Vom Wohl des Klanges - Evangelisch-reformierte ...
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magnet Post CH AG Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau April 2021 Nr.4 108.Jahrgang 1 -S o m m e rlager 202 KiK nmeldung Infos und A Vom Wohl des Klanges ite 13 m ehr auf Se
Biblische Betrachtung Verwandlung Als ich 10 Jahre alt war, zogen wir in ein Haus mit Garten um. Meine Eltern waren froh um den Garten und um die einen oder anderen Pflanzen, die bei ge- gebener Zeit Früchte bringen würden. Im Garten gab es natürlich auch Unkraut. Nach ein paar Wochen im neuen Haus haben meine Eltern uns – wir waren vier Geschwister – in den Garten geschickt, um das Un- kraut rauszuziehen. Während wir einiges Unkraut loswerden konnten, wussten wir noch nicht den Un- terschied zwischen Unkraut und den Brombeer-, Himbeer-, und Erdbeersträuchern. Eigentlich hätten die Brombeer-, Himbeer-, und Erdbeersträucher überleben sollen, aber nun waren sie weg. Der Tod scheint eins der wenigen Dinge zu sein, über die wir uns sicher sein können. Die Sterberate der Menschen ist bisher 100 %, und wir haben auch ein relativ gutes Verständnis dafür, dass die Dinge verfallen. Weltreiche kommen und gehen, und auch der Käse in meinem Eisschrank hat ein Verfallsdatum. Wir wissen oft nicht, wann wir sterben werden, oder wie, aber wir wissen, dass wir mal sterben werden. Und doch haben wir auch die Geschichte von Jesu Kreuz und seiner Auferstehung, die uns sagt, dass der Tod im Leben enden kann. Der Tod Jesu Christi am Kreuz war ein Komma, und nicht ein Punkt. Das spricht Verwandlung geschehen lassen – mitten im Leben. in vieler Hinsicht gegen alle unsere Erfahrungen. Der Quelle: ml Tod ist nicht mehr ein Feind, der einen endgültig ver- nichtet, sondern eine Tür durch die Gottes Kinder zu sterblichkeit anziehen. Und wenn das geschieht – wenn ihrem himmlischen Vater kommen. Jesus selbst ist die- das Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet wird sen Weg durch diese Tür vorausgegangen, und Gottes und das Sterbliche mit Unsterblichkeit – , dann geht die Kinder gehen durch diese Tür des Todes zum Vater im Aussage in Erfüllung, die in der Schrift steht: «Der Tod Himmel. Und diese Zukunft kann auch unsere Zukunft ist auf der ganzen Linie besiegt!» sein. Der Weg dahin braucht eine Verwandlung, wel- che Paulus uns im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Verse Manchmal können wir denken, dass wir ganz gute 50–54 so beschreibt: Menschen sind und vielleicht nur noch den einen oder anderen Schliff brauchen. Aber Paulus sagt: Was wir Eines müsst ihr wissen, Geschwister: Mit einem Körper brauchen ist nichts weniger als eine Verwandlung. So aus Fleisch und Blut können wir nicht an Gottes Reich wie das Saatkorn sterben muss, damit Leben daraus teilhaben, dem Erbe, das er für uns bereithält. Das Ver- entsteht, muss auch Gottes Leben in uns entstehen. gängliche hat keinen Anteil an dem, was unvergänglich Und zwar nicht erst am Sterbebett, sondern jetzt, mit- ist. Ich sage euch jetzt ein Geheimnis: Wir werden nicht ten im Leben. Die Taufe weist auf eine neue Identität: alle sterben, aber bei uns allen wird es zu einer Ver- der Tod des alten Lebens in dem Gott höchstens am wandlung «des Körpers» kommen. In einem einzigen Rand vorkam, und der Anfang des neuen Lebens, das Augenblick wird das geschehen, und zwar dann, wenn sich um Gott dreht. Deswegen ist das Leben als Christ vom Himmel her die Posaune zu hören ist, die das Ende ein Zeugnis auf ein Sterben und eine Neugeburt, ein der Zeit ankündigt. Sobald die Posaune erklingt, wer- Beispiel von einer neuen Art, Mensch zu sein. Leben den die Toten auferweckt werden und einen unver- und Sterben ist der natürliche Verlauf der Dinge. Aber gänglichen Körper bekommen, und auch bei uns, «die Karfreitag und Ostern, das Kreuz und die Auferstehung, wir dann noch am Leben sind», wird «der Körper» ver- zeigen uns, dass diese Jahre auf Erden nicht alles sind, wandelt werden. Denn was jetzt vergänglich ist, ist sondern dass das wahre Leben darin liegt, zu sterben dazu bestimmt, das Kleid der Unvergänglichkeit anzu- und mit Christus zu leben. ziehen; was jetzt sterblich ist, muss das Kleid der Un- Mike Lotz, Pfarrer in Appenzell MAGNET Nr.4/2021 2
Editorial Impressum Liebe Leserin, Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- lieber Leser gemeinden beider Appenzell (erscheint monatlich) Wir laden Sie mit dieser Ausgabe ein, das Frühlingserwachen Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch- mal nicht nur über die Augen zu erleben, sondern über die reformierten Landeskirche Ohren. Das Ohr gilt als viel präziseres Organ als das Auge, das beider Appenzell leicht getäuscht werden kann. Es ist deshalb kein Zufall, dass Redaktionskommission Judith Husistein, Stein (jh); das Hören auch im Christentum eine zentrale Rolle spielt. Wir Isabelle Kürsteiner, Walzenhau- spüren der Vorstellung nach, dass die Welt, in der wir leben aus Heinz Mauch-Züger, Redaktor sen (iks); Jonathan Németh, St.Gallen (jn); Annette Spitzen- Schwingungen besteht. Und so auch wir selbst. Längst ist die berg, Reute-Oberegg (as); starre Vorstellung von Materie (sichtbar) und Energie (unsicht- Karin Steffen, Schachen bei Reute (ks); Lars Syring, Präs., bar jedoch spürbar) von der Naturwissenschaft aufgelöst Bühler (sy) worden, gross ausgewirkt hat sich diese Erkenntnis im Alltag Redaktion der meisten Menschen nicht wirklich. Heinz Mauch-Züger (hmz) Steinbruggen Wir leben zu gerne in den bekannten eigenen Schubladen 9063 Stein und es braucht viel, bis wir uns darüber hinausbewegen und so Tel. 071 278 74 87 magnet@ref-arai.ch unsere Prinzipien relativieren. Älter werden heisst so, seine Magnet-Download Prinzipien gefunden zu haben und diese konsequent zu leben. www.ref-arai.ch Dabei könnte es genau andersherum sein. Älter werden könnte Produktion Appenzeller Druckerei AG, heissen, zu durchschauen, dass das mit den Prinzipien etwas 9100 Herisau ist, dass vom jeweiligen Erkenntnisstand und von herrschenden Adressänderungen melden Sie bitte direkt der örtlichen Interessen abhängt. Kirchgemeinde Im Kirchenjahr feiern wir diesen Monat Ostern. Es ist ein WEMF Fest mit dem dramatischen Intro, das mit dem Karfreitag Beglaubigte Auflage 3300 Magnet online dunkel endet. Im Theater oder im Kino wäre dann wohl Zeit www.magnet.jetzt für die Pause. Und nach dem Cüpli oder dem Mineral geht es weiter mit der seltsamen Entdeckung des leeren Grabes, der Verwirrung und der Erscheinung Jesu. Man traut den Augen nicht. Und man tut gut daran. Das war schon in den frühen Tagen der Christen ein Problem. Wer hat was gesehen? Mit der Schrift und später dem Druck ist etwas in die Welt gekommen, das unsere Wahrnehmung elementar (Luhmann sagt katastro- phal) verändert hat. Das Hörensagen der Rede, welches feine Ohren benötigt, ist dem gedruckten «toten» Buchstaben gewichen, der gesehen wird und von daher wichtig, ja gar heilig wird, wenn es um religiöse Schriften geht. Die Welt ist Klang – lange bevor sie Text wird. Melodien machen, dass wir vertrauensvoll oder ängstlich werden. Machen Sie diese Ostern mal bewusst etwas mit Musik. Wählen Sie Musik für den Karfreitag, für den Samstag und für den Oster- sonntag. Von Klassik über Popmusik bis Volksmusik – alles ist erlaubt. Geben Sie sich was auf die Ohren und achten Sie, was mit Ihnen geschieht. Frohe Ostern wünscht Ihnen! Titelbild: Stimmungsmacher Musik. Bild: Jonathan Németh 3 MAGNET Nr.4/2021
