HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 4

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HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 4
Hamburger
          Polizei Journal
                        Nr. 4 | 2020

A ACB?
     HPJ
         ARE ALL COPS BASTARDS?
         Im Gespräch mit Polizeipräsident Ralf Martin Meyer
         und Prof. Dr. Rafael Behr

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020           1
HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 4
Z A H L D E S M O N AT S

                               323
                           externe Beschwerden gab es in diesem Jahr.

               Davon waren 3 zu Rassismus – davon nach Prüfung substantiiert 0.
                                Stand: 18.6.2020 | Quelle: PERS 02

                                                    | Grafik: leremy/AdobeStock.com

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HPJ - Hamburger Polizei Journal Nr. 4
EDITORIAL

                                           LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN,
                                           Eine aktuelle infratest dimap Umfrage (Report München, 04.08.2020) belegt:
                                           82% der Befragten bestätigten ihr großes Vertrauen in die Institution Polizei.
                                           Auf dieses Ergebnis können wir stolz sein. Wir dürfen uns darauf aber auch
                                           nicht ausruhen, denn auch uns passieren Fehler.
                                           Als Trägerin des Gewaltmonopols hat die Polizei in unserem demokratischen
                                           Rechtsstaat eine besondere Verantwortung inne, dass vor allem sie selbst
                                           die Normen und Werte einhält, die sie zum Schutz der Bevölkerung zu ver-
                                           treten hat.
                                           Mit Sicherheit stehen wir Polizistinnen und Polizisten für unsere Demokratie

| Foto: Polizei Hamburg
                                           ein und sind dabei selbst der Gefahr ausgesetzt, durch radikales Gedanken-
                                           gut infiziert zu werden.
                          Die Akademie der Polizei Hamburg stellt sich mit Nachdruck der Aufgabe, unsere Ein-
                          satzkräfte bestmöglich auf ihre Aufgaben vorzubereiten und handlungssicher im Umgang
                          mit Menschen anderer Herkunft zu machen. Hierzu gehört vor allem – aber nicht nur
                          – eine fundierte Ausbildung bzw. Studium in Theorie und Praxis. Darüber unterstützt das
                          Institut für Transkulturelle Kompetenz (ITK) in der Aus- und Fortbildung, indem es gezielt
                          Wissen über andere Kulturen vermittelt.
                          Radikalisierung in unserer Gesellschaft – das Thema ist zu ernst und es steht zu viel
                          auf dem Spiel, als damit Profilarbeit zu betreiben. Mein Standpunkt: Polizeibezogene
                          Forschungsarbeit zum Thema „Radikalisierungsgefahren für Polizistinnen und Polizisten“
                          muss ein fester Bestandteil polizeilicher Präventionsarbeit nach Innen werden!
                          Unsere gemeinsame Aufgabe muss es sein, die Widerstandsfähigkeit unserer Polizistin-
                          nen und Polizisten, die täglich ihre Arbeit zum Wohlbefinden aller leisten, gegen radikale
                          Einflüsse zu stärken.
                          | Thomas Model Leiter der Akademie der Polizei Hamb

                          I N H A LT

                          T I T E LT H E M A | I N T E R V I E W                                  INTERN
                          Interview mit Polizeipräsident Ralf Martin                              Interdisziplinare Arbeitsgruppe  .  .  .  .  .  .  .            18
                          Meyer und Prof. Dr. Rafael Behr  .  .  .  .  .  .                  04   Ingeborg Legge geht in Pension  .  .  .  .  .  .                24
                          Im Gespräch mit euch  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              11   PERS 23 – Gesundheitstag  .  .  .  .  .  .  .  .  .             27
                                                                                                  Dienstvereinbarung unterzeichnet  .  .  .  .  .                 27
                          NEWSTICKER                                                              Neues Auswahlverfahren LA III .  .  .  .  .  .  .               41
                          Ehrenmedaille verliehen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            33
                                                                                                  IM BILD
                          Belobigung LBP 12 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            38
                          Dienstunfall mit Folgen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           40   Historische Reiterstaffel  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         32
                          Belobigung PK 42  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         40   Und dann war da noch...  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           44
                          Belobigung am PK 24  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            42
                          Buchvorstellung . . . . . . . . . . . . . .                        42   IM GESPR ÄCH
                          IHSMH Belobigung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            43   Neuer WSPL an Bord  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          28
                                                                                                  10 Jahre Reiterstaffel  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .      30
                          A K-T U EL L
                                                                                                  Herzenswunscherfüller  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          34
                          5 Jahre ITK  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .     16   Barrierefreiheit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   35
                          #HerzundVerstand  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            20   Danke, dass ihr die Kampagne wart  .  .  .  .                   36
                          Reakkreditierungsverfahren .  .  .  .  .  .  .  .  .               22
                          Gemeinsame Ziele  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            43   PERSONALIEN
                          ... nur kurz!  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   26   In Gedenken .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 46
                                                                                                  Impressum  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 47

                          HPJ – Hamburger Polizei Journal                  Nr. 4 | 2020                                                       3
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INTERVIE W

          P O L I ZEIPRÄSIDENT RALF MARTIN MEYER UN D D O ZEN T D E R A KA D EM I E D E R
          P O L I ZEI PROF. DR. RAFAEL BEHR IM GESPRÄC H

          „DIE WEISHEIT DER STRASSE“

| Foto: Polizei Hamburg

                             Die Bundesvorsitzende der SPD Saskia Esken kritisierte einen latenten Ras-
                             sismus in den Reihen der Sicherheitskräfte. Was macht es so schwer, über
                             Rassismus in der Polizei zu sprechen?

                          Prof. Dr. Rafael Behr – Bei der Diskussion kommt man nicht ohne Definitionen aus.
                          Als erstes glauben viele Leute zu wissen, wovon sie sprechen, wenn sie über struktu-
                          rellen Rassismus reden. Das ist eine der wichtigsten Arbeiten, die jetzt ansteht: Kon-
                          sens darüber zu erzielen, was man mit den Begrifflichkeiten meint. Jedes Wort hat
                          eine gewisse, durchaus explosive Strahlkraft. Wer äußert, es gäbe strukturellen Rassis-
                          mus, muss darüber nachdenken, was damit gemeint ist. Mit dem Wort Rassismus ist
                          neben der beschreibenden Komponente auch eine bewertende verbunden. Das will
                          natürlich niemand auf sich sitzen lassen. Das Zweite ist die Latenz, also etwas Schwe-
                          lendes, nicht Bewusstes. Man denkt, das sei nicht beherrschbar. Dagegen steht man
                          erstmal auf. Einige sehr früh.

                          Ralf Martin Meyer – Ich habe den Eindruck, dass diese pauschalen Aussagen die
                          Diskussion von vornherein vergiften. Das Esken-Zitat hat Züge von Generalisierung. Die
                          Frage wäre, was Frau Esken damit gemeint hat. Objektiv haben wir überhaupt keine
                          Befunde für eine Häufung. Es ist schwierig über etwas zu reden, was objektiv nicht
                          gemessen ist und trotzdem in der Gesellschaft diskutiert wird. Nennen wir es nicht

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Rassismus, sondern Vorurteile, vor denen niemand gefeit ist. Es geht am Ende darum,
wie man mit diesen Gedanken umgeht. Da finde ich den Begriff Rassismus nicht so
glücklich. Wir beschäftigen uns nicht erst seit Minneapolis mit der Frage menschen-
feindlicher und radikaler Einstellungen.

Prof. Dr. Rafael Behr – Sie sagten, es gebe keine Befunde dafür. Aber woher weiß
man das, wenn man es gar nicht erhoben hat? Wir wissen nämlich nicht, ob es gehäuf-
ten Rassismus NICHT gibt. Bei mir häufen sich zum Beispiel die Stimmen von Kolle-
ginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund, die in letzter Zeit berichten, dass es
Reaktionen auf ihre Hautfarbe, auf ihr Fremdsein gibt. Außerdem gibt es Rassismus
auch ohne Opfer. Wir unterscheiden zwischen Rassismus als Einstellung und der rassi-
stisch motivierten Diskriminierung, also das, was tatsächlich Opfer erzeugt und sich als
Tat manifestiert. Wir können uns aber meines Erachtens nicht damit begnügen, eine
Zahl X zu erheben und zu sagen, es gäbe soundso viele Einzelfälle.

