Himmel Erde - Kreuzkirche Berlin
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Himmel &
Gemeindezeitung für den Wilmersdorfer Süden
Erde
April 2018 • 14. Jahrgang • Nr. 3
Er zog seine Straße fröhlich
Alt-Schmargendorf • Grunewald • Kreuzgemeinde • Lindengemeinde
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Z wei Männer auf ödem Weg
durch die Wüste. Allein in ei-
nem Wagen, über eine Schriftrolle
der ehemals Fremde seine Straße
fröhlich. Und ist gar nicht mehr so
fremd.
gebeugt, angeregt in intensivem Zufall, Glück, Kairos... es ist der
Gespräch über Gott und das Le- heilige Geist, der uns befähigt, un-
ben. Sie begegnen einander mit der ser Leben zu gestalten, und uns die
Ungeschütztheit, die wir selbst aus Augen und das Herz öffnet. Es kann
Zufallsbekanntschaften kennen. sein, dass es Ihnen ergeht wie dem
Man kommt ohne gemeinsame Ge- Mann aus Äthiopien: Jemand setzt
schichte, man trifft sich außerhalb sich zu Ihnen und entknotet mit
seiner gewohnten Umgebung, fühlt Ihnen eines Ihrer Probleme. Und
sich entsprechend frei, teilt einen es kann ebenso gut auch sein, dass
spannenden Moment, mischt einmal es Ihnen wie Philippus ergeht: Sie
zwei Leben ineinander – und nimmt selbst setzen sich zu jemandem und
Inhalt am Ende meist etwas für sein ganzes
Leben mit sich. Der Kairos, sagen die
geben den Anstoß zum vertiefenden,
hilfreichen Gespräch.
einen, bringt solche Momente. Zufall, In jedem Fall: Ziehen Sie Ihre Straße
Ein Apostel auf Reisen ................ 3
sagen die anderen. „Es ist die Chance fröhlich!
Pilgerreise . .................................. 4 eines jeden Gesprächs, vom Heiligen
Wo sind wir, wenn wir reisen? . .. 5 Geist bewegt zu werden“, sagt der Das wünscht Ihnen
Marathonlaufen ............................. 6 Theologe Rudolf Bohren. Bettina Schwietering-Evers
Wandern als literarisches Motiv . .... 7 In der Geschichte des „Kämmerers
aus Äthiopien“, wie sie die Apostel-
tolle et lege - Sommerprogramm ... 9 geschichte erzählt, ist es zunächst
Ökumene ................................... 11 der Engel des Herrn, der Philippus
Was -Wann-Wo?................... 12-13 auf den Weg schickt: „Steh auf und
Lesetipp ..................................... 14 geh auf die Straße, die von Jerusalem
hinabführt und öde ist“ (Apostelge-
Kulinarisches............................. 14 schichte 8, 26). Und dann übernimmt Monatsspruch
Kirchenmusik ........................... 15 der Geist und sorgt für eine Begeg- April 2018
Kirchenkreis............................... 17 nung mit einem fremden Menschen
Gottesdienste........................ 18-19 aus einem fremden Land. Der eine Jesus Christus spricht: Friede
liest in der Bibel und versteht nicht
Alt-Schmargendorf.............. 21-23
viel, für den anderen gehört diese
sei mit euch! Wie mich der
Grunewald............................ 25-27 Lektüre zum Alltag und er ist darin Vater gesandt hat, so sende
Kreuz...................................... 28-31 geübt. Die beiden begegnen sich ich euch.
Linden . ................................. 32-35 wach und freundlich. Der eine gibt Johannes 20,21
zu, dass er neu ist und Hilfe benötigt,
Gemeinsames . .......................... 36
der andere weiß, dass er hier zuhause
ist und hilft gerne. Am Ende zieht
Impressum
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Himmel & Erde 82 79 22 41 • Alt-Schmargendorf bildredaktion@himmelunderde.net
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Jens-Uwe Krüger (V.i.S.d.P.) • Kreuz anzeigen@himmelunderde.net
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• Layout kreuz@himmelunderde.net
Mai-Ausgabe ist der 1. April 2018.
Peter Thoelldte, Thomas Herold • Linden
• Lesertelefon Monika Grüner 89 74 66 69 Die Auflage dieser Ausgabe beträgt 9.000 Ex.
Bettina Schwietering-Evers 82 79 22 32 linde@himmelunderde.net
2 Himmel & Erde
Titel
Ein Apostel auf Reisen
W ie hat er das nur geschafft?
Und was hat ihn dazu ge-
bracht, so große Reisen zu unterneh-
Von Jens-Uwe Krüger
ße Strapazen und Mühen auf sich.
Aus Sicherheitsgründen schloss
man sich auch gerne zu Gruppen
men? Wenn wir auf die Reiserouten zusammen. Auch die Quartierfrage
des Apostels Paulus blicken, dann als oberster Bauherr delegierte in war unterwegs nicht immer leicht
sind das beeindruckende Entfer- den Provinzen die Verantwortung zu lösen, da es keineswegs überall
nungen, die er zwischen dem Jahr für das Straßenwesen an Statthalter Gasthäuser oder Herbergen gab.
45 und 60 n. Chr. zurückgelegt hat. u.a., die sich um die Finanzierung So spielte die Sitte der Gastfreund-
Ein Blick auf die Bi- schaft eine wichtige
bellandkarte zeigt Rolle. Es verwundert
die Strecken, die sich also nicht, dass Pau-
aus den Briefen des lus möglichst immer
Paulus und aus der erst Station bei jüdi-
Apostelgeschichte schen Glaubensge-
rekonstruieren las- schwistern macht,
sen. Da sind drei die ihn aufnehmen.
Missionsreisen. Die Später dann sind es
erste nimmt im sy- die neuentstandenen
rischen Antiochia christlichen Grup-
ihren Anfang und pen, bei denen er ein-
führt nach Zypern kehrt. Trotzdem will
und Kleinasien. Die er auf seinen Reisen,
zweite Reise beginnt in Jerusalem; von Bau und Instandhaltung durch soweit es geht, unabhängig bleiben.
zunächst geht es auf dem Landweg die Anlieger kümmerten. Den Stra- So arbeitet er in seinem Beruf als
Richtung Norden die Küste entlang ßenbau selbst übernahm die Armee. Zeltmacher, als er für einige Zeit in
bis nach Kleinasien. Die Wanderun- Das Streckennetz hatte zur Orien- Korinth Station macht (Apg 18,3).
gen führen ihn bis an die Ägäische tierung alle anderthalb Kilometer Freilich: Das Abenteuer an sich
Küste nach Troas. Von dort setzt er Meilensteine, ferner gab es für den lockte Paulus nicht auf seine Reisen.
