Handlungskonzept Wohnen - Stadt Halle (Westf.) Auftraggeber: Stadt Halle (Westfalen)

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Handlungskonzept Wohnen - Stadt Halle (Westf.) Auftraggeber: Stadt Halle (Westfalen)
Handlungskonzept Wohnen
Stadt Halle (Westf.)

Auftraggeber: Stadt Halle (Westfalen)
Handlungskonzept Wohnen - Stadt Halle (Westf.) Auftraggeber: Stadt Halle (Westfalen)
Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Janine Constant
Dipl.-Ing. Regina Höbel
M.Sc.-Geogr. Carolin Krüger

InWIS Forschung & Beratung GmbH
Springorumallee 5
44795 Bochum
Tel.: 0234/890 34 0
Fax: 0234/890 34 49
E-Mail: info@inwis.de
Internet: www.inwis.de

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Handlungskonzept Wohnen - Stadt Halle (Westf.) Auftraggeber: Stadt Halle (Westfalen)
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Inhalt

Einleitung .......................................................................................................................................... 7
1. Wohnungswirtschaftliche Rahmenbedingungen ................................................................................ 9
    1.1. Geografische Einordnung und Kurzportrait der Stadt Halle (Westf.) ............................................. 9
    1.2. Bevölkerungsstruktur und -entwicklung ..................................................................................... 11
    1.3. Wanderungsbewegungen .......................................................................................................... 15
    1.4. Sozioökonomische Rahmenbedingungen ................................................................................... 19
    1.5. Wohntrends............................................................................................................................... 23
2. Prognosen ................................................................................................................................... 28
    2.1. Bevölkerungsprognose .............................................................................................................. 28
    2.2. Wohnungsbedarfsprognose ....................................................................................................... 32
3. Wohnungs- und Immobilienmarkt................................................................................................... 38
4. Handlungsfeld Wohnungsneubau ................................................................................................... 42
5. Handlungsfeld Mietwohnungsmarkt .............................................................................................. 44
    5.1. Handlungsfeld Mieteigenheime .................................................................................................54
6. Handlungsfeld Soziale Wohnraumversorgung ................................................................................. 56
7. Handlungsfeld „Wohnen im Alter“ ................................................................................................. 62
8. Handlungsfeld Wohneigentumsbildung...........................................................................................69
    8.1. Nachfragepotenziale im Eigentumssegment .............................................................................. 69
    8.2. Der Markt für Eigentumswohnungen .......................................................................................... 71
    8.3. Der Markt für Einfamilienhäuser ................................................................................................76
9. Handlungsfeld Wohnbauflächen..................................................................................................... 87
Anhang ............................................................................................................................................ 92
    9.1. Erläuterung zur Verwendung der Datenbank des ImmobilienScout24 .........................................92
Literaturverzeichnis .......................................................................................................................... 93

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Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Abbildungen
Abbildung 1: Geografische Einordnung der Stadt Halle und Nachbargemeinden .......................................10
Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in Halle 2000 bis 2009.............................................................. 11
Abbildung 3: Natürliche Bevölkerungsentwicklung in Halle 2000 bis 2009 ............................................. 12
Abbildung 4: Zu- und Fortzüge in Halle 2000 bis 2009 ........................................................................... 13
Abbildung 5: Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Halle ........................................................ 14
Abbildung 6: Wanderungsverflechtungen der Stadt Halle mit dem Umland .............................................. 16
Abbildung 7: Altersspezifische Wanderungen in Halle 2000 bis 2009 ..................................................... 17
Abbildung 8: Zuzüge nach Halle 2000- 2004 und 2005 bis 2009 ........................................................... 18
Abbildung 9: Wanderungssalden altersspezifischer Wanderungen........................................................... 18
Abbildung 10: Pendlerverflechtungen (Berufs- /Ausbildungspendler) der Stadt Halle mit dem Umland .... 19
Abbildung 11: Kaufkraftkennziffer pro Haushalt in der Stadt Halle und Region im Jahr 2009 .................... 23
Abbildung 12: Bevölkerungsprognose 2006 bis 2025 in Halle .................................................................29
Abbildung 13: Bevölkerungsprognose InWIS-Varianten 2006 bis 2025 in Halle ....................................... 31
Abbildung 14: Entwicklung der Altersstruktur, obere Variante ................................................................. 32
Abbildung 15: Prognose der Haushalte mit Wohnungsbedarf 2009 bis 2025............................................34
Abbildung 16: Voraussichtliche Entwicklung des Wohnungsbedarfes bis 2025.........................................36
Abbildung 17: Entwicklung der Wohnungsbedarfe in Relation zu den erwarteten Baufertigstellungen ......36
Abbildung 18: Entwicklung des Wohnungsbestands in Halle 2000 bis 2009............................................38
Abbildung 19: Wohngebäude nach Bauform in Halle 2009 ......................................................................39
Abbildung 20: Entwicklung der Baufertigstellungen in Halle im regionalen Vergleich (2000 = 100%) .... 40
Abbildung 21: Baufertigstellungen im Geschosswohnungssegment im regionalen Vergleich (2000 =
                 100%) .......................................................................................................................... 41
Abbildung 22: Wohnungsneubaupotenziale bis 2025 .............................................................................. 42
Abbildung 23: Angebote an Mietwohnungen in Halle 2005 bis 2010 .......................................................45
Abbildung 24: Nachfrage nach Mietwohnungen in Halle 2005 bis 2010 .................................................. 46
Abbildung 25: Preise für Mietwohnungen in Halle 2005 bis 2010 ............................................................47
Abbildung 26: Mietentwicklung in Halle 2005 bis 2010 ......................................................................... 48
Abbildung 27: Preissegmente bei Mietwohnungen in Halle ..................................................................... 49
Abbildung 28: Angebot und Nachfrage Mietwohnungen in Halle 2005 bis 2009 ..................................... 50
Abbildung 29: Sozialwohnungsbestand nach Wohnungsgrößen (nur Mietwohnungen) .............................56
Abbildung 30: Struktur der Bedarfsgemeinschaften in Halle .................................................................... 57
Abbildung 31: Nachfragepotenzial nach Eigentumsmaßnahmen im Neubausegment bis zum Jahr 2025
                 (mit Zuwanderung) ....................................................................................................... 71
Abbildung 32: Angebot an Eigentumswohnungen in Halle 2005 bis 2010 ................................................ 72
Abbildung 33: Preise für Eigentumswohnungen in Halle 2005 bis 2010 .................................................. 73
Abbildung 34: Nachfrage nach Eigentumswohnungen in Halle 2005 bis 2010..........................................74
Abbildung 35: Baufertigstellungen im Eigenheimsegment im regionalen Vergleich (2000 = 100%) .........76
Abbildung 36: Angebot an freistehenden Einfamilienhäusern in Halle 2005 bis 2010 ............................. 80
Abbildung 37: Nachfrage nach freistehenden Einfamilienhäusern in Halle 2005 bis 2010 ........................ 81
Abbildung 38: Preise für freistehende Einfamilienhäuser in Halle 2005 bis 2010 .................................... 82

