HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen

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HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
HANDWERK
                                                                                                      März 2020

                                                              in Bremen und Bremerhaven

                                                             Die
                                                             Besten
                                                             Die Nachwuchskräfte im Handwerk wurden für
                                                             ihre hervorragenden Abschlüsse ausgezeichnet.

Klare Worte                      Kreative Köpfe am Werk
Beim Kfz-Neujahrsempfang wurde   Friseur-Innung lud zur HAIRCONVENTION
auch Tacheles gesprochen.        ins GOP Varieté-Theater.
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1
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HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
EDITORIAL
                                                                                                     3

   „    Handwerksbetriebe bilden den
        Kern der hiesigen Wirtschaft
                                                          “
Liebe Handwerkerinnen und Handwerker,
sehr geehrte Leserinnen und Leser,

wenn man Stolz als eine Art Freude betrachtet, die entsteht,
weil etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunfts-
trächtiges geleistet wird, dann dürfen wir Handwerker uns zu
Recht freuen und stolz sein auf unser Handwerk! Der Grund?
Ganz einfach: Das Handwerk ist gut, in dem was es tut, und
was es tut, ist anerkennenswert, besonders und zukunfts-
trächtig!

Unsere kleinen und mittleren Handwerksbetriebe bilden
den Kern der hiesigen Wirtschaft. Unseren Fachkräftebedarf
sichern wir vor allem, indem wir Lehrlinge selbst ausbilden.
Deutschlandweit beschäftigen wir mehr als fünfeinhalb Millionen
Menschen und bilden mehr als ein Viertel aller Azubis aus. Dabei
geben unsere Betriebe nicht nur Abiturienten eine Chance, sondern
auch solchen jungen Menschen, die alles andere als Top-Voraussetzungen
mitbringen: Nirgendwo gibt es so viele Hauptschulabsolventen oder Jugend-
liche mit Förderbedarf wie im Handwerk. Nirgendwo gibt es mehr Auszubildende mit
Migrations- oder sogar Fluchthintergrund als in unseren Gewerken.

Auch Frauen bietet das Handwerk vielfältige Karrierechancen. Als Meisterin, Gründerin,
selbstständige Unternehmerin, gemeinsam mit einem Partner oder als Nachfolgerin im
Familienbetrieb haben viele Frauen ihren festen Platz in handwerklichen Führungsposi-
tionen. Fast jede vierte Gründung im Handwerk und mehr als jede sechste Meisterprü-
fung erfolgt durch eine Frau. Sie gehören mit zu den besten, die das Handwerk hat.

Diejenigen Damen und Herren aus Bremen und Bremerhaven, die als Meister, Betriebs-
wirte und Gesellen ihre Abschlussprüfungen mit überdurchschnittlichen Leistungen
bestanden haben, hat die Handwerkskammer in einer Feierstunde gewürdigt. Diese
Leistungsträger sind ein Querschnitt des bremischen Handwerks. Wir haben allen
Grund, stolz auf sie zu sein!

                         Thomas Kurzke
             Präses der Handwerkskammer Bremen
HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
INHALT
4

    INHALT
    TITELTHEMA                        6
    HANDWERK AKTIV                   14
    VERANSTALTUNGEN                  30
    IM FOKUS                         33
    PERSONALIEN                      39
    BETRIEBSBÖRSE                    36

                                                 TITELTHEMA

    AUS- / WEITERBILDUNG
                                       12
                                                Die Besten
                                                Ausgezeichneter Jahrgang                          6
    Glaser-Innung: Montage-Seminar        12
                                                63 stolze Nachwuchskräfte bekamen im Bremer
    Symbiose aus Tradition und Zukunft    12   ­Rathaus eine Auszeichnung.
    Technisches Equipment übergeben       13
                                                „Mit dem Herzen bei der Sache!“                   8
    Orthopädie Technik: neuer Vorstand 13
                                                Drei Landessieger sprechen über ­Motivation
                                                und Zukunftspläne.
    TIPPS & TRENDS
                                                Meisterhaft bestanden                             10
    Neues Karriereportal                  33   HiBB sprach mit vier Meistern und Betriebswirten
    Digital zur Finanzierung              33   über ihre Weiterbildung.
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INHALT
                                                                                        5

                                                                                 18
                                              HANDWERK AKTIV
                                              Handwerk profitiert vom Sport    14
                                              Bündnis für Mehrweg              14
                                              Klartext im Gewerbehaus          16
                                              Aktion DUOday                    18
                                              Bäcker spenden an Suppenengel    18
                                              Krönender Abschluss              23

                                          6   Freisprechungen                  24
                                              Schwieriger Baugrund             27
                                              Bremer HAIRCONVENTION            28

                                              VERANSTALTUNGEN
                                              März / April 2020                30

                                              PERSONALIEN

                                    35        Jubiläen                         39
                                              Geburtstage                      39

IM FOKUS
                                              SERVICE
Berufsausbildungsgesetz erneuert    34
Kommentar zur Mindestvergütung      35       Betriebsbörse Januar 2020        36
Neue Bau-Mindestlöhne               38       Impressum                        37
HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
TITELTHEMA
6

Von rechts: Kammervertreter Andreas Meyer und Thomas
Kurzke, Sozialsenatorin Anja Stahmann, Moderator Axel
Pusitzky ...                            Fotos Thomas Schütze

      Ausgezeichneter
      Jahrgang
       Der Nachwuchs hat ­einmal mehr
       bewiesen, was er kann – dafür
       wurden die Handwerksbesten
       im B
          ­ remer Rathaus geehrt                                         ... gemeinsam mit den Handwerksbesten auf der Treppe zur Oberen
                                                                         Rathaushalle.

