GRASSE : EINLADUNG ZUR REISE - Pressedossier - AT Media
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1 GRASSE : EINLADUNG ZUR REISE Pressedossier Office de Tourisme Cours Honoré Cresp BP 12105 F-06130 GRASSE 33 (0)4 93 36 66 66 33 (0)4 93 36 86 36 presse@grasse.fr www.grasse.fr
2 Inhaltsangabe seine geschichte 4 Seine industrie 7 - Warum gibt es in Grasse Parfüm? 8 - Die Rohstoffe 10 - Die Herstellungsverfahren 16 - Die Kunst der Komposition 23 - Prodarom : Gewerkschaft der Parfümerie 28 - Der Kompetenzpol „Parfüme Arome Düfte Gerüche“ (PASS) 30 - Die weltweite Überwachungsstelle für die Natur (O.M.N.) 31 Seine touristischen stätten - Der Tourismus in Grasse 33 Blumen & parfüme 36 - Die Touristen-Parfümerien 37 - Die Blumenfelder 42 - Die Gärten 47 Kultur & erbe 53 - Kunst- und Geschichtsstadt 54 - Der Weg des digital markierten Geschichtserbes 56 - Die Museen von Grasse 58 - Zentrum für Konkrete Kunst – Stiftung Albers-Honegger 61 Lebenskunst & gastronomie 62 - Die kulinarischen Spezialitäten von Grasse 63 - Die Gastronomie: gourmetrestaurants in grasse und in der umgebung von grasse 65 - Rund um die Olive... 67 - Die Süßwarenfabrik „Florian“ der Loup-Schlucht 69 - Das Atelier über das Kochen mit Blumen 70 - Gastronomie und Weinkunde... 71 Natur & frische luft 72 - Die Golfplätze 73 - Golf-Pass von Grasse und Umgebung 74 - L’agglo en rando“ (Der Großraum auf Wanderung) 75 - Die Grotten 76 - Das biologische Naturschutzgebiet „Monts d’Azur“ 77 - Der Hof „Terre d’Arômes“ 78 Die ereignisse 79 - Expo Rose 80 - Jasmin-Fest 81 Geschäftstourismus & incentive (kaufanreize) 82 - Internationales Museum der Parfümerie MIP 83 - Die Gärten des MIP 84 - Das Kongress-Palais von Grasse & Die Anlage „Chiris“ 85 - Der Empfangsdienst des Fremdenverkehrsbüros 86 - Die Anlaufstellen des Empfangsdienstes im Gebiet von Grasse 87 Seine gastfreundliche gegend 88 die touristen-routen...& Grasse 91 Praktische informationen 94 Besuchen Sie unsere Website: www.grasse.fr
3 Gr asse: die unentbehrliche Stadt... Pierre Dac träumte davon, die Fabriken aufs Land zu verlegen! Grasse hat es gemacht… Stellen Sie sich eine mittelalterliche Stadt vor, die sich behaglich auf den Hängen der Hügel erstreckt und in den lieblichen Sonnenstrahlen der Côte d’Azur badet. Stellen Sie sich einen Winkel der Provence vor, der sich mit den Farben der Toskana schmückt. Stellen Sie sich Blumenfelder vor, die ihren Duft bis ins Stadtzentrum ausströmen. Stellen sie sich eine Industrie vor, der es gelingt, von Dichtung zu sprechen. Stellen Sie sich vor, in Grasse zu sein… Seit zweihundert Jahren bezeichnet sich Grasse stolz als die „Welthauptstadt der Parfümerie“ und stellt dies unter Beweis! Wo wurden die Techniken der modernen Parfümerie erfunden? Wo wurden die Parfüme von Rochas, von Dior und das Kultparfüm No.5 von Chanel kreiert? In Grasse natürlich! Die Parfümerie, das Herz der wirtschaftlichen Aktivität der Stadt, hat der Mode des industriellen Tourismus nachgegeben. Ein großartiges Museum, das der Kunst des Parfüms gewidmet ist, stellt auf über 3.800 m2 prächtige Sammlungen aus. Die drei Firmen Fragonard, Galimard und Molinard führen durch ihre Produktionsanlagen und erlauben den Besuchern, sich Erzeugnisse zu verschaffen, deren Herstellungsertappen sie verfolgt haben. Seit einigen Jahren ist es sogar möglich, am gesamten Prozess teilzunehmen: Vom Besuch der Blumenfelder bis zur Herstellung seines persönlichen Parfüms nach einem theoretischen Lehrgang! Das Alter dieser Tradition erklärt den architektonischen Reichtum der Altstadt. Allein schon die Kathedrale und ihre Sammlung von Gemälden sind einen Besuch in Grasse wert, ohne die zahlreichen Museum zu vergessen, darunter das unumgängliche internationale Museum der Parfümerie. Die im Sommer frischen kleinen Gassen mit den vielen Brunnen erinnern uns daran, dass wir in der Provence sind. Und die zahlreichen bemerkenswerten Gärten sind die einmaligsten Zeugen der Glanzzeit der Côte d’Azur, zu der auch Grasse gehört. Grasse bestätigt seine „grüne Prägung“ in seinen Spielen. Die Stadt vereint die größte Zahl von Golfplätzen der Region auf ihrem Gebiet, das übrigens sehr ausgedehnt ist und schöne Spaziergänge zu Fuß oder mit dem Fahrrad ermöglicht. Sie meinen, dass Sie die Côte d’Azur kennen? Grasse kann Sie immer noch erstaunen… Grasse, die Côte d’Azur von innen erleben! Besuchen Sie unsere Website: www.grasse.fr
4 GRASSE : SEINE GESCHICHTE Office de Tourisme Cours Honoré Cresp BP 12105 F-06130 GRASSE +33 (0)4 93 36 66 66 +33 (0)4 93 36 86 36 presse@grasse.fr www.grasse.fr
5 SEINE GESCHICHTE: Z wischen Mittelmeer und den Südlichen Alpen schmiegt sich die hübsche mittelalterliche Stadt Grasse in etwa 350 Metern Höhe an die Berge. Der Rahmen ist angenehm, das Klima durch seine Milde fast idyllisch und das Geflecht der engen und malerischen Gassen des historischen Stadtkerns lädt in einer einmaligen Mischung aus genuesischer und provenzalischer Architektur zum Bummeln ein. Diese außergewöhnliche Umgebung macht aus der Stadt Grasse – die vom Kultusministerium in das Verzeichnis der Kunst- und Geschichtsstädte aufgenommen worden ist – nicht nur einen bevorzugten Ort der Erholung, der eine schöne Landschaft und kulturelles Interesse verbindet. Sie ist auch einer der Hauptgründe für ihren Weltruf im Bereich der Parfümerie, den sie dem Zusammentreffen mehrerer Faktoren verdankt. Grasse hat aus dem Mittelalter eine lange Geschäfts- und Industrietradition geerbt. Schon in dieser Zeit schlossen die Händler von Grasse Geschäftsverträge mit Genua ab und exportierten insbesondere gegerbtes Leder, Wein und Vieh. Dank des Wasserreichtums der Gegend um Grasse wurde die Gerberei bereits im 12. Jahrhundert die Hauptaktivität der Stadt, die ihr einen zunehmenden Wohlstand und einen schmeichelhaften Ruf bezüglich der Qualität ihrer Erzeugnisse sicherte. Die Händlerfamilien von Grasse gewährleisteten schon damals und bis ins 17. Jahrhundert die Fortdauer der so gebildeten Wirtschaftsstruktur und erlaubten der Stadt, die geschäftlichen, sozialen oder politischen Umbrüche ohne Wandlungen ohne Trauma zu durchqueren. Die Renaissance erlebte das Aufblühen einer neuen Mode, die aus Italien und Spanien kam: die Mode der parfümierten Handschuhe. Die Gerber von Grasse passten sich schnell an, bemächtigten sich dieser neuen Marktlücke und parfümierten Leder, Taschen, Westen und Gürtel mit wohlriechenden Fetten und Ölen. Damals waren Adelige und gekrönte Häupter ihre Kunden. 1614 schuf der König den Titel „Handschuh- und Parfümeur-Meister“. Ein Jahrhundert später entstand aus dieser Zunft, die sich endgültig von der Gerberei gelöst hatte, im Jahr 1724 der „Vorfahre“ des derzeitigen Verbandes der Parfümeure von Grasse. Damit war der Anstoß gegeben. Die Landwirte der Region nutzten die Qualität des Lehm-Kalkbodens, der reich an Spurenelementen ist, das perfekt milde Mikroklima und die für das gute Gedeihen der Blumen unentbehrliche Sonneneinstrahlung und bauten damals auf ihren ideal zwischen Meer und Gebirge gelegenen Feldern Hyazinthen, Zentifolia-Rosen, auch Mai-Rosen genannt, Jasmin und Nachthyazinthen an. Nach der französischen Revolution stiegen die Steuern an, die Gerberei-Industrie ging allmählich zugrunde und überließ ihren Platz der ausschließlichen Parfümproduktion. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen rasenden wirtschaftlichen Aufschwung. Um die Konkurrenz ihrer Kollegen in Paris zu vermeiden, spezialisierten sich die Parfümeure auf die Herstelllung und den Verkauf von Rohstoffen. Die Produktionstechniken wurden modernisiert und verbessert, um die Ertragsfähigkeit zu steigern und einer wachsenden Nachfrage entsprechen zu können. Bereits 1825 wurden die Verpackungen der Parfüme und anderer Derivate (Puder, Seifen) industriell hergestellt. Vorläufer wie Antoine Chiris gründeten die ersten Parfümerien von Grasse und brachen mit den bis dahin rein handwerklichen Methoden. Der Siagne-Kanal, der 1860 eröffnet wurde, machte die Ausdehnung der Blumenfelder durch entsprechende Bewässerung möglich.
