Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster

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Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
Das Magazin der FH Münster                           WS 2021/2022

      Gründerhochschule

       BEGEISTERN               BEFÄHIGEN     BEGLEITEN

   Drei Gründer              Alles andere   Leuchtende
     mit einer               als von der      Schätze
      Vision                    Stange         heben
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
Ricarda Holtmann, Absolventin des Fachbereichs Sozialwesen,
    hat sich mit Holtmann Consulting selbstständig gemacht.
                       Mehr erfahren Sie auf den Seiten 18/19.

                                        Foto Anne Holtkötter
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
EDITORIAL

    Proaktiv den
                                                                                                            Frage unserer Personalentwicklung und auch einer gelebten Wert-
                                                                                                            schätzung aller Mitarbeiter*innen und ihrer Partizipationsmöglich-
                                                                                                            keiten. Es ist auch eine Frage der richtigen Themen: Wir müssen uns

    Wandel gestalten
                                                                                                            noch mehr an den globalen Herausforderungen und dem konkreten
                                                                                                            Bedarf unserer Stakeholder orientieren. Stichworte sind hier beispiels-
                                                                                                            weise Nachhaltigkeit und digitale Transformation. Insbesondere durch
                                                                                                            unsere Anwendungsnähe und Interdisziplinarität bleiben wir der
                                                                                                            Innovationsmotor der Region, agieren aber auch international – und
                                                                                                            das ist kein Widerspruch. Denn die Herausforderungen in beiden Kon-
                                                                                                            texten sind oft ähnlich. Wenn wir die Chancen der Internationalisierung
                                  Ich wurde oft gefragt, warum ich dieses Amt übernehmen wollte.            noch besser nutzen, kann sie zur Lösung regionaler Fragestellungen
                                  Die Antwort ist einfach: Unsere Hochschule greift gesellschaftliche       beitragen. Die wachsende Anziehungskraft unserer Hochschule muss
                                  Herausforderungen auf und trägt zu ihrer Lösung bei – und mir             sich auch in unserer Kommunikation widerspiegeln, dies ist eine Frage
                                  macht es Spaß, wenn dabei alle an einem Strang ziehen. Unser großes       der Marketingstrategie.
                                  FH-Team mit seiner ausgeprägten intrinsischen Motivation und
                                  seinem enormen Engagement lässt mich optimistisch in die Zukunft          Ich wünsche mir, dass wir unsere gesellschaftliche Verantwortung
                                  schauen. Professor*innen, Mitarbeiter*innen und Studierende haben         wahrnehmen und nicht nur auf Veränderungen reagieren, sondern
                                  die FH Münster in den letzten 50 Jahren zu dem gemacht, wofür sie         proaktiv handeln. Dabei liegen mir zwei Aspekte besonders am Herzen:
                                  heute regional, national und inzwischen auch immer stärker inter-         Erstens möchte ich, dass wir dies in der richtigen Geschwindigkeit tun.
                                  national steht. Müsste ich in einem Slogan zusammenfassen, wodurch        Auch wenn es in den heutigen Zeiten oftmals notwendig ist, schnell
                                  meine Amtszeit geprägt sein soll, würde ich sagen: durch Kontinuität      zu agieren, ist es häufig ebenso sinnvoll, sich die notwendige Zeit zu
                                  und Weiterentwicklung.                                                    nehmen: um die Lage zu analysieren und durchzusprechen und Ideen
                                                                                                            reifen zu lassen. Mein zweiter Aspekt ist Fehlertoleranz. Bei allen Erfolgen
                                  Wir waren immer dann besonders erfolgreich, wenn wir die verschie-        möchte ich dazu ermuntern, experimentierfreudig zu sein, nicht jede
                                  denen hochschulinternen Perspektiven und die unserer Kooperations-        Maßnahme muss direkt zum gewünschten Erfolg führen. Die Kunst ist,
                                  partner zusammengeführt haben. Diese Kultur der vertrauensvollen          daraus zu lernen, dies gilt für alle, die an der Hochschule arbeiten. Und
                                  Zusammenarbeit und unseren hohen Qualitätsanspruch möchte                 dies gilt übrigens auch für unsere jungen Gründer*innen: Wie sie sich
                                  das Präsidium weiter stärken. Ein Schlüsselfaktor dabei ist unser         von Rückschlägen nicht entmutigen lassen – davon erzählen auch
                                  etabliertes, bundesweit renommiertes Qualitätsmanagement – die 2026       Beiträge in dieser fhocus-Ausgabe.
                 Foto Anna Haas   anstehende Systemreakkreditierung werden wir daher gut vorbereiten,
                                  damit wir die hiermit verbundene Autonomie und Flexibilität bei der       Zuletzt noch ein Gedanke zur aktuellen Situation: Ich bewundere, wie
                                  Neu- und Weiterentwicklung von Studiengängen beibehalten.                 unsere Kolleg*innen den Hochschulbetrieb unter Corona-Bedingungen
                                                                                                            bewältigt haben. Wir haben unfassbar viel gelernt. Und sicher wird             Prof. Dr. Frank Dellmann ist zum Wintersemester
          „Wir wollen den         Gemäß Hochschulentwicklungsplan stehen dabei zwei strategische Ziele      einiges davon über die Zeit der Pandemie hinaus Bestand haben. Aber            2000 mit dem Lehr- und Forschungsgebiet Wirt-
                                                                                                                                                                                           schaftsmathematik, Statistik und Operations
                                  im Mittelpunkt: Wir wollen den Wandel von Arbeits- und Lebens-            uns ist auch bewusst geworden, wie wichtig uns die persönliche Zu-             Research an den Fachbereich Wirtschaft berufen
      Wandel von Arbeits-         welten gestalten und Magnethochschule werden, anziehend sein für          sammenarbeit ist – deshalb mein Plädoyer: so viel Präsenz wie möglich,         worden. Er war zwölf Jahre lang Leiter des Deutsch-
                                                                                                                                                                                           Lateinamerikanischen Studiengangs Betriebswirt-
                                  Studierende, Forschungspartner und Personal. Beides hängt natürlich       so viel Digitales wie nützlich.                                                schaft (CALA), von 2006 bis 2013 Dekan des Fach-
        und Lebenswelten          eng zusammen und bedeutet, dass wir uns zukünftig noch stärker                                                                                           bereichs und ab 2014 Vizepräsident für Bildung und
                                  einer zunehmenden Konkurrenz zu privaten Wettbewerbern sowie              Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen dieses Hochschul-               Internationales. Seit dem 1. Oktober 2021 leitet er

    gestalten und Magnet-
                                                                                                                                                                                           unsere Hochschule als Präsident. Der Wirtschafts-
                                  den anderen Hochschulen stellen müssen. Es ist heute schon schwierig,     magazins.                                                                      wissenschaftler ist seit mehr als drei Jahrzehnten
                                  spezielle administrative Stellen zu besetzen und für bestimmte Fach-                                                                                     verheiratet und Vater von drei Söhnen. Erholung

      hochschule werden.“         gebiete wissenschaftlichen Nachwuchs zu finden – gerade erleben wir
                                                                                                                                                                                           von der Arbeit findet der 54-Jährige auf Reisen,
                                                                                                                                                                                           gern nach Spanien und Lateinamerika, und beim
                                  einen Generationenwechsel bei den Professor*innen. Wollen wir die                                                                                        Joggen, Wandern und Yoga.
                                  Vorreiterrolle in der anwendungsorientierten Forschung beibehalten,
                                  müssen wir also deren Nachfolge frühzeitig sicherstellen. Als familien-
                                  freundliche und gesunde Hochschule wirken wir bereits jetzt als Magnet-   Prof. Dr. Frank Dellmann				                                                                  fhms.de/praesidium
                                  hochschule. Aber wir müssen noch attraktiver werden. Dies ist eine        Präsident der FH Münster

4                                                                                                                                                                                                               fhocus Ausgabe 39                5
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
INHALT                                                                                                                                                                                                          IM INTERVIEW

                                                                                                    „Wir werden inzwischen
    SCHWERPUNKT

FH Münster als Gründerhochschule                                                                    als Gründerhochschule
07
       IM INTERVIEW
       „Wir werden inzwischen als Gründerhochschule             26
                                                                     NETZWERKEN
                                                                     Auf Erfolgskurs mit Umwegen
                                                                                                    deutlich wahrgenommen“
       deutlich wahrgenommen“
                                                                     UNTERNEHMEN
       GRÜNDERHOCHSCHULE                                        28   Alles außer OP
09     Verzahnen und vernetzen                                  30   Scheitern als Chance

       BEGEISTERN                                                    BERUFUNGEN                                                                                       Begeistern, befähigen, begleiten –
12     Drei Gründer. Eine Vision.                               34   Willkommen an der FH Münster                                                                     das sind die drei Eckpfeiler, auf
                                                                                                                                                                      denen die Gründungsförderung
       BEFÄHIGEN                                                     FH MÜNSTER IM PROFIL
14     Alles andere als von der Stange                          38   Die Hochschule in Zahlen                                                                         unserer Hochschule beruht, hinzu
16     „storch.energy“ verleiht Ideen Flügel                                                                                                                          kommen noch netzwerken und
                                                                     FH-STORY
                                                                                                                                                                      unternehmen. Carsten Schröder,
       BEGLEITEN                                                39   Essen ohne Bauchschmerzen
18     „Vertraue auf dein Können“                                                                                                                                     Vizepräsident für Kooperation,
20     Leuchtende Schätze heben                                                                                                                                       Innovation und Marketing, be-
22     Kaffeebecher to eat
                                                                                                                                                                      richtet von der Arbeit der Gründer-
24     Vom Forschungsprojekt zum IT-Unternehmen
                                                                                                                                                                      hochschule FH Münster.
                                                                                                                                                                      Text Frederik Tebbe Foto Katharina Kipp

                                                                                                    Carsten Schröder treibt als Vizepräsident der FH Münster und Geschäftsführer der TAFH Münster GmbH die Gründungsförderung
                                                                                                    maßgeblich voran.