Ralf Martin Meyer – Ich beziehe mich auf objektive Daten und auf das Hellfeld. Wenn
Rassismus in der Gesellschaft existiert, dann ist er natürlich überall. Eine Polizei kann
sich davon nicht freisprechen. Ich denke jedoch, dass wir in der Hamburger Polizei mit
unseren Mechanismen, die wir zur Anwendung bringen, bereits sehr sensibel reagie-
ren, was das Thema angeht. Ich glaube, dass wir sogar mehr aufhellen, als andere,

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weil auch das Umfeld in unserer Stadt sehr sensibel ist. Daher würde ich aktuell dem
Thema Vorurteile eine größere Bedeutung beimessen.

Prof. Dr. Rafael Behr – Meines Erachtens birgt das aber die Gefahr, das Thema Ras-
sismus weichzuspülen, bei dem es um Menschenverachtung und Ungleichwertigkeit
geht. Vorurteile hat doch jeder, wird man dann sagen. Ich wäre dafür, den Stier bei
dem Hörnern zu packen. Als Beispiel nehme ich Berlins Antidiskriminierungsgesetz,
das ich für durchdacht halte. Mein Plädoyer wäre es, weg von den einzelnen Vorfällen
und hin zu Situationen zu kommen, in denen Rassismus als Handlung erfolgt. Die Ein-
zeltäter-Hypothese übersieht ja die Kolleginnen und Kollegen, die Zeuge von den an-
geblichen Einzeltaten werden – und die vielleicht aus Angst vor einer schlechten Be-
wertung nichts sagen.

   Ist also die logische Konsequenz, alle Kolleginnen und Kollegen im Einsatzge-
   schehen unter Generalverdacht zu stellen, Herr Meyer?

Ralf Martin Meyer – Es gibt nicht DEN Generalverdacht gegen die Polizei. Es scheint
mir eine politische und meinungsgeprägte Diskussion zu sein. Es gibt die Menschen,
die sagen, die Polizei sei sakrosankt und diejenigen, die behaupten, die Polizei habe
strukturelle und latente Probleme. Mit beiden Aussagen habe ich ein Problem. Mir
scheint die jeweilige Meinung auch eine Frage der grundsätzlichen Einstellung gegen-
über dem Staat und seiner Polizei zu sein. Wir gehen unseren Weg weiter, implemen-
tieren Mechanismen und führen Aktivitäten fort, die wir ohnehin vorhatten. Beispiels-
weise mit dem anstehenden Symposium der Akademie der Polizei zu „Strategien ge-
gen Radikalisierung“ (ursprünglich im März 2020 geplant; Anm. der Redaktion).

Prof. Dr. Rafael Behr – Der Begriff „Generalverdacht“ ist ja ein Vorwurf und keine
Beschreibung. In der ernsthaft und seriös geführten Diskussion behauptet niemand, es
gäbe 275.000 Rassisten in der Polizei. Vom „Generalverdacht“ oder vom „generellen
Misstrauen“ sprechen immer die, die Kritik abwehren, nie die Kritiker. Das spielt mit
der Figur des Nichts oder Alles. Das ist höchst problematisch. Wenn wir betrachten,
wie stark der Nachwuchs auf die „Familie“ Polizei eingeschworen wird – zum Beispiel
mit dem polizeilichen Imperativ, dass alles, was das Individuum tut, auf alle zurückfällt
– ist eine sofortige Abwehrhaltung bei jeder Kritik nicht verwunderlich. Von dieser Art
von „Corporate Identity“ würde ich sofort absehen.

Ralf Martin Meyer – Da bin ich ganz anderer Meinung. Dieser polizeiliche Imperativ ist
doch positiv verankert, d.h. es geht um Werte und Wohlverhalten. Es trägt dazu bei,
das Verhalten positiv zu beeinflussen. Man muss sich darüber im Klaren sein, was zu
einem professionellen „Familienbild“ gehört. Werte spielen eine große Rolle, die wir
an verschiedenen Stellen in den Fokus rücken.

Prof. Dr. Rafael Behr – Dann formuliere ich es anders: Mit dem Bekenntnis „wir als
Polizei“ entsteht das Bild vom Gesamtkörper. Das ist sowohl positiv nutzbar, als auch

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als generelle Abwehrhaltung. Die Polizei agiert nie als einheitliches Ganzes, sondern
immer in konkreten Situationen unterschiedlich. Und diese Situationen muss man sich
halt genau anschauen.

Ralf Martin Meyer – Wir sind im Kern unserer Werteorientierung aber schon weiter.
Vielfalt und Toleranz gehören dazu, sowie eine andere Fehlerkultur. Verbunden mit
den richtigen Menschen an entscheidenden Führungspositionen sind wir auf dem
richtigen Weg.

   Unser Job fordert ein enges kollegiales Vertrauen. Im Dienst lege ich mein
   Leben in die Hände meines Kollegen oder meiner Kollegin. Müssen wir weiter
   voneinander wegrücken, um Gemauschel oder Korpsgeist auszuschließen und
   lieber auf Nummer Sicher gehen?

Ralf Martin Meyer – Die Gefahrengemeinschaft ist Teil unserer Identität. Sie ist auch
notwendig, beispielsweise wenn es um besonders gewalttätige Gruppen geht, die
versuchen den Staat bzw. die Polizei einzuschüchtern. Motto: Die Straße gehört uns!
Da müssen wir als staatliche Institution in der Lage sein, dagegen zu halten. Sonst
macht der Staat sich unglaubwürdig. Zur Professionalität dieser Gemeinschaft gehört
dann auch, dass ein Fehlverhalten offen angesprochen und sanktioniert werden kann.

Prof. Dr. Rafael Behr – Die Gefahrengemeinschaft ist funktional notwendig. Doch wie
sie ausgestaltet wird, ist manchmal mit Problemen verbunden. Es können dort infor-
melle Regeln entstehen, die sich formal nicht mehr einfangen lassen, zum Beispiel der
Satz „Vom Wagen geht nichts runter“. Eine Gefahrengemeinschaft ist immer normativ
ambivalent. Das muss man erst einmal ins Bewusstsein heben. Das versuche ich zum
Beispiel in meinen Seminaren.

Ralf Martin Meyer – Die Frage stellt sich, wie wir damit umgehen. Wir werden stärker
als bisher auf die Führungskräfte vor Ort blicken, auf die Ebene DGL und vergleichbar.
Sie sind unsere wichtigsten Führungskräfte. Diese Kolleginnen und Kollegen bekom-
men sehr viel mit und haben sehr viel Einfluss. Auf diese Ebene kommt es an, wenn es
um operatives Handeln und die Diskussion und Verankerung von Werten geht.

   Welche Rolle spielt die Ausbildung in diesem Zusammenhang? Herr Behr, Sie
   sagten unlängst: „Wir vermitteln keine rassistischen oder diskriminierenden
   Inhalte, aber wir haben auch keine Strategie, um Diskriminierung in der Poli-
   zeipraxis zu verhindern.“ Wie sähe eine solche Strategie aus?

Prof. Dr. Rafael Behr – Die Ausbildung ist nicht der strukturelle Ort, um Missstände
aufzuheben und zu verbessern. Unsere Studierenden wollen in erster Linie gute Polizis-
tinnen und Polizisten werden. Sie suchen nach Vorbildern und Orientierung. Sie neh-
men die Ausbildung gut an, auch wenn die Rechts- und Reflexionsfächer mittlerweile

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| Foto: Polizei Hamburg

                          sehr intellektuell ausgestaltet sind. Wir brauchen mehr politische Bildung, um die Men-
                          schen sprechfähig zu machen. Und zwar nicht nur zum Holocaust-Gedenktag, sondern
                          zum Beispiel zur Pegida-Bewegung, zur Identitären Bewegung, zur Neuen Rechten und
                          zu Reichsbürgern. Das muss von Profis vermittelt werden, die die Studierenden mit
                          Argumenten ausstatten. Als weiteres wären mehr als bisher Trainings durchzuführen,
                          die „etwas fühlen“ lassen, etwa ein Anti-Rassismustraining. Wir können die Studieren-
                          den aber nicht gegen die Erfahrungen der Praxis „imprägnieren“ und sollten in der
                          Ausbildung nicht ständig auf die Gefahren hinweisen, die überall drohen. Andernfalls
                          fragen sich die Studierenden schnell, wo sie denn gelandet seien. Sie wollten doch die
                          „Guten“ werden. Meine Idee wäre, fertig ausgebildete Polizeibeamtinnen und -beamte
                          im ersten Dienstjahr weiter von der Akademie aus zu begleiten. Man muss ihnen die
                          Möglichkeit geben, regelmäßig in die Reflexion zu gehen, um sich nicht nur mit Praxis
                          auszufüllen. Das kann gegen Radikalisierung helfen. Da bin auch sehr für eine verstär-
                          kte Einbindung der Vorgesetzten und deren Erfahrungen. Wir brauchen die Weisheit
                          der Straße. Für unsere Ethikseminare suchen wir immer nach solchen reflektierten
                          Praktikern und Praktikerinnen, denen man nicht von vornherein nachsagt, keine Ahnung
                          mehr von der Praxis zu haben.