6 Die Anpassungsfähigkeit der Parfümeure von Grasse war ungebrochen. Trotz der Neuerungen oder Umbrüche blieb die Tradition bestehen. Noch immer werden regelmäßig sehr große Parfüme in Grasse kreiert und halten die Legende wach. Grasse ist jedoch nicht ausschließlich ein Industriezentrum, das weltweit für seinen Erfolg im Bereich der Parfümerie bekannt ist. Es ist auch ein Winkel der Provence voller Geschichte und Kultur, wie sein architektonischer Reichtum und seine Museen bezeugen, wo zu alledem vage aber wahrnehmbar der Duft von Rosen und Jasmin in der Luft schwebt… Ein Handel mit Leder und Parfümen Im Jahr 1040 erscheint Grasse zum ersten Mal in einem historischen Text. Der Name selbst verweist uns auf die römische Zeit: Die Stadt liegt in 350 Metern Höhe etwa 20 Kilometer von der Küste entfernt. Dieses Vorgebirge heißt „Grand Puy“ (Großer Berg) oder auf Lateinisch „Podium Grassum“. Grasse wurde bald eine Handelsstadt. Bereits 1171 schlossen die Händler Abkommen mit Genua ab, importierten Weizen und Leder und exportierten gegerbtes Leder, Leinen, Wein und Vieh. Nach dem Vorbild der kleinen italienischen Republiken leiteten gegen 1138 vier für ein Jahr gewählte Konsuln die Stadt, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts ein Bischofssitz wurde. Gegen 1227 eroberte Graf Raymond Béranger Grasse. So war die Stadt bis 1482 unter der Vormundschaft der Grafen von Provence, verhielt sich ihren großzügigen Fürsten gegenüber jedoch loyal. Mit der Annektierung der Provence durch Frankreich wurde Grasse französisch. In den folgenden Jahrhunderten blieb Grasse nicht von Kriegen verschont. Doch der wirtschaftliche und soziale Aufschwung, der bereits im Mittelalter begonnen hatte, ging unter der Monarchie des 16. bis 18. Jahrhunderts weiter. Er betraf vor allem die Gerber und das Parfümhandwerk, insbesondere die Herstellung von parfümierten Handschuhen. Außerdem exportierten die Händler Olivenöl nach Holland und England, Seifen und Leder nach Italien. Aus diesen familiären Aktivitäten wurden Handelsgesellschaften gebildet. Die Macht der Stadt lag im Wesentlichen in den Händen einer Oligarchie, die sich aus Händlerfamilien zusammensetzte, die geadelt worden waren oder aus dem Großbürgertum kamen. Das gesellschaftliche Leben entwickelte sich in Eleganz und Prunk, ohne jedoch den Kampf zwischen dem Adel und dem Dritten Stand zu akzentuieren, der Frankreich 1789 zur Revolution führte. Das ist der Grund, warum die Stadt von den großen sozialen Umwälzungen verschont blieb. Noch unter der Herrschaft Napoleons und in der Restaurationszeit wurde die Stadt von denselben Familien regiert. Wegen der hohen Steuern und dem freien Tausch nach der Revolution, gingen der Lederhandel und die Gerberei allmählich zugrunde. Die Parfümerie erlangte im 18. und 19. Jahrhundert den Rang, den sie heute noch innehat. Die neuen Techniken waren ein Vorspiel zur industriellen Parfüm-Herstellung. Die fortschreitende Blumenzucht und der Import von Blumen nach Grasse vor 1914 sowie die Schaffung neuer Erzeugnisse und die synthetische Herstellung von Parfümen zwischen den beiden Weltkriegen haben Grasse den Ruf der „Welthauptstadt des Parfüms“ eingebracht. . Besuchen Sie unsere Website: www.grasse.fr
7 GRASSE : SEINE INDUSTRIE Office de Tourisme Cours Honoré Cresp BP 12105 F-06130 GRASSE +33 (0)4 93 36 66 66 +33 (0)4 93 36 86 36 presse@grasse.fr www.grasse.fr
8 Warum gibt es in Gr asse Parfüm? Unter der Herrschaft der Pharaonen in Ägypten dienten Parfüme und Salben den religiösen Orden. Im Rom Cäsars erlangte ihre Verwendung ihre Blütezeit im Bereich der Hygiene und des Körperkultes. Seit langem waren die Parfüme überall auf der Welt das Symbol für angenehme Momente. Warum ist Grasse die Hauptstadt dieser exklusiven Erzeugnisse geworden? Das Klima ist in Gegend von Grasse besonders mild, so dass alle möglichen Pflanzen angebaut werden konnten. Die natürlichen Bedingungen ermöglichten den Anbau empfindlicher Pflanzen, die aus fernen Ländern eingeführt worden waren und zur Parfümherstellung dienten. Die Natur spielte zu Beginn der Geschichte der Parfümerie in Grasse noch eine Rolle. Im 12. Jahrhundert ließen sich die Gerber in der an Quellen reichen Umgebung von Grasse nieder, und begannen einen Handel mit ihrem Leder und ihren Pelzen. Bis im 18. Jahrhundert gab es etwa 50 Familien deren Mitglieder zu Teilen jeweils von der Gerberei, dem Anbau von Weizen, Öl, Blumen und tropischen Erzeugnissen lebten. Dieses Flechtwerk familiärer und wirtschaftlicher Beziehungen war typisch für den Geist einer auf wirtschaftlichem Gebiet reichen Stadt. Grasse wurde ein einmaliger Herstellungsort, der für die Qualität seiner Erzeugnisse bekannt war. Das Auftauchen einer neuen Mode im 16. Jahrhundert, die aus Italien und aus Spanien kam, brachte einen angenehmen Duft in den üblichen Gestank der Gerbereien. Damals waren die Handschuhe der letzte Schrei. Ge- krönte, adelige oder gepuderte Häupter ließen sich bald aus Grasse Westen, Gürtel, Taschen und parfümierte Fä- cher in ihre Paläste schicken. 1614 führte der König durch einen Gewerbebrief den Titel „Handschuhmacher-Parfümeur-Meister“ ein. 1724 löste sich diese neue Innung endgültig von der Gerberei und gründete ihre eigene Zunft, den Vorläufer des derzeitigen Verbandes der Parfümeure von Grasse. Die Bauern vor Ort begannen, die lokalen Parfümpflanzen anzubauen. Im 17. Jahrhundert wurden in der Gegend von Grasse Rosen und Hyazinthen angebaut und man bewirtschaftete annäherungsweise 15 Hektar Jasminfelder. Die Ausdünstungen des wilden Orangenbaumes der italieni- schen Riviera, der Lavendel aus der Provence und die Mimosen aus Marokko zauberten ein Lächeln auf die Gesichter derer, die sich verbeugten, um die Hand der Damen oder Herren zu küssen. Der Handel mit aromatischen Essenzen zwischen den Bauern und den Handschuhmachern-Parfümeuren war eine wichtige Voraussetzung, damit der Beruf des Parfümeurs sich entfalten konnte. Die Kunst der Parfümerzeugung stammt nicht vom Beruf der Gerberei oder der Handschuhherstellung ab. Die jeweiligen Herstellungsmethoden sind zu unterschiedlich. Der entscheidende Anstoß geht vermutlich auf die Apotheker zurück, die bereits seit 800 n.Chr. parfümierte Substanzen gegen ansteckende Krankheiten herstellten. Die Stadt Montpellier war berühmt für ihre parfümierten Öle und Salben und für die Gewerbemärkte in der Provence.
