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Hessische Zentrale für Datenverarbeitung INFORM Magazin für die hessische Landesverwaltung Upgrade im Shutdown Die Krise als Schub fürs digitale Arbeiten ab Seite 12 2.2020 | 47. Jahrgang Sicher übermitteln Professionell online auftreten Das besondere elektronische Servicestelle Online-Redaktion Behördenpostfach ab Seite 32 ab Seite 35
HESSEN IN ZAHLEN Bestätigte SARS-CoV-2-Fälle in Hessen 2. MÄRZ 2020 11 31. A P R I L 2 02 0 8.304 Viele Hebel wurden im März und April in Hessen in Bewegung gesetzt, um die Arbeitsfähigkeit der Landesbeschäftigten im Homeoffice zu gewährleisten, um digital bei Meetings und Pressekonferenzen zusammenzukommen oder Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen mittels unterschiedlicher – teils neuer – Kanäle über Corona-Maßnahmen der hessischen Landesverwaltung aus erster Hand und topaktuell zu informieren. Im Schwerpunkt gibt INFORM einen Einblick, welchen Beitrag die HZD in Corona-Zeiten leistet. I N FO R M 2|20 2
Liebe Leserin, lieber Leser, für uns alle gelten seit etlichen Wochen neue Regeln des Zusammenlebens, die sich massiv auf unser berufliches und privates Umfeld auswirken. Obwohl bereits erste Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus SARS-CoV-2 greifen, kann niemand derzeit eine verlässliche Pro- gnose darüber abgeben, was noch kommen wird oder wie lang unser Weg zurück in die so genannte Normalität sein wird. Die Herausforderung war und ist groß. Innerhalb der hessischen Landesverwaltung ist ein sehr gro- ßer Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Gründen des Infektionsschutzes ins Homeoffice ge- Lassen Sie uns die Krise nutzen, gewachsene Werte gangen. Für die HZD als Full-Service-Provider ein wie Zusammenhalt, Verantwortung und Solidarität enormer Kraftakt: Über Nacht war der Bedarf an auch unabhängig von der aktuellen Pandemie wei- mobilen IT-Arbeitsplätzen um ein Vielfaches ges tie terzuleben. gen und mit ihm die Anforderungen an Netzkapa Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre so - zitäten, Zugriffsmöglichkeiten, Onlinekonferenz wie viel Freude am neuen Erscheinungsbild der lösungen, mobiler Hardware und mehr. INFORM. Durch enorme Anstrengungen ist es uns gelungen, die IT der Landesverwaltung in dieser sehr kritischen Ihr Phase funktionsfähig zu halten. Von dieser beson- deren Belastungsprobe berichten wir Ihnen im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe der INFORM, die sich im Übrigen erstmals in ihrem neuen Layout Joachim Kaiser präsentiert. Direktor der HZD Angesichts dieser herausfordernden Zeiten freut es mich umso mehr, dass die INFORM Gelegenheit hatte, ein Gespräch mit Finanzminister Michael Boddenberg zu führen. Er tritt die Nachfolge von Minister Dr. Thomas Schäfer an, dessen tragischer Tod uns alle noch immer zutiefst bestürzt, und leitet das Ministerium seit dem 3. April. Das Gespräch finden Sie in dieser Ausgabe. I N FO R M 2|20 3
Inhalt 12 Ständige Rubriken 12 Themenschwerpunkt: Upgrade im Shutdown Mit Corona hat sich die Welt verändert und damit auch unser aller 8 Notizen Arbeitsalltag und die Bedeutung der Digitalisierung. Mit HZD-Stan- dardprodukten wie HessenAccess oder HessenConnect arbeiten 10 Impressum viele in der Landesverwaltung von zuhause aus. Damit das funktio- 11 Web-Lounge nieren konnte, liefen hinter den Kulissen in der HZD die Kapazitäts- Ohne Gewähr – oder erweiterungen auf Hochtouren. Außerdem: INFORM sprach mit die Wichtigkeit der Finanzminister Michael Boddenberg und HZD-Direktor Joachim Nullnummer Kaiser, die persönliche Einblicke in diese Pandemie-Zeit geben. 14 Der Krise gewachsen 26 Remote arbeiten Doppelinterview im Homeoffice 20 Rechenzentrum 28 Corona-Chronik in Krisenzeiten 29 Erfahrungen aus dem 24 Aus der Praxis für die Praxis Homeoffice mit Home- schooling 25 Arbeitsfähig mit I N FO R M Standardprodukten – 30 Zahlen & Fakten auch im Homeoffice 2|20 4
I N H A LT 32 35 38 42 Magazin Ständige Rubriken 32 Sicher übermitteln 38 Neue Überwachungslösung 31 Kommentar mit dem besonderen für die Justiz Prof. Dr. Sinemus über ... Behördenpostfach Erfolgreicher Projektabschluss: die aktuelle Lage Mit dem besonderen elektroni- neue, innovative Sicherungslösung schen Behördenpostfach – kurz: für die Justiz ist umgesetzt. 41 Awareness beBPo – stellt die HZD allen Behör- 50 Jahre Informations- den einen sicheren elektronischen sicherheit Übermittlungsweg zur Verfügung. 50/30 HZD-Jubiläum Teil 2: Technischer Wandel 35 Professionell online auftreten 42 Mehr als Justiz: 45 Tipps & Tricks Zielgruppengerecht, 30 Jahre H ZD-Außenstelle Mein Postfach im Web suchmaschinenoptimiert in Hünfeld und barrierefrei INFORM blickt auf die Geschichte 47 Vorschau INFORM 3/20 Redaktion, Qualitätssicherung der Außenstelle der HZD, die am oder Beratung - die neu eingerich- 1. Juni ihr 30-jähriges Bestehen tete Servicestelle Online-Redak- feiert. tion unterstützt ab sofort bei der I N FO R M Pflege und Erstellung von Porta- len. 2|20 5
Datensammlung in „Echtzeit“ Spätestens seit März ist die US-amerikanische Johns-Hopkins-Universität ein beständi- ger Daten-Grundpfeiler in der täglichen Corona-Berichterstattung. Auf einem Dash- board sammelt und publiziert sie laut eigenen Angaben für rund 180 Länder in Echt- zeit Daten zur Ausbreitung des Coronavirus. Neben den Auswertungen und Empfehlungen der WHO und des Robert-Koch-Instituts die wichtigste Grundlage nicht nur für die mediale Berichterstattung, sondern auch für politische Entscheidun- gen auf Bundes- und Landesebene. Im Themenschwerpunkt zeigt INFORM, wie sich diese Entscheidungen auch auf die Arbeitsfähigkeit der hessischen Landesverwaltung ausgewirkt haben und wie die HZD als Full-Service-Provider der Landesregierung darauf reagiert hat. | ab Seite 18 I N FO R M 2|20 6
