Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
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HWK-Geschäftsbericht 2016 3 Inhalt 4 Vorwort 6 Handwerk auf einen Blick 8 Handwerkskonjunktur im Hoch 12 Dem Handwerk eine Stimme geben 18 Digitalisierung im Handwerk vorantreiben 20 Interview Bernd Wegner 22 Imagekampagne 2016 24 Unternehmensberatung: Dienst am Kunden 32 Partner des Handwerks 34 Handwerk unterstützt Energiewende 40 Wege der Fachkräftesicherung 48 Handwerk integriert 50 Weiterbildung setzt Akzente 56 Parlament des Handwerks 58 HWK-Haushalt 2016: Solide geplant 60 HWK 2020: Zur strategischen Neuausrichtung 62 Organisationsplan Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) 64 Organisationsplan Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH Auf die geschlechterspezifische Sprach-Differenzierung mit Verwendung weiblich-männlicher Doppelformen wird in diesem Text aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet. Wo gewohnheitsmäßig nur die männliche Form zum Einsatz kommt, sind implizit alle Geschlechter gemeint.
4 HWK-Geschäftsbericht 2016 HWK-Präsident Bernd Wegner (5. v.l.) und HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes (7. v.l.) mit den HWK-Vorstandsmitgliedern (v.l.n.r.) Bernd Burgard, Michael Christmann, Vizepräsident Peter Becker, Vizepräsident Holger Kopp und Karl-Friedrich Hodapp Vorwort Das Bessere ist der Feind des Guten. In diesem Sinn beinhaltet der Geschäftsbericht über die Aktivitäten unserer Handwerkskammer im Jahr 2016 gegenüber den Vorjahresberichten einige Veränderungen. So haben wir uns dazu entschieden, einige Unternehmen selbst zu Wort kommen zu lassen. Diese Texte haben wir als Unternehmensporträts gekennzeichnet. Gleichzeitig haben wir an Bewährtem festge- halten. So bettet der vorliegende Bericht die Darstellungen der Kammerleistungen wieder in die Gesamtsituation des Landes – vor allem mit Blick auf die wirtschaftliche Situation – ein.
HWK-Geschäftsbericht 2016 5 Das gesamtwirtschaftliche Wachstum im Saar- rund 100 Maßnahmen in den acht Hand- land musste 2016 einen Dämpfer hinnehmen. lungsfeldern ist der „Masterplan Handwerk Das nominale Wachstum von nur noch 1,4 2020“, der ständig fortgeschrieben, abge- Prozent war vor allem den Schwankungen der stimmt und in der Vollversammlung disku- stark exportabhängigen Industrie geschuldet. tiert wird. Er ist ein wichtiges Instrument der Maschinenbau, der Stahl und die Automo- politischen Arbeit, das die Ziele und Appelle bilbranche etwa verbuchten Nachfragerück- des saarländischen Handwerks bündelt. Nicht gänge. Gleichwohl hielt die Kauflaune der Ver- zuletzt mit Blick auf die Landtagswahl 2017 braucher angesichts guter Rahmendaten und war es uns wichtig, frühzeitig Position zu positiver Einkommensentwicklung auch 2016 beziehen. Der Dialog mit der Politik gehört zu unvermindert an. Das private Investitionskli- unserer Tagesarbeit. Die Stimme des saarlän- ma zeigte sich anhaltend freundlich. Davon dischen Handwerks wird gehört. Und die Poli- profitierte auch das saarländische Handwerk tik greift vielfach unsere Anregungen auf, so in vielen Gewerken: Das Handwerksjahr 2016 etwa beim Meisterbonus, der ab 2018 ein Bei- verlief rundweg positiv. Im Saarland – dem trag zur kostenfreien Ausbildung zum Tech- Bundesland mit der höchsten Wohneigen- niker und handwerklichen Meister sein wird. tumsquote – wird investiert. Die privaten Ver- Das saarländische Handwerk ist und bleibt ein braucher blieben angesichts von Arbeitsplatz- verlässlich-stabiler Pfeiler des Mittelstandes und Einkommenssicherheiten in Kauflaune, und ein konstruktiv-kritischer Partner der Poli- auch der öffentliche Konsum nahm zu. tik auf allen Ebenen. Warum sich unsere HWK als politische Institution versteht und was das Die Tagesarbeit unserer Handwerkskammer konkret bedeutet, erläuterte HWK-Präsident ist in diesem Umfeld weiter von dynamischen Bernd Wegner kürzlich in einem im Bundesteil Veränderungen geprägt. Die großen Themen des „Deutschen Handwerksblatts“ erschie- wie Digitalisierung, Fachkräftesicherung und nenen Interview, das wir auf Seite 20 erneut die Gestaltung von Perspektiven für zu uns abdrucken. geflüchtete Menschen wurden und werden von uns aktiv vorangetrieben. Mit dem 2015 Unser Dank gilt vor allem denjenigen, die sich eingeleiteten Strategieprozess „HWK 2020“ ehrenamtlich für unseren Wirtschaftsbereich macht sich unsere Handwerkskammer fit für engagieren. Ohne sie wäre eine moderne und die Zukunft. Zahlreiche Maßnahmen haben effiziente Selbstverwaltung nicht denkbar. wir umgesetzt und zum Beispiel unsere Orga- Unser Dank schließt alle dem Saar-Handwerk nisationsstruktur angepasst, unseren Inter- verbundenen Persönlichkeiten aus Politik, Wirt- netauftritt überarbeitet und Maßnahmen zur schaft, Medien, Kultur und Verwaltung ein. Optimierung der internen Kommunikation realisiert. Eine Auswahl bereits umgesetzter Maßnahmen finden Sie auf Seite 60. Eine der Bernd Wegner Dr. Arnd Klein-Zirbes Präsident Hauptgeschäftsführer
6 HWK-Geschäftsbericht 2016 Handwerk auf einen Blick Handwerk Saarland und Bund 2016 Saarland Bund Unternehmen 11.950 999.268 davon: Zulassungspflichtige Vollhandwerke (Anlage A) 7.454 579.224 Anlage A – einfache Tätigkeiten 0 349 Zulassungsfreie Handwerke (Anlage B1) 2.428 239.009 Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2) 2.068 180.686 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr Insgesamt - 55 + 0,5 % - 4.726 - 0,5 % Zulassungspflichtige Vollhandwerke (Anlage A) - 106 - 1,4 % - 5.941 - 1,0 % Anlage A – einfache Tätigkeiten 0 - 19 - 5,2 % Zulassungsfreie Handwerke (Anlage B1) + 51 + 2,1 % + 3.191 + 1,4 % Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2) +0 -0 - 1.957 - 1,1 % Umsatz (Mrd. Euro)* 5,78 561,0 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr + 0,7 % + 2,9 % Beschäftigte* 66.000 5.451.000 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr - 0,8 % + 0,1 % Lehrlinge Ausbildungsverhältnisse (mit Umschülern) 5.145 362.842 Ausbildungsverhältnisse (ohne Umschüler) 4.993 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (mit Umschülern) - 244 - 4,53 % - 1.521 - 0,4 % Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (ohne Umschüler) - 396 - 7,35 % Neueinstellungen (mit Umschülern) 1.967 137.728 Neueinstellungen (ohne Umschüler) 1.888 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (mit Umschülern) - 92 - 4,47 % + 183 + 0,1 % Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (ohne Umschüler) - 171 - 8,31 % * vorläufig
HWK-Geschäftsbericht 2016 7 Aus der Tätigkeit der Handwerkskammer 2016 Berufliche Bildungsmaßnahmen, Teilnehmer Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung 11.165 Gewerbeförderungs- und Technologiezentrale 3.535 Berufliche Bildungsstätten, Innungen, Verbände 7.538 Berufliche Bildungsstätten außerhalb des Saarlandes 92 Berufliche Weiter-/Fortbildung 2.276 Meistervorbereitung 1.145 Unternehmensführung, Technik, Gestaltung, 964 Denkmalpflege, Umweltschutz, EDV Fortbildung 85 Technikerausbildung 82 Zwischen-, Gesellen- und Abschlussprüfungen, Teilnehmer 3.365 Zwischenprüfungen 717 Gesellenprüfungen Teil 1 783 Gesellen- und Abschlussprüfungen 1.865 Weiter-/Fortbildungsprüfungen, Teilnehmer 474 Meisterprüfungen 276 Technikerprüfungen 34 Fortbildungsprüfungen 164 Beratungen 12.741 Unternehmensberatungen 7.122 Betriebswirtschaft, Technik/Denkmalpflege 5.026 Recht 1.775 Umwelt 321 Aus- und Weiterbildungsberatung 5.619 Ausbildung 2.351 Weiterbildung 3.268
8 HWK-Geschäftsbericht 2016 Handwerkskonjunktur im Hoch Die Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland befand sich 2016 weiter im Aufschwung. Dazu trug vor allem die Binnenwirtschaft bei. Ein wesentlicher Wachstumsträger war der Konsum. Auch das Saarhandwerk profitierte davon.
