Im fokus. Mobilität - Bayern Innovativ
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Das Journal von Bayern Innovativ im fokus. Mobilität verabredet. vernetzt. vertieft. verzweigt. Elektromobilität. Rahmen- Frugale Innovationen. Fahrzeuginterieur ENPonline. Energienut- bedingungen für den Erfolg Vorreiter Medizintechnik und Psychologie zungspläne werden digital 1. AUSGABE 2019
HERAUSGEBER Bayern Innovativ GmbH verabredet. Am Tullnaupark 8 90402 Nürnberg T +49 911 20671-0 im fokus. „Welche Rahmenbedingungen sind vernetzt@bayern-innovativ.de für den Erfolg der Elektromobilität erforderlich?” www.bayern-innovativ.de Dr. Rainer Seßner im Gespräch mit GESCHÄFTSFÜHRER Dr. Rainer Seßner Prof. Dr. Markus Lienkamp 04 LEITENDER REDAKTEUR Christoph Kirsch REDAKTIONSTEAM DIESER AUSGABE Dagmar Aichinger, Sabine Blassmann, Dr. Petra Blumenroth, Tanja Flügel, Jürgen Frickinger, Christina Harwarth, Bianca Heinrich, Sabeth Hron, Luisa Katzenberger, Anne Musiol-Grießinger, Jennifer Reinz- Zettler, Sarah Sachs, Katrin Schiller, Dr. Kord Pannkoke, Nicola Socha, Susanne Wagner, Dr. Guido Weißmann vernetzt. DESIGN-KONZEPT ercasdieagentur.de im fokus. Den Stau überfliegen 06 BILDNACHWEIS Sirius125 / Fotolia (Titel groß) im fokus. Umsteigen erwünscht 07 Bayern Innovativ / Jürgen Müller (Titel, 02, 04) im fokus. Volle Fahrt voraus 08 ulianna19970 / Fotolia (Titel, 02, 18) BMW Group (Titel, 02, 24) im fokus. Urlaub unter Strom 10 Bioenergie Berchtesgadener Land GmbH / Rüdiger Nehmzow (Titel, 02, 26) im fokus. Die Zukunft im Blick 11 Airbus (02, 06) Bayerisches Staatsministerium für Wirt- Trainieren wie die Weltmeister 12 schaft, Landesentwicklung und Energie / Kilian Blees (03, 26) Immer erreichbar 13 iStock.com / lookslike (05, Rücktitel) Thellmann / privat (06) Kryptowährung für die Energiewirtschaft 14 Fraport AG / Andreas Meinhardt (07) iStock.com / boerescul (08) Sonne, Wind und Wärme – Bayer. Energiepreis 2018 15 iStock.com / tulpahn (08) Metropolregion Nürnberg, IHK Nürnberg (08) Nachhaltige Textilien – der lange Weg zum Gipfel 16 N-ERGIE / Claus Felix (09) Moritz Huber 2018 (10) Pflege wird digital 17 Bayerisches Staatsministerium für Wirt- schaft, Landesentwicklung und Energie / Einfach. helfen 18 Astrid Schmidhuber (10) KOSMOPOLIS e.G. / Bernhard Lugert (11) Schöner wohnen. Aber sicher! 20 exerlights. (12, 13) venyard GmbH (13) Kreative Ideen für den Thronfolger 22 iStock.com / B&M Noskowski (14) iStock.com / NicoElNino (14) Die Alpen neu denken 23 Martin Kreuzinger (15) ÜZ-Mainfranken (15) Bayern Innovativ / Slivia Wawarta (15) iStock.com / deimagine (16) iStock.com / shapecharge (16) auremar / Fotolia (17) vertieft. iStock.com / DragonImages (17) iStock.com / eclipse_images (19) iStock.com / piovesempre (20) „Marken müssen erkennbar sein!” Bayern Innovativ / Norbert Mebert (22) Marie-Theres Zirm / cardamom.at (23) Tanja Flügel im Gespräch mit bayern design GmbH / Olaf Becker (23) Prof. Dr. Claus-Christian Carbon 24 ccc/privat (25) Bayern Innovativ / Verena Kaister (25) Bayern Innovativ / Christoph Kirsch (27) OTH Amberg-Weiden (27) iStock.com / level17 (Rücktitel) Sergey Nivens / Fotolia (Rücktitel) Michael Rosskothen / Fotolia (Rücktitel) iStock.com / 4X-image (Rücktitel) iStock.com / Marina Skoropadskaya (Rücktitel) DRUCK / AUFLAGE nova-druck.de / 10.000 verzweigt. gastbeitrag Gedruckt auf umweltzertifiziertem Papier (FSC, PEFC oder gleichwertiges Zertifikat) Die urheberrechtlichen Verwertungsrechte Hubert Aiwanger: Energienutzungspläne liegen beim Herausgeber. Nachdruck, Über- werden digital 26 setzung, Vervielfältigung oder Speicherung auf Datenträger ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich. Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für die Angaben. Für die Zusendung unver- langter Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr übernommen. © 2019 Bayern Innovativ GmbH 02
editorial. Die bayerische Wirtschaft steht für Innovation und Technologie. Bayern belegt in punkto Wettbewerbs- fähigkeit in internationalen Rankings regelmäßig Spitzenplätze. Um auch künftig Schlüsseltechnolo- gien aus und für Bayern zu entwickeln, sind starke Partner nötig. Dazu zählen unsere Unternehmen – vom Weltkonzern bis zum Mittelständler – unsere exzellenten Forschungseinrichtungen und die Bay- erische Staatsregierung. Wir alle ziehen an einem Strang, um den Wirtschaftsstandort Bayern fort- laufend voranzubringen. Bayern Innovativ spielt eine wichtige Rolle für die bayerische Innovationskraft. Als neutrale Institution des Freistaats Bayern bündelt sie Expertenwis- sen und stellt dieses Wissen nicht nur politischen Entscheidern, sondern vor allem den bayerischen Unternehmen zur Verfügung. Bayern Innovativ ist die Anlaufstelle im Freistaat für die Themen der Zukunft – so auch für die Mobilität der Zukunft. Die Automobilbranche beschäftigt in Bayern rund Alternative Antriebstechnologien sind aber nicht die 500.000 Menschen. Aktuell steht die Branche vor einzige Stellschraube für eine umweltbewusste und umfassenden technologischen aber auch ideolo- nachhaltige Mobilität. Digitale Technologien können gischen Veränderungen. Ressourcenverknappung, gerade für die Ballungsräume deutliche Fortschritte Klimawandel, Luftreinhaltung und digitale Ver- in Bezug auf Luftreinheit, Verkehrsfluss, Sicherheit netzungsmöglichkeiten sind nur Beispiele, die ein und Komfort bringen. Derzeit sitzen im Durchschnitt Umdenken erfordern, wie wir uns künftig fortbe- nur 1,4 Personen in einem Auto. Das zeigt das Ein- wegen wollen. Bayern Innovativ unterstützt diesen sparpotenzial, das sich alleine durch eine bessere Wandel aktiv. Mit dem Cluster Automotive wurde digitale Abstimmung der unterschiedlichen Fortbe- ein Netzwerk für bayerische Automobilhersteller wegungsmittel ergibt. Öffentliche Verkehrsmittel, und Automobilzulieferer geschaffen. Der Fokus Bike- wie auch Carsharing stehen als Alternativen des Clusters liegt auf künftigen Fahrzeugtechnolo- bereit. Neue urbane Mobilitätskonzepte unterstützen gien und bildet bei Bayern Innovativ eine perfekte wir durch Initiativen wie den „Digital Hub Mobility”. Ergänzung zur Kompetenzstelle Elektromobilität. Hier können Gründer, Tüftler und Entwickler in einem Testumfeld Mobilitätskonzepte der Zukunft Die bayerischen Automobilhersteller bieten bereits entwickeln und praxisnah testen. seit Jahren Fahrzeuge mit Elektroantrieb an. Für eine weitere Marktdurchdringung von Elektrofahr- Für mich ist klar, Bayern nimmt die Gestaltung zeugen brauchen wir jedoch eine flächendeckende der Mobilität der Zukunft in die eigenen Hände. Ladeinfrastruktur. Deshalb ergänzt die Bayerische Dafür werde ich die Entwicklung von Innovation Staatsregierung das Bundesprogramm. Bis 2020 und Technologie auch weiterhin unterstützen. haben wir uns das Ziel gesetzt, dass in Bayern 7.000 Ladesäulen öffentlich zugänglich sind. Alleine in den Jahren 2017 und 2018 haben wir dafür 4,7 Mit den besten Wünschen! Millionen Euro investiert. Ihr Hubert Aiwanger Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie Stellvertretender Ministerpräsident 03
