HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg

Die Seite wird erstellt Peter Jacob
 
WEITER LESEN
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
Hamburger
          Polizei Journal
                        Nr. 5 | 2020

     HPJ POLIZEI AUF DEM PRÜFSTAND
         Wie können wir uns weiterentwickeln?

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020   1
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
Z A H L D E S M O N AT S

                             412
           Beförderungen – sowohl Verwaltungs- als auch Vollzugsbeamte – im Zeitraum 1.8. bis 30.9.2020
                                           Quelle: PERS 22 und PERS 322

111                                                           206                      x A9 g.D

                               1
           x A7

                                                                                                 2
                                       x A8

                                                9
                                                                                                               x A9 m.Z.

6                                                       x A11

                                                                                       69
       x A10

                          1      x A13 h.D.
                                                                                                          x A12

4   x A13 g.D.
                                                              1      x A15 h.D.
                                                                                                          2         x A16 h.D.

        HPJ – Hamburger Polizei Journal      Nr. 5 | 2020                                                  2
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
EDITORIAL

                                      LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN,

                                      als Polizei Hamburg haben wir uns ein hohes Maß an Vertrauen der Men-
                                      schen in unserer Stadt erarbeitet. Dies gilt es zu erhalten. Das ist nicht im-
                                      mer einfach, denn immer häufiger wird polizeiliches Handeln zum Gegen-
                                      stand kritischer Betrachtung, sowohl durch Medien als auch durch Bürge-
                                      rinnen und Bürger: Maßnahmen werden kritisch hinterfragt, polizeiliche
                                      Einsatzsituationen vor allem in den sozialen Netzwerken öffentlich bewertet
                                      und umfangreich diskutiert. Wir sollten uns weder durch einseitig geführte
                                      Debatten beeinflussen lassen, noch den wiederkehrenden Bedürfnissen von

| Foto: Polizei Hamburg
                                      Menschen bzw. der Öffentlichkeit auf Erklärungen verschließen.

                          Mit der Implementierung der zukünftigen Beschwerdestelle gehen wir einen neuen
                          Weg. Das zukünftige Angebot richtet sich an Bürgerinnen und Bürger sowie Polizeiange-
                          hörige gleichermaßen. Außerdem beschreiten wir durch Perspektivwechsel und Fortbil-
                          dungsangebote neue Wege bei der Bearbeitung von Beschwerden. Der gegenseitige
                          Blick auf die emotionale Situation von Beschwerdeführern einerseits und den handeln-
                          den Beamten anderseits kann neue Perspektiven und Verständnis für den jeweils ande-
                          ren schaffen.

                          Außerdem packen wir bei der deutschlandweiten Befragung „Sicherheit und Kriminalität
                          in Deutschland“ die Gelegenheit beim Schopfe und gehen mit einem hamburgspezifisch
                          zugeschnittenen Fragenkatalog noch einen weiteren Schritt auf die Menschen in unserer
                          Stadt zu.

                          Als Polizeiführung ist es nicht nur unsere Pflicht, sondern unser wichtigstes Anliegen,
                          Sie in Ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Darum muss es unser gemeinsames Inte-
                          resse sein, dass wir mit Hilfe der Forschung Arbeitsabläufe hinterfragen, um uns zu
                          verbessern und weiterzuentwickeln. Genau dort setzt das Forschungsprojekt des Fach-
                          hochschulbereichs der Akademie in Bezug auf die demokratiebezogenen Einstellungen
                          und Werthaltungen innerhalb der Polizei Hamburg an. Hier geht es um Ihre Belastungen
                          im Einsatz, Werthaltung, Ursachen für die Bildung von Vorurteilen und den angemes-
                          senen Umgang damit. Ein Forschungsprojekt für Sie.

                          Ihr
                          | Ralf Martin Meyer Polizeipräsident

                          HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 5 | 2020                                             3
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
I N H A LT

INHALT
EDITORIAL
                                                                     NE WSTICKER
Polizeipräsident Ralf Martin Meyer  .  .  .  .  .  . 3
                                                                     Belobigung PK 43  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  18
A K -T U E L L
                                                                     Ilse Hirschbiegel .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  40
Symposium in den Messehallen  .  .  .  .  .  .  . 6                  Belobigungen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  42
                                                                     Spendenaktion St. Michaelis .  .  .  .  .  .  .  .                43
INTERN

LBP 5 – Höheninterventionsteam (HIT) .  .  .  10
                                                                     IM GESPR ÄCH
Kommunikationsteam .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  14
                                                                     Entscheidungen des Deutschen Presserates . 5
LKA 1B – Wissensmanagement .  .  .  .  .  .  .  16
                                                                     Beschwerdestelle .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
LKA 45 – Brandermittlungen .  .  .  .  .  .  .  .               19
                                                                     Vereinbarung zwischen LKA und StA .  .  .  .  13
„Nur Kurz!“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   28
                                                                     75 Jahre WSPS  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  22
Rettungshundeteams  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  30
                                                                     SKiD .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  24
Forschungsprojekt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .        32
                                                                     Grußbotschaft des Bundespräsidenten
Patrick Klein – 5 Jahre „Seelenbalsam“ .  .  .  35
                                                                     Frank-Walter Steinmeier .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  27
Demokratische Resilienz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           38
                                                                     B.A.S.I.S. 10 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  36

IM BILD
                                                                     PERSONALIEN
Und dann war da noch... .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 44
                                                                     In Gedenken .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 46
                                                                     Impressum  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .      46

HPJ – Hamburger Polizei Journal                 Nr. 5 | 2020                                                        4
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
IM GESPR ÄCH

                   Entscheidungen des Deutschen Presserates

   Die Hamburger Morgenpost veröffentlichte Mitte Juni den Artikel „Vorwürfe
   gegen die Hamburger Polizei – Sie haben uns gejagt“. Dort schildert ein
   Demonstrationsteilnehmer seine Sicht zu seiner vorläufigen Festnahme nach
   „angeblichem“ Flaschenwurf auf Polizeikräfte. Die Redakteurin suggeriert, er
   wäre Opfer von Polizeigewalt geworden. Die übliche Gelegenheit einer
   Stellungnahme seitens der Polizei zur konkreten Vorwurfslage wurde nicht
   gegeben. Damit wurde es unterlassen den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Hierzu
   stellt der Presserat fest, dass ein Verstoß gegen den Pressekodex durch den
   Artikel selbst nicht vorliegt. „Den Lesern (wird) hinreichend deutlich, dass der
   Sachverhalt (…) umstritten ist (…).“ Eine „presseethische Prüfung des Recher-
   cheverhaltens“ könne nicht gemacht werden, weil „Beschwerdegegnerin (…)
   grundsätzlich die Redaktionen (…), nicht die jeweiligen Autorinnen und
   Autoren“ seien.

   Ebenfalls im Juni veröffentlichte die taz online eine Kolumne unter dem Titel
   „Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig“. Darin stellt die Autorin
   Überlegungen an, in welchen Berufen ehemalige Polizeikräfte unterkämen,
   sollte die Polizei abgeschafft werden. Ihr Fazit: Die Mülldeponie. Insgesamt
   legten knapp 400 Menschen Beschwerde beim Presserat ein, der Bericht sei
   menschenverachtend und diskriminierend. „Was darf Satire“ – auch damit
   beschäftigte sich der Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserates. Im
   September kam dieser zu dem Schluss: Die Kolumne verstößt ebenfalls nicht
   gegen den Pressekodex.

   Dazu Polizeipräsident Ralf Martin Meyer:
   „Die aktuellen Entscheidungen des Presserates machen mich fassungs-
   los. Ich frage mich, wo im Falle der taz noch eine Grenze bestehen soll?
   Was die Entscheidung zum Artikel der MOPO angeht, muss das Fehlver-
   halten der Autorin berücksichtigt werden. Alles andere rüttelt an den
   Grundsätzen einer fairen Berichterstattung. Am Ende bleibt uns nur, die
   Entscheidungen mit hanseatischer Gelassenheit zu akzeptieren.“
| Foto: YummyBuum/AdobeStock.de

    HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                   5
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
A K -T U E L L

                             AKADEMIE DER POLIZEI HAMBU RG

                             SYMPOSIUM IN DEN
                             MESSEHALLEN
| Foto: Nici Müller, PÖA 2

                             Ende September richtete die Akademie der Polizei in Kooperation mit der
                             Deutschen Hochschule der Polizei das Symposium „Mit Sicherheit für die
                             Demokratie – Strategien gegen Radikalisierung“ aus. 170 Teilnehmende aus
                             ganz Deutschland besuchten die zweitägige Veranstaltung in den Hambur-
                             ger Messehallen. Die Planungen waren bereits für März aufgenommen und
                             dann coronabedingt verschoben worden.

