Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn

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Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
Porträt:
Hans Kuhn – kein Mann
der lauten Töne
Steuervorlage 17:
Der Kompromiss zwischen
den Sozialpartnern und
den Gemeinden als Chance
für den Kanton Solothurn
Schwerpunktthema:
Eine Daueraufgabe –
die Nachfolge im KMU regeln

Ausgabe 3, Mai 2018, 39. Jahrgang
Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
passion
                                                                           passion
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                                                                           for precision

Innovation durch Qualifikation
für einen starken Standort Solothurn

                                                                                                              © Peter Gerber

Um technologisch immer auf der Höhe der Zeit           Aus demselben Grund hat FRAISA mit den
zu sein, braucht es bestmöglich ausgebildete           ToolChampions einen Wettbewerb für Nach-
Mitarbeiter. Daher investiert FRAISA konsequent        wuchskräfte in der hochpräzisen Metallverar-
in die Aus- und Weiterbildung von qualifizierten       beitung initiiert, an dem jedes Jahr schweizweit                        Hier erhalten
                                                                                                                               Sie weitere
Fachkräften.                                           rund 1.000 Auszubildende teilnehmen.                                    Informationen
                                                                                                                               zur FRAISA-
Das sichert unsere Innovationskraft und damit          Mit der ToolSchool haben wir in Bellach zudem                           Gruppe.
Erfolgs- und Zukunftschancen am Standort               ein international renommiertes Schulungszen-
Solothurn, an dem wir Präzisionswerkzeuge zur          trum geschaffen, das mit praxisorientiertem
Metallbearbeitung für den Weltmarkt entwickeln.        Know-how-Transfer die Wettbewerbsfähigkeit
                                                       unserer Kunden stärkt.

FRAISA SA I Gurzelenstr. 7 I CH-4512 Bellach I Tel.: +41 (0) 32 617 42 42 I mail.ch@fraisa.com I fraisa.com
Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
Wirtschaftsflash | Mai 2018 | Inhalt | 3

 Editorial                                 Porträt

                                           Hans Kuhn – kein Mann der lauten Töne
                                           4 Hans Kuhn wird am 3. Mai als Präsident der Solothurner Handelskammer zurück­
                                           treten. Über eine Persönlichkeit, welche das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit
                                           nie gesucht hat.

                                           Abstimmungsvorlagen

                                           Ein klares Nein zur Teilrevision des
                                           Energiegesetzes des Kantons Solothurn
Andreas Gasche
Geschäftsführer Kantonal-Solothurnischer   9 Eine schwarz-rot-grüne Koalition im Kantonsrat will mit der Teilrevision des
Gewerbeverband (kgv)                       Energiegesetzes des Kantons Solothurn unverhältnismässige Eingriffe in privates
                                           Eigentum erzwingen. Wirtschaftsverbände und Hauseigentümer bitten darum,
                                           am 10. Juni ein klares Nein in die Urne zu legen.
Nachfolgeregelung                          12 Im Kanton Wallis entscheiden die Stimmberechtigten über das Projekt «Sion
in KMU                                     2026». Olympische Winterspiele in der Schweiz würden auch der Wirtschaft und
                                           dem Gewerbe helfen. Der Standpunkt.
12,5 Prozent der in der Schweiz im
Handelsregister eingetragenen              Steuervorlage 17
Firmen haben ein Nachfolgeproblem.
Von dieser Problematik sind rund           Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und
444 000 Arbeitnehmende direkt              den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
betroffen. Nahezu jedes dritte KMU
                                           14 «Wir haben etwas gemacht, was für einige ungewöhnlich ist», sagt
verschwindet, weil es nicht gelingt,
                                           Markus Baumann, Kantonsrat der SP. Der Unternehmer und CVP-Kantonsrat Josef
eine Person für die Übernahme zu
                                           Maushart teilt seine Einschätzung. Dass Gewerkschafter und Arbeitgeber
finden. Eine Firmenübernahme ist
                                           dasselbe Ziel anvisieren, wenn es um Steuern geht, ist keine Selbstverständlichkeit.
jedoch eine interessante Alternative
                                           Das Gespräch mit den beiden Sozialpartnern.
zur Gründung eines Unternehmens.
                                           20 Die Sozialpartner und die Gemeinden des Kantons Solothurn haben sich auf
Die Überlebensrate nach fünf Jahren
                                           einen Kompromiss für die Umsetzung der Steuervorlage 17 im Kanton
beträgt bei übernommenen Firmen
                                           Solothurn geeinigt. Im Wesentlichen geht es darum, gleich lange Spiesse für alle
95, bei Neugründungen dagegen
                                           zu schaffen – für kleine wie für grosse Unternehmen.
nur 50 Prozent.
                                           Schwerpunktthema
Eine geglückte Nachfolge beruht nicht
auf einer Entscheidung, welche über        Eine Daueraufgabe – die Nachfolge im KMU regeln
Nacht getroffen wurde, sondern sie         26 Die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolge kann die Attraktivität
ist das Ergebnis langer Überlegungen,      des Unternehmens auf dem Markt erhöhen. Ein Treuhänder erklärt, was es bei
in die möglichst viele verschiedene        einer Nachfolgeplanung besonders zu beachten gilt.
Optionen einbezogen wurden. In der         28 «Es gibt einen Unterschied zwischen dem tatsächlichen, realen Wert
vorliegenden Ausgabe unseres Maga­         eines Unternehmens und seinem emotionalen Wert». Zwei Bankfachleute
zins beschäftigen wir uns mit dem          geben Auskunft.
Thema «Nachfolgeregelung in KMU».          30 Wie gute Beratung für Nachfolgeregelungen auch aussieht. Die Empfeh­
                                           lungen von sieben Experten.
Das Thema Nachfolgeregelung steht          32 Wie ein Solothurner KMU seine Nachfolge geregelt hat. Das Beispiel der
an der Generalversammlung der              WAM Planer und Ingenieure AG.
Solothurner Handelskammer eben­            32 Eine Studie der Hochschule für Wirtschaft an der FHNW begründet, warum
falls im Mittelpunkt. Es geht hier         Personalmanagement in kleinen Unternehmen noch wichtiger ist als für
allerdings um die Nachfolge des            Grossbetriebe.
Präsidenten. Hans Kuhn tritt nach
sechs Jahren als Präsident zurück –        Magazin
                                                   Nachrichten, Neuheiten, Besonderheiten                                6, 23
die Handelskammer kennt eine               Datenschutz		Details zur neuen Datenschutzverordnung,                            36
Amtszeitbeschränkung. Die beiden           				 welche auch Schweizer Unternehmen einschränkt.
Wirtschaftsverbände kgv und SOHK
                                           Agenda
                                                  Veranstaltungskalender, Impressum, Inserenten                             38
arbeiten in vielen Bereichen eng
zusammen; enger als dies in vielen
Kantonen der Fall ist. Hans Kuhn hat       Zum Titelbild
diese Zusammenarbeit immer vorbe­
haltlos unterstützt und gefördert.                             Die freie Zeit geniessen …
                                                               Was unternimmt Hans Kuhn nach seinem Rücktritt als Präsident
Wir danken Hans Kuhn für seine                                 der SOHK? «Ich geniesse die freie Zeit und freue mich, mit meiner
kooperative und offene Art und                                 Gattin in ferne Länder zu reisen, zu reiten, zu wandern, Ski zu
wünschen ihm alles Gute und vor                                fahren und spannende wirtschaftspolitische Lektüre zu lesen»,
allem gute Gesundheit.                                         verspricht er.
                                                               Foto: Bernhard Strahm
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4 | Porträt | Mai 2018 | Wirtschaftsflash

Hans Kuhn – kein Mann
der lauten Töne
Der dunkelblaue Doppelreiher mit den markanten goldfarbenen Knöpfen und die rote Krawatte
sind das Markenzeichen des stets korrekt gekleideten Mannes, der bis vor einem Jahr Geschäfts-
leiter der Migros-Verteilbetriebe in Neuendorf war und seit sechs Jahren Präsident der Solothurner
Handelskammer ist. Nach dem Rückzug aus dem Berufsalltag tritt Hans Kuhn auch als Präsident
des Wirtschaftsverbandes zurück.

