Wachsendes Leben - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
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magnet Post CH AG Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau April 2022 Nr.4 109. Jahrgang 2 -S o m m e rlager 202 KiK nmeldung Infos und A Wachsendes Leben ite 16 m ehr auf Se
Biblische Betrachtung Es wächst von selbst! «Und Jesus erzählte ihnen ein Gleichnis: Mit dem Entscheidungen stehen an. Wie will ich leben? So wei- Reich Gottes ist es so, wie wenn einer Samen auf das ter wie bisher? Oder will ich etwas ändern? Höre ich Land wirft; er schläft und steht auf, Nacht und Tag. Und einen Ruf für mein Leben? Diesem Jesus hinterher sei- der Same sprosst und wächst empor, er weiss nicht wie. nen Gott glauben? Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, Gewohnheiten ändern sich. Vielleicht auch der Um- dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Wenn gang mit Menschen. Ich werde nicht mit allen, mit de- aber die Frucht es zulässt, schickt er sogleich die Sichel, nen ich vorher im Kreise der Spötter sass, weiterhin denn die Ernte ist da.» (Markus 4, 26-29) Kontakt haben. Vergleichen wir. Wie wächst das Reich Gottes? Wer Und schliesslich wird Gott selbst auch aus mir he- geht da los und wirft Samen auf die Erde? Versuchen raus wachsen und Frucht werden. Wenn sein Reich in wir es so: Der, der da geht, das ist Gott. Und die Erde, mir Wirklichkeit wird, schwappt es über mich hinaus. das bin ich. Der Same ist das Wort, das Gott in mich, Erfasst vielleicht auch andere Menschen. Halm. Ähre. in meine Seele, hinein fallen lässt. Bis auf den Grund. Das volle Korn. Das Wort, das mich anspricht. Und das ich mir nicht selbst sagen kann. Und dann kommen wir zur zweiten Ebene Meistens braucht es Zeit, bis ich das Wort wirklich des Gleichnisses: und wirksam aufnehmen kann. Bis ich es erfasse. Wie Wenn Gott in mir Früchte trägt, werde ich selbst auch Das Reich das vor sich geht? Das muss ich nicht wissen. «Er weiss zu einem Menschen, der Samen auf die Erde anderer Gottes wächst [auch] nicht wie.» Das Wort schlägt Wurzeln. Und ich Menschen wirft. Ich versuche in meinem Umfeld wei- von selbst. Und die lasse wachsen, was Gott in mir angelegt hat. So wird ter zu sagen, was ich selbst erfahren habe. Ich lebe die Kirche? das Reich Gottes in mir reifen. Mich verwandeln. Mir Freiheit, zu der ich befreit worden bin. Quelle: sy neue Möglichkeiten für mein Leben zeigen. Und dann bleibt mir auch nicht viel mehr übrig, als abzuwarten, ob die Frucht aufgeht. Es macht keinen Sinn, wenn ich dienstags durchs Dorf gehe und gucke, ob meine Predigt vom Sonntag schon Früchte trägt. Das Gras wächst nicht schneller, wenn ich am Halm ziehe. Der Samen, den wir stellvertretend für Gott in den Acker eines anderen Menschen legen, braucht Zeit. Wenn ich KonfirmandInnen einige Jahre später sehe, merke ich, dass da der Same aufgeht. Das ist ganz schön zu bemerken. Und wenn die Zeit reif ist, kommt die Ernte. Dann wächst das Reich Gottes unaufhörlich. Dieses Gleichnis von der selbstwachsenden Saat ist mir eines der liebsten. Voller Gelassenheit. Ein Mensch tut, was zu tun ist. Und dann wartet er ab. Sein Tun bleibt nicht ohne Wirkung. Die Frucht wird aufgehen. Die Ernte rückt näher. Manchmal ist sie reich. Manch- mal karg. Was soll’s! So ist das Leben. Das gilt es zu akzeptieren. Es liegt nicht alles in meiner Hand. Ehrlicherweise eigentlich sogar nur sehr wenig. Und es liegt auch nur sehr begrenzt an mir. Aktionismus führt nicht ans Ziel. Gott selbst ist in mir am Werk. Lässt mich dabei in Stattdessen lernen wir zu vertrauen. Gottes Samen Ruhe. Damit von alleine wächst, was Gott mit mir vor- geht in uns auf. Wir tragen Früchte. Und die vollen hat. Gott vertraut der Wirkung des Samens. Er lässt mir Körner der Ähre werden für andere zu Samenkörnern. Zeit, damit ich mein Potential entfalte. Kann ich bei Sie sind nahrhaft. Wir backen daraus sattmachendes dem Ganzen mehr tun als abwarten, dass Gott, dass Brot. Oder süssen Kuchen. sein Reich in mir wächst? Lars Syring MAGNET Nr.4/2022 2
Editorial Impressum Liebe Leser:innen Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- Es wird Fühling. Unaufhaltsam wandert die Sonne nordwärts, gemeinden beider Appenzell nimmt das Licht zu und mit ihm die Wärme, welche dafür (erscheint monatlich) Herausgegeben im Auftrag sorgt, dass die Kleidung leichter wird. In diesen Tagen wach- der Synode der Evangelisch- senden Lebens sitzt im kirchlichen Jahreslauf das Osterfest. reformierten Landeskirche beider Appenzell Der Magnet in Ihren Händen ist also die Osternummer. Wir Redaktionskommission versuchen mit unseren Beiträgen so etwas wie Ostergeschichten Judith Husistein, Stein (jh); zu erzählen. Es geht dabei um Wachstum, was im Frühling ja Isabelle Kürsteiner, Walzen- Heinz Mauch-Züger, Mitglied hausen (iks); Heinz Mauch- naheliegend ist. der Redaktionskommission Züger, Stein (hmz); Jonathan Vom Umgang mit Holz als Gewachsenem aus der Natur Németh, St.Gallen (jn); Annette Spitzenberg, Präs., Reute- bis hin zum Wachstum von dem, was wir Seele nennen. Wie Oberegg (as); Lars Syring, bereits erwähnt sind es Ostergeschichten. Sie wollen Sie ein- Bühler (sy) Redaktion laden, die Ostermomente im eigenen Leben aufzuspüren. Wo Karin Steffen (ks) brachte der Tod, das Loslassen, das Verlassen den notwendigen Oberer Rickenbach 3 9411 Schachen b. Reute Neuanfang? Wo blieben Dunkelheit und Tod hängen als läh- Tel. 071 891 64 14 mende Last? Was könnte Neuanfang und damit Auferstehung magnet@ref-arai.ch werden? Mit der Coronapandemie und dem Krieg in der Magnet-Download www.ref-arai.ch Ukraine ist das Bewusstsein der Gefährdung auch bei uns Produktion wieder stärker geworden. Diese Gefährdung wird durch den Appenzeller Druckerei AG, Klimawandel noch um einiges zunehmen. Karfreitag und 9100 Herisau Adressänderungen melden Ostern sind ein entschiedenes Nein an das Gejammer und die Sie bitte direkt der örtlichen hin und her geschobenen Schuldzuweisungen. Sie sind ein ent- Kirchgemeinde schiedenes Ja für Neuanfänge, für ein Lernen, das nicht darauf WEMF Beglaubigte Auflage 3300 basiert, dass wir das Leben einfach im Griff haben. Dass wir Magnet online um die Gefährdungen wissen und trotzdem darauf vertrauen, www.magnet.jetzt www.ref-arai.ch dass Leben möglich ist. Karfreitag und Ostern sind eine Zumutung – genau wie Weihnachten und Pfingsten. Man kann diese Erzählungen billig als unlogisch und veraltet abstempeln. Das ändert nichts an ihrer Intention unsere Wahrnehmung zu relativieren und uns einzuladen, mehr zu sehen als das, was die Wissens- industrie gerade portiert. Wachstum von Wahrnehmung über rationale Welterklärung hinaus. Frühling im Kopf und im Herzen ist ohne Winter nicht zu haben. Leere Gräber ermöglichen Neuanfänge. Na dann, nichts wie los! Das Redaktionsteam wünscht Ihnen frohe Ostertage! Titelbild: Gemeinsam wachsen Bild: Jonathan Németh 3 MAGNET Nr.4/2022