                             Bei dem Symposium traf sich alles, was in der deutschen Polizei Rang und Namen
                             hat mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Journalistinnen und Journa-
                             listen sowie Verantwortlichen aus der Politik zum Austausch. Neben der Forschung
                             nach belastbaren Zahlen zum Thema demokratiebezogene Einstellungen und
                             Werterhaltungen (Forschungsprojekt DeWePol, siehe S. 32) steht die Frage des
                             Umgangs mit radikalen Tendenzen, dem Erkennen und Verhindern solcher Strö-
                             mungen sowie der Strategieentwicklung gegen Radikalisierung, besonders als Teil
                             der Führungsverantwortung.

                             Hamburgs Innensenator Andy Grote stellte in seinen Eingangsworten klar: „Ich
                             bin aus eigenem Erleben und eigener Erfahrung heraus absolut überzeugt
                             – und das wird uns vermutlich allen so gehen –, dass die überwältigende
                             Mehrheit unserer Polizistinnen und Polizisten felsenfest im Wertesystem
                             unseres Grundgesetzes verankert ist. Fester als manche ihrer Kritiker. Aber
                             das bedeutet im Umkehrschluss eben nicht, dass es nichts gäbe, worum wir
                             uns zu kümmern haben!“

                             HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                    6
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
A K -T U E L L

                   Dass die Polizei bisher nicht untätig war, machte Polizeipräsident Ralf Martin
                   Meyer in seinem Impulsvortrag deutlich. Außerdem betonte er, wie wichtig es
                   zunächst sei die „richtigen Fragen zu stellen“, z.B. „welche Wirkungen wir mit
                   unseren bisherigen Maßnahmen erzielen und wie wir unseren Erfolg
                   evaluieren können?“ Weiter bekräftigte der Polizeipräsident die Notwendigkeit
                   der Datenerhebung, denn „es gibt bisher keine Forschung zu Frage von
                   Radikalisierungsverläufen. Auch aktuelle Forschung zu Belastungen im
                   Polizeiberuf fehlen, also gibt es auch kein entsprechendes Wissen.“

                   Angesichts der zweifelhaften Debattenkultur anhand von Videosequenzen un-
                   schöner Bilder stellte er nochmals fest: „Es gibt Situationen, in denen robustes
                   Handeln von Seiten der Polizei erforderlich ist. Alles andere wäre Staatsver-
                   sagen.“ Ralf Martin Meyer forderte eine differenzierte Debatte, pauschale Kritik
                   führe am Problem vorbei.

Innensenator Andy Grote                                             Polizeipräsident Ralf Martin Meyer

                   In den Impulsvorträgen und Workshops wurde deutlich, dass das Themenfeld der
                   Radikalisierung nur mehrdimensional betrachtet werden kann. Dabei spielen nicht
                   nur Einflussfaktoren, z. B. durch sozialen Medien eine Rolle, sondern auch die Be-
                   dingungen in der Polizei, welche begünstigenden oder hemmenden Einfluss auf
                   eine Radikalisierung haben könnten.

                   Strategien könnten durch eine offene Polizei mit entsprechender Fehlerkultur gebil-
                   det werden. Eine zentrale Rolle nehmen dabei die Führungskräfte ein. Diese Men-
                   schen als Vorbilder mit ihren Werten und in ihrem Handeln – gepaart mit Wert-
                   schätzung – besitzen die entscheidenden Schlüsselposition zur demokratischen
                   Resilienz der Polizei.

                   Das Symposium ist Teil einer bereits 2017 bundesweit gestarteten Tagungsreihe
                   mit dem Thema „Zukunft der Polizei 2030“, initiiert durch die Deutsche Hochschule
                   der Polizei und die Akademie der Polizei Hamburg. Diese Reihe wird fortgeführt –
                   immer am Puls der Zeit. | Nici Müller PÖA 2

                   HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                        7
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
I M G E S P R Ä C H

                                     NEUE BESCHWERDESTELLE

                                     „TRAGE DEINE SCHWÄCHEN WIE
                                     EINEN SCHILD VOR DIR“
                                                      ( F RE I NACH DE R ROMA NFIGUR TY R ION LA NNISTER AUS GA ME OF TH RONES)

| Foto: Mongkolchon/AdobeStock.com

                                     Das Vertrauen in die Polizei ist ungebrochen, wie repräsentative Umfragen
                                     immer wieder belegen. Die Gesprächskultur ist allerdings angeknackst. Zu
                                     unseren täglichen Herausforderungen gehört immer mehr, unser schlüs-
                                     siges und professionelles Handeln allen Beteiligten zu
                                     verdeutlichen. Im Einsatzgeschehen mitunter schwierig,
                                     eventuell sogar unmöglich – und manchmal läuft etwas
                                     aus unterschiedlichsten Gründen schief.

                                     Das Controlling im bisherigen Beschwerde- und Diszi-plinar-
                                     wesen zeigt deutlich, auf welch niedrigem Stand die Be-
                                     schwerdelast ist – insbesondere im Verhältnis zu der Anzahl
                                     an Einsätzen. Dennoch können wir uns darauf nicht ausruhen.
                                     Polizeiliches Handeln muss immer effektiv und rechtssicher,
                                     aber auch überprüf- und nachvollziehbar sein. Darum gehen
                                     wir als Polizei jetzt den nächsten Schritt, einen weiteren
                                     Schritt auf die Menschen unserer Stadt zu.

                                     BESCHWERDEMÖGLICHKEIT, AUCH FÜR KOLLE-                             Leiter der neuen Beschwerdestelle Ulf
                                     GINNEN UND KOLLEGEN                                                Bettermann-Jennes
                                                                                                        | Foto: Nici Müller, PÖA 2

                                     Wir brauchen effektive und zentrale Möglichkeiten, um frühzeitig Fehlentwick-
                                     lungen und fragwürdige Verhaltensweisen zu erkennen, auch um uns selbst und
                                     unsere gute Arbeit zu schützen. Hierzu werden die Beschwerden zukünftig syste-
                                     matisch erfasst und ausgewertet. Zudem sollen Polizistinnen und Polizisten, die
                                     in vielen Fällen zu Unrecht beschuldigt werden, frühzeitig von Vorwürfen entlastet
                                     werden: Missbrauch des Beschwerderechts wird als solcher benannt!

                                     Die Polizei Hamburg strukturiert deshalb das Beschwerde- und Disziplinarma-
                                     nagement um. Es wird zukünftig direkt beim Polizeipräsidenten angebunden,
                                     dabei aber grundsätzlich weisungsunabhängig sein. Die Hemmschwelle für alle
                                     Hamburgerinnen und Hamburger, aber auch aller Bediensteter der Polizei Ham-

                                     HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                     8
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
I M G E S P R Ä C H

          burg, Kontakt aufzunehmen, wenn sie Kritik an polizeilicher Arbeit oder
          am Verhalten haben, wird weiter herabgesetzt. Dazu bietet die Polizei
          ergänzend zur digitalen Erreichbarkeit künftig einen neutralen Ort:
          Eine zentrale und geschützte Anlaufstelle für Beschwerden im Bereich der
          Hamburger Innenstadt. Externe, besonders qualifizierte Mitarbeiterinnen und
          Mitarbeiter – die nicht dem Legalitätsprinzip unterliegen – bieten einen nahbaren,
          gut erreichbaren Anlaufpunkt. Anschließend werden Beschwerde- und Disziplina-
          rangelegenheiten gemeinsam mit Polizistinnen und Polizisten weiterbearbeitet.

          PERSPEKTIVWECHSEL

          Ziel ist es, dass die Beteiligten an einer berechtigten Beschwerde in geeigneten
          Fällen miteinander ins Gespräch kommen – unter fachlicher Moderation und in
          ruhiger Atmosphäre. Damit bietet sich die Möglichkeit für einen Perspektivwech-
          sel, der die Sicht- und die Verhaltensweisen des jeweils anderen in den Fokus
          rückt, erklärt und transparent macht. Details des Beschwerdeprozesses werden
          offen und regelmäßig an die jeweiligen Beschwerdeparteien kommuniziert. Bei
          Bedarf können unterschiedliche Maßnahmen, z. B. Fortbildungsangebote resultie-
          ren. Nur so kann in diesen Zeiten mangelnder Gesprächskultur das gegenseitige
          Verständnis wachsen.

