Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland

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Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
Geschäftsbericht 2016
Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
WWW.HWK-SAARLAND.DE
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                                                       Martin,Tischler
                                                               Tischler

Kleine
Kleine Nummer
       Nummer
im
im Konzern?
    Konzern?
Ich
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        was
Besseres
Besseres vor.
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                     Beruffür
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                                    aufhandwerk.de
                                        handwerk.de
Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
HWK-Geschäftsbericht 2016   3

Inhalt

4    Vorwort
6    Handwerk auf einen Blick
8    Handwerkskonjunktur im Hoch
12   Dem Handwerk eine Stimme geben
     18 Digitalisierung im Handwerk vorantreiben
     20 Interview Bernd Wegner
     22 Imagekampagne 2016
24   Unternehmensberatung: Dienst am Kunden
     32 Partner des Handwerks
34   Handwerk unterstützt Energiewende
40   Wege der Fachkräftesicherung
     48 Handwerk integriert
50   Weiterbildung setzt Akzente
56   Parlament des Handwerks
     58 HWK-Haushalt 2016: Solide geplant
60   HWK 2020: Zur strategischen Neuausrichtung
     62 Organisationsplan Handwerkskammer des Saarlandes (HWK)
     64 Organisationsplan Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH

Auf die geschlechterspezifische Sprach-Differenzierung mit Verwendung weiblich-männlicher Doppelformen wird in
diesem Text aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet. Wo gewohnheitsmäßig nur die männliche Form zum Einsatz kommt,
sind implizit alle Geschlechter gemeint.
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4   HWK-Geschäftsbericht 2016

    HWK-Präsident Bernd Wegner (5. v.l.) und HWK-Hauptgeschäftsführer
    Dr. Arnd Klein-Zirbes (7. v.l.) mit den HWK-Vorstandsmitgliedern
    (v.l.n.r.) Bernd Burgard, Michael Christmann, Vizepräsident Peter
    Becker, Vizepräsident Holger Kopp und Karl-Friedrich Hodapp
                                                                        Vorwort

                                                                        Das Bessere ist der Feind des Guten. In diesem
                                                                        Sinn beinhaltet der Geschäftsbericht über die
                                                                        Aktivitäten unserer Handwerkskammer im
                                                                        Jahr 2016 gegenüber den Vorjahresberichten
                                                                        einige Veränderungen. So haben wir uns dazu
                                                                        entschieden, einige Unternehmen selbst zu
                                                                        Wort kommen zu lassen. Diese Texte haben wir
                                                                        als Unternehmensporträts gekennzeichnet.
                                                                        Gleichzeitig haben wir an Bewährtem festge-
                                                                        halten. So bettet der vorliegende Bericht die
                                                                        Darstellungen der Kammerleistungen wieder
                                                                        in die Gesamtsituation des Landes – vor allem
                                                                        mit Blick auf die wirtschaftliche Situation – ein.
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HWK-Geschäftsbericht 2016   5

Das gesamtwirtschaftliche Wachstum im Saar-      rund 100 Maßnahmen in den acht Hand-
land musste 2016 einen Dämpfer hinnehmen.        lungsfeldern ist der „Masterplan Handwerk
Das nominale Wachstum von nur noch 1,4           2020“, der ständig fortgeschrieben, abge-
Prozent war vor allem den Schwankungen der       stimmt und in der Voll­versammlung disku-
stark exportabhängigen Industrie geschuldet.     tiert wird. Er ist ein wichtiges Instrument der
Maschinenbau, der Stahl und die Automo-          politischen Arbeit, das die Ziele und Appelle
bilbranche etwa verbuchten Nachfragerück-        des saarländischen Handwerks bündelt. Nicht
gänge. Gleichwohl hielt die Kauflaune der Ver-   zuletzt mit Blick auf die Landtagswahl 2017
braucher angesichts guter Rahmendaten und        war es uns wichtig, frühzeitig Position zu
positiver Einkommensentwicklung auch 2016        beziehen. Der Dialog mit der Politik gehört zu
unvermindert an. Das private Investitionskli-    unserer Tagesarbeit. Die Stimme des saarlän-
ma zeigte sich anhaltend freundlich. Davon       dischen Handwerks wird gehört. Und die Poli-
profitierte auch das saarländische Handwerk      tik greift vielfach unsere Anregungen auf, so
in vielen Gewerken: Das Handwerksjahr 2016       etwa beim Meisterbonus, der ab 2018 ein Bei-
verlief rundweg positiv. Im Saarland – dem       trag zur kostenfreien Ausbildung zum Tech-
Bundesland mit der höchsten Wohneigen-           niker und handwerklichen Meister sein wird.
tumsquote – wird investiert. Die privaten Ver-   Das saarländische Handwerk ist und bleibt ein
braucher blieben angesichts von Arbeitsplatz-    verlässlich-stabiler Pfeiler des Mittelstandes
und Einkommens­sicherheiten in Kauflaune,        und ein konstruktiv-kritischer Partner der Poli-
auch der öffentliche Konsum nahm zu.             tik auf allen Ebenen. Warum sich unsere HWK
                                                 als politische Institution versteht und was das
Die Tagesarbeit unserer Handwerkskammer          konkret bedeutet, erläuterte HWK-Präsident
ist in diesem Umfeld weiter von dynamischen      Bernd Wegner kürzlich in einem im Bundesteil
Veränderungen geprägt. Die großen Themen         des „Deutschen Handwerksblatts“ erschie-
wie Digitalisierung, Fachkräftesicherung und     nenen Interview, das wir auf Seite 20 erneut
die Gestaltung von Perspektiven für zu uns       abdrucken.
ge­flüchtete Menschen wurden und werden
von uns aktiv vorangetrieben. Mit dem 2015       Unser Dank gilt vor allem denjenigen, die sich
eingeleiteten Strategieprozess „HWK 2020“        ehrenamtlich für unseren Wirtschaftsbereich
macht sich unsere Handwerkskammer fit für        engagieren. Ohne sie wäre eine moderne und
die Zukunft. Zahlreiche Maßnahmen haben          effiziente Selbstverwaltung nicht denkbar.
wir umgesetzt und zum Beispiel unsere Orga-      Unser Dank schließt alle dem Saar-Handwerk
nisationsstruktur angepasst, unseren Inter-      verbundenen Persönlichkeiten aus Politik, Wirt-
netauftritt überarbeitet und Maßnahmen zur       schaft, Medien, Kultur und Verwaltung ein.
Optimierung der internen Kommuni­kation
realisiert. Eine Auswahl bereits umgesetzter
Maßnahmen finden Sie auf Seite 60. Eine der

                                                 Bernd Wegner                      Dr. Arnd Klein-Zirbes
                                                 Präsident                         Hauptgeschäftsführer
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6   HWK-Geschäftsbericht 2016

    Handwerk auf einen Blick

     Handwerk Saarland und Bund 2016                          Saarland                 Bund

    Unternehmen                                            11.950                999.268

    davon:

    Zulassungspflichtige Vollhandwerke (Anlage A)           7.454                579.224

    Anlage A – einfache Tätigkeiten                            0                    349

    Zulassungsfreie Handwerke (Anlage B1)                   2.428                239.009

    Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2)                   2.068                180.686

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr

    Insgesamt                                                - 55    + 0,5 %     - 4.726      - 0,5 %

    Zulassungspflichtige Vollhandwerke (Anlage A)           - 106    - 1,4 %     - 5.941      - 1,0 %

    Anlage A – einfache Tätigkeiten                            0                    - 19       - 5,2 %

    Zulassungsfreie Handwerke (Anlage B1)                    + 51    + 2,1 %     + 3.191      + 1,4 %

    Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2)                     +0           -0    - 1.957      - 1,1 %

    Umsatz (Mrd. Euro)*                                                   5,78                  561,0

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr                              + 0,7 %                  + 2,9 %

    Beschäftigte*                                                    66.000                5.451.000

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr                              - 0,8 %                  + 0,1 %

    Lehrlinge

    Ausbildungsverhältnisse (mit Umschülern)                             5.145                362.842

    Ausbildungsverhältnisse (ohne Umschüler)                             4.993

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (mit Umschülern)    - 244   - 4,53 %     - 1.521       - 0,4 %

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (ohne Umschüler)    - 396   - 7,35 %

    Neueinstellungen (mit Umschülern)                                    1.967                137.728

    Neueinstellungen (ohne Umschüler)                                    1.888

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (mit Umschülern)     - 92   - 4,47 %       + 183      + 0,1 %

    Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (ohne Umschüler)    - 171   - 8,31 %