Thema Wachsen und Reifen im Glauben Kann man das, im Glauben wachsen? Ist Glaube Fowler untersucht, der sechs Stufen entwickelte und nicht etwas, das man «hat» oder eben nicht? Of- sich auf den amerikanischen Psychoanalytiker und fensichtlich ging Paulus davon aus, dass man es Entwicklungspsychologen Erik H. Erikson bezog. Die kann. Idee, die Glaubensentwicklung eines Menschen in Stufen einzuteilen, hat etwas Richtiges und etwas Be- Offensichtlich ging Paulus davon aus, dass man es kann. grenzendes. Stufenmodelle können dazu verleiten, Nicht nur hätte er sonst keine Briefe geschrieben, viel- von einer (vielleicht nur vermeintlich) höheren Stufe mehr wendet er sich folgendermassen an die Korinther: herunter zu schauen auf andere mit tieferer Stufe. 1 Doch, ihr Geschwister, ich konnte zu euch nicht als Nicht zuletzt deswegen haben sich die Korinther ve- Geistmenschen reden. Ihr wart Kinder eurer Zeit, hement gegen die Belehrungen des Paulus gewehrt – Säuglinge in Christus. 2 Muttermilch habe ich euch zu was uns den zweiten Korintherbrief schenkte. Die trinken gegeben, nicht feste Nahrung. Ihr wart noch Entwicklung von Stufenmodellen geschieht ausser- nicht so weit und seid es auch jetzt noch nicht. 3 Denn dem nie losgelöst von derjenigen Person, die sie er- ihr lebt noch gefangen in euren Begrenzungen. forscht und entwickelt. Ein Modell hat geschlechtsspe- Das sind harte Worte. Und sie stiessen damals nicht auf zifische, kulturspezifische und zeitbedingte Aspekte. Zustimmung bei den Empfängern! Wenn ich meine ei- Umgekehrt ist die Vorstellung einer Glaubensreifung gene religiöse Biographie anschaue, nehme ich wahr, mittels Stufen eine grosse Inspiration und Einladung, wie viel sich verändert hat in der Art, wie ich heute den Glauben nicht als etwas Statisches anzusehen, glaube im Vergleich zur jungen Studentin oder zum sondern darin zu wachsen. Ausserdem heisst echte Kind. Da gibt es bleibende Wurzeln, die nähren und Reife, vergangene Stufen zu integrieren, nicht abzu- tragen. Doch anderes hat sich sehr verändert und wird werten, weder bei sich noch bei anderen. Auf jeder es weiterhin tun. Stufe gibt es wichtige Gottesbilder. Entwicklung und Reifung Im Folgenden möchte ich Ihnen die Stufen kurz vor- Dass unsere Spiritualität und unser Glaube Reifepro- stellen. zessen unterworfen ist, hat u.a. der Methodist James Stufen des Glaubens Stufe 0: Vorsprachlicher Glaube Säugling. Vertrauen, Mut, Hoffnung, Liebe sind mitei- nander verschmolzen. Hier wächst das, was wir als Urvertrauen bezeichnen. Wenn es beeinträchtigt ist, werden es auch die folgenden Stufen sein. Gottesbil- der: Gott als nährend, als Urgrund, der mich trägt, als mir fremdes Du, das mich liebevoll bejaht, als Objekt meines Vertrauens, als Licht, als Wasser, als Mutter. Stufe 1: Intuitiver Glaube Kleinkind. Phase der Phantasie. Gott wird integriert in die eigene Einbildungskraft und kann als Zauberer er- scheinen. Wenn in diesem Alter angstmachende Got- tesbilder vermittelt werden, wirkt sich dies fatal aus. Gottesbilder: Gott als Schöpferin, als Wunscherfüller, als Beschützerin, Gott im Himmel, Gott wie Luft. Führen die Stufen des Glaubens in Stufe 2: Wörtlicher Glaube die Höhe oder Schulkindalter. Auf dieser Stufe ist das Kind fähig, das in die (eigene) Wirkliche vom Scheinbaren zu trennen. Die ausglei- Tiefe? Ist der chende Gerechtigkeit ist wichtig. Übertragen auf den Weg wirklich Glauben: ich verspreche Gott eine Gegengabe, wenn linear und er mir dafür in einer bestimmten Aufgabe hilft. Men- geht nur in eine Rich- schen übernehmen Glaubensinhalte und moralische tung? Regeln, die wörtlich interpretiert und nicht hinterfragt Quelle: as werden. Entwickelt sich der Glaube von dieser Stufe MAGNET Nr.4/2022 4
Thema aus nicht weiter, kann Fundamentalismus das Ergebnis in jedem Mitmenschen, als Kraft, als Gerechtigkeit, der sein. Gottesbilder: Gott als Heiliger, als Weltenherr- Gott meiner Hingabe, Gott in der Natur, der Gott mei- scher, als Vergebende, als derjenige, der das Beste tut nes Nichtwissens, Gott als Schönheit, als Weisheit, als und mein Bestes will, als Handelspartner, als Sinnstif- Liebe, sowohl personal als auch apersonal, der Gott terin, als Regelgeber (sorgt für eine gute Ordnung auf meiner Kindheit, Gott in der Tiefe, Gott als Leere und der Welt). Fülle. Stufe 3: Konventioneller Glaube Jugendliche. Auf dieser Stufe kann ich mehrere Perso- nen betreffende Perspektiven übernehmen (Peer- group). Es werden Wertesysteme der Gruppe über- nommen, ohne sie selbst überprüft zu haben mit eigen- ständigem Urteil (d.h. ich bin auch abhängig vom Wer- tesystem meiner Gruppe oder Autorität). Man muss nicht religiös sein, um auf dieser Stufe zu glauben. Ich kann auf dieser Stufe ein Wertesystem übernehmen, welches Religion als etwas für Heuchler und Frömmler ansieht. Stufe 3 ist im Erwachsenenalter oft vertreten, auch Gemeinschaften und Kirchen können solche Stu- fenmodelle vertreten resp. vorleben. Gottesbilder: Gott, die mich führt, begleitet, trägt, kennt, liebt, be- jaht, der ich mein Herz ausschütten kann, als mein (Weg)Gefährte und Freund, als meine oberste Autori- tät, Gott als der Gott meiner Gruppe, Gemeinschaft oder Nation. Stufe 4: Reflektierender Glaube Junge Erwachsene. Auf dieser Stufe ist eine neue Indi- vidualität wichtig, man kann über die eigene Person nachdenken und beginnt, der eigenen Urteilsfähigkeit zu vertrauen. Der eigene Glaube wird kritisch reflek- tiert. Er hängt nicht mehr davon ab, ob etwas genauso historisch passiert ist oder nicht. Bewusstheit ist wich- tig. In der kritischen Durchdringung und in der Ana- lyse liegt die Stärke dieser Stufe. Hier gilt ein Entweder- Oder. In diese Stufe gehört auch der atheistische Glaube: entweder gibt es Gott (das verneint er), oder es gibt ihn nicht. Gottesbilder: Gott, der sich in Frage stellen lässt, als Vertraute, als Gesprächspartner, als Objekt meiner Neugierde, meiner Kritik, als Triebkraft zum eigenständigen Handeln, als unendliche Möglich- Stufe 6: Universaler Glaube Im Frühling keit des Entdeckens und Forschens. Stufe der Mystik und Erleuchtung. Hingabe an Gott treibt das Leben immer und Gerechtigkeit, frei von Angst um das eigene Wohl. wieder neu Stufe 5: Verbindender Glaube Vollkommenes Vertrauen zum Ursprung des Seins. aus, ein Erwachsene. Auf dieser Stufe ist es möglich, über das Freundschaft mit Menschen jeglicher Glaubensstufe zyklisches Entweder-Oder der Logik hinauszugehen. Der Physi- und Glaubens. Menschen mit Nahtoderfahrungen ent- Verständnis ker Niels Bohr fand heraus, dass sich Licht sowohl als wickeln manchmal solche Form von Spiritualität. Got- des Lebens Teilchen als auch als Welle manifestiert, obwohl sich tesbilder: Gott der Zukunft, als Urgrund des Seins, als und Reifens. Quelle: as beides gegenseitig ausschliesst. Man kann ähnliche Wi- radikale Liebe, als letzte, unergründliche Wahrheit, als dersprüche in Gottesbildern und im eigenen Glauben universale Kraft, als Kommende. aushalten und etwas von verschiedenen Seiten zu- gleich sehen. Es ist ein verbindender Glaube des so- Es ist unser Leben inmitten unseres Alltags, welches wohl-als auch. Der Glaube gibt dem Unterbewusstsein uns zum Wachsen und Reifen einlädt, auch im Glauben. Raum, da er weiss, dass das Bewusstsein nur einen Das geschieht nicht automatisch, mir hilft die Hingabe, kleinen Teil ausmacht. Er ist empfangend, lässt Gott damit sich meine Begrenzungen immer wieder weiten. wirken und erfährt, dass ich auf die Welt wirke und sie auf mich zurückwirkt. Gottesbilder: Gott in mir, Gott Annette Spitzenberg 5 MAGNET Nr.4/2022