Joseph Weibel (Text), Bernhard Strahm (Foto)

«Aber hier, wie überhaupt, kommt es              seiner Präsidialzeit kennen- und schätzen   sionskasse, die Vorlagen zur Energie­
anders, als man glaubt», schrieb Wil­            gelernt hatte, unterstützte er sein         politik, die Unternehmenssteuerreform
helm Busch im ersten Kapitel der Bilder­         Vorhaben. Im Gegenzug verlor er den         oder die Massnahmen zur Stärkung des
geschichte «Plisch und Plum». So und             «gut funktionierenden Direktor» und die     Werkplatzes nach Aufhebung des
ähnlich erging es Hans Kuhn, als er vom          Belastung des SOHK-Präsidenten wurde        Euro-Mindestkurses besser anfassen
damaligen SOHK-Präsidenten Kurt                  kurzzeitig etwas grösser. Daniel Probst     können. Ihm war immer wichtig, mit
Loosli ins «Kreuz» in Kappel zum Essen           hiess schon bald der neue starke Mann       den Entscheidungsträgern auf Kantons-
eingeladen wurde – «mit unbestimm­               an der operativen Spitze des Verbandes.     und Regierungsebene auf Augenhöhe
tem Thema» – zitiert Hans Kuhn Kollege           «Wir hatten viele gute Be­werber»,          zu bleiben. Er wusste aus der eigenen
Loosli. Gedacht habe er sich dabei               erinnert sich Hans Kuhn. «Wir haben         beruflichen Historie, dass mit lauter
nichts, schmunzelt Kuhn. Zumindest               uns letztendlich mit dem Ökonomen für       Stimme oder gar aggressiven Unterton
solange nicht, bis Kurt Loosli die Katze         den Richtigen entschieden».                 wenig zu bewerkstelligen war.
aus dem Sack liess. Das SOHK-Präsidium
würde es begrüssen, wenn er das Amt              Kein Mann der lauten Töne                   Kompromissfreudiger Kanton
des Vize und in einem Jahr des Präsi­            Hans Kuhn kennt man als eher zurück­        Auch wenn Hans Kuhn Zeit seines
denten übernehmen würde. Die Belas­              haltend. Er ist kein Mann der lauten        Lebens an unterschiedlichen Orten
tung des Amts sei zu tragen, Direktor            Töne. So sucht man im Internet ver­         lebte, aber nie im Kanton Solothurn, so
Roland Fürst funktioniere bestens und            geblich nach Schlagzeilen über ihn.         hält er grosse Stücke auf ihn. Der erziel­
habe keine politischen Ambitionen.               Auch nicht, als er im Mai 2012 als          te Kompromiss zur Steuervorlage 17
2012 wurde Hans Kuhn in Grenchen als             Präsident der Solothurner Handelskam­       zwischen den Arbeitgebern, Arbeitneh­
Präsident der Solothurner Handelskam­            mer gewählt wurde. Das Scheinwerfer­        mern und den Gemeinden sei ein
mer gewählt.                                     licht sucht er nicht. Er wirkt eher be­     klassisches Beispiel, wie dieser Kanton
                                                 scheiden, seine Konversation ist            funktioniere. «Er ist klein, man kennt
«Für den Richtigen entschieden»                  erhaben und bedacht. So spricht er über     sich und diskutiert miteinander. Dank
… und rasch kam alles anders als ge­             die Arbeit als Präsident im Vorstand der    dieser Nähe ist die Kompromissbereit­
dacht. Kurt Loosli hatte nicht zu viel,          SOHK. «Es ist allen klar, dass in einem     schaft da. Man denkt und handelt
aber auch nicht zu wenig versprochen,            Gremium mit 37 Frauen und Männer            lösungsorientiert.» Ihm ist bewusst,
dürfte sich Hans Kuhn gedacht haben,             nicht immer alle der gleichen Meinung       dass der Kanton in gewissen Ratings,
als die Regierungsratskandidatur von             sind.» Zu unterschiedlich seien die         etwa bei den Steuern, eher schlecht
Roland Fürst unverrückbar schien. Er             wirtschaftlichen und politischen Interes­   abschneidet. Er weiss, dass in den
habe kurz überlegen müssen, wie er               sen. Er hat in seinen sechs Amtsjahren      Nachbarkantonen Bern, Aargau oder
sich in dieser Situation verhalten solle.        immer versucht, wichtige Themen             beider Basel, die sich sonst eher wenig
«Für mich war dann aber rasch klar,              aufzunehmen, durch kompetente               nahestehenden Parteien nicht einmal
dass die Handelskammer daran interes­            Referenten Vor- und Nachteile ergrün­       zum Gespräch treffen, geschweige denn
siert sein musste, wenn einer der ‹Ihren›        den und erklären zu lassen, um so allen     einen Kompromiss erzielen würden.
in ein solches Amt gewählt würde.»               Vorstandsmitgliedern die Entscheidung
Da Hans Kuhn Roland Fürst schon vor              zu erleichtern.                             Freie Zeit geniessen
                                                                                             Die Frage ist unvermeidlich: Was macht
Anzeige                                          «Heisse Eisen»                              Hans Kuhn nach dem Rücktritt in der
                                                 Er wollte einen Rahmen schaffen für         Handelskammer? Er schmunzelt und
                                                 eine transparente Kommunikation. «Das       sagt: «Ich suche keine lukrativen Ver­
                                                 Ergebnis einer Abstimmung sollte klar       waltungsratsmandate.» Aber er ist offen

                                           .ch   und unmissverständlich in die Öffent­
                                                 lichkeit getragen werden.» Und weil er
                                                                                             für Neues. «Ich geniesse die freie Zeit
                                                                                             und freue mich, mit meiner Gattin in
                                                 wie Daniel Probst politisch unabhängig      ferne Länder zu reisen, zu reiten, zu
                                                 sei, habe man «Heisse Eisen» wie die        wandern, Ski zu fahren und spannende
                                                 Ausfinanzierung der kantonalen Pen­         wirtschaftspolitische Lektüre zu lesen.»
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Hans Kuhn – auf ein Wort …

                                                                                Strukturwandel im Detailhandel
                                                                                «Ich bin Logistiker und kein Marke­
                                                                                tingspezialist. Nur so viel: Die Verkaufs­
                                                                                flächen in der Schweiz sind ziemlich
                                                                                gesättigt und es hat kaum mehr inter­
                                                                                essante Standorte.»

                                                                                Verdrängungswettbewerb
                                                                                «Aldi und Lidl machen ihren Job nicht
                                                                                schlecht. Sie bieten viele Schweizer
                                                                                Produkte an und sind dadurch bei der
                                                                                Landwirtschaft sehr gut akzeptiert.»

                                                                                Längere Öffnungszeiten
                                                                                «Finde ich unsinnig und zweifle an der
                                                                                Rendite. Dieser Trend wird sich zurück­
                                                                                bilden. Bei einer schweizweiten Libera­
                                                                                lisierung würde der Markt – Angebot
                                                                                und Nachfrage – entscheiden.»

                                                                                Online-Handel
                                                                                «Ein oft nicht rentables Geschäft –
                                                                                mit Frischprodukten sowieso nicht.
                                                                                Ich habe schon als junger Logistiker
                                                                                den Versandhandel beobachtet
                                                                                und stelle heute fest: Es ist nicht
                                                                                anders als früher. Der Retouren-Anteil
                                                                                ist unglaublich hoch. Man spricht von
                                                                                80 Prozent. Das ist extrem kostenin­
                                                                                tensiv. Man muss aber mitmachen und
                                                                                es anbieten, um nicht Umsätze und
                                                                                Marktanteile zu verlieren.»

                                                                                Sein erfreuliches Erlebnis
                                                                                «Der Kompromiss zur Steuerreform 17
                                                                                hat mir sehr grosse Freude gemacht.»