Thema Die Bedeutung von Klang Was wäre eine Alpfahrt ohne Schellen, Chlausen Was ist es denn, was uns im Klang so tief berührt ohne Rollen, ein Naturjodel ohne klangvolles Grad- und über uns hinausführt? häbe und eine Streichmusik ohne Hackbrett? Wenn Klang ist Schwingung, die wir mit dem ganzen Körper wir uns diese Fragen stellen, wird uns bewusst: Der aufnehmen – wir hören mit Ohren, Haut und Knochen. Klang ist die Basis der Alpkultur, beidseits des Sän- Und wenn wir bedenken, dass wir aus 86 % Wasser be- tis, im Appenzellerland und im Toggenburg! Oder wie stehen, können wir uns kaum vorstellen, was die es Hansruedi Ammann im Film «Johle und Werche» Schwingungen des Klangs mit dem flüssigen Teil unse- von Thomas Lüchinger sagt: «En Alp ohni Schelle isch res Körpers macht. Die Schwingungs-Energie des Klangs doch tot!» erreicht uns bis in unsere Zellen und lässt uns spüren, dass wir mit Allem verbunden sind; Klang lässt uns die Die Bedeutung von Klang in der Alpkultur tiefe Bedeutung von «religio» – verbunden sein – kör- Von der sennischen Stimme eines Zäuerlis bis zum perlich erfahren. Klang von Schellen, Rollen und Talerbecken sind im- Und aus diesem Grund sind Kirchen Klangräume! mer viele Obertöne, auch Naturtöne genannt, im Spiel. Jede Jodlerin und jeder Sänger, jede Musikerin und je- Und es sind diese vielen Teiltöne über dem Grundton, der Musiker wird Ihnen bestätigen, dass ihre Stimme, die Hühnerhaut bewirken und «s’Wasser i d’Auge ihr Instrument nirgends so wunderbar klingt, wie in triebt». Schellen und Rollen werden vermessingt, Taler- einer Kirche von Grubenmann oder einem anderen becken im Feuer gebrannt; und das Hackbrett hat fünf genialen Architekten oder Baumeister. Im Grunde ge- Saiten für einen Ton, damit möglichst viel Reibung, viel nommen könnte man sagen: In einem akustisch gut Interferenz (wie die Akustiker sagen) erzeugt wird: gebauten Raum begegnet der Klang sich selbst – und Obertöne, Naturtöne machen den Klang des Grund- diese Begegnung erzeugt Resonanz – Antwort! tons farbig und intensiv. Und das ist das, was wir an «sennischen» Stimmen, am Singen der Schellen und Die universelle Bedeutung von Klang am obertonreichen, ja silbrigen Klang des Hackbretts Damit sind wir bei der Grundfrage: Was ist denn so lieben! Klang – was ist dieses Phänomen, das Hühnerhaut erzeugt, Tränen fliessen und uns Raum und Zeit verges- Die Bedeutung von Klang in allen Religionen sen lässt? Der erste Mensch im abendländischen Kul- Was wäre ein Gottesdienst ohne Orgel, ein Feuerritual turkreis, der diese Frage gründlich studiert und beant- ohne Gong, was wäre eine Meditation ohne Klangscha- wortet hat, ist Pythagoras, der griechische Mathemati- len. Diese Fragen machen uns bewusst, dass Klang in ker und Philosoph. «Ja klar, das ist der mit dem Hypo- allen Religionen rund um die Erde, vom Schamanismus tenusen-Quadrat», höre ich Sie sagen. Und in der Tat, bis zu den Hochreligionen, eine zentrale Rolle spielt. Pythagoras hat Dreiecksberechnungen und viele an- Auch dort sind Tränen und Hühnerhaut im Spiel, ja dere Formeln der Geometrie erfunden. Da war er dort führt uns Klang gar über den Käfig unseres Den- Mathematiker und brauchte seine rationale und be- kens hinaus. Plötzlich fühlen wir uns mit allen und al- rechnende Hirnhälfte. Aber im Unterschied zu vielen lem verbunden – die duale Welt von Rechthaben. Dog- Forschern unserer Zeit, nutzte er auch seine intuitive men und Streit wird transparent, in Gnadenmomenten Seite und beschrieb das, was er im Weltall hörte, als sogar transzendent. Sphärenmusik! Was er intuitiv hörte, untersuchte er dann wieder mit seiner rationalen Hälfte, baute sich ein Monochord mit verschiebbaren Stegen und fand so das Gesetz der Natur- oder Obertonreihe. Indem er die gehörte Musik auf seinem Instrument nach Tonhöhen ordnete, fand er eine ganzzahlige Reihe von Proportionen, die die Struk- tur des Klangs ausmachen: Oktave, Quinte, Quarte, ver- schiedene Terzen, verschiedene Ganztöne, Halbtöne und immer kleinere Intervalle, nie endend! Dieses Ge- setz, das Pythagoras fand ist ein Grundgesetz, eine Ma- trix in Formen, die wir mit den Ohren hören und mit Hören – den Augen sehen. Was diesen Proportionen entspricht, entdecken – zum Klingen empfinden wir als schön und trifft uns in unseren tiefs- bringen. ten Schichten. So begegnen sich nicht nur Kirchen- Quelle: pr räume, Kristalle, Blütenstände, Blattformen, subato- MAGNET Nr.4/2021 4
Thema Wir klingen – sind Instru- ment. Quelle: pr mare Strukturen und Spiralnebel des Universums im Ebenfalls kein Thema war im Musik-Studium das Phä- Klang sich selbst – sondern auch wir spüren intuitiv, nomen der Stille. Die Pause, das war die Abwesenheit dass uns Klang mit den Tiefen der Schöpfung verbindet! von Musik. Aber in den Pausen von Pablo Casals, wenn er die Cellosolo-Suiten von Bach spielte, und in den Klang und Stille ein- und ausschwingenden Tönen der Trompete von Farben entstehen aus Interferenzen, Brechungen des Miles Davis hörte ich schon zu dieser Zeit mehr. Das Lichtes. Wir erleben das im Regenbogen immer wieder heisst mehr, als das was uns gelehrt wurde – aber auch ganz neu und wunderbar. Klang entsteht aus der Bre- die Erfahrung, dass in der Pause in der Stille ein chung der Stille. Oder anders gesagt: Klang kommt aus «Mehr» spürbar ist. Die Stille ist das Potential – oder der Stille und kehrt zur Stille zurück. das Meer der Möglichkeiten, wie es in der Quanten- In meiner Ausbildung 1968 bis 1973 am Konserva- physik heisst. torium Zürich war Klang kein Thema. In Prüfungsdikta- Ein Buch von Zen-Meister Niklaus Brantschen trägt ten wurden wir mit Melodien, Akkordfolgen und Rhyth- den genialen Titel «Mehr als alles». Das ist es doch, men getestet. Melodie, Harmonie und Rhythmus – was die Not unserer Zeit braucht: Das Mehr im Weni- das waren die drei Parameter aus denen Musik «ge- ger entdecken – statt versuchen im immer Mehr glück- macht» ist. Klang – das war die Auswahl der Instru- lich zu werden. Und so wird Musik, werden Klang und mente und Stimmen: die eher obertonarme Blockflöte Stille – vom obertonreichen Klang der Schellen bis zum oder der obertonreiche und darum farbige Klang der Verklingen eines Zäuerlis zu Lehrmeisterinnen, die uns Oboe, der reine Klang einer klassischen Stimme oder nicht nur in unseren tiefsten Schichten berühren, son- der erdige Groove einer Bluessängerin. Erst im letzten dern die uns das zeigen und erfahrbar machen, was in Semester kam der zeitgenössische Komponist Karl unserer Zeit das Aller-Notwendigste ist: Entdecken wir Heinz Stockhausen für ein wöchiges Seminar und liess das Mehr im Weniger! uns mit Klängen – ganz ohne Melodie, Rhythmus oder Peter Roth, Musiker und Komponist Harmoniefolge – komponieren. Diese Woche mit Stockhausen hat mir die geistige Dimension des Klangs erschlossen und mir war klar: Was bis heute in Wirtschaft und Forschung gilt, gilt auch in der Musiktheorie: Was quantitativ erfassbar ist, Vom Lesen zum Sehen und Hören gilt als interessant – was qualitativ erfahrbar ist, wird ignoriert. Wir erleben genau jetzt eine Zeit, in der die- Auf magnet.jetzt warten 12 Folgen unter dem ses seit Galileo Galilei gültige Paradigma in Frage ge- Titel «Vom Zauberklang der Dinge» auf Sie! stellt und die Vorherrschaft von Messbarkeit und Kon- Viel Vergnügen! trolle gestürzt wird! 5 MAGNET Nr.4/2021