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Wird denn in diese Richtung noch nichts oder zu wenig getan, Herr Meyer?

Ralf Martin Meyer – Eigentlich ein Armutszeugnis bei etwa 80% Abiturientinnen und
Abiturienten, dass wir Politik vermitteln müssen, aber da stimme ich zu. Die Bewerbe-
rinnen und Bewerber kommen aus unterschiedlichsten Bundesländern, von humanisti-
schen Gymnasien und kommen dennoch politisch nicht besonders ausgebildet zu uns.
Deshalb haben wir mehr Politikunterricht vor. Wir befinden uns in einem Wandel. Der
Generationswechsel, den wir gerade erleben, zeigt uns, dass die nachfolgenden Kolle-
ginnen und Kollegen andere Themen bewegen. Es spielen neue Dinge und neue
Selbstverständlichkeiten im mitmenschlichen, interkulturellen Umgang eine Rolle.
Wenn ich also an Kfz-Verschiebung denke und sofort an bestimmte Nationen, muss
ich das als Vorurteil erkennen. Was das Zusammentreffen mit der Praxis angeht, müs-
sen wir vermitteln, dass wir tagtäglich Profiling mit unterschiedlichsten Merkmalen
und vor allem Verhalten betreiben. Polizistin oder Polizist zu sein, hat etwas mit Erfah-
rung zu tun. Entscheidend ist, was diese Erfahrung mit einem selbst macht. Mit dem
eigenen Denken umzugehen und das Denken immer wieder zu hinterfragen, ist die
Herausforderung in diesem Beruf.

Prof. Dr. Rafael Behr – Was Sie beschreiben, würden wir „criminal profiling“ nennen,
also evidenzbasierte Verdachtschöpfung. Das ist der richtige Weg, den auch Men-

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INTERVIE W

schenrechtsgruppen befürworten. Verdacht muss auf Verhalten gründen. Das äußere
Erscheinungsbild allein darf nicht mit Delinquenz gekoppelt werden. Jede Hamburger
Polizistin oder jeder Hamburger Polizist sollte sich eigentlich vor dem Einschreiten
fragen, ob das, was man beabsichtigt, auch „beschwerdefest“ ist. Insofern halte ich
das Antidiskriminierungsgesetz in Berlin für eine Chance der Polizei, genau das vorher
zu überlegen.

Ralf Martin Meyer – Ich halte das Gesetz für den falschen Schritt. Weil es z.B. bei
schwierigen, brenzligen oder gefährlichen Einsätzen starken Einfluss auf eine Situation
hat, in der es gilt, Maßnahmen durchsetzen zu müssen. Ich habe die Sorge, dass wir
nicht mehr so handeln, wie es erforderlich ist und das natürlich rechtmäßig. Ich sehe
mit dem Gesetz auch ein generelles Misstrauen einhergehend. Mein Credo ist eine
Reform von innen.

   Welche Auswirkung hat die Diskussion über Rassismus auf die Polizei?

Ralf Martin Meyer – Wir müssen uns mit Rassismus auseinandersetzen. Aber nicht,
weil aktuell in den USA darüber diskutiert wird, sondern auf unserer Ebene. Wir entwi-
ckeln uns ständig weiter und haben eine Agenda mit Ausbildungsinhalten und kultu-
rellem Training, ich nenne stellvertretend das ITK (Institut für Transkulturelle Kompe-
tenz, s. S. 16; Anm. der Redaktion). Wir haben eine ganze Reihe von Maßnahmen,
die...

Prof. Dr. Rafael Behr – Entschuldigung, aber Sie wissen doch, wie solche Listen zu-
stande kommen. Es wird nie evaluiert, wie sinnvoll oder erfolgreich so etwas in Wirk-
lichkeit ist. Natürlich kann man weiterhin Maßnahmen aufzählen, aber solange niemand
überprüft, ob sie sinnvoll sind, bleiben sie erst einmal rein legitimatorisch. Und eine
externe Untersuchung, die das überprüfen könnte, will anscheinend niemand. Die
Polizei bewegt sich zwar, die Gesellschaft bewegt sich aber schneller.

Ralf Martin Meyer – Nochmal: Einerseits gibt es ein solides Vertrauen in vielen Teilen
der Bevölkerung. Andererseits müssen wir uns aber gerade auch um kritische Commu-
nities kümmern. Deswegen halte ich viele unserer Ansätze für gut, bin aber auch offen
für Kritik und Neues. So werden wir unser Einstellungsverfahren erweitern, um über
das Anforderungsprofil an Schwächen zu arbeiten. Und das haben wir nicht erst seit
Minneapolis vor. Außerdem arbeiten wir weiter im Rahmen unseres Werteprozesses,
unter anderem zum Thema Führung.

Wir danken Ihnen für das Gespräch. | Nici Müller und Julia Krahmer PÖA 2

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T I T E LT H E M A

| Foto: Jacob Lund / AdobeStock.com

                                      MIT EUCH IM GESPRÄCH

                                      DIE POLIZEI –
                                      DEIN FEIND UND HATER?

                                      Nahezu täglich hört oder liest man derzeit von einem #Polizeiproblem. Von
                                      dem angeblichen Rassismus innerhalb des Apparates Polizei. Von vermeint-
                                      lich rassistischen Handlungen oder Äußerungen einzelner Polizistinnen und
                                      Polizisten gegen die Menschen in unserer Stadt.

                                      (Wie) Erlebst Du Rassismus in der Polizei Hamburg? Welche Erfahrung hast
                                      Du persönlich mit Rassismus gemacht? Das wollten wir von euch wissen...

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T I T E LT H E M A

                                           A RNE JEGLORZ
                                           Mitarbeiter am WSPK 3

                                           HAST DU DICH IM DIENST SCHON EINMAL
                                           FALSCH VERHALTEN UND DICH DANACH BEI
                                           DEINEM GEGENÜBER ENTSCHULDIGT?

                                           Richtiges Verhalten im Dienstalltag sollte der Anspruch
                                           und die Maxime sein. Aber wie bei jedem Ideal gibt es
                                           eine Diskrepanz zwischen den eigenen Ansprüchen
                                           und der Wirklichkeit. So auch bei mir.

| Foto: privat                             Vor kurzem ist mir ein Fehler bei einer Sportbootkon-
                 trolle unterlaufen. Aufgrund der von mir falsch angenommenen Motorisierung
                 sah ich einen Verstoß und wollte diesen ahnden. Als sich während des Ge-
                 sprächs ein Irrtum meinerseits herausstellte, war eine Entschuldigung ange-
                 bracht.

                 WOVOR HAST DU BEI DER ARBEIT AM MEISTEN ANGST?

                 Ich denke, dass Einsätze, welche von extremer Gewalt gegenüber Kindern und
                 Frauen geprägt sind, sehr viel von mir abverlangen werden. Der Situation ge-
                 recht zu werden und Erlebtes nicht zu nah an sich heranzulassen, wird eine
                 echte Herausforderung.

                 ES HEISST, ES SOLL SYSTEMATISCHEN RASSISMUS BEI DER
                 POLIZEI GEBEN.

                 Sicherlich gibt es Rassismus bei der Polizei, wie in allen anderen Berufsgruppen
                 auch.

                 Mein Studium bei der Polizei Hamburg ermöglichte mir Einblicke in eine Vielzahl
                 von Dienststellen (AK, VD, LKA, verschiedene WSP Diensstellen, wie Stab,
                 WSPS, WSPK, Einsatz- und Fortbildungszug, Hafenkripo, …).
                 Systematischen Rassismus habe ich dort nicht erlebt.

                 Wenn doch in vereinzelten Situationen Vorurteile anklangen, habe ich die Erfah-
                 rung gemacht, dass diese keine verfestigte Meinung darstellen und stets disku-
                 tierbar sind.

                 IN DEINEM ALLTAG ERLEBST DU ÜBERPROPORTIONAL KRIMINALITÄT.
                 WAS TUST DU DAGEGEN ZU GLAUBEN, DAS LEBEN SEI SO?

                 Regelmäßig muss ich mich daran erinnern, dass meine erlebte Kriminalität
                 nicht die gesamtgesellschaftliche Realität abbildet. Bisher klappt das ganz gut.