  Am 7. Februar wurden die besten Nach-            ihr Glück im Handwerk gefunden haben“,         schiedenen Gewerken vom Augenoptiker,
wuchskräfte des Handwerks im Rathaus               fasste Stahmann ihre Bewunderung für           Gebäudereiniger, Fotografen, Medienge-
empfangen. Es kamen hoch motivierte                die Gekürten zusammen.                         stalter, Lebensmittelhandwerker, vom
junge Menschen, die unbeirrt ihren Weg                                                            Kfz-Mechatroniker, Tischler, Raumausstat-
gehen. In diesem Jahr erhielten insgesamt          Mit musikalischer Begleitung des Bremer        ter bis zum Zweiradmechatroniker. Alle
63 Handwerkerinnen und Handwerker                  Duos Mia G­ uttormsson und Till Simon          zeigten, wie stark das Bremer Handwerk
eine Auszeichnung – Ausbildungsabsol-              wurden im feierlichen Rahmen zunächst          ist.
venten, Meister und Betriebswirte.                 die Meister und Betriebswirte im Hand-
                                                   werk geehrt. „Man kann sich breiter            Im Gespräch mit der Handwerkskammer
                                                   aufstellen, sich selbstständig machen          Bremen betonte Sozialsenatorin Anja
Die Handwerkskammer hatte gemein-                  oder einfach weiter dazulernen“, zählte        Stahmann, dass eine handwerkliche Aus-
sam mit Bremens Sozialsenatorin Anja               Moderator Axel Pusitzky die unterschied-       bildung auch bei vielen Geflüchteten hoch
Stahmann in die Obere Rathaushalle ge-             lichen Fortbildungsgründe der Meister          im Kurs stehe. „Problemtisch dabei sind
laden, um die Prüflinge für ihre besonders         und Betriebswirte auf. So verschieden sie      manchmal noch die Sprachkenntnisse,
guten Abschlüsse in den verschiedenen              auch sein mochten, haben die Absolven-         dafür muss allerdings mehr Unterstützung
Disziplinen zu ehren. „Tragen Sie Ihre             ten eines gemeinsam: Sie möchten ihre          von der Bundesebene kommen, als wir
Begeisterung für das Handwerk und Ihr              Zukunft selbst gestalten und sie profitie-     sie bisher haben“, sagte Stahmann. Auch
tolles Engagement weiter“, lobte Hauptge-          ren vom zusätzlichen Abschluss – zum           HWK-Präses Thomas Kurzke betonte den
schäftsführer Andreas Meyer die Hand-              Beispiel durch den Aufstieg im Betrieb, die    Stellenwert Geflüchteter für das Hand-
werksbesten und ermunterte sie damit               Möglichkeit selbst auszubilden und allen       werk: „Momentan wäre die Situation ohne
auch, ihrer handwerklichen Ausbildung zu           voran, den Zugewinn an Wissen.                 sie noch dramatischer“, wies er damit auf
dem Image zu verhelfen, das sie verdient.                                                         den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel
„Das Handwerk besticht durch seine                 Gekürt wurden auch junge Handwerkerin-         hin. Gleichzeitig betonte er, dass sich eine
Vielfalt, und ich bin sehr beeindruckt von         nen und Handwerker, die auf Landesebene        Veränderung andeutet. „Wir erleben ge-
den unterschiedlichen jungen Menschen,             die besten Ausbildungsabschlüsse für sich      rade einen frischen Wind in Bremen, zum
die alle auf ihre ganz persönliche Weise           verbuchen konnten – aus fast 30 ver-           Beispiel insofern, als dass wir mehr Anfra-
HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
DIE HANDWERKSBESTEN
                                                                         LANDESSIEGER                    rad Fachmarkt Bauer GmbH
                                                                         ▶ Zozan Acar                    ▶ Jan Niklas Staffeldt
                                                                         Kauffrau für Büro­              Mediengestalter Digital und
                                                                         management, Anders              Print, H. Marahrens Schilder­
                                                                         Heizung-­Sanitär GmbH           werk Siebdruckerei Stempel
                                                                         ▶ Marlon Brümmer                GmbH
                                                                         Maurer, Bockmeyer               ▶ Miriam Michelle
                                                                         Bauunternehmen GmbH             Werthmann
                                                                         ▶ Bevar Dagli                   Fachverkäuferin im Lebens­
                                                                         Kraftfahrzeugmechatroniker,     mittelhandwerk, Starke
                                                                         SP: Pkw-Technik, Sakire Dagli   Bäcker KG
                                                                         ▶ Jason Engelage                ▶ Frederike Windhusen
                                                                         Anlagenmechaniker SHK, Ru­      Maßschneiderin, Theater
                                                                         dolf Redel, Inh. Uwe Asendorf   Bremen GmbH
                                                                         ▶ Johanna Frederike Haasis      ▶ Lucia Zabinski
                                                                         Goldschmiedin, Claudia          Metallblasinstrumenten­
                                                                         Mintert                         macherin, Thein Brass OHG
                                                                         ▶ Tania Heintze                 BESTE MEISTER
                                                                         Bestattungsfachkraft,           ▶ Kevin Ahrens
                                                                         Ge.Be.In Bestattungsinstitut    Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Bremen GmbH                     ▶ Frank Brockmann
                                                                         ▶ Lina Heinze                   Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Bootsbauerin, Bootswerft        ▶ Nils Ebert
                                                                         Winkler GmbH & C. KG            Metallbauer
                                                                         ▶ Jonas Holsten                 ▶ Daniel Fries
                                                                         3. Landessieger                 Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Kraftfahrzeugmechatroniker,     ▶ Andreas Bernd Carsten
                                                                         SP: Motorradtechnik, Bay­       Gruschka
                                                                         erische Motoren Werke AG        Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Niederlassung Bremen            ▶ Dominik Lämmerhirt
                                                                         ▶ Sophia Ikpoh                  Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Raumausstatterin, Berufs­       ▶ Andreas Lingen
                                                                         bildungswerk Bremen GmbH        Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         ▶ Lea Klein                     ▶ Timo Lukahsen
                                                                         Fotografin, SP: Produktfoto­    Elektrotechniker
                                                                         grafie, Studio B GmbH           ▶ Ricardo Mehmeti
                                                                         ▶ Leon Kollinger                Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Feinwerkmechaniker,             ▶ Alicja Beata Murawski
                                                                         ­Heckmann Metall- und           Gebäudereinigerin
                                                                          ­Maschinenbau GmbH             ▶ Timo Neumann
                                                                           ▶ Patrick Kreymborg           Elektrotechniker
                                                                           Zahntechniker, Pharao         ▶ Hendrik Paradies
                                                                           ­Dentaltechnik GmbH           Elektrotechniker
                                                                            ▶ Swantje Lieker             ▶ Miguel Rohleder
                                                                            Konditorin, Konditorei       Kraftfahrzeugtechniker
                                                                            ­Knigge Emil Knigge OHG      ▶ Alexander Ruge
                                                                             ▶ Lara Christina Linning,   Elektrotechniker
                                                                             Orthopädietechnik-          ▶ Sven Runge
                                                                             Mechanikerin, OT Bremen     Kraftfahrzeugtechniker
                                                                             Orthopädie-Technik GmbH     ▶ Jakob Schäfer
                                                                         ▶ Tiak Müller                   Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Tischler, Claus Middelhuß       ▶ Bodo Sterzik
                                                                         ▶ Alicia Oster                  Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         Fahrzeuglackiererin,            ▶ Marius Warnecke
                                                                         BLG AutoTec GmbH & Co. KG       Kraftfahrzeugtechniker
                                                                         ▶ Jurgen Pepa                   ▶ Hendrik Wichern
gen hinsichtlich der Ausbildung                                          Dachdecker,                     Kraftfahrzeugtechniker
bekommen.“ Dennoch gebe es                                               Dachdecker Spies GmbH           ▶ Selçuk Yetim
nach wie vor viel zu viele offene                                        ▶ Joana Pinto Reis              Kraftfahrzeugtechniker
Stellen, so Kurzke. Einen Grund                                          2. Landessiegerin               BESTE BETRIEBSWIRTE
dafür sieht Hauptgeschäftsführer    „Das Handwerk braucht Leucht-        Fotografin, SP: Porträtfoto­    ▶ Sevinc Ayaydin
Andreas Meyer darin, dass, ange-    türme “, so Axel Pusitzky mit        grafie , Fotostudio Penz OHG    ▶ Denise Beneke
stoßen durch den Bologna-Pro-       Blick auf die Handwerksbesten        ▶ Tim Sanders                   ▶ Sabine Borchers
                                                                         Elektroniker, Karl H. Preusse   ▶ Michael Daniel Cassellius
zess, immer noch zu viele Schul-    in der Oberen Rathaushalle.
                                                                         Technisches Büro GmbH           ▶ Torben Haase
abgänger zu Abitur und Studium      Denn es gibt sowohl die hoch-        ▶ David Schemeit
gedrängt würden. „Die Nähe zum      qualifizierten Fachkräfte als auch                                   ▶ Jeff Herrlich
                                                                         2. Landessieger, Kraftfahr­     ▶ Jens-Peter Kolbe
Handwerk ist heute nicht mehr so    den potenziellen Nachwuchs.          zeugmechatroniker, SP:          ▶ Martina Kopplow
gegeben wie früher – wir müssen     Das haben die ausgezeichneten        Nutzfahrzeugtechnik, Georg      ▶ Till Putzas
sie in der Bevölkerung und in den   Handwerkerinnen und Handwer-         Diekmann Automobile GmbH        ▶ Patrick Scherer
Schulen wiederherstellen“, sagte    ker einmal mehr bewiesen.            & Co. KG                        ▶ Dennis Schumann
Meyer.                                                 Frauke Janßen    ▶ Eike Seegers                  ▶ Nils Thomforde
                                                                         Zweiradmechatroniker, Zwei­     ▶ Frank Wendt
HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
TITELTHEMA
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„Einfach mein Ding!“
Bevar Dagli gehört zu den Besten seines Handwerks. Der 24-Jährige
blickt bereits jetzt auf einen erstaunlichen Karriereweg zurück. HiBB
sprach mit dem jungen Meister über seine Ausbildung in der Bremer
Kfz-Werkstatt AZ und den Einfluss von Erziehung

  HIBB: Herr Dagli, Sie haben Ihre Ausbil-    Inzwischen bilden Sie selbst aus und
dung zum Kfz-Mechatroniker in weniger         engagieren sich zudem im Gesellen­
als zwei Jahren im Familienbetrieb in         prüfungsausschuss. Woher kommt
Walle abgeschlossen. Inzwischen bilden        dieser erfolgreiche Tatendrang?
Sie dort auch selbst aus. Wie ist es, jeden   Meine Erziehung spielt dabei eine ent-
Tag so eng mit der Familie zusammen­          scheidende Rolle. Wir haben uns zum
zuarbeiten?                                   Beispiel regelmäßig mit der Familie – mit
                                              meinen Eltern und Geschwistern – zusam-
Bevar Dagli: Ich habe schon als kleiner       mengesetzt und darüber diskutiert, was
Junge gerne in der Werkstatt mitgeholfen      im Leben wichtig ist und von was man sich     Beispiel respektvoll im Umgang mit Leh-
und bin so nach und nach in den Beruf         fernhalten sollte, um nicht auf die schiefe   rern und Ausbildern bleibt und dankbar
hineingewachsen. Von meinem Vater, der        Bahn zu geraten. Das machen wir auch          dafür sein sollte, was man an Wissen und
bei uns der Werkstattleiter ist, kann ich     heute noch; wir suchen uns ein bestimm-       Informationen bekommt.
heute noch lernen. Meine Eltern haben         tes Thema aus, dass wir für wichtig halten
nie darauf bestanden, dass ich beruflich      und sprechen im Familienkreis darüber.        Wohin geht Ihre berufliche Reise jetzt?
unbedingt etwas im Kfz-Bereich machen         Das hat mir mein Leben lang sehr viel Halt    Ich probiere mich nebenberuflich mit
sollte, es ist einfach mein Ding.             und Motivation gegeben. Das möchte ich        einem kleinen Baugewerbe aus, möchte
                                              irgendwann auch meinen eigenen Kin-           aber weiterhin in der Werkstatt arbeiten.
Sie haben bereits einen ziemlich ein-         dern mitgeben.                                Die würde ich sonst zu sehr vermissen.
drucksvollen Werdegang hinter sich: Ein                                                     Außerdem möchte ich gerne die Qualität
abgeschlossenes Bauingenieur-Studium,         Was ist denn aus Ihrer Sicht wichtig im       und den Service weiter verbessern. Das
eine Duale Ausbildung, die Sie nicht nur      Leben?                                        heißt, ich möchte den Betrieb und mich
als Landessieger, sondern auch als fünf-      Dass man aufeinander achtgibt und den         selbst für die Zukunft, die jede Menge
ter Bundessieger abgeschlossen haben,         anderen wertschätzt. Hinsichtlich der         neue Techniken und Innovationen mit sich
sowie die Fortbildung zum Kfz-Meister.        Ausbildung ist es wichtig, dass man zum       bringt, weiterentwickeln.