    * vorläufig
Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
HWK-Geschäftsbericht 2016   7

Aus der Tätigkeit der Handwerkskammer 2016

Berufliche Bildungsmaßnahmen, Teilnehmer

Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung                                          11.165

Gewerbeförderungs- und Technologiezentrale                3.535

Berufliche Bildungsstätten, Innungen, Verbände            7.538

Berufliche Bildungsstätten außerhalb des Saarlandes         92

Berufliche Weiter-/Fortbildung                                                   2.276

Meistervorbereitung                                       1.145

Unternehmensführung, Technik, Gestaltung,
                                                           964
Denkmalpflege, Umweltschutz, EDV

Fortbildung                                                 85

Technikerausbildung                                         82

Zwischen-, Gesellen- und Abschlussprüfungen, Teilnehmer                          3.365

Zwischenprüfungen                                          717

Gesellenprüfungen Teil 1                                   783

Gesellen- und Abschlussprüfungen                          1.865

Weiter-/Fortbildungsprüfungen, Teilnehmer                                           474

Meisterprüfungen                                           276

Technikerprüfungen                                          34

Fortbildungsprüfungen                                      164

Beratungen                                                                      12.741

Unternehmensberatungen                                            7.122

Betriebswirtschaft, Technik/Denkmalpflege                 5.026

Recht                                                     1.775

Umwelt                                                     321

Aus- und Weiterbildungsberatung                                   5.619

Ausbildung                                                2.351

Weiterbildung                                             3.268
Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
8   HWK-Geschäftsbericht 2016

           Handwerkskonjunktur
           im Hoch

           Die Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland befand sich 2016
           weiter im Aufschwung. Dazu trug vor allem die Binnenwirtschaft bei.
           Ein wesentlicher Wachstumsträger war der Konsum.
           Auch das Saarhandwerk profitierte davon.
Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
HWK-Geschäftsbericht 2016   9

Allgemeine wirtschaftliche Entwicklung

Bund

Die privaten Verbraucher blieben angesichts         Beschäftigte im Handwerk Bund/Saarland
von Arbeitsplatz- und Einkommenssicherhei-
ten in Kauflaune, auch der öffentliche Konsum       6 Mio.                     Bund
nahm zu. Die Bauinvestitionen stiegen deutlich.
Treibende Kraft waren die Wohnungsbauinves-
titionen. Gewachsen sind zwar auch die Ausrüs-      5 Mio.

tungsinvestitionen sowie die Exporte, jedoch
nicht so stark wie im Jahr zuvor. Das Bruttoin-
landsprodukt (BIP) nahm 2016 preisbereinigt         4 Mio.
                                                             2013       2014              2015   2016
um 1,9 Prozent zu.
                                                   70.000
Der Arbeitsmarkt in Deutschland zeigte sich in                                 Saarland

einer guten Verfassung. Der Beschäftigungs-
aufbau setzte sich fort, und die Arbeitslosen-
                                                   65.000
quote ging leicht zurück. Gegenüber dem Vor-
jahr sind die Arbeitslosenzahlen um 3,7 Prozent
auf 2,69 Millionen im Jahresdurchschnitt 2016
                                                   60.000
gesunken, und die Arbeitslosenquote lag bei 6,1              2013       2014              2015   2016

Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflich-
tig Beschäftigten wuchs um 2,0 Prozent auf ins-
gesamt 31,37 Millionen (Wert zum 30.6.).

Saarland
                                                   Stahlindustrie unter hohem internationalem
Die konjunkturelle Entwicklung der saarlän-        Wettbewerbsdruck, doch konnten die Betriebe
dischen Wirtschaft verlor an Schwung. Die          der Metallerzeugung und -bearbeitung das Vor-
Wachstumsrate des preisbereinigten Brut-           jahresniveau beim Umsatz halten.
toinlandsprodukts lag bei 0,0 Prozent. Damit       Der saarländische Arbeitsmarkt entwickelte
verlief die Konjunktur hierzulande weniger         sich robust. Die Arbeitslosenquote lag im Jah-
gut als im Bundesdurchschnitt. Im Ranking          resdurchschnitt mit 7,2 Prozent auf dem glei-
der Bundesländer lag das Saarland damit auf        chen Stand wie 2015. Insgesamt waren 37.103
dem letzten Platz. Gerade im verarbeitenden        Personen arbeitsuchend gemeldet. Die Zahl der
Gewerbe sanken die Umsätze. Umsatzrückgän-         sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im
ge verzeichneten der Maschinenbau sowie die        Saarland betrug 378.477 Personen (Wert am
Automobilbranche („Herstellung von Kraftwa-        30.6.) und lag mit 0,4 Prozent leicht über dem
gen und Kraftwagenteilen“). Zwar stand die         Niveau des Vorjahres.
Geschäftsbericht 2016 - HWK Saarland
10   HWK-Geschäftsbericht 2016

                          Entwicklung                                          Entwicklung der Betriebszahlen Saarland

                          des Handwerks
                                                                              Betriebe
                                                                                                                    2015         2016
                                                                              12.000

                                                                              10.000

                                                                               8.000

                          Bund
                                                                               6.000

                          Der konjunkturelle Aufwärtstrend im Handwerk         4.000

                          blieb bis zum Jahresende intakt. Das Geschäfts-
                          klima erreichte im Gesamthandwerk im Herbst          2.000

                          2016 ein neues Allzeithoch. Die Geschäfte der            0
                          Betriebe liefen insbesondere dank der guten                    Anlage A Anlage B1 Anlage B2   Gesamt
                          binnenwirtschaftlichen Entwicklung rund. Durch
                          das Jahr hindurch herrschte eine hohe Zufrieden-
                          heit der Betriebsinhaber mit der Geschäftsent-
                          wicklung. Auftragsreichweite und Betriebsaus-       Saarland
                          lastung hielten sich auf einem hohen Niveau.
                          Für das Gesamtjahr legten die Umsätze um 2,9        Im saarländischen Handwerk hielt die Konjunk-
                          Prozent auf 561 Milliarden Euro zu; die Zahl der    tur 2016 Kurs. Die Stimmung der Betriebsinha-
                          Beschäftigten stieg leicht um 0,1 Prozent und lag   ber blieb durch das Jahr hindurch sehr positiv.
                          bei 5,45 Millionen Personen (vorläufige Werte).     Die HWK-Konjunkturumfragewerte bewegten
                          Bestimmende Impulse kamen von der Binnen-           sich hinsichtlich Geschäftslage und -erwartun-
                          konjunktur und hier vor allem vom Wohnungs-         gen bis in den Herbst hinein auf hohem Niveau.
                          bau sowie von der Konsumnachfrage. Das              Hohe Kapazitätsauslastung, positive Auftrags-
                          Handwerk, insbesondere die Bau- und Ausbau-         lage und eine entsprechende Umsatzentwick-
                          gewerke, profitierten vom andauernden Niedrig-      lung kennzeichneten das dritte Quartal. Auch
                          zinsniveau, das Investitionen in (Wohn-)Bauten      für die letzten Monate des Jahres gaben sich die
                          und Sanierungen attraktiv machte. Zuwächse          Betriebe in der Herbstkonjunkturumfrage zuver-
                          beim Handel sowie ein verbessertes Werkstatt-       sichtlich.
                          geschäft verzeichnete das Kraftfahrzeughand-        Das Gesamthandwerk erwirtschaftete im Jahr
                          werk. Eine positive Arbeitsmarktentwicklung         2016 einen Umsatz von 5,78 Milliarden Euro, das
                          und steigende Einkommen stärkten den privaten       entspricht einer Steigerung zum Vorjahr von 0,7
                          Verbrauch, wovon auch die konsumorientierten        Prozent. Die Beschäftigung hingegen ging um
                          Handwerksbetriebe profitierten.                     0,8 Prozent auf 66.000 Personen zurück (vorläu-
                                                                              fige Werte).
HWK-Geschäftsbericht 2016   11