Thema Das leise eigene Herz wieder hören lernen Beratungsstelle für Einzelpersonen, Paare und Familien Für Andrea Imper Kessler, Psychotherapeutin FSP der Evangelisch-reformierten Einzel-, Paar- und Fa- milienberatung, bedeutet das Leben Veränderung, in einem selbst, in seinem Gegenüber und daraus schliessend auch in seinen Interaktionen: Das Ich, das Du und das Dazwischen entwickeln sich und wachsen. Auch aus der sozialen Umgebung kommen Impulse / Wachstumsanreize, die Reaktionen erfordern. Das bringt mit sich, dass von Zeit zu Zeit Anpassungspro- zesse nötig sind. Diese können erfreulich und rei- bungslos verlaufen oder als Krisen oder Krisenzeiten erlebt werden. Die mit einer Krise verbundenen Ver- änderungen belasten die Beteiligten und gehen meist mit existentiellen Verunsicherungen und Ängsten ein- her. Sich wert sein In die Beratung zu Andrea Imper Kessler kommen in der Regel Personen, die in einem dieser Anpassungs- prozesse stecken und sich selbst als in einer Krise ste- hend beschreiben. «Wenn diese Personen in meinem Beratungsraum sitzen, haben sie einen zentralen, äus- Es gilt, eine Ausgewogenheit zwischen geben und nehmen zu finden. serst wichtigen Schritt bereits geleistet: Sich selbst wahrnehmen, sich ernst nehmen und sich wert sein», weiss Imper Kessler. Diese Menschen sind auf dem Weg, sich mit einer Veränderung auseinanderzusetzen, eine Veränderung anzustreben und sich dabei Hilfe Beratungsstelle bietet passende Werkzeuge an Jene Men- und Unterstützung zu holen. Die Psychotherapeutin Auf diesen ersten Schritt folgen weitere Schritte. Es schen sind im Vorteil, die hat gegenüber diesem Schritt höchste Achtung. Oft sei wird Momente des Stolperns, des Wiederaufrappelns das eigene den Personen gar nicht bewusst, was sie bis zu diesem und des Zweifelns geben. Für diesen Prozess steht der Herz wieder Punkt bereits geleistet haben. Als umso wichtiger be- Beratungsraum und die fachlichen sowie persönlichen hören lernen. urteilt sie, die Menschen auf diese in ihnen liegende Kompetenzen der Beratungsstelle zur Verfügung. In Quelle: Nick Fewings, Ressource hinzuweisen, diese zu betonen und zu wür- welche Richtung jemand sich verändern will, wird von unsplash.com digen, um die Personen zu stärken und dadurch bereits jeder der Personen selbst definiert. Die Arbeit von An- wirksam zu sein. drea Imper Kessler besteht darin, Unterstützung und MAGNET Nr.4/2022 6
Thema Werkzeuge anzubieten und den Prozess zu begleiten. Häufig steht am Anfang eine Standortbestimmung. Wer und wo bin ich? Was sind meine Werte? Woraus schöpfe ich Kraft? Anschliessend folgt ein in die Zu- kunft schauen. Wo will ich hin? Was sind meine Wün- sche? Was sind meine Vorstellungen? Dabei steht die Aufgabe im Zentrum, sich wieder seiner selbst bewusst zu werden. Da das Leben einem immer wieder Verän- derungen bietet oder dazu zwingt, teils bewusst, teils auch unbewusst, ist es wichtig, sich immer wieder neu anzusehen, Zeit mit sich selbst zu verbringen und die eigene Entwicklung zu beobachten. Aus der Sicht von Akzeptanz bedeutet ein grosses, inneres Wachstum. Andrea Imper Kessler sind deutlich jene Personen im Vorteil, die das vergleichbar leise eigene Herz in einem Durcheinander von hektischem Stimmengewirr aus Ratschlägen, Angeboten und Anforderungen wieder hören lernen. In einer Krise steht Wachstum bzw. Veränderung an Andrea Imper Kessler ist eidgenössisch aner- Auf der Beratungsstelle melden sich häufig Paare. Das kannte Psychotherapeutin FSP und zusammen macht die Beratung insofern anspruchsvoll, da in einer mit Achim Menges Teil des Teams der Evange- Krise sowohl beim Paar (in der Beziehung, im Dazwi- lisch-reformierten Einzel-, Paar- und Familienbe- schen) wie auch bei jeder einzelnen Partnerin und je- ratung in St. Gallen. Die Beratungsstelle wird ge- dem einzelnen Partner Wachstum bzw. Veränderung tragen von Evangelisch-reformierten Kirchge- ansteht. Es gilt aus dem Schema «aber du musst … » meinden und der Evangelisch-reformierten Kir- rauszufinden und den Blick auf das Ich, Du und Wir zu che des Kantons St. Gallen sowie von der Evange- lisch-reformierten Landeskirche beider Appen- zell. Das erste Gespräch ist für die Bewohnerin- Sich selbst wahrnehmen, nen und Bewohner aus diesen Gebieten kosten- los. Für weitere Gespräche wird eine dem Ein- sich selbst ernst nehmen kommen und der familiären Situation angepasste Kostenbeteiligung verrechnet. Weitere Informa- und sich wert sein. tionen auf: www.miteinander-leben.ch lenken, sich seiner eigenen Gefühle und Bedürfnisse dass ich mich nicht genug angestrengt habe, dass ich bewusst zu werden, sich diese in einer respektvollen, nicht hart genug für meine Ziele gearbeitet habe. In sorgfältigen Kommunikation mitzuteilen sowie für die den Beratungen stehen Personen häufig an Punkten, Beteiligten eine Ausgewogenheit zwischen Geben und wo es nicht mehr um das Optimieren im Aussen geht, Nehmen zu finden. sondern im Finden einer Akzeptanz, etwas nicht mehr verändern/beeinflussen zu können (z.B. Krankheit, Akzeptanz aufbauen Verlust, Trennung). In den Beratungen ist es wichtig Beim Thema Wachstum schwingt auch eine Art von aufzuzeigen, dass das Aufbauen einer Akzeptanz einer (Selbst-)Optimierung mit – besser, höher, schneller. unveränderbaren Situation ein sehr grosses, inneres Wenn es keine Grenzen mehr gäbe und ich alles schaf- Wachstum bedeutet. fen könnte, würde das bedeuten, dass ich versagt habe, Andrea Imper Kessler 7 MAGNET Nr.4/2022
