Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen in Heilbronn - INNOVATIV LEBENDIG NACHHALTIG
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INNOVATIV LEBENDIG NACHHALTIG KOLLEKTIV VIELFÄLTIG INDIVIDUELL Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen in Heilbronn
Impressum Auftraggeber Stadt Heilbronn Dezernat IV Planungs- und Baurechtsamt Cäcilienstraße 45 74072 Heilbronn www.heilbronn.de in Zusammenarbeit mit Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH Bearbeitung Machleidt GmbH Städtebau I Stadtplanung Mahlower Straße 23/24 12049 Berlin www.machleidt.de Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH Lehrter Straße 57 10557 Berlin www.sinai.de In Zusammenarbeit mit Kaden + Partner, Architekten, Berlin performative architektur, Steffen Wurzbacher, Stuttgart Redaktion Machleidt GmbH Carsten Maerz, Benjamin Wille, Ilja Haub Heilbronn, März 2015
Inhaltsverzeichnis Vorwort4 Kapitel C Gestalterische Vorgaben 22 Baukörper24 Freiraum56 Kapitel A Energetische Gebäudestandards 24 Freiraum und Landschaft 56 Gestaltungshandbuch6 Konstruktionsweisen26 Übergänge und Einfriedungen 58 Rolle des Gestaltungshandbuchs 8 Gebäudekubaturen28 Oberflächengestaltung60 Warum ein Gestaltungshandbuch 8 Höhenentwicklung und Geschossigkeit 30 Spielflächen62 Gebrauch des Gestaltungshandbuchs 10 Begrünung64 Anwendung des Gestaltungshandbuchs 12 Dachlandschaft32 Pflanzensortiment66 Dachform32 Staffelungen34 Kapitel B Dachaufbauten36 Kapitel D Gestalterische Rahmenbedingungen 14 Dachgärten38 Vertiefung 1. Bauabschnitt 68 Entwicklungen am Neckarbogen 16 Überblick 1. Bauabschnitt 70 Gebäudehülle40 Rahmenplan Neckarbogen 16 Inhaltliche und räumliche Einbindung 70 Orientierung und Fassadengliederung 40 Rolle des 1. Bauabschnitts 72 Erdgeschosszone42 Differenzierte Teilräume im Neckarbogen 20 Balkone, Loggien, Vorbauten 44 Besondere Identitäten im Neckarbogen 20 Gestaltungsvorgaben74 Materialität46 Vorgaben für den 1. Bauabschnitt 74 Teilbereich: Westrandstraße 76 Nebenanlagen48 Teilbereich: Stadtsee 78 Ruhender Verkehr 48 Teilbereich: Altneckar 80 Fahrradabstellanlagen50 Wohnstraßen82 Sammelanlagen für Abfall und Wertstoffe 52 Werbeanlagen54 Anhang84 Abbildungsnachweis86
Vorwort Lange hat die Stadt Heilbronn eines ihrer größten Pfunde vernachlässigt: den Altneckar, der sich wie eine Lebensader durch Heilbronn zieht. Seit einiger Zeit erobert sich Heil- bronn dieses schöne Stück Natur im Herzen der Stadt mit Macht zurück. Flankiert wird diese städtebauliche Entwicklung durch die Konversion zentraler Bahnflächen und die Umwandlung alter Industriebrachen wie das ehemalige Fruchtschuppenareal, das für Besucher, ja selbst für viele Heilbronnerinnen und Heilbronner ein blinder Fleck waren. Im Fokus dieses einzigartigen Wandels unserer Stadtlandschaft steht das neue Stadt- quartier Neckarbogen im Herzen Heilbronns. Hier wollen wir eine neue, vitale und mo- dellhafte Urbanität für rund 3.500 Einwohner bieten, mit neuen Arbeitsplätzen sowie attraktiven Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen. Dank seiner engen Vernetzung mit den angrenzenden Quartieren wird der Neckarbogen auf die gesamte Stadt ausstrahlen. Im starken Verbund wird eine lebens- und zukunftsfähige Stadt der kurzen Wege entstehen. Oberbürgermeister Harry Mergel Dabei erweist sich die Ausrichtung der Bundesgartenschau 2019 als Glücksfall. Denn sie bietet ein richtungsweisendes Instrument zur nachhaltigen Stadt- und Freiraument- wicklung für dieses bislang „vergessene Areal“, das die Stadt Heilbronn im wahrsten Sinne des Wortes zurück an ihren Fluss holt und diesen ins Stadtbild integriert. Bereits im Jahr 2019 wird ein erster Baustein des Neckarbogens entwickelt sein. Er ist integraler Bestandteil der BUGA und eine der Attraktionen dieser bundesweiten Schau. Mit dem Neckarbogen wird ganzheitliche Stadtplanung erlebbar: Städtebau, Architektur, Land- schaftsarchitektur, Energiekonzeption, Mobilität, nachhaltiges Wassermanagement und Stadtklima greifen intelligent und eng verzahnt ineinander. Starke Impulse für unsere Stadt am Fluss kommen ebenfalls von der Entwicklung Heil- bronns zur Wissensstadt. Neben den hochmodernen Forschungs- und Entwicklungss- tandorten des Wissenschafts- und Technologiezentrums und des Innovationsparks hip werden vor allem die Erweiterung der Lern- und Erlebniswelt experimenta, des Bildungs- campus der Dieter Schwarz Stiftung sowie der Hochschule Heilbronn auch architektoni- sche Maßstäbe setzen und die neue Stadtkulisse am Altneckar maßgeblich prägen. 4
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Vorwort Die Entwicklung am Neckarbogen basiert dabei auf einem gemeinschaftlichen Grund- verständnis: Die Stadt als Grundstückseigentümer ist verpflichtet, im Sinne des Gemein- wohls zu handeln. Gleichzeitig werden Investoren und Bürger in die Verantwortung ge- nommen, mit jedem einzelnen Bauvorhaben einen Beitrag zum städtebaulichen Rahmen mit der Gestaltung einer vitalen, lebenswerten Nachbarschaft zu leisten. Dazu hat die Stadt einen intensiven Planungsprozess im Dialog mit Fachplanern, der Politik und den Bürgerinnen und Bürgern initiiert, um gemeinsam und möglichst transparent einen Rah- menplan mit Modellcharakter zu entwickeln. Das vorliegende Gestaltungshandbuch ist aber kein dogmatisches Regelwerk. Es ist viel- mehr ein gemeinsamer Leitfaden, der uns dabei unterstützt, dem Neckarbogen auch durch seine Bauten einen einzigartigen Charakter sowie ein stimmiges, unverwechselba- res Gesamtbild zu verleihen. Denn welche Stadt, welche Gemeinde hat schon eine solche Jahrhundertchance wie wir sie mit dem Gesamtpaket Bundesgartenschau 2019 und dem Stadtquartier Neckarbogen haben? Insofern können wir uns gemeinsam darauf freuen, die bestmögliche Lösung für Ihre Bauvorhaben zu entwickeln. Harry Mergel Oberbürgermeister 5