                                                                                                    Carsten Schröder, die FH Münster ist Gründerhochschule.           Wir begeistern, befähigen und begleiten die Studierenden.
                                                                                                    Was bedeutet das?                                                 Wir wollen zunächst für die Idee des unternehmerischen
Impressum                                                                                           Das bedeutet, dass wir uns unter anderem bei einer                Denkens und Handelns und diesen Karrierepfad sensibi-
                                                                                                    Förderausschreibung namens EXIST-Potentiale durchge-              lisieren. Dann wollen wir unseren Studierenden ermög-
fhocus Ausgabe 39 | Wintersemester 2021/2022      Korrektorat
fhms.de                                           Wiebke Engels, Lektorat Schreibweise              setzt haben: Unsere Strategien, Strukturen, Prozesse und          lichen, sich in diesem Kontext zu qualifizieren. Man sollte
                                                  Druck 			                                         Maßnahmen erfüllen das Kriterium einer Hochschule,                sich beispielsweise betriebswirtschaftliches und rechtliches
Herausgeber                                       Wentker Druck GmbH, Greven
                                                                                                    die Gründungsideen fördert und vorantreibt.                       Grundwissen aneignen, sich mit Kreativitätstools und
Der Präsident der FH Münster                      Auflage
Redaktion                                         1.400 Stück                                                                                                         Innovationsmanagement beschäftigen sowie an seinen
Pressestelle der FH Münster: Anne Holtkötter,     ISSN 1610-2592                                    Wie unterstützt die Hochschule Gründungsvorhaben?                 Soft Skills arbeiten. Entrepreneurial Education findet in-
Katharina Kipp (V. i. S. d. P.)
Gestaltung		                                      FSC- und PEFC-zertifiziert, CO2-neutral und mit   Angelehnt an die Silbe „Be“ in unserem Projektnamen               zwischen integriert in diversen Studiengängen, in außer-
goldmarie design, Münster                         dem Nordic Swan Ecolabel ausgezeichnet            „Be an Entrepreneur!“ machen wir dies in drei Phasen:             curricularen Veranstaltungen und auch bewusst fachbe-

6                                                                                                                                                                                                      fhocus Ausgabe 39             7
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
IM INTERVIEW
                                                                                                                                                                                                                              GRÜNDERHOCHSCHULE

reichsübergreifend statt. Interdisziplinäre Gründerteams     Ein Thema, das immer beliebter wird, ist Social Entre-
haben ein immenses Erfolgspotenzial. Final ist es unser      preneurship, das soziale Unternehmertum.
Anspruch, dass wir die Gründungen begleiten, indem wir       Genau. Wir haben super Kolleg*innen, die das an der
coachen, unterstützen, netzwerken und in ausgewählten        Hochschule vorantreiben. Es passt unglaublich gut zu
Fällen sogar mitgründen.                                     unserer im Hochschulentwicklungsplan verankerten
                                                             Strategie, auch Kooperation und Innovation in der Ge-

                                                                                                                           Die Gründerhochschule arbeitet interdisziplinär
Warum ist das Thema für die FH Münster so wichtig?           sellschaft zu fördern. So kommt automatisch das Thema
Wir leben in einer Region, die stark vom Mittelstand ge-     Social Entrepreneurship heraus – dass man sozial oder
prägt ist. Ich finde, diese Wirtschaftsstruktur ist unbe-    nachhaltig ausgerichtete Geschäftsmodelle entwickelt, die
dingt erhaltenswert. Somit müssen junge Menschen bereit      trotzdem wirtschaftlich sind. Wir kooperieren hier übri-
sein, unternehmerische Verantwortung als Gründer*in          gens neben der WWU Münster auch ganz stark mit der            Es geht nur zusammen: An der FH Münster greifen viele Zahnräder ineinander,
oder auch als Unternehmensnachfolger*in zu übernehmen.       Katholischen Hochschule.                                      um Gründungen zu fördern. Verschiedene Einrichtungen und Projekte bieten
Ich persönlich glaube daran, dass wir außerdem Angestellte
                                                                                                                           Studierenden und Gründungsinteressierten die Möglichkeit, sich auszuprobieren.
brauchen, die intrinsisch motiviert etwas für ihre Unter-    Sie selbst sind Geschäftsführer des Start-ups Novel
nehmen oder soziale Organisation tun. Dementsprechend        Vegan Crafts. Was fasziniert Sie persönlich am Thema          Die Mitarbeiter*innen in den Teams geben einen Einblick.
ist es uns eine Herzensangelegenheit, dieses Thema wirk-     Entrepreneurship?
lich allen Studierenden nahezubringen – egal, welchen        Gerade diese intensive Zusammenarbeit zwischen dem            Text Frederik Tebbe
                                                                                                                           Fotos Katharina Kipp (S. 9, S. 10), Dzemila Muratovic (S. 11)
Karriereweg sie letztendlich einschlagen möchten.            jungen Gründungsteam und dem Investor im Hintergrund
                                                             sowie die Einblicke in eine gerade boomende Branche
Wieso funktioniert dies so gut im Münsterland?               machen mir unglaublich viel Spaß. Und wir bieten mit der      Die FH Münster ist Gründerhochschule – und baut die
In der Region schaffen wir es inzwischen, gemeinsam mit      TAFH Münster GmbH gerade am Anfang gut funktionie-            dafür nötige Infrastruktur nach und nach aus. Auf dem
diversen Partner*innen mehr Verantwortung für dieses         rende – weil erprobte – Managementprozesse. Ich kann          Steinfurter Campus eröffnet mit dem MakerSpace eine
Thema zu übernehmen. Früher waren es vor allem die           mir gut vorstellen, das noch öfter zu tun. Weitere Projekte   Kreativ- und Prototypenwerkstatt, mit „storch.energy“ ist
Wirtschaftsförderungen und Kammern, die sich stark           sind bereits in der Pipeline.                                 ein Accelerator-Programm für erneuerbare Energien an
engagiert haben – und die Hochschulen haben dabei                                                                          den Start gegangen, im Fachhochschulzentrum in Münster
unterstützt. Inzwischen sind die Hochschulen aber mit         Kontakt                                                      gibt es zum Beispiel das food lab und das digi.lab – und
an der Spitze der Bewegung. Wir werden inzwischen als         Carsten Schröder                                             mittendrin kümmern sich die Mitarbeiter*innen der FH
                                                              schroeder@fh-muenster.de
Gründerhochschule deutlich wahrgenommen.                                                                                   Münster und TAFH Münster GmbH darum, das Thema
                                                                                                                           Gründung bestmöglich voranzutreiben und im Lehrplan
                                                                                                                           zu verankern. „Wir haben in den letzten Jahren viel getan
                                                                                                                           und entwickelt. Nun geht es darum, all diese Projekte mit-

„Wir leben in einer Region, die stark                                                                                      einander zu verzahnen und strategisch einzubetten“, erklärt
                                                                                                                           Vizepräsident Carsten Schröder. Dass dies in Arbeit ist,
                                                                                                                           zeigen verschiedene Aktivitäten an unserer Hochschule.

vom Mittelstand geprägt ist.                                                                                               Denn zu vernetzen und zu verzahnen ist klarer Anspruch
                                                                                                                           von Dr. Jonas Carl Lilienthal und Dr. Ines Sonnenschein.

Ich finde, diese Wirtschaftsstruktur                                                                                       Die beiden Mitarbeiter*innen des Wandelwerks, dem Zent-
                                                                                                                           rum für Qualitätsentwicklung an der FH Münster, küm-
                                                                                                                           mern sich darum, die Idee des Social Entrepreneurship in

ist unbedingt erhaltenswert.“                                                                                              der Hochschule zu verbreiten. Während das Gründungsbe-
                                                                                                                           ratungsteam der TAFH soziale Start-ups bei ihrer Unter-
                                                                                                                           nehmensgründung fördert, gehen Lilienthal und Sonnen-
                                                                                                                                                                                           „Das Gute unternehmen“ (v. l.): Nathalie Kunold, Alicia Kurze,
                                                                                                                                                                                           Leonie Haar und Jan-Luca Lütke Notarp planten in der Projekt-
                                                                                                                                                                                           woche ein Kinderkochfestival.
Carsten Schröder

8                                                                                                                                                                                                                            fhocus Ausgabe 39              9
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
GRÜNDERHOCHSCHULE