                                                                                Gar keine Freude hat er …
                                                                                … an den jüngsten Ereignissen in der
                                                                                Wirtschaft. «Es ist unglaublich, was
                                                                                sich hier so genannte Wirtschaftsfüh­
                                                                                rer aus reinem Profitdenken oder Gier
                                                                                erlauben. Diese Tendenz verstärkt sich
Hans Kuhn, der am kommenden 3. Mai nach einer sechsjährigen Amtszeit            seit einigen Jahren immer mehr. Das
als Präsident der Solothurner Handelskammer zurücktreten wird, hält grosse
                                                                                Vertrauen in Unternehmensleiter geht
Stücke auf den Kanton Solothurn: «Er ist klein, man kennt sich und diskutiert
miteinander. Dank dieser Nähe ist die Kompromiss­bereitschaft da. Man denkt     zunehmend verloren und letztlich wird
und handelt lösungsorientiert.»                                                 so jeder Konzernchef in Frage gestellt.»
Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
6 | Magazin | Mai 2018 | Wirtschaftsflash

Erfolgreiches Geschäftsjahr                                                                          «Wir verwenden erwirtschaftete Erträge
                                                                                                     ausschliesslich zum Vorteil unserer
2017 der Asga Pensionskasse                                                                          Versicherten, zur Steigerung der Stabilität
                                                                                                     unserer Kasse und zur Verbesserung der
                                                                                                     Vorsorgeleistung unserer Mitglieder»,
                                                                                                     sagt Sergio Bortolin, Geschäftsführer der
                                                                                                     genossenschaftlich organisierten Asga
                                                                                                     Pensionskasse. «Dank der guten Anlage­
                                                                                                     resultate mit einer Performance von
                                                                                                     7,18 Prozent konnten wir für 2017 sogar
                                                                                                     einen Überschuss von 132 Millionen
                                                                                                     Franken in Form einer Mehrverzinsung
                                                                                                     auszahlen», so Bortolin weiter. Statt mit
                                                                                                     dem gesetzlichen Minimum von einem
                                                                                                     Prozent wurde das Alterskapital der aktiv
                                                                                                     Versicherten mit 2,5 Prozent verzinst.

                                                                                                     Trotz der Mehrverzinsung und der
                                                                                                     nötigen Reserven für die Erbringung der
«Wir verwenden erwirtschaftete Erträge ausschliesslich zum Vorteil unserer Versicherten»,
                                                                                                     Rentenleistungen konnte ein Deckungs­
erklärt Sergio Bortolin, Geschäftsführer Asga Pensionskasse.                                         grad von 112,9 Prozent erreicht werden.
                                                                                                     Die zunehmende Dichte an Gesetzen,
                                                                                                     Verordnungen und Weisungen konfron­
Die Asga Pensionskasse hat das                   15,9 Milliarden Franken. Mit 750 neuen              tiert die Pensionskassen generell mit
Geschäftsjahr 2017 äusserst                      Mitgliedfirmen und 11 781 neu bei                   stetig steigenden Kosten. Dank ihrer
positiv abgeschlossen. Die Mitglie-              der Asga versicherten Personen kann                 effizienten Verwaltung kann die Asga
der der Genossenschaft profi­-                   ein erfreulicher Anstieg im Wachstum                trotzdem nach wie vor an ihrem Verwal­
tieren von einer Mehrverzinsung.                 verzeichnet werden. Auch das Vorsor­                tungskostenansatz festhalten. Dieser
                                                 gekapital der aktiv Versicherten und der            liegt mit 180 Franken pro versicherter
Im 55. Geschäftsjahr liegt die Bilanz­           Rentner stieg um 14,3 Prozent auf 12,5              Person seit Jahren bei den Tiefsten im
summe der Asga Pensionskasse bei                 Milliarden Franken.                                 Branchenvergleich. www.asga.ch

Aktienkurse Solothurnischer Unternehmungen

                                                                    31.12.17                6.4.18                Veränderung
AEK Energie AG, Solothurn                                         30'000.00          30'000.00                       0.00                 0.0%
Alpiq Holding AG                                                        63.05                77.60                  14.55                23.1%
Clientis Bank Thal                                                    307.00                307.00                   0.00                 0.0%
Patiswiss AG, Gunzgen                                                 415.00                515.00                100.00                 24.1%
Regiobank, Solothurn                                                4'300.00          4'200.00                   -100.00                 -2.3%
Schaffner, Luterbach                                                  312.00                310.00                  -2.00                -0.6%
Spar- und Leihkasse Bucheggberg, Lüterswil                          5'600.00          5'800.00                    200.00                  3.6%
Swiss Prime Site AG, Olten                                             90.00                 90.15                   0.15                 0.2%
Von Roll Holding AG, Breitenbach                                         1.40                 1.33                  -0.07                -5.0%
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Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
Wirtschaftsflash | Mai 2018 | Abstimmungsvorlagen | 9

Über eine Teilrevision des Energiegesetzes des Kantons Solothurn sollen Hauseigentümer unter anderem dazu verpflichtet werden, einen Teil
ihres Energieverbrauches aus erneuerbarer Energie zu beziehen. Die kantonalen Wirtschaftsverbände und der Hauseigentümerverband stellen
sich nicht grundsätzlich gegen diese Energiequelle. Sie vertreten aber die Auffassung, dass es der privaten Initiative überlassen bleiben muss,
ob, wie und in welchem Umfang in erneuerbare Energien investiert werden sollte.

Ein klares Nein zur Teilrevision des
Energiegesetzes des Kantons Solothurn
Am kommenden 10. Juni 2018 kommen zwei eidgenössische und eine kantonale Vorlage zur
Abstimmung. Sowohl der Kantonal-Solothurnische Gewerbeverband als auch die Solothurner
Handelskammer sagen Nein zur Teilrevision des Energiegesetzes des Kantons Solothurn und zu
den beiden andern Vorlagen.

Andreas Gasche (Text), Bernhard Strahm (Foto)

Die Kantone beschäftigen sich seit                Die MuKEn sind eine                               Bereits Ende 2015 haben der Kantonal-
einiger Zeit mit der Umsetzung der                                                                  Solothurnische Gewerbeverband, die
MuKEn 2014, den sogenannten «Mus­
                                                  Empfehlung der Ener­gie­                          Solothurner Handelskammer und der
tervorschriften der Kantone im Energie­           direktoren an die                                 Hauseigentümerverband bezüglich der
bereich». Bei den MuKEn handelt es                                                                  kantonalen Umsetzung der MuKEn
sich um ein harmonisiertes «Gesamtpa­
                                                  Kantone. Sie sind nicht                           2014 mit dem Volkswirtschaftsdeparte­
ket» energierechtlicher Vorschriften für          verpflichtend.                                    ment aktiv das Gespräch gesucht. Dabei
den Gebäudebereich. Sie wurden                                                                      haben die Wirtschaftsverbände und die
erstmals 1992 erstellt und sind seither           Die zur Abstimmung kommende Teilre­               Hauseigentümer eine wirtschafts- und
kontinuierlich weiterentwickelt worden.           vision des Energiegesetzes beschränkt             eigentümerfreundliche Umsetzung
Die MuKEn 2014 sind bereits die vierte            sich auf rund zwölf Paragraphen. Die              gefordert. Für die drei Verbände sind
Auflage und nehmen die aktuellen Ziele            Vorschriften der Basismodule der Mus­             die Regelungen, mit denen der Ver­
der Energiestrategie 2050 auf. Ihre               tervorschriften der Kantone im Energie­           brauch fossiler Energieträger gesenkt
Umsetzung ist eine zentrale Massnahme             bereich (MuKEn 2014) sollen über den              und die Energieeffizienz gesteigert
im kantonalen «Energiekonzept 2014»               Verordnungsweg ins kantonale Recht                werden sollen, generell zu dirigistisch.
für die Erreichung der Gebäudeziele.              übernommen werden. Die Anpassung,                 Mit der Vorgabe von Standardlösungen,
Die MuKEn sind eine Empfehlung der                Verschärfung und Inkraftsetzung von               insbesondere im Teil F der MuKEn 2014,
Energiedirektoren an die Kantone. Sie             Verordnungen liegt in der Hoheit des              droht ein Investitionsstau. Härtefälle
sind nicht verpflichtend.                         Regierungsrates und der Verwaltung.               werden zu wenig berücksichtigt. Für das
Hans Kuhn - kein Mann der lauten Töne - Porträt: Der Kompromiss zwischen den Sozialpartnern und den Gemeinden als Chance für den Kanton Solothurn
10 | Abstimmungsvorlagen | Mai 2018 | Wirtschaftsflash