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Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Tabellen
Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in der Region .................................................................................. 14
Tabelle 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort jeweils zum 30.06. .......................... 20
Tabelle 3: Arbeitslosenquotient* 2000 und 2010 in Halle und Umgebung ............................................... 21
Tabelle 4: Durchschnittliches Nettohaushaltseinkommen 2009 in der Stadt Halle und Umgebung ........... 22
Tabelle 5: Entwicklung der durchschnittlichen Haushaltsgröße ............................................................... 33
Tabelle 6: Baufertigstellungen in den einzelnen Segmenten in Halle 2000 bis 2009 ...............................39
Tabelle 7: Neubaubedarf nach Marktsegmenten ......................................................................................43
Tabelle 8: Angebot und Nachfrage nach Mietwohnungen nach der Größe ................................................ 50
Tabelle 9: Nachfrage nach Mietwohnungen nach Größen- und Preisklassen ............................................. 51
Tabelle 10: Entwicklung des Sozialwohnungsbestands im Vergleich der Jahre 1999 und 2009.................58
Tabelle 11: Bindungsfristen bei geförderten Mietwohnungen ...................................................................58
Tabelle 12: Anteil und Struktur angemessenen Wohnraums für Hartz IV-Haushalte ..................................59
Tabelle 13: Entwicklung der Kauffälle in den Teilmärkten Halles ............................................................. 69
Tabelle 14: Kauffälle Wohnungseigentum in Halle ................................................................................... 71
Tabelle 15: Baufertigstellungen in den einzelnen Segmenten in Halle 2000 bis 2009 .............................. 77
Tabelle 16: Grundstückswerte für die Städte des Kreises Gütersloh .........................................................78
Tabelle 17: Angebot und Nachfrage bei freistehenden Eigenheimen (Alt-/Neubau) ...................................83
Tabelle 18: Angebot und Nachfrage bei Doppelhaushälften (Alt-/Neubau) ...............................................83
Tabelle 19: Angebot und Nachfrage bei Reihenhäusern (Alt-/Neubau) .................................................... 84
Tabelle 20: Theoretisches Potenzial auf Abrissflächen ............................................................................87
Tabelle 21: Mobilisierbares Potenzial auf Abrissflächen ......................................................................... 88
Tabelle 22: Baulückenpotenziale ........................................................................................................... 88
Tabelle 23: Bauflächenpotenziale in (zukünftigen) B-Plan-Gebieten ....................................................... 89
Tabelle 24: Mobilisierbare Wohnbauflächenpotenziale .......................................................................... 89
Tabelle 25: Bedarf an neuen Wohnbauflächen bis 2025 .......................................................................... 90

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Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Einleitung

Der demografische Wandel und seine Merkmale, die Abnahme, die Internationalisierung, die Alterung so-
wie die Verarmung der Gesellschaft, gelten als eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unse-
rer Zeit. Städte stehen aktuell vor der Herausforderung, trotz sinkender Bevölkerungszahlen und einer zu-
nehmenden Alterung der Bewohner eine nachhaltige Nutzung städtischer Räume und Wohnquartiere zu
gewährleisten. Die differenzierte Entwicklung der Wohnungsmärkte wird unter anderem durch die Bevölke-
rungs- und Haushaltsentwicklung in den einzelnen Kommunen verursacht. Eine uneinheitliche Entwicklung
von Bedarf und Angebot sowie eine sich differenzierende Nachfrage nach Wohnraum erfordern daher spezi-
fische Reaktionen der Wohnungswirtschaft betroffener Städte und Gemeinden. Der Wohnungsmarkt in
Deutschland befindet sich somit nicht nur in einer strukturellen Anpassungskrise, sondern differenziert sich
auch in sachlicher Hinsicht weiter aus.

Diese Situation hängt maßgeblich damit zusammen, dass sich die Wohnungsnachfrage in den letzten Jahren
erheblich gewandelt hat. Aufgrund des gesellschaftlichen und demografischen Wandels bilden sich auf dem
Wohnungsmarkt immer kleinere Zielgruppen mit spezifischen Bedürfnissen und Wünschen an das Gut
"Wohnen" heraus. Insbesondere für den Wohnungsbau und die Stadtentwicklung ergeben sich neue Hand-
lungsfelder, wenn sich Ansprüche an den Wohnraum und an das Wohnumfeld verändern und differenzieren
und damit Handlungsbedarf in Geschosswohnungs- und Einfamilienhausgebieten entsteht. Auch die Be-
schaffenheit bzw. das Ambiente der Wohnumgebung – des unmittelbaren Wohnquartiers und des Stadtteils
– spielen eine immer größere Rolle. In diesem Zuge schließen sich Angebotsüberhänge auf dem einen und
hohe Nachfrage auf einem anderen Teilmarkt nicht mehr aus: Während auf vielen Märkten großzügig ge-
schnittene Wohnungen in urbanen Lagen fehlen, stoßen auf der anderen Seite die gleichförmigen Massen-
bestände in den Siedlungen der 1950er und vor allem der 1970er Jahre nur noch auf eine geringere Nach-
frage. Verschiebungen ergeben sich auch in den Segmenten Wohnen im Eigentum und Wohnen zur Miete.

Für die Städte und Gemeinden ergeben sich aus der demografischen Entwicklung und der sich daraus ablei-
tenden Wohnungsmarktentwicklung zwar Risiken, aber auch Chancen. Die Risiken sind immanent und resul-
tieren aus der Bevölkerungsstruktur der Städte, die häufig von einem höheren und weiter steigenden Anteil
älterer Menschen und einer Abnahme von Familien mit Kindern geprägt ist. Die Stadt Halle in Westfalen hat
die sozialen und demografischen Veränderungen zum Anlass genommen, sich im Rahmen eines wohnungs-
politischen Handlungskonzeptes ein Bild über die Stärken und Schwächen ihres Wohnungsmarktes zu ver-
schaffen. Das Handlungskonzept soll die Schwerpunkte einer zukunftsgerichteten Wohnungspolitik in quan-
titativer und qualitativer Hinsicht vorgeben. Hinzu kommt, dass die kommunale Planung bislang auf die
Steuerung des Wachstums ausgerichtet war und die bislang gültigen Strategien und Politiken nun geprüft
und ggf. angepasst werden müssen. Insofern steht die Kommune vor klaren Anforderungen, durch z. B.
Wohnbau-, Stadtentwicklungs- oder familienpolitische Maßnahmen auf die Entwicklungen zu reagieren.

Demografischer Wandel, Strukturwandel und Ausdifferenzierung der Wohnungs(teil)märkte sind somit zu-
sammenfassend die zentralen Herausforderungen zukünftiger Stadtentwicklung. Die kommunalen Verwal-
tungen als zentrale Akteure stehen hier vor einer enormen Aufgabe. Die Einflussmöglichkeiten auf sich
verändernde Märkte mit klassischen Planungsinstrumenten sind dabei stark eingeschränkt. Immer deutli-
cher wird, dass sich die öffentliche Hand als Initiatorin und Moderatorin von Prozessen verstehen muss, um
Akteuren Hilfestellungen zu leisten. Wohnungspolitische Handlungskonzepte sind hier ein verbreitetes
Instrument, um grundlegende Daten zu erheben und zu analysieren sowie strategische Empfehlungen für
eine Stadt abzuleiten.

Das vorliegende Gutachten gliedert sich grob in zwei Teile. Als erster Schritt werden die Rahmenbedingun-
gen des Wohnungsmarktes der Stadt Halle erörtert. Aus zurückliegender Bevölkerungsentwicklung und der
Entwicklung der Altersstrukturen sowie aus der Analyse der Wanderungs- und Pendlerverflechtungen erge-
ben sich hierbei bereits wichtige Anhaltspunkte zur Abschätzung der zukünftigen Entwicklung. Im An-
schluss daran werden die Bevölkerungs- und die Wohnungsbedarfsprognose für die Stadt Halle vorgestellt

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und der Wohnungsbedarf bis zum Jahr 2025 in verschiedenen Varianten berechnet. Darüber hinaus werden
Indikatoren zum Wohnungsangebot und zum Immobilienmarkt der Stadt Halle ausgewertet, welche die
aktuelle Marktsituation auch im regionalen Vergleich widerspiegeln. Durch die Analysen erhalten die Stadt
und die Akteure des Wohnungsmarktes damit zuverlässige Informationen über die derzeitige und vor allem
die zukünftige Marktlage.