Thema Auf dem Holzweg Wälder als hochkomplexe Lebensräume oder ganz trieb der Firma Hostetter, Zimmerei und Bauschreine- einfach als Ressourcen für Rohstoffe. Das aufkom- rei, mit vier Mitarbeitern übernehmen. Mittlerweile mende industrielle Denken im 19. Jahrhundert hat arbeiten über hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbei- die Erde in einen blossen Ressourcenlieferanten ver- ter im Betrieb. wandelt. Da Zeit Geld ist, wurden solche Ressourcen Die Frage nach seiner Beziehung zum Baustoff Holz bevorzugt, die rasch verfügbar waren. Das war auch beantwortet Hannes Nägeli mit dem Blick zurück in bei der Ressource Wald und damit beim Holz bis in seine Kindheit: «Schon als Bub bin ich sehr gern im die jüngste Zeit nicht anders. Doch allmählich greift Wald gewesen. Mir hat die Atmosphäre dort immer ein neues Denken um sich, das andere Zusammen- sehr gefallen. Hütten bauen, beobachten, auf die Ge- hänge in den Vordergrund stellt. Auch im Appenzel- räusche des Waldes hören.» Die Verbundenheit mit der lerland. Natur, im Besonderen mit dem Lebensraum Wald ist geblieben. Mir gegenüber sitzt Hannes Nägeli, 59-jährig, Inhaber Die Art, wie Hannes Nägeli über den Wald und die und Geschäftsführer der Nägeli AG, Holz- und Innen- Bäume spricht, überrascht. Als Holzverarbeitungs- ausbau mit Betrieben in Gais und Speicher. Als gelern- betrieb könnte er vor allem daran interessiert sein, den ter Schreiner Meister konnte er im Jahr 1988 den Be- Werkstoff Holz möglichst günstig zu erwerben und kos- tensparend zu verarbeiten. Natürlich gibt es unterneh- merische Rahmenbedingungen, diese ordnen sich je- doch den grundlegenden Werten der Firma unter. Wertschöpfung Diese Werte lauten: Wertschätzung, Respekt, Liebe und Achtsamkeit. Und diese Werte beginnen bei den Bäumen nicht erst in der Verarbeitung des Holzes. Sie beginnen dort, wo der Baum steht. «Wenn ein Baum zum Fällen gekennzeichnet wird», so Hannes Nägeli, «dann ist das eine Annäherung an ein Lebewesen. Es ist eine Wahl, die mit Respekt getroffen wird.» Diese Haltung findet ihre Fortsetzung im Umgang miteinan- der im Betrieb und im Umgang mit den Kunden. Die Firma Nägeli verarbeitet zum grössten Teil Fichte (Rottanne) und für den Innenausbau kommt die Weisstanne zum Zug. Die Bäume werden in der Region geschlagen und nicht von weit her herangekarrt. «Das Hannes Nägeli, *Mondholz Inhaber und Geschäftsfüh- Der Begriff Mondholz meint, dass die Bäume nur zu gewissen Zeiten, das ist jeweils kurz vor dem Der Wald lehrt uns viel rer der Nägeli AG in Gais Neumond vor Weihnachten und Anfang März ge- schlagen werden. Mit der aufkommenden Wis- über das Leben. und Speicher. senschaft wurde diese Vorstellung in den Volks- Quelle: Nägeli AG glauben verwiesen, da keine eindeutigen Unter- war doch früher auch schon so. Man hat die Materia- schiede zu anderem Holz festgestellt werden lien verwendet, die in nützlicher Reichweite lagen», konnten. In jüngerer Zeit haben Untersuchungen sagt Nägeli. Daran orientiert er sich. Über die regionale jedoch gezeigt, dass der Termin und die Art, Nähe des Materials hinaus, achtet die Firma Nägeli da- wann und wie der Baum geschlagen wird, tat- rauf, dass das Holz nur zu den Zeiten geschlagen wird, sächlich einen Einfluss auf die Beständigkeit des wo es für das Holz am besten ist. Dieses sogenannte Holzes haben können. Beim Schlagen achtet man Mondholz* zeichnet sich aus durch bessere Beständig- darauf, dass die Baumspitze talwärts zeigt und keit. «Die Bäume auf unserer Höhe wachsen langsamer. lässt den Baum mit den Ästen liegen. Nach gut 2 Monaten wird der Baum dann entastet und aus Die Jahrringe liegen im Verhältnis zu Bäumen aus tie- dem Wald geholt. Das Holz ist dann bereits recht feren Lagen näher beieinander, was die Stabilität er- trocken, da der Saft für die Ausreifung der Zapfen höht», sagt Hannes Nägeli, «es ist eine Qualität, die noch in die Äste transportiert wurde. jedoch ihre Zeit braucht». Er meint, dass sich Geduld hier lohnt, wie in anderen Lebensbereichen auch. MAGNET Nr.4/2022 8
Thema Arbeit und Lebensphilosophie Die unternehmerische Einstellung verbindet sich bei Hannes Nägeli mit seiner Art der Weltanschauung. «Es ist ganz einfach», meint er. Einfachheit ist ein Stich- wort, das im Gespräch immer wieder auftaucht. Ein- fachheit verlangt jedoch eine Einstellung, die sich ein- Modernste lässt mit den Gegebenheiten und dem Willen, genau zu Technologie im Einsatz für beobachten. «Der Wald lehrt uns viel über das Leben. eine hochwer- Auch dort braucht es Vielfalt, damit die Schädlinge tige Verarbei- nicht überhandnehmen. Einfalt mit Blick nur auf die tung. Quantität und die Geschwindigkeit rächt sich. Effizi- Quelle: Nägeli AG enz lohnt sich erst dann, wenn die Qualität stimmt. Deshalb kann weniger mehr sein», meint Hannes Nä- Modernste Verarbeitungstechnik geli mit leichtem Schmunzeln. Der Betrieb der Nägeli AG arbeitet mit modernsten Als im 19. Jahrhundert das Holz mit der zunehmen- Fertigungsmaschinen. Das Holz wird im Betrieb ge- den Industrialisierung und dem Bevölkerungswachs- trocknet. Die Wärme entsteht durch die Verbrennung tum knapp geworden war, wurden vorwiegend Fichten von Abfällen aus dem Betrieb und wird über die Firma angepflanzt. Harthölzer verschwanden in die unzu- hinaus in umliegenden Gebäuden genutzt. Der Betrieb gänglicheren Tobel und steileren Hänge. In der zweiten in Gais ist somit ein Energieversorger für Dritte. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts setzte dann ein Bei der Betriebsbesichtigung wird deutlich, dass die Umdenken ein, das mittlerweile in unseren Wäldern Fertigungsabläufe mit Maschinen erfolgt, die den ho- mehr und mehr sichtbar wird. Nicht nur die Tanne, hen Anforderungen an den zeitgemässen Holzbau ge- sondern auch Laubbäume sind häufig anzutreffen. recht werden. Die Vorfertigung der Elemente auf der Basis von Detailplänen, die betriebsintern erstellt wer- den, garantiert hochwertige Bauteile. Nichts wird ver- leimt, zum Einsatz kommt nur Holz. In verschieden angeordneten Lagen werden die Fichtenelemente mit Buchendübel verbunden und lieferbereit verarbeitet. Auf den Baustellen werden sie dann von Nägeli oder hie und da auch von örtlichen Holzbauern zusammen- gefügt und sind bereit für den Innenausbau. Alle An- schlüsse sind erfasst und vorbereitet. Auf dem Holzweg Der Ausspruch «Auf dem Holzweg» taucht im späten Mittelalter auf und meint, sich auf einem Irrweg zu be- finden. Holzwege verbanden nicht zwei Ortschaften miteinander, sondern führten zu den Plätzen, wo Holz geschlagen und abtransportiert wurde. In diesem nega- tiven Sinn hat sich das Sprichwort bis heute erhalten. Wenn man einer Persönlichkeit wie Hannes Nägeli zu- hört, bekommt der Ausspruch jedoch eine etwas an- dere Bedeutung. Der Holzweg könnte ein Weg sein, wo verantwortungsvoll mit Ressourcen umgegangen wird. Der Wandel könnte so fundamental sein, dass das Sprichwort «Auf dem Holzweg sein» vielleicht zu einer grundlegend positiven Aussage wird und ersetzt wer- den muss durch «Auf dem Atomweg sein» oder «Auf dem Plastikweg sein». Und auch diese Sprichworte müssten nicht in alle Ewigkeit nur negativ behaftet Die Unterneh- sein, wie dasjenige mit dem «Holzweg» in unseren Ta- menswerte gen beweist. Die Nägeli AG steht für einen bewussten in einer Umgang mit der Ressource Holz. So braucht es für ein Stuhllehne Einfamilienhaus im System «Appenzellerholz» gerade im Eingangs- bereich der mal 10 Minuten, bis das dafür benötigte Holz nach- Firma. gewachsen ist. Quelle: hmz Heinz Mauch-Züger 9 MAGNET Nr.4/2022