          Wir als Polizei verurteilen keinen Menschen! Wir stehen zu uns, auch zu unseren
          Fehlern. | Nici Müller PÖA 2

              | Grafik: Beschwerdestelle

          HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                       9
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
I N T E R N

                                       LBP 5 – HÖHENINTERVENTIONSTEA M ( H I T )

                                       WIR SIND DER HIT!

| Foto: Max Mustermann, Dienststelle

| Fotos (2): Polizei Hamburg

                                       „Und ab!“, lautet der Befehl von Tim W., Mitarbeiter der Beweissicherungs-
                                       und Festnahmeeinheit (BFE). Er hängt in voller Montur in über 50 Metern
                                       Höhe an einem dünnen Seil. Sein Blick gleitet unerschrocken in die Tiefe. An
                                       seinem Klettergurt mit Sicherungsgerät hängen unzählige Karabiner, Band-
                                       schlingen und ein Sicherungsseil, das mit einer bestimmten Knotentechnik
                                       an seinem Klettergurt befestigt ist. An diesem Seil hängt sein Leben.

                                       HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                            10
INTERN

Neben neun weiteren Kollegen
gehört Tim W. zu dem neu
gegründeten Höheninterven-
tionsteam der Polizei Ham-
burg. Das Team wurde vor
rund 1,5 Jahren aufgrund einer
sog. „Fähigkeitslücke“ im Zuge
des G20-Einsatzes gegründet.

Rückblick: Anfang Juli 2017
warfen vermummte Personen
im Hamburger Schanzenviertel
zahlreiche Gegenstände von
den Dächern. Es gab Hinweise,
dass dort weiteres Wurfmate-
rial wie Gehwegplatten und
Molotow-Cocktails deponiert
und von den Störern schwere
Verletzungen der eingesetzten
Polizistinnen und Polizisten in
Kauf genommen wurden.
Mit einem Einschreiten durch
Polizeikräfte befürchtete man
ebensolche Verletzungen. Ein
Vorrücken in das Viertel war
nur im Zusammenwirken mit
den Spezialeinheiten zu verant-
worten. SE-Kräfte mussten
jedoch zunächst aus bestehen-
den Aufträgen, für die sie sich
taktisch positioniert hatten,
herausgelöst und umgegliedert
werden. Viel Zeit ging verloren.
Im Schanzenviertel wüteten
weiter Straftäter. Eine Inter-
vention auf den Hausdächern
konnte damals nicht schnell
genug gewährleistet werden.
Das sollte sich ändern.

Blick nach vorn: Die Behördenleitung entschied deshalb, der Beweissicherungs-
und Festnahmeeinheit der LBP die Kompetenz der Höhenintervention zu zuspre-
chen und sie um einen Zug zu verstärken. Das Einsatzspektrum der BFE wird da-
mit auf diesem sehr speziellen Sektor ausgebaut und erhöht deren Eigenständig-
keit und Reaktionsfähigkeit enorm.

HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 5 | 2020                                  11
INTERN

| Foto: Polizei Hamburg

                          Blick in die Gegenwart: Seit zwölf Monaten ist Tim W. zum Kletter-Spezialisten
                          ausgebildet. Das heißt, er und seine Kollegen können neben den vielfältigen Auf-
                          gaben einer BFE auch in die Höhe und Tiefe klettern: Dächer, Brücken, Schächte.
                          Überall dort, wo es knifflig wird, ist unser Höheninterventionsteam gefragt. „Ein
                          besonders hohes Maß an physischer und psychischer Belastbarkeit sowie ein
                          ausgeprägtes Engagement sind Grundvoraussetzung, um den speziellen Job eines
                          BFE´ler ausführen zu können“, erklärt Andre Krüger, Hundertschaftsführer der LBP
                          5. Die Jungs und Mädels sind besonders teamfähig, sportlich und leistungsbereit.

                          In zehn Tagen schweißtreibenden Trainings wurden zehn ausgewählte BFE´ler
                          zum Höhenretter ausgebildet. Seil- und Knotenkunde, Seilkommandos, Standplatz
                          bauen und Abseiltechniken gehören zu den Grundlagen. 70 Stunden im Jahr ver-
                          bringen sie zu Übungszwecken in der Vertikalen. Ob Kattwyk- oder Köhlbrandbrü-
                          cke oder Planetarium – es gibt kaum eine schwindelerregende Örtlichkeit, die von
                          dem HIT-Team nicht erklettert wurde. Erste Erfahrungen haben die Spezialkräfte
                          bereits am Hambacher Forst und bei einer Kranbesetzung im Hamburger Hafen
                          gesammelt. Ein kleiner aber wichtiger Baustein fehlt noch: Für die Höheninterven-
                          tion benötigt die Truppe noch einen dreiwöchigen Lehrgang bei der Spezialeinheit
                          WEGA in Österreich. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Lehrgang leider
                          verschoben werden. Mit dieser Weiterbildung können die Kräfte dann wehrhafte
                          Störer aus der Höhe und Tiefe dingfest machen.

                          „Ich freue mich sehr darüber, dass man uns diese Kompetenz zugesprochen hat“,
                          sagt Andre Krüger. Für den 52-Jährigen ist es eine echte Herausforderung und
                          Vertrauensbeweis zugleich. „Dieser Lehrgang hat es echt in sich und braucht gute
                          Nerven“. | Vicky Baustian PÖA 2

                          HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                      12
IM GESPR ÄCH

| Foto: Nici Müller, PÖA 2

                             ZWEITE VEREINBARUNG UNTER Z E I CH N ET

                             MEHR EFFEKTIVITÄT IN DER
                             STRAFVERFOLGUNG

                             Nachdem im April 2019 die Vereinbarung zur Bearbeitung
                             minderschwerer Betrugsdelikte zwischen dem LKA und der
                             Staatsanwaltschaft unterzeichnet wurde und dies zu einer
                             Entlastung der betroffenen Sachgebiete führte, folgte nun
                             eine zweite Vereinbarung zur Bearbeitung einfach gelagerter
                             Ausländerdelikte.

                             Darunter zu verstehen sind Delikte kleinerer oder mittlerer
                             Schwere, zum Beispiel der Aufenthalt oder die Einreise ohne
                             Pass/Passersatz/erforderlichen Aufenthaltstitel. In derart gela-
                             gerten Fällen kann nun zunächst von umfangreichen Ermitt-
                             lungen oder kriminaltechnischen Untersuchungen abgesehen
                             werden. Diese Vorgänge werden zukünftig mittels standardi-
                             sierter Arbeitsabläufe möglichst abschließend bearbeitet, so
                             dass die Verfahrensökonomie deutlich verbessert wird.

                             | Annika Westedt LKA FSt 01 | Jens Bergmann LKA FSt 22             | Foto: Polizei Hamburg

                             HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                     13
INTERN

                   KOMMUNIKATION STEA M S

                   DIE MACHT DER WORTE
                   „Was ist denn hier los?“ „Wieso schützen Sie Nazis?!“
                   „Wie komm´ ich denn jetzt am besten zum Jungfernstieg?“

                   Die Bandbreite der Fragen ist unendlich und die blauen Westen
                        der Kolleginnen und Kollegen der Kommunikationsteams (KT)
                                   haben magnetische Anziehungskraft. Sollen sie auch,
                                       denn die Einsatzkräfte sind genau dafür in größeren
                                       Einsatzlagen vor Ort: zum Reden. Seit 2009 gibt es die
                                       KT bei der Polizei Hamburg – als Einsatzmittel bei Groß-
                                       veranstaltungen längst nicht mehr wegzudenken.

                                           Jens Mollenhauer, seit wann bist du bei den KT?

                                        Jens Mollenhauer – Urgestein und Gründungsmit-
                                         glied, wenn man so will. Das heißt, seit Anfang an
                                         dabei. Eine Ausschreibung im HPJ für dieses Neben-
                                         amt hatte mich neugierig gemacht. Das Konzept
                                         wurde dann im ersten Lehrgang erarbeitet und hat
                                        sich bis heute bewährt.

                                            Was zeichnet den Job hier aus?

