HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 - Polizei Hamburg
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Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 HPJ POLIZEI AUF DEM PRÜFSTAND Wie können wir uns weiterentwickeln? HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 1
Z A H L D E S M O N AT S 412 Beförderungen – sowohl Verwaltungs- als auch Vollzugsbeamte – im Zeitraum 1.8. bis 30.9.2020 Quelle: PERS 22 und PERS 322 111 206 x A9 g.D 1 x A7 2 x A8 9 x A9 m.Z. 6 x A11 69 x A10 1 x A13 h.D. x A12 4 x A13 g.D. 1 x A15 h.D. 2 x A16 h.D. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 2
EDITORIAL LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, als Polizei Hamburg haben wir uns ein hohes Maß an Vertrauen der Men- schen in unserer Stadt erarbeitet. Dies gilt es zu erhalten. Das ist nicht im- mer einfach, denn immer häufiger wird polizeiliches Handeln zum Gegen- stand kritischer Betrachtung, sowohl durch Medien als auch durch Bürge- rinnen und Bürger: Maßnahmen werden kritisch hinterfragt, polizeiliche Einsatzsituationen vor allem in den sozialen Netzwerken öffentlich bewertet und umfangreich diskutiert. Wir sollten uns weder durch einseitig geführte Debatten beeinflussen lassen, noch den wiederkehrenden Bedürfnissen von | Foto: Polizei Hamburg Menschen bzw. der Öffentlichkeit auf Erklärungen verschließen. Mit der Implementierung der zukünftigen Beschwerdestelle gehen wir einen neuen Weg. Das zukünftige Angebot richtet sich an Bürgerinnen und Bürger sowie Polizeiange- hörige gleichermaßen. Außerdem beschreiten wir durch Perspektivwechsel und Fortbil- dungsangebote neue Wege bei der Bearbeitung von Beschwerden. Der gegenseitige Blick auf die emotionale Situation von Beschwerdeführern einerseits und den handeln- den Beamten anderseits kann neue Perspektiven und Verständnis für den jeweils ande- ren schaffen. Außerdem packen wir bei der deutschlandweiten Befragung „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ die Gelegenheit beim Schopfe und gehen mit einem hamburgspezifisch zugeschnittenen Fragenkatalog noch einen weiteren Schritt auf die Menschen in unserer Stadt zu. Als Polizeiführung ist es nicht nur unsere Pflicht, sondern unser wichtigstes Anliegen, Sie in Ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Darum muss es unser gemeinsames Inte- resse sein, dass wir mit Hilfe der Forschung Arbeitsabläufe hinterfragen, um uns zu verbessern und weiterzuentwickeln. Genau dort setzt das Forschungsprojekt des Fach- hochschulbereichs der Akademie in Bezug auf die demokratiebezogenen Einstellungen und Werthaltungen innerhalb der Polizei Hamburg an. Hier geht es um Ihre Belastungen im Einsatz, Werthaltung, Ursachen für die Bildung von Vorurteilen und den angemes- senen Umgang damit. Ein Forschungsprojekt für Sie. Ihr | Ralf Martin Meyer Polizeipräsident HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 3
I N H A LT INHALT EDITORIAL NE WSTICKER Polizeipräsident Ralf Martin Meyer . . . . . . 3 Belobigung PK 43 . . . . . . . . . . . . . . 18 A K -T U E L L Ilse Hirschbiegel . . . . . . . . . . . . . . . 40 Symposium in den Messehallen . . . . . . . 6 Belobigungen . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Spendenaktion St. Michaelis . . . . . . . . 43 INTERN LBP 5 – Höheninterventionsteam (HIT) . . . 10 IM GESPR ÄCH Kommunikationsteam . . . . . . . . . . . . 14 Entscheidungen des Deutschen Presserates . 5 LKA 1B – Wissensmanagement . . . . . . . 16 Beschwerdestelle . . . . . . . . . . . . . . . 8 LKA 45 – Brandermittlungen . . . . . . . . 19 Vereinbarung zwischen LKA und StA . . . . 13 „Nur Kurz!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 75 Jahre WSPS . . . . . . . . . . . . . . . 22 Rettungshundeteams . . . . . . . . . . . . 30 SKiD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Forschungsprojekt . . . . . . . . . . . . . 32 Grußbotschaft des Bundespräsidenten Patrick Klein – 5 Jahre „Seelenbalsam“ . . . 35 Frank-Walter Steinmeier . . . . . . . . . . . 27 Demokratische Resilienz . . . . . . . . . . 38 B.A.S.I.S. 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 IM BILD PERSONALIEN Und dann war da noch... . . . . . . . . . . . 44 In Gedenken . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 4
IM GESPR ÄCH Entscheidungen des Deutschen Presserates Die Hamburger Morgenpost veröffentlichte Mitte Juni den Artikel „Vorwürfe gegen die Hamburger Polizei – Sie haben uns gejagt“. Dort schildert ein Demonstrationsteilnehmer seine Sicht zu seiner vorläufigen Festnahme nach „angeblichem“ Flaschenwurf auf Polizeikräfte. Die Redakteurin suggeriert, er wäre Opfer von Polizeigewalt geworden. Die übliche Gelegenheit einer Stellungnahme seitens der Polizei zur konkreten Vorwurfslage wurde nicht gegeben. Damit wurde es unterlassen den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Hierzu stellt der Presserat fest, dass ein Verstoß gegen den Pressekodex durch den Artikel selbst nicht vorliegt. „Den Lesern (wird) hinreichend deutlich, dass der Sachverhalt (…) umstritten ist (…).“ Eine „presseethische Prüfung des Recher- cheverhaltens“ könne nicht gemacht werden, weil „Beschwerdegegnerin (…) grundsätzlich die Redaktionen (…), nicht die jeweiligen Autorinnen und Autoren“ seien. Ebenfalls im Juni veröffentlichte die taz online eine Kolumne unter dem Titel „Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig“. Darin stellt die Autorin Überlegungen an, in welchen Berufen ehemalige Polizeikräfte unterkämen, sollte die Polizei abgeschafft werden. Ihr Fazit: Die Mülldeponie. Insgesamt legten knapp 400 Menschen Beschwerde beim Presserat ein, der Bericht sei menschenverachtend und diskriminierend. „Was darf Satire“ – auch damit beschäftigte sich der Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserates. Im September kam dieser zu dem Schluss: Die Kolumne verstößt ebenfalls nicht gegen den Pressekodex. Dazu Polizeipräsident Ralf Martin Meyer: „Die aktuellen Entscheidungen des Presserates machen mich fassungs- los. Ich frage mich, wo im Falle der taz noch eine Grenze bestehen soll? Was die Entscheidung zum Artikel der MOPO angeht, muss das Fehlver- halten der Autorin berücksichtigt werden. Alles andere rüttelt an den Grundsätzen einer fairen Berichterstattung. Am Ende bleibt uns nur, die Entscheidungen mit hanseatischer Gelassenheit zu akzeptieren.“ | Foto: YummyBuum/AdobeStock.de HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 5