NOTIZEN Hallo HZD! Physical Distancing und Homeoffice – eine fast verwaiste HZD in Corona-Zeiten: Die große Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat vorrangig zu Hause gearbeitet. Ein interaktiver „Hallo HZD!“-Blog hat in der neuen räumlichen Distanz geholfen, Nähe zu schaffen, den Zusammenhalt und die Solidarität unter- einander zu stärken. SharePoint, Hessen- kollaborative Arbeiten unter- MAP > Beruf & Leben > Aus- Access und Co. online stützen. Ein höherer Bedarf lässt und Fortbildung > IT-Fortbildung > auch Nachfragen und Probleme E-Learning-Angebot erklärt beim Einrichten und Bedienen In Zeiten von Corona-bedingtem steigen. Um eine zeitlich und https://map.intern.hessen.de/irj/go/ Homeoffice steigt der Bedarf personell unabhängige Unter- hessen/startseite/beruf-leben/aus-und- an Programmen und Anwen- stützung zu bieten, stehen auf fortbildung/it-fortbildung/e-learning- dungen, die das Office- der E-Learning-Plattform der angebot?area=Land-Hessen unabhängige und HZD Online-Kurse zu Share insbesondere Point und HessenDrive zur das Verfügung. Aber auch zu ZAB, JIRA, Office 2016 und Win- Hinweis dows10, Informationssicher- Für diese INFORM-Ausgabe heit oder dem neuen hatten wir einen Bericht zum Mitarbeiterportal Gesundheitsdatenpool ange (MAP) können kündigt. Den Prototyp einer sich Inter- Webanwendung, den die HZD in essierte konstruktiver Zusammenarbeit mithilfe mit dem Hessischen Ministerium der On- für Soziales und Integration I N FO R M linekurse entwickelt hat, stellen wir in informieren und einer der nächsten Ausgabe vor. weiterbilden. 2|20 8
Pentest bestätigt sehr hohes Sicherheitsniveau für OASIS Das von der HZD entwickelte Spielersperrsystem OASIS ist seit 2013 erfolgreich in hessischen Spielhallen und bundesweit in Spielbanken, Lotteriegesellschaften und bei Sport- bzw. Pferde- HZD Trendbericht 2020 wettanbietern im Einsatz. Es schützt suchtgefährdete Spielerin- Neben den gewohnten Trend analysen und deren Bewertung der nen und Spieler. Verwaltungsrelevanz, Umsetzungs geschwindigkeit und Marktreife Um stets zu gewährleisten, dass die Anwen- präsentiert der HZD-Trendbericht dung auch sicher ist, beauftragt das OASIS- 2020 eine Neuigkeit: Dr. Markus Beckmann, Innovationsmanager Team regelmäßig einen unabhängi- bei der HZD und seit vielen Jahren gen Pentest. Vorausgegangen sind Verfasser des Trendberichts, stellt vor, wie Trendbeobachtung und in der Regel größere fachliche Ände- Innovationsmanagement in der rungen bei bestimm ten Komponen- HZD stärker verzahnt werden. ten oder beim umfangreichen Rechte- und Rollenmo- eitu ng dell. Erhebliche Eingriffe durch den Umbau des rarb enve OASIS-Webclients und die Anbindung von Rheinland- Dat für rale Zent ische Hess 0 T 202 ICH BER TREND Pfalz waren dieses Mal ausschlaggebend. Das Ergebnis des Pentests bestätigt OASIS insgesamt ein sehr hohes Sicherheitsniveau, darin inbegriffen sind die Webapplikation, der 07.0 2.20 16:0 9 Webservice, die Konfiguration der Server, aber auch die Mandan- tentrennung und die Validierung von Eingabeparametern. n e Welche Methoden und Werkzeuge n.d bade esse Wies hzd.h 185 info@ | 65 ail: 29 traße 0-0 | E-M 34 0611 n.de esse d.h cht2 020 Titel .indd 1 dabei eine Rolle spielen und wie es von der bloßen Wahrnehmung nux sowie der Programmierung mit Java. eines Themas zu einer Entschei Dazu kommen Seminare aus einer breiten dung über dessen Umsetzung Themenpalette wie IT-Grundschutz, Sha- kommt. rePoint, ITIL, Projektmanagement, Daten- banken, Virtualisierung und Softskills. 50 Jahre HZD sind auch 50 Jahre Im Anschluss teilen sich die Trainees auf IT-Entwicklung. Mit der kontinuier unterschiedliche Bereiche in der HZD auf, lichen Beobachtung von IT-Trends wo sie unter Anleitung von Mentoren in trägt die HZD seit Jahren dazu bei, der Praxis weiter ausgebildet werden. Entwicklungen und deren mögliche Auswirkungen auf die Landesver Ansprechpartner: waltung frühzeitig aufzunehmen. IT-Fortbildung www.hzd.hessen.de/presse/ Neun neue Trainees Bernd Reimann publikationen/trendberichte-der-hzd E-Mail: bernd.reimann@hzd.hessen.de Die HZD bietet mit ihrem bewährten Trai- neeprogramm für Hochschulabsolventen www.hzd.hessen.de/karriere/ ein Training-on-the-Job. Im Februar durfte ausbildung-und-qualifizierung/it-trainee sie neun neue Teilnehmerinnen und INFORM 3/19: Ein Karriereprogramm, I N FO R M Teilnehmer begrüßen. Das zweijährige viele Möglichkeiten > online: Programm beginnt mit einem theoreti- schen Teil. Die Schwerpunkte liegen auf www.hzd.hessen.de/presse/ 2|20 den Betriebssystemen Windows und Li- publikationen/kundenmagazin-der-hzd 9
NOTIZEN Sicher mit hessenWARN Bombenfunde, Großbrände mit Ge- Polizeiarbeit. hessenWARN ist die fahrenstoffreizung, Unwetterwarnun- erfolgreiche Weiterentwicklung. gen, terroristische Anschläge, Coro- Derzeit nutzen über 280.000 Men- na-Pandemie… Apps zur Warnung schen in Hessen das Warnsystem. vor Katastrophen und Gefahren sind Der Mehrwert der App hat sich auch mittlerweile wichtiger Bestandteil im Kontext der Thematik Covid-19 eines kommunikativen Sicherheits- bewährt. netzwerks geworden. Sie erreichen Das Hessische Innenministerium die betroffenen Personen auf direk- INFORM besitzt eine landesweite Lizenz, die erscheint viermal jährlich (47. Jahrgang) tem Weg ohne Zeit- auch für weitere Zwecke eingesetzt verzögerung und und weiterentwickelt werden kann. Herausgeber geben wichtige Hessische Zentrale für Datenverarbeitung Immer wenn eine bestimmbare Sicherheitsinfor- Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden oder unbestimmbare Personen- Telefon: 0611 340- 0 mationen. pressestelle@hzd.hessen.de gruppe mittels einer Push-Nachricht www.hzd.hessen.de Mit hessen- gewarnt, informiert bzw. alarmiert werden soll, kann die Lizenz eine Chefredaktion WARN hat das Manuel Milani Land Hessen mögliche Lösung sein und als selbstständige Anwendung genutzt Redaktion eine bundes- Birgit Lehr, Simone Schütz weit einmalige werden. Beirat Sicherheits- Markus Brückner, Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, App. Die Kontakt: Dr. Bernhard Fussel, Dr. Alberto Kohl, Susanne Mehl, HMdIS Eckart Ruß Gratis-App bietet neben Torsten Krückemeier Grafisches Konzept hessenWARN@hmdis.hessen.de Agentur 42 oHG | Konzept & Design, den bewähr- www.agentur42.de ten Alarmierungen vor unerwar- Download hessenWarn: Druck teten Gefahrensituationen weitere AC medienhaus GmbH, wichtige neue Alarmierungsfunktio- Im Google Play Store: www.acmedienhaus.de nen. Jeder kann sich nach dem Bau- https://play.google.com/store/apps/ Fotos kastenprinzip individuelle Warnun- details?id=de.hessen.hmdis.hessenwarn © emojoez/stock.adobe: Titel, S.4, S. 12–13; gen und Informationen abonnieren. © bluebay2014/stock.adobe: S. 5, S. 34; © Brian Im Apple iStore: McGowan/Unsplash: S. 6–7; © Fotolia: S. 9; © Annika List: S. 14, S. 17; © Romolo Tavani/stock. Seit 2017 nutzt die Polizei Hessen https://apps.apple.com/de/app/hessenwarn/ adobe: S. 28; © Hessische Staatskanzlei: S. 31; KATWARN zur Unterstützung der id1482894790 © ra2 studio/Fotolia: S. 41; © Mykyta/stock.adobe: S. 43; © M-SUR/stock.adobe: S. 44; Alle anderen © HZD Grafiken © Agentur 42 oHG: S. 5, S. 8, S. 21–23, S. 25, S. 28, LEV 2021 der HZD Informieren und S. 30, S. 31, S. 32–33, S. 36–37; S. 47 Das Leistungs- und Entgeltverzeich- inspirieren nis (LEV) bildet eine wichtige Grund- Mit der Fachtagung hat die HZD lage für die Geschäftsbeziehungen ein internes Format etabliert, das der HZD mit ihren Kunden. Es be- IT-Spezialisten und Interessenten schreibt das Leistungsportfolio für unterschiedlichster Fachgebiete zu- informations- und kommunikations- sammenbringt, um sich über aktuelle technische Projekte und Verfahren, Entwicklungen in bestimmten The- die von der HZD im Auftrag der mengebieten auszutauschen. Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind Ressorts betrieben werden. urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugs Bei der nächsten Fachtagung am weise, nur mit schriftlicher Genehmigung der HZD. Das LEV für das Jahr 2021 wurde vom 1. Juli 2020 geht es unter dem Titel Hessisches Ministerium der Finanzen Sie möchten zum Thema IT im Land auf dem Laufen- „WIR. MACHEN. FEHLER.“ um Metho- den bleiben? Dann besuchen Sie uns online oder genehmigt und steht im Mitarbeiter- den und Werkzeuge der Qualitäts- abonnieren unseren Newsletter INFORM|DIREKT unter portal zum Download bereit: I N FO R M www.hzd.hessen.de sicherung und des Testens. https://map.intern.hessen.de/irj/go/hessen/ Wenn Sie die INFORM regelmäßig erhalten möchten, INFORM berichtet für Sie in der schreiben Sie uns: startseite/service/it-und-kommunikation/ infomaterial@hzd.hessen.de 2|20 portfolio-der-hzd September-Ausgabe. oder rufen Sie uns an: Tel. 0611 340-3118 10
WEB-LOUNGE Ohne Gewähr — oder die Wichtigkeit der Nullnummer Wenn wir eine Scheibe Toast in den Toaster stecken „Scheitern“ zu erwarten. In einem sich durch äußere und das Gerät einschalten, erwarten wir, nach kurzer Umstände ändernden System sind aber auch Verän- Zeit ein mehr oder weniger geröstetes Brot zu bekom- derungen an gewohnten Abläufen und Prozessen un- men. Das kann zwar auch mal schiefgehen, aber im vermeidbar. Hier muss man ggf. forschen und Dinge Großen und Ganzen ist das Ergebnis vorhersehbar. So erproben. Schauen, was passt und was nicht passt, geben uns klare Prozesse Sicherheit. und auch, ob die äußeren Umstände tatsächlich so sind, wie sie scheinen. Der Ausgang ist dabei offen. Die Erwartung, dass Prozesse sachlich richtige Ergeb- Doch auch schon die Erkenntnis, dass ein Weg in eine nisse liefern, die dann auch noch rechtlich sicher sind, Sackgasse führt, kann eine wichtige Erkenntnis sein. ist für das Vertrauen in Staat und Verwaltung wichtig. Auch dadurch lassen sich dann wiederum nachfol- Wenn wir uns auf „Neuland“ begeben, muss dieses gende Fehler vermeiden – z. B. Fehlinvestitionen oder Vertrauen erst gewonnen werden, weil die Erfahrung Mehrfacharbeiten. des Gelingens fehlt. Bei der Entwicklung von neuen Prozessen und noch mehr bei der Entwicklung von Im Bereich der medizinischen Forschung hat das Ber- Anwendungen, die diese Prozesse unterstützen, gibt lin Institute of Health Preise für die Veröffentlichung es immer eine gewisse Unsicherheit. Man kann pla- von NULL-Ergebnissen ausgelobt. Neben der Vermei- nen und testen, wie man will. Irgendetwas geht immer dung von Sackgassen wird dabei auch unterstrichen, schief. Und: „Hinterher ist man immer klüger.“ dass solche NULL-Ergebnisse aufschlussreicher sein können als Ergebnisse, die eine Hypothese stützen. Für den Umgang mit Unsicherheit gibt es verschiede- Und selbst Mehrfacharbeiten können einen Sinn ha- ne Ansätze. Dabei denken wir i.d.R. zuerst an Vermei- ben: So wird zur Bekämpfung von Covid-19 die Erfor- dung: Wir müssen halt noch besser planen und testen. schung von Impfstoffen gefördert, ohne dass dabei Ständig entstehen so neue Methoden, die alte Fehler die Einzigartigkeit des Entwicklungsansatzes eine Rol- vermeiden sollen – und trotzdem gibt es keine perfek- le spielt. Denn auch aus grundsätzlich gleichen Ansät- ten Methoden, die garantiert zum Erfolg führen. zen können sich unterschiedliche Wege entwickeln. Der zweite Ansatz ist, Fehler zuzulassen und zu über- Der bewusste Umgang mit Fehlern soll nicht dazu legen, wie wir damit umgehen. An die Stelle von „Ich führen, fehlerhafte Prozesse oder Anwendungen hin- war‘s nicht!“ und „Bei mir läuft alles!“ muss der bewusste zunehmen. Die Lösungen müssen am Ende funktio- Umgang mit Fehlern treten: Was können wir in der kon- nieren. Eine gesunde Fehlerkultur kann jedoch dazu kreten Situation tun? Und was können wir künftig bes- beitragen, dass „Nullnummern“ kein Ausdruck von ser machen? Hier werden Lösungen für das akute Pro- Scheitern, sondern Stationen einer Entwicklung sind. blem und – langfristig – Vermeidung adressiert. Auch zu diesem offenen Umgang mit Fehlern haben sich methodische Formate entwickelt, etwa die sog. „f*ck- Dr. Markus Beckmann up night“ oder – etwas klassischer – eine Fachtagung Architektur, Produkte und Standards, Verfasser des Trendberichts der HZD zur Test-und Fehlerkultur, wie sie die HZD für Juli plant. I N FO R M Der weitestreichende Ansatz geht dahin, Fehler oder markus.beckmann@hzd.hessen.de 2|20 11
Upgrade im Shut down Die Krise als Schub fürs digitale Arbeiten Das Corona-Virus hat unsere Arbeitswelt in kürzester Zeit vor eine Herausforderung gestellt, die es so noch nicht gegeben hat. Ganze Unternehmen und öffentli- che Einrichtungen haben im März ihre Arbeitsplätze ins Homeoffice verlegt. Ausreichend Zeit, sich auf die neue Arbeitsumgebung und damit verbundene Um- stellungen vorzubereiten, gab es kaum. Wie standen und stehen die hessische Landesverwaltung und ins- besondere der Geschäftsbereich des Finanzministe- riums sowie die HZD in dieser Ausnahmesituation da? Und wie gehen sie mit den besonderen Herausforde- rungen um? Dazu konnte INFORM mit dem neuen Hessischen Fi- nanzminister Michael Boddenberg und HZD-Direktor Joachim Kaiser sprechen. Wie sie die Corona-Kri- se persönlich beurteilen, welche Bedeutung sie der Landes-IT beimessen und was in ihren Augen von bzw. nach der Krise bleibt – das können Sie auf den folgenden Seiten lesen. Gabriele Pawlitzek und ihr Team aus dem Rechen- zentrum berichten vom Wettlauf gegen die Zeit und von kreativen Lösungsfindungen in der Krise. Dr. Al- berto Kohl hat die kommissarische Leitung der Ab- teilung Produkte just am Freitag, den 13. März 2020 übernommen – dem Tag, an dem Hessen schwer- wiegende Schritte im Kampf gegen das Corona-Vi- rus veranlasste. Er verdeutlicht: Mit dem Einsatz von HZD-Standardprodukten – und der Erweiterung der Kapazitäten – ist die Arbeitsfähigkeit vieler Landes- beschäftigter im Homeoffice gewährleistet. Exemplarische Stimmen, Maßnahmen und Zahlen I N FO R M verdeutlichen zudem, dass die HZD in dieser Ausnah- mesituation in Rekordzeit den Bedarf an Infrastruktu- ren und Produkten um ein Vielfaches erhöht hat. 2|20 12
