Ihr Ratgeber für Chancen und Risiken von Investments - FinanceScout24
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vorwort 01 Kaufe nur, was Du verstehst Was machen Sie, wenn Sie sich ein Auto, einen Welche Entscheidung Sie auch immer bei der Fernseher oder eine Waschmaschine kaufen Geldanlage trefen: Wichtig ist zu wissen, was möchten? Gehen Sie in ein Geschäft und neh- und warum Sie es tun. Und wenn Sie am Ende men das nächstbeste Produkt, das Sie sehen? nur den einen Ratschlag der Investmentlegende Wohl kaum. Gerade im Internet-Zeitalter ist es Warren Bufett beherzigen, haben Sie schon viel einfach und ohne großen Zeit- und Kostenauf- gewonnen: „Kaufe nur, was Du verstehst.“ wand möglich, sich einen ersten Eindruck zu verschafen. Welche Produkte können was leis- ten und wer bietet sie zum günstigsten Preis an? Sich zu informieren und dann das Gewünschte Zum Autor: Gian Hessami herauszusuchen, ist keine Kunst – man muss es nur anpacken. Das Gleiche gilt auch für die Geldanlage. Wer sich näher damit beschäftigt, ist auf dem richti- gen Weg, das Passende zu inden. Dabei gelten im Prinzip die gleichen Regeln wie beim alltäg- lichen Einkauf. Nicht immer ist das, was einem der Verkäufer oder Bankberater erzählt, tat- sächlich das Beste. Besser ist es, sich seine eige- ne Meinung zu bilden und dann zu entscheiden. Dazu müssen Sie kein Finanzproi sein und täg- lich die Börsen studieren. Es kann schon rei- chen, sich ein gewisses Grundverständnis anzu- eignen, um bei einem Finanzberatungsgespräch Gian Hessami ist freiberulicher Finanz- Ihrem Gegenüber die richtigen Fragen zu stel- journalist. Er schreibt unter anderem len. Zum Beispiel: „Wie viel Nebenkosten fallen für „Börse Online“, „Euro am Sonntag“ eigentlich bei dem Produkt an, das Sie mir emp- und das „Handelsblatt“ rund um das fehlen? Gibt es günstigere Alternativen?“ Thema Geldanlage. Dabei stehen die Perspektive des Anlegers sowie die Wer ein Gefühl dafür bekommen möchte, wie Chancen und Risiken der Investments die Finanzwelt funktioniert, kommt nicht umhin, im Vordergrund. sich die „Basics“ der Geldanlage einmal genau- er anzusehen. Welches Konto ist das Richtige? Lohnt sich ein Sparbuch? Was können Anleihen, Aktien, Fonds, Immobilien, Zertiikate und Roh- stofe bieten? Dies sind die ersten Schritte der Selbstbestimmung, wenn es um Ihre Finanzen geht. GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Inhaltsverzeichnis 02 Kapitel 1: Liquide Mittel ........................................................................................................................... Seite 04 Das magische Dreieck............................................................................................................................ Seite 04 Das Girokonto ......................................................................................................................................... Seite 05 Das Sparbuch.......................................................................................................................................... Seite 06 Tagesgeld ................................................................................................................................................ Seite 08 Fazit .......................................................................................................................................................... Seite 10 Interview mit Ralf Scherling ................................................................................................................. Seite 11 Kapitel 2: Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen .......................................................... Seite 13 Staatsanleihen ........................................................................................................................................ Seite 13 Bankschuldverschreibungen ................................................................................................................ Seite 14 Pfandbriefe ............................................................................................................................................. Seite 14 Unternehmensanleihen ........................................................................................................................ Seite 14 Die Bonitätsbewertung der Emittenten .............................................................................................. Seite 15 Institutionelle Investoren als Indikator................................................................................................ Seite 17 Deutsche Staatsanleihen....................................................................................................................... Seite 17 Ausländische Staatsanleihen ................................................................................................................ Seite 18 Unternehmensanleihen ........................................................................................................................ Seite 18 Auf dem Weg zum passenden Produkt ............................................................................................... Seite 19 Kursveränderungen während der Laufzeit ......................................................................................... Seite 21 Verlust droht beim Verkauf vor Laufzeitende .................................................................................... Seite 22 Alternative: Festgeld .............................................................................................................................. Seite 23 Grauer Kapitalmarkt: Handel ohne Überwachung ............................................................................ Seite 23 Interview mit Rüdiger Stumpf ............................................................................................................... Seite 24 Kapitel 3: Aktien .......................................................................................................................................... Seite 26 Warren Bufett liebt Coca Cola ............................................................................................................. Seite 27 Was sind eigentlich Aktien? ................................................................................................................... Seite 28 Der Aktienkurs ........................................................................................................................................ Seite 29 Wie man Aktien handelt ........................................................................................................................ Seite 30 Börslicher und außerbörslicher Handel .............................................................................................. Seite 31 Informationen zahlen sich aus ............................................................................................................. Seite 31 Bilanzkennzahlen sind wichtig.............................................................................................................. Seite 32 Frühindikatoren ...................................................................................................................................... Seite 33 Der Branchenansatz .............................................................................................................................. Seite 33 Zyklische und antizyklische Aktien ....................................................................................................... Seite 33 Zykliker für den Aufschwung ................................................................................................................ Seite 34 Die Fundamentalanalyse ....................................................................................................................... Seite 35 Die Dividendenrendite........................................................................................................................... Seite 36 Börsenotierte Unternehmen ................................................................................................................ Seite 37 Interview mit Edda Vogt ........................................................................................................................ Seite 38 Kapitel 4: Fonds ........................................................................................................................................... Seite 40 Risiken breit streuen .............................................................................................................................. Seite 40 Miteigentümer am Fondsvermögen .................................................................................................... Seite 41 Der Rücknahmepreis ............................................................................................................................. Seite 41 Geschlossene Fonds .............................................................................................................................. Seite 44 Fondsvermögen ist Sondervermögen ................................................................................................. Seite 45 Investiertes Rekordvermögen .............................................................................................................. Seite 46 Anbieter von Investmentfonds ............................................................................................................. Seite 47 Aktienfonds ............................................................................................................................................. Seite 47 Der Vergleichsindex: Die Benchmark .................................................................................................. Seite 47 Die Produkte verstehen......................................................................................................................... Seite 48 Wichtige Fondsgattungen ..................................................................................................................... Seite 49 Aktives versus passives Management ................................................................................................. Seite 49 Indexfonds sind preiswerter ................................................................................................................. Seite 49 GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Inhaltsverzeichnis 03 Auf ganze Märkte setzen ....................................................................................................................... Seite 50 Interview mit Kerstin Becker-Eiselen ................................................................................................... Seite 51 Kapitel 5: Immobilien ................................................................................................................................ Seite 53 In Betongold investieren ....................................................................................................................... Seite 53 Die größte Investition des Lebens........................................................................................................ Seite 53 Kosten realistisch kalkulieren ............................................................................................................... Seite 54 Das Tilgungsparadox ............................................................................................................................. Seite 55 Niedrigzins verlängert Abzahlungszeitraum ....................................................................................... Seite 55 Tilgung erhöhen ..................................................................................................................................... Seite 56 Immobilien als klassische Anlageklasse .............................................................................................. Seite 56 Immobilien als solide Anlage ................................................................................................................ Seite 56 Fondsrückgabe kann schwierig werden .............................................................................................. Seite 57 Schließung von Fonds während der Finanzkrise................................................................................ Seite 58 Interview mit Jörg Sahr .......................................................................................................................... Seite 60 Kapitel 6: Derivate ...................................................................................................................................... Seite 62 Das erste Zertiikat ................................................................................................................................. Seite 62 In verschiedene Märkte investieren..................................................................................................... Seite 64 Zertiikate sind Inhaberschuldverschreibungen ................................................................................ Seite 64 Anleger wetten nicht gegen die Bank .................................................................................................. Seite 65 Der Handel .............................................................................................................................................. Seite 65 Bank als Marketmaker ........................................................................................................................... Seite 65 Die Nebenkosten .................................................................................................................................... Seite 65 Teilschutz-Papiere .................................................................................................................................. Seite 66 Bonus-Zertiikate .................................................................................................................................... Seite 66 Der Sicherheitspufer............................................................................................................................. Seite 68 Gold als Basiswert .................................................................................................................................. Seite 68 Discount-Zertiikate ............................................................................................................................... Seite 68 Discount-Zertiikate auf Edelmetalle ................................................................................................... Seite 69 Aktienanleihen ........................................................................................................................................ Seite 70 Gewinne in Seitwärtsmärkten .............................................................................................................. Seite 71 Auf Nummer sicher gehen mit Kapitalschutz-Zertiikaten................................................................ Seite 72 Hebelprodukte für spekulative Anleger .............................................................................................. Seite 72 Optionsscheine ....................................................................................................................................... Seite 73 Knock-out-Produkte ............................................................................................................................... Seite 74 Fazit .......................................................................................................................................................... Seite 75 Interview mit Holger Schleicher ........................................................................................................... Seite 76 Kapitel 7: Rohstofe.................................................................................................................................... Seite 78 Der Beginn des Rohstofbooms ........................................................................................................... Seite 78 China und Indien .................................................................................................................................... Seite 80 Rohstofe sind Dollarmärkte................................................................................................................. Seite 80 Produkte mit Währungsabsicherung ................................................................................................... Seite 82 Metalle ..................................................................................................................................................... Seite 82 Edelmetalle ............................................................................................................................................. Seite 82 Kassa- und Terminmärkte ..................................................................................................................... Seite 83 Gold als sicherer Hafen ......................................................................................................................... Seite 83 Angebot und Nachfrage ........................................................................................................................ Seite 83 Produktionsländer ................................................................................................................................. Seite 83 Bei Gold gibt es mehrere Faktoren, die den Preis beeinlussen ...................................................... Seite 84 Globale Goldnachfrage .......................................................................................................................... Seite 86 Industriemetalle ..................................................................................................................................... Seite 86 Agrarrohstofe ........................................................................................................................................ Seite 88 Rohstoindizes ....................................................................................................................................... Seite 89 Contango versus Backwardation ......................................................................................................... Seite 90 Interview mit Thorsten Proettel ........................................................................................................... Seite 92 GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 04 Liquide Mittel Immer ans Geld herankommen Wer sein Geld vor Verlusten schützen und es jederzeit zur Verfügung haben will, nutzt dazu Girokonto, Sparbuch und Tagesgeld. Wann bietet sich welche Form an und welche Ab- striche müssen Bankkunden machen? Viele spannende Informationen zu diesen Themen inden Sie in diesem Kapitel zu den liquiden Mitteln der Geldanlage. Sie wollen Ihr Geld sicher anlegen, jederzeit da- Das magische Dreieck rüber verfügen und zugleich traumhaft hohe Renditen erzielen? Daraus wird leider nichts. Es Das Prinzip lautet dabei: Je sicherer und je liqui- gibt kein Investment, mit dem Anleger alle diese der ein Investment ist, desto weniger Rendite drei Ziele in vollem Umfang erreichen. wirft es ab. Im Umkehrschluss heißt das: Anla- gen mit hoher Rendite sind entweder weniger Wer auf der Suche nach einer geeigneten An- liquide oder weniger sicher. Während