Ausblick 2017                                        Handwerk

                                                     Auf der Grundlage der derzeit vorliegenden
Gesamtwirtschaftliche                                Prognosedaten kann auch für 2017 mit einer
Entwicklung                                          positiven Geschäftsentwicklung im Handwerk
                                                     gerechnet werden. Impulse sind vor allem
Den Konjunkturforschern zufolge wird die             von der Binnennachfrage zu erwarten. Inves-
deutsche Volkswirtschaft auch im kommenden           titionen in Wohneigentum bleiben aufgrund
Jahr wachsen. Treibende Kraft soll die weiter-       niedriger Zinsen, steigender Mieten und hoher
hin gute Binnenwirtschaft sein. Der Konsum           Arbeitsplatzsicherheit attraktiv, was sich in
wird ein wichtiger Wachstumsfaktor bleiben.          zusätzlichen Aufträgen für das handwerkliche
Zulegen dürften auch die Exporte. Es wird mit        Baugewerbe niederschlagen könnte. Von der
einer moderaten Ausweitung der Investitions-         erwarteten Aufwärtsentwicklung beim priva-
tätigkeit gerechnet. Nach Ersatzinvestitionen        ten Verbrauch sollten auch die konsumorien-
sollten mehr und mehr Erweiterungsinvestitio-        tierten Handwerke profitieren. Der erwartete
nen an Bedeutung gewinnen. Stützend werden           Zuwachs bei den Ausrüstungsinvestitionen wie
die günstigen Finanzierungsbedingungen wir-          auch bei der außenwirtschaftlichen Nachfrage
ken. Unsicherheitsfaktoren sind der drohende         dürfte sich auch auf die Geschäftsentwicklung
Brexit wie auch der künftige wirtschaftspoli-        der handwerklichen Zulieferer auswirken.
tische Kurs der USA. Aufgrund weiterhin guter        Bundesweit ist angesichts der gesamtwirt-
Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen               schaftlichen Vorgaben für 2017 eine Konti-
ist hier ein Zuwachs wahrscheinlich. Wenn-           nuität der Handwerkswirtschaft auf hohem
gleich in allen Bausparten mit einem Wachs-          Niveau zu erwarten. Für das Gesamthandwerk
tum gerechnet wird, dürfte die Baukonjunktur         könnten die Umsätze bis zu 3,0 Prozent zulegen
ganz wesentlich vom Wohnungsbau getrieben            bei einer möglicherweise sogar leicht positiven
werden. Die Gründe für weiter steigende Inves-       Beschäftigungsentwicklung. Auch im saarlän-
titionen sind niedrige Hypothekenzinsen sowie        dischen Handwerk dürften 2017 die Umsätze
hohe Arbeitsplatz- und Einkommenssicherhei-          steigen, Beschäftigungszuwächse sind aber
ten.                                                 wohl nicht zu erwarten.

 Handwerksbetriebe Bund/Saarland
            Betriebe Bund                                     Betriebe Saarland

1.020.000                                            12.000

1.000.000                                            11.800

 980.000                                             11.600

 960.000                                             11.400

 940.000                                             11.200

 920.000                                             11.000

 900.000                                             10.800

 880.000                                             10.600

 860.000                                             10.400
                2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016                  2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
12   HWK-Geschäftsbericht 2016

            Dem Handwerk
            eine Stimme geben

            Die Stimme der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK)
            wird in Politik, Medien, Verwaltung, Wissenschaft und
            Gesellschaft gehört. Unsere HWK vertritt das Gesamtinteresse
            des saarländischen Handwerks. Sie war auch im Jahr
            2016 ein gefragter Gesprächspartner. Das gilt vor allem
            bei gewerkeübergreifenden Themen wie Standortpolitik,
            Fachkräftesicherung, Infrastruktur oder Digitalisierung.
HWK-Geschäftsbericht 2016   13

Präsenz auf allen Ebenen

Unsere Handwerkskammer setzt sich mit              saarländische Landesregierung hatte die Wün-
Stellungnahmen, Analysen, Initiativvorschlä-       sche des Handwerks im Bundesrat vorgetragen.
gen, politischen Gesprächen und Öffentlich-
keitsarbeit mit politischen Entscheidern aus-      Auf Landesebene war die Novellierung des
einander. Sie ist zu diesem Zweck in rund 160      Mittelstandsförderungsgesetzes ebenfalls ein
Gremien auf EU- und Bundesebene sowie auf          wichtiges Thema, an dem die HWK mitarbeite-
Landes- und Kommunalebene präsent. Als Trä-        te. Besonders positiv für das Handwerk ist, dass
ger öffentlicher Belange ist sie für Politik und   der Meistertitel als grundsätzlicher Fachkun-
Gesellschaft erster Diskussions- und Ansprech-     denachweis für die Vergabe- und Vertragsord-
partner in Sachen Handwerk.                        nung für Bauleistungen genügen soll.

Auf Saar-Lor-Lux-Ebene wirkte die HWK im           2016 hat unsere Handwerkskammer viele
Interregionalen Handwerksrat Saar-Lor-Lux          Anlässe organisiert, um Handwerksunterneh-
(IHR) sowie im Wirtschafts- und Sozialaus-         men mit der Landesregierung ins Gespräch zu
schuss der Großregion (WSAGR) mit und setz-        bringen. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-
te hier wichtige Handwerksthemen wie die           Karrenbauer und Wirtschaftsministerin Anke
Verbesserung der Infrastruktur im Grenzraum        Rehlinger besuchten saarlandweit Handwerks-
und die des Umweltschutzes auf die politische      unternehmen, um mit ihnen über deren Anlie-
Agenda.                                            gen zu sprechen und die Unternehmen noch
                                                   besser kennenzulernen. Staatssekretär Jürgen
Auf Bundesebene beschäftigten die Polystyrol-      Barke diskutierte in drei Workshops im Rahmen
Dämmstoffe, die bestimmte Flammschutzmittel        der Kampagne „Perspektive Handwerk“ der
wie Hexabromcyclododecan (HBCD) enthalten,         Landesregierung mit Handwerksunternehmern
das Handwerk in besonderer Weise. Die Einstu-      über die Themen Digitalisierung, Energieeffizi-
fung als gefährlicher Abfall stellte viele Hand-   enz und Integration.
werksunternehmen aus der Bauwirtschaft
bei der Entsorgung vor große Probleme. Es ist      Auf kommunaler Ebene pflegt unsere Hand-
als Erfolg der Handwerksorganisation zu ver-       werkskammer mit den saarländischen Land-
zeichnen, dass dieser Dämmstoff (befristet für     kreisen und Gemeinden einen intensiven Dia-
ein Jahr) wieder als „nicht-gefährlicher Abfall“   log. In Gesprächen und Veranstaltungen mit
eingestuft wurde. Dieser Beschluss fußt auf        kommunalpolitisch Verantwortlichen und
einer Initiative des saarländischen Umweltmi-      Wirtschaftsförderern wurde auf die Belange
nisteriums. Auch hier hat die HWK im Vorfeld       des Handwerks vor Ort hingewiesen. So starte-
in Gesprächen mit der Landesregierung auf die      te sie mit der Wirtschaftsförderung des Saar-
besondere Problematik für das Handwerk hin-        pfalz-Kreises die Kampagne „Hände hoch fürs
gewiesen.                                          Handwerk“ (siehe Seite 37). Als Träger öffent-
                                                   licher Belange nahm sie im Sinne des Hand-
Bei der Pkw-Maut brachte das Handwerk seine        werks zu zahlreichen Bauleitplänen Stellung.
Vorbehalte zum Ausdruck und forderte Ausnah-       Dabei wurden die betroffenen Betriebe direkt
meregelungen für die grenznahen Gebiete. Die       einbezogen.
14   HWK-Geschäftsbericht 2016

                          Konjunktur-Pressekonferenz im Frühjahr                    Auszubildenden-Austausch mit Frankreich
                          Die Unternehmer Stefan Ollinger (rechts) und Dipl.-Ing.   Der Präsident der Chambre de la Manche, Jean-Denis
                          Udo Zenner (links) erläuterten mit HWK-Präsident          Meslin, Catherine Robinet, Generalkonsulin für Frankreich
                          Bernd Wegner und HWK-HGF Dr. Arnd Klein-Zirbes            im Saarland, und HWK-Präsident Bernd Wegner beim
                          die konjunkturelle Situation und wie sie sich auf die     Empfang in der HWK
                          Betriebspraxis auswirkt.