A K -T U E L L AKADEMIE DER POLIZEI HAMBU RG SYMPOSIUM IN DEN MESSEHALLEN | Foto: Nici Müller, PÖA 2 Ende September richtete die Akademie der Polizei in Kooperation mit der Deutschen Hochschule der Polizei das Symposium „Mit Sicherheit für die Demokratie – Strategien gegen Radikalisierung“ aus. 170 Teilnehmende aus ganz Deutschland besuchten die zweitägige Veranstaltung in den Hambur- ger Messehallen. Die Planungen waren bereits für März aufgenommen und dann coronabedingt verschoben worden. Bei dem Symposium traf sich alles, was in der deutschen Polizei Rang und Namen hat mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Journalistinnen und Journa- listen sowie Verantwortlichen aus der Politik zum Austausch. Neben der Forschung nach belastbaren Zahlen zum Thema demokratiebezogene Einstellungen und Werterhaltungen (Forschungsprojekt DeWePol, siehe S. 32) steht die Frage des Umgangs mit radikalen Tendenzen, dem Erkennen und Verhindern solcher Strö- mungen sowie der Strategieentwicklung gegen Radikalisierung, besonders als Teil der Führungsverantwortung. Hamburgs Innensenator Andy Grote stellte in seinen Eingangsworten klar: „Ich bin aus eigenem Erleben und eigener Erfahrung heraus absolut überzeugt – und das wird uns vermutlich allen so gehen –, dass die überwältigende Mehrheit unserer Polizistinnen und Polizisten felsenfest im Wertesystem unseres Grundgesetzes verankert ist. Fester als manche ihrer Kritiker. Aber das bedeutet im Umkehrschluss eben nicht, dass es nichts gäbe, worum wir uns zu kümmern haben!“ HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 6
A K -T U E L L Dass die Polizei bisher nicht untätig war, machte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer in seinem Impulsvortrag deutlich. Außerdem betonte er, wie wichtig es zunächst sei die „richtigen Fragen zu stellen“, z.B. „welche Wirkungen wir mit unseren bisherigen Maßnahmen erzielen und wie wir unseren Erfolg evaluieren können?“ Weiter bekräftigte der Polizeipräsident die Notwendigkeit der Datenerhebung, denn „es gibt bisher keine Forschung zu Frage von Radikalisierungsverläufen. Auch aktuelle Forschung zu Belastungen im Polizeiberuf fehlen, also gibt es auch kein entsprechendes Wissen.“ Angesichts der zweifelhaften Debattenkultur anhand von Videosequenzen un- schöner Bilder stellte er nochmals fest: „Es gibt Situationen, in denen robustes Handeln von Seiten der Polizei erforderlich ist. Alles andere wäre Staatsver- sagen.“ Ralf Martin Meyer forderte eine differenzierte Debatte, pauschale Kritik führe am Problem vorbei. Innensenator Andy Grote Polizeipräsident Ralf Martin Meyer In den Impulsvorträgen und Workshops wurde deutlich, dass das Themenfeld der Radikalisierung nur mehrdimensional betrachtet werden kann. Dabei spielen nicht nur Einflussfaktoren, z. B. durch sozialen Medien eine Rolle, sondern auch die Be- dingungen in der Polizei, welche begünstigenden oder hemmenden Einfluss auf eine Radikalisierung haben könnten. Strategien könnten durch eine offene Polizei mit entsprechender Fehlerkultur gebil- det werden. Eine zentrale Rolle nehmen dabei die Führungskräfte ein. Diese Men- schen als Vorbilder mit ihren Werten und in ihrem Handeln – gepaart mit Wert- schätzung – besitzen die entscheidenden Schlüsselposition zur demokratischen Resilienz der Polizei. Das Symposium ist Teil einer bereits 2017 bundesweit gestarteten Tagungsreihe mit dem Thema „Zukunft der Polizei 2030“, initiiert durch die Deutsche Hochschule der Polizei und die Akademie der Polizei Hamburg. Diese Reihe wird fortgeführt – immer am Puls der Zeit. | Nici Müller PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 7
I M G E S P R Ä C H NEUE BESCHWERDESTELLE „TRAGE DEINE SCHWÄCHEN WIE EINEN SCHILD VOR DIR“ ( F RE I NACH DE R ROMA NFIGUR TY R ION LA NNISTER AUS GA ME OF TH RONES) | Foto: Mongkolchon/AdobeStock.com Das Vertrauen in die Polizei ist ungebrochen, wie repräsentative Umfragen immer wieder belegen. Die Gesprächskultur ist allerdings angeknackst. Zu unseren täglichen Herausforderungen gehört immer mehr, unser schlüs- siges und professionelles Handeln allen Beteiligten zu verdeutlichen. Im Einsatzgeschehen mitunter schwierig, eventuell sogar unmöglich – und manchmal läuft etwas aus unterschiedlichsten Gründen schief. Das Controlling im bisherigen Beschwerde- und Diszi-plinar- wesen zeigt deutlich, auf welch niedrigem Stand die Be- schwerdelast ist – insbesondere im Verhältnis zu der Anzahl an Einsätzen. Dennoch können wir uns darauf nicht ausruhen. Polizeiliches Handeln muss immer effektiv und rechtssicher, aber auch überprüf- und nachvollziehbar sein. Darum gehen wir als Polizei jetzt den nächsten Schritt, einen weiteren Schritt auf die Menschen unserer Stadt zu. BESCHWERDEMÖGLICHKEIT, AUCH FÜR KOLLE- Leiter der neuen Beschwerdestelle Ulf GINNEN UND KOLLEGEN Bettermann-Jennes | Foto: Nici Müller, PÖA 2 Wir brauchen effektive und zentrale Möglichkeiten, um frühzeitig Fehlentwick- lungen und fragwürdige Verhaltensweisen zu erkennen, auch um uns selbst und unsere gute Arbeit zu schützen. Hierzu werden die Beschwerden zukünftig syste- matisch erfasst und ausgewertet. Zudem sollen Polizistinnen und Polizisten, die in vielen Fällen zu Unrecht beschuldigt werden, frühzeitig von Vorwürfen entlastet werden: Missbrauch des Beschwerderechts wird als solcher benannt! Die Polizei Hamburg strukturiert deshalb das Beschwerde- und Disziplinarma- nagement um. Es wird zukünftig direkt beim Polizeipräsidenten angebunden, dabei aber grundsätzlich weisungsunabhängig sein. Die Hemmschwelle für alle Hamburgerinnen und Hamburger, aber auch aller Bediensteter der Polizei Ham- HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 8
I M G E S P R Ä C H burg, Kontakt aufzunehmen, wenn sie Kritik an polizeilicher Arbeit oder am Verhalten haben, wird weiter herabgesetzt. Dazu bietet die Polizei ergänzend zur digitalen Erreichbarkeit künftig einen neutralen Ort: Eine zentrale und geschützte Anlaufstelle für Beschwerden im Bereich der Hamburger Innenstadt. Externe, besonders qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die nicht dem Legalitätsprinzip unterliegen – bieten einen nahbaren, gut erreichbaren Anlaufpunkt. Anschließend werden Beschwerde- und Disziplina- rangelegenheiten gemeinsam mit Polizistinnen und Polizisten weiterbearbeitet. PERSPEKTIVWECHSEL Ziel ist es, dass die Beteiligten an einer berechtigten Beschwerde in geeigneten Fällen miteinander ins Gespräch kommen – unter fachlicher Moderation und in ruhiger Atmosphäre. Damit bietet sich die Möglichkeit für einen Perspektivwech- sel, der die Sicht- und die Verhaltensweisen des jeweils anderen in den Fokus rückt, erklärt und transparent macht. Details des Beschwerdeprozesses werden offen und regelmäßig an die jeweiligen Beschwerdeparteien kommuniziert. Bei Bedarf können unterschiedliche Maßnahmen, z. B. Fortbildungsangebote resultie- ren. Nur so kann in diesen Zeiten mangelnder Gesprächskultur das gegenseitige Verständnis wachsen. Wir als Polizei verurteilen keinen Menschen! Wir stehen zu uns, auch zu unseren Fehlern. | Nici Müller PÖA 2 | Grafik: Beschwerdestelle HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 9