Im Anschluss werden aus den erarbeiteten Grundlagen und den erstellten Prognosen konkrete Handlungs-
felder für die einzelnen Teilbereiche des Wohnungsmarktes abgeleitet und durch Handlungsempfehlungen
ergänzt. Die Handlungsempfehlungen richten sich sowohl an die kommunalen Akteure als auch die Akteure
des Wohnungs- und Immobilienmarktes Folgende Handlungsfelder werden ausführlich vorgestellt:

    -   Wohnungsneubau
    -   Mietwohnungsmarkt
    -   Soziale Wohnraumversorgung
    -   Wohnen im Alter
    -   Wohneigentumsbildung
    -   Wohnbauflächen

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1. Wohnungswirtschaftliche Rahmenbedingungen

1.1. Geografische Einordnung und Kurzportrait der Stadt Halle (Westf.)
Die Stadt Halle, in der auf einer Fläche von knapp 70 kqm etwa 21.000 Menschen leben, ist ein Mittelzent-
rum im Norden des Kreises Gütersloh. In naher Entfernung von etwa 15 km liegen die beiden Großstädte
Bielefeld und Gütersloh. Gelegen am Südhang des Teutoburger Waldes, grenzt Halle an die Städte
Borgholzhausen, Werther, Harsewinkel, Versmold und an die Gemeinde Steinhagen, welche alle dem Kreis
Gütersloh angehören.

Die Stadt Halle gliedert sich in sechs Ortsteile, zu denen das industriell geprägte Künsebeck und die dörfli-
cher geprägten Stadtteile Bokel, Hessel, Hörste und Kölkebeck zählen. Das Gebiet der Stadt ist neben dem
Zentrum, den Wohn- und Gewerbegebieten auch von landwirtschaftlicher Nutzung und Waldgebieten ge-
prägt. Die Stadt Halle bietet aufgrund der räumlichen Nähe zum Teutoburger Wald ein gutes Freizeit- und
Erholungsangebot und zeichnet sich durch die größte Anzahl und Fläche an Naturschutzgebieten innerhalb
des Kreises Gütersloh aus.

Als Mittelzentrum mit einem interessant ausdifferenzierten Angebot an Fachgeschäften übernimmt die
Stadt Halle darüber hinaus eine wichtige Versorgungsfunktion für das Umland und stellt gleichzeitig noch
Suburbanisierungsraum für die Stadt Bielefeld dar, mit der intensive Wanderungsverflechtungen bestehen.
Seinen Bewohnern bietet die Stadt Halle darüber hinaus sowohl Wohnlagen in innerstädtischen als auch
ländlich geprägten Teilbereichen. So zeichnet sich die bauliche Struktur der Ortsmitte zum Beispiel durch
eine Vielzahl an bis heute erhaltenen Fachwerkgebäuden aus.

Halle ist über die Bundesstraße 68 an das Fernstraßennetz angeschlossen. In etwa 20 km Entfernung be-
steht ein Anschluss an die A2 die eine Verbindung an das Ruhrgebiet sowie an die Stadt Hannover gewähr-
leistet. Die Stadt Osnabrück ist über die nordwestlich der Stadt Halle gelegene A33 erreichbar, für welche
die Planung besteht, die Strecke zwischen Halle und Borgholzhausen zu erweitern und damit die Bundes-
straße 68 zu entlasten. Aus Richtung Gütersloh und aus Herford ist Halle über die Landstraße 782 erreich-
bar, aus Richtung Bielefeld über die Bundesstraße 68.

Die nächstgelegenen Flughäfen sind Münster/Osnabrück und Paderborn/Lippstadt. Darüber hinaus besteht
in der Stadt Halle ein ausreichend differenziertes Bus- und Zugverbindungsnetz. Insgesamt existieren drei
Bahnhöfe im Stadtgebiet (Halle, Künsebeck, Gerry-Weber-Stadion), die an der Bahnverbindung Bielefeld-
Osnabrück liegen und von der Regionalbahn "Haller Willem" angefahren werden. Im Vergleich mit den um-
liegenden Kommunen des Kreises Gütersloh ergibt sich aus dieser Situation ein deutlicher Lagevorteil, da
viele dieser kommunen über keinen eigenen Bahnhof verfügen. Darüber hinaus gewährleisten mehrere
Buslinien die Anbindung u.a. an die Städte Bielefeld, Gütersloh, Werther, Steinhagen und Versmold. Inne-
rörtlich verkehrende Buslinien werden des Weiteren in späteren Abendstunden und am Wochenende durch
vier Taxibuslinien ergänzt.

In der Stadt Halle haben sowohl Unternehmen der Lebensmittel-, Mode- und Pharmaindustrien als auch
Kunststoff- und Metallverarbeitende Unternehmen ihren Firmensitz und bieten insgesamt etwa 9.000 Men-
schen einen Arbeitsplatz. Neben einer Vielzahl von mittelständischen, oftmals familiengeführten Unter-
nehmen sind in Halle darüber hinaus mit August Storck und Gerry Weber zwei international bekannte Groß-
unternehmen ansässig. Von dem breiten Branchen-Mix profitieren neben den Bewohnern Halles selbst auch
Bewohner benachbarter Städte, so dass Halle nicht nur attraktiver Wohn-, sondern auch beliebter Arbeits-
standort ist. Die vorteilhaften Wohnlagebedingungen, welche sich aus der suburbanen Nähe zu Bielefeld
und Gütersloh und der landschaftlich reizvollen Lage ergeben, haben dazu geführt, dass Halle - entgegen
dem Trend in vielen anderen nordrhein-westfälischen Städten - in den letzten Jahren aufgrund von Wande-
rungsgewinnen noch leicht an Bevölkerung gewinnen konnte.

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Abbildung 1: Geografische Einordnung der Stadt Halle und Nachbargemeinden

Quelle: Eigene Darstellung, Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH

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1.2. Bevölkerungsstruktur und -entwicklung
Eine wichtige Determinante für die Analyse des Wohnungs- und Immobilienmarktes einer Stadt stellt die
Bevölkerungszahl und ihre Veränderung dar. Hierbei ist nicht nur die Veränderung der absoluten Bevölke-
rungszahlen von Bedeutung, sondern in erheblichem Maße die Entwicklung der Altersstruktur. Während
zahlreiche Gemeinden und Städte Nordrhein-Westfalens in den letzten Jahren deutliche Bevölkerungsver-
luste verzeichnen mussten, stellt sich für Halle die Situation anders da. Diese soll in den folgenden Ausfüh-
rungen näher betrachtet werden.

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in Halle 2000 bis 2009

                                                            2000 bis 2009
                                                   Stand jeweils 31.12. des Jahres

                                                  21.173   21.463      21.534   21.556    21.443     21.315     21.321      1.000
             20.733       20.969       21.042

20.000

                                                                                                                            500
15.000
                                                            290
                            236
                                                   131
                                           73                           71
10.000                                                                           22                                6
                                                                                                                            0

                                                                                            -113       -128

 5.000

                                                                                                                            -500

      0
              2000         2001            2002    2003     2004       2005     2006       2007       2008       2009
                Bevölkerungsstand            Veränderung zum Vorjahr

 Quelle: Stadt Halle, eigene Darstellung                                                 © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Über einen Zeitraum von zehn Jahren (2000 bis 2009) ist die Bevölkerung Halles insgesamt von 20.733
Einwohnern um 588 (+2,8%) auf 21.321 Einwohner gestiegen. Seit dem Jahr 2004 waren die jährlichen
Zuwachsraten jedoch rückläufig. Während in der ersten Hälfte des neuen Jahrtausends noch Spitzenwerte
von 290 oder 236 Personen erreicht wurden, fällt die Zuwachsrate in den folgenden Jahren zuerst auf unter
100 Personen und in den Jahren 2007/2008 sind sogar Bevölkerungsrückgänge zu beobachten. Der stärke-
re Rückgang der Bevölkerung im Jahr 2007 ist auf eine Bereinigung des Melderegisters zurückzuführen: In
diesem Jahr wurden Personen, die noch mit ihrem Wohnsitz in den beiden seit Jahren nicht mehr bewohn-
ten und verschlossenen Hochhäusern "Am Sandkamp" gemeldet waren, aus dem Register gelöscht. Trotz
der Bevölkerungsverluste in diesen beiden Jahren zeigt sich die Entwicklung in Halle noch als vergleichs-
weise stabil.