in den lageform ist, muss jedes Angebot unter den Medien die Aspekte Sicherheit und Rendite bei drei Gesichtspunkten Sicherheit, Liquidität Investments eine große Rolle spielen, wird der (Verfügbarkeit) und Rendite kritisch unter die Punkt Liquidität häuig vernachlässigt. Zu Un- Lupe nehmen. Sie sind die wichtigsten Einluss- recht. Denn dies ist genau die Stelle des ma- faktoren bei der Geldanlage. Experten sprechen gischen Dreiecks, die uns oft – wenn nicht sogar dabei vom „magischen Dreieck“, da die drei täglich – begleitet. Punkte immer ein Stück voneinander entfernt liegen. Geldanlagen lassen sich stets zwischen Wer nicht liquide ist, der kann weder einkaufen, diesen drei Eckpunkten einordnen. Miete bezahlen noch tanken oder Rechnungen begleichen. Wer darüber hinaus nicht ein paar GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 05 „Notgroschen“ als Reserve hat, steht vor einem Problem, wenn plötzlich die Waschmaschine, das Auto oder ein anderer Gebrauchsgegen- stand den Geist aufgibt und schnellstens für Er- satz gesorgt werden muss. Und das am besten so schnell wie möglich. Dafür eignet sich ein Gi- rokonto ideal. Denn an sein Geld kommt man am nächsten Geldautomat, solange das Konto gedeckt ist. Das Girokonto Das Magische Dreieck der Geldanlage Mit „Liquidität“ ist im Finanzbereich die Ver- nur gebührenfrei ist, wenn der Kunde einen fügbarkeit des angelegten Geldes gemeint. Je monatlichen Geldeingang in bestimmter Höhe schneller und unkomplizierter man an sein nachweisen kann. Weiterhin bieten viele Ban- Vermögen kommt, desto liquider ist die Anla- ken Kreditkarten, die es zum Konto dazu gibt, ge. Ein Finanzprodukt mit vollkommener Liqui- kostenfrei an. dität ist das Girokonto. Wer ausreichend Geld auf seinem Girokonto hat, dessen Liquidität ist gewährleistet. Der alltägliche Zahlungsverkehr läuft über das Girokonto: Dazu gehören etwa Gehalt, Miete, Überweisungen, Bankeinzüge, Geldabhebungen oder ganz einfach der Einkauf Tipp im Supermarkt. Das Girokonto ist im Idealfall eine rei- Doch welches Girokonto ist das Beste? Diese ne Durchlaufstation für das Geld der Frage muss jeder für sich selbst beantworten, Bankkunden. Der große Nachteil der indem er sich verschiedene Angebote von Ban- vollkommenen Liquidität und der Si- ken einholt und überlegt, welches zu ihm am cherheit, die das Girokonto bietet: Es besten passt. Ein wichtiges Kriterium sind die wird nicht oder nur sehr gering ver- Kosten, die möglicherweise anfallen. Ist das zinst, beispielsweise mit 0,1 Prozent Konto gebührenfrei? Wird ein Dispositionskre- Zinsen per annum. Daher eignet sich dit gewährt und wie viel Zinsen bezahle ich für das Girokonto nicht, um sein Geld zu die Überziehung meines Kontos? Weiterhin ist sparen und zu mehren. Wer auf die- es heutzutage für viele Kunden wichtig, ihr Gi- sem Konto hohe Kapitalbeträge hor- rokonto online zu verwalten. Dabei sparen sie tet, die er nicht für den alltäglichen sich den Weg zur Filiale und können unabhängig Bedarf verwendet, verschenkt nicht von den Öfnungszeiten der Banken ihre Geld- nur viel Geld, er verliert langfristig auch geschäfte tätigen. Geld, da das Girokonto die Inlation nicht ausgleichen kann. Bei den Leistungen der Bank sollte man genau hinsehen. So ist es üblich, dass ein Girokonto GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 06 Info Einlagensicherung Das Geld, das Sparer auf Giro- und Tagesgeldkonten sowie auf ihrem Sparbuch eingezahlt haben, ist einlagengesichert. Alle in Deutschland eigenständig tätigen Privatbanken und Bausparkassen müssen der gesetzlichen Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) angehören. Diese sichert 100.000 Euro pro Anleger und Bank ab. Mehr dazu unter: www.edb-banken.de Die meisten Privatbanken haben sich darüber hinaus dem Einlagensicherungs-Fonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) angeschlossen. Dieser Verband übernimmt Ein- lagen über 100.000 Euro. Die Sicherheitsgrenze unterscheidet sich von Institut zu Institut. Mehr dazu unter: www.bankenverband.de Private Bausparkassen verfügen über einen eigenen Sicherungsfonds, der im Schadensfall zusätzlich zu dem der EdB einspringt. Bausparanlagen sind unbegrenzt geschützt, Sparein- lagen bis zu 250.000 Euro. Sparkassen sowie Raifeisen- und Genossenschaftsbanken haben eigene Haftungsverbünde gegründet. Sie garantieren die Einlagen über die Institutssiche- rung. Die Gemeinschaft unterstützt schwache Institute so lange, bis sie wieder zahlungsfä- hig sind. Außerhalb Deutschlands gilt auch in allen anderen EU-Staaten die gesetzliche Einlagen- sicherung bis zu 100.000 Euro pro Bank und Kunde. In Großbritannien liegt die Obergrenze der Einlagensicherung bei 85.000 Pfund. Das Sparbuch Wer einen Teil seines Geldes nicht für die tägli- es für Anleger und Sparer grundsätzlich wichtig chen Geschäfte wie Miete, Überweisungen und zu wissen, wie es funktioniert. Denn sollte es Einkäufe benötigt, sollte es besser dort „par- mit dem allgemeinen Zinsniveau in den kom- ken“, wo er sein Guthaben verzinst bekommt. menden Jahren wieder bergauf gehen, könnte Das Sparbuch ist die klassische Form des Spa- das „gute, alte Sparbuch“ durchaus wieder eine rens. Auch wenn es in den vergangenen Jahren Option sein, sein Geld sicher zur Seite zu legen. aufgrund des niedrigen Zinsniveaus – so bekam man im Jahr 2014 bei den meisten Sparbüchern Beim klassischen Sparbuch der Sparkasse etwa deutlich weniger als 0,5 Prozent Zinsen pro Jahr erhalten die Kunden Zinsen ab dem ersten Euro, – immer mehr an Attraktivität verloren hat, ist den sie einzahlen. Bis zu 2.000 Euro sind im GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 07 Monat verfügbar. Wird ein größerer Betrag inner- EZB im September 2014 festlegte, müssen Anle- halb eines Monats benötigt, können Kunden ger mit einer sogenannten Negativ-Verzinsung das Sparbuch aulösen. Nach einer Kündigungs- rechnen. Um die wahre Rendite seiner Sparan- frist von drei Monaten kommen die Kunden an lage zu sehen, muss man die Inlationsrate vom den gesamten Betrag heran. Sparer können ei- Zins abziehen. Sollte der Zins die Inlationsrate nen beliebigen Betrag am Bankschalter oder am nicht ausgleichen, kommt es beim Sparen im Geldautomat einzahlen sowie Geld online auf Endefekt zu einem Verlust der Kaufkraft. das Sparkonto überweisen. Die Bank berechnet die Zinsen des Guthabens am Jahresende und schreibt sie dem Kunden gut. Das Praktische an Sparbüchern ist ihre einfache Nutzung. Für die Kontoführung fallen keine Gebühren an und die Sparer müssen sich an keine Laufzeiten halten. Häuig