Thema Gemeinsam mit Kindern wachsen Nun, was habe ich als Lehrer zum Thema «Wachsen» meine Biologie-Skills hatten in etwa dasselbe beschei- überhaupt zu sagen? Sind Lehrer*Innen denn über- dene Niveau. haupt die richtigen Leute, um übers Wachsen zu re- ferieren, wenn die meiste Zeit nur Lerninhalte behan- Das fehlende innere Feuer delt werden? Meine kurze Auflistung zeigt, dass trotz aller Mühen meines Lehrers eigentlich nur das hängen blieb, was Viele Fragen rund ums Wachsen beschäftigen mich von mir aktiv gemacht wurde. Da die ganze Theorie und begleiten mich im Alltag. Klar, Kinder wachsen, meine persönlichen Interessen fast gar nicht tangierte, sie sind wie wir Teil der Natur. Auch das Gehirn wurde Vieles verschüttet und ist oft früher als später wächst stetig. Erstaunlicherweise kommen mir trotz- wieder in die unendlichen Weiten meines Unterbe- dem immer wieder nur Pflanzen in den Sinn, obwohl wusstseins verschwunden. Von wachsen kann da keine das Thema eigentlich so vielschichtig ist. Am Schluss Rede sein, es fehlte einfach das innere Feuer. Diese kreisen meine Gedanken um meine eigene Schulzeit, Mechanismen zogen sich praktisch durch alle Fächer mein ErWachsen werden im Schosse der Bildungsins- und über all die Jahren hin. Meine Lernstrategie war titutionen. so doof wie simpel: kurzfristig reinpauken und wie ge- wünscht abliefern. Viel zu selten lernte ich aus Lust und Freude, wenig wuchs in mir zu einer stattlichen Nicht formen sollen wir sie, Pflanze, sondern war nur Mittel zum Zweck. Meine eigene Schulkarriere verlief jedoch problemlos und ei- sondern ihnen Vorbild sein. nigermassen erfolgreich, schaffte ich es ohne viel Auf- wand immerhin zum Primarlehrer. Eigentlich mehr aus Zufall und doch wurde aus einem Beruf für mich Lerninhalte pauken eine Berufung. Ich beginne mit dem Fach Biologie, passt ja einfach zu gut. Es wurde uns während des Studiums, neben all «Müssen» verhindert das «Wachsen» den anderen Fächern, auch vier Jahre lang unterrichtet, Kinder lernen grundsätzlich gerne, doch beschleichen und da und dort hat es ein Wissens-Brocken auch in die mich immer wieder Zweifel, ob das ganze «Müssen» vertieften Regionen meines Gehirns geschafft. Wir ha- nicht bei vielen Kindern das «Wachsen» verhindert. ben Mauseknochen aus Eulengewöllen herausgelöst, Die Selektion hängt am Schluss über allem und läuft es Pflanzen aus Bohnen gezogen (oder war das doch in der nicht wie gewünscht, wird die Situation für alle Betei- Primarschule?), ein Herbarium einheimischer Bäume ligten schwierig. Bildung wird immer von oben nach angelegt (mit der freundlichen Hilfe eines Gärtners im unten gedacht und nur ganz selten von unten nach Kinder halten botanischen Garten und nicht wie vorgeschrieben mit oben, von den Kindern her. Politik, Wirtschaft und Bil- uns den dem Selbstbestimmungsbuch) und Komposthaufen dungswissenschaft geben den Pfad vor, für Nischen, Spiegel vor, nützen wir umgegraben. Auch meine mit Bleistift skizzierte Wal- Lücken und spezielle Interessen bleibt wenig Platz. Be- diese Chance. nuss, ein wahres Meisterwerk der Moderne, sehe ich gabungen und Bedürfnisse spielen zu selten eine Rolle, Quelle: Barnabas noch heute vor meinem inneren Auge. Das Bild und ein aktives Miteinander ist oft nicht gefragt. Németh MAGNET Nr.4/2022 10
Thema Weitblick Barnabas Németh, Jahrgang 1980, Primar- lehrer, Kultur- schaffender, Vater zweier Kinder. Quelle: Barnabas Németh Auf Augenhöhe begegnen Freitag, 22. April 2022 Ich hatte ein Schlüsselerlebnis in meiner Oberstufen- 19.30 Uhr zeit und das hat mich in meiner Arbeit mit Frühlingshafte Stücke mit Schüler*Innen, wie auch als Vater von zwei wunderba- Heidi und Edith Meier, Orgel ren Kindern geprägt. In der Oberstufe fühlte ich mich und Saxophon von meiner Klassenlehrerin zu fest bevormundet, Prü- Dauer ca. 40 Minuten | Eintritt frei fungen liefen immer nach demselben Schema ab. Ich war unzufrieden, fühlte mich eingeengt und habe Zu- hause oft Dampf abgelassen. Meine Mutter reagierte und zwang mich, gemeinsam mit ihr, in einem Eltern- gespräch direkt Stellung zu beziehen und meinen Frust Freundlich lädt ein: zu schildern. Ich war im Vorfeld sehr nervös, musste Kirchgemeinde Schwellbrunn oder durfte ich vorher noch nie mit einer Lehrperson Die Kirchenvorsteherschaft auf so persönlicher Ebene reden. Meine Lehrerin hat sehr gut reagiert und hat mich ernst genommen. Wir sind uns in diesem Moment auf Augenhöhe begegnet und haben gemeinsam eine für beide Seiten stimmige Lösung gefunden. Unser Verhältnis hat sich danach stark zum Positiven verändert. Kinder brauchen Klarheit Meine Erfahrung aus dem Schulalltag und auch Zu- hause zeigen mir immer wieder, dass Kinder dann am besten «wachsen und gedeihen», wenn sie sich wohl fühlen und ernst genommen werden. Kinder brauchen Energieverschwendung führt Halt, Verständnis, Liebe, aber auch Grenzen, Klarheit zu Überschwemmungen. und Herausforderungen. Sie halten uns den Spiegel vor, bringen uns an unsere Grenzen. Sehen wir das doch als Chance und suchen einen Ausweg, der ihnen und uns die Würde lässt. Einen gemeinsamen Weg finden bedeutet nicht, ihnen alle Wünsche zu erfüllen, oder alles durchgehen zu lassen, sondern herauszufinden was ihre Bedürfnisse sind. Wir sollten versuchen, sie zu verstehen, ihre Wahrheit zu respektieren. Nicht for- men sollen wir sie, sondern ihnen Vorbild sein und gemeinsam wachsen. So werden aus all den verschie- denen Bohnen Menschen mit viel Menschlichkeit. Ein- fühlsam, selbstbewusst und unabhängig. KlimaGerechtigkeit-jetzt.ch Jetzt spenden PK 60-707707-2 Barnabas Németh RZ_Klima_OEK22_105x143_ZS_COATED_D.indd 1 16.12.21 10:44 11 MAGNET Nr.4/2022