                                         Jens Mollenhauer – Dass es nicht nur ein Job ist,
                                         sondern jeder Einzelne sich für Deeskalation durch
                                        Kommunikation einsetzt. Alle sind freiwillig im Neben-
                                        amt, auch an den Wochenenden, gerne dabei und
                                        finden es klasse, mit unserem polizeilichen Gegenüber
                                        in Gespräche zu gehen. Eine ausgeprägte Einsatzbe-
                                       reitschaft und Verlässlichkeit ist bei dieser Tätigkeit
                                   daher unverzichtbar. Die Teamfähigkeit der KT-Mitglieder
                                ist besonders hoch ausgeprägt und motiviert mich selbst
                            immer wieder neu. Wenn es brenzlig wird, sind unsere Ge-
                       spräche beendet und dennoch haben wir es mit Gewaltvermei-
                      dung durch Sprache versucht. Das lässt uns nach jedem Einsatz
                      zufrieden nach Hause gehen.

HPJ – Hamburger Polizei Journal            Nr. 5 | 2020                                          14
             | Foto: Polizei Hamburg
INTERN

  Wie sind deine Erfahrungen?

Jens Mollenhauer – Die KT machen mit klaren Anweisungen und Erklärungen der
polizeilichen Maßnahmen ruhig den Beteiligten verständlich („Hamburger Gelas-
senheit“), wie man Großveranstaltungen friedlich über die Bühne bringen kann. Die
Herausforderung der Deeskalation beim Umgang mit Menschenmassen besteht
darin, nicht alle Menschen gleich zu behandeln. KT werden in Hamburg niedrig-
schwellig angesprochen, weil sie durch ihre blauen Westen signalisieren, dass sie
sich Zeit für Gespräche nehmen können und sind damit als besonders ansprechbar
zu sehen. Gerade im Demogeschehen sind wir über die Jahre zu einem Gradmes-
ser für die Kommunikationsbereitschaft bei Großveranstaltungen geworden und
werden als solcher von unserem polizeilichen Gegenüber auch besonders wahrge-
nommen.

  Erzähl doch mal von einem besonderen Erlebnis!

Jens Mollenhauer – Besondere Erlebnisse waren alle Gespräche, sei es beim G20
oder beim auswärtigen Einsatz in Dresden, wo wir Menschen gewaltpräventiv
überzeugen konnten und so positiv auf den Verlauf der Großveranstaltung einge-
wirkt haben. Manchmal sind es gerade die Kleinigkeiten am Rande, die eine Situa-
tion eskalieren lassen und dem aufgebrachten Teilnehmer der Großveranstaltung
durch Gespräche der KT erklärt werden müssen, weil er sie nicht versteht. So
konnte das Blenden der Polizeikräfte durch einen Scheinwerfer durch ein Gespräch
unterbunden werden oder der provokante Passant, der die Menge durch seine
Äußerungen reizte, abseits in ein Gespräch verwickelt werden oder diverse Maß-
nahmen der Polizei, die von dem polizeilichen Gegenüber nicht verstanden wurden,
erklärt werden.

  Wie viel Einsätze hattest du schon?

Jens Mollenhauer – Wir haben etwa acht Einsätze im Jahr und werden immer
häufiger aufgerufen. Um nicht ständig dabei sein zu müssen, wäre ein größerer
Pool von Mitarbeitern wünschenswert. Kolleginnen und Kollegen der
Kriminalpolizei, Wasserschutzpolizei und Verwaltungsbedienstete sind daher
ausdrücklich als Bewerber/innen erwünscht.

  Was mache ich, wenn ich Lust habe, bei den KT mitzumachen?

Jens Mollenhauer – Eine formlose Mail an die Leitung der
KT, Thomas Wegemann (LBP 8) oder Lutz Bromm (PK 21)
genügt. Wir haben noch genug blaue Westen (grinst).
                                                                KT-HAMBURG
| Julia Krahmer PÖA 2

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                      15
INTERN

                             WISSENSMANAGEMENT EINMA L A N D E RS – BETRU G SW I K I L K A 1 B

                             IMMER AUF BALLHÖHE …
                             UND EINEN SCHRITT VORAUS!
| Foto: Nici Müller, PÖA 2

                             Alleinherrschaft von Spezialwissen war gestern – Digitales Wissensma-
                             nagement für ALLE ist heute – und zwar zu JEDERZEIT an JEDEM Polizei-
                             rechner.

                             Es gibt Deliktsbereiche, da stößt man organisatorisch schnell an seine Grenzen.
                             Beim Betrug zum Beispiel: Über 30 verschiedene Phänomene halten die Ermittler
                             des LKA tagtäglich auf Trab. Mit jedem dieser Phänomene gehen verschiedenste
                             Tatbegehungsweisen einher. Das wiederum bedeutet unterschiedlichste Ermitt-
                             lungsschritte. Die Ermittler sind mit verschiedenen Zahlungsdienstleistern und
                             Ansprechpartnern, individuellen Formvorschriften und Anfragemodalitäten kon-
                             frontiert. Die große Anzahl an Ermittlungs- und Bearbeitungstools, Daten- und
                             Zugangsdaten, Handlungsanweisungen und Zuständigkeitsregelungen gleicht
                             einem Dschungel, der nur mühselig zu durchforsten ist.

                             Zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort auf dem aktuellen Stand sein – bis vor
                             kurzem noch utopisch. Die Suche nach Informationen zog sich erheblich in
                             die Länge, falsche oder überholte Sachstände nagten an der Motivation der
                             Kolleginnen und Kollegen.

                             DAMIT IST JETZT SCHLUSS. Als „Leidtragende“ und langjährige Mitarbeiter des
                             LKA 5 entwickelten die Kollegen Felix Müller, Alexander Semrau und Felix Freund
                             eigeninitiativ die geniale Idee einer Wiki-Datenbank.

                             HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                    16
INTERN

DAS ERGEBNIS LÄSST SICH SEHEN:

l Die digitale Plattform gibt Übersichten über die Struktur des zukünftigen LKA 1
   Betrug, inklusive sämtlicher Zuständigkeiten mit Fallbeispielen.

l Ein detailliertes Glossar bietet eine Übersicht über aufkommende
   Betrugsphänomene.

l Zahlreiche Ermittlungshilfen unterstützen bei der Bearbeitung von
   Massen- und Umfangverfahren.

l Vorformulierte Anfragen können direkt per E-Mail/Fax an verfahrensbeteiligte
   Firmen ausgelöst werden.

l Ein Nachschlagewerk gibt nützliche Informationen zu der allgemeinen
   Ermittlungsarbeit.

l Zugangsdaten für notwendige Portale werden zentral bereitgestellt – inklusive
   direkter Verlinkungen in die Programme.

l Das Wissen ausscheidender Kolleginnen und Kollegen bleibt für nachfolgende
   Generationen vorhanden.

l Zusätzlich sind sechs WikiMentoren benannt, die Schreibrechte besitzen und
   die Plattform permanent pflegen, ausweiten und aktualisieren.
   Selbstverständlich entspricht alles den datenschutzrechtlichen Vorgaben.

Die Fragestellung, wie Ermittlungen effizienter zu gestalten sind, beschäftigt seit-
dem nicht nur das LKA 5. „Zuletzt durften wir mit unserem Konzept sogar in der
Polizeiführungsrunde vorsprechen“, freut sich Felix Müller, einer der Erfinder
der BetrugsWiki. Zusätzlich arbeite man zurzeit an der Idee, die Datenbank mit
Themen des LKA 1 zu füllen und den dortigen Mitarbeitern zugänglich zu machen.
Auch beim LKA 7 befindet sich eine derartige Datenbank bereits im Aufbau.

Fazit: Wissensmanagement in dieser Form ist auch für andere Abteilungen in den
verschiedenen Organisationseinheiten – auch standortübergreifend – durchaus
denkbar!

Und – wäre das nicht auch etwas für Euch? | Vicky Baustian PÖA 2

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                     17
NE WSTICKER

| Foto: Vicky Baustian, PÖA 2

                                BELOBIGUNG

                                SPRUNG IN DEN
                                SCHLOSSGRABEN

                                Zwei Täter sägen an der Sicherheitsverglasung eines Schaufensters. Eine
                                dritte Person steht „Schmiere“. Der unnachgiebige Versuch, auch noch das
                                Rollgitter aufzuflexen, um an den Schmuck eines Juweliergeschäftes in der
                                Bergedorfer Innenstadt zu gelangen, scheitert.