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T I T E LT H E M A

Mir hilft es daran zu denken, dass ich als Polizist nicht gerufen werde, wenn etwas
besonders gut läuft, sondern weil es zum Beispiel zu Streitigkeiten oder einen
Schiffsunfall mit Verletzten kam.

An der Akademie der Polizei (Soziologie Modul) von dem Phänomen der sich
verändernden Wahrnehmung nach überproportional erlebter Kriminalität zu hö-
ren, war für mich wichtig.

VIELE MENSCHEN MIT DUNKLER HAUTFARBE ERZÄHLEN, DASS SIE
ANGST VOR POLIZEIKONTROLLEN HABEN. WAS SAGST DU DAZU?

Das ist traurig und sollte nicht so sein. In der Hinsicht wäre es wichtig zu wissen,
warum es diese Ängste gibt und woher sie kommen. Einen Dialog mit den Men-
schen, welche so empfinden, halte ich für sinnvoll.

Es ist problematisch, wenn das oben beschriebene Gefühl eine generelle Angst
vor der Polizei von Menschen mit dunkler Hautfarbe abbildet.

DEINE MEINUNG ZUR TAZ-KOLUMNE, IN DER DIE AUTORIN POLIZISTEN
AUF DER MÜLLDEPONIE ENTSORGEN MÖCHTE?

Als ich den Artikel las, erinnerte es mich stark an manche Satirebeiträge von Jan
Böhmermann über die Polizei.

Nach meiner Meinung geht es in den Beiträgen eher weniger um einzelne Inhalte,
sondern um die gewollte Provokation und um medienweite Rezeption. Deshalb
habe ich mich als Polizist persönlich nicht beleidigt oder angegriffen gefühlt.
Die nach dem Erscheinen des Artikels folgenden Sicherheitsgespräche (massive
Drohungen gegen die Autorin) der Chefredaktion der taz mit der Berliner Polizei,
müssen ein Mindestvertrauen in die Arbeit der Kollegen voraussetzen.

So schlecht, wie in dem taz-Artikel beschrieben, kann es also nicht um unseren
Berufstand stehen.

                                                                                                          L as s m a l drübe r re de n!
                                                 Mo t i v at io n

                                                                    Mo t i v at io n

                                                                                       Mo t i v at io n

                                                                                                            Mo t i v at io n

                                                                                                                               Mo t i v at io n

                                                                                                                                                  Mo t i v at io n

                                                                                                                                                                     Mo t i v at io n

                                                                                                                                                                                        Mo t i v at io n

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                                                                            13
T I T E LT H E M A

                                               GIRM AY A R AYA
                                               LKA 410

                                               VIELE MENSCHEN MIT DUNKLER HAUTFARBE ERZÄHLEN,
                                               DASS SIE ANGST VOR POLIZEIKONTROLLEN HABEN. WAS
                                               SAGST DU DAZU?

                                               Viele afrikanischstämmige Geflüchtete hatten auf ihrer zumeist
                                               beschwerlichen Reise nach Europa in verschiedenen Ländern
                                               Kontakt zu den Sicherheitsbehörden des jeweiligen Transit-
                                               landes. In vielen Fällen entsprechen in diesen Ländern die
                                               rechtsstaatlichen Voraussetzungen nicht unseren Standards.
                                               Somit leben Geflüchtete in ständiger Angst, als rechtlose Sub-
| Foto: Polizei Hamburg

                                               jekte behandelt zu werden. Auch innerhalb der EU gelten durch-
                                               aus unterschiedliche rechtsstaatliche Standards. Als negatives
                                               Beispiel sticht hier Ungarn hervor.

                          Über die letzten Jahrzehnte hat die afroamerikanische Community immer wie-
                          der den institutionellen Rassismus in den USA angeprangert. Angefangen mit
                          Rodney King (1991) bis zu George Floyd (2020) gab es zahlreiche medial doku-
                          mentierte Vorfälle, bei denen Afroamerikaner unter schockierenden Umständen
                          Opfer rassistischer Polizeigewalt wurden. Da die USA repräsentativ für die west-
                          liche Kultur und unsere freiheitlich demokratischen Werten stehen, lösen diese
                          Vorfälle ein entsprechendes Echo bei allen Menschen mit dunkler Hautfarbe aus
                          und haben somit auch Auswirkungen auf unseren Polizeialltag. Das zeigen der
                          Zulauf und die Solidarisierung mit der Black Lives Matter Bewegung auch in
                          Deutschland.

                          Insofern habe ich Verständnis dafür, wenn bei einigen dunkelhäutigen Menschen
                          der Kontakt mit der Polizei emotionalen Stress bzw. Ängste auslöst. Persönlich
                          habe ich keine Angst davor, in Deutschland in eine Polizeikontrolle zu geraten. Ich
                          vertraue darauf, dass mich die Polizeibeamten genauso gut behandeln, wie jeden
                          anderen Menschen, der keine dunkle Hautfarbe hat.

                          WELCHE ERFAHRUNG HAST DU MIT RASSISMUS GEMACHT?

                          Nach meiner Erfahrung hat sich das Verständnis von Rassismus über die Jahre
                          verändert. War es in den 80´er Jahren noch üblich, das N-Wort im Zusammen-
                          hang mit Menschen mit dunkler Hautfarbe zu verwenden, ist es heutzutage glück-
                          licherweise aus der Alltagssprache nahezu verschwunden. Einige Menschen ar-
                          gumentieren damit, dass der Ausdruck zum deutschen Vokabular gehört oder
                          auch in der Hip Hop Kultur Verwendung findet. Entscheidend für mich ist jedoch,
                          dass er dunkelhäutigen Menschen ein Gefühl der Ausgrenzung gibt. Daher geht
                          meines Erachtens die Definition von Rassismus über die in Art. 3 Abs. 3 GG be-
                          zeichneten Benachteiligungsgründe hinaus.

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T I T E LT H E M A

Im Vergleich zur NS-Zeit, wo der Begriff Rasse per Definition vorgegeben war, tritt
der gegenwärtige Rassismus subtiler auf.

Es gab Alltagssituationen, in denen ich aus unerklärlichen Gründen als einziger
Kunde übergangen, geduzt oder in gebrochenem Deutsch angesprochen wurde.
Auch ist mir schon der Zutritt in bestimmte Lokalitäten unter fadenscheinigen
Gründen verwehrt worden. Im dienstlichen Kontext kam es schon vor, dass sich
Bürger*innen oder aber auch Kollegen*innen bei der Dienststelle oder Vorgesetz-
ten nach mir erkundigten, da sie bezweifelten, dass ich Kriminalbeamter bin.
Glücklicherweise sind das Einzelfälle, die zudem immer seltener werden. Das mag
daran liegen, dass in Hamburg die Vielfalt stetig zunimmt und somit auch der
Grad an Toleranz für das vermeintlich Fremdartige ebenfalls steigt.

Daher schätze ich mich glücklich in einer der weltoffensten und von Diversität ge-
prägtesten Städte Deutschlands leben und arbeiten zu dürfen und bin zuversicht-
lich, dass Rassismus irgendwann keine Rolle mehr in unserem Leben spielen wird.

ES HEISST, ES SOLL SYSTEMATISCHEN RASSISMUS BEI
DER POLIZEI GEBEN.

Diese Aussage kann ich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Nicht nur weil dies
bedeuten würde, dass die Polizei gegen Art. 3 Abs. 3 GG verstößt, sondern auch
weil ich persönlich keine Erfahrungen mit systematischem Rassismus bei der
Hamburger Polizei gemacht habe.

Meiner Ansicht nach legt die Hamburger Polizei bei der Personalauswahl, der
Aus- und Fortbildung und der Auswahl des Führungspersonals einen Fokus auf
den Bestand und die Vermittlung freiheitlich demokratischer Werte. Unser Selbst-
verständnis basiert darauf, dass jede Bürgerin und jeder Bürger, die/der sich an
uns wendet – ganz gleich ob er Beschuldigter*, in einem Strafverfahren oder Hil-
fesuchender* ist – darauf vertrauen kann, dass sie/er unabhängig von Geschlecht,
ethnischer Herkunft, Hautfarbe und Religion eine Gleichbehandlung erfährt.

Gleichwohl zeigen Vorfälle, wie die Ermittlungen um den Komplex des NSU 2.0 in
Hessen, dass auch die Sicherheitsbehörden vor Radikalisierungstendenzen inner-
halb der eigenen Reihen nicht immun sind. Ausgehend von diesen Vorfällen je-
doch von systematischem Rassismus bei der Gesamtpolizei zu sprechen, halte
ich für pauschalisierend. Vielmehr dürfte es sich bei den bis dato bekannt gewor-
denen Fällen um Einzelfälle handeln.