Thema Wenn’s groovt im Gottesdienst Haben Sie es auch schon erlebt? Auf der hölzernen Kirchenbank sitzend bemühen Sie sich, der Predigt Zur Information: und deren Auslegung zu folgen. Anschliessend Der Chor Gospel im Centrum präsentiert am Os- stimmt die Organistin ein Lied an, welches Sie noch tersonntag, 4. April 2021 um 10.00 Uhr in der nie zuvor gehört haben. Der Text des Liedes scheint Kirche St. Georgen sein Online-Projekt. Die Solis- gut zur Predigt zu passen, aber – die Melodie ist für tin Ramona Künzli singt, begleitet von Andreas einen Laiensänger eine Zumutung. Hausammann am Klavier, live im Gottesdienst und der Chor wird digital dazugeschaltet. Weitere Sie versuchen mit den anderen Gottesdienstbesuchern Informationen unter: www.ref-sgc.ch Text und Melodie so gut als möglich zusammenzubrin- gen, aber es scheint niemandem so recht zu gelingen. Aus welchem Grund auch immer Sie den Gottesdienst vom Text her einmal nicht ganz genau passe. Es sei oft besucht haben, Sie werden die Kirche vermutlich nicht wertvoller, wenn das ungefähr der Fall sei, die Besu- gestärkt verlassen. cher das Lied dafür kennen und gut mitsingen können. Den Finger am Puls der Zeit Beobachtet man Gottesdienste in Freikirchen, fällt auf, dass dort vor vollen Kirchenbänken frisch von der Leber weg alles gesungen wird, was Freude macht. Vor rund 50 Jahren, als die Popularmusik in den Freikirchen hier- zulande Einzug hielt, war deren Musik viel weniger pro- fessionalisiert, erklärt Hausammann dieses Phänomen. Wenn ein Gemeindemitglied Gitarre oder Klavier spie- len konnte, begleitete es damit den Kirchengesang. Die daraus entstandenen Bands wurden immer professionel- ler und spielen und singen, was aktuell bewegt und was die Leute anspricht. Die Freikirchen haben damals wie heute den Finger am Puls der Zeit und lassen sich nicht von Spezialisten bevormunden, ist Hausammann über- zeugt. Das findet zum Teil auch in reformierten Gottes- diensten statt, aber eben viel weniger. Eine Balance zu finden zwischen populärer und traditioneller Kirchen- musik, ist nicht ganz einfach. Hausammann regt an, he- rauszufinden einerseits, welche musikalischen Bedürf- nisse die Besucher der Gottesdienste haben und ande- rerseits, welche Musiker in der Gemeinde wohnen. Auch diese können das Gemeindeleben musikalisch ent- Für Andreas Synchronisiertes Atmen und Singen stärkt wickeln, tragen viel zur Abwechslung bei und können Hausammann, Andreas Hausammann, Beauftragter für Popularmusik der Gemeinde allenfalls ein Profil geben. Beauftragter der Landeskirche St. Gallen, Schulleiter der evang. Kir- für populäre chenmusikschule St. Gallen und Co-Leiter des Chors Teil der Gemeinschaft Musik der evang.-ref. Gospel im Centrum ebenfalls in St.Gallen, kennt das Schön ist es, wenn Musik im Gottesdienst berührt, Kirche des Problem. Er plädiert dafür, ein breit abgestütztes und eine emotionale Wirkung hat. Für mich ist das dann Kantons überschaubares Repertoire an Kirchenlieder zu nutzen. der Fall, wenn ich ohne grosse Anstrengung mitsingen St. Gallen, ist Dabei gilt ganz einfach: «Die Besucher müssen einen und ich mich im Gesang als Teil einer Gemeinschaft es wichtig, dass die Grossteil der gesungenen Lieder soweit wie möglich spüren kann. Egal, ob es ein grooviger Gospel ist, ein Gottesdienst- kennen». Durch das gemeinsame Singen und gemein- traditionelles Lied aus dem Kirchengesangbuch oder besucher die same Atmen treten die Singenden miteinander in Ver- ein wunderschönes, klassisches Osteroratorium. Für gesungenen bindung, und dieses Gemeinschaftserlebnis habe eine letzteres wäre dann aber doch ein sehr grosser Auf- Lieder kennen. stärkende Wirkung, erklärt Hausammann. Die Musik wand nötig, wohingegen bei einem Gospel oder einem Quelle: Dirk Weinert gebe dem Text eine andere Tiefe, wobei er die Musik anderen aktuellen populären Song die Mitsinghürde nicht nur als Förderband des Textes verstanden haben viel niedriger ist. will. Dabei sei es auch nicht so tragisch, wenn das Lied Karin Steffen MAGNET Nr.4/2021 6
Thema Abschiedsklänge Es ist ruhig geworden in den letzten Monaten. Weder Konzerte noch Openairs, Chorproben oder Gesangs- feste, keine Weihnachstlieder und Chlausezäuerli. Auch Gottesdienste, Taufen und Abdankungen – pan- demiebedingt teilweise nur im Familienkreis oder mit wenigen Gästen – dürfen nur instrumental oder durch Solosängerinnen und -sänger bereichert wer- den. Ein zusätzlicher schmerzhafter Verlust in einer Zeit mit vielen Einschränkungen. Aus meiner Zeit als Kirchenmessmerin sind mir un- zählige Abdankungsgottesdienste in Erinnerung ge- blieben. Stets schien es mir, als würde sich bei diesen Feiern ein Kreis schliessen, Anfang und Ende sich auf tröstliche Weise verbinden. Trotz der Schwere des Ab- Evang. Kirche schieds war es wertvoll, sich gemeinsam an einen Gais, eine von Elisabeth Menschen erinnern, zusammen mit Angehörigen und Sagers häufig Freunden und Bekannten zu trauern, in manchem Le- gespielten benslauf ganz unbekannte Facetten eines Menschenle- Orgeln. bens zu erfahren, manchmal auch zu lächeln oder zu Quelle: jh staunen. Und immer wieder war es schön, Trost in der Musik zu finden, Verbundenheit im gemeinsamen Sin- lüpfige Stücke, die dem Verstorbenen zu Lebzeiten gen zu spüren. Freude machten. Diesen Wunsch erfüllt Elisabeth Sager gerne, auch wenn sie betont, dass für sie die Musik von Musik berührt, verbindet, tröstet Johann Sebastian Bach noch immer etwas vom Schöns- «So nimm denn meine Hände und führe mich» sowie ten ist. Manchmal bedauert sie, dadurch ein wenig in «Grosser Gott, wir loben dich» waren jahrelang wohl die Kategorie «volkstümliche Organistin» eingeteilt die meistgesungenen Lieder bei Trauerfeiern. Kaum worden zu sein. Allerdings würde sie niemals ausser- jemand, der nicht mitsingen konnte und dadurch ein halb unseres Kantons Appenzellermusik spielen, auch Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Hoffnung wenn der Wunsch gelegentlich geäussert wird. Für sie spürte. Besonders bei jung Verstorbenen wünschten gehört diese Musik untrennbar in unsere Gegend und sich die Angehörigen oft, an der Abschiedsfeier einen zu unseren Leuten. Lieblingssong ihres Kindes abspielen zu dürfen, was besonders bewegend war. «Tears In Heaven» von Eric Wir