INKLUSIV COVER BEATE KOCH - ÖZIV
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INKLUSIV Magazin für Menschen mit und ohne Behinderungen Ausgabe 03/2019 Heftnummer 231 COVER BEATE KOCH SCHWERPUNKT: FRAUEN MIT BEHINDERUNGEN EINE ÄRA GEHT ZU ENDE Foto: Behindertenrat www.oeziv.org
ÖZIV // Interview KLAUS VOGET UND HEDI SCHNITZER-VOGET IM GESPRÄCH Fotos: Bernd Matschedolnig, Armin Binder Versprechen verpflichtet und es kam zu einer „Begutachtung“ durch den damaligen Vorstand. Der leider auch schon verstorbene Walter Hladschik ist dafür extra aus Vorarlberg angereist. Und offensichtlich wurde ich für würdig befunden, denn kurz darauf wurde ich einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. In dieser Zeit erfolgte die Weiterentwicklung vom Österreichischen Zivilinvalidenverband zum ÖZIV – Österreichs zukunftsorientierte Interessenvertretung (für Menschen mit Behinderungen). Wie unterscheiden sich aus eurer Sicht die Herausforderungen in der Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen heute von euren „Anfängen“? Klaus Voget Klaus Voget: In meinen Anfängen im ÖZIV Klaus und Hedi, ihr habt beide über viele ging es ums nackte Überleben. Es gab damals Jahre, ja Jahrzehnte die Geschicke des keinerlei Ressourcen, das Büro war in den ÖZIV in Österreich gelenkt. Im Herbst 2019 Privaträumen von Dr. Marschall untergebracht. nehmt ihr mit einer Gala Abschied vom Mir war klar, dass vernünftige Arbeit auch Verein. Könnt ihr bitte erzählen, wann entsprechende Ressourcen braucht. und wie ihr zum ÖZIV gekommen seid und mit welcher Motivation ihr eure Tätigkeit 1993 gelang es mir nach langen aufgenommen habt? Gesprächen mit dem Sozialministerium eine Basissubvention aufzustellen. Das war die Klaus Voget: Im Jahr 1986 gab es einen ORF- Geburtsstunde unseres Schulungsprojektes, Bericht über mich, weil ich als erster „rollender welches seither ein Standardangebot des Richter“ zum Gerichtsvorsteher ernannt wurde. Bundesverbandes ist. Und mit dessen Hilfe wir Die damalige Sekretärin des ÖZIV, Annemarie auch das Ziel vor Augen haben und hatten, die Siegel, hat diesen Bericht gesehen und mir österreichweite Zusammenarbeit zu stärken. daraufhin einen Besuch abgestattet. Sie wollte mich zur ehrenamtlichen Mitarbeit überreden Einige Zeit später konnten wir mit Hilfe und – sie war sehr beharrlich in ihrer Anfrage. der Firma Novomatic und unseres Meine als Ausflucht gedachte Aussage „Wenn, Generalsekretärs, Dr. Franz Wohlfahrt, dem dann nur als Präsident“ sollte sich schon bald späteren Generaldirektor der Novomatic, als Bumerang herausstellen …. die Strukturen im Bundesverband nachhaltig festigen. So ist es auch gelungen, eine Völlig unerwartet verstarb im Jahr 1987 Geschäftsführung zu installieren und ich der damalige Präsident Dr. Marschall bin sehr froh, dass ich dafür Hedi Schnitzer und Frau Siegel stand wieder in meiner gewinnen konnte. Tür. Als Richter fühlte ich mich meinem www.oeziv.org INKLUSIV 3
ÖZIV // Interview Klaus Voget: Der Ausgangspunkt für den Kampf ums Pflegegeld war eine Petition, die noch in Zeiten von Dr. Marschall eingebracht worden war. Damals ging es um die Themen Fahrpreisermäßigung, finanzielle Ausstattung von Behindertenorganisationen und um das Pflegegeld nach dem Muster der Kriegsopfer- Versorgung. Die weitere Verfolgung der Pflegegeld- Forderung stellte sich als sehr zähe heraus. Selbst in den eigenen Reihen tauchten viele Widerstände auf, weil die Angst, dass etwas Bestehendes verloren gehen könnte, sehr groß war. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, bis wir 1987 die Petition Hedi Schnitzer-Voget mit 65.000 Unterschriften neu einbringen konnten. Diese wurde von Helene Partik- Hedi Schnitzer-Voget: Für mich war dieses Pable entgegengenommen und einer damalige Angebot von Klaus eine Möglichkeit, Arbeitsgruppe zugewiesen. Und dann passierte meinen Wunsch nach einem Wechsel aus das Erstaunliche: in dieser Arbeitsgruppe der Bankenwelt in den Sozialbereich zu gab es große inhaltliche Fortschritte, was verwirklichen. Es war mir schon klar, dass es zu neuen Widerständen auf vielen Seiten, eine gewisse Herausforderung sein würde; wie beispielsweise den Sozialpartnern, den aber ehrlich gesagt, war es in den Anfängen großen Dienstleistern, den Bundesländern eine ziemliche Berg- und Talfahrt. und vor allem dem Finanzministerium führte. Für uns ein Zeichen, dass die Idee ernst Auch die Arbeit als Interessenvertretung genommen wurde und es Sinn machte dran hat sich natürlich verändert. Während es zu bleiben. Einige Jahre, viele Gespräche und in den Anfängen eher um Existenzfragen Verhandlungen und zwei Großdemonstrationen ging, landete das Thema „Behinderung“ später war es dann soweit: im Jahr 1993 durch die langen Diskussionen rund ums wurde das Pflegegeldgesetz – leider ohne Pflegegeld im politischen Bewusstsein. Eine festgeschriebene Valorisierung – unterzeichnet. nochmalige große Veränderung haben Viele Menschen haben diese Idee letztlich dann die Behindertengleichstellung und unterstützt; allen voran sei hier der damalige die UN-Konvention über die Rechte von SC Dr. Gerd Gruber, seine Mitarbeiterin Menschen mit Behinderungen gebracht. Dr. Margarethe Grasser und der damalige So waren Menschen mit Behinderungen Sozialminister „Jolly“ Hesoun erwähnt. Einen in den 80igern Fürsorgeobjekte, während wesentlichen Beitrag leistete auch der damalige heute in unserer Arbeit der Rechtsanspruch Soziallandesrat in Vorarlberg, Fredy Mayer, der auf ein selbstbestimmtes Leben in allen einen erfolgreichen Probelauf in Vorarlberg Lebensbereichen im Vordergrund steht. Aber initiierte. – es bleibt für unsere Nachfolger*innen noch viel zu tun bis man von einer befriedigenden Anfang der 2000er Jahre wurde ÖZIV Umsetzung sprechen kann! SUPPORT Coaching entwickelt – wie entstand diese Idee? Ungefähr zeitgleich Einer der größten Erfolge, den der ÖZIV erfolgte auch die Übernahme des Angebots unter Klaus Voget verbuchen konnte, war ARBEITSASSISTENZ NÖ – wie wichtig sicher die Einführung des Pflegegeldes sind diese Angebote aus eurer Sicht für im Jahr 1993. Klaus, Könntest du kurz Menschen mit Behinderungen? über diesen Prozess, die Widerstände, die Verbündeten erzählen? Hedi Schnitzer-Voget: Die Arbeit des ÖZIV war 4 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Interview schon immer von den Grundsätzen „Hilfe zur sehr intensiv mitgearbeitet und es war uns Selbsthilfe“ und „Hilfe durch selbst Betroffene“ klar, dass es neuer Angebote bedurfte, um geprägt. Gleichzeitig stießen wir mit der fast diesen völlig neuen Zugang auf den Boden zu rein ehrenamtlichen Arbeit – vor allem in den bringen. So gelang es uns, ÖZIV ACCESS aus Bundesländern – so oft an die Grenzen des der Taufe zu heben. Und damit die Möglichkeit Machbaren. Und so war es eigentlich wie ein zu haben, Expert*innenwissen weiterzugeben Geschenk des Himmels, als Sozialminister und für die Forderungen von Menschen mit Haupt im Jahr 2000 unter dem Titel Behinderungen zu sensibilisieren. „Beschäftigungsoffensive der österreichischen Bundesregierung“ die „Behindertenmilliarde“ Mit ÖZIV ACCESS wurde auch das Angebot des ins Leben rief. Mit ÖZIV SUPPORT konnten ÖZIV um einen wesentlichen Teil erweitert. wir viele Anliegen aufgreifen bzw. unsere Barrierefreiheit ist eine unabdingbare Grundhaltung auf professionellere Beine Notwendigkeit, um dieses Leben auch leben stellen. Primär ging es darum, Menschen mit zu können! Wir sehen es als unsere Aufgabe, Behinderungen eine wirksame und individuelle weiter an der Schaffung einer barrierefreien Unterstützung anzubieten. Coaching, so wie Welt zu arbeiten, in der sich Menschen mit und wir es verstehen, hilft Menschen dabei, ihre ohne Behinderungen vorurteilsfrei begegnen Potenziale zu entdecken und