I N T E R N LBP 5 – HÖHENINTERVENTIONSTEA M ( H I T ) WIR SIND DER HIT! | Foto: Max Mustermann, Dienststelle | Fotos (2): Polizei Hamburg „Und ab!“, lautet der Befehl von Tim W., Mitarbeiter der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE). Er hängt in voller Montur in über 50 Metern Höhe an einem dünnen Seil. Sein Blick gleitet unerschrocken in die Tiefe. An seinem Klettergurt mit Sicherungsgerät hängen unzählige Karabiner, Band- schlingen und ein Sicherungsseil, das mit einer bestimmten Knotentechnik an seinem Klettergurt befestigt ist. An diesem Seil hängt sein Leben. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 10
INTERN Neben neun weiteren Kollegen gehört Tim W. zu dem neu gegründeten Höheninterven- tionsteam der Polizei Ham- burg. Das Team wurde vor rund 1,5 Jahren aufgrund einer sog. „Fähigkeitslücke“ im Zuge des G20-Einsatzes gegründet. Rückblick: Anfang Juli 2017 warfen vermummte Personen im Hamburger Schanzenviertel zahlreiche Gegenstände von den Dächern. Es gab Hinweise, dass dort weiteres Wurfmate- rial wie Gehwegplatten und Molotow-Cocktails deponiert und von den Störern schwere Verletzungen der eingesetzten Polizistinnen und Polizisten in Kauf genommen wurden. Mit einem Einschreiten durch Polizeikräfte befürchtete man ebensolche Verletzungen. Ein Vorrücken in das Viertel war nur im Zusammenwirken mit den Spezialeinheiten zu verant- worten. SE-Kräfte mussten jedoch zunächst aus bestehen- den Aufträgen, für die sie sich taktisch positioniert hatten, herausgelöst und umgegliedert werden. Viel Zeit ging verloren. Im Schanzenviertel wüteten weiter Straftäter. Eine Inter- vention auf den Hausdächern konnte damals nicht schnell genug gewährleistet werden. Das sollte sich ändern. Blick nach vorn: Die Behördenleitung entschied deshalb, der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der LBP die Kompetenz der Höhenintervention zu zuspre- chen und sie um einen Zug zu verstärken. Das Einsatzspektrum der BFE wird da- mit auf diesem sehr speziellen Sektor ausgebaut und erhöht deren Eigenständig- keit und Reaktionsfähigkeit enorm. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 11
INTERN | Foto: Polizei Hamburg Blick in die Gegenwart: Seit zwölf Monaten ist Tim W. zum Kletter-Spezialisten ausgebildet. Das heißt, er und seine Kollegen können neben den vielfältigen Auf- gaben einer BFE auch in die Höhe und Tiefe klettern: Dächer, Brücken, Schächte. Überall dort, wo es knifflig wird, ist unser Höheninterventionsteam gefragt. „Ein besonders hohes Maß an physischer und psychischer Belastbarkeit sowie ein ausgeprägtes Engagement sind Grundvoraussetzung, um den speziellen Job eines BFE´ler ausführen zu können“, erklärt Andre Krüger, Hundertschaftsführer der LBP 5. Die Jungs und Mädels sind besonders teamfähig, sportlich und leistungsbereit. In zehn Tagen schweißtreibenden Trainings wurden zehn ausgewählte BFE´ler zum Höhenretter ausgebildet. Seil- und Knotenkunde, Seilkommandos, Standplatz bauen und Abseiltechniken gehören zu den Grundlagen. 70 Stunden im Jahr ver- bringen sie zu Übungszwecken in der Vertikalen. Ob Kattwyk- oder Köhlbrandbrü- cke oder Planetarium – es gibt kaum eine schwindelerregende Örtlichkeit, die von dem HIT-Team nicht erklettert wurde. Erste Erfahrungen haben die Spezialkräfte bereits am Hambacher Forst und bei einer Kranbesetzung im Hamburger Hafen gesammelt. Ein kleiner aber wichtiger Baustein fehlt noch: Für die Höheninterven- tion benötigt die Truppe noch einen dreiwöchigen Lehrgang bei der Spezialeinheit WEGA in Österreich. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Lehrgang leider verschoben werden. Mit dieser Weiterbildung können die Kräfte dann wehrhafte Störer aus der Höhe und Tiefe dingfest machen. „Ich freue mich sehr darüber, dass man uns diese Kompetenz zugesprochen hat“, sagt Andre Krüger. Für den 52-Jährigen ist es eine echte Herausforderung und Vertrauensbeweis zugleich. „Dieser Lehrgang hat es echt in sich und braucht gute Nerven“. | Vicky Baustian PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 12
IM GESPR ÄCH | Foto: Nici Müller, PÖA 2 ZWEITE VEREINBARUNG UNTER Z E I CH N ET MEHR EFFEKTIVITÄT IN DER STRAFVERFOLGUNG Nachdem im April 2019 die Vereinbarung zur Bearbeitung minderschwerer Betrugsdelikte zwischen dem LKA und der Staatsanwaltschaft unterzeichnet wurde und dies zu einer Entlastung der betroffenen Sachgebiete führte, folgte nun eine zweite Vereinbarung zur Bearbeitung einfach gelagerter Ausländerdelikte. Darunter zu verstehen sind Delikte kleinerer oder mittlerer Schwere, zum Beispiel der Aufenthalt oder die Einreise ohne Pass/Passersatz/erforderlichen Aufenthaltstitel. In derart gela- gerten Fällen kann nun zunächst von umfangreichen Ermitt- lungen oder kriminaltechnischen Untersuchungen abgesehen werden. Diese Vorgänge werden zukünftig mittels standardi- sierter Arbeitsabläufe möglichst abschließend bearbeitet, so dass die Verfahrensökonomie deutlich verbessert wird. | Annika Westedt LKA FSt 01 | Jens Bergmann LKA FSt 22 | Foto: Polizei Hamburg HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 13
INTERN KOMMUNIKATION STEA M S DIE MACHT DER WORTE „Was ist denn hier los?“ „Wieso schützen Sie Nazis?!“ „Wie komm´ ich denn jetzt am besten zum Jungfernstieg?“ Die Bandbreite der Fragen ist unendlich und die blauen Westen der Kolleginnen und Kollegen der Kommunikationsteams (KT) haben magnetische Anziehungskraft. Sollen sie auch, denn die Einsatzkräfte sind genau dafür in größeren Einsatzlagen vor Ort: zum Reden. Seit 2009 gibt es die KT bei der Polizei Hamburg – als Einsatzmittel bei Groß- veranstaltungen längst nicht mehr wegzudenken. Jens Mollenhauer, seit wann bist du bei den KT? Jens Mollenhauer – Urgestein und Gründungsmit- glied, wenn man so will. Das heißt, seit Anfang an dabei. Eine Ausschreibung im HPJ für dieses Neben- amt hatte mich neugierig gemacht. Das Konzept wurde dann im ersten Lehrgang erarbeitet und hat sich bis heute bewährt. Was zeichnet den Job hier aus? Jens Mollenhauer – Dass es nicht nur ein Job ist, sondern jeder Einzelne sich für Deeskalation durch Kommunikation einsetzt. Alle sind freiwillig im Neben- amt, auch an den Wochenenden, gerne dabei und finden es klasse, mit unserem polizeilichen Gegenüber in Gespräche zu gehen. Eine ausgeprägte Einsatzbe- reitschaft und Verlässlichkeit ist bei dieser Tätigkeit daher unverzichtbar. Die Teamfähigkeit der KT-Mitglieder ist besonders hoch ausgeprägt und motiviert mich selbst immer wieder neu. Wenn es brenzlig wird, sind unsere Ge- spräche beendet und dennoch haben wir es mit Gewaltvermei- dung durch Sprache versucht. Das lässt uns nach jedem Einsatz zufrieden nach Hause gehen. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 14 | Foto: Polizei Hamburg
