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Ornithologischer Beobachter 117, 2020 Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf die Kiesbrüter Flussregenpfeifer Charadrius dubius und Flussuferläufer Actitis hypoleucos Martin Schuck, André Ducry, Reto Spaar, Hans Schmid, Matthias Vögeli, Raffael Ayé Im Rahmen des Programms Artenförderung Vögel Schweiz führten wir eine Literaturstudie zu Ge fährdungen und Schutzmassnahmen der Kiesbrüter Flussuferläufer und Flussregenpfeifer durch. Insbesondere anthropogene Störungen und Massnahmen zu deren Reduktion standen dabei im Fokus. Störungen können eine Ansiedlung der beiden Arten verhindern und direkt oder indirekt zu Verlusten von Gelegen und Jungvögeln führen. Störungen von der Landseite haben einen grös seren Einfluss als Störungen von der Wasserseite. Die intensivsten Störungen werden beim Be treten der Kiesbänke sowie beim Auftreten von Hunden registriert. In etlichen Projekten wurden Massnahmen zur Besucherlenkung umgesetzt. Dazu gehören Information und Sensibilisierung der Bevölkerung, eine umsichtige Wegführung, das Aufstellen von Gebots- und Verbotsschildern, das Absperren sensibler Bereiche sowie der Einsatz von Rangern, die vor Ort in erster Linie als Ratge ber fungieren. Fast alle Massnahmen zeigten positive Effekte und bewirkten eine Reduktion von Störungen. Lediglich das alleinige Aufstellen von Gebots- und Verbotsschildern ohne gleichzeiti ge Absperrung und personelle Präsenz vor Ort zeigte kaum Wirkung. Schutzmassnahmen wirken sich positiv auf den Bruterfolg beim Flussregenpfeifer aus und werden auch beim Flussuferläufer als sinnvoll erachtet. Effektive Schutzmassnahmen zugunsten der Kiesbrüter beinhalten eine kon sequente Besucherlenkung, unterscheiden zwischen Schutz- und Erholungszonen und setzen Be tretungsverbote von Schutzzonen konsequent durch. Im Planungsprozess von relevanten Projekten wie z.B. Flussrevitalisierungen sollte ein Besucherlenkungskonzept bereits im Voraus Berücksich tigung finden, um potenzielle Konflikte frühzeitig zu entschärfen oder vollständig zu vermeiden. Die Bestände der typischen Kiesbrüter Flussregen Typ und von der Intensität der menschlichen Erho pfeifer Charadrius dubius und Flussuferläufer Actitis lungsaktivität und andererseits von der Vogelart abhän hypoleucos sind in ihren natürlichen Fliessgewässer gig. Ob und wie empfänglich gewisse Arten oder Popu lebensräumen in den letzten Jahrzehnten stark zu lationen für Störungen sind, hängt von verschiedenen rückgegangen. Diese Entwicklung ist nicht nur in der Faktoren ab (z.B. Ökologie und Verhalten der Arten, Schweiz, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern Habitatqualität). Eine grundsätzliche Schwierigkeit Mitteleuropas zu beobachten (Boschert und Opitz 2001, bei der Untersuchung von Störungen ist, dass eine Re Št’astný et al. 2006, Maumary et al. 2007, Schmid et al. aktion auf Störungen meist verschiedene Bereiche wie 2010, Gedeon et al. 2014, Knaus et al. 2018). Als zentrale das Verhalten oder die Physiologie betrifft und sowohl negative Einflussfaktoren werden neben Habitatver räumlich als auch zeitlich stark variieren kann (Tablado lust insbesondere Störungen durch Erholungssuchen und Jenni 2017). de angesehen (Kaeslin 1995, Stecher 1995, Kilzer 1997, Naturnahe Fliessgewässer sind für Erholungssu Schödl 2000, 2007a, Boschert und Opitz 2001). Die chende attraktiv. Die Freizeitnutzung in diesen Gebie Auswirkungen dieser Störungen sind einerseits vom ten hat in den letzten Jahren zugenommen und eine Aus dem Artenförderungsprogramm von BirdLife Schweiz und Schweizerischer Vogelwarte Sempach 148
Schuck et al., Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf Kiesbrüter weitere Zunahme ist wahrscheinlich. Ohne lenkende Zudem fanden Gespräche mit Personen statt, die am Massnahmen wird sich der Druck auf die Kiesbrüter länderübergreifenden EU-Interreg-Projekt «Vielfälti zukünftig noch verstärken. Daher haben wir uns in der ges Leben an unseren Gebirgsflüssen» (D/A) beteiligt vorliegenden Studie mit den folgenden Fragen befasst: sind (Michael Schödl, Sabine Tappertzhofen) sowie 1. Was sind relevante Gefährdungen und Ursachen für ein langjähriges Schutzprojekt an den Thurauen leiten Brutverluste bei Flussuferläufer und Flussregenpfei (Fide Meyer). Zusätzlich wurden Georges Eich, Abtei fer und welche Bedeutung haben menschliche Stö lungsleiter Natur- und Heimatschutz des Kantons Uri, rungen? Urs Wegmann, Leiter der Ranger- und Biberfachstelle 2. Welche Schutz- und Besucherlenkungsmassnahmen der Greifensee-Stiftung, sowie Andreas Täschler von während der Brutzeit wurden zugunsten von Fluss der Arbeitsgruppe Entwicklung Jonamündung inter uferläufer und Flussregenpfeifer bereits umgesetzt? viewt. Alle Gesprächspartner verfügen über langjährige 3. Wie bewähren sich die getroffenen Schutz- und Be Erfahrung beim Schutz der Kiesbrüter oder über weitere sucherlenkungsmassnahmen? Erfahrungen im hier behandelten Themenfeld. Im di In einem ersten Schritt stellten wir die relevanten und rekten Kontakt mit Experten und in den Literaturlisten verfügbaren Informationen aus Publikationen, unver der Publikationen wurden wir auf weitere Veröffentli öffentlichten Berichten sowie Internetseiten zur Beant chungen in dem Themenfeld aufmerksam. wortung dieser drei Fragen zusammen. Diese Grundla ge wurde in einem zweiten Schritt mit Experteninter views vervollständigt und präzisiert. 2. Ergebnisse Als dritter Schritt wurden die zusammengestellten Erkenntnisse strukturiert und diskutiert. In einem vier 2.1. Gefährdung und Brutverluste ten und letzten Schritt leiteten wir aus den Erkenntnis im Brutgebiet sen zur Beantwortung der drei Fragen konkrete Hand lungsempfehlungen ab. 2.1.1. Hochwasserereignisse Diese Handlungsempfehlungen geben Naturschüt zerinnen und Naturschützern, Bund, Kantonen und Ge Wasserstandschwankungen beziehungsweise Hoch meinden sowie weiteren Akteuren eine Orientierungs wasser sind für die meisten Brutverluste des Flussregen hilfe. Dies ist von besonderer Bedeutung, weil als Folge pfeifers und Flussuferläufers in Flusstälern verantwort des revidierten Gewässerschutzgesetzes in der Schweiz lich (Zintl 1988, Kilzer 1997, Landmann 1999, Schmidt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Re et al. 2008, Schmidt und Wichmann 2010, Grimm und vitalisierungs- und Renaturierungsprojekte umgesetzt Schwarzenberger 2011, Baiker 2015, Meyer und Bart werden. Die hier formulierten Handlungsempfehlungen holdi 2015, Ryser 2018, Schmid 