Rolle des Gestaltungshandbuchs Warum ein Gestaltungshandbuch Qualitätsversprechen einlösen Zusammenspiel von Bindung und Freiheit Der Neckarbogen soll als urbanes Quartier in Trotz Wahrung eines gemeinschaftlichen gestal- Ziel ist es, eine Ausgewogenheit zwischen ge- zentraler Lage ein schöner und unverwechsel- terischen Zusammenhangs wird Investoren und meinsamer (Regel) und individueller (Ausnah- barer Stadtteil werden. Bauherren ein größtmöglicher Spielraum für me) Gestaltung zu schaffen. Diese Einzigartigkeit drückt sich in einem star- ihre individuellen Bedürfnisse ermöglicht. ken Image aus, das sowohl für das Selbstver- ständnis als auch für die Außenwirkung des Quartiers von großer Bedeutung ist. Nutzer, Bauherren und Planer werden hier über viele Jahre mit unterschiedlichen Interessen aufein- ander treffen. “Zukunft braucht Herkunft” Eine ablesbare, eigenständige Gestaltung des Seit jeher wird das Erscheinungsbild Außenraums prägt ein Bild, welches Identität von Städten und Regionen durch innerhalb des Neckarbogens schafft. traditionell verwurzelte Bauweisen und durch die Verwendung regio- Architektur und Freiraum greifen als eine Ein- naler Materialien geprägt. heit ineinander. Durch das städtebauliche Leit- bild mit der spezifischen Freiraumgestaltung für die öffentlichen Bereiche werden die einzelnen Baufelder des Quartiers zu einem einheitlichen, schlüssigen Gesamtbild verbunden. Bewohner und Nutzer bekommen so Gewiss- heit, dass sich auch zukünftige Bebauungen im Neckarbogen im Sinne einer Qualitätssicherung in einen starken Gesamtkontext einbinden. Das Instrument des Gestaltungshandbuchs hat sich dabei in der Vergangenheit als ein wesent- liches Instrument der Qualitätssicherung be- währt. Historische Innenstadt Heilbronn als gemeinsames Erbe 8
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil A - Anwendung des Handbuches Individuelle Freiheit innerhalb eines verbindlichen Rahmens: Borneo Sporenburg, Amsterdam (West 8) Historische Innenstadt Heilbronn, Käthchenhof mit Experimenta Heilbronn: Traditioneller Bestand mit Futuristische Ausnahme: Erweiterung Experimenta 2017 (Entwurf Sauerbruch & Hutton) Käthchenhaus Innovativem Anbau als individuelle Ausnahme 9
Rolle des Gestaltungshandbuchs Gebrauch des Gestaltungshandbuchs Baukultureller Dialog Gliederung des Handbuchs Das Gestaltungshandbuch ist ein wesentliches Im ersten Kapitel „Rolle des Gestaltungshand- Instrument der Qualitätssicherung. Neben der buchs“ werden relevante Themen rund um das „Rolle und relevante TEIL A Erläuterung der städtebaulichen und freiräum- Handbuch erklärt. Themen des Gestal- Gestaltungshandbuch lichen Ideen aus der Rahmenplanung gibt es tungshandbuchs“ vor allem unterstützende Anregungen für Bau- Im nachfolgenden Kapitel „Gestalterische Rah- herren und Architekten zur Gestaltung der menbedingungen“ werden die städtebaulich- privaten Bereiche und seiner Übergänge zum freiräumlichen Planungen für den Neckarbogen öffentlichen Raum. als übergeordnete Gestaltvorgaben erläutert. „Übergeordnete TEIL B Ergänzt werden diese durch die Vorstellung der städtebaulich- Gestalterische Es definiert dabei klare Spielregeln und macht fünf differenzierten Teilräume innerhalb des Ne- freiraumplanerische Rahmenbedingungen exemplarische Lösungsvorschläge um die indi- ckarbogens. Gestaltvorgaben“ viduelle Ausgestaltung mit den gemeinschaftli- chen und öffentlichen Interessen des Quartiers Im Hauptkapitel „Gestalterische Vorgaben“ gestalterisch übergreifend in Einklang zu brin- werden die konkreten Gestaltabsichten zu den gen. Neben diesen Spielregeln sind die gültigen Oberthemen Baukörper, Dachlandschaft, Fassa- „Konkrete Gestalt- TEIL C Bebauungspläne der Stadt Heilbronn zu beach- den, Nebenanlagen und Freiräume ausführlich vorgaben zu einzel- Gestalterische Vorgaben ten. beschrieben. nen Themen“ Das Gestaltungshandbuch soll neben seiner be- Graue Kästen erläutern zusätzliche Besonder- ratenden Funktion auch einen sichtbaren Bei- heiten für den 1. Bauabschnitt. trag zur Baukultur fördern und fordern. „Darstellung detail- Im letzten Kapitel „Vertiefung 1. Bauabschnitt“ lierter Aussagen zu TEIL D Geduld und Engagement sollten die richtigen werden detaillierte Aussagen zu den Baufel- den Baufeldern des Vertiefung 1. Bauabschnitt Projekte am richtigen Ort verankern, da sich dern, insbesondere hinsichtlich der verschiede- 1. Bauabschnitts“ Qualität im Stadtteil auf lange Sicht immer ge- nen Teilräume, für den 1. Bauabschnitt vorge- genüber reiner Quantität durchsetzen wird. stellt. 10
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil A - Anwendung des Handbuches Baukommission als Beurteilungsgremium Entscheidungsgrundlage ENTWICKLUNGSTRÄGER Die Baukommission ist ein von der Stadt berufenes Expertengremium Bauvorhaben INTERDISZIPLINÄRE aus Stadtplanern, Landschaftspla- nern und Architekten. Beurteilungs- grundlage BAUKOMMISSION Die Baukommission beurteilt die BEBAUUNGSPLAN Grundlage für konkreten Bauvorhaben. Grundla- Baukommission ge sind das Gestaltungshandbuch Stadtplanung & Baurecht Vermittlung durch Baukommission sowie das Energie- und Mobilitäts- GESTALTUNGSHANDBUCH Städtebau konzept und der Bebauungsplan. Architektur In Ausnahmefällen können mit Grundlage für Baukommission entsprechender Begründung auch Landschaftsarchitektur Formuliert gestalterische Ziele über den vorgegebenen Spielraum und Vorgaben hinausgehende spezielle Lösungen zugelassen werden. ENERGIEKONZEPT MOBILITÄTSKONZEPT BAUHERR + Bearbeitungsgrundlage ARCHITEKT Rolle der Baukommission 11
Rolle des Gestaltungshandbuchs Anwendung des Gestaltungshandbuchs Differenzierte Gestaltungsvorgaben Wie wird geregelt? Für die erfolgreiche Gestaltung des Neckarbo- Darüber hinaus gibt es Regeln mit übergeord- Es gibt drei wichtige Ebenen: gens, d.h. die Realisierung eines lebendigen, neten Vorgaben als Gestaltrahmen, etwa bei qualitätsvollen und lebenswerten Stadtteils sind der Bauweise, der Fassadengestaltung oder den Der Bebauungsplan, der alle grundlegenden Gestaltungsvorgaben mit unterschiedlicher Ver- Gemeinschaftsgärten, die aber einen individu- Vorgaben verbindlich festlegt. bindlichkeit notwendig. ellen Interpretations- und Gestaltungsspielraum Die Städtebaulichen Verträge und Kaufverträge in zulassen. denen bezogen auf eingereichte individuelle Ent- Dabei gibt es fixe, unverhandelbare Fest- würfe bestimmte Festsetzungen fixiert werden. legungen, wie beispielsweise Grund- Durch dieses Spiel von Gemeinsamkeit und In- stücksgrenzen, Gebäudefluchten oder dividualität, von Bindung und Freiheit entsteht Das Gestaltungshandbuch als ein flexibles Inst- Dachformen, die für das gemeinsame Er- ein gestalterisches Gleichgewicht, das zu einem rument, das einerseits die übergeordneten scheinungsbild des Quartiers elementar sind. stimmigen Ganzen führt. Richtlinien für den gesamten Neckarbogen als übergeordnetes Qualitätsversprechen sichert und gleichzeitig individuelle Lösungen ermög- Empfehlungen und Privates Recht Öffentliches Recht licht. Vorgaben Kaufvertrag Städtebaulicher (Entwurf wird Anhang im Vertrag Wo wird geregelt? Kaufvertrag) (in Verbindung mit Handbuch) Öffentliches Recht B-Plan B A U K O M M I S S I O N Städtebaulicher Vertrag Gestaltungs- Beratung Gestaltungsvorgaben handbuch (Empfehlung / Vorgabe Gestaltungskriterien) Privatrecht Kaufvertrag / Träger Bebauungsplan Handbuch als Empfehlung und Grundlage der (Vorfinanzierung d. Käufer (Festsetzung fixer Entscheidungen der Baukommission Herstellung d. Träger) gestalt. Vorgaben) Kaufvertrag (Entwurfsplanung als rechtskräfti- Verbindlichkeit ger Anhang im Kaufvertrag) Kaufvertrag Träger (Prinzip: Vorfinanzierung flexibel fix durch Käufer, Herstellung durch Träger) Gestaltungsvorgaben in Abhängigkeit von den Regulierungsebenen 12