                                              „Mit dem Herzen bei der Sache“
                                              Joana Pinto Reis hat eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung zur Foto-
                                              grafin gemacht, die sie in ihrem Ausbildungsbetrieb, dem B
                                                                                                       ­ remer Foto-
                                              studio Penz, als zweite Landessiegerin abgeschlossen hat. Die 25-jäh-
                                              rige EU-Bürgerin kam vor fünf Jahren aus Portugal nach Deutschland,
                                              um hier ihr Handwerk zu erlernen. HiBB sprach mit ihr über ihre Lehr-
                                              jahre und ihre Aussichten für die Zukunft

                                                HiBB: Warum sind Sie aus dem schönen        gig sein und ich denke, dass ich hier die
                                              Portugal nach Deutschland gekommen?           besseren beruflichen Perspektiven habe.
                                              Joana Reis: Ich habe einige Jahre als
                                              Kind in Bremen gelebt, bin dann aber mit      Sie sprechen so gut Deutsch wie eine
                                              meiner Familie zurück nach Portugal ge-       Muttersprachlerin, haben Sie das als
                                              zogen. Dort sind die beruflichen Aussich-     Kind bereits gelernt?
                                              ten momentan nicht besonders gut: Viele       Nein, bei uns zu Hause wurde nur Portu-
                                              meiner Freunde müssen sich zum Beispiel       giesisch gesprochen. Ich habe mehrere
                                              trotz Studium mit schlecht bezahlten Jobs     Sprachkurse gemacht und mir Ziele
                                              über Wasser halten. Ich möchte unabhän-       gesetzt.
HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
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Welche Ziele sind das?                        Wer mit dem Herzen dabei ist und Spaß an         außerdem ein Fernstudium im Bereich
Anfangs habe ich gejobbt, um Geld zu          der Sache hat, der kann auch seine Ziele         ­Kommunikation und Medienmanagement.
verdienen und mich auszuprobieren. Ich        erreichen.                                        Ich habe mich außerdem als Fotografin
habe mich nie so wohl gefühlt, wie in den                                                       selbstständig gemacht, indem ich online
Momenten, in denen ich eine Kamera in         Seit dem Sommer arbeiten Sie nun als              Dienstleistungen anbiete wie zum Beispiel
der Hand hielt. So kam es, dass ich mein      Gesellin in Ihrem Ausbildungsbetrieb in           Business-, Hochzeitsbilder und Familien-
Hobby zum Beruf machen wollte. Für            der Bremer Überseestadt. Was kommt                porträts. Damit bin ich für den Moment
die Ausbildung brauchte ich sehr gute         als nächstes?                                     gut ausgelastet – und jetzt schaue ich erst
Deutschkenntnisse und wenn ich für et-        Hier im Betrieb fühle ich mich sehr               mal, was die Zukunft mir bringt.
was brenne, bin ich auch motiviert.           wohl, ich arbeite in Teilzeit und mache

„Das Abitur war für mich uninteressant“
Jason Engelage ist einer besten Auszubildenden seines Jahrgangs. Der
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wusste
schon als Jugendlicher, dass er Handwerker werden will. HiBB sprach
mit dem 20-Jährigen über die Arbeit in seinem Ausbildungsbildungs­
betrieb Rudolf Redel/Inh. Uwe Asendorf und seine Zukunftspläne

   HiBB: Herr Engelage, wann wurde            Nun sind Sie Geselle und sammeln
Ihnen klar, dass Sie SHK-Handwerker           Arbeitspraxis. Haben Sie darüber hinaus
werden möchten?                               noch andere Pläne?
Jason Engelage: Schon in der Schule           Ja, ich möchte bald meine Meisterfort-
wusste ich das. Deshalb wollte ich auch       bildung anfangen. Damit kann ich mich
kein Abitur machen. Meine Lehrer haben        vielleicht irgendwann selbstständig
sich darüber gewundert, weil ich eigent-      machen oder sie nutzen, um mich zu
lich die Noten dafür hatte, aber das Abitur   spezialisieren.                                  Außerdem tut sich doch einiges hinsicht-
war für mich einfach uninteressant. Ich                                                        lich der technischen Entwicklung im
wollte meine Energie lieber in die Aus-       Was gefällt Ihnen denn an Ihrer Arbeit           SHK-Gewerk?
bildung stecken. Nach meinem Mittleren        am besten?                                       Ja, ich interessiere mich auch sehr für die
Schulabschluss habe ich mich bei der          Dass ich nicht dauernd das Gleich mache:         ganze Technik rund um das Smart Home,
Firma Rudolf Redel beworben, wo ich           Jedes Haus ist anders. Mit einem Kunden          wo man alles – selbst wenn man nicht zu
bereits während der Schule ein Prakti-        zu besprechen, wie sein Badezimmer               Hause ist – per App steuern kann.
kum gemacht hatte. Mein Vater und mein        später aussehen soll, das gefällt mir.
Onkel sind auch Anlagenmechaniker mit         Neben der Klempnerarbeit mag ich die             Bleiben Sie Bremen auch in Zukunft
eigenem Betrieb, aber ich wollte lieber       soziale Komponente. Auch der Heizungs-           treu?
woanders meine Ausbildung absolvieren.        bau oder die Arbeit mit Gasleitungen             Ich hatte mir das kurzzeitig mal anders
Bei Redel wurde ich nach meiner Ab-           sind immer wieder neu – je nachdem wo            überlegt, aber woanders fühle ich mich
schlussprüfung auch übernommen, das           man hinkommt. Auch wenn es bestimmte             einfach nicht zu Hause. Ich bin auf jeden
freut mich sehr.                              Grundprinzipien bei der Arbeit gibt, ist sie     Fall Bremer.
                                              doch jeden Tag anders.                                                     Interviews: Frauke Janßen

Jason Engelage mit seinem Ausbilder Uwe       Bevar Dagli mit seinen Eltern Sakire Dagli und   Joana Pinto Reis mit ihrem Ausbilder Dietrich
Asendorf.                                     Azat Cudi Dagli.                                 Penz.
HANDWERK in Bremen und Bremerhaven - Handwerkskammer Bremen
TITELTHEMA
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                                                                       Den beiden Kfz-Handwerkern Marius Warnecke
                                                                       (links) und Ricardo Mehmeti hat die Meister-
                                                                       fortbildung ganz neue Perspektiven eröffnet.

                      Meisterhaft bestanden
                      Sie gehören zu den besten Meistern und Betriebswirten ihres
                      Jahrgangs. HiBB sprach mit vier jungen Handwerkern darüber,
                      was sie antreibt und was ihnen die Weiterbildung gebracht hat

  Als Marius Warnecke vor fünf Jahren         als Hobby ausleben. Warnecke kündigte         rückenschonend eingerichtet oder lasse
wieder Werkstattluft schnupperte, war         stattdessen seinen Job und übernahm           meine Mitarbeiter rotierend arbeiten, das
ihm schnell klar: „Ich möchte den Betrieb     den Familienbetrieb, den er nun seit zwei     heißt leichte und schwere Tätigkeiten
meines Vaters übernehmen.“ Bis dahin          Jahren zusammen mit seiner Frau führt.        werden abwechselnd gemacht. Seine
hatte der heute 29-Jährige eigentlich         Teil drei und vier der Meisterfortbildung,    Meisterfortbildung sieht er als Garanten
anderes im Sinn gehabt. Nachdem er            die Ausbildereignung und der betriebs-        für Qualität: „Die Praxisnähe hat mir ganz
sein Masterstudium in Ökonomie – mit          wirtschaftliche Teil, wurden ihm auf-         neue Perspektiven auf das Handwerk
der Möglichkeit seinen Doktor zu ma-          grund seiner akademischen Abschlüsse          eröffnet und meine Fähigkeiten enorm
chen – abgeschlossen und einige Jahre         anerkannt – die Meisterprüfung hat er im      erweitert.“
in der Gesundheitswirtschaft gearbeitet       vergangenen Jahr mit Bravour bestanden.
hatte, bekam er bei einem Besuch der          Sein Studium möchte Marius Warnecke           Lebenslang weiterlernen
elterlichen Werkstatt plötzlich Lust, dort    nicht missen, denn er kann seine Kennt-
beruflich einzusteigen. „Ich habe mich        nisse im betrieblichen Gesundheitsma-         Ähnlich sieht es auch Kfz-Meister Ricardo
immer schon für Autos und Motorräder          nagement auch in der Werkstatt nutzen:        Mehmeti. Der 26-Jährige arbeitet derzeit
interessiert, wollte das bis dahin aber nur   „Ich habe zum Beispiel die Arbeitsplätze      für den TÜV-Nord und hat ebenfalls im
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                                                                                                                                      11