verabredet. im fokus „Die technischen Hindernisse sind überwunden!” Welche Trends treiben die Elektromobilität? Welche Rahmenbedingungen sind für den Erfolg am Markt erforderlich? vernetzt hat darüber mit Bayern Innovativ-Geschäfts- führer Dr. Rainer Seßner und Prof. Dr. Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der TU München mit Forschungsschwerpunkt Elektromobilität, gesprochen. Herr Lienkamp, in einem Interview aus dem Jahr vernachlässigt worden. Haben wir aufgeholt oder 2016 haben sie gesagt, dass die technischen Hin- ist das Thema für die Entwicklung der E-Mobilität dernisse der Elektromobilität ausgeräumt und die gar nicht so wichtig? zentrale Herausforderung nun die Kosten seien. Lienkamp: Das Thema ist essenziell und wir sollten Wo stehen wir in der Elektromobilität heute? uns in Europa nicht in eine vollständige Abhän- Markus Lienkamp: Alle Hersteller planen die Mas- gigkeit von Asien begeben! Deswegen begrüße senfertigung. Für mich ist nur noch die Frage, wie ich Initiativen wie Northvolt oder TerraE. (Anm. schnell die Stückzahlen produziert werden können. d. Red.: Das schwedische Unternehmen Northvolt Rainer Seßner: Die Nachfrage nach Elektroautos baut derzeit eine Gigafactory für Batterien, die 2017 ist aus meiner Sicht bereits deutlich höher als die gegründete deutsche Holding TerraE plant ebenfalls Hersteller liefern können – oder wollen? (lacht …). die Großserienfertigung) Der limitierende Faktor sind derzeit Engpässe in Seßner: Deutschland und hier insbesondere Bayern der Produktion und bei Batterien. Das gilt sowohl sind in der Forschung bei Energiespeichern sehr gut für die deutschen wie die ausländischen Anbieter. aufgestellt. Das sehen wir seit vielen Jahren bei den vielen interessanten Projekten, die Bayern Innovativ Stichwort Batterien. Man hört immer wieder, die begleitet. Bei der Massenproduktion von Zellen Batterieforschung sei in Deutschland lange Zeit haben wir aber tatsächlich noch Potenzial nach oben. 04
An welchen Technologien müssen deutsche Unter- für die korrekte steuerliche Einordnung. Die OEM nehmen und Forschungsinstitute konkret arbeiten, und die Zulieferer müssen Qualität, Stückzahlen um weiter im technologischen Spitzenfeld mitzu- und Kosten in den Griff bekommen. Und der Kunde spielen? muss kaufen. Lienkamp: Wie Rainer Seßner sagt, ist die Batterie Seßner: Sicher spielt auch das Thema Information produktion ein entscheidender Faktor. Den Antriebs- eine große Rolle. So besteht in den Kommunen ein strang mit Elektromaschine und Leistungselektronik großer Beratungsbedarf, zum Beispiel über Förder- beherrschen die deutschen Unternehmen schon programme für den Aufbau der Ladeinfrastruktur. recht gut. Jetzt sind Prozessstabilität und Kosten senkung gefragt. Auch darin waren deutsche Unter- Kann sich E-Mobilität in kleineren Kommunen denn nehmen schon immer sehr gut. genauso schnell entwickeln wie in den Metropolen? Seßner: Ich denke auch, dass es bei Speicher- und Lienkamp: Da das Laden dort normalerwiese kein Zelltechnologie noch einen großen Sprung geben großes Problem darstellt und Pendelstrecken gut zu muss. Man sollte in der Mobilität aber immer das Elektroautos passen, ist die Elektromobilität gerade Gesamtsystem betrachten. Denkt man einen Schritt auf dem Land attraktiv, besonders für Zweitwagen. weiter, verändert E-Mobilität das gesamte Fahr- Seßner: Städte haben bei vielen neuen Mobilitäts- zeugkonzept. E-Mobilität ist außerdem ein Treiber konzepten eine Leitfunktion – Stichwort „mobility für Themen wie autonomes Fahren, Sharing und as a service”. Bei der E-Mobilität hingegen ist die Intermodalität. Das bringt ganz neue Player auf Ladeinfrastruktur in großen Städten wegen des die Bühne, an die bis vor wenigen Jahren nie- Platzmangels ein limitierender Faktor. Ländliche mand gedacht hätte, zum Beispiel Games- und Räume können da durchaus eine Leitfunktion App-Entwickler. Bayern Innovativ agiert mit seinen übernehmen. Netzwerken deswegen ganz bewusst branchen- und technologieübergreifend und unterstützt den Welche Zukunftsperspektiven geben Sie dem Innovationsprozess vom Technologiescouting über Verbrennungsmotor, insbesondere mit Blick auf das Identifizieren von Projektpartnern bis zur den Diesel? Hier hört man ja von neuen Ent- Markteinführung. wicklungen, die die NOx-Emissionen erheblich reduzieren sollen. Elektroautos benötigen keine Kolben, Turbolader Lienkamp: Die Emissionen werden nicht mehr das und komplexe Getriebe. Was müssen bayerische Hauptthema sein. Wenn das Elektroauto bei den KMU tun, um die Herausforderungen der Elektro Gesamtkosten billiger ist, werden die Kunden es mobilität als Chance zu nutzen? kaufen, weil das Fahrerlebnis einfach besser ist Lienkamp: Nicht alle Unternehmen werden eine und es das nachhaltigere Produkt ist. Ich denke, Chance haben. Die Unternehmen, die Komponenten das Thema der nächsten 15 Jahre wird das reine für Elektroautos und Ladeinfrastruktur herstel- Elektroauto sein. len, haben aber gute Perspektiven und müssen Seßner: Der klassische Verbrennungsmotor wird schnell investieren, um den internationalen Markt in den kommenden Jahren seine langjährige Füh- zu erschließen. In dem neuen Umfeld können Inno- rungsrolle als Technologie- und Innovationstreiber vationen nur gelingen, wenn verschiedene Partner abgeben. Die E-Mobilität wird „das Drehmoment” und Branchen zusammenarbeiten. Bayern Innovativ vorgeben! tut hier viel für die nötige Vernetzung. Seßner: Die Automobilbranche ist definitiv im Wan- vermerkt del und viele klassische Zulieferer dadurch in ihrer Existenz gefährdet. Für sie ist es enorm wichtig, gezieltes Innovationsmanagement mit Technolo- giescouting und Roadmapping zu betreiben, neue Angebote für die sich verändernde Automobilindus- Save the Date trie zu entwickeln und neue Märkte zu erschließen. CoFAT 2019 7. und 8. Mai 2019, Welche Rahmenbedingungen müssen gelten, Fürstenfeld bei München um die Elektromobilität attraktiver zu machen? Lienkamp: Hier gelten weiterhin die drei bekannten Wie entstehen die Mobilitäts- und Fahrzeugkonzepte der Zukunft? Evolutionär? Oder disruptiv? Die 8. Conference on Themen: Reichweite – die passt so langsam, Infra- Future Automotive Technology beleuchtet erneut die Zukunft struktur – sie kommt in Deutschland jetzt auf den der Mobilität mit einem besonderen Blick auf technologischen Weg und Kosten – da haben ja alle OEM viel ange- Lösungen für die Elektromobilität. kündigt. Die Regierung muss die Infrastruktur mit Weitere Informationen: Ladestationen schaffen und die Rahmenbedingungen www.bayern-innovativ.de/cofat2019 05