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil A - Anwendung des Handbuches Qualität durch Wettbewerbe Für alle übergeordneten Schlüsselbauten und -bereiche sind Wettbewerbe oder Gutachter- Wettbewerb Brücke hip verfahren durchzuführen. In anderen, ebenfalls sensiblen Bereichen werden Wettbewerbsver- fahren zumindest empfohlen. Auslober ist der Parzelleneigentümer. Das Teilnehmerfeld sollte 1. Bauabschnitt dabei aus mindestens 5 Architekturbüros be- stehen. Der Preisträger sollte zur Realisierung empfohlen werden. Im Rahmen der Auslobung dient das Gestaltungshandbuch als wesentliche Grundlage und formuliert die aus Sicht der inte- grierten Rahmenplanung wesentlichen Beurtei- lungskriterien der Jury. Wegen der besonderen Rolle wir der 1. Bauab- schnitt als Modellquartier durch ein Investoren- auswahlverfahren zur BUGA 2019 umgesetzt. Weitere Informationen der Vergabe finden sie unter: www.heilbronn.de Bereich Gestaltungshandbuch / Baukommission Beabsichtigte Parzellenstruktur Flexible Parzellenstruktur Wettbewerbe zum 1. Bauabschnitt Ensemble Quartiersplatz Bereich Baukommission Investorenauswahlverfahren 1. BA Einzelwettbewerb (zwingend) Wettbewerb Brücke Hbf. Einzelwettbewerb (empfohlen) Wettbewerbe 13
Kapitel B Gestalterische Rahmenbedingungen Entwicklungen am Neckarbogen Differenzierte Teilräume im Neckarbogen
Entwicklungen am Neckarbogen Rahmenplan Neckarbogen Integrierter Planungsprozess Die Entwicklung des Neckarbogens verläuft seit „Identität und Atmosphäre durch Geschichte, Zeichenhaftigkeit und dem ersten städtebaulichen Wettbewerb 2006 Landschaftsbezug“ einem klaren und stringenten Planungsprozess. Dieser folgt dem Grundsatz der integrierten Pla- nung und wird durch eine frühzeitige und kon- tinuierliche Bürgerbeteiligung flankiert. Vorläufiges Ergebnis dieses Prozesses ist der im Januar 2014 im Gemeinderat beschlossene fortgeschriebene Rahmenplan einer interdiszip- linären Planergemeinschaft unter Federführung der Machleidt GmbH, Städtebau I Stadtplanung aus Berlin. Die Zukunft unterliegt einem zunehmend WTZ schnellen Wandel. Um den Neckarbogen auch für kommende Generationen lebensfähig und HIP HNN lebenswert zu machen, basiert die Rahmenpla- nung auf einem optimierten Stadtgrundriss. Dieser gibt flexibel nutzbare Baufelder vor, auf Bildungs-Campus denen innerhalb gegebener Spielregeln ein zu- Neckarbogen kunftsoffenes Handeln möglich wird. Experimenta Altstadt Bahnhofsumfeld Quartier Neckarbogen Bahnhofsvorstadt Nettobauland: 81.800 m² Bruttogeschossfläche: 228.700 m² Anzahl Wohneinheiten: ca. 1.500 Frankenstadion Einwohner: max. 3.500 Quartiersverbund Neckartal Vogelperspektive Modellquartier Neckarbogen mit Bahnhofsviertel und Altneckar 16
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil B - Rahmenplanung und differenzierte Teilräume des Neckarbogens Städtebaulich-freiräumliche Idee Übergeordnetes Ziel ist die Entwicklung eines lebendigen, vielfältigen und innovativen Stadt- teils. Die baulichen Strukturen definieren zum einen klare, übergeordnete räumliche Bezüge, reagie- ren zum anderen individuell auf ihren jeweiligen räumlichen Kontext im Gesamtgefüge. Mit der Ausformulierung unterschiedlicher Raumkanten wird eine differenzierte Gestal- tung und Prägung der drei „Schenkel“ um den Stadtsee erreicht. Starke, geschlossene, urbane und somit raumbildende Strukturen sind an der Westrandstraße und am Stadtsee vorgesehen. Unterschiedliche Öffnungs- und Dichtegrade in der baulichen Struktur und im Bezug auf den Landschaftsraum erzeugen differenzierte städ- tische Atmosphären. Unterschiedliche Geschossigkeiten und mar- kante Hochpunkte markieren bauliche Schlüs- selpositionen und inszenieren attraktive Raum- folgen. Dachlandschaft, Gemeinschaftsflächen, Raumkanten und Landschaftsbezug Vorzonen und Übergangszonen zur Landschaft Fassung prägnanter öffentlicher Räume (Seepromenade, Westrandstraße, schaffen Raum für Nachbarschaft und Mitein- Quartiersplatz). Öffnung zur Landschaft (Altneckar, Freizeitsee). Die land- schaftliche Umgebung des Neckarbogens ist ein wichtiger Balancegeber zu ander. Landschaftsbezüge werden in die urba- dem verdichteten Siedlungskörper. Somit ist der landschaftliche Bezug für nen Strukturen geholt und mit diesen verwo- die künftige Nutzerschaft zu stärken mit Sichtbezügen, topografischen Mo- ben. dellierungen und direkten Verknüpfungen. Gestaltplan Modellquartier Neckarbogen 17
Urbane Mischung Ein weiteres Ziel der Entwicklung ist die Leben- digkeit des neuen Stadtteils. Diese entsteht im Wesentlichen durch das Miteinander unter- schiedlicher Lebensentwürfe und Funktionen im Kontext einer angemessenen urbanen Dich- te. Somit ist der Neckarbogen nicht auf eine einzelne Zielgruppe ausgerichtet, sondern bie- tet eine bewusste Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichen Qualitäten für unterschiedli- che Ansprüche. Mischung ist die Voraussetzung für eine nach- haltige Quartiersentwicklung und eine Stadt der kurzen Wege. Grundsätzlich soll diese in je- dem Baufeld, abhängig von der jeweiligen Lage im Quartier, auf mehreren Ebenen stattfinden: Mischung der Nutzungen (Wohnen, Versorgen, Arbeiten, Freizeit, etc.) Mischung der Haustypen (Blockrand, Zeile, städtisches Reihenhaus, Atrium, Solitär, etc.) Mischung im Eigentum (Miete, Eigentum, WEG, Erbpacht, etc.) Mischung der Trägerschaften (Investoren, Woh- nungsbaugesellschaften, Baugruppe, Genossen- schaften, Einzelbauherren, etc.) Gelebte Urbanität braucht Mischung, Vielfalt und Dichte. Perspektive Stadtsee als identitätsstiftender, öffentlicher Raum in der Quartiersmitte 18