UPGRADE IM SHUTDOWN I N FO R M 2|20 13
Der Krise gewachsen Hessens Finanzminister Michael Boddenberg und HZD-Direktor Joachim Kaiser im Inter- view Die Corona-Pandemie wirft viele schwierige Fragen auf. Wie geht man mit einer Situation um, die noch nie dagewesen ist? Wo liegen die Prioritäten? Welche Vorausset zungen müssen erfüllt sein, um die Funktionsfähigkeit kritischer Infra- strukturen aufrechtzuerhalten? INFORM hatte die Gelegenheit, mit dem neuen Hessischen Finanzminis- ter Michael Boddenberg und HZD- Direktor Joachim Kaiser darüber zu sprechen. INFORM: Herr Boddenberg, am 3. April 2020 hat Ministerpräsident Volker Bouffier Sie zum neuen Hessischen Finanzminister vereidigt. Mitten in der Corona-Krise haben Sie Ihr neues Amt angetreten. Wie haben Sie die ersten Tage im Ministerium erlebt? Boddenberg: Für mich persönlich waren diese ersten Tage aufgrund der beson- deren Umstände sehr emotional, aber natürlich auch sehr arbeitsintensiv. Von den Kolleginnen und Kollegen in der Finanzverwaltung bin ich herzlich empfan- gen worden. Ich habe einen Geschäfts- bereich vorgefunden, der wirklich sehr gut funktioniert. I N FO R M Natürlich ist die Corona-Krise in diesen Tagen das alles bestimmende Thema. Für das gemeinsame Ziel, gut durch die Krise 2|20 14
DOPPELINTERVIEW Nach dem Tod von Finanzminister Dr. Thomas Schäfer Ende März 2020 hat Ministerpräsident Volker Bouffier den bisherigen Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Michael Boddenberg, am 3. April als neuen Finanzminister vereidigt. I N FO R M 2|20 15
DOPPELINTERVIEW zu kommen, müssen wichtige Entschei- riums war die Gesundheit der Beschäf- dungen rasch und zugleich sehr über- tigten, aber auch die Aufrechterhaltung legt getroffen werden, insbesondere der Handlungsfähigkeit. Können Sie an jene mit großer finanzieller Tragweite. wenigen konkreten Beispielen veran- Auch in der IT standen wir seit Mitte schaulichen, warum ein Ressort wie das März vor großen Herausforderungen. Finanzressort auch während einer Pan- Die Menschen vertrauen darauf, dass demie handlungsfähig bleiben muss? wir unseren Job machen. Das tun wir Boddenberg: Die Landesregierung mit aller Kraft! trägt Verantwortung für die Menschen, INFORM: Automobilkonzerne haben die in Hessen leben. Um dem auch in die Produktionsbänder stillgelegt, Krisenzeiten gerecht werden zu können, am Flughafen in Frankfurt bleiben die ist die Handlungsfähigkeit des Staates allermeisten Flugzeuge am Boden. Grundvoraussetzung. Dies betrifft also Kleinunternehmer wie Friseure oder nicht nur die Finanzverwaltung, sondern Blumenhändler mussten ihre Geschäfte ausnahmslos alle Geschäftsbereiche von jetzt auf gleich für Wochen schlie- der Regierung. Um auf Ihre Frage näher ßen. Der Shutdown. Unternehmerinnen einzugehen, lenke ich den Blick aber und Unternehmer hat die Krise bis ins gerne auf die Finanzverwaltung: Unser Die Landesregierung Mark getroffen. Wie hilft die Politik in Geschäftsbereich steht mit fast allen trägt Verantwortung Hessen? Bereichen in zentraler Verantwortung. Haushaltspolitik, Steuerpolitik, die für die Menschen, die Boddenberg: Durch diese Krise Arbeit der Finanzämter, die Beteiligung kommen wir nur gemeinsam. Hessen in Hessen leben. Um hat deshalb einen Schutzschirm auf- an wichtigen Unternehmen des Landes, kommunale Investitions- und Ent- dem auch in Krisen gespannt. Er umfasst Hilfen von bis zu schuldungsprogramme und staatlicher 8,5 Milliarden Euro für unser Land. Wir zeiten gerecht wer- haben damit auch steuerliche Erleich- Hochbau – das sind einige der zentralen Aufgaben, um die wir uns im Finanz- den zu können, ist die terungen auf den Weg gebracht und ministerium und in unseren nachgeor- stocken die finanziellen Soforthilfen Handlungsfähigkeit des Bundes auf. Die Unternehmen in denten Behörden kümmern. Und alle diese Handlungsfelder sind aktuell von des Staates Grundvor- unserem Land können zudem bei- der Corona-Krise in irgendeiner Form spielsweise zwischen Förderkrediten aussetzung.“ der Wirtschafts- und Infrastrukturbank tangiert. Hierfür müssen wir Lösungen finden und dafür müssen wir auch in Kri- Finanzminister Hessen oder Landesbürgschaften als senzeiten handlungsfähig sein und das Michael Boddenberg eine weitere Form der Unterstützung sind wir dank unserer Pandemiepläne. wählen. Aber unsere verschiedenen Maßnahmen richten sich natürlich nicht Unbestritten ist, dass wir als Finanz- nur an die klassische Wirtschaft. Auch verwaltung eine kritische Infrastruktur das Ehrenamt, Kultureinrichtungen, der darstellen. Wir sind einer der Eckpfeiler medizinische Gesundheitsbereich – um in der Bekämpfung der Folgen der nur einige zu nennen – profitieren von Krise und wichtiger Ansprechpartner für den Mitteln, die wir als Regierung zur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Verfügung stellen. Und natürlich sind Unternehmen und damit die gesamte wir auch mit den Kommunen im Ge- Wirtschaft. Ohne unsere Arbeit wird das spräch, wie wir als Land helfen können. Abfedern der enormen wirtschaftlichen Wir haben beispielsweise Geld aus Auswirkungen für die Menschen in dem Kommunalen Finanzausgleich den unserem Land nicht zu stemmen sein! Kommunen bereits Monate im Voraus Mindestens ebenso entscheidend ist überwiesen. Klar ist: Wir beobachten für uns aber auch, dass wir selbstver- die sich verändernde Lage sehr genau ständlich eine soziale Verantwortung und versuchen, in einem engen Aus- gegenüber unseren Mitarbeiterinnen tausch mit den Betroffenen, schnell und und Mitarbeitern haben. Um die sozia- möglichst unbürokratisch zu helfen. I N FO R M len Kontakte so gering wie möglich zu INFORM: Oberste Prämisse der vor- halten, wechseln sich viele Mitarbeite- läufigen Pandemie-Dienstanweisungen rinnen und Mitarbeiter in einem rotie- 2|20 im Geschäftsbereich des Finanzministe- renden Verfahren mit ihrem Einsatz in 16