                                Denn: Ein Anwohner, der durch die lauten Flex-Geräusche geweckt wurde, verstän-
                                digt in Windeseile die Kollegen vom PK 43. Die drei Täter bemerken die Kollegen
                                und laufen davon. Ein Täter flüchtet unerkannt, der zweite springt während der
                                Flucht in den Bergedorfer Schlossgraben und wird von ihnen im kühlen Nass ge-
                                stellt. Der Dritte wird nach kurzer Verfolgung festgenommen. Ein toller Erfolg, für
                                den sich Hartmut Dudde, Leiter der Schutzpolizei, bei den drei jungen Kollegen
                                herzlich bedankte und ihnen Anerkennung aussprach. Bemerkenswert: Polizeimei-
                                ster Mansesen beendete seine Ausbildung erst zum Juli 2019, die Kollegen Freitag
                                und Runge sind Studenten der AK und befinden sich zu diesem Zeitpunkt im 1. + 2.
                                Praktikum. | Vicky Baustian PÖA 2

                                HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                        18
INTERN

| Foto: Polizei Hamburg

                          LKA 45 – BRANDERMITTLUNGE N U N D A R B E I TSU N FÄ L L E

                          „HASTE MAL FEUER?“
                          BRAND EINER KINDERTAGESSTÄTTE

                          Die Löscharbeiten der Feuerwehr sind fast abgeschlossen. Zwei
                          Brandermittler/-innen des LKA 45 treffen am Einsatzort ein und nehmen
                          erst mit der FuStw-Besatzung Kontakt auf, um sich in den Sachverhalt
                          einweisen zu lassen, dann mit der Einsatzleitung der Feuerwehr. Die zuerst
                          eingesetzten Angriffstrupps der Feuerwehr sind noch vor Ort. So können
                          sehr schnell wichtige Informationen zum Brandbild in einem frühen
                          Stadium und zur Verschlusssituation der Zugänge erfragt werden.

                          Anhand der ersten Erkenntnisse und einer ersten Begehung entscheiden die
                          Brandermittler, ob für die sachgerechte Bearbeitung dieses Brandortes weitere
                          Kollegen nachgefordert werden müssen oder etwa die Spurensicherung, ein
                          Diensthundeführer mit Brandmittelspürhund oder der Elektroingenieur des LKA
                          33 erforderlich sind.

                          Heute ergibt der Abgleich der festgestellten Aufbruchspuren mit den Angaben
                          der Feuerwehrleute einen ersten Hinweis: Vor dem Brand wurde in die Kita einge-

                          HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                  19
INTERN

brochen. Die Brandortarbeit, bei der das von der Feuerwehr aus dem Objekt ge-
worfene Mobiliar wieder rekonstruiert wird, ergibt einen eindeutigen Brandaus-
bruchsbereich und eine eindeutige Brandursache: Vorsätzliche Brandstiftung.

An dieser Stelle ist nicht das Ende der Arbeit, sondern jetzt beginnen die eigent-
lichen Ermittlungen. Denn Brandermittler sind in erster Linie kriminalpolizeiliche
Sachbearbeiter. Von der Vernehmung von Brandentdeckern und Zeugen, über die
Auswertung der gesicherten Spuren und der Auswertung von Funkzellendaten
bis zu weitergehenden Maßnahmen. Leider ist die klassische Spurenlage bei
Branddelikten häufig schlecht: Nicht nur der Brand als solcher zerstört Spuren,
auch die Löscharbeiten sind diesbezüglich nicht förderlich. Gerade weil das so ist,
muss bei der Brandortarbeit stets spurenschonend vorgegangen werden.

Brandorte werden grundsätzlich zu zweit aufgesucht, denn: Zum einen bedeutet
das Freilegen und die Rekonstruktion von Brandorten häufig schwere körperliche
Arbeit, zum anderen ist die Brandortarbeit nicht ungefährlich. Auf den Gesund-
heitsschutz wird darum bei der Brandermittlung ein besonderes Augenmerk ge-
legt. Neben Helm, durchtrittsicheren Schuhen und schnittfesten Handschuhen,
Beleuchtung und passendem Werkzeug zur Unfallprävention wird insbesondere
auf geeigneten Atemschutz geachtet. Hier kommt in der Regel die Vollmaske mit
passendem Filter zum Einsatz. Nur bei geringeren Gefahren durch Stäube wird
auch einmal die FFP3-Staubmaske verwendet.

Damit man sich nicht über verschmutzte Kleidung kontaminiert, gehört das Wa-
schen dieser an der Dienststelle genauso zum Tätigkeitsbild wie das Duschen
und Umkleiden. Hierfür verfügt die Dienststelle über sehr gute Räumlichkeiten
und Ausstattung.

Brände können viele unterschiedliche Ursachen haben und nur wenige dieser
Ursachen haben eine strafrechtliche Relevanz. Deshalb fährt die Brandermittlung
– im Gegensatz zu anderen Ermittlungsdienststellen – in der Regel zunächst nicht

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                       20
INTERN

               zu einem Tatort, denn erst durch die Feststellung der Brandur-
               sache wird ein Brandort eventuell zu einem Tatort.

               Dann jedoch ist die Bandbreite der Brandstifter und ihrer Mo-
               tive groß: Vom Fahrlässigkeitstäter ohne jede kriminelle Ener-
               gie, über den betrügerischen Versicherungsmissbraucher, den
               Brandstifter aus Rachsucht, den pathologischen Serienbrand-
               stifter bis zum psychisch Kranken in einer Ausnahmesituation
               ist alles dabei.

               Dieses alles sind Herausforderungen, denen sich die derzeit
               zehn Kriminalbeamtinnen, 17 Kriminalbeamten unterstützt von
               zwei Verwaltungsangestellten des LKA 45 in ihrem täglichen
               Dienst stellen. Sie bearbeiten neben Brandsachen auch Ar-
               beitsunfälle, Bahn- und Flugunfälle, Luftverkehrsstraftaten
               und Notrufmissbrauch. Damit ist die Dienststelle überaus inte-
               ressant und vielfältig aufgestellt und bietet Einblicke in viele
               technische und naturwissenschaftliche Aspekte. Die Tätig-
               keitsfelder bringen immer wieder auch den Umgang mit
               Brand- und Unfalltoten sowie deren Hinterbliebenen mit sich;
               hierzu besteht jedoch ein gutes Supervisionsangebot.

               Wir haben Dein Interesse an unserer Dienststelle geweckt?
               Mach eine Hospitation aus! Lars Glaeske, LKA 450,
               Telefon 74500

               | Lars Glaeske LKA 450 | Julia Krahmer PÖA 2

DOS AND DON‘TS
Statistisch kommt es pro Jahr zu knapp 4.000 Bränden in Hamburg. Das heißt, im Schnitt
rückt jede FuStW-Besatzung pro Jahr nur zu sehr wenigen Bränden aus. Deshalb hier ein
paar Tipps:

l   Alle Brandsachen auf Vordruck K10 schreiben – wir müssen alle Brände an die StA
    weitergeben, unabhängig von der Brandursache und davon, ob es überhaupt eine
    Straftat ist.

l   Alle Brandsachen per ComVor und im Original an LKA 45 – spezielle Zuständigkeiten
    klären wir dann ab.

l   Wenn Brandorte sichergestellt/beschlagnahmt werden: Wie kommt die Brander-
    mittlung am nächsten Tag da rein? – Bitte Schlüssel an der Wache sicherstellen.

l   Wenn das nicht möglich ist: Bitte tatsächliche telefonische Erreichbarkeiten von
    Geschädigten (und auch Zeugen) im Vorgang aufführen – die Festnetznummer aus
    der ausgebrannten Wohnung hilft nur wenig.

               HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                            21
                                                                                  | Fotos (3): Polizei Hamburg
IM GESPR ÄCH

                          75 JAHRE WASSERSCHUTZPOLI ZEI - SCH U L E

                          „WIR SIND ETABLIERTER DENN JE“
                          HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020   22
| Foto: Polizei Hamburg
IM GESPR ÄCH

Eine beispiellose Geschichte mit Höhen und Tiefen verbirgt sich hinter der
Wasserschutzpolizei-Schule (WSPS). Ihr Start verdient heute noch höch-
sten Respekt.

September 1945: Das Hauptgebäude ist durch Bombentreffer schwer beschädigt
und die Fensterhöhlen notdürftig mit Holz vernagelt. Auf Initiative der britischen
Militärregierung beginnt der Aufbau und Betrieb einer Wasserschutzpolizei-Schule.
Innerhalb kurzer Zeit erwirbt sich die WSPS einen so guten Ruf, dass ab 1951
immer mehr Bundesländer ihre Wasserschutzpolizistinnen und -polizisten hier
ausbilden.