Um die zurückliegende Bevölkerungsentwicklung in Halle weiter zu analysieren, werden im Folgenden die
für einen Bevölkerungswachstum oder -rückgang wichtigen Determinanten natürliche Entwicklung und
Wanderungsverhalten untersucht. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung, gemeint ist das Verhältnis von
Geburten zu Sterbefällen, ist in Halle in der ersten Hälfte der letzten Dekade noch überwiegend positiv, seit
dem Jahr 2005 überwiegen jedoch die Sterbefälle die Geburten, ein Trend, der in vielen anderen Städten
bereits viel früher als in Halle eingesetzt hat. Der Sterbefallüberschuss in Halle betrug in den letzten Jahren
zwischen 30 und 37 Personen pro Jahr, der auf die seit Jahrzehnten gesunkene Fertilitätsrate und damit
geringere Anzahl nachwachsender Frauen im gebärfähigen Alter zurückzuführen ist. Im Unterschied zu
vielen anderen deutschen Städten und Kreisen, die bereits seit mehreren Jahren im Zuge des demografi-
schen Wandels mit diesem Druck durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung konfrontiert sind, ist dies
für Halle erst seit kurzem eine relevante Thematik. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass sich dieser Trend in

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Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

den nächsten Jahren wieder umkehren wird.

Abbildung 3: Natürliche Bevölkerungsentwicklung in Halle 2000 bis 2009

                                                                        2000 bis 2009
                                                               Stand jeweils 31.12. des Jahres

300

250
                                                   232
           229

                                                                                                                                         228
                                                                            218
                                                                 215

                                                                            215
                            211

200

                                                                                                                                                           209
                                                                                        204
                 203

                                             203

                                                                                                                       202
                                                               201

                                                                                                     200
                                                                                                    194
                                                                                      192

                                                                                                                                   191
                                  183

                                                                                                                                                     175
                                                                                                                 172
150

100

 50
                                        28
                       26

                                                                       14

                                                                                  3

  0
                                                         -29

                                                                                                           -6

                                                                                                                             -30

                                                                                                                                                                 -34
                                                                                              -12

                                                                                                                                               -37
-50
           2000             2001             2002              2003         2004      2005          2006         2007               2008             2009
           Geburten          Sterbefälle             Saldo

 Quelle: Stadt Halle, eigene Darstellung                                                                   © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Bis 2005 verzeichnete Halle deutliche Wanderungsgewinne in Höhe von über 100 bis 321 Personen pro
Jahr. In den Folgejahren ist eine Veränderung der Wanderungsbewegung zu beobachten: Die Gewinne fallen
danach deutlich geringer aus und erreichen 2007 erstmals einen negativen Wert.

In der Ursachenforschung fällt auf, dass vor allem das Niveau der Zuzüge nach Halle gesunken ist, während
sich die Höhe der Fortzüge nicht so stark verändert hat. Die Zuzüge sind von jährlich 1.140 bis 1.300 Per-
sonen in den Jahren 2000 bis 2006 auf nur noch rund 1.000 Personen pro Jahr in den Folgejahren gesun-
ken. Die Differenz beträgt somit 150 bis 300 Personen pro Jahr, die in der jüngsten Vergangenheit nicht
mehr nach Halle zugezogen sind.

12
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Abbildung 4: Zu- und Fortzüge in Halle 2000 bis 2009

                                                                                  2000 bis 2009
                                                                         Stand jeweils 31.12. des Jahres

1.500

                                                                                            1.297
             1.202

                                   1.200

                                                                              1.195
                                                           1.140

                                                                                                                                                                1.094
                                                                                                                                               1.090
                                                                          1.076
1.000
                                                       1.031

                                                                                                                  1.023
                     1.011

                                                                                                                                            1.009

                                                                                                                                                             1.006
                                           996

                                                                                                                                                                               988
                                                                                                    976

                                                                                                                                                                              952
                                                                                                                                947
                                                                                                                925

                                                                                                                               904
 500

                                                                                                          321
                                                 204
                             191

                                                                                                                                      43

                                                                                                                                                                                     36
                                                                                      119
                                                                   109

                                                                                                                          98
     0

                                                                                                                                                                        -88
                                                                                                                                                       -81
             2000                  2001                2002               2003              2004                2005           2006         2007             2008             2009
             Zuzüge                Fortzüge            Saldo

 Quelle: Stadt Halle, eigene Darstellung                                                                                              © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Bei Betrachtung der Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Halle in einer Zusammenschau zeigt
sich, dass in Halle noch in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende beide Komponenten der Bevölke-
rungsentwicklung - die Wanderungen als auch die natürliche Bevölkerungsentwicklung - positiv waren und
ein Einwohnerwachstum erzeugten. Dann folgte

         - eine Trendwende bei der natürlichen Entwicklung durch den Rückgang der Geburten

         - und fehlende Wanderungsgewinne in der jüngeren Vergangenheit.

Für ein erneutes Bevölkerungswachstum müsste Halle in den nächsten Jahren wieder Wanderungsgewinne
verzeichnen.

                                                                                                                                                                                          13
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Abbildung 5: Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Halle

                                                                                              2000 bis 2009
                                                                                      Stand jeweils 31.12.des Jahres

                                                                                                 324
                                                                                           321
300

                                     232
                    217

200
                               204
              191

                                                                           133
                                                          80

                                                                                                                  86
100                                                                  119
                                                    109

                                                                                                             98

                                                                                                                                  37
                                                                                                                             43
                                                                                 14

                                                                                                                                                                             36
                                           28
                          26

                                                                                                       3
     0

                                                                                                                                                       -30

                                                                                                                                                                                   -34
                                                                                                                                                                     -37

                                                                                                                                                                             2
                                                                                                                                       -6
                                                                                                                       -12
                                                               -29

                                                                                                                                              -81

                                                                                                                                                               -88
-100

                                                                                                                                              -111

                                                                                                                                                                      -125
              2000             2001                 2002             2003                  2004              2005            2006             2007             2008           2009

               Wanderungssaldo                     natürliche Bevölkerungsentwicklung                             gesamte Bevölkerungsentwicklung

       Quelle: Stadt Halle, eigene Darstellung                                                                                              © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Zur besseren Vergleichbarkeit und Einordnung der genannten Daten soll an dieser Stelle ein Vergleich mit
den umliegenden Städten und Gemeinden Halles erfolgen. Die Entwicklung der Stadt Halle lässt sich auf
viele Städte im Kreis Gütersloh übertragen. Beim Vergleich der Bevölkerungsentwicklung Halles in den
letzten zehn Jahren mit Städten der angrenzenden Wohnungsmarktregion wird deutlich, dass Halle mit ei-
nem Zuwachs von 2,8 Prozent im Zeitraum 2000 bis 2009 mit den stärksten Einwohnerzuwachs verzeich-
nen konnte. Nur Versmold weist noch bessere Werte auf. In vielen Gemeinden und Städten der Region
schwächte sich das Bevölkerungswachstum ab 2005 ab. Bei der Mehrzahl der Kommunen fielen die Werte
sogar in den negativen Bereich. Halle positioniert sich mit einem Rückgang von -ein Prozent im Zeitraum
2005 bis 2009 im Mittelfeld der Kommunen.