mit dem Schiff nach Mazedonien amtlichen Verkehr Nachtquartiere Wer sich solchen Schwierigkeiten
über und zieht nach Griechenland und Pferdewechselstationen. und Risiken aussetzte, brauchte
weiter. Er bereist Athen und Korinth. Die Reise erfolgte meist zu Fuß einen triftigen Grund, sich auf den
Die Rückreise erfolgt über Ephesus oder auf Reittieren. Im Wagen rei- Weg zu machen. Paulus sah diesen
in Kleinasien und dann auf dem sten nur Vornehme wie etwa der Grund in dem Auftrag des Christus,
Seeweg nach Cäsarea am Meer. Auf äthiopische Kämmerer, von dem in dessen Botschaft in die Welt zu
seiner dritten Reise besucht er einige Apostelgeschichte 8 erzählt wird. tragen. Menschen unterschiedli-
Orte erneut, aber es werden auch Weite Strecken wurden von den cher Herkunft und Religion sollten
neue Ziele angesteuert. Die letzte römischen Soldaten per Fußmarsch von dem Gott Israels erfahren, der
Reise ist eine unfreiwillige. Paulus zurückgelegt. Und auch von Kai- durch Jesus Christus alle zu sich
wird als Gefangener nach Rom sern wird berichtet, dass sie große ruft. Diese Mission wollte Paulus
überführt, weil er in dem Prozess Strecken zu Fuß bewältigt haben erfüllen und hatte noch Reisepläne
gegen ihn an den Kaiser appelliert (z.B. Kaiser Hadrian). bis nach Spanien (Römer 15,24).
hat. Diese Seereise wird fast wie in Für den Plan des Apostels Paulus, So vermitteln insbesondere seine
einem Abenteuerroman beschrieben von der Botschaft des Evangeliums Briefe an die von ihm gegründeten
(Schiffbruch und Rettung inbegrif- Menschen überall im römischen Gemeinden den Eindruck, dass er
fen, siehe Apostelgeschichte 27-28). Reich zu erzählen, waren die Ver- in dieser Wanderschaft seine Erfül-
Die Fahrten per Schiff sind viel- kehrswege ideal, wenn auch nicht lung findet. Er hätte von sich selbst
leicht am leichtesten vorstellbar für gänzlich ungefährlich. „Ich bin oft wohl gesagt, dass er „seine Straße
uns. Aber wie ist Paulus zu Land gereist, ich bin in Gefahr gewe- fröhlich zog“.
gereist? Er profitierte von dem gut sen durch Flüsse, in Gefahr unter
ausgebauten römischen Straßensys- Räubern, ... in Gefahr in Städten,
tem. Der Staat hatte aus militäri- in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf
Jens-Uwe Krüger ist Pfarrer der Lin-
schen und wirtschaftlichen Grün- dem Meer“, schreibt Paulus (2. Ko-
denkirchengemeinde und der Kirchen-
den ein Interesse an einem effekti- rinther 11,26). gemeinde Alt-Schmargendorf
ven Verbindungssystem. Der Kaiser Wer im Altertum reiste, nahm gro-
April 2018 3
Titel
Pilgerreise
S pätestens seit Hape Kerkelings
Bestseller „Ich bin dann mal weg“,
bei dem Kerkeling den berühmten
Von Stefan Kohlstädt
des Weges nur eine untergeordnete
Rolle. Später, im Mittelalter, wurden
dann häufig Orte ausgesucht, die den
Jakobsweg begeht, wurde das Pilgern Pilgern als Ziel dienten. Besonders
mit all seinen Höhen und Tiefen in Städte wie Rom, Jerusalem und San-
Deutschland noch bekannter und tiago de Compostela gehörten dazu.
beliebter. Die Einkehr und der Gottes- Eine Pilgerreise wurde oft am Ende
dienst in der Kathedrale in Santiago eines Lebens unternommen, um sich
de Compostela gelten dabei für von Sünden zu befreien und um
jeden Pilger als unvergess- sich gereinigt auf das Ende
licher Höhepunkt, gilt des Lebens einstellen zu
die berühmte Kathedrale können.
doch letztlich als „Ziel“ Diese Faktoren spie-
der Pilgerreise. Aus die- len beim heutigen Pil-
sem Grund findet dort gern sicher keine Rol-
täglich um 12 Uhr ein le mehr, wenngleich
Pilgergottesdienst statt, auch die religiöse und
bei dem als Willkom- spirituelle Bedeutung
mensgruß – vorausgesetzt einen hohen Stellen-
man meldet sich rechtzeitig wert einnimmt.
an – die Namen und die Natio- Auch der Kirchenkreis
nalität sowie der Ausgangsort Charlottenburg-Wilmers-
der Wallfahrt eines jeden einzelnen dorf will in diesem Jahr eine
Pilgers verlesen werden. geführte Pilgerreise unternehmen.
Zwar gehört der Jakobsweg, der Dabei sollen gezielt Seniorinnen und
genau genommen aus vielen ver- sind, ob wir möchten oder nicht. So Senioren angesprochen werden,
schiedenen Wegen besteht und durch bietet die Pilgerwanderung auch eine die in der Lage sind, täglich ca. 15
unterschiedliche europäische Länder Möglichkeit, unserer schnelllebigen bis max. 23 km zu wandern. Vom
führt, zu den wohl meistgegangenen Zeit etwas zu entfliehen. 16.-23.10.2018 wollen wir durch das
Pilgerrouten der Welt, doch Pilger- Auch Jesus pilgerte und missionier- Altmühltal pilgern. Wir fahren mit
routen und -wege gibt es viele, und te dabei; dazu gehörte z.B. sein Weg Kleinbussen nach Gunzenhausen.
die Auswahl an Schwierigkeitsgraden zum See Genezareth. Es war eine Von dort werden die Busse das
und Gegebenheiten ist sehr vielfältig. Wanderschaft durch die Wüste, eine Gepäck immer zur nächsten Station
Auch Deutschland hat neben dem Wanderung, die heute kommerziell bringen. Andachten in Kirchen und
Jakobsweg eine Vielzahl an Pilger- gebucht werden kann und „Jesus Gottes freier Natur lassen den Wan-
wegen, die von der Küste im Norden Trail“ heißt. Menschen, die ihn ge- derweg zu einer Pilgertour werden.
Deutschlands bis in den tiefen Süden gangen sind, sind sich sicher, dass Die Wege sind gut zu laufen, aber es
der Republik reichen. man diesen Weg nicht allein gehen gibt leichte Steigungen und Abstiege.
Pilgern ist ein Trend, der sich kann. Denn er bringt die Teilnehmer Zur Mittagszeit wird es immer eine
immer größerer Beliebtheit erfreut. sehr schnell an ihre körperlichen längere Pause zum Erholen geben,
Viele Menschen wünschen sich da- Grenzen, schon allein durch die kli- in der man sich auch leiblich stärken
bei, mehr Zeit für sich zu haben, um matischen Verhältnisse. Besonders kann. In der Regel werden die Ziele
Zeit zum Nachdenken zu finden. hier ist es wichtig, dass man in einer am späteren Nachmittag erreicht.
