HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 4
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Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 A ACB? HPJ ARE ALL COPS BASTARDS? Im Gespräch mit Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und Prof. Dr. Rafael Behr HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 1
Z A H L D E S M O N AT S 323 externe Beschwerden gab es in diesem Jahr. Davon waren 3 zu Rassismus – davon nach Prüfung substantiiert 0. Stand: 18.6.2020 | Quelle: PERS 02 | Grafik: leremy/AdobeStock.com HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 2
EDITORIAL LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, Eine aktuelle infratest dimap Umfrage (Report München, 04.08.2020) belegt: 82% der Befragten bestätigten ihr großes Vertrauen in die Institution Polizei. Auf dieses Ergebnis können wir stolz sein. Wir dürfen uns darauf aber auch nicht ausruhen, denn auch uns passieren Fehler. Als Trägerin des Gewaltmonopols hat die Polizei in unserem demokratischen Rechtsstaat eine besondere Verantwortung inne, dass vor allem sie selbst die Normen und Werte einhält, die sie zum Schutz der Bevölkerung zu ver- treten hat. Mit Sicherheit stehen wir Polizistinnen und Polizisten für unsere Demokratie | Foto: Polizei Hamburg ein und sind dabei selbst der Gefahr ausgesetzt, durch radikales Gedanken- gut infiziert zu werden. Die Akademie der Polizei Hamburg stellt sich mit Nachdruck der Aufgabe, unsere Ein- satzkräfte bestmöglich auf ihre Aufgaben vorzubereiten und handlungssicher im Umgang mit Menschen anderer Herkunft zu machen. Hierzu gehört vor allem – aber nicht nur – eine fundierte Ausbildung bzw. Studium in Theorie und Praxis. Darüber unterstützt das Institut für Transkulturelle Kompetenz (ITK) in der Aus- und Fortbildung, indem es gezielt Wissen über andere Kulturen vermittelt. Radikalisierung in unserer Gesellschaft – das Thema ist zu ernst und es steht zu viel auf dem Spiel, als damit Profilarbeit zu betreiben. Mein Standpunkt: Polizeibezogene Forschungsarbeit zum Thema „Radikalisierungsgefahren für Polizistinnen und Polizisten“ muss ein fester Bestandteil polizeilicher Präventionsarbeit nach Innen werden! Unsere gemeinsame Aufgabe muss es sein, die Widerstandsfähigkeit unserer Polizistin- nen und Polizisten, die täglich ihre Arbeit zum Wohlbefinden aller leisten, gegen radikale Einflüsse zu stärken. | Thomas Model Leiter der Akademie der Polizei Hamb I N H A LT T I T E LT H E M A | I N T E R V I E W INTERN Interview mit Polizeipräsident Ralf Martin Interdisziplinare Arbeitsgruppe . . . . . . . 18 Meyer und Prof. Dr. Rafael Behr . . . . . . 04 Ingeborg Legge geht in Pension . . . . . . 24 Im Gespräch mit euch . . . . . . . . . . . 11 PERS 23 – Gesundheitstag . . . . . . . . . 27 Dienstvereinbarung unterzeichnet . . . . . 27 NEWSTICKER Neues Auswahlverfahren LA III . . . . . . . 41 Ehrenmedaille verliehen . . . . . . . . . . . 33 IM BILD Belobigung LBP 12 . . . . . . . . . . . . . 38 Dienstunfall mit Folgen . . . . . . . . . . . 40 Historische Reiterstaffel . . . . . . . . . . 32 Belobigung PK 42 . . . . . . . . . . . . . . 40 Und dann war da noch... . . . . . . . . . . 44 Belobigung am PK 24 . . . . . . . . . . . . 42 Buchvorstellung . . . . . . . . . . . . . . 42 IM GESPR ÄCH IHSMH Belobigung . . . . . . . . . . . . . 43 Neuer WSPL an Bord . . . . . . . . . . . . 28 10 Jahre Reiterstaffel . . . . . . . . . . . . 30 A K-T U EL L Herzenswunscherfüller . . . . . . . . . . . 34 5 Jahre ITK . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Barrierefreiheit . . . . . . . . . . . . . . . 35 #HerzundVerstand . . . . . . . . . . . . . 20 Danke, dass ihr die Kampagne wart . . . . 36 Reakkreditierungsverfahren . . . . . . . . . 22 Gemeinsame Ziele . . . . . . . . . . . . . 43 PERSONALIEN ... nur kurz! . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 In Gedenken . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 3
INTERVIE W P O L I ZEIPRÄSIDENT RALF MARTIN MEYER UN D D O ZEN T D E R A KA D EM I E D E R P O L I ZEI PROF. DR. RAFAEL BEHR IM GESPRÄC H „DIE WEISHEIT DER STRASSE“ | Foto: Polizei Hamburg Die Bundesvorsitzende der SPD Saskia Esken kritisierte einen latenten Ras- sismus in den Reihen der Sicherheitskräfte. Was macht es so schwer, über Rassismus in der Polizei zu sprechen? Prof. Dr. Rafael Behr – Bei der Diskussion kommt man nicht ohne Definitionen aus. Als erstes glauben viele Leute zu wissen, wovon sie sprechen, wenn sie über struktu- rellen Rassismus reden. Das ist eine der wichtigsten Arbeiten, die jetzt ansteht: Kon- sens darüber zu erzielen, was man mit den Begrifflichkeiten meint. Jedes Wort hat eine gewisse, durchaus explosive Strahlkraft. Wer äußert, es gäbe strukturellen Rassis- mus, muss darüber nachdenken, was damit gemeint ist. Mit dem Wort Rassismus ist neben der beschreibenden Komponente auch eine bewertende verbunden. Das will natürlich niemand auf sich sitzen lassen. Das Zweite ist die Latenz, also etwas Schwe- lendes, nicht Bewusstes. Man denkt, das sei nicht beherrschbar. Dagegen steht man erstmal auf. Einige sehr früh. Ralf Martin Meyer – Ich habe den Eindruck, dass diese pauschalen Aussagen die Diskussion von vornherein vergiften. Das Esken-Zitat hat Züge von Generalisierung. Die Frage wäre, was Frau Esken damit gemeint hat. Objektiv haben wir überhaupt keine Befunde für eine Häufung. Es ist schwierig über etwas zu reden, was objektiv nicht gemessen ist und trotzdem in der Gesellschaft diskutiert wird. Nennen wir es nicht HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 4
Rassismus, sondern Vorurteile, vor denen niemand gefeit ist. Es geht am Ende darum, wie man mit diesen Gedanken umgeht. Da finde ich den Begriff Rassismus nicht so glücklich. Wir beschäftigen uns nicht erst seit Minneapolis mit der Frage menschen- feindlicher und radikaler Einstellungen. Prof. Dr. Rafael Behr – Sie sagten, es gebe keine Befunde dafür. Aber woher weiß man das, wenn man es gar nicht erhoben hat? Wir wissen nämlich nicht, ob es gehäuf- ten Rassismus NICHT gibt. Bei mir häufen sich zum Beispiel die Stimmen von Kolle- ginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund, die in letzter Zeit berichten, dass es Reaktionen auf ihre Hautfarbe, auf ihr Fremdsein gibt. Außerdem gibt es Rassismus auch ohne Opfer. Wir unterscheiden zwischen Rassismus als Einstellung und der rassi- stisch motivierten Diskriminierung, also das, was tatsächlich Opfer erzeugt und sich als Tat manifestiert. Wir können uns aber meines Erachtens nicht damit begnügen, eine Zahl X zu erheben und zu sagen, es gäbe soundso viele Einzelfälle. Ralf Martin Meyer – Ich beziehe mich auf objektive Daten und auf das Hellfeld. Wenn Rassismus in der Gesellschaft existiert, dann ist er natürlich überall. Eine Polizei kann sich davon nicht freisprechen. Ich denke jedoch, dass wir in der Hamburger Polizei mit unseren Mechanismen, die wir zur Anwendung bringen, bereits sehr sensibel reagie- ren, was das Thema angeht. Ich glaube, dass wir sogar mehr aufhellen, als andere, HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 5