Wege zu finden, können. wie sie diese für sich selber besser nutzen können. Weg von der defizitorientierten Mit eurem Abgang konstituiert sich sowohl Betrachtungsweise und der Feststellung was ein neues Präsidium als auch eine neue (aufgrund der Behinderung) alles nicht geht, Geschäftsführung im ÖZIV – was wünscht hin zu einem Blick für das was möglich ist. Die ihr euch für die Zukunft des ÖZIV? von uns selbst, mit Unterstützung des Instituts Gundl Kutschera ausgebildeten Coaches Klaus Voget: Unsere Nachfolger*innen, waren anfänglich ausschließlich Menschen mit sowohl auf haupt- als auch auf ehrenamtlicher Behinderung. Einige davon sind noch heute Ebene sind keine Newcomer. Sie sind großteils in SUPPORT tätig und alle werden bestätigen: mit und im ÖZIV „groß“ geworden und wir diese Ausbildung hat ihr Leben bereichert, ihre hoffen, dass sie den eingeschlagenen Weg Blickweisen und Haltungen verändert, sie zu der Partizipation und Kooperation weiter „freieren“ Menschen gemacht! erfolgreich fortsetzen werden. Wir hoffen, dass der ÖZIV eine Interessenvertretung bleibt, in Kurze Zeit danach konnten wir in der immer die Anliegen von Menschen mit Niederösterreich das Angebot ÖZIV Behinderungen die Richtung bestimmen, die ARBEITSASSISTENZ übernehmen und so ein sich nicht scheut, Probleme aufzuzeigen und wirklich gutes Basisangebot für Menschen mit manchmal auch ein bisschen unangenehm zu Behinderungen schaffen, die mit Problemen sein. Um dies zu ermöglichen, wünschen wir am Arbeitsmarkt konfrontiert sind. uns weiterhin engagierte Mitarbeiter*innen, die gerne im ÖZIV sind und den Mut und den Komplettiert wurde das ÖZIV Dienst- Willen zur Mitgestaltung aufbringen. leistungskonzept schließlich mit ÖZIV ACCESS, wo Sensibilisierungstrainings Zum Schluss noch eine private Frage: habt und Bauberatung mit der Zielgruppe ihr schon Pläne, die ihr in eurer verdienten Unternehmen angeboten werden. Wie Pension verwirklichen wollt? passt das ins Portfolio des ÖZIV? Haben die Kooperationen mit Unternehmen den Hedi Schnitzer-Voget: Wir haben im Moment ÖZIV verändert bzw. zur Weiterentwicklung keine konkreten Pläne. Wir wollen unsere beigetragen? Freiheit genießen, mehr Zeit für Freunde, Radfahren und Reisen haben. Und wir werden Hedi Schnitzer Voget: Im Jahr 2007 wurde das versuchen wachsam zu bleiben und auch als Behindertengleichstellungs-Paket beschlossen. Privatpersonen die gesellschaftspolitischen Wir haben an der Entwicklung dieses Gesetzes Entwicklungen gut beobachten. www.oeziv.org INKLUSIV 5
ÖZIV // Inklusiv Inhalt ÖZIV Bundesverband IMPRESSUM Herausgeber und Verleger: 03 32 Dr. Klaus Voget – Präsident ÖZIV Bundesverband, INTERVIEW INKLUSION AM Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen mit Klaus Voget und ARBEITSPLATZ 1110 Wien, Hauffgasse 3-5, 3. OG T: +43 (0)1/513 15 35 Hedi Schnitzer-Voget Praxisberichte aus dem buero@oeziv.org 09 ÖZIV Bundesverband Erscheinungsweise: 4-mal jährlich BEATE KOCH: „Alle sollten die gleichen Vertrieb: Österreichische Post AG, Rechte, die gleichen Chancen Lesezirkel und bei gleicher Leistung die gleiche Bezahlung haben!“ Chefredaktion: Hansjörg Nagelschmidt 36 Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe: Daniela Rammel, Elisabeth Weber, KURZNACHRICHTEN Birgit Büttner, Lisa Gittmaier, Isabella Aigner, Angelika Parfuß, 38 Nicole Weidinger, Lukas Witwer, Daniela Brauchard, Manfred Fischer, Ursula Müller RECHT Layout: Pflege und Frauen mit CK Medienverlag GmbH, Behinderungen 9020 Klagenfurt 12 41 Medieninhaber, Satz, Anzeigen und Druck: „DISKRIMINIE- ÖZIV TERMINE Die Medienmacher GmbH 8151 Hitzendorf, Oberberg 128 RUNGS-FAKTOREN Filiale: 4800 Attnang-Puchheim, POTENZIEREN SICH“ Round-Table „Frauen mit 42 Römerstraße 8 T: +43 (0)7674/62 900-0 office@diemedienmacher.co.at Behinderungen“ ARBEITSASSISTENZ NÖ Vielfältige Dienstleistungen Zulassungsnummer: 18 GZ15Z040585 N für