9 Von 1759 ab setzten die hohen Steuern der Aktivität der Gerberei ein Ende. Die Herstellung von Erzeugnissen aus parfümiertem Leder überließ in diesem Jahrhundert ihren Platz der ausschließlichen Herstellung von Parfümen. Damals und im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Die Parfümeure spezialisierten sich auf die Herstellung und den Verkauf von Rohstoffen für die Parfüme und vermieden so die Konkurrenz mit den Parfümeuren aus Paris. Die Verbesserung der Herstellungstechnik ermöglichte eine weitere Beschleunigung dieser Entwicklung. Die Produktpalette wurde vielseitiger: aromatisierte Pasten auf der Basis von Schweinefett und Öl, Puder, mit Iris und Rosen parfümierte Seifen, die in außergewöhnlichen Kästchen präsentiert wurden und ab 1825 in industriell hergestellten Flakons. Berühmte Parfümeure wie Antoine Chiris gründeten vor 1800 die ersten Parfümerien in Grasse. So setzten sie dem Handwerksbetrieb ein Ende und verschafften der Stadt vorwiegend industrielle Betriebe. Die zahlreichen Pflanzen, die für die Verarbeitung notwendig waren, stammten von den Feldern vor Ort. Es gab riesige Ernten: Zwischen 1900 und 1930 erreichte die Jasmin-Ernte bis zu 1800 Tonnen. Heute gibt es nicht mehr viele Blumenfelder in der Umgebung von Grasse. Die Gegend von Grasse zählt jedoch noch sieben Jasmin-Erzeuger und 30 bis 35 Erzeuger der Zentifolia-Rose. (Siehe Rubrik „Blumenfelder“.) Aus finanziellen Gründen importieren die Fabriken ihre Rohstoffe aus dem Ausland. Von einem industriellen Standpunkt aus hat die Situation sich beträchtlich verändert. Die Techniken wurden verfeinert und neu entwickelt. Die Hersteller von Grasse haben ihre Aktivität gewaltig ausgebaut, um den Konsumbedürfnissen gerecht zu werden, und zwar in zwei Richtungen: - Einerseits arbeiten die Unternehmen von Grasse abgesehen von der alkoholhaltigen Parfümerie, den Kosmetika und der Seifenherstellung – die traditionelle Kunden darstellen – auch mit Herstellern von Putzmitteln, Waschmitteln, Pflegemitteln, Insektengiften und verschiedenen industriellen Produkten zusammen. - Andrerseits haben diese Unternehmen ihre Herstellung von Aromen stark ausgebaut, die für die Nahrungsmittelindustrie bestimmt sind: Milch- und Speiseeis-Industrie, Süßwaren, Backwaren, Keksherstellung, Fertiggerichte, kohlensäurehaltige Getränke, Sirups usw. Diese Absatzmärkte stellen inzwischen 49% ihres Gesamtumsatzes dar, der regelmäßig 700 Millionen Euro beträgt, wovon 60% aus dem Export stammen. Die Hauptkunden der Industrie von Grasse sind Deutschland, die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Diese Industrie, die in der breiten Öffentlichkeit recht wenig bekannt ist, bereitet auf diese Weise also ihre Zukunft vor, indem sie harmonisch Tradition und Modernität miteinander verbindet. Besuchen Sie unsere Website: www.grasse.fr
10 Die Rohstof fe Die wohlriechenden Rohstoffe, die dem Parfümeur für die Herstellung eines Parfüms zur Verfügung stehen, ermöglichen durch ihre vielfältige und verschiedenartige Herkunft Kombinationen aller Art. Ausgewogene Mischungen, die einmalig und kostbar werden und entzücken, bezaubern, überraschen und provozieren können. Die Magie eines Parfüms beruht auf einem chemischen, ganz exakten Gleichgewicht, das natürliche und synthetische Rohstoffe vereint und so erlaubt, einen Traum, eine Erinnerung, ein Ideal neu zu schaffen. Die ganze Kunst besteht für den Parfümeur und Schöpfer darin, mit folgenden Elementen zu jonglieren: - das „Konkret“ („concrète“ – eine duftende Paste), das Absolue (hochreines Duftextrakt) und reine Essenzen natürlicher Herkunft, die aus etwa 400 Pflanzen und 5 tierischen Stoffen gewonnen werden; - Essenzen synthetischer Herkunft (etwa 4000), die auf chemischem Weg aus ätherischen Ölen oder anderen natürlichen Produkten gewonnen werden (sie sind also eigentlich natürlicher Herkunft), oder die aus organischen Stoffen wie Steinkohle oder Erdöl hergestellt werden. - Milliarden von möglichen Kombinationen, von denen nur ein paar wenige große internationale Erfolge werden. Natür liche Her kunft Seit tausenden von Jahren werden Weihrauch, Parfüme und Kosmetika aus ätherischen Ölen von Duftpflanzen hergestellt. Die große Vielfalt der wohlriechenden Rohstoffe natürlichen Ursprungs sowie die Kunst, sie zu gewinnen und zu benützen, haben sich im Lauf der Zeit schrittweise entwickelt, wobei ihre Anfänge in die Zeit der ersten Zivilisationen zurückreicht. Die ätherischen Öle, die in den Blütenblättern, aber auch in den Blättern, den Stilen, den Knospen, den Wurzeln, den Kernen, den Früchten, dem Holz, den Harzen, der Schale enthalten sind, verleihen den Blumen und den Früchten ihren Duft, den Gewürzen und Kräutern ihren Geruch und ihr spezifisches Aroma. Das ätherische Öl der Orangenschale ist sehr leicht wiederzuerkennen. Wenn wir eine Orange schälen, parfümieren die feinsten, flüchtigen Tropfen, einen Augenblick die umgebende Luft mit ihrem charakteristischen Aroma. Doch nicht alle Pflanzen enthalten ätherische Öle in Hülle und Fülle, das ist der Grund, warum man zum Beispiel eine Tonne Rosenblütenblätter braucht, um 300gr Rosenessenz herzustellen. Es hat viel Einfallsreichtum und Genie gebraucht, um die vergänglichen Düfte einzufangen, die die Natur uns schenkt, und sie in kostbare Essenzen zu verwandeln. Als Zauberer von heute bieten uns die Parfümeure in einer Glasschatulle ein einmaliges Gefühlserlebnis verbunden mit höchstem Genuss.
