10 Irrtümer über arktisches Meereis & Überleben der Eisbären: Lehrer & Eltern, aufgepasst! - Hintergrund bzgl. Meereis: Eike

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10 Irrtümer über arktisches Meereis & Überleben der Eisbären: Lehrer & Eltern, aufgepasst! - Hintergrund bzgl. Meereis: Eike
10 Irrtümer über arktisches Meereis &
Überleben der Eisbären: Lehrer &
Eltern, aufgepasst!

Hintergrund bzgl. Meereis:

Sommerliches Eis-Minimum 2018 (Quelle: NSIDC):

Winterliches Meereis-Maximum 2019:
10 Irrtümer über arktisches Meereis & Überleben der Eisbären: Lehrer & Eltern, aufgepasst! - Hintergrund bzgl. Meereis: Eike
Meereis am 7. Juli 2019: Ausdehnung im Frühsommer:
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Trotz der Tatsache, dass im Jahre 2019 die zweitgeringste Ausdehnung im Juni
seit 1979 verzeichnet wurde (hier), gab es Anfang Juli immer noch genügend
Eis in allen Eisbären-Gebieten der Arktis (hier). In vielen Gebieten kommen
Eisbärinnen, die im Dezember ihre Jungen geboren haben, im Sommer auf das
Festland, bis ihre Jungen alt genug sind, um im folgenden Frühjahr wieder auf
das Eis zurückzukehren. Mehr dazu: Andersen et al. 2012; Ferguson et al.
2000; Garner et al. 1994; Jonkel et al. 1978; Harington 1968; Kochnev 2018;
Kolenosky and Prevett 1983; Larsen 1985; Olson et al. 2017; Richardson et al.
2005; Stirling and Andriashek 1992.

Zehn Irrtümer und Falschinformationen über Meereis:

1. Meereis ist für die Arktis das, was Erde für einen Wald ist (hier).
Falsch: Diese Alles-oder-nichts-Analogie ist ein trügerischer Vergleich.
Tatsächlich gleicht das arktische Meereis einem großen See in einem
Feuchtgebiet, welcher jeden Sommer etwas austrocknet. Damit wird die Größe
des Habitats zum Erhalt von Wasserpflanzen, Amphibien und Insekten etwas
verkleinert, ohne aber vollständig zu verschwinden. Lebewesen in diesen
Feuchtgebieten sind an dieses Habitat angepasst: Sie sind in der Lage, das
reduzierte Wasserangebot in der trockenen Jahreszeit zu überleben, weil es in
jedem Jahr auftritt. Genauso wird sich auch immer Meereis im Winter neu
bilden und bis zum Frühjahr erhalten bleiben. Während der etwa 2 Millionen
Jahre, in denen sich Meereis in der Arktis bildet, gab es immer Eis im Winter
und Frühjahr (sogar in noch wärmeren Interglazialen als heute). Außerdem weiß
ich nichts von auch nur einem einzigen Klimamodell, welches prophezeit, dass
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sich während der nächsten 80 jahre oder so kein neues Wintereis bildet. Mehr
dazu hier: Amstrup et al. 2007; Durner et al. 2009; Gibbard et al. 2007;
Polak et al. 2010; Stroeve et al. 2007.

2. Eisbären brauchen sommerliches Meereis um zu überleben (hier). Falsch:
Eisbären, die im Vorfrühling ausreichend Nahrung in Gestalt junger Seelöwen
zu sich genommen haben, können von ihrem Fett fünf Monate oder länger zehren
(hier) bis zum Herbst, egal ob sie den Sommer auf dem Festland oder im
arktischen Packeis verbringen. Eisbären fangen nur sehr selten Seelöwen im
Sommer (hier), weil nur erwachsene Seelöwen mit viel Erfahrung, Raubtieren
auszuweichen, vorhanden sind. Außerdem bieten die vielen Löcher im
sommerlichen Packeis den Seelöwen viele Fluchtmöglichkeiten (siehe BBC-Video
unten). Eisbären und die Seelöwen der Arktis brauchen das Eis nur vom
Spätherbst bis zum Vorfrühling (hier). Mehr dazu: Crockford 2017, 2019;
Hammill and Smith 1991:132; Obbard et al. 2016; Pilfold et al. 2016; Stirling
1974; Stirling and Øritsland 1995; Whiteman et al. 2015.

3. Eis-Algen sind die Grundlage allen Lebens in der Arktis (hier). Nur
teilweise richtig: Plankton gedeiht während des arktischen Sommers auch im
offenen Wasser und bildet dort die Nahrungsgrundlage für die Fisch-Spezies,
von denen Ringel- und Bartrobben abhängig sind, um sich für den langen
arktischen Winter ausreichend Fettreserven anzufressen. Jüngere Forschungen
haben nachgewiesen, dass weniger Eis im Sommer Gesundheit und
Überlebenschancen von Ringel- und Bartrobben verbessert hat (hier) im
Vergleich zu den Bedingungen während der achtziger Jahre (mit einer kürzeren
eisfreien Saison und weniger Fischen als Nahrungsgrundlage): Als Folge davon
waren üppige Robben-Bestände ein Segen für die Eisbären, sind diese doch von
den Robben als Nahrung im Vorfrühling abhängig. Zum Beispiel prosperieren
Eisbären in der Barents-See um Spitzbergen (hier), ebenso wie die Eisbären
der Tschuktschen-See – und das trotz eines ausgeprägten Rückgangs des
sommerlichen Eises in der Arktis. Beides steht im Widerspruch zu
Prophezeiungen aus dem Jahr 2007, was dazu führte, die Eisbären als
,gefährdet‘ einzustufen. Mehr dazu: Aars 2018; Aars et al. 2017; Amstrup et
al. 2007; Arrigo and van Dijken 2015; Crawford and Quadenbush 2013; Crawford
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et al. 2015; Crockford 2017, 2019; Frey et al. 2018; Kovacs et al. 2016;
Lowry 2016; Regehr et al. 2018; Rode and Regehr 2010; Rode et al. 2013, 2014,
2015, 2018.