INTERN Wie sind deine Erfahrungen? Jens Mollenhauer – Die KT machen mit klaren Anweisungen und Erklärungen der polizeilichen Maßnahmen ruhig den Beteiligten verständlich („Hamburger Gelas- senheit“), wie man Großveranstaltungen friedlich über die Bühne bringen kann. Die Herausforderung der Deeskalation beim Umgang mit Menschenmassen besteht darin, nicht alle Menschen gleich zu behandeln. KT werden in Hamburg niedrig- schwellig angesprochen, weil sie durch ihre blauen Westen signalisieren, dass sie sich Zeit für Gespräche nehmen können und sind damit als besonders ansprechbar zu sehen. Gerade im Demogeschehen sind wir über die Jahre zu einem Gradmes- ser für die Kommunikationsbereitschaft bei Großveranstaltungen geworden und werden als solcher von unserem polizeilichen Gegenüber auch besonders wahrge- nommen. Erzähl doch mal von einem besonderen Erlebnis! Jens Mollenhauer – Besondere Erlebnisse waren alle Gespräche, sei es beim G20 oder beim auswärtigen Einsatz in Dresden, wo wir Menschen gewaltpräventiv überzeugen konnten und so positiv auf den Verlauf der Großveranstaltung einge- wirkt haben. Manchmal sind es gerade die Kleinigkeiten am Rande, die eine Situa- tion eskalieren lassen und dem aufgebrachten Teilnehmer der Großveranstaltung durch Gespräche der KT erklärt werden müssen, weil er sie nicht versteht. So konnte das Blenden der Polizeikräfte durch einen Scheinwerfer durch ein Gespräch unterbunden werden oder der provokante Passant, der die Menge durch seine Äußerungen reizte, abseits in ein Gespräch verwickelt werden oder diverse Maß- nahmen der Polizei, die von dem polizeilichen Gegenüber nicht verstanden wurden, erklärt werden. Wie viel Einsätze hattest du schon? Jens Mollenhauer – Wir haben etwa acht Einsätze im Jahr und werden immer häufiger aufgerufen. Um nicht ständig dabei sein zu müssen, wäre ein größerer Pool von Mitarbeitern wünschenswert. Kolleginnen und Kollegen der Kriminalpolizei, Wasserschutzpolizei und Verwaltungsbedienstete sind daher ausdrücklich als Bewerber/innen erwünscht. Was mache ich, wenn ich Lust habe, bei den KT mitzumachen? Jens Mollenhauer – Eine formlose Mail an die Leitung der KT, Thomas Wegemann (LBP 8) oder Lutz Bromm (PK 21) genügt. Wir haben noch genug blaue Westen (grinst). KT-HAMBURG | Julia Krahmer PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 15
INTERN WISSENSMANAGEMENT EINMA L A N D E RS – BETRU G SW I K I L K A 1 B IMMER AUF BALLHÖHE … UND EINEN SCHRITT VORAUS! | Foto: Nici Müller, PÖA 2 Alleinherrschaft von Spezialwissen war gestern – Digitales Wissensma- nagement für ALLE ist heute – und zwar zu JEDERZEIT an JEDEM Polizei- rechner. Es gibt Deliktsbereiche, da stößt man organisatorisch schnell an seine Grenzen. Beim Betrug zum Beispiel: Über 30 verschiedene Phänomene halten die Ermittler des LKA tagtäglich auf Trab. Mit jedem dieser Phänomene gehen verschiedenste Tatbegehungsweisen einher. Das wiederum bedeutet unterschiedlichste Ermitt- lungsschritte. Die Ermittler sind mit verschiedenen Zahlungsdienstleistern und Ansprechpartnern, individuellen Formvorschriften und Anfragemodalitäten kon- frontiert. Die große Anzahl an Ermittlungs- und Bearbeitungstools, Daten- und Zugangsdaten, Handlungsanweisungen und Zuständigkeitsregelungen gleicht einem Dschungel, der nur mühselig zu durchforsten ist. Zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort auf dem aktuellen Stand sein – bis vor kurzem noch utopisch. Die Suche nach Informationen zog sich erheblich in die Länge, falsche oder überholte Sachstände nagten an der Motivation der Kolleginnen und Kollegen. DAMIT IST JETZT SCHLUSS. Als „Leidtragende“ und langjährige Mitarbeiter des LKA 5 entwickelten die Kollegen Felix Müller, Alexander Semrau und Felix Freund eigeninitiativ die geniale Idee einer Wiki-Datenbank. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 16
INTERN DAS ERGEBNIS LÄSST SICH SEHEN: l Die digitale Plattform gibt Übersichten über die Struktur des zukünftigen LKA 1 Betrug, inklusive sämtlicher Zuständigkeiten mit Fallbeispielen. l Ein detailliertes Glossar bietet eine Übersicht über aufkommende Betrugsphänomene. l Zahlreiche Ermittlungshilfen unterstützen bei der Bearbeitung von Massen- und Umfangverfahren. l Vorformulierte Anfragen können direkt per E-Mail/Fax an verfahrensbeteiligte Firmen ausgelöst werden. l Ein Nachschlagewerk gibt nützliche Informationen zu der allgemeinen Ermittlungsarbeit. l Zugangsdaten für notwendige Portale werden zentral bereitgestellt – inklusive direkter Verlinkungen in die Programme. l Das Wissen ausscheidender Kolleginnen und Kollegen bleibt für nachfolgende Generationen vorhanden. l Zusätzlich sind sechs WikiMentoren benannt, die Schreibrechte besitzen und die Plattform permanent pflegen, ausweiten und aktualisieren. Selbstverständlich entspricht alles den datenschutzrechtlichen Vorgaben. Die Fragestellung, wie Ermittlungen effizienter zu gestalten sind, beschäftigt seit- dem nicht nur das LKA 5. „Zuletzt durften wir mit unserem Konzept sogar in der Polizeiführungsrunde vorsprechen“, freut sich Felix Müller, einer der Erfinder der BetrugsWiki. Zusätzlich arbeite man zurzeit an der Idee, die Datenbank mit Themen des LKA 1 zu füllen und den dortigen Mitarbeitern zugänglich zu machen. Auch beim LKA 7 befindet sich eine derartige Datenbank bereits im Aufbau. Fazit: Wissensmanagement in dieser Form ist auch für andere Abteilungen in den verschiedenen Organisationseinheiten – auch standortübergreifend – durchaus denkbar! Und – wäre das nicht auch etwas für Euch? | Vicky Baustian PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 17