vernetzt. im fokus Den Stau überfliegen Urban Air Mobility – Ergänzung zu heutigen Verkehrskonzepten Weltweit leben heute 55 Prozent aller Menschen in urbanen Regionen. In Deutschland ist der Anteil besonders hoch. Aktuell liegt er bei rund 75 Prozent, im Jahr 2050 voraussichtlich bei 84 Prozent. Damit Städte weiterhin lebenswert bleiben, sind Alternativen zu heutigen Verkehrskonzepten gefragt. Die Europäische Kommission arbeitet an einer revolutionären Lösung. Das Ziel: den Stau einfach überfliegen. Dr. Andreas Thellmann blickt in die Zukunft: „Urban Wichtig für den Erfolg von UAM ist Thellmann Air Mobility ist mehr als nur eine neue Art von Luft- zufolge nicht zuletzt die soziale Akzeptanz: „Die fahrzeug. Es ist eine neue Art und Weise, den inner- Kosten einer ‚Fahrt’ dürfen die mit einem her- städtischen Verkehr zu organisieren, indem die dritte kömmlichen Taxi nicht überschreiten. Wenn die Dimension als zusätzliches Element hinzukommt. Menschen merken, dass es bei UAM nicht um ein Dafür brauchen wir nicht nur innovative Vehikel, Spielzeug für Reiche geht, sondern um neue Formen sondern auch ein neues Verkehrsmanagement, das des Transports, die jedem offenstehen, wird UAM den städtischen Luftverkehr sicher organisiert und in kein Fremdkörper in der Stadt sein.” Und natürlich die bestehende Infrastruktur am Boden integriert”, müsse die Air Mobility wirklich ‚smart’ sein, sich also so der Manager, der bei Airbus in Donauwörth das nahtlos in bestehende Systeme eingliedern sowie Programm Urban Air Mobility (UAM) vorantreibt. leise und emissionsfrei funktionieren. Um erfolgreich zu sein, müsse UAM seiner Über- Vielerorts bereiten sich Regionen bereits auf UAM zeugung nach möglichst vielen Menschen einen vor. Vorreiter werden Asien und der mittlere Osten Nutzen bringen. „Flugtaxis können Passagiere auf sein. Aber auch in Europa arbeiten viele Städte festen Routen zu wichtigen Zielen transportieren, daran, Urban Air Mobility zu erschließen. In Deutsch- etwa zwischen Flughafen und Stadtzentrum, und für land gehört unter anderem Ingolstadt als Partner den Krankentransport oder Frachtflüge eingesetzt einer von der Europäischen Kommission unterstütz- werden. Kleinere Drohnen können besonders eilige ten Initiative dazu. Güter, etwa Medizin oder menschliche Organe, direkt zum Empfänger bringen”, so Thellmann. Die Entwicklung entsprechender Luftfahrzeuge ist Denkfabrik für die dritte Dimension für Luft- und Raumfahrt-Konzerne wie Airbus geübte Potenziale der Urban Air Mobility für die Automobilindustrie Praxis. Herausforderungen liegen in der Erstellung stehen im Mittelpunkt der vom Cluster Automotive kon- von Regelwerken für die Zulassung autonom und zipierten Denkfabrik Urban Air Mobility im Juli 2019 in elektrisch fliegender Luftfahrzeuge und von Normen Ingolstadt. für den Luftverkehr im städtischen Raum. www.bayern-innovativ.de/denkfabrik-uam19 06
Umsteigen erwünscht! Intermodal reisen mit Augmented Reality Die Zukunft der Mobilität liegt darin, verschiedene Verkehrsträger flexibel zu kom- binieren. Bislang ist derartiges intermodales Reisen komplex. Das Forschungsprojekt „RadAR+” will einen persönlichen Assistenten entwickeln, der Reisenden beim Wechsel zwischen Bus, Bahn und Flugzeug mit Augmented Reality-Technologie alle gewünschten Informationen bereitstellt. Ausstieg aus der S-Bahn am Flughafen, noch 40 Sichtfeld eingeblendet; ein Sprachinteraktionsmodul Minuten bis zum Boarding. Was mache ich jetzt? ermöglicht eine weitgehend freihändige Bedienung Gehe ich direkt zum Gate und durch die Sicher- des Systems. Beim Verkehrsmittelwechsel wird der heitskontrollen? Wo muss ich da überhaupt lang? Nutzer beispielsweise durch Wegeanweisungen und Und wo bekomme ich auf dem Weg noch schnell eine Fußgängernavigation in der Datenbrille bei der ein belegtes Brötchen und einen Kaffee meiner Orientierung unterstützt. Vor einem Umsteigevor- Lieblingsmarke? Und schaffe ich es dann noch gang erhält er eine Ausstiegserinnerung. pünktlich bis zum Gate? Eine Herausforderung des Projekts ist die Akzeptanz Das mit Mitteln des Bundesministeriums für Bil- von Reisebegleitung und Reiseassistenz via Aug- dung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt mented Reality. So haben Pretests des Fraunhofer „RadAR+” untersucht, wie die mobile Navigation IML in Prien unter der wissenschaftlichen Leitung von im Öffentlichen Personenverkehr und in Gebäuden Nicole Wagner im April und Mai 2018 ergeben, dass mit Hilfe von Augmented Reality verbessert werden 84 Prozent der befragten Personen bereits regel- kann. Das „Reiseassistenzsystem für dynamische mäßig Navigations- oder Reiseapps nutzen. Nach Umgebungen auf Basis von Augmented Reality” dem Indoortest der „HoloLens” mit dem aktuellen berechnet geeignete Verbindungen auf Grundlage Softwaremodul zur Reiseassistenz konnten sich früherer Reisen sowie aktueller Ereignisse, wie 56 Prozent der Tester vorstellen, in Zukunft eine Verspätungsinformationen. Zusätzlich bezieht das Datenbrille im Alltag für ihre Mobilität zu nutzen. System individuelle Gewohnheiten und Präferenzen Dies wird unter anderem bei einem Feldtest des des Nutzers bei Aufenthaltsgestaltung oder barriere- RadAR+ Demonstrators an Frankfurts Regional-, freier Mobilität in die intermodale Reiseplanung ein. Fern- und Hauptbahnhof und dem Frankfurter Flug- Der Reisende wird auf jedem Reiseabschnitt mit hafen im ersten Quartal 2019 erprobt. den Informationen versorgt, die orts- und zeitbe- Kontakt Intelligente Mobilität: Jennifer Reinz-Zettler, reinz-zettler@bayern-innovativ.de zogen auf der individuellen Route für ihn nützlich www.bayern-innovativ.de/cluster-automotive sind. Die benötigten Informationen werden ihm über eine Datendurchsichtbrille in das periphere Mehr Informationen zum Projekt: www.radarplus.de „Welche Reiseunterstützung bei der Alltags- Radar für Mobilitätstrends mobilität wünschen Sie sich?” 2/3 der Der Kongress „mobilität querdenken” gibt regelmäßig Impulse Befragten wollen digitale Unterstützung. und Denkanstöße zur Gestaltung eines neuen Mobilitäts- Ökosystems. Vorgestellt werden zukunftsweisende Mobili- tätsideen und Dienstleistungen - wie „RadAR+”. 70 % 60 % 50 % Hilfestellung bei unbekannten Umstiegssituationen 40 % Bessere Umstiegsplanung 30 % Auswahl der besten Verkehrsmittelkombinationen Bessere Zeitplanung im Voraus 20 % Alternativsuche von Verkehrsmitteln Vermeidung von Stress 10 % Kosteneinsparung 0% Überbrückung von Wartezeiten Quelle: Fraunhofer IML, Projektzentrum „Verkehr, Mobilität und Umwelt”, 2018 07