brauchen Worte und Musik Clapton werde ich nie mehr hören können, ohne an Nicht immer fällt es der Organistin leicht, Abdankun- unglaublich traurige Abschiedsgottesdienste erinnert gen mit ihrem Orgelspiel zu begleiten. Meist kennt sie zu werden. In unserer Gegend haben traditionelle die Verstorbenen und manchmal ist die eigene Trauer Klänge einen grossen Stellenwert. Ob Hackbrettklänge so gross, dass ihr das Musizieren schwerfällt. Die Ant- oder Zäuerli, sie berühren uns bei freudigen und trau- wort auf meine Frage, was ihre Musik den Trauerfami- rigen Anlässen. lien bedeutet, fällt Elisabeth Sager schwer. Sie hat sich gelegentlich auch überlegt, ob es richtig ist, die Lieb- Appenzellerklänge an der Orgel lingsmusik der Verstorbenen zu spielen, oder ob nicht Die Organistin Elisabeth Sager aus Bühler begann vor eher Klänge angebracht wären, welche den Hinterblie- vielen Jahren, Zäuerli sowie traditionelle Polkas und benen gefallen. Doch während die Organistin meist auf Wälzerli zu sammeln. Das eindrückliche Kircheninstru- der Empore oder im Chor der Kirche an der Orgel sitzt, ment gibt den Klängen eine ganz besondere Ausstrah- sehen und spüren Pfarrpersonen und Messmerinnen lung, Tiefe und Wärme. Schon vor vielen Jahren began- die Atmosphäre in der Kirche unmittelbar. Oft sah ich nen Trauerfamilien, von der Organistin neben Kirchen- während Orgelzäuerli, Hackbrettklängen oder dem Ge- musik auch Schlager, Wienerwalzer, Orgelzäuerli und sang von Jodelchören auch bei gestandenen Männern volkstümliche Klänge zu wünschen, um von ihren An- Tränen fliessen. Und wenn das Ausgangsspiel mit be- gehörigen Abschied zu nehmen. Manche Familien schwingten Klängen endete, verliessen viele die Kir- bitten in den letzten Jahren darum, nicht nur melan- che mit einem hoffnungsvollen Leuchten in den Augen. cholische Musik zu spielen, sondern auch fröhliche, Judith Husistein 7 MAGNET Nr.4/2021
Thema Die Welt ist Klang Ich liege auf einer frühlingshaften Bergwiese im Tes- und Kartoffeln, tatsächlich je Schwingungen erzeugen, sin während einer Landschulwoche. Inmitten der Grä- die im Zusammenklang eine Disharmonie bilden. Und ser liegend höre ich nur das Summen der Insekten, offensichtlich nehmen Pflanzen nicht nur die Schwin- kein Rauschen aus der Zivilisation erreicht mein Ohr gungen der Nachbarpflanzen wahr, sondern sie wach- und ich bekomme eine erste Ahnung davon, dass die sen auch auf Musikquellen zu, die ihnen gefallen oder Welt Klang ist. Ein Klang, der aus der Stille geboren umgekehrt davon weg bei Missfallen. Die Schöpfung wird. sucht offensichtlich nach Harmonie. Auf das Wissen von griechischen Philosophen wie Klang bedeutet Schwingung. Wenn ich die Saite eines Pythagoras hat im 16. Jahrhundert der Astronom Jo- Klaviers anschlage, dann erzeugt ihre Schwingung den hann Kepler zurückgegriffen und heutigentags Joachim Ton, der an mein Ohr dringt. Alles, was uns umgibt, Ernst Berendt und Hans Cousto, indem sie anhand der besteht aus Schwingung, auch wenn wir sie nicht im- Umlaufbahnen die Klänge der Planeten erforschten. mer wahrnehmen können. Elektronen, Neutronen Faszinierend ist auch da wieder die Harmonie des Zu- und Protonen schwingen um den Atomkern. Unser sammenklangs. Ich hatte diese Zusammenklänge selbst Ohr hört nur bestimmte Frequenzen, diejenigen, die einmal in der Klangwelt Toggenburg gehört, als wir mithilfe von verschiedenen Monochorden, die wir je auf eine der Frequenzen einstimmten, die Planeten un- seres Sonnensystems zum Klingen brachten. Klang steht am Anfang der Schöpfung. Am Anfang war das Wort – der logos, heisst es zu Beginn des Jo- hannesevangeliums. Ein Wort erzeugt Klang, ist hörbar. Und auch im mythischen ersten Schöpfungsbericht ist es die Stimme Gottes, die erschafft. Als wäre da bereits eine Ahnung dessen, dass das Universum tatsächlich mittels eines Klangs entstanden ist, oder vielmehr ei- nes Knalls, des Urknalls, dessen Gravitationswellen scheinbar mittels Radioteleskopen von Astrophysikern 2014 indirekt nachgewiesen werden konnten. Das al- lerdings gehört zu den Dingen, die mein kleiner Ver- stand kaum fassen kann. Auch zu Beginn des menschlichen Lebens steht das Organ, das uns das Hören ermöglicht. Bereits nach 10 Tagen beginnt die Ausbildung des Gehörorgans und mit gut 4 Monaten hört das Baby. Das Innenohr ist da be- reits mit seiner vollen Grösse ausgebildet und wächst nicht mehr, als einziges Organ. Es vernimmt den Herz- schlag seiner Mutter, hört die Geräusche ihrer Organe, und es hört ebenso, wie sie spricht und Geräusche der Umgebung. Wenn Babys in einem anderen Sprachraum zur Welt kommen als den, den sie in ihrer Schwanger- schaft erlebten, reagieren sie irritiert auf das Unver- traute. Und auch sie mögen keine Dissonanzen. Ich erinnere mich gut daran, dass ich einmal als werdende Mutter ein Orgelkonzert mit einer sehr modernen und daher dissonanten Einspielung verlassen musste, da Alles ist zu tief oder zu hoch sind für unser Hörorgan, resp. zu mein Sohn in meinem Bauch mir sehr deutlich zu ver- Schwingung – langsam oder zu schnell schwingen oder zu leise hören stehen gab, dass ihm dies nicht gefiele. wie Wellen im wir nicht. Es ist der Forschung gelungen, z.B. die Das Gehör ist aber auch der letzte Sinn, den wir ver- Wasser halten sie zusammen Schwingungen von Pflanzen mittels grosser Verstär- lieren, wenn wir aus dieser Welt gehen. Wenn wir und breiten kung hörbar zu machen. Auch die Frühlingswiese, in nicht mehr sehen, riechen, schmecken, oder sogar spü- sich aus. der ich lag, war also von für mein Ohr nicht wahr- ren können, so hören wir noch immer. Bei Sterbenden Quelle: as nehmbarer Schwingung erfüllt. Man weiss mittler- auf Intensivstationen habe ich dies immer wieder ein- weile, dass Pflanzen, die sich nicht mögen, z.B. Erbsen drücklich auf den Bildschirmen, die die Parameter MAGNET Nr.4/2021 8
Thema messen, erlebt, auf welchen sichtbar wurde, dass sie auf Gehörtes wahrnehmbar reagierten. Entsprechend flüstern Muslime die Schachada, das muslimische Glaubensbekenntnis, dem neugeborenen Baby ins Ohr und ebenso dem Sterbenden, damit dieses das Erste und das Letzte ist, was der glaubende Muslim hört. Unser Ohr ist sehr viel genauer als unser Auge. Wenn wir mit dem Auge bei einer Saite abschätzen sollen, wo ihre Mitte liegt, verschätzen wir uns oft ziemlich. Tun wir dasselbe mit verbundenen Augen und gehen nach dem Gehör, da die Mitte eine Oktave höher schwingt, messen wir millimetergenau. Auch gibt es Menschen, die ein absolutes Gehör haben, die genau sagen kön- nen, auf welcher Frequenz ein Ton schwingt. Ein abso- lutes Auge, das bestimmen kann, in welchem Wellen- längenbereich eine Farbe schwingt, gibt es nicht. Das Auge täuscht uns, das Ohr nicht. Ob dies wohl mit ein Grund ist für die Verführbarkeit der heutigen Fake- news? In der heutigen Welt dominiert das Auge in hohem Mass. Das Auge führt mich in die äussere Welt, indem es mir diese abbildet und mich mit meiner Wahrneh- mung auch zum Angeschauten führt. Das Ohr jedoch führt mich nach innen, in meine