NE WSTICKER | Foto: Vicky Baustian, PÖA 2 BELOBIGUNG SPRUNG IN DEN SCHLOSSGRABEN Zwei Täter sägen an der Sicherheitsverglasung eines Schaufensters. Eine dritte Person steht „Schmiere“. Der unnachgiebige Versuch, auch noch das Rollgitter aufzuflexen, um an den Schmuck eines Juweliergeschäftes in der Bergedorfer Innenstadt zu gelangen, scheitert. Denn: Ein Anwohner, der durch die lauten Flex-Geräusche geweckt wurde, verstän- digt in Windeseile die Kollegen vom PK 43. Die drei Täter bemerken die Kollegen und laufen davon. Ein Täter flüchtet unerkannt, der zweite springt während der Flucht in den Bergedorfer Schlossgraben und wird von ihnen im kühlen Nass ge- stellt. Der Dritte wird nach kurzer Verfolgung festgenommen. Ein toller Erfolg, für den sich Hartmut Dudde, Leiter der Schutzpolizei, bei den drei jungen Kollegen herzlich bedankte und ihnen Anerkennung aussprach. Bemerkenswert: Polizeimei- ster Mansesen beendete seine Ausbildung erst zum Juli 2019, die Kollegen Freitag und Runge sind Studenten der AK und befinden sich zu diesem Zeitpunkt im 1. + 2. Praktikum. | Vicky Baustian PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 18
INTERN | Foto: Polizei Hamburg LKA 45 – BRANDERMITTLUNGE N U N D A R B E I TSU N FÄ L L E „HASTE MAL FEUER?“ BRAND EINER KINDERTAGESSTÄTTE Die Löscharbeiten der Feuerwehr sind fast abgeschlossen. Zwei Brandermittler/-innen des LKA 45 treffen am Einsatzort ein und nehmen erst mit der FuStw-Besatzung Kontakt auf, um sich in den Sachverhalt einweisen zu lassen, dann mit der Einsatzleitung der Feuerwehr. Die zuerst eingesetzten Angriffstrupps der Feuerwehr sind noch vor Ort. So können sehr schnell wichtige Informationen zum Brandbild in einem frühen Stadium und zur Verschlusssituation der Zugänge erfragt werden. Anhand der ersten Erkenntnisse und einer ersten Begehung entscheiden die Brandermittler, ob für die sachgerechte Bearbeitung dieses Brandortes weitere Kollegen nachgefordert werden müssen oder etwa die Spurensicherung, ein Diensthundeführer mit Brandmittelspürhund oder der Elektroingenieur des LKA 33 erforderlich sind. Heute ergibt der Abgleich der festgestellten Aufbruchspuren mit den Angaben der Feuerwehrleute einen ersten Hinweis: Vor dem Brand wurde in die Kita einge- HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 19
INTERN brochen. Die Brandortarbeit, bei der das von der Feuerwehr aus dem Objekt ge- worfene Mobiliar wieder rekonstruiert wird, ergibt einen eindeutigen Brandaus- bruchsbereich und eine eindeutige Brandursache: Vorsätzliche Brandstiftung. An dieser Stelle ist nicht das Ende der Arbeit, sondern jetzt beginnen die eigent- lichen Ermittlungen. Denn Brandermittler sind in erster Linie kriminalpolizeiliche Sachbearbeiter. Von der Vernehmung von Brandentdeckern und Zeugen, über die Auswertung der gesicherten Spuren und der Auswertung von Funkzellendaten bis zu weitergehenden Maßnahmen. Leider ist die klassische Spurenlage bei Branddelikten häufig schlecht: Nicht nur der Brand als solcher zerstört Spuren, auch die Löscharbeiten sind diesbezüglich nicht förderlich. Gerade weil das so ist, muss bei der Brandortarbeit stets spurenschonend vorgegangen werden. Brandorte werden grundsätzlich zu zweit aufgesucht, denn: Zum einen bedeutet das Freilegen und die Rekonstruktion von Brandorten häufig schwere körperliche Arbeit, zum anderen ist die Brandortarbeit nicht ungefährlich. Auf den Gesund- heitsschutz wird darum bei der Brandermittlung ein besonderes Augenmerk ge- legt. Neben Helm, durchtrittsicheren Schuhen und schnittfesten Handschuhen, Beleuchtung und passendem Werkzeug zur Unfallprävention wird insbesondere auf geeigneten Atemschutz geachtet. Hier kommt in der Regel die Vollmaske mit passendem Filter zum Einsatz. Nur bei geringeren Gefahren durch Stäube wird auch einmal die FFP3-Staubmaske verwendet. Damit man sich nicht über verschmutzte Kleidung kontaminiert, gehört das Wa- schen dieser an der Dienststelle genauso zum Tätigkeitsbild wie das Duschen und Umkleiden. Hierfür verfügt die Dienststelle über sehr gute Räumlichkeiten und Ausstattung. Brände können viele unterschiedliche Ursachen haben und nur wenige dieser Ursachen haben eine strafrechtliche Relevanz. Deshalb fährt die Brandermittlung – im Gegensatz zu anderen Ermittlungsdienststellen – in der Regel zunächst nicht HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 20
INTERN zu einem Tatort, denn erst durch die Feststellung der Brandur- sache wird ein Brandort eventuell zu einem Tatort. Dann jedoch ist die Bandbreite der Brandstifter und ihrer Mo- tive groß: Vom Fahrlässigkeitstäter ohne jede kriminelle Ener- gie, über den betrügerischen Versicherungsmissbraucher, den Brandstifter aus Rachsucht, den pathologischen Serienbrand- stifter bis zum psychisch Kranken in einer Ausnahmesituation ist alles dabei. Dieses alles sind Herausforderungen, denen sich die derzeit zehn Kriminalbeamtinnen, 17 Kriminalbeamten unterstützt von zwei Verwaltungsangestellten des LKA 45 in ihrem täglichen Dienst stellen. Sie bearbeiten neben Brandsachen auch Ar- beitsunfälle, Bahn- und Flugunfälle, Luftverkehrsstraftaten und Notrufmissbrauch. Damit ist die Dienststelle überaus inte- ressant und vielfältig aufgestellt und bietet Einblicke in viele technische und naturwissenschaftliche Aspekte. Die Tätig- keitsfelder bringen immer wieder auch den Umgang mit Brand- und Unfalltoten sowie deren Hinterbliebenen mit sich; hierzu besteht jedoch ein gutes Supervisionsangebot. Wir haben Dein Interesse an unserer Dienststelle geweckt? Mach eine Hospitation aus! Lars Glaeske, LKA 450, Telefon 74500 | Lars Glaeske LKA 450 | Julia Krahmer PÖA 2 DOS AND DON‘TS Statistisch kommt es pro Jahr zu knapp 4.000 Bränden in Hamburg. Das heißt, im Schnitt rückt jede FuStW-Besatzung pro Jahr nur zu sehr wenigen Bränden aus. Deshalb hier ein paar Tipps: l Alle Brandsachen auf Vordruck K10 schreiben – wir müssen alle Brände an die StA weitergeben, unabhängig von der Brandursache und davon, ob es überhaupt eine Straftat ist. l Alle Brandsachen per ComVor und im Original an LKA 45 – spezielle Zuständigkeiten klären wir dann ab. l Wenn Brandorte sichergestellt/beschlagnahmt werden: Wie kommt die Brander- mittlung am nächsten Tag da rein? – Bitte Schlüssel an der Wache sicherstellen. l Wenn das nicht möglich ist: Bitte tatsächliche telefonische Erreichbarkeiten von Geschädigten (und auch Zeugen) im Vorgang aufführen – die Festnetznummer aus der ausgebrannten Wohnung hilft nur wenig. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 21 | Fotos (3): Polizei Hamburg
IM GESPR ÄCH 75 JAHRE WASSERSCHUTZPOLI ZEI - SCH U L E „WIR SIND ETABLIERTER DENN JE“ HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 22 | Foto: Polizei Hamburg