            Torben Haase (links) und Patrick Scherer haben
            nach dem Meistertitel noch den „Betriebswirt im
            Handwerk“ draufgesetzt.

vergangenen Jahr seine Meisterprüfung
abgeschlossen. „Ich habe ganz andere
Aufstiegsmöglichkeiten und jetzt auch ein
Ass im Ärmel, falls ich mich irgendwann
                                                     „    Jeder hat sein
                                                                                              Meister gemacht. Arbeitspraxis sammelte
                                                                                              er in einem Bremer Betrieb, der inzwi-
                                                                                              schen von einem großen Unternehmen
                                                                                              übernommen wurde. Haase, der von 2017
selbstständig machen möchte.“ Abge-                       persönliches                        bis 2019 nebenberuflich den Betriebswirt

                                                                                 “
sehen von den persönlichen Vorteilen,                                                         im Handwerk absolviert hat, steigt die
schätzt Mehmeti die Fähigkeiten, die ihm                 Steckenpferd                         Karriereleiter weiter hoch: Zuerst leitete
die Fortbildung zum Meister gebracht                                                          er ein Geschäft in Bremen, dann wurde er
haben: „Ich bin breiter aufgestellt, kenne                                                    Bezirksleiter und seit Anfang des Jahres
mich mit den Betriebsabläufen aus und           praktische Erfahrungen gesammelt und          führt er als Gebietsleiter 17 Fachgeschäfte
habe insgesamt ein viel umfassenderes           dann noch zwei Jahre lang berufsbe-           in Norddeutschland. „Gerade in Sachen
Bild des Berufs bekommen. Das würde             gleitend den Betriebswirt im Handwerk         Personalführung hat mir die Betriebs-
ich jedem weiterempfehlen!“ Die Technik         draufgesetzt. „Dafür braucht man Biss         wirt-Qualifikation sehr viel gebracht,“
entwickle sich so rasant, dass sich ohne        und Disziplin“, weiß Scherer. Beides zahle    sagt Torben Haase. Aber auch für Hand-
regelmäßige Weiterbildung gar nicht mehr        sich aber am Ende aus: Durch das Know-        werker, die in kleinen Betrieben arbeiten,
fachkundig arbeiten ließe, so Mehmeti.          how, das er zusätzlich erworben hat,          sei die Weiterbildung sinnvoll. „Jeder
Momentan macht der Kraftfahrzeugtech-           bietet sich ihm nun vielleicht die Möglich-   hat sein persönliches Steckenpferd; für
niker-Meister eine interne Fortbildung          keit, mit in die Geschäftsführung seines      andere Teilnehmer war zum Beispiel
zum Schaden- und Wertgutachter – eine           bisherigen Arbeitgebers aufzusteigen. Um      der ­Bereich Marketing, den man dort
weitere Sprosse auf seiner Karriereleiter.      seine Zukunft macht sich Patrick Scherer      ebenfalls lernt, besonders hilfreich und
                                                jedenfalls keine Sorgen: „Ich wollte schon    wichtig.“
Durch Qualifikation hervorheben                 immer unabhängig sein, Dinge selbst be-
                                                stimmen können und mich durch Quali-          Ganz gleich wie jeder einzelne seine
Auch die Fortbildung zum Betriebswirt           fikation von anderen abheben.“                ­Qualifikationen nutzt, sie helfen weiter
bringt Handwerkern neue Möglichkeiten,                                                         und bringen Sicherheit. Torben Haase
sich beruflich weiterzuentwickeln. Diese        Diese Einstellung teilt auch Torben Haase.     fasst es so zusammen: „Ich will schon in
Chance hat Patrick Scherer genutzt. Nach        Der Hörgeräteakustiker hat seine Ausbil-       jungen Jahren etwas erreichen, um eine
seiner Ausbildung zum Zahntechniker hat         dung vor zehn Jahren als zweiter Bundes-       Basis für später zu schaffen.“ 
er sich zunächst als Meister qualifiziert,      sieger abgeschlossen und danach seinen                                     Frauke Janßen
AUS- / WEITERBILDUNG
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Montage-Training
für Wellness-Oasen
Glaser-Innung lud Betriebe zum Seminar
über den Bau von Ganzglas-Duschen ein

  Die Zeiten der Nasszelle sind vorbei. Stattdessen haben
moderne Badezimmer immer häufiger den Charakter einer
Wellness-Oase. Dazu gehören oftmals auch Duschen mit groß-
flächigen Glas-Wänden. Für Glaser-Betriebe bedeutet diese
Entwicklung ein neues Betätigungsfeld, statt vormontierter         Individuelle Lösungen werden auch im Bad immer häufiger nachgefragt.
Duschkabinen fragen Kunden immer häufiger nach individuellen       Die Umsetzung war Thema bei einem Seminar der Glaser-Innung. Foto: PR
Lösungen. Wie diese technisch umgesetzt werden und welche
gesetzlichen Vorschriften dabei beachtet werden müssen, ge-        & Sohn einen umfassenden Überblick über die neue Technische
hörte zu den Themen eines Seminars, zu dem die Glaser-Innung       Regel TR24 und verglichen diese mit der schon länger bekannten
Bremen jetzt ihre Mitgliedbetriebe eingeladen hatte.               DIN EN 14428. Im anschließenden Praxisteil konnten die Teil-
In den Räumen der Firma Lenderoth gaben die Referenten Sa-         nehmer alle wesentlichen Arbeitsschritte bei der Montage von
scha Palzhoff und Gerrit Neuhalfen vom Beschlag-Hersteller Pauli   Ganzglas-Duschen am Modell erproben.

Gelungene Symbiose
zwischen Tradition und Zukunft
Im Kompetenzzentrum der Handwerkskammer
kommen altes Bäckerhandwerk und digitale
Technik zusammen

   Als einer der wenigen Bildungsstätten in Deutschland werden
im HandWERK Bremen noch Bäcker in der überbetriebliche Lehr-
lingsunterweisung ausgebildet. Doch nicht nur die Bäcker, son-
dern auch die Fachverkäufer für das Lebensmittelhandwerk sind
regelmäßige Besucher im Kompetenzzentrum der Handwerks-
kammer, der HandWERK gGmbH. „Wir sind froh, dass dieses
uralte Handwerk immer noch in Bremen seinen Bestand hat und
Auszubildende keine weiten Wege für die überbetriebliche Aus-
bildung in Kauf nehmen müssen“, erläutert Geschäftsführer Jens
Rigterink. Ebenso spielt die berufliche Orientierung eine große
Rolle für dieses Gewerk. Hier wird Schülern der 7. und 8. Klasse
das Handwerk an zwei Tagen nähergebracht, Interesse geweckt
und die besondere Wertschätzung für Lebensmittel gefördert.
Auch im Bäckerhandwerk hat die Digitalisierung Einzug gehalten.
Im Sommer wird im Rahmen der digitalen Förderung ein neuer
digitaler Pasteurisator und eine digitale Backofensteuerung Ein-
zug in die Lehrbackstube halten. Hajo Wilkening, der in diesem
Jahr seine 10-jährige Firmenzugehörigkeit feiert, kann diese
Geräte nun für die praktische Ausbildung der Lehrlinge einsetzen   Hajo Wilkening und Jens Rigterink freuen sich über die neue Technik.
und digitale Prozesse in der Backstube üben.                                                                                  Foto: HandWERK
AUS- / WEITERBILDUNG
                                                                                                                                             13