2018). Die traditionell sollen dazu beitragen, dass Besucherlenkungsmassnah in Flussbetten brütenden Arten waren an den Alpen men frühzeitig im Planungsprozess berücksichtigt wer flüssen schon immer einem hohen Risiko durch Hoch den, um allfällige Konflikte erst gar nicht entstehen zu wasser ausgesetzt, konnten die Verluste aber offenbar lassen. Damit soll bei künftigen Revitalisierungen ein durch Ersatzbruten ausgleichen (Zintl 1988, Grimm und besserer Schutz von Flussuferläufern und Flussregen Schwarzenberger 2011, Jaquier und Meyer 2013, Meyer pfeifern erreicht werden. und Bartholdi 2014). Die starke Verbauung der Flüsse hat das Hochwasserrisiko für beide Arten erhöht, da im Gegensatz zu naturnahen Gewässern bereits geringe 1. Material und Methoden Zunahmen der Abflussmenge zu starken Pegelanstie gen führen (Kilzer 1997, Grimm und Schwarzenberger Für die Literaturrecherche analysierten wir Publika 2011). Die wenigen quantitativen Untersuchungen er tionen, unveröffentlichte Berichte sowie Internetseiten kannten «Wasser» in 70 bis 81 % der Fälle als Ursache mit Erkenntnissen zu den drei oben genannten Frage für Gelegeverluste (Schmidt et al. 2008, Schmidt und stellungen. Insgesamt wurden 87 verschiedene Quellen Wichmann 2010, Frötscher und Schmidt 2015). Dabei aus Deutschland, England, Kanada, Österreich und sind Flussuferläufer etwas weniger anfällig als Fluss der Schweiz ausgewertet, von denen 70 in dieser Publi regenpfeifer, weil sie tendenziell höhere Standorte als kation aufgeführt werden. Bei der Suche wurden deut Brutplatz favorisieren (Frötscher und Schmidt 2014). sche, englische, italienische und französische Texte Die täglichen Wasserstandschwankungen durch das berücksichtigt. Verwendete Stichwörter bei der Suche Ablassen von Wasser an Staustufen zur Energiegewin auf Google, Google Scholar und Researchgate waren nung (Schwall-Sunk) machen ein Brüten in unmittel hauptsächlich: jeweiliger Artname, Besucherlenkung, barer Ufernähe in einigen Gebieten unmöglich (Kilzer Störungen, Brutverluste. 1997). Während die Pegelstände mancherorts um weni ge Dezimeter schwanken, treten andernorts mehrmals 149
Ornithologischer Beobachter 117, 2020 am Tag Pegeländerungen von über einem Meter auf. Wirkung der Störungen. Landseitig werden die gravie Zur Behebung der Schwall-Sunk-Problematik müssen rendsten Störungen durch freilaufende, stöbernde Hun in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in der Schweiz de hervorgerufen. Störungen durch vorbeigehende oder rund 100 Kraftwerkanlagen saniert werden (Bru ruhig lagernde Personen in grösserem Abstand zu den der 2013, Schweizer et al. 2015). Diese Wasserstands Brutplätzen werden als eher gering eingestuft. Sobald schwankungen beeinträchtigen die Flussgewässeröko jedoch Personen den Ufern entlang führende Wege ver logie generell und können zu einer schlechten Nah lassen und auf die Kiesinseln mit Brutplätzen gelangen, rungssituation für die Kiesbrüter führen (Kilzer 1997, sind die Störungen als massiv einzuordnen (Reicholf Schweizer et al. 2015, Ayé et al. 2017). 1998). Daher steigt mit jedem Uferweg die Gefahr, dass es zu derart massiven Störungen kommt. 2.1.2. Prädation Ebenso wie die Art und Intensität ist auch der Zeit punkt der Störung von Bedeutung. Während der An Prädation stellt eine weitere natürliche Verlustursache siedlungsphase können Störungen dazu führen, dass von Gelegen und Jungvögeln dar. In vielen Studien wur ein an sich geeigneter Brutplatz nicht besiedelt wird. den Brutverluste durch die Prädation von Fuchs Vulpes Während der Brutzeit können Nester und Eier durch vulpes, Hauskatze, Rabenkrähe Corvus corone, Kolkrabe Altvögel aufgegeben werden oder die Eier auskühlen C. corax und weiteren Arten beobachtet oder vermutet. oder überhitzen (Yasué und Dearden 2006, Pearce- Deren Ausmass blieb aber stets unklar (Werth 1990, Higgins et al. 2007). Wenn die Jungen erst einmal ge Kilzer 1997, Schödl 2007a, Schmidt et al. 2008, Kraft schlüpft sind, ist die Bindung der Elterntiere an die Brut und Werth 2010, Tappertzhofen 2016). In der einzigen sehr hoch. Doch auch dann können Störungen für die Studie, die den Anteil von Prädation an den totalen Ge Jungvögel fatal sein. Beim Goldregenpfeifer Pluvialis legeverlusten beim Flussregenpfeifer quantifiziert, be apricaria beispielsweise führen Störungen zu deutlich trug dieser 11,5 % (Schmidt und Wichmann 2010). Ein geringeren Überlebensraten der Jungvögel (Yalden und Zusammenhang zwischen Störungen und Prädation Yalden 1990, Ruhlen et al. 2003). wird vermutet (Werth 1990, Kraft und Werth 2010). Intensität und Häufigkeit der Störungen: Bezüglich Danach können Prädatoren durch eine Störung und die Intensität und Häufigkeit der Störung bestehen grosse darauffolgende Reaktion eines Altvogels auf die Brut Unterschiede. Die untersuchten Quellen machen keine bzw. das Gelege aufmerksam werden. quantitativen Angaben darüber. Lediglich die anekdo tische Schilderung der Situation in den einzelnen Stu 2.1.3. Störungen dien lässt Rückschlüsse über die Intensität und Häu figkeit der Störungen zu. Dass der Besucherdruck und Störungen werden generell als Gefährdungsursache damit auch das Potenzial für Störungen in einem klei für die Bestände beider Arten genannt. Laut Boschert nen und dicht besiedelten Land wie der Schweiz extrem (1998) lassen sich die Gefährdungsursachen bei Vögeln hoch sein können, zeigt eine Untersuchung aus dem selten so einfach zusammenfassen wie bei den Kies Naturschutzgebiet Selhofenzopfen im Kanton Bern. brütern, da für sie die zwei Komplexe Lebensraumzer Eine Hochrechnung ergab, das im Sommer monatlich störung und Störungen durch Erholungs- bzw. Freizeit etwa 50 000 Personen den Flussabschnitt auf dem Was betrieb entscheidend sind. Laut Metzner (2002) sind serweg passieren. Auf dem Uferweg zirkulieren monat Auswirkungen von Störungen schwer zu quantifizie lich etwa 13 000 bis 15 000 Personen. Registriert wurde ren, allerdings als beträchtlich einzustufen. Es gibt ver in der Untersuchung auch das Fehlverhalten der Besu schiedene Arten von Störungen, die sich unterschied cher. Im Durchschnitt wurde das Fahrverbot im Gebiet lich stark auswirken. Kaeslin (1995) macht beispiels 4,35-mal pro Stunde missachtet, das Hundeleinengebot wiese folgende Unterscheidung: «Landseitige Störun 1,17-mal, das Wegegebot 1,07-mal und das Wassersignal gen sind gravierender als Störungen durch Boote. Die bzw. Anlegeverbot 0,74-mal pro Stunde (Käufeler und grössten Störwirkungen gehen von Personen