Thema Vertrauen in die Zeichen des Himmels Vor 13 Jahren erklärte mir der Arzt, dass ich ohne Wieder erbat ich mir Führung. In der Praxis angekom- Chemotherapie noch ein halbes Jahr zu leben hätte. men, begannen Sehstörungen und als mir die Ärztin Für mich aber stand fest, dass mir die medizinisch die Praxis zeigte, hatte ich eine starke Migräne mit übliche Nachbehandlung des operativ entfernten Tu- Sehverlust. Meine Entscheidung stand. Keine Chemo- mors mehr schaden als helfen würde. Ich vertraute therapie. Ich informierte die Ärztin und die Sehstärke meinem Bauchgefühl und ging einen unkonventionel- normalisierte sich. len Weg. Nach Operation heilende Vision Nach dem Schock der Diagnose sagte mir mein Bauch- Kurz vor der Operation bat ich meine Erzengel, Gane- Ein Besuch gefühl, oder soll ich sie die Stimme des Himmels nen- sha und Jesus, meine Meditationsbegleiter, sowie in Indien be- nen, dass die Operation richtig sei, nicht aber die Che- meine verstorbenen Arbeitgeber um die nötige Hilfe stätigte noch- motherapie. Mein Arzt war erstaunt, solches von einer für das Operations-Team. In der Aufwachphase lief ein mals Isabelle Kürsteiners medizinischen Praxisassistentin zu hören. Er schlug vor, Film vor meinen Augen ab. Die beiden verstorbenen Bauchgefühl. die Chemotherapie-Station mindestens zu besichtigen. Ärzte bemühten sich nach Kräften, die Operations- Quelle: iks Zu Hause konzentrierte ich mich auf mein Bauchgefühl. instrumente an zwei bestimmte Orte zu führen, wo noch Tumormaterial entnommen werden musste. Es gelang und die beiden klatschten sich gegenseitig mit den Händen ab, freuten sich über ihren Erfolg. Verschobenes nachgeholt Nach zwei Tagen erklärte mir der Arzt sehr betrübt, dass ich die Chemotherapie bräuchte, denn zwei Pro- ben hätten Tumormaterial beinhaltet. Ich aber freute mich riesig. Das hatte mir die Vision gezeigt, damit war alles Notwendige entfernt. Das Gröbste war überstan- den. Nun galt es, wie bei der Grippe, Körper, Seele und Geist zu stärken. Per «Zufall» besuchte ich eine Frau. Im Gespräch erzählte sie mir von einer reinigenden Diät. Für mich war es Fügung. Ich absolvierte diese Diät, auch wenn es das Schwierigste war, was ich er- nährungsmässig je gemacht habe. Und, es ging mir im- mer besser. Den Abschluss meiner «Grippe» bildete Weiter suchte ich mir ein positives Bild, wie ich mit der Palmblatt-Bibliotheken-Besuch in Indien. Schon dem Krebs umgehen könnte. Mein Kraftbild war eine seit dreissig Jahren verschoben, flatterte ein entspre- vor Jahren durchgemachte Grippe. Ich wusste, ich hatte chender Reiseprospekt in meine Hand. Ich flog. Nach sie überlebt. Zuerst war es mir sehr schlecht gegangen, Indien. Der Astrologe erwähnte neben vielen Lebens- dann immer besser. Die Grippe hatte somit einen An- tipps, dass sich meine Gesundheit weiter verbessern fang und ein gutes Ende! Dieses Bild führte ich mir täg- würde. Ich wertete das als ein weiteres Zeichen, dass lich bei meinen intensiven Meditationen vor Augen. das Hören auf mein Bauchgefühl trotz aller Wieder- Gleichzeitig meditierte ich in einer Gruppe. stände das Richtige für mich gewesen war. Und heute? Immer wieder muss ich mich an der Entstressen und Ernährung umstellen Nase nehmen und mein Bauchgefühl oder anders aus- Noch bevor ich operiert wurde, stellte ich mir mein gedrückt die Zeichen des Himmels beachten. Es gilt, Gesundheits-Team zusammen, indem ich mich in mei- bequemeren oder eingeübten, aber auch erlernten nen Meditationen stets darauf konzentrierte, dass ich Mustern Widerstand zu leisten. Befolge ich gefühlsmäs- die richtigen Menschen finden würde. Und so formte sig auch Unlogisches, ist das Resultat eine tiefe Stim- sich meine Gruppe mit Hausarzt, Operationsarzt, Me- migkeit. ditationslehrerin, Heilpraktiker sowie Ernährungsbera- terin. Dann besuchte ich die Chemotherapie-Station. Isabelle Kürsteiner MAGNET Nr.4/2022 12
Weitblick Ein Zeichen setzen! Beten für den Frieden in der Ukraine «Die Kirche muss ein Ort sein, an In aller Ohnmacht ist eine sehr grosse dem geklagt, gehofft, geweint und ge- Solidarität spürbar. Derzeit liegt der betet wird. Sie darf zum Krieg in der Schwerpunkt auf der Spende von medi- Ukraine nicht schweigen!». Mit die- zinischen Hilfsgütern sowie Geldspen- sen Worten rief die Kirchenratspräsi- den. Auf der eigens eingerichteten Sei- dentin Martina Tapernoux auf, am te des Kantons www.ar.ch/ukraine fin- Mittwoch, 2. März für den Frieden zu det sich eine Auswahl von Organisatio- beten. nen, bei denen gespendet werden kann. Solidaritäts- Wer lokale und regionale Sammelaktio- bekundung Viele sind dem Aufruf gefolgt und ha- nen organisiert oder freiwillige Über- in Heiden ben in der Gegenwart Gottes ihren Sor- setzerinnen und Übersetzer (Ukrai- mit Friedens- gen und Hoffnungen Ausdruck verlie- nisch/Deutsch) kennt sowie weitere gebet. hen und viele beten weiter – für den Hilfsangebote initiiert, kann auf der Quelle: Miriam Frieden und gegen den Krieg. Die Kir- kantonalen Infoseite aufgelistet werden. Sieber che schweigt nicht! Sie ruft dazu auf, Meldungen dazu nimmt die Infoline den Krieg zu verurteilen und an jene zu entgegen. Sie ist erreichbar per Mail denken, welche in Furcht und Panik unter ukraine@ar.ch und per Telefon flüchten oder in Angst ausharren – in unter 071 353 66 66. den Städten der Ukraine, die im Bom- Das nationale Kirchengeläut vom Unter der benhagel zerstört werden. 9. März ist als Zeichen des Protests ge- Linde in gen den Krieg zu verstehen. Die Walzenhau- Schweizer Bischofskonferenz, die evan- sen haben Beim Frie- gelisch-reformierte Kirche Schweiz und viele in der densgebet die Christkatholische Kirche der Gegenwart in Rehetobel Gottes ihren Schweiz luden damit zum Gebet und gedenken die Sorgen und Innehalten. Es sei ein Zeichen der Ver- Kerzen der Hoffnungen Opfer in der bundenheit und Solidarität mit allen Ausdruck Ukraine. Aktionen, die dem Frieden, der Nothilfe verliehen. Quelle: Andrea vor Ort und der Aufnahme von Geflüch- Quelle: Monika Rechsteiner teten dienen. pd/ks Traber Gottesdienst in der Spitalkapelle Freiwillige begleiten Patienten Jeden Sonntag findet in der Spitalka- Die Freiwilligen treffen sich um dauert meist eine knappe Stunde, nach- pelle im Kantonsspital St. Gallen ein 9.00 Uhr bei der Spitalkapelle auf dem her bringen sie die Patientinnen und Gottesdienst für die Patienten statt. Spitalareal, bis 10.00 Uhr werden die Patienten wieder in ihr Zimmer, was Für die Begleitung der Patienten wer- Patienten abgeholt, die sich am Vortag meist nicht mehr als eine Viertelstunde den weitere Freiwillge gesucht. angemeldet haben. Der Gottesdienst dauert. Als kleine Entschädigung erhal- ten die Freiwilligen einen Gutschein Freiwillige fahren die Patientinnen und für ein Getränk mit Gebäck. Die Frei- Patienten mit ihrem Spitalbett oder ei- willigen bestimmen selbst, an welchen nem Rollstuhl in die Spitalkirche, oder Sonntagen sie mitmachen wollen. sie begleiten sie zu Fuss, was jeweils sehr geschätzt wird. Wegen Corona, Auskunft und Anmeldung an: Krankheit, Alter und aus anderen Grün- Maja Franziska Friedrich, Spitalseelsor- den sind viele Freiwillige von ihrem gerin, majafranziska.friedrich@kssg.ch Dienst zurückgetreten. Deshalb freuen oder an Urs Lanz, Dierauerstrasse 2, wir uns über weitere Begleitpersonen 9000 St. Gallen, urs.a.lanz@bluewin.ch, für den Sonntagsgottesdienst. Tel. 071 277 57 51 / 079 465 97 51 13 MAGNET Nr.4/2022