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil B - Rahmenplanung und differenzierte Teilräume des Neckarbogens Nachbarschaft leben Innovatives Mobilitätskonzept Die halböffentlichen Gemeinschaftshöfe ge- Ziel ist die Umsetzung eines Mobilitätskonzepts, Konsequenter Netzausbau für den Fuß- und Fahrradverkehr ben dem nachbarschaftlichen Austausch einen welches ein neues Verhalten durch intelligente Sockeltarif für ÖPNV und Sharing adäquaten Raum der Begegnung und des Zu- Angebote ermöglicht und anregt. Mobilitätsgrundversorgung durch ÖPNV -> kurze sammenlebens. Die Gemeinschaftsgärten sind Taktung und schadstoffarme Fahrzeuge Zonen der aktiven Gestaltung, sie wecken Lust Hervorzuheben ist dabei die Zielsetzung, im Neue Informationssysteme: auf das Bewirtschaften und Bespielen im nach- Quartier einen sogenannten MODAL-SPLIT von Integrierte Smartphone App, schlägt jeweils besten barschaftlichen Zusammenschluss. 30/70 zu erreichen, d.h. das Verhältnis von mo- Verkehrsmittel für den beabsichtigten Weg vor torisiertem Individualverkehr zu Fußgänger-, Vielfältiges Fahrzeugsharingangebot für verschiede- Darüber hinaus stellt die teilweise zusammen- Radverkehr und ÖPNV soll 30 : 70 betragen. ne Bedürfnisse (Kleinwagen/Kombi/Kastenwagen) hängende Dachgartenlandschaft des Neckarbo- Ziel ist ein autoarmes, jedoch kein autofreies gens eine einzigartige Lebensqualität mit Weit- Quartier. Private Stellplätze sollen ausschließlich in so- blick in den umgebenden Landschaftsraum dar. genannten „innovativen Tiefgaragen“ als Mit der Herstellung eines komplett neuen Stadt- zukunftsweisende Parkräume für alle Ver- Öffentliche Räume viertels besteht die Chance, dieses exemplarisch kehrsteilnehmer mit einer wegweisenden Nut- für die Nahmobilität zurückzugewinnen: zungsqualität und attraktiven Gestaltung her- Die öffentlichen Räume sind das übergeordnete gestellt werden. und verbindende Gestaltungselement des Ne- ckarbogens. Die Flächen sollen möglichst viel- fältig nutzbar sein und durch die Bewohner und Gäste des Neckarbogens individuell angeeignet werden. Charakteristisch ist die Ausgestaltung als gemischte Verkehrsfläche mit gleichberech- tigter Nutzung durch alle Verkehrsteilnehmer. Bundesgartenschau 2019 Im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 wer- den die das Quartier prägenden öffentlichen Freiräume angelegt. Impressionen der Gemeinschaftsgärten in den Höfen 19
Differenzierte Teilräume im Neckarbogen Besondere Identitäten im Neckarbogen Quartier Neckarbogen als Einheit Teilraum Westrandstraße Teilraum ABX-Halle Der Neckarbogen soll ein eigenständiger Stadt- Prägende Orte mit besonderen Aufgaben sowie spezifischer teil im Kontext des Quartiersverbundes Neckar- Identität und Atmosphäre tal sowie der Gesamtstadt Heilbronn werden. Dieser Anspruch wird durch ein selbstbewuss- tes, wiedererkennbares Erscheinungsbild ge- stärkt, das den Neckarbogen als gestalterische Einheit darstellt. Um dies zu erreichen, gibt es übergeordnete gestalterische Vorgaben bzw. Empfehlungen, die für das Gesamtquartier Ne- ckarbogen gelten. Prägende Orte im Neckarbogen Innerhalb des Neckarbogens gibt es besonde- re Orte, die zwar den übergeordneten Gestal- tungsrichtlinien für das Gesamtquartier folgen, jedoch zusätzlich besondere Aufgaben über- e Ne tse cka nehmen und spezifische Identitäten und Atmo- izei rp sphären haben werden. Diese differenzierten Wichtige gestalterische Ziele sind: Wichtige gestalterische Ziele sind: Fre Stadtsee ark Räume gilt es in ihrer jeweiligen spezifischen Ei- Klare baulich-räumliche Fassung des Straßen- Fassung der Raumkante zur Bahn als mittelfris- raß e genart herauszuarbeiten. Daher gibt es für die- nds t und Platzraumes tiger Quartiersrand stra se Räume ortsspezifische Regelungen im Rah- We und men der übergeordneten Gestaltungsthemen. Einheitliche Höhe der Traufe als ruhige und zu- Ausbildung einer Adresslage am Brückenkopf - H alle d Bereits im Rahmenplan sind diese besonderen sammenbindende Horizontallinie bzw. in Richtung Innenstadt X l AB Umfe ihr Orte angelegt und differenziert betrachtet wor- Einprägsame Gestaltung des Teilraums als Sicherung und Stärkung der Erdgeschosszonen den. Die unterschiedlichen Charaktere dieser Rückgrat des Quartiers für kreative, z.B. kulturelle Nutzungen Orte dienen einerseits als Richtschnur für die Prägende Orte und Differenzierte Leitlinien der Gestaltung und sollen anderer- Betonung des Kreuzungspunktes der Hauptbewe- Identität stiftende Gestaltung des Vorplatzes Teilräume des Neckarbogens seits im Umkehrschluss durch diese weiter kon- gungsräume und des Entrées zum Neckarbogen der ABX-Halle kretisiert werden. Sicherung und Stärkung der Erdgeschosszonen für belebende Nutzungen, z.B. Läden, Gastro 20
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil B - Rahmenplanung und differenzierte Teilräume des Neckarbogens Teilraum Freizeitsee Teilraum Stadtsee Teilraum Altneckar Wichtige gestalterische Ziele sind: Wichtige gestalterische Ziele sind: Wichtige gestalterische Ziele sind: Offene baulich-räumliche Fassung der Stadtansicht Baulich-räumliche Fassung des Stadtsees Klare, aber offene baulich-räumliche Fassung der Stadtansicht mit einheitlicher Traufhöhe Ausbildung von Köpfen an den Schmalseiten Klare Raumkanten zum urbanen Ufer; durchläs- der Gebäude mit Orientierung zum Freizeitsee sige Baukulisse zum Freizeitsee Stadtansicht als einheitliches Erscheinungsbild mit individuellen Architekturen im Rahmen des Gewerbliche Nutzung (z.B. Eisdiele) der Köpfe Sicherung und Stärkung der Erdgeschosszonen übergeordneten Gestaltleitbildes im Erdgeschoss erwünscht für belebende, z.B. gastronomische Nutzungen Enge Verzahnung zwischen Baustruktur und Ne- Enge Verzahnung zwischen Baustruktur und Frei- Enge Verzahnung zwischen Stadtsee und offe- ckarraum über halböffentliche/private Freiräume zeitsee über halböffentliche/private Freiräume ner Wohnbebauung am privaten Nordufer Kontaktzonen über besondere Erdgeschossnut- Zusammenhängende Vorzone als Puffer zum zungen (Gemeinschaftsbereiche, Ateliers, etc.) Gebäude mit übergeordnetem Erscheinungsbild 21
Kapitel C Gestalterische Vorgaben Baukörper Dachlandschaft Gebäudehülle Nebenanlagen Freiraum