Tiefe, in mein Sein, in meine Ursprünge. Auch die Wirkungen von Musik bis hin zu Musiktherapie machen dies deutlich. Da werden wir in den Tiefen unseres Seins angesprochen und berührt, da werden Schichten erreicht, die norma- lerweise nicht zugänglich sind. Auch Religion klingt. Das Schofarhorn im Judentum, das z.B. am Ende des Jom Kippur, des Versöhnungsta- ges, geblasen wird. Im Christentum gehören Kirchen- glocken zum religiösen Klang, im Islam ist es der ge- sungene Gebetsruf des Muezzins. Und ich erinnere mich an ein Erlebnis als junge Frau mit einem hinduis- tischen Gamelanorchester, das nachts zu einer Zeremo- nie erklang. Ich geriet in einen leicht tranceähnlichen jährlich im Allerheiligsten durch den Hohepriester am Klangschalen – Zustand und hatte keine Mühe, die ganze Nacht zu Versöhnungstag. Gottes Name ist wie der Klang der obertonig, lauschen. Eine frühe Erfahrung, wie Musik unsere Stille, wie der verwehende Windhauch des Elia auf kraftvoll, wirksam. Herzfrequenz und Gehirnströme beeinflussen kann. dem Berg Horeb. Nicht im Lärm und Krachen und Be- Quelle: as Unser Gebetbuch der Bibel, die Psalmen, ist eine ben war Gott zu finden, sondern im Klang des ver- Sammlung von Liedern. Von Engeln wird immer wie- schwebenden Windhauchs. der gesagt, sie würden singen, Musik als etwas Himm- All unser Klang wird letztlich aus der Stille geboren lisches. Das Halleluja ist ein gesungener Gebetsruf. Im- und führt in seinem Verklingen wieder in sie zurück. mer wieder werden wir in der Bibel aufgefordert zu Ohne Stille, ohne Pausen, könnten wir keine Musik hören. Und Gott wird als Er-Hörender geschildert. Das vernehmen. Der experimentelle Musiker John Cage jüdische Glaubensbekenntnis beginnt denn auch nicht schuf das Stück 4’33’’, ein Stück, das aus kompletter mit einer Aufforderung zum Sehen, sondern zum Hö- Stille besteht und damit zum Nachdenken über das We- ren: «Schma Israel, Adonai Eloheinu – Höre Israel, sen von Musik, Klang und Stille geführt hat. In dieser Adonai ist unser Gott.» Der eigentliche Name Gottes, Stille begegnen wir Gott, und Gott uns, und sind im JHWH geschrieben, wird nicht mehr ausgesprochen. Einklang mit uns und mit dem Klang des Universums. Als der Tempel noch existierte, geschah dies einmal Annette Spitzenberg 9 MAGNET Nr.4/2021
Thema Flottes im Hause Gottes Der Aufschwung der christlichen Pop- und Rockmusik Gibt es geeignete Popmusik für die Kirche? kam bei uns durch die «Jesus-People» Bewegung in Natürlich ist es schwierig, Hardrock in einer Kirche zu den siebziger Jahren von den USA her ins Rollen. Ei- spielen. Da dreht sich die Frage nach der geeigneten ner der Stars hiess damals Lary Norman, der mit sei- Popmusik für die Kirche in die Frage nach den geeig- nem Statement: «Warum soll der Teufel all die gute neten Kirchen(gebäude) für die Pop- und Rockmusik Musik haben!» einen grossen Einfluss auf die Integra- um. Die Akustik verlangt viel Fingerspitzengefühl, tion der Rock- und Popmusik in den Gemeinden hatte auch bei vollem Haus. Da herkömmliche Kirchen sel- und gleichzeitig die Abgrenzung klar definierte. ber bereits Klangkörper sind, die für Instrumentalmu- sik wie die Orgel, Streichquartette oder Orchester und In den liberalen Landeskirchen bei uns fand diese Mu- Einzelinstrumentalisten und -vokalisten sowie für sik kaum Anhänger, da sie inhaltlich scharf zwischen Chöre eine sehr gute Resonanz bieten, ist es mit der Gläubigen und Ungläubigen, Geretteten und Verlore- elektrisch verstärkten Musik nicht einfach, die richtige nen trennte. In den evangelikalen Freikirchen, wo Abstimmung zu finden. Hier leiden die Kirchen an der amerikanische Persönlichkeiten wie bspw. Billy Gra- historisch gegebenen Bausubstanz der Kirchengebäude. ham einen grossen Einfluss hatten, fand sie jedoch Freikirchen verfügen durch die oft mehrzweckartig ge- rasch ein junges Publikum, welches die Lieder über- bauten Begegnungszentren ganz klar über Vorteile. nahm und sie in die Gottesdienste einbaute. Deutsche Übersetzungen und bald auch eigenständige deutsche Christliche Popmusik Lieder mit poppigem und rockigem Sound folgten be- Sogenannt christliche Popmusik gibt es heute von Rap reits ab den späten sechziger Jahren. bis Heavy Metal. Neben den traditionellen missionari- schen Elementen haben sich die Aussagen jedoch viel- Gehört Pop- und Rockmusik in die Kirche? fach geweitet und bieten auch Raum für Alltägliches. In den Landeskirchen hört man nach wie vor wenig Während an den gängigen Rockfestivals heute ganz davon. Und dafür gibt es auch gewichtige Argumente. selbstverständlich ü60-Menschen anzutreffen sind, Muss in der Kirche das, was man sonst tagaus tagein die «Stars» sind ja schliesslich oftmals weit über 40 hört, auch nochmals gehört werden? Wenn Kirche et- oder gar 70, ist kirchlicherseits nicht viel auszuma- was mit dem gegenwärtigen Leben zu tun haben will, chen. Noch immer sitzt der Grossteil der Musik in den dann sollte sie sich öffnen und auch eine Plattform sein Freikirchen, wo teilweise hervorragende Arbeit geleis- für die Klänge und Inhalte von populärer Musik. In der tet wird. Labels und Anbieter von christlicher Popmu- Fülle des Angebots gibt es neben den Saisonhits und sik sind beispielsweise der Abakus Musik Verlag, der -stars auch immer wieder Perlen, die Menschen bewegt von Siegfried Fietz gegründet wurde. Fietz fand Auf- haben und immer noch bewegen. Der letzte Hit, der nahme in unser Kirchengesangbuch mit seiner verton- über Generationen und Landesgrenzen hinweg, die ten Version des Textes von Dietrich Bonhoeffer, «Von Menschen wörtlich in Bewegung brachte, hiess – oder guten Mächten treu und still umgeben». Wie der Pop- besser - heisst «Jerusalema». Der Song lag über 20 Wo- song Jerusalema thematisiert, ist die Hoffnung sicher chen auf dem ersten Platz der Schweizer Hitparade und nicht vergebens, dass auch in unseren Kirchen und während ich diesen Text hier verfasse, ist er immer Kirchgemeindehäusern poppige und rockige Songs üb- noch auf Platz 2 anzutreffen. In der Tradition des lich werden. Wer weiss, vielleicht kommt sogar mal christlichen Glaubens ist es ein Osterlied, ist doch der eine Band aus einem Kirchgemeindehauskeller in die Name «Jerusalem» unmittelbar mit der biblischen Pas- Hitparade? sionsgeschichte verknüpft. Heinz Mauch-Züger her stlic Mehr 2020 – z u chri inks ! etzt en L agnet.j Lobpreis mit e k t Veronika Loh- dir .m mit uf www mer & Band, r t i kel s a A t’ YouTube. Den usik gib p m Quelle: hmz Po MAGNET Nr.4/2021 10