                                                                                                        schein an die Wurzel: „Im     Tipps für die Gründung
                                                                                                        Wandelwerk leisten wir
                                                                                                        didaktische Beratung für      Wer in solchen Lehrveranstaltungen oder Projektwochen         Die Geschichte der Gründungsförderung
                                                                                                                                                                                                    „FHDurchStarter“ und „Münsterland Initiative Unternehmerin“ –
                                                                                                        Lehrende“, sagt Lilienthal.   Lust aufs Gründen bekommen hat, findet bei den Grün-
                                                                                                                                                                                                    mit diesen Projekten ging die Gründungsförderung der FH Münster
                                                                                                        „Nun wollen wir sie auch      dungsberater*innen der TAFH schließlich die passende          2008 an den Start. Von Beginn an dabei: Gründungscoach Sandra
                                                                                                        für das Thema Social En-      Unterstützung. Dort vermitteln die Expert*innen unter-        Fuchs. In unserem Jubiläumsinterview berichtet sie von den
                                                                                                                                                                                                    Anfängen. Abrufbar ist es unter fhms.de/GründungJubiläum.
                                                                                                        trepreneurship begeistern     nehmerisches Denken und Handeln. Für den Start hat
                                                                                                        und fachbereichsübergrei-     Gründungsberater Daniel Schaschek drei Ratschläge parat,
                                                                                                        fend zusammenbringen.         die angehende Entrepreneure beherzigen sollten. „Erstens:
                                                                                                        So entstehen spannende        Fangt früh an und bringt schnell eine erste einfache Ver-
                                                                                                        Ideen für Lehrveranstal-      sion eurer späteren Lösung auf den Markt, damit ihr bei       „Aber wir prüfen, ob das
                                                                                                        tungen, die den Studieren-    Nichtgefallen gleich gegensteuern könnt. Zweitens: Fragt
                                                                                                        den das soziale Unterneh-     eure potenziellen Kund*innen, wie die perfekte Lösung         Konzept der Gründungsidee
                                                                                                        mertum näherbringen.“         aussehen würde, damit ihr nicht am Markt vorbeientwi-
                                                                                                        Bereits im Frühjahr 2021      ckelt. Und drittens: Kümmert euch frühzeitig um die Fi-       hieb- und stichfest ist und
                                                                                                        startete das Wandelwerk       nanzierung. Hier helfen wir gerne mit Fördermitteln und
                                        Ideen ausprobieren: Im MakerSpace auf dem Steinfurter Campus
                                                                                                        dazu einen interdiszipli-     Zuschüssen.“ Schaschek selbst ist Gründer verschiedener       grundsätzlich Aussicht auf
                                        können Studierende und FH-Angehörige Prototypen entwickeln.     nären Austausch, bei dem      Start-ups; er und das Team der TAFH bringen reichlich
                                        Hier zu sehen: Koordinator Sascha Wagner.                       sich die Teilnehmer*innen     Erfahrung aus der Praxis mit. „Jede Gruppe bekommt von        Erfolg hat. Und dann arbei-
                                                                                                        kennenlernen und erste        uns eine individuelle Beratung“, erklärt er. „Aber wir prü-
                                                                                                        Ideen skizzieren konnten.     fen, ob das Konzept der Gründungsidee hieb- und stichfest     ten wir zusammen.“
                                        So trafen Sozialwissenschaftler*innen auf Ingenieur*innen und Wirtschaftswissenschaft-        ist und grundsätzlich Aussicht auf Erfolg hat. Und dann
                                        ler*innen. „Natürlich muss das Thema individuell interpretiert und für die jeweiligen         arbeiten wir zusammen.“                                       Daniel Schaschek Gründungsberater
                                        Studiengänge angepasst werden“, so Lilienthal.

                                        „Das Gute unternehmen“

                                        Mehr und mehr fokussiert sich die Gründerhochschule darauf, Unternehmen zu fördern,
                                        die sozial oder nachhaltig agieren, die in ihrer Arbeit wohltätige Zwecke unterstützen –
                                        die „das Gute unternehmen“: So lautet der Titel eines Kooperationsprojekts mit dem
                                        MITwirken Münster e. V., das die Hochschule im März 2021 durchgeführt hat. Ziel war
                                        es, in einer vorwiegend digital stattfindenden Projektwoche Studierende und Angestellte
                                        zusammenzubringen, sie für das sogenannte Corporate Volunteering zu sensibilisieren
                                        und unternehmerisches Denken und Handeln in die Praxis umzusetzen. Die Teams
                                        nahmen sich Problemstellungen gemeinnütziger Organisationen an und entwickelten
                   Zusammenarbeit       gemeinsam Lösungsansätze, die während der Projektwoche oder im Anschluss daran
           Die Gründungsförderung       umgesetzt werden konnten. „Und der Zuspruch darauf war überwältigend“, sagt TAFH-
         der FH Münster gelingt vor
          allem, weil gemeinschaft-     Mitarbeiterin Lea Wilkens, die das Projekt mit Prof. Dr. Thorn Kring und Jens Wortmann
       lich verschiedene Partner in     koordiniert hat. „Das Engagement und die Motivation der Studierenden haben uns wirk-
      geförderten Projekten daran
             arbeiten. Dazu gehören
                                        lich begeistert. Manche Teams arbeiten auch heute noch an den Themen, die sie in der
     EXIST-Potentiale, das EUREGIO      Projektwoche begonnen haben.“ Eine Gruppe etwa organisiert ein Kinderkochfestival,
      Start-up Center REACH, das        das im Kulturquartier im Norden Münsters stattfinden soll, sofern es das Infektionsge-
         Innovationslabor Münster-
              land oder Gründergeist    schehen erlaubt. Mitarbeitende und Leitende des Kulturquartiers waren wiederum selbst
        #Youngstarts Münsterland.       an „Das Gute unternehmen“ beteiligt. „Es ist schön, zu sehen, wie sich alles vernetzt“, so    Begeistern, befähigen,
         Eine Übersicht und weitere                                                                                                   begleiten: Gründungscoach
           Infos gibt es online unter
                                        Wilkens. „Geplant ist, die Projektwoche 2022 zu wiederholen und sie künftig einmal pro        Sandra Fuchs (r.) bei einem
                 fhms.de/gruenden.      Semester anzubieten.“                                                                         Beratungsgespräch.

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Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
BEGEISTERN

 Drei Gründer. Eine Vision.
     Jan-Niklas Kippelt (r.) hat gemeinsam mit Marius Schulte (l.) das Start-up „comoon“ gegründet. Inzwischen vervollständigt Christian Trick
     das Team. Der erste Arbeitsort soll in Metelen entstehen, Heimat von Kippelt und Schulte.                                                   nachdem er zuvor in Münster für das Unternehmen Flaschenpost gearbeitet hatte. „Wir merken,             Geschäftssitz von
                                                                                                                                                 dass unsere Idee richtig gut ankommt, nicht nur bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern,                „comoon“ soll Münster
                                                                                                                                                                                                                                                         werden. Aktuell stu-
                                                                                                                                                 sondern auch bei Arbeitgebern. Denn auf dem Land sind Büroflächen günstiger“, so Kippelt. Die           diert Marius Schulte
        Das Arbeiten von zu Hause                            Gemeinsam mit Marius Schulte, der Management und Technology in                      Gründer wollen Co-Working-Spaces entwickeln, die selbstständig funktionieren. „Ohne dass                noch in München.

          spart den mitunter langen                          München studiert, hat er das Start-up „comoon“ gegründet. Inzwischen                ständig eine Managerin oder ein Manager vor Ort sein muss. Sonst ist das wirtschaftlich nicht
                                                             verstärkt Christian Trick, Designabsolvent unserer Hochschule, das                  attraktiv“, erklärt der Architekturstudent. Für die technische Umsetzung sorgt Christian Trick.
      Arbeitsweg, ist aber nicht un-                         Team. Die Idee: Leerstand im ländlichen Raum in Arbeitsorte umzu-                   Der selbstständige Designer ist Dozent an unserer Hochschule und bringt viel technisches Know-
         bedingt jedermanns Sache:                           wandeln. „Sie müssen dort entstehen, wo die Menschen leben“, sagt                   how mit. „Meine Aufgabe ist es, Software- und Hardware-Lösungen zu entwickeln. Ich bin also
     Manche fühlen sich abgelenkt                            Kippelt. „Indem wir Nachbarschaftsbüros in Pendlergebieten schaffen,                für die Website zuständig, arbeite aber auch an einer App und kümmere mich später um die
                                                             die ohnehin mit viel Leerständen zu kämpfen haben, schlagen wir                     Hardware vor Ort, sodass alle, die einen Arbeitsort gebucht haben, zum Beispiel die Türen auf-
     oder empfinden die technische                           mehrere Fliegen mit einer Klappe.“ Denn die Lebensqualität steige,                  schließen können.“
      Ausstattung als unzulänglich.                          der ländliche Raum sei wiederbelebt, und das Ortsbild verändere sich
     Hilfreich wäre ein produktiver                          zum Positiven. „Mit so einem Angebot gewinnt das Leben auf dem                      Arbeitswelt der Zukunft
                                                             Land an Attraktivität.“ Der angehende Architekt legt seinen Fokus auf
     Platz zum Arbeiten außerhalb                            das Thema Städtebau. „Mich treiben Fragen um, wie wir in Zukunft                    Einen Beitrag zu leisten, die Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten – das ist die Vision der Gründer
      der eigenen vier Wände, aber                           leben und arbeiten wollen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die                   von comoon und ihr innerer Antrieb. „Wir brennen für unsere Idee. Und da wir alle noch studieren
        ganz in der Nähe – und den                           Art und Weise des Arbeitens verändert – es ist sehr spannend, das                   oder selbstständig sind, ist für uns jetzt der perfekte Zeitpunkt, um den Schritt in die Selbststän-
                                                             zu beobachten!“                                                                     digkeit zu wagen“, sagt Kippelt. Für alle angehenden Gründer*innen hat er einen wichtigen Tipp:
           gibt es, sagt Architektur-                                                                                                            „Redet über eure Idee! Menschen sind sehr auskunftsfreudig und teilen bereitwillig ihr Wissen.
        student Jan-Niklas Kippelt.                          Arbeitsorte statt Leerstand                                                         Man bekommt super viel Feedback, wenn man einfach nur fragt. Das hat uns sehr geholfen.“