Gewerbe und die Industrie werden                Sie empfehlen deshalb ein Nein am           Nein zum Spielbankengesetz.
durch die Detailvorschriften aufwändi­          10. Juni 2018 und erklären sich bereits     Das Bundesgesetz über Geldspiele
gere Kontrollen und teurere Energie-            heute bereit, an einer schlankeren,         (Geldspielgesetz) regelt die Zulässigkeit
und Prozesskosten (Gas) befürchtet.             zielorientierten Vorlage mitzuarbeiten.     und die Durchführung der Spiele, bei
                                                                                            denen gegen Leistung eines Einsatzes
Im Gesetzgebungsprozess haben die               Nein zur Vollgeld-Initiative.               ein Gewinn in Aussicht steht, und die
Wirtschaftsverbände versucht, eine              Die Volksinitiative «Für krisensicheres     Verwendung von deren Ertrag. Am
alternative Umsetzung ins Spiel zu              Geld: Geldschöpfung allein durch die        11. März 2012 wurde der direkte Ge­
bringen, welche mit auf dem kantona­            Nationalbank! (Vollgeld-Initiative)»        genentwurf zur Volksinitiative «Für
len Energiekonzept basierenden Zielvor­         fordert eine tiefgreifende Umgestaltung     Geldspiele im Dienste des Gemein­
gaben statt mit innovationshemmenden            der heutigen Währungsordnung, indem         wohls» von Volk und Ständen ange­
Detailvorschriften (gemäss MuKEn                den Geschäftsbanken die Schaffung           nommen. Das vorliegende Gesetz setzt
2014) funktioniert hätte. Leider fanden         von Buchgeld untersagt wird. Die            diesen neuen Artikel 106 der Bundes­
die Anliegen und Bedenken der Wirt­             Annahme der Initiative würde es der         verfassung um.
schaft, der Hauseigentümer und der              Schweizerischen Nationalbank (SNB)
Gemeinden sowie die Alternativlösung            erschweren, eine Geldpolitik zu verfol­     Das neue Gesetz stimmt zu grossen
im Parlament kein Gehör.                        gen, welche die Preisstabilität sichert     Teilen mit der bisherigen, bewährten
                                                und zu einer stabilen Entwicklung der       Regelung und Vollzugspraxis überein.
Die Solothurner Wirtschaft ist nicht            Wirtschaft beiträgt. Die Risiken der        Aber, das Parlament ist in seiner Regulie­
grundsätzlich gegen alle Punkte in der          Initiative insbesondere für den Finanz­     rungswut weit über den Volksauftrag
MuKEn. Sie nimmt auch die Stellung­             sektor wären erheblich.                     hinausgeschossen. Es erlaubt mit dem
nahme des Regierungsrates vom März                                                          neuen Geldspielgesetz nur einheimi­
2017 zum Energiekonzept wohlwollend             Die Vollgeld-Initiative stellt unser gut    schen Casinos, ihre Spiele auch online
zur Kenntnis. Darin steht: «Die Umset­          funktionierendes Geldsystem auf den         durchzuführen. Ausländische Online-
zung des kantonalen Energiekonzepts             Kopf, ohne irgendetwas zu verbessern.       Casinoanbieter werden mit einer Inter­
2014 ist auf Kurs. Der Kanton Solothurn         Kein anderes Land hat jemals mit einem      netsperre belegt und können somit von
konnte im Gebäudebereich den fossilen           Vollgeld-System experimentiert. Nun         der Schweiz aus nicht mehr aufgerufen
Energieverbrauch reduzieren und den             soll die Schweiz als Versuchskaninchen      werden. Diese digitale Abschottung
Anteil an erneuerbaren Energien stei­           missbraucht werden. Ein Monopol aller       schadet der Schweiz. Die Schweizer
gern. Es besteht kein zusätzlicher              Formen der Geldschöpfung führt              Volkswirtschaft profitiert in besonderem
Handlungsbedarf. Wie in der gesamten            unweigerlich zur Politisierung der          Mass von einem frei zugänglichen
Schweiz zu beobachten, nimmt der                Nationalbank und erhöht damit die           Internet. Die Sperrung von ausländi­
Energieverbrauch auch im Kanton                 Instabilität des Geldsystems. Die           schen Internetseiten zum Schutz einhei­
Solothurn seit 2005 tendenziell ab. Die         Voll­geldinitiative verbietet den Banken,   mischer Marktteilnehmer ist wirtschaft­
Anstrengungen in den Bereichen Effizi­          mit dem Geld auf Zahlungskonten             lich unvernünftig. Zudem stellen
enz und Erneuerbare Energien sind im            zu arbeiten. Die Zeche zahlen Privat­       Netzsperren einen schweren Eingriff in
Verbrauch bereits erkennbar, werden             haushalte und KMU, sie würden von           die Wirtschafts- und Informationsfreiheit
aber durch die tiefen Energiepreise             der Geldversorgung mit Krediten aus­        dar. Mit dem Entscheid für Netzsperren
verlangsamt.»                                   geschlossen, beziehungsweise sie            schafft das Parlament einen gefährlichen
                                                würden mit prohibitiven Preisen kon­        Präzedenzfall, der weiteren Eingriffen in
Die Solothurner Wirtschaftsverbände             frontiert werden. Das Vollgeldsystem        die Freiheit des Internets Tür und Tor
nehmen den Klimaschutz ernst, sie               würde Anreize schaffen, eine Vielzahl       öffnet. Das revidierte Geldspielgesetz
lehnen jedoch jegliche Energiebürokratie        von geldschöpfungsfähigen Parallel-         wirft unser Land in Sachen Digitalisie­
ab und fürchten die kostentreibenden            währungen und Schattenbanken                rung um Jahre zurück und schränkt
Faktoren der vorliegenden Teilrevision.         zu kreieren.                                unsere Wettbewerbsfähigkeit ein.

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12 | Standpunkt | Mai 2018 | Wirtschaftsflash

«Sion 2026» hilft der Wirtschaft
und dem Gewerbe
Gut organisierte Olympische Winterspiele 2026 in der Schweiz wären ein Zeichen für ein welt­
offenes Land, ein Zeichen gegen internationale Abschottung und Rosinenpickerei. Geniesst die
Schweiz in der Welt ein positives Image mit entsprechend viel Goodwill, profitieren davon auch
die Wirtschaft und das Gewerbe. Selbst im Kanton Solothurn.