September 2020: Das denkmalgeschützte Bauwerk befindet sich in einem tadel-
losen Zustand. Ein Neubau mit weiteren 21 Einzelzimmern befindet sich in der
Planung (Baubeginn voraussichtlich 2021) und wird sich optisch dem vorhan-
denen Gebäudeensemble anpassen. Heute ist die WSPS die zentrale Aus- und
Fortbildungsstätte für alle Beamtinnen und Beamten der Wasserschutzpolizei in
Deutschland – und damit für 15 Bundesländer (Thüringen stellt keine WS). Rund
1.200 Personen nehmen jedes Jahr an den Lehrveranstaltungen teil, Tendenz
steigend. Darunter auch Angehörige der Feuerwehren, der
Seenotrettung und anderer maritimer Behörden.                           INFO
                                                                        l beliebter Tagungsort mit Vollpension

                                                                        l 72 Einzelzimmer mit Dusche

Autonomes Fahren und digital gelenkte Verkehre auf den                  l eigene Bibliothek

                                                                        l moderne Sporthalle und
Wasserstraßen von Flensburg bis an den Bodensee werden
                                                                          Fitnessraum, Leih-Fahrräder
bereits praktiziert oder in naher Zukunft Einzug halten. Die            l technische Ausstattung:

Bereiche Technik und Digitalisierung werden immer komple-                 Radarsimulator, ECDIS-Anlage,
                                                                          Funk-Labor, Maschinenhalle
xer, Spezialkenntnisse im nationalen und internationalen                l 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

                                         Jahre
aktuellen Bedarf und möchten weiterhin passgenaue75
Recht sind unabdingbar. „Wir orientieren uns immer an dem
                                                  Aus- und
                                                                          arbeiten an der WSPS – davon 16 in
                                                                          der Verwaltung

Fortbildungsangebote1945
                     schaffen,
                      -
                       2020
                               damit die Wasserschutzpoli-
zeien von Morgen handlungssicher bleiben. Ungeachtet der länderspezifischen                    75
                                                                                               JAHRE
Regelungen gewährleistet die WSPS eine einheitliche Aus- und Fortbildung für alle
Bediensteten der Wasserschutzpolizeien. Wir sind immer auf dem neuesten Stand
                     WASSERSCHUTZPOLIZEISCHULE
der digitalen Technik“, erklärt Frank Möller,1945 - 2020der Wasserschutzpolizei-Schule.
                                               Leiter
Das Kuratorium, das sich aus hochrangigen Vertretern der 15 Bundesländer zu-
sammensetzt, legt dabei den zukünftigen Kurs der WSPS fest. „Mit dem Votum
für den Neubau und der technischen Ertüchtigung der WSPS hat es sich jüngst
wieder einmal deutlich zur WSPS bekannt.“                                 75
                                                                          JAHRE

Die WSPS gilt als unersetzbares Netzwerk, das die Menschen
      75     JAHRE
miteinander verbindet. Ein tolles Miteinander, das manchmal
auch ein Stück Familie ist, berichtet ein Lehrgangsteilnehmer.
                                                 75
                                                 Jahre

                       1945
                         -
Wir freuen uns über das 75-jährige Bestehen der WSPS und
                       2020
                                                                           75
                                                                           JAHRE
sagen: Herzlichen Glückwunsch. | Vicky Baustian PÖA 2

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                        23
IM GESPR ÄCH

                                                 IN HAMBURG
                              FRAGT MAN NACH
Ihre Sicht auf Ihre Sicherheit

       Das Projekt SICHERHEIT UND KRIMINALITÄT IN
       DEUTSCHLAND 2020 wird aus Mitteln des Fonds
       für die Innere Sicherheit durch die Europäische Union
                   HPJ – Hamburger Polizei Journal
       kofinanziert.                                           Nr. 5 | 2020   24
IM GESPR ÄCH

SKID – SICHERHEIT UND KRIMIN A L I TÄT I N D EU T S C H L A N D

COUNTDOWN FÜR
BUNDESWEITE
BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG
LÄUFT!
Direkt – Dauerhaft – Dunkelfelderhellung. Diese Begriffe stehen für die im
Herbst startende Bevölkerungsbefragung in ganz Deutschland. Darüber
hinaus bekommen Hamburgs Bürgerinnen und Bürger – neben drei weiteren
Bundesländern – die Chance, einen landesspezifisch zugeschnittenen
Fragenkatalog zu beantworten.

Mitte Oktober gaben Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Leiter des LKA
Mirko Streiber auf einer Pressekonferenz den Startschuss für die bundesweite
Bevölkerungsbefragung in Hamburg. Ziel dieser Befragung ist es u. a., langfristig
Erkenntnisse über die Angst vor Kriminalität, die Erlebnisse von Opfern, das
Anzeigeverhalten und die Arbeit der Polizei zu bekommen.

56 Fragen umfasst der allgemeine Fragenbogen, 13 Fragen werden im hamburg-
spezifischen Teil des Fragebogens den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt gestellt,
in dem es um
l   die Wahrnehmung der polizeilichen Tätigkeit in ihrem Wohngebiet und ihrem
    Stadtteil,
l   ihr Interesse an und Ihre Wahrnehmung polizeilicher Themen sowie
l   ihre Wahrnehmung von polizeilichen Zeugenaufrufen und die eigene
    Zeugenerfahrung
geht.

Das Umfrageinstitut infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH) führt
im Auftrag des BKA ab der 43. Kalenderwoche die Befragung zur Studie durch.

„Es kann passieren, dass sich angeschriebene Bürgerinnen und Bürger mit Rück-
fragen an die Polizei wenden. Dann würde es sehr helfen, wenn die Polizeibeam-
tinnen und Polizeibeamten dazu motivieren, an der anonymen Befragung teilzu-
nehmen“, erklärt Esther Jarchow, Leiterin der kriminologischen Forschungs-
stelle. „Die Ergebnisse der Befragung sind für die Polizei Hamburg von hoher
Relevanz, um die polizeiliche Arbeit und die Schwerpunktsetzung polizeilicher
Maßnahmen zu verbessern. Das gilt sowohl für die Kriminalitätsbekämpfung als
auch für die Prävention.

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                      25
IM GESPR ÄCH

Durch den direkten Austausch mit der Bevölkerung bekommen wir hilfreiche Rück-
meldungen über Opfererlebnisse, Stimmungslagen, Befürchtungen und Ängste, die
die Hamburgerinnen und Hamburger bewegen und persönlich betreffen“, so die
44-jährige Diplom-Soziologin weiter.

Intern wie extern wird dafür kräftig die Werbetrommel gerührt, um die Dunkelfeld-
forschung bekannt zu machen. Funk, Fernsehen und Printmedien sind informiert,
Sekundenspots im Fahrgastfernsehen des ÖPNV geschaltet, Bezirksämter mit
einbezogen und die Social-Media-Kanäle bespielt.

Alle Polizeidienststellen erhalten einen Muster-Fragebogen sowie Poster und Flyer.
Im IntraPol stehen ausführliche Informationen zum Abruf bereit.

Die Auswertung der Daten führen die Kriminologinnen der Polizei Hamburg selbst
durch. Für Rückfragen steht die Kriminologische Forschungsstelle der Polizei Ham-
burg (LKA FSt 13) unter skid.hamburg@polizei.hamburg.de zur Verfügung.

| Vicky Baustian PÖA 2

    INFORMATION
    l   Teilnehmen können 23.000 zufällig ausgewählte Hamburgerinnen und
        Hamburger ab 16 Jahren
    l   Die Kontaktaufnahme erfolgt ausschließlich postalisch, niemals telefonisch
        oder persönlich
    		n        ab 19.10.2020 werden Ankündigungsschreiben versandt
    		n        ab 02.11.2020 werden Erhebungsunterlagen versandt
    l   Die Teilnahme ist
    		     n   kostenlos (frankierter Rückumschlag/Online-Zugang),
    		     n   freiwillig und anonym,
    		     n   wichtig, um ein aussagekräftiges Bild zu erhalten
    l   Datenschutz: Die Adressdaten werden nicht mit Antworten aus dem
        Fragebogen verknüpft und werden nach Abschluss der Befragung gelöscht.
        Sie liegen nur dem Institut und nicht der Polizei Hamburg vor. Die
        Antworten sind anonymisiert und ermöglichen keine Rückschlüsse auf
        einzelne Personen
    l   Die Befragung wird regelmäßig alle zwei Jahre wiederholt
    l   Hotline des Umfrageinstituts infas: 0800 66 44 331

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                   26
IM GESPR ÄCH

| Foto: Henry Czauderna/AdobeStock.com

                       GRUSSBOTSCHAFT DES BUNDESPRÄS I D E N TEN A N D I E STU D I E R E N D E N U N D
                       LEHRENDEN DER DHPOL IN MÜNSTER