HWK-Geschäftsbericht 2016 9 Allgemeine wirtschaftliche Entwicklung Bund Die privaten Verbraucher blieben angesichts Beschäftigte im Handwerk Bund/Saarland von Arbeitsplatz- und Einkommenssicherhei- ten in Kauflaune, auch der öffentliche Konsum 6 Mio. Bund nahm zu. Die Bauinvestitionen stiegen deutlich. Treibende Kraft waren die Wohnungsbauinves- titionen. Gewachsen sind zwar auch die Ausrüs- 5 Mio. tungsinvestitionen sowie die Exporte, jedoch nicht so stark wie im Jahr zuvor. Das Bruttoin- landsprodukt (BIP) nahm 2016 preisbereinigt 4 Mio. 2013 2014 2015 2016 um 1,9 Prozent zu. 70.000 Der Arbeitsmarkt in Deutschland zeigte sich in Saarland einer guten Verfassung. Der Beschäftigungs- aufbau setzte sich fort, und die Arbeitslosen- 65.000 quote ging leicht zurück. Gegenüber dem Vor- jahr sind die Arbeitslosenzahlen um 3,7 Prozent auf 2,69 Millionen im Jahresdurchschnitt 2016 60.000 gesunken, und die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 2013 2014 2015 2016 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten wuchs um 2,0 Prozent auf ins- gesamt 31,37 Millionen (Wert zum 30.6.). Saarland Stahlindustrie unter hohem internationalem Die konjunkturelle Entwicklung der saarlän- Wettbewerbsdruck, doch konnten die Betriebe dischen Wirtschaft verlor an Schwung. Die der Metallerzeugung und -bearbeitung das Vor- Wachstumsrate des preisbereinigten Brut- jahresniveau beim Umsatz halten. toinlandsprodukts lag bei 0,0 Prozent. Damit Der saarländische Arbeitsmarkt entwickelte verlief die Konjunktur hierzulande weniger sich robust. Die Arbeitslosenquote lag im Jah- gut als im Bundesdurchschnitt. Im Ranking resdurchschnitt mit 7,2 Prozent auf dem glei- der Bundesländer lag das Saarland damit auf chen Stand wie 2015. Insgesamt waren 37.103 dem letzten Platz. Gerade im verarbeitenden Personen arbeitsuchend gemeldet. Die Zahl der Gewerbe sanken die Umsätze. Umsatzrückgän- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im ge verzeichneten der Maschinenbau sowie die Saarland betrug 378.477 Personen (Wert am Automobilbranche („Herstellung von Kraftwa- 30.6.) und lag mit 0,4 Prozent leicht über dem gen und Kraftwagenteilen“). Zwar stand die Niveau des Vorjahres.
10 HWK-Geschäftsbericht 2016 Entwicklung Entwicklung der Betriebszahlen Saarland des Handwerks Betriebe 2015 2016 12.000 10.000 8.000 Bund 6.000 Der konjunkturelle Aufwärtstrend im Handwerk 4.000 blieb bis zum Jahresende intakt. Das Geschäfts- klima erreichte im Gesamthandwerk im Herbst 2.000 2016 ein neues Allzeithoch. Die Geschäfte der 0 Betriebe liefen insbesondere dank der guten Anlage A Anlage B1 Anlage B2 Gesamt binnenwirtschaftlichen Entwicklung rund. Durch das Jahr hindurch herrschte eine hohe Zufrieden- heit der Betriebsinhaber mit der Geschäftsent- wicklung. Auftragsreichweite und Betriebsaus- Saarland lastung hielten sich auf einem hohen Niveau. Für das Gesamtjahr legten die Umsätze um 2,9 Im saarländischen Handwerk hielt die Konjunk- Prozent auf 561 Milliarden Euro zu; die Zahl der tur 2016 Kurs. Die Stimmung der Betriebsinha- Beschäftigten stieg leicht um 0,1 Prozent und lag ber blieb durch das Jahr hindurch sehr positiv. bei 5,45 Millionen Personen (vorläufige Werte). Die HWK-Konjunkturumfragewerte bewegten Bestimmende Impulse kamen von der Binnen- sich hinsichtlich Geschäftslage und -erwartun- konjunktur und hier vor allem vom Wohnungs- gen bis in den Herbst hinein auf hohem Niveau. bau sowie von der Konsumnachfrage. Das Hohe Kapazitätsauslastung, positive Auftrags- Handwerk, insbesondere die Bau- und Ausbau- lage und eine entsprechende Umsatzentwick- gewerke, profitierten vom andauernden Niedrig- lung kennzeichneten das dritte Quartal. Auch zinsniveau, das Investitionen in (Wohn-)Bauten für die letzten Monate des Jahres gaben sich die und Sanierungen attraktiv machte. Zuwächse Betriebe in der Herbstkonjunkturumfrage zuver- beim Handel sowie ein verbessertes Werkstatt- sichtlich. geschäft verzeichnete das Kraftfahrzeughand- Das Gesamthandwerk erwirtschaftete im Jahr werk. Eine positive Arbeitsmarktentwicklung 2016 einen Umsatz von 5,78 Milliarden Euro, das und steigende Einkommen stärkten den privaten entspricht einer Steigerung zum Vorjahr von 0,7 Verbrauch, wovon auch die konsumorientierten Prozent. Die Beschäftigung hingegen ging um Handwerksbetriebe profitierten. 0,8 Prozent auf 66.000 Personen zurück (vorläu- fige Werte).