Paul Meier

Finden die 25. Olympischen Winterspiele     Der Tourismus geniesst in der Schweiz
in acht Jahren in der Schweiz statt? Die    einen hohen volkswirtschaftlichen Stel­         Der Autor
Walliser Stimmberechtigten werden           lenwert. 2017 verzeichnete die Schweizer
diese Frage am 10. Juni 2018 beantwor­      Hotellerie gemäss Zahlen des Bundesamts
ten. Sagen sie Ja zu einem kantonalen       für Statistik 37,4 Millionen Logiernächte.
Kredit von 100 Millionen Franken,           2016 erreichte die Brutto-Wertschöpfung
können die Pläne zu «Sion 2026» weiter      aus dem Tourismus eine Summe von
konkretisiert werden. Sagen sie Nein,       16,4 Milliarden Franken. Rund 164 000
verkommt das Projekt zur Makulatur.         Personen finden im Sektor Tourismus
                                            eine ganzjährige Beschäftigung.
Erst zweimal wurden im Wintersport­
land Schweiz Olympische Spiele durch­       2017 exportierte die Schweizer Industrie      Paul Meier ist Geschäftsführer des
geführt: 1928 und 1948 in St. Moritz.       Güter mit einem Wert von 295 Milliar­         Magazins Wirtschaftsflash. Er war
Zweimal wurden Walliser Olympiabe­          den Franken in alle Welt. Mit andern          während 35 Jahren im Schweizer
werbungen durch IOC-Kongresse ausge­        Worten: Schweizer Qualität wird welt­         Skisport in den Bereichen Führung,
bootet – für die Spiele 1976 unterlag       weit anerkannt und geschätzt. Das ist         Marketing und Information engagiert
Sitten der Kandidatur von Denver, für       keine Selbstverständlichkeit. Ein gutes       (von 1980 bis 1994 als Zentralvor­
die Spiele 2006 jener von Turin.            Image kommt nicht aus dem Nichts und          standsmitglied des Schweizerischen
                                            muss durch herausragende Leistungen           Skiverbandes) und in verschiedenen
«Wir wollen Grosses vollbringen, indem      permanent gepflegt werden.                    Funktionen an Ski-Weltmeisterschaf­
wir beweisen, dass ein kleines Land                                                       ten sowie Olympischen Winterspielen
Grosses vollbringen kann», versprechen      Gut organisierte Olympische Winter­           beteiligt. 2001 wurde er von Swiss-
die Promotoren von «Sion 2026». Als         spiele würden dank enormer Medienre­          Ski zum Ehrenmitglied ernannt.
Wiege des Wintersports verfüge die          sonanz dazu beitragen, das positive
Schweiz über alle erforderlichen Sport­     Image der Schweiz zu fördern. Sie
stätten. Dem Gebot der Nachhaltigkeit       wären ein Zeichen für ein weltoffenes        dem fakultativen Referendum unterstel­
werde die höchste Priorität eingeräumt.     Land, ein Zeichen gegen internationale       len. Der Ständerat muss noch entschei­
Das Projekt «Sion 2026» sei auch aus        Abschottung und Rosinenpickerei.             den, ob er sich der Mehrheit der gros­
der Sicht der Tourismusentwicklung zu       Wir sind keine Egoisten, die es Dritten      sen Kammer anschliessen und das Volk
betrachten.                                 überlassen, grosse Herausforderungen         über den Beitrag des Bundes entschei­
                                            zu meistern. Wir sind keine Angsthasen,      den lassen will. Der Regierungsrat des
Sind es Utopien oder ist es machbar,        die ihre Zeit im geschützten Schnecken­      Kantons Solothurn stehe der Kandidatur
was uns da aus dem Wallis beschworen        haus verbringen. Und wir sind keine          «Sion 2026» für Olympische Winterspiele
wird? Die Erfahrung lehrt uns: Immer        Berufspessimisten, welche primär jene        «grundsätzlich positiv gegenüber»,
stand am Anfang eines grossen Werkes        Argumente proklamieren, welche gegen         teilte er am 6. März 2018 mit.
eine Vision. Ein gewisser Adolf Ogi         und nicht für ein Projekt sprechen.
hatte als Verkehrsminister der Jahre                                                     Auch wenn fast eine Milliarde als Obolus
1988 bis 1995 die Idee, unter dem           Der Bundesrat sieht Olympische Winter­       der öffentlichen Hand an die Austragung
Gotthardmassiv den längsten Eisen­          spiele als grosse Chance für Sport,          Olympischer Winterspiele da und dort
bahntunnel der Welt zu bauen. Seine         Wirtschaft und Gesellschaft in der           auf Unbehagen stösst: Der Betrag ist ein
Vision wurde am 1. Juni 2016 mit der        Schweiz. Aus diesem Grund hat er im          Klecks im Vergleich zu jenen Summen,
Eröffnung des Gotthard-Basistunnels         Dezember 2017 einen Beitrag von acht         welche für viele anderweitige Bedürfnis­
Realität. Wer ein Unternehmen erfolg­       Millionen Franken an die Kosten der          se ausgegeben werden müssen. Die
reich weiterentwickeln will, hält einen     Bewerbung «Sion 2026» freigegeben            Schweiz ist ein reiches, innovatives Land.
Ausblick in die Zukunft, skizziert Szena­   und gleichzeitig beschlossen, die Spiele     Es kann und darf sich die einmalige
rien, prüft Umsetzungsmöglichkeiten         im Falle eines Zuschlags durch das IOC       Investition in ein Projekt leisten, das
und packt das Vorhaben an, Schritt um       mit einer Defizitgarantie von 909 Millio­    weltweit wahrgenommen und beträcht­
Schritt, stets mit dem Sinn für das         nen Franken zu unterstützen. Der             lichen Goodwill auslösen wird. Wenn
Gesamt­heitliche.                           Nationalrat möchte diesen Beschluss          nicht heute, wann denn sonst?
Wir spannen für Sie
                                                             den roten Faden.
                                                             Sie bauen Ihre Produktionsanlage aus, suchen einen neuen
                                                             Standort und gut ausgebildete Fachkräfte? Wir von der
                                                             Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn vernetzen Sie mit
                                                             den richtigen Ansprechpartnern. – Fragen Sie uns.

                                                             Telefon 032 627 95 23, wifoe@awa.so.ch
                                                             www.standortsolothurn.ch

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                                                                                                sandstrahlen

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                                                                                               Sandstrahlarbeiten vor Ort
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                      Ingenieure Planer Geometer
                      Schöngrünstrasse 35 | 4500 Solothurn
                                                                                               MENZ AG
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                                                                                                                Flachdach Spenglerei Sanitär Heizungen
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14 | Steuervorlage 17 | Mai 2018 | Wirtschaftsflash

«Wir sind an einen Tisch gesessen, haben Unterlagen studiert, haben geschaut, was machbar ist», sagt Markus Baumann, der Präsident des
Solothurnischen Gewerkschaftsbundes und SP-Kantonsrat (links). Josef Maushart, Unternehmer und Kantonsrat der CVP (rechts) ergänzt:
«Es ging in unseren Gesprächen nicht darum, irgendwelche Kröten zu schlucken. »

«Es darf nicht sein, dass diese Vorlage
am Unwissen der Leute scheitert.»
«Wir haben etwas gemacht, was für einige ungewöhnlich ist», sagt der Präsident des Solothur-
nischen Gewerkschaftsbundes und SP-Kantonsrat Markus Baumann. Zusammen mit zwei weiteren
Arbeitnehmervertretern und einer Arbeitnehmervertreterin sowie je vier Delegierten aus der
Wirtschaft, dem Kanton und den Gemeinden wirkte er in jener Begleitgruppe mit, welche zu-
handen der Regierung Empfehlungen zur Umsetzung der Steuervorlage 17 auf kantonaler Ebene
verabschiedete. In der Öffentlichkeit wurden diese als «historischer Kompromiss» bezeichnet.
Dass Gewerkschafter und Arbeitgeber dasselbe Ziel anvisieren, wenn es um Steuern geht, ist keine
Selbstverständlichkeit. Wirtschaftsflash hat Baumann deshalb zusammen mit dem Unternehmer
und CVP-Kantonsrat Josef Maushart zum Gespräch eingeladen. Die zwei Sozialpartner teilen
eine Sorge: «Es darf nicht sein, dass diese Vorlage am Unwissen der Leute scheitert.» Dement-
sprechend befürworten sie eine breit angelegte Diskussion zur SV17 und versprechen, sich
selbst aktiv und mit Herzblut in die Debatte einzubringen.

Paul Meier (Text), Bernhard Strahm (Fotos)
Wirtschaftsflash | Mai 2018 | Steuervorlage 17 | 15