Es geht darum, einen Weg bewusst Gruppe läuft, um sich gegenseitig zu Näheres zu Kosten und Anmel-
zu (be)laufen, anstatt schnell mit motivieren und zu unterstützen. Hier dung erfahren Sie unter 863 90 99
dem Auto oder dem Bus ans Ziel zu allein zurechtzukommen bzw. allein 15 (S. Kohlstädt) oder 863 97 86 76
kommen. Getreu dem Motto: „Der zu pilgern, ist schwer. Allgemein (Pfr. Reichardt).
Weg ist das Ziel“. Und gerade das spielt das Teamwork beim Pilgern
ist es, was viele Pilger an ihrer Reise eine wichtige Rolle.
so fasziniert. Eine Entschleunigung Das eigentliche Pilgern entstand
zu finden, eine Reduzierung der wohl unter irischen Mönchen, die Stefan Kohlstädt ist Fachberater für
die Arbeit mit Seniorinnen und Seni-
vielen Einflüsse und Reize, die uns es dem missionierenden Jesus und
oren im Kirchenkreis Charlottenburg-
in unserem Alltag täglich begegnen dem wandernden Abraham gleich- Wilmersdorf
und denen wir häufig ausgesetzt tun wollten. Dabei spielte das Ziel
4 Himmel & Erde
Titel
Wo sind wir, wenn wir reisen?
W o sind wir, wenn wir reisen? frag-
te der französische Medienkri-
tiker Paul Virilio im Jahr 1975. „Das
Von Fanni Fritsch
und Gottesdienste mal als … Bahn-
höfe. Oder Flughäfen: Menschen
im rasenden Stillstand kommen
Fahrzeug, das am Straßenrand steht, dort zur Ruhe und in Bewegung.
ist nichts als ein Sofa mit vier oder nen, wie schön es ist, „mal wieder Machen Pause vom Unterwegssein
fünf Plätzen… Wenn es nun startet zur Ruhe zu kommen“. Einfach und und Katapultiertwerden. Übergeben
und mit voller Geschwindigkeit funktionslos an einem Ort verweilen uns vertrauensvoll ihr Gepäck. Und
durch die Straßen der Stadt fährt, zu können, plötzlich auf Details durchleben eine wirkliche Reise,
wenn das Möbel verschwindet und und Kleinigkeiten aufmerksam zu „in“ die Stille, „in“ sich selbst, „in“
seine Öffnungen zu leben beginnen werden, still zu sein. Oft ist solch ein Gottes Liebe. Dieses Stillstehen muss
– wo sind wir da?“ Seiner Argu- Ort ein Kirchengebäude (manchmal gar nicht nur kontemplativ sein.
mentation folgend sind wir, wenn auch am jeweiligen Urlaubsort). Man kann’s durchaus auch krachen
wir reisen, nicht „in“ Marokko, St. Und vielleicht wird so ein Schuh lassen: Die Welt erfahren als Feier,
Petersburg oder Neuseeland. Wir draus: Vielleicht kann man den das versuchen wir ab Ende März in
sind „in“ Geschwindigkeit: Unsere Zustand des Rasenden Stillstands einem neuen Gottesdienst-Format in
Reisebewegung heute ist weniger ein beim Reisen (und auch sonst) nur der Kreuzkirchengemeinde: „Welt-
wahrnehmbares sich Zubewegen auf durch tatsächlichen Still-Stand klänge“. Dabei umrunden wir die
einen festen Ort und ein sich daran durchbrechen. Und kommt so im Erde, schaffen Erlebnisse, Erfahrun-
anschließendes Verweilen, sondern Umkehrschluss zu wirklicher Be- gen, Gemeinschaft und: Bleiben da-
vielmehr ein beziehungsloses Glei- wegung. bei immer im Großen Saal. Und das
ten an Orten vorbei. Jeder kennt Im vorletzten Jahrhundert bezeich- Beste daran ist: So reisen wir ganz
doch dieses merkwürdig unwirkli- neten Architekten und Philosophen wirklich, lebendig und bewegt.
che Gefühl, das sich einstellt, wenn den „Bahnhof als Kathedrale der
man nach einem mehrstündigen Moderne“. Das ist doch ein gran-
Flug plötzlich in einer völlig anderen dioses Bild, insbesondere weil wo-
Fanni Fritsch ist Mitarbeiterin der
Zeit-, Klima- und Kultur-Zone ge- möglich auch das Gegenteil gilt: Kreuzkirchengemeinde
landet ist. Im Grunde fühlt man sich Betrachten wir doch unsere Kirchen
katapultiert – was es ja auch irgend-
wie trifft. Reisen meint dann kaum
eigenständige (Muskel-)Bewegung,
sondern ein passives Bewegtwerden,
was dem von Virilio geprägten Be-
griff des Rasenden Stillstandes sehr
nahekommt.
Vielleicht können wir einfach gar
nicht mehr anders: Als alte Hasen
im Medienkonsum verstehen wir
nur noch Bilder, die an uns vorbei-
laufen. Und da ist es egal ob digital
oder real oder touristisch, unser
Bedürfnis nach tatsächlichen und
haptischen Erfahrungen braucht
immer weniger Befriedigung. Das
ist fatal. Und tragisch: In Zeiten
zunehmender Geschwindigkeit auf
allen nur denkbaren Ebenen werden
wir gleichzeitig immer lethargischer,
stillstehender. – Glücklich macht uns
das nicht.
Aber wie kommt man da raus?
Reisen muss doch auch anders ge-
hen…
Tatsächlich formulieren Menschen
ja immer wieder mit einigem Erstau-
April 2018 5
Titel
Marathonlaufen – fröhlich seine Straße ziehen
M it einem Marathonlauf ist es
so eine Sache. Im Ziel ist man
erschöpft und glücklich, es wieder
Von Jens-Martin Menthel
vorbei.
Ab Kilometer 30 wird es schon
mühseliger, ich werde langsamer, ir-
einmal geschafft zu haben. Der gendwann verabschiede ich mich von
Weg ist zu Ende. Und kurz danach Minuten vorher) am Start sein. Um meinem Ziel, den Lauf wieder einmal
überlegt man schon wieder, ob man mich herum nur Menschen, die auch unter vier Stunden zu schaffen. Dafür
sich für ein nächstes Mal anmeldet. das Ziel haben, durch- und anzukom- war ich in der Vorbereitung zu faul.