INTERVIE W weil auch das Umfeld in unserer Stadt sehr sensibel ist. Daher würde ich aktuell dem Thema Vorurteile eine größere Bedeutung beimessen. Prof. Dr. Rafael Behr – Meines Erachtens birgt das aber die Gefahr, das Thema Ras- sismus weichzuspülen, bei dem es um Menschenverachtung und Ungleichwertigkeit geht. Vorurteile hat doch jeder, wird man dann sagen. Ich wäre dafür, den Stier bei dem Hörnern zu packen. Als Beispiel nehme ich Berlins Antidiskriminierungsgesetz, das ich für durchdacht halte. Mein Plädoyer wäre es, weg von den einzelnen Vorfällen und hin zu Situationen zu kommen, in denen Rassismus als Handlung erfolgt. Die Ein- zeltäter-Hypothese übersieht ja die Kolleginnen und Kollegen, die Zeuge von den an- geblichen Einzeltaten werden – und die vielleicht aus Angst vor einer schlechten Be- wertung nichts sagen. Ist also die logische Konsequenz, alle Kolleginnen und Kollegen im Einsatzge- schehen unter Generalverdacht zu stellen, Herr Meyer? Ralf Martin Meyer – Es gibt nicht DEN Generalverdacht gegen die Polizei. Es scheint mir eine politische und meinungsgeprägte Diskussion zu sein. Es gibt die Menschen, die sagen, die Polizei sei sakrosankt und diejenigen, die behaupten, die Polizei habe strukturelle und latente Probleme. Mit beiden Aussagen habe ich ein Problem. Mir scheint die jeweilige Meinung auch eine Frage der grundsätzlichen Einstellung gegen- über dem Staat und seiner Polizei zu sein. Wir gehen unseren Weg weiter, implemen- tieren Mechanismen und führen Aktivitäten fort, die wir ohnehin vorhatten. Beispiels- weise mit dem anstehenden Symposium der Akademie der Polizei zu „Strategien ge- gen Radikalisierung“ (ursprünglich im März 2020 geplant; Anm. der Redaktion). Prof. Dr. Rafael Behr – Der Begriff „Generalverdacht“ ist ja ein Vorwurf und keine Beschreibung. In der ernsthaft und seriös geführten Diskussion behauptet niemand, es gäbe 275.000 Rassisten in der Polizei. Vom „Generalverdacht“ oder vom „generellen Misstrauen“ sprechen immer die, die Kritik abwehren, nie die Kritiker. Das spielt mit der Figur des Nichts oder Alles. Das ist höchst problematisch. Wenn wir betrachten, wie stark der Nachwuchs auf die „Familie“ Polizei eingeschworen wird – zum Beispiel mit dem polizeilichen Imperativ, dass alles, was das Individuum tut, auf alle zurückfällt – ist eine sofortige Abwehrhaltung bei jeder Kritik nicht verwunderlich. Von dieser Art von „Corporate Identity“ würde ich sofort absehen. Ralf Martin Meyer – Da bin ich ganz anderer Meinung. Dieser polizeiliche Imperativ ist doch positiv verankert, d.h. es geht um Werte und Wohlverhalten. Es trägt dazu bei, das Verhalten positiv zu beeinflussen. Man muss sich darüber im Klaren sein, was zu einem professionellen „Familienbild“ gehört. Werte spielen eine große Rolle, die wir an verschiedenen Stellen in den Fokus rücken. Prof. Dr. Rafael Behr – Dann formuliere ich es anders: Mit dem Bekenntnis „wir als Polizei“ entsteht das Bild vom Gesamtkörper. Das ist sowohl positiv nutzbar, als auch HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 6
INTERVIE W als generelle Abwehrhaltung. Die Polizei agiert nie als einheitliches Ganzes, sondern immer in konkreten Situationen unterschiedlich. Und diese Situationen muss man sich halt genau anschauen. Ralf Martin Meyer – Wir sind im Kern unserer Werteorientierung aber schon weiter. Vielfalt und Toleranz gehören dazu, sowie eine andere Fehlerkultur. Verbunden mit den richtigen Menschen an entscheidenden Führungspositionen sind wir auf dem richtigen Weg. Unser Job fordert ein enges kollegiales Vertrauen. Im Dienst lege ich mein Leben in die Hände meines Kollegen oder meiner Kollegin. Müssen wir weiter voneinander wegrücken, um Gemauschel oder Korpsgeist auszuschließen und lieber auf Nummer Sicher gehen? Ralf Martin Meyer – Die Gefahrengemeinschaft ist Teil unserer Identität. Sie ist auch notwendig, beispielsweise wenn es um besonders gewalttätige Gruppen geht, die versuchen den Staat bzw. die Polizei einzuschüchtern. Motto: Die Straße gehört uns! Da müssen wir als staatliche Institution in der Lage sein, dagegen zu halten. Sonst macht der Staat sich unglaubwürdig. Zur Professionalität dieser Gemeinschaft gehört dann auch, dass ein Fehlverhalten offen angesprochen und sanktioniert werden kann. Prof. Dr. Rafael Behr – Die Gefahrengemeinschaft ist funktional notwendig. Doch wie sie ausgestaltet wird, ist manchmal mit Problemen verbunden. Es können dort infor- melle Regeln entstehen, die sich formal nicht mehr einfangen lassen, zum Beispiel der Satz „Vom Wagen geht nichts runter“. Eine Gefahrengemeinschaft ist immer normativ ambivalent. Das muss man erst einmal ins Bewusstsein heben. Das versuche ich zum Beispiel in meinen Seminaren. Ralf Martin Meyer – Die Frage stellt sich, wie wir damit umgehen. Wir werden stärker als bisher auf die Führungskräfte vor Ort blicken, auf die Ebene DGL und vergleichbar. Sie sind unsere wichtigsten Führungskräfte. Diese Kolleginnen und Kollegen bekom- men sehr viel mit und haben sehr viel Einfluss. Auf diese Ebene kommt es an, wenn es um operatives Handeln und die Diskussion und Verankerung von Werten geht. Welche Rolle spielt die Ausbildung in diesem Zusammenhang? Herr Behr, Sie sagten unlängst: „Wir vermitteln keine rassistischen oder diskriminierenden Inhalte, aber wir haben auch keine Strategie, um Diskriminierung in der Poli- zeipraxis zu verhindern.“ Wie sähe eine solche Strategie aus? Prof. Dr. Rafael Behr – Die Ausbildung ist nicht der strukturelle Ort, um Missstände aufzuheben und zu verbessern. Unsere Studierenden wollen in erster Linie gute Polizis- tinnen und Polizisten werden. Sie suchen nach Vorbildern und Orientierung. Sie neh- men die Ausbildung gut an, auch wenn die Rechts- und Reflexionsfächer mittlerweile HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 7