der Dienststelle und im Homeoffice ab. Wir müssen also auch unsere IT-Infra- struktur an die neuen Rahmenbedin- gungen anpassen. INFORM: Herr Kaiser, war die hessische Landesverwaltung bislang durchweg handlungsfähig – aus IT-technischer Sicht gesehen? Kaiser: Ich denke, die Landesverwal- tung hat ganz hervorragend ihre Handlungsfähigkeit demonstriert. In der jetzigen Pandemie-Krise mussten nicht nur die bisherigen Leistungen der Verwaltung für die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen so weit wie möglich aufrechterhalten werden. Wir alle sind in besonderem Maße neu gefordert worden. Ich möchte hier nur zwei von vielen Beispielen nennen: die landesweite Corona-Hotline, die binnen kurzer Zeit eingerichtet wurde, und die wirtschaftlichen Soforthilfen für Selbstständige, Freiberufler und kleine Unternehmen. Und natürlich mussten alle Anforderungen auch unter der Bedingung eines gleichzeitigen Und wir konnten auch unsere Skype for Schwenks eines großen Teils der Mit- Business-Lösung HessenConnect ohne arbeiterinnen und Mitarbeiter ins Probleme wesentlich mehr Mitarbeiten- Homeoffice realisiert werden. den im Land zur Verfügung stellen. Die HZD hat sehr viel zu dieser positi- Unsere Infrastrukturen, auf denen diese ven Bilanz aus IT-Sicht beitragen kön- Produkte aufsetzen, haben sich als nen. Es hat sich bezahlt gemacht, dass skalierbar und sehr robust behauptet. wir seit mehreren Jahren Mobilität als Als etwas schwieriger hat sich die Ver- ein strategisches Ziel verfolgen. Unsere sorgung mit mobilen Endgeräten – Services und Verfahren, die wir für die Notebooks und Tablets – erwiesen. Verwaltung betreiben, haben wir völlig Das liegt an den aktuell langen Liefer- ungeschmälert aufrechterhalten – und zeiten der Lieferanten. Wir haben das weitgehend und ohne Probleme im momentan eine Ausstattungsquote Remotezugriff, denn auch unsere Mit- mit mobilen Endgeräten von rund 40 arbeiterinnen und Mitarbeiter sind ins Prozent der Mitarbeiterinnen und Homeoffice gegangen. Mitarbeiter der Landesverwaltung. Bis Herbst wird diese Quote voraussicht- Mit Beginn des Lockdown gab es lich bei 70 Prozent liegen. natürlich in der gesamten Landesver- waltung einen enorm gesteigerten INFORM: Welche Bedeutung hat die IT Bedarf an mobiler IT. Hier hat sich ein- in der Krise? deutig bestätigt, wie richtig die Kaiser: Die IT des Landes hat sich in Entscheidung war, den HessenPC als der Krise ganz elementar und offenkun- zentrales Clientmanagement im Land dig als unverzichtbarer Garant für das zu etablieren und auf standardisierte Funktionieren der Verwaltung erwiesen Produkte zu setzen. Wir hatten kein wie noch nie zuvor. Und auch wenn wir Problem, die Möglichkeiten für Fernzu- I N FO R M uns alle sicher einen anderen Auslöser griffe mit HessenAccess in sehr kurzer gewünscht hätten: Die Pandemie-Krise Zeit um mehrere zehntausend Nutzerin- hat der Digitalisierung einen enormen nen und Nutzer deutlich auszuweiten. 2|20 Schub verliehen. 17
von zuhause, sehr beeindruckt. Alle ha- ben an einem Strang gezogen und sich gegenseitig unterstützt. So konnten Arbeitsweisen zügig der Situation an- gepasst werden: Wir haben technisch aufgerüstet, um möglichst vielen Be- schäftigten das Arbeiten von zuhause aus zu ermöglichen. Auch wurden in kürzester Zeit verschiedenste Unter- stützungsangebote für das Arbeiten in dieser besonderen Situation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammengestellt. Das reicht von praktischen Tipps für das Arbeiten im Homeoffice über Empfehlungen für die Führungskräfte, um ihrer Verantwor- tung gegenüber sich und ihren Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht zu werden, bis hin zu individuellen sozialen und psychologischen Bera- tungsangeboten. Selten war es so wichtig, dass wir alle zusammenhalten, Rücksicht aufeinan- der nehmen, füreinander einstehen und aufeinander achten. Solidarität und Vernunft, zwei wichtige Aspekte, die auch unsere Bundeskanzlerin immer wieder genannt hat, habe ich im Ge- schäftsbereich überall vorgefunden. Auch das gibt mir jeden Tag die Zu- versicht, dass wir gemeinsam die Krise Ich gehe davon aus, dass wir als nächs- bewältigen werden. tes gemeinsam mit den Ministerien über Konsequenzen und Lehren aus INFORM: Ihre Einschätzung: Wird sich der Pandemie beraten werden. Bereits die Arbeitsweise (in der hessischen jetzt ist absehbar, dass mobile IT zum Landesverwaltung) langfristig oder gar Standard bei den Arbeitsplätzen der nachhaltig durch diesen einschneiden- Verwaltung wird. Die Krise hat uns aber den Moment verändern? Wenn ja, wie? noch einmal deutlich vor Augen ge- Boddenberg: Die Krise zeigt bislang, führt, wie dringlich die durchgängige dass die anspruchsvollen Landesauf- Digitalisierung der Verwaltungsprozes- gaben unabhängig vom Arbeitsort sehr se ist – sowohl nach „außen“ gegen- gut erledigt werden können. Sie führt über den Bürgerinnen und Bürgern aber auch dazu, dass der persönliche und Unternehmen im OZG-Kontext Kontakt eine neue Wertschätzung er- als auch bei den Binnenprozessen der fährt. Verwaltung. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich INFORM: Führung und Zusammen- diese Erfahrung weiter auf die Arbeits- arbeit, Ängste und Motivation. Wie weise der Landesverwaltung auswirken. haben Sie die Unternehmenskultur des Vielleicht wird man mit den vielfältigen Ressorts in den ersten Wochen erlebt? Möglichkeiten des mobilen Arbeitens War sie der Umstellung auf das Arbei- nach der Corona-Krise noch offener ten von zuhause gewachsen? und selbstverständlicher umgehen. Die I N FO R M Boddenberg: Mich hat die enorme Ein- Verwaltung hat sich bereits in den ver- satzbereitschaft der Mitarbeiterinnen gangenen Jahren an vielen Stellen für und Mitarbeiter, egal ob im Büro oder neue Formen der Arbeitsorganisation 2|20 18
DOPPELINTERVIEW geöffnet. Das begrüße ich. Ich bin von INFORM: Wie lautet Ihre heutige Hause aus Unternehmer, Mittelständ- persönliche Erkenntnis aus der Corona- ler – und bringe von daher auch einen Krise? etwas anderen Blick mit. Es gibt viele Kaiser: In der Pandemie hat sich ge- gute und spannende Ideen, und wenn zeigt, wie leistungs- und reaktionsfähig diese auch für die Verwaltung Sinn unser Staat und unsere Verwaltung machen, warum sollten wir sie nicht sind – dank sehr vieler engagierter Mit- aufnehmen? Es wird spannend sein, wie arbeiterinnen und Miarbeiter, die sich wir mit den gewonnenen Erkenntnissen ohne Zögern den großen Herausfor- aus Corona-Zeiten umgehen. derungen gestellt haben. Nicht zuletzt hat die IT ihren Teil dazu beigetragen. Kaiser: Ich gehe davon aus, dass sich Ich glaube, das ist für Bürgerinnen und die Arbeitsweise der Landesverwaltung Bürger ein Signal, das nachwirkt. zumindest mittelfristig ändern wird. Es gibt vor allem zwei Punkte, die davon Boddenberg: Die Corona-Krise ist tangiert sind. Der erste Punkt: Durch wahrscheinlich die mit Abstand größte die Krise sind viele Mitarbeiterinnen Herausforderung unserer Gesellschaft und Mitarbeiter von heute auf morgen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Das ins Homeoffice gegangen. Das Fazit Virus und seine Verbreitung stellen un- dieser ungeplanten Massenpilotierung ser Gesundheitssystem, unsere