aus, wel Siegenthaler 2015). Obwohl es sich um ein sehr intensiv che sich auf dem Land bzw. auf den Kiesinseln in der genutztes Gebiet für Erholungssuchende handelt, zeigt Nähe der Vögel aufhalten. Die grossen kommerziellen die Untersuchung doch, wie sich die Situation in vielen Rafts mit durchschnittlich neun Passagieren verursa Gebieten in der Schweiz darstellt. Hinzu kommt, dass chen bedeutend grössere Störungen als Kanus, Kajaks bereits einzelne Störungen ausreichen können, um ne und kleine Schlauchboote mit bloss einem oder zwei gative Effekte zu verursachen. Die Wahrscheinlichkeit, Fahrern.» Reicholf (1998) nimmt eine Klassifizierung dass es bei einer Präsenz von Erholungssuchenden zu von Störungen durch Boote nach Bootstyp, Verhalten Störungen kommt und sich einige Besucherinnen und der Insassen und Abstand zum Ufer vor. Demnach er Besucher nicht an die Regeln halten, ist als hoch einzu höhen grössere Boote, lärmende und hektische Bewe schätzen. gung der Insassen und geringere Abstände zum Ufer die 150
Schuck et al., Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf Kiesbrüter Abb. 1. Die Eier des Fluss regenpfeifers sind gut ge tarnt. Dadurch können sie leicht übersehen und zer treten werden. Aufnahme Christoph Meier-Zwicky. The eggs of the Little Ringed Plover are well camouflaged. As a consequence they can easily be overlooked and trodden upon. Verhindern von Ansiedlungen durch Störungen: In grosse Gefahr des Zertretens von Gelegen durch Besu zahlreichen Studien werden Störungen dafür verant cher sieht auch Kaeslin (1995). Schödl (2000) kommt wortlich gemacht, dass die Kiesbrüter geeignete Gebie zum Schluss, dass Brutverluste in mehreren Beobach te erst gar nicht besiedeln (Yalden 1992, Frühauf und tungsjahren in den ortsnahen Flussabschnitten nur Dvorak 1996, Boschert 1998, Boschert und Opitz 2001, durch den Erholungsbetrieb erklärt werden können. Uhl und Weissmair 2012, Tappertzhofen 2016). Wäh Freilaufende Hunde auf Kiesbänken stellen eine in rend an den Wehren im Oberen Maintal (Bayern) mit zahlreichen Quellen beobachtete und massive Gefähr permanenten Störungen durch Angler und Brückenbau dung dar (Meier-Zwicky 1988, Werth 1990, Stecher arbeiten keine Flussuferläufer nachgewiesen wurden, 1995, 1996, Kilzer 1997, Schödl 2007a, Kraft und Werth waren alle anderen «ungestörten» Wehre im Untersu 2010, Uhl und Weissmair 2012, Meyer und Bartholdi chungsgebiet besiedelt (Theiss et al. 1992). Flussufer 2014, 2015, 2017, 2018, Ayé et al 2017, Ryser 2018). Die läufer und Flussregenpfeifer meiden Gebiete mit Stö Präsenz von Hunden kann entweder direkt zum Tod rungen und weichen wenn möglich auf weniger stark von Jungvögeln führen (Prädation) oder als starke Stö beeinträchtigte Gebiete aus. Darauf weisen auch die Er rung wirken. Laut Grimm und Schwarzenberger (2011) gebnisse des langjährigen Monitorings in den Isarauen reichen einzelne Störungen in der sensiblen Phase des südlich von München hin, denn jedes Jahr besetzen die Bebrütens bzw. der ersten Zeit der Jungenführung aus, beiden Arten Brutplätze auf jenen Kiesinseln, die am um Brutausfälle zu verursachen. Durch Störungen flie weitesten von den Parkplätzen entfernt sind. Dort ist gen die Vögel häufiger auf (Yalden 1992, Kaeslin et al der Störungsdruck geringer, da nur wenige der Besu 1995, Eger 2002) und widmen sich weniger der Nah cher so weit in das Gebiet vordringen (Sabine Tappertz rungssuche. Vögel, die wiederkehrenden Störungen hofen mündlich). ausgesetzt sind, verbringen 9 % der Zeit mit Umher Direkter Brutverlust durch Störungen: Direkte Ver fliegen im Revier, während dies bei ungestörten Vögeln luste werden in zahlreichen Untersuchungen dokumen lediglich 0,3 % der Zeit ausmacht. Auch ein Auskühlen tiert. Ihr Anteil beträgt in den zwei Studien mit quanti der Eier oder der Jungvögel kann aus dem Verlassen des fizierbaren Angaben beim Flussregenpfeifer 20 % (Fröt Nestes durch die Altvögel resultieren (Kraft und Werth scher und Schmidt 2015) bzw. 2 % (Schmidt et al. 2008). 2010, Grimm und Schwarzenberger 2011). Störungen In der Studie von Frötscher und Schmidt (2015) wurde können durch den Menschen auch indirekt verursacht beobachtet, wie zwei Flussregenpfeifergelege von Leu werden, z.B. indem Weidetiere auf die Flächen mit ten zerstört und wahrscheinlich ein frisch geschlüpfter Brutplätzen getrieben wurden und es so zu Gelegever Flussuferläufer durch Besucher zertreten wurde. Eine lusten durch Viehtritt kommt (Stecher 1995, 1996). 151
Ornithologischer Beobachter 117, 2020 Abb. 2. Auf Exkursionen kann die lokale Bevölkerung für die Lebensraumansprü che und Probleme der Kies bankbrüter sensibilisiert wer den. Was man kennt, schützt man. Aufnahme Fide Meyer. Excursions provide good opportunities to raise public awareness for the habitat requirements and problems of the gravel bank breeders. One is more willing to protect what one knows. 2.2. Schutzmassnahmen und 2.2.1. Information und Sensibilisierung Besucherlenkung Informationstafeln und Flyer: Meist wurden beide oder In verschiedenen Projekten wurden in Österreich, je nach Vorkommen einer der beiden Kiesbrüter vorge Deutschland und der Schweiz Schutz- und Besucher stellt und mit Fotos sowie Informationen über Gefähr lenkungsmassnahmen für Flussuferläufer und Flussre dungen durch menschliche Störungen um Verständnis genpfeifer realisiert (Stecher 1996, Schödl 2006, 2007a, für die sensiblen Arten geworben (Zintl 1988, Stecher Tappertzhofen 2016, 2017, Zanini und Torriani 2016a, 1996, Hammer 2006, Grimm und Schwarzenberger 2018, Ayé et al. 2017, Meyer und Bartholdi 2017). Wei 2011, Uhl und Weissmair 2012, Meyer und Barthol tere Untersuchungen geben aufgrund der gesammelten di 2017). An der Oberen Ammer in Bayern wurden an Erkenntnisse konkrete Handlungsempfehlungen, wie den Einstiegsstellen Hinweisschilder zu den «Boot-Re ein effektiver Schutz im jeweiligen Gebiet aussehen gelungen» an den Informationstafeln angebracht und müsste (Boschert 1998, Eger 2002, Petutschnig 2004, mit Flyern ergänzt (Schödl 2007b). Der Alpenpark Kar Ismail et al. 2009, Kraft und Wehrth 2010). Die durch wendel informiert zusätzlich auf seiner Homepage und geführten bzw. empfohlenen Massnahmen beinhalten im lokalen Informationszentrum über die Probleme der die Information und Sensibilisierung der Bevölkerung, Kiesbrüter, die durch Störungen verursacht werden. eine durchdachte Wegführung und Lebensraumge Die Besucherinnen und Besucher werden angehalten, staltung, Beschilderung über Gebote und Verbote, die sich von den Schotterbänken im Gebiet fernzuhalten Absperrung von sensiblen Bereichen sowie eine per (Grimm und Schwarzenberger 2011). Zintl (1988) be sonelle Präsenz vor Ort. An den meisten Orten wer richtet über die Zusammenarbeit mit Werbefachper den verschiedene dieser Massnahmen kombiniert. Um sonen, um möglichst viele Personen ansprechen und eine gewisse Übersichtlichkeit zu gewähren, haben wir überzeugen zu können. So endet beispielsweise eine die Massnahmen im Folgenden soweit möglich aufge der genutzten Informationstafeln mit folgender Passa schlüsselt. ge: «Seid lieb, Leute. Bräunt Euch auf allen Seiten. Nur nicht auf unserer.» 152