11 Blumen Zentifolia-Rose; Jasmin ; Lavendel; Lavandin-Pflanze; Nachthyazinthe; Orangenblüte; Ylang-Ylang ; Osterglocke; Narzisse; Hyazinthe; Mimose; schwarze Johannisbeere… Blätter – Stile Geranie; Veilchen; Patschuli… Wurzeln – Rhizome Iris; Vetivergras… Holz – Schalen – Moose Eichenmoos; Sandelholz… Harze – Gummi – Balsam Die Harze: von Nadelbäumen; von Terpentinbäumen Die Gummis: Gummi arabicum; Panaxgummi Die Gummi-Harze: Myrrhe; Galbanum-Pflanze („Mutterharz“); Weihrauch… Die Balsame: Styrax-Baum; Perubalsam; Tolubalsam; Benzoe-Harz… Diese Rohstoffe sind natürliche Fixiermittel. Fr üchte Zitronen; Orangen; Mandarinen; Bergamotte; Grapefruit; Limette (kleine Zitrone), Zedrat-Zitrone (große Zitrone mit dicker Schale)… Bei allen anderen Früchten: Pfirsich, Aprikose, Brombeere, Erdbeere, Himbeere, Ananas, Melone, Apfel, Pflaume, Feige, Mango, Passionsfrucht, Papaya usw. spricht man von Fruchtnoten. Gewürze Pfeffer; Nelke; Muskatnuss; Zimt; Ingwer; Safran; Curcuma; Piment; Kardamon; Vanille; usw. Aromatische Kr äuter Koriander; Selleriekerne; Basilikum; Thymian; Lorbeer; Rosmarin; Pfefferminze; Ysop; Fenchel; Sternanis; Angelika-Kraut… Die Tier e Die Rohstoffe tierischer Herkunft, die in der Parfümerie verwendet werden, stammen von einer kleinen Zahl von Tieren. Der Pottwal: erlaubt, den grauen Amber zu gewinnen Das Rehkitz: für den Moschus Der Biber: für das Kastoreum Die Zibetkatze Die Biene: für das Wachs Wegen ihrer außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit, ihren Qualitäten als Fixiermittel und der Sinnlichkeit, die sie den Rezepturen allgemein verleihen, sind diese Rohstoffe bei den Parfümeuren sehr begehrt. Sie werden in ganz geringer Menge hergestellt und erreichen horrende Preise. Nur die Zibetkatze und der Biber erlauben derzeit, Rohstoffe natürlichen Ursprungs zu erhalten, denn diese beiden geschützten Tiergattungen werden speziell ge- züchtet, um die Parfümerie in kleinen Mengen und zu enormen Preisen zu versorgen. Um die Gesetze zum Schutz der Pottwale und der Rehkitze einzuhalten, benützt die Parfümerie seit einigen Jahren bereits grauen Amber und Moschus synthetischen Ursprungs.
12 Synthetische Her kunft Die synthetischen Duftstoffe sind entweder Nachahmungen natürlicher Düfte, die im Labor hergestellt werden, oder Düfte, die im Labor geschaffen werden und die es in der Natur nicht gibt. Sie werden genauso gut aus natürlichen wie aus synthetischen Rohstoffen hergestellt. Isolate: Dies sind chemische Aromen, die aus ätherischen Ölen oder anderen natürlichen Erzeugnissen hergestellt werden. Die Chemiker isolieren die Hauptkomponenten (indem sie die Methoden der physikalischen oder chemischen Trennung anwenden), die den ätherischen Ölen ihren Duft verleihen, um sie dann nachbilden zu können. Ein Beispiel: Aus Lemongras erhält man das Citral (das nach frischen, grünen Zitronen duftet); aus Nelkenessenz erhält man Eugenol (das intensiv und würzig nach Nelken duftet); aus Pfefferminzessenz erhält man Menthol usw. Dies alles sind raffinierte natürliche Substanzen. Manchmal kann man das Duftelement einer Essenz, die in der Herstellung sehr teuer ist, einfacher und in größerer Menge durch das ätherische Öl anderer Pflanzen erhalten. Halb-synthetische Duftstoffe: Sie werden durch chemische Transformation aus Isolaten hergestellt. Ein Beispiel: Die Jonone (die nach Veilchen und Iris duften), die aus dem Citral stammen. Ohne diese Substanz gäbe es nur wenige Parfüme auf Veilchenbasis, denn diese Blumen sind sehr teuer und stehen nur in geringer Menge zur Verfügung. Synthetische Duftstoffe: Die synthetischen Rohstoffe stammen von Erzeugnissen auf organischer Basis wie der Steinkohle oder dem Erdöl. Es sind Duftstoffe, die der Natur nachgemacht sind: Sie stellen neue Komponenten dar, die in der Natur nicht zu finden sind. Sie sind in Duftfamilien aufgeteilt wie die Ketone, die unter anderem ausgezeichnete Moschus- und Zibetdüfte ergeben, und die Chinoline, die den Herren-Parfümen die Noten „Leder“ und „Tabak“ verleihen. Die synthetischen Stoffe wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals für die Parfümerie hergestellt, als die wachsende Nachfrage im Volk die Massenproduktion von weniger teuren Erzeugnissen nötig machte, die problemlos zu beschaffen sind, da keinen Qualitäts- und Preisänderungen unterworfen sind. Die erste synthetische Komponente wurde 1833 von einem französischen Chemiker namens Dumas Peligot entdeckt, der den ersten Aldehyd herstellte: den Zimtaldehyd, den er aus Zimtöl isoliert hatte. Wegen ihres starken und manchmal unangenehmen Geruchs blieben die Aldehyde lange Zeit ungenützt. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen sie am Ursprung der modernen Parfümerie mit dem Kultparfüm Chanel „No. 5“, das 1921 von Ernest Beaux kreiert wurde. Der Benzaldehyd (1866), der den Geruch der Bittermandel nachahmt, wurde eines der meistverwendeten Erzeugnisse in der Parfümerie. Das Kumarin wurde 1868 entdeckt und erlaubte Paul Parquet, der „Nase“ des Pariser Parfümeurs Houbigant, im Jahr 1882 das Parfüm „Fougère Royale“ zu schaffen – das führende Produkt einer Reihe von Parfümen vom Typ „Farnkraut“, wie später das Parfüm Canoë (1935) usw.