INTERVIE W | Foto: Polizei Hamburg sehr intellektuell ausgestaltet sind. Wir brauchen mehr politische Bildung, um die Men- schen sprechfähig zu machen. Und zwar nicht nur zum Holocaust-Gedenktag, sondern zum Beispiel zur Pegida-Bewegung, zur Identitären Bewegung, zur Neuen Rechten und zu Reichsbürgern. Das muss von Profis vermittelt werden, die die Studierenden mit Argumenten ausstatten. Als weiteres wären mehr als bisher Trainings durchzuführen, die „etwas fühlen“ lassen, etwa ein Anti-Rassismustraining. Wir können die Studieren- den aber nicht gegen die Erfahrungen der Praxis „imprägnieren“ und sollten in der Ausbildung nicht ständig auf die Gefahren hinweisen, die überall drohen. Andernfalls fragen sich die Studierenden schnell, wo sie denn gelandet seien. Sie wollten doch die „Guten“ werden. Meine Idee wäre, fertig ausgebildete Polizeibeamtinnen und -beamte im ersten Dienstjahr weiter von der Akademie aus zu begleiten. Man muss ihnen die Möglichkeit geben, regelmäßig in die Reflexion zu gehen, um sich nicht nur mit Praxis auszufüllen. Das kann gegen Radikalisierung helfen. Da bin auch sehr für eine verstär- kte Einbindung der Vorgesetzten und deren Erfahrungen. Wir brauchen die Weisheit der Straße. Für unsere Ethikseminare suchen wir immer nach solchen reflektierten Praktikern und Praktikerinnen, denen man nicht von vornherein nachsagt, keine Ahnung mehr von der Praxis zu haben. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 8
Wird denn in diese Richtung noch nichts oder zu wenig getan, Herr Meyer? Ralf Martin Meyer – Eigentlich ein Armutszeugnis bei etwa 80% Abiturientinnen und Abiturienten, dass wir Politik vermitteln müssen, aber da stimme ich zu. Die Bewerbe- rinnen und Bewerber kommen aus unterschiedlichsten Bundesländern, von humanisti- schen Gymnasien und kommen dennoch politisch nicht besonders ausgebildet zu uns. Deshalb haben wir mehr Politikunterricht vor. Wir befinden uns in einem Wandel. Der Generationswechsel, den wir gerade erleben, zeigt uns, dass die nachfolgenden Kolle- ginnen und Kollegen andere Themen bewegen. Es spielen neue Dinge und neue Selbstverständlichkeiten im mitmenschlichen, interkulturellen Umgang eine Rolle. Wenn ich also an Kfz-Verschiebung denke und sofort an bestimmte Nationen, muss ich das als Vorurteil erkennen. Was das Zusammentreffen mit der Praxis angeht, müs- sen wir vermitteln, dass wir tagtäglich Profiling mit unterschiedlichsten Merkmalen und vor allem Verhalten betreiben. Polizistin oder Polizist zu sein, hat etwas mit Erfah- rung zu tun. Entscheidend ist, was diese Erfahrung mit einem selbst macht. Mit dem eigenen Denken umzugehen und das Denken immer wieder zu hinterfragen, ist die Herausforderung in diesem Beruf. Prof. Dr. Rafael Behr – Was Sie beschreiben, würden wir „criminal profiling“ nennen, also evidenzbasierte Verdachtschöpfung. Das ist der richtige Weg, den auch Men- HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 9
INTERVIE W schenrechtsgruppen befürworten. Verdacht muss auf Verhalten gründen. Das äußere Erscheinungsbild allein darf nicht mit Delinquenz gekoppelt werden. Jede Hamburger Polizistin oder jeder Hamburger Polizist sollte sich eigentlich vor dem Einschreiten fragen, ob das, was man beabsichtigt, auch „beschwerdefest“ ist. Insofern halte ich das Antidiskriminierungsgesetz in Berlin für eine Chance der Polizei, genau das vorher zu überlegen. Ralf Martin Meyer – Ich halte das Gesetz für den falschen Schritt. Weil es z.B. bei schwierigen, brenzligen oder gefährlichen Einsätzen starken Einfluss auf eine Situation hat, in der es gilt, Maßnahmen durchsetzen zu müssen. Ich habe die Sorge, dass wir nicht mehr so handeln, wie es erforderlich ist und das natürlich rechtmäßig. Ich sehe mit dem Gesetz auch ein generelles Misstrauen einhergehend. Mein Credo ist eine Reform von innen. Welche Auswirkung hat die Diskussion über Rassismus auf die Polizei? Ralf Martin Meyer – Wir müssen uns mit Rassismus auseinandersetzen. Aber nicht, weil aktuell in den USA darüber diskutiert wird, sondern auf unserer Ebene. Wir entwi- ckeln uns ständig weiter und haben eine Agenda mit Ausbildungsinhalten und kultu- rellem Training, ich nenne stellvertretend das ITK (Institut für Transkulturelle Kompe- tenz, s. S. 16; Anm. der Redaktion). Wir haben eine ganze Reihe von Maßnahmen, die... Prof. Dr. Rafael Behr – Entschuldigung, aber Sie wissen doch, wie solche Listen zu- stande kommen. Es wird nie evaluiert, wie sinnvoll oder erfolgreich so etwas in Wirk- lichkeit ist. Natürlich kann man weiterhin Maßnahmen aufzählen, aber solange niemand überprüft, ob sie sinnvoll sind, bleiben sie erst einmal rein legitimatorisch. Und eine externe Untersuchung, die das überprüfen könnte, will anscheinend niemand. Die Polizei bewegt sich zwar, die Gesellschaft bewegt sich aber schneller. Ralf Martin Meyer – Nochmal: Einerseits gibt es ein solides Vertrauen in vielen Teilen der Bevölkerung. Andererseits müssen wir uns aber gerade auch um kritische Commu- nities kümmern. Deswegen halte ich viele unserer Ansätze für gut, bin aber auch offen für Kritik und Neues. So werden wir unser Einstellungsverfahren erweitern, um über das Anforderungsprofil an Schwächen zu arbeiten. Und das haben wir nicht erst seit Minneapolis vor. Außerdem arbeiten wir weiter im Rahmen unseres Werteprozesses, unter anderem zum Thema Führung. Wir danken Ihnen für das Gespräch. | Nici Müller und Julia Krahmer PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 10
T I T E LT H E M A | Foto: Jacob Lund / AdobeStock.com MIT EUCH IM GESPRÄCH DIE POLIZEI – DEIN FEIND UND HATER? Nahezu täglich hört oder liest man derzeit von einem #Polizeiproblem. Von dem angeblichen Rassismus innerhalb des Apparates Polizei. Von vermeint- lich rassistischen Handlungen oder Äußerungen einzelner Polizistinnen und Polizisten gegen die Menschen in unserer Stadt. (Wie) Erlebst Du Rassismus in der Polizei Hamburg? Welche Erfahrung hast Du persönlich mit Rassismus gemacht? Das wollten wir von euch wissen... HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 11
T I T E LT H E M A A RNE JEGLORZ Mitarbeiter am WSPK 3 HAST DU DICH IM DIENST SCHON EINMAL FALSCH VERHALTEN UND DICH DANACH BEI DEINEM GEGENÜBER ENTSCHULDIGT? Richtiges Verhalten im Dienstalltag sollte der Anspruch und die Maxime sein. Aber wie bei jedem Ideal gibt es eine Diskrepanz zwischen den eigenen Ansprüchen und der Wirklichkeit. So auch bei mir. | Foto: privat Vor kurzem ist mir ein Fehler bei einer Sportbootkon- trolle unterlaufen. Aufgrund der von mir falsch angenommenen Motorisierung sah ich einen Verstoß und wollte diesen ahnden. Als sich während des Ge- sprächs ein Irrtum meinerseits herausstellte, war eine Entschuldigung ange- bracht. WOVOR HAST DU BEI DER ARBEIT AM MEISTEN ANGST? Ich denke, dass Einsätze, welche von extremer Gewalt gegenüber Kindern und Frauen geprägt sind, sehr viel von mir abverlangen werden. Der Situation ge- recht zu werden und Erlebtes nicht zu nah an sich heranzulassen, wird eine echte Herausforderung. ES HEISST, ES SOLL SYSTEMATISCHEN RASSISMUS BEI DER POLIZEI GEBEN. Sicherlich gibt es Rassismus bei der Polizei, wie in allen anderen Berufsgruppen auch. Mein Studium bei der Polizei Hamburg ermöglichte mir Einblicke in eine Vielzahl von Dienststellen (AK, VD, LKA, verschiedene WSP Diensstellen, wie Stab, WSPS, WSPK, Einsatz- und Fortbildungszug, Hafenkripo, …). Systematischen Rassismus habe ich dort nicht erlebt. Wenn doch in vereinzelten Situationen Vorurteile anklangen, habe ich die Erfah- rung gemacht, dass diese keine verfestigte Meinung darstellen und stets disku- tierbar sind. IN DEINEM ALLTAG ERLEBST DU ÜBERPROPORTIONAL KRIMINALITÄT. WAS TUST DU DAGEGEN ZU GLAUBEN, DAS LEBEN SEI SO? Regelmäßig muss ich mich daran erinnern, dass meine erlebte Kriminalität nicht die gesamtgesellschaftliche Realität abbildet. Bisher klappt das ganz gut. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 12