HWK-Geschäftsbericht 2016 11 Ausblick 2017 Handwerk Auf der Grundlage der derzeit vorliegenden Gesamtwirtschaftliche Prognosedaten kann auch für 2017 mit einer Entwicklung positiven Geschäftsentwicklung im Handwerk gerechnet werden. Impulse sind vor allem Den Konjunkturforschern zufolge wird die von der Binnennachfrage zu erwarten. Inves- deutsche Volkswirtschaft auch im kommenden titionen in Wohneigentum bleiben aufgrund Jahr wachsen. Treibende Kraft soll die weiter- niedriger Zinsen, steigender Mieten und hoher hin gute Binnenwirtschaft sein. Der Konsum Arbeitsplatzsicherheit attraktiv, was sich in wird ein wichtiger Wachstumsfaktor bleiben. zusätzlichen Aufträgen für das handwerkliche Zulegen dürften auch die Exporte. Es wird mit Baugewerbe niederschlagen könnte. Von der einer moderaten Ausweitung der Investitions- erwarteten Aufwärtsentwicklung beim priva- tätigkeit gerechnet. Nach Ersatzinvestitionen ten Verbrauch sollten auch die konsumorien- sollten mehr und mehr Erweiterungsinvestitio- tierten Handwerke profitieren. Der erwartete nen an Bedeutung gewinnen. Stützend werden Zuwachs bei den Ausrüstungsinvestitionen wie die günstigen Finanzierungsbedingungen wir- auch bei der außenwirtschaftlichen Nachfrage ken. Unsicherheitsfaktoren sind der drohende dürfte sich auch auf die Geschäftsentwicklung Brexit wie auch der künftige wirtschaftspoli- der handwerklichen Zulieferer auswirken. tische Kurs der USA. Aufgrund weiterhin guter Bundesweit ist angesichts der gesamtwirt- Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen schaftlichen Vorgaben für 2017 eine Konti- ist hier ein Zuwachs wahrscheinlich. Wenn- nuität der Handwerkswirtschaft auf hohem gleich in allen Bausparten mit einem Wachs- Niveau zu erwarten. Für das Gesamthandwerk tum gerechnet wird, dürfte die Baukonjunktur könnten die Umsätze bis zu 3,0 Prozent zulegen ganz wesentlich vom Wohnungsbau getrieben bei einer möglicherweise sogar leicht positiven werden. Die Gründe für weiter steigende Inves- Beschäftigungsentwicklung. Auch im saarlän- titionen sind niedrige Hypothekenzinsen sowie dischen Handwerk dürften 2017 die Umsätze hohe Arbeitsplatz- und Einkommenssicherhei- steigen, Beschäftigungszuwächse sind aber ten. wohl nicht zu erwarten. Handwerksbetriebe Bund/Saarland Betriebe Bund Betriebe Saarland 1.020.000 12.000 1.000.000 11.800 980.000 11.600 960.000 11.400 940.000 11.200 920.000 11.000 900.000 10.800 880.000 10.600 860.000 10.400 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
12 HWK-Geschäftsbericht 2016 Dem Handwerk eine Stimme geben Die Stimme der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) wird in Politik, Medien, Verwaltung, Wissenschaft und Gesellschaft gehört. Unsere HWK vertritt das Gesamtinteresse des saarländischen Handwerks. Sie war auch im Jahr 2016 ein gefragter Gesprächspartner. Das gilt vor allem bei gewerkeübergreifenden Themen wie Standortpolitik, Fachkräftesicherung, Infrastruktur oder Digitalisierung.
HWK-Geschäftsbericht 2016 13 Präsenz auf allen Ebenen Unsere Handwerkskammer setzt sich mit saarländische Landesregierung hatte die Wün- Stellungnahmen, Analysen, Initiativvorschlä- sche des Handwerks im Bundesrat vorgetragen. gen, politischen Gesprächen und Öffentlich- keitsarbeit mit politischen Entscheidern aus- Auf Landesebene war die Novellierung des einander. Sie ist zu diesem Zweck in rund 160 Mittelstandsförderungsgesetzes ebenfalls ein Gremien auf EU- und Bundesebene sowie auf wichtiges Thema, an dem die HWK mitarbeite- Landes- und Kommunalebene präsent. Als Trä- te. Besonders positiv für das Handwerk ist, dass ger öffentlicher Belange ist sie für Politik und der Meistertitel als grundsätzlicher Fachkun- Gesellschaft erster Diskussions- und Ansprech- denachweis für die Vergabe- und Vertragsord- partner in Sachen Handwerk. nung für Bauleistungen genügen soll. Auf Saar-Lor-Lux-Ebene wirkte die HWK im 2016 hat unsere Handwerkskammer viele Interregionalen Handwerksrat Saar-Lor-Lux Anlässe organisiert, um Handwerksunterneh- (IHR) sowie im Wirtschafts- und Sozialaus- men mit der Landesregierung ins Gespräch zu schuss der Großregion (WSAGR) mit und setz- bringen. Ministerpräsidentin Annegret Kramp- te hier wichtige Handwerksthemen wie die Karrenbauer und Wirtschaftsministerin Anke Verbesserung der Infrastruktur im Grenzraum Rehlinger besuchten saarlandweit Handwerks- und die des Umweltschutzes auf die politische unternehmen, um mit ihnen über deren Anlie- Agenda. gen zu sprechen und die Unternehmen noch besser kennenzulernen. Staatssekretär Jürgen Auf Bundesebene beschäftigten die Polystyrol- Barke diskutierte in drei Workshops im Rahmen Dämmstoffe, die bestimmte Flammschutzmittel der Kampagne „Perspektive Handwerk“ der wie Hexabromcyclododecan (HBCD) enthalten, Landesregierung mit Handwerksunternehmern das Handwerk in besonderer Weise. Die Einstu- über die Themen Digitalisierung, Energieeffizi- fung als gefährlicher Abfall stellte viele Hand- enz und Integration. werksunternehmen aus der Bauwirtschaft bei der Entsorgung vor große Probleme. Es ist Auf kommunaler Ebene pflegt unsere Hand- als Erfolg der Handwerksorganisation zu ver- werkskammer mit den saarländischen Land- zeichnen, dass dieser Dämmstoff (befristet für kreisen und Gemeinden einen intensiven Dia- ein Jahr) wieder als „nicht-gefährlicher Abfall“ log. In Gesprächen und Veranstaltungen mit eingestuft wurde. Dieser Beschluss fußt auf kommunalpolitisch Verantwortlichen und einer Initiative des saarländischen Umweltmi- Wirtschaftsförderern wurde auf die Belange nisteriums. Auch hier hat die HWK im Vorfeld des Handwerks vor Ort hingewiesen. So starte- in Gesprächen mit der Landesregierung auf die te sie mit der Wirtschaftsförderung des Saar- besondere Problematik für das Handwerk hin- pfalz-Kreises die Kampagne „Hände hoch fürs gewiesen. Handwerk“ (siehe Seite 37). Als Träger öffent- licher Belange nahm sie im Sinne des Hand- Bei der Pkw-Maut brachte das Handwerk seine werks zu zahlreichen Bauleitplänen Stellung. Vorbehalte zum Ausdruck und forderte Ausnah- Dabei wurden die betroffenen Betriebe direkt meregelungen für die grenznahen Gebiete. Die einbezogen.