Thema Bruchstücke zu Ostern Es waren die Frauen! Eine tibetische Parallele zum leeren Grab Die Evangelisten sind sich einig. Es waren Frauen, die Wikipedia weiss: Als höchstes Resultat der Verwirkli- als erste am Ostermorgen die Auferstehung Jesu be- chung der Lehren des Dzogchen im tibetischen Bud- zeugt haben. Bei Markus waren es drei: Maria Magda- dhismus gilt der sogenannte Regenbogenkörper, bei lena, Maria, die Mutter des Jakobus und Salome. Bei dem nach der Überlieferung ein verstorbener Dzog- Matthäus waren es zwei: Maria Magdalena und die chen-Meister seinen Körper über einen Zeitraum von andere Maria. Lukas erzählt von Frauen, die Jesus aus einer Woche in Lichterscheinungen als die Essenz der Galiläa gefolgt waren. Wieviele das waren, bleibt un- Elemente seines Körpers auflöst. Üblicherweise blei- klar. Mit Namen nennt er: Maria Magdalena, Johanna ben dabei nur Haare und Nägel als Überbleibsel zurück. und Maria, die Mutter von Jakobus. Und dann noch Verschiedene Meister verschiedener Traditionen sol- «die anderen mit ihnen.» Und bei Johannes war es nur len diese Art der Verwirklichung über Jahrhunderte Maria Magdalena. hinweg bis in das 20. Jahrhundert hinein demonstriert Wie viele Frauen auch immer am Ostermorgen haben. unterwegs waren: Gott sei Dank haben sie nicht ge- Quelle: sy schwiegen! * Wissen um das Sterben Raymond Moody ist in den 1970er-Jahren durch die Erforschung der Nah-Tod-Erlebnisse berühmt gewor- den. 2011 hat er ein Buch nachgelegt, in dem er be- richtet, was Angehörige von Sterbenden erleben. Dort zeigt er eindrucksvoll, wie sich im Moment des Ster- bens nicht nur für Sterbende ein Fenster in eine andere Dimension öffnet, sondern auch für ihre Angehörigen. Er berichtet von Lichterscheinungen, einem zarten Ne- bel, der den Körpern der Sterbenden entströmt. Und von bereits verstorbenen Angehörigen, die die Ster- benden abholen. Die Verklärungsgeschichte Jesu (Mt 17) beschreibt alle Aspekte einer geteilten Sterbe- betterfahrung. Er beschreibt auch, dass Menschen ungefähr neun Monate vor ihrem Tod wissen, ahnen, spüren, dass ihre Zeit abläuft. Jesus kündigt in den Evangelien drei mal an, dass er in Jerusalem sterben wird. Das Grab war leer Die Frauen fanden das Grab leer. Jesus selbst sahen sie * im Grab nicht. Wohl aber Lichterscheinungen. Bei Markus einen Jüngling mit weissem Gewand. Bei Mat- Der Sterbeprozess und die kirchlichen Feste thäus den Engel des Herrn. Lukas erzählt von zwei Es dauert drei Tage, bis sich die Seele vom Körper löst: Männern in glänzenden Kleidern. Johannes erzählt et- Karfreitag bis Ostern. Danach ist die Seele/Energie/ was komplexer. Maria Magdalena sieht zunächst, dass Aura eines Menschen 40 Tage auf der Erde unterwegs, der Stein vom Grab weggerollt war. Dann läuft sie zu noch erdverbunden, und erscheint als Lichtwesen im- Petrus und dem Jünger, den Jesus geliebt hatte, und mer wieder mal anderen Menschen, die manchmal erzählt, was sie vorgefunden hat. Die Männer laufen Mühe haben, ihn zu erkennen. Und die dann, nach- zum Grab, der Jünger ohne Namen ist schneller als Pe- dem sie das Lichtwesen erkannt haben, sich so wie trus. Dieser bleibt vor dem Grab stehen, Petrus geht Maria Magdalena sagen lassen müssen: «Halte mich hinein. Sie sehen Jesus nicht. nicht fest!» (Joh 20, 17): Ostern bis Pfingsten. Wir tau- Als die Männer wieder weg sind, geht auch Maria chen ein in die Orte und Zeiten übersteigender Ge- Magdalena ins Grab. Sie sieht dort zwei Engel in wei- meinschaft der Heiligen. Und nach weiteren 10 Tagen ssen Gewändern sitzen. Der eine am Kopfende, der wechseln wir das Frequenzband vollständig, alles ist andere am Fussende. Als sie sich umdreht, sieht sie weg und gelöst: Die Himmel- oder Auffahrt. auch Jesus, erkennt ihn aber nicht. Sie hält ihn für ei- Lars Syring nen Gärtner. Als Jesus sie mit ihrem Namen anspricht, erkennt sie ihn. «Ich habe den Herrn gesehen», sagt sie. 11 MAGNET Nr.4/2021
Weitblick Wie hast du’s mit der Auferstehung? Persönliche Antworten von Hajes Wagner und Martina Tapernoux – Pfarrteam Heiden. Glaubst du an die Auferstehung? erstehung zu erfassen. Wenn sie «nur» geistig stattge- Hajes: Ja, sie ist mir so wichtig wie nur weniges sonst funden hätte, wäre sie eher denkbar. Für mich ist und in meinem Glauben. Wo’s kein neues Auferstehen gibt, bleibt die Auferstehung ein Geheimnis. Menschen ent- wird das Leben hoffnungslos. Aber ich wehre mich ge- wickeln in schwierigen Situationen häufig eine grosse gen die Vorstellung, dass die Auferstehung nur die To- Stärke. Woher die Kraft kommt, ist schwer zu sagen. ten betrifft. Aufstehen nach Niederlagen, Aufstehen Ich glaube, dass in schweren Momenten die Verbin- von allem, was uns niederdrückt, aufstehen nach trau- dung mit Christus besonders stark ist. Selber erkennt rigen Schicksalsschlägen, neu aufstehen zu einem Le- man das häufig erst im Nachhinein. Als Auferstandene. ben, das diesen Namen verdient: Das ist für mich mehr als nur eine vage Hoffnung, es ist eine alltägliche Rea- Hajes: Körper oder Geist, das ist eine ungute Alterna- lität. Diese Realität nährt den Glauben und die Hoff- tive. Für die Bibel gehören Körper und Seele zusam- nung, dass das Leben auch nach dem Tod himmlisch men. Der Mensch hat nicht einen Körper, er hat nicht erneuert wird. eine Seele: er ist Körper, er ist Seele. Beides ist er ganz. Ich würde sagen: Auferstehung betrifft den ganzen Martina: Ich schliesse mich deiner Meinung an. Mir ist Menschen. Mit Haut und Haar und Geist und Seele. die Auferstehung auch sehr wichtig. Aber ich glaube auch an den Karfreitag. Zur Auferstehung gehört er – Das leere Grab: war das wirklich so? leider – dazu. Vor der Auferstehung kommen Trauer, Hajes: Ich möchte es so sagen: Es war nicht so, es ist Ohnmacht, Angst, Schmerz, Einsamkeit. Ich beo- so. Wenn wir heute meistens nur noch die Asche be- bachte, dass Leid immer wieder relativiert wird. Mit graben, so zeigen wir damit: wir glauben nicht daran, Sätzen wie: «Er war doch schon alt und wäre sowieso dass die Verstorbenen in den Gräbern wohnen. Unsere bald gestorben.» Oder: «Die Medizin ist heute so weit, Gräber sind leer. Ich finde es wunderschön, am Oster- dass bestimmt eine Lösung gefunden wird.» Wahr- morgen auf dem Friedhof daran zu denken. Wir müs- scheinlich sind solche Sätze gut gemeint. Sie sollten sen uns von der Vergangenheit trennen, wenn wir trösten. Aber sie nehmen das Leid nicht ernst. Und neue Zukunft wollen. damit verletzen sie. Also: Ich glaube an die Karfreitage im Leben. Sie müssen durchlebt und durchlitten wer- Martina: Zuerst haben Frauen das leere Grab entdeckt. den, damit kleine und grosse Auferstehungen stattfin- Sie sind furchtbar erschrocken. Nie im Leben wären den. In dieser und in der himmlischen Welt. sie auf die Idee gekommen, dass Christus auferstanden ist. Sie dachten eher, der Leichnam wäre gestohlen Auferstehung: Körperlich oder geistig? worden. Dieser Schreck dünkt mich so authentisch, Martina: In dieser Unterscheidung steckt der Versuch, dass ich keinen Grund sehe, daran zu zweifeln. mit heutigem wissenschaftlichem Denken die Auf- Quelle: hw/mt MAGNET Nr.4/2021 12
