreijährige Gesamtdauer
in Schule und Unterricht modellhaft veran- im Umfang von 40.000 Euro durch die Enga-
kert. Weitere Schulen im ganzen Land Bran- gement Global gGmbH aus Mitteln des Bun-
denburg sollen folgen. Das Projekt bezieht desministeriums für wirtschaftliche Zusam-
rund 800 Schülerinnen und Schüler, mehr als menarbeit und Entwicklung (BMZ).
Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 2 (2012)
made in Brandenburg
Die Entwicklungspolitischen Leitlinien der Landesregierung,
die am 31. Mai 2012 verabschiedet wurden, sind das Kern-
stück dieser Broschüre. Anhand des Protokolls vom 3. Round
Table können die Leserinnen und Leser den konstruktiven
Diskurs mit den Akteuren der brandenburgischen Entwick-
lungspolitik nachvollziehen. Darin wird ersichtlich: Es bedarf
staatlicher und zivilgesellschaftlicher Strukturen, um ein
zukunftsfähiges Gemeinwohl zu organisieren! Und das nicht
nur vor unserer Haustür, sondern in unserer Einen Welt!
info@venrob.org | www.welttrends.de
Globales Lernen lebenslang! 17Globales Lernen im
Rahmenlehrplan
Einblick in die Rahmenlehr
planentwicklung
Nadine Düppe
LISUM Berlin-Brandenburg
Nadine.Dueppe@
lisum.berlin-brandenburg.de
Berlin und Brandenburg machen sich auf bis in den März 2015. Innerhalb dieses Zeit-
den Weg. Vor dem Hintergrund der Ent- raumes wurden rund 4.000 vollständig aus-
wicklung eines gemeinsamen Rahmenlehr- gefüllte Online-Fragebögen abgegeben. Dazu
plans in der Bildungsregion für beide Länder kamen weitere 900 schriftliche Rückmeldun-
werden übergreifende Themen in eine stär- gen in Form von E-Mails.
kere Bewusstheit und neue Verbindlichkeit
in der Wahrnehmung von Schule gerückt. Die Hinweise und Anregungen, welche aus
Dies ist ein Resultat der neuen Struktur des den Online-Fragebögen und E-Mails ent-
Rahmenlehrplans. Zwischen einem Teil A, nommen werden konnten, wurden durch die
der auf Grundsätzliches im Bereich der Bil- Entwicklerteams bis Juli zuerst gesichtet und
dung und Erziehung eingeht, und einem dann geprüft und verarbeitet. Das Ergeb-
Teil C, der die Fachteile beinhaltet, steht nis dieser Arbeit ist ein Anhörungsbericht,
der Teil B. Dieser Teil ist mit einem eigenen der eine zusammenfassende Betrachtung
Kapitel für fachübergreifende Kompetenz- des Umgangs mit den Anhörungsergebnis-
entwicklung einer der Innovationskerne des sen darstellt. Im Bereich des übergreifenden
neuen Rahmenlehrplans. Themas Nachhaltige Entwicklung / Lernen in
globalen Zusammenhängen Teil B ergibt sich
Neben zwei Basiscurricula (Medienbildung somit folgendes Bild:
und Sprachbildung) wird die Kompetenzent-
wicklung übergreifender Themen abgebildet, • Die Anzahl der Rückmeldungen, die sich
die vor dem Hintergrund der gesellschaftli- speziell auf das übergreifende Thema
chen Herausforderungen die fachbezogenen „Nachhaltige Entwicklung / Lernen in
Kompetenzen ergänzen. Hier ist das über- globalen Zusammenhängen“ bezogen,
greifende Thema „Nachhaltige Entwicklung lag unter 20.
/ Lernen in globalen Zusammenhängen“
verortet. Neben der allgemeinen Relevanz • Die meisten der wenigen, dafür umso
dieses übergreifenden Themas werden der konkreteren Hinweise konnten berück-
Kompetenzerwerb sowie die Bezüge zu den sichtigt werden. Grundsätzliches wurde
einzelnen Fächern dargestellt. nicht infrage gestellt. Es ging in der
Regel um eine Schärfung oder Konkreti-
Wie ist nun der aktuelle Stand im Gesamt- sierung. Beispielsweise wurde die einsei-
projekt der Rahmenlehrplanentwicklung? Die tige, negative Darstellung der Globalisie-
Anhörungsphase zog sich von November 2014 rung bemängelt.
18 Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 5 (2015)• Auffallend bei den meisten Rück- passt, dass das integrative Konzept die-
meldungen war, dass aus ihnen eine ses übergreifenden Themas noch besser
bestimmte Sichtweise herauszulesen abgebildet werden konnte.
ist. Entweder entsprach diese eher dem
Konzept der Bildung einer nachhaltigen In der aktuellen Phase, die im Juli 2015
Entwicklung und der Umweltbildung. begann, steht die Entscheidung über die ein-
Oder aber sie spiegelte eine Perspektive gearbeiteten Änderungen des Rahmenlehr-
wider, die eher dem Konzept des Globa- plans an. Die Grundlagen bilden der bereits
len Lernens und der Entwicklungspolitik zuvor erwähnte Anhörungsbericht sowie der
zuzuordnen ist. überarbeitete Entwurf des Rahmenlehrplans
durch das Ministerium für Bildung, Jugend
• Der logischen Konsequenz folgend und Sport in Brandenburg und die Senats-
wurde die Ausgewogenheit im Text hin- verwaltung für Bildung, Jugend und Wis-
sichtlich der beiden dahinter stehen- senschaft in Berlin. Anschließend bedarf es
den konzeptuellen Ansätze überprüft. noch einer Rechtsförmigkeitsprüfung und
An einigen Stellen wurde sie so ange- der Erstellung der Mitzeichnungsfassung.
Ausgabe 3 (2013)
Forum Entwicklungspolitik Brandenburg 3 (2013)
Entwicklungspolitik – Ein zu weites Feld?
Entwicklungspolitik, Nachhaltigkeit und Globalisierung sind
Heike Imhof-Rudolph (Hrsg.)
ENTWICKLUNGSPOLITIK – EIN ZU WEITES FELD? zwei Seiten derselben Medaille! Beim Thema „Kommunale
immer nur Aus-
Forum Entwicklungspolitik Brandenburg Beschaffungspolitik“ geht es um Geld, genauer gesagt um
als irreversible
noranz vor ihren
, denn Entwick-
sehr viel Geld. Der Gedanke der Nachhaltigkeit in Verbin-
ei Seiten ein und
dung mit kommunaler Beschaffung trifft nicht immer auf
um Geld, genauer
ießen insgesamt
ndenburg sind es informierte Entscheider. Diese Broschüre soll Information
igkeit in Verbin-
auf informierte
usst vom beque- und Hilfestellung für kommunale Ausführende leisten
abzuweichen und
chtig und falsch,
genüber den Mit- und mit Beispielen aus der Praxis Wege aufzeigen, wie
kommunale Ent-
der Praxis Wege
gesetzliche Vorgaben in praktisches kommunales Handeln
umgesetzt werden können.
munales Handeln
info@venrob.org | www.welttrends.de
Globales Lernen lebenslang! 19Sie können auch lesen