14 HWK-Geschäftsbericht 2016 Konjunktur-Pressekonferenz im Frühjahr Auszubildenden-Austausch mit Frankreich Die Unternehmer Stefan Ollinger (rechts) und Dipl.-Ing. Der Präsident der Chambre de la Manche, Jean-Denis Udo Zenner (links) erläuterten mit HWK-Präsident Meslin, Catherine Robinet, Generalkonsulin für Frankreich Bernd Wegner und HWK-HGF Dr. Arnd Klein-Zirbes im Saarland, und HWK-Präsident Bernd Wegner beim die konjunkturelle Situation und wie sie sich auf die Empfang in der HWK Betriebspraxis auswirkt. Öffentlichkeitsarbeit für Öffentlichkeitsarbeit (BFÖ) Pressekonferen- zen zu zentralen Themen des Handwerks. Dazu Handwerksthemen in Politik, Wirtschaft und gehörten die Handwerkskonjunktur im Früh- Gesellschaft zu transportieren, ist Aufgabe der jahr und Herbst, die Vorstellung des Geschäfts- Öffentlichkeitsarbeit. Dies fand in über 250 berichts sowie des Geschäftsjahres 2016 mit Beiträgen sowohl in Print-, Fernseh-, Hörfunk- der Fortschreibung des „Masterplans Handwerk medien als auch im Internet seinen Nieder- 2020“. Darüber hinaus gab es eine gemeinsa- schlag. Darüber hinaus organisierte das Büro me Pressekonferenz mit der Bundesagentur für HWK mit neuem Internetauftritt Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) Struktur orientiert sich an der Karriereent- ist mit ihrem neuen Internetauftritt www. wicklung im Handwerk, von der Ausbildung hwk-saarland.de jetzt mobil- und bewegt- bis zur Betriebsführung. Der neue Auftritt bildfähig. Nicht nur das Corporate Design ermöglicht es den Nutzern, schneller als bis- (CD) hat sich grundlegend verändert, sondern her die für sie relevanten Themen und Seiten auch die Menüstruktur. Gab es bisher eine anzusteuern. Eine Slideshow auf der Home- rein thematische Menüführung, so bietet der page rückt aktuelle Themen in den Fokus. Von überarbeitete Internetauftritt jetzt auch eine Vorteil ist das mobilfähige Web-Design, das Zielgruppenorientierung. Die thematische die Seiteninhalte auch auf Tablets und Smart- phones übersichtlich darstellt. Erklärfilme im Infotainmentstil runden den neuen Auftritt ab. In der Kopfzeile finden sich zudem Buttons, die zum Social-Media-Angebot der HWK füh- ren. Dazu gehört das YouTube-Format „Mach Dein Ding!“ (siehe Seite 42).
HWK-Geschäftsbericht 2016 15 Excellentprämierung Internationale Saarmesse Fußballweltmeisterin Nadine Angerer Finanz-, Europa- und Justizminister Stefan Toscani bei ihrem Vortrag, in dem sie Parallelen im Gespräch mit dem saarländischen Handwerk zwischen Sport und Handwerk darstellte. Arbeit zum Thema „Frauen in Männerberufen“ Veranstaltungen sowie im Herbst ein Pressegespräch anlässlich der Präsentation einer HWK-Sonderumfrage Veranstaltungen sind ein weiteres elementa- zur Infrastruktur. Für die Imagekampagne des res Mittel der Kommunikation. So zählen die Handwerks schaltete das HWK-Pressebüro Meisterfeier oder die Weiterbildungsabschluss- zahlreiche Anzeigenmotive und organisierte feier, die Verleihung der Goldenen Meister- den Tag des Handwerks in Saarlouis verant- briefe sowie die Abschlussveranstaltung des wortlich mit. Die HWK-Pressestelle brachte Leistungswettbewerbs der deutschen Hand- zudem zwei Ausgaben der Beilage der „Saar- werksjugend zu den Highlights im Jahreska- brücker Zeitung“ (SZ) „Meisterlich“ heraus und lender. Hinzu kommen eine Reihe von Ausstel- führte die Kooperation mit dem Radiosender lungen mit Vertretern des Kunsthandwerks bigFM und der Kampagne „Kleines Land – gro- sowie zahlreiche öffentliche Veranstaltungen ßes Herz“ weiter, mit der sie auch den neuen aus dem Bereich der Unternehmensberatung. YouTube-Kanal bewarb (siehe Seite 42). Im Folgenden seien einige Veranstaltungen bei- spielhaft für die Zusammenkünfte im Namen Eine wichtige Informationsquelle für Handwerk der HWK genannt. und Meinungsbildner ist das „Deutsche Hand- werksblatt“ (DHB). In 24 Ausgaben informierte Am 14. Januar 2016 gratulierte die mehrfache das Büro für Öffentlichkeitsarbeit die Mitglieds- Fußballweltmeisterin und Fußballeuropameis- betriebe ausführlich über das breit gefächerte terin Nadine Angerer den besten Junghandwer- Dienstleistungsangebot unserer Handwerks- kern des Saarlandes bei der Excellentprämie- kammer. Darüber hinaus wendet sich das DHB rung. Insgesamt vier erste, ein zweiter und zwei mit betriebswirtschaftlich orientierten Artikeln dritte Plätze schlugen beim Bundesentscheid an das Handwerk und stellt in Serien Betriebe des Leistungswettbewerbs des deutschen und deren Leistungen heraus. Handwerks zu Buche sowie der erste Platz beim Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk“.
16 HWK-Geschäftsbericht 2016 Meisterstückausstellung Weiterbildungsfeier Die Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar YouTube-Pionier Christoph Krachten und Vorsitzende des Fördervereins der Saar- begeisterte sein Publikum und informierte ländischen Meister- und Technikerschule e.V., über die Bedeutung von YouTube für die Cornelia Hoffmann-Bethscheider (Mitte), bei der Markenbildung. Preisübergabe Am 18. Februar 2016 erhielten 132 Absolventen Handwerk und Digitalisierung war am 13. Juni der HWK-Fortbildungsprüfungen in der Wei- 2016 das Thema einer großen Infoveranstaltung terbildungsfeier ihre Diplome überreicht. Fest- in Kooperation mit der Staatskanzlei und dem redner der Veranstaltung war YouTube-Pionier Wirtschaftsministerium des Saarlandes. Impuls- Christoph Krachten, der Gründer der legen- referent war Professor Dr. Klemens Skibicki, Mit- dären Video-Days, Europas größtes YouTuber- glied des Beirats „Junge digitale Wirtschaft“. Treffen. Im Rahmen der Meisterstückausstellung am Auf der Internationalen Saarmesse präsentierte 5. September 2016 erhielten die Absolventen sich das Handwerk vom 9. bis 17. April 2016 mit der Saarländischen Meister- und Techniker- elf Ausstellern auf einem Gemeinschaftsstand. schule (SMTS) und der Teilzeitausbildung für die besten Abschlussarbeiten des Jahrganges Am 10. Mai 2016 erhielten bei der 51. Meisterfei- 2015/2016 eine Auszeichnung. Vor 200 gela- er 179 Jungmeisterinnen und Jungmeister in der denen Gästen gratulierte die Staatssekretärin Congresshalle in Saarbrücken ihre Meisterbriefe. im Ministerium für Bildung und Kultur, Andrea Festrednerin war Ministerpräsidentin Annegret Becker, den Preisträgern. Kramp-Karrenbauer. „Wer den Weg zum Meister einschlagen will, soll daran nicht aus finanziellen Am 8. Oktober 2016 überreichten die Staatsse- Gründen gehindert werden“, sagte sie mit Blick kretärin des Bildungs- und Kulturministeriums, auf den vom HWK-Präsident angesprochenen Andrea Becker, und HWK-Präsident Bernd Weg- Meisterbonus. Das Grußwort der Jungmeister ner im Rahmen einer Feierstunde die Preise an hielt Tischlermeisterin Mona Linnebacher. Neun die Gewinner des achten Denkmalpflegepreises. jahresbeste Jungmeister wurden besonders geehrt. Die Sonderpreise der Volks- und Raiffei- Am 26. Oktober 2016 ehrte unsere Handwerks- senbanken überreichte Carlo Segeth, Vorsitzen- kammer 3.200 Meisterjahre. Elf Diamantene der des Vorstands der Bank 1 Saar. und 52 Goldene Meisterbriefe wurden an die Meisterjubilare verliehen.