Weitblick KiK-Sommerlager 2021 10. bis 17. Juli 2021 Lager und Lagerleitung Kosten? Anmeldung Ferienheim Lasaris, CHF 200.– für das erste Kind. Für je- Für das Lager ab sofort an: 7243 Pany/Graubünden des weitere Kind CHF 170.– inklusive Leitung: Gaby Bürgi Gsell und Christian Reise. Fachstelle Kinder Jugend Familie Gsell, Herisau Gaby Bürgi Gsell, Oberdorfstrasse 49, Wenn es Ihnen aus finanziellen Grün- 9100 Herisau Wer kann mitkommen? den nicht möglich ist, für den vollen T 071 277 54 21 (nur für Rückfragen) Alle Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren. Lagerpreis aufzukommen, können Sie Mail: gaby.buergi@ref-arai.ch In das Lager können max. 42 Kinder es bei der Anmeldung vermerken oder aufgenommen werden. Sie nehmen mit mir Kontakt auf. Die Anmeldungen werden nach Ein- gangsdatum berücksichtigt! Falls vom Bund eine Durchführung aufgrund der Corona-Krise nicht mög- lich ist, werden wir uns umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen. Die nötigen Informationen zum Lager werden Mitte Juni zugestellt. Unterstützt und verantwortet Unterstützt und verantwortet wird das Angebot von der Kommission «Kinder Jugend Familie» der evangelisch-refor- mierten Landeskirche beider Appenzell. Gottesdienste digital und audio anschauen – anhören Die Kirchgemeinden unserer Landes- Aufzeichnungen gibt es bei folgenden kirche bieten aufgrund der besonderen Kirchgemeinden: Lage seit längerer Zeit zusätzlich Got- Appenzell, Bühler, Heiden, Herisau, tesdienste in digital- und audioform an. Hundwil, Rehetobel, Teufen Wir freuen uns, Ihnen diese neuen For- Neben den jeweiligen Webseiten der men auch auf der Website der Landes- Kirchgemeinden besteht auch ein Zu- kirche zugänglich zu machen. gang via ref-arai.ch 13 MAGNET Nr.4/2021
Weitblick Leser schreiben Windenergie im Appenzellerland Als Leser des kirchlichen Magazin WEA 1 (200 m Gesamthöhe) in 280 m fernung zu Boden fielen. Es gibt noch «Magnet», bin ich nebst all den christ- Distanz, südlich von unserem Haus und sehr viele weitere Kriterien gegen den lichen Artikel über soziale Gerechtig- WEA 2 westlich in 300 m Entfernung, Standort Honegg/Oberfeld. Tatsache keit, Anstand, Nächstenliebe und werden mit je 105 dB (dem Lärm einer ist, dass ein menschenwürdiges Leben menschenwürdiges Leben in allen grossen Benzin-Motorsäge unter Voll- in dieser Nähe zu solchen gigantischen seinen Variationen, auch auf den Arti- last) auf uns und unsere Nachbarn, hi- Industriebauten nicht mehr möglich kel von Herrn M. Ehrbar gestossen. nunterdröhnen. Das bei Tag und bei wäre! (Shoppingwochenende in New York), Nacht! Sonn- und Feiertags. Ein vor Eigentlich wollte ich mich kurz hal- Ausgabe März 2021. Dass der Artikel dem Haus fröhliches Zusammensitzen ten. Ab so viel scheinheiliger Ungerech- dazu benutzt wurde, um Werbung für wird so nicht mehr möglich sein! Eine tigkeit in einem kirchlichen Magazin, die Windenergieanlagen (WEA) Hon- von der EMPA (Eidgenössische Material- bin ich in Rage geraten. So dass ich egg / Oberfeld zu machen, ist für prüfungs-Anstalt) gemachten Studie noch ein paar Sätze anfügen muss. Hier mich schlicht weg nicht akzeptabel! über Lärmbelästigung von WEA kommt im Haggen, sind wir in einem Quell- (Die Volksabstimmung dazu ist ja in zum klaren Schluss; mindestens 450 m schutz-Gebiet (auf 1050 m.ü.M.). 50 m zwei Monaten). Aus diesem Grund Abstand zwischen WEA und bewohn- höher und wenige Meter neben besag- möchte ich Ihnen ein paar WENIGE tem Haus, um die gesetzlichen Lärm- tem Quellschutz-Gebiet, (im Quellein- Gedanken eines Anwohners der ge- schutz-Vorschriften einhalten zu kön- zugs-Gebiet) will die Appenzeller-Wind planten Windenergie Anlagen (WEA) nen! Bei zwei und mehr WEA 650 m. AG 200 m hohe WEA erstellen, die ent- auf Honegg / Oberfeld erklären. Einer der Gründe warum jedes Euro- sprechend tief verankert werden müs- päische Land, (ausser der Schweiz!) ei- sen. Die Gefahr die Quellen zu beschä- Erstens, wurde dasselbe Projekt am sel- nen Abstand von 700 bis 2000 m zwi- digen sind gross und real. Es geht hier ben Standort schon einmal, nach inten- schen den WEA und bewohntem Haus um 100 Millionen Liter sauber gefass- siver Prüfung durch die Kantone St. Gal- verlangt. Auch aus weiteren Sicher- tes Trinkwasser pro Jahr. Mehr als 1000 len, Appenzell Ausserrhoden, Appen- heitsgründen wie Infraschall oder Eis- Personen sind auf dieses Trinkwasser zell Innerrhoden und dem Land Vorarl- wurf. (Vereiste Rotorblätter die mit gros- angewiesen. In der heutigen Zeit sollte berg abgelehnt. Ebenso von den umlie- ser Wucht Eisbrocken 400 m weit weg- Trinkwasser unbedingt vor «noch mehr genden Gemeinden, diversen Organisa- schleudern). Oder auch der Schatten- Strom», «noch mehr Elektro-Luxus», tionen (wie Heimatschutz, Landschafts- wurf, der sich wie Dauerlärm schädi- «noch mehr Rendite» stehen! Es wur- Quelle: schutz, Bird Life etc. und den betroffe- gend auf die menschliche Gesundheit den schliesslich Investoren mit Ver- energieschweiz.ch nen Anwohnern. auswirkt. sprechen von 6 % Rendite geködert. In Das südlich von uns und unseren einer Zeit da Banken schon von minus Nachbarn gelegene WEA von 200 m Zinsen sprechen. Und jetzt muss das Gesamthöhe und einem Rotorblatt- Geld hereingebracht werden, Mensch Durchmesser von 127 m bedeckt bei hin oder her! den Umdrehungen seiner Rotorblätter Das Thema Energie, CO2, Erderwär- eine Fläche von 1,2 Hektaren! Bis sich mung, Trockenheit, Stürme, Wassernot die Sonne aus diesem Bereich entfernt, gleich ökologischer Fussabdruck, ist vergehen ca. 3 Stunden. mir wohl bekannt. Dass unter der neu- Weil das Windrad im Süden von un- en Energiewende-Euphorie, unbese- serem Haus, und den Häusern in der hen, an jedem beliebigen Ort, Windrä- Nachbarschaft steht, ist der Schatten- der aus dem Boden spriessen dürfen, schlag genau über die Mittagszeit am muss einer Vernunft und einem An- Schlimmsten. Ein Licht-Schatten-«Spiel» stand seinem Mitmenschen gegenüber im Sekundentakt. Was Verwirrungen weichen. Auch in der Schweiz braucht bis hin zu epileptischen Anfällen auslö- es eine Konzernverantwortungs-Initia- sen kann. Des Weiteren geschehen im- tive. (z.B. Windlobby die in meinem mer wieder Windrad-Unfälle durch Sinn lernen muss; «Abstand ist Anstand Stürme oder Blitzeinschlag und damit ist Sicherheit»). Und das nicht nur in verbundenen Bränden. Aber auch Corona-Zeiten, gilt auch auf der Auto- durch technisches Versagen. Nur durch bahn und dem Standort für Windräder! genügend Abstand (siehe Europäische Die Sicht auf Windenergie-Anlagen Abstände) kann menschliches Leid ver- muss unbedingt von beiden (allen) Sei- mieden werden. Ganze Anlagen sind ten betrachtet werden! schon umgestürzt, umgeknickt, haben Teile oder ganze 15 t schwere Rotorblät- Mit freundlichen Grüssen ter verloren. Die dann in 4500 m Ent- B. Urech, Oberegg MAGNET Nr.4/2021 14