werden Sparbücher sehr alt und gehen in die nächste Generation über. Die Einlage wird zu den gültigen Zinssätzen verzinst, die sich an den aktuellen Marktbedin- gungen orientieren. Grundsätzlich richtet sich die Höhe nach dem aktuellen Leitzins der Euro- päischen Zentralbank (EZB). Bei einem extrem niedrigen Leitzins von 0,05 Prozent, wie ihn die Entwicklung EZB Entwicklung EZB-- Leitzins Leitzins Quelle: EZB 4,50% 4,00% 3,50% 3,00% 2,50% 2,00% 1,50% 1,00% 0,50% 0,00% März 2008 März 2009 März 2010 März 2011 März 2012 März 2013 März 2014 März 2015 Quelle: Europäische Zentralbank GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 08 Info Tagesgeld Anstatt sein Geld aufs Sparbuch zu legen, ist Der Leitzins gibt den Ton an es durchaus eine Überlegung wert, bei einer Bank ein Tagesgeldkonto zu eröfnen. Dies ist Der Leitzins gibt die Richtung vor, in die ein verzinstes Konto, das ohne Kündigungsfrist sich die Zinsen für liquide Mittel wie Gi- funktioniert. Tagesgeldkonten bieten in der Re- rokonto, Sparbuch und Tagesgeld ent- gel höhere Zinsen als Sparbücher und weisen wickeln. So liegt zum Beispiel die Zins- zugleich eine ähnlich hohe Liquidität wie Giro- kurve für Tagesgeld und Leitzinsen seit konten auf. Die Führung eines Tagesgeldkontos dem Frühjahr 2009 eng beieinander. ist bei den meisten Anbietern kostenlos, es fällt Der Leitzins ist der von einer Zentral- also keine Grundgebühr an. Tagesgeldkonten bank (Notenbank) festgesetzte Zins- sind reine Abrufkonten, über die Kunden keine satz, zu dem sich die Geschäftsbanken Überweisungen oder sonstige Zahlungen abwi- Geld bei der Zentralbank leihen kön- ckeln dürfen. Das Konto dient wie ein Sparbuch nen. In der Eurozone ist beispielsweise ausschließlich der Geldanlage. Anleger können die Europäische Zentralbank (EZB) und von einem Referenzkonto – etwa von einem in den USA die Federal Reserve (Fed) Girokonto – Geld auf ihr Tagesgeldkonto über- zuständig. Eine Erhöhung des Leitzin- weisen oder von ihm abbuchen. Die Zinsen, die ses verteuert die Liquiditätsbeschaf- das Tagesgeldkonto erwirtschaftet, werden re- fung der Banken. Eine Leitzinssenkung gelmäßig in einem festen Intervall gutgeschrie- erleichtert hingegen die Geldaufnah- ben – beispielsweise monatlich, vierteljährlich, me der Geschäftsbanken. halbjährlich oder jährlich. Je höher der Leitzins, desto höher ist grundsätzlich auch der Zinssatz, den Ein Nachteil gegenüber dem Sparbuch ist, dass private Bankkunden für ihre Einlagen die Kreditinstitute den Zinssatz beim Tages- (Bankguthaben) erhalten. geld täglich ändern und nach unten anpassen Umgekehrt gilt: In Zeiten niedriger Leit- können. Der Grund: Die Zinsen sind nicht fest- zinsen gibt es auch für Bankguthaben geschrieben, sondern orientieren sich an den und für Tagesgeld nur geringe Zinsen. Zinsen, die sich die Banken untereinander für tägliches Geld zahlen. Die dort üblichen Kondi- tionen geben die Banken mit einem Abschlag an die Tagesgeldkonten-Inhaber weiter. Im Ge- gensatz zum Sparbuch wird das Geld nicht im- Tipp mer ab dem ersten Euro verzinst. Je nach Geld- institut müssen die Kunden einen festgelegten Mindestbetrag einzahlen, um in den Genuss der Der Zinssatz der Sparanlage ist zwar Zinszahlung zu kommen. Zum Teil sind die Zin- grundsätzlich vom Leitzinsniveau ab- sen auch gestafelt. Das Prinzip dabei: Je höher hängig. Dennoch kann es sich lohnen, das Guthaben, desto höher der Zins. die Zinsangebote verschiedener Geld- institute zu vergleichen. Sparer können frei über ihr Guthaben verfügen, denn Tagesgeldkonten sind jederzeit kündbar. GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 09 Viele Tagesgeldkonten werden ausschließlich als Online-Konto angeboten. Dadurch sinken Info die Verwaltungskosten, was die Banken dann in Form von höheren Zinsen an den Kunden wei- terreichen können. Zum anderen dient es Ban- Der feine Zinsunterschied ken, neue Kunden zu gewinnen. In manchen Fällen kann man ein Tagesgeldkonto nur zu- Kleinvieh macht auch Mist – das gilt sammen mit einem Girokonto und/oder einem nicht nur auf dem Bauernhof, sondern Depot eröfnen. Für den Kunden ist es jedoch auch beim Sparen. Dies zeigt folgendes angenehmer, wenn die Banken an ihre Tages- Beispiel: Sparer A hat 20.000 Euro fünf geld-Konditionen keine zusätzlichen Bedingun- Jahre auf seinem Sparbuch angelegt. gen knüpfen. Die Bank zahlt einen jährlichen Zins von 0,25 Prozent. Nach fünf Jahren Es empiehlt sich, die Konditionen vorab genauer beträgt sein Guthaben 20.251,25 Euro zu überprüfen. So kann es auch sein, dass man (inklusive Zinseszins). Sparer B hat die als „Altkunde“ auf dem Tagesgeldkonto weniger 20.000 Euro auf dem Tagesgeldkon- Zinsen für sein Geld bekommt als ein Neukunde. to angelegt und bekommt dafür eine Auch der Abschluss mehrerer Tagesgeldkonten jährliche Verzinsung von zwei Prozent. bei einer Bank ist möglich, jedoch nicht immer Nach fünf Jahren ergibt sich mit Zinses- vorteilhaft. Mit jedem weiteren Tagesgeldkonto zins ein Guthaben von 22.081,62 Euro. steigt der Organisationsaufwand. Denn jedes Somit hat er rund 1.830 Euro mehr auf Konto muss separat angelegt werden und erhält dem Konto als Sparer A – und das nur, eigene Zugangsdaten. Da sich die Konditionen weil er sich für das Tagesgeldkonto für Tagesgeldkonten vergleichsweise häuig än- entschieden hat. dern können, steigt auch der zeitliche Aufwand für die Kunden, dies regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls das Konto zu wechseln. Vor- und Nachteile beim Tagesgeld + – Höhere Direktes Verzinsung als bei Abheben wie Girokonto und beim Girokonto Sparbuch nicht möglich Keine Zinssatz kann sich Grundgebühr ständig ändern GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 10 Tipp Info Teilen Sie beim Tagesgeldkonto Be- Da sich der Zinssatz beim Tagesgeld träge über 100.000 Euro (bei Gemein- ständig ändern kann, lohnt sich der schaftskonten 200.000 Euro) auf meh- Vergleich der Angebote und gegebe- rere Geldinstitute auf, um durch die nenfalls der Wechsel zu einer Bank, Einlagensicherung geschützt zu sein. die bessere Konditionen bietet. Es gibt Sie müssen zudem daran denken, dass aber auch Tagessgeldkonten, bei de- der Sparerpauschbetrag zwischen al- nen die angegebene Verzinsung für len Tagesgeldkonten so aufgeteilt wird, einen bestimmten Zeitraum, etwa für dass die Summe von 801 Euro bei Al- sechs Monate, garantiert wird. Dies leinstehenden und 1.602 Euro bei Ehe- erhöht Ihre Planungssicherheit. Sollte gatten nicht überschritten wird. Sollte das Kreditinstitut seinen Sitz außerhalb der Sparerpauschbetrag nicht