T I T E LT H E M A Mir hilft es daran zu denken, dass ich als Polizist nicht gerufen werde, wenn etwas besonders gut läuft, sondern weil es zum Beispiel zu Streitigkeiten oder einen Schiffsunfall mit Verletzten kam. An der Akademie der Polizei (Soziologie Modul) von dem Phänomen der sich verändernden Wahrnehmung nach überproportional erlebter Kriminalität zu hö- ren, war für mich wichtig. VIELE MENSCHEN MIT DUNKLER HAUTFARBE ERZÄHLEN, DASS SIE ANGST VOR POLIZEIKONTROLLEN HABEN. WAS SAGST DU DAZU? Das ist traurig und sollte nicht so sein. In der Hinsicht wäre es wichtig zu wissen, warum es diese Ängste gibt und woher sie kommen. Einen Dialog mit den Men- schen, welche so empfinden, halte ich für sinnvoll. Es ist problematisch, wenn das oben beschriebene Gefühl eine generelle Angst vor der Polizei von Menschen mit dunkler Hautfarbe abbildet. DEINE MEINUNG ZUR TAZ-KOLUMNE, IN DER DIE AUTORIN POLIZISTEN AUF DER MÜLLDEPONIE ENTSORGEN MÖCHTE? Als ich den Artikel las, erinnerte es mich stark an manche Satirebeiträge von Jan Böhmermann über die Polizei. Nach meiner Meinung geht es in den Beiträgen eher weniger um einzelne Inhalte, sondern um die gewollte Provokation und um medienweite Rezeption. Deshalb habe ich mich als Polizist persönlich nicht beleidigt oder angegriffen gefühlt. Die nach dem Erscheinen des Artikels folgenden Sicherheitsgespräche (massive Drohungen gegen die Autorin) der Chefredaktion der taz mit der Berliner Polizei, müssen ein Mindestvertrauen in die Arbeit der Kollegen voraussetzen. So schlecht, wie in dem taz-Artikel beschrieben, kann es also nicht um unseren Berufstand stehen. L as s m a l drübe r re de n! Mo t i v at io n Mo t i v at io n Mo t i v at io n Mo t i v at io n Mo t i v at io n Mo t i v at io n Mo t i v at io n Mo t i v at io n HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 13
T I T E LT H E M A GIRM AY A R AYA LKA 410 VIELE MENSCHEN MIT DUNKLER HAUTFARBE ERZÄHLEN, DASS SIE ANGST VOR POLIZEIKONTROLLEN HABEN. WAS SAGST DU DAZU? Viele afrikanischstämmige Geflüchtete hatten auf ihrer zumeist beschwerlichen Reise nach Europa in verschiedenen Ländern Kontakt zu den Sicherheitsbehörden des jeweiligen Transit- landes. In vielen Fällen entsprechen in diesen Ländern die rechtsstaatlichen Voraussetzungen nicht unseren Standards. Somit leben Geflüchtete in ständiger Angst, als rechtlose Sub- | Foto: Polizei Hamburg jekte behandelt zu werden. Auch innerhalb der EU gelten durch- aus unterschiedliche rechtsstaatliche Standards. Als negatives Beispiel sticht hier Ungarn hervor. Über die letzten Jahrzehnte hat die afroamerikanische Community immer wie- der den institutionellen Rassismus in den USA angeprangert. Angefangen mit Rodney King (1991) bis zu George Floyd (2020) gab es zahlreiche medial doku- mentierte Vorfälle, bei denen Afroamerikaner unter schockierenden Umständen Opfer rassistischer Polizeigewalt wurden. Da die USA repräsentativ für die west- liche Kultur und unsere freiheitlich demokratischen Werten stehen, lösen diese Vorfälle ein entsprechendes Echo bei allen Menschen mit dunkler Hautfarbe aus und haben somit auch Auswirkungen auf unseren Polizeialltag. Das zeigen der Zulauf und die Solidarisierung mit der Black Lives Matter Bewegung auch in Deutschland. Insofern habe ich Verständnis dafür, wenn bei einigen dunkelhäutigen Menschen der Kontakt mit der Polizei emotionalen Stress bzw. Ängste auslöst. Persönlich habe ich keine Angst davor, in Deutschland in eine Polizeikontrolle zu geraten. Ich vertraue darauf, dass mich die Polizeibeamten genauso gut behandeln, wie jeden anderen Menschen, der keine dunkle Hautfarbe hat. WELCHE ERFAHRUNG HAST DU MIT RASSISMUS GEMACHT? Nach meiner Erfahrung hat sich das Verständnis von Rassismus über die Jahre verändert. War es in den 80´er Jahren noch üblich, das N-Wort im Zusammen- hang mit Menschen mit dunkler Hautfarbe zu verwenden, ist es heutzutage glück- licherweise aus der Alltagssprache nahezu verschwunden. Einige Menschen ar- gumentieren damit, dass der Ausdruck zum deutschen Vokabular gehört oder auch in der Hip Hop Kultur Verwendung findet. Entscheidend für mich ist jedoch, dass er dunkelhäutigen Menschen ein Gefühl der Ausgrenzung gibt. Daher geht meines Erachtens die Definition von Rassismus über die in Art. 3 Abs. 3 GG be- zeichneten Benachteiligungsgründe hinaus. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 14
T I T E LT H E M A Im Vergleich zur NS-Zeit, wo der Begriff Rasse per Definition vorgegeben war, tritt der gegenwärtige Rassismus subtiler auf. Es gab Alltagssituationen, in denen ich aus unerklärlichen Gründen als einziger Kunde übergangen, geduzt oder in gebrochenem Deutsch angesprochen wurde. Auch ist mir schon der Zutritt in bestimmte Lokalitäten unter fadenscheinigen Gründen verwehrt worden. Im dienstlichen Kontext kam es schon vor, dass sich Bürger*innen oder aber auch Kollegen*innen bei der Dienststelle oder Vorgesetz- ten nach mir erkundigten, da sie bezweifelten, dass ich Kriminalbeamter bin. Glücklicherweise sind das Einzelfälle, die zudem immer seltener werden. Das mag daran liegen, dass in Hamburg die Vielfalt stetig zunimmt und somit auch der Grad an Toleranz für das vermeintlich Fremdartige ebenfalls steigt. Daher schätze ich mich glücklich in einer der weltoffensten und von Diversität ge- prägtesten Städte Deutschlands leben und arbeiten zu dürfen und bin zuversicht- lich, dass Rassismus irgendwann keine Rolle mehr in unserem Leben spielen wird. ES HEISST, ES SOLL SYSTEMATISCHEN RASSISMUS BEI DER POLIZEI GEBEN. Diese Aussage kann ich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Nicht nur weil dies bedeuten würde, dass die Polizei gegen Art. 3 Abs. 3 GG verstößt, sondern auch weil ich persönlich keine Erfahrungen mit