Unternehmen ZVR: 453063823 KOLUMNE „Mit spitzer Feder“ 46 Bei bezahlten Anzeigen liegt die inhaltliche Verantwortung beim SUPPORT SALZBURG Auftraggeber. Alle Rechte, auch die 22 Übernahme von Beiträgen nach §44 Kooperation wirkt Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Für unverlangt EINE ÄRA eingesandte Manuskripte und GEHT ZU ENDE Fotos sowie Satz- und Druckfehler übernehmen wir keine Haftung. Die Sonderseiten Sollten Sie ÖZIV INKLUSIV nicht mehr 28 erhalten wollen, so können sie das Magazin jederzeit abbestellen. ERFOLGREICH, ENGA- 50 Anregungen und Infos an: GIERT, AUSGEZEICHNET ÖZIV REGIONAL redaktion@oeziv.org Porträt Katrin Neudolt aus den Bundesländern www.oeziv.org INKLUSIV 7
ÖZIV // Coverstory BEATE KOCH: „Alle sollen die gleichen Rechte, die gleichen Chancen und bei gleicher Leistung die gleiche Text: Hansjörg Nagelschmidt Bezahlung haben!“ Fotos: Behindertenrat, Lukas Ilgner M an hört Beate Koch gerne zu, wenn sie schlecht geeignet und die Regale zu hoch) aus ihrem abwechslungsreichen Leben und wohl auch an der damaligen Inflexibilität erzählt. Von großen Plänen, aus denen des Hochschul-Lehrpersonals. Aber Beate ließ dann doch nichts geworden ist. Und wie sie sich nicht wirklich aufhalten und suchte nach sich mit den Wendungen, die das Leben so mit Alternativen. Trotz einer vorherrschenden sich bringt immer wieder arrangiert und etwas Frauenfeindlichkeit zu dieser Zeit, begann sie Neues daraus gemacht hat. ein Medizin-Studium und einer der Professoren sagte ihr sogar seine Unterstützung zu. Mittlerweile zwar offiziell in Pension, so ist sie trotzdem stets in Bewegung und wendet sich In der Zwischenzeit verheiratet verfolgte Beate neuen Themen und Herausforderungen zu. Koch weiter ihr Studium bis ein grausamer Von Beginn an war sie (als Frauenbeauftragte Schicksalsschlag das Leben veränderte. Ein des ÖZIV Steiermark) beispielsweise Teil des schwerer Unfall ihres Mannes stellte ihre Kompetenzteams „Frauen mit Behinderungen“ Lebensplanung abermals auf den Kopf – er beim Behindertenrat und auch am All-female- konnte nämlich aufgrund seiner Verletzungen Podium der Pressekonferenz zur Präsentation (Lendenwirbel-Bruch, Kniescheibe zertrüm- der Expertinnenliste vertreten. (siehe auch mert, und in weiterer Folge Diabetes mellitus…) Artikel ab Seite 12) nur mehr sehr eingeschränkt berufstätig sein. Jetzt hieß es „Geld verdienen“! Einfalls- „Dabei habe ich mir das selbst anfangs gar reich wie Beate nun mal war, setzte sie auf nicht zugetraut“, meint Beate Koch bescheiden, eine Zwei-Schienen-Strategie: sie inskribierte aber das Thema Frauen mit Behinderungen BWL, wo sie Wichtiges über Buchhaltung und liegt ihr aus eigenem Erleben bzw. aus ihren Kostenrechnung lernte und arbeitete in Steuer- Erfahrungen bei Beratungsgesprächen, die beratungskanzleien. sie beim ÖZIV Steiermark führt, so sehr am Herzen, dass sie schließlich doch am Presse- Glücksfall und Karriere konferenz-Podium sitzt. „Vor allem haben mich Ein großer Glücksfall wollte es so, dass sie auch alle Kolleginnen sehr bestärkt, Teil dieses beim „Team Styria Werkstätten GmbH“ zu wichtigen Projekts zu sein.“ arbeiten begann, wo sie insgesamt 30 Jahre lang tätig war. Die Firma hieß am Beginn (1982) Abwechslungsreiche Studien- und noch „Geschützte Werkstätte Steiermark“ und Ausbildungsjahre diente dazu Menschen mit Behinderungen Doch nun ein paar Schritte zurück: geboren durch Beschäftigung und Qualifizierung in wurde Beate Koch 1953 in Graz, wo sie auch einem geschützten Rahmen für den 1. Arbeits- ihre Schulausbildung planmäßig mit der markt fit zu machen. Heute ist die „Team Styria Matura abschloss. Ihr großer Traum vom Che- Werkstätten GmbH“ ein Wirtschaftsunterneh- mie-Studium zerplatzte jedoch – wegen man- men. gelnder Barrierefreiheit (die Laborplätze waren www.oeziv.org INKLUSIV 9