vernetzt. im fokus Volle Fahrt voraus Nachhaltige Mobilität für die Europäische Metropolregion Nürnberg „Wo wollen wir wie leben?” oder „Wo entstehen welche Unternehmen und warum?”. Fragen wie diese werden künftig über die Attraktivität eines Standorts wesentlich mitentscheiden. Nachhaltiger Verkehr ist dabei ein wichtiger Faktor. Die Europäische Metropolregion Nürnberg stellt sich der Herausforderung. HOF COBURG Dass es sich in der Europäischen Metropolregion BAYREUTH BAMBERG Nürnberg gut leben und arbeiten lässt, zeigt ein- WEIDEN drucksvoll ihre stark zunehmende Bevölkerungszahl ERLANGEN FÜRTH I.D.OPF. und ihre boomende Wirtschaft. Die „EMN” umfasst NÜRNBERG AMBERG SCHWABACH aktuell mehr als 3,5 Millionen Einwohner. Rund ANSBACH 170.000 Unternehmen sowie rund 1,9 Millionen Erwerbstätige erwirtschaften ein Bruttoinlands- produkt von knapp 130 Milliarden Euro. Damit gehört die EMN zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Deutschland. Mit Bevölkerung und Beschäftigung wächst aber auch das Verkehrsaufkommen. Pro Tag pendeln 150.000 Menschen in das Kerngebiet der Stadt Nürnberg und über 50.000 Menschen hinaus. Mit jährlich mehr als 200 Millionen Fahr- gästen und über 14.000 km2 ist der Verkehrsver- Sofortprogramm „Saubere Luft” bund Großraum Nürnberg (VGN) der drittgrößte der Mit dem Ende 2017 gemeinsam mit den beteiligten Bundesrepublik. Ein hohes Aufkommen verzeichnen Bundesländern und Kommunen verabschiedeten auch der motorisierte Individual- und der tägliche Sofortprogramm „Saubere Luft” will die Bundes- Liefer- und Wirtschaftsverkehr. Der Grenzwert von regierung effektive Maßnahmen zur Verbesserung 40 µg/m3 Stickstoffdioxid wird auch in der Stadt der Luftqualität unterstützen. Nürnberg überschritten. 2017 betrug der Jahres Die Maßnahmen des Sofortprogramms mit einem mittelwert 43 µg/m3. Zum Vergleich: München Fördervolumen von einer Milliarde Euro und einer erreicht hier 73 µg/m3. Andreas Mäder, Geschäfts- Laufzeit bis voraussichtlich 2020 reichen von der führer der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg Elektrifizierung des urbanen Wirtschaftsverkehrs, GmbH ist sich sicher, dass der Handlungsdruck in der Nachrüstung von Diesel-Bussen im ÖPNV mit Sachen Verkehrsvermeidung und Klimaschutz den Abgasnachbehandlungssystemen, der Digitalisierung ÖPNV in das Zentrum der Betrachtung stellt. „Dabei kommunaler Verkehrssysteme sowie der Elektri- rücken der Ausbau der öffentlichen Netze und Park- fizierung von Taxis, Mietwagen und Carsharing- and-Ride- und Bike-and-Ride-Plätze in Richtung Fahrzeugen und der Elektrifizierung von Busflot- multimodaler Knoten in den Fokus.” ten im ÖPNV. Desweiteren werden Projekte zur 08
Verbesserung von Logistikkonzepten, der Bündelung Elektromobilität sind wirksame Maßnahmen. Selbst- von Verkehrsströmen sowie des Radverkehrs geför- verständlich muss der Strom für Elektromobilität dert; es enthält den Umweltbonus, also die Kauf- aus Erneuerbaren Energien stammen, idealerweise prämie für E-Autos. „Das Sofortprogramm Saubere dezentral erzeugt im räumlichen Zusammenhang Luft leistet neben dem originären Ziel, der Luftrein- mit dem Verbrauch. Dies schafft Wertschöpfung vor haltung in Städten, einen wichtigen Beitrag zum Ort, ermöglicht Teilhabe und fördert Akzeptanz”, so Klimaschutz auf kommunaler Ebene sowie zum der Leiter Unternehmensentwicklung der N-ERGIE Wandel zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Aktiengesellschaft. Mobilität in Deutschland”, so der langjährige Bürger- Die EMN will sich dieser Herausforderung stellen. meister der Stadt Erlangens Dr. Siegfried Balleis, der Bei einem „Accelerator” im März 2018 mit über heute Sonderbeauftragter für das „Sofortprogramm 50 Spitzenvertretern aus Wissenschaft, Verwal- Saubere Luft” der Bundesregierung ist. tung, Wirtschaft und Umweltschutzverbänden der Europäischen Metropolregion Nürnberg wurde Die EMN geht voraus ein Bündel konkreter Lösungsansätze erarbeitet. Wer eine nachhaltige Mobilität realisieren möchte, Das Maßnahmenpaket soll in den Themenfeldern muss auch energieseitige Herausforderungen und Gebäude, Energie und Verkehr ermöglichen, die Lösungen mitdenken und synergetisch umsetzen, Klimaschutzziele 2030 zu erreichen. Die geplante ist sich Rainer Kleedörfer sicher. „Verkehrswende Verringerung von 11 Millionen t CO2 entspricht der und Energiewende gehören zusammen und bein- geforderten Reduzierung von rund 40 Prozent der halten auch wirksame Lösungen im Wärmemarkt. heute ausgestoßenen 30 Millionen t CO2. Die Reduzierung des Individualverkehrs mit Ver- Mit den geplanten Maßnahmen ist die EMN auf brennungsmotor, die Stärkung des ÖPNVs, der einem guten Weg, sich als Standort im globalen Ausbau des Fahrradwegenetzes sowie die sukzessive Wettbewerb um die Attraktivität für Menschen und Umstellung des verbleibenden Individualverkehrs auf Unternehmen ganz vorne zu platzieren. Kontakt Bayern Innovativ/Elektromobilität: Dr. Kord Pannkoke, pannkoke@bayern-innovativ.de Sieben Maßnahmen für die EMN ›› Dekarbonisierte Antriebssysteme für mind. 30 % der PKW, mind. 70 % des ÖPNV/Busverkehrs und mind. 50 % der Handwerkerflotte (differenziert nach ländlichem Raum und Ballungsraum) bis zum Jahr 2030 ›› Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV) innerstädtisch um 50 % im ländlichen Raum um 25 % bis zum Jahr 2030 ›› Vollständige Dekarbonisierung des Warenverteilverkehrs innerhalb der (Innen-)Städte bis 2030 ›› Flächendeckende Infrastruktur für Fahrzeuge mit emissions freiem Antrieb in der EMN bis 2020 ›› Sofortiger Ausbau von Mikromobilität und Fahrradverkehr (Urbane Räume, erste und letzte Meile) ›› Sofortige intelligente Vernetzung und Schaffung inter modaler Mobilitätsknoten (Mobility Hubs) ›› Sofortige Einrichtung von Experimentierräumen zum Demonstrieren neuer Mobilitätslösungen verlinkt Weiterführende Informationen: Metropolregion Nürnberg www.metropolregionnuernberg.de Bayern Innovativ/Elektromobilität www.bayern-innovativ.de/elektromobilitaet 09