                                         Aber Sie beide mussten Zugeständ-           Sie sprechen ein Problem an, das
                                         nisse machen. Sie, Josef Maushart,          vielen Leuten so nicht bewusst ist.
                                         als Unternehmer und Arbeitgeber             Josef Maushart: Egal, auf welcher Höhe
                                         mit zusätzlichen Leistungen im              dieser Gewinnsteuersatz im Kanton
                                         Familien- und Sozialbereich,                Solothurn schlussendlich festgelegt wird
                                         welche auch finanziert werden               – auch eine Quote von 12,9 Prozent­
                                         müssen. Sie, Markus Baumann,                punkten hat für rund zwei Dutzend
                                         als Gewerkschaftsvertreter und              Unternehmungen mit Sitz im Kanton
                                         SP-Mitglied mit Ihrem Ja zu einer           Solothurn eine Steuererhöhung von
                                         Tiefsteuerstrategie?                        rund 30 Prozent zur Folge. Die entspre­
                                         Markus Baumann: Kröten schlucken –          chenden Firmenleitungen werden sich
                                         das ist immer so eine Geschichte. Es war    innerhalb ihrer Konzernstrukturen
                                         nicht so historisch, was wir da gemacht     rechtfertigen müssen. Bei einer signifi­
                                         haben. Wir sind an einen Tisch geses­       kant höheren Steuerbelastung zusätzlich
                                         sen, haben Unterlagen studiert, haben       zu hohen Lohnkosten droht Abwande­
                                         geschaut, was machbar ist. Auf allen        rungsgefahr. Haben diese Firmen ihren
                                         Seiten gab es rote Linien und Wunsch­       Steuersitz einmal verlegt, besteht
                                         vorstellungen. In einer solchen Situation   mittelfristig die Gefahr, dass wir sie
                                         muss sich jeder bewegen. Josef hat          auch als Arbeitgeber verlieren. Auf der
                                         bereits erklärt, welches Ziel im Vorder­    andern Seite erhoffe ich mir durch eine
                                         grund stand. Uns war es überdies ein        attraktive Unternehmensbesteuerung,
                                         Anliegen, tiefe sowie mittlere Einkom­      Impulse auslösen zu können. Ich bin
                                         men steuerlich zu entlasten und Famili­     sicher, dass Unternehmen bei einem
                                         en zu stärken. Und gleichzeitig jene        proaktiven Steuersatz von 12,9 Prozent
                                         Unternehmen, die aufgrund der interna­      auch Teile ihrer Aktivitäten aus andern
                                         tionalen Steuervorgaben teils massiv        Kantonen hierher nach Solothurn
                                         unter Druck geraten werden, bei uns zu      verlegen werden.
                                         behalten. Gelingt uns das nicht, werden
                                         alle Seiten verlieren.
                                                                                     «Auch eine Quote von
                                         «Auf allen Seiten gab es                    12,9 Prozentpunkten hat
                                         rote Linien und Wunsch-                     für rund zwei Dutzend
                                         vorstellungen. In einer sol-                Unternehmungen mit Sitz
                                         chen Situation muss sich                    im Kanton Solothurn eine
                                         jeder bewegen.»                             Steuererhöhung von rund
                                                                  Markus Baumann
                                                                                     30 Prozent zur Folge.»
                                                                                                                 Josef Maushart
Die Empfehlungen der Begleit-
gruppe zur Steuervorlage 17              Warum braucht der Kanton Solo-
sind öffentlich als «historischer        thurn eine Vorwärtsstrategie mit            Ja, aber brauchen wir denn
Kompromiss» bezeichnet worden.           einer signifikanten Senkung des             so viel Wachstum?
Sie haben in dieser Begleitgrup-         Unternehmenssteuer-Gewinnsatzes             Josef Maushart: Doch, so viel Wachstum
pe mitgearbeitet. Wer von Ihnen          auf 12,9 Prozentpunkte?                     brauchen wir, denn es werden uns im
musste auf dem Weg zur Einigung          Josef Maushart: Rund zwei Dutzend           Zuge des beschleunigten Strukturwan­
die grösseren Kröten schlucken?          Firmen mit Sitz im Kanton Solothurn         dels schwächere Industriezweige verloren
Josef Maushart: Unser Auftrag ist,       sind heute sogenannt privilegiert be­       gehen. Wir werden nicht alles Bisherige
bestehende Arbeitsplätze zu erhalten.    steuert. Sie werden auf dem Gewinn          halten können. Deshalb müssen wir für
Unser Auftrag ist auch, Arbeitsplätze,   aus ihren internationalen Aktivitäten       die starken Firmen so attraktiv sein,
welche durch den Strukturwandel          mit einer Bundessteuer von 8,5 Prozent­     dass diese ihre Investitionen bevorzugt
wegfallen, durch neue zu ersetzen.       punkten belastet. Kantonal profitieren      hier im Kanton Solothurn tätigen.
Für den Kanton und die Gemeinden         sie von einer Steuerbefreiung. Deshalb
muss das Projekt SV17 kurzfristig        macht das Ausland Druck auf die             Markus Baumann: Solothurn hat wenige
finanzierbar sein und sich langfristig   Schweiz. Mit dem Wegfall der aktuell        grosse Firmen, welche im Kanton Solo­
als erfolgversprechende Strategie        gültigen Steuerregelung wird die Belas­     thurn wirklich ansässig sind. Viele Firmen
erweisen. Genau diese Bedingungen        tung der erwähnten internationalen          werden aus dem Ausland gelenkt. Die
erfüllt unser Kompromiss. Es ging in     Unternehmungen massiv erhöht. Selbst        Stahl Gerlafingen AG beispielsweise ist
unseren Gesprächen nicht darum,          bei einem Gewinnsteuersatz von 12,9         ein Teil der italienischen Beltrame-Grup­
irgendwelche Kröten zu schlucken.        Prozent wird ihre Steuerlast um 30          pe, die Synthes gehört der amerikani­
Es ging darum, das Machbare auszu­       Prozent ansteigen. Das ist gewaltig.        schen Johnson & Johnson, Breitling
loten mit dem Ziel, die solothurnische   Man muss es einfach zur Kenntnis            gehört neu einem englischen Konzern
Wirtschaft zu stärken. Das vor allem     nehmen: Alle diese Firmen haben             an und es gäbe an dieser Stelle noch
mit Blick auf die Arbeitnehmerinnen      Möglichkeiten, in günstigere Steuer­        viele andere aufzuzählen. Diese Tatsa­
und Arbeitnehmer.                        domizile auszuweichen.                      chen müssen wir einfach akzeptieren.
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                                                                                        Konzernen verteidigen zu können. Wir
   Die Gesprächspartner                                                                 befinden uns also an einer eher kriti­
                                                                                        schen Grenze.

                                                                                        Markus Baumann: Hätte man uns in der
                                                                                        Begleitgruppe die Frage so gestellt, wäre
                                                                                        es nie zu einer Einigung gekommen. Für
                                                                                        uns stand mehr im Vordergrund. Hüben
                                                                                        wie drüben hat man alles angeschaut
                                                                                        und sich gesagt, das ganze Paket muss
                                                                                        stimmen. Es kann nicht eine einzelne
                                                                                        Komponente daraus erheblich sein.
                                                                                        Unser Anspruch war, einen Denkanstoss
 Markus Baumann, geboren am                 Josef Maushart, geboren am                  zu geben: Das ist die Meinung der
 4. April 1964, wohnhaft in Deren-          22. Februar 1965, wohnhaft in               Wirtschaft. Wir Arbeitnehmer zählen uns
 dingen, ist Präsident des Gewerk-          Solothurn, ist VR-Präsident und CEO         auch zur Wirtschaft. Wenn die Regie­
 schaftsbundes des Kantons Solothurn.       der Fraisa Gruppe sowie Präsident           rung ein anderes Konzept vorlegt, muss
 Seit 2014 hat er als SP-Mitglied           des Industrieverbandes Solothurn            man wieder über die Bücher gehen. Für
 Einsitz im Kantonsrat.                     und Umgebung INVESO. 2017                   die Unternehmerseite wird der Gewinn­
                                            wurde er als CVP-Mitglied in den            steuersatz ein zentrales Thema sein, für
                                            Kantonsrat gewählt.                         uns wird ohne flankierende Massnahmen
                                                                                        nichts zu machen sein. Punkt.