Noch mal die ganze Tortur, 42 km men. Viele kommen von weither und Aber das Ziel naht mit jedem Schritt
sind doch schon ganz schön weit. In haben ihre Unterstützer mitgebracht, und ist irgendwann wirklich vor
Berlin hat man dafür einen Monat die z.T. sehr temperamentvoll anfeu- einem. Wieder hat es geklappt, eine
Zeit, dann beginnt schon wieder ern. Ich freue mich auch auf Freunde wunderbare Erfahrung. Wenn ich
die Anmeldephase für das nächste und Kollegen an der Strecke. Dafür ist mir dann bewusst mache, dass ich
Jahr. Weil der Berlin-Marathon – der eine genaue Verabredung des Ortes gerade über 42 Kilometer gelaufen
flachste weltweit – für Rekorde so be- wichtig. bin, wird mir noch im Nachhinein
deutend ist, gibt es ein Losverfahren Ansonsten tauche ich aus meinem ganz anders.
für die Teilnahmeplätze. Also, erst Inmichgekehrtsein nicht auf. An Diese Erfahrung hilft mir auch in
mal anmelden. Vielleicht wirst du über achtzig Stellen gibt es Musik. meinem täglichen Leben. Ich bin sehr
ja nicht ausgewählt, wäre ja nicht so Wenn unter Bahnbrücken im Lauftakt viel geduldiger geworden. Manches
schlimm. Dann hat es doch wieder getrommelt wird, läuft mir ein woh- braucht eben seine Zeit. Ich habe das
geklappt. Ist ja noch lange hin, bis liger Schauer über den Rücken. Zum große Glück, ohne viel Übung durch-
zum nächsten September. Durchkommen ist es wichtig, keine zukommen. Natürlich ist auch mir
Und so schiebt man alles vor sich schlechten Gedanken aufkommen zu klar, dass es mit mehr Vorbereitung
her. Im Frühjahr kommen dann lassen. Nein, ich bin nicht erschöpft; am Tag X besser läuft. Dafür, dass
die ersten kleineren Läufe bis zu nein, es ist nicht mehr so weit; es hat ich in der Schule jeden Lauf über 100
einem Halbmarathon. Dann wird es bisher immer geklappt; nein, mir Meter geradezu verabscheut habe,
draußen wieder heller und wärmer. tut nichts weh, auch nicht die Beine. kann ich es selbst manchmal nicht
Das weckt meine Laufgefühle. Es ist Und so ziehen die Kilometer an mir glauben, dass mir jetzt Läufe unter
wunderbar, mit sich und schöner 10 Kilometern gar nicht mehr liegen.
Musik im Ohr durch die Gegend zu Durch das Marathonlaufen konnte
laufen. Das Alleinsein finde ich nicht ich schon wunderbare Runden durch
schlimm. Ich kann die Umgebung auf die Umgebung von Husum, durch
meinem Laufweg durch die Natur in den Spreewald, durch Mailand und
mich aufsaugen. Paris erleben. Wenn sich die Reise-
Wenn ich im Startbereich eines gruppe nach „getaner Arbeit“ wieder
offiziellen Laufes stehe, denke ich zusammenfindet, spürt man eine
immer, warum tue ich mir das an. große Verbundenheit.
Aber das Startgelt ist entrichtet, nun Seit 2010 habe ich nun schon elf
bin ich schon mal am Start. Also los Marathonläufe erlebt. Am 16. Sep-
und durch. tember 2018 ist es wieder so weit.
Die ersten fünf bis zehn Kilometer Das Losverfahren hat mich auch in
sind jedes Mal mühselig. Aber dann diesem Jahr ausgewählt. So wieder-
läuft die „Maschine“, es geht wie von holt sich wieder mein Ablauf dahin
selbst. Die Gedanken kommen zur und ist doch jedes Mal neu. Nie hätte
Ruhe, ich blende meist das Außen ich es mir vorstellen können, dass
aus, die Zuschauer, die Umgebung. mir so ein langer Weg einmal Freude
Wie in einem leichten Weggetreten- bereitet, mit allen Höhen und Tiefen.
sein erledigen sich die Kilometer. Bloß Regen braucht es nicht (diesen
Für meine Psyche eine wunderbare Wunsch schicke ich mal mit ins Kir-
Sache. Wenn ich mir bei jedem ge- chenblatt).
laufenen Kilometer bewusst machen
würde, wie viele noch kommen,
würde es schwierig.
Jens-Martin Menthel ist ehrenamtlich
Ein Marathontag muss bei mir in in der Lindenkirchengemeinde tätig.
Ruhe beginnen: rechtzeitig (gerne 45
6 Himmel & Erde
Titel
Wandern als literarisches Motiv
M it dem Wandern verbinden die
meisten von uns heute Naturer-
lebnisse, die aus den Gewohnheiten
Von Peter Nusser
Eulenspiegel treibt es so weit, dass er
ständig vor seinen ‚Untaten’ fliehen
muss. Es entsteht die Gattung des
städtischen Lebens herausführen. Schelmenromans, deren Helden sich
Sie knüpfen dabei an eine Tradition Literaturgeschichte seit dem Mit- vagabundierend, wie z. B. Grimmels-
an, die aus dem 18. Jahrhundert telalter (auch wenn man natürlich hausens Simplizissimus, durch die
stammt. Seit dieser Zeit beginnt man viel früher mit der Odyssee beginnen Welt schlagen und dabei auf Laster,
die Natur in ihrer Schönheit mit den könnte): Krieg und Tod stoßen. Mit der Auf-
eigenen Gefühlslagen in Verbindung Die höfischen Artus-Epen (z.B. klärung des 18. Jahrhunderts bricht
zu bringen, d.h. sie nicht länger nur Wolframs Parzival) schildern Aben- sich die Neugier auf unentdeckte
als Zeichen der Schöpferkraft Gottes teuer, bei denen Ritter sich nicht nur Erdteile Bahn, viele Reiseromane
bewundernd zu betrachten. Natur in der Bewältigung von Gefahren, werden geschrieben, dann, um die
und die Bewegung in ihr wird so sondern auch durch Hilfeleistungen Wende zum 19. Jahrhundert und da-
für viele Menschen eine nach, Bildungsromane (vgl.