4. Offenes Wasser im Vorfrühling ist ebenso wie die sommerliche Eisschmelze
seit 1979 unnatürlich und dem Überleben der Eisbären abträglich (hier).
Falsch: Schmelzendes Eis ist eine ganz normale Phase jahreszeitlicher
Änderungen in der Arktis. Im Winter und Frühjahr erscheinen ein paar Flächen
offenen Wassers, weil Wind und Strömungen das Packeis umverteilen – das ist
kein Abschmelzen, sondern die ziemlich normale Bildung von Polynyas* sowie
deren Ausweitung. Polynyas sowie sich verbreiternde Streifen an Küsten (hier)
sind eine vorteilhafte Mischung von Eis-Plattformen und offenem Wasser mit
reichlich Nährstoffen (hier). Dies zieht die Robben der Arktis an und bietet
exzellente Jagdmöglichkeiten für Eisbären. Die folgende Karte zeigt
kanadische Polynyas und küstennahe Streifen offenen Wassers während der
siebziger Jahre. Ähnliche Flächen offenen Wassers bilden sich im Frühjahr
regelmäßig vor der Küste Ostgrönlands und entlang der russischen Küsten des
arktischen Ozeans (hier). Mehr dazu: Dunbar 1981; Grenfell and Maykut 1977;
Hare and Montgomery 1949; Smith and Rigby 1981; Stirling and Cleator 1981;
Stirling et al. 1981, 1993.

[*Polynyas = Als Polynja (auch Polynya, Polynia) bezeichnet man eine große
offene Wasserfläche oder dünne Meereisschicht im arktischen oder
antarktischen Meereis, die eine Fläche von mehreren Tausend Quadratkilometern
erreichen kann. Quelle]
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Periodisch auftretende Polynyas und offene Wasserflächen
während der 70-ger Jahre. Nach Smith and Rigby 1981.

5. Klimamodelle sind für Prognosen von Eisbär-Habitaten gut geeignet (hier).
Falsch: In meinem jüngsten Buch The Polar Bear Catastrophe That Never
Happened erkläre ich, dass der Rückgang sommerlichen Meereises um fast 50%,
der nicht vor dem Jahr 2050 erwartet worden war, bereits 2007 aufgetreten und
seitdem konstant geblieben ist (und trotzdem gedeihen die Eisbären). Das ist
eine außerordentlich schlechte Leistung der Vorhersage von Meereis. Außerdem
hat erstjähriges Eis bereits eine Menge vieljährigen Eises in den südlichen
und östlichen Gebieten des kanadischen Arktis-Archipels ersetzt (hier) – zum
Vorteil der Eisbären. Mehr dazu: ACIA 2005; Crockford 2017, 2019; Durner et
al. 2009; Hamilton et al. 2014; Heide-Jorgensen et al. 2012; Perovich et al.
2018; Stern and Laidre 2016; Stroeve et al. 2007; SWG 2016; Wang and Overland
2012.

Vereinfachte Prophezeiungen im Vergleich zu
Beobachtungen bis zum Jahr 2007 (nach Stroeve et al.
2007). Im Jahre 2012 war das Meereis sogar noch geringer
ausgedehnt und lag in allen Folgejahren unter dem
prophezeiten Niveau.

6. Das Meereis wird immer dünner, was für die Eisbären ein Problem ist
(hier). Falsch: Einjähriges Eis (weniger als 2 Meter dick) ist das beste
Habitat für Eisbären, weil es auch das beste Habitat für die Robben ist. Sehr
dickes vieljähriges Eis, welches durch erstjähriges Eis ersetzt worden ist
und das in jedem Sommer vollständig abtaut, bietet noch bessere
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Lebensbedingungen für Robben und Eisbären im Frühjahr, wenn beide es am
dringendsten brauchen. Dies ging besonders in den südlichen und östlichen
Gebieten des kanadischen arktischen Archipels vor sich (Karte der Meereis-
Verteilung im September 2016 unten). Infolge derartiger Änderungen der
Eisdicke hat sich die Eisbär-Population im Kane-Becken vor Nordwest-Grönland
seit Ende der neunziger Jahre mehr als verdoppelt. Mehr dazu: Atwood et al.
2016; Durner et al. 2009; Lang et al. 2017; Stirling et al. 1993; SWG 2016.

7. Eisbären in der westlichen und südlichen Hudson-Bay haben das größte
Risiko, infolge der globalen Erwärmung auszusterben (hier). Falsch: Der
Eisrückgang in der Hudson Bay war in der gesamten Arktis der Geringste. Die
Meereis-Abnahme in der Hudson Bay (siehe die Graphiken unten) erfolgte an
weniger als einem Tag pro Jahr seit 1979 im Vergleich zu über 4 Tagen pro
Jahr in der Barents-See (hier). Außerdem war es zu dem Rückgang in der Hudson
Bay einmalig als plötzlicher Sprung im Jahre 1998 gekommen: es gab keinen
langsamen und stetigen Rückgang. Seit dem Jahr 1998 ist die eisfreie Saison
in der westlichen Hudson-Bay insgesamt etwa drei Wochen länger als es während
der achtziger Jahre der Fall war. Während der letzten 20 Jahre jedoch gab es
keine darüber hinaus gehende Verlängerung (hier) trotz der Abnahme des
arktischen Meereises insgesamt und trotz gestiegener Kohlendioxid-Emissionen
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(hier). Mehr dazu: Castro de la Guardia et al. 2017; Regehr et al. 2016.