                          Öffentlichkeitsarbeit                                     für Öffentlichkeitsarbeit (BFÖ) Pressekonferen-
                                                                                    zen zu zentralen Themen des Handwerks. Dazu
                          Handwerksthemen in Politik, Wirtschaft und                gehörten die Handwerkskonjunktur im Früh-
                          Gesellschaft zu transportieren, ist Aufgabe der           jahr und Herbst, die Vorstellung des Geschäfts-
                          Öffentlichkeitsarbeit. Dies fand in über 250              berichts sowie des Geschäftsjahres 2016 mit
                          Beiträgen sowohl in Print-, Fernseh-, Hörfunk-            der Fortschreibung des „Masterplans Handwerk
                          medien als auch im Internet seinen Nieder-                2020“. Darüber hinaus gab es eine gemeinsa-
                          schlag. Darüber hinaus organisierte das Büro              me Pressekonferenz mit der Bundesagentur für

                                 HWK mit neuem Internetauftritt
                                 Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK)           Struktur orientiert sich an der Karriereent-
                                 ist mit ihrem neuen Internet­auftritt www.         wicklung im Handwerk, von der Ausbildung
                                 hwk-saarland.de jetzt mobil- und bewegt-           bis zur Betriebsführung. Der neue Auftritt
                                 bildfähig. Nicht nur das Corporate Design          ermöglicht es den Nutzern, schneller als bis-
                                 (CD) hat sich grundlegend verändert, sondern       her die für sie relevanten Themen und Seiten
                                 auch die Menüstruktur. Gab es bisher eine          anzusteuern. Eine Slideshow auf der Home-
                                 rein thematische Menüführung, so bietet der        page rückt aktuelle Themen in den Fokus. Von
                                 überarbeitete Internetauftritt jetzt auch eine     Vorteil ist das mobilfähige Web-Design, das
                                 Zielgruppenorientierung. Die thematische           die Seiteninhalte auch auf Tablets und Smart-
                                                                                    phones übersichtlich darstellt. Erklärfilme im
                                                                                    Infotainmentstil runden den neuen Auftritt
                                                                                    ab. In der Kopfzeile finden sich zudem Buttons,
                                                                                    die zum Social-Media-Angebot der HWK füh-
                                                                                    ren. Dazu gehört das YouTube-Format „Mach
                                                                                    Dein Ding!“ (siehe Seite 42).
HWK-Geschäftsbericht 2016   15

Excellentprämierung                                 Internationale Saarmesse
Fußballweltmeisterin Nadine Angerer                 Finanz-, Europa- und Justizminister Stefan Toscani
bei ihrem Vortrag, in dem sie Parallelen            im Gespräch mit dem saarländischen Handwerk
zwischen Sport und Handwerk darstellte.

Arbeit zum Thema „Frauen in Männerberufen“            Veranstaltungen
sowie im Herbst ein Pressegespräch anlässlich
der Präsentation einer HWK-Sonderumfrage              Veranstaltungen sind ein weiteres elementa-
zur Infrastruktur. Für die Imagekampagne des          res Mittel der Kommunikation. So zählen die
Handwerks schaltete das HWK-Pressebüro                Meisterfeier oder die Weiterbildungsabschluss-
zahlreiche Anzeigenmotive und organisierte            feier, die Verleihung der Goldenen Meister-
den Tag des Handwerks in Saarlouis verant-            briefe sowie die Abschlussveranstaltung des
wortlich mit. Die HWK-Pressestelle brachte            Leistungswettbewerbs der deutschen Hand-
zudem zwei Ausgaben der Beilage der „Saar-            werksjugend zu den Highlights im Jahreska-
brücker Zeitung“ (SZ) „Meisterlich“ heraus und        lender. Hinzu kommen eine Reihe von Ausstel-
führte die Kooperation mit dem Radiosender            lungen mit Vertretern des Kunsthandwerks
bigFM und der Kampagne „Kleines Land – gro-           sowie zahlreiche öffentliche Veranstaltungen
ßes Herz“ weiter,  mit der sie auch den neuen         aus dem Bereich der Unternehmensberatung.
YouTube-Kanal bewarb (siehe Seite 42).                Im Folgenden seien einige Veranstaltungen bei-
                                                      spielhaft für die Zusammenkünfte im Namen
Eine wichtige Informationsquelle für Handwerk         der HWK genannt.
und Meinungsbildner ist das „Deutsche Hand-
werksblatt“ (DHB). In 24 Ausgaben informierte         Am 14. Januar 2016 gratulierte die mehrfache
das Büro für Öffentlichkeitsarbeit die Mitglieds-     Fußballweltmeisterin und Fußballeuropameis-
betriebe ausführlich über das breit gefächerte        terin Nadine Angerer den besten Junghandwer-
Dienstleistungsangebot unserer Handwerks-             kern des Saarlandes bei der Excellentprämie-
kammer. Darüber hinaus wendet sich das DHB            rung. Insgesamt vier erste, ein zweiter und zwei
mit betriebswirtschaftlich orientierten Artikeln      dritte Plätze schlugen beim Bundesentscheid
an das Handwerk und stellt in Serien Betriebe         des Leistungswettbewerbs des deutschen
und deren Leistungen heraus.                          Handwerks zu Buche sowie der erste Platz beim
                                                      Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk“.
16   HWK-Geschäftsbericht 2016

                          Meisterstückausstellung                               Weiterbildungsfeier
                          Die Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar          YouTube-Pionier Christoph Krachten
                          und Vorsitzende des Fördervereins der Saar-           begeisterte sein Publikum und informierte
                          ländischen Meister- und Technikerschule e.V.,         über die Bedeutung von YouTube für die
                          Cornelia Hoffmann-Bethscheider (Mitte), bei der       Markenbildung.
                          Preisübergabe

                          Am 18. Februar 2016 erhielten 132 Absolventen         Handwerk und Digitalisierung war am 13. Juni
                          der HWK-Fortbildungsprüfungen in der Wei-             2016 das Thema einer großen Infoveranstaltung
                          terbildungsfeier ihre Diplome überreicht. Fest-       in Kooperation mit der Staatskanzlei und dem
                          redner der Veranstaltung war YouTube-Pionier          Wirtschaftsministerium des Saarlandes. Impuls-
                          Christoph Krachten, der Gründer der legen-            referent war Professor Dr. Klemens Skibicki, Mit-
                          dären Video-Days, Europas größtes YouTuber-           glied des Beirats  „Junge digitale Wirtschaft“.
                          Treffen.
                                                                                Im Rahmen der Meisterstückausstellung am
                          Auf der Internationalen Saarmesse präsentierte        5. September 2016 erhielten die Absolventen
                          sich das Handwerk vom 9. bis 17. April 2016 mit       der Saarländischen Meister- und Techniker-
                          elf Ausstellern auf einem Gemeinschaftsstand.         schule (SMTS) und der Teilzeitausbildung für
                                                                                die besten Abschlussarbeiten des Jahrganges
                          Am 10. Mai 2016 erhielten bei der 51. Meisterfei-     2015/2016 eine Auszeichnung. Vor 200 gela-
                          er 179 Jungmeisterinnen und Jungmeister in der        denen Gästen gratulierte die Staatssekretärin
                          Congresshalle in Saarbrücken ihre Meisterbriefe.      im Ministerium für Bildung und Kultur, Andrea
                          Festrednerin war Ministerpräsidentin Annegret         Becker, den Preisträgern.
                          Kramp-Karrenbauer. „Wer den Weg zum Meister
                          einschlagen will, soll daran nicht aus finanziellen   Am 8. Oktober 2016 überreichten die Staatsse-
                          Gründen gehindert werden“, sagte sie mit Blick        kretärin des Bildungs- und Kulturministeriums,
                          auf den vom HWK-Präsident angesprochenen              Andrea Becker, und HWK-Präsident Bernd Weg-
                          Meisterbonus. Das Grußwort der Jungmeister            ner im Rahmen einer Feierstunde die Preise an
                          hielt Tischlermeisterin Mona Linnebacher. Neun        die Gewinner des achten Denkmalpflegepreises.
                          jahresbeste Jungmeister wurden besonders
                          geehrt. Die Sonderpreise der Volks- und Raiffei-      Am 26. Oktober 2016 ehrte unsere Handwerks-
                          senbanken überreichte Carlo Segeth, Vorsitzen-        kammer 3.200 Meisterjahre. Elf Diamantene
                          der des Vorstands der Bank 1 Saar.                    und 52 Goldene Meisterbriefe wurden an die
                                                                                Meisterjubilare verliehen.
HWK-Geschäftsbericht 2016   17

Brummen
ist einfach.
                 Weil die Sparkassen
                 den Motor unserer
                 Wirtschaft am Laufen
                 halten.

                                                 1
                            ndsfinanzierer Nr.
                  Mittelsta

  sparkasse.de
18   HWK-Geschäftsbericht 2016

            Veranstaltung

            Digitalisierung im
            Handwerk vorantreiben
            In der gemeinsamen Veranstaltung „Digitalisierung und Handwerk“
            am 13. Juni 2016 von Staatskanzlei, Wirtschaftsministerium und
            der HWK diskutierten Handwerksunternehmen sowie Vertreter aus
            ­Politik und Wirtschaft in der HWK die Chancen des digitalen Wandels.