13 Die Herstellung von Heliotropin im Jahr 1869 und von Vanillin im Jahr 1876 (eine der größten Entdeckungen in der Geschichte der Parfümerie) eröffnete den Weg für Parfüme vom Typ Ambra oder Orient wie das berühmte Parfüm „Jicky“ von Guerlain (1889), „Shalimar“ von Guerlain (1925) oder „Opium“ von Yves Saint-Laurent (1977). Später führten vertiefte Forschungen über den Jasmin zur Herstellung von Hedion, das zum ersten Mal in der Komposition von „Eau Sauvage“ von Dior (1966) verwendet wurde und derzeit eines der am meisten verkauften Synthesestoffe darstellt. Diese Liste ist nicht im Entferntesten vollständig und führt nur die bedeutendsten und bei der Herstellung von Parfümen am meisten verwendeten synthetischen Rohstoffe an, die dazu beigetragen haben, die Parfümindustrie weiterzuentwickeln. Neue Düfte, die es in der Natur nicht gibt, sind zu den natürlichen, begrenzten Düften hinzugekommen und bieten dem Parfümeur so einen breiteren Fächer von Duftstoffen für die Herstellung seiner Kompositionen. Bereits 1920 bemerkte Ernest Beaux: „Bis zur industriellen Zubereitung des Vanillins, des Heliotropins, des Kumarins, des künstlichen Moschus und der Jononen, waren die Formeln der Parfüme wirklich einfach und würden einem modernen Parfümeur naiv und gewöhnlich erscheinen!“ Die Entdeckung und Verwendung neuer Substanzen am Ende des 19. Jahrhunderts und Beginn des 20. Jahrhunderts haben zu einem Goldenen Zeitalter der Parfümerie geführt, die natürliche und synthetische Stoffe harmonisch miteinander mischt.“ Unbearbeitete pflanzliche oder tierische Rohstoffe Die Ver arbeitungsbr anche Ver arbeitung eines Rohstoffes zu einem fer tigen Erzeugnis (Tabelle entnommen aus: l’Ar t du Parfum – Die Kunst des Parfüms) Destillation Extraktion Unbearbeitete Rohstoffe Beispiel: Kohle oder Erdöl Natürliche Rohstoffe Chemische Isolation Umwandlung Chemische Umwandlung Synthetische Künstliche Rohstoffe Rohstoffe Mischungen Kompositionen Parfümerie Anwendungen Alkoholhaltige Industrielle Kosmetika Seifen Putzmittel Sprays Parfümerie Duftstoffe
14 Bestimmte Moleküle wie zum Beispiel die der Aldehyde oder des Hedions, weisen einen ganz feinen Duft auf, den man nicht sofort wahrnimmt, der jedoch zu einer Intensivierung der Düfte anderer Komponenten führt. Heutzutage enthalten die meisten Parfüme synthetische Erzeugnisse. Es handelt sich nicht unbedingt um billige Ersatzprodukte für die natürlichen Erzeugnisse, im Gegenteil, manche sind sehr teuer. Es gibt nicht den geringsten Unterschied zwischen dem Molekül einer natürlichen Substanz, die aus einer Pflanze gewonnen wurde, und demselben Molekül, das durch Synthese gewonnen wurde. Die Industrie der synthetischen Duftstoffe erfüllt drei ausgesprochen wichtige Bedingungen: Die Rohstoffe stehen stets in jeglicher Menge zu Verfügung, die Preise sind stabil und die Qualität der Lieferung ist gleichbleibend, während die natürlichen Riechstoffe wegen der benötigten Arbeitskräfte kostspielig bleiben, unsicher sind, da sie vom natürlichen und klimatischen Umfeld abhängig sind, und nicht mehr ausreichen, um die weltweite Nachfrage zu decken. Die wesentlichen Noten Source : Cosmétique Magazine Sept./Okt. - 1996 Lyral Lilienduft Joop Iso E Super Holzartige Note Fahrenheit (Dior) Eternity (Calvin Klein) Sandelholz Milchiger, sich verbreitender Samsara (Guerlain) Effekt Damaszener Rose Fruchtige, rosenartige Note Trésor (Lancôme) Rosenmelisse Poison (Dior) Clone Meer-Note Escape (Calvin Klein) Kenzo pour Homme Ambroxid/ Holzartige Ambra-Note Jean-Paul Gaultier Ambroxan Mate-Tee Note für Parfümmischungen Eau de Bulgari Hedion Jasmin-Duft CK One Vanillierter Moschus Eine neue Weise, Mâle (J-P Gaultier) Vanille zu verarbeiten Blumige, transparente Wiederherstellung von Noten lebendigem Duft
Synthetische Noten und ihr e Entspr echungen 15 bei den natür lichen Erzeugnissen Synthetische Noten Natür liche Erzeugnisse Benzyl-Azetat Jasmin Alpha-Amylzimtaldehyd Phenethylalkohol Rose Citronellol Rhodinol Parakresyl-Acetat Narzisse Parakresyl-Phenylacetat Terpineol Flieder Zimtalkohol Hydroxycitronnellal Maiglöckchen Linalool Farnesol Ionon Veilchen Methylionon Methylacetophenon Mimose Acetophenon Methylanthranilat Orangenblüten Beta-Methyl-Naphtyl Keton Zimtaldehyd Zimt Heliotropin Vanilleblume Limonen Zitrone Iron Iris Diphenyloxid Geranie Vanillin Vanille Ethylvanillin Eugenol Nelke Isoeugenol Linalylacetat Lavendel Phenylacetaldehyd Nachthyazinthe
16 Die Her stellungsverfahren Erzeugung der Rohstoffe Der erste Arbeitsgang die die Erzeugung der „Konkrets“ (durch Extraktion gewonnene duftende Pasten), der Absolues (hochreines Duftextrakt), der Essenzen und Pomaden aus natürlichen Stoffen. Dies geschieht mit Hilfe von Verfahren wie der Destillation, dem Auspressen, der Extraktion der Riechstoffe aus den Blütenblättern mit Hilfe von Fett („Enfleurage“), das Herstellen wässriger Auszüge, die Extraktion… und die Herstellung zahlreicher synthetischer Erzeugnisse, die dem Parfümeur und Schöpfer die Grundduftstoffe liefern, die er braucht. Im Lauf der Jahrhunderte haben sich die verschiedenen Extraktionstechniken ständig weiterentwickelt. Im Mittelalter erlaubte das Destillationsverfahren, das destillierte Wasser der Blumen und Pflanzen wie der Orangenblüten und der Rose aufzufangen. Erst in der Renaissance hat man begriffen, dass die ölhaltigen Teile, die bis dahin unbeachtet geblieben waren, die Riechstoffe enthalten. Viele Fabriken, die Rohstoffe herstellen, befinden sich in der Nähe der Felder und Pflanzungen, um die pflanzlichen Stoffe gleich nach ihrer Ernte verarbeiten zu können. Diese Fabriken sind auf der ganzen Welt verstreut, überall wo Duftstoffe angebaut werden. Natürlich gehört die Stadt Grasse dazu und nennt sich stolz die „Welthauptstadt der Parfümerie“. Das Parfüm: Eine Geschichte von Gr asse Zwischen Grasse und dem Parfüm besteht eine echte Liebesgeschichte… Und sogar eine dauerhafte Liebesgeschichte, da die ersten Destillerien für Blumen dort im 16. Jahrhundert entstanden sind! Die Stadt war im Mittelalter für ihr Gerber-Handwerk bekannt und hat dann in der Renaissance das Handwerk der Handschumacher und Parfümeure entwickelt. Diese haben die Arbeit mit Leder aufgegeben, um sich ab dem 18. Jahrhundert ganz dem Parfüm zu widmen. Das war eine ausgezeichnete Idee, denn Grasse hat bis heute weltweit seinen ersten Platz in dieser Tätigkeit bewahren können. Seine dreißig Industrieunternehmen in der Parfümbranche erwirtschaften jedes Jahr einen Umsatz, der zwei Drittel des nationalen Umsatzes ausmacht. Grasse verbindet den Vorteil des milden Klimas der Côte d’Azur mit einer außergewöhnlichenheimischen Umgebung und konnte so den Anbau von Blumen entwickeln (insbesondere Rosen, Jasmin und Nachthyazinthen), um der Nachfrage der Parfümeure zu entsprechen. Die verschiedenen Techniken der Extraktion der Essenzen verlangen nämlich sehr große Mengen von Rohstoffen. (Man benötigt 500kg Mai-Rosen – ein beeindruckendes Volumen – um einen Liter hochreines Duftextrakt – das „Absolue“ – zu gewinnen…). Verschiedene Techniken der Extraktion wurden in Grasse verwendet – und sogar erfunden – das gilt insbesondere für die Technik des Auftragens der Blumen auf Fett („enfleurage“), die die Fähigkeit bestimmter tierischer Fette ausnützt, Duftstoffe zu resorbieren. Diese tierischen Fette werden heute nicht mehr verwendet. Das Können der Spezialisten von Grasse wird also einhellig anerkannt. Eine sehr lebendige Industrie: Die Konkurrenz exotischer „Billig“- Essenzen und der Fortschritt der Chemie heute haben die Hersteller von Grasse gezwungen, sich schnell anzupassen. Die bemerkenswerte Qualität der lokalen Erzeugnisse und die Treue der großen Namen der Parfümerie, die für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind, haben erlaubt, einen Teil des traditionellen Anbaus zu retten. Es ist noch möglich, zahlreiche Blumenfelder in unmittelbarer Nähe von Grasse zu besichtigen. Die Industriebetriebe von Grasse haben ihre Tätigkeit jedoch beträchtlich ausgeweitet, um den Konsumbedürfnissen zu entsprechen. Diese Ausweitung geht in zwei Richtungen: die Lieferung von Duftstoffen für die Pflegemittel-Industrie und die Herstellung von Nahrungsmittelaromen für die Nahrungsmittelindustrie.