Mit der zunehmenden Einstellung von Kollegen mit Migrationshintergrund, der
Einrichtung des Instituts für Transkulturelle Kompetenz und dessen Einbindung in
die Aus- und Fortbildung sowie der geplanten Aufwertung und Umgestaltung der
Beschwerdestelle sind in Hamburg wichtige Schritte eingeleitet worden, um prä-
ventiv und interventiv gegen rassistische Tendenzen vorzugehen.

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                       15
A K -T U E L L

                                   INST ITUT FÜR TRANSKULTUREL L E KO M PETEN Z ( I TK)

                                   VOM START-UP ZUM
                                   ERFOLGSPROJEKT
| Foto: tiagozr / AdobeStock.com

                                   Ruhten im Jahr 2015 unzählige Augenpaare auf uns und verfolgten mit gespanntem
                                   Interesse die Entstehung des Instituts für Transkulturelle Kompetenz (ITK), können wir
                                   heute auf erfolgreiche und richtungsweisende fünf Jahre zurückblicken: Das ITK ist
                                   zweifelsohne aus den Kinderschuhen raus und läuft auf sicheren Beinen.

                                   Die Institution als bundesweiter Vorreiter ist ein gelungenes Experiment und hat
                                   im Laufe der Jahre nie die Mühen gescheut, sich immer wieder neu zukunftsfähig
                                   aufzustellen – um die Polizei zu stärken und handlungssicher zu bleiben.
                                   „Mit der Arbeit des ITK betritt die Polizei Hamburg allerdings kein Neuland. Das
                                   möchte ich, gerade im Zusammenhang mit der aktuellen gesellschaftlichen und

                                   W ER F E N WIR G E ME INSAM EINEN BLICK ZURÜCK:
2015

                                                                2016

                                                                                                                    2017

                    Erste Schritte                                       Bekanntmachung                                     ständig in der Entwicklung
                                                                         innerhalb der Polizei
                    TeilnehmerInnen (TN intern) an Kursen zur                                                               40 Muttersprachler,
                    Stärkung der transkulturellen Kompetenz:             Aus-und Fortbildungsprogramme entwickelt           15 Sprachen
                    ca. 1.200
                                                                         25 muttersprachliche ReferentInnen                 TN intern: ca. 820
                                                                         mit acht unterrichtenden Sprachen
                                                                                                                            TeilnehmerInnen (TN extern)
                                                                         standardisierter Gesprächsleitfaden                an Veranstaltungen in
                                                                         um die deutsche Gesellschaft besser zu             Flüchtlingseinrichtungen: ca. 3.550
                                                                         verstehen

                                                                         TN intern: ca. 570, TN extern 1.900

 GRÜNDUNG                                                       NAMENSGEBUNG                                        NIE ROUTINEBETRIEB

                                   HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 4 | 2020                                              16
A K -T U E L L

                                  medialen Diskussion rund um Radikalisierungstendenzen in der Polizei, betonen. Schon
                                  vor der Gründung des ITK im Jahr 2015 gab es in der Hamburger Polizei im Zeitraum
                                  von 1995 bis 2014 Kurse in interkultureller und in sozialer Kompetenz.“, bekräftigt Tho-
                                  mas Model, Leiter der Akademie der Polizei.

                                  Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben wird von Einsatzkräften immer mehr die Fähigkeit zu
                                  Empathie sowie zu einem Rollen- und Perspektivwechsel erwartet. Heute stellen wir
                                  erfolgreich fest, dass das Verhältnis zwischen Polizistinnen und Polizisten und Migran-
                                  tinnen und Migranten kontinuierlich verbessert wurde. Hierfür ist seitens der Einsatz-
                                  kräfte eine große Sensibilität für kulturelle Differenzen wichtig und wird regelmäßig
                                  trainiert und damit selbstverständlich in den Alltag integriert.
                                  Doch nicht nur die interne Arbeit war hierbei richtungsweisend, sondern gleicherma-
                                  ßen die Bemühungen nach extern.

                                  WAS KOMMT?

                                  Dazu Thomas Model: „Auch nach dem Ruhestand von Herrn Dr. Köpke wird die Arbeit
                                  gleichwohl weitergehen. Derzeit ist u.a. die Leitungsstelle ausgeschrieben. Parallel halten
                                  wir die bestehenden Lehrgangsangebote größtenteils aufrecht. Einer weiteren Aufgabe
                                  stellt sich die Akademie aber bereits. Verstärkt um zwei neue Mitarbeiterinnen nehmen
                                  wir uns aktuell der Aufgabe an, Polizistinnen und Polizisten der Polizei Hamburg, die
                                  selbst über einen Migrationshintergrund verfügen, direkt in die Arbeit des ITK einzubezie-
                                  hen. Konkret geht es um die Frage, ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen, durch
                                  welches die konkrete operative Arbeit der Polizei vor Ort unterstützt werden kann.

                                  Transkulturelles Wissen hilft Einsatzkräften, dass sie effektiver, effizienter und zufrie-
                                  dener ihre Arbeit erfüllen. Die Arbeit des ITK ist für mich moderne Polizeiarbeit!“
                                  | Julia Krahmer PÖA 2
                                                                                                                      2020
2018

                                                         2019

               Umgang mit Flüchtlingsunter-                           Bewährtes vertiefen                                           neue Wege
               künften gefragt
                                                                      in Fortbildungen etabliert, in LA I und LA II                 Coronabedingt nicht im vollen Umfang tätig
               AiP-Beschulung, Forschungsprojekt                      eingebunden,                                                  gewesen, Zeit genutzt, für eine zukunftsfä-
               Jungfernstieg, Expertise durch andere                                                                                hige, veränderte Ausrichtung des ITK
               Behörden Hamburgs und auch extern immer                Unterstützung der Task Force Balduintreppe
               wieder angefordert,                                    für vertrauensbildenden Maßnahmen mit                         TN intern: ca. 1.092
                                                                      AnwohnerInnen i.S. racial profiling, aktive                   TN extern: ca. 140
               Änderung des Lehrplanes LA II                          Mitarbeit (vor und hinter den Kulissen) im
                                                                      Rahmen des „Einsatzkonzept Jungfernstieg“
               TN intern: ca. 1.171
               TN extern: ca. 1.300                                   TN intern: ca. 2.278
                                                                      TN extern: ca. 1.800

P L AT Z 3 B E I M H H S I C H E R H E I T S P R E I S   G U T E R R U F Ü B E R H H G R E N Z E N H I N AU S         Z U K U N F T S FÄ H I G

                                  HPJ – Hamburger Polizei Journal      Nr. 4 | 2020                                                        17
INTERN

INTERDISZIPLINÄRE ARBEITSG R U PPE G EH T A N D E N STA RT

QUO VADIS ÄRZTLICHER
DIENST DER POLIZEI
HAMBURG?
Seit dem 1. Juni arbeitet Dr. Robert Wegner für die Polizei Hamburg. Schon zu
Beginn der Corona-Pandemie unterstützte er als Leiter des Gesundheitsamtes
Harburg die Polizei, indem er die Schnelltests für Feuerwehr und Polizei in ganz
Hamburg organisierte und koordinierte. Der 57-Jährige half während der Pan-
demie bei der Entscheidungsherbeiführung in schwierigen Situationen.

Dr. Wegner wirkt als fachlicher Berater in der interdisziplinären OE-übergreifenden Ar-
beitsgruppe Ärztlicher Dienst (AG ÄD) mit. Ihr Ziel ist, zu prüfen, ob und wie der Ärzt-
liche Dienst der Polizei Hamburg zukünftig fortgeführt werden sollte.

1) HERR DR. WEGNER, WIE K AM ES ZU DIESER ZUSAMMENARBEIT?
Die schon seit Jahren in Harburg hervorragende Zusammenarbeit zwischen den PK 46
und PK 47 und dem Harburger Gesundheitsamt (v. a. im Bereich der Sozialpsychiatrie)
hat sich seit März im Zuge der COVID19-Pandemie auf die Polizei ganz Hamburgs aus-
geweitet, da ich ab dem 1. März diesen Jahres im Rahmen des amtsärztlichen Bereit-
schaftsdienstes durchgängig der amtsärztliche Ansprechpartner für ganz Hamburg war
und dadurch sehr viel mit der Polizei zu tun hatte.