Volks- lautet für mich: Homeoffice funktioniert wirtschaft und unsere Gesellschaft vor Aktuelle Informationen der auch in größerem Maßstab. Die gemach- eine immense Belastungsprobe. In Landesregierung über Corona in ten Erfahrungen haben unsere bisheri- solch einer Krise ist es aber besonders Hessen: gen Überlegungen zu dem Thema wichtig, mit Verstand und Zuversicht etwas überholt. Wenn die Zeiten sich an die Dinge heranzugehen. In dieser www.corona.hessen.de weiter normalisieren, sollten wir auf der Haltung fühle ich mich durch zahlreiche Basis klarer Regeln mit Homeoffice Gespräche der vergangenen Wochen Hessenweite Hotline für dauerhaft offener umgehen. Der zweite bestätigt. Wir sollten alle gerade in Fragen, Anliegen und Informa Punkt: Wir müssen verstärkt über die schweren Zeiten auf die Dinge blicken, tionen zum Corona-Virus: Absicherung und Krisenvorsorge unse- die uns Mut machen. Zusammenhalt 0800 555 4666, rer Arbeitsstrukturen nachdenken. Das gehört dazu. Meine persönliche Er- täglich von 8:00 – 20:00 Uhr beginnt bei Lieferketten für Schutz kenntnis ist also eine mutmachende ausrüstung und reicht natürlich bis hin Erkenntnis, die ich gerne mit anderen Sie können Ihre Fragen auch zu unseren IT-Infrastrukturen. Ange- teile. mailen an: sichts vieler Entwicklungen in unserer Mein Dank gilt in dieser besonderen globalisierten Welt muss die Krisenresi- buergertelefon@stk.hessen.de Situation für unser Land all jenen, die lienz unserer IT-Infrastruktur eine noch sich für ihre Mitmenschen einsetzen größere Rolle spielen. und die Gesellschaft weiter am Laufen INFORM: Braucht es grundsätzlich eine halten. Doch so herausfordernd diese landesweite/ressortweite Tage auch sind: Mit Solidarität, Ver- Ausstattung für mobiles Arbeiten? trauen und auch Zuversicht werden wir diese Krise hinter uns lassen. Davon bin Kaiser: Ich habe bereits darauf hinge- ich überzeugt! wiesen, dass mobile IT gerade dabei ist, in unserer Landesverwaltung INFORM: Herr Minister Boddenberg, führend zu werden. Diesen Weg sollten Herr Kaiser, vielen Dank für Ihre Aus- wir weiterverfolgen und die dafür führungen. nötigen Weichen stellen. Als Full-Ser- vice-Provider des Landes ist es nicht unsere Rolle, die Organisationsstruktu- ren der Verwaltung zu definieren. Aber es ist unsere Aufgabe, IT-Lösungen für die Verwaltungsziele zur Verfügung I N FO R M zu stellen. Mobile IT bietet ein hohes Maß an Flexibilität: bei der Änderung von Verwaltungsstrukturen, für das 2|20 Homeoffice, bei der Krisenbewältigung. 19
UPGRADE IM SHUTDOWN Rechenzentrum in Krisenzeiten Der Blick aufs Ganze und die Konzentration aufs Wesentliche Die Coronakrise war und ist ein großes Tor ohne breiten Flur dahinter persönlicher, gesellschaftlicher, nutzt nichts, sodass auch die hinter dem Tor liegende Netzbandbreite erweitert wirtschaftlicher, aber auch tech- werden musste. nischer Stresstest. Wie in der gan- zen Welt musste auch das Rechen- Wir haben knallhart analysiert, ent- sprechende zielgerichtete Maßnahmen zentrum der HZD diesem best- abgeleitet und HZD-weit sehr intensiv möglich standhalten. am gemeinsamen Zielbild gearbeitet. B Außergewöhnliche Mit der Zentralen Koordinierungsstelle ereits Anfang März traten wir Fernzugriff haben wir eine wichtige Situationen fordern auf den Plan und haben unser Schaltstelle geschaffen, die für mehrere außergewöhnliche Rechenzentrum „unter die Produktkategorien an Fernzugriffen die Lösungen Lupe“ genommen. Das heißt: Priorisierung bei der Abarbeitung der Wir haben uns die Gesamtar- Nicht nur bei Haus- Kundenaufträge und der Umsetzung chitektur der Fernzugriffskapazitäten für der Upgrademaßnahmen steuerte und haltsartikeln gab es in die HZD und das Land angeschaut. Im koordinierte. Darüber hinaus waren Corona-Zeiten Liefer- Fokus stand dabei der – aus rein tech- Methoden der IT-Architektur ein starkes engpässe, genauso bei nischer Sicht betrachtet – Worst Case: Fundament bei der Planung. So konn- Was, wenn alle Landesbediensteten in IT-Hardware. Die HZD ten wir sehr schnell die notwendige einem ausgerufenen Notfall zu Hause Dokumentation beschaffen, bewerten, behalf sich einerseits arbeiten müssten? Wie viele Nutzerin- eine Impact Analyse erstellen und die mit vorhandenen Lager- nen und Nutzer „verkraftet“ das Rechen- zu ertüchtigenden Komponenten und beständen, andererseits zentrum gleichzeitig im Homeoffice, Schnittstellen identifizieren. Daraus ha- ohne dass es Einschränkungen in der mit teils außergewöhn- ben wir die notwendigen Maßnahmen Performanz, der Nutzbarkeit oder gar zu abgeleitet und umgesetzt. lichen Beschaffungen. temporären Komplettausfällen bei den Fernzugriffen kommt? In einem großen gemeinsamen Kraftakt Server, die gerade frisch und im Wettlauf gegen die Zeit haben Da die Infrastruktur des Rechenzent- geliefert wurden und wir im Rechenzentrum innerhalb kürzes- rums bisher nicht für diese Anforderun- ter Zeit die Fernzugriffskapazitäten um eigentlich für andere gen an gleichzeitigen Nutzern ausgelegt mehr als das Zehnfache erhöht. Ende Zwecke bestimmt wa- war, konnten wir schnell Engpässe bzw. April können wir zurückblicken und von ren, haben wir händisch Flaschenhälse identifizieren. Einfach einer Erfolgsgeschichte sprechen: Es nachvollziehbar: Vom Homeoffice aus ist umgebaut und notein- gab keinen einzigen temporären Kom- der zentrale Internetzugang das große plettausfall, lediglich anfangs kleinere gesetzt. „Tor“ zu den Fachverfahren und Diens- Einschränkungen bei der Performanz zu ten der HZD. Sämtliche Fernzugriffe Spitzenzeiten, die aber schnell durch Netzkarten, wie wir aus dem Homeoffice über unterschied- die genannten Maßnahmen beseitigt sie brauchten, waren liche technologische Lösungen müssen wurden. Anfang April konnten fast dieses „Tor“ passieren. Ein Upgrade um 20.000 Landesbeschäftigte ohne tech- ein Vielfaches war unumgänglich. Dies nische Einschränkung bei den Fernzu- musste möglichst aufwandsarm und griffen von zuhause arbeiten. Im Zuge I N FO R M zeitnah umsetzbar sein. Ebenso musste weiterer Ausbaumaßnahmen werden diese erweiterte Kapazität auch den an- diese Kapazitäten auf bis zu 50.000 deren Schichten im Rechenzentrum zur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter er- 2|20 Verfügung gestellt werden können. Ein weitert. 20