17 Erzeugnisse, die aus Rohstoffen her gestellt werden Ätherische Öle oder Essenzen Sie werden durch Destillation mit Wasserdampf oder durch Auspressen gewonnen. Sie haben in der Regel eine ölige Beschaffenheit und enthalten die flüchtigen Aromen (Duftöle), die sich in den verschiedenen Teilen einer Pflanze befinden. Man nennt das ätherische Öl, das aus Blumen gewonnen wird, „Attar“ (Attar der Rose). Das „Konkr et“ (durch Extr aktion gewonnene, duftende Paste) Ein festes oder halbfestes Erzeugnis, das die Konsistenz von undurchsichtigem Wachs hat. Es ist konzentrierter als die Essenz und wird besonders für die Herstellung von Seifen verwendet. Es ist auch ein ausgezeichnetes Fixiermittel. Das „Absolue“ oder die „Absolue-Essenz“ Es handelt sich um einen natürlichen Duftstoff, der aus „Konkrets“ oder Resinoiden bei der zweiten Etappe der Extraktion mit Lösungsmitteln erreicht wird. Die „Absolue-Essenzen“ sind in der Regel dickflüssige, ausgesprochen konzentrierte Flüssigkeiten, die in manchen Fällen fest sein können. Sie sind für die Kompositionen sehr wertvoll. Wegen ihrer geringen Ergiebigkeit sind sie sehr teuer. Pomade Es handelt sich um ein vom Duftstoff der Blumen gesättigtes Fett, das bei der Extraktion mit Fett („enfleurage“) gewonnen wird. Sie kann unverändert verwendet werden, oder sie wird vor ihrer Verwendung erst in ein „Absolue“ verwandelt. Resinoide Ein Harzerzeugnis, das durch die Behandlung von bestimmten Balsamen, Gummis, Harzen oder Teilen von natürlichen Produkten mit schnell verdunstenden Lösungsmitteln gewonnen wird. Sie werden im Allgemeinen als Element der Basisnote verwendet. Die Her stellungsverfahr en „Enfleur age“ (Extr aktion mit Fett) Prinzip: Das Fett r esorbier t den Duftstoff Eine langwierige und kostspielige Technik. Deshalb wurde sie 1940 aufgegeben. Für die Behandlung wertvoller und empfindlicher Blumen, die Hitze schlecht ertragen: Jasmin, Nachthyazinthe, Veilchen, Osterglocke. Anwendungsprinzip: - Auf eine Glasplatte (50 bis 60 cm) in einem Holzrahmen wird von beiden Seiten tierisches Fett aufgebracht. - Die Blumen werden vorsichtig auf dieses Fett gelegt, das die Duftstoffe resorbiert. 30 bis 40 Gestelle werden übereinander gelegt, damit die Blumen, die nicht direkt mit dem Fett in Berührung sind, vom Fett des oberen Gestells resorbiert werden.
18 - Man fügt ständig neue Blumen hinzu, bis das Fett mit Duftstoffen gesättigt ist. (Alle 24 Stunden bei Jasmin und alle 72 Stunden bei Nachthyazinthen.) - Nach etwa einem Monat erhält man die Pomade (Fett + Öl). - Die Pomade wird mit Alkohol ausgewaschen und dann auf -20°C eisgekühlt, damit sich das Wachs vom Fett trennt. - Man erhält das Absolue (hochreines Duftextrat) der Pomade. - Dann wird das ätherische Öl durch Extraktion von der Pomade getrennt. Mazer ation (War me „Enfleur age“) Prinzip: Extr aktion durch heißes Fett, das die Duftstoffe r esorbier t. Eine kostspielige, inzwischen überholte Technik. Für Blumen, die keine ätherischen Öle mehr produzieren, nachdem sie gepflückt wurden: Süße Akazie, Nachthya- zinthe, Mimose, Orangenblüte, Rose, Narzisse, Veilchen. Anwendungsprinzip: - Die Stoffe werden etwa 15 Mal eine oder zwei Stunden lang in Öl oder Fett getaucht, das auf 60-70°C erhitzt wurde. - So erhält man die Pomade, die mit Alkohol ausgewaschen wird, um sie zu reinigen. - Man erhält das Ölextrakt der Blume. Destillation mit Wasserdampf Prinzip: Die ätherischen Öle können mit dem Dampf verdunsten. Eine sehr alte Methode, die im8. Jahrhundert von den Arabern zur Reife gebracht wurde, die den Destillierkolben („Alambik“) erfunden haben. Die sparsamste Extraktionsmethode. Anwendungsprinzip: - Die zerstampften Pflanzen werden mit Wasser bedeckt. (1 Teil Pflanzen auf 5 Teile Wasser) - Diese Mischung wird in einem Destillierkolben zum Kochen gebracht. - Wenn der Dampf und die ätherischen Öle kondensiert sind, trennen sich die Öle vom Wasser und werden an der Oberfläche des Wassers aufgefangen. - Die Moleküle der ätherischen Öle werden durch den Wasserdampf in einem Extraktor trocken gelegt. - Der Dampf wird in kaltem Wasser kondensiert und in einer „Florentinerflasche“ aufgefangen. - Durch ihre unterschiedlich Dichte trennt sich das Wasser von den Molekülen der ätherischen Öle. - Man erhält das ätherische Öl oder Essenz. (Auch die Destillation durch Trockendampf und die fraktionierte Destillation kommen zum Einsatz.)
19 Extr aktion durch flüchtige Lösungsmittel Prinzip: Fr eisetzung der ätherischen Öle durch ein Lösungsmittel bei niedriger Temper atur. Ein sehr kostspieliges Verfahren. Diese Methode stammt vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Man wählt dieses Verfahren für pflanzliche Stoffe, die durch die Destillation verändert werden. (Beispiel: Zentrifolia-Rosen, Jasmin usw.) Bei pflanzlichen Stoffen, die wenig Aroma besitzen: trockene Stoffe, Rinden, Wurzeln, Gummi, Harze, tierische Stoffe. Anwendungsprinzip: - Der Duftstoff wird in einem Extraktor auf feine Gitternetze aus Metall gelegt. - Er wird mit einem Lösungsmittel übergossen (Benzen, Erdöläther, Kohlendioxid), das in einen Destillierkolben gelangt, wo es sich verflüchtigt und folgendes hinterlässt: - Das „Konkret“: eine pastenartige Masse mit festen Teilen: Wachse + Moleküle des ätherischen Öls + Farbstoffe. - Es wird mit Alkohol ausgewaschen und dann auf –15°C eisgekühlt, um das Wachs auszuscheiden. Dann wird es mit reduziertem Druck durch Destillation konzentriert, um den Alkohol auszuscheiden. - So erhält man das „Absolue“ (die reinste und konzentrierteste Form des ätherischen Öls). Auspr essen (Expr ession) Prinzip: Eine Extr aktionsmethode, die das Auspr essen verwendet. Das einfachste Verfahren. Früchte: Orange, Zitrone, Bergamotte, grüne Zitrone, Grapefruit, Mandarine. Anwendungsprinzip: - Nachdem die Früchte geschält wurden, werden die Schalen mit Hilfe eines mechanischen Verfahrens (Zylinder mit Klingen) kalt gepresst, damit die Moleküle des ätherischen Öls aufbrechen. - Die Moleküle des ätherischen Öls werden durch Wasser trocken gelegt und geschleudert. - So erhält man das ätherische Öl oder die Zitrusfruchtessenz. Aufguss Pflanzliche Stoffe: Iriswurzeln, Tonkabohnen, Eichenmoos. Tierische Stoffe: Moschus, Amber. Anwendungsprinzip: - Dieses Verfahren besteht darin, in anfangs leicht erhitztem Alkohol die festen und riechenden Teile wäh- rend einer Dauer von 1 bis 5 Jahren kalt aufzulösen.