vernetzt. im fokus Urlaub unter Strom Elektromobilität als Erfolgsfaktor für Tourismusregionen Immer mehr Hotels, Unternehmen, Kom- munen und ganze Regionen setzen auf e-Tourismus. Vielerorts stehen die Aktivi- täten aber noch am Beginn. Die Akteure haben deswegen großes Interesse an Vernetzung und Informationsaustausch. Kaum eine Urlaubsdestination, die keine Verleih- und Die Tourismushochburg Tegernseer Tal erwartet Ladestationen für e-Bikes zur Verfügung stellt. Auch vom Aufbau einer Ladeinfrastruktur sogar kon- Segways, e-Snowmobile oder e-Trial-Motorräder krete Impulse für die regionale Wertschöpfung. zählen vielerorts bereits wie selbstverständlich zum „Wir wollen die hier regenerativ erzeugte Energie touristischen Angebot. Ganzheitlich betrachtet geht direkt vor Ort verwerten”, so Manfred Pfeiler vom es beim „e-Tourismus” aber um weit mehr als um Elektrizitätswerk Tegernsee. Ähnliche Beispiele gibt e-mobile Freizeitangebote vor Ort, denn: „Elek es in ganz Bayern – vom Projekt „landmobile” in tromobilität beginnt bereits bei der Anreise. Und Oberbayern bis zum e-Pedelec-Netz im Spessart. Elektromobilisten wählen ihren Urlaubsort nach Rund um das Thema e-Tourismus gibt es noch viele der vorhandenen Ladeinfrastruktur”, so Peter Grett offene Fragen. Beispielsweise, wie sich die Lade von der auf Tourismus- und Regionalentwicklung infrastruktur an einem Wanderparkplatz von den spezialisierten Touremo GbR aus München. Anforderungen an eine Autobahn-Schnellladestation Auch nach Aussage von Dr. Guido Weißmann, Elek- unterscheidet. Auch fehlt den regionalen Aktivitäten tromobilitätsexperte bei Bayern Innovativ, rückt das noch eine verbindende Klammer. Thema Elektromobilität zunehmend in den Fokus Kontakt Bayern Innovativ / Kompetenzstelle Elektromobilität: Dr. Guido Weißmann, weissmann@bayern-innovativ.de der Tourismusbranche: Dennoch sei „Urlaub unter Strom” noch nicht selbstverständlich. Einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes zufolge ist derzeit lediglich bei rund der Hälfte der befragten Mitglieder eine Ladestation für e-Autos vorhanden oder in Planung. Vielfach werden ver- meintlich hohe Investitionskosten als Hindernis genannt. „Dabei liegen diese meistens unter 2.500 Euro,” so Weißmann. In vielen Regionen stehen die Zeichen jedoch bereits deutlich auf „e”. Im Allgäu forscht die Hochschule Kempten bereits seit 2009 an Konzepten für die touristische Nutzung. In Deutschlands größter zusammenhängender Tourismusregion will man Kompetenzstelle Elektromobilität bald erste autonome e-Shuttles einsetzen, die Die bei Bayern Innovativ angesiedelte Kompetenzstelle Touristen zu den Ausgangspunkten von Wander- Elektromobilität unterstützt Kommunen unter anderem touren bringen und von dort abholen. Auch in den bei Aktivitäten im e-Tourismus – zum Beispiel mit dem Förderprogramm „Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land in Bayern”. Damit konnten bereits über 1.100 Ladesäulen hat man den e-Tourismus im Blick. Ein landkreis- mit über 2.000 Ladepunkten gefördert werden. Bayerns überschreitendes Elektromobilitätskonzept hat dort Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will 2019 noch min- Verkehrsflüsse untersucht und eine Roadmap für destens einen weiteren Förderaufruf starten. die stufenweise Umsetzung eines Ladeinfrastruk- Kompetenzstelle Elektromobilität: turkonzepts entwickelt. www.bayern-innovativ.de/elektromobilitaet 10
Die Zukunft im Blick Roadmapping – Fahrplan für Unternehmensstrategien Wie können Unternehmen Trends frühzeitig erkennen und für ihre strategische Ausrichtung nutzen? Roadmapping ist eine Methode, um Einflussfaktoren auf die Entwicklung eines Unternehmens über einen größeren Zeitraum darzustellen. Trend-, Ideen- und Portfoliomanagement. Begriffe Roadmaps können für unterschiedliche Bereiche wie diese spielen beim Thema Roadmapping eine entwickelt und eingesetzt werden. Allen Roadmaps wichtige Rolle: Doch um was geht es dabei genau? gemeinsam ist die Grundstruktur mit drei über einen sinnvoll gewählten Zeitstrahl dargestellten Hauptlayers. Die Zeile „Markt” beschäftigt sich mit der Frage nach dem „Warum?” und umfasst Trends, Treiber, Barrieren, Kunden und Stakeholder. Das zweite Hauptlayer beantwortet die Frage nach dem „Was?” und bündelt die angebotenen „Produkte und Services” eines Unternehmens sowie die dafür benötigten Technologien. Die letzte Hauptzeile wiederum beschäftigt sich mit dem „Wie?” und bildet „Ressourcen” wie Personal, Mitarbeiterkom- petenzen, Finanzen, Immobilien oder strategische Partnerschaften ab. „Roadmapping hat gerade für KMU großes Poten- zial”, ist Dr. Rainer Seßner überzeugt. „Wir haben das Thema daher in unser Portfolio aufgenommen und entwickeln geeignete Dienstleistungen, mit denen wir unsere Kunden und Partner im Innova- tionsmanagementprozess noch besser unterstützen können.” Kontakt: Luisa Katzenberger, katzenberger@bayern-innovativ.de Zeit / Wann? STATUS QUO Markt Warum? „Jedes Unternehmen, das langfristig wettbewerbs- VISION fähig sein möchte, muss zukünftige Aktivitäten systematisch analysieren und planen. Roadmapping Produkte Was? ist ein ideales Werkzeug dafür, weil es Planung, Umsetzung und Visualisierung der eigenen Innova Ressourcen Wie? tionen sowie der Unternehmensstrategie strukturiert Wo stehen Wie kommen Wo wollen abbilden kann”, so Bayern Innovativ-Geschäftsführer wir heute? wir dort hin? wir hin? Dr. Rainer Seßner, der das Thema seit mehreren Roadmapping: Vom Status quo zur Vision. Darstellung angelehnt Jahren interessiert verfolgt. an Robert Phal, Clare Farrukh and David Probert, „Roadmapping Eine Roadmap dient dazu, langfristige Ziele in for strategy and innovation, 2011” einzelne, leichter zu bewältigende Schritte zu strukturieren. Betrachtet werden unter anderem Märkte, Produkte, Technologien und Ressourcen. Whitepaper Roadmapping Die Roadmap visualisiert das Zusammenspiel und die Das von Bayern Innovativ gemeinsam mit der Nürnberger Itonics GmbH erstellte „Whitepaper Roadmapping” gibt langfristige Entwicklung dieser „Layer”. Die fertige einen anwendungsorienterten Einblick in die Roadmapping- Roadmap ist vergleichbar mit einem Fahrplan, der Methode. Das Whitepaper zeigt Insights aus der Wissenschaft Wege in eine erfolgreiche Zukunft aufzeigt. Die sowie Best Practice aus der Industrie. Das Whitepaper kann Erstellung einer Roadmap ist ein kontinuierlicher kostenlos heruntergeladen werden: Prozess, der aktuelle Entwicklungen mit einbezieht. www.bayern-innovativ.de/whitepaper-roadmapping-to-go 11