Weitblick Zäune und Lager Moderne Literatur und christlicher Glaube Literatur und christlicher Glaube ha- Nähe zur Macht, ihrer Doppelmoral, ben sich seit der Aufklärung, also seit aber auch an ihrem Heilsegoismus. Ich der beginnenden Auseinanderset- nenne hier, stellvertretend für viele an- zung zwischen Wissen und Glauben dere, moderne Autoren wie Bertolt im 18. Jahrhundert, zunehmend aus- Brecht, Heinrich Böll, Arno Schmidt, einandergelebt. Thomas Bernhard, Rolf Hochhuth und nicht zuletzt den Schriftsteller und Zwar haben die Dichter der Romantik Theologen Kurt Marti. und teilweise auch des Realismus – Eine eigentliche christliche Dich- man denke etwa an Adalbert Stifter und tung gibt es in der literarischen Moder- Jeremias Gotthelf – nochmals versucht, ne so gut wie nicht mehr. Ihr Verstum- in ihren Werken eine christlich geform- men hängt letztlich mit der Univerein- te Welt darzustellen. Spätestens seit barkeit des Glaubens an einen von dem Naturalismus, seit dem ausgehen- Gott geordneten Kosmos, auf dem jede den 19. Jahrhundert also, verschwin- wirklich christliche Dichtung ruht, den typisch christliche Themen, sieht und der modernen Grunderfahrung ei- man einmal von den bewusst christli- ner in sich heillos zerrissenen, ge- chen Dichtern ab, fast ganz aus der Li- sichtslosen Welt zusammen. Zwar ste- teratur. hen die grossen Themen der religiösen Freilich wirken christliche Vorstel- Dichtung unserer Zeit, wie etwa die lungen punktuell gerade auch in der Bewährung des Menschen in den An- Mario Andreotti, Prof. Dr., geb. modernen Literatur des 20. und fechtungen der Welt, das Ausgesetzt- 1947, ist Literaturwissenschaftler 21. Jahrhunderts weiter. So etwa, wenn sein des Christen ohne Heilsgewiss- und war u.a. als Lehrbeauftragter Kafka in seinen Romanen und Erzählun- heit, menschliches Dasein zwischen für Sprach- und Literaturwissen- gen die Pervertierung göttlicher Gnade Freiheit und Schuld dem modernen schaft an der Universität St. Gal- zeigt oder wenn Dürrenmatt in seiner existentiellen Denken nahe, doch zu len tätig. Er wirkt heute noch als einer gegenseitigen Befruchtung Fachreferent in der Fortbildung kommt es kaum. Kein Zweifel: Unsere der Lehrkräfte an höheren Schu- Epoche kennt, freilich neben zahlrei- len und leitet Literaturseminare. chen eher provinziellen Schreibern, ei- Daneben ist er Mitglied der Jury ne ganze Reihe wirklich bedeutender für den Bodensee-Literaturpreis christlicher Autorinnen und Autoren, und Sachbuchautor. Von ihm er- von denen ich hier nur einige nenne: schien bei Haupt u.a. der UTB Gertrud von Le Fort, Luise Rinser, Eli- Band «Die Struktur der modernen sabeth Langgässer, Werner Bergen- Literatur. Neue Formen und Tech- gruen, Reinhold Schneider, Edzard niken des Schreibens», ein Stan- Schaper, Silja Walter und neuerdings dardwerk der literarischen Mo- Martin Mosebach. derne, das neuerdings bereits in Moderne Autorinnen und Autoren der 6., stark erweiterten und ak- bekunden aus ihrem Wissen um die tualisierten Auflage vorliegt. Der Not des Daseins und die Fragwürdigkeit Autor wohnt in Eggersriet SG des Menschlichen heraus mit der Idee (mario.andreotti@hispeed.ch). einer göttlichen Heilszusage, wie sie zu christlichen Dichtungen gehört, grosse Kurt Marti, Tragikomödie «Der Meteor» den christ- Mühe. Dazu kommt, dass das Christli- halb kaum ernst genommen wird. Es Dichterpfar- lichen Auferstehungsglauben verfrem- che heute, soweit es noch vorhanden wird eine der Hauptaufgaben der reli- rer, trat für det oder wenn gar eine Elfriede Jelinek ist, häufig Domäne einer traditionalis- giös engagierten zeitgenössischen Au- den Dialog in ihren Theaterstücken und Romanen tisch-provinziellen Dichtung ist, wel- torinnen und Autoren sein, sich auf die zwischen eine bewusst religiöse Formelsprache che die geschichtliche Wirklichkeit zu Möglichkeiten des Christlichen in ei- moderner verwendet. Der Beispiele wären noch verschleiern sucht, indem sie sich stän- ner modernen Literatur neu zu besin- Literatur und viele. Wo das «Christliche» in der mo- dig auf einen das Leben angeblich si- nen. christlichem Glauben ein. dernen Literatur noch auftaucht, da er- chernden Ordo zurückzieht. Christli- Quelle: Edouard scheint es fast durchwegs als negatives che Dichtung dieser provinziellen Art, Mario Andreotti Rieben Element: als Religions- und Gesell- meist auch literarisch mittelmässig, ist schaftskritik an den Christen, z.B. an weitgehend eine Heile Welt-Dichtung, ihrem unpolitischen Verhalten, ihrer die von der Literaturkritik schon des- MAGNET Nr.4/2022 14
Weitblick Fremd sein ohne fremd zu sein Ein persönliches Buch zum Thema «Heimat» In den letzten Jahren haben Matthias gen Phänomen unserer Zeit geworden. Messmer und Hsin-Mei Chuang ver- In diesem Projekt haben sich die beiden sucht, den Begriff «Heimat» persön- Kulturforscher diesem Gefühl des Da- lich zu interpretieren. Diese Beschäf- zwischen-Seins auf eine persönliche tigung hat sie zu einem neuen Projekt Weise angenähert. Sie verankern, mit inspiriert, in dem sie sich mit den literarischer Nahrung in Form von Mini- Gefühlen von «Fremdsein» und «Da- Stories angereichert, ihre inneren zwischensein» auseinandersetzten. Landschaften in der äusseren Welt: Mit Entstanden ist das Buch «Fremd sein der Kamera in der Hand und mit einem ohne fremd zu sein» (ISBN 978-3- seidenen Cheongsam im Koffer suchten 03878-058-8) mit inszenierten Foto- sie Orte auf, die ihre Sehnsüchte wider- graphien und Mini-Stories, die sich an spiegeln. Romane und Erzählungen der Weltli- teratur anlehnen. Die Autoren Matthias Messmer ist Autor, Fotograf Die moderne Welt gibt vor, ein globales und promovierter Soziologe. Hsin-Mei «fremd ohne fremd zu sein»: inszenierte Fotographien Dorf zu sein. Viele Menschen sehen Chuang ist Autorin, Kulturforscherin und Mini-Stories, die sich an Romane und Erzählungen sich als Weltenbürger, und trotzdem und Übersetzerin. Messmer und Chu- der Weltliteratur anlehnen. sind wir noch immer mehrheitlich ang haben an unterschiedlichen Orten Quelle: zVg. Fremde, fast überall auf der Welt. Emp- der Welt gelebt. Zentrale Bedeutung ih- findungen von Heimatlosigkeit und Da- res Schaffens nahmen dabei dokumen- clam, 2019). Seit einiger Zeit beschäf- zwischen-Sein verfolgen uns an den un- tarische und gesellschaftskritische Ar- tigt sich das Duo vermehrt mit den we- terschiedlichsten Orten. Selbst dort, beiten ein. Ihre Zusammenarbeit fruch- niger sichtbaren Schichten des Lebens. wo wir meinen, zu Hause zu sein. Die tete u.a. in den Büchern «China’s Va- Sehnsucht, irgendwann irgendwo anzu- nishing Worlds» (MIT Press, 2013) so- Weitere Informationen unter: kommen, ist zu einem allgegenwärti- wie «China an seinen Grenzen» (Re- www.duomamei.com 75 Jahre für Frauen in Kirche und Politik Aktion «Bike for EFS» macht auf Freiwilligenarbeit aufmerksam Die Evangelischen Frauen Schweiz Das Jubiläum werden die EFS nutzen, «Mit dem Crowdfunding gehen wir EFS feiern 2022 ihr 75-jähriges