Weitblick Leser schreiben Zu Mission – wie bitte, März 21 Gehet hin in alle Welt Menschen in Not auch offen sind für störung der Kultur kann keine Rede Im letzten Magnet habe ich den Artikel: unser Angebot, erfahren wir erst, wenn sein. Eines ist aber wichtig, Mission «Mission – wie bitte?» gelesen und mir wir uns mit ihrem Schicksal beschäfti- darf kein Zwang sein und sollte ohne darüber einige Gedanken gemacht. gen, Anteil nehmen und sie begleiten. Erwartung erfolgen. Manchem kann ich zustimmen, ande- res hat mich aufgewühlt. So ist diese Zerstörung der Kultur? Gottes Liebe weitergeben und jene Frage, Überlegung und Äusse- Zerstörung der Kultur bringen hingegen Die Botschaft, das Evangelium weiter- rung entstanden, die ich gerne zum Be- Organisationen, welche mit der Ro- geben, heisst für mich als erstes, Zeug- denken geben möchte. dung von Wäldern und Ausbeutung der nis sein mit dem eigenen Leben. Chris- Mission wirft auch für mich so man- Bodenschätze Einheimische für einen tus zeigt mir in seinem Wort, was er che Frage auf, was in den vergangenen geringen Lohn anheuern, mit dem Ver- damit meint. Ich durfte bei verschie- zweitausend Jahren geschehen ist, seit sprechen, einen Fernseher zu erhalten. denen Menschen, auch in meiner Fami- Jesus den Auftrag seinen Jüngern über- Diese indigenen Völker werden um ih- lie, erleben, was Gottes Liebe zustande geben hat. Es sind gute wie schlechte re Heimat, die lebenswichtige Land- bringen kann. Ich würde meinen, dass Beispiele gefolgt. wirtschaft und ihr kulturelles Leben ge- wir diese Botschaft weitergeben dürfen, Ich habe das Bedürfnis, vor allem das bracht. nicht nur in unserem Land. Dass dabei Gute hervorzuheben, da ich Menschen nicht immer alles hundertprozentig ge- kennen gelernt und an ihrem Wir- Ein Leben mit Gott lingt, ist menschlich. kungsort besucht habe, welche mit Mo- Seit ich Christ geworden bin, versuche Heinz Veser tivation und Berufung in ihrer Aufgabe ich Mitmenschen beizustehen. Ich erle- stehen. Seit Jahren verfolge ich Berich- be aber auch das Umgekehrte, dass Mit- Die Redaktion freut sich über Reaktionen te von Werken der katholischen und menschen mir beistehen. Dabei entde- von Leserinnen und Lesern. Die Veröffentli- protestantischen Kirche, in welchen cke ich, dass mir diese Kontakte gut tun. MitarbeiterInnen, z.B. in Peru, «mit Für einander da sein ist auch für mich chung der Zuschriften ist abhängig vom vor- den Indios unterwegs» sind. Im Vorder- ein wertvolles und lohnendes Ziel und handenen Platz. Anonyme Zuschriften wer- grund steht ihre Tätigkeit in der Hilfe ich bin bestrebt, dass es nicht Wunsch- den nicht veröffentlicht. Kürzungen bleiben zur Selbsthilfe, für das tägliche Brot, ih- denken bleibt. Ich habe festgestellt, der Redaktion vorbehalten Die Ansichten nen ein Menschen würdiges Leben zu dass Einsätze in irgendeinem Land, wo der Leserzuschriften müssen nicht mit den- ermöglichen. Ist das nicht Liebe deinen das Überleben ein Kampf ist, wertvolle jenigen der Redaktion übereinstimmen. Nächsten wie dich selbst? Ob diese Erfahrungen mit sich bringen; von Zer- Bodensee Friedensweg 21 Oberer Graben 42 | 9000 St.Gallen 071 220 81 80 | info@efh-sgapp.ch www.efh-sgapp.ch Abrüsten & Klima schützen IN NOTLAGEN Ostermontag, 5. April 2021 in Überlin- densforscher, Badische Landeskirche, gen, 14.30 bis 17.00 Uhr (eventuell nur Claudia Haydt, Informationsstelle Mili- online mit den RednerInnen möglich!) tarisierung Tübingen. Internationale WIR MACHEN FRAUEN STARK Musikgruppen. RednerInnen: Claudia Friedli, Natio- Entscheid über Durchführung, Pro- nalrätin, St. Gallen, Miriam Rizvi u.a., gramm und Anreise: Informationen: WIR SIND EINE BERATUNGS- Fridays for Future, Theo Ziegler, Frie- www.bodensee-friedensweg.org. STELLE FÜR FRAUEN. INFORMIEREN SIE SICH ÜBER UNSER ANGEBOT. www.efh-sgapp.ch IHRE SPENDE GIBT POWER, VIELEN DANK! Jetzt spenden! Für Spenden: IBAN CH34 0900 0000 9000 2683 8 oder ganz einfach mit der Twint App. Mit TWINT App scannen und Betrag eingeben. 15 MAGNET Nr.4/2021
Weitblick Dass die Welt wohnlich für alle wird Wenn aus der Krise Klartexte, Anfragen, Perspektiven Gutes wächst … Bibellesebund Schweiz baut Ina Praetorius zum 65. Geburtstag. Es Angebot aus versammelt fünf Texte von Ina Praetori- us, die die Entwicklung, Breite und Kein Zweifel: Die Auswirkungen der Stringenz ihres Denkens zeigen – von Covid-19-Pandemie hinterlassen Spu- der Dekonstruktion des Überholten zur ren – aber nicht nur negative. Der Bi- Freiheit geburtlichen und postpatriar- bellesebund Schweiz reagiert auf die chalen Denkens und Handelns. Krise, indem er sein digitales Angebot erweitert. 21 Beiträge von Wegbegleiter*innen er- gänzen diesen Ansatz duch eigene Zu- «Wir denken schon seit Längerem über griffe oder Vertiefungen. Sie belegen eine Neuorganisation unseres Schu- seine Aktualität, z.B. mit Blick auf das lungsangebotes nach. Durch den star- Verständnis von Leben und Tod und von ken Einbruch von Projektbuchungen Arbeit; die Erneuerung der Landwirt- im Frühling 2020 wurden Ressourcen schaft, der Bildung und der Demokra- frei, um daran zu arbeiten», erklärt tie; den interkulturellen Alltag und das Markus Giger, Geschäftsleiter des BLB Gesamte der Wirtschaft. Schweiz. So kann nun der Bibellesebund die- sen Monat mit öffentlichen Webinaren starten. «Wir möchten unseren Erfah- Pilgern erdet und himmelt rungsschatz aus der Praxis teilen. Men- schen für den Dienst im Reich Gottes zu befähigen, ist ein Teil des Kernauf- unterwegs dazwischen trages aller Bibellesebund-Arbeiten», so Giger. Die Webinare dauern maximal Das neue Buch zum Jakobsweg «Pilgern gern. Er führt den Verein Pilgerherber- eine Stunde und sind kostenlos. erdet und himmelt» hebt sich deutlich ge Sankt Gallen und verantwortet die Neben Webinaren zu verschiedenen von bisherigen Pilgerbüchern ab, die Website «pilgern.ch». Zahlreiche Grup- Bibellese-Methoden gibt es eine Einfüh- mehrheitlich Erlebnisberichte bieten. penreisen hat er auf dem Jakobsweg rung zur Geschichte Israels sowie ein Autor Josef Schönauer, ehemaliger Seel- begleitet. Zuletzt arbeitete während 22 Referat zur Glaubwürdigkeit der Bibel. sorger am Kantonsspital St. Gallen und Jahren als Spitalseelsorger am Kantons- seit über dreissig Jahren aktiver Pilger, spital St. Gallen. schafft es, das Pilgern in einen grösse- ren Kontext zu stellen und viel Hinter- «Pilgern erdet und himmelt» orte Ver- grundwissen mit persönlichen Erfah- lag, Schwellbrunn, erhältlich in jeder rungen zu verknüpfen. Fünf Jahre hat er gut sortierten Buchhandlung. am Buch gearbeitet. Fünf Jahre, die ei- ner Pilgerreise gleichkamen. Mit seinem Werk hofft Josef Schö- Quelle: FormatOst nauer, eine Brücke zwischen Spirituel- lem und Weltlichem schlagen zu kön- nen. Er will all jene ansprechen, die sich mit dem Aufbruch auf eine Pilger- reise befassen, sowie jene, die nach ih- rer Rückkehr Erlebnisse vertiefen und Gehörtes einordnen wollen. Keinesfalls, so Josef Schönauer, ist der Jakobsweg nur für streng Gläubige gedacht. Er zi- tiert dazu die Aussage des Dokumentar- filmers Bruno Moll, die er auf einem Podium gemacht hat und im Buch nach- «Bei der Auswahl der Themen standen Quelle: Bibellesebund zulesen ist: «Es fiel mir auf dem Jakobs- die Fähigkeiten und das Wissen der weg schwer, Atheist zu bleiben.» Mitarbeitenden im Fokus. Die Referen- ten und Referentinnen sprechen über Zum Autor: Themen, die ihnen besonders am Her- Josef Schönauer, 1952, beschäftigt sich zen liegen, über ihr Fachgebiet». Weite- seit über dreissig Jahren mit dem Pil- re Themen sind bereits angedacht. MAGNET Nr.4/2021 16
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