                       „ICH VERTRAUE UNSERER POLIZEI“
                                                                                            len Gesprächen mit Polizistinnen       in meiner Gedenkrede vergangene
                                                                                            und Polizisten ist mir sehr be-        Woche in Halle gesagt.
                                                                                            wusst, wie aufreibend diese Arbeit
                                                                                            sein kann. Wer sich im Berufsall-      Die Polizei betrifft diese Diskus-
                                                   | Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

                                                                                            tag anpöbeln und anspucken las-        sion nach Aufdeckung von rechts-
                                                                                            sen muss, erlebt unser Land zu-        extremen Vorfällen und Netzwer-
                                                                                            weilen von seiner schlechtesten        ken in einzelnen Landespolizeien.
                                                                                            Seite. Als ich Einsatzkräfte nach      Klar ist: Feinde der Freiheit und der
                                                                                            dem G20-Gipfel in Hamburg ge-          Demokratie dürfen in der Polizei
                                                                                            troffen habe, waren wir gemein-        nicht geduldet werden. Es muss
                                                                                            sam fassungslos über das Ausmaß        jede Anstrengung unternommen
                                                                                            von rasender Zerstörung. Auch bei      werden, rechtsextreme Netz-
                                                                                            den jüngsten Corona-Protesten in       werke zu enttarnen, wo es sie gibt.
                       Nach der Corona bedingten Ab-                                        Berlin wurden Tabus gebrochen.         Die Polizeiführungen und die poli-
                       sage eines geplanten Termins                                         Dass es dabei ausgerechnet den         tisch Verantwortlichen dürfen kein
                       an der DHPol in Münster hat                                          Deutschen Bundestag, die Herz-         Klima dulden, in dem sie entste-
                       sich Bundespräsident Frank-                                          kammer unserer Demokratie traf,        hen und von anderen gedeckt wer-
                       Walter Steinmeier in einem of-                                       beschäftigt mich noch heute.           den können.
                       fenen Brief an die Lehrenden
                       und Studierenden gewandt. In                                         Ich vertraue unserer Polizei. Ich      (…) Auch wenn das rechte Spek-
                       seinem Schreiben geht der Bun-                                       vertraue den vielen Beamtinnen         trum derzeit die Agenda dominiert,
                       despräsident vor allem auf ak-                                       und Beamten, die täglich für Recht     dürfen wir den Extremismus aus
                       tuelle Herausforderungen der                                         und Demokratie einstehen und die       anderen Richtungen nicht aus den
                       Polizeien von Bund und Län-                                          stolz darauf sind, die Freiheit zu     Augen verlieren. Die Ausschrei-
                       dern – auch innerhalb der eige-                                      schützen. Sie brauchen dieses Ver-     tungen in Leipzig-Connewitz und
                       nen Organisationen – ein sowie                                       trauen, und sie verdienen es. Das      in der Berliner Liebigstraße haben
                       auf ihre tägliche Arbeit zum                                         sage ich öffentlich und hätte es Ih-   das kürzlich wieder bewiesen. Sol-
                       Schutz von Bürgerinnen und                                           nen gerne in Münster auch persön-      che Gewaltausbrüche sind Straf-
                       Bürgern und der Demokratie.                                          lich zum Ausdruck gebracht und         taten, keine Bagatelldelikte. Und
                       Der Bundespräsident schreibt                                         meinen Respekt vor Ihrer Arbeit        auch wenn es um Anschläge des
                       unter anderem:                                                       versichert.                            islamistischen Extremismus ru-
                                                                                                                                   higer geworden zu sein scheint,
                       „Die Pandemie stellt uns alle vor                                    Gleichzeitig ist das Thema ‚Rechts-    wissen Sie und sollten wir alle
                       schwierige Aufgaben, und gerade                                      extremismus‘ seit dem Mord an          nicht vergessen: Die Gefahr ist
                       jetzt sind die Polizeien von Bund                                    Walter Lübcke, den Attentaten von      nicht gebannt. (…) Deutschland
                       und Ländern auf vielfache Weise                                      Halle und Hanau erneut ins Zen-        braucht Ihre Expertise – gerade
                       gefragt. Extra-Schichten, Unmut                                      trum der Aufmerksamkeit gerückt.       jetzt!“
                       und Aggressionen von Corona-                                         Ein Land mit unserer Geschichte
                       Müden: All dem müssen Sie be-                                        darf die dazu notwendige Diskus-       Das gesamte Schreiben findet ihr auf der Homepage des
                                                                                                                                   Bundespräsidenten unter www.bundespraesident.de ->
                       gegnen. Dafür hätte ich Ihnen gern                                   sion nicht verdrängen. ‚Weg-           Presse -> Pressemitteilungen

                       persönlich gedankt, denn nach vie-                                   schauen ist nicht erlaubt‘, habe ich

                                    HPJ – Hamburger Polizei Journal                               Nr. 5 | 2020                                                        27
INTERN

                                                                       ben
                                                              ma l e
                               ... nur kurz !
                                                                             AK 113 Gesundheits- und
                                                                             Präventionssport
                                                                             AUF LOS GEHT’S (WIEDER) LOS!

                                                                             Nach und nach werden die Angebote im
                                                                             Gesundheits-und Präventionssport (GPS)
                                                                             wieder aufgenommen – immer die aktuelle
                                                                                AUFGRUND DER
                                                                             Eindämmungsverordnung im Blick. Dabei
                                                                             sind derzeit (noch) nicht alle Stützpunkte wie

                                                                                AKTUELLEN
                                                                             gewohnt aktiv. Eine aktuelle Übersicht findest
                In eigener Sache                                             du im IntraPol.

                Liebe Leserin, lieber Leser,                                    CORONA-LAGE
                                                                             Für die Teilnahme am Dienstsport bist du
                auch beim HPJ ist es uns wichtig, am Puls der                grundsätzlich auf der sicheren Seite, wenn
                Zeit zu bleiben. Darum werden wir uns aus                       GEHT‘S LEIDER
                                                                             du...
                datenschutzrechtlichen, ökologischen und                      dich für deinen Kurs am Trainingstag
                fiskalischen Gründen neu aufstellen:
                                                                                DOCH NOCH
                                                                               telefonisch ab 07:30 Uhr unter der
                                                                               Rufnummer 24223 angemeldet hast
                Die namentlichen Nennungen der beförderten
                bzw. höhergruppierten Bediensteten weichen                      NICHT LOS!
                                                                              einen Mund-Nasen-Schutz

                                                                               zur Hand hast
                einer Gesamtzahl.                                             ein Handtuch dabei hast
                Außerdem werden wir den Postversand im
                Umschlag weitestgehend einstellen und die                    Für den Olympiastützpunkt (Dulsbergbad)
                verbleibenden Exemplare per offenem                          gelten noch einmal gesonderte Regeln.
                Versand zustellen.                                           Julia Krahmer, PÖA 2

                Wir freuen uns über eure Treue! Bleibt
                gesund und bis zum nächsten Heft.
                Vicky, Nici, Kiki und Julia

| Foto: Ralf Geithe / AdobeStock.com

                           HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                              28
INTERN

Alljährliches
          hes
         ärstreffen des L
Pensionärstreffen       LKA

Liebe Pensionärinnen, liebe Pensionäre,
in diesem Jahr ist durch Corona alles anders!                  DEIN BILD GEWINNT!
43 Jahre lang fand unser weihnachtliches                       Dass wir wahre Künstler und passionierte
Pensionärstreffen im Polizeipräsidium statt                    Fotografen unter uns haben, zeigen die Fotos,
und zählte im letzten Jahr über 130 Gäste.                     die uns hin und wieder von euch erreichen.
Aufgrund der aktuellen Lageentwicklung                         Wir wollen mehr davon!
können wir leider an unserer geliebten
Tradition nicht festhalten. Ich bedaure dies                   Schickt uns Bilder aus eurem dienstlichen
sehr. So gerne ich mit Ihnen gemeinsam die                     Alltag: Streifenwagen auf Brücken, (Dienst-)
Weihnachtszeit eingeläutet hätte – Ihre                        Gebäude im Sonnenschein, Streifenboote im
Gesundheit ist mir wichtig und deshalb                         morgendlichen Nebel, vierbeinige „Kollegen“
muss ich unser Pensionärstreffen in                            im Schnee – euren Ideen sind keine Grenzen
diesem Jahr leider absagen.                                    gesetzt. Sollten es eure Aufnahmen in
Passen Sie gut auf sich auf und                                unseren Polizeikalender 2021 schaffen,
seien Sie herzlich gegrüßt.                                    bekommt ihr diesen zugesandt.
                                                               Sendet uns eure hochaufgelösten Bilder an:
Ihr                                                            polizei.journal@hamburg.de
Mirko Streiber!                                                          Also an die Kameras, fertig, los!