Equipment der Firma Bosch
  Der Markt der E-Bikes wächst stetig.
Jedes dritte Fahrrad ist mittlerweile ein
E-Bike, die technisch immer anspruchs-
voller werden. Experten gehen davon aus,
dass in Zukunft über zwei Millionen E-Bikes
auf Deutschlands Straßen unterwegs sind.
In der Ausbildung zum Zweiradmecha-
tronikern werden zwei Lehrgänge hier
im HandWERK durchgeführt. Unter der
Leitung von Meister Andreas Tietjen stehen
dabei besonders die neuen digitalen
Herausforderungen im Vordergrund. Im
Kfz-Gewerbe sind Tester zur Fehlersuche
bei Fahrzeugen eine Selbstverständlich-
keit, im Gewerk der Zweiradmechatroniker
beginnt dieser neue Weg der Fehlersuche
erst jetzt. Deshalb ist die Freude groß, dass
die Firma Bosch mit ihrem Außendienstler
Rene Gottschalk dem HandWERK Tester
zur Fehlersuche und weitere technische          Kfz-Meister Andreas Tietjen, Geschäftsführer Jens Rigterink, ÜLU-Koordinator Andreas Trede und
Ausstattung zur Verfügung gestellt hat.         René Gottschalk von der Firma Bosch (von links).                                  Foto: HandWERK

                                                                                                              NEWS / BETRIEBE
                                                                                                                                             13

Innung für Orthopädie Technik
wählt neuen Vorstand
                                                Andreas Rulitschka tritt die Nachfolge von Carsten Strangmann
                                                als Obermeister an. Innungsbetriebe sprechen über die Ausbil-
                                                dung und a
                                                         ­ ndere wichtige Branchenthemen

                                                    Die Innung für Orthopädie Technik             Außer den Vorstandswahlen standen zahlrei-
                                                Niedersachsen/Bremen hat eine neue                che wichtige Fachthemen auf der Tagesord-
                                                Führungsspitze. Bei der jüngsten                  nung, darunter die Vertragsverhandlungen
                                                Innungsversammlung wählten die                    mit den Krankenkassen sowie die ab dem
                                                Mitglieder mit großer Mehrheit den bis-           26. Mai anzuwendende EU-Medizinproduk-
                                                herigen stellvertretenden Obermeister             te-Verordnung (MDR). Über deren Umset-
                                                Andreas ­Rulitschka zum neuen Ober-               zung informierte Axel Siegmund vom BIV.
                                                meister. Dieser tritt damit die Nach­­-
                                                folge von Carsten Strangmann an,                  Darüber hinaus diskutierten die Innungsmit-
                                                der seine Geschäftsführer-Tätig-                  glieder über das Thema Ausbildung. Für eine
                                                keit b­ eendet hat und seit Beginn des            noch bessere Ausbildungsqualität und neue
                                                Jahres beim Bundesinnungsverband                  Ausbildungsansätze gibt es an der überbe-
                                                ­Orthopädie.Technik (BIV) im Bereich              trieblichen Ausbildungsstätte in Hamburg
                                                 Vertragsmanagement tätig ist. Neuer              seit Anfang des Jahres einen angestellten
Der neue Obermeister Andreas Rulitschka          stellvertretender Obermeister ist Patrik         Ausbildungsleiter für die Überbetriebliche
(links) dankte seinem Vorgänger Carsten          Wolfgang Werner. Als neues Mitglied              Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Zeitnah soll
Strangmann für dessen großes Engage-             ­wurde Sven Lahmann in den Innungs-              unter anderem das Thema 3-D-Druck in der
ment zugunsten der Innung.     Foto: Schiebe     vorstand gewählt.                               Werkstatt umgesetzt werden.
HANDWERK AKTIV
14

Sportpsychologin Frauke F. Wilhelm arbeitet mit jungen Fußballprofis zusammen.                                           Foto: Hannover 96

Wie das Handwerk vom
Leistungssport profitieren kann
Ein Erlebnisvortrag informiert darüber, wie mithilfe von Methoden aus dem Leistungs-
sport Motivation und Ressourcen Heranwachsender gestärkt werden können

  Mit Unterstützung der Bremer Bil-               zen möchte. Deshalb unterstützen die      die Veranstaltung führen die Sport-
dungsbehörde plant die gemeinnützige              ­Handwerkskammer Bremen und der           psychologin und Mentaltrainerin der
Initiative Gesundheitsland Deutschland             Verband der Familienunternehmer in       DFB-U20-Nationalmannschaft, Frauke F.
e.V. Ende dieses Jahres den Start eines            Bremen das Projekt als Kooperations-     Wilhelm, sowie der Projektbotschafter
Pilotprojektes an ausgewählten Bre-                partner.                                 und Sportler Sascha Gramm.
mer Schulen. Titel: „FIETE.Z – In jedem
steckt ein Held“. Wesentliches Ziel des           Über die Fördermöglichkeiten des              INFO
Projekts ist die Stärkung psychischer             Projektes und wie Unternehmer sowie
Ressourcen sowie der Motivation und               Führungskräfte des Handwerks mit            Der Erlebnisvortrag findet am
Leistungsfähigkeit Heranwachsender                mentalen Methoden aus dem Leistungs-        19. März von 8.30 – 11.30 Uhr im
mit den sportpsychologischen Metho-               sport „auch die dicksten Bretter bohren     Handwerkssaal der HWK Bremen,
den aus dem Profi- und Leistungssport.            können“, informiert der Erlebnisvortrag     Ansgaritorstr. 24, 28195 Bremen statt.
Die mentale Stärkung von Jugendlichen             „Stärken stärken zum Frühstück“. Ge-        Anmeldungen und Kontakt:
ist ein wichtiges Thema für die Gesell-           meinsam mit Mitgliedern des Verbands        Gesundheitsland Deutschland e.V.,
schaft – wie auch für die Zukunft des             „Die Familienunternehmer“ in Bremen         Sascha W. Nießen, Telefon: 040 / 33
Handwerks. FIETE.Z ist ein Projekt,               können Mitglieder der Handwerkskam-         46 90-420, Mobil: 0151 / 75 07 87 32,
welches Politik, Behörden, Wirtschaft,            mer Bremen den unterhaltsamen und           E-Mail: niessen@gesundheitsland-
Sport und Schule miteinander vernet-              spannenden Vormittag erleben. Durch         deutschland.de
HANDWERK AKTIV
                                                                                                                                 15

Betriebe gegen Plastikmüll
„Bündnis für Mehrweg“ startet in der Handwerkskammer Bremen

  Jedes Jahr werden rund 300 Millionen      müll durch Abdeckfolien bei Malerarbei-
Tonnen Plastik hergestellt. Das ver-        ten hin. „Statt eine Folie nur einmal zu
braucht nicht nur viel Energie. Wegge-      benutzen, können wir Malervlies bis zu
worfen, gefährdet Plastik Böden und         sieben mal verwenden. Auf diese Weise
Meere, denn es ist extrem langlebig:        konnten wir unseren Plastikmüll dras-
Bis sich eine Plastikflasche komplett
aufgelöst hat, vergehen rund 450 Jahre!
                                            tisch reduzieren.“ Außerdem hat er eine
                                            Reinigungsmaschine für Schaum- und
                                                                                           INFO
Bremer Betriebe setzen deshalb ein          Farbwalzen angeschafft. Die gereinigten
Zeichen und haben sich im „Bündnis für      Walzen können ebenfalls deutlich öfter       Dem Bündnis beitreten können Hand-
Mehrweg“ zusammengeschlossen. Bei           verwendet werden.                            werksbetriebe, die eine Strategie
der Auftaktveranstaltung in der Hand-                                                    vorweisen können, bereits Maßnah-
werkskammer Bremen präsentierten            „Mit dem ‚Bündnis für Mehrweg‘ schaf-        men zum Verzicht auf Plastikprodukte
Bündnismitglieder wie die SV Werder         fen wir mit und für Bremer Unternehmen       ergriffen haben oder an Aktionen
Bremen GmbH & Co KG, die Deutsche           eine Plattform, um Material-intensive        teilnehmen, die zur Reduzierung von
See GmbH, der Edeka Roter Sand Jens         Verpackungen zu reduzieren, alternative      Kunststoffen in der Umwelt beitragen.
Knauer e.K., die Rehaklinik am Sende-       Mehrweglösungen zu entwickeln und
saal sowie ­Naturkost-Geschäfte und         das freiwillige Engagement für einen         Kontakt:
der neu eröffnete „Unverpackt Laden         nachhaltigen Konsum zu stärken“,             Handwerkskammer Bremen
Findorff“.                                  erklärte die Bremer Umweltsenatorin          Arbeits-, Gesundheits- und Umwelt-
                                            ­Maike Schaefer während der Veranstal-       schutzberatung
Auch zwei Handwerksbetriebe sind beim        tung. ­Désirée Diering von RENN.nord        Tuku Roy-Niemeier
Bündnis dabei: Das Konditorei-Café           erläuterte, worauf es den Initiatoren vom   Ansgaritorstraße 24
Stecker setzt für Kaffee-Kunden kon-         „Bündnis für Mehrweg“ noch ankommt:         28195 Bremen
sequent auf Mehrweg. „Etwa 320.000           „Vor allem ist uns eine umfassende,
Einwegbecher werden in Deutschland           proaktive und sichtbare Information von     Telefon: 0421 / 30 500-312
stündlich verbraucht und die Menge an        Zulieferern, Mitarbeitenden und Kund-       E-Mail: roy-niemeier.tuku@
Verpackungsmüll ist in den vergangenen       schaft über die eigenen betrieblichen       hwk-bremen.de
Jahren stetig gestiegen“, sagt sein Ge-      Maßnahmen wichtig. Nur so können
schäftsführer Bernard Timphus. Wer we-       neue Lösungen und die kontinuier-           Betriebe können für die umweltfreund-
nig Zeit hat, bekommt in der K­ onditorei    liche Reduzierung des Plastikkonsums        liche Ausrichtung Ihres Betriebs von
Stecker den Coffee-to-go in seinen           gewährleistet werden.“ Passend zum          einer großen Bandbreite an Förder­
mitgebrachten Mehrweg-Becher gefüllt.        Thema wurde die Bremer Initiative           programmen profitieren.
Außerdem dabei ist der Malereibetrieb        Packbuddy für ihr Engagement im Be-
Kühnast. Malermeister und HWK-Präses         reich nachhaltiger Konsum als „Projekt      Ansprechpartner:
Thomas Kurzke stellte dazu Maßnahmen         Nachhaltigkeit“ 2019 von RENN.nord,         Geschäftsstelle Umwelt Unternehmen
aus seinem Gewerk vor: „In Deutsch-          den Regionalen Netzstellen Nachhaltig-      Torsten Stadler
land fallen pro Jahr fast sechs Millionen    keitsstrategien, in Kooperation mit dem     Telefon 0421 / 32 34 64-22
Tonnen Kunststoffabfall an“, sagt er und     Rat für Nachhaltige Entwicklung ausge-      E-Mail: stadler@uu-bremen.de
wies unter anderem auf den Kunststoff-       zeichnet.
HANDWERK AKTIV
16