systematischem Rassismus bei der Hamburger Polizei gemacht habe. Meiner Ansicht nach legt die Hamburger Polizei bei der Personalauswahl, der Aus- und Fortbildung und der Auswahl des Führungspersonals einen Fokus auf den Bestand und die Vermittlung freiheitlich demokratischer Werte. Unser Selbst- verständnis basiert darauf, dass jede Bürgerin und jeder Bürger, die/der sich an uns wendet – ganz gleich ob er Beschuldigter*, in einem Strafverfahren oder Hil- fesuchender* ist – darauf vertrauen kann, dass sie/er unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Hautfarbe und Religion eine Gleichbehandlung erfährt. Gleichwohl zeigen Vorfälle, wie die Ermittlungen um den Komplex des NSU 2.0 in Hessen, dass auch die Sicherheitsbehörden vor Radikalisierungstendenzen inner- halb der eigenen Reihen nicht immun sind. Ausgehend von diesen Vorfällen je- doch von systematischem Rassismus bei der Gesamtpolizei zu sprechen, halte ich für pauschalisierend. Vielmehr dürfte es sich bei den bis dato bekannt gewor- denen Fällen um Einzelfälle handeln. Mit der zunehmenden Einstellung von Kollegen mit Migrationshintergrund, der Einrichtung des Instituts für Transkulturelle Kompetenz und dessen Einbindung in die Aus- und Fortbildung sowie der geplanten Aufwertung und Umgestaltung der Beschwerdestelle sind in Hamburg wichtige Schritte eingeleitet worden, um prä- ventiv und interventiv gegen rassistische Tendenzen vorzugehen. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 15
A K -T U E L L INST ITUT FÜR TRANSKULTUREL L E KO M PETEN Z ( I TK) VOM START-UP ZUM ERFOLGSPROJEKT | Foto: tiagozr / AdobeStock.com Ruhten im Jahr 2015 unzählige Augenpaare auf uns und verfolgten mit gespanntem Interesse die Entstehung des Instituts für Transkulturelle Kompetenz (ITK), können wir heute auf erfolgreiche und richtungsweisende fünf Jahre zurückblicken: Das ITK ist zweifelsohne aus den Kinderschuhen raus und läuft auf sicheren Beinen. Die Institution als bundesweiter Vorreiter ist ein gelungenes Experiment und hat im Laufe der Jahre nie die Mühen gescheut, sich immer wieder neu zukunftsfähig aufzustellen – um die Polizei zu stärken und handlungssicher zu bleiben. „Mit der Arbeit des ITK betritt die Polizei Hamburg allerdings kein Neuland. Das möchte ich, gerade im Zusammenhang mit der aktuellen gesellschaftlichen und W ER F E N WIR G E ME INSAM EINEN BLICK ZURÜCK: 2015 2016 2017 Erste Schritte Bekanntmachung ständig in der Entwicklung innerhalb der Polizei TeilnehmerInnen (TN intern) an Kursen zur 40 Muttersprachler, Stärkung der transkulturellen Kompetenz: Aus-und Fortbildungsprogramme entwickelt 15 Sprachen ca. 1.200 25 muttersprachliche ReferentInnen TN intern: ca. 820 mit acht unterrichtenden Sprachen TeilnehmerInnen (TN extern) standardisierter Gesprächsleitfaden an Veranstaltungen in um die deutsche Gesellschaft besser zu Flüchtlingseinrichtungen: ca. 3.550 verstehen TN intern: ca. 570, TN extern 1.900 GRÜNDUNG NAMENSGEBUNG NIE ROUTINEBETRIEB HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 16
A K -T U E L L medialen Diskussion rund um Radikalisierungstendenzen in der Polizei, betonen. Schon vor der Gründung des ITK im Jahr 2015 gab es in der Hamburger Polizei im Zeitraum von 1995 bis 2014 Kurse in interkultureller und in sozialer Kompetenz.“, bekräftigt Tho- mas Model, Leiter der Akademie der Polizei. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben wird von Einsatzkräften immer mehr die Fähigkeit zu Empathie sowie zu einem Rollen- und Perspektivwechsel erwartet. Heute stellen wir erfolgreich fest, dass das Verhältnis zwischen Polizistinnen und Polizisten und Migran- tinnen und Migranten kontinuierlich verbessert wurde. Hierfür ist seitens der Einsatz- kräfte eine große Sensibilität für kulturelle Differenzen wichtig und wird regelmäßig trainiert und damit selbstverständlich in den Alltag integriert. Doch nicht nur die interne Arbeit war hierbei richtungsweisend, sondern gleicherma- ßen die Bemühungen nach extern. WAS KOMMT? Dazu Thomas Model: „Auch nach dem Ruhestand von Herrn Dr. Köpke wird die Arbeit gleichwohl weitergehen. Derzeit ist u.a. die Leitungsstelle ausgeschrieben. Parallel halten wir die bestehenden Lehrgangsangebote größtenteils aufrecht. Einer weiteren Aufgabe stellt sich die Akademie aber bereits. Verstärkt um zwei neue Mitarbeiterinnen nehmen wir uns aktuell der Aufgabe an, Polizistinnen und Polizisten der Polizei Hamburg, die selbst über einen Migrationshintergrund verfügen, direkt in die Arbeit des ITK einzubezie- hen. Konkret geht es um die Frage, ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen, durch welches die konkrete operative Arbeit der Polizei vor Ort unterstützt werden kann. Transkulturelles Wissen hilft Einsatzkräften, dass sie effektiver, effizienter und zufrie- dener ihre Arbeit erfüllen. Die Arbeit des ITK ist für mich moderne Polizeiarbeit!“ | Julia Krahmer PÖA 2 2020 2018 2019 Umgang mit Flüchtlingsunter- Bewährtes vertiefen neue Wege künften gefragt in Fortbildungen etabliert, in LA I und LA II Coronabedingt nicht im vollen Umfang tätig AiP-Beschulung, Forschungsprojekt eingebunden, gewesen, Zeit genutzt, für eine zukunftsfä- Jungfernstieg, Expertise durch andere hige, veränderte Ausrichtung des ITK Behörden Hamburgs und auch extern immer Unterstützung der Task Force Balduintreppe wieder angefordert, für vertrauensbildenden Maßnahmen mit TN intern: ca. 1.092 AnwohnerInnen i.S. racial profiling, aktive TN extern: ca. 140 Änderung des Lehrplanes LA II Mitarbeit (vor und hinter den Kulissen) im Rahmen des „Einsatzkonzept Jungfernstieg“ TN intern: ca. 1.171 TN extern: ca. 1.300 TN intern: ca. 2.278 TN extern: ca. 1.800 P L AT Z 3 B E I M H H S I C H E R H E I T S P R E I S G U T E R R U F Ü B E R H H G R E N Z E N H I N AU S Z U K U N F T S FÄ H I G HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 17