2) WELCHE ERFAHRUNGEN HABEN SIE MIT DER POLIZEI HAMBURG?
Pragmatisch, zielorientiert und bis hin zur Aufopferung der eigenen Gesundheit bereit,
sich nicht nur für Recht und Gesetz, sondern insgesamt für das Gemeinwohl einzuset-
zen. Und das – auch wenn es manchmal sicher nicht leichtfällt – freundlich. Dafür bin
ich – auch als Bürger – sehr dankbar.

   3) WELCHE ORGANISATIONSEINHEITEN SIND IN DER ARBEITSGRUPPE
              VERTRETEN UND WELCHES ZIEL VERFOLGT SIE GENAU?
                 Aus den oben genannten Gründen empfinde ich es als große Ehre, an der Ar-
                    beitsgruppe Ärztlicher Dienst mitwirken zu dürfen. Die AG-Leitung und deren
                       Geschäftsstelle werden durch den LSt gestellt. Darüber hinaus gehören
                        Vertreter der VT, der LBP, von J und PERS der AG ÄD an. Auch der Personal-
                       rat wird regelmäßig über den Fortschritt unterrichtet. Das Ziel ist einfach
                    beschrieben: Wir sind beauftragt zu prüfen, ob und wie der Ärztliche Dienst
                                 der Polizei Hamburg zukünftig fortgeführt werden sollte.

| Foto: Ra
             lf Kaly tt a/
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HPJ – Hamburger Polizei Journal                    Nr. 4 | 2020                                      18
INTERN

                                             4) WIE SEHEN DIE (NÄCHSTEN) ARBEITSSCHRITTE AUS?
                                             Der Prüfauftrag wurde in verschiedene Arbeitspakete unterteilt.
                                             Hierzu zählen:
                                                 l   Wie bekommen Patienten Auskünfte
                                                     aus den Patientenakten?
                                                 l   Wie kann der Ärztliche Dienst fortgeführt werden?
                                                     Dabei sind natürlich auch die finanziellen
                                                     Auswirkungen in den Blick zu nehmen.
                                                 l   Welche Anforderungen bestehen an einen
                                                     Polizeiärztlichen Dienst?

    | Foto: privat
                                             Die Themen Auskünfte aus Patientenakten und Medikamente im
                                             Bestand konnten bereits abgearbeitet werden. Für die übrigen
                                             Fragestellungen sollen bis Ende August diesen Jahres Handlungs-
VITA                                         empfehlungen erarbeitet werden.

l     Geb. 1963 in Wiesbaden
l     aufgewachsen im ländlichen             5) WAS PASSIERT MIT DEN PATIENTENAKTEN?
      Oberhessen auf.                        Unser erster AG-Erfolg innerhalb nur eines Monats war es, dass
l     Nach dem Studium der Human-            die Auskünfte zu erhobenen Befunden wieder erteilt werden kön-
      medizin in Witten/Herdecke folgte      nen. Insbesondere für Anschlussbehandlungen war es dringend
      ein Aufbaustudium „Bevölkerungs-
                                             geboten, die medizinischen Befunde wieder zugänglich zu machen.
      medizin und Gesundheitswesen“
      (Master of Public Health, MPH) in
      Hannover.                              6) WIE SIEHT AUS IHRER SICHT EIN ZUKUNFTSFÄHIGER
l     Nach beruflichen Stationen in          ÄRZTLICHER DIENST DER POLIZEI NACH HEUTIGEN,
      Großhansdorf und verschiedenen         MODERNEN GESICHTSPUNKTEN AUS?
      Kliniken in NRW war er zehn Jahre
                                             Viele ärztliche Kollegen, auch solche von außerhalb Hamburgs, mit
      als Leiter des Kinder- und Jugend-
      gesundheitsdienstes beim               denen ich in den letzten Tagen und Wochen gesprochen habe,
      Gesundheitsamt in Köln tätig           haben mir spontan gesagt: „Endlich gibt es (wieder) einen ärzt-
l     nach einer Zwischenstation im          lichen Ansprechpartner bei der Hamburger Polizei“. So wie die
      Luxemburgischen Gesundheits-           ganze Polizei, ist auch der Ärztliche Dienst allerdings keine One-
      und Sozialministerium von
                                             Man-Show, sondern interdisziplinäres Teamwork, bei dem jeder
      2013 bis zum Mai diesen Jahres
      leitete er das Gesundheitsamt 		       Einzelne bereit sein muss persönliche Verantwortung zu überneh-
      Hamburg-Harburg.                       men. Neben der Einsatzbegleitung geht es bei der ärztlichen
l     er lebt mit Frau und fünf Kindern      Behandlung und Beratung sowie ggf. Überweisung der Kolle-
      am Fuße der Harburger Berge.           ginnen und Kollegen darum, dass gesundheitlichen Gefährdungen
                                             bestmöglich vorgebeugt wird und eingetretene gesundheitliche
                                             Probleme zeitnah und gemeinsam so angegangen werden, dass
                                             jeder so unbeeinträchtigt wie möglich seinen Dienst tun kann. Je
                                             mehr sich die Polizei als Dienstherr gerade auch in gesundheit-
                                             lichen Belangen für die Polizistinnen und Polizisten einsetzt, desto
                                             mehr können diese sich mit ganzer Kraft für die Bürgerinnen und
                                             Bürger einsetzen und zum friedlichen Zusammenleben in Vielfalt
                                             beitragen.

                                             Vielen Dank für das Gespräch. | Vicky Baustian PÖA 2

                         HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                           19
A K -T U E L L

AK 02 – MARKETINGABTEILUNG D ER E I N ST E L L U N G SST E L L E

#HERZUNDVERSTAND
Das Kind im Getümmel verloren. Den Schlüssel im Abwasserschacht versenkt.
Ein Streit. Der Einbruch ins Haus. Ein Verkehrsunfall. Das mysteriöse Brummen
aus der Nachbarwohnung. Die Gründe mögen vielfältig sein, eines bleibt:
Die 110 ist die Nummer der Wahl und die Polizei DIE Hilfsinstitution in allen ad
hoc-Situationen.

Die dynamische Personalwerbekampagne               Der neueste Schachzug kommt – wie
der Akademie der Polizei läuft bereits seit        auch schon in der Vergangenheit – aus
zwei Jahren, ihr Ziel ist nach wie vor mehr        der „Nerd“-Bude der AK 02. Wer dahinter
als aktuell: Menschen für den Polizeiberuf         steckt? Das Team stellen wir euch im
zu gewinnen. Seit 2018 bilden die markigen         nächsten Heft vor! Aus vielen Stunden
Bilder und dazugehörigen Hashtags jeweils          Filmmaterial zum Thema „Bürgernähe“
einzelne Facetten ab, die der Job der Poli-        ist ein Film entstanden, der klug und
zistin und des Polizisten mit sich bringt.         emotional zeigt, welche verschiedenen

HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 4 | 2020                                           20
A K -T U E L L

Werkzeuge wir zur Bewältigung einzelner                  ein charmanter und sehr sehenswerter
Alltagssituationen haben. Idee und Um-                   Bonusfilm zum Making of!
setzung sind nicht etwa einer Werbeagen-
tur entsprungen, sondern in mühevoller                   Das Plakat zum #herzundverstand ist bis
Eigenleistung entstanden. Ehrensache,                    ins letzte Detail durchdacht. Die Einsatz-
dass auch diesmal wieder Kolleginnen und                 kräfte zeigen deutlich: Wir sind auf Au-
Kollegen anstelle eingekaufter Schauspie-                genhöhe mit euch. Die Hamburger
ler für Bild und Ton vor der Kamera stan-                Wahrzeichen im Hintergrund machen
den. Dass dabei auch mal etwas schief                    Lust, in der schönsten Stadt der Welt zu
geht und vor allem viel gelacht wird, zeigt              arbeiten.