vollstän- der Europäischen Union haben, sollten dig ausgeschöpft sein, sollten Sie recht- Sie vorab klären, ob Ihr Geld einlagen- zeitig den Freistellungsantrag bei der gesichert ist. So können Sie sich für Bank einreichen. Der Sparerpausch- den Insolvenzfall der Bank absichern. betrag ist ein Freibetrag im deutschen Einkommensteuergesetz, der Kapital- einkünfte bis zur Höhe von 801 Euro im Rahmen der Einzelveranlagung oder 1.602 Euro bei zusammen veranlagten Personen pro Jahr steuerfrei stellt. Fazit Ein Girokonto braucht heutzutage jeder, um seine alltäglichen Geldgeschäfte abzuwickeln. Zusätzlich lohnt es sich ein Sparbuch oder ein Tagesgeldkonto zu eröfnen, um sein Geld verzinst zu bekom- men. Als Erweiterung zum Girokonto ist das Tagesgeld derzeit eine der sichersten und proitabelsten Möglichkeiten, mehr aus seinem Geld zu machen. Andererseits: Als klassische Geldanlage eignet sich Tagesgeld eher nicht. Wer sein Geld renditeträchtiger anlegen will, muss über andere Möglichkeiten nachdenken. Zum Beispiel über längerfristig ausgerichtete Investments wie Aktien, Anleihen oder Immobilien. Im Gegenzug verzichten Anleger jedoch bei diesen Anlageklassen auf Liquidität. Übrigens: Natürlich schließt das eine das andere nicht aus. Sinnvoll ist es zum Beispiel, ein paar Tausend Euro auf einem Tagesgeldkonto zu parken, um bei Bedarf umgehend an sein Geld zu kommen. Wer darüber hinaus über größeres Vermögen verfügt, sollte dieses Geld nicht auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen, sondern verschiedene Anlageformen in Betracht ziehen, die höhere Renditen erzielen. GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 11 Interview mit Ralf Scherling Auch wenn die Zinsen niedrig sind. Am Tages- geldkonto oder Sparbuch kommt keiner vorbei, „Jeder sollte eine Liquiditätsreserve haben“ sagt Finanzexperte Ralf Scherling von der Ver- braucherzentrale NRW. Herr Scherling, lohnt es sich überhaupt noch, an- gesichts des geringen Zinses, sein Geld aufs Spar- buch oder auf ein Tagesgeldkonto zu legen? Die inzwischen schon Jahre andauernde Nied- rigzinsphase stellt in der Tat insbesondere für sicherheitsorientierte Sparer ein Problem dar, weil die Habenzinsen oft unterhalb der Inlati- onsrate liegen und das Geld real gesehen dann sogar an Wert verliert. Trotzdem bleibt insbe- sondere ein Tagesgeldkonto notwendig, da die- ses aufgrund der Flexibilität ideal für die Liqui- ditätsreserve ist. Auch wer für kurzfristige Ziele sparen will, kommt – trotz der niedrigen Zinsen Ralf Scherling, Jahrgang 1970, ist Dok- – kaum am Tagesgeld oder am Sparbuch vorbei, tor der Wirtschaftswissenschaften (Dr. da andere Sparformen entweder mit Risiken rer. pol.). Der studierte Diplom-Öko- verbunden sind und/oder die notwendige Fle- nom und gelernte Bankkaufmann ist xibilität nicht gegeben ist. Anders sieht es aus, seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbei- wenn für mittel- und langfristige Ziele gespart ter in der Gruppe Finanzen und Ver- wird. Hier sollten Anleger in der Tat auf andere, sicherungen der Verbraucherzentrale geeignete Produkte ausweichen. Welche Pro- Nordrhein-Westfalen. Zuvor hatte er dukte in Frage kommen, hängt von den indivi- 2005 über Determinanten betrieblicher duellen Zielen und Präferenzen des einzelnen Fort- und Weiterbildung promoviert. Anlegers ab. Berufspraxis sammelte er als wissen- schaftlicher Mitarbeiter in Forschung Was sollten Anleger dabei beachten? und Lehre an der Ruhr-Universität Bo- chum und an der Universität Ulm sowie Anleger sollten grundsätzlich nur Produkte kau- als Bankkaufmann und Finanzmakler. fen, die sie verstehen und die zur eigenen Situa- Seine Arbeits- und Forschungsgebiete tion passen. Wer ein geeignetes Tagesgeldkonto sind Geldanlage, Altersvorsorge und oder Sparbuch sucht, sollte nicht nur bei seiner Phishing. Hausbank nachfragen, sondern durchaus auch am Markt die Konditionen vergleichen. Vor ei- nem möglichen Wechsel sollten allerdings zwei Dinge in jeden Fall geprüft werden: Erstens muss Foto: Dr. Ralf Scherling, Experte Finanzdienstleistungen geprüft werden, welche Einlagensicherungssys- © Verbraucherzentrale NRW teme im Fall der Insolvenz der Bank greifen. Pressestelle Verbraucherzentrale NRW; Tel.: 0211/3809 - 101, Fax: 0211/3809 - 216, E-Mail: presse@vz-nrw.de Zweitens sollte hinterfragt werden, ob die ange GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 1: Liquide Mittel 12 botenen Konditionen an bestimmte Bedingun- einem bei der Eröfnung ein Geschenk über- gen geknüpft sind. Insbesondere bei Tagesgeld- reicht. Entscheidend ist und bleibt das Preis-/ konten gibt es immer wieder die berühmten Leistungsverhältnis. Sternchen, die in der Regel Einschränkungen bedeuten und vermeintlich attraktive Angebote Welche liquiden Mittel eignen sich Ihrer Meinung schnell uninteressant machen können. nach für welche Personen und Situationen? Ist eigentlich Girokonto gleich Girokonto? Die Liquiditätsreserve sollte mindestens drei Nettogehälter umfassen, auf jeden Fall aber Bei der Wahl des Girokontos spielen verschiede- 5.000 Euro. Denn sonst könnte es passieren, ne Kriterien eine Rolle. Dies sind unter anderem dass man bei einer unerwarteten Reparatur die Kosten der Kontoführung, die von der Bank (Auto, Waschmaschine, etc.) schnell den teuren angebotenen Karten zum Konto, das zur Verfü- Dispositionskredit in Anspruch nehmen muss, gung stehende Geldautomatennetz, die Höhe für den viele Banken auch in der aktuellen Nied- des Dispositionszinssatzes, die Verfahren zum rigzinsphase immer noch einen zweistelligen Online-Banking, die Entfernung zur nächstge- Zinssatz berechnen. Wer weiß, dass er kurzfris- legenen Filiale – und nicht zuletzt die Frage, ob tig größere Beträge bezahlen muss, benötigt die Kontoführung an bestimmte Bedingungen entsprechend mehr liquide Mittel für diese er- wie zum Beispiel der Höhe eines monatliches warteten Ausgaben. Ob bei mittel- und langfris- Geldeingangs geknüpft ist. Bei welcher Bank tigen Geldanlagen die Option der vorzeitigen das Girokonto letztlich eröfnet wird, hängt von Verfügbarkeit eine Rolle spielt, muss im Einzel- den Zielen und Präferenzen des einzelnen Kun- fall geprüft und bei der Auswahl der Produkte den ab. Einige werden sich für kostengünstige berücksichtigt werden. Onlinebanken entscheiden, für andere sind eine Filiale in der Nähe und ein dichtes Geldautoma- tennetz im Zweifel wichtiger als eine kostenlose Kontoführung. Was halten Sie von den Angeboten, bei denen Ban- ken potenziellen Kunden, Geld für die Kontoeröf- nung anbieten? Wer sowieso für