IM GESPR ÄCH Eine beispiellose Geschichte mit Höhen und Tiefen verbirgt sich hinter der Wasserschutzpolizei-Schule (WSPS). Ihr Start verdient heute noch höch- sten Respekt. September 1945: Das Hauptgebäude ist durch Bombentreffer schwer beschädigt und die Fensterhöhlen notdürftig mit Holz vernagelt. Auf Initiative der britischen Militärregierung beginnt der Aufbau und Betrieb einer Wasserschutzpolizei-Schule. Innerhalb kurzer Zeit erwirbt sich die WSPS einen so guten Ruf, dass ab 1951 immer mehr Bundesländer ihre Wasserschutzpolizistinnen und -polizisten hier ausbilden. September 2020: Das denkmalgeschützte Bauwerk befindet sich in einem tadel- losen Zustand. Ein Neubau mit weiteren 21 Einzelzimmern befindet sich in der Planung (Baubeginn voraussichtlich 2021) und wird sich optisch dem vorhan- denen Gebäudeensemble anpassen. Heute ist die WSPS die zentrale Aus- und Fortbildungsstätte für alle Beamtinnen und Beamten der Wasserschutzpolizei in Deutschland – und damit für 15 Bundesländer (Thüringen stellt keine WS). Rund 1.200 Personen nehmen jedes Jahr an den Lehrveranstaltungen teil, Tendenz steigend. Darunter auch Angehörige der Feuerwehren, der Seenotrettung und anderer maritimer Behörden. INFO l beliebter Tagungsort mit Vollpension l 72 Einzelzimmer mit Dusche Autonomes Fahren und digital gelenkte Verkehre auf den l eigene Bibliothek l moderne Sporthalle und Wasserstraßen von Flensburg bis an den Bodensee werden Fitnessraum, Leih-Fahrräder bereits praktiziert oder in naher Zukunft Einzug halten. Die l technische Ausstattung: Bereiche Technik und Digitalisierung werden immer komple- Radarsimulator, ECDIS-Anlage, Funk-Labor, Maschinenhalle xer, Spezialkenntnisse im nationalen und internationalen l 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Jahre aktuellen Bedarf und möchten weiterhin passgenaue75 Recht sind unabdingbar. „Wir orientieren uns immer an dem Aus- und arbeiten an der WSPS – davon 16 in der Verwaltung Fortbildungsangebote1945 schaffen, - 2020 damit die Wasserschutzpoli- zeien von Morgen handlungssicher bleiben. Ungeachtet der länderspezifischen 75 JAHRE Regelungen gewährleistet die WSPS eine einheitliche Aus- und Fortbildung für alle Bediensteten der Wasserschutzpolizeien. Wir sind immer auf dem neuesten Stand WASSERSCHUTZPOLIZEISCHULE der digitalen Technik“, erklärt Frank Möller,1945 - 2020der Wasserschutzpolizei-Schule. Leiter Das Kuratorium, das sich aus hochrangigen Vertretern der 15 Bundesländer zu- sammensetzt, legt dabei den zukünftigen Kurs der WSPS fest. „Mit dem Votum für den Neubau und der technischen Ertüchtigung der WSPS hat es sich jüngst wieder einmal deutlich zur WSPS bekannt.“ 75 JAHRE Die WSPS gilt als unersetzbares Netzwerk, das die Menschen 75 JAHRE miteinander verbindet. Ein tolles Miteinander, das manchmal auch ein Stück Familie ist, berichtet ein Lehrgangsteilnehmer. 75 Jahre 1945 - Wir freuen uns über das 75-jährige Bestehen der WSPS und 2020 75 JAHRE sagen: Herzlichen Glückwunsch. | Vicky Baustian PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 23
IM GESPR ÄCH IN HAMBURG FRAGT MAN NACH Ihre Sicht auf Ihre Sicherheit Das Projekt SICHERHEIT UND KRIMINALITÄT IN DEUTSCHLAND 2020 wird aus Mitteln des Fonds für die Innere Sicherheit durch die Europäische Union HPJ – Hamburger Polizei Journal kofinanziert. Nr. 5 | 2020 24
IM GESPR ÄCH SKID – SICHERHEIT UND KRIMIN A L I TÄT I N D EU T S C H L A N D COUNTDOWN FÜR BUNDESWEITE BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG LÄUFT! Direkt – Dauerhaft – Dunkelfelderhellung. Diese Begriffe stehen für die im Herbst startende Bevölkerungsbefragung in ganz Deutschland. Darüber hinaus bekommen Hamburgs Bürgerinnen und Bürger – neben drei weiteren Bundesländern – die Chance, einen landesspezifisch zugeschnittenen Fragenkatalog zu beantworten. Mitte Oktober gaben Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Leiter des LKA Mirko Streiber auf einer Pressekonferenz den Startschuss für die bundesweite Bevölkerungsbefragung in Hamburg. Ziel dieser Befragung ist es u. a., langfristig Erkenntnisse über die Angst vor Kriminalität, die Erlebnisse von Opfern, das Anzeigeverhalten und die Arbeit der Polizei zu bekommen. 56 Fragen umfasst der allgemeine Fragenbogen, 13 Fragen werden im hamburg- spezifischen Teil des Fragebogens den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt gestellt, in dem es um l die Wahrnehmung der polizeilichen Tätigkeit in ihrem Wohngebiet und ihrem Stadtteil, l ihr Interesse an und Ihre Wahrnehmung polizeilicher Themen sowie l ihre Wahrnehmung von polizeilichen Zeugenaufrufen und die eigene Zeugenerfahrung geht. Das Umfrageinstitut infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH) führt im Auftrag des BKA ab der 43. Kalenderwoche die Befragung zur Studie durch. „Es kann passieren, dass sich angeschriebene Bürgerinnen und Bürger mit Rück- fragen an die Polizei wenden. Dann würde es sehr helfen, wenn die Polizeibeam- tinnen und Polizeibeamten dazu motivieren, an der anonymen Befragung teilzu- nehmen“, erklärt Esther Jarchow, Leiterin der kriminologischen Forschungs- stelle. „Die Ergebnisse der Befragung sind für die Polizei Hamburg von hoher Relevanz, um die polizeiliche Arbeit und die Schwerpunktsetzung polizeilicher Maßnahmen zu verbessern. Das gilt sowohl für die Kriminalitätsbekämpfung als auch für die Prävention. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 25
IM GESPR ÄCH Durch den direkten Austausch mit der Bevölkerung bekommen wir hilfreiche Rück- meldungen über Opfererlebnisse, Stimmungslagen, Befürchtungen und Ängste, die die Hamburgerinnen und Hamburger bewegen und persönlich betreffen“, so die 44-jährige Diplom-Soziologin weiter. Intern wie extern wird dafür kräftig die Werbetrommel gerührt, um die Dunkelfeld- forschung bekannt zu machen. Funk, Fernsehen und Printmedien sind informiert, Sekundenspots im Fahrgastfernsehen des ÖPNV geschaltet, Bezirksämter mit einbezogen und die Social-Media-Kanäle bespielt. Alle Polizeidienststellen erhalten einen Muster-Fragebogen sowie Poster und Flyer. Im IntraPol stehen ausführliche Informationen zum Abruf bereit. Die Auswertung der Daten führen die Kriminologinnen der Polizei Hamburg selbst durch. Für Rückfragen steht die Kriminologische Forschungsstelle der Polizei Ham- burg (LKA FSt 13) unter skid.hamburg@polizei.hamburg.de zur Verfügung. | Vicky Baustian PÖA 2 INFORMATION l Teilnehmen können 23.000 zufällig ausgewählte Hamburgerinnen und Hamburger ab 16 Jahren l Die Kontaktaufnahme erfolgt ausschließlich postalisch, niemals telefonisch oder persönlich n ab 19.10.2020 werden Ankündigungsschreiben versandt n ab 02.11.2020 werden Erhebungsunterlagen versandt l Die Teilnahme ist n kostenlos (frankierter Rückumschlag/Online-Zugang), n freiwillig und anonym, n wichtig, um ein aussagekräftiges Bild zu erhalten l Datenschutz: Die Adressdaten werden nicht mit Antworten aus dem Fragebogen verknüpft und werden nach Abschluss der Befragung gelöscht. Sie liegen nur dem Institut und nicht der Polizei Hamburg vor. Die Antworten sind anonymisiert und ermöglichen keine Rückschlüsse auf einzelne Personen l Die Befragung wird regelmäßig alle zwei Jahre wiederholt l Hotline des Umfrageinstituts infas: 0800 66 44 331 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 26