Baukörper Energetische Gebäudestandards Gebäudehülle Mittlerer Transmissionswärmeverlust (HT‘) Hochwertige energetische und luftdichte Ge- Aufgrund hoher baulicher Dichten des Neckar- Transmissionsverlusten aller Bauteile (Fenster, Fas- bäudehüllen reduzieren den Energiebedarf, bogens ist eine starke Eigen- und Fremdverschat- sade, Dach, Bodenplatte etc.) zusammen. Indirekt verbessern den Innenraumkomfort und vermin- tung zu erwarten. Aus diesem Grund wird nicht steuert ein Grenzwert von HT‘ auch den Fenster- dern Feuchtigkeitsschäden (Reduktion der Tau- wie oft üblich der Heizwärmebedarf als energe- flächenanteil. Als Begrenzung von HT‘ wird ein wassergefahr). tisch determinierende Grenze herangezogen, Wert von mindestens 0,3 W/m² (Standard), bzw. sondern der mittlere Transmissionswärmeverlust 0,2 W/m² (Innovation) vorgeschlagen. Die Hüllqualität bestimmt in diesem Zusam- der Gebäudehülle (HT‘). Dieser setzt sich aus menhang die Höhe anfallender Energie- und den nach Flächenanteilen gewichteten einzelnen Sanierungskosten im Betrieb der Gebäude. Eine Umsetzung sollte dabei zur Gewährleistung in- novativer Bauweisen den zukünftig zu erwar- tenden gesetzlichen Standard (im Jahr 2019) unterschreiten, um auch noch über einen län- Korridor: geren Zeitraum hinaus Gültigkeit zu besitzen. EU- Richtlinie 2010/C 123 E/ 04 / EG vom Inwiefern gesetzliche Standards über die Ver- H‘T 14.04.2010: schärfung der EnEV 2014 im Jahr 2016 hinaus [W/m2] Artikel 9 Niedrigstenergiegebäude weiter verschärft werden, ist derzeit nicht ab- 1,00 ab 2019 für öffentliche Bauten zusehen. frühester Baubeginn ab 2021 für private Bauen 0,80 0,60 1.Bauabschnitt BUGA 2. Bauabschnitt + 3. Bauabschnitt Korridor zu erwartender gesetzlicher 0,40 Mindeststandard vorgeschlagener Mindeststandard 0,20 vorgeschlagener Zielstandard ENEV 2009 2013 ENEV 2014 2015 ENEV 2016 2017 2018 BUGA 2019 2020 2025 Wärmegewinne und Verluste in Abhängigkeit zur Bisherige und zukünftige Verschärfungen energetischer Hüllqualitäten energetischen Gebäudequalität 24
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben Lüftungskonzept Intelligentes Nutzermanagement Neben oben beschriebenen Transmissionswär- Neben einer energetisch qualitativen Gebäu- meverlusten, stellen Lüftungswärmeverluste dehülle hat das Nutzerverhalten den größten einen zweiten Bereich mit großem Energieein- Einfluss auf die Menge benötigter Energien. sparpotenzial dar. Zur Reduktion von Verlusten Sparsame und aufmerksame Bewohner können aus Raumlüftung ist deswegen für jede Bau- allein durch ihr Verhalten viel Energie und damit maßnahme ein Lüftungskonzept gemäß DIN Heiz- und Stromkosten sparen. 1946 zu erstellen. Dieses hat die Sicherstellung lufthygienischer Anforderungen und die Reduk- Den Nutzer dafür zu sensibilisieren, ist daher tion von Wärmeverlusten nachzuweisen. Das eine wichtige Voraussetzung für einen umwelt- Konzept ist dabei nicht als restriktives Element freundlichen Gebäudebetrieb. Da Energieströ- zu betrachten, vielmehr soll es Planer anregen, me erst einmal unsichtbar sind, ist es erforder- kreativ mit der Herausforderung der Lufthygie- lich diese dem Nutzer entsprechend sichtbar zu ne und Energieverlusten umzugehen. machen. Über Touch Screens oder „Apps“ kön- nen gebäudebezogene Verbrauchs- und Bereit- Ausdrücklich erwünscht sind hierbei „unkon- stellungswerte live und übersichtlich dem Nut- ventionelle“ und innovative Lösungen einer zer zugänglich gemacht und gesteuert werden. freien oder konditionierten Lüftung. Dieser hat damit die Möglichkeit, sein Verhalten entsprechend anzupassen. Beispiel: Touch Screen mit manuellen Steuerungsmöglich- keiten zur Sichtbarmachung von Energieverbräuchen 25
Baukörper Konstruktionsweisen Nachhaltige Baustoffe Ökologische Baukonstruktionen Das Wissen um Konstruktion und Material er- Konstruktiv sind für die Bebauung des Neckar- möglicht die Errichtung von Gebäuden, die ei- bogens verschiedene Arten vorstellbar. Neben nerseits den hohen Ansprüchen der Nutzer bei reinen Holzkonstruktionen (Massiv- oder Gestaltung und Behaglichkeit entsprechen, an- Elementbauweise) sind auch Mischformen dererseits leistungsfähig, ökologisch und ener- (Stahlbeton-Holz, Mauerwerk-Holz) vorstellbar, gieeffizient sind. Der Gebäudehülle kommt da- sofern Fügungen gemäß o.g. Prinzipien zur De- bei eine besondere Rolle als identitätsstiftendes montierbarkeit unterliegen. Element und als klimatische Grenze zwischen Innen und Außen zu. Holz als nachwachsender Rohstoff bietet die Möglichkeit einen geringen ökologischen Fuß- Nachhaltige Gebäude und insbesondere deren abdruck bei der Errichtung von Gebäuden zu Hülle sollten aus ökologisch unbedenklichen hinterlassen. Entsprechend demontierbare Kon- Baustoffen errichtet werden und in ihrer Kons- struktionsprinzipien ermöglichen spätere Um- truktion einen hocheffizienten Betrieb gewähr- bauten und Sanierungen, ohne die Primärstruk- leisten. Konstruktionen sollten demontierbar tur zu beschädigen. Im Falle eines Abrisses kann sein. eine Holzkonstruktion komplett rezykliert und zurück in den natürlichen Stoffkreislauf geführt Demontierbar bedeutet, alle verwendeten Bau- werden. stoffe sortenrein trennen und abfallrein rezyk- lieren zu können. Schichtkonstruktionen sind Gleichwertig zum Holzbau ist die Errichtung zulässig, soweit sie rezykliert werden können. von Gebäuden in Massivbauweise, sofern die tzt beim Bau des Unzulässig sind fossile Dämmstoffe (Polystyrol etc.). Materialien rezyklierbar, von einander trennbar sind. orarlberg, auf ein Insgesamt ist zur Umsetzung nachhaltiger Kon- Motto: „Atmosphäre struktionsweisen und zum Einsatz ökologisch unbedenklicher Baustoffe der Nachweis einer und Kühlung gibt es nicht. Lebenszyklusbetrachtung zu erbringen. vative Projekt: Ziegel. Homogene Ziegelkonstruktion ohne zusätzliche Dämmung Bürogebäude von Baumschlager Eberle Lochau, Lustenau 26
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben Anpassungsfähigkeit und ökologische Bauweise durch Holzskelettbau. Hybrid-Konstruktion, bestehend aus Stahlbetontragwerk und Holzmassivbauelementen. Holzbau von Shigeru Ban, Tamedia Zürich 27