In diesem Zusammenhang kann ich mir         Josef Maushart: Wir haben keine Forde­
einen Seitenhieb an die Adresse unserer     rung gestellt, sondern als Gruppe einen
                                                                                        «Wichtig ist, dass nicht
Wirtschaftsförderung nicht verkneifen:      sinnvollen Vorschlag gemacht. Einen         plötzlich ein Gewerbler
Unsere Wirtschaftsförderung lockt mit       Vorschlag, der uns wirklich austariert zu
grosszügigen Angeboten Firmen aus           sein scheint. Den Satz von 12,9 Prozent
                                                                                        die Zeche über Lohnzu-
dem Ausland an. Die Öffentlichkeit          vertreten wir in der Überzeugung, den       schläge bezahlen muss.»
weiss nicht so genau, mit welchen           Wirtschaftsstandort Kanton Solothurn
                                                                                                                    Josef Maushart
Vergünstigungen das geschieht. Nie­         langfristig zu stärken und nicht zu
mand hinterfragt ihre Entgegenkommen        schwächen. An dieser Stelle muss ich
und die finanziellen Konsequenzen           auch betonen: Dieser «historische
daraus. Für Neuansiedelungen nimmt          Kompromiss» besteht aus etwa 20 bis         Josef Maushart: Im gesamten Paket
man relativ viel Geld in die Finger.        25 Einzelteilen. Es wäre vollkommen         gibt es noch gewisse Unbekannte. Wir
Sobald ihre Privilegien ausgelaufen sind,   absurd, würde man sich jetzt an einer       wissen nicht, was auf Bundesebene
verschwinden einzelne Firmen wieder         einzigen Zahl aus diesem Paket orientie­    kommen wird. Wir haben einen Kom­
aus dem Kanton Solothurn. Firmen,           ren. Die Regierung hat jetzt die Frage zu   promiss geschmiedet, der mir kreativ
welche schon seit Jahren hier tätig sind,   beantworten, was auf die nächsten           und innovativ zu sein scheint. Einen
kommen kaum zum Handkuss. Mit der           Jahre hinaus auch wirtschaftlich ver­       Kompromiss auch, bei welchem genau
Umsetzung der Steuervorlage 17 schaf­       kraftbar ist. Sie muss die Rechnung         jene Firmen, welche von Steuersenkun­
fen wir eine einheitliche, für alle faire   dazu erstellen. Wir in der Begleitgruppe    gen profitieren, die flankierenden
Basis: Die einen bezahlen etwas mehr,       SV17 glauben, dass unser Weg auch           Massnahmen massgeblich finanzieren
die andern etwas weniger Unterneh­          aufgrund der von uns anvisierten star­      werden. Wichtig ist, dass nicht plötzlich
mensgewinnsteuern. Das ist zu verkraf­      ken Gegenfinanzierung gangbar ist.          ein Gewerbler die Zeche über Lohnzu­
ten, wenn wir gleichzeitig auch für die     Insgesamt werden aus Beiträgen der          schläge bezahlen muss.
werktätige Bevölkerung etwas tun.           Wirtschaft und im Rahmen einer höhe­
                                            ren Vermögenssteuer ja rund 50 Millio­      Markus Baumann: Genau das ist das
                                            nen Franken jährlich aufgebracht.           Intelligente an unserem Solothurner
«Mit der Umsetzung der                                                                  Kompromiss. Wenn es einen Verlust
Steuervorlage 17 schaffen                   Sie haben die Frage nicht                   gibt, darf dieser nicht auf den Mittel­
                                            beantwortet. Sind die erwähnten             stand abgewälzt werden. Es darf nicht
wir eine einheitliche, für                  12,9 Prozent verhandelbar?                  sein, dass ein Gewerbebetrieb via
alle faire Basis.»                          Josef Maushart: Diese 12,9 Prozent­         höhere FAK-Beiträge zum Handkuss
                                            punkte entsprechen aus der Sicht der        gebeten wird, obwohl er punkto Steu­
                         Markus Baumann
                                            Wirtschaft einer Linie, bei der wir         ern eigentlich gar nicht entlastet wird.
                                            glauben, dass wir den Verbleib der
Angenommen, der Regierungs-                 grossen Unternehmungen und wichti­          Auch nicht über eine höhere
rat geht nicht auf Ihre Forderung           gen Arbeitgeber bei uns tatsächlich         Besteuerung der Dividenden.
nach einem Gewinnsteuersatz von             sichern können. Es gibt klare Aussagen:     Markus Baumann: Auch das nicht.
12,9 Prozent ein: Wo sehen Sie die          Sollte dieser Satz über 13 Prozentpunk­
Schmerzgrenze, damit Sie seinen             te hinausgehen, wird es für die betrof­     Die Wirtschaft fordert, dass die
Gesetzesentwurf zuhanden des                fenen Firmenleitungen schwierig             Dividenden nicht über das Bundes-
Kantonsrats noch unterstützen               werden, ihren Standort im Kanton            minimum von 70 Prozent hinaus
können?                                     Solothurn in den internationalen            besteuert werden.
Wirtschaftsflash | Mai 2018 | Steuervorlage 17 | 17

«Für Gewerkschaften und Arbeitgeber gehört es zum Tagesgeschäft, Kompromisse auszuhandeln. Das hat auch hier funktioniert.» Die beiden
Sozialpartner Markus Baumann und Josef Maushart stellten sich den Fragen von Wirtschaftsflash-Geschäftsführer Paul Meier (links).

Markus Baumann: Auch hier haben                «Historischen Kompromiss» zuge-                wir reden, werden also von einem
wir uns in der Begleitgruppe gefunden.         stimmt. Wer von Ihnen hat jetzt ein            relativ kleinen Kreis von Firmen und
Wir sind bei 70 Prozent.                       Problem?                                       Privatpersonen aufzubringen sein.
                                               Markus Baumann: Niemand. Ich bin und           Nochmals: Wir haben eine Symmetrie
Eine höhere Dividendenbesteue-                 bleibe ein gestandenes SP-Mitglied. In         gefunden, mit der wir den Wirtschafts­
rung würde genau inhabergeführte               der Begleitgruppe SV17 waren wir als           standort stärken werden. Bei 325
Unternehmungen treffen.                        Gewerkschafter und nicht als Partei-           Millionen Franken, die der Kanton
Josef Maushart: Es gibt hier drei Zahlen,      Delegierte vertreten. Ich stehe dazu, wir      Solothurn schon jetzt aus dem Finanz­
welche miteinander in Relation zu              haben etwas gemacht, das ungewöhn­             ausgleich des Bundes braucht, fehlen
betrachten sind: Der Gewinnsteuersatz,         lich ist. Das aber gehört zum Handwerk         uns die Spielräume, um unsere eigene
der Steuersatz für die Dividendenbe­           von Gewerkschaftern: An einen Tisch            wirtschaftliche Kraft weiter absinken
steuerung sowie die Vermögenssteuer.           sitzen, verhandeln und eine Lösung             zu lassen.
Diese drei Ansätze muss der Unterneh­          bringen. Dass das so funktioniert, ist
mer miteinander berechnen, wenn er             man sich auf dem politischen Parkett           Das heisst: Mehr unternehmerisches
herausfinden will, was die anstehende          nicht so recht gewohnt. Natürlich kann         Denken ist auch auf der Ebene der
Reform für ihn bedeutet. Wenn die              man jedes Resultat interpretieren. Ist es      Politik zwingend?
Regierung der Meinung ist, die Vermö­          gescheit oder nicht? Geht man von              Josef Maushart: Ja klar. Hier erkennt
gen tiefer zu besteuern, dann ist unter        einer rein statischen Betrachtung aus,         man den Wert der Begleitgruppe SV17,
Umständen auch über eine Dividenden­           dann ist es so: Jawohl, das Eigenkapital       in welchen Gewerkschaften und Arbeit­
besteuerung von 75 Prozent zu reden.           des Kantons wäre innert vier Jahren            geber und nicht politische Parteien am
Wenn sie sowohl eine höhere Besteue­           aufgebraucht und wir hätten grosse             Tisch sassen. Für Gewerkschaften und
rung der Vermögen als auch der Divi­           finanzielle Probleme. Das soll es nicht        Arbeitgeber gehört es zum Tagesge­
denden will, wird sie einen grossen            sein, im Gegenteil. Wir haben uns in           schäft, Kompromisse auszuhandeln.
Widerstand zu gewärtigen haben.                unserem Gremium unter anderem mit              Das hat auch hier funktioniert.
                                               kompetenter externer Unterstützung
                                               darauf konzentriert, ein dynamisches           Bei einer Medienkonferenz haben
«Ich bin und bleibe ein                        Modell zu entwickeln und über einen            die Arbeitgeber und die Arbeit-
gestandenes SP-Mitglied.»                      Horizont von vier Jahren hinaus zu             nehmer betont, dass sie in den
                                               sehen. Jetzt liegt es an uns, den Arbeit­      Verhandlungen rote Linien über-
                           Markus Baumann
                                               gebern und Arbeitnehmern, gemeinsam            schritten haben. Für die Arbeitgeber
                                               Überzeugungsarbeit zu leisten.                 ist das die Vermögenssteuer und
Herr Baumann, Ihre Partei, die SP,
schreibt, die Ausfälle, die mit der            Josef Maushart: Ich kann nur unter­
                                                                                               Anzeige
Tiefsteuerstrategie allein schon               streichen, was Markus gesagt hat.
bis 2025 provoziert würden, seien              Es werden effektiv etwa 20 Prozent aller
unverantwortbar und für den Kan-               Juristischen Personen und die Natürli­
ton schlicht nicht tragbar. Die vier           chen Personen mit einem steuerbaren
Vertreter der Arbeitnehmerschaft               Vermögen von mehr als einer Million
in der Begleitgruppe zur SV17                  Franken sein, welche eine höhere
sind ausnahmslos SP-Mitglieder.                Steuerlast zu schultern haben werden.
Sie haben dem bereits erwähnten                Jene 50 Millionen Franken, von welchen             Ihre Experten
                                                                                                  Sprachen      für das
                                                                                                           ändern   Sprachen
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18 | Steuervorlage 17 | Mai 2018 | Wirtschaftsflash