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in der Region

                                           Einwohner                 Einwohner                             Einwohner                        Veränderung                      Veränderung
             Stadt
                                              2000                      2005                                  2009                           2000-2009                        2005-2009

          Versmold                              20.397                     21.064                           21.032                                   3,1                          -0,2

             Halle                              20.733                     21.534                           21.321                                   2,8                          -1,0

         Harsewinkel                            23.639                     24.251                           24.101                                   2,0                          -0,6

       Stadt Gütersloh                          95.158                     96.145                           96.320                                   1,2                          0,2

         Steinhagen                             19.619                     19.902                           19.859                                   1,2                          -0,2

             Enger                              19.963                     19.989                           20.090                                   0,6                          0,5

           Bielefeld                        321.758                    326.925                             323.084                                   0,4                          -1,2

       Borgholzhausen                           8.676                      8.784                            8.673                                -0,0                             -1,3

           Werther                              11.653                     11.460                           11.455                               -1,7                             -0,0

       Kreis Gütersloh                      345.379                    353.250                             353.514                                   2,4                          0,1

Quelle: Information und Technik NRW, Landesdatenbank NRW, eigene Berechnung

14
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

1.3. Wanderungsbewegungen
Wanderungsverflechtungen sind neben der natürlichen Bevölkerungsentwicklung eine der entscheidenden
Determinanten der Bevölkerungsentwicklung. Im Folgenden werden daher die Wanderungsverflechtungen
der Stadt Halle betrachtet. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass Wanderungsbewegungen in einem engen
Zusammenhang mit den Pendlerbewegungen stehen und diese im Umfeld von Kernstädten in der Regel in
umgekehrter Richtung zu den Wanderungsbewegungen verlaufen.

Die stärksten Wanderungsverflechtungen finden mit den umliegenden Kommunen und den größeren Städ-
ten Gütersloh und Bielefeld statt.

Die stärkste Wanderungsintensität mit einer Kommune, die sich aus der Summe der Zu- und Fortzüge er-
rechnet, besteht zwischen der Stadt Halle und Bielefeld. Insgesamt wechselten im Zeitraum von 2005 bis
2009 1.746 Personen zwischen diesen Städten ihren Wohnsitz. Aus Bielefeld stammt somit ein Großteil der
im Zeitraum von 2005 bis 2009 nach Halle zugezogenen Bevölkerung. Hierbei handelt es sich um 869 Zu-
züge. Bielefeld stellt jedoch gleichzeitig die Stadt dar, an welche die Stadt Halle im gleichen Zeitraum am
meisten Personen verloren hat (877 Fortgezogene). Der Saldo der Wanderungsbilanz war insgesamt leicht
negativ.

Den häufigsten Wanderungsaustausch, der für Halle zudem eine positive Wanderungsbilanz erzeugt, besitzt
Halle mit dem Kreis Gütersloh. Innerhalb des Kreises bestehen hohe Wanderungsintensitäten mit den an-
grenzenden Städten und Gemeinden, darunter Versmold, Gütersloh, Harsewinkel, Borgholzhausen, Steinha-
gen und Werther. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die Stadt Werther, aus der Halle in der
Wanderungsbilanz 52 Einwohner gewinnen konnte, und Steinhagen mit einem positiven Wanderungssaldo
von 51 Personen in den letzten zehn Jahren. Insgesamt wanderten zwischen Halle und Werther bzw. Stein-
hagen rund 1.150 bzw. 660 Personen.

Bei Betrachtung der nachfolgenden Abbildung wird darüber hinaus deutlich, dass sich die Stadt Halle als
Kommune darstellt, welche insbesondere aus den direkt angrenzenden Gemeinden und Städten gewinnt.

                                                                                                        15
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Abbildung 6: Wanderungsverflechtungen der Stadt Halle mit dem Umland

Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage IT.NRW

Für die kommenden Jahre wird es für die weitere Bevölkerungsentwicklung in Halle von Bedeutung sein,
wie sich die Zahl der Einwohner in denjenigen Städten und Regionen entwickeln wird, mit denen die Stadt
bedeutsame Wanderungsbeziehungen hat. Denn es gilt, durch einen langfristigen, positiven Wanderungs-
saldo die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung mit dem Übergewicht der Sterbefälle zu den Gebur-
ten auszugleichen. Für einen ersten Blick in die Zukunft ist der Fokus auf die voraussichtliche demographi-
sche Entwicklung in den relevanten Verflechtungsräumen zu lenken:

      - Der Kreis Gütersloh wird in Zukunft - so die Bevölkerungsvorausschätzung des IT.NRW - bis zum
        Jahr 2025 noch an Einwohnern (101,8%) zunehmen. Er zählt damit zu den nur noch elf von
        insgesamt 52 Kreisen und kreisfreien Städten des Landes, die noch langfristig wachsen werden.
        Innerhalb des Kreises verteilt sich der Kreis der Gemeinden und Städte auf diejenigen mit
        Wachstumsdynamik und diejenigen, die schrumpfen werden. Bei den Städten des Kreises mit
        bedeutsamen Wanderungsbeziehungen mit Halle verhält es sich so, dass Steinhagen, Werther und
        Gütersloh eine weitgehend konstante Entwicklung prognostiziert wird, Borgholzhausen schrumpfen
        wird, während Versmold, Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz und Rietberg noch an Einwohnern
        gewinnen werden.

      - Die Stadt Bielefeld wird bis 2025 rund 4,4 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren, ebenso wie die
        meisten kreisfreien Städte und Kreise des Landes von Schrumpfung betroffen sind.

Für Halle bestehen also sowohl Chancen als auch Risiken, durch den Wanderungsaustausch vor allem im
unmittelbaren regionalen Umfeld zukünftig noch Neubürger gewinnen zu können. Es ist jedoch nicht von
der Hand zu weisen, dass es für die Stadt Halle vermutlich schwieriger als noch zur Jahrtausendwende sein
wird, Einwohner aus dem näheren Umland zu gewinnen. Denn die zu erwartenden Bevölkerungszuwächse in
den Wachstumsregionen fallen - so die Bevölkerungsvorausberechnungen des Landes NRW - in Zukunft
nicht mehr so hoch aus wie noch zur Jahrtausendwende und der demographische Wandel fördert hauptsäch-

16
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

lich den Zuwachs bei den älteren Altersgruppen, die oft nicht mehr die Mobilität jüngerer Alterskohorten
aufbringen.

Die Betrachtung der altersspezifischen Wanderungen ermöglicht darüber hinaus eine Einschätzung der
Attraktivität des Wohnstandortes Halle für verschiedene Alters- und Zielgruppen. Die folgende Abbildung,
welche die altersspezifischen Wanderungen zwischen 2000 und 2009 darlegt, zeigt, dass Halle bei allen
Altersgruppen außer den 18- bis unter 25-Jährigen (Starterhaushalte) Wanderungsgewinne konstatieren
konnte. Die Wanderungsverluste in dieser Altersgruppe sind insbesondere mit ausbildungs- und arbeitsmo-
tivierten Gründen in Zusammenhang zu bringen, wohingegen die Wanderungsgewinne in den Altersgruppen
der Kinder und Jugendlichen sowie 30- bis unter 50-Jährigen darauf schließen lassen, dass die Stadt Halle
für Familien mit Kindern als Wohnstandort eine hohe Attraktivität besitzt. Aber auch für Seniorinnen und
Senioren, vor allem im fortgeschrittenen Alter, übt die Stadt eine Anziehungskraft als Wohnsitz aus, zumal
sie von der Stadt der kurzen Wege mit einem guten Nahversorgungs- und Dienstleistungsangebot profitie-
ren. Es ist anzunehmen, dass die Älteren vornehmlich aus dem ländlich geprägten Umland nach Halle zu-
ziehen, weil sie in der Stadt die wohnungsnahe Infrastruktur finden, die sie benötigen, um möglichst lange
ein selbständiges Wohnen zu praktizieren.