vernetzt. Trainieren wie die Weltmeister Impulse aus der Sportwissenschaft Was haben der FC St. Pauli, Hannover 96 und die Junioren von Real Madrid gemein- sam? Alle Mannschaften nutzen dasselbe Trainingssystem, um die Leistung ihrer Spieler zu verbessern. Entwickelt wurde „exerlights” von einer Ausgründung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Vor dem Champions League-Titel liegt ein langer Fußballtraining schon sehr etabliert. Bei der Spiel Weg. Wer ganz oben stehen will, muss hart trainie- intelligenz gibt es dagegen noch viel Potenzial”, ren und dabei immer neue Anreize schaffen. Denn weiß Prof. Matthias Lochmann, Sportwissenschaftler Talent, Ausdauer und Kraft reichen längst nicht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- mehr, um ein Fußballspieler von Weltklasseformat Nürnberg. „Ein modernes Training muss auch die zu werden. Mit „exerlights” will die Sports Innova- kognitiven Fähigkeiten der Spieler ansprechen und tion Technologies GmbH & Co. KG aus Forchheim die Wahrnehmung schärfen.” in Oberfranken neue Wege gehen, um die Perfor- mance von Athleten zu verbessern. Das patentierte System der Ausgründung des Insti- tuts für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich- Erfolgreich gefördert Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verbindet Bei der Entwicklung von exerlights konnte Sports Innovation Technologies bei mehreren Teilprojekten vom Innovations- mehrere Komponenten: Smartphone, LEDs, Shirts gutschein Bayern profitieren. Im JOSEPHS, dem Testlabor und Fussballtore. Die technologische Innovation der Fraunhofer-Gesellschaft in der Nürnberger Innenstadt, liegt in der intelligenten Verknüpfung und dem konnte das junge Unternehmen zudem die Marktresonanz dahinter liegenden Trainingssteuerungskonzept. testen und wichtige Erkenntnisse über Usability und Anfor- Die Ansteuerung der Übungen via Smartphone-App derungen in anderen Sportarten sammeln. Die Testinsel im JOSEPHS wurde von bayernkreativ, einem Projekt der ermöglicht erstmals eine Trainingsmanipulation in Bayern Innovativ GmbH, bereitgestellt. Echtzeit. Farbwechsel an den Shirts signalisieren Weitere Infos: Spielrichtung, Mannschaftszugehörigkeit und Feld- www.exerlights.com einteilung. „Athletik, Technik und Taktik sind im www.josephs-service-manufaktur.de www.bayern-kreativ.de 12
Üben mit Licht Der Name „exerlights” bedeutet so viel wie exercise und lights – also Üben und Licht. Herausforderungen bei der Entwicklung lagen darin, das insbesondere für Fußball ausgelegte System strapazierfähig und witterungsfest und die Signale der LEDs auch über größere Distanzen gut wahrnehmbar zu machen. Mit dem ungarischen Fußballverband konnte das junge Unternehmen vor kurzem einen Großkunden gewinnen, der das System flächendeckend einsetzt. Vielleicht gelingt es der Nationalmannschaft ja, sich für die WM 2022 zu qualifizieren – die Junioren des Champions League-Siegers Real Madrid nutzen das System schon erfolgreich. Kontakt Innovationsgutschein Bayern: Trainingsmanipulation in Echtzeit: Farbwechsel signalisieren Elke Büttner, buettner@bayern-innovativ.de Spielrichtung, Mannschaftszugehörigkeit und Feldeinteilung. www.innovationsgutschein-bayern.de Immer erreichbar Telefonieren per Knopfdruck Mit modernen Smartphones kann man vortrefflich im Internet surfen, im Straßen- verkehr navigieren und selbst Drohnen steuern. Die einfachsten Funktionen bleiben dabei jedoch auf der Strecke. Das „One Button Phone” soll beeinträchtigten Menschen und ihren Angehörigen ermöglichen, einfach miteinander zu telefonieren. Viele Menschen leiden unter motorischen Problemen Angehörigen auch über große Distanzen hinweg oder einer beeinträchtigten Informationsverarbei- sicher vorgenommen werden können. Sie können tung im Gehirn. „Für ihre Verwandten führt das beispielsweise eine Rufkaskade programmieren, im Alltag schnell zu belastenden Situationen, zum die den Anruf sukzessive an relevante Personen Beispiel, wenn sie sich nicht informieren können, weiterleitet. ob die Eltern oder Großeltern wohlauf sind, weil Größte Herausforderung im Innovationsprozess war sie das Telefon nicht abnehmen”, schildert Edgar die Entwicklung der Elektronik, um die kompakte Jochheim seine Motivation zur Entwicklung eines Bauform mit großer Bedientaste, eine adäquate möglichst einfachen Telefons. Batterielaufzeit und Funktionen wie induktives Das One Button Phone ist auf die wichtigsten Funk- Laden in ein am Arm tragbares Gerät zu realisieren. tionen reduziert. Damit die eingeschränkte Person Insbesondere die Antenne und ihre Anbindung an die es immer am Körper und idealerweise im Sichtfeld Komponenten für das GSM-Quadband musste neu tragen kann, ähnelt das One Button Phone gedacht werden. Die Projektförderung mit vom Aufbau einer Armbanduhr. Ein einem Innovationsgutschein des Baye- einziger Knopf dient zur Bedienung. rischen Wirtschaftsministeriums leis- Klingelt es, kann der Angehörige tete dabei wertvolle Untertützung. den Anruf einfach annehmen. Will Aktuell sucht die Venyard GmbH er selbst in Kontakt mit seiner nach Investoren und Vertriebspart- Familie treten oder einen Notruf nern. Wenn alles gut läuft, soll das absetzen, drückt er ebenfalls auf One Button Phone noch 2019 auf den Knopf. den Markt kommen. Parameter wie Rufnummer und Kontakt Innovationsgutschein Bayern: Elke Büttner, buettner@bayern-innovativ.de Lautstärke werden per Smartphone- App programmiert. Das gewährleis- Infos: www.onebuttonphone.de tet, dass diese Einstellungen von den www.innovationsgutschein-bayern.de 13