INTERN INTERDISZIPLINÄRE ARBEITSG R U PPE G EH T A N D E N STA RT QUO VADIS ÄRZTLICHER DIENST DER POLIZEI HAMBURG? Seit dem 1. Juni arbeitet Dr. Robert Wegner für die Polizei Hamburg. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie unterstützte er als Leiter des Gesundheitsamtes Harburg die Polizei, indem er die Schnelltests für Feuerwehr und Polizei in ganz Hamburg organisierte und koordinierte. Der 57-Jährige half während der Pan- demie bei der Entscheidungsherbeiführung in schwierigen Situationen. Dr. Wegner wirkt als fachlicher Berater in der interdisziplinären OE-übergreifenden Ar- beitsgruppe Ärztlicher Dienst (AG ÄD) mit. Ihr Ziel ist, zu prüfen, ob und wie der Ärzt- liche Dienst der Polizei Hamburg zukünftig fortgeführt werden sollte. 1) HERR DR. WEGNER, WIE K AM ES ZU DIESER ZUSAMMENARBEIT? Die schon seit Jahren in Harburg hervorragende Zusammenarbeit zwischen den PK 46 und PK 47 und dem Harburger Gesundheitsamt (v. a. im Bereich der Sozialpsychiatrie) hat sich seit März im Zuge der COVID19-Pandemie auf die Polizei ganz Hamburgs aus- geweitet, da ich ab dem 1. März diesen Jahres im Rahmen des amtsärztlichen Bereit- schaftsdienstes durchgängig der amtsärztliche Ansprechpartner für ganz Hamburg war und dadurch sehr viel mit der Polizei zu tun hatte. 2) WELCHE ERFAHRUNGEN HABEN SIE MIT DER POLIZEI HAMBURG? Pragmatisch, zielorientiert und bis hin zur Aufopferung der eigenen Gesundheit bereit, sich nicht nur für Recht und Gesetz, sondern insgesamt für das Gemeinwohl einzuset- zen. Und das – auch wenn es manchmal sicher nicht leichtfällt – freundlich. Dafür bin ich – auch als Bürger – sehr dankbar. 3) WELCHE ORGANISATIONSEINHEITEN SIND IN DER ARBEITSGRUPPE VERTRETEN UND WELCHES ZIEL VERFOLGT SIE GENAU? Aus den oben genannten Gründen empfinde ich es als große Ehre, an der Ar- beitsgruppe Ärztlicher Dienst mitwirken zu dürfen. Die AG-Leitung und deren Geschäftsstelle werden durch den LSt gestellt. Darüber hinaus gehören Vertreter der VT, der LBP, von J und PERS der AG ÄD an. Auch der Personal- rat wird regelmäßig über den Fortschritt unterrichtet. Das Ziel ist einfach beschrieben: Wir sind beauftragt zu prüfen, ob und wie der Ärztliche Dienst der Polizei Hamburg zukünftig fortgeführt werden sollte. | Foto: Ra lf Kaly tt a/ AdobeSto ck .com HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 18
INTERN 4) WIE SEHEN DIE (NÄCHSTEN) ARBEITSSCHRITTE AUS? Der Prüfauftrag wurde in verschiedene Arbeitspakete unterteilt. Hierzu zählen: l Wie bekommen Patienten Auskünfte aus den Patientenakten? l Wie kann der Ärztliche Dienst fortgeführt werden? Dabei sind natürlich auch die finanziellen Auswirkungen in den Blick zu nehmen. l Welche Anforderungen bestehen an einen Polizeiärztlichen Dienst? | Foto: privat Die Themen Auskünfte aus Patientenakten und Medikamente im Bestand konnten bereits abgearbeitet werden. Für die übrigen Fragestellungen sollen bis Ende August diesen Jahres Handlungs- VITA empfehlungen erarbeitet werden. l Geb. 1963 in Wiesbaden l aufgewachsen im ländlichen 5) WAS PASSIERT MIT DEN PATIENTENAKTEN? Oberhessen auf. Unser erster AG-Erfolg innerhalb nur eines Monats war es, dass l Nach dem Studium der Human- die Auskünfte zu erhobenen Befunden wieder erteilt werden kön- medizin in Witten/Herdecke folgte nen. Insbesondere für Anschlussbehandlungen war es dringend ein Aufbaustudium „Bevölkerungs- geboten, die medizinischen Befunde wieder zugänglich zu machen. medizin und Gesundheitswesen“ (Master of Public Health, MPH) in Hannover. 6) WIE SIEHT AUS IHRER SICHT EIN ZUKUNFTSFÄHIGER l Nach beruflichen Stationen in ÄRZTLICHER DIENST DER POLIZEI NACH HEUTIGEN, Großhansdorf und verschiedenen MODERNEN GESICHTSPUNKTEN AUS? Kliniken in NRW war er zehn Jahre Viele ärztliche Kollegen, auch solche von außerhalb Hamburgs, mit als Leiter des Kinder- und Jugend- gesundheitsdienstes beim denen ich in den letzten Tagen und Wochen gesprochen habe, Gesundheitsamt in Köln tätig haben mir spontan gesagt: „Endlich gibt es (wieder) einen ärzt- l nach einer Zwischenstation im lichen Ansprechpartner bei der Hamburger Polizei“. So wie die Luxemburgischen Gesundheits- ganze Polizei, ist auch der Ärztliche Dienst allerdings keine One- und Sozialministerium von Man-Show, sondern interdisziplinäres Teamwork, bei dem jeder 2013 bis zum Mai diesen Jahres leitete er das Gesundheitsamt Einzelne bereit sein muss persönliche Verantwortung zu überneh- Hamburg-Harburg. men. Neben der Einsatzbegleitung geht es bei der ärztlichen l er lebt mit Frau und fünf Kindern Behandlung und Beratung sowie ggf. Überweisung der Kolle- am Fuße der Harburger Berge. ginnen und Kollegen darum, dass gesundheitlichen Gefährdungen bestmöglich vorgebeugt wird und eingetretene gesundheitliche Probleme zeitnah und gemeinsam so angegangen werden, dass jeder so unbeeinträchtigt wie möglich seinen Dienst tun kann. Je mehr sich die Polizei als Dienstherr gerade auch in gesundheit- lichen Belangen für die Polizistinnen und Polizisten einsetzt, desto mehr können diese sich mit ganzer Kraft für die Bürgerinnen und Bürger einsetzen und zum friedlichen Zusammenleben in Vielfalt beitragen. Vielen Dank für das Gespräch. | Vicky Baustian PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 19
A K -T U E L L AK 02 – MARKETINGABTEILUNG D ER E I N ST E L L U N G SST E L L E #HERZUNDVERSTAND Das Kind im Getümmel verloren. Den Schlüssel im Abwasserschacht versenkt. Ein Streit. Der Einbruch ins Haus. Ein Verkehrsunfall. Das mysteriöse Brummen aus der Nachbarwohnung. Die Gründe mögen vielfältig sein, eines bleibt: Die 110 ist die Nummer der Wahl und die Polizei DIE Hilfsinstitution in allen ad hoc-Situationen. Die dynamische Personalwerbekampagne Der neueste Schachzug kommt – wie der Akademie der Polizei läuft bereits seit auch schon in der Vergangenheit – aus zwei Jahren, ihr Ziel ist nach wie vor mehr der „Nerd“-Bude der AK 02. Wer dahinter als aktuell: Menschen für den Polizeiberuf steckt? Das Team stellen wir euch im zu gewinnen. Seit 2018 bilden die markigen nächsten Heft vor! Aus vielen Stunden Bilder und dazugehörigen Hashtags jeweils Filmmaterial zum Thema „Bürgernähe“ einzelne Facetten ab, die der Job der Poli- ist ein Film entstanden, der klug und zistin und des Polizisten mit sich bringt. emotional zeigt, welche verschiedenen HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 20
A K -T U E L L Werkzeuge wir zur Bewältigung einzelner ein charmanter und sehr sehenswerter Alltagssituationen haben. Idee und Um- Bonusfilm zum Making of! setzung sind nicht etwa einer Werbeagen- tur entsprungen, sondern in mühevoller Das Plakat zum #herzundverstand ist bis Eigenleistung entstanden. Ehrensache, ins letzte Detail durchdacht. Die Einsatz- dass auch diesmal wieder Kolleginnen und kräfte zeigen deutlich: Wir sind auf Au- Kollegen anstelle eingekaufter Schauspie- genhöhe mit euch. Die Hamburger ler für Bild und Ton vor der Kamera stan- Wahrzeichen im Hintergrund machen den. Dass dabei auch mal etwas schief Lust, in der schönsten Stadt der Welt zu geht und vor allem viel gelacht wird, zeigt arbeiten. Heide Alvers-Böhn, Leiterin der Einstellungsstelle und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer bei der Mit #HERZ gelebt Kickoff-Veranstaltung zum neuesten Kampagnenmotiv Mitte August | Foto: Polizei Hamburg und mit #VER- STAND geklickt: https://karriere- polizei.hamburg.de Pünktlich zum offenen Bewerbungsfens- sorgen dafür, dass an unserer Kampagne ter für die Einstellungen im August 2021 niemand vorbeikommt. wird unsere Nachwuchszielgruppe ham- burgweit großzügig umworben: Mit dem sechsten Motiv schlägt der neue Hashtag eher ruhigere Töne an und kon- l knapp 30 Großflächenplakate zentriert sich dabei auf das Wesentliche l 400 Seitenscheibenplakate in U-und unserer Arbeit: Die Polizei, dein Freund S-Bahnen und Helfer. l 40.000 Edgar-Cards für Kino, Gaststätten und Restaurants Eben nicht nur ein vielzitierter Spruch, l neue Roll Ups für Messen und Schulen sondern gelebter Alltag. l 5.000 Flyer und l 3 Großflächenbanner | Julia Krahmer PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 21