Verlust sommerlichen Meereises pro Jahr von 1979 bis
2014. Nach Regehr et al. 2016

8. Das Aufbrechen von Meereis in der westlichen Hudson Bay erfolgt jetzt drei
Wochen früher als während der achtziger Jahre (hier). Falsch: Das Aufbrechen
erfolgt jetzt 2 Wochen früher im Sommer als während der achtziger Jahre. Die
Gesamtlänge der eisfreien Saison ist jetzt etwa 3 Wochen länger (mit sehr
großer Variation von Jahr zu Jahr). Mehr dazu: Castro de la Guardia et al.
2017; Cherry et al. 2013; Lunn et al. 2016 sowie im folgenden Video. Dieses
zeigt den ersten entdeckten Bär außerhalb des Eises in Cape Churchill,
westliche Hudson Bay am 5. juli 2019 – fett und gesund nach guter Ernährung
im Frühjahr:

9. Winterliches Meereis hat seit 1979 abgenommen, was das Überleben der
Eisbären gefährdet (hier). Nur teilweise richtig: Während das winterliche
Meereis (März) graduell seit 1979 abgenommen hat (siehe die Graphik der NOAA
unten), gibt es keine Hinweise darauf, dass dies negative Auswirkungen auf
Gesundheit und Überleben der Eisbären hat, war doch der Rückgang ziemlich
minimal. Die Graphik mit der Meereis-Verteilung zu Beginn dieses Beitrags
zeigt, dass im Jahre 2019 immer noch sehr viel Eis vorhanden war – mehr als
genug, um den Bedürfnissen der Eisbären und deren primärer Beute (Ringel- und
Bartrobben) zu genügen. Und das, obwohl die Ausdehnung die siebt-niedrigste
war seit 1979.
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10. Experten sagen, dass es mit 19 verschiedenen Unter-Populationen von
Eisbären in der Arktis 19 Szenarien bzgl. des Meereises gibt (hier und hier),
was impliziert, dass dies genau das ist, was sie die ganze Zeit prophezeit
hatten. Falsch: Um das zukünftige Überleben von Eisbären vorherzusagen,
ordneten Biologen des US Geological Survey im Jahre 2007 Eisbär-Untergruppen
verschiedenen Meereis-Arten zu (was sie dann ,Eisbär-Ökoregionen‘ nannten;
siehe folgende Graphik). Ihre Prognosen bzgl. Überleben der Eisbären
basierten auf Vermutungen, wie sich die Eisverhältnisse in diesen vier
Meereis-Gebieten mit der Zeit verändern würden (wobei violett und grün
gefärbte Gebiete gleichermaßen extrem verwundbar sind durch die Auswirkungen
des Klimawandels). Allerdings zeigt sich, dass die Variationen viel größer
sind als erwartet: Im Gegensatz zu den Prognosen gab es in der Barents-See
einen viel stärkeren Rückgang sommerlichen Meereises als in jeder anderen
Region. In der westlichen und südlichen Hudson Bay war der Rükgang relativ
gering (siehe auch Punkt 7). Mehr dazu: Amstrup et al. 2007; Crockford 2017,
2019; Durner et al. 2009; Atwood et al. 2016; Regehr et al. 2016.
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here:http://seagrant.uaf.edu/conferences/2013/wakefield-arctic-ecosystems/pro
gram.php
Übersetzung der Tafel:

Ringelrobben und Klimawandel: Frühe Prognosen vs. jüngste Beobachtungen in
Alaska.

Das arktische Meereis hat sich während der letzten Jahrzehnte dramatisch
verändert und nimmt weiterhin an Ausdehnung und Dicke ab. Auch spätere
Eisbildung und früherer Rückzug werden erwartet. Es wurde prophezeit, dass
sich ändernde Eisverhältnisse die Lebensbedingungen für Meeressäugetiere mit
Abhängigkeit von den Eisverhältnissen verschlechtern. Am Beispiel der
Ringelrobben, den am meisten an das Eis angepassten Meeressäugern, werden wir
erkunden, wie sich jüngste Beobachtungen im Vergleich zu den Prognosen
machen. Prognose Nr. 1: Es wird erwartet, dass eine Abnahme des Schnees auf
dem Eis das Überleben von Jungen reduziert mit der Folge einer insgesamten
Abnahme der Ringelrobben. Prognose Nr. 2: Ein Eisrückgang wird wichtige
Beutetiere abnehmen lassen mit der Folge einer schlechteren körperlichen
Verfassung. Prognose Nr. 3: Eine längere Saison mit offenem Wasser und
höheren Wassertemperaturen wird neue Krankheiten mit sich bringen, die das
Überleben der Ringelrobben ebenfalls gefährden. Unser Verständnis des
Verhältnisses von Ringelrobben zu Meereis und Schnee stammt von Studien mit
den derzeitigen Schnee- und Eisverhältnissen. Unglücklicherweise wollen wir
aber wissen, wie es den Robben mit weniger Eis und Schnee geht, aber die
Möglichkeiten für diese Forschungen sind begrenzt. Wir können untersuchen,
wie sich Ringelrobben verhalten am südlichen Ende ihres Verbreitungsgebietes,
wo es gegenwärtig weniger Eis und Schnee gibt, und wir können die Reaktionen
auf die umweltliche Variabilität in der Vergangenheit untersuchen. Um erste
Auswirkungen des Klimawandels auf Ringelrobben zu erkennen, mag es noch zu
früh sein. Bis heute jedenfalls passen die Beobachtungen in Alaska nicht zu
den Prognosen.