Abbildung 7: Altersspezifische Wanderungen in Halle 2000 bis 2009

                                                                2000 bis 2009
                                                       Stand 31.12. des jeweiligen Jahres

                                                      896
       unter 6 Jahre
                                                752

                                                             1.194
   6 bis < 18 Jahre
                                                       961

                                                                                     2.076
18 bis < 25 Jahren
                                                                                          2.265

                                                                     1.502
25 bis < 30 Jahren
                                                                     1.499

                                                                                                                                     3.923
30 bis < 50 Jahren
                                                                                                                       3.372

                                                731
50 bis < 65 Jahren
                                                719

                                   264
65 bis < 75 Jahren
                                  226

                                          419
      75 Jahre plus
                                   256

                         0                        1.000                      2.000                       3.000                    4.000
                             Zuzüge        Fortzüge

Quelle: Stadt Halle, eigene Darstellung                                                           © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Wie bereits schon an anderer Stelle erwähnt, zeigen sich bei einer noch präziseren zeitlichen Betrachtung
des Wanderungsgeschehens deutliche Unterschiede in den Zeitspannen 2000 bis 2004 und 2005 bis
2009. Während die starken Jahre 2000 bis 2004 deutliche Wanderungsgewinne in (fast) allen Altersgrup-
pen aufweisen (Ausnahme genannte Gruppe der Starterhaushalte), ist in den folgenden Jahren ein durch-
gängig verminderter Zuzug in allen Altersgruppen festzuhalten. Insbesondere bei den jüngeren Familien
(25-30 Jahre und Kinder unter 6 Jahre) und bei den Best Agern (Haushalte zwischen 50 und 65 Jahre) trägt
diese Entwicklung zu einer Umkehr der Wanderungsgewinne und zu einem negativen Saldo bei. Die Wande-
rungsbilanz der Familien bzw. Haushalte zwischen 30 und 50 Jahre zeigt sich seit 2005 zwar immer noch
positiv, das Volumen der Wanderungen hat sich jedoch um rund 80 Prozent reduziert.

                                                                                                                                             17
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Abbildung 8: Zuzüge nach Halle 2000- 2004 und 2005 bis 2009

                                                            Stand 31.12. des jeweiligen Jahres
                                                      518
        unter 6 Jahre
                                              378

                                                                 660
     6 bis < 18 Jahre
                                                      534

                                                                                     1.094
 18 bis < 25 Jahren
                                                                               982

                                                                    768
 25 bis < 30 Jahren
                                                                   734

                                                                                                                                   2.237
 30 bis < 50 Jahren
                                                                                                           1.686

                                               390
 50 bis < 65 Jahren
                                             341

                                   147
 65 bis < 75 Jahren
                                  117

                                       219
        75 Jahre plus
                                      200

                          0                    500                        1.000               1.500                2.000                   2.500
                                 Zuzüge 2000 bis 2004                      Zuzüge 2005 bis 2009

Quelle: Stadt Halle, eigene Darstellung                                                               © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Abbildung 9: Wanderungssalden altersspezifischer Wanderungen

          unter 6                                                                      101
                                                                           43

 6 bis unter 18                                                                              158
                                                                                  75

18 bis unter 25                                            -13
                          -176

25 bis unter 30                                                           39
                                                     -36

30 bis unter 50                                                                                                                            459
                                                                                     92

50 bis unter 65                                                                 70
                                               -58

65 bis unter 75                                                            44
                                                             -6

     75 und älter                                                                   90
                                                                                  73

                           -200                                    0                           200                           400
                          Saldo 2000 bis 2004                     Saldo 2005 bis 2009

 Quelle: Stadt Halle, eigene Berechnung                                                               © InWIS Forschung & Beratung GmbH 2010

Die Analyse der Wanderungsverflechtungen zeigt deutlich, dass Halle ein attraktiver Wohnstandort im Kreis
Gütersloh darstellt, insbesondere für Haushalte aus den benachbarten Städten, bei Familien mit Kindern
und Haushalten, die sich in der Altersphase befinden, in der häufig Wohneigentum gebildet wird. Sie zeigen
aber auch, dass Halle in den letzten Jahren mit fehlenden Wanderungsgewinnen konfrontiert wurde und
somit auch leichte Bevölkerungsverluste hinnehmen musste. Das mögliche Potenzial an Zuwanderung von
Familien und Wohneigentumserwerbern wurde nicht voll ausgeschöpft. Marktexperten vermuten als Ursa-
che ein zu geringes Angebot zur Wohneigentumsbildung in Halle. Gleichzeitig ist aber auch zu beachten,
dass z.B. Bielefeld im Vergleich zu früheren Jahren, viel neues Bauland ausgewiesen hat, um ihrerseits eine
Abwanderung ins Umland zu verhindern. Vor dem Hintergrund, dass einigen umliegenden Städten zukünftig
Bevölkerungsverluste prognostiziert werden, werden also auch die diese Städte verstärkt versuchen, ihre
Einwohner zu halten, was bedeutet, dass es auch für Halle zukünftig schwieriger werden wird, Bevölke-
rungsgewinne aus dem Umland zu gewinnen.

18
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

1.4. Sozioökonomische Rahmenbedingungen
Die Beurteilung eines Wohnstandortes und seiner Attraktivität schließt die Betrachtung der Wirtschafts-
und Beschäftigungsentwicklung ein. Aus diesem Grund werden im Folgenden die Determinanten der Nach-
fragesituation näher beleuchtet. Hierbei handelt es sich um die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten, die Arbeitslosenquote, das Haushaltseinkommen sowie die Kaufkraft innerhalb des Kreises
Gütersloh und der Stadt Halle, da hieraus Rückschlüsse für den zukünftigen Wohnungskonsum getroffen
werden können.

Rund 1.000 Unternehmen der Industrie, des Handels und der Dienstleistungsbranche bieten derzeit etwa
10.000 Menschen in Halle einen attraktiven Arbeitsplatz in einem breiten Branchen-Mix. Mehrere hundert
meist familiengeführte, mittelständische Unternehmen ergänzen das Angebot der Wirtschaftsstruktur der
Stadt, welche neben der Süßwarenindustrie (August Storck KG) von der Bekleidungsindustrie (Gerry Weber
AG) geprägt wird. Darüber hinaus bieten Pharma- und Lebensmittelunternehmen sowie mehrere Unterneh-
men der Verpackungsindustrie und der Kunststoff und Metall verarbeitenden Industrie die Chance auf einen
Arbeitsplatz. Hiervon profitieren nicht nur die Bewohner Halles selbst, sondern auch Bewohner benachbar-
ter Städte und Gemeinden: So kommen mehr als 70 Prozent der Arbeitnehmer täglich nach Halle, um ihrem
Beruf nachzugehen. Halle verzeichnet somit einen Berufspendlerüberschuss in Höhe von 1.842 Personen
zum 30.06.2006. Das bedeutet, dass täglich mehr Menschen nach Halle zu ihrem Arbeitsplatz pendeln als
in die Gegenrichtung.