quasi ausverkauft. Wir fanden heraus, dass noch sieben in Aachen erhältlich waren. Wer zuerst kommt, mahlt zu- erst. Kurzerhand haben wir sie bestellt, gekauft und nach Wiesbaden bringen lassen. Da Lizenzen heute per Software herunterge laden oder per Key Maßnahmen im Rechenzentrum aktiviert werden, konn- ten hier sehr einfach Stand Anfang März Maßnahmen Stand Ende April und schnell Kontingen- Bisherige durch- Aufrüstung der Derzeitige Nut- te aufgestockt werden. schnittliche Nut- Infrastruktur auf zung: 7.500 gleich- zung: 500 gleich- 10 Gbit/s zeitig Nutzende Und auch wir selbst zeitig Nutzende Inbetriebnahme waren nach kurzer Über 36.000 einge- HessenAccess von fünf Servern Zeit weitgehend vom Betrieb von zwei richtete Accounts als Gateways Servern als Gate- Homeoffice aus tätig, ways soweit nicht Einbauten im Rechenzentrum Knapp 10.000 erforderlich waren. eingerichtete Nutzende Die Dienststellen, die bereits mit einem mobilen HessenPC-Endgerät ausgestattet I N FO R M waren, konnten schnell das Standardprodukt HessenAccess aktivieren. Eine Verfünf- zehnfachung der Kapazitäten wurde so innerhalb kurzer Zeit realisiert. 2|20 21
Stand Anfang März Maßnahmen Stand Ende April 10.000 Lizenzen Aufrüstung des Derzeitige für Token-User bei Internetzugangs Nutzung: 5.000 max. 5.000 gleich- und der Perimeter- gleichzeitig Nut- zeitig geöffneten Firewall (10 Gbit/s) zende VPN-Tunneln Beschaffung wei- Mehr als 200 VPN-Einwahl Bisherige durch- terer Lizenzen und Token wurden neu schnittliche Nut- Erhöhung der nutz- zugeordnet sowie zung: 1.200 gleich- baren Bandbreite 300 neue Token zeitig Nutzende in der Infrastruktur und zusätzliche Nutzungslizenzen Beschaffung wei- beschafft terer RSA-Token sowie deren Neu- zuordnung und Übergang zu kommu die Auflösung von nalen Netzen Lagerbeständen Das Land Hessen betreibt Stand Anfang März Maßnahmen Stand Ende April einen Netzübergang zu den Netzen der Kommu- Hessen Knapp 3.000 Einrichten neuer Fast 7.000 nen mit dem kommunalen Connect eingerichtete Mandanten eingerichtete Accounts Accounts IT-Dienstleister ekom21 in Kassel. Die nutzbare Bandbreite dieses Netz- übergangs wurde auf 1 Gbit erhöht. Die bis- ZK-Fernzugriff, Change und Incident gesteuert und wichtige Entscheidungen herige Bandbreite war, Management kurzfristig herbeigeführt. aufgrund vermehrter Der Corona-bedingte sprunghafte An- Auch für den Zentralen Incident Manager Nutzung von Landesver- stieg des Bedarfs an Homeoffice-Lösun- ist das Arbeiten während der Corona- gen für die Landesverwaltung inklusive fahren durch kommunale Pandemie außergewöhnlich: Eine der HZD und die Notwendigkeit einer Mitarbeiterinnen und schnelle Umsetzung nicht alltäglicher raschen Umsetzung stellte eine beson- Maßnahmen ist naturgemäß fehleranfälli- Mitarbeiter, nicht mehr dere Herausforderung für die vielen ger. Gleichzeitig impliziert die Rolle des ausreichend. Kolleginnen und Kollegen im IT-Betrieb Zentralen Incident Managers, sich täglich dar. Er war gleichzeitig ein Stresstest für mit ungeplanten Herausforderungen die etablierten Prozesse des Incident auseinanderzusetzen und diese schnell und Change Managements. Zur Bedarfs- und bestmöglich im Team zu lösen. Dank aufnahme und Bestellabwicklung wurde des großen Engagements aller beteilig- am 5. März die „Zentrale Koordinierungs- ten Kollegen und des Zusammenhalts im stelle Fernzugriff“ eingerichtet. Team war die HZD dieser Herausforde- Im Rahmen der Corona-Maßnahmen hat rung gewachsen. der Zentrale Change Manager fast 80 Notfall-Changes koordiniert, mit denen Tobias Zeipelt, innerhalb kürzester Zeit mehrere Server, Zentraler Change Manager zahlreiche Firewall-Freischaltungen und Holger Schermann, zum Teil ganze Cluster durch die betei- Zentraler Incident Manager ligten Fachgruppen aufgebaut wurden. Susanne Braun, Jutta Flieger, Marion I N FO R M Gleichzeitig hat die Koordinierungsstelle Steinkat-Baldé, Tobias Zeipelt, die dazugehörigen Einzelmaßnahmen Zentrale Koordinierungsstelle Fernzugriff 2|20 22
UPGRADE IM SHUTDOWN Stand Anfang März Maßnahmen Stand Ende April Bisherige Aufrüstung der Derzeitige durchschnittliche Infrastruktur um Nutzung: 1.030 Nutzung: ca. 200 weitere zwei gleichzeitig Secure gleichzeitig Gatewayserver Nutzende Bootstick Nutzende Beschaffung und Aktivierung von 1.300 zusätzlichen Secure Bootsticks Stand Anfang März Maßnahmen Stand Ende April Bisherige durch- Aufrüstung der Derzeitige schnittliche Nut- Infrastruktur um Nutzung: 7.400 zung: 5.500 gleich- weitere zehn Virtua- gleichzeitig Nut- zeitig Nutzende lisierungshosts zende Gabriele Pawlitzek Windows Abteilungsleitung Terminal Beschaffung und Rechenzentrum Server Aktivierung von gabriele.pawlitzek@hzd.hessen.de zusätzlichen Citrix- Lizenzen aus dem Peter Müller Business Continuity IT-Architekt Program Rechenzentrum peter.mueller@hzd.hessen.de I N FO R M 2|20 23
Aus der Praxis für die Praxis Betrieb Netze und Sicherheitskomponenten D ie betrieblichen Bereiche direkten Anschluss wurde die tem erlaubt ist, scheidet Heimarbeit finden mit ihren Kernthe- Anhebung der HessenAccess- aus. Im Netzbetrieb gehören dazu men selten einen direkten Kapazitäten auf Netzseite unter- neben Arbeiten in den Rechenzent- Eingang in die INFORM, stützt. ren der HZD auch Implementierun- da sie nicht in der Kunden- gen in allen Landesdienststellen Um die wichtige Lebensader wahrnehmung von Projekten oder in ganz Hessen. Auch hier galt der „Kommunikation“ für den Zugang Produkten stehen. Ihre Bedeutung Pandemievorsorge in der Verwal- der Heimarbeiter zu wahren und zu wird eher spürbar, wenn die Belan- tung die höchste Priorität. Bei- optimieren, wurde die schon be- ge der Anwenderinnen und Anwen- spiele finden sich im Aufbau neuer stehende Überwachung von Netzen der in den Fokus rücken. Mit der Videokonferenzsysteme oder in der und Sicherheitssystemen pointiert Schließung der Schulen Mitte März Netzanbindung und -ausstattung ausgebaut. Für solche Aufgaben bot sich dazu reichlich Gelegenheit, neuer Lokationen, um die Arbeits- ist die Heimarbeit im betrieblich um die Auswirkungen des Shut- platzsituation in den Dienststellen geprägten Infrastrukturbereich down zu begrenzen und die Hand- räumlich zu entzerren. selbst eine schon lange gelebte lungsfähigkeit der hessischen Lan- Praxis. Auf der einen Seite gelingen Diese Arbeiten waren freilich auch desverwaltung sicherzustellen. damit Wartungen mit Rücksicht auf unter dem Gebot der Pandemie- Als ein Schlüsselelement der die Belange der Anwenderinnen vorsorge zu meistern. Dazu hat das Pandemievorsorge in der Verwal- und Anwender effizient abends und Gesundheitsmanagement der HZD tung gilt die zügige und erhebliche an Wochenenden. Zum anderen schon sehr früh die einschlägigen Ausweitung der Heimarbeit. Für können Störungen oft schnell und Richtlinien in konkrete Maßnahmen diesen Schritt war das Land Hessen effektiv beseitigt