    Heide Alvers-Böhn, Leiterin der Einstellungsstelle und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer bei der        Mit #HERZ gelebt
    Kickoff-Veranstaltung zum neuesten Kampagnenmotiv Mitte August | Foto: Polizei Hamburg                   und mit #VER-
                                                                                                             STAND geklickt:
                                                                                                             https://karriere-
                                                                                                             polizei.hamburg.de

Pünktlich zum offenen Bewerbungsfens-                   sorgen dafür, dass an unserer Kampagne
ter für die Einstellungen im August 2021                niemand vorbeikommt.
wird unsere Nachwuchszielgruppe ham-
burgweit großzügig umworben:                            Mit dem sechsten Motiv schlägt der neue
                                                        Hashtag eher ruhigere Töne an und kon-
l   knapp 30 Großflächenplakate                         zentriert sich dabei auf das Wesentliche
l   400 Seitenscheibenplakate in U-und                  unserer Arbeit: Die Polizei, dein Freund
    S-Bahnen                                            und Helfer.
l   40.000 Edgar-Cards für Kino,
    Gaststätten und Restaurants                         Eben nicht nur ein vielzitierter Spruch,
l   neue Roll Ups für Messen und Schulen                sondern gelebter Alltag.
l   5.000 Flyer und
l   3 Großflächenbanner                                 | Julia Krahmer PÖA 2

HPJ – Hamburger Polizei Journal          Nr. 4 | 2020                                                   21
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                                      REAKKREDITIERUNGSVERFAHR EN D E S ST U D I EN G A N G E S PO L I ZEI D E R A KA D EM I E

                                      BACHELOR                              3
| Foto: paulaphoto / AdobeStock.com

                                      Den Studiengang Polizeivollzugsdienst             nen und Polizisten ist“, ist Dekan Prof.
                                      mit dem Bachelor of Arts abzuschlie-              Eike Richter sicher.
                                      ßen – seit 2013 ist dies an der Akade-
                                      mie der Polizei Hamburg möglich. Der              Mit einem ausführlichen Bewerbungs-
                                      Bachelor ist der erste berufsqualifizie-          schreiben begann 2019 das Reakkreditie-
                                      rende Hochschulabschluss – bis zu                 rungsverfahren und wurde dann zunächst
                                      seiner feierlichen Überreichung sind es           unterbrochen, um es Anfang 2020 mit
                                      in der Regel sechs Semester.                      einem ausführlichen Selbstbericht fortzu-
                                                                                        setzen. Im April diesen Jahres folgte dann
                                      Alle sechs Jahre überprüft der Akkreditie-        eine – coronabedingt virtuelle – Begehung
                                      rungsrat, die gemeinsame Einrichtung der          der Akademie durch das Gutachtergre-
                                      Länder für die Qualitätssicherung in Stu-         mium des Akkreditierungsrats.
                                      dium und Lehre an deutschen Hochschu-
                                      len, in einem umfangreichen Reakkreditie-         Das Bewerbungsverfahren stellte insge-
                                      rungsverfahren den Status quo des Studi-          samt hohe Anforderungen an alle Beteili-
                                      ums an der AK. Denn der Titel „Bachelor“          gten. Unter anderem wurde die Überarbei-
                                      ist nicht nur wohlgefällig für die Ohren,         tung der Studien- und Prüfungsordnung
                                      sondern er steht für ein europäisches             und des Curriculums angeregt, die Aner-
                                      Qualitätsniveau und ist ein Garant für eine       kennung bereits geschriebener Bachelor-
                                      anspruchsvolle und gute Polizeiausbildung.        arbeiten sowie die bessere Einbettung
                                      „Eine erfolgreiche Reakkreditierung würde         berufspraktischer Ausbildungsinhalte in
                                      die hohe Qualität unserer Ausbildung              den Studienalltag erwirkt. Am Ende hob
                                      bestätigen. Wir sind überzeugt, dass das          nicht nur das Gutachtergremium den kon-
                                      der Weg zu gut ausgebildeten Polizistin-          struktiven und kollegialen Umgang am

                                      HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 4 | 2020                                              22
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Fachhochschulbereich hervor: Die Reak-             uns Studierenden in der Hochschule ernst
kreditierung ist eine großartige Gemein-           genommen werden.“
schaftsleistung aller beteiligten Professo-
rinnen und Professoren, Dozierenden,               Das positive Gutachten des Gutachtergre-
Studierenden und Verwaltungsmitarbeite-            miums Mitte Juli stellt alle Zeichen für die
rinnen und -mitarbeitern.                          erfolgreiche Reakkreditierung und damit
                                                   auch für die künftige Auszeichnung un-
Dass sich der Aufwand mehr als lohnt,              serer Polizeistudierenden als Bachelors
bestätigt auch Anja Borchardt. Die Kom-            auf grün.
missaranwärterin ist Mitglied im Fach-
schaftsrat der Studierenden und unmittel-          UND NIEMAND WEISS, WIE DAS
bar am Reakkreditierungsprozess beteiligt.         LEBEN MANCHMAL SO SPIELT:
„Ich bin froh, dass mein Ziel – Kriminal-
kommissarin zu werden – mit einem voll-            Mit einem Bachelor können sich die Poli-
wertigen Hochschulstudium verknüpft ist.           zeien anderer Bundesländer sicher sein,
Wenn man auch außerhalb unserer Institu-           dass sie sich mit einer Hamburger Kollegin
tion feststellt, dass hier gute Arbeit gelei-      oder einem Hamburger Kollegen einen
stet wird und wir Studierenden gut auf die         „Profi ins Boot holen“ und auch die Wei-
Praxis vorbereitet werden, fühlt man sich          terbildung zum Master of Arts ist Dank
natürlich bestätigt. Außerdem wurde auch           internationaler Vergleichbarkeit immer
bei uns nachgefragt, welche Wünsche wir            möglich – wenn auch aus Sicht der Polizei
an die Gestaltung unseres Studiums ha-             hoffentlich keine wirkliche Option...
ben und was noch verbesserungsfähig ist
– das zeigt auch, dass die Anliegen von            | Julia Krahmer PÖA 2

HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 4 | 2020                                             23
INTERN

          BY E , AU REVOIR, D O SVIDANIYA INGEBORG LEG G E!

          DIE „KÖNIGIN DER ZAHLEN“
          WIRD NUN PRINZESSIN
| Foto: Polizei Hamburg

                          „Ich schmeiß´ alles hin und werde Prinzessin“ stand auf der Einladungskarte zu
                          ihrer Pensionierungsfeier Mitte März. Nicht nur ihrem besonderen, manchmal
                          auch tiefschwarzen Humor ist es zu verdanken, dass so manch stürmische Zeit
                          in der Polizei Hamburg souverän gemeistert wurde.

                          Ingeborg Legge überzeugte vor allem durch ihre wissenschaftliche Expertise, ihre praxis-
                          orientiert fundierten Vorschläge und ihre Hartnäckigkeit, heißt es in der Laudatio vom
                          LKA-Chef Mirko Streiber. Alles gepaart mit einer äußerst angenehmen, empathischen
                          und unaufgeregten Art. Sie ist halt eine Eigenmarke. Doch was zeichnet die 65-jährige
                          Feinschmeckerin und Feinkostliebhaberin eigentlich noch aus? Von Vorgesetzten, Mitar-
                          beiterinnen und Mitarbeitern wird die sprachbegabte, studierte Philosophin, Rechts- und
                          Sozialwissenschaftlerin und Kriminologin hochgeschätzt, weil von ihr nie ein unfreund-
                          liches Wort zu hören war und sie den Druck nie „nach unten“ weitergegeben hat.

                          Ingeborg Legge schaut auf eine beeindruckende Zeit bei der Polizei Hamburg zurück
                          – mit vielen „Aufs“ aber auch einigen „Abs“. „Ein wenig weich ums Innere“ sei ihr bei
                          der Verabschiedung geworden. Das HPJ traf sich mit Ingeborg Legge zu einem virtu-
                          ellen Gespräch.

                          FRAU LEGGE, BITTE VERVOLLSTÄNDIGEN SIE FOLGENDE SÄTZE:

                          Als ich vor 30 Jahren (1989) in der Hamburger Polizei anfing, habe ich nicht gedacht,
                          dass ich so lange bleibe.

                          HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                           24
INTERN

Als ich Ende der 1990er Jahre nach New York flog, um mir einen Eindruck über das
vermeintliche Erfolgskonzept der Polizei „Sicherste Großstadt der USA“ zu verschaf-
fen, war ich über den niedrigen Ausbildungsstand und die unterentwickelte
Informationstechnik verblüfft. Aber nur unter solchen Bedingungen können
einfache Reaktionen wie Null-Toleranz überhaupt eine Option sein. Für die Ham-
burger Polizei mit ganz anderen Voraussetzungen war Null-Toleranz als Füh-
rungsmittel und als Kriminalitätsbekämpfungsmittel auch deshalb ein No Go.
Diese Reise bedeutete für mich persönlich, dass ich danach – obwohl Nichtpoli-
zistin – als Beraterin bei kriminal- und schutzpolizeilicher Strategieplanung
akzeptiert wurde. In der Konsequenz wurde die Kriminologische Forschung um
Lage und Strategische Planung erweitert.