Ende Übersetzung der Tafel

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Link:
https://wattsupwiththat.com/2019/07/15/10-fallacies-about-arctic-sea-ice-pola
r-bear-survival-teachers-parents-take-note/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

Publico Dossier: Die Psychologie des
grünen Erfolgs

Das Wahlergebnis der Grünen in Deutschland lässt sich nicht verstehen ohne
drei Begriffe, die in der US-amerikanischen Politik seit Jahrzehnten
eingeführt, hierzulande allerdings – zumindest zwei von ihnen – als Begriff
noch weitgehend unbekannt sind. Als Technik selbst allerdings nicht.

Die Grünen und ihr organisatorische wie mediales Umfeld bedienen seit etwa
einem Jahr dreier Instrumente in Perfektion, während die anderen Parteien die
Praxis noch nicht einmal begreifen: Astroturfing, Framing und gezielte
Beeinflussung des Overton Windows.
Um mit dem ersten zu beginnen: Bei Astroturf handelte es sich ursprünglich um
einen Begriff für Kunstrasen in Stadien. Schon in den 90er Jahren benutzten
Politiker und Politanalysten das Wort für öffentlichkeitswirksame Aktionen,
die koordiniert und gewissermaßen im Ganzen ausgerollt werden, aber den
Eindruck einer spontanen, an vielen Stellen gleichzeitig entstehenden
Aktivität erwecken sollen. Also das Gegenteil eines Kunstrasens, nämlich eine
urwüchsige Graswurzelbewegung. Der Begriff geht wahrscheinlich auf den
texanischen Senator Lloyd Bentsen zurück, der 1985 plötzlich sehr viele
Briefe und Postkarten bekam, scheinbar von normalen, unabhängig voneinander
agierenden Bürgern, die ihn beknieten, sich besser um die Interessen der
Versicherungswirtschaft zu kümmern. “A fellow from Texas“, meinte Bentsen,
„can tell the difference between grass roots and AstroTurf… this is generated
mail.”

Mit simpler Briefpost betreibt heute niemand mehr Astroturfing. Die
Instrumente sind unendlich wirkungsvoller, und die Praxis zielt auf die
breite Öffentlichkeit: Mit vorgeblich von unten gewachsenen Bewegungen wie
den „Schulstreiks für das Klima“, mit Youtube-Videos und mit
Veröffentlichungswellen von Appellen.Mit dem Begriff Framing immerhin kann
spätestens seit dem „ARD-Framing-Manual“ der Publizistin Elisabeth Wehling
schon eine etwas größere Öffentlichkeit in Deutschland etwas anfangen. Zur
kurzen Erinnerung: Wehling, eine mit wohlklingendem eigenen Institut
selbstnobilitierten Psychologin, hatte für die ARD 2017 ein so genanntes
Framing-Manual verfasst, in dem sie dem Senderverbund riet, für eine höhere
Akzeptanz des Gebührensystems moralisch aufgeladene Begriffe in Umlauf zu
bringen. Etwa „Gemeinwohl-Funk“ für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Kritiker sollten folglich als Gemeinwohl-Feinde, Gebührenverweigerer als
„vertragsbrüchig“ stigmatisiert werden.

Theoretiker und Praktiker des Framing (von Frame, Rahmen) erklären
Sachverhalte als praktisch beliebig dekonstruierbar. Für sie gibt es keine
Objektivität, selbst in der Naturwissenschaft nicht, sondern nur
„Deutungsrahmen“, die, je nachdem, wie sie gesetzt werden, die öffentliche
Diskussion leiten. Was ja auch zu einem gewissen Grad zutrifft. Es lenkt die
Wahrnehmung vieler Medienkonsumenten erheblich, wenn etwa Demonstranten in
Chemnitz als „Mob“ bezeichnet werden, gewalttätige Besetzer im Hambacher
Forst dagegen als „Aktivisten“. Oder ob ein Medium von „Klimaentwicklung“ und
„Klimawandel“ schreibt – oder von „Klimakrise“.

Beides, scheinbar spontane Bewegungen wie Begriffsprägung beeinflussen
wiederum das Overton-Window. Den Begriff des „Wahrnehmungsfensters“ prägte
der amerikanische Politikwissenschaftler Joseph P. Overton (1960 -2003). Nach
seinem Modell existiert ein Fenster der Wahrnehmung für gesellschaftliche
Themen, das jedenfalls für die große Bevölkerungsmehrheit definiert, was als
akzeptabel, umkämpft und außenseiterisch gilt. Overton entwarf folgende
Skala:
Geltende Politik, populäre Ansicht, zunehmende Vernunft, noch akzeptable
Ansichten, Radikalität und „undenkbare“ Ansichten („Policy, Popular,
Sensible, Acceptable, Radical, Unthinkable“).

Wie ein Blick in die Geschichte zeigt, ändert sich die Bewertung vieler
Ansichten in diesem Fenster von Generation zu Generation, und zwar nicht
selten grundlegend. Massenverfolgung, die im Dritten Reich oder in der
stalinistischen Sowjetunion als „normal“ galt, gehört heute zu Recht zu den
Schreckensvorstellungen. Aber auch etwas kleinere und abgegrenzte Themen
gleiten auf die Skala. Zu DDR-Zeiten hatten sich beispielsweise mit der
Stabilisierung der SED-Herrschaft die meisten im Land mit Enteignung und
Kollektivierung abgefunden. Im Westen galt dieses Gesellschaftsmodell
spätestens seit dem Erfolg des Wirtschaftswunders als undenkbar, mindestens
als radikal.
Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der DDR 1989 überlebten
Enteignungsphantasien bestenfalls noch im härtesten SED- und DKP-
Funktionärsmilieu. Heute gleitet die Wahrnehmung gerade wieder in Richtung
„empfindlich“ bis „akzeptabel“, wenn etwa Kevin Kühnert Kollektivierungspläne
für BMW entwirft, und der Grünenvorsitzende Robert Habeck meint, über die
Enteignung von Immobilien sollte ruhig einmal nachgedacht werden. Begriffe
und Themen driften nicht nur einfach in dem Wahrnehmungsfenster. Sie lassen
sich mit Geschick und Anstrengung auch ganz gezielt verschieben.

Als klassisches Astroturf-und-Framing-Unternehmen dürfte das Unternehmen
Greta einmal in Psychologielehrbücher eingehen. Der Blogger Don Alphonso
hatte schon im März 2019 ein nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes
Strategiepapier veröffentlicht, das zeigt, wie straff und professionell die
„Fridays for Future“-Bewegung tatsächlich organisiert wird – vor allem von
den Grünen.

Bei deutschen Demo-Auftritten Thunbergs weichen zwei Personen der 16-Jährigen
so gut wie nie von der Seite: Luisa Neubauer, eine Art Klimajugend-
Beauftragte der Grünen, und Jakob Blasel, Greenpeace-Aktivist und Mitglied
der Grünen Jugend. Zwei gutaussehende und mediengewandte junge Grüne, ein
praktisch unkritisierbares Kind im Rang einer „Prophetin“ (Göring-Eckardt) –
das Trio wirkt so smart zusammengecastet wie eine der notorischen Neunziger-
Jahre-Boybands.
Zu den Schülerdemonstrationen kommt nicht nur eine fast durchgehend
wohlwollende Begleitung durch die etablierten Medien, wo wiederum das Herz
der Journalistenmehrheit für die Grünen schlägt. Dazu kommt, wie eine
Recherche von Tichys Einblick zeigte, im Hintergrund eine NGO. Wichtiger
Verstärker für die Öffentlichkeit: das fast gleichzeitig entstandene
Parallelnetzwerk der „Scientists for Future“, das für die nötige
argumentative Unterfütterung sorgen soll und behauptet, „16 000 namhafte
Wissenschaftler“ aus Deutschland, Österreichs und der Schweiz zu vertreten”.
Als Initiatoren treten unter anderen der aktivistische Chef des Potsdam-
Instituts für Klimafolgenforschung Hans-Joachim Schellnhuber auf, dessen
Stellvertreter Johan Rockström sich gerade in einem Interview mit frei
erfundenen Behauptungen und Zahlensalat („Ein Steak enthält 70 Liter Erdöl“)
blamierte und seine Behauptungen zurücknehmen musste.
Außerdem dabei: Der TV-Moderator Ranga Yogeshwar, der Medizinpublizist Eckart
von Hirschhausen und die für ihre Falschprognosen bekannte Ökonomin Claudia
Kemfert (die 2011 prophezeite, die EEG-Umlage werde bis 2020 nicht über 3,59
Cent pro Kilowattstunde steigen, und andererseits einen schon bald fälligen
Ölpreis von bis zu 200 Dollar pro Barrel vorhersagte). Dass die „Scientists
for Future“ nicht‚ die „Klimawissenschaft” repräsentieren, sondern ihren hoch
aktivistischen Teil, kann jeder erkennen, der beispielsweise das Buch „Die
Klimafalle. Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung“
von Hans von Storch zur Hand nimmt. Der renommierte Meteorologe und
Küstenforscher warnt darin seine Kollegen, sich als Ersatzpolitiker und
Chefapokalyptiker aufzuspielen.

Die Netzwerke von grüner Partei, „Fridays for Future“-Schülern,
journalistischen und institutionellen Unterstützern bilden das Kunstrasen-
Geflecht, erstaunlich schnell ausgerollt und bemerkenswert solide gearbeitet.
Wie wenig Spontanität darin steckt, zeigt sich beim Studium der Theorie-Texte
dieser Bewegung, den schon mehrere Jahre alten Publikationen der US-
amerikanischen Psychologin Margaret Klein Salamon: The Transformative Power
of Climate Truth und Leading the Public into Emergency Mode. In „Die
Öffentlichkeit in den Notfallmodus führen“ empfiehlt Klein ein Vorgehen, das
sich wie ein Drehbuch der „Fridays for Future“-Bewegung liest. Dort heißt es:
„Das Akzeptieren der Klimawahrheit kann nicht nur dein bürgerliches und
politisches Engagement beeinflussen, sondern auch deine Prioritäten, Ziele
und dein Identitätsgefühl. Üblicherweise heißt es in der Argumentation der
Klimapolitik dass ‘Furcht nicht funktioniert’: der Öffentlichkeit die
erschreckende Wahrheit zu erklären würde nur vor Klimaaktionen abschrecken,
und die Aufgabe der Klimabewegung bestünde darin, den Klimawandel als
handhabbares Problem mit handhabbaren Lösungen darzustellen. Aber
Verzweiflung, Panik und Angst sind nicht nur die einzigen Antworten auf die
Klima-Wahrheit.
Der Notfall-Modus ist der Modus der humanen psychologischen Funktion, der
eintritt, wenn Individuen oder Gruppen optimal auf existenzielle oder
moralische Notfälle reagieren. Dieser Modus des humanen Funktionierens, der
sich von dem ‚normalen’ funktionieren unterscheidet, ist von einer extremen
Konzentration von Aufmerksamkeit und Ressourcen geprägt, um produktiv
zusammenzuarbeiten und den Notfall zu lösen. Um diesen Weg zu beschreiten,
müssen die Menschen erkennen, dass sie mit einem Notfall-Problem konfrontiert
sind, das Notfall-Lösungen erfordert.“

(Accepting climate truth can affect not only your civic and political
engagement, but also your priorities, goals, and sense of identity. Common
climate communications wisdom argues that “fear doesn’t work:” telling the
public the terrifying truth will only deter action, and it’s the climate
movement’s job to present climate change as a manageable problem, with
manageable solutions. But despair, panic and anxiety are not the only
responses to the knowledge of climate truth.
Emergency mode is the mode of human psychological functioning that occurs
when individuals or groups respond optimally to existential or moral
emergencies. This mode of human functioning, markedly different from “normal”
functioning— is characterized by an extreme focus of attention and resources
on working productively to solve the emergency. To go into it, people must
recognize that they are facing an emergency problem, that requires an
emergency solution.)

Genau dieser Empfehlung, bewusst im Panik-Modus zu sprechen, folgt das
gesamte Netzwerk, dessen Zentrum die Grünen und die Greta-Bewegen bilden. Die
Protagonisten arbeiten die Gebrauchsanweisung mit entsprechendem Framing und
Wording regelrecht ab.
Greta Thunbergs emblematischer Spruch lautet bekanntlich: „Ich möchte nicht,
dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr in Panik geratet.“
Bei Luisa Neubauer klingt das so (in einem Beitrag für den WWF-Blog im Januar
2019): „Denn es fühlt sich tatsächlich so an, als würden wir in einem Auto
sitzen, das auf einen Abgrund zusteuert. Doch anstatt zu bremsen, wird
beschleunigt. Wir wurden in dieses Auto gesetzt, ohne dass wir gefragt
wurden. Es gibt diesen Abgrund wirklich.“

Bei der Mikrobiologin Antje Boetius, Mitglied bei den „Scientists for Future“
hört es sich so an (in der Sendung „Maybritt Illner“):
„Die Zukunft ist kaputt, die Zeit ist um, wir haben jetzt noch zehn oder
zwölf Jahre, um wirklich etwas zu ändern – und das wird den Bürgern
verheimlicht.“

Oder in einem Artikel des Spiegel Online-Autors Theodor Ziemßen, der das
beschreibt, was er für das Schicksal seiner Söhne im Alter von zwei und sechs
Jahren hält:
„Wir haben sie in diese Welt geboren, ohne vorher genau auf das
Haltbarkeitsdatum der Menschheit, wie wir sie kennen, zu gucken. Und jetzt?
Tun wir nicht genug, schauen nicht genau genug hin, sind nicht laut genug und
rufen nicht oft genug ‚Nein!’, um das Unglück aufzuhalten.“

Der Wechsel in den Panik-Modus vollzieht sich nicht nur in Deutschland. Der
britische Guardian kündigte kürzlich an, statt „Klimawandel“ bevorzugt von
„Klimanotfall“, „Klimakrise“ oder „Klimakollaps“ zu schreiben („Instead of
‚climate change‘ the preferred terms are ‚climate emergency, crisis or
breakdown‘ ”).

Es handelt sich um geradezu mustergültiges Framing: Meinungslenkung durch
suggestive Wortwahl.
In den Panik-Modus passt auch, dass auf Druck von Grünen verschiedene Städte
– etwa Konstanz – den „Klimanotstand“ für die Kommune ausriefen.

In der Angst-und-Schreckens-Rhetorik kommt kaum noch eine konkrete Zahl, ein
Faktum, ein Argument vor. Und wenn, dann nur als groteske Verzerrung. Ziemßen
etwa suggeriert auf Spiegel Online, seine Kinder würden es noch erleben, dass
Hamburg „im Meer versinkt“. In Wirklichkeit geht selbst das
katastrophengestimmte IPCC nicht einmal in seiner pessimistischsten Prognose
von einem derartigen Meeresspiegelanstieg an der Nordseeküste innerhalb nur
einer Generation aus. Ganz abgesehen davon, dass kein Küstenstadt eine
Pegelerhöhung einfach tatenlos hinnehmen würde.

Nirgends gibt es eine solche Zunahme der Erwärmung, eine Beschleunigung des
Klimawandels, die einen globalen Notfallmodus tatsächlich rechtfertigen
würde. Der Meeresspiegelanstieg lag in den letzten Jahren laut NASA bei 3,3
Millimeter jährlich, nach anderen Daten, etwa der University of Colorado, bei
3,1 Millimeter. Es gibt durchaus renommierte Ozeanologen wie Nils-
Axel Mörner, die den Anstieg nicht als alarmierend ansehen, und dem IPCC
Panikmache vorwerfen.

Auch die globale Durchschnittstemperatur steigt mitnichten von Jahr zu Jahr,
erst recht nicht immer stärker. Laut Nasa war 2018 nicht das wärmste, sondern
nur das viertwärmste Jahr seit 1880. Der Winter 2018/2019 in den USA und
Kanada gehörte mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius und komplett
gefrorenen Niagarafällen sogar zu den kältesten seit längerer Zeit.

Seine Ankündigung der Notfall-Rhetorik illustrierte der „Guardian“ mit einem
Foto von Eisbären. Seit Jahren suggerieren Bilder des polaren
Fleischfressers, wegen des fortschreitenden Klimawandels verliere er seinen
Lebensraum und sei vom Aussterben bedroht.

In Wirklichkeit nimmt der Eisbärenbestand zu, in Kanada etwa von 2005 bis
2017 von 22 500 auf 30 000.

Neu sind also nicht die Erwärmungsdaten, sie zeigen keine sensationelle
Beschleunigung. Neu ist auch nicht, was grüne Politiker oder Wissenschafts-
Aktivisten wie Schellnhuber zu Thema Klimaentwicklung sagen: Sie wählen seit
Jahren grundsätzlich die höchsten Prognosen, die pessimistischsten Annahmen,
und leiten daraus die radikalsten Forderungen ab. Neu ist tatsächlich der von
einem vorgeblich spontan gewachsenen Netzwerk vorgetragene Panik-Ton. Dessen
Botschaft lautet: Es bleibt keine Zeit mehr, die Katastrophe steht
unmittelbar bevor, es darf nicht mehr diskutiert werden.

Das propagandistische Trommelfeuer – flankiert von der empörten Reaktion,
wenn jemand Greta Thunberg und schulstreikende Kinder kritisiert – verschiebt
die gesellschaftliche Wahrnehmung im Overton-Window. Bis vor kurzem galt es
noch als weithin unakzeptabel oder mindestens radikal zu behaupten,
ausgerechnet kollektive Panik und Unterdrückung jedes Zweifels könnte die
Lösung eines Problems befördern. Mittlerweile scheint vielen Politikern und
auch Bürgern bis weit in die Mittelschicht gerade diese Sichtweise
akzeptabel. Oder sie wagen ihre Zweifel nicht mehr öffentlich auszusprechen.
Denn wer das tut, kommt in diesem Meinungsklima schnell in den Ruch eines
Menschenfeindes, der die Weltrettung sabotiert.

Unter diesen Bedingungen gewinnen die Grünen vor allem in Deutschland, wo
protestantisches Schuldbewusstsein und Weltbelehrungsmission Hand in Hand
gehen, innerhalb eines ohnehin schon dominanten Themas die absolute
Meinungsherrschaft. Wie sehr, das machte die Europawahl deutlich: Der CDU-
Politiker Armin Laschet bekannte nach der Europawahl bei „Anne Will“
schuldbewusst, seine Partei habe das Klimathema unterschätzt. In der Sendung
schaffte er es nicht, eigene Argumente vorzubringen und irgendwie gegen die
Definitionshoheit von Grünenchefin Annalena Baerbock anzukommen. Der völlig
tapsig-hilflose Umgang der CDU (und auch der SPD) mit dem Video des Youtubers
Rezo („Die Zerstörung der CDU“), der schon seit langem kursierende grüne
Legenden und Talking Points (etwa die absurde Behauptung, die Bundesregierung
sei am Untergang der deutschen Solarindustrie schuld) noch einmal in den
Durchlauferhitzer geschickt hatte, drängte die nichtgrünen Politiker noch
weiter in die Ecke. Übrigens: Auch die „spontane“ Zustimmung von >70
Youtubern zu Rezos Werk kann als herausragendes Exempel für Astroturfing
gelten.

Die Grünen gewinnen mit Astroturf und Framing deshalb so leicht, weil ihre
Konkurrenten gar nicht wissen, wie ihnen geschieht. Ihnen fehlen die
Vorfeldorganisationen wie „Fridays for Future“, die mediale Begleitmusik, die
Fähigkeit, Meinungen und Fakten im Netz zu verbreiten. Die politische
Schlacht wirkt wie ein Zusammenprall von lanzenbewehrten Rittern mit einer
Armee von taktisch agilen Musketenschützen.

Wer genauer hinsieht, der erkennt beispielsweise am deutschen
Europawahlergebnis: Es vollzieht sich eben keine linke Revolution, sondern
überwiegend ein Stimmentausch innerhalb des linken Lagers zugunsten der
Grünen – wobei das Lager per Saldo noch leicht schrumpft. Die Verluste von
SPD und Linkspartei lagen insgesamt über dem Zugewinn der Grünen.

Da die Grünen inzwischen mit Ausnahme der AfD an jede andere politische Kraft
andocken können (beziehungsweise: die anderen an sie), liegt ein Kanzler
Robert Habeck nicht nur auf dem Stern-Cover in Reichweite, sondern auch in
der Realität. Es sei denn, viele Deutsche setzen sich wesentlich mehr als
bisher mit den Mitteln der psychologischen Politkampagnenführung auseinander.

Eine wesentliche Schwäche hat das Konzept der Panik-Rhetorik: sie lässt sich
nicht mehr steigern.
Und auch nicht ewig durchhalten, ohne ihre Wirkung zu verschleißen.

Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog Publico hier.

Plasbergs Laienschar diskutiert die
„Klimakatastrophe“ und was ein
jeglicher dagegen tun muss!

Sehr geehrter Herr Plasberg,

der Blick auf die durch Ihre gestrige „Klimaexpertenrunde“ abgebildete
deutsche Wirklichkeit 2019 hinterläßt bei einem naturwissenschaftlich
ausgebideten Zuschauer (Fachgebiet in meinem Fall Aerothermodynamik) eine
absolute Ratlosigkeit. Deutschland, das „Land der Dichter und Denker“ wo bist
Du? Gedanken an Dante Alighieri kommen einem in den Sinn: „Lasciate ogni
speranza, voi ch’entrate“, Lasst, die ihr hier eintretet, alle Hoffnung
fahren. Eine von Bildungs- und Erfahrungshintergrund extrem heterogene,
unqualifizierte Gruppe diskutiert über ein an den mittelalterlichen
Universalienstreit erinnerndes Scheinproblem.

Videoausschitte mit kleinen Anreicherungen der Talkshow Hart aber Fair vom
25.3.19 mit Dank an FMD´s TV Channel

Da ist die für ihre 22 Jahre noch sehr kindlich wirkende Louisa Neubauer. Ein
bedauernswertes Mädchen, das völlig dem Glauben an die Klimakirche verfallen
ist und dem man eine große Furcht vor einer irgendwie mit CO2-Emissionen
verbundenen nahen Apokalypse indoktriniert hat. Ihr Kants „sapere aude“, habe
Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, zuzurufen, dürfte leider
völlig zwecklos sein. Diese verbrecherische Ausnutzung von jugendlichem
Idealismus erinnert mich an meine Zeit in der Hitler Jugend.

Neben Ihr der fanatische Moralist und Großinquisitor Markus Lanz. Er
beschwört die Gefahr durch den überall sich bereits bemerkbar machenden
Klimawandel und belegt dies durch ein von ihm 2007 gemachtes Foto eines halb
verhungerten Polarbärs. Was soll das? Kein männlicher oder weiblicher
Klimaforscher bestreitet, dass es auf der Erde immer einen Klimawandel
gegeben hat und geben wird. Wir leben in einer auf die kalten 1940 Jahre
folgenden Erwärmungsphase, die derzeit zu Ende geht. 2018 wurden in der
Antarktis mit unter -90° die kältesten jemals gemesseenen Temperaturen
dokumentiert. Herrn Lanzes Eisbären sind inzwischen in Spitzbergen, in
einigen Orten in Kanada und wohl auch in Sibirien zur Landplage geworden. Mit
dem Spurengas CO2 hat das alles nichts zu tun. Die Paläoklimatologie zeigt
eindeutig: In der Klimageschichte folgt die CO2-Konzentration der Temperatur
und nicht umgekehrt. Das ist plausibel, da die sich erwärmenden Ozeane, die
50 mal so viel CO2 enthalten wie die Atmosphäre, bei steigenden Temperaturen
CO2 ausgasen. Eine in den Klimamodellen des IPCC angenommene Wärmeübertragung
aus der kalten Hochatmosphäre auf den warmen Erdboden kann es nach dem 2.
Hauptsatz der Thermodynamik nicht geben und die ist auch zur Erklärung des
Temperaturprofils der Erdatmosphäre nicht nötig, was hier in Kürze nicht
genauer beschrieben werden kann. Die Einzelheiten sind in Hunderten von
Artikeln kompetenter Wissenschaftler beschrieben. Einen angeblichen Konsens
von 97% aller Wissenschaftler zur behaupteten Steuerung der Temperatur der
Atmosphäre durch das Spurengas CO2 (4 Moleküle CO2 auf 10.000 Luftmoleküle)
gibt es nicht, was mit geringem Recherche-Aufwand leicht belegbar ist.

Neben Lanz die nette Berufspolitikerin Frau Svenja Schulze, die sich durch
ein Germanistik- und Politikwissenschafts-Studium nun als Umweltministerin
qualifiziert hat. Sie hat brav berichtet, dass man den Ausstieg aus der
Kohlenstoff-Wirtschaft ja nun beschlossen hat und sie das machen wird. Es ist
zu vermuten, dass sie tatsächlich glaubt, dass das geht.

Dann Ulf Poschardt (Chefredakteur der „Welt“-Gruppe). Er war der Einzige, der
zu bedenken gab, dass man doch bei all den Verzichtserklärungen, zu denen man
vor allem auch die ärmere Bevölkerung zwingen will, vielleicht doch bedenken
sollte, dass das Leben auch noch ein wenig Spaß machen soll. Er war zu Recht
ebenso wie ich völlig konsterniert, als Plasberg einen Redakteur der Zeit
zitierte, der sich wünschte vom Staat zur Anpassung an eine allgemeine
Mangelwirtschaft gezwungen zu werden.

Last not least der 60-jährige österreichische promovierte
Maschinenbauingenieur Herbert Diess, Vorsitzender des Vorstands der
Volkswagen A.G. Dieser Mann erklärte seine bedingungslose Bereitschaft, sich
mit seinem ganzen Konzern dem von der Politik geforderten Ausstieg aus der
Kohle und dem als Konsequenz daraus folgenden Ende des Verbrennungsmotors zu
unterwerfen. Er erklärte seine Absicht, die VW-Produktion weitgehend auf
Elektromobilität umzustellen, wohl einkalkulierend, dass dies vielleicht
100.000 Arbeitsplätze kostet. Gleichzeitig war ihm völlig klar, dass eine
komplette Umstellung des heutigen Individualverkehrs auf Elektromobile aus
logistischen und Kostengründen nicht möglich ist und wohl auch die Tatsache,
dass eigentlich keiner wirklich ein E-Auto kaufen will, da selbst zukünftige
Wundermodelle zu teuer und wegen der Ladezeiten zu unpraktisch sind.

Und das einen Ingenieur am meisten erschreckende: es war ihm auch klar, dass
er die für seine Transformation von VW nötigen technologischen Grundlagen
nicht hat. Für die erforderliche Batterieproduktion ist er bereit, sich
chinesischer und koreanischer Führung zu unterwerfen. Er versucht sich
Kobaltquellen in Höhe der derzeitigen Weltproduktion zu sichern und rechnet
aber damit, dass das nicht gelingt und meint in Übereinstimmung mit dem
„Experten“ Markus Lanz, dass dem deutschen Ingenieur da schon rechtzeitig
etwas einfallen wird.

Milliarden Investitionen in eine noch nicht vorhandene Technologie. Das ist
der Gipfel der Verantwortungslosigkeit. Es gibt ein Beispiel aus der neueren
Technikgeschichte. Die Firma Rolls-Royce verpflichtete sich, an Lockheed für
ein neuentwickeltes Verkehrsflugzeug ein Triebwerk mit einer neuen
Verdichtertechnik zu liefern. Die Entwicklung scheiterte! Rolls-Royce ging
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