werden. Daher umgesetzt und mit Arbeitsmedizi- bereits vor der Pandemie technolo- hat der Schwenk auf eine über- nern beim medical airport service gisch hervorragend aufgestellt. Um wiegende Heimarbeit die aller- und der Unfallkasse Hessen ab- jedoch landesweit die Heimarbeit meisten Kolleginnen und Kollegen gestimmt. Auf dieser Basis möchten in großem Umfang zu etablieren, im Bereich R7 nicht vor neue wir auch weiterhin professionell mussten die eingesetzten Techno- Herausforderungen gestellt. Nicht zum Schutze aller Beteiligten auf logien auf den erwarteten Ansturm verschwiegen werden soll jedoch, Seite der Kunden und der HZD ausgebaut werden. dass viele Arbeiten in betrieblichen agieren. Allein am Wochenende des 14. März Infrastrukturbereichen vor Ort I N FO R M 2020 haben sieben „Netzer“ und geschehen müssen. Wenn Kom- Dr. Bernhard Fussel „Firewaller“ die Internetanbindung ponenten zu implementieren sind Bereichsleiter Betrieb Netze und Sicherheitskomponenten des Landes Hessen von 2 x 4 GBit/s oder aus Sicherheitsgründen eine 2|20 auf 2 x 10 Gbit/s ausgebaut. Im Administration nur direkt am Sys- bernhard.fussel@hzd.hessen.de 24
UPGRADE IM SHUTDOWN Arbeitsfähig mit Standardprodukten – auch im Homeoffice S eit der Verschärfung der Coro- von HZD-Standardprodukten für mobiles na-Pandemie ist in der gesamten Arbeiten wie HessenConnect und Hes- Landesverwaltung die Nachfrage senVoice und die Versorgung mit mobi- nach technischen Möglichkeiten len HessenPC-Endgeräten deshalb von zum Arbeiten im Homeoffice und herausragender Bedeutung. Die HZD hat der Bedarf an Video- und Telefonkonfe- dafür die existierenden Kommunikations- renzen rapide gestiegen. Wie den Statis infrastrukturen weiter ausgebaut und so tiken zu entnehmen ist, hat die Anzahl einer täglich wachsenden Zahl von Nutze- mobiler Endanwender nach dem 16. März rinnen und Nutzern den Zugang ermög- 2020 innerhalb weniger Tage exponentiell licht und die entsprechende Nutzung der In der Abteilung P zugenommen. Und wir mussten davon Systeme überwacht. sind die landes ausgehen, dass sie noch weiter ansteigen Koordinierungsstab trifft sich täglich weiten Standard- würde. Die Herausforderungen für die bestehen- produkte der HZD Während dieser Zeit waren für uns die den Infrastrukturen waren schwer einzu- mobile Einwahl und die Erreichbarkeit von schätzen, weil die aktuelle Krise weltweit gebündelt, darun- Fernzugriffsinfrastrukturen (HessenAccess, einzigartig ist. Die HZD hat deshalb zur ter der HessenPC VPN, Secure Bootstick), die Verfügbarkeit Steuerung und Überwachung der erfor- und „Unified Com- munications“, das zentrale Produkte für das mobile 14000 Arbeiten vereint. 13000 12000 10000 9000 19.03. 25.03. 31.03. 02.04. 07.04. 14.04. 22.04. 30.04. I N FO R M Fernzugriffe — Mittelwert: 13.731 Diese Kurve ist exemplarisch und im Entwicklung parallel Nutzende (Summe aus HessenAccess, VPN Wesentlichem auf alle Kommunikations- 2|20 Stand: Letzte Aprilwoche und Secure Bootstick) produkte übertragbar. 25
UPGRADE IM SHUTDOWN derlichen Maßnahmen einen Koordi- dernd und mit Risiken behaftet. Durch nierungsstab Zentrale Produkte ge- die Lastsituation stieg die Wahrschein- gründet, der sich aus der Direktion und lichkeit für Incidents. Sind die Kollegen Führungskräften der besonders be- mit der Entstörung beschäftigt, fehlen troffenen Abteilungen „Produkte“ und deren Arbeitskapazitäten bei den Ka- „Rechenzentrum“ zusammensetzt. Der pazitätserweiterungen. Koordinierungsstab traf sich täglich Bereits nach Ostern konnten wir eine am Morgen, bewertete die Ereignisse „Erholung“ verspüren, die Kapazitäten des Vortags und legte die Maßnahmen waren soweit erweitert, dass der Bedarf für den aktuellen Tag fest. Außerdem gut gedeckt war. Gleichzeitig kam es erstellte der Koordinierungsstab einen kaum zu Incidents. täglichen Lagebericht zu den Zentralen Corona-Hotline — schnelle Produkten, um dedizierten Ressort- Call Center-Lösung mit vertretern und dem Krisenstab der HessenVoice Landesregierung Managementinforma- Für die Corona-Hotline wurde tionen über den Infrastrukturstatus der innerhalb weniger Tage mit Kommunikationsprodukte zu geben. Dr. Alberto Kohl HessenVoice ein virtuelles Call Abteilungsleitung „Kundenmanagement“ Unser Fazit Ende April lautet: Aus Center für bis zu 290 Call und kommissarisch Abteilung „Produkte“ technischer Sicht war der abrupte Agents (d.h. die Call Agents alberto.kohl@hzd.hessen.de Übergang zum Homeoffice herausfor- können in der Dienststelle oder im Homeoffice arbeiten) eingerichtet. Bis zu 100 Call Agents arbeiten Mitte April pro Schicht im Zweischicht-Be- trieb (Montag – Sonntag, 8:00 – 20:00 Uhr). Remote arbeiten im Homeoffice Das Call Center hatte in der Spitzenzeit bis zu 20.000 Anrufversuche. Nach vier Wochen erreichen immer noch bis zu 2.500 Anrufe am Tag die Hotline. Ein Überblick Die Corona-Hotline wurde in der zweiten Stufe mit der HessenAccess: Sicher und Die Nutzung von HessenAccess ist Rufnummer des Bürgertele- komfortabel zugleich ausschließlich mit dem HessenPC 3.0 fons der Hessischen Teil des HessenPC 3.0-Basisumfangs möglich. Alle 71.000 IT-Arbeitsplätze in Landesregierung zusammen- (d.h. keine zusätzliche Berechnung) der hessischen Landesverwaltung sind geführt. Alle Ressorts sind in ist die Fernzugriffsmöglichkeit Hessen spätestens seit Januar 2020 mit dem dem Call Center integriert. Access. Aus Sicherheitsgründen wird HessenPC 3.0 ausgestattet. Technisch musste die HZD die auch bei HessenAccess eine zwei- Amtsleitungen für eingehen- VPN-Token: Der „Klassiker“ fache Authentifizierung verwendet. de Anrufe verdoppeln. Mit der „VPN-Einwahl“ besteht seit Im Gegensatz zu früher besteht der rund 15 Jahren die Möglichkeit, die Hessenweite Hotline: „zweite Faktor“ aber nicht mehr aus gewohnte Arbeitsumgebung auch 0800 555 4666 dem Token, sondern aus einem sicher außerhalb der Dienststelle zu nut- auf dem Gerät gespeicherten Software- zen – auf Dienstreisen, während der zertifikat. HessenAccess ist komforta- Telearbeit und eben bei Notfällen wie bel, da es sich quasi von „alleine“ in ein der Corona-Pandemie. Für lange Zeit WLAN einwählt und sich „bekannte“ musste jedoch ein deutlicher Mangel WLANs merkt. an Komfort als Preis für diesen Zuge- Der VPN-Token und die manuelle winn an Flexibilität in Kauf genommen I N FO R M Wiederherstellung der Verbindung ge- werden: Der Aufbau des VPN-Tunnels hören mit HessenAccess der Vergan- erfordert einige zusätzliche Arbeits- genheit an. schritte und muss im Fall einer unzu- 2|20 26
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