Besonders (heraus-) fordernd war die Zeit 2011 mit einer Serie von Brandstiftungen an
Kfz und die enorm steigenden Fallzahlen im Wohnungseinbruchdiebstahl, weil die
Forderung nach schnellen Erfolgen in Hamburg sehr laut war. Aber dann wurde
verstanden, dass der Stadtstaat weder eigene Ursachen noch eigene Lösungen
für sich reklamieren konnte, sondern länderübergreifende Zusammenarbeit das
Gebot der Stunde war. Informationsaustausch und Kooperation sind weiter
Motor für den bis jetzt anhaltenden Erfolg.

Was unterscheidet die damalige Kriminologische Forschungsstelle von der heutigen?
Als ich anfing, gab es ja noch keine, die musste erst aufgebaut werden. Wissen-
schaftliche Expertise ist heute eine feste Größe bei Beschreibung und Analyse
von Phänomenen – sie hat einen festen Platz bei der Erörterung von Problemlö-
sungen. Esther Jarchow wird das mit ihrem Team aus vier Wissenschaftlerinnen
weiter ausbauen.

Mein berufliches Steckenpferd war die systematische Erweiterung von internen
Informationsquellen zur Kriminalitätsentwicklung in Hamburg über PKS und
Lageanalysen hinaus um Bevölkerungsbefragungen. Früher waren das die Krimi-
nologischen Regionalanalysen für Hamburg (KRA), heute ist es die Beteiligung
an bundesweiten Bevölkerungsbefragungen (SKiD).

Mein Lieblings-LKA-Leiter war Wolfgang Sielaff, weil er der Initiator zur Einrich-
tung der Kriminologischen Forschungsstelle im LKA Hamburg war.

Mein jetziges Leben genieße ich mit meinem Partner.

Mein Lebensmotto lautet: Es gibt immer einen Weg.…

Einen Wunsch, den ich mir noch erfüllen möchte, ist die Welt wieder und weiter
bereisen und dadurch kennenlernen zu können…

Vielen Dank für das Gespräch. Das HPJ-Team wünscht Ihnen alles Gute für Ihren
3. Lebensabschnitt! | Vicky Baustian PÖA 2

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                        25
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                                                                                  ben
                                                                         ma l e
                                       ... nur kurz !

                                                                                  Was war dein schönstes Erlebnis zum Thema
                                                                                    „Die Polizei – dein Freund und Helfer“?

                                                                                       Wo bist du eine helfende Hand gewesen,
                                                                                      hast vielleicht auch hinterher ein spezielles
                                                                                                 Dankeschön erhalten?
                                                                                        Aus welcher Situation bist du mit dem
                                                                                  guten Gefühl gegangen, dass du „einen super Job“
                                                                                                     gemacht hast?
                                                                                          Melde dich mit deiner Geschichte
              Das Polizeimuseum bittet um Spenden
                                                                                                       unter
           alter Dienstgradabzeichen für die geplante Ausstellung                           pol-ak02-einstellungsstelle
                  „Hamburger Uniform im Wandel der Zeit“.
                Gesucht werden die „alten goldenen“, also die
               des höheren Dienstes in der grünen Ausführung.                                     Fachhochschule

                            Bitte nehmt Kontakt auf unter
                         polizeimuseum@polizei.hamburg.de

                                                   Die AK sucht neue Lehrkräfte!
                                              Die Akademie der Polizei Hamburg führt vom 26.10. bis
                                                  20.11.2020 ein Pädagogisches Seminar durch,
                                               um zukünftige Lehrkräfte für die Ausbildung unserer
                                                        Nachwuchskräfte zu qualifizieren.

                                                     Weitere Infos findst Du im IntraPol,
                                                   bei Fragen wende dich bitte an Dr. Caroline
                                            Duncker-Euringer, AK 01 (caroline.duncker-euringer@polizei.
                                            hamburg.de) oder Gesa Glaser, AK 301 (gesa.glaser@polizei.
                                               hamburg.de). Hospitationen sind jederzeit möglich!

| Foto: Ralf Geithe / AdobeStock.com

                                 HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                              26
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PERS 23 - GESUNDHEITSTAG 2 0 2 0

GESUNDHEITSTAG
MAL ANDERS

Der jährliche Gesundheitstag ist eine feste Institution
und bietet allen Kolleginnen und Kollegen eine große
Auswahl an Themen und Aktionen rund um das
Thema Gesundheit und Wohlbefinden. Bei den Pla-
nungen zum diesjährigen Event denkt das Team von
PERS 23 coronabedingt digital: Gemeinsam mit den
Referentinnen und Referenten wollen die Verantwort-
lichen ein mitarbeiterorientiertes und umfassendes
Konzept aus Podcasts, Videoaufzeichnungen und               | Foto: udra11 / AdobeStock.com

vielem mehr zusammenstellen. Dabei zeigt sich:
Warum nur ein GesundheitsTAG, wenn man immer
etwas für seine Gesundheit tun kann? Angedacht ist, einige Themen wiederkeh-
rend anzubieten. Im letzten Jahresquartal geht’s los und der Zugang zu den
einzelnen Inhalten wird auch von Zuhause möglich sein. Also bleibt am Ball –
und gesund! | Julia Krahmer PÖA 2

DIENSTVEREINBARUNG UNTER Z E I CH N ET

TALENTIERTE NACHWUCHS-
KRÄFTE AUFGEPASST!
Die Besetzung von höherwertigen Dienstposten soll
zukünftig einheitlich, transparent, nachvollziehbar und
verlässlich sein. Jede/r Mitarbeiter/in kann sich künftig
über ihren/seinen möglichen Karriereweg informieren.
Anfang August unterschrieben Polizeipräsident Ralf
Martin Meyer und der Vorsitzende des Personalrats
der Polizei Hamburg, Klemens Burzlaff, die erweiterte
„Dienstvereinbarung zur Förderung von Talenten im
Vollzug“.
Was bedeutete das für mich? Wer kommt dafür in-
frage? Wie sehen die Kriterien aus? Welche Organisa-
                                                                                        | Foto: Nici Müller, PÖA 2
tionsbereiche und Statusämter sind betroffen?
                                                                                        https://fhhportal.ondataport.
Weitere Informationen findet ihr im IntraPol –                                          de/websites/0070/personal/
                                                                                        personalabteilung/personal-
DocID:INTRAPOL-99735776-103.
                                                                                        entwicklung/Documents/
| Vicky Baustian PÖA 2                                                                  DV_Talente_gezeichnet.pdf

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                                27
IM GESPR ÄCH

          W E C H SEL IN DER FÜHRUNGSGRUPPE DER WAS S E RSCH U TZPO L I ZEI

          ALLZEIT GUTE FAHRT!
| Foto: Nici Müller, PÖA 2

                             Mitte Juni drehte sich das Karussell in der Wasserschutzpolizei:
                             Der bisherige Leiter Karsten Witt verabschiedete sich – coronabedingt im
                             kleinen Rahmen – in den Ruhestand. Seinen Platz übernahm sein langjähriger
                             Vertreter Olaf Frankowski.

                             Damit auch dieser einen verlässlichen Vertreter an seiner Seite weiß, wechselte Kol-
                             lege Dirk Poschmann vom WSPK 2 an die Stelle des WSPLS und übergab wiederum
                             seinen Bürostuhl an den Kollegen Michael Lootz.

                             Wir wünschen allen Beteiligten an dieser Stelle alles Gute für ihre neuen Verwen-
                             dungen und verabschieden Herrn Witt mit den besten Wünschen in seinen Ruhestand!

                             Es gibt immer etwas zu tun und nie genug Zeit – lernen wir den neuen Leiter der WSP
                             kennen in 90 Sekunden…:

                             FÜR WELCHE DREI DINGE IN IHREM LEBEN SIND SIE AM DANKBARSTEN?
                             An erster Stelle ist hier meine Familie zu nennen. Ich bin verheiratet und habe zwei
                             wunderbare Töchter. Ich habe einen tollen Beruf der mich herausfordert und mir Spaß
                             macht. Und ich bin gesund.

                             WELCHE WAR DIE BESTE ENTSCHEIDUNG IN IHRER BERUFLICHEN
                             LAUFBAHN?
                             Ich entschied mich irgendwann 1999, für die Ausbildung zum LA III zu bewerben.
                             Diese Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht. Jetzt bin ich froh, den doch sehr
                             anspruchsvollen Weg gewählt zu haben. Ich konnte so in den letzten Jahren vieles für
                             unsere WSP bewegen, jetzt sogar noch mehr.

                             HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 4 | 2020                                         28
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