                                                                  Bildunterschrift
HWK-Geschäftsbericht 2016   19

                                                         »        Die Begriffe Digitalisierung

                                                                                                      «
                                                                  und Handwerk gehören
Für HWK-Präsident Bernd Wegner gehören die                        zusammen.
Begriffe Digitalisierung und Handwerk zusam-
                                                                  Bernd Wegner, Präsident der
men. Die HWK hat gemeinsam mit Staatskanz-
                                                                  Handwerkskammer des Saarlandes
lei und Wirtschaftsministerium mit einer Ver-
anstaltung im Sommer 2016 das Bewusstsein
der Handwerksbetriebe für die Chancen der
Digitalisierung weiter geschärft und Strategien
für die Bewältigung der digitalen Herausforde-    Ein gutes Beispiel für die Digitalisierung im
rung formuliert. Impulsreferent der Veranstal-    Handwerk ist die Schreinerei Raphael Haas aus
tung war Professor Dr. Klemens Skibicki, Mit-     Elm. Das Unternehmen hat seit langem digitale
glied des Beirates „Junge digitale Wirtschaft“    Prozesse implementiert. Um seinen hohen Digi-
beim Bundesministerium für Wirtschaft und         talisierungsstandard in Produktion und Marke-
Technologie. Er betonte die Notwendigkeit, den    ting wettbewerbsfähig zu halten, ist Inhaber
Übergang von der analogen in die digitale Welt    Raphael Haas auf eine schnelle Breitbandver-
der Kommunikation zu managen. „Hier bieten        sorgung angewiesen.
die sozialen Netzwerke gerade dem Hand-
werk eine Plattform, um direkt mit Kunden zu      HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zir-
kommunizieren und ihnen einen Mehrwert zu         bes wies darauf hin, dass die HWK sich weiter
schaffen“, so Skibicki.                           intensiv mit dem Thema Digitalisierung und
                                                  Handwerk beschäftigen werde. Dazu wird sie
In einer von der SR-Hörfunkjournalistin Karin     zum Beispiel passende Weiterbildungs- und
Mayer moderierten Podiumsdiskussion               Beratungsangebote für ihre Mitgliedsbetriebe
beleuchteten Ministerpräsidentin Kramp-           entwickeln und anbieten (siehe Unternehmens­
Karrenbauer, Wirtschaftsministerin Rehlinger,     porträt Seite 45).
DGB-Bundesvorstand Helmut Dittke sowie                                                            Professor Dr.
                                                                                                  Klemens Skibicki
Tischlermeister und Unternehmer Raphael
Haas Aspekte der Digitalisierung. Die Minis-
terpräsidentin sieht das Saarland bei der Digi-
talisierung gut vorbereitet, um die Digitali-
sierung des Saarhandwerks bedarfsgerecht
und zukunftsweisend voranzutreiben. Wirt-
schaftsministerin Anke Rehlinger betonte die
besonderen Ansprüche, die der digitale Wandel
an die Aus- und Weiterbildung im Handwerk
stellt. Damit das Handwerk im Saarland weiter
wettbewerbsfähig bleibt und die Herausforde-
rungen des digitalen Wandels meistern könne,
müssten die Betriebe unterstützt werden, sagte
sie. Auch DGB-Bundesvorstand Helmut Dittke
ist überzeugt, dass das Handwerk die Digitali-
sierung meistern kann und wird.
20   HWK-Geschäftsbericht 2016

            Interview

            Es geht um das
            Gesamtinteresse
                                                                             Handwerkskammer heute politisch, effizient
                                                                             und nahbar sein muss. Effizient meint, dass
                                                                             wir unsere internen Prozesse immer wieder
                                                                             auf den Prüfstand stellen, um zu vermeiden,
                                                                             dass wir die Interessen unserer Mitglieder und
                                                                             die anderer Anspruchsgruppen wie Existenz-
                                                                             gründer oder Schülerinnen und Schüler aus
                                                                             den Augen verlieren. Kammerarbeit darf keine
                                                                             L’art pour l’art sein. Nahbar bedeutet, dass wir
                                                                             eine Art Mitmachorganisation sind, die vom
                                                                             Miteinander des Haupt- und Ehrenamtes lebt.
                                                                             Das Ehrenamt kann und sollte dem Hauptamt
                                                                             immer wieder Impulse aus dem betrieblichen
                                                                             Alltag eines Handwerksunternehmens geben.
            Bernd Wegner, Präsident der                                      Die Verschränkung von Arbeitgeber- und
                                                                             Arbeitnehmerinteressen mit der professionel-
            Handwerkskammer des Saarlandes
                                                                             len Arbeit des Hauptamtes macht die Kam-
            und Mitglied des Landtages, über                                 merarbeit im Gegensatz zu einer klassischen
                                                                             Behörde besonders wertvoll. Ich bezeichne das
            politisches Wirken und Ehrenamt in                               höchste Gremium unserer Handwerkskammer,
            der Handwerksorganisation                                        die Vollversammlung, gerne auch als Parlament
                                                                             des Handwerks. Diese Bezeichnung hebt den
                                                                             politischen Anspruch unserer Arbeit hervor.
                          Bernd Wegner versteht sein Engagement als          Noch mal: Dabei geht es aber nicht um par-
                          Handwerkskammerpräsident als politische            teipolitische Arbeit. Es geht vielmehr darum,
                          Arbeit für das Handwerk. Dazu gehört für ihn ein   Themen wie die Gleichstellung beruflicher und
                          konstruktiver Interessenausgleich. Sein hand-      akademischer Bildung oder den Zustand unse-
                          werkliches Ehrenamt grenzt er dabei klar von       rer Infrastruktur in der politischen Agenda nach
                          seinem parteipolitischen Einsatz ab, wie er im     oben zu setzen.
                          Gespräch mit dem „Deutschen Handwerksblatt“
                          (Ausgabe 22/2016) erläuterte. Hier das Interview   Wie unterscheidet sich die politische Arbeit von
                          im Wortlaut.                                       Fachverbänden und Innungen gegenüber der
                                                                             Kammerarbeit?
                          Herr Präsident Wegner, wie politisch ist die
                          Arbeit eines Kammerpräsidenten?                    Wegner: Die wertvolle Arbeit der Innungen
                                                                             und Fachverbände bezieht sich in der Regel
                          Wegner: Aus meiner Sicht ist sie ohne Frage        auf einzelne Branchen und deren spezifische
                          sehr politisch, aber nicht parteipolitisch. Ich    Interessenvertretung. Als Handwerkskammer
                          bin der Überzeugung, dass eine moderne             sehen wir uns vor allem dann in der Pflicht,
HWK-Geschäftsbericht 2016   21