Klartext im Gewerbehaus
Beim Neujahrsempfang der Kfz-Innung Bremen steht traditionell die
Bremer Verkehrs- und Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt. Dieses Jahr
tauschten Obermeister Hans Jörg Kossmann, Handelskammer-Präses
Janina Marahrens-Hashagen und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt ihre
Argumente aus

  Obermeister Hans Jörg Kossmann spar-       arbeiten. Deutliche Kritik übte sie an der
te in seiner Rede nicht mit Kritik an der    von einigen Volksvertretern angedachten
Bremer Politik und der Klimadebatte. „Ich    Ausbildungsumlage. „Diese ist wider-
denke, wir müssen alle etwas fürs Klima      sinnig“, so Marahrens-Hashagen vor dem
tun“, sagte Kossmann. Allerdings solle       Hintergrund, dass viele ausbildungswillige
man nicht auf Verbote setzen, sondern auf    Betriebe schlicht und einfach keine ge-
die Forschung und auf intelligente Lösun-    eigneten Auszubildenden finden.
gen. „Die Vorfestlegung auf E-­Mobilität
ist einer der größten Irrtümer der letzten   „Eine Ausbildungsumlage wird nicht das
Jahre.“ Dass die norddeutschen Bundes-       Handwerk treffen“, entgegnete Wirt-
länder die Wasserstofftechnologie nun        schaftssenatorin Kristina Vogt in ihrem
gemeinsam voranbringen wollen, sei hin-      Grußwort. Das Nachwuchsproblem vieler
gegen eine gute Nachricht.                   Handwerksbetriebe sei ihr sehr wohl
                                             bewusst. Zum Thema autofreie Innen-
Mit ernster Miene betrachtete Kossmann       stadt sprach sie sich für einen Ausbau
die Entwicklung in der Kfz-Branche, be-      der öffentlichen Verkehrsmittel aus. Den
sonders kritisierte er die Hersteller. Um    Autoverkehr weitgehend aus der Innen-
CO2-Strafen zu entgehen, setzten sie die     stadt fernzuhalten, sei ein wichtiges
Händler unter Druck. „Damit wir die üb-      Mittel, deren Attraktivität zu steigern.
lichen Provisionen bekommen, müssen
wir zu mindestens 20 Prozent E-Autos ver-    Text und Fotos: Oliver Brandt
kaufen. Autos, die eigentlich kein Kunde
haben will. Das ist Knebelung. Anders
kann man es nicht nennen.“

Mit Blick auf den Fachkräftemangel und
die Ausbildung im Handwerk bezweifelte                                                                                Michael Keller, Elisabeth
Kossmann den Sinn des von der Politik                                                                                 Motschmann, Frank
für Blumenthal geplanten Berufsschul-­                                                                                Imhoff, Heiko Strohmann,
Campus´. Gleichzeitig schlug er eine                                                                                  Arno Gottschalk, Birgit
Zusammenlegung des handwerklichen                                                                                     Bergmann.
Bildungszentrums mit der neuen Berufs-
schule vor.

Janina Marahrens-Hashagen, Präses
der Handelskammer Bremen, ging in
ihrem Grußwort unter anderem auf das
viel diskutierte Thema der autofreien
                                               Obermeister Hans Jörg Kossmann
oder -armen Innenstadt ein. Sollten die        beleuchtete unter anderem den von
Pläne umgesetzt werden, müsse zuvor            der Politik für Blumenthal geplanten
dringend neuer Parkraum am Rande der           Berufsschul-Campus kritisch.
City geschaffen werden. Die Politik lud
sie dazu ein, gemeinsam mit der Wirt-
schaft ein tragfähiges Konzept zu er-                                                     Andreas Tietjen, Bernd Brunssen, Katrin Roßmüller.
HANDWERK AKTIV
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                                                                                         Mehr als 160 Gäste aus Politik und Wirtschaft
                                                                                         ­begrüßte die Kfz-Innung zum Neujahrsempfang.

                                                       Christian Brüns, Jens Mennicke,
                                                       Ralf Oldenburg.

Handelskammer-Präses Janina
Marahrens-Hashagen kritisier-
te die Pläne für eine autofreie
Innenstadt.

                                                                                                  Matthias Winter, Klaus Alpert, Björn Tschöpe,
                                                                                                  Martin Schulze.

                 Sunitaya und Andreas Trede, Jens Rigterink,                      Florian Kruse, Theodor Schnibbe, Kai Schulz.
                 Angelika Pfeifer.

               Nach Aussage von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt
               würde eine Ausbildungsumlage nicht das Handwerk               Robert Bücking, Petra Krümpfer, Volker Stahmann, Jörg Metag,
               treffen.                                                      Bernd Rosenbaum.
HANDWERK AKTIV
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          „Ich bin auf meine
           Art besonders“
             Den richtigen Platz finden für
             Menschen mit Beeinträchtigungen

  Der 29-jährige Tischlergeselle P­ atrick     einem betrieblichen Praktikumstag für
Maasberg lebt mit der Diagnose Asperger        Menschen mit seelischen, geistigen oder
Autismus. Er beschreibt sein Handicap          körperlichen Beeinträchtigungen. Nach
so: „Ich nehme sehr viel wahr von der          vielen Absagen fand sich ein Tischle-
Umgebung und tu‘ mich schwer damit,            rei-Betrieb, der ihm das Tagespraktikum
mich auf mein Arbeiten zu konzentrieren,       ermöglichte. Daraus entstand zunächst
weil ich immer Angst habe, dass ich etwas      ein längeres Praktikum und mit Beglei-
nicht mitbekomme.“ Fast alle Versuche          tung des Integrationsfachdienstes wurde
in einem Betrieb fest unterzukommen,           schließlich eine für zwei Jahre geförder-
scheiterten bisher.                            te Stelle daraus, bei der Maasberg viel
Der Bremer Verein für Innere Mission           Arbeitspraxis sammelte. Heute kontrol-
berät Menschen mit Beeinträchtigungen          liert er in einem Lager den Wareneinkauf
in ihrem Projekt MitArbeit und begleitet       und versendet Artikel. Um ihn von einem
sie individuell auf dem Weg in Arbeit. „Ich    Teil der äußerlichen Reize abzuschotten,        profitiert auch davon: „Ich kann mir
wünsche mir, dass mir mehr zugetraut           hat die Bundesagentur für Arbeit ihm            sehr gut Sachen merken. Meine Kollegen
wird! Ich will arbeiten“, sagte Patrick        einen speziellen Gehörschutz genehmigt,         sind ziemlich überrascht, dass ich auch
Maasberg in seinem ersten Beratungs-           sodass er sich besser auf seine Arbeit          nach Wochen noch weiß, welchen Artikel
termin. Dabei erfuhr er vom DUOday –           konzentrieren kann. Und der Betrieb             ich wo eingelagert habe.“

Bäcker-Innung unterstützt wohltätige Arbeit
Der Erlös des Klabenanschnitts auf dem Marktplatz kommt traditionell gemeinnützigen
Einrichtungen zugute. Dieses Jahr geht die Spende an die Bremer Suppenengel