HWK-Geschäftsbericht 2016 17 Brummen ist einfach. Weil die Sparkassen den Motor unserer Wirtschaft am Laufen halten. 1 ndsfinanzierer Nr. Mittelsta sparkasse.de
18 HWK-Geschäftsbericht 2016 Veranstaltung Digitalisierung im Handwerk vorantreiben In der gemeinsamen Veranstaltung „Digitalisierung und Handwerk“ am 13. Juni 2016 von Staatskanzlei, Wirtschaftsministerium und der HWK diskutierten Handwerksunternehmen sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft in der HWK die Chancen des digitalen Wandels. Bildunterschrift
HWK-Geschäftsbericht 2016 19 » Die Begriffe Digitalisierung « und Handwerk gehören Für HWK-Präsident Bernd Wegner gehören die zusammen. Begriffe Digitalisierung und Handwerk zusam- Bernd Wegner, Präsident der men. Die HWK hat gemeinsam mit Staatskanz- Handwerkskammer des Saarlandes lei und Wirtschaftsministerium mit einer Ver- anstaltung im Sommer 2016 das Bewusstsein der Handwerksbetriebe für die Chancen der Digitalisierung weiter geschärft und Strategien für die Bewältigung der digitalen Herausforde- Ein gutes Beispiel für die Digitalisierung im rung formuliert. Impulsreferent der Veranstal- Handwerk ist die Schreinerei Raphael Haas aus tung war Professor Dr. Klemens Skibicki, Mit- Elm. Das Unternehmen hat seit langem digitale glied des Beirates „Junge digitale Wirtschaft“ Prozesse implementiert. Um seinen hohen Digi- beim Bundesministerium für Wirtschaft und talisierungsstandard in Produktion und Marke- Technologie. Er betonte die Notwendigkeit, den ting wettbewerbsfähig zu halten, ist Inhaber Übergang von der analogen in die digitale Welt Raphael Haas auf eine schnelle Breitbandver- der Kommunikation zu managen. „Hier bieten sorgung angewiesen. die sozialen Netzwerke gerade dem Hand- werk eine Plattform, um direkt mit Kunden zu HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zir- kommunizieren und ihnen einen Mehrwert zu bes wies darauf hin, dass die HWK sich weiter schaffen“, so Skibicki. intensiv mit dem Thema Digitalisierung und Handwerk beschäftigen werde. Dazu wird sie In einer von der SR-Hörfunkjournalistin Karin zum Beispiel passende Weiterbildungs- und Mayer moderierten Podiumsdiskussion Beratungsangebote für ihre Mitgliedsbetriebe beleuchteten Ministerpräsidentin Kramp- entwickeln und anbieten (siehe Unternehmens Karrenbauer, Wirtschaftsministerin Rehlinger, porträt Seite 45). DGB-Bundesvorstand Helmut Dittke sowie Professor Dr. Klemens Skibicki Tischlermeister und Unternehmer Raphael Haas Aspekte der Digitalisierung. Die Minis- terpräsidentin sieht das Saarland bei der Digi- talisierung gut vorbereitet, um die Digitali- sierung des Saarhandwerks bedarfsgerecht und zukunftsweisend voranzutreiben. Wirt- schaftsministerin Anke Rehlinger betonte die besonderen Ansprüche, die der digitale Wandel an die Aus- und Weiterbildung im Handwerk stellt. Damit das Handwerk im Saarland weiter wettbewerbsfähig bleibt und die Herausforde- rungen des digitalen Wandels meistern könne, müssten die Betriebe unterstützt werden, sagte sie. Auch DGB-Bundesvorstand Helmut Dittke ist überzeugt, dass das Handwerk die Digitali- sierung meistern kann und wird.
20 HWK-Geschäftsbericht 2016 Interview Es geht um das Gesamtinteresse Handwerkskammer heute politisch, effizient und nahbar sein muss. Effizient meint, dass wir unsere internen Prozesse immer wieder auf den Prüfstand stellen, um zu vermeiden, dass wir die Interessen unserer Mitglieder und die anderer Anspruchsgruppen wie Existenz- gründer oder Schülerinnen und Schüler aus den Augen verlieren. Kammerarbeit darf keine L’art pour l’art sein. Nahbar bedeutet, dass wir eine Art Mitmachorganisation sind, die vom Miteinander des Haupt- und Ehrenamtes lebt. Das Ehrenamt kann und sollte dem Hauptamt immer wieder Impulse aus dem betrieblichen Alltag eines Handwerksunternehmens geben. Bernd Wegner, Präsident der Die Verschränkung von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen mit der professionel- Handwerkskammer des Saarlandes len Arbeit des Hauptamtes macht die Kam- und Mitglied des Landtages, über merarbeit im Gegensatz zu einer klassischen Behörde besonders wertvoll. Ich bezeichne das politisches Wirken und Ehrenamt in höchste Gremium unserer Handwerkskammer, der Handwerksorganisation die Vollversammlung, gerne auch als Parlament des Handwerks. Diese Bezeichnung hebt den politischen Anspruch unserer Arbeit hervor. Bernd Wegner versteht sein Engagement als Noch mal: Dabei geht es aber nicht um par- Handwerkskammerpräsident als politische teipolitische Arbeit. Es geht vielmehr darum, Arbeit für das Handwerk. Dazu gehört für ihn ein Themen wie die Gleichstellung beruflicher und konstruktiver Interessenausgleich. Sein hand- akademischer Bildung oder den Zustand unse- werkliches Ehrenamt grenzt er dabei klar von rer Infrastruktur in der politischen Agenda nach seinem parteipolitischen Einsatz ab, wie er im oben zu setzen. Gespräch mit dem „Deutschen Handwerksblatt“ (Ausgabe 22/2016) erläuterte. Hier das Interview Wie unterscheidet sich die politische Arbeit von im Wortlaut. Fachverbänden und Innungen gegenüber der Kammerarbeit? Herr Präsident Wegner, wie politisch ist die Arbeit eines Kammerpräsidenten? Wegner: Die wertvolle Arbeit der Innungen und Fachverbände bezieht sich in der Regel Wegner: Aus meiner Sicht ist sie ohne Frage auf einzelne Branchen und deren spezifische sehr politisch, aber nicht parteipolitisch. Ich Interessenvertretung. Als Handwerkskammer bin der Überzeugung, dass eine moderne sehen wir uns vor allem dann in der Pflicht,
HWK-Geschäftsbericht 2016 21 wenn es um gewerkeübergreifende Themen dass wir Handwerker uns einbringen. Das muss geht. Es geht um das Gesamtinteresse des nicht unbedingt Parlamentsarbeit sein. Ein sol- Handwerks. So haben wir im Rahmen unserer ches Engagement fängt damit an, dass man Öffentlichkeitsarbeit mithilfe der Ergebnisse selbstverständlich zu Wahlen geht, sich in poli- eigens durchgeführter Sonderumfragen unter tische Diskussionen einbringt oder vielleicht Handwerksunternehmen zu Themen wie Breit- auch mal einen Leserbrief schreibt. bandversorgung und Straßeninfrastruktur dazu beigetragen, dass diesen Standortaspekten sei- Sie selbst sind Mitglied des Saarländischen tens der Landespolitik verstärkt Aufmerksam- Landtages. Welche Erfahrungen machen Sie? keit geschenkt wird. Wegner: Die sind überwiegend positiv. Ich Es gibt den Spruch: „Das Parlament ist mal vol- erfahre Wertschätzung für mein Engagement. ler, mal leerer, aber immer voller Lehrer“ – soll- Das gilt für beide Seiten. Viele Handwerks- ten sich Ihrer Meinung nach mehr Handwerks- kollegen schätzen es, dass sie mit mir einen unternehmer in den Parlamenten engagieren? Ansprechpartner haben, der sie versteht. Viele Politiker finden es gut, dass sie von mir früh- Wegner: Viele denken in diesem Zusammen- zeitig auf die Anliegen unseres Wirtschaftsbe- hang oft erst mal an den Bundestag. Aber es reichs aufmerksam gemacht werden. Aber ich gibt auch Landtage, Kreistage und andere Parla- kann sehr gut meine parteipolitischen Ämter mente. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich von dem des Kammerpräsidenten trennen. Das in Parlamenten auf allen Ebenen mehr Hand- ist auch wichtig, um Interessenkonflikte zu ver- werker fänden, die weniger aus akademischen meiden. Erkenntnissen heraus agierten als aus ihrem betrieblichen Erfahrungswissen. Natürlich ist es Was kann aus Ihrer Sicht die Gesamtheit der anstrengend, sich nach einem langen Arbeits- Handwerksorganisation zu einer erfolgreichen tag – sei es als Inhaber, sei es als Arbeitnehmer – politischen Arbeit beitragen? noch mit politischer Arbeit auseinanderzuset- zen. Aber es ist ungemein wichtig, damit dieses Wegner: Der Interessenausgleich, den unsere Feld nicht anderen überlassen wird. Nicht ohne Gesamtorganisation leistet, ist einzigartig. Ich Grund hängen die Begriffe Gesellschaft und bin mir sicher, dass es die Politik sehr schätzt, Geselle auch sprachlich zusammen. In diesem dass wir diesen Interessenausgleich über alle Zusammenhang darf ich auf Ihr Zitat mit einem Ebenen hinweg und zwischen Arbeitgeber- und anderen Zitat antworten. Robert Pferdmenges, Arbeitnehmerseite vornehmen. Wenn auf Bun- wirtschaftspolitischer Berater des ersten Bun- desebene die Frage im Raum steht, was sagt das deskanzlers unserer Republik, hat es schon in Handwerk zu einem bestimmten Thema, dann den fünfziger Jahren – wie ich meine sehr grif- können wir mit einer Stimme sprechen. Dies ist fig – auf den Punkt gebracht und gesagt: „Wir effizient und die Grundlage für Kampagnen- müssen uns um die Politik kümmern, sonst fähigkeit, die neben persönlichen Gesprächen kümmert sich die Politik um uns.“ Wichtig ist, auch nützlich sein kann.