für die Arbeitnehmer ein Steuersatz          Es bleibt also beim Prinzip: Wer auf der    bei der USR III so angedacht, kommuni­
unter 13 Prozent. Ist das korrekt?           einen Seite von der Steuerreform 17         kativ ist dies aber nicht zum Tragen
Markus Baumann: Das ist korrekt.             profitiert, muss auf der andern Seite       gekommen. Mit unserem Modell kann
Wichtig ist: Wir haben die Öffentlichkeit    auch bereit sein, eine zusätzliche Belas­   eine Gemeinde, wenn sie das für richtig
sehr früh informiert. Das hat nicht allen    tung mitzutragen.                           hält, für die Besteuerung des Unterneh­
Leuten gefallen, auch der Regierung                                                      mensgewinns einen höheren Satz
nicht. Ich denke aber, wir haben das                                                     festlegen. Selbstverständlich werden die
Richtige getan. Die Unternehmenssteu­
                                             «Der Kanton Solothurn                       Gemeinden auch von höheren Erträgen
erreform III ist nämlich auch an der ganz    ist, ausser bei den Unter-                  aus der Vermögenssteuer profitieren.
schlechten Kommunikation gescheitert.                                                    Damit ist unklar, ob die Ertragsausfälle
Wenn die Diskussion jetzt nicht recht­
                                             nehmungen, nicht gerade                     in den Gemeinden auch so eintreffen
zeitig ausgelöst wird, kann das Gleiche      dafür bekannt, Vorreiter-                   werden, wie sie vom Kanton berechnet
nochmals passieren.                                                                      wurden. Sicher werden die Gemeinden
                                             rollen zu spielen.»                         insgesamt aus der Übung keinen Ge­
Josef Maushart: Wir sind überzeugt,                                    Markus Baumann    winn erzielen.
dass es richtig war, unseren Vorschlag
zu einem frühen Zeitpunkt auf den
Tisch zu legen. Es braucht ausreichend
                                             Markus Baumann: Ich teile diese Überle­     «Das Thema ist so ele­
                                             gungen. Sie sind durchdacht und mutig.
Zeit, diesen zu diskutieren und richtig zu
                                             Manchmal braucht es auch etwas Mut,
                                                                                         mentar wichtig für unse-
verstehen. Die bisherige Berichterstat­
tung in Medien war praktisch auf eine
                                             um weiterzukommen. Der Kanton               ren Kanton und seine Zu-
                                             Solothurn ist, ausser bei den Unterneh­
Zahl fokussiert, nämlich auf den Ge­
                                             mungen, nicht gerade dafür bekannt,
                                                                                         kunftsfähigkeit. Deshalb
winnsteuersatz von 12,9 Prozent. Diese
Zahl allein ist nicht entscheidend,
                                             Vorreiterrollen zu spielen. Man orien­      muss es uns gelingen,
                                             tiert sich zu gerne am Solothurner Lied:
sondern das Gesamtpaket aller Zahlen.
                                             «S’isch immer so gsi.»
                                                                                         Sachinteressen vor Partei-
                                                                                         interessen zu stellen.»
«Nur Millionäre werden                       Zu reden gibt auf kantonaler Ebene
                                                                                                                   Josef Maushart
                                             der Antrag auf eine vollständige
etwas mehr zur Kasse                         Ausfinanzierung der Gemeinden.
gebeten. Das erscheint                       Der Kanton soll den auf 60,9 Milli-         Das Thema «Steuervorlage 17» wird
                                             onen Franken geschätzten Minder-            in den nächsten Wochen im Kan-
vertretbar.»                                 ertrag der Gemeinden in ganzem              ton Solothurn erst richtig lanciert
                            Josef Maushart   Umfang übernehmen. Besteht bei              werden. Welche Art von Diskussion
                                             einem solchen Modell nicht die              erwarten Sie, Herr Baumann und
                                             Gefahr, dass man sich auf Stolper-          Herr Maushart?
Im Sinne von mehreren Massnah-               steinen bewegt?                             Markus Baumann: Ich hoffe auf eine
men zur Gegenfinanzierung der aus            Markus Baumann: Ich habe mir diese          breit angelegte Diskussion. Im Nach­
einer tieferen Unternehmenssteuer            Sache lange überlegt. Der Kanton ist        gang zu unserer Medienkonferenz von
zu erwartenden Mindereinnahmen               bezüglich Reserven eher schlank aufge­      anfangs März gab es praktisch keine
schlägt die Begleitgruppe eine Erhö-         stellt, bei ein paar Gemeinden sind         einzelnen Leserbriefe, dafür ein umso
hung der Vermögenssteuer vor. Sie            Fettpölsterchen vorhanden. Man ist          grösseres Säbelrasseln aus einzelnen
sind also bereit, einen der wenigen          also geneigt zu sagen, diese Gemeinden      Parteien. So gesehen, gibt es ein Infor­
steuerlichen Standortvorteile des            sollen ihren Teil zur Finanzierung der      mationsdefizit. Was ich nicht weiss,
Kantons Solothurn zu opfern?                 Steuerreform beitragen. Mit einer           stimmt mich skeptisch. Es darf aber
Josef Maushart: Die Höhe der Vermö­          solchen Forderung liegt man aber            nicht sein, dass diese Vorlage am Un­
genssteuer wird auch nach einer mögli­       falsch. Nehmen wir den Vergleich            wissen der Leute scheitert.
chen Umsetzung unseres Konzepts ein          zwischen Feldbrunnen und Zuchwil.
Standortvorteil bleiben. Der Kanton          Feldbrunnen ist eine Gemeinde, welche       Josef Maushart: Der politische Prozess
Solothurn ist als Nummer vier im inter­      von der Unternehmenssteuerreform            beginnt erst jetzt. Wie dieser Prozess
kantonalen Vergleich ausserordentlich        kaum betroffen sein wird. Zuchwil           verläuft, wird entscheidend sein. Alle
attraktiv. Er wird einen Platz im vorde­     dagegen wird aufgrund ihres Indust­rie-     Leute, welche in der Begleitgruppe SV17
ren Drittel behalten. Wir liegen aktuell,    Anteils ein grösseres Problem erhalten.     mitgearbeitet haben, werden alles
Kanton und Gemeinden zusammen, bei           Da wird es Ausfälle geben. Die Vergan­      Denkbare dazu beitragen, dass die
einer Besteuerung von 2,2 Promille.          genheit hat gezeigt: Unter den Gemein­      Diskussion sachlich abläuft und nicht
Der schweizerische Medianwert liegt bei      den spielt die Solidarität nicht. Deshalb   ideologisch gefärbt sein wird. Das ist
4,2 Promille. Mit unserem Vorschlag          braucht es eine Art «Kassenwart», der       mein Appell an alle Beteiligten. Das
wird man steuerbare Vermögen ab einer        mit eigenen Mitteln für einen Ausgleich     Thema ist so elementar wichtig für
Million Franken höher belasten. Plakativ     besorgt sein muss. Eine solche Funktion     unseren Kanton und seine Zukunftsfä­
gesagt: Nur Millionäre werden etwas          kann einzig und allein der Kanton           higkeit. Deshalb muss es uns gelingen,
mehr zur Kasse gebeten. Das erscheint        ausüben.                                    Sachinteressen vor Parteiinteressen zu
vertretbar. In vielen Fällen sind die                                                    stellen. Nun besteht unsere Hauptauf­
hohen Vermögen unternehmensbezo­             Josef Maushart: Der Aspekt, dass hier       gabe darin, die Komplexität, aber auch
gen. Wenn es gelingt, die Unterneh­          der Kanton eine wesentliche Ausgleichs­     die innovative Kraft des Kompromisses
menssteuern zu reduzieren, werden            funktion übernehmen muss, war von           SV17 zu erklären und Mehrheiten dafür
diese Vermögen ausgleichend gestärkt.        Anfang an unbestritten. Das war auch        zu gewinnen.
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