Schuck et al., Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf Kiesbrüter Führungen: Zur Information und Sensibilisierung 2.2.2. Gebote und Verbote wurden Gespräche mit den Besucherinnen und Besu chern vor Ort gesucht. Wo möglich wurde den Besu Die Beschilderung mit freundlichen Bitten, Geboten chern die Möglichkeit gegeben, die «herzigen» Vögel und Verboten zum Schutz der Kiesbrüter fand in zahl mit ihren Jungen durch ein Spektiv zu bewundern (Ja reichen Gebieten Anwendung (Werth 1990, Schödl quier und Meyer 2013, Meyer und Bartholdi 2015, 2016, 2006, Kraft und Werth 2010, Jaquier und Meyer 2013, Michael Schödel mündlich). Ebenfalls wurden organi Tollardo und Fuchs 2016, Ayé et al. 2017, Tappertzhofen sierte Exkursionen angeboten, wo Alt- und Jungvögel 2017, Heidi Emmenegger mündlich, Andreas Täschler unter kundiger Leitung aus der Distanz beobachtet und mündlich). Die meisten Schilder beinhalten neben In die Besucher für die Lebensraumansprüche der Arten formationen zur Vogelart auch Angaben zu deren Le sensibilisiert wurden (Ryser 2018). bensraumansprüchen und zu den Problemen, die durch Medienberichterstattung: Über lokale Medien, Soci Störungen verursacht werden. Auf einigen Tafeln wird al Media und lokale Fernsehberichterstattung wurde um Rücksichtnahme gebeten und die Besucher wer um Verständnis für die beiden Arten geworben (Schödl den angehalten, Kiesbänke nicht zu betreten (Ayé et 2006, 2007a, Lifeguard Augsburg 2017). An der Oberen al. 2017, Heidi Emmenegger mündlich, Andreas Täsch Ammer betrieb man Öffentlichkeitsarbeit in den örtli ler mündlich). Andere Tafeln hingegen machen klare chen Schulen und über Zeitungen (Schödl 2007b). Auf Betretungsverbote deutlich (Bauer 1989, Werth 1990, die Bedeutung einer angemessenen medialen Bericht Kilzer 1997, Grimm und Schwarzenberger 2011, Jaquier erstattung bei der Sensibilisierung der Bevölkerung und Meyer 2013, Frötscher und Schmid 2015, Meyer weisen weitere Autoren hin (Boschert 1998, Ismail et al. und Bartholdi 2017, Tappertzhofen 2017, Ryser 2018). 2009, Kraft und Werth 2010). Die Unterscheidung zwischen freundlicher Bitte, Gebo Kontaktaufnahme mit Nutzervereinen: In verschiede ten und Verboten ist aus den Quellen nicht immer ein nen Beispielen wurde Kontakt mit lokalen Kanusport deutig ersichtlich. Kraft und Werth (2010) empfehlen vereinen aufgenommen und um Verständnis für die Le in ihrem Besucherlenkungskonzept für Flussuferläufer bensraumansprüche der Kiesbrüter geworben. So ins und Flussregenpfeifer an der Iller ein generelles Leinen truiert die Leitung der Kanuschule Versam ihre Guides, gebot sowie ein ganzjähriges Betretungsverbot einiger explizit sensible Zonen in der Rheinschlucht zwischen Kiesinseln. Sie erachten ein temporäres Befahrungsver Ilanz und Reichenau im Kanton Graubünden zu mei bot sowie Lager- und Grillverbot in sensiblen Bereichen den, um dort Störungen zu minimieren (Kasi Keller und für notwendig. Markus Fellmann mündlich). Abb. 3. Regelun gen und Absper rungen müssen klar und einfach ersichtlich sein. Aufnahme Fide Meyer. Rules and barriers must be easy to recognize and understand. 153
Ornithologischer Beobachter 117, 2020 Abb. 4. Verbots- oder Gebots schilder allein reichen nicht aus. Ohne Absperrungen werden die Kiesinseln schnell zu beliebten Rast- und Badeplätzen. Aufnahme Ruben Lippuner. On their own, signs with in- structions and prohibitions are insufficient. Without barriers, the gravel banks soon turn into resting and swimming areas for humans. 2.2.3. Physische Besucherlenkung fen (2016) führt aus, dass anstelle von Grillierverboten durch Absperrung und Wegleitung vielmehr auch Grillplätze geschaffen werden müssen. Damit würde die Akzeptanz für ein Verbot erhöht und An mehreren Orten wurden physische Besucherlen zumindest ein Teil der Besucherinnen und Besucher kungsmassnahmen für den Schutz der Kiesbrüter dorthin gelenkt, wo Grillieren vorgesehen ist. vor Störungen umgesetzt (Schödl 2007a, Grimm und Sperrung sensibler Bereiche: In den Thurauen bei Al Schwarzenberger 2011, Tappertzhofen 2017, Ryser tikon und Thalheim in den Kantonen Zürich und Thur 2018). Mit der Schaffung natürlicher Barrieren und der gau werden die Brutplätze des Flussregenpfeifers direkt Verlegung von Wegen sollte das Betreten der Kiesbänke nach deren Besetzung Ende März oder Anfang April verunmöglicht werden. Zudem wurden besonders sen grossflächig mit Holzpfosten und Weidezaunband oder sible Bereiche abgesperrt (Meyer und Bartholdi 2014, mit mobilen Zäunen abgesperrt (Jaquier und Meyer 2016, Tappertzhofen 2016, 2017, Ryser 2018). 2013, Meyer und Bartholdi 2015, 2016, Ryser 2018). We Weg- und Infrastrukturplanung: Ryser (2018) emp nig später folgen die Markierungspfosten für den Boot fiehlt, Fusswege aus dem Uferbereich zu entfernen bzw. betrieb und für Angler entlang der Wasserlinie. Dabei zurückversetzt neu anzulegen und den Besuchern auf wurde der Bootsverkehr während der ganzen Saison Info-Tafeln die Probleme zu erläutern. Nicht mit We von den Brutplätzen weggelenkt (Meyer und Bartholdi gen erschlossene Fliessgewässer sollte man zur Ver 2016). An Isar und Ammer wurden die Brutplätze mit meidung von unnötigen Störungen weiterhin frei von rot-weissen Absperrbändern gesperrt. Für Bootsfah Uferbegleitwegen halten (Petutschnig 2004, Michael rende signalisieren rot-weisse Bänder, wo die sensible Schödl mündlich, Sabine Tappertzhofen mündlich). Zone beginnt und schwarz-gelbe Bänder, wo die sen In die gleiche Richtung geht die Schlussfolgerung von sible Zone endet (Schödl 2007a, b). Aufgrund starker Boschert (1998), dass zur Lenkung des Erholungs- und Windgeräusche werden heute farbige Schnüre verwen Freizeitverkehrs an den Gewässern Massnahmen wie det (Michael Schödl mündlich). In der Pupplinger Aue die ganzjährige Sperrung von Uferwegen, Dammab südlich von München werden Brutplätze mit Schildern schnitten und Baggerseen notwendig sind. Jaquier und markiert und mit farbigen Schnüren abgespannt (Tap Meyer (2013) sowie Ayé et al. (2017) empfehlen frühzei pertzhofen 2016, 2017). Brutplätze der Vorjahre werden tig zu definieren, welche Bereiche ungestört bleiben sol frühzeitig bereits vor der Brutsaison abgesperrt. Findet len und welche den Besuchern zugedacht werden, und im Frühjahr keine Besiedlung durch die Kiesbankbrü dies durch Neubauten und Schliessungen von Wegen ter statt, wird die Sperrung wieder aufgehoben. Eine sowie weitere Massnahmen umzusetzen. Tappertzho Sperrung sensibler Bereiche findet auch am Jonadelta 154