wenn es um gewerkeübergreifende Themen                dass wir Handwerker uns einbringen. Das muss
geht. Es geht um das Gesamtinteresse des              nicht unbedingt Parlamentsarbeit sein. Ein sol-
Handwerks. So haben wir im Rahmen unserer             ches Engagement fängt damit an, dass man
Öffentlichkeitsarbeit mithilfe der Ergebnisse         selbstverständlich zu Wahlen geht, sich in poli-
eigens durchgeführter Sonderumfragen unter            tische Diskussionen einbringt oder vielleicht
Handwerksunternehmen zu Themen wie Breit-             auch mal einen Leserbrief schreibt.
bandversorgung und Straßeninfrastruktur dazu
beigetragen, dass diesen Standortaspekten sei-        Sie selbst sind Mitglied des Saarländischen
tens der Landespolitik verstärkt Aufmerksam-          Landtages. Welche Erfahrungen machen Sie?
keit geschenkt wird.
                                                      Wegner: Die sind überwiegend positiv. Ich
Es gibt den Spruch: „Das Parlament ist mal vol-       erfahre Wertschätzung für mein Engagement.
ler, mal leerer, aber immer voller Lehrer“ – soll-    Das gilt für beide Seiten. Viele Handwerks-
ten sich Ihrer Meinung nach mehr Handwerks-           kollegen schätzen es, dass sie mit mir einen
unternehmer in den Parlamenten engagieren?            Ansprechpartner haben, der sie versteht. Viele
                                                      Politiker finden es gut, dass sie von mir früh-
Wegner: Viele denken in diesem Zusammen-              zeitig auf die Anliegen unseres Wirtschaftsbe-
hang oft erst mal an den Bundestag. Aber es           reichs aufmerksam gemacht werden. Aber ich
gibt auch Landtage, Kreistage und andere Parla-       kann sehr gut meine parteipolitischen Ämter
mente. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich          von dem des Kammerpräsidenten trennen. Das
in Parlamenten auf allen Ebenen mehr Hand-            ist auch wichtig, um Interessenkonflikte zu ver-
werker fänden, die weniger aus akademischen           meiden.
Erkenntnissen heraus agierten als aus ihrem
betrieblichen Erfahrungswissen. Natürlich ist es      Was kann aus Ihrer Sicht die Gesamtheit der
anstrengend, sich nach einem langen Arbeits-          Handwerksorganisation zu einer erfolgreichen
tag – sei es als Inhaber, sei es als Arbeitnehmer –   politischen Arbeit beitragen?
noch mit politischer Arbeit auseinanderzuset-
zen. Aber es ist ungemein wichtig, damit dieses       Wegner: Der Interessenausgleich, den unsere
Feld nicht anderen überlassen wird. Nicht ohne        Gesamtorganisation leistet, ist einzigartig. Ich
Grund hängen die Begriffe Gesellschaft und            bin mir sicher, dass es die Politik sehr schätzt,
Geselle auch sprachlich zusammen. In diesem           dass wir diesen Interessenausgleich über alle
Zusammenhang darf ich auf Ihr Zitat mit einem         Ebenen hinweg und zwischen Arbeitgeber- und
anderen Zitat antworten. Robert Pferdmenges,          Arbeitnehmerseite vornehmen. Wenn auf Bun-
wirtschaftspolitischer Berater des ersten Bun-        desebene die Frage im Raum steht, was sagt das
deskanzlers unserer Republik, hat es schon in         Handwerk zu einem bestimmten Thema, dann
den fünfziger Jahren – wie ich meine sehr grif-       können wir mit einer Stimme sprechen. Dies ist
fig – auf den Punkt gebracht und gesagt: „Wir         effizient und die Grundlage für Kampagnen-
müssen uns um die Politik kümmern, sonst              fähigkeit, die neben persönlichen Gesprächen
kümmert sich die Politik um uns.“ Wichtig ist,        auch nützlich sein kann.
22   HWK-Geschäftsbericht 2016

            Tag des Handwerks mit Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger

            Imagekampagne 2016
            Unsere Handwerkskammer unterstützt das Ziel
            der Imagekampagne des deutschen Handwerks,
            Jugendliche für das deutsche Handwerk zu
            interessieren, mit zahlreichen konstruktiven
            Maßnahmen wie dem Tag des Handwerks.
HWK-Geschäftsbericht 2016    23

               Handwerk zeigte Vielfalt in Saarlouis

               Rund 10.000 Besucher kamen zum Tag des                     Für die Vielfalt sorgten Schorn-
               Handwerks in Saarlouis. Unter dem Motto „Die               steinfeger, Elektrotechniker, Infor-
               Zukunft ist unsere Baustelle“ präsentierte die             mationstechniker, Heizungsbauer,
               HWK gemeinsam mit elf Landesinnungen und                   Metallbauer, Bäcker, Friseure und
               Unternehmen die große Vielfalt des Handwerks               Kosmetiker, Tischler, Zimmerleu-
               in Saarlouis auf dem Kleinen Markt. HWK-                   te, Schuhmacher, Rollladenbauer,
               Präsident Bernd Wegner eröffnete die große                 Augenoptiker, Maler und Lackierer sowie Kfz-
               Handwerksausstellung gemeinsam mit Wirt-                   Handwerker. An 18 Ständen boten rund 150
               schaftsministerin Anke Rehlinger. „Wir nutzen              Handwerker ein umfangreiches Programm mit
               diesen Tag, um Einblicke in einige der insge-              vielen Attraktionen.
               samt mehr als 130 Handwerksberufe zu geben
               und die Menschen, ganz besonders die jungen                Die Aussteller waren zufrieden. So unterstrich
               Leute, abzuholen“, erklärt Bernd Wegner. „Alle             der Landesinnungsmeister der Schornsteinfe-
               konnten sich ein Bild davon machen, welches                ger und Präsident des Arbeitgeberverbandes
               Potenzial in jedem einzelnen Handwerksberuf                des saarländischen Handwerks (AGVH), Harald
               steckt, und dessen große Bedeutung auch für                Becken:„Wir haben beim Tag des Handwerks die
               die Zukunft erfassen.“                                     gute Möglichkeit, die neuesten technischen Ent-
                                                                          wicklungen in unserem Beruf vorzustellen, wie
               Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger unter-                etwa den Einsatz von Drohnen zur Bestandsauf-
               strich: „Hier sendet das Handwerk eine große               nahme an hoch gelegenen Schornsteinen oder
               Werbebotschaft für sich aus. Wer sich für das              den Einsatz von Wärmebildkameras. Unser Fazit:
               Handwerk als Beruf entscheidet, der hat eine               Die Teilnahme war ein voller Erfolg.“
               sichere Zukunft.“

               Anzeigenkampagne: „Ich hab was Besseres vor.“

               Unter dem Motto „Ich hab was Besseres vor.“                schen anzustoßen, waren die neuen Motive
               zeigte das Handwerk Jugendlichen, dass sie in              bundesweit auf Plakaten, auf Bussen sowie auf
               handwerklichen Berufen viel erreichen können.              Bannern einer Online- und Mobile-Kampagne
               Um die Diskussion mit und unter jungen Men-                auch im Saarland zu sehen.

                                                                          Mit Sprüchen wie „Träume unter Akten begra-
WWW.HWK-SAARLAND.DE WWW.HANDWERK.DE                 Benyamin, Steinmetz

Erstes Gehalt mit 29?                                                     ben? Ich hab was Besseres vor.“ wurden Vorteile
Ich hab was Besseres vor.                                                 einer handwerklichen Ausbildung hervorge-
Ich hab was besseres vor.
                                                                          hoben. Die Motive vermittelten eine authenti-
                                                                          sche Vorstellung von der Arbeit im Handwerk –
                                                                          Robert Schneider, Johannes Schroeter-Behrens,
                                                                                                                            Kontakt:
                                                                          Vanessa Sell sowie weitere Junghandwerker         Dr. Justus Wilhelm
                                                                          standen für die Kampagne in ihren Werkstät-       Tel.: 0681 / 58 09-115
                                                                          ten vor der Kamera.                               j.wilhelm@hwk-saarland.de
24   HWK-Geschäftsbericht 2016

            Unternehmensberatung:
            Dienst am Kunden

            Die Unternehmensberatung unserer HWK berät, unterstützt und
            fördert Unternehmen bei vielen Themen. Sie ist eine wichtige Anlauf-
            station für Handwerksbetriebe in allen Feldern der betrieblichen
            Entwicklung – sei es bei der Gründung, bei betriebswirtschaftlichen
            Fragestellungen, bei Fragen der Unternehmens­sicherung, Themen
            wie Innovation und Technologie oder Umwelt- und Energieeffizienz
            sowie im Zuge der Betriebsnachfolge.
HWK-Geschäftsbericht 2016   25

                                                              Gründungsberatung

Die HWK setzte im vergangenen Jahr ihren                      Die Gründungsberatung zählt zu den zentralen
Weg der Weiterentwicklung und Stärkung                        Beratungsthemen. Die HWK-Unternehmens-
des bedarfsorientierten Beratungsangebotes                    berater unterstützen die Gründer und Grün-
weiter fort. Unsere Mitgliedsunternehmen                      derinnen umfassend und individuell bei ihren
haben das Beratungsangebot der Betriebsbe-                    Vorhaben. 2016 handelte es sich bei ca. 40 Pro-
ratungsstelle der Handwerkskammer stark in                    zent aller Beratungen um Existenzgründungs-
Anspruch genommen. So führten unsere Bera-                    beratungen. Dabei ging es insbesondere um die
ter im Bereich Betriebswirtschaft und Technik                 Überprüfung und Weiterentwicklung markt-
526 Einzelberatungen mit einer Dauer von                      und zukunftsfähiger Gründungsideen, die Kal-
jeweils mehr als drei Stunden, zahlreiche Kurz-               kulation der Preise, die Erstellung realisierbarer
beratungen und telefonische Auskünfte sowie                   Umsatz- und Ertragsberechnungen sowie die
zusätzliche Vorträge bei Informationsveranstal-               Planung von Investitionen unter Berücksichti-
tungen durch.                                                 gung öffentlicher Finanzierungsprogramme.