sich entscheiden hat, dass die- se Bank unter Berücksichtigung aller Kriterien im eigenen Fall das beste Preis-/Leistungsver- hältnis bietet, für den ist ein solches zusätzliches Angebot natürlich ein willkommenes Geschenk. Umgekehrt sollte aber niemand zu einer Bank wechseln, bloß weil es dort bei der Kontoeröfnung ein paar Euro oder ein kleines Geschenk gibt. Bankgeschäfte sind Vetrauenssache. Daher sollte man das Girokonto bei der Bank seines Vertrauens führen und nicht bei der Bank, die GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 2: Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen 13 Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen Mehr Rendite – mehr Risiko Während mit Girokonten, Sparbüchern und Tagesgeldkonten keine nennenswerten oder nur schwache Renditen möglich sind, ist mit Anleihen schon deutlich mehr drin. Im Gegen- zug gehen Anleger aber auch ein größeres Risiko ein. Wer als Privatperson einen Kredit aufnehmen dem er dem Emittenten einen Kredit in Höhe möchte, macht dies in der Regel bei einer Bank des Nennwerts der Anleihe gewährt. Anleger oder einem anderen Geldinstitut. Das Geldhaus erhalten im Gegenzug einen festgelegten Zins legt dann die Bedingungen fest, zu denen es und am Laufzeitende den Nennwert der Anlei- den Kredit vergibt. Im Gegensatz zu Privatperso- he zurück. Da der Nominalzins über den gesam- nen haben Staaten, Bundesländer, Städte – also ten Anlagezeitraum gleich bleibt, werden diese die öfentliche Hand – sowie Banken und Unter- Anleihen als festverzinsliche Wertpapiere be- nehmen eine weitere, um einiges vorteilhaftere zeichnet. Es gibt aber auch variabel verzinsliche Möglichkeit der Geldbeschafung: Sie emittieren Anleihen. Die Zinszahlung kann entweder als Anleihen auf dem Kapitalmarkt. Diese Wertpa- Gesamtsumme am Laufzeitende oder jährlich piere werden auch als Anleihen oder Rentenpa- erfolgen. piere bezeichnet. Der englische Fachausdruck heißt „Bond“. Staatsanleihen Anleger, die Anleihen erwerben, leihen dem Emittenten ihr Geld und werden somit zum Allgemein kann man Anleihen nach Emitten- Gläubiger des Emittenten. Wird die Anleihe neu tenzugehörigkeit kategorisieren. Bei der ersten begeben, zeichnet der Anleger die Anleihe, in- Gruppe handelt es sich um Anleihen der öfent- GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 2: Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen 14 lichen Hand. Zu den verbreitetsten Papieren die- Unternehmensanleihen ser Art gehören Staatsanleihen. Beinahe jeder Staat kann als Emittent auftreten. Die Anleihen Zur dritten Gruppe der Anleihen gehören Unter- der Bundesrepublik Deutschland heißen Bun- nehmensanleihen, also Anleihen von deutschen deswertpapiere. Weiterhin können Bundeslän- oder internationalen Unternehmen. Sie werden der, Städte und Gemeinden Anleihen begeben. auch als „Corporates“ oder „Corporate Bonds“ bezeichnet. Wie bei allen Anleihen gilt auch hier die Regel: Je schwächer die Bonität des Emitten- Bankschuldverschreibungen ten, desto höher ist die Verzinsung. Dies ist der sogenannte Risikoaufschlag. Je mehr Risiko die Die zweite Gruppe sind Bankschuldverschrei- Anleger eingehen, desto höher wollen sie da- bungen. Das sind fest- oder variabel verzinsliche für entschädigt werden und desto höher ist die Wertpapiere, die von Banken, Sparkassen und Verzinsung. Denn sollte der Emittent zahlungs- anderen Kreditinstituten ausgegeben werden, unfähig werden, droht der Verlust des Einsatz- um ihr Kreditgeschäft zu inanzieren. Die Bank kapitals. Daher wirkt sich das Rating, also die haftet mit all ihren Vermögenswerten für die Bewertung der Bonität, auf die Konditionenge- Bedienung von Zins und Tilgung. Zudem gelten staltung der zu begebenden Anleihen aus. die Verbindlichkeiten aus Bankschuldverschrei- bungen als direkt, unbedingt und nicht nachran- Die Bonität der Unternehmen bewerten Ra- gig. Im Insolvenzfall werden die Anleiheinhaber tingagenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s erstrangig, also noch vor allen anderen Gläu- und Fitch. Das Rating hilft Anlegern dabei, das bigern, aus der Konkursmasse bedient. Daher jeweilige Risiko der Anleihe einzuschätzen. In bieten diese Wertpapiere eine vergleichsweise Deutschland gibt es Unternehmensanleihen hohe Sicherheit und werden auch als gedeckte überwiegend in den Branchen Automobile, Bau- Bankschuldverschreibungen bezeichnet. Den- und Bauzulieferer, Finanzen (Versicherungen), noch empiehlt es sich, auf das Rating des Kre- Versorger, Telekommunikation, Tabak und Nah- ditinstituts, das die Anleihen begibt, zu achten. rungsmittel. Pfandbriefe Besonders beliebte Bankschuldverschreibun- gen sind Pfandbriefe. Durch die Emission die- ser Papiere beschafen sich Hypothekenbanken Kapital, das sie wiederum Personen leihen, die eine Immobilie bauen oder kaufen. Pfandbriefe gelten als risikoarme Anlagen, da selbst im In- solvenzfall der Bank der Wertpapierinhaber auf das Grundschuldrecht der Bank zurückgreifen kann. Die mit dem Hypothekenkredit der Bank inanzierte Immobilie dient also als Sicherheit dieser Anleihe. GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 2: Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen 15 Zinsen zu erhalten, sondern auch zum Schluss Tipp seinen Kapitaleinsatz wiederzubekommen. Übrigens können nicht nur Unternehmen in die Anleger sollten überprüfen, ob Anlei- Pleite schlittern, sondern auch Staaten, siehe hen börsennotiert sind. Wenn nicht, Argentinien oder Griechenland. Das angelegte gehören sie zum sogenannten grauen Geld ist im Insolvenzfall des Emittenten entwe- Kapitalmarkt (siehe Seite 23) und kön- der teilweise oder sogar komplett verloren. Für nen möglicherweise nicht oder nur Privatanleger ist es oft sehr schwer, die Bonität sehr schwer während der Laufzeit ver- eigenständig zu analysieren und einzuschätzen. kauft werden. Von den Anleihen, die Dieses Manko können Sie kompensieren, indem nicht über die Börse handelbar sind Sie sich die Bonitätseinstufungen von Rating- und deren Emittenten ein undurch- agenturen ansehen. Mit „Rating“ ist eine nach sichtiges Geschäftsmodell betreiben, standardisierten Kriterien vorgenommene Be- sollten Anleger die Finger lassen. In wertung der Emittentenbonität gemeint. Diese der Vergangenheit ist es immer wieder Bewertungen werden regelmäßig aktualisiert. vorgekommen, dass Emittenten von Die Agenturen werten öfentlich zugängliche Unternehmensanleihen, die dem grau- Wirtschaftsinformationen, aber auch interne en Kapitalmarkt zuzuordnen sind, in- Informationen über die Emittenten aus, die die solvent