Jubilä- um auf die Freiwilligenarbeit aufmerk- neue Wege», sagt Gabriela Allemann, um. Im Mai und Juni nutzen die EFS sam zu machen, die von vielen Frauen Präsidentin der EFS. «Wir möchten da- das Jubiläum, um auf die kirchliche in Frauenvereinen und Kirchgemeinden mit auch neue Kreise ansprechen und Freiwilligenarbeit aufmerksam zu geleistet wird. Dazu lancieren sie im hoffen, die benötigte Summe zu errei- machen. Zur Finanzierung der Jubilä- Mai die Aktion «Bike for EFS». Dabei le- chen.» Für die «Belohnungen» haben umsaktivitäten setzen sie auf ein gen die Mitglieder der EFS mit dem Velo die EFS lokale Herstellerinnen gewin- Crowdfunding. möglichst viele Kilometer für die EFS nen können, beispielsweise eine Cho- zurück. Mit einem Sattelüberzug wird colaterie aus Neuenburg, eine Seifen- Die Delegiertenversammlung der EFS das Engagement für die EFS und die herstellerin aus dem Jura oder eine am 14. Mai wird ganz im Zeichen des kirchliche Freiwilligenarbeit sichtbar. Genfer Winzerin. Jubiläums stehen. In fünf Stationen Angesichts der knappen Finanzen werden sie ihre Geschichte, Gegenwart haben die EFS entschieden, zum Jubilä- und Zukunft feiern. Mehrere Gäste aus um auf ein neues Instrument zu setzen: Die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) sind der Dachver- Kirche und Politik werden ihre Sicht Am 8. März, dem internationalen Tag band der reformierten sowie von ökumenischen Frauenver- auf die Arbeit der EFS der letzten 75 der Frau, starten die EFS ein Crowdfun- bänden und Einzelmitgliedern. Sie vertreten die Interessen Jahre teilen. Dazu publizieren die EFS ding. In den 40 Tagen bis Ostern wollen von rund 37 000 Frauen. Die EFS fördern Frauen in Gesell- als Jubiläumsschrift einen Standpunkt sie CHF 25 000 sammeln. Dazu haben schaft, Kirche und Politik. Die EFS nehmen aus Sicht evange- mit einem Rückblick und Ausblick auf sie das Projekt «75 Jahre EFS» auf der lischer Frauen Stellung zu aktuellen Fragen. www.efs.ch ihr Engagement. Plattform «we make it» angemeldet. 15 MAGNET Nr.4/2022
Weitblick roundabout since 2000 – Tanzen ist Prävention Tanzen ist Prävention Als nationales mädchenspezifisches menarbeit klappt enorm gut.» Als Rahel weil sie so viel Interesse und Engage- Gesundheitsförderungs- und Präven- Schwarz die roundabout-Leitung vor ment zeigen, immer wieder nachfragen tionsangebot wurde roundabout im bald sechs Jahren übernahm, gab es und spannende Feedbacks geben.» Jahr 2000 gegründet und ist seither rund zehn Tanzgruppen. Inzwischen für viele Mädchen und junge Frauen sind 16 Gruppen aktiv. Neben den nati- Porträt roundabout aus ihrem Alltag nicht mehr wegzu- onalen Schulungen habe sie auch im roundabout ist ein niederschwelliges denken. Lokal ist das Angebot gut Kanton St. Gallen die roundabase-Trai- Streetdance-Netzwerk für Mädchen verankert – nicht zuletzt dank der nings aufgebaut als ergänzendes kanto- und junge Frauen zwischen acht und 20 Partnerschaft mit den Evangelisch-re- nales Angebot. Die Leiterinnen werden Jahren. Die Gruppen sind unterteilt in formierten Kirchgemeinden. dazu motiviert, Nachwuchsleiterinnen zwei verschiedene Alterskategorien: zu rekrutieren und zu fördern, womit kids für acht bis elfjährige Mädchen In den letzten Jahren ist roundabout in sie zusätzlich Verantwortung überneh- und youth zwölf bis 20-jährige. Sie tref- den Kantonen St. Gallen und Appenzell men dürfen. Auch dies trägt dazu bei, fen sich zu wöchentlichen Trainings stark gewachsen und immer professio- dass sie über längere Zeit bei rounda- und studieren Choreografien ein. Das neller geworden. Möglich wurde dieses bout bleiben und so eine Konstanz und Angebot stärkt Körper und Psyche, Wachstum auch aufgrund der Mitfinan- Stabilität innerhalb ihrer Gruppen ge- weckt bei den Tänzerinnen die Freude zierung durch die Evangelisch-refor- währleisten. Damit bleibt mehr Zeit, an der Bewegung und fördert die Inte- mierte Kirche des Kantons St. Gallen die in den Aufbau neuer Gruppen und gration in eine Gruppe. Regelmässig und die partnerschaftliche Zusammen- in die Zusammenarbeit mit Partneror- finden Events, Tanzlager und Schulun- arbeit mit lokalen Kirchgemeinden. ganisationen für die Vernetzungsarbeit gen statt. Im gemütlichen Teil anschlies- Diese schätzt auch Roman Köhle, Mit- investiert werden kann. Durch den en- send an die Trainings pflegen die Mäd- glied der Kirchenvorsteherschaft der gen Kontakt mit Jugendarbeiterinnen chen und Frauen die Beziehung unter- Evangelisch-reformierten Kirchgemein- und -arbeitern der Kirchen konnten einander sowie zu den Leiterinnen und de St. Margrethen. «Das grosse freiwil- wiederum neue Gruppen aufgebaut haben Gelegenheit, aktuelle Themen lige Engagement würdige ich sehr und werden. «Die Zusammenarbeit mit zu besprechen. 2021 wurde beispiels- versuche zusammen mit anderen Ver- Kirchgemeinden und anderen Partnern weise die Kampagne roundabout@ antwortlichen aus den Kirchgemeinden Landeskirchen ist für uns sehr wert- bodytalk zur Förderung der psychi- entsprechend Unterstützung zu bieten. voll», erklärt auch Rahel Schwarz, schen Gesundheit lanciert. Die The- Man spürt sehr den Spirit, etwas Ge- «Nicht nur aufgrund der Mitfinanzie- men bestimmen die Tanzleiterinnen zu- meinsames zu bewegen und die Zusam- rung von roundabout, sondern auch, sammen mit den Mädchen mit. KIK-Sommerlager 2022 9. bis 16. Juli in Pany GR oder in Flond GR Die Kommission «Kinder, Jugend, Fa- Lager A: Aus dem Lagerleben milie» der Evangelisch-reformierten Ferienheim Lasaris, 7243 Pany / Grau- Durch das Lager führt uns dieses Jahr Landeskirche beider Appenzell bietet bünden, Leitung: Eveline Bruderer, das Thema «David». Wir geniessen das in den Sommerferien die folgenden Heiden und Barbara Bruderer, Herisau Lagerleben mit verschiedenen Aktivitä- zwei Lager an: ten drinnen und draussen, wie Ausflüge, Lager B: Workshops, Spiele, Grillen am Lagerfeu- Ferienhaus Camelc, 7137 Flond / er, einen bunten Abend, Baden, Basteln, Graubünden, Leitung: Gaby Bürgi Geschichten hören etc. Wichtig ist uns, Gsell und Christian Gsell, Herisau dass sich jedes Kind willkommen fühlt, Zugehörigkeit erlebt und sich innerhalb Beide Lager finden in der ersten Ferien- der Gruppe zurechtfindet. Anmeldefor- woche, 9. bis 16. Juli 2022, statt und mulare werden ab Anfang April in Kin- stehen allen Kindern beider Appenzell der- und Familienfeiern und im Religi- offen, welche nach den Sommerferien onsunterricht verteilt oder sind erhält- die zweite bis sechste Klasse besuchen lich bei: Fachstelle Kinder Jugend Fami- (7 – 12 Jahre). Die Kosten betragen lie, Gaby Bürgi Gsell, Oberdorfstr. 49, CHF 200 für das 1. Kind, für jedes wei- 9100 Herisau, Tel. 071 277 54 21 oder tere Kind CHF 170. gaby.buergi@ref-arai.ch MAGNET Nr.4/2022 16
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