                              LBP-Eichhörnchen
                              Noch schnell die letzten Hamster-
                              käufe...ähh Eichhörnchenvorräte
                              beiseite schaffen, bevor die Winterruhe
                              beginnt. Foto: Dirk Weinberg

            HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 5 | 2020                                    29
INTERN

KOO PERATIONSVERTRAG UNTE R Z E I CH N ET

RETTUNGSHUNDETEAMS 24/7
IM EINSATZ
Die Anforderung von Rettungshunden, etwa zur Vermisstensuche in verschie-
denem Gelände oder Wohngebieten, ist oftmals die letzte zur Verfügung stehende
Option, wenn polizeiliche Ermittlungen nicht weiterführen.

Um die Zusammenarbeit zwischen den Hilfsorganisationen und der Polizei
Hamburg zu optimieren und zu konkretisieren, unterzeichnete Polizeivizepräsident
Morten Struve Mitte August einen Kooperationsvertrag zwischen der Polizei
Hamburg und dem Arbeitskreis Rettungshunde Hamburg. In dem Vertrag geht es
neben Mindeststandards auch um die Alarmierung und den Einsatz qualifizierter
Hunde privater Rettungshundestaffeln oder nichtorganisierter Rettungshunde-
teams in einem gleichberechtigten Verfahren.

Werden die ehrenamtlichen Rettungshundestaffeln für einen Einsatz benötigt,
genügt ein Anruf der Polizei (Anforderung 24/7 durch das Lagezentrum SP 11)
über eine zentrale Rufnummer und die Teams stellen gemeinsam die geforderten
Zwei- und Vierbeiner zur Verfügung. Das ist zwar noch keine Garantie für eine

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                  30
INTERN

Vertreterinnen und Vertreter des Arbeiter-Samariter-Bundes Hamburg (ASB), des Bundesverbandes Rettungshunde (BRH), des
Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Johanniter-Unfall Hilfe e.V. (JUH) und der Polizei Hamburg nach Vertragsunterzeichnung vor
dem Polizeipräsidium. | Foto: Polizei Hamburg

      erfolgreiche Suche, trägt jedoch dem hohen organisatorischen Aufwand der
      eingesetzten Kräfte bei der Suche durch die Hunde Rechnung. Die Überprüfung
      der Mindeststandards findet durch die für das Diensthundewesen zuständigen
      Landesbereitschaftspolizei 032 anhand erarbeiteter Kriterien statt.

      Alleine im Jahr 2020 wurden acht vermisste Personen im Großraum von Hamburg
      von ehrenamtlichen Rettungshundeteams gefunden. Die verschiedenen Staffeln
      verfügen über Hunde, die in der Flächen- oder Trümmersuche ausgebildet sind.
      Zudem stehen vier Mantrailer bereit, die Geruchsspuren eines Menschen
      verfolgen können. Die Hunde werden regelmäßig von der Polizei gesichtet und
      als einsatzfähig eingestuft.

      | Vicky Baustian PÖA 2

                                                                                        L as s m a l drübe r re de n!
                                                            Te am

                                                                      Te am

                                                                                Te am

                                                                                          Te am

                                                                                                    Te am

                                                                                                               Te am

                                                                                                                         Te am

                                                                                                                                 Te am

      HPJ – Hamburger Polizei Journal        Nr. 5 | 2020                                               31
I N T E R N

WIR MACHEN MIT EUCH LICHT AN
(v.l.n.r.): Dipl.-Soz. Anabel Taefi, Prof. Dr. Eva Groß, Prof. Dr. Julia Clasen, Prof. Dr. Stefanie Kemme und Prof. Dr. Ulrike Zähringer
| Foto: Nici Müller, PÖA 2

                      DEMOKRATIEBEZOGENE EINST E L L U N G EN U N D W ERT H A LT U N G EN
                      INNERHALB DER POLIZEI HAMB U RG ( D E W E P O L )

                      FORSCHUNGSPROJEKT
                      Ist die Polizei Hamburg auf dem rechten Auge blind? Seit einigen Monaten
                      hört oder liest man beinahe täglich von angeblichem Rassismus und Poli-
                      zeigewalt. Die Diskussionen über vermeintlich rassistische Handlungen
                      oder Äußerungen einzelner Polizistinnen und Polizisten sind selten sach-
                      lich, die Vorwürfe oft pauschal und undifferenziert. Analog ist eine öffent-
                      liche Debatte zur Notwendigkeit der Erforschung von „Rassismus“ und
                      „Racial Profiling“ in der Polizei entbrannt. Mit einer wissenschaftlich fun-
                      dierten Untersuchung zu demokratiebezogenen Einstellungen und Wert-
                      haltungen, die von Vorverurteilungen über die medienwirksamen Schlag-
                      worte „Rassismus“ und „Racial Profiling“ absieht, stellen wir uns dieser
                      Debatte.

                      DAMIT SIND WIR NICHT NUR MUTIG, SONDERN HANDELN VOR
                      ALLEM AUCH INITIATIV UND EIGENNÜTZIG.

                      HPJ – Hamburger Polizei Journal           Nr. 5 | 2020                                                      32
I N T E R N

         Nicht erst seit den Ausschreitungen im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung
         oder den Vorfällen um „NSU 2.0“ beschäftigen sich Fachleute in der Polizei
         Hamburg mit dem Thema. Bereits im März 2019 wurde von der Amtsleitung ein
         Forschungsprojekt an der Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg
         angestoßen und theoretisch vorbereitet: Eine Arbeit zu demokratiebezogenen
         Einstellungen, Werthaltungen und Risikokonstellationen in der Polizei Hamburg.

         ALLE REDEN VON STATISTIKEN – WIR LIEFERN SIE!

         Das hochschulinterne Projekt wird von einem Projektteam, bestehend aus Prof. Dr.
         Eva Groß, Prof. Dr. Ulrike Zähringer, Prof. Dr. Stefanie Kemme, Prof. Dr. Julia Clasen
         und Dipl.-Soz. Anabel Taefi durchgeführt. Die fünf Expertinnen sitzen im Block III
         auf dem Gelände der Akademie. Hier haben sie sich im Vorfeld gründlich mit den
         Themen „Police Officers‘ Dilemma“ und „Gruppenbezogener Menschenfeindlich-
         keit“ beschäftigt.

         Unterstützt werden sie bei dem Projekt von externen Fachleuten:
         Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, ehemaliger Leiter des Instituts für interdisziplinäre
         Konflikt- und Gewaltforschung (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Sighard Neckel
         (Soziologie, Universität Hamburg) und dem Kriminologischen Forschungsinstitut
         Niedersachsen e.V.

         Ziel des Forschungsprojekts ist es, aktuelle und belastbare Erkenntnisse
         zum Ausmaß von werte- und vorurteilsbezogenen Einstellungen zu
         erhalten. Zudem sollen Hintergründe zu deren Entstehung gewonnen
         werden. Zielgruppe sind hierbei Auszubildende, Studierende und Beamtinnen
         und Beamten der Polizei Hamburg.

         Wir alle haben Schubladen im Kopf. Stereotype und Vorurteile. Täglich
         betreiben wir im Alltag und Dienst Profiling mit unterschiedlichsten Merk-
         malen und Verhaltensmustern. Das ist menschlich und Teil unseres Jobs.
         Unsere Erfahrungen sind im Polizeiberuf unentbehrlich. Wichtig ist aber,
         was diese auch belastenden Erfahrungen mit uns machen, wie wir mit
         ihnen umgehen und dass wir uns durch sie nicht zu diskriminierendem
         Verhalten verleiten lassen. Welches sind hier Risikofaktoren? Wie können
         wir uns schützen?

         Insbesondere der Einfluss von Praxiserfahrungen soll daher in dem Forschungs-
         projekt Berücksichtigung finden: Sowohl durch die praktischen Ausbildungs-/
         Studienzeiten, als auch die Erfahrungen nach Ausbildungs-/Studienabschluss.
         Nicht nur die Forschungsgruppe selbst erhofft sich aus dem Projekt unter Ande-
         rem wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildung
         und des Studiums an der der Akademie der Polizei Hamburg.

         HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2020                                       33
Sie können auch lesen