    Betriebswirtschaftliche Beratungen nach Beratungsthemen                 Techn./technologische Beratungen nach Beratungsthemen

                                           Unternehmensführung                                                     Betriebsbewertung

                                   Finanzierung/Investition                                        Betriebsplanung

                           Außenwirtschaft/Messewesen                                            Unternehmensführung
                     Rechtsfragen/Formalitäten
                                                                                             Innovation/Technologie/Normung
              Nachfolgeregelung/Übernahme/Übergabe
                                                                                      Arbeitsstättenverordnung/Arbeitssicherheit
             Rechnungswesen/Kostenrechnung
                                                                                 Denkmalpflege/Gestaltung/Barrierefreies Bauen
         Personal- und Sozialwesen

      Marketing/Vertrieb                                                      Energieberatung

     Organisation                                                            Bauvorhaben

     EDV und Telekommunikation                                              Qualitätsmanagement/Zulieferberatung
0       50     100   150     200     250    300                         0        20         40       60       80      100
26   HWK-Geschäftsbericht 2016

     Denkmalpflegepreis 2016

                            Nachfolge gesucht                                    – und zwar die Angemessenheit der Übergabe-
                                                                                 konditionen – an. Das Thema Unternehmens-
                            Das Thema Unternehmensnachfolge war eben-            nachfolge wird laut der HWK-Bereichsleiterin
                            falls stark nachgefragt. Ein wesentliches Thema,     für Unternehmensberatung, Lisa Herbrand,
                            das zum Erhalt von Betrieben und Arbeitsplät-        auch zukünftig ein wichtiges Thema bleiben.
                            ze beiträgt. Über 100 Beratungen führten die         Denn demografiebedingt stehen in den nächs-
                            HWK-Experten zur objektiven Unternehmens-            ten fünf Jahren etwa 2.000 Handwerksbetriebe
                            bewertung durch. Sie boten damit ein wichti-         zur Übergabe an.
                            ges Kriterium im Zuge des Nachfolgeprozesses
                                                                                 Die jährlich durchgeführte Umfrage der Bera-
                                                                                 tungsbetriebe zur Zufriedenheit hinsichtlich
                                                                                 der in Anspruch genommenen Beratungs-
                 Unternehmensberatungen nach Betriebsgrößen 2016                 leistungen bestätigt die Arbeit der Hand-
                                                                                 werkskammer. So können auch zukünftig
                Existenz-                                                1–4
                                                                                 Mitgliedsunternehmen das umfangreiche
                gründung                                         Beschäftigte    Beratungsangebot der Handwerkskammer für
                29 %                                                     17 %
                                                                                 sich nutzen.
                über 20
                Beschäftigte
                6%
                10 – 19                                                 5–9
                Beschäftigte                                     Beschäftigte
                23 %                                                    19 %

                                                         Digitale Buchführung:
                                                        Referent Guido Badjura
                                                             von der DATEV AG
HWK-Geschäftsbericht 2016    27

Unternehmens­porträt

Übergabe will
geplant sein
                                                   Roland und Sebastian Schaefer (von links)

Generationswechsel bei der Handwerksbäcke-         kommen nicht oder es stehen andere Hürden
rei Schaefer in Illingen: Im Winter 2017 über-     im Weg. Oft steht dann am Ende das „Aus“ für
nimmt Sebastian Schaefer (38) das bekannte         einen etablierten Betrieb. Sebastian Schaefer:
Familien-Unternehmen im Ortsteil Welschbach        „Die Familie hat sich zusammengesetzt und
von Vater Roland Schaefer (63). Der ehema-         ich habe mich entschlossen, es anzupacken und
lige, langjährige Landesinnungsmeister der         das Unternehmen fortzuführen. Ich übernehme
Bäcker ist in der saarländischen Bäckereiszene     einen fast schuldenfreien Betrieb, habe keinen
eine Institution: „Im Winter ist also definitiv    Investitionsstau vor der Brust und kann mit soli-
Schluss. Die nächste Generation ist jetzt dran.    dem Fundament loslegen und das Risiko lockt
Ich komme dann nur noch in den Betrieb, wenn       mich natürlich auch“, sagt der Bäcker- und Kon-
ich gebraucht werde. Man muss einen klaren         ditormeister sowie Betriebswirt im Handwerk.
Schlussstrich ziehen, meine Zeit ist nun herum.“   So wie der Betrieb jetzt dastehe, „kann ich fünf
Roland Schaefer hat aus kleinen Anfängen ein       bis zehn Jahre weiterarbeiten.“
Unternehmen mit 130 Mitarbeitern, zwölf Fili-
alen, zahlreichen Großabnehmern und einem          Vater Roland Schaefer gibt dem Junior mit auf
Jahresumsatz von 3,7 Millionen Euro gemacht:       den Weg: „Einer muss Kapitän sein, einer muss
„Wir sind im Saarland schon eine Hausnum-          sagen, wo es langgeht. Man muss einen Betrieb
mer.“                                              klar führen.“ Denn der Wettbewerb ist beinhart.
                                                   „Unser Gegner als mittelständisches Unterneh-
Die ersten Überlegungen zur Firmenübergabe         men sind die Industriebäckereien. Mit zwölf
begannen vor zwei Jahren. Die Vorbereitung der     Brötchen für 99 Cent können und wollen wir
Übergabe an Sohn Sebastian war „weit schwie-       nicht mithalten“, sagt Roland Schaefer. Seine
riger und komplizierter, als wir gedacht haben“,   Devise und auch die des familiären Nachfolgers
so Roland Schaefer. Steuer- und Rechtsfragen,      heißt: „Qualität und nochmals Qualität sowie
unerwartete Details an allen Fronten: „Wir         Frische“. Bei Schaefer wird keine vorgefertig-
haben es geschafft, mit externem Sachverstand      te Tiefkühlbackware aufgebacken. Überhaupt
und auch mit Hilfe unserer Handwerkskam-           liegt dem leidenschaftlichen Bäcker Roland
mer“, so Schaefer. Man habe ja nichts vererbt,     Schaefer ein gutes Brot ohne chemische Zusatz-
„wir haben Arbeit an die nächste Generation        stoffe als Grundnahrungsmittel am Herzen.
weitergegeben.“                                    „Die Leute sind bereit, einen fairen Preis dafür
                                                   zu bezahlen. Schließlich spielt uns das zuneh-
Familieninterne Übergabe funktioniert nicht        mende Bewusstsein für gesunde Ernährung in          Homepage:
immer, entweder wollen oder können die Nach-       die Hände.“                                         www.baeckereischaefer.de
28   HWK-Geschäftsbericht 2016

                          Netzwerkarbeit und                                 Sonstige Themen in Zusammenarbeit mit
                          ­Veranstaltungen                                   weiteren Kooperationspartnern waren unter
                                                                             anderem: Die Entsendung deutscher Arbeit-
                          Die Unternehmensberatung arbeitet in               nehmer nach Frankreich, Kassenprüfung
                          zahlreichen Netzwerken mit. Im regionalen          und Kassenführung im Fokus der digitalen
                          Netzwerk Saarland Offensive für Gründer            Betriebsprüfung, Erfolgsfaktor Wissen – Wis-
                          (SOG) engagiert sich die Handwerkskammer           sensmanagement leicht gemacht, Erfolgreich
                          neben weiteren Partnern wie dem Wirt-              gründen – Chancen und Barrieren der Unter-
                          schaftsministerium, der IHK Saarland, der          nehmensgründung von Geflüchteten aus
                          Bundesagentur für Arbeit und der Landes-           Syrien sowie die 10. Vergabekonferenz, eine
                          förderbank. Die angebotenen Berater-Shops          gemeinsame Veranstaltung von HWK, IHK und
                          sind ein besonderer Service des Netzwerks für      der Landeshauptstadt Saarbrücken. Sie gab
                          angehende Firmengründer – mit individuellen        einen Überblick über die im Jahr 2016 zu ver-
                          und kostenfreien Orientierungsgesprächen           gebenden Arbeiten aus dem Bereich Bau und
                          bei unterschiedlichen Gründungsexperten à          Ausbau in der Landeshauptstadt Saarbrücken.
                          20 Minuten. Darüber hinaus werden gemein­
                          same Informationsveranstaltungen zum
                                                                             Denkmalpflege
                          Thema „Gründung und Nachfolge“ veranstal-
                          tet und auch Unternehmerinnen-Stamm-               Die HWK-Beratungsstelle für Denkmalpflege
                          tische ausgerichtet, die sich gezielt an bereits   und Gestaltung unterstützt, informiert und
                          gegründete Unternehmen wenden.                     berät Handwerker, Hauseigentümer, Planer und
                                                                             öffentliche Auftraggeber zu Fragen der fachge-
                          2016 bot die Unternehmensberatung zahl-            rechten Restaurierung historischer Gebäude.
                          reiche Fachveranstaltungen an. Eine dreitei-       2016 wurde bereits zum achten Mal der Saar-
                          lige Veranstaltungsreihe widmete sich dem          ländische Denkmalpflegepreis zur Würdigung
                          Thema „Unternehmensnachfolge“. Auch                vorbildlicher Leistungen von Personen, die sich
                          Digitalisierungsthemen waren im Angebot.           im Bereich Denkmalpflege engagieren, ausge-
                          „Vorsicht Falle: Neue Regeln für die digitale      lobt.
                          Buchführung“ mit einem Vertreter der DATEV
                          eG wurde mit je über 100 Teilnehmern an drei
                                                                             Nachhaltigkeit
                          unterschiedlichen Standorten besonders gut in
                          Anspruch genommen.                                 Das Thema Nachhaltigkeit und soziale Ver-
                                                                             antwortung ist für viele Betriebe ebenfalls ein
                                                                             wichtiger Baustein in der betrieblichen Pra-
                                                                             xis. Dies gilt sowohl für einen nachhaltigen
                                                                             Umweltschutz als auch für soziale Verantwor-
                                                                             tung dem gesamten Umfeld und den Mitarbei-
                                                                             tern gegenüber. Das Engagement eines Betrie-
                                                                             bes wirkt nicht nur nach innen, sondern ist auch
                                                                             bei der Außendarstellung gegenüber Kunden
                                                                             ein gutes Marketinginstrument.