Schuck et al., Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf Kiesbrüter im Kanton St. Gallen Anwendung. Dort wird den Be wässern weiterhin die Ausnahme. In den Thurauen in suchern ein Zugang mit aufgestellten Zäunen verwehrt den Kantonen Zürich und Thurgau wird der Aufsichts (Andreas Täschler mündlich). Im Urner Reussdelta dienst von engagierten Ehrenamtlichen geleistet. An wurde eine Zonierung nach Schutz- und Erholungszo der Maggia im Tessin sind Ranger vom Kanton einge nen mit Inseln für Badende sowie Inseln für die Kies setzt, ihre Präsenz ist jedoch sehr gering: Wenige Ein brüter mit Betretungsverbot geschaffen. Wo im Delta zelpersonen müssen mehrere Kilometer Fliessgewässer selbst ein Betretungsverbot gilt, werden Flächen mit abdecken (Zanini und Torriani 2018). Zäunen abgesperrt (Georges Eich mündlich). Natürliche Barrieren: Einige Autorinnen und Auto 2.2.5. Sanktionierung bei Übertretungen ren empfehlen, durch Anpflanzen von Dornsträuchern vielgenutzte Bereiche in Brutgebieten unzugänglich Angaben zu Sanktionierung bei Übertretungen liegen oder weniger attraktiv zu gestalten (Werth 1990, Bo von der Isar südlich von München und den Thurauen in schert 1998). Natürliche Barrieren können durch Wie der Schweiz vor. Erst eine strikte Kontrolle und Sank sen, die erst nach Abschluss der Brutzeit gemäht wer tionierung der Verbote macht diese wirksam und glaub den, hohe Brennnesselfluren oder Dornhecken gebildet würdig (Tappertzhofen 2016). Isar-Ranger haben daher werden (Kraft und Werth 2010, Meyer und Bartholdi die Möglichkeit, Ordnungswidrigkeiten anzuzeigen. 2014, 2017, Ryser 2018). Im Reussdelta wurden einige In den Thurauen wurde ein Vertrag per Gemeinderats Schutzflächen über wasserführende Kanäle der Reuss beschluss verabschiedet, der die Situation zwischen der von den Flächen für Erholungssuchende abgetrennt Gemeinde und den Gebietsbetreuern rechtlich regelt. (Georges Eich mündlich). Dieser Vertrag befugt die Aufsichtspersonen, im Anzei geverfahren mittels eines vorgegebenen Online-Melde 2.2.4. Personelle Präsenz vor Ort formulars Verstösse der Polizei zur Weiterverfolgung zu übergeben (Meyer und Bartholdi 2017). Dies drängt Die Präsenz vor Ort erfolgte entweder durch offizielle sich insbesondere bei uneinsichtigen Hundehaltern auf, Ranger (Tollardo und Fuchs 2016, Tappertzhofen 2017), die weder das Betretungsverbot noch den Leinenzwang durch Freiwillige, z.B. von lokalen Natur- und Vogel einhalten (Ryser 2018). Meyer und Bartholdi (2017) so schutzvereinen (Jaquier und Meyer 2013, Meyer und wie Ryser (2018) betonen, dass die Sanktionierung als Bartholdi 2014, Ayé et al. 2017) oder durch Studierende letztes Mittel eines glaubwürdigen Schutzkonzepts (Stecher 1996). In Bayern wird der Auftrag auch von der wichtig ist. Naturschutzwacht übernommen, einem Instrument der Bayerischen Naturschutzbehörde. Sie haben oft mehr 2.3. Auswirkung von Schutz- und Handlungsmöglichkeiten als Ranger. Naturschutz Besucherlenkungsmassnahmen wacht, Ranger und teilweise auch Freiwillige tragen meist Uniformen oder zumindest Kleidungsstücke, 2.3.1. Wirksamkeit der Massnahmen die ihrem Auftreten einen offizielleren Charakter ver zur Störungsreduktion leihen (Tollardo und Fuchs 2016, Lifeguard Augsburg 2017, Meyer und Bartholdi 2017). Sie werden daher als Die meisten Quellen fokussieren auf die Bestandsent Respektpersonen wahrgenommen. Trotzdem kommt wicklung der Kiesbrüter und machen keine quantifi ihnen nach Tollardo und Fuchs (2016) meist die Funk zierbaren Angaben über die Wirksamkeit der umgesetz tion des Ratgebers und nicht des Aufpassers zu. Stecher ten Massnahmen. Unter Wirksamkeit verstehen wir, (1996) berichtet über den erfolgreichen Einsatz von inwieweit sich die Massnahmen eignen, Störungen in Studierenden, die sich im Laufe ihres Einsatzes immer adäquatem Ausmass zum Schutz der Kiesbrüter zu re mehr für den Schutz des Flussuferläufers begeisterten duzieren und letztlich einen Bruterfolg zu ermöglichen. und auch in Diskussionen mit Uneinsichtigen höflich Für die Analyse haben wir positive und negative Erfah und sachlich blieben. Die Massnahmen der Information rungen gruppiert und untersucht, welche Gemeinsam und Sensibilisierung der Bevölkerung werden vielfach keiten und Unterschiede zwischen den Studien je nach durch personelle Präsenz vor Ort ergänzt (Zintl 1988, Wirksamkeit existieren. Die im «Dank» aufgeführten Stecher 1996, Schödl 2007a, b, Grimm und Schwarzen Autoren haben wir kontaktiert, um deren detaillierte berger 2011, Uhl und Weissmair 2012, Jaquier und Mey Einschätzung bezüglich der Wirksamkeit der Massnah er 2013, Meyer und Bartholdi 2014, 2015, 2016, 2017, men zur Störungsreduktion zu erhalten. Dabei kristalli Tollardo und Fuchs 2016, Zanini und Torriani 2016a, sierte sich Folgendes heraus: Erstens beinhalten alle als Ayé et al. 2017, Lifeguard Augsburg 2017, Ryser 2018). positiv und wirksam dargestellten Massnahmen eine Während der Einsatz von Aufsichtspersonen wie z.B. intensive personelle Präsenz vor Ort. Zweitens haben Rangern in vielen Gebieten der Schweiz in den letzten Absperrungen durch Zäune eine vergleichsweise hohe Jahren zugenommen hat, ist deren Präsenz an Fliessge Wirksamkeit. Drittens sind Schilder mit Bitten, Gebo 155