22 HWK-Geschäftsbericht 2016 Tag des Handwerks mit Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger Imagekampagne 2016 Unsere Handwerkskammer unterstützt das Ziel der Imagekampagne des deutschen Handwerks, Jugendliche für das deutsche Handwerk zu interessieren, mit zahlreichen konstruktiven Maßnahmen wie dem Tag des Handwerks.
HWK-Geschäftsbericht 2016 23 Handwerk zeigte Vielfalt in Saarlouis Rund 10.000 Besucher kamen zum Tag des Für die Vielfalt sorgten Schorn- Handwerks in Saarlouis. Unter dem Motto „Die steinfeger, Elektrotechniker, Infor- Zukunft ist unsere Baustelle“ präsentierte die mationstechniker, Heizungsbauer, HWK gemeinsam mit elf Landesinnungen und Metallbauer, Bäcker, Friseure und Unternehmen die große Vielfalt des Handwerks Kosmetiker, Tischler, Zimmerleu- in Saarlouis auf dem Kleinen Markt. HWK- te, Schuhmacher, Rollladenbauer, Präsident Bernd Wegner eröffnete die große Augenoptiker, Maler und Lackierer sowie Kfz- Handwerksausstellung gemeinsam mit Wirt- Handwerker. An 18 Ständen boten rund 150 schaftsministerin Anke Rehlinger. „Wir nutzen Handwerker ein umfangreiches Programm mit diesen Tag, um Einblicke in einige der insge- vielen Attraktionen. samt mehr als 130 Handwerksberufe zu geben und die Menschen, ganz besonders die jungen Die Aussteller waren zufrieden. So unterstrich Leute, abzuholen“, erklärt Bernd Wegner. „Alle der Landesinnungsmeister der Schornsteinfe- konnten sich ein Bild davon machen, welches ger und Präsident des Arbeitgeberverbandes Potenzial in jedem einzelnen Handwerksberuf des saarländischen Handwerks (AGVH), Harald steckt, und dessen große Bedeutung auch für Becken:„Wir haben beim Tag des Handwerks die die Zukunft erfassen.“ gute Möglichkeit, die neuesten technischen Ent- wicklungen in unserem Beruf vorzustellen, wie Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger unter- etwa den Einsatz von Drohnen zur Bestandsauf- strich: „Hier sendet das Handwerk eine große nahme an hoch gelegenen Schornsteinen oder Werbebotschaft für sich aus. Wer sich für das den Einsatz von Wärmebildkameras. Unser Fazit: Handwerk als Beruf entscheidet, der hat eine Die Teilnahme war ein voller Erfolg.“ sichere Zukunft.“ Anzeigenkampagne: „Ich hab was Besseres vor.“ Unter dem Motto „Ich hab was Besseres vor.“ schen anzustoßen, waren die neuen Motive zeigte das Handwerk Jugendlichen, dass sie in bundesweit auf Plakaten, auf Bussen sowie auf handwerklichen Berufen viel erreichen können. Bannern einer Online- und Mobile-Kampagne Um die Diskussion mit und unter jungen Men- auch im Saarland zu sehen. Mit Sprüchen wie „Träume unter Akten begra- WWW.HWK-SAARLAND.DE WWW.HANDWERK.DE Benyamin, Steinmetz Erstes Gehalt mit 29? ben? Ich hab was Besseres vor.“ wurden Vorteile Ich hab was Besseres vor. einer handwerklichen Ausbildung hervorge- Ich hab was besseres vor. hoben. Die Motive vermittelten eine authenti- sche Vorstellung von der Arbeit im Handwerk – Robert Schneider, Johannes Schroeter-Behrens, Kontakt: Vanessa Sell sowie weitere Junghandwerker Dr. Justus Wilhelm standen für die Kampagne in ihren Werkstät- Tel.: 0681 / 58 09-115 ten vor der Kamera. j.wilhelm@hwk-saarland.de
24 HWK-Geschäftsbericht 2016 Unternehmensberatung: Dienst am Kunden Die Unternehmensberatung unserer HWK berät, unterstützt und fördert Unternehmen bei vielen Themen. Sie ist eine wichtige Anlauf- station für Handwerksbetriebe in allen Feldern der betrieblichen Entwicklung – sei es bei der Gründung, bei betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, bei Fragen der Unternehmenssicherung, Themen wie Innovation und Technologie oder Umwelt- und Energieeffizienz sowie im Zuge der Betriebsnachfolge.