  Die 100 Meter Klaben, welche die            die Ausgabe von Kleiderspenden, durch
Bäcker-Innung Bremen Mitte November           Hilfsangebote zur kalten Jahreszeit,
zur Saisoneröffnung auf dem Markt-            durch Beratung zur Bewältigung sozialer
platz verkauft hat, dürften schon lange       Krisensituationen und durch Hilfe beim
verzehrt worden sein. Doch die Aktion         Umgang mit Behörden. Außerdem
wirkt positiv nach. Jetzt übergaben           bemüht sich der Verein, der von drei
Obermeister Peter Büser und Stefan            haupt- und 46 ehrenamtlichen Mitarbei-
Schiebe, Geschäftsführer der Kreis-           tern getragen wird, um die Einrichtung
handwerkerschaft Bremen, dem Bremer           nachhaltiger Arbeitsangebote für sozial
Suppen­engel e.V. den Erlös des Klaben­       benachteiligte und junge Menschen.
anschnitts in Höhe von 2.000 Euro.            Mit ihrem Projekt „Flüchtlinge kochen
                                              für Obdachlose“ gehörten die Bremer          Peter Valtink (Mitte), Geschäftsführer der Bremer
Der 1997 gegründete Verein unterstützt        Suppenengel 2016 zu den Preisträgern         Suppenengel, begrüßte Obermeister Peter Büser
hilfsbedürftige Menschen durch warme          des bundesweiten Wettbewerbs „Aus-           (rechts) und KH-Geschäftsführer Stefan Schiebe zur
Mahlzeiten und frische Salate, durch          gezeichnete Orte im Land der Ideen“.         Scheckübergabe.                           Foto: Brandt

                                        DIENSTAG, 21. APRIL 2020
          SAVE
                                                                                                                      WEITERE INFOS

                ATE:
                                                                                                                      IN DER NÄCHSTEN
          TH E D                       „Geflüchtete im Handwerk – eine Chance“
                                       RKW-Servicestelle „Deutsch am Arbeitsplatz“                                     HANDWERK    in Bremen und Bremerhaven
Information
                                                                                                               der AOK Bremen /
                                                                                                               Bremerhaven

                                                              BRANCHENREPORT
                                                              HANDWERK
                                                              2 I 2020

        Wissen erhalten                                                           ONLINE-
                                                                                   TIPP
Geht ein Handwerker nach langen Arbeitsjahren in den
Ruhestand, hinterlässt er oft eine große Lücke im Unter-
nehmen. Jahrzehntelange Erfahrung lässt sich nicht so                    Wer ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutiert, profitiert von
ohne Weiteres ersetzen. Und durch den Fachkräfteman-                     einem hohen Erfahrungswissen. Durch Wissens- und Erfahrungs-
gel ist in vielen Handwerksberufen der Ersatz schwierig.                 transfer sind altersgemischte Teams produktiver. Handwerksunterneh-
   Gleichzeitig sind ältere Menschen heute so vital und                  men können durch eine gezielte Ansprache Ältere für sich gewinnen.
körperlich fit wie nie zuvor. Viele möchten zur Rente                    Wie das gelingt, zeigen die Handlungsempfehlungen des Kompetenz-
noch etwas dazuverdienen und weiter in ihrem Beruf tä-                   zentrums Fachkräftesicherung (KOFA).
tig sein – nur vielleicht nicht mehr in Vollzeit. Was liegt                  kofa.de >mitarbeiter-finden-und-binden > wen-rekrutieren
also näher, als den in Rente gehenden Arbeitnehmern ein                      > aeltere
interessantes Angebot zu machen oder gezielt nach Rent-
nern als Mitarbeiter zu suchen? Welche Erfahrung die
Anders Heizung-Sanitär GmbH dabei gemacht hat, zeigt
das Firmenporträt auf Seite 2.                                                                                         LESE-
   Bei Fragen zur Sozialversicherung und zur betrieb-
lichen Gesundheit bei der Beschäftigung von Älteren bie-
                                                                                                                       TIPP
tet die AOK Bremen/Bremerhaven als kompetenter Part-
ner Hilfe an.                                                            Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Viele Arbeitgeber haben
                                                                         längst das Potenzial entdeckt, das in den eigenen Belegschaften
                     Jörg Twiefel                                        steckt – und halten ältere Arbeitnehmer länger im Betrieb. Die Bro-
     Direktor Markt der AOK Bremen/Bremerhaven                           schüre der AOK Bremen/Bremerhaven informiert über Rentenbe-
                                                                         zug und Weiterbeschäftigung, Rentenarten und Formen der Alters-
                                                                         teilzeit.
                                                                             aok.de/fk/bremen/broschueren
Lieber langsam aus dem
                                        Berufsleben aussteigen
                                        Firmenporträt Bei der Anders Heizung-Sanitär GmbH in Bremen-Huckelriede ist Jens Rehling
                                        zuständig für Werkzeug, Lager und Altmetall, für die Entsorgung von Batterien und Ölen und
                                        für die Optimierung von Hof und Gebäude. Kurz: für alles, was sonst gern liegen bleibt. Der
                                        Rentner ist seit 2018 im Unternehmen und hat dort schon einiges verbessert – ein Glücksfall
                                        für beide Seiten.

                                        Jens Rehling stellt am Schweißbrenner eine weiche Flamme         Erfahrung und Kenntnisse in alten Techniken
                                        ein, denn er will das Metall nur erhitzen. So will der 63-Jäh-   Für Heiko Anders ist der erfahrene Geselle viel wert, auch
                                        rige eine festsitzende Schraube am Gewindeschneider lö-          wenn er nur wenige Stunden in der Woche auf 450-Euro-
                                        sen, weil die Schneiden erneuert werden müssen. Neben            Basis arbeitet. „Jens Rehling will in der Firma etwas be-
                                        der Pflege des Werkzeugs fällt auch das Altmetall in seinen      wegen. Er sieht selber, was gemacht werden muss und wo
                                        Arbeitsbereich. Seit Januar 2020 ist Rehling Vollrentner, je-    Verbesserungen möglich sind“, beschreibt Anders das En-
                                        doch bezieht er schon seit 2018 aus gesundheitlichen Grün-       gagement des Rentners. „Er hat noch Techniken gelernt,
                                        den eine Rente. Deshalb soll er auch nur leichte Arbeiten        die heute schon gar nicht mehr Teil der Ausbildung sind.“
                                        verrichten.                                                      Schweißen und Löten bringt er den jungen Gesellen und
                                           Die Firma Anders Heizung-Sanitär kennt Jens Rehling           Auszubildenden bei. Bei Reparaturen alter Anlagen kann
Jens Rehling beherrscht                 schon seit 1972, als er beim Firmengründer Edmund An-            das noch nützlich sein. Außerdem kann Rehling den Jun-
Techniken, die heute gar                ders in die Lehre ging. Heizungs- und Lüftungsbauer hieß         gen viel Wissen über die unterschiedlichen Werkzeuge und
     nicht mehr Teil der                der Beruf damals. Nach einigen Jahren bei Anders und             Materialien weitergeben.
                                        später in anderen Betrieben verließ er Bremen, um in der            Regelmäßig nimmt Rehling an den Werkstattbespre-
        Ausbildung sind.                Schweiz als leitender Monteur zu arbeiten, behielt aber          chungen und am geselligen Leben der Firma teil. So hat
 Geschäftsführer Heiko Anders, Anders
      Heizung-Sanitär GmbH, Bremen
                                        seinen Wohnsitz in der Hansestadt.                               sich der Rentner inzwischen gut ins Team eingelebt. „Zu-
                                           Seine Verrentung aus gesundheitlichen Gründen hatte           erst musste er sich an die moderne Betriebskultur bei uns
                                        ihn vor zwei Jahren schneller als geplant aus dem Berufs-        gewöhnen“, sagt Heiko Anders. „Wir haben hier flache
                                        leben herauskatapultiert. Eigentlich wollte er nicht so          Hierarchien und einen kollegialen Umgang. Probleme wer-
                                        schnell Schluss machen, sondern lieber nach und nach aus-        den offen angesprochen. Das ist für manche ältere Gesel-
                                        steigen. „Handwerk ist schon etwas Besonderes“, sagt             len nicht selbstverständlich.“
                                        Rehling, „mich stört es auch nicht, mir die Hände schmut-
                                        zig zu machen.“ Deshalb war er froh, als Heiko Anders ihn
                                        im Sommer 2018 fragte, ob er nicht bei ihm arbeiten wolle.
praxisinfo
                                                                  Immer mehr Ältere gehen arbeiten
                                                                  Der Anteil der Erwerbstätigen in der Altersgruppe kurz vor und nach dem gesetzlichen
                                                                  Renteneintrittsalter hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt.
                                                                  Erwerbstätigenquote nach ausgewählten Altersjahren
                                                                  in %
                                                                      2018            2008
                                                                                                                                                                                                                           80

                                                                                                                                                                                                                            60

                                                                                                                                                                                                                           40

                                                                                                                                                                                                                            20

                                                                                                                                                                                                                                0
                                                                    60           61             62              63              64               65             66               67               68              69
                                                                                                                               Alter in Jahren
                                                                                                                                                                                             Quelle: Destatis, Statistisches Jahrbuch 2019

                                                                                                                      Betriebe profitieren von der
                                                                                                                      langjährigen Erfahrung
                                                                                                                      Björn Watermann ist stellvertretender Pressesprecher bei der Deutschen
                                                                                                                      Rentenversicherung Oldenburg-Bremen.