Ornithologischer Beobachter 117, 2020 Abb. 5. Flussregenpfeifer siedeln gern auf offenen Flächen mit geringer bis keiner Vegetations bedeckung. Aufnahme Christoph Meier-Zwicky. The Little Ringed Plover favours open habitats with little or no vegetation cover. ten und Verboten zwar ein notwendiger Bestandteil der dass während der Präsenzzeit so gut wie alle Störungen Besucherlenkung, entfalten für sich allein jedoch kaum ausgeschaltet, jedoch ausserhalb der Präsenzzeit einzel Wirkung. ne Störungen festgestellt wurden (belegt durch Spuren Positive Erfahrungen: Auf vergleichsweise kleiner auf den Inseln). Er führt auf, dass (mit Ausnahme eines Fläche werden in den Thurauen intensive Schutz- und Standortes) in den abgesperrten Bereichen geringere Besucherlenkungsmassnahmen umgesetzt, für deren Störintensitäten festgestellt wurden als in den nicht Erfolg eine personelle Präsenz vor Ort von zentraler abgesperrten Bereichen. Erfahrungen am Greifensee Bedeutung ist. Meyer und Bartholdi (2016) stellen fest: im Kanton Zürich zeigen, dass sich die Einhaltung der «Mit hoher Präsenz von Aufsichtspersonen lässt sich Leinenpflicht und das Betretungsverbot ausgewählter das Schutzgebiet ‹Schäffäuli›, in Kombination mit Ab Schutzflächen seit der Etablierung des Rangerdienstes sperrungen, frei von Störungen halten!». Die Mass substanziell verbessert haben. In diesen Feuchtgebieten nahmen benötigten mehrere Jahren der Akzeptanz brüten zwar keine Kiesbrüter, doch die Erkenntnisse gewinnung, haben sich aber bewährt und mittlerweile sind grösstenteils auf Fliessgewässer übertragbar. Seit etabliert. Der Aufwand zu Beginn der Saison ist immer Beginn der Rangerpräsenz im Jahr 2010 gingen die Ver noch gross, aber irgendwann sind alle Beteiligten ge stösse um über 50 % zurück (Urs Wegmann mündlich). nügend informiert. Ein erfolgreiches Brüten auf den In Allerdings kommt es trotz der Präsenz von Rangern in seln wäre in den Thurauen ohne Kontrollen wegen frei diesen stark frequentierten Gebieten mit unzähligen laufenden Hunden, zahlreichen Spaziergängern, Bade Besucherinnen und Besuchern und ohne Absperrungen gästen, Anglern und Campern unmöglich. Die grosse nach wie vor zu Übertretungen. Bedeutung der personellen Präsenz vor Ort betont auch Die Brutplätze abzusperren und mit Informations Tappertzhofen (2016, 2017). Die Isar-Ranger sind für tafeln und Verbots- bzw. Gebotsschildern zu versehen, den Schutz der Nistplätze unabdingbar. In der Studie hat eine gewisse Wirksamkeit. Offenbar wird eine Um von Stecher (1996) wurde der Erfolg der Massnahmen zäunung mit Weidezäunen und/oder Absperrbändern ebenfalls auf die hohe personelle Präsenz zurück als ernst zu nehmende Barriere wahrgenommen, die geführt, wo im Frühjahr 1996 Freiwillige 2500 Prä je nach Ort auch ohne grosse Präsenz vor Ort respek senzstunden vor Ort leisteten. Auch in der Studie von tiert wird. So wurde beispielsweise die Jonamündung Schödl (2007a), die einen positiven Effekt der Schutz am oberen Zürichsee 2018 provisorisch mit einem Zaun massnahmen beim Flussregenpfeifer belegt (siehe Ka abgesperrt und mit Informationstafeln versehen. Die pitel 2.3.2), wurden die Neststandorte täglich vor Ort Erfahrungen zeigen, dass die Absperrung hier gut ak überwacht und Personen im direkten Gespräch am Be zeptiert wurde. Obwohl die Beschilderung kein klares treten der Flächen gehindert. Schödl (2007b) resümiert, Verbot auswies, wurden nur wenige Fälle des Miss 156
Schuck et al., Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf Kiesbrüter Abb. 6. Flussuferläufer bevor zugen als Brutplatz spätere Sukzessionsstadien oder höher gelegene Bereiche mit ausgeprägter Krautschicht und ersten aufkommenden Sträuchern. Aufnahme Christoph Meier-Zwicky. As breeding sites, the Common Sandpiper favours later states of succession or areas at higher altitudes with a prominent herb layer. achtens festgestellt (Andreas Täschler mündlich). In 2018, Sabine Tappertzhofen mündlich). Im St. Galler weiteren Fällen mit positiven Erfahrungen wurde die Abschnitt des Alpenrheins zwischen Trübbach und Absperrung der Brutplätze zusätzlich mit personeller Buchs wurden bei einer Untersuchung im Jahr 2019 Präsenz vor Ort ergänzt. Bei den Informations- und auf allen 16 Kiesbänken mit Revieren des Flussregen Verbotstafeln ist es wichtig, möglichst eine einheitli pfeifers Hinweise auf menschliche Nutzung während che Beschilderung zu wählen, damit die Besucher klar der Brutzeit festgestellt, obwohl zahlreiche Tafeln im informiert, jedoch nicht verunsichert bzw. verwirrt Gebiet auf das Vorkommen des Flussregenpfeifers im werden (Sabine Tappertzhofen und Michael Schödl Gebiet hinweisen und um Rücksichtnahme bitten. Es mündlich). Positive Erfahrungen konnten auch mit der wurde sogar in mehreren Fällen beobachtet, wie die Kontaktaufnahme und Sensibilisierung der lokalen Ka Besitzer mit den angeleinten Hunden an den Informa nusportvereine gemacht werden, so an der Ammer und tionstafeln vorbeispazierten und die Hunde unmittelbar in der Rheinschlucht im Kanton Graubünden (Michael danach auf den Kiesbänken frei liessen (Jüstrich 2019). Schödl mündlich, Kasi Keller und Markus Fellmann Im Tessin werden an den Flüssen Maggia und Brenno mündlich). In der Rheinschlucht werden die Guides von ebenfalls einzelne Wege während der Brutzeit gesperrt. der Leitung der Kanuschule Versam instruiert, gewisse Allerdings wird von Zäunen abgesehen und lediglich sensible Gebiete – deren Zugang eigentlich erlaubt wä durch eine Beschilderung auf die Betretungsverbote re – für Pausen und Rast zu meiden. Zusätzlich nehmen hingewiesen (Jaquier und Meyer 2013). Diese Verbote diese Guides je nach Wissen, Motivation und Situation werden häufig missachtet. Die fast 20 km lange Strecke eine Aufsichtsfunktion wahr und weisen Personen, die zwischen Avegno und Bignasco ist zu lang, als dass die sich nicht an Gebote und/oder Verbote halten, auf ihr «Animatori» (ähnlich wie Ranger, aber mit weniger Be Missverhalten hin. fugnissen) ausreichend Präsenz vor Ort zeigen könnten Negative Erfahrungen: Wir konnten keinen einzigen (Zanini und Torriani 2016a, Zanini 2018). Auch in den Hinweis in der Literatur finden, dass das alleinige Auf Bolle di Loderio wird das Zugangsverbot häufig miss stellen von Tafeln mit freundlicher Bitte, mit Geboten achtet (Zanini und Torriani 2016b). Bei Felsberg in und Verboten ohne die Absperrung mit Bändern oder Graubünden wurden Informationstafeln aufgestellt, die Zäunen sowie ohne eine regelmässige Präsenz zu einer die Bevölkerung dazu aufriefen, die Kiesinseln nicht zu zielführenden Verbesserung der Störungsproblematik betreten. Auf ein Betretungsverbot wurde verzichtet, geführt hätte. Zahlreiche Autorinnen und Autoren be worauf Hundehalter und andere Besucher regelmäs richten, dass ohne diese zusätzlichen Massnahmen die sig am Ufer der Inseln festgestellt wurden (Jaquier und Regeln nicht respektiert werden (Meyer und Bartholdi Meyer 2013, Ayé et al. 2017). 2015, 2016, Zanini und Torriani 2016a, 2016b, Ryser 157