Abbildung 10: Pendlerverflechtungen (Berufs- /Ausbildungspendler) der Stadt Halle mit dem Umland

Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage IT.NRW

Neben den genannten Unternehmensbereichen spielt auch der Ausbildungsbereich in Halle eine bedeuten-
de Rolle. Insbesondere das dort ansässige Berufskolleg und das Kreisgymnasium üben eine hohe Anzie-
hungskraft auf die Bevölkerung aus den Nachbargemeinden aus, die nicht über derartige Einrichtungen
verfügen. Das Kreisgymnasium ist ein allgemeinbildendes Gymnasium mit einem differenzierten Bildungs-

                                                                                                      19
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

angebot an Sprachen und Naturwissenschaften. Das Berufskolleg Halle bietet Bildungsangebote im Bereich
der Wirtschaft sowie dem Sozial- und Gesundheitswesen an. Mögliche Richtungen sind dabei im Bereich der
Textilbranche (Modenäher, Änderungsschneider, etc.) zu sehen sowie bspw. in der Holz-, Metall- und Kfz-
Technik. Darüber hinaus werden Ausbildungen als Büro-, Industrie- und Einzelhandelskaufmann bzw. -frau
angeboten. Zusätzlich ist es möglich, Zusatzqualifikationen als Microsoft Office Specialist zu erwerben oder
die LCCI-Prüfung (English for business) abzulegen.1 Aufgrund des umfangreicheren Ausbildungsplatzange-
botes und durch die Funktion Halles als Mittelzentrum mit dem differenzierten schulischen Angebot ist
auch bei den Ausbildungspendlern und Schülern ein Übergewicht von knapp 500 Einpendlern gegenüber
den Auspendlern zu verzeichnen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt auf, dass die Stadt Halle innerhalb der letzten fünf Jahre (2005 bis 2009)
eine deutliche Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten konstatieren konnte. Hierbei liegt
die prozentuale Zuwachsrate mit einem Wert von 12,6 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie in der Stadt
Steinhagen. Diese Werte werden im gleichen Zeitraum nur von Borgholzhausen übertroffen, das eine Zu-
wachsrate von über 20 Prozent erzielen konnte. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Gewinn an sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt Halle deutlich über dem nordrhein-westfälischen Niveau
von 3,8 Prozent liegt und auf einen Arbeitsplatzgewinn innerhalb der vergangenen fünf Jahre hinweist.
Auch bei der Betrachtung der letzten zehn Jahre kann Halle einen Zuwachs an sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten von 9,4 Prozent erreichen. Lediglich im Zeitraum von 2000 bis 2005 musste die Stadt Halle
Verluste an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hinnehmen, die im Vergleich mit der Region jedoch
noch als unterdurchschnittlich zu bezeichnen sind (zum Vergleich: In der Stadt Steinhagen lagen im glei-
chen Zeitraum die Verluste bei einem Wert von etwa 17 Prozent). Aus der Arbeitsmarktentwicklung lassen
sich somit positive Impulse für die Entwicklung der Wohnungsnachfrage in der Stadt Halle ableiten.

Tabelle 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort jeweils zum 30.06.

                          Beschäftigte      Beschäftigte       Beschäftigte      Veränderung              Veränderung       Veränderung
         Stadt
                             2000              2005               2009            2000-2005                2000-2009         2005-2009

          Halle              9.156             8.890             10.012                 -2,9                  9,4              12,6

      Sassenberg             3.733             3.685              3.696                 -1,3                  -1,0              0,3

        Bielefeld          130.697            123.539           127.316                 -5,5                  -2,6              3,1

     Borgholzhausen          2.514             2.567              3.193                 2,1                   27,0             24,4

     Stadt Gütersloh        46.134            44.211             46.233                 -4,2                  0,2               4,6

      Harsewinkel            8.649             8.130              9.452                 -6,0                  9,3              16,3

       Steinhagen            7.357             6.066              6.843             -17,6                     -7,0             12,8

       Versmold              8.083             8.090              8.097                 0,1                   0,2               0,1

        Werther              2.703             2.442              2.651                 -9,7                  -1,9              8,6

     Kreis Gütersloh       134.247            128.219           138.022                 -4,5                  2,8               7,6

          NRW              5.907.280         5.556.270          5.766.861               -5,9                  -2,4              3,8

Quelle: Information und Technik NRW, Landesdatenbank NRW, eigene Berechnung

Parallel zur Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sich der Anteil der Arbeitslosen an
der erwerbstätigen Bevölkerung in der Stadt Halle in den letzten Zehn Jahren deutlich verringert. Mit 3,9
Prozent ist der Arbeitslosenquotient mit den meisten Kommunen der Region vergleichbar. Im Vergleich zu
Gütersloh, Bielefeld und NRW kann sich Halle jedoch deutlich positiver positionieren und bestätigt damit
den starken Arbeitsmarkt.

1
 Vgl. Berufskolleg Halle (Westf.) (Hg.) (o.J.): Bildungsangebot. Offizielle Homepage des Berufskolleg Halle (http://www.berufskolleg-
halle.de)

20
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Tabelle 3: Arbeitslosenquotient* 2000 und 2010 in Halle und Umgebung

             Stadt         Arbeitslosenquotient* 2000       Arbeitslosenquotient 2010**

 Bielefeld                 8,2                              7,5

 Gütersloh                 5,8                              4,8

 Harsewinkel               4,4                              4,4

 Enger                     5,1                              4,1

 Werther                   4,7                              4,0

 Steinhagen                5,1                              4,3

 Halle                     4,3                              3,9

 Spenge                    4,5                              3,7

 Borgholzhausen            4,3                              3,2

 Beelen                    3,6                              3,9

 Sassenberg                3,2                              3,4

 Versmold                  4,1                              3,3

 Kreis Gütersloh           4,7                              4,0

 NRW                       6,2                              6,3

Quelle: IT NRW, eigene Darstellung
*Die Arbeitslosenquote wird hier definiert als berechneter Anteil der Zahl der Arbeitslosen an der Summe der erwerbsfähigen Bevölkerung
der jeweiligen Kommune;
** Berechnet aus der Summe der erwerbsfähigen Bevölkerung 2009 und der Zahl der Arbeitslosen zum Stichtag 31.10.2010

Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Beurteilung eines Wohn- und Arbeitsstandortes ist das durchschnittliche
Haushaltseinkommen. Bei Betrachtung des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens pro Monat wird
deutlich, dass die Stadt Halle mit 3.527 Euro pro Monat deutlich über dem Durchschnittswert von
Nordrhein-Westfalen (2.902 Euro pro Monat) und des Regierungsbezirks Detmold (2.821 Euro pro Monat)
liegt. Im Vergleich mit dem Wert des Kreises Gütersloh wird jedoch deutlich, dass die Stadt Halle im kreis-
weiten Vergleich einen durchschnittlichen Wert aufweist. Der direkte Vergleich mit den Kommunen aus dem
Umkreis führt zu dem Ergebnis, dass die Spannweite der durchschnittlichen Einkommen recht gering ist. So
weist zwar die Stadt Bielefeld mit 2.302 Euro pro Monat das geringste Einkommen pro Haushalt auf, was
jedoch im Vergleich einer Großstadt mit Klein- und Mittelstädten nicht außergewöhnlich ist. Alle weiteren
Städte und Gemeinden des Umlandes von Halle weisen jedoch annähernd ähnliche Werte zwischen 3.000
und 4.000 Euro pro Monat auf, die damit deutlich über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt liegen.

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Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Tabelle 4: Durchschnittliches Nettohaushaltseinkommen 2009 in der Stadt Halle und Umgebung

                                                       Durchschnittliches Nettoeinkommen
 Stadt                         Anzahl der Haushalte
                                                            pro Haushalt und Monat

 Steinhagen                           8.493                         3.830

 Harsewinkel                          9.332                         3.729

 Sassenberg                           5.474                         3.627

 Halle (Westf.)                       9.093                         3.527

 Werther                              4.921                         3.505

 Beelen                               2.465                         3.470

 Borgholzhausen                       3.563                         3.449

 Spenge                               6.833                         3.324

 Enger                                8.899                         3.259

 Versmold                             8.780                         3.220

 Gütersloh                           44.674                         3.186

 Bielefeld                          173.281                         2.302

 Kreis Gütersloh                    150.382                         3.481

 Regierungsbezirk Detmold           947.954                         2.821

 NRW                                8.499.239                       2.902

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung, eigene Berechnung

Das verfügbare Einkommen der Bevölkerung wird weiterhin auch als Kaufkraft dargestellt und ist ein we-
sentlicher Indikator für die Bemessung der Sozialstruktur einer Stadt.