A K -T U E L L REAKKREDITIERUNGSVERFAHR EN D E S ST U D I EN G A N G E S PO L I ZEI D E R A KA D EM I E BACHELOR 3 | Foto: paulaphoto / AdobeStock.com Den Studiengang Polizeivollzugsdienst nen und Polizisten ist“, ist Dekan Prof. mit dem Bachelor of Arts abzuschlie- Eike Richter sicher. ßen – seit 2013 ist dies an der Akade- mie der Polizei Hamburg möglich. Der Mit einem ausführlichen Bewerbungs- Bachelor ist der erste berufsqualifizie- schreiben begann 2019 das Reakkreditie- rende Hochschulabschluss – bis zu rungsverfahren und wurde dann zunächst seiner feierlichen Überreichung sind es unterbrochen, um es Anfang 2020 mit in der Regel sechs Semester. einem ausführlichen Selbstbericht fortzu- setzen. Im April diesen Jahres folgte dann Alle sechs Jahre überprüft der Akkreditie- eine – coronabedingt virtuelle – Begehung rungsrat, die gemeinsame Einrichtung der der Akademie durch das Gutachtergre- Länder für die Qualitätssicherung in Stu- mium des Akkreditierungsrats. dium und Lehre an deutschen Hochschu- len, in einem umfangreichen Reakkreditie- Das Bewerbungsverfahren stellte insge- rungsverfahren den Status quo des Studi- samt hohe Anforderungen an alle Beteili- ums an der AK. Denn der Titel „Bachelor“ gten. Unter anderem wurde die Überarbei- ist nicht nur wohlgefällig für die Ohren, tung der Studien- und Prüfungsordnung sondern er steht für ein europäisches und des Curriculums angeregt, die Aner- Qualitätsniveau und ist ein Garant für eine kennung bereits geschriebener Bachelor- anspruchsvolle und gute Polizeiausbildung. arbeiten sowie die bessere Einbettung „Eine erfolgreiche Reakkreditierung würde berufspraktischer Ausbildungsinhalte in die hohe Qualität unserer Ausbildung den Studienalltag erwirkt. Am Ende hob bestätigen. Wir sind überzeugt, dass das nicht nur das Gutachtergremium den kon- der Weg zu gut ausgebildeten Polizistin- struktiven und kollegialen Umgang am HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 22
A K -T U E L L Fachhochschulbereich hervor: Die Reak- uns Studierenden in der Hochschule ernst kreditierung ist eine großartige Gemein- genommen werden.“ schaftsleistung aller beteiligten Professo- rinnen und Professoren, Dozierenden, Das positive Gutachten des Gutachtergre- Studierenden und Verwaltungsmitarbeite- miums Mitte Juli stellt alle Zeichen für die rinnen und -mitarbeitern. erfolgreiche Reakkreditierung und damit auch für die künftige Auszeichnung un- Dass sich der Aufwand mehr als lohnt, serer Polizeistudierenden als Bachelors bestätigt auch Anja Borchardt. Die Kom- auf grün. missaranwärterin ist Mitglied im Fach- schaftsrat der Studierenden und unmittel- UND NIEMAND WEISS, WIE DAS bar am Reakkreditierungsprozess beteiligt. LEBEN MANCHMAL SO SPIELT: „Ich bin froh, dass mein Ziel – Kriminal- kommissarin zu werden – mit einem voll- Mit einem Bachelor können sich die Poli- wertigen Hochschulstudium verknüpft ist. zeien anderer Bundesländer sicher sein, Wenn man auch außerhalb unserer Institu- dass sie sich mit einer Hamburger Kollegin tion feststellt, dass hier gute Arbeit gelei- oder einem Hamburger Kollegen einen stet wird und wir Studierenden gut auf die „Profi ins Boot holen“ und auch die Wei- Praxis vorbereitet werden, fühlt man sich terbildung zum Master of Arts ist Dank natürlich bestätigt. Außerdem wurde auch internationaler Vergleichbarkeit immer bei uns nachgefragt, welche Wünsche wir möglich – wenn auch aus Sicht der Polizei an die Gestaltung unseres Studiums ha- hoffentlich keine wirkliche Option... ben und was noch verbesserungsfähig ist – das zeigt auch, dass die Anliegen von | Julia Krahmer PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 23
INTERN BY E , AU REVOIR, D O SVIDANIYA INGEBORG LEG G E! DIE „KÖNIGIN DER ZAHLEN“ WIRD NUN PRINZESSIN | Foto: Polizei Hamburg „Ich schmeiß´ alles hin und werde Prinzessin“ stand auf der Einladungskarte zu ihrer Pensionierungsfeier Mitte März. Nicht nur ihrem besonderen, manchmal auch tiefschwarzen Humor ist es zu verdanken, dass so manch stürmische Zeit in der Polizei Hamburg souverän gemeistert wurde. Ingeborg Legge überzeugte vor allem durch ihre wissenschaftliche Expertise, ihre praxis- orientiert fundierten Vorschläge und ihre Hartnäckigkeit, heißt es in der Laudatio vom LKA-Chef Mirko Streiber. Alles gepaart mit einer äußerst angenehmen, empathischen und unaufgeregten Art. Sie ist halt eine Eigenmarke. Doch was zeichnet die 65-jährige Feinschmeckerin und Feinkostliebhaberin eigentlich noch aus? Von Vorgesetzten, Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern wird die sprachbegabte, studierte Philosophin, Rechts- und Sozialwissenschaftlerin und Kriminologin hochgeschätzt, weil von ihr nie ein unfreund- liches Wort zu hören war und sie den Druck nie „nach unten“ weitergegeben hat. Ingeborg Legge schaut auf eine beeindruckende Zeit bei der Polizei Hamburg zurück – mit vielen „Aufs“ aber auch einigen „Abs“. „Ein wenig weich ums Innere“ sei ihr bei der Verabschiedung geworden. Das HPJ traf sich mit Ingeborg Legge zu einem virtu- ellen Gespräch. FRAU LEGGE, BITTE VERVOLLSTÄNDIGEN SIE FOLGENDE SÄTZE: Als ich vor 30 Jahren (1989) in der Hamburger Polizei anfing, habe ich nicht gedacht, dass ich so lange bleibe. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 24