vernetzt. Kryptowährung für die Energiewirtschaft? Einsatzfelder für die Blockchain Den Begriff Blockchain verbindet man eher mit New Economy rund um Bitcoins und Kryptowährungen. Doch ein Vergleich mit der traditionell stark technologisch geprägten Energiewirtschaft lohnt – wie so oft, wenn es um Innovationen geht. Blockchain und Energiewirtschaft sind zwei Themen, die auf den ersten Blick so rein gar nichts mitei- nander zu tun haben. Doch die eigentlich in der New Economy beheimatete Blockchain-Technologie könnte gerade in der Energiewirtschaft neue Ge- schäftsmodelle, Prozessoptimierungen oder Mehr- wertdienstleistungen ermöglichen, meint Serafin von Roon. „Stärken der Blockchain liegen unter anderem in der Transparenz von Transaktionsver- läufen, ihrer Manipulationssicherheit, der möglichen Pseudonymität und einem hohen Grad der Verfüg- barkeit”, so der Geschäftsführer der Forschungs gesellschaft für Energiewirtschaft. Worum geht es bei Blockchains konkret? Block- chains sind dezentrale Datenbanken, die jegliche Art von Transaktionen sichtbar machen können. Eine Besonderheit bei Blockchains ist, dass kein Intermediär, also Vermittler, notwendig ist – das System läuft völlig automatisiert ab. Eine Blockchain besteht vereinfacht dargestellt aus zwei Elementen: erneuerbare Energie über den Peer-to-Peer-Handel, der „Chain”, dem Kassenbuch und dem „Block”, in das Asset- und Supply-Chain-Management bis hin den jede Art von Transaktion geschrieben wird. zu Sektorkopplung, Systemdienstleistungen, Sharing „Zu den Vorzügen von Blockchains gehört, dass sie Economy oder dem Einsatz von Kryptowährungen. mittels verteilter Datenbanken und Konsensmecha- Von Roon betont aber auch, dass insbesondere der nismen für Datenintegrität zwischen unbekannten regulatorische Rahmen zum heutigen Stand einem Parteien sorgen, ohne dass vermittelnde Instanzen großflächigen Einsatz im Rahmen eines tragfähigen wie Banken oder Versicherungen dazwischentreten. Geschäftsmodells entgegensteht. Große Poten Das macht sie gerade für kritische Infrastrukturen ziale für die Energiebranche ergeben sich nur dann, wie den Energiebereich interessant. Blockchains wenn die Blockchain mit Smart Contracts zu einer gewährleisten IT-Sicherheit, legen Daten manipula- Plattform entwickelt wird, auf der Programme und tionssicher ab und halten sie dank ihres dezentralen Geschäftsprozesse automatisiert laufen können. Zuschnitts zugleich verfügbar”, erläutert von Roon. Kontakt Cluster Energietechnik: Anwendungen in der Energiewirtschaft reichen Prof. Dr.-Ing. habil. Oliver Mayer, o.mayer@bayern-innovativ.de seiner Ansicht nach vom Herkunftsnachweis für www.bayern-innovativ.de/cluster-energietechnik verlinkt STUDIE Eine Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FFE) zeigt auf, was mit Blockchain-Technologie möglich ist. www.ffe.de/bct_bericht ZUKUNFTSTHEMA Auch für das Zentrum Digitalisierung Bayern (ZD. B) ist Blockchain ein wichtiges Zukunftsthema. https://zentrum-digitalisierung.bayern/ themenplattform-digitalisierung-im-energiebereich 14
Sonne, Wind und Wärme Ausgezeichnete Energieprojekte Die Unterfränkische Überlandzentrale eG bietet ihren Kunden ein Fullservice-Paket für eine nachhaltige Energieversorgung an. Dafür wurde die regionale Energiegenossenschaft jetzt mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet. Wie kann man die je nach Wind und Sonnenein- strahlung fluktuierend anfallende Energie aus rege- nerativen Quellen und den ebenfalls zyklischen Energieverbrauch synchronisieren? Dies ist eine der größten Herausforderungen der Energiewende. Die regionale Energiegenossenschaft Unterfränkische Überlandzentrale eG (ÜZ Mainfranken) möchte ihren Kunden dafür eine ganzheitliche Lösung anbieten, die sie mit ihren eigenen Worten als Feierlich: Preisverleihung im Germanischen „Rundum-Sorglospaket” beschreibt. Dazu hat die Nationalmuseum Nürnberg Energiegenossenschaft gemeinsam mit Kommunen an acht Baugebie- ten mit 186 Bauplätzen Erdwärme eine effiziente Energieverwendung. Wir brauchen erschlossen. Elektrische Wärme- neue Ideen, wie wir die Energienutzung intelligent pumpen stellen aus Niedertempe- steuern. „Wir wollen ein effizientes und nachhalti- ratur Erdwärme CO2-freie Wärme ges Energiesystem aus und für Bayern”, so Hubert für die angeschlossenen Gebäude Aiwanger Bayerns Energieminister bei der Preis- bereit. Die Wärmepumpen wer- verleihung im Germanischen Nationalmuseum in den bei großem Stromangebot an Nürnberg am 15. November 2018. erneuerbaren Energien zugeschal- Neben dem Hauptpreisträger zeichnete Minister tet und bei Knappheit im Stromsys- Hubert Aiwanger noch acht weitere Projekte mit tem abgeschaltet. Die „Kaltwärme” dem Bayerischen Energiepreis aus, unter anderem kommt aus bis zu 100 Meter tiefen in Kategorien wie „Energieeffizienz in industriellen Erdsonden in denen frostsichere Prozessen”, „Gebäude” und „Energieforschung”. Sole als Wärmeträger zirkuliert. Die Der Bayerische Energiepreis wird seit 1999 alle Erdsonden sind so bemessen, dass zwei Jahre ausgelobt und verliehen. Die Preisträger 15.000 kWh Heizwärmebedarf pro werden von einer unabhängigen Jury aus sieben Jahr abgedeckt werden können. Energieexperten bayerischer Hochschulen in einem Für ihr Nachhaltigkeitsprojekt „Kalt- mehrstufigen Auswahlverfahren ermittelt. Bayern wärme-Versorgung – Erneuerbarer Innovativ organisiert als Partner des Bayerischen Energie einen Wert geben” wurde Wirtschaftsministeriums seit Beginn das Bewer- die Energiegenossenschaft ÜZ bungsverfahren und die Preisverleihung. Mainfranken mit dem Bayerischen Kontakt Bayerischer Energiepreis: Energiepreis ausgezeichnet. „Die Katrin Schiller, schiller@bayern-innovativ.de Energiewende gelingt nur durch www.bayerischer-energiepreis.de 15
vernetzt. Der lange Weg zum Gipfel Auf dem Weg zu nachhaltigen Funktionstextilien Outdoorsportler benötigen aufwändige Kleidung, um ihren Hunger nach Abenteuern zu stillen. Neben der Funktionalität spielt die Nachhaltigkeit der Produkte eine wichtige Rolle. Viele Hersteller von Funktionstextilien haben sich dem Thema bereits verpflichtet. Rüdiger Fox’ Vision ist eine zirkuläre Textilwirtschaft Neue Wege für Funktionstextilien: „Die einzig denkbare Zukunft Sympatex verfolgt währenddessen weiter sein Ziel der weltweiten Bekleidungsindustrie liegt in einer einer zirkulären Textilwirtschaft, unter anderem als Kreislaufwirtschaft, in der Textilien am Ende ihres Partner der Initiative wear2wear. Ziel der Industrie- Lebenszyklus werterhaltend wieder in Rohstoffe partnerschaft, die Unternehmen entlang der textilen aufgetrennt und erneut für neue Produkte genutzt Kette bündelt, ist die Herstellung von 100 Prozent werden”, so der Manager, der lange in der Automo- recycelten, recycelbaren sowie PFC-freien Funkti- bil- und Luftfahrtindustrie gearbeitet hat, bevor er onstextilien. Der geschlossene Wertstoffkreislauf 2016 zum Münchener Hightech-Textilienhersteller soll im Bereich Corporate- und Arbeitskleidung Sympatex wechselte. umgesetzt werden. Erreichen sie ihr Ziel, könnte Mit ihrer Kampagne „We CARE” rückt auch die dies auch Impulse für die Outdoorbranche liefern - Schweizer Premiummarke Mammut das Thema und Sportler mit gutem Gewissen Gipfel