HWK-Geschäftsbericht 2016 25 Gründungsberatung Die HWK setzte im vergangenen Jahr ihren Die Gründungsberatung zählt zu den zentralen Weg der Weiterentwicklung und Stärkung Beratungsthemen. Die HWK-Unternehmens- des bedarfsorientierten Beratungsangebotes berater unterstützen die Gründer und Grün- weiter fort. Unsere Mitgliedsunternehmen derinnen umfassend und individuell bei ihren haben das Beratungsangebot der Betriebsbe- Vorhaben. 2016 handelte es sich bei ca. 40 Pro- ratungsstelle der Handwerkskammer stark in zent aller Beratungen um Existenzgründungs- Anspruch genommen. So führten unsere Bera- beratungen. Dabei ging es insbesondere um die ter im Bereich Betriebswirtschaft und Technik Überprüfung und Weiterentwicklung markt- 526 Einzelberatungen mit einer Dauer von und zukunftsfähiger Gründungsideen, die Kal- jeweils mehr als drei Stunden, zahlreiche Kurz- kulation der Preise, die Erstellung realisierbarer beratungen und telefonische Auskünfte sowie Umsatz- und Ertragsberechnungen sowie die zusätzliche Vorträge bei Informationsveranstal- Planung von Investitionen unter Berücksichti- tungen durch. gung öffentlicher Finanzierungsprogramme. Betriebswirtschaftliche Beratungen nach Beratungsthemen Techn./technologische Beratungen nach Beratungsthemen Unternehmensführung Betriebsbewertung Finanzierung/Investition Betriebsplanung Außenwirtschaft/Messewesen Unternehmensführung Rechtsfragen/Formalitäten Innovation/Technologie/Normung Nachfolgeregelung/Übernahme/Übergabe Arbeitsstättenverordnung/Arbeitssicherheit Rechnungswesen/Kostenrechnung Denkmalpflege/Gestaltung/Barrierefreies Bauen Personal- und Sozialwesen Marketing/Vertrieb Energieberatung Organisation Bauvorhaben EDV und Telekommunikation Qualitätsmanagement/Zulieferberatung 0 50 100 150 200 250 300 0 20 40 60 80 100
26 HWK-Geschäftsbericht 2016 Denkmalpflegepreis 2016 Nachfolge gesucht – und zwar die Angemessenheit der Übergabe- konditionen – an. Das Thema Unternehmens- Das Thema Unternehmensnachfolge war eben- nachfolge wird laut der HWK-Bereichsleiterin falls stark nachgefragt. Ein wesentliches Thema, für Unternehmensberatung, Lisa Herbrand, das zum Erhalt von Betrieben und Arbeitsplät- auch zukünftig ein wichtiges Thema bleiben. ze beiträgt. Über 100 Beratungen führten die Denn demografiebedingt stehen in den nächs- HWK-Experten zur objektiven Unternehmens- ten fünf Jahren etwa 2.000 Handwerksbetriebe bewertung durch. Sie boten damit ein wichti- zur Übergabe an. ges Kriterium im Zuge des Nachfolgeprozesses Die jährlich durchgeführte Umfrage der Bera- tungsbetriebe zur Zufriedenheit hinsichtlich der in Anspruch genommenen Beratungs- Unternehmensberatungen nach Betriebsgrößen 2016 leistungen bestätigt die Arbeit der Hand- werkskammer. So können auch zukünftig Existenz- 1–4 Mitgliedsunternehmen das umfangreiche gründung Beschäftigte Beratungsangebot der Handwerkskammer für 29 % 17 % sich nutzen. über 20 Beschäftigte 6% 10 – 19 5–9 Beschäftigte Beschäftigte 23 % 19 % Digitale Buchführung: Referent Guido Badjura von der DATEV AG
HWK-Geschäftsbericht 2016 27 Unternehmensporträt Übergabe will geplant sein Roland und Sebastian Schaefer (von links) Generationswechsel bei der Handwerksbäcke- kommen nicht oder es stehen andere Hürden rei Schaefer in Illingen: Im Winter 2017 über- im Weg. Oft steht dann am Ende das „Aus“ für nimmt Sebastian Schaefer (38) das bekannte einen etablierten Betrieb. Sebastian Schaefer: Familien-Unternehmen im Ortsteil Welschbach „Die Familie hat sich zusammengesetzt und von Vater Roland Schaefer (63). Der ehema- ich habe mich entschlossen, es anzupacken und lige, langjährige Landesinnungsmeister der das Unternehmen fortzuführen. Ich übernehme Bäcker ist in der saarländischen Bäckereiszene einen fast schuldenfreien Betrieb, habe keinen eine Institution: „Im Winter ist also definitiv Investitionsstau vor der Brust und kann mit soli- Schluss. Die nächste Generation ist jetzt dran. dem Fundament loslegen und das Risiko lockt Ich komme dann nur noch in den Betrieb, wenn mich natürlich auch“, sagt der Bäcker- und Kon- ich gebraucht werde. Man muss einen klaren ditormeister sowie Betriebswirt im Handwerk. Schlussstrich ziehen, meine Zeit ist nun herum.“ So wie der Betrieb jetzt dastehe, „kann ich fünf Roland Schaefer hat aus kleinen Anfängen ein bis zehn Jahre weiterarbeiten.“ Unternehmen mit 130 Mitarbeitern, zwölf Fili- alen, zahlreichen Großabnehmern und einem Vater Roland Schaefer gibt dem Junior mit auf Jahresumsatz von 3,7 Millionen Euro gemacht: den Weg: „Einer muss Kapitän sein, einer muss „Wir sind im Saarland schon eine Hausnum- sagen, wo es langgeht. Man muss einen Betrieb mer.“ klar führen.“ Denn der Wettbewerb ist beinhart. „Unser Gegner als mittelständisches Unterneh- Die ersten Überlegungen zur Firmenübergabe men sind die Industriebäckereien. Mit zwölf begannen vor zwei Jahren. Die Vorbereitung der Brötchen für 99 Cent können und wollen wir Übergabe an Sohn Sebastian war „weit schwie- nicht mithalten“, sagt Roland Schaefer. Seine riger und komplizierter, als wir gedacht haben“, Devise und auch die des familiären Nachfolgers so Roland Schaefer. Steuer- und Rechtsfragen, heißt: „Qualität und nochmals Qualität sowie unerwartete Details an allen Fronten: „Wir Frische“. Bei Schaefer wird keine vorgefertig- haben es geschafft, mit externem Sachverstand te Tiefkühlbackware aufgebacken. Überhaupt und auch mit Hilfe unserer Handwerkskam- liegt dem leidenschaftlichen Bäcker Roland mer“, so Schaefer. Man habe ja nichts vererbt, Schaefer ein gutes Brot ohne chemische Zusatz- „wir haben Arbeit an die nächste Generation stoffe als Grundnahrungsmittel am Herzen. weitergegeben.“ „Die Leute sind bereit, einen fairen Preis dafür zu bezahlen. Schließlich spielt uns das zuneh- Familieninterne Übergabe funktioniert nicht mende Bewusstsein für gesunde Ernährung in Homepage: immer, entweder wollen oder können die Nach- die Hände.“ www.baeckereischaefer.de
28 HWK-Geschäftsbericht 2016 Netzwerkarbeit und Sonstige Themen in Zusammenarbeit mit Veranstaltungen weiteren Kooperationspartnern waren unter anderem: Die Entsendung deutscher Arbeit- Die Unternehmensberatung arbeitet in nehmer nach Frankreich, Kassenprüfung zahlreichen Netzwerken mit. Im regionalen und Kassenführung im Fokus der digitalen Netzwerk Saarland Offensive für Gründer Betriebsprüfung, Erfolgsfaktor Wissen – Wis- (SOG) engagiert sich die Handwerkskammer sensmanagement leicht gemacht, Erfolgreich neben weiteren Partnern wie dem Wirt- gründen – Chancen und Barrieren der Unter- schaftsministerium, der IHK Saarland, der nehmensgründung von Geflüchteten aus Bundesagentur für Arbeit und der Landes- Syrien sowie die 10. Vergabekonferenz, eine förderbank. Die angebotenen Berater-Shops gemeinsame Veranstaltung von HWK, IHK und sind ein besonderer Service des Netzwerks für der Landeshauptstadt Saarbrücken. Sie gab angehende Firmengründer – mit individuellen einen Überblick über die im Jahr 2016 zu ver- und kostenfreien Orientierungsgesprächen gebenden Arbeiten aus dem Bereich Bau und bei unterschiedlichen Gründungsexperten à Ausbau in der Landeshauptstadt Saarbrücken. 20 Minuten. Darüber hinaus werden gemein same Informationsveranstaltungen zum Denkmalpflege Thema „Gründung und Nachfolge“ veranstal- tet und auch Unternehmerinnen-Stamm- Die HWK-Beratungsstelle für Denkmalpflege tische ausgerichtet, die sich gezielt an bereits und Gestaltung unterstützt, informiert und gegründete Unternehmen wenden. berät Handwerker, Hauseigentümer, Planer und öffentliche Auftraggeber zu Fragen der fachge- 2016 bot die Unternehmensberatung zahl- rechten Restaurierung historischer Gebäude. reiche Fachveranstaltungen an. Eine dreitei- 2016 wurde bereits zum achten Mal der Saar- lige Veranstaltungsreihe widmete sich dem ländische Denkmalpflegepreis zur Würdigung Thema „Unternehmensnachfolge“. Auch vorbildlicher Leistungen von Personen, die sich Digitalisierungsthemen waren im Angebot. im Bereich Denkmalpflege engagieren, ausge- „Vorsicht Falle: Neue Regeln für die digitale lobt. Buchführung“ mit einem Vertreter der DATEV eG wurde mit je über 100 Teilnehmern an drei Nachhaltigkeit unterschiedlichen Standorten besonders gut in Anspruch genommen. Das Thema Nachhaltigkeit und soziale Ver- antwortung ist für viele Betriebe ebenfalls ein wichtiger Baustein in der betrieblichen Pra- xis. Dies gilt sowohl für einen nachhaltigen Umweltschutz als auch für soziale Verantwor- tung dem gesamten Umfeld und den Mitarbei- tern gegenüber. Das Engagement eines Betrie- bes wirkt nicht nur nach innen, sondern ist auch bei der Außendarstellung gegenüber Kunden ein gutes Marketinginstrument. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer besucht die Maschinenbaufirma EKF.