IM GESPR ÄCH | Foto: Henry Czauderna/AdobeStock.com GRUSSBOTSCHAFT DES BUNDESPRÄS I D E N TEN A N D I E STU D I E R E N D E N U N D LEHRENDEN DER DHPOL IN MÜNSTER „ICH VERTRAUE UNSERER POLIZEI“ len Gesprächen mit Polizistinnen in meiner Gedenkrede vergangene und Polizisten ist mir sehr be- Woche in Halle gesagt. wusst, wie aufreibend diese Arbeit sein kann. Wer sich im Berufsall- Die Polizei betrifft diese Diskus- | Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler tag anpöbeln und anspucken las- sion nach Aufdeckung von rechts- sen muss, erlebt unser Land zu- extremen Vorfällen und Netzwer- weilen von seiner schlechtesten ken in einzelnen Landespolizeien. Seite. Als ich Einsatzkräfte nach Klar ist: Feinde der Freiheit und der dem G20-Gipfel in Hamburg ge- Demokratie dürfen in der Polizei troffen habe, waren wir gemein- nicht geduldet werden. Es muss sam fassungslos über das Ausmaß jede Anstrengung unternommen von rasender Zerstörung. Auch bei werden, rechtsextreme Netz- den jüngsten Corona-Protesten in werke zu enttarnen, wo es sie gibt. Nach der Corona bedingten Ab- Berlin wurden Tabus gebrochen. Die Polizeiführungen und die poli- sage eines geplanten Termins Dass es dabei ausgerechnet den tisch Verantwortlichen dürfen kein an der DHPol in Münster hat Deutschen Bundestag, die Herz- Klima dulden, in dem sie entste- sich Bundespräsident Frank- kammer unserer Demokratie traf, hen und von anderen gedeckt wer- Walter Steinmeier in einem of- beschäftigt mich noch heute. den können. fenen Brief an die Lehrenden und Studierenden gewandt. In Ich vertraue unserer Polizei. Ich (…) Auch wenn das rechte Spek- seinem Schreiben geht der Bun- vertraue den vielen Beamtinnen trum derzeit die Agenda dominiert, despräsident vor allem auf ak- und Beamten, die täglich für Recht dürfen wir den Extremismus aus tuelle Herausforderungen der und Demokratie einstehen und die anderen Richtungen nicht aus den Polizeien von Bund und Län- stolz darauf sind, die Freiheit zu Augen verlieren. Die Ausschrei- dern – auch innerhalb der eige- schützen. Sie brauchen dieses Ver- tungen in Leipzig-Connewitz und nen Organisationen – ein sowie trauen, und sie verdienen es. Das in der Berliner Liebigstraße haben auf ihre tägliche Arbeit zum sage ich öffentlich und hätte es Ih- das kürzlich wieder bewiesen. Sol- Schutz von Bürgerinnen und nen gerne in Münster auch persön- che Gewaltausbrüche sind Straf- Bürgern und der Demokratie. lich zum Ausdruck gebracht und taten, keine Bagatelldelikte. Und Der Bundespräsident schreibt meinen Respekt vor Ihrer Arbeit auch wenn es um Anschläge des unter anderem: versichert. islamistischen Extremismus ru- higer geworden zu sein scheint, „Die Pandemie stellt uns alle vor Gleichzeitig ist das Thema ‚Rechts- wissen Sie und sollten wir alle schwierige Aufgaben, und gerade extremismus‘ seit dem Mord an nicht vergessen: Die Gefahr ist jetzt sind die Polizeien von Bund Walter Lübcke, den Attentaten von nicht gebannt. (…) Deutschland und Ländern auf vielfache Weise Halle und Hanau erneut ins Zen- braucht Ihre Expertise – gerade gefragt. Extra-Schichten, Unmut trum der Aufmerksamkeit gerückt. jetzt!“ und Aggressionen von Corona- Ein Land mit unserer Geschichte Müden: All dem müssen Sie be- darf die dazu notwendige Diskus- Das gesamte Schreiben findet ihr auf der Homepage des Bundespräsidenten unter www.bundespraesident.de -> gegnen. Dafür hätte ich Ihnen gern sion nicht verdrängen. ‚Weg- Presse -> Pressemitteilungen persönlich gedankt, denn nach vie- schauen ist nicht erlaubt‘, habe ich HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 27
INTERN ben ma l e ... nur kurz ! AK 113 Gesundheits- und Präventionssport AUF LOS GEHT’S (WIEDER) LOS! Nach und nach werden die Angebote im Gesundheits-und Präventionssport (GPS) wieder aufgenommen – immer die aktuelle AUFGRUND DER Eindämmungsverordnung im Blick. Dabei sind derzeit (noch) nicht alle Stützpunkte wie AKTUELLEN gewohnt aktiv. Eine aktuelle Übersicht findest In eigener Sache du im IntraPol. Liebe Leserin, lieber Leser, CORONA-LAGE Für die Teilnahme am Dienstsport bist du auch beim HPJ ist es uns wichtig, am Puls der grundsätzlich auf der sicheren Seite, wenn Zeit zu bleiben. Darum werden wir uns aus GEHT‘S LEIDER du... datenschutzrechtlichen, ökologischen und dich für deinen Kurs am Trainingstag fiskalischen Gründen neu aufstellen: DOCH NOCH telefonisch ab 07:30 Uhr unter der Rufnummer 24223 angemeldet hast Die namentlichen Nennungen der beförderten bzw. höhergruppierten Bediensteten weichen NICHT LOS! einen Mund-Nasen-Schutz zur Hand hast einer Gesamtzahl. ein Handtuch dabei hast Außerdem werden wir den Postversand im Umschlag weitestgehend einstellen und die Für den Olympiastützpunkt (Dulsbergbad) verbleibenden Exemplare per offenem gelten noch einmal gesonderte Regeln. Versand zustellen. Julia Krahmer, PÖA 2 Wir freuen uns über eure Treue! Bleibt gesund und bis zum nächsten Heft. Vicky, Nici, Kiki und Julia | Foto: Ralf Geithe / AdobeStock.com HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 28
INTERN Alljährliches hes ärstreffen des L Pensionärstreffen LKA Liebe Pensionärinnen, liebe Pensionäre, in diesem Jahr ist durch Corona alles anders! DEIN BILD GEWINNT! 43 Jahre lang fand unser weihnachtliches Dass wir wahre Künstler und passionierte Pensionärstreffen im Polizeipräsidium statt Fotografen unter uns haben, zeigen die Fotos, und zählte im letzten Jahr über 130 Gäste. die uns hin und wieder von euch erreichen. Aufgrund der aktuellen Lageentwicklung Wir wollen mehr davon! können wir leider an unserer geliebten Tradition nicht festhalten. Ich bedaure dies Schickt uns Bilder aus eurem dienstlichen sehr. So gerne ich mit Ihnen gemeinsam die Alltag: Streifenwagen auf Brücken, (Dienst-) Weihnachtszeit eingeläutet hätte – Ihre Gebäude im Sonnenschein, Streifenboote im Gesundheit ist mir wichtig und deshalb morgendlichen Nebel, vierbeinige „Kollegen“ muss ich unser Pensionärstreffen in im Schnee – euren Ideen sind keine Grenzen diesem Jahr leider absagen. gesetzt. Sollten es eure Aufnahmen in Passen Sie gut auf sich auf und unseren Polizeikalender 2021 schaffen, seien Sie herzlich gegrüßt. bekommt ihr diesen zugesandt. Sendet uns eure hochaufgelösten Bilder an: Ihr polizei.journal@hamburg.de Mirko Streiber! Also an die Kameras, fertig, los! LBP-Eichhörnchen Noch schnell die letzten Hamster- käufe...ähh Eichhörnchenvorräte beiseite schaffen, bevor die Winterruhe beginnt. Foto: Dirk Weinberg HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 29