Die Kaufkraft der Stadt Halle beträgt für das Jahr 2009 rund 47.000 Euro pro Haushalt und liegt damit weit
über dem Wert von NRW mit 40.726 Euro pro Haushalt. Wird die Kaufkraft in Relation zum Bundesdurch-
schnitt, der gleich 100 gesetzt wird, betrachtet, so ergibt sich für die Stadt Halle bezogen auf die Haushalte
eine Kaufkraftkennziffer von 118,7. Damit liegt die Stadt Halle sowohl über dem Bundes- als auch über dem
Landesdurchschnitt (102,1). Hieraus ergeben sich Potenziale für die zukünftige Ausgestaltung neuer Ange-
bote auf dem Wohnungsmarkt. Berücksichtigt werden muss aber eine kleinräumig heterogene Verteilung
des Kaufkraftpotenzials in der Stadt.

22
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Abbildung 11: Kaufkraftkennziffer pro Haushalt in der Stadt Halle und Region im Jahr 2009

Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)

1.5. Wohntrends
Im Hinblick auf zukünftige Anforderungen an das Wohnen sind nicht nur der demographische Wandel und
die Kaufkraftentwicklung, sondern auch die Wohntrends zu beachten. Hierzu hat das InWIS in 2008 eine
vielbeachtete, weil empirische Marktstudie veröffentlicht. 2 Demnach sind, übertragen auf die Situation in
Halle, folgende Trends zu beachten:

„Das“ Seniorenwohnen wird es nicht mehr geben

Die Wohnungsnachfrage der Senioren wird sich zukünftig vielfältiger gestalten. Nicht nur die Zahl der Seni-
oren wird zunehmen, auch die Struktur der Nachfragerhaushalte wird sich verändern. So wird die Gruppe
der Senioren zukünftig zunehmend von den Nachkriegsgenerationen geprägt sein. In Kombination mit der
steigenden Lebenserwartung älterer Männer ist davon auszugehen, dass die wohnungsnachfragenden
Haushalte auch stärker als bisher durch Zwei-Personenhaushalte gebildet werden. Langfristig wird auch die
Generation der „Babyboomer“ in das Rentenalter kommen. Durch eine stärkere Individualisierung dieser
Gruppe unterscheiden sich auch Bedürfnisse und Lebensformen von den bisherigen Senioren. Die gestiege-
ne Zahl an Ehescheidungen und der hohe Anteil an ein-Kind- bzw. kein-Kind-Ehen erfordert neue Angebote
am Wohnungsmarkt, da insbesondere diese Senioren nur auf eingeschränkte familiäre Hilfepotenziale zu-
rückgreifen können. Insgesamt wird es „das“ Seniorenwohnen in immer geringerem Maße geben. Die
Nachfragerstrukturen werden sich vielfältig auffächern und sind nicht mehr nur allein vom Alter, sondern
auch von Haushaltstyp, Kaufkraft und Wohnvorstellung abhängig. Es sind daher neue vielfältige Formen des
Wohnens im Alter zu entwickeln.

2
 GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (Hg.) (2008): Wohntrends 2020. GdW Branchenbericht
3. Berlin

                                                                                                                     23
Handlungskonzept Wohnen für Halle (Westf.)

Die Wohnung wird stärker zum Pflegestandort werden. Ein barrierearmes Wohnumfeld wirkt sich dabei
auch auf die Nachfrage aus.

Während auf der einen Seite Wellness, Anti-Aging-Trend und Fitness immer stärker Einzug in die Gesell-
schaft halten, nimmt auf der anderen Seite auch die klassische Pflege in Folge des steigenden Seniorenan-
teils in der Gesellschaft weiter zu. Eine veränderte Gesundheitspolitik, die auf der einen Seite dem Einzel-
nen mehr Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zuschreibt, zum anderen auch die Finanzierung von
Gesundheit und Lebensqualität stärker in die Hand eines Jeden legt, wird diese Entwicklung zukünftig ver-
stärken. Im Ergebnis führt das dazu, dass die Menschen sich zukünftig nicht mehr nur für diese Themen
interessieren, weil sie zunehmend mit der Notwendigkeit der Inanspruchnahme entsprechender Leistungen
konfrontiert sehen, sondern auch, weil ihnen die Verantwortung für ihre eigene Gesundheit in wachsendem
Ausmaß übertragen wird. Die Integration von Rehabilitationsprogrammen in das häusliche Umfeld bietet
Patienten große Hilfestellung, um schneller in den Lebensalltag zurückzukehren. Beispielsweise im Bereich
chronischer Lungenerkrankungen oder auch bei Schlaganfallpatienten wird zukünftig mehr auf die Pflege
und Rehabilitation (soweit möglich) im häuslichen Umfeld zurück gegriffen werden. Dieser Trend erfordert
zukünftig die Bereitstellung barrierearmer, pflegeunterstützender Wohnungen mit Sicherheitssystemen
sowie die Schaffung eines Angebotes kundenorientierter Gesundheitsdienstleistungen. Die neuen Anforde-
rungen betreffen jedoch nicht nur die Wohnung und Gebäude sowie Dienstleistungen und Technologien. Sie
beziehen sich auch auf die Gestaltung und die Infrastruktur im Wohnumfeld und im Quartier. Hier wird es
gemeinsame Aufgabe der Wohnungseigentümer und Dienstleister auf der einen und der öffentlichen Hand
sowie der Politik auf der anderen Seite sein, zukunftsorientierte Konzepte (z.B. barrierearme, wohnungsna-
he Bewegungs- und Fitnessangebote) zu entwickeln und umzusetzen.

Das Bad wandelt sich vom Hygieneraum zu Gesundheits-/Wellnessort

Konkret äußert sich die wachsende Verzahnung des Gesundheits- und Wellness-Trends in der Gesellschaft
mit dem Wohnen sowohl im Hinblick auf Größe und technische Ausstattung der Wohnung als auch hinsicht-
lich des Angebotes und der Ausstattung von Service und Gesundheitsdienstleistungen. Die nicht mehr nur
von Senioren gewünschte Barrierefreiheit und die wachsende Bedeutung „gemütlicher“ Bereiche der Woh-
nung, die explizit für das Wohlbefinden, für Wellness und Fitness in Anspruch genommen werden sollen,
sind nur einige Aspekte, die auch hinsichtlich der in Anspruch genommenen Wohnfläche die wachsende
Bedeutung dieses Themenkomplexes unterstreicht. Neue Anforderungen an das Wohnen betreffen etwa das
Bad, dessen Funktion sich vom „Hygieneraum“ zum Gesundheits- und Wellnessort wandelt. Hierdurch wird
die Tendenz zum großen Bad mit guter Aufenthaltsqualität verstärkt. Dies zeigt sich deutlich beispielsweise
in Filmen oder moderner Werbung. Um die Konnotationen "Luxus" und "Genießen" mit einem Produkt zu
verbinden, wird beispielsweise die Metapher der großen, freistehenden Badewanne im modernen Bade-
zimmer mit hochwertigem Ambiente genutzt. Das Wohnen und die Wohnung werden also zukünftig deutlich
erweiterte Funktionen und Angebote aus den Bereichen Wellness und Fitness bieten müssen.

Das Themen-Wohnen wird marktfähig – bleibt aber Nischenprodukt

Während auf der einen Seite das Bedürfnis nach Individualität zugenommen hat, gibt es gleichzeitig den
Trend, dass in verstärktem Umfang Wohnformen angestrebt werden, bei denen Gemeinschaftlichkeit in
sozialer und ökonomischer Hinsicht eine wichtige Rolle spielt. Mehrgenerationen-Wohnen, (Senioren-)
Wohngemeinschaften, Baugemeinschaften und andere Formen kommen dem wachsenden Bedürfnis an in-
stitutionalisierter Gemeinsamkeit nach und stellen daher eine wichtige, neue Angebotsform dar. Wie groß
die Marktnische ist, ob sie zum Beispiel 2% oder 5% aller privaten Haushalte umfasst, dazu gehen die Ein-

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