HWK-Geschäftsbericht 2016 29 Katja Hobler und Markus Glöckner Unternehmensporträt Nachhaltigkeit als Unternehmens- prinzip Umwelt fest“, sagt Katja Hobler. Deshalb hat das Unternehmen 2016 damit begonnen, ein Umweltmanagementsystem nach EMAS (Eco- Management and Audit Scheme) als erster Steinmetzbetrieb deutschlandweit einzufüh- Für das Unternehmen Markus Glöckner Natur- ren. Alle zwei Jahre gibt es einen neuen CSR- steine in Neunkirchen-Hangard ist Nachhaltig- Bericht mit einem Schwerpunktthema. „Wir keit mehr als nur ein Verkaufsargument für eine stellen Arbeitsplätze bereit und beteiligen umweltbewusste Kundschaft. „Wir sind fest unsere Mitarbeitenden an Entscheidungen. von den Grundsätzen der nachhaltigen Unter- Wir wollen nicht auf Kosten anderer Geld ver- nehmensführung überzeugt und haben unsere dienen, sondern miteinander“, ergänzt Hobler. gesamte Strategie darauf ausgerichtet“, so Katja Hobler (45) und Ehemann Markus Glöckner (50). Nachhaltigkeit zählt natürlich auch beim Ein- kauf der Natursteine: Billigware aus Kinder- Markus Glöckner, Meister im Steinmetz- und arbeit in Asien gibt es bei Glöckner nicht. Der Steinbildhauerhandwerk sowie staatlich zur Restaurierung eingesetzte Buntsandstein geprüfter Restaurator, hat den 1967 von seinem kommt aus der Region, aus dem Nordsaarland, Vater gegründeten Betrieb 1993 übernommen aus der nahen Pfalz und dem Elsass: „Regionale und schwerpunktmäßig auf die Naturstein- Nachhaltigkeit pur“, sagt Markus Glöckner. Zu Restaurierung ausgerichtet. Ehefrau Katja seinen Referenzen zählt unter anderem die Res- kümmert sich um Marketing, Personal, Rech- taurierung des Villeroy & Boch-Konzernsitzes, nungswesen und eben um die gesellschaftlich der Alten Abtei in Mettlach. Der Betrieb zählt verantwortliche Unternehmensführung – inter- mit Inhabern 23 Personen. Ausgebildet wird national als „CSR“, „Corporate Social Responsi- regelmäßig, darunter auch Frauen zur Stein- bility“, bezeichnet. metzin. Viele Auszeichnungen konnte das Unternehmen schon einheimsen. Ehrenamtlich Wie äußert sich CSR im Tagesgeschäft? Natur- ist das Ehepaar vielseitig unterwegs – Markus steine Glöckner orientiert sich inhaltlich an Glöckner etwa im Vorstand der Steinmetzin- der ISO 26000 und hat schon 2015 einen Nach- nung und als Vorsitzender der Prüfungskom- haltigkeitsbericht veröffentlicht. „Wir stell- mission, Katja Hobler ist etwa bei „Frau und Homepage: ten einen großen Nachholbedarf im Bereich Handwerk Saarland“ engagiert. www.natursteine-gloeckner.de
30 HWK-Geschäftsbericht 2016 indes war nicht einfach. Aber sie hatte den Willen zur Selbstständigkeit und den Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ihr Unternehmen nannte sie „Wandgewand“ in Erinnerung an ihre Diplom-Arbeit, die sich mit der Geschichte des guten Geschmacks bei der Wandgestaltung, dem „Kleid der Wand“, beschäftigte. Der ungewöhnliche Name sorgt bis heute für Aufmerksamkeit. Als erfolgreiche Unternehmerin in einer Männerdomäne ist sie längst anerkannt. Sie packt selbst auf den Bau- stellen draußen mit an. Mit ihr beschäftigt „Wandgewand“ zwölf Mitar- beiter, davon vier Frauen und drei Auszubildende: „Wir haben die Frauenquote geknackt.“ Sie zählt auch im saarländischen Handwerk durchaus zu den Vorzeigefrauen und als Beleg dafür, dass Barbara Schmitt man mit starkem Willen und einem guten Kon- zept unternehmerisch Karriere machen kann. Unternehmensporträt Ihr Unternehmen deckt den gesamten Interi- or-Design-Bereich mitsamt allen Gewerken ab. Erfolgreich in Sachen Hier wird mit den entsprechenden Kollegen zusammengearbeitet, so dass dem Kunden ein Denkmalpflege Komplettangebot für den Innenausbau aus einer Hand gemacht werden kann. Maler- und Lackierermeisterin Barbara Schmitt Für ihr Engagement, vor allem in der Denkmal- aus Saarlouis gehört zu den immer noch recht pflege, wurde sie im Jahr 2016 ausgezeichnet: wenigen Frauen im Malergewerk im deutschen Sie gewann den saarländischen Denkmalpflege- Handwerk. Die Dipl.-Designerin und Restaura- preis in der Kategorie Handwerk. In der Laudatio torin im Malerhandwerk machte sich nach ver- hieß es treffend: „Es entspricht der Arbeitsweise schiedenen Stadien in der Berufsausbildung am von Frau Schmitt, dass sie für ihr Gewerk keinen 1. Januar 1995 mit einem Maler- und Lackierer- Tunnelblick entwickelt hat, sondern auch rechts betrieb selbstständig. Als Restauratorin ist die und links, dahinter und in diesem Fall auch Denkmalpflege eine ihrer Leidenschaften. darunter schaut und so unter der alten Heiz- körperverkleidung im Theater am Ring in Saar- Vor ihrer Handwerkerkarriere arbeitete sie in louis einen kleinen Streifen des ursprünglichen einem Architekturbüro, doch der Bürojob war Teppichbodens wieder entdeckte – und damit für die tatkräftige Frau nicht das Wahre. Also die Rekonstruktion des ursprünglichen Läufers Homepage: kalter Sprung in die Selbstständigkeit. Der Start überhaupt erst möglich gemacht hat.“ www.wandgewand.de als Frau in dieser klassischen Männerdomäne
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