                                                                             Ministerpräsidentin Annegret
                                                                             Kramp-Karrenbauer besucht die
                                                                             Maschinenbaufirma EKF.
HWK-Geschäftsbericht 2016    29

                                                                      Katja Hobler und Markus Glöckner
Unternehmens­porträt

Nachhaltigkeit
als Unternehmens-
prinzip                                            Umwelt fest“, sagt Katja Hobler. Deshalb hat
                                                   das Unternehmen 2016 damit begonnen, ein
                                                   Umweltmanagementsystem nach EMAS (Eco-
                                                   Management and Audit Scheme) als erster
                                                   Steinmetzbetrieb deutschlandweit einzufüh-
Für das Unternehmen Markus Glöckner Natur-         ren. Alle zwei Jahre gibt es einen neuen CSR-
steine in Neunkirchen-Hangard ist Nachhaltig-      Bericht mit einem Schwerpunktthema. „Wir
keit mehr als nur ein Verkaufsargument für eine    stellen Arbeitsplätze bereit und beteiligen
umweltbewusste Kundschaft. „Wir sind fest          unsere Mitarbeitenden an Entscheidungen.
von den Grundsätzen der nachhaltigen Unter-        Wir wollen nicht auf Kosten anderer Geld ver-
nehmensführung überzeugt und haben unsere          dienen, sondern miteinander“, ergänzt Hobler.
gesamte Strategie darauf ausgerichtet“, so Katja
Hobler (45) und Ehemann Markus Glöckner (50).      Nachhaltigkeit zählt natürlich auch beim Ein-
                                                   kauf der Natursteine: Billigware aus Kinder-
Markus Glöckner, Meister im Steinmetz- und         arbeit in Asien gibt es bei Glöckner nicht. Der
Steinbildhauerhandwerk sowie staatlich             zur Restaurierung eingesetzte Buntsandstein
geprüfter Restaurator, hat den 1967 von seinem     kommt aus der Region, aus dem Nordsaarland,
Vater gegründeten Betrieb 1993 übernommen          aus der nahen Pfalz und dem Elsass: „Regionale
und schwerpunktmäßig auf die Naturstein-           Nachhaltigkeit pur“, sagt Markus Glöckner. Zu
Restaurierung ausgerichtet. Ehefrau Katja          seinen Referenzen zählt unter anderem die Res-
kümmert sich um Marketing, Personal, Rech-         taurierung des Villeroy & Boch-Konzernsitzes,
nungswesen und eben um die gesellschaftlich        der Alten Abtei in Mettlach. Der Betrieb zählt
verantwortliche Unternehmensführung – inter-       mit Inhabern 23 Personen. Ausgebildet wird
national als „CSR“, „Corporate Social Responsi-    regelmäßig, darunter auch Frauen zur Stein-
bility“, bezeichnet.                               metzin. Viele Auszeichnungen konnte das
                                                   Unternehmen schon einheimsen. Ehrenamtlich
Wie äußert sich CSR im Tagesgeschäft? Natur-       ist das Ehepaar vielseitig unterwegs – Markus
steine Glöckner orientiert sich inhaltlich an      Glöckner etwa im Vorstand der Steinmetzin-
der ISO 26000 und hat schon 2015 einen Nach-       nung und als Vorsitzender der Prüfungskom-
haltigkeitsbericht veröffentlicht. „Wir stell-     mission, Katja Hobler ist etwa bei „Frau und
                                                                                                         Homepage:
ten einen großen Nachholbedarf im Bereich          Handwerk Saarland“ engagiert.                         www.natursteine-gloeckner.de
30    HWK-Geschäftsbericht 2016

                                                                               indes war nicht einfach. Aber sie hatte den
                                                                               Willen zur Selbstständigkeit und den Wunsch,
                                                                               etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

                                                                               Ihr Unternehmen nannte sie „Wandgewand“
                                                                               in Erinnerung an ihre Diplom-Arbeit, die sich
                                                                               mit der Geschichte des guten Geschmacks bei
                                                                               der Wandgestaltung, dem „Kleid der Wand“,
                                                                               beschäftigte. Der ungewöhnliche Name sorgt
                                                                               bis heute für Aufmerksamkeit. Als erfolgreiche
                                                                               Unternehmerin in einer Männerdomäne ist sie
                                                                               längst anerkannt. Sie packt selbst auf den Bau-
                                                                               stellen draußen mit an.

                                                                               Mit ihr beschäftigt „Wandgewand“ zwölf Mitar-
                                                                               beiter, davon vier Frauen und drei Auszubildende:
                                                                               „Wir haben die Frauenquote geknackt.“ Sie zählt
                                                                               auch im saarländischen Handwerk durchaus zu
                                                                               den Vorzeigefrauen und als Beleg dafür, dass
      Barbara Schmitt                                                          man mit starkem Willen und einem guten Kon-
                                                                               zept unternehmerisch Karriere machen kann.
      Unternehmens­porträt
                                                                               Ihr Unternehmen deckt den gesamten Interi-
                                                                               or-Design-Bereich mitsamt allen Gewerken ab.
      Erfolgreich in Sachen                                                    Hier wird mit den entsprechenden Kollegen
                                                                               zusammengearbeitet, so dass dem Kunden ein
      Denkmalpflege                                                            Komplettangebot für den Innenausbau aus
                                                                               einer Hand gemacht werden kann.

                           Maler- und Lackierermeisterin Barbara Schmitt       Für ihr Engagement, vor allem in der Denkmal-
                           aus Saarlouis gehört zu den immer noch recht        pflege, wurde sie im Jahr 2016 ausgezeichnet:
                           wenigen Frauen im Malergewerk im deutschen          Sie gewann den saarländischen Denkmalpflege-
                           Handwerk. Die Dipl.-Designerin und Restaura-        preis in der Kategorie Handwerk. In der Laudatio
                           torin im Malerhandwerk machte sich nach ver-        hieß es treffend: „Es entspricht der Arbeitsweise
                           schiedenen Stadien in der Berufsausbildung am       von Frau Schmitt, dass sie für ihr Gewerk keinen
                           1. Januar 1995 mit einem Maler- und Lackierer-      Tunnelblick entwickelt hat, sondern auch rechts
                           betrieb selbstständig. Als Restauratorin ist die    und links, dahinter und in diesem Fall auch
                           Denkmalpflege eine ihrer Leidenschaften.            da­runter schaut und so unter der alten Heiz-
                                                                               körperverkleidung im Theater am Ring in Saar-
                           Vor ihrer Handwerkerkarriere arbeitete sie in       louis einen kleinen Streifen des ursprünglichen
                           einem Architekturbüro, doch der Bürojob war         Teppichbodens wieder entdeckte – und damit
                           für die tatkräftige Frau nicht das Wahre. Also      die Rekonstruktion des ursprünglichen Läufers
     Homepage:             kalter Sprung in die Selbstständigkeit. Der Start   überhaupt erst möglich gemacht hat.“
     www.wandgewand.de     als Frau in dieser klassischen Männerdomäne
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