                                                                                 Rentner beschäftigen, warum ist das für                                Sind beschäftigte Rentner renten-
                                                                                 Handwerksbetriebe interessant?                                         versicherungspflichtig?
                                                                                 Aufgrund der Engpässe am Arbeitsmarkt ist die Beschäftigung von        Ja. Für Arbeitgeber gilt, dass Beiträge zur Rentenversicherung in je-
                                                                                 Rentnern auch im Handwerk attraktiver geworden. Die älteren Mitar-     dem Fall zu zahlen sind. Die Rentner können durch eine Weiterbe-
                                                                                 beiter kennen den Betrieb und verfügen über ein langjähriges Fach-     schäftigung ihren Rentenanspruch sogar steigern. Auch hier wird
                                                                                 und Erfahrungswissen. Auch in körperlich anstrengenden Berufen         wieder unterschieden: Bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze
Text und Interview: Richard Verhoeven Fotos: Harald Rehling: PR

                                                                                 sind sie als Anleiter für die jüngeren Kollegen gefragt.               zahlen beschäftigte Rentner und Arbeitgeber ihre Beiträge. Selbst
                                                                                                                                                        bei geringfügiger Beschäftigung, also bis 450 Euro monatlich, fal-
                                                                                 Was dürfen Rentenempfänger dazuver-                                    len Beiträge zur Rentenversicherung an.
                                                                                 dienen?
                                                                                 Wer die Regelaltersgrenze bereits erreicht hat, darf unbegrenzt zur    Und wie ist es nach dem Erreichen der
                                                                                 Rente hinzuverdienen. Vor Erreichen der Regelaltersgrenze aller-       Regelaltersgrenze?
                                                                                 dings dürfen Rentner nur bis zu 6.300 Euro im Kalenderjahr zusätz-     Mit Eintritt in das Rentenalter sind Arbeitnehmer, die eine Vollrente
                                                                                 lich verdienen. Darüber hinausgehende Beträge werden zu 40 Pro-        beziehen, von der Rentenversicherungspflicht befreit. Sie können
                                                                                 zent auf die monatliche Rente angerechnet. Zudem gibt es noch eine     aber schriftlich gegenüber ihrem Arbeitgeber erklären, dass sie wei-
                                                                                 individuelle Höchstgrenze. Wird sie überschritten, wird der Mehrver-   ter einzahlen möchten. So erhöhen sie ihren Anspruch und beziehen
                                                                                 dienst zu 100 Prozent angerechnet.                                     in Zukunft mehr Rente.
Partner des Handwerks
Ferienspaß für den Nachwuchs
Die Osterferien haben nicht einmal begonnen, da richtet sich das Au-                Eine Stadt für die Kinder
genmerk der Eltern schon auf die Sommerferien. Denn diese heißge-                   Eine Stadt im Miniformat bauen die
liebte, schöne lange schulfreie Zeit bedeutet nicht nur Urlaub, son-                Teilnehmer der Ferienbetreuung Bre-
dern auch jede Menge Planung. Wohin mit den Kindern, wenn die                       mopolis vom 17. bis 21. August auf dem
Zahl der Ferientage deutlich größer ist als die der eigenen Urlaubs-                Vereinsgelände des TV Bremen-Walle,
tage? Zumindest in Bremen gibt es zahlreiche Ferienangebote, die                    Hans-Böckler-Straße 1a. Hier sollen sie Be-
Familien entlasten sollen. Darum ist auch die AOK Bremen/Bremer-                    rufe kennenlernen, eine Regierung wählen, ei-
haven oftmals mit von der Partie.                                                   ne eigene Währung entwickeln, vor allem aber jede
                                                                                    Menge Spaß haben. Nebenbei beschäftigen sie sich mit
Sport bei Bremen 1860                                                               Fragen der Energie, der Umwelt und der gesunden Ernährung.
Das Ferienprogramm von Bremen 1860 auf der Vereinsanlage am                         100 Plätze sind zu vergeben, die Betreuung dauert von 8 bis 16 Uhr.
Baumschulenweg erstreckt sich über die gesamte Ferienzeit vom                       Veranstalter ist ein Netzwerk aus Partnern unter dem Dach der Bre-
16. Juli bis zum 26. August. Jede Woche ist einzeln buchbar. Das Pro-               mer Sportjugend.
gramm ist geprägt von Sport. Die Gruppen teilen sich auf die Hallen                 Weitere Informationen unter:
auf, spielen draußen, unternehmen Ausflüge, frühstücken und essen                         bremopolis.de
gemeinsam zu Mittag. Angesprochen sind Kinder zwischen 5 und 13
Jahren. Die Betreuung dauert von 8 bis 16 Uhr, eine zusätzliche Früh-
und Spätbetreuung kostet jeweils fünf Euro pro Kind und Tag. Pro
Woche ist ein Beitrag von 140 Euro fällig, AOK-Versicherte zahlen
nur 110 Euro. Für die Randtage gelten gesonderte Tarife.
Weitere Infos unter:
     aok.de/hb/1860

                                                               Fachkräfte aus dem Ausland
                                                               Der heimische Arbeitsmarkt ist dringend auf               Im kostenfreien Online-Training der AOK Bre-
                                                               Fachkräfte auch aus dem Ausland angewiesen.               men/Bremerhaven erfahren Arbeitgeber, welche
                                                               Bisher gelingt es jedoch nur zu einem sehr gerin-         Neuerungen und Erleichterungen das neue Gesetz
                                                               gen Teil, den Bedarf an Fachkräften durch Migra-          für sie bringt. Die Online-Trainings der AOK kön-
                                                               tion aus Drittstaaten zu decken.                          nen jederzeit einfach in den Arbeitsalltag inte-
                                                               Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz tritt              griert werden.
                                                               zum 1. März 2020 in Kraft. Es ist Teil des Migrati-       Infos und Teilnahme unter:
                                                               onspakets der Bundesregierung, das dem Fach-                  aok.de/fk/bremen/online-trainings
                                                               kräftemangel im deutschen Arbeitsmarkt entge-
                                                                                                                                                                             Fotos: AOK

                                                               genwirken soll.

AOK BREMEN / BREMERHAVEN. GESUNDHEIT IN BESTEN HÄNDEN.
                                                                                                                           Umweltfreundlich mobil
AOK Bremen / Bremerhaven                                       AOK-Service-Fax 0421 1761-91991
Bürgermeister-Smidt-Straße 95 · 28195 Bremen                                                                               Vom Betrieb zum Kunden, zum Liefe-
                                                               Clarimedis-Ärzte-Team 0800 1265265
E-Mail info@hb.aok.de                                          Unsere Medizinexperten vom AOK-Gesundheitstelefon
                                                                                                                           ranten und zurück – Handwerker sind
                                                               Clarimedis (inkl. Babytelefon) finden eine Antwort auf      viel unterwegs. Wie das auch umwelt-
Internet aok.de/arbeitgeber/ bremen
                                                               Ihre Fragen rund um die Gesundheit, zum Beispiel zu         freundlich geht, zum Beispiel mit dem
AOK-Service-Telefon Unter der 0421 1761-0 erreichen                                                                        Fahrrad oder mit dem Elektrofahrzeug,
                                                               Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung und zu
Sie die AOK Bremen/Bremerhaven 24 Stunden am Tag.              allen AOK-Gesundheitsangeboten. Rund um die Uhr, an         zeigt unser Firmenporträt. Welche Er-
Auch an Wochenenden und Feiertagen.                            365 Tagen im Jahr.                                          fahrungen     Handwerksunternehmen
                                                                                                                           beim Umstieg auf grüne Mobilität ge-
Impressum: Herausgegeben und verlegt von der AOK Bremen/Bremerhaven, 28195 Bremen, und CW Haarfeld GmbH,
                                                                                                                           macht haben, lesen Sie in der kommen-
Postfach 16 61, 50333 Hürth · Verantwortlich für den Inhalt: Olaf Woggan · Redaktionsschluss war der 17. Februar 2020.
                                                                                                                           den Ausgabe des Branchenreports
Gemäß § 13 SGB I sind die Sozialversicherungsträger verpflichtet, die Bevölkerung im Rahmen ihrer Zuständigkeit
                                                                                                                           Handwerk.
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