                    Text Katharina Kipp Fotos comoon         Der erste Arbeitsort soll in Metelen entstehen, Heimat von Kippelt
                                                             und Schulte. „Hier gibt es viel Leerstand, und mehr als 70 Prozent der
                                                             Menschen, die hier wohnen, pendeln. Metelen ist also ein perfekter
                                                             Ausgangspunkt für unser Vorhaben“, sagt Schulte. Die Gründer haben
                                                                                                                                                 „Arbeitsorte müssen dort entstehen,
      Kontakt
      Jan-Niklas Kippelt
      jan_niklas@kippelt.de
                                                             eine Leerstandsimmobilie identifiziert und erdenken derzeit einen
                                                             Prototyp. Die Resonanz auf ihr Vorhaben ist groß – nicht erst, seitdem
                                                             sie den mit 2.000 Euro dotierten 1. Preis beim Social Impact Award der
                                                                                                                                                 wo die Menschen leben.“
      www.comoon.space
                                                             TUM School of Management gewonnen haben. Dort studiert Schulte,                     Jan-Niklas Kippelt Architekturstudent und Gründer von „comoon“

12                                                                                                                                                                                                                                                  fhocus Ausgabe 39            13
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
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                                                                                                      Wie ist aus der anfänglichen Gründeridee ein mittlerweile
                                                                                                      etabliertes Unternehmen geworden? Einen entscheiden-
                                                                                                      den Schub gab es im Jahr nach der Gründung durch das
                                                                                                      EXIST-Gründerstipendium, das die TAFH Münster GmbH
                                                                                                      erstmalig vergeben hatte. Auch tatkräftige Unterstützung
                                                                                                      von Prof. Dr. Alexander Riedl vom Fachbereich Physikinge-
                                                                                                      nieurwesen war wichtig für das Duo. Dank der finanziel-
                                                                                                      len Förderung und dank der Gründungsberatung konnten
                                                                                                      sich die FH-Absolventen dem Aufbau ihres Unternehmens
                                                                                                      widmen, das von Beginn an in den GRIPS-Räumen auf
                                                                                                      dem Steinfurter Campus beheimatet ist.
                                                                                                                                                                    Ein Gemisch aus Wasserstoff und Gas strömt in Kürze durch die
                                                                                                      Eine „Win-win-Situation“ für alle                             Rohrleitungen eines Prüfsystems bei Merecs Engineering.

                                                                                                      Doch der Platz reicht schon lange nicht mehr. Denn            Stärke, die trotz der schwierigen Zeit neue Interessenten
                                                                                                      das Team ist von ursprünglich drei auf mittlerweile 16        bescherte und für eine solide Auftragslage sorgte. „Wir
                                                     Die beiden Geschäftsführer
                                                     Christoph Deus (r.) und Elmar Schneider
                                                                                                      Personen gewachsen und hat einen zweiten Standort             blicken sehr positiv in die Zukunft und werden unser

 Alles andere
                                                                                                      im Gewerbegebiet Sonnenschein angemietet. „Auch die           Angebot mit neuen Tools erweitern. Von den Prüfsys-
                                                                                                      neuen Flächen sind bereits nahezu vollständig ausgelas-       temen erzeugte Daten können dann einfach per Tablet
                                                                                                      tet, weshalb wir weitere Räumlichkeiten in der Nähe des       oder online während eines Meetings kundenindividuell
                                                                                                      Steinfurter Campus benötigen. Diese enge Anbindung hat        ausgewertet und beispielsweise als Statistik oder Trend
                                                                                                      sich bewährt. Fast alle unserer Ingenieur*innen kamen         visualisiert werden. Das erleichtert die Entscheidungsfin-

 als von der
                                                                                                      zunächst als Werkstudent*innen in unser Team und              dung und spart damit Zeit unserer Kund*innen“, erzählt
                                                                                                      unterstützten uns bereits parallel zum Studium an der         der FH-Absolvent.
                                                                                                      FH“, berichtet Deus. Die Studierenden können erlerntes
                                                                                                      Wissen frühzeitig anwenden, werden im Anschluss bei           Wir wachsen weiter
                                                                                                       Merecs als Festangestellte übernommen oder dürfen
                                                                                                       sich aufgrund der zusätzlich erworbenen Kenntnisse auf       Das Unternehmen werde weiterwachsen, die hohe Nach-

 Stange
                                                                                                        überdurchschnittlich attraktive Jobangebote von anderen     frage und volle Auftragsbücher zeigen dies deutlich. Um
                                                                                                        namhaften Unternehmen freuen. „Das ist eine Win-win-        dafür, in Verbindung mit weiteren Standorterweiterungen,
                                                                                                         Situation für alle, und dieses Konzept möchten wir auch    optimal aufgestellt zu sein, erfolgte jetzt ein weiterer
                                                                                                         in Zukunft so erhalten“, sagt Deus, der sechs Jahre lang   wichtiger Schritt: die Umwandlung der Rechtsform von
                                                                                                          Vorlesungen für Informatik an unserer Hochschule ge-      der ursprünglichen GmbH & Co. KG in eine reine GmbH.
                                                     Text Rena Ronge Fotos Frederik Tebbe                 halten und einige Abschlussarbeiten betreut hat.          Wer wächst, braucht auch weiterhin bestens qualifizierten
                                                                                                                                                                    Nachwuchs. „Junge Nachwuchskräfte aus den Bereichen
                                                                                                         Mit positivem Blick in die Zukunft                         Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau und Physik-
     Der Bedarf der deutschen Wirtschaft an auto-    können? Mit dieser Frage haben sich die dama-                                                                  ingenieurwesen sind bei uns daher herzlich willkommen.
     matisierten Prüfsystemen war nie größer.        ligen Studenten des Fachbereichs Physikalische       Gute Leute in der Region ausbilden, befähigen und hal-    Wir freuen uns auch auf weitere Kooperationen mit der
     Schließlich werden immer mehr Produkte ent-     Technik Christoph Deus und Elmar Schneider           ten, darauf komme es an. Denn auch die Kund*innen         FH Münster, wie es sie bereits 2016 mit Prof. Dr. Mertins
     wickelt. Dafür sorgt insbesondere die rasante   bereits 2010 beschäftigt und die Merecs Engi-        kommen zu etwa 50 Prozent aus der Region und legen        vom Fachbereich Physikingenieurwesen zur Untersuchung
     Transformation hin zu neuen, oft sauberen       neering GmbH & Co. KG gegründet. Heute setzt         viel Wert auf eine langfristige, verlässliche Partner-    der tatsächlichen Schutzwirkung von Sonnenbrillen vor
     Technologien. Die Produkte wiederum müssen      das Unternehmen neue Maßstäbe für automa-            schaft. „Sie kommen aus den Bereichen Automotive          UV-Licht gab“, erzählt Deus, der sich immer über neue
     vermessen, getestet und bewertet werden –       tisierte Prüfsysteme durch kurze Prüfzeiten,        und Medizintechnik, aus der Wasch- und Kaffeema-           Fachkräfte aus seiner ehemaligen Hochschule freut.
     das gilt für den Prototyp und auch für jedes    hohe Messgenauigkeit, leichte Bedienbarkeit       schinenfertigung sowie Heizungsproduktion, auch ein
     Endprodukt innerhalb einer Serienproduktion.    und eine Anfertigung ganz nach individuellen     Lieferant der Europäischen Weltraumorganisation ESA            Kontakt
                                                                                                      ist darunter“, berichtet Deus. Diese breite Aufstellung        Christoph Deus
     Was muss ein automatisiertes Testsystem alles   Kundenwünschen.                                                                                                 christoph.deus@merecs.de
                                                                                                      entpuppte sich während der Corona-Krise als besondere