wurden und Anleger somit ihr Unternehmen und Staaten den Agenturen zur angelegtes Kapital verloren. Verfügung stellen. Info Die Bonitätsbewertung der Emittenten Die drei größten Ratingagenturen sind die US-amerikanischen Unternehmen Anleger sollten bei der Anleihenauswahl nicht Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und nur auf die Renditen schielen, sondern auch Fitch. Sie fassen das Ergebnis ihrer die Risiken im Blick haben. Die erste Frage soll- Untersuchungen in einer Buchstaben- te lauten: Wie solvent ist der Emittent? Oder kombination (Ratingcode, kurz auch mit anderen Worten: Wie wahrscheinlich ist es, nur Rating) zusammen, die in der Re- dass ich mein angelegtes Kapital – neben den gel von AAA oder Aaa (beste Qualität) ausbezahlten Zinsen – auch wiederbekomme? bis D (zahlungsunfähig) reicht. Eine Warum dies so wichtig ist, macht ein bekanntes Übersicht über die unterschiedlichen Zitat deutlich. Lockende Renditeversprechen Ratingklassen erhalten Sie in nachfol- kommentierte einst Hermann Josef Abs, der von gender Rating-Matrix. Anhand dieser 1957 bis 1967 Chef der Deutschen Bank war: „Ich Ratings – manche sprechen von „No- kann Ihnen jede Verzinsung bieten, wenn Sie im ten“ – können Anleger erkennen, wie Gegenzug auf die Rückzahlung des Kapitals ver- riskant ihre Investition ist. zichten.“ Es geht also nicht nur darum, attraktive GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 2: Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen 16 Übersicht Ratingklassen Ratingagenturen und Ratingklassen Bonitätseinstufung/Klassenbeschreibung S&P Moodys Fitch Creditreform Euler Hermes Scope GBB Rating Investment- AAA Aaa AAA AAA AAA AAA AAA grade AA+ Aa1 AA+ AA+ AA+ AA+ AA+ Sehr gut Höchste Bonität, praktisch kein Ausfallrisiko AA Aa2 AA AA AA AA AA AA- Aa3 AA- AA- AA- AA- AA- A+ A1 A+ A+ A+ A+ A+ Sehr gute bis gute Bonität A A2 A A A A A Hohe Zahlungswahrscheinlichkeit A- A3 A- A- A- A- A- BBB+ Baa1 BBB+ BBB+ BBB+ BBB+ BBB+ Gute bis befriedigende Bonität Angemessene Deckung von Zins und Tilgung. BBB Baa2 BBB BBB BBB BBB BBB Viele gute Investmentattribute, aber auch Elemente, die sich bei Veränderung der wirt- BBB- Baa3 BBB- BBB- BBB- BBB- BBB- schaftlichen Lage negativ auswirken können. Speculative BB+ Ba1 BB+ BB+ BB+ BB+ BB+ Grade Ausreichende Bonität BB Ba2 BB BB BB BB BB Sehr mäßige Deckung von Zins und Tilgung, auch in gutem wirtschaftlichen Umfeld. BB- Ba3 BB- BB- BB- BB- BB- B+ B1 B+ B+ B+ B+ B+ Mangelhafte Bonität B B2 B B B B B Geringe Sicherung von Zins und Tilgung. B- B3 B- B- B- B- B- CCC+ Caa1 CCC+ CCC+ CCC+ CCC+ CCC+ Ungenügende Bonität CCC Caa2 CCC CC CC CC CCC Niedrigste Qualität, geringster Anlegerschutz. In akuter Gefahr eines Zahlungsverzuges CCC- Caa3 CCC- C C C CCC- Ratings sind zwar eine wichtige Informations- die eigenen Wertpapiere besser auf dem Markt quelle für Anleger, sie bieten allerdings keine platzieren zu können. Das heißt: Nicht für alle Garantien. So kann es sein, dass die Agenturen Emittenten gibt es Ratings. Anleihen, für deren erst viel zu spät erkennen, dass die Bonität eines Emittenten keine Bonitätseinstufung vorliegt, Emittenten ernsthaft in Gefahr ist – ein schillern- sind nicht unbedingt empfehlenswert – das In- des Beispiel dafür ereignete sich im September vestitionsrisiko wird hierbei zu unkalkulierbar. 2008, als die US-Investmentbank Lehman Broth- Zugleich ist ein fehlendes Rating allein kein vali- ers unerwartet Pleite ging und im Endefekt die der Indikator für ein riskantes Investment. Finanzkrise auslöste. Weiterhin sollte man noch wissen, dass die Emittenten in der Regel die Agenturen beauftra- gen, ihre Bonität zu bewerten, um sich gegen- über anderen Emittenten hervorzuheben und GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Kapitel 2: Anleihen, Renten und festverzinsliche Anlagen 17 Institutionelle Investoren Bundesanleihen laufen ab dem Tag der Aule- als Indikator gung zehn oder 30 Jahre. Sie werden börsentäg- lich über die Finanzagentur oder über die Ban- Natürlich kann es nicht schaden, wenn Anleger ken und Sparkassen an der Börse verkauft. sich über die Geschäftstätigkeit oder Zahlungs- Anleger haben die Möglichkeit, die Papiere vor fähigkeit eines Emittenten selber informieren Laufzeitende zu verkaufen. Allerdings unterlie- – etwa über die Finanzpresse oder über das gen Bundesanleihen wie andere Anleihen auch Internet. Bei Unternehmen können dabei bei- während der Laufzeit einem Kursrisiko (siehe spielsweise die Bilanzen und bei Staaten das Seite 21). Sie haben einen festen Zinssatz, die Wirtschaftswachstum sowie die Verschuldung Zinszahlungen erfolgen einmal jährlich. Wie viel interessant sein. Ein Hinweis dafür, ob Anleihen Rendite die Papiere erzielen, ist von der jewei- im Laufe der Zeit riskanter geworden sind, weil ligen Marktlage abhängig. In Niedrigzins-Zeiten sich die Bonität des Emittenten verschlechtert wie im Jahr 2014 kann es sein, dass beispielswei- hat, kann auch das Verhalten von institutionel- se zehnjährige Bundesanleihen nur ein Prozent len Investoren wie Banken oder Versicherungen Rendite pro Jahr oder sogar noch weniger ab- sein. Der Grund: Großanleger verfügen über werfen. Ein paar Jahre zuvor waren es zeitweise detaillierte Informationen über die wirtschaftli- drei oder vier Prozent pro Jahr. chen Verhältnisse der Emittenten. Sollten Privat- anleger – etwa über die Medien – bemerken, Zehnjährige Bundesanleihen sind ein Gradmes- dass institutionelle Investoren ihre Anleihen ser für das aktuelle Zinsniveau. Anhand der verkaufen, sollten sie hellhörig werden und wo- Renditehöhe können Privatanleger ablesen, möglich ebenfalls aussteigen. welche Renditen derzeit mit risikoarmen An- Deutsche Staatsanleihen Wer das Risiko grundsätzlich meidet, für den kommen Anleihen infrage, deren Emittenten sehr bonitätsstark sind. Dazu gehört zweifel- los die Bundesrepublik Deutschland. Deutsche Staatspapiere gelten wegen der exzellenten Bo- nität der Emittentin als sicherer Hafen. Sowohl Standard & Poor’s, Moody’s als auch Fitch be- werten die Zahlungsfähigkeit Deutschlands mit der Bestnote „AAA“ mit stabilem Ausblick (Stand: September 2014). Zu den beliebtesten Bundes- wertpapieren gehören Bundesanleihen und Bundesobligationen. Das galt früher auch für Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze – seit 2013 bietet der Bund die beiden Wertpa- pier-Typen nicht mehr zum Verkauf an. Zu den aktuellen Konditionen inden Anleger Informa- tionen unter www.deutsche-inanzagentur.de. GELDANLAGE KINDERLEICHT GEMACHT www.inancescout24.de
Sie können auch lesen