ÖZIV // Coverstory All Female Podium bei der Präsentation der Expertinnenliste Dort entwickelte sie sich – auch mit der Unter- Vielfältiges Engagement für gleiche Rechte stützung des damaligen Direktors – stetig Das Engagement im Kompetenzteam Frauen weiter, stieg auch die Karriereleiter empor und mit Behinderungen stellt da einen folgerichti- verantwortete schließlich als Abteilungsleiterin gen weiteren Schritt dar. Nach der Pressekon- ganze 3 Abteilungen. ferenz im Frühling spürte sie durchaus, dass sich etwas bewegt und das Thema den Stellen- Die Themen Ungleichbehandlung und schlech- wert bekommt, den es ihrer Ansicht schon tere Bezahlung von Frauen im Arbeitsleben, längst haben sollte. Schließlich sei eine der beschäftigten Beate im Prinzip so gut wie Auswirkungen der schlechteren Chancen für immer. Insofern ist es durchaus logisch, dass Frauen auch eine weitverbreitete Altersarmut sie sich nunmehr in ihren ehrenamtlichen – und das geht Beate Koch naturgemäß gegen Tätigkeiten auch mit großem Engagement dem den Strich. Nicht zuletzt dieser Missstand moti- Frauen-Thema widmet, um hier Sensibilisie- viert Beate am Thema dranzubleiben und sich rung und Bewusstseinsbildung zu fördern. persönlich einzubringen. Frauenbeauftragte im ÖZIV Steiermark Selbstredend wirkt sie auch bei der Frau- Besonders wichtig findet sie auch, junge Frauen en-Konferenz im September mit und freut zu erreichen und zu unterstützen. Manches sich darauf, dort gemeinsam mit Marina geht ihr eindeutig zu langsam, aber sie ist trotz- Zugschwert (Leiterin der Frauenrunde von dem froh etwas bewegen zu können und an „Selbstbestimmt Leben“) einen Thementisch Veränderungen mitzuwirken. Und sie ist glück- zu betreuen. Insbesondere hofft sie auch auf lich, dass sie im ÖZIV Steiermark ihre Expertise Besucher*innen, die politisch etwas bewegen einbringen kann und darf – und dabei selbst können. Vor allem aber darauf, wieder etwas Unterstützung durch das Präsidium erlebt. Mit zur Bewusstseinsbildung in einem größeren großem Engagement führt sie daher ihre Aufga- Rahmen beitragen zu können. be als Frauenbeauftragte beim ÖZIV Steiermark aus, organisiert Veranstaltungen und Diskussio- Langweilig wird es Beate Koch auch nach der nen, vernetzt sich mit Gleichstellungsbeauftrag- Frauen-Konferenz nicht werden. Neben ihren ten und Migrantinnenbeirätinnen. bereits erwähnten Tätigkeiten beim ÖZIV Steiermark und im Behindertenrat, engagiert Generell empfindet sie die Behinderten-Organi- sie sich auch bei „Selbstbestimmt Leben“ sationen durchwegs als zu männer-dominiert. und ist zu dem als Laienrichterin am Bundes- Hier ist ein Umdenken und eine Weiterentwick- verwaltungs-Gericht im Einsatz. Was ihr am lung dringend notwendig, findet Beate Koch. wichtigsten ist: „Alle sollen die gleichen Rechte Gendergerechte Sprache ist ihr dabei ein wich- haben – das bedeutet auch gleiche Chancen tiges Anliegen, obwohl sie anfangs durchaus und gleiche Bezahlung.“ Und solange das nicht skeptisch war. „Aber Worte bewirken Bewusst- erreicht ist, bleibt noch viel für Beate und ihre sein und Handlungen beginnen im Kopf“, ist Mitstreiter*innen zu tun! Beate überzeugt. 10 INKLUSIV www.oeziv.org
Anzeigen Bezahlte Anzeige Bezahlte Anzeige Bezahlte Anzeige Mobilitätslösungen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen Bereits zum 2. Mal war Baumgartner-Fahrzeugbau als Aussteller auf der Vienna Auto Show vertreten um dort innovative Umbauten und andere Mobilitätslösun- gen zu präsentieren. Die Pallette reichte hier von einfachen mechanischen Nicht jeder Umbau ist in Umbauten, bis hin zu hoch- jedem Fahrzeug möglich. Bezahlte Anzeige Bezahlte Anzeige entwickelten elektronischen Wir beraten Sie gerne, bei Fahrhilfen, wie die neueste Bedarf auch bei Ihrem ge- Space Drive II Steuerung wünschten Autohändler! aus dem Hause PARAVAN. www.paravan-partner.at www.oeziv.org INKLUSIV 11