14                                                                                                                                                                                                    fhocus Ausgabe 39             15
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
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 „storch.energy“ verleiht Ideen Flügel
     Kläranlagen benötigen Sauerstoff, damit Mikroorganismen die im Abwasser                                                                                     Hochschule mit Kläranla-       Firmen, finanzstarken Geldgebern, gut ausgebildeten
     enthaltenen Stoffe abbauen können. Dabei lässt sich durch gezielte Optimierung                                                                              gen. „Damals fiel mir auf,     Ingenieur*innen, Vertreter*innen aus der Politik und
                                                                                                                                                                 dass viele Betreiber von in-   einer funktionierenden Wirtschaftsförderung. „Den Ge-
     viel Energie einsparen. Damian Wevelsiep macht daraus eine Geschäftsidee –
                                                                                                                                                                 dustriellen Kläranlagen zu     danken, irgendwann mal ein eigenes Unternehmen zu
     und durchläuft das Accelerator-Programm „storch.energy“.                                                                                                    viel Sauerstoff eintragen,     gründen, fand ich immer schon interessant. Ich dachte
     Text und Fotos Katharina Kipp                                                                                                                               um die Betriebssicherheit      aber, ich gehe erst in die Forschung und mache das mit
                                                                                                                                                                 zu erhöhen. Das führt aber     vielleicht 40 oder 50. Jetzt geht es vielleicht schon ganz
                                                                                                                                                                 nur zu einem erheblichen       schnell“, sagt Wevelsiep.
                                                                                                                                                                 Energieverbrauch und
                                                                                                                                                                 damit zu hohen Betriebs-
                                                                                                                                                                                                2022 startet „storch.energy“ erneut. Wer dabei sein will, kann
                                                                                                                                kosten. Im Endeffekt funktioniert das Verfahren auch mit        sich online bewerben – alle Informationen finden Interessierte
                                                                                                                                weniger Sauerstoff – man muss nur den Klärprozess anla-         auf www.storch.energy.
                                                                                                                                genspezifisch verstehen.“ Dabei hilft es, die Dynamik von
                                                                                                                                Ein- und Mehrzellern in einer Kläranlage mikroskopisch
                                                                                                                                zu untersuchen und daraus Zusammenhänge der Funktions-
                                                                                                                                weise einer Kläranlage abzuleiten. „In Kläranlagen gibt es
                                                                                                                                theoretisch mehr als 200 unterschiedliche Ein- und Mehr-
                                                                                                                                zeller, in der Regel findet man aber nur 15 bis 20, wovon
                                                                                                                                einige wiederum in fast jeder Anlage sind. Es ist also gar
                                                                                                                                nicht so schwierig, Organismen zu bestimmen. Wichtig
                                                                                                                                ist, ihre Veränderungen früh genug zu erkennen und
       Damian Wevelsiep arbeitet                                                                                                dagegenzusteuern, um den eingetragenen Sauerstoff opti-
        am Fachbereich Energie •                                                                                                mal auszunutzen beziehungsweise die Betriebssicherheit
          Gebäude • Umwelt als                                                                                                                                                                  Forschungsteamleiter               Damian Wevelsiep hat an
              wissenschaftlicher
                                                                                                                                zu erhöhen.“                                                    Dr. Elmar Brügging begrüßt         unserer Hochschule Umwelt-
                    Mitarbeiter.                                                                                                                                                                gute Ideen und innovative An-      technik im Bachelor und
                                                                                                                                                                                                sätze, um Energie zu sparen.       Technisches Management
                                                                                                                                Starkes Netzwerk                                                                                   in der Vertiefungsrichtung
     Dieses hat ein großes Ziel: Start-ups im Bereich der er-      ihm genau das, was er wissen muss. „Besonders gut finde                                                                                                         Umwelttechnik im Master
                                                                                                                                                                                                                                   studiert.
     neuerbaren Energien den nötigen Schwung zu verpassen,         ich, dass uns die Mitglieder der Wirtschafts-Senioren        Damit rannte Wevelsiep bei Forschungsteamleiter Dr. Elmar
     damit eine richtig gute Idee nicht einfach in der Schublade   Osnabrück e. V. bei der Gründungsidee unterstützen. Ich      Brügging offene Türen ein. „Gute Ideen und innovative
     verschwindet, sondern Realität wird. Deshalb gibt es drei     treffe meine einmal pro Woche, um gemeinsam mit ihnen        Ansätze, um Energie zu sparen, sind hier immer sehr will-
     Monate lang geballtes Wissen für angehende Energie-En-        an meiner Idee zu arbeiten.“                                 kommen. Und die Idee passt perfekt zu ‚storch.energy‘“,
     trepreneur*innen. Sie erhalten unter anderem ein Pitch-                                                                    so Brügging. Projektleiter Daniel Schaschek aus dem Team
     und Vertriebstraining, besuchen einen Intensiv-Workshop       Wichtig für Weiterentwicklung                                von FH Münster und TAFH Münster GmbH, der „storch.
     zu Förderprogrammen, bekommen eine Förderung in                                                                            energy“ zusammen mit der Wirtschaftsförderungs- und
     fünfstelliger Höhe, um den Kopf frei zu haben und an          Wie hilfreich das ist, merkte Wevelsiep schnell. „Als        Entwicklungsgesellschaft Kreis Steinfurt – der WESt mbH         Projektleiter Daniel Schaschek       Kontakt
     ihren Ideen arbeiten zu können, und werden von Rechts-        es mit ‚storch.energy‘ losging, war mir noch gar nicht       – und dem Projekt „Hymat Energie“ umsetzt, sah das ähn-         aus dem Team von FH Münster          Damian Wevelsiep
                                                                                                                                                                                                und TAFH Münster GmbH setzt          damian.wevelsiep@
     anwält*innen fachkundig beraten. „Das Programm ist für        bewusst, wohin die Reise gehen soll. Jetzt habe ich ein      lich und animierte Wevelsiep zur Bewerbung. „Ich habe
                                                                                                                                                                                                „storch.energy“ zusammen             fh-muenster.de
     mich optimal“, sagt Wevelsiep, der an unserem Fachbe-         Ziel vor Augen. Außerdem sind die Themen im Programm         meine Idee auf zwei Seiten beschrieben und eingereicht.         mit der Wirtschaftsförde-
     reich Energie • Gebäude • Umwelt als wissenschaftlicher       auch für meine persönliche Weiterentwicklung wichtig.“       Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung!“ Hat          rungs- und Entwicklungsge-           Daniel Schaschek
                                                                                                                                                                                                sellschaft Kreis Steinfurt –         daniel.schaschek@
     Mitarbeiter im Team von Prof. Dr. Christof Wetter und         Der 30-Jährige beschäftigte sich schon in seiner Masterar-   er das Programm erfolgreich durchlaufen, profitiert er          der WESt mbH – und dem               ta.fh-muenster.de
     Dr. Elmar Brügging beschäftigt ist. „storch.energy“ liefere   beit im Studiengang Technisches Management an unserer        anschließend von einem starken Netzwerk aus bekannten           Projekt „Hymat Energie“ um.

16                                                                                                                                                                                                                                 fhocus Ausgabe 39             17
Gründerhochschule - Drei Gründer mit einer - FH Münster
BEGLEITEN

 „Vertraue auf
 dein Können“                                                                                                         Ihre Verbundenheit zur Hochschule

                                                                                                                      Selbstständig zu sein bedeutet für die 33-jährige Mutter von drei Kindern,
                                                                                                                      sich die Zeit für die Arbeit und für die Familie frei zu organisieren, sodass
 Das Studium und berufliche Erfahrung, das sind die Aspekte,                                                          es für alle Parteien am besten ist. Und wenn doch mal Unklarheiten und
 die Ricarda Holtmann für den Erfolg ihres Unternehmens                                                               Unsicherheiten da sind oder eine fachliche Reflexion sinnvoll ist, dann
                                                                                                                      baut sie auf kompetente Ansprechpartner. „Die Professoren Stephan Barth
 nennt – und auch: Mentoren fragen zu können, wann immer                                                              und Manuel Tusch haben immer ein offenes Ohr für mich, egal was ich
 sie deren Rat braucht.                                                                                               habe, ich kann sie jederzeit ansprechen. Sie sind sozusagen meine Mento-
                                                                                                                      ren und Begleiter.“ Sie seien es auch, die sie während ihres Masterstudiums
 Text und Foto Anne Holtkötter                                                    Ricarda Holtmann hat am             Beratung, Mediation, Coaching (BMC) geprägt hätten. Verbunden ist sie
                                                                                   Fachbereich Sozialwesen            mit unserer Hochschule auch über einen Lehrauftrag. In einer Blockwoche
                                                                                     ihren Bachelor der Sozialen
                                                                                      Arbeit und ihren BMC-Mas-       pro Semester macht sie zukünftige Sozialarbeiter*innen fit für ein besse-
     Ist es nicht auch das Talent, das jemand genau für diesen Job mit-                ter absolviert. Dazwi-         res Emotionsmanagement. Zu Beginn müssen sich die Bachelorstudieren-
                                                                                        schen arbeitete sie in der
     bringen muss, um erfolgreich zu sein? Die Absolventin unserer                                                    den in der Selbstreflexion mit eigenen Emotionen auseinandersetzen, am
                                                                                         Krisenintervention für
     Hochschule hat sich selbstständig gemacht mit Holtmann Consulting                    das Kreis-Jugendamt in      Ende verfügen sie über einen Methodenkoffer, der sie in ihren Handlungs-
     und bietet Trainings und Coaching für Personen in herausfor-                         Soest, seit 2016 ist sie    feldern unterstützt, mit den Klient*innen zu arbeiten. „Wir fühlen immer
                                                                                           selbstständig.
     dernden beruflichen und privaten Situationen an. Dass dies gut                                                   etwas, hören aber nicht richtig hin. Wenn ich in Gefühle reingehe, komme
     läuft, muss also auch viel mit ihr selbst zu tun haben. Hinter                                                   ich zu einer Lösung. Schon bei Kindern dürfen wir Gefühle nicht wegreden,
     diesem Schritt steht immer auch die Zuversicht, es zu schaffen.                                                  wir haben sie ernst zu nehmen, alle Gefühle sind richtig und wichtig. Die
                                                                                                                      zentrale Frage ist nämlich immer: Was brauchst du? Was würde dir helfen?“
     Ihre Haltung
                                                                                                                      Ihre Tipps
     „Ich würde es nicht Talent nennen, für mich ist es die Hal-
     tung, die für mein Handeln die Basis ist: nämlich jeden                                                          Ricarda Holtmann findet, dass sie „alles richtig gemacht hat, Familie und Be-
     Menschen wertzuschätzen. Ich bin empathisch, ehrlich                                                             ruf passen perfekt zusammen“. Ein Vorbild hatte sie für die Gründung ihres
     und kompetent“, sagt Ricarda Holtmann. Der Dreh- und                                                             Eine-Frau-Unternehmens nicht. Aber sie sei ein Netzwerktyp und habe sich,
     Angelpunkt in ihrer beratenden Tätigkeit sind Gefühle                                                            als es anfangs noch notwendig war, um die Akquise gekümmert. Gleich-
     und Bedürfnisse. Und ihre Erfahrungen geben ihr recht.                                                           gesinnte und Großkunden lernt sie im Bundesverband mittelständischer
     „Die Klientinnen und Klienten reflektieren bei mir ganz                                                          Wirtschaft (BVMW) kennen. Wer sich selbstständig machen möchte, dem
     bewusst ihr emotionales Erleben. Ich begleite sie dabei,                                                         rät sie: „Vertraue auf dein Können und tue das, was dir Freude bereitet.“
     ihre Fragen zu klären und Antworten zu finden – für
     mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit.“
     Diesem Ziel dienen etwa auch ihre Supervisionen und Weiter-
     bildungen für Fachkräfte in sozialen Einrichtungen, in denen
     sie Teamprozesse begleitet. Ihr Ansatz ist, „die Mitarbeiterinnen
     und Mitarbeiter zu stärken, ihnen zu zeigen, was sie selbst für sich                                            Kontakt
                                                                                                                     Ricarda Holtmann
     tun können – denn erst dann können sie auch gut mit ihrer Klientel                                              info@holtmann-consulting.eu
     arbeiten. Hilfreich ist es dabei sicherlich, dass ich von Haus aus Sozial-
                                                                                                                     Studiengang Beratung, Mediation, Coaching
     arbeiterin bin.“
                                                                                                                     fhms.de/bmc