Quelle des Glücks, der Goethes Wilhelm Meister),
Selbstfindung oder sogar in denen die im gehobenen
religiöser Stimmungen. Bürgertum üblich wer-
Die Bibelstelle, um die dende Bildungsreise eine
es in diesem Heft geht, entscheidende Rolle spielt.
bringt das Wandern in ei- In der romantischen Bewe-
nen ganz anderen Kontext. gung geht es beim meist
Entsprang das Weiterzie- ziellosen Wandern nicht
hen ganzer Stämme im um Welterfahrung, sondern
alten Israel nicht zuletzt um die Selbstfindung in der
dem Wunsch, fruchtbare Natur, um den Weg ins In-
Böden zu finden, um Hun- nere der eigenen Seele (wie
gersnöten zu entgehen, etwa in Novalis’ Heinrich
so denkt die Apostelge- von Ofterdingen), was zu-
schichte an Missionierung. gleich ein Protest gegen die
Das Durchstreifen der Ge- schnöde Welt der Philister
genden ist das Mittel der ist. Hier kommt das neue
Apostel, die Botschaft Jesu Naturgefühl zum Tragen,
zu verbreiten. Aber dies ist von dem eingangs die Rede
im Laufe der Geschichte war. Viel nüchterner sind
nur eines der vielen Mo- Jahrzehnte später Fontanes
tive für das ‚Wandern’. Wanderungen durch die Mark
Unterschiedlichste Notlagen, auch unterschiedlicher Art bewähren. Mit Brandenburg, auch wenn die mit Ge-
Machtgier, Gewinnsucht, Neugierde, der aus der Not geborenen Wirk- fühlen befrachtete ‚romantische’ Na-
Abenteuerlust haben Wanderungsbe- lichkeit des Wanderns unzähliger turauffassung in der trivialen Lyrik
wegungen verursacht – man denke Menschen anderer Stände in der und bei manchen Autoren, die unter
an die zahllosen Eroberungskriege damaligen Zeit (man denke nur an den Nazis in die ‚innere Emigration’
überall in der Welt, an den Ausbau Pilgerbewegungen, mittellos herum- gingen, weiterlebte. Heute begegnen
von Handelsbeziehungen, an Ent- ziehende Frauen, fahrende Künstler) wir einer anwachsenden Literatur
deckungsfreude, an den Wunsch, der haben diese überhöhten ‚Helden’ mit von Migranten mit den Motiven von
eigenen Enge zu entfliehen, an Flucht ihren Tugendidealen nichts zu tun. Im Flucht und Vertreibung in Not gerate-
vor militärischer Zerstörung und an späten Mittelalter und in der frühen ner Menschen, über die das Buch von
Vertreibung. Neuzeit richtet sich mit dem Erstar- Sigrid Löffler (Die neue Weltliteratur)
Literatur macht all diese Vorgänge ken des Bürgertums die literarische umfassend Auskunft gibt.
bewusst – durch die Abbildung der Aufmerksamkeit auf ganz andere Fi-
Realität oder durch deren Verzerrung, guren, auf Handwerkergesellen, die
durch das Aufzeigen von Auswegen, aus den strengen Regeln der Zünfte
die Darstellung von Wunschträumen, ausbrechen und ein ungebundenes Dr. Peter Nusser ist em. Professor
für Deutsche Philologie an der Freien
usw. Machen wir eine kurze (ganz Leben führen und damit die Wunsch- Universität Berlin
sprunghafte) Wanderung durch die träume vieler ansprechen. Ein Till
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8 Himmel & ErdeTitel
„tolle et lege – nimm und lies“ in Linde:
Das Insider-Kleinkunst-Event startet in die Sommersaison 2018!
D as merkwürdige Logo habe ich
in Himmel & Erde schon oft ge-
sehen. Nur anfangen kann ich damit
Von Olaf Trenn
bisschen anders als erwartet. Die
Musik wird zum Soundtrack eines
„Spielfilms“, der nur an diesem einen
immer noch nichts. Ein bisschen Abend läuft – in den Köpfen und
undeutlich das Ganze, wirkt so in den Herzen des Publikums. Mal
dahingekritzelt: ein aufgeschlage- klassisch, mal popmodern, Jazz,
nes Buch, ein Feigenblatt und ein Swing, Klarinette, Gitarre, Saxo-
Glas Rotwein mit Schlagschatten. phon; Gesang. Das klingt lange
All das verschmilzt miteinander. nach. Man trinkt vielleicht noch
Das passt! Die Veranstaltungsrei- ein Glas und unterhält sich über
he mit dem merkwürdigen Titel das Erlebte. Auch die Akteure blei-
„tolle et lege – nimm und lies“ ben im Raum und entspannen nun
ist nach wie vor ein rätselhaf- zusammen mit ihrem Publikum.
ter Geheimtipp. Das Publikum 1999 erblickte die Veranstal-
kommt und genießt zwar – wenn tungsreihe „tolle et lege“ in der
irgend möglich – jeden dieser fünf Grunewaldgemeinde das Licht
Abende. Doch es schweigt, statt der Welt. Ab 2006 übernahm die
zu werben. Schließlich könnten ja Buch aufzuschlagen und die erste Stelle Lindenkirchengemeinde die Som-
die Plätze knapp werden. Werden sie zu lesen, auf die ich träfe.“ Dann nimmt mersaison, Grunewald blieb bei der
zwar nie. Aber sie könnten es einmal, die Sache Fahrt auf. Ca. 90 Minuten Wintersaison. Eine weitere Winter-
also Psst! dauert das Programm – Spielfilmlän- saison gibt es taufrisch seit 2017 in
Man kommt und weiß nicht, was ge. Tatsächlich entfaltet „tolle et lege“ Neu-Westend. In der „Linde“ finden
einem da geboten wird, zum Beispiel oft eine ähnliche Wirkung. Dicht die meisten dieser Abende im Kleinen
auf welches Stück Literatur man sich dran, intensiv, fesselnd. Live-Musik Saal statt. Doch 2018 klettern wir auch
einlässt. Man weiß nur, wer Musik und Lesung wechseln einander ab. zweimal auf die Orgelempore der
macht und wer lesen wird. Doch Mal als szenische Lesung mit mehre- Lindenkirche – eine besondere locati-
selbst die Akteure muss man ja erst ren Personen, mal Solo, mal komisch, on und wie geschaffen für Kleinkunst
mal kennenlernen. Man bestellt sich mal traurig, mal skurril – immer ein auf „hohem“ Niveau.
was Leckeres zu trinken, Probieren Sie es aus.
vielleicht einen passen- Verbringen Sie diese fünf
den Snack dazu, unter- besonderen Freitagabende
hält sich – wie in einer
Hier sind die Termine für die bei leckeren Getränken
gemütlichen Eckkneipe. aktuelle Sommersaison 2018 in Linde: und Snacks in der Linde.