20 Lebende Blumen oder Headspace (Dampfr aumanalyse-Technik) Für alle Pflanzen und insbesondere für alle Blumen, aus denen man weder ein Absolue noch ein ätherisches Öl gewinnen kann: Gardenie, Maiglöckchen, Flieder, Orchidee, Lotosblume usw. Diese Technik, die vor über zwanzig Jahren von IFF (International Flavors & Fragrances) ausgearbeitet und entwickelt wurde, besteht darin, den genauen Duft einer Blume einzufangen. Das ist „veredelte“ Natur. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass eine lebende Blume nicht denselben Duft ausströmt wie eine Schnittblume. Sobald die Blume geschnitten wird, beginnen chemische Reaktionen. Bestimmte Moleküle, die ihre „duftende Aura“ bilden, ändern dann ihre Konzentration oder verschwinden völlig, wie zum Beispiel bei der Gardenie. Die zu analysierende Blume wird 6 bis 12 Stunden lang luftdicht eingekapselt. Dabei ist ein neutrales Gas nach einem wechselseitigen Prinzip im Umlauf: Es bringt den Duft in eine Röhre, das resorbierendes Material enthält. Die Röhre wird dann auf eine sehr hohe Temperatur erhitzt und mit verschiedenen Messgeräten verbunden. Der ausgeströmte Duft wird dann von einem Chromatographen analysiert, der eine exakte chemische Beschreibung des Duftes liefert. Der Forscher kann so die Duftmoleküle, die die Pflanze ausströmt, identifizieren und mengenmäßig erfassen, was ihm erlaubt, die Komposition eines Duftes synthetisch nachzuahmen und neue Basisstoffe („Vitessenzen“ – Kunstdüfte genannt) zu schaffen, die frischer und der Natur näher sind. Diese Technik bietet auch die Möglichkeit, den Duft von Blumen einzufangen, die nur bei Nacht blühen. Parfüme, die auf die Headspace-Technik zur ückgr eifen: Eau de Givenchy Givenchy 1980 Jasmin Eternity Calvin Klein 1988 Freesie Rumba Balenciaga 1989 Vanille, Magnolie Cabotine Gres 1990 Ingwer, Maiglöckchen Trésor Lancôme 1990 Rose Red for men Giorgio 1991 Mammutbaum Volupté Oscar de la Renta 1992 Osmanthus, Mimose, Freesie
21 Die Her stellung des Parfüms Der zweite Arbeitsgang in der Parfümerzeugung besteht darin, das Parfüm selbst herzustellen, das heißt in einem ersten Schritt verschiedene Essenzen zu mischen, deren Duft sich aus den spezifischen Proportionen zusam- mensetzt, die in der Formel genannt werden, die der Parfümeur und Schöpfer ausgearbeitet hat. Dieser Arbeitsgang kann nur dann stattfinden, wenn die Komposition konform, getestet, kontrolliert und vom Kunden akzeptiert ist. Um zum fertigen Erzeugnis zu gelangen, das man in den Läden findet, sind mehrere Arbeitsgänge nötig: Mischung Wenn die Formel in das Labor für Mischungen kommt, ändern sich die Messeinheiten. Es handelt sich nicht mehr um Gramm, sondern um Kilo oder Tonnen. Der Computer nimmt die Mischung der Essenzen und anderen Bes- tandteile vor, die in Zisternen und Fässern gelagert werden: Die Elemente dieser Komposition (etwa 40 bis 150) und ihre Mengen wurden zuvor im Computer gespeichert. Nach der Mischung der Bestandteile, bilden sie einen konzentrierten Saft. Dieses Konzentrat wird dann in Alkohol und gereinigtem Wasser verdünnt entsprechend des Verhältnisses, das den verschiedenen Parfümkonzentrationen eigen ist. (Parfum, Eau de Parfum, Eau de Toilette, Eau de Cologne). K alter Aufguss Dieser Arbeitsgang besteht darin, das Konzentrat längere Zeit in Berührung mit dem Alkohol zu lassen, um die optimale Geruchsqualität zu erlangen. Diese Mischung wird mehrere Wochen lang bei +8°C in „Mazerationsfäs- sern“ aus Edelstahl gelassen, die an luft- und lichtgeschützten Orten gelagert werden, damit sie die entsprechende Reife erlangen. Eiskühlung Während der Dauer des Einweichens hat sich eine gewisse Zahl von pflanzlichen Substanzen gebildet (Fette und Harze). Um (nach dem Filtern) ein klareres Erzeugnis zu bekommen, das so stabil wie möglich ist, kühlt man die alkoholische Lösung auf etwa 0°C ab, so dass diese unlöslichen Substanzen hervortreten. Filtr ation Diese Schwebstoffe werden dann mit Hilfe eines Filters (Papier, Stoff usw.) aufgefangen und man erhält dann eine vollkommen klare Flüssigkeit. Das Einfüllen in Flakons Die gefilterte Flüssigkeit gelangt in das Abfüllatelier, wo die Flakons automatisch befüllt werden. Nach dem Auf- schrauben des Verschlusses kommen die Flakons vor einem elektrischen Auge vorbei, das die Füllhöhe kontrolliert. Nach dem Aufkleben der Etiketten werden sie zu der Verpackungsmaschine befördert, die sie in Kartons packt.
22 Die Konzentr ationen der Parfüme Extr ait Das ist der in der Fachsprach verwendete Ausdruck für das weltweit unter dem Namen „Parfüm“ bekannte Erzeugnis. Dieser Begriff bedeutet, dass das Extrait in der Skala der Parfümerzeugnisse auf Alkoholbasis die konzentrierteste Zusammensetzung ist. Das Konzentrat wird in einer 96%igen Alkohollösung verdünnt. Diese Konzentration charakterisiert nur das Extrait in Bezug zu anderen Produkten derselben Reihe. Zwei Extraits aus zwei verschiedenen Reihen können unterschiedliche Konzentrationen aufweisen. Verglichen mit den anderen Erzeugnissen der Reihe, ist die Konzentration des Extraits immer am stärksten. Sie hinterlässt ihre „Spur“ oder „Aura“. Eau de Parfum – Parfum de Toilette – Eau de Toilette – Eau de Cologne Diese parfümierten Erzeugnisse sind Derivate des Extraits und werden durch abnehmende Konzentrationsgrade im Verhältnis zueinander eingeordnet. Wenn es in einer Reihe mehrere Erzeugnisse gibt, nimmt man als Ausgangswert das konzentrierteste Erzeugnis. Konzentration in % Volumen Alkohol* Extrait 15 - 30 % 90 - 96° Eau de Parfum 8 - 15 % 85 - 90° Eau de Toilette Eau de Toilette 4-8% 80° Eau de Cologne 3 -5 % 70° * Je niedriger der Prozentsatz der Essenzen im Alkohol ist, umso mehr verwendet man Alkohol mit niedrigem Prozentvolumen.