Ornithologischer Beobachter 117, 2020 2.3.2. Auswirkungen auf den Bruterfolg 3. Diskussion Flussregenpfeifer: Der Bruterfolg (Anzahl flügge Jung Hochwasserereignisse sind für die meisten Brutver vögel pro Brutpaar und Jahr) des Flussregenpfeifers luste von Flussregenpfeifer und Flussuferläufer verant lässt sich durch geeignete Massnahmen stark positiv wortlich. Dabei sind Flussuferläufer aufgrund der im beeinflussen. Dies belegt die einzige umfassende Unter Durchschnitt höher über der Wasserstandslinie liegen suchung zu Auswirkungen von Schutz- und Besucher den Brutplätze weniger betroffen. Deshalb und wegen lenkungsmassnahmen (Schödl 2007a, b). Der durch der generell kürzeren Brutperiode produzieren Fluss schnittliche Bruterfolg an der Isar lag in drei Jahren mit uferläufer weniger Ersatzgelege (Schmid 2018). Offen Massnahmen mehr als dreimal höher als in drei Jahren bar können vor allem Flussregenpfeifer bei Gelegever ohne Massnahmen. Auf Vergleichsflächen unterschied lusten den Bruterfolg über Ersatzbruten ausgleichen. sich der Bruterfolg zwischen den Vergleichsperioden Die Verbauung vieler mitteleuropäischer Flüsse und nicht, so dass andere Faktoren als Einflussgrössen auf die Zerstörung der natürlichen Auendynamik hat das das positive Resultat ausgeschlossen wurden. Hochwasserrisiko für die Kiesbrüter verschärft. Selbst Flussuferläufer: Beim Flussuferläufer liegen zwei geringe Zunahmen des Durchflusses führen in vereng Studien zu Auswirkungen von Schutz- und Besucher ten Flussbetten zu starken Pegelanstiegen. So gingen lenkungsmassnahmen auf den Bruterfolg vor. Eine Stu beispielsweise im stark verbauten St. Galler Alpenrhein die zeigt einen höchst positiven Einfluss (Stecher 1996), alle Erstbruten im Frühjahr 2019 verloren, da alle exis während in der anderen kein positiver Einfluss nach tierenden Kiesinseln so gut wie vollständig überspült gewiesen werden konnte (Schödl 2006). Stecher (1996) wurden (eigene Beobachtungen). Die Nutzung vieler untersuchte den Bruterfolg in zwei aufeinanderfolgen Fliessgewässer mit Speicherkraftwerken führt zusätz den Jahren, einmal mit und einmal ohne Schutzmass lich zu regelmässigen Wasserstandsschwankungen nahmen. Dabei wurden in Jahren mit Schutzmassnah (Schwall-Sunk) und beeinträchtigt so die Lebensräume men durchschnittlich 1,83 Jungvögel pro Revier flügge, der Kiesbrüter (Bruder et al. 2012). Wie stark sich die im Jahr ohne Schutzmassnahmen hingegen lediglich se Effekte auf deren Populationen auswirken, kann mit 1,16. Den höheren Bruterfolg im Jahr mit Massnahmen den bestehenden Studien kaum quantifiziert werden. führt der Autor auf die deutliche Verringerung der Stör Das genaue Ausmass der Gelegeverluste durch Prä frequenz zurück, wobei der Einfluss der Witterung dation ist unklar. Der einzige in einer Studie bezifferte nicht näher untersucht wurde. Die Bewachung zeigte Wert für Gelegeverluste von 11,5 % (Schmidt und Wich ihre Wirkung vor allem in der Zeit der Jungenführung mann 2010) ist im Vergleich zu Verlusten bei einer ähn und verursachte einen deutlichen Anstieg des Brut lichen Art, dem Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula, erfolgs der kleinen Flussuferläuferpopulation. Schödl gering (Wallander und Andersson 2003, Wallander (2006) untersuchte den Bruterfolg zwischen 1996 und et al. 2006). Dabei muss berücksichtigt werden, dass 2001 ohne Schutzmassnahmen und verglich diesen mit Hochwasser möglichen Prädationsereignissen beim dem Bruterfolg zwischen 2002 und 2005 in Gebieten Flussregenpfeifer vermutlich häufig zuvorkommen. Es mit und Referenzflächen ohne Schutzmassnahmen. In ist denkbar, dass Verluste durch Prädation auch beim dieser Untersuchung liess sich kein positiver Effekt der Flussregenpfeifer eine grössere Rolle spielen, als die Schutzmassnahmen nachweisen, wobei der Autor ex einzige Studie zu diesem Thema suggeriert. Trotz der plizit darauf hinweist, dass Untersuchungen zum Brut nachgewiesenen Schwierigkeit, diesen Parameter in der erfolg beim Flussuferläufer sehr schwierig sind, solange Praxis zu erfassen, wären weitere Studien zur Quanti man die Anzahl wirklich flügger Jungvögel und nicht fizierung der Verluste durch Prädation wünschenswert. nur den Schlupferfolg berücksichtigt (Michael Schödl Störungen werden in allen Studien als Gefähr mündlich). Schödl (2003) verweist in einer weiteren dungsursache genannt. Deren häufige Erwähnung Untersuchung auf den besseren Bruterfolg der Popula in der Literatur verdeutlicht, welch grosse Bedeutung tionen an der Ammer im Vergleich zu jenen an der Isar, dieser Problematik beigemessen wird, obwohl deren den er teilweise auf die höhere Freizeitnutzung an der Auswirkungen schwierig zu quantifizieren sind. In Isar zurückführt. Dass Schutz- und Besucherlenkungs den Berichten über die Umsetzung von Schutz- und Be massnahmen bei starkem Besucherdruck unerlässlich sucherlenkungsmassnahmen fehlen meist detaillierte sind, zeigen die Erfahrungen aus der Isaraue bei Mün Auswertungen über die Wirksamkeit dieser Massnah chen. Dort sind die Kiesinseln einem viel grösseren Be men. Aus den Beschreibungen lassen sich jedoch Ergeb sucherdruck von Wasser und Land ausgesetzt als bei nisse ableiten. So zeigen zahlreiche Erfahrungen, dass den untersuchten Flussabschnitten von Schödl (2006). das Aufstellen von Tafeln mit Geboten und Verboten Ohne Absperrung und Präsenz von Rangern vor Ort allein nicht ausreicht, um Besucher effektiv davon ab wäre es für Flussuferläufer dort schwierig, erfolgreich zuhalten, sensible Bereiche und vor allem Brutplätze zu brüten (Sabine Tappertzhofen mündlich). auf Kiesbänken zu betreten (Jaquier und Meyer 2013, 158
Schuck et al., Auswirkungen von Störungen und Besucherlenkung auf Kiesbrüter Zanini und Torriani 2016a, Ayé et al. 2017, Fide Meyer, Künftige Studien sollten solche Aspekte systematisch Sabine Tappertzhofen und Andreas Täschler mündlich). untersuchen und quantifizieren. Aufgrund der vorhan Erst die Kombination aus Verbotstafeln und Absperrun denen Angaben und Gespräche mit einigen der Autoren gen erzielt einen gewissen Effekt. Der zusätzliche Ein konnten wir ableiten, dass sich die Störungssituationen satz von Rangern hat sich sehr bewährt und führt zu in Bezug auf Art, Zeit, Dauer und Intensität in den ver besserer Respektierung der Gebote und Verbote. Ranger schiedenen Gebieten deutlich unterscheiden. Schutz- tragen zum Durchsetzen der Gebote und Verbote bei und Besucherlenkungsmassnahmen sind jedoch unab und leisten einen wesentlichen Teil bei der Information hängig von der Störintensität empfehlenswert, obwohl und Sensibilisierung der Bevölkerung für die Belange die Dringlichkeit