ÖZIV // Bundesverband Die Sprecherinnen bei der Pressekonferenz zum internationalen Frauentag 2019 „DISKRIMINIERUNGS- FAKTOREN POTENZIEREN SICH“ Round-Table „Frauen mit Behinderungen“ Fotos: Lukas Ilgner, Daniela Rammel I m März fand im Rahmen mit Behinderungen“ geplant Christine Steger, Vorsitzende einer Presse-Konferenz die sind. des Unabhängigen Monito- Präsentation einer Exper- ringausschusses tinnen-Liste von Frauen mit Die Gesprächspartnerinnen: Behinderungen statt – mit Julia Moser, Gründerin und Isabell Naronnig, Projektlei- dem Ziel die Sichtbarkeit von Vorsitzende des Forums terin und Peer-Beraterin beim Frauen mit Behinderungen für Usher Syndrom und Projekt „Zeitlupe“ der Bera- zu erhöhen. (INKLUSIV Taubblindheit und Unterneh- tungsstelle Ninlil, außerdem berichtete) Nunmehr traf mensberaterin sowie Mitglied Sexual-Pädagogin INKLUSIV-Chefredakteur des Leadership-Teams bei Hansjörg Nagelschmidt fast myAbility Jasna Puskaric, geschäfts- alle Protagonistinnen der führende Vorständin in der Presse-Konferenz wieder, um Heidemarie Egger, Kommu- WAG-Assistenzgenossen- ein wenig zurückzublicken, nikation beim Österreichi- schaft. zu besprechen, was sich seit schen Behindertenrat und der Pressekonferenz getan für das Thema „Frauen mit Eingangs würde uns in- hat und welche Aktivitäten in Behinderungen“ hauptverant- teressieren: wie kam es Zukunft zum Thema „Frauen wortlich eigentlich zur Idee der 12 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Bundesverband Idee von Anfang an gut fand Behinderungen“ entschieden, und das Gefühl hatte „Da was sehr zu begrüßen ist. will ich dabei sein“. Gleich in einer der ersten Sitzungen Isabell Naronnig: Für mich des Kompetenz-Teams kristal- ist das Kompetenz-Team lisierte sich ein sehr wichtiges auch deshalb eine so tolle Thema heraus: die mangeln- Initiative, weil ich tagtäglich de Sichtbarkeit bzw. die Un- in den Beratungsgesprächen sichtbarkeit von Frauen mit erlebe, mit welchen Themen Behinderungen! So wurden Frauen und Mädchen mit dann Ideen für Maßnahmen Behinderungen zu kämpfen Julia Moser gesammelt, um gegen diesen haben. Für mich ist es ein Missstand anzukämpfen. Im gutes Gefühl, Teil einer „Expertinnen-Liste“ und der Prinzip ist so die Idee der starken Gruppe zu sein, wo Pressekonferenz, wo dies Expertinnenliste entstanden wir uns austauschen können verkündet wurde? und wurde dann auch rasch und gemeinsam Pläne für die umgesetzt! Zukunft entwerfen. Heidemarie Egger: Zum ersten Mal gesprochen haben Christine Steger: Das Thema Bei der Pressekonferenz im wir von dieser Idee letztes „Frauen mit Behinderungen“ März gab es ein All-fema- Jahr im Behindertenrat als ist im Prinzip ein sehr großes le-Podium (und alle waren Aktion für den 8. März. So und wichtiges aber in der Frauen mit Behinderungen!) kurzfristig konnten wir das öffentlichen Diskussion leider – was war eure Motivation, jedoch nicht umsetzen und sehr unterrepräsentiert! Da- die Anliegen von Frauen mit haben uns für die Gründung bei wäre das Thema beson- Behinderungen öffentlich des „Kompetenzteam Frau- ders wichtig, da Frauen bzw. zu vertreten? en mit Behinderungen“ im Mädchen mit Behinderungen Behindertenrat entschieden. oft schlechter ausgebildet Jasna Puskaric: Frauen mit In diesem Kompetenzteam sind, was mit geringeren Behinderungen erfahren im wuchs die Idee weiter bis zur Chancen am Arbeitsmarkt Alltag immer noch Benach- Veröffentlichung heuer am und größerer Armutsgefähr- teiligung und Unsichtbarkeit. internationalen Frauentag. dung einhergeht. Ein weiteres Im Jahr 2019 darf das einfach Wir haben uns natürlich auch wichtiges Thema ist auch, nicht sein. Deshalb bin ich umgesehen, was es in diesem dass Frauen mit Behinderun- sehr dankbar, dass ich bei Themenbereich in anderen gen häufiger von Gewalt – diesem Podium dabei sein Ländern und zu anderen The- und besonders sexualisierter konnte um aufzuzeigen, dass men möglicherweise schon Gewalt – betroffen sind. Ich es für jeden Bereich kompe- gibt und haben uns auch bin sehr froh, dass der Behin- tente Frauen mit Behinderun- davon inspirieren lassen. Mit dertenrat dieses Thema der gen gibt, die einfach auf die der Expertinnenliste wollten strukturellen Schlechterstel- Bühne gehören. wir unter anderem der geleb- lung entsprechend aufgegrif- ten Praxis entgegenwirken, fen hat! Für mich war es überhaupt dass immer nur die gleichen erst durch Persönliche Assis- männlichen Stimmen zum Stimmen von Menschen mit tenz möglich eine Arbeit zu Thema Behinderung in der Behinderungen in der Öffent- haben, mich fortzubilden, in Öffentlichkeit gehört werden. lichkeit sind in erster Linie der Öffentlichkeit unterwegs noch immer männlich. Die Ini- zu sein, meine Freizeit zu Julia Moser: Der Einladung tiatorinnen des Kompetenz- gestalten oder menschliche beim Kompetenz-Team teams und der Expertinnenlis- Beziehungen zu pflegen. Frauen mit Behinderungen te haben das erkannt und Denn ich bin im Alltag stän- teilzunehmen, bin ich sehr sich für einen thematischen dig auf die Unterstützung gerne gefolgt, weil ich die Schwerpunkt „Frauen mit anderer angewiesen. Meine www.oeziv.org INKLUSIV 13
ÖZIV // Bundesverband ist ein positiver Zugang um Julia Moser: Das Thema darauf hinzuweisen, dass Po- „Frau in der Gesellschaft“ dien relativ einfach diverser war für mich schon immer gestaltet werden können, eines von Bedeutung, ganz wenn der Wille bei den Veran- unabhängig vom Aspekt „Be- stalter*innen vorhanden ist. hinderung“, der für mich erst später durch meine berufliche Christine Steger: Da möchte bzw. ehrenamtliche Tätigkeit ich noch etwas ergänzen: an Bedeutung gewonnen hat. abgesehen von der Besetzung Mir war sehr wichtig, dass von Podien ist es ja so, dass ich am Podium sitze, weil ich Heidemarie Egger die wichtigsten Funktionen etwas zu sagen habe – und innerhalb unserer Szene nicht, weil ich eine Frau mit Persönlichen Assistentinnen von Männern besetzt sind. Behinderungen bin. Deshalb decken einen großen Teil Schließlich werden diese finde ich auch die Bezeich- dieses Bedarfs ab. Leider Männer ja auch deswegen nung „Expertinnen-Liste“ so nicht den gesamten Bedarf. eingeladen, weil sie diese wichtig, weil wir Frauen sind, Denn es gibt in Österreich wichtigen Funktionen beklei- die wissen, was wir wollen derzeit keine bedarfsgerechte den! Damit sehen wir, dass und können. Finanzierungsmöglichkeit für das Patriarchat auch auf Persönliche Assistenz, wenn unsere Szene einen starken Sind durch eure Initiative man einen hohen Assistenz- Einfluss hat. Klar ist: die Ge- bzw. die Pressekonferenz bedarf hat. sellschaft ist nach wie vor für aus eurer Sicht schon Dinge Männer gemacht! in Bewegung geraten? Gab Auch ich bin daher abhängig es Reaktionen – positiv/ von der Unterstützung mei- Isabell Naronnig: Ein ganz negativ? (vlt. auch aus nes Partners, meiner Familie wichtiger Sinn der Liste ist persönlicher Sicht…) Zeigt und Freund*innen. Wie schon auch, die Veranstalter*innen die Expertinnenliste schon gesagt, schafft das Abhän- zu unterstützen und ihnen konkrete Auswirkungen? gigkeitsverhältnisse. Und ich die Angst zu nehmen, wenn denke, dass Frauen mit Be- sie Frauen mit Behinderun- Christine Steger: Die me- hinderungen noch mal mehr gen für Veranstaltungen diale Berichterstattung war abhängig sind von ihrem einladen wollen. Damit bietet erstaunlich gut und hat Auf- sozialen Umfeld. Durch eine die Liste einen guten Einstieg merksamkeit erzeugt. bundesweit einheitliche und und bringt Sicherheit bei der bedarfsgerechte Finanzierung Organisation, weil die Liste Heidemarie Egger: Durch von Persönlicher Assistenz Infos enthält zu Kompetenz- die Pressekonferenz haben könnte Österreich hier stark bereichen der Expertinnen sich auch neue Vernetzungs- dagegen wirken. Das wollte ebenso, wie beispielsweise, möglichkeiten ergeben. Ich