Dann beginnt das Pro- Tanken Sie Kleinkunst-
gramm. Zu Beginn wird • 13. April (auf der Empore der Lindenkirche): B. Kultur. Lassen Sie sich
das Motto gelesen. Es Schwietering-Evers, J.-M. Menthel, O. Trenn und J.-U. anrühren. Machen Sie es
ist alt und stammt von Krüger lesen; Y. Aotani-Riehl spielt Violine. sich gemütlich. Ziehen Sie
Kirchenvater Aurelius • 18. Mai (im Kleinen Saal): K. Roß, J.-U. Krüger, B. Gesprächsstoff. Unterhal-
Augustinus (354-430): Schwietering-Evers, J.-M. Menthel, F. Evers und O. ten Sie sich. Und lassen Sie
„Unter einem Feigenbaum Trenn lesen; S. und J. Neubauer spielen Violine und sich unterhalten. Seien Sie
warf ich mich zu Boden ... Viola. herzlich willkommen als
Und siehe, da hörte ich aus • 22. Juni (auf der Empore der Lindenkirche): F. Evers Nachbarn, Gäste, Kurzent-
dem Nachbarhause eine und K. Roß lesen; D. Schirmer improvisiert auf der schlossene, Neugierige.
Stimme – war‘s die eines großen Bosch-Orgel. Und kommen Sie wieder.
Knaben, eines Mädchens, • 24. August (im Kleinen Saal): B. Schwietering-Evers Denn das nächste „tolle et
ich weiß es nicht -, die liest; R. Unger singt, M. Kurepkat und O. Trenn be- lege“ ist immer anders als
im Singsang wiederholte: gleiten sie. das vorangegangene.
‚Nimm es, lies es; nimm • 21. September (im Kleinen Saal): M. Schaeffer-Kurep-
es, lies es (tolle, lege, tolle, kat, K.Roß, J.-U. Krüger, J.-M. Menthel, F. Evers, O.
lege)‘ ... Ich unterdrückte Trenn und B. Schwietering-Evers lesen; es spielt das
die Gewalt der Tränen, Saxophonquartett Düsenfischers Handarbeitszirkel. Olaf Trenn ist Pfarrer
erhob mich und wusste und Regionalstudien-
leiter in der Vikarsaus-
keine andere Deutung, als Einlass ab 20:00, Beginn: 20:30. Dauer: ca. 90 Min.
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10 Himmel & ErdeÖkumene
50 Jahre Gemeinschaft Sant’Egidio
S ant’Egidio entstand im Jahr 1968
als Laienbewegung in Rom in den
Jahren nach dem Zweiten Vatikani-
Von Nicolas Schönfeld
Familien der Peripherie in Neukölln,
Hohenschönhausen oder Marzahn
aufbaut.
schen Konzil. Gebet, Weitergabe des Dröge hob hervor, Sant‘Egidio
Evangeliums, Freundschaft zu den Armen, Ökumene, setze sich nicht nur für einzelne Flüchtlinge ein, son-
Dialog und Einsatz für den Frieden kennzeichnen Geist dern engagiere sich auch für „humanitäre Korridore,
und Arbeit der Gemeinschaft. Sie hat nach eigenen die es Menschen in Not ermöglichen, ohne gefährliche
Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon Flucht über das Mittelmeer nach Europa zu kommen“.
5.000 in Deutschland. In Berlin ist die Gemeinschaft seit Weiter lobte er: „Sie scheuen sich nicht, mit Geduld
2003 präsent. Aus Anlass und Gebet verfeindete
ihres 50jährigen Beste- Menschen zusammenzu-
hens wurde in der Kirche rufen und haben deshalb
der Heiligen Familie im schon manchen politischen
Prenzlauer Berg in einem Frieden stiften können.“
festlichen Gottesdienst am Dröge spielte damit unter
27. Februar mit den Berli- anderem auf den „Frie-
ner Bischöfen Heiner Koch densvertrag von Rom“
und Markus Dröge für die an, der 1992 mit Unter-
Arbeit der Gemeinschaft stützung von Sant‘Egidio
gedankt. Auch der seinerzeit amtierende Gesundheits- den 15-jährigen Bürgerkrieg in Mosambik beendete.
minister Gröhe wohnte dem Gottesdienst bei. Abschließend sagte Dröge, der schon öfter an interna-
Koch stellte heraus, Sant’Egidio sei eine „wahrhaft tionalen Treffen von Sant’Egidio teilgenommen hat:
ökumenische Bewegung“, die Menschen über die Gren- „Sie haben eine Spiritualität der Menschenwürde und
zen von Religionen und Konfessionen hinweg verbinde. der Menschenrechte, und die macht sie stark.“
Damit sei die Gemeinschaft ein Vorbild in einer Welt, Die Gemeinschaft lädt herzlich ein zum wöchent-
die etwa alte und behinderte Menschen ausgrenze. lichen Abendgebet, jeden Dienstag um 19 Uhr in der
Statt eines Gegeneinanders betone Sant’Egidio auf allen Pfarrkirche Heilige Familie, Wichertstraße 23, 10439
Ebenen das Miteinander. Das sei von besonderer Bedeu- Berlin.
tung in einer Stadt wie Berlin, in der Einsamkeit nicht
nur bei älteren Menschen verbreitet ist. Sant’Egidio
sei wichtig für Berlin, weil die Gemeinschaft das Zu- Nicolas Schönfeld ist Prädikant in der Grunewaldgemeinde
sammenleben angefangen bei den Armen, wie den
April 2018 11Was - Wann - Wo ?
Kinder und Familien
• Gottesdienste für Kinder und Familien
Kindergottesdienst So (alle 14 Tage) 11:00 Dorfkirche Alt-Schmargendorf
Gottesdienst für Große u. Kleine So (alle 14 Tage) 11:30 Grunewaldkirche (Kapelle)