INTERN KOO PERATIONSVERTRAG UNTE R Z E I CH N ET RETTUNGSHUNDETEAMS 24/7 IM EINSATZ Die Anforderung von Rettungshunden, etwa zur Vermisstensuche in verschie- denem Gelände oder Wohngebieten, ist oftmals die letzte zur Verfügung stehende Option, wenn polizeiliche Ermittlungen nicht weiterführen. Um die Zusammenarbeit zwischen den Hilfsorganisationen und der Polizei Hamburg zu optimieren und zu konkretisieren, unterzeichnete Polizeivizepräsident Morten Struve Mitte August einen Kooperationsvertrag zwischen der Polizei Hamburg und dem Arbeitskreis Rettungshunde Hamburg. In dem Vertrag geht es neben Mindeststandards auch um die Alarmierung und den Einsatz qualifizierter Hunde privater Rettungshundestaffeln oder nichtorganisierter Rettungshunde- teams in einem gleichberechtigten Verfahren. Werden die ehrenamtlichen Rettungshundestaffeln für einen Einsatz benötigt, genügt ein Anruf der Polizei (Anforderung 24/7 durch das Lagezentrum SP 11) über eine zentrale Rufnummer und die Teams stellen gemeinsam die geforderten Zwei- und Vierbeiner zur Verfügung. Das ist zwar noch keine Garantie für eine HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 30
INTERN Vertreterinnen und Vertreter des Arbeiter-Samariter-Bundes Hamburg (ASB), des Bundesverbandes Rettungshunde (BRH), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Johanniter-Unfall Hilfe e.V. (JUH) und der Polizei Hamburg nach Vertragsunterzeichnung vor dem Polizeipräsidium. | Foto: Polizei Hamburg erfolgreiche Suche, trägt jedoch dem hohen organisatorischen Aufwand der eingesetzten Kräfte bei der Suche durch die Hunde Rechnung. Die Überprüfung der Mindeststandards findet durch die für das Diensthundewesen zuständigen Landesbereitschaftspolizei 032 anhand erarbeiteter Kriterien statt. Alleine im Jahr 2020 wurden acht vermisste Personen im Großraum von Hamburg von ehrenamtlichen Rettungshundeteams gefunden. Die verschiedenen Staffeln verfügen über Hunde, die in der Flächen- oder Trümmersuche ausgebildet sind. Zudem stehen vier Mantrailer bereit, die Geruchsspuren eines Menschen verfolgen können. Die Hunde werden regelmäßig von der Polizei gesichtet und als einsatzfähig eingestuft. | Vicky Baustian PÖA 2 L as s m a l drübe r re de n! Te am Te am Te am Te am Te am Te am Te am Te am HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 31
I N T E R N WIR MACHEN MIT EUCH LICHT AN (v.l.n.r.): Dipl.-Soz. Anabel Taefi, Prof. Dr. Eva Groß, Prof. Dr. Julia Clasen, Prof. Dr. Stefanie Kemme und Prof. Dr. Ulrike Zähringer | Foto: Nici Müller, PÖA 2 DEMOKRATIEBEZOGENE EINST E L L U N G EN U N D W ERT H A LT U N G EN INNERHALB DER POLIZEI HAMB U RG ( D E W E P O L ) FORSCHUNGSPROJEKT Ist die Polizei Hamburg auf dem rechten Auge blind? Seit einigen Monaten hört oder liest man beinahe täglich von angeblichem Rassismus und Poli- zeigewalt. Die Diskussionen über vermeintlich rassistische Handlungen oder Äußerungen einzelner Polizistinnen und Polizisten sind selten sach- lich, die Vorwürfe oft pauschal und undifferenziert. Analog ist eine öffent- liche Debatte zur Notwendigkeit der Erforschung von „Rassismus“ und „Racial Profiling“ in der Polizei entbrannt. Mit einer wissenschaftlich fun- dierten Untersuchung zu demokratiebezogenen Einstellungen und Wert- haltungen, die von Vorverurteilungen über die medienwirksamen Schlag- worte „Rassismus“ und „Racial Profiling“ absieht, stellen wir uns dieser Debatte. DAMIT SIND WIR NICHT NUR MUTIG, SONDERN HANDELN VOR ALLEM AUCH INITIATIV UND EIGENNÜTZIG. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 32
I N T E R N Nicht erst seit den Ausschreitungen im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung oder den Vorfällen um „NSU 2.0“ beschäftigen sich Fachleute in der Polizei Hamburg mit dem Thema. Bereits im März 2019 wurde von der Amtsleitung ein Forschungsprojekt an der Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg angestoßen und theoretisch vorbereitet: Eine Arbeit zu demokratiebezogenen Einstellungen, Werthaltungen und Risikokonstellationen in der Polizei Hamburg. ALLE REDEN VON STATISTIKEN – WIR LIEFERN SIE! Das hochschulinterne Projekt wird von einem Projektteam, bestehend aus Prof. Dr. Eva Groß, Prof. Dr. Ulrike Zähringer, Prof. Dr. Stefanie Kemme, Prof. Dr. Julia Clasen und Dipl.-Soz. Anabel Taefi durchgeführt. Die fünf Expertinnen sitzen im Block III auf dem Gelände der Akademie. Hier haben sie sich im Vorfeld gründlich mit den Themen „Police Officers‘ Dilemma“ und „Gruppenbezogener Menschenfeindlich- keit“ beschäftigt. Unterstützt werden sie bei dem Projekt von externen Fachleuten: Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, ehemaliger Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Sighard Neckel (Soziologie, Universität Hamburg) und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. Ziel des Forschungsprojekts ist es, aktuelle und belastbare Erkenntnisse zum Ausmaß von werte- und vorurteilsbezogenen Einstellungen zu erhalten. Zudem sollen Hintergründe zu deren Entstehung gewonnen werden. Zielgruppe sind hierbei Auszubildende, Studierende und Beamtinnen und Beamten der Polizei Hamburg. Wir alle haben Schubladen im Kopf. Stereotype und Vorurteile. Täglich betreiben wir im Alltag und Dienst Profiling mit unterschiedlichsten Merk- malen und Verhaltensmustern. Das ist menschlich und Teil unseres Jobs. Unsere Erfahrungen sind im Polizeiberuf unentbehrlich. Wichtig ist aber, was diese auch belastenden Erfahrungen mit uns machen, wie wir mit ihnen umgehen und dass wir uns durch sie nicht zu diskriminierendem Verhalten verleiten lassen. Welches sind hier Risikofaktoren? Wie können wir uns schützen? Insbesondere der Einfluss von Praxiserfahrungen soll daher in dem Forschungs- projekt Berücksichtigung finden: Sowohl durch die praktischen Ausbildungs-/ Studienzeiten, als auch die Erfahrungen nach Ausbildungs-/Studienabschluss. Nicht nur die Forschungsgruppe selbst erhofft sich aus dem Projekt unter Ande- rem wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildung und des Studiums an der der Akademie der Polizei Hamburg. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2020 33
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