Baukörper Gebäudekubaturen Kompakte Baukörper Vorbild „Heilbronner Block“ Der Neckarbogen soll mit seiner baulichen Die für die Heilbronner Kernstadt typische Bau- Für den Neckarbogen ist eine zeitgemäße, wei- Struktur differenzierte urbane Räume schaffen. weise, bei der einzelne Gebäude jeweils auf terentwickelte Form des Heilbronner Blocks ge- Hierfür ist die Errichtung mehrgeschossiger, in Lücke gestellt sind und in Trauf- und Giebel- plant, die sich als Mischung aus offener (einzelne, ihrem Volumen kompakter und eindeutiger ständigkeit wechseln, soll für den Neckarbogen freistehende Häuser) und geschlossener (anein- Baukörper vorgesehen. Neben gestalterischen übernommen und neu interpretiert werden. ander gebaute Häuser) Bauweise präsentiert und Überlegungen sprechen deutliche energetische Der ‚Heilbronner Block‘ stellt - anders als der auf die jeweilige Lage im Gebiet reagiert. (A/V-Verhältnis) und wirtschaftliche Vorteile für geschlossene Blockrand, wie man ihn etwa aus kubische Baukörper. Berlin kennt - ein spannungsvolles Ensemble aus Einzelhäusern dar. Die Höhenentwicklung ist gleichmäßig mit maßvoller Varianz. Ausnahmen bilden verein- zelt gesetzte Hochpunkte, welche durch Höhe und Gestalt entsprechende städtebauliche Ak- zente setzen. Balkone und Loggien sind als untergeordnete Bauteile zu behandeln und in Größe, Konstruk- tion und Farbe in den Hauptbaukörper zu inte- grieren. Generell sind zerklüftete Baukörper zu vermeiden. Bei der Errichtung der Gebäude ist auf eine har- monische Einbindung in das bereits errichtete Umfeld zu achten. Maßstab, Proportion und Formensprache sind dabei unter Berücksichti- gung der angrenzenden Nachbarbebauungen zu entwickeln und mit der Baukommission ab- zustimmen. Städtebauliches Leitbild„Heilbronner Block“ (Sicherer Straße (links) und Weststraße (rechts), beide Heilbronn) 28
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben Differenzierte Haus-Typologien Die geschlossene Bauweise schafft, wie in der Folgende Typologien werden für den Neckarbo- Heilbronner Innenstadt, Urbanität und bietet gen empfohlen: Lärmschutz z.B. im Bereich der Westrandstra- ße. Die offene Bauweise in den geschützten Geschosswohnungsbau (z.B. Zweispänner) Quartiersinnenbereichen und im Übergang zu Solitäre (allseitig orientiert mit innen- den Landschaftsräumen bietet Blickbezüge und liegendem Erschließungskern) ermöglicht nachbarschaftliche Kommunikation. Beispiel Schenkel am Freizeitsee im Neckarbogen Der Qualitätsgewinn für die Wohnungen selbst Zwillingsturm (allseitig orientiert mit wird durch die offene Bauweise mit drei- bis außenliegendem Erschließungskern) vierseitiger Orientierung möglich. Townhouse verdichtet (z.B. in Kombination mit Geschosswohnungsbau) Durch die Ähnlichkeit der Gebäudekubaturen wird dabei jeweils baufeldweise ein Zusammen- Townhouse bzw. „gestapeltes“ Reihenhaus hang hergestellt. Das Modul, im übertragenen Sondertypen und Gewerbe Sinne mal trauf-, mal giebelständig und in der Höhe alternierend, bleibt stets wiedererkenn- bar. Ziel ist eine harmonische, spannungsvolle Bei der Gestaltung der Hochpunkte und ande- Ensemblewirkung je Baufeld. rer großformatiger Bauten sind die Vorgaben zu Kubatur, Fassade und Materialität grundsätzlich Neuinterpretation Heilbronner Block entlang der Westrandstraße im Neckarbogen freier auszulegen. Voraussetzung dafür sind je- weils Wettbewerbsverfahren mit entsprechend qualifiziertem Teilnehmerfeld und Jurierung. Aufgabe insbesondere der Hochpunkte ist es, Orientierungspunkte innerhalb und außerhalb des Neckarbogens zu bilden. Sie dürfen sich da- her gestalterisch von der übrigen Bebauungs- textur unterscheiden. Neuinterpretation im Neckarbogen Beispiel Schenkel am Altneckar im Neckarbogen 29
Baukörper Höhenentwicklung und Geschossigkeit 20.5m 17.3m 14.1m 4.0m 4.0m 4.0m 20.5m Maßvolle Höhenentwicklung 17.3m 14.1m VI Geschosse IV Geschosse V Geschosse Traufhöhe 20,5m Traufhöhe 14,1m Traufhöhe 17,3m 4.0m 4.0m 4.0m In seiner Höhenentwicklung orientiert sich der ein maßvolles Spiel unterschiedlicher Bauhöhen 20.5m 17.3m 14.1m Neckarbogen an den für die Heilbronner Kern- je Block vorgesehen. Da die Bebauung hier - an- VI Geschosse IV Geschosse V Geschosse 20.5m 17.3m Traufhöhe 20,5m Traufhöhe 14,1m Traufhöhe 17,3m stadt üblichen Gebäudehöhen. Die Bebauung ders als im Zentrum - ohne Satteldächer und zu- 4.0m 4.0m 4.0m 14.1m des Quartiers entwickelt sich über vier, fünf und sätzliche Dachgeschosse geplant ist, werden bei 4.0m 4.0m 4.0m VI Geschosse IV Geschosse V Geschosse +20.50 (6 Geschosse) Traufhöhe 20,5m Traufhöhe 14,1m Traufhöhe 17,3m sechs Geschosse, entsprechend den im Stadt- vergleichbaren Gebäudehöhen im Mittel etwas VI Geschosse Traufhöhe 20,5m IV Geschosse Traufhöhe 14,1m V Geschosse Traufhöhe 17,3m zentrum verbreiteten Geschossigkeiten. Wie im höhere Geschosszahlen erreicht. Geschossigkeiten und Traufhöhen Stadtzentrum auch, ist für den Neckarbogen +20.50 (6 Geschosse) Als Obergrenze gilt für den gesamten Neckar- bogen eine Traufhöhe von 20,5 m - entspre- +20.50 (6 Geschosse) +20.50 (6 Geschosse) Westrandstraße chend sechs Vollgeschossen. Ausnahmen stel- -städtisch V len lediglich die neun- bis zwölfgeschossigen IV-V Hochpunkte Hochpunkte dar, die städtebauliche Akzente Westrandstraße -städtisch VI setzen, das Gebiet strukturieren und nach Au- I V-V Durchgehende Traufhöhe ßen wirken. Westrandstraße Westrandstraße IX +20.50 -städtisch (6 Geschosse) -städtisch 20,5 m / VI (Blockrand) Je nach Lage im Gebiet und geplanter Bebau- ungsdichte wird das theoretische Bebauungs- VI V IV- +20.50 (6 Geschosse) volumen (gestrichelte Linie in der Grafik) mehr IV-V Wechselnde Traufhöhe V VI 17,3 m - 20,5 m / V - VI oder weniger ausgefüllt, die Traufhöhe von VI +20.50 (6 Geschosse) +20.50 (6 Geschosse) (Blockrand) 20,5 m wird aber in jedem Baufeld an mindes- V-V I V-V IX Stadtsee/Altneckar I VI tens einem Punkt markiert. VI -Heilbronner Block Flachdach ungenutzt V V Durchgehende Traufhöhe IV- I V-V VI Stadtsee/Altneckar 17,3 m / V (Blockrand) VI Entlang der Westrandstraße ergibt sich eine Dachterrasse gemeinschaftlich -Heilbronner Block I V V V/ einheitliche Straßenfassade mit 20,5 m, im Be- Stadtsee/Altneckar -Heilbronner Block Dachterrasse privat IX XII Stadtsee/Altneckar reich von Stadtsee und Altneckar alternieren (mit Staffelgeschoss) Wechselnde Traufhöhe +20.50 (6 Geschosse) -Heilbronner Block 17,3 m - 20,5 m / V - VI VI die Höhen zwischen vier und sechs Geschos- Gründach (Baufeld) sen. Die Baufelder am Freizeitsee weisen eine I +20.50 (6 Geschosse) V-V VI deutlich stärkere Höhenmodulation auf, die vol- +20.50 (6 Geschosse) Photovoltaik horizontal V/ VI Wechselnde Traufhöhe le Geschossigkeit wird hier jeweils nur an einer +20.50 (6 Geschosse) 14,1 m - 17,3 m / IV - V Stelle durch die Zwillingstürme erreicht. Bei sehr Photovoltaik geneigt Westschenkel/Freizeitsee -landschaftlich (Baufeld) integrierte Dachterrasse Kaden + P Höhenentwicklung Neckarbogen Höhenentwicklung in unterschiedlichen Teilräumen Westschenkel/Freizeitsee Westschenkel/Freizeitsee 140804 HN Geschossi -landschaftlich -landschaftlich 30 Kaden + Partner Kaden + P 140804 HN Neckarbogen 140804 HN Geschossigkeit - 1:500 Westschenkel/Freizeitsee Geschossi -landschaftlich Kaden + P