18                                                                                                                                                                        fhocus Ausgabe 39           19
BEGLEITEN

                                                                                                                                            Förderung im Programm „Start-up-Trans-
                                                                                                                                            fer.NRW“ gewonnen, um das Unternehmen
                                                                                                                                            „Uniphors“ zu gründen. Begleitet von Jüstel
                                                                                                                                            und Schröder als Mentoren haben sie nun

     Schätze heben
                                                                                                                                            eineinhalb Jahre und rund eine Viertelmil-
                                                                                                                                            lion Euro zur Verfügung, um aus einigen
                                                                                                                                            der von Jüstels Team patentierten Verfah-
                                                                                                                                            ren und aus weiteren Ideen marktfähige        Der kreative Kopf hinter den Ideen von Uniphors:
                                                                                                                                            Produkte zu generieren.                       Prof. Dr. Thomas Jüstel

                                                                                                                                            Vielfältige Produktideen mit                  aktuell mit Kooperationspartnern an ent-
                                                                                                                                            speziellen Leuchtstoffen                      sprechenden „Minimum Viable Products“
     Eine stattliche Anzahl von Patenten rund ums Licht hält Prof. Dr. Thomas Jüstel vom                                                                                                  (MVP), also minimal funktionsfähigen Pro-
     Fachbereich Chemieingenieurwesen. Das Start-up-Projekt „Uniphors“ strebt an, einige                                                    Doch worum genau geht es eigentlich?          dukten, um diese im Markt zu testen. „Wir
     dieser innovativen Ideen in marktfähige Produkte zu verwandeln.                                                                        „Wir sind in der Lage, leuchtende Materia-    sind mit einigen Unternehmen im Gespräch
                                                                                                                                            lien herzustellen, die in den verschiedens-   und optimistisch, nach Ende des Förder-
                                                                                                                                            ten Spektralbereichen emittieren“, erklärt    zeitraums mit einem Großteil der Produkte
     Text Stefanie Gosejohann
     Fotos Stefanie Gosejohann (S. 20), Katharina Kipp (S. 21 o.), Patrick Pues (S. 21 r., Hintergrund)                                     Baur. „Durch unsere patentierten Verfahren    tatsächlich an den Markt gehen zu können“,
                                                                                                                                            im Rahmen der Hochtemperatur-Fest-            sagt Junker. „Ich bin froh, dass sich nun
                                                                                                                                            körpersynthese können wir anorganische        jemand so konsequent meiner Innovations-
     Sage und schreibe 231 Einträge spuckt das Register des Deutschen                        gründet hat, ein weiteres Start-up ins Leben   Verbindungen so veredeln, dass sie in allen   ideen annimmt“, betont Jüstel. „Ich selbst
     Patent- und Markenamtes (DPMA) aus, wenn man im Suchfeld                                zu rufen, um diese schlummernden Schätze       möglichen Farben leuchten.“ Aber nicht        konzentriere mich nämlich lieber voll und
     „Erfinder“ den Namen Thomas Jüstel eingibt. Mehr als die Hälfte                         zu heben. Über das nötige praktische und       nur das: Einige der Uniphors-Leuchtstoffe     ganz auf Forschung und Lehre.“ Genau wie
     davon hat der promovierte Chemiker angemeldet, seit er als Pro-                         wissenschaftliche Gründungs-Know-how           können sogar Strahlung im nicht sichtbaren    die drei Jungunternehmer ist er überzeugt
     fessor für anorganische Chemie und Materialwissenschaft an der                          verfügt der Betriebswirt auf jeden Fall: In    Wellenlängenbereich aussenden, also zum       davon, dass die Uniphors-Leuchtstoffe einen
     FH Münster lehrt und forscht. „Es kann nicht sein, dass das alles                       seiner Forschung am Science-to-Business        Beispiel UV- oder Infrarotstrahlung. Da die   großen gesellschaftlichen Mehrwert bieten,
     in einer Schublade versauert“, dachte sich der Entrepreneur Dr.                         Marketing Research Center (S2BMRC) am          erzeugten Substanzen meist pulverförmig       weil sie unter anderem dabei helfen können,
     Christian Junker, nachdem ihn Carsten Schröder, Vizepräsident für                       Fachbereich Wirtschaft unserer Hochschu-       sind und die Partikel einen Durchmesser       Menschen zu heilen, Energie zu sparen,
     Kooperation, Innovation und Marketing, mit dem Tüftler Jüstel                           le hat er sich eingehend mit Erfolgsfaktoren   im Nanometerbereich aufweisen, lassen sie     Informationen gezielter zu vermitteln oder
     bekannt gemacht hatte. Nach intensiver Rücksprache mit dem                              für die Vermarktung innovativer Geschäfts-     sich in verschiedenste Produkte integrie-     schlichtweg Prozesse zu vereinfachen.
     kreativen Experten für Lichtquellen und Leuchtstoffe beschloss                          ideen und mit disruptiven Innovationen         ren – etwa als Beschichtungen von Folien
     Junker, der in der Vergangenheit bereits zwei Unternehmen mitge-                        auseinandergesetzt.                            oder Gläsern, als Laserkomponenten oder
                                                                                                                                            als Bestandteile von Cremes oder Lacken.       Kontakt
                                                                                                                                                                                           Dr. Florian Baur
                                                                                             Dreiköpfiges Gründungsteam                     „Das eröffnet unzählige Anwendungs-            bur@fh-muenster.de
                                                                                                                                            möglichkeiten in den unterschiedlichsten
                                                                                             Mit Nachwuchsprofessor Dr. Florian Baur        Bereichen“, so Junker, „etwa zur Desinfek-     Dr. Christian Junker
                                                                                                                                                                                           junker@fh-muenster.de
                                                                                             und Laborchemiker Gökhan Öksüz, beide          tion, was gerade im Corona-Kontext sehr                                                               Die von Uniphors er-
                                                                                                                                                                                                                                                  zeugten Leuchtstoffe
                                                                                             Absolventen von Prof. Jüstel und Mitarbei-     aktuell ist, als Bestandteil von Kosmetika,    Gökhan Öksüz
                                                                                                                                                                                                                                                  strahlen in den unter-
                                                                                                                                                                                           goekhan.oeksuez@fh-muenster.de
                                                                                             ter am Fachbereich Chemieingenieurwesen,       in der Landwirtschaft zur Optimierung                                                                 schiedlichsten Farben.
                                                                                             sind zudem zwei Partner im Team, die das       des Pflanzenwachstums oder im Design als
                                                                                             erforderliche chemische Fachwissen mit-
                                                                                             bringen. „Florian ist unser wissenschaft-
                                                                                                                                            leuchtendes Gestaltungselement.“
                                                                                                                                                                                          „Wir sind in der Lage, leuchtende
                                                                                             licher Kopf und Gökhan unsere ‚Zauber-
                                                                                             waffe im Labor‘, während ich mich um
                                                                                                                                            Kooperation mit Unternehmen                   Materialien herzustellen, die in den
                                                                                             Management und Vermarktung kümmere“,           Aus diesen zahlreichen Nutzungsmöglich-       verschiedensten Spektralbereichen
                                                                                             erläutert Junker die Arbeitsteilung. Ge-       keiten hat das Gründerteam zunächst sechs
                                                                                                                                                                                          emittieren.“
     Die drei Gründer von Uniphors (v. l.): Gökhan Öksüz, Dr. Christian Junker und
     Dr. Florian Baur                                                                        meinsam haben die drei erfolgreich eine        Produktideen konkretisiert und arbeitet                                  Dr. Florian Baur

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BEGLEITEN

                                        Kaffee-
                                                                                                                              Foto links: Im Start-up AllCup entsteht eine praktische und
                                                                                                                              nachhaltige Alternative für Einwegbecher. Lara Wagemann (l.)
                                                                                                                              und Sarah Theresa Schulte hatten die Idee dazu.