23 Die K unst der Komposition Der Beginn des 20. Jahrhunderts hat ein neues Zeitalter in der Welt der Parfüme eröffnet. Weil die Produktionstechniken sich ändern und weil die Kompositionen immer komplexer und vielfältiger werden, entsteht die Notwendigkeit, das Parfüm in eine imaginäre visuelle Welt zu versetzen und den Akzent auf seine Persönlichkeit und seinen Charakter zu legen. Es empfiehlt sich, den Duft mit Worten zu belegen, lyrischere Namen zu wählen und die Erzeugnisse genauer zu bestimmen. Es wird also ersichtlich, dass der Duft, das Flakon und seine Verpackung, der Name und die Marke homogen sein und ein zusammenhängendes Konzept anbieten müssen. Bevor heute ein neues Parfüm kreiert und auf den Markt gebracht wird, nimmt man eine Marktstudie vor. Nachdem die aktuellen Dufttendenzen, das Verhalten der Verbraucher und die Konkurrenz analysiert wurden, legt die Abteilung „Marketing“ dieser Marke das Ziel, die Kommunikationsstrategie, das Bild des Erzeugnisses und das Budget fest. Es geht nicht darum, ganz einfach einen Duft, ein Flakon, eine Verpackung, einen Namen, ein Bild, ein Thema, eine Geschichte zu definieren… sondern auch einen Preis festzulegen, der die Herstellungs- und Marketingkosten einschließt. Der künstlerische Direktor, der von der Marketing-Abteilung unterstützt wird, ist in gewisser Weise der „Dirigent“ dieser Schöpfung: Seine Rolle besteht darin, die verschiedenen Etappen der Kreation zu überwachen und zu koordinieren, um ihre Harmonie zu sichern. Drei Hauptetappen kennzeichnen diesen Prozess: die Geruchskreation (der Duft), die plastische Kreation (das Flakon und die Verpackung) und die Konzeptkreation (Name und Werbung), wobei jede Etappe zur Ausarbeitung der Einheit beiträgt, das ein Parfüm darstellt. Was die Schöpfer anlangt, so stellen sie ihre Kunst und ihr Talent in den Dienst des Parfüms, um ein Konzept um- zusetzen, das durch die „Anfangsbesprechung“ (die Richtlinien der Marketing-Abteilung) vorgegeben wurden. Das schließt im Übrigen nicht aus, dass sie sich erlauben können zu innovieren, wobei sie die finanziellen Imperative berücksichtigen, die ihnen auferlegt sind. Zwei bis drei Jahre sind nötig, um ein neues Parfüm auf den Markt zu bringen. Jede Etappe der Kreation wird parallel zu den anderen ausgeführt, aber nicht unbedingt zur selben Zeit, Die verschiedenen Beteiligten arbeiten getrennt und im Geheimen. So seltsam es scheinen mag, es kommt selten vor, dass der Schöpfer der Flakons den Duft riechen konnte oder auch nur den Namen des Parfums kennt, bevor er sich an die Arbeit macht, oder dass der Parfümeur und Schöpfer im Voraus weiß, welche Form den Duft umhüllen wird, den er ausdenkt… Bis zu dem Tag, an dem das Produkt auf den Markt kommt, kennt niemand den Namen des Parfüms, das während der ganzen Zeit seiner Kreation einen „Code-Namen“ trägt. Die Kreation eines Parfüms ist ein Top-Secret-Unternehmen!
24 Die „Nase“ Auf halbem Weg zwischen Kunst und Wissenschaft ist der Parfümeur, den man manchmal geläufiger „die Nase“ nennt, viel mehr als ein Techniker: Er ist der Urheber eines Kunstwerks. Heutzutage haben nur drei große Parfümhersteller ihren eigenen Parfümeur und Schöpfer: Chanel, Guerlain und Patou. Manche haben auch ihre eigen Fabrik. Chanel und Dior sind zwei der seltenen Parfümgesellschaften, die die Blumen in Grasse anbauen und produzieren (Mai-Rose und Jasmin), und Chanel ist die einzige, die ihre eigenen Essenzen und Konkrets herstellt. Die anderen wenden sich an Parfümhersteller, die zugleich die Kreation und die Herstellung der Parfüme übernehmen, oder an unabhängige Parfümeure und Schöpfer. Ein Parfümeur und Schöpfer ist ein Künstler im selben Sinn wie ein Musiker oder ein Maler. Seine Palette besteht aus Düften und seine ganze Kunst besteht darin, sie harmonisch miteinander zu verbinden. Er macht sich auf die Suche nach einem Geruchsklischee, einem Symbol der Emotion, er setzt das, was die Natur ihm bietet, neu zusammen, sowohl auf der Ebene der Riechstoffe als auch auf dem der Bilder. Man hat ganz enge Übereinstimmungen zwischen der Musik und dem Parfüm hergestellt, ein Grund warum die Sprache des Parfüms bestimmte Begriffe aus der Sprache der Musik entlehnt. Von seiner Parfümorgel aus jongliert dieser Virtuose der Düfte mit den blumigen, fruchtigen, grünen, holzigen, würzigen, süßen, pudrigen usw. Noten... und komponiert die Akkorde, die aus seinem Werk eine einmalige Geruchssymphonie machen. Jacques Polge, Parfümeur und Schöpfer für Chanel, drückt diesen Gedanken in vollkommener Weise aus, wenn man ihn fragt, wie er ein Parfüm kreiert: „Ich habe eine Anfangsvorstellung und schreibe die entsprechende Formel auf. Sofort werde ich vom Duft des zukünftigen Parfüms erfüllt wie ein Musiker, der die Melodie hört, sobald er auch nur eine Partitur liest.“ Es braucht jahrelange Erfahrung, um die hunderte verschiedenen Düfte, die dem Parfümeur zur Verfügung stehen, zu erkennen, zu unterscheiden und einzuordnen, um zu lernen, welche Wirkung ein Duftstoff auf einen anderen hat, wenn sie gemischt werden, um zu wissen, wie man einen Duftstoff mildern oder intensivieren kann, wie man die Intensität der Duftstoffe ausgleichen kann, damit eine Komponente die andere nicht zunichtemacht, wie man die Wirkung der Kopfnote, der Herznote, und der Basisnote verwirklichen kann, und schließlich wie man ein Parfüm fixiert, damit es sich so lang wie möglich erhält. Ein erfahrener Parfümeur und Schöpfer ist in der Lage, etwa 3000 Düfte zu erkennen, und um sein „Geruchsgedächtnis“ zu pflegen, ist er gezwungen jeden Tag seine Tonleitern zu üben, das heißt einen Blindtest zu machen, der darin besteht, 10 bis 15 Teststreifen zu riechen, von denen jeder mit einem anderen Dufts- toff getränkt ist, und sie zu erkennen. Allein mit seinem Gedächtnis, seinem Urteil, seinem Geschmack, seinem künstlerischen Sinn arbeitet der Schöpfer die großen Züge des Parfüms aus, das er sich vorstellt. Edmond Roudnistska, einer der großen zeitgenössischen Parfümeurs und Schöpfer, betont, dass der Parfümeur seine Arbeit mit der „Erinne- rung an Sinnesempfindungen“ – nicht mit dem Riechen der Essenzen – beginnt, indem er sie miteinander mischt oder Versuche macht. „Wir überprüfen mit dem Geruchssinn, aber wir komponieren nicht mit dem Geruchssinn.“ Die Nase des Parfümeurs ist ein Kontroll- und Analyseinstrument. Sein Gehirn wählt aus, ordnet ein und entscheidet über das Verhältnis der Ingredienzen, es verbindet und kombiniert Düfte, um die gewünschte Harmonie herzustellen. Wenn man ein Parfüm unter diesem Blickwinkel betrachtet, kann man es als die intellektuelle Zähmung verschiedener Duftstoffe zusammenfassen.
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