Kinderkirche Einmal im Monat Mo 16:00 Lindenkirche
Kindergottesdienst 1. So im Monat 10:00 Lindenkirche
• Gruppen
Eltern-Kind-Turnen (ab 18 Mon.) Di 16:00-17:00 / 17:00-18:00 Alt-Schmargendorf
Spiel- u. Kontaktgruppe (ab 8 W.) Mo, Do 9:30-11:30 Kreuz
Regelmäßige Angebote in unseren Gemeinden
Spielgruppe (bis 3 Jahre) Mi 10:00-11:30 Grunewald
Kindergruppe „Kirchenmäuse“ (ab Mo, Mi 9:00-12:00 Linde
18 Mon.)
PEKiP-Kurs (1. Lebensjahr) Do 10:00-11:30 Linde
Eltern-Kind-Gruppe (6 Monate) Di 10:00-11:30 Linde
Gruppe für Tagesmütter Fr 9:15–10:45 Linde
Musikalische Früherfahrung Mo 15:00-16:00 Linde
Musikgarten Fr 16:00-17:00 Linde
Kinderchor (ab 4 Jahre) Di 15:30-16:30 Linde
Gesprächsangebot für Tagesmütter Einmal im Monat 19:30-21:00 Linde
Jugendliche
• Konfirmandenzeit
Linde Mi 17:30-19:00 Linde
Grunewald Do 17:30-19:00 Grunewald
Kreuz und Alt-Schmargendorf Do 17:00 und 18:00 Kreuz
• Gruppen/Treffs
Sprachcafé Do 16:00 Kreuz
Volleyballmannschaft Mi 18:00 Kreuz
Café Iglu So 17:00-21:00 Grunewald
Die Exis Do 17:00-19:00 Grunewald
Iglu-Abend Do 19:00-21:00 Grunewald
Jugendcafé Mi 19:00 Linde
Juniorteamertreffen Mi 17:30 Linde
Erwachsene und Senioren
• Gesprächskreise
Theologischer Gesprächskreis 1. Di im Monat, 19:00 Alt-Schmargendorf
Philosophischer Gesprächskreis Einmal im Monat Di 19:00 Alt-Schmargendorf
Gesprächskreis Waldmeister Alle 14 Tage Mo 15:00 Grunewald/Hochmeistergemeinde
Glaube heute Einmal im Monat Mi 20:00 Grunewald
Bibelstunde Mo 18:30-19:30 Linde
Gesprächsangebot für Trauernde 1. Do im Monat 16:00-17:30 Linde
12 Himmel & ErdeWas - Wann - Wo ?
• Gruppen und Kreise
Seniorenkreis Jeden 1. Mo im Monat 15:00 Alt-Schmargendorf
Geburtstagscafé Alle drei Monate Alt-Schmargendorf
Gesellige Runde Mi 15:00 Grunewald
Frauen und Literatur Einmal im Monat, 15:00 Grunewald
Treffpunkt „Kunst, Kultur, Kirche“ Di 15:30 Grunewald
Seniorenfrühstück Jeden 2. Mi im Monat 9:30-12:00 Kreuz
Seniorennachmittag Jeden 1. und 3. Mo im Monat 15:00 Kreuz
Gruppe 60+ (nur für Frauen) Jeden 1. und 3. Mi im Monat 10:00 Kreuz
Lindencafé Mo 16:00-22:00 (Mai-Sept) Linde
Regelmäßige Angebote in unseren Gemeinden
Literarisches und Gespräche Alle 14 Tage Mo 16:30-17:30 Linde
Operntreff Einmal im Monat Do 10:30 Linde
Jahreszeitenfest Alle drei Monate Linde
Tolle et lege Einmal im Monat Fr 20:00 Grunewald (Oktober- März)
• Gymnastik/Gesundheit/Tanz/Malen
Gymnastik für Frauen Do 16:00 Alt-Schmargendorf
Gymnastik für Senioren Do 14:00 Alt-Schmargendorf
Gymnastik Mo 10:30-11:30 Grunewald
Gymnastik für Senioren Do 10:00 Kreuz
Gymnastik für Senioren Mo 10:30-11:30 Linde
Frauengymnastik Di 17:45-18:45 Kreuz
Frauengymnastik Mi 9:30-10:30 / 10:30-11:30 Kreuz
Do 19:00-20:00 / 20:00-21:00
Danzando 60 plus Fr 12:00-13:00 Alt-Schmargendorf
Tischtennis Mo 19:00-22:00 Kreuz
Yoga Di 18:30 Grunewald
Yoga Di 19:00-20:30 Kreuz
Meditation Di 20:00 Grunewald
Meditativer Tanz Fr 20:00 Alt-Schmargendorf
Tanz, Ausdruck und Fantasie So 18:00 (zweimal im Monat) Alt-Schmargendorf
Freies Tanzen Jeden 2. So im Monat 15:30-18:00 Kreuz
Line Dance Fr 14:30-16:00; 16:30-18:00 Linde
Malgruppe Do 9:30 Alt-Schmargendorf
Kreatives Malen Do 11:00-13:00 Linde
Tiffany-Gruppe Mi 14:00-17:00 Linde
Wohlbefinden im Alltag Fr 11:00-12:00 Linde
Line Dance Mo 16:30-18:00 Grunewald
• Spielegruppen
Spielekreis Jeden dritten Mo im Monat 15:00 Alt-Schmargendorf
• Besuchsdienste
Besuchsdienstkreis Letzter Di im Monat 17:00 Alt-Schmargendorf
Geburtstags-Besuchsdienstkreis Linde
April 2018 13Lesetipp/Kulinarisches
Die Hauptstadt
M enasses Roman, für den er
letztes Jahr den Deutschen
Buchpreis erhielt, stellt nicht etwa
Von Peter Nusser
verschiedene, sich überkreuzende
Erzählstränge das Lesen erschwert,
und zwar aus gutem Grund, so
Berlin, sondern Brüssel als Sitz der die, wie Menasse selbst, was er schon lohnt sich seine Lektüre nicht nur
Europäischen Kommission in den in früheren Schriften zu erkennen wegen des Gedankenreichtums der
Mittelpunkt. Auf amüsante Weise gegeben hat, von einem transnatio- Betrachtungen, sondern auch wegen
führt er mit einer Vielzahl von Fi- nalen Europa überzeugt sind und der vielen humorvollen, sogar komi-
guren nicht nur die leerlaufende einen überraschenden (hier nicht schen Einlagen.
Bürokratie, den Regulierungswahn, zu verratenden) Vorschlag für eine
den Einfluss von Lobbyisten, den neue Hauptstadt Europas machen,
Ehrgeiz der Politiker und Beamten fallen am Ende einem Terroran-
vor Augen, sondern stellt aus An- schlag zum Opfer – ein bitteres, aber
lass eines Jubiliäumsprojekts der vielleicht nicht hoffnungsloses Ende.
Kommission zu ihrem 50jährigen Der Roman ist nicht ganz einfach Robert Menasse,
Bestehen auch den Konflikt heraus, konstruiert. Er folgt der Erzähltech- Die Hauptstadt,
ob das Europa der Nationalstaaten nik von Robert Musils Jahrhunder- 2017 (Suhrkamp
und ihrer Interessen zugunsten einer troman Der Mann ohne Eigenschaften, Verlag), ISBN 978-
übernationalen Idee von Europa an den er auch thematisch angelehnt 3-518-42758-3,
aufgegeben werden soll. Diejenigen, ist. Aber auch wenn Menasse durch 24 Euro.
Kurepkat kocht
Von Marc Kurepkat
I n der Diskussion der aktuellen Kochtrends (vegan, regional) werden Nudeln vernachlässigt.