                                        becher to
                                        eat
                                                                                                                              finden. „Aufgeben kam nicht infrage“, sagt die 25-jähri-
                                                                                                                              ge Schulte. „Unsere Motivation ist es, einen wirklichen
                                                                                                                              Unterschied zu machen.“

                                                                                                                              Die angehenden Wirtschaftspsychologinnen brauchten
                                                                                                                              zusätzliches lebensmitteltechnologisches Know-how,
                                                                                                                              um den Prototyp weiterzuentwickeln. Auf einem Netz-
                                                                                                                              werkevent stellten sie ihre Idee vor, dort fiel der Name
                                                                                                                              Prof. Dr. Guido Ritter. Der Lebensmittelchemiker und
                                                                                                                              Ernährungswissenschaftler vom Fachbereich Oecotropho-          Oecotrophologie-Absolvent Martin Nauen arbeitet im food lab
                                                                                                                              logie • Facility Management leitet das food lab muenster.      muenster an einem essbaren Kaffeebecher.
                                                                                                                              „Von ihm bekommen wir seitdem wertvolle Tipps, sein
                                                                                                                              ganzheitlicher Blick hilft uns sehr“, berichtet Wagemann.      konzentrieren. Die vier Auszeichnungen, die sie bislang
                                                                                                                              Ritter holte den Lebensmitteltechnologen Albrecht Flei-        für ihre Idee erhalten haben, sehen sie als Ansporn.
                                                                                                                              scher dazu und brachte den Oecotrophologie-Studenten
                                                                                                                              Martin Nauen ins Gespräch. Seit dem letzten Winter ist         Dicht, hitzestabil und lecker
                                                                                                                              der 27-Jährige dabei.
                                                                                                                                                                                             Die größte Herausforderung bisher? „Martin zu finden. Er
                                                                                                                              Gründerstipendium und schon einige Preise                      erfüllt die Ansprüche an einen Gründer und professiona-
                                                                                                                                                                                             lisiert unsere Forschung“, sagt die 23-jährige Wagemann.
                                                                                                                              Um dem Projekt einen professionellen Rahmen zu geben,          Was die drei zu einem guten Team mache, sei das Vertrauen
     320.000 Einwegbecher gehen in Deutschland über den Tresen – pro Stunde, wohlge-                                          rückte eine Gründung immer mehr in den Vordergrund.            und die Fähigkeiten, die sich gut ergänzten. Wagemann
     merkt. Ist der Kaffee ausgetrunken, wandert sein Behälter in den Müll, so manches                                        Mit der Gründerhochschule FH Münster hatten sie schon          selbst ist verantwortlich für den Bereich Sales und Finance,
                                                                                                                              eine helfende Verbündete an ihrer Seite, vor allem um die      Schulte für Marketing und Human Resources, Nauen für
     Mal auch in die Umwelt. Im Start-up AllCup arbeitet ein Team an Lösungen.
                                                                                                                              Finanzierung zu sichern und im food lab muenster zu            Forschung und Entwicklung.
     Text und Fotos Dzemila Muratovic                                                                                         forschen. In dem sechsmonatigen Inkubator-Programm
                                                                                                                              REACH, das von der Westfälischen Wilhelms-Universität          Seine Aufgabe wird es in den nächsten Monaten sein, im
     Als Lara Wagemann und Sarah Theresa Schulte noch           Mal in der Tasche aus, die andere war zu schwer. Außer-       Münster geleitet wird, bereitete sich das Team auf diesen      food lab muenster einen marktreifen essbaren Kaffeebe-
     Interkulturelle Wirtschaftspsychologie an der Hochschu-    dem musste man immer daran denken, sie dabeizuhaben.          Schritt vor. Gründungsberater Mike Arnold aus dem Team         cher zu entwickeln. Dicht, hitzestabil und obendrein lecker
     le Hamm-Lippstadt studierten, gehörte der Coffee to go     Eine Lösung sollte her, die praktisch und nachhaltig ist,     von FH Münster und TAFH Münster GmbH begleitete sie als        muss er sein. „Das ist schon eine komplexe Aufgabe“, sagt
     zwischen den Vorlesungen einfach dazu. Schon damals        die alle nötigen Eigenschaften vereint und für alle einfach   Coach. Seit April gibt es nun die AllCup Martin Nauen, Lara    Nauen, der das Thema in seiner Bachelorarbeit wissen-
     suchten die zwei Frauen nach Alternativen für Einweg-      zu handhaben ist.                                             Wagemann und Sarah Theresa Schulte GbR. Ihr Standort           schaftlich bearbeitet hat. Inzwischen hat der gelernte Kon-
     becher. Denn das massive Problem war ihnen bekannt:                                                                      ist die Gründerschmiede im Technologiehof Münster.             ditor sein Studium abgeschlossen. Auch Wagemann und
     In Deutschland fallen aufs Jahr hochgerechnet etwa         Unzählige Versuche in der WG-Küche                                                                                           Schulte sind mit ihrem Bachelorstudium fertig und wohnen
     2,8 Milliarden Becher an, wie es in einer Studie im Auf-                                                                 Arnold war es auch, der dem Team half, ein EXIST-Gründer-      jetzt in Münster. Wenn der AllCup entwickelt, produziert
     trag des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2019 heißt.        Ihre Idee: ein Kaffeebecher zum Aufessen. Die große Her-      stipendium zu beantragen. Es wurde bewilligt. „Das Sti-                                        und mit Kaffee im Handel
     Bestehende Pfandsysteme überzeugten Wagemann und           ausforderung sollte noch kommen. Hunderte Versuche in         pendium bestätigt uns darin, dass wir den richtigen Weg          Kontakt                       ist, wird das Team aus voller
     Schulte nicht. Also versuchten sie es mit eigenen Mehr-    der gemeinsamen WG-Küche in Hamm führten sie durch,           gehen“, sagt Schulte. Mit der finanziellen Absicherung           Sarah Theresa Schulte         Überzeugung zum Coffee-
                                                                                                                                                                                               sarah@allcup.de
     wegbechern und Porzellantassen. Der eine lief ein paar     um das passende Waffelmaterial für das Kaffeegefäß zu         aus dem Stipendium können sie sich ganz auf AllCup                                             to-go-Becher greifen.

22                                                                                                                                                                                                                            fhocus Ausgabe 39              23
BEGLEITEN

     Vom Forschungs-                                                                                                                Einen ihrer Kunden hat Luzar buchstäblich
                                                                                                                                    direkt vor der Nase, wenn er in seinem Büro
                                                                                                                                    sitzt: Er teilt seinen Schreibtisch mit einer

          projekt zum
                                                                                                                                    Modellfabrik von fischertechnik, dem be-
                                                                                                                                    kannten Konstruktionssystem für Kinder
                                                                                                                                    und Erwachsene. „Wir haben zum Beispiel
                                                                                                                                    eine Bedienoberfläche, das Dashboard, für
                                                                                                                                    den aktuellen Baukasten zum Thema Smart

      IT-Unternehmen
                                                                                                                                    Home konzipiert“, erläutert Luzar. „Ich bin
                                                                                                                                    selbst als Kind mit fischertechnik aufge-
                                                                                                                                    wachsen. Wir möchten dazu beitragen, junge
                                                                                                                                    Menschen schon früh für Technik zu be-

                                                                                                                                                                                     „Austausch
                                                                                                                                    geistern“, ergänzt Bauer. Er ergriff daher vor
                                                                                                                                    ein paar Jahren die Initiative und ging mit
                                                                                                                                    dem Vorschlag, die Modelle programmier-

                                                                                                                                                                                     ist wesentlich“
 Mit einem Routenplaner fürs Fahrrad fing alles an,                               Rund 1,7 Millionen aktive Nutzer*innen welt-      bar zu machen, auf den Spielzeughersteller
 mittlerweile betreut die beemo GmbH zahlreiche                                   weit, in 14 Sprachen übersetzt, 7 Millionen       zu. Inzwischen werden Robotik-Modelle von
                                                                                  Routing-Anfragen pro Monat – Naviki, eine         fischertechnik durchweg mit Software von
 Kund*innen und entwickelt verschiedene Soft-                                     Navigationssoftware für Radfahrer*innen,          beemo programmiert.
 wareprodukte. Das Spin-off unserer Hochschule                                    ist heute fest auf dem internationalen App-                                                        Seine Gründungserfahrung und IT-Expertise gibt
 feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen.                                   Markt etabliert. Dass die beemo GmbH, das         Eng mit der Hochschule
                                                                                  Unternehmen hinter der Anwendung, und             verknüpft                                        Prof. Dr. Gernot Bauer gerne weiter – als Mentor
 Text und Interview Jana Schiller                                                 unser Labor für Software Engineering diesel-                                                       für angehende Gründer*innen.
 Fotos Archiv der Pressestelle, fischertechnik (linke Seite), Jana Schiller       be Adresse am münsterischen Hafen haben,          Trotz Ausgründung ist beemo nicht nur
 (rechte Seite)                                                                   ist kein Zufall. Prof. Dr. Gernot Bauer, Leiter   räumlich, sondern auch inhaltlich weiter eng     Prof. Bauer, was machen Sie als Mentor?
                                                                                  des Labors, Achim Hennecke und Sven Luzar         mit der Hochschule verknüpft. „In Praktika       Viele Fragen stellen! Ich reflektiere gemeinsam mit dem Gründungs-
                                                                                  haben Naviki ab 2007 in einem Forschungs-         können die Studierenden in einige Projekte       team die inhaltliche Seite der Idee: Worum geht es? Warum ist der
                                                                                  projekt entwickelt. Vier Jahre später gründe-     hineinschnuppern. Sie lernen so aus erster       Ansatz vielversprechend? Außerdem reden wir über die Teamkon-
                                                                                  ten sie beemo als Spin-off, um die App als        Hand reale Anwendungsprobleme kennen“,           stellation: Wie sind die Kompetenzen verteilt? Ergänzen sich die
                                                                                  erstes eigenes Produkt zu vermarkten.             berichtet Bauer. In seiner Vorlesung erzähle     Gründer*innen fachlich und persönlich? Ich arbeite eng mit der
                                                                                                                                    er außerdem regelmäßig aus dem Unterneh-         Gründungsberatung der TAFH zusammen, über die teilweise auch
 Fachbereiche                                             Studiengänge            „Technologie sinnstiftend                         mensalltag. „Die Studierenden staunen dann,      die Vermittlung als Mentor läuft.
                                                                                  einsetzen“                                        bringen aber auch gute Anregungen ein“, er-

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                                                                                                                                    klärt der Hochschullehrer. „Auf diese Weise      Welche Tipps haben Sie für alle, die eine Gründungsidee haben?
                                                            Die beemo GmbH ist    „Wir brennen inhaltlich für die Themen,           lernen wir alle voneinander.“                    Erstens die Idee schonungslos auf Tragfähigkeit prüfen. Zweitens
                                                            seit ein paar Jah-    mit denen wir uns bei beemo beschäftigen“,                                                         die Kompetenzen im Team ausbalancieren. Drittens auf eine gute
                                                            ren IT-Partner von
                                                            fischertechnik. Für   erklärt Bauer das inzwischen erfolgreiche                                                          persönliche Chemie im Team achten.
                                                            einen Baukasten zum   zehnjährige Bestehen des Unternehmens.