erstürmen. Nachhaltigkeit in den Fokus. „CARE” steht für Kontakt Netzwerk TEXTILE INNOVATION: Christina Harwarth, harwarth@bayern-innovativ.de „Clean Production”, „Animal Welfare”, „Reduced Footprint” und „Ethical Production”. Bis 2023 will das Outdoorunternehmen den ökologischen Fuß- abdruck seiner Kollektionen deutlich verkleinern und umweltschädliche Stoffe aus den Lieferketten verbannen. So sollen bis 2023 mindestens 95 Pro- zent zertifizierte Stoffe verwendet werden. Bis zum selben Jahr will Mammut auch auf PFC-basierte Aus- rüstungen verzichten. Perfluor-Kohlenwasserstoffe sind wegen ihrer hydrophoben Eigenschaften als Imprägnierung für Anoraks und Tourenhosen weit verbreitet, werden aber wegen ihrer toxikologischen und umweltschädlichen Wirkungen sehr kontrovers diskutiert. „Die Textil- und Chemieindustrie bietet verlinkt bereits PFC-freie Alternativen für die hydrophobe Ausrüstung an, jedoch ist deren Einsatzpotenzial von STUDIE der spezifischen Anwendung abhängig. Bereiche wie Nachhaltigkeit in der textilen Kette ist ein Kernthema des Bayern Innovativ-Netzwerks TEXTILE INNOVATION. Die Studie Schutzbekleidung sind aktuell nach wie vor auf die „Textil & Nachhaltigkeit” gibt Unternehmen PFC-Ausrüstung angewiesen, um die geforderten Informationen in den Feldern Fasern, Funk- Funktionen leisten zu können”, erläutert Christina tionalisierung und Kreislaufwirtschaft. Harwarth, die bei Bayern Innovativ das Netzwerk Textile Innovation koordiniert. www.bayern-innovativ.de/textilstudie2018 16
Pflege wird digital Innovative Technologien im Praxistest Die Sicherstellung der Pflege ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Neue Technologien können einen Beitrag liefern, dem Pflegenotstand entgegenzutreten. Das Projekt „Pflegepraxiszentrum Nürnberg” will Praxistauglichkeit, Akzeptanz und Nutzen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen testen. das neue Pflegepraxiszentrum in Nürnberg (PPZ- Nürnberg) zur Integration von Zukunftstechnologien in die Pflege haben sich mit Unterstützung des Forum MedTech Pharma e.V. Experten aus der Met- ropolregion Nürnberg erfolgreich beworben und sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Bei der Antragstellung wurde das Konsortium von der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) tatkräftig unterstützt. Neben wertvollen Informationen zu den Förderbedingungen des BMBF gab die BayFOR, einer der fünf Partner in der Bayerischen Forschungs- und Innovationsagentur (BayFIA), auch Hilfestellung bei Die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland der Erstellung des Projektkonzepts. steigt. Ende 2015 belief sie sich auf rund 2,9 Milli- Das PPZ-Nürnberg bereitet derzeit drei Testprojekte onen Menschen, das sind 8,8 Prozent mehr als im vor. Die Themen lauten „Sensorik zur Sturzerken- Dezember 2013. Ein Drittel von ihnen wird vollsta- nung”, „Virtual Reality als Unterhaltungsangebot tionär in Pflegeheimen versorgt. Einer Prognose des für Menschen in Pflegeheimen” und „App-basierte Statistischen Bundesamtes zufolge könnten 2030 mehrsprachige Kommunikation für Patienten mit bereits 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig sein. Migrationshintergrund”. Das Projekt PPZ-Nürnberg Grund für den Anstieg ist vor allem die steigende ist auf eine Dauer von fünf Jahren angelegt und Lebenserwartung der Deutschen als Folge einer läuft bis 28. Februar 2023. Die Kosten von rund stetig besser werdenden medizinischen Versorgung. vier Millionen Euro werden zu 100 Prozent durch Ende 2015 waren 83 Prozent der Pflegebedürftigen das BMBF getragen. Bundesweit stellt das BMBF 65 Jahre und älter, mehr als ein Drittel von ihnen 20 Millionen Euro für die Zukunft der Pflege bereit. über 85 Jahre alt. Kontakt Forum MedTech Pharma e.V.: Bianca Heinrich, ppz@medtech-pharma.de Gleichzeitig leidet die Gesundheitsbranche unter www.medtech-pharma.de einem großen Fachkräftemangel. Chancen und Lösungsansätze von Digitalisierung und Technisie- Bayerische Forschungs- und Innovationsagentur: rung werden daher auch in der Pflegebranche seit www.forschung-innovation-bayern.de längerem diskutiert. Innovative Ansätze können helfen, Pflegekräfte und pflegende Angehörige bei ihrer Arbeit zu entlasten und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat dazu 2017 den Cluster „Zukunft der Pflege” gestartet. Zu diesem gehört ein in Deutsch- land einmaliges Pflegeinnovationszentrum, in dem Ingenieure und Pflegewissenschaftler gemeinsam neue Technologien unter realistischen Bedingungen erforschen. Hinzu kommen vier Pflegepraxiszentren (PPZ) in Hannover, Freiburg, Nürnberg und Berlin. Dort werden die neuen Technologien im Alltag der Pflege eingesetzt und auf Praxistauglichkeit, Akzeptanz und Nutzen im Echtbetrieb von Kliniken und Pflegeeinrichtungen erprobt und bewertet. Für 17
vernetzt. Einfach. helfen. Frugale Innovationen für Medizin und Medizintechnik Wenn Ressourcen knapp sind, sind einfache und kostengünstige Lösungen gefragt. Frugale Innovationen folgen genau diesem Ansatz. Medizin und Medizintechnik liefern viele interessante Beispiele – von denen sowohl Entwicklungsländer wie Industrie- nationen profitieren können. Die nigerianische Familie ist beunruhigt: eines ihrer Subsahara-Afrika. Gewissheit kann nur ein Malaria Kinder fühlt sich schlapp, hat Kopf- und Glieder- test schaffen. Klassische Malariatests erfordern schmerzen und Fieber. Der nächste Arzt ist weit jedoch eine Blutabnahme, die ein gewisses Infek- entfernt, der Weg aus dem abgelegenen Dorf im tionsrisiko birgt und eine aufwändige Untersuchung zentralen Afrika äußerst beschwerlich. Erst recht mit im Labor. Der 2008 von der US-Firma Fyodor Bio- einem kranken Kind. Jetzt wäre es hilfreich, sofort technologies entwickelte „Urine Malaria Test” UMT zu erfahren, ob die Symptome nur auf einen einfa- auf Basis einer Urinprobe hingegen kann einfach, chen grippalen Infekt hinweisen oder auf Malaria, schnell und kostengünstig von jedem vermeintlich eine Krankheit, die unbehandelt bereits wenige Infizierten selbst durchgeführt werden. Bereits nach Tage nach der Infektion zum Tode führen kann. 25 Minuten kann das Ergebnis auf einem Teststreifen Jährlich werden etwa 200 Millionen Malaria-Fälle abgelesen werden. verzeichnet. Am stärksten betroffen ist die Region Einfach und kostengünstig: Der an der Universität Würzburg entwickelte „Kaugummi-Schnelltest” ermöglicht, bakterielle Entzündungen im Mundraum zu diagnostizieren. 18
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