Dabei bringt Pasta alles mit, was auch anspruchsvolle Esser freut. Sagen wir lieber: Pasta kann
alles mitbringen. Denn Nudeln können auch sehr langweilig sein. Zu weich gekocht, von schwerer
Sahnesoße erschlagen, mit minderwertigem Fleisch gefüllt oder ölig pomadisiert sind Nudeln ein
Standard der lieblosen, uninspirierten Küche. Das Zeug zur schnellen Küche hat Pasta ohnehin
nur, weil wir die vorgefertigten Produkte einsetzen. Meine Großmutter hat ihre „Nudelflecken“
noch selber gemacht und war damit einen ganzen Nachmittag beschäftigt. Die ganze Küche war
mit den zum Trocknen ausgelegten Teigflatschen gepflastert. Die getrockneten Flecken wurden
dann in kleine Dreiecke geschnitten, kurz gekocht und mit brauner Butter und Schnittlauch ser-
viert. Heute ist Pasta oft das Erste, an das sich junge Köchinnen und Köche herantrauen. Darin
liegt eine Chance. Die italienische Pastakultur, die wohl vielen zuerst in den Sinn kommt, wenn
sie an Nudeln denken, ist nämlich ein idealer Zugang zu einer regionalen Produktküche. Gerade
durch die Einfachheit der Gerichte kommen Aromen und Produkte zur Geltung. Durch das Nach-
kochen der bekannten Nudelrezepte kommt man mit den Traditionen in Kontakt, die saisonale
und regionale Aspekte beim Kochen ganz selbstverständlich, nämlich aus Mangel an Alternativen
berücksichtigen. Der Köhler, der seine „Carbonara“ im Outdoor Camp in Norditalien zubereiten
musste, hatte halt keine Scampi im Gepäck, sondern schnippelt Speck in die Nudeln und schlägt,
wenn er sich etwas gönnen will und kann, noch ein rohes Ei in die Pasta. Traditionell hergestellte
Pasta wird mit dem Bronzeeisen gezogen, per Hand geschnitten und trocknet sehr langsam. Es
lohnt sich, für diese Nudeln etwas mehr auszugeben. Der April ist mit Bärlauch und Spargel ein
perfekter Monat, sich an guter Pasta auszuprobieren. Vielleicht sogar selbst gemacht mit der Nu-
delmaschine oder mit der Nudelrolle.
14 Himmel & ErdeKirchenmusik
Musik in unseren Gemeinden
Ostersonntag, 1. April, 10:00 Lindenkirche,
11:30 Grunewaldkirche
Kapelle im Martin-Luther-Krankenhaus
Musikalischer Festgottesdienst
Mit Werken für Trompete und Orgel von William Boyce, K + K – Krankenhaus plus Kultur
John Stanley und Jean Baptiste Loeillet de Gant. Halleyn
Ruiz Polo, Trompete. Orgel: KMD Günter Brick
Donnerstag, 19. April, 16:30
Ostermontag, 2. April, 20:00 Kreuzkirche, Großer Saal Ikonen des Jazz
Klarinettenquartett Blattgold
George Gershwin, 3 Preludes; Astor Piazzolla, Histoire du Pianist Kenneth Berkel spielt Jazzklassiker
Tango; Bela Kovac, Hommage an G. Feidman; J.S. Bach, von George Gershwin bis Jimmy Van Heu-
Goldberg-Variationen sen und verleiht ihrer Musik seine ganz
Eintritt frei persönliche, moderne Note.
Freitag, 6. April, 21:00 Grunewaldkirche
MoonMelody LII: Dowland - Bach 333
John Dowland: Lachrimæ or Seaven Teares, Lieder und Sonntag Kantate, 29. April, 11:00 Kreuzkirche
Choräle von Johann Sebastian Bach zum Mitsingen. Wolf- Musikalischer Gottesdienst
Ferrari Ensemble. Wolfram Thorau, Lili Thorau, Violine; Das Orchester Kreuz+ und der Chor der Kreuzkirche
Dilhan Kantas, Andres Mehne, Viola; Uwe Hirth-Schmidt, unter der Leitung von Sachiko Meßtorff spielen von
Violoncello Antonio Vivaldi das Gloria D-Dur RV 589.
Eintritt frei
Sonntag Kantate, 29. April, 14:00 Grunewaldkirche
Freitag, 20. April, 17:00 Kreuzkirche, Großer Saal Kantatengottesdienst
„Die Liebe kommt, die Liebe geht“. mit Verabschiedung von KMD Günter Brick. Johann Seba-
Liebeszauber im Reigen der Jahrhunderte - Die achtzehn stian Bach, Kantate BWV 137 „Lobe den Herren“. Robert
Troubadours mit einem Pianisten singen Liebeslieder Jones Missa brevis in C (2005). Berliner Kantorei, Schöne-
vom Mittelalter über die Romantik bis in die 30er Jahre berger Kammerorchester, Seniorenkantorei Grunewald,
des vergangenen Jahrhunderts. Solisten. Leitung: Sabine Wüsthoff und Günter Brick
Eintritt frei
Freitag, 4. Mai, 21:00 Grunewaldkirche
Samstag, 21.April, 20:00 Grunewaldkirche MoonMelody LIII: Liszt/Pizzetti - Bach 333
Jan Dismas Zelenka: Missa Votiva ZWV 18 Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, Transkribierte
Berliner Motettenchor, Barockorchester Stella Maris auf Lieder von Franz Liszt und Ildebrando Pizzetti nach
historischen Instrumenten. Marie Luise Werneburg, So- Gedichten von Petrarca. Wolf-Ferrari Ensemble. Martin
pran; Judith Kamphues, Alt; Jan Kobow, Tenor; Tobias L. Carl, Orgel; Niek van Oosterum, Klavier; Wolfram
Berndt, Bass. Leitung: KMD Günter Brick Thorau, Violine
Karten zu 5-32 Euro im Gemeindebüro und an allen Eintritt frei
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April 2018 15edrich- auf der dazu geeignetsten Höhe dies- angelehnt. Anzeigen
er des- seits der Havel ausführen lassen will. Die schlichte beschauliche Kirche
ungen Zur Auswahl des Bauplatzes hat mit ihrem romantischen Ambiente
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sich Friedrich-Wilhelm III. am 2. Juni zieht heute nicht nur Wanderer in ih-
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• Seniorenwohnhaus des Kirchen-
kreises am Nikolsburger Platz Dienstag, 24. April, 17:30 Uhr, PFLEGEBEDÜRFTIGKEIT
Trautenaustraße 6, 10717 Berlin Wie stellt man einen Antrag? Wer legt fest, ob ich pflegebedürftig bin?
883 19 49 Welche Leistungen stehen mir als Pflegebedürftigem zu?
• Barbara von Renthe-Fink Haus Vorträge von Petra Fock, Leiterin Pflegestützpunkt Charlottenburg-
Wohnen und Pflege im Alter Wilmersdorf, Bundesallee
Bundesallee 33, 10717 Berlin Ort: CAMPUS DANIEL, Brandenburgische Straße 51 (U7 Konstanzer
860 06 106 Straße; Bus 101).
Eintritt frei! Anmeldung - wenn möglich - erbeten! 863 90 99 00
Büro Campus Daniel / Mail: vinolo@cw-evangelisch.de
April 2018 17Sie können auch lesen