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben Abgestimmte Geschossigkeit unterschiedlichen räumlichen Qualitäten der Die 20,5 m Traufhöhe entsprechen 6 Vollge- Im Bebauungsstreifen Westrandstraße sowie einzelnen Baufelder wird somit dennoch eine schossen, hierbei ist ein gewerblich nutzbares entlang des Altneckars (1. Bauabschnitt zur zusammenhängende Gesamtwirkung für den Erdgeschoss mit einer lichten Höhe von 3,6 m BUGA 2019) wird für die vier- und fünfgeschos- Neckarbogen erreicht. (OKFF OG1 bei 4,0 m) berücksichtigt sowie fünf sigen Gebäude eine Traufhöhe von 14,1 m bzw. Normalgeschosse mit 3,2 m Höhe. Für Dachter- 17,3 m festgelegt. Die alternierenden Geschossigkeiten unter- rassen und Attika wird eine Aufbauhöhe von Eine Festsetzung der Höhen ist wichtig, um bei stützen die Lesbarkeit der Gebäude als jeweils 0,5 m angenommen. Je nach Deckenaufbau unterschiedlichen Gebäudehöhen den Zusam- eigenständige bauliche Einheiten. Im Zusam- ergeben sich damit lichte Raumhöhen von etwa menhang des jeweiligen Blocks als Ensemble menspiel mit den schmalen Fugen, Bereiche 2,8 m - eine Höhe, die im höherwertigen und klar erkennbar zu machen. zwischen den Gebäuden, der perforierten freifinanzierten Wohnungsbau immer mehr als (offenen) Bauweise (vgl. Erläuterungen zum Standard angesehen wird. Höhenversprünge sollen jeweils ein ganzes „Heilbronner Block“) wird zudem eine hohe Geschoss betragen. Zu vermeiden ist eine un- Aufenthaltsqualität und gute Belichtung für die Neben einem großzügigeren Wohngefühl er- eindeutige Höhenentwicklung mit minimalen Innenhöfe ermöglicht. möglicht die größere Raumhöhe eine bessere Versprüngen zwischen den einzelnen Gebäu- natürliche Belichtung und trägt zu einer hohen den (vgl. Werderscher Markt in Berlin als Nega- Wohnqualität bei. Davon unbenommen kann in- tivbeispiel). Entsprechend sind die Traufhöhen nerhalb der vorgegebenen Traufhöhe auch mit einheitlich auf 20,5 m (6 Geschosse), 17,3 m doppelt- oder anderthalb geschossigen Räumen (5) und 14,1 m (4) festgelegt. Eine Bautoleranz gearbeitet werden. von ± 0,25 m kann in Abstimmung mit der Bau- kommission eingeräumt werden. Teilbereich Freizeitsee In diesem Bereich ist eine freiere Regelausle- gung möglich. Insbesondere bei den Reihen- haustypen ist nicht überwiegend mit einer gewerblichen Nutzung des Erdgeschosses zu rechnen. Um auf den kleinen Parzellen sinnvolle Grundrisslösungen zu ermöglichen (Lauflänge Treppe), kann die vorgegebene Geschosshöhe für EG und Normalgeschosse reduziert werden. Traufhöhe ohne Vorgabe: Blick von der Jägerstraße, Traufhöhe definiert: Borneo Sporenburg, Amsterdam (West 8) Werderscher Markt, Berlin 31
Dachlandschaft Dachform Nutzbare Flachdächer Dachterrassen Dachflächen als Energiequelle Gemäß dem städtebaulichem Leitbild für den Ne- Die Dachterrasse bietet einen Ruhe- und Rück- Zur Erreichung der für den Neckarbogen formu- ckarbogen werden alle Gebäude mit begehbaren zugsort innerhalb der Stadt, von hier aus sind lierten energetischen Ziele soll jedes Haus einen Flachdächern errichtet. Rundumblicke in die Heilbronner Weinberge bestimmten Anteil seines Energiebedarfs selbst möglich und das Erlebnis von Weite, eine origi- erzeugen können. Entsprechende Vorgaben sind Teil des Bebau- näre Qualität des Landschaftlichen. ungsplans. Vorgesehen ist eine intensive Nutzung Ein zentraler Bestandteil ist hierbei die Installa- dieser Flächen für Dachterrassen, Begrünung und Eine Bepflanzung des Daches erhöht die Aufent- tion von Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Energiegewinnung. haltsqualität der Dachterrasse, trägt zur Wasser- Der Anteil der mit PV-Modulen belegten Dach- rückhaltung bei, verringert die sommerliche Auf- fläche entspricht in etwa dem Anteil des im Jah- heizung und verbessert das Stadtklima. resmittel selbst gedeckten Strombedarfs. Die verschiedenen Nutzungsanforderungen für die Dachflächen sind durch eine integrierte Pla- nung optimal aufeinander abzustimmen. Begrünte Dachterrasse Zweite Stadtebene: Panoramabild der Innenstadt von Heilbronn 32
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben Zweite Stadtebene Zur BUGA 2019 wäre es wünschenswert, wenn sich den Besuchern die Möglichkeit bieten würde, einen Spaziergang auf der ‚Zweiten Stadtebene‘ zu unternehmen. Eine allseitige Orientierung der Dachterrassen ist in jedem Fall wünschens- wert. Zweite Stadtebene zur BUGA 2019 durch baufeldweise Dachgärten als „Zweite Stadtebene“ verbundene Dachterrassen 140807 - Heilbronn Iso Dachlandschaft 1:500 Kaden + Partner 33
Dachlandschaft Staffelungen Staffelgeschosse Angemessene Staffelungen Staffelgeschosse im Sinne von Dachgeschoss- Die Dachgeschosswohnung soll durch Subtrak- wohnungen sind prinzipiell zulässig. Um die ge- tion aus dem Gebäudevolumen entstehen. Ins- wünschten Dachnutzungen (gemeinschaftliche gesamt dürfen maximal 25% der Grundfläche Dachterrasse, Energiegewinnung, Begrünung) des obersten Geschosses als private Dachterras- nicht einzuschränken, ist ein zusätzliches, all- se ausgebildet werden. seitig zurückspringendes Geschoss hierbei nicht Gleiche Höhe möglich. Je Ansichtsseite soll nicht mehr als eine Ecke Kein Staffelgeschoss • Staffelungen erlaubt als Terrassenfläche aus dem Gebäudevolumen Geschlossene Bauweise • max. 25% des darunter- subtrahiert werden. Zudem müssen auf je- z.B. an der Westrandstraße liegenden Geschosses der Seite mindestens 60% der Fassadenlänge • 40% der Seitenlänge in der Ebene der Normalgeschosse liegen. In Höhe, Gliederung, Befensterung, Farbgebung • Staffelungen erlaubt und Materialität ist das Dachgeschoss als Teil • max. 25% des darunter- des Hauptbaukörpers auszubilden. Die klare liegenden Geschosses Gebäudekubatur muss erkennbar bleiben, eine • 40% der Seitenlänge ‚ausfransende‘ Dachsilhouette ist generell zu • Attikabalken in Ab- vermeiden. Wo erforderlich, ist das Gebäude- stimmung mit Baukom. volumen durch Attikabalken und Eckstützen zu markieren; im Zweifelsfall entscheidet die Bau- • Staffelungen erlaubt kommission. • max. 25% des darunter- liegenden Geschosses Städtebaulich besteht die Notwendigkeit, die • 40% der Seitenlänge alternierenden Geschossigkeiten mit einem • Attikabalken erforderlich ansonsten ruhigen Dachabschluss auszubalan- cieren. Funktional und programmatisch soll si- • Staffelungen nicht chergestellt werden, dass alle Häuser über eine erlaubt gemeinschaftliche Dachterrasse und ausrei- chende Aufstellflächen für Photovoltaikanlagen • Entscheidung über verfügen. Wettbewerbsverfahren Staffelgeschosse Neckarbogen Durchgehende Trauflinie mit minimalem Spiel, Straßenansicht Sluseholmen, Kopenhagen 34
Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben Gleiche Höhe Gleiche Höhe Unterschiedliche Höhe Staffelgeschoss mit Attikabalken Staffelgeschoss ohne Attikabalken Staffelgeschoss ohne Attikabalken Geschlossene Bauweise Offene Bauweise Offene Bauweise z.B. am Ostufer Stadtsee z.B. am Altneckar z.B. Nebenstraßen 1. BA Dachterrasse mittels Attikabalken in Gebäudevolumen integriert, Elding Oscarson, Haus in Landskrona 35
Dachlandschaft Dachaufbauten Integrierte Dachaufgänge Ablesbare Attika/Brüstung Photovoltaikanlagen (PV) Um Rundumblicke zu ermöglichen und das Er- Eine Fortführung der Hauptfassade bis auf Brüs- Um die Zielsetzung des Neckarbogens in Bezug lebnis einer ‚Zweiten Stadtebene‘ nicht zu stören tungshöhe Dachterrasse zählt optisch mit zur auf eine möglichst dezentrale und regenera- sind Treppenhausaufgänge und Fahrstuhlüber- Gebäudehöhe und ist daher nur möglich, wenn tive Energieerzeugung zu erreichen, müssen fahrten zu minimieren und nach Möglichkeit in die darunterliegenden Normalgeschosse ent- durchschnittlich 50% der Dachflächen mit PV- das Gebäudevolumen zu integrieren. sprechend niedriger ausgebildet werden. Sonst Anlagen belegt werden. Innerhalb des Neckar- Der Zugang zur Dachterrasse kann auch über würde dies die einheitliche Traufhöhe konterka- bogens kann von diesem Mittelwert leicht nach einen Patio bzw. eine Loggia in Dachgeschosse- rieren. Es würde durch den Wechsel im Rhyth- oben bzw. unten abgewichen werden, je nach bene erfolgen (vgl. Zelterstraße 5). Grundsätzlich mus von Geschossbrüstungen und Fensteröff- Nutzung des betreffenden Gebäudes. ist sicherzustellen, dass die Aufbauten vom Stra- nungen in vielen Fällen unproportional wirken. ßenraum aus nicht eingesehen werden können. Die Attikasituation ist in der Planung entspre- Die Montage der PV-Elemente kann grund- chend sorgfältig zu bearbeiten. Bei Bedarf sollte sätzlich horizontal oder mit 20% Südneigung lieber ein von der Hauptfassade unabhängiges erfolgen, die horizontale Aufstellung ist vorteil- Geländer gewählt werden, das mit einem leich- haft bei bedecktem Himmel, die geneigte Auf- ten Rücksprung montiert wird. stellung ermöglicht die Kombination mit Be- pflanzung. Die Systeme zur Energiegewinnung sollen sinnvoll aber unaufdringlich in die Ar- Antennen chitektur des Neckarbogens integriert werden. Antennen, Satellitenschüsseln und ähnliche An- lagen sind so aufzustellen, dass sie vom öffentli- chen Straßenraum aus nicht einsehbar sind und die Aufenthaltsqualität der Dachterrasse nicht beeinträchtigen. 45° +20.50 30 60 45° 2.80 +17.30 +17.30 +16.80 30 60 40 2.80 2.80 +13.60 +13.60 +13.60 40 40 2.80 2.80 +10.40 +10.40 +10.40 40 40 2.80 2.80 +7.20 +7.20 +7.20 40 40 2.80 2.80 Wohnen Wohnen Wohnen +4.00 +4.00 +4.00 40 40 40 2.80 Gewerbe Wohnen 3.60 3.60 +0.80 Gewerbe Hof Gewerbe Hof Deck ±0.00 ±0.00 ±0.00 30 80 50 50 Fahrrad-/Mieterkeller Fahrrad-/Mieterkeller Fahrrad-/Mieterkeller 5 Geschosse 6 Geschosse 5 Geschosse mit Staffelung Dachzugang über Patio, Zelterstraße 5, Berlin (zanderroth architekten) Dachaufbauten minimiert, Brüstung additiv, Kölner Brett (b&k+) Integration von Dachaufgängen und PV-Anlagen einläufige Treppe zweiläufige Treppe zweiläufige Treppe 36 140807 - Heilbronn Schema Dachzugang 1:200 Kaden + Partner
4.2.12 Integration von Photovoltaikelementen Für eine qualitative Architektur wird empfohlen, akti- ve Systeme gestalterisch in die Dachlandschaften zu Gestaltungshandbuch Modellquartier Neckarbogen | Teil C - Allgemeine gestalterische Vorgaben integrieren. Dies kann zum Beispiel durch die Integra- tion von Systemen in die Attika als „Aufweitungen“ oder durch eine unterschiedliche Höhenstaffelung oberer Gebäudeabschlüsse mit einer Belegung nicht begehbaerer Flächen geschehen. Für einen zielführenden Umgang mit der Frage einer qualitativen Integration aktiver Systeme wird emp- fohlen, Vorschläge hierzu bereits in den frühen Pla- nungsphasen der Architektur (z.B. Wettbewerb) qua- litativ abzufragen. Photovoltaikanlagen Wie alle anderen Dachaufbauten auch, sind die PV-Anlagen so zu installieren, dass sie vom Stra- Fernbereich Für den 1. Bauabschnitt ßenraum aus nicht eingesehen werden können. (Landschaft & Stadt als Ausblick) entlang des Altneckars integrierte Photovoltaik Dachgarten 75% Dachgarten 75% Dachgarten 75% Dachgarten 75% wird eine Belegung von Horizontal montiert bietet sich eine kompakte mindestens 25% der Aufstellung entlang der Attika an. Bei privaten sensibler Nahbereich (Balkone, Wohnräume, Dachfläche angestrebt. Dachterrassen im Staffelgeschoss kann hier- etc.) In diesem Quartiersteil durch zudem ein Sichtschutz geschaffen wer- soll der Wunsch, Dach- den. Auch die Dächer und Seiten der Zugangs- terrassen als Teil der bauwerke können mit Modulen belegt werden. BUGA 2019 zu einer Die erforderliche PV-Flächen sind so anzuord- Fernbereich Dachgarten 75% Dachgarten 75% Dachgarten 75% Dachgarten 75% durchlaufenden Dach- nen, dass die übrigen Dachnutzungen mög- (Landschaft & Stadt als Ausblick) landschaft zusammen- lichst wenig eingeschränkt werden. Die Dach- zufassen ermöglicht terrasse sollte als große, zusammenhängende werden, so dass der Fläche wahrgenommen werden. Im Sinne einer unsensibler geforderte Wert hier Nahbereich (Straße, allseitigen Orientierung sollte ein Herantreten Spielplätze, etc.) von durchschnittlich an die Gebäudekante an jeder Seite möglich Abb. 52: Abb. 53: 50 % abgemindert wer- PV als Sichtschutz sein. Möglichkeiten zur Integration von PV-Elementen in Dachgarten Möglichkeiten 50% der Dachgarten 50% Integration von PV-Elementen Dachgarten 50% Dachgarten 50% den kann, falls eine ent- Nahbereich Varianten 25-30 % PV Privatterrasse die Attika 25% Privatterrasse 25% Privatterrasse 25% o: Aufweiten der Attika zu Feldern Gem.terrasse 25% sprechende Dachland- u: Bauliche Ausbildung einer Höhenstaffelung mit be- gehbaren (ohne PV) und nicht begebaren Bereichen schaft angeboten wird. (mit PV) geneigt installierte und horizontal installierte PV-Module PV-Module als Pergola/Sonnenschutz auf dem allseitige Orientierung der Dachterrasse begrünte PV-Module Dachgarten (Solar Decathlon der TU Delft) 37
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