INTERN Als ich Ende der 1990er Jahre nach New York flog, um mir einen Eindruck über das vermeintliche Erfolgskonzept der Polizei „Sicherste Großstadt der USA“ zu verschaf- fen, war ich über den niedrigen Ausbildungsstand und die unterentwickelte Informationstechnik verblüfft. Aber nur unter solchen Bedingungen können einfache Reaktionen wie Null-Toleranz überhaupt eine Option sein. Für die Ham- burger Polizei mit ganz anderen Voraussetzungen war Null-Toleranz als Füh- rungsmittel und als Kriminalitätsbekämpfungsmittel auch deshalb ein No Go. Diese Reise bedeutete für mich persönlich, dass ich danach – obwohl Nichtpoli- zistin – als Beraterin bei kriminal- und schutzpolizeilicher Strategieplanung akzeptiert wurde. In der Konsequenz wurde die Kriminologische Forschung um Lage und Strategische Planung erweitert. Besonders (heraus-) fordernd war die Zeit 2011 mit einer Serie von Brandstiftungen an Kfz und die enorm steigenden Fallzahlen im Wohnungseinbruchdiebstahl, weil die Forderung nach schnellen Erfolgen in Hamburg sehr laut war. Aber dann wurde verstanden, dass der Stadtstaat weder eigene Ursachen noch eigene Lösungen für sich reklamieren konnte, sondern länderübergreifende Zusammenarbeit das Gebot der Stunde war. Informationsaustausch und Kooperation sind weiter Motor für den bis jetzt anhaltenden Erfolg. Was unterscheidet die damalige Kriminologische Forschungsstelle von der heutigen? Als ich anfing, gab es ja noch keine, die musste erst aufgebaut werden. Wissen- schaftliche Expertise ist heute eine feste Größe bei Beschreibung und Analyse von Phänomenen – sie hat einen festen Platz bei der Erörterung von Problemlö- sungen. Esther Jarchow wird das mit ihrem Team aus vier Wissenschaftlerinnen weiter ausbauen. Mein berufliches Steckenpferd war die systematische Erweiterung von internen Informationsquellen zur Kriminalitätsentwicklung in Hamburg über PKS und Lageanalysen hinaus um Bevölkerungsbefragungen. Früher waren das die Krimi- nologischen Regionalanalysen für Hamburg (KRA), heute ist es die Beteiligung an bundesweiten Bevölkerungsbefragungen (SKiD). Mein Lieblings-LKA-Leiter war Wolfgang Sielaff, weil er der Initiator zur Einrich- tung der Kriminologischen Forschungsstelle im LKA Hamburg war. Mein jetziges Leben genieße ich mit meinem Partner. Mein Lebensmotto lautet: Es gibt immer einen Weg.… Einen Wunsch, den ich mir noch erfüllen möchte, ist die Welt wieder und weiter bereisen und dadurch kennenlernen zu können… Vielen Dank für das Gespräch. Das HPJ-Team wünscht Ihnen alles Gute für Ihren 3. Lebensabschnitt! | Vicky Baustian PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 25
INTERN ben ma l e ... nur kurz ! Was war dein schönstes Erlebnis zum Thema „Die Polizei – dein Freund und Helfer“? Wo bist du eine helfende Hand gewesen, hast vielleicht auch hinterher ein spezielles Dankeschön erhalten? Aus welcher Situation bist du mit dem guten Gefühl gegangen, dass du „einen super Job“ gemacht hast? Melde dich mit deiner Geschichte Das Polizeimuseum bittet um Spenden unter alter Dienstgradabzeichen für die geplante Ausstellung pol-ak02-einstellungsstelle „Hamburger Uniform im Wandel der Zeit“. Gesucht werden die „alten goldenen“, also die des höheren Dienstes in der grünen Ausführung. Fachhochschule Bitte nehmt Kontakt auf unter polizeimuseum@polizei.hamburg.de Die AK sucht neue Lehrkräfte! Die Akademie der Polizei Hamburg führt vom 26.10. bis 20.11.2020 ein Pädagogisches Seminar durch, um zukünftige Lehrkräfte für die Ausbildung unserer Nachwuchskräfte zu qualifizieren. Weitere Infos findst Du im IntraPol, bei Fragen wende dich bitte an Dr. Caroline Duncker-Euringer, AK 01 (caroline.duncker-euringer@polizei. hamburg.de) oder Gesa Glaser, AK 301 (gesa.glaser@polizei. hamburg.de). Hospitationen sind jederzeit möglich! | Foto: Ralf Geithe / AdobeStock.com HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 26
INTERN PERS 23 - GESUNDHEITSTAG 2 0 2 0 GESUNDHEITSTAG MAL ANDERS Der jährliche Gesundheitstag ist eine feste Institution und bietet allen Kolleginnen und Kollegen eine große Auswahl an Themen und Aktionen rund um das Thema Gesundheit und Wohlbefinden. Bei den Pla- nungen zum diesjährigen Event denkt das Team von PERS 23 coronabedingt digital: Gemeinsam mit den Referentinnen und Referenten wollen die Verantwort- lichen ein mitarbeiterorientiertes und umfassendes Konzept aus Podcasts, Videoaufzeichnungen und | Foto: udra11 / AdobeStock.com vielem mehr zusammenstellen. Dabei zeigt sich: Warum nur ein GesundheitsTAG, wenn man immer etwas für seine Gesundheit tun kann? Angedacht ist, einige Themen wiederkeh- rend anzubieten. Im letzten Jahresquartal geht’s los und der Zugang zu den einzelnen Inhalten wird auch von Zuhause möglich sein. Also bleibt am Ball – und gesund! | Julia Krahmer PÖA 2 DIENSTVEREINBARUNG UNTER Z E I CH N ET TALENTIERTE NACHWUCHS- KRÄFTE AUFGEPASST! Die Besetzung von höherwertigen Dienstposten soll zukünftig einheitlich, transparent, nachvollziehbar und verlässlich sein. Jede/r Mitarbeiter/in kann sich künftig über ihren/seinen möglichen Karriereweg informieren. Anfang August unterschrieben Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Vorsitzende des Personalrats der Polizei Hamburg, Klemens Burzlaff, die erweiterte „Dienstvereinbarung zur Förderung von Talenten im Vollzug“. Was bedeutete das für mich? Wer kommt dafür in- frage? Wie sehen die Kriterien aus? Welche Organisa- | Foto: Nici Müller, PÖA 2 tionsbereiche und Statusämter sind betroffen? https://fhhportal.ondataport. Weitere Informationen findet ihr im IntraPol – de/websites/0070/personal/ personalabteilung/personal- DocID:INTRAPOL-99735776-103. entwicklung/Documents/ | Vicky Baustian PÖA 2 DV_Talente_gezeichnet.pdf HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 27
IM GESPR ÄCH W E C H SEL IN DER FÜHRUNGSGRUPPE DER WAS S E RSCH U TZPO L I ZEI ALLZEIT GUTE FAHRT! | Foto: Nici Müller, PÖA 2 Mitte Juni drehte sich das Karussell in der Wasserschutzpolizei: Der bisherige Leiter Karsten Witt verabschiedete sich – coronabedingt im kleinen Rahmen – in den Ruhestand. Seinen Platz übernahm sein langjähriger Vertreter Olaf Frankowski. Damit auch dieser einen verlässlichen Vertreter an seiner Seite weiß, wechselte Kol- lege Dirk Poschmann vom WSPK 2 an die Stelle des WSPLS und übergab wiederum seinen Bürostuhl an den Kollegen Michael Lootz. Wir wünschen allen Beteiligten an dieser Stelle alles Gute für ihre neuen Verwen- dungen und verabschieden Herrn Witt mit den besten Wünschen in seinen Ruhestand! Es gibt immer etwas zu tun und nie genug Zeit – lernen wir den neuen Leiter der WSP kennen in 90 Sekunden…: FÜR WELCHE DREI DINGE IN IHREM LEBEN SIND SIE AM DANKBARSTEN? An erster Stelle ist hier meine Familie zu nennen. Ich bin verheiratet und habe zwei wunderbare Töchter. Ich habe einen tollen Beruf der mich herausfordert und mir Spaß macht. Und ich bin gesund. WELCHE WAR DIE BESTE ENTSCHEIDUNG IN IHRER BERUFLICHEN LAUFBAHN? Ich entschied mich irgendwann 1999, für die Ausbildung zum LA III zu bewerben. Diese Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht. Jetzt bin ich froh, den doch sehr anspruchsvollen Weg gewählt zu haben. Ich konnte so in den letzten Jahren vieles für unsere WSP bewegen, jetzt sogar noch mehr. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 4 | 2020 28
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