derartiger Massnahmen in einigen der Kiesbrüter. Wichtig ist, dass die Ranger den Rück Gebieten höher ist als in anderen. Die Präsenz von halt der lokalen Behörden haben und wiederholte Ver Menschen und Hunden auf Kiesinseln stellt die gröss stösse in Einzelfällen auch zur Anzeige bringen können te Störung für die Kiesbrüter dar. Die Störwirkung von (Tappertzhofen 2016, Meyer und Bartholdi 2017). Im Bootsdurchfahrten ist als geringer einzustufen, vor al EU-Interreg-Projekt «Vielfältiges Leben an unseren Ge lem wenn diese ruhig und ohne hektische Bewegungen birgsflüssen» kam es vor der Beschilderung immer wie stattfinden. Auch ruhige Fussgängerinnen und Fuss der zu Konflikten zwischen Passanten, die sich gegen gänger, die einen Uferweg nicht verlassen, stellen keine seitig zu belehren versuchten. Seit der Einführung und grosse Störung dar. Grundsätzlich steigt mit einem Weg Überprüfung klarer Regeln und nach deren Anerken am Ufer oder mit Bootsverkehr jedoch die Wahrschein nung durch die Bevölkerung hat sich die Situation deut lichkeit, dass es überhaupt zu Störereignissen kommt. lich verbessert (Sabine Tappertzhofen mündlich). Mit zunehmender Präsenz von Besuchern im Gebiet er In den hier analysierten Publikationen wird nur höht sich das Risiko, dass Personen Wege verlassen und vereinzelt und wenig präzise auf die Art der Störungen auf Kiesbänke gelangen, um dort zu baden, zu campie sowie deren Häufigkeit und Intensität eingegangen. ren, zu grillieren oder zu angeln. In sensiblen Gebieten Abb. 7. In ungestörten Auen finden die Kiesbankbrüter optimale Lebensbedingungen vor. Aufnahme Christoph Meier-Zwicky. Undisturbed floodplains provide perfect living conditions for the gravel bank breeders. 159
Ornithologischer Beobachter 117, 2020 mit bestehenden Wegen sollte daher alles unternom lisierungen von Anfang an klar definiert wird, welche men werden, um Besucher am Betreten der Kiesinseln Flussabschnitte der Natur vorbehalten bleiben und zu hindern. Mitunter bietet es sich an, Wege während welche für Erholungssuchende aufgewertet werden. Es der Brutzeit zu sperren oder umzuleiten und so den ist enorm wichtig, der Bevölkerung von Anfang an ein Störungsdruck in Teilabschnitten zu reduzieren. Dabei schlüssiges und attraktives Gesamtkonzept zu bieten muss berücksichtigt werden, dass unter Umständen und zu kommunizieren. Bei der Umsetzung von Revi bereits einzelne Störungsereignisse zum Tod von Jung talisierungen an einem Fluss soll mit Massnahmen für vögeln oder zur Aufgabe von Bruten führen können. In die Besucherinnen und Besucher begonnen werden, um bisher unerschlossenen Gebieten sollten im Umkehr danach die Revitalisierungen für die Natur mit breiter schluss keine neuen Wege gebaut oder Flussabschnitte Unterstützung durch die Bevölkerung realisieren zu für den Bootsverkehr freigegeben werden, um die we können. nigen verbliebenen, relativ ungestörten Lebensräume Bei Abschnitten, die der Natur vorbehalten sind, ist nicht zu entwerten. die Besucherlenkung von Beginn an in der Planung un Lediglich drei der 87 analysierten Publikationen ter Beizug von Experten zu berücksichtigen. Mit Weg machen konkrete Aussagen zu Schutz- und Besucher führung und physischen Massnahmen (Wassergräben, lenkungsmassnahmen und deren Auswirkungen auf Wällen, Dornenhecken, Steilwänden) können die Besu den Bruterfolg der beiden Arten. Die Ergebnisse zeigen, cher von den neuralgischen Stellen effektiv und kosten wie schwierig sich ein Monitoring des Bruterfolgs der günstig ferngehalten werden. Vor allem in den ersten beiden Arten darstellt und dass weiterer Forschungs Jahren nach der Revitalisierung muss die Besucherlen bedarf besteht. Sie deuten jedoch ebenfalls an, dass kung mit Personal vor Ort intensiv umgesetzt werden. Schutz- und Besucherlenkungsmassnahmen den Brut erfolg massgeblich verbessern können und eine zentrale 4.2. Umsetzung von Massnahmen Massnahme zum Schutz der Populationen der beiden in der Praxis Arten sein können. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie empfehlen wir folgende Schutz- und Besucherlenkungsmassnahmen 4. Empfehlungen für einen effektiven Schutz der Kiesbrüter: Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind, dass 1. Information und Sensibilisierung Schutz- und Besucherlenkungsmassnahmen für Kies – Aufstellen von Infotafeln, Verteilen und Auflegen brüter in den von menschlicher Nutzung stark be von Flyern sowie Medienberichterstattung zur Sen einflussten Gebieten zum einen früh und gut geplant sibilisierung der lokalen Bevölkerung für die Belan werden müssen; zum anderen wird klar, dass sich eine ge der Kiesbrüter. Kombination von Massnahmen, welche die Bereiche – Schaffung eines Exkursionsangebots zum Kennen Information und Sensibilisierung, Gebote und Verbote, lernen der Arten sowie zur Verständniswerbung für physische Besucherlenkung, personelle Präsenz vor Ort getroffene Schutz- und Besucherlenkungsmassnah sowie Sanktionierung bei Übertretung umfassen, posi men. tiv auf die Kiesbrüter auswirkt. – Kontaktaufnahme mit lokalen Wasser- und Kanu sportvereinen sowie Bootsvermietungen zur Abspra 4.1. Frühzeitige Planung von Schutz- che der Vorgehensweise, um möglichst störungsarme und Besucherlenkungsmassnahmen Durchfahrten sensibler Bereiche gewährleisten und Anlandungen auf sensiblen Kiesinseln verhindern Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen Schutz- und zu können. Besucherlenkungsmassnahmen frühzeitig in die Pla – Bereitstellung von Informationen an den Bootsein nung einbezogen werden, zum Beispiel bei einer Ge stiegsstellen mit Angaben, wo die sensiblen Bereiche wässerrevitalisierung oder einem touristischen Projekt liegen sowie der Anweisung, diese möglichst stö in einem sensiblen Gebiet. So können allfällige Kon rungsarm und ohne Anlanden zu durchfahren. flikte bereits im Voraus entschärft oder gar vermieden werden. 2. Physische Besucherlenkung durch Absperrung und Naturnahe Bereiche an Flüssen, die dem Flussufer Wegleitung läufer und dem Flussregenpfeifer Lebensraum bieten, – Schaffung von Barrieren, die ein Betreten der sen haben eine grosse Anziehungswirkung auf Erholungs siblen Bereiche verhindern bzw. erschweren. Geeig suchende. Es ist daher notwendig, dass insbesondere net sind z.B. wasserführende Kanäle, Dornensträu bei grösseren Flüssen, in Tourismusgebieten oder im cher oder spät geschnittene Hochstaudenfluren mit Umfeld von Städten und Agglomerationen bei Revita Brennnesseln. 160
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