ich bei der Pressekonferenz ob sie bereit sind über ihr gehe auch aktiv auf Veranstal- aufzeigen. Das versuche ich Leben mit Behinderungen zu ter*innen zu und weise auf auch weiterhin, bei jeder Ge- sprechen. die Expertinnen-Liste hin. Mit legenheit. durchaus unterschiedlichen Heidemarie Egger: Im End- Reaktionen – was zeigt, dass Heidemarie Egger: Wenn im- effekt ist die Liste auch ein wir hier noch Einiges zu tun mer nur Männer über das Le- Sensibilisierungsinstrument, haben. ben mit Behinderungen spre- denn selbst im Sozialbereich chen, dann fehlt automatisch berücksichtigen Veranstal- Christine Steger: In Wirklich- der Blick auf das Leben von tungs-Organisator*innen oft keit legen wir den Finger dort- Frauen mit Behinderungen das Thema der Geschlech- hin, wo es nötig ist. Und die – dem gilt es etwas entgegen- ter-Parität zu selten. Liste ist ein gutes Instrument, zusetzen. Die Expertinnenliste sich bei Veranstaltungen mit 14 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Bundesverband lieb zu sein“. In den Bera- Julia Moser: Meiner Meinung tungsgesprächen äußert sich nach ist die Diskriminierung das dann manchmal in „sozial in der Gesellschaft generell erwünschten Antworten“. vorhanden. Wir sind nach wie Hier gilt es Raum zu schaffen vor bei weitem nicht so weit, für offene Gespräche über wie wir längst sein sollten – die eigenen Bedürfnisse. alleine was das Frau-Mann- Deshalb sind Vernetzung und Thema betrifft. Wenn Frauen Role-Models mit Vorbild-Funk- eine Behinderung haben, ist tion auch so wichtig, um nicht das nicht einfach ein zusätz- alleine kämpfen zu müssen. Christine Steger licher Diskriminierungs-Fak- tor, sondern in Wirklichkeit Jasna Puskaric: Ich arbeite männlich-dominiertem Podi- potenzieren sich diese in einer Genossenschaft, die um konstruktiv einzubringen. Faktoren. Mit Konsequenzen Persönliche Assistenz für Es gibt einfach keinen Grund wie schlechter Ausbildung, Menschen mit Behinderun- mehr, Frauen bei diesen Ver- schlechten Job-Chancen, Un- gen organisiert. Wir beraten anstaltungen nicht zu Wort sicherheiten bezüglich einer Frauen und Männer, die ihr kommen zu lassen! möglichen Eltern-Rolle, feh- Leben selbstbestimmt mit lender Unterstützung bei An- Persönlicher Assistenz in die Isabell Naronnig: Frauen nehmen dieser Eltern-Rolle, eigene Hand nehmen wollen. wird oft vermittelt, dass sie fehlenden Karriere-Möglich- Dabei gibt es in Österreich als Sprecherinnen weniger keiten und das Thema Gehalt. eine Teilung der Förderung souverän sind und haben Damit verbunden natürlich für Persönliche Assistenz dieses Verhalten oft verin- die Frage, ob frau sich selbst zwischen dem Bund und den nerlicht. Die Liste ist ein Weg, erhalten kann unabhängig Ländern. Vom Bund finanziert um zu zeigen: „wir können von den Ursprungs-Familien wird die Persönliche Assistenz es!“. Und sich gegenseitig oder Partnern - das Thema am Arbeitsplatz (PAA). PAA den Rücken zu stärken, ist Abhängigkeit von Anderen, bekommt man für die Suche, auch ein wichtiger Aspekt der das sich im Verbleiben in Erhaltung oder Erlangung ei- Kompetenz-Gruppe bzw. der schlechten Beziehungen nes Arbeitsplatzes, eine Aus- Expertinnen-Liste. manifestieren kann. Die bildung oder fürs Studium. wesentliche Frage ist einfach Die Länder sind zuständig Jasna Puskaric: Ich bin im- „Kann ich mein Leben UNAB- für alle anderen Bereiche mer wieder darauf angespro- HÄNGIG gestalten und welche des täglichen Lebens. Uns ist chen worden. Auch von alten Rahmenbedingungen brauche aufgefallen, dass wir in etwa Bekannten, die ich schon ich dafür?“ gleich viele Frauen und Män- einige Zeit nicht mehr gese- ner beraten. Dass aber mehr hen habe. Es sind durchwegs Isabell Naronnig: Hier Männer PAA in Anspruch positive Rückmeldungen, möchte ich anschließen nehmen. Und da stellt sich Dankbarkeit für die Teilnah- mit unseren Erfahrungen natürlich die Frage, ob