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                                                            Thema Smart Home                                                         Kontakt
 1971                                                                             „Unser Ziel ist es, digitale Technologie                                                           Woran scheitern Ausgründungen?
                                                            hat das münsteri-                                                        Prof. Dr. Gernot Bauer
                                                            sche Unternehmen      sinnstiftend einzusetzen.“ Neben Naviki            gernot.bauer@fh-muenster.de                     Die Gründe für ein Scheitern sind ganz unterschiedlich. Einige Ideen
                                                            unter anderem eine    haben sich die drei Geschäftspartner und                                                           können vielleicht im Wettbewerb nicht bestehen, weil es ähnliche,
                                                            programmierbare                                                          Achim Hennecke
                                                            Bedienoberfläche      ihr mittlerweile rund 20-köpfiges Team auf         achim.hennecke@fh-muenster.de                   bessere Produkte gibt. Teilweise geht den Gründer*innen auch die
                                                            konzipiert.           die Entwicklung interaktiver Anwendungen                                                           Puste aus. Eine Ausgründung ist mit Unsicherheiten verbunden, die
                                                                                                                                     Sven Luzar
 2021                                                                             spezialisiert. „Wir realisieren je nach Bedarf                                                     manche nicht dauerhaft aushalten möchten. Ich würde mir dennoch
                                                                                                                                     sven.luzar@fh-muenster.de
 Gründeten 2011 die beemo GmbH als Spin-off der FH Münster: Achim                 mobile Apps, maßgeschneiderte Webdiens-                                                            wünschen, dass sich mehr junge Leute trauen und mit jemandem
 Hennecke, Prof. Dr. Gernot Bauer und Sven Luzar (v. r.). Hier demonstrieren                                                         beemo GmbH
 die FH-Mitarbeiter die Software Naviki, einen Routenplaner fürs Fahrrad.         te oder andere intuitiv bedienbare digitale                                                        über ihre Ideen sprechen – zum Beispiel der Gründungsberatung.
                                                                                                                                     info@beemo.eu
 Das IT-Unternehmen bietet unter anderem Internetdienste wie diesen an.           Medien“, zählt Hennecke auf.                                                                       Der Austausch ist wesentlich.

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NETZWERKEN

                                                                                                 Rat von Mentoren                                                  Zusammenarbeit ist Bereicherung

                                     Auf
                                                                                                 Wie so oft, gestaltete es sich anfangs nicht so einfach           Den Kontakt zur Hochschule hat Borgmann während der
                                                                                                 wie erhofft. Für die Veranstaltungstechnik entwickelten           gesamten Zeit gepflegt: Einige Studierende haben im Laufe
                                                                                                 sie das Produkt tri-Wi und widmeten sich dann sofort              der Jahre ihre Abschlussarbeiten bei trilogik geschrieben.

                                     Erfolgs-
                                                                                                 verschiedenen Projekten. „Das Problem dadurch war,                Und auch gemeinsame Förderprojekte, wie beispielsweise
                                                                                                 dass wir uns in der Zeit gar nicht um die nötige Akquise          die Messung von Wärmeübergängen bei der Gipsplatten-
                                                                                                 des nächsten Projektes kümmern konnten“, erzählt                  trocknung mit Prof. Dr.-Ing. Hans-Arno Jantzen vor rund
                                                                                                 Borgmann. Irgendwann haben sie sich mit einem Unter-              zwei Jahren, gehörten dazu. Die dauerhafte Kooperation

                                     kurs
                                                                                                 nehmensberater zusammengesetzt. Sein Tipp: sich nicht             hatte sich ergeben, weil Borgmann schon während seines
                                                                                                 zu sehr auf Projekte zu konzentrieren, sondern durch              Studiums in Jantzens Labor tätig war. Durch die Berichter-
                                                                                                 verschiedenste Produkte in unterschiedlichen Branchen             stattung über ein Projekt mit der Hochschule hat sich sogar
                                                                                                 eine Art Grundrauschen zu erzeugen, um die fälligen               ein Auftrag der Firma Mercedes entwickelt. „Inzwischen
                                                                                                 Kosten decken zu können. „Das lief eine ganze Zeit gut“,          ist unser Unternehmen im breitbandigen Maschinenbau,
                                                                                                 so Borgmann. „Was wir allerdings vermisst haben, war              in der Saatzucht und Klimaerfassung sehr gut aufgestellt.
                                      Der Maschinenbau-Absolvent Dennis
                                                                                                 der väterliche Rat von jemandem, der sich damit besser            Wer als technologieinteressiertes Unternehmen nicht mit
                                       Borgmann gründete vor mehr als zehn                       auskennt.“                                                        einer Hochschule für angewandte Wissenschaften zusam-
                                       Jahren mit zwei Freunden das Unter-                                                                                         menarbeitet, macht einen Fehler“, ist Borgmann überzeugt.
                                                                                                 Und da half wiederum ein Zufall: Borgmann hörte von               „In der Gründungsphase ist dies vielleicht noch kein The-

                                        mit Um-
                                       nehmen trilogik.
                                                                                                 dem Mentorennetzwerk der IHK und nutzte beim ersten               ma, aber anschließend ist die Zusammenarbeit immer eine
                                                                                                 Treffen die Chance, von der damals noch kritischen                Bereicherung“, so Borgmanns Tipp, der auch mit Stefan
                                                                                                 Situation seines Unternehmens zu erzählen. Er erwähnte            Adam von der TAFH Münster GmbH regen Kontakt pflegt.
                                                                                                 eher beiläufig, dass ein Student der Hochschule unlängst

                                        wegen
                                                                                                 seine Masterarbeit bei trilogik mit Bestnote abgeschlossen          Einige Punkte würde er mit dem heutigen Wissen anders
                                                                                                 hatte. „Diesen Studenten sollten Sie ein-                                               machen. „Ich würde mir vor allem mehr
                                                                                                 stellen“, so der Rat der Mentoren. Dem          Kontakt                                 Zeit für die Planung nehmen, eher den
                                                                                                                                                 Dennis Borgmann
                                                                                                 sind Borgmann und seine Mitgründer              post@trilogik.de
                                                                                                                                                                                         Schwenk von der Projekt- zur Produkt-
                                                                                                 gefolgt, trotz der zusätzlichen finanziel-                                              sparte wagen und mir Unterstützung
                                                                                                 len Belastung. Dafür konnten sie das            Prof. Dr.-Ing. Hans-Arno Jantzen        für die technische Umsetzung suchen.
                                                                                                                                                 jantzen@fh-muenster.de
     Dennis Borgmann, Absolvent
                                                                                                 NRW-Förderprogramm „Innovations-                                                        Und trotz des Kerngeschäfts würde
                                     Text und Fotos Lisa Feldkamp
     des Fachbereichs Maschinen-                                                                 assistent“ nutzen und so die Hälfte der         Stefan Adam                             ich heute analytischer an die Finanzen
           bau, ist Mitgründer und                                                                                                               adam@ta.fh-muenster.de
                                                                                                 Gehaltskosten für zwei Jahre decken.                                                    rangehen und Marktanalysen durch-
     Geschäftsführer des Techno-
      logieunternehmens trilogik.    Manchmal führt nicht eine zündende Idee zur Selbst-                                                                                                 führen.“ Das sind Erfahrungen, aus
                                     ständigkeit, sondern schlichtweg der Zufall. So war es      Mit dieser klugen Entscheidung nahm das Wachstum                    denen Gründungsinteressierte lernen könnten. Aber auch
                                     auch bei Dennis Borgmann. Der Maschinenbauingenieur         des Grevener Technologieunternehmens Fahrt auf, in-                 für Studierende hat der 42-Jährige Empfehlungen parat.
                                     hatte seine Berufstätigkeit in einem Unternehmen für        zwischen gehören acht Mitarbeiter*innen zum Team.                   „Wenn sie die Bachelorarbeit und die Masterarbeit in
                                     Bergbau in Ladbergen gestartet. Als die Firma sich dann     Das Team ist es auch, das Borgmann beruflich antreibt.              jeweils unterschiedlichen Unternehmen schreiben, lernen
                                     aber deutlich verkleinerte und der Standort später sogar    „Ich habe nicht das Gefühl, der Geschäftsführer zu sein,            sie ein breiteres Spektrum kennen.“ Auslandssemester
                                     geschlossen wurde, war Borgmanns Option, ins Saarland       der alle Aufgaben delegieren muss. Ich habe das Glück,              hält er für die persönliche Entwicklung, Reife und Offenheit
                                       zu ziehen – oder sich selbstständig zu machen. Die Ge-    Teil eines tollen Teams zu sein, was ich sogar selbst zu-           für sehr wichtig. Er selbst hat während seines Studiums ein
                                         schäftsidee hatte sein ehemaliger Kollege und Freund    sammenstellen durfte.“                                              Semester im norwegischen Trondheim verbracht.
                                           Frederik Grote: Es fehlte an einem Produkt, das Mu-
                                            sik über mehrere Kilometer hinweg ohne Latenz,
                                            also eine störende Zeitverzögerung, übertragen
                                           kann. Mit diesem Ziel gründeten Borgmann, Grote
                                                                                                                                                                   Ein universelles Bediengerät, hier für eine Steuerung zur
                                          und – der Dritte im Bunde – David Wessels trilogik,                                                                      punktgenauen Aussaat in der Landwirtschaft, entwickelt
                                        ein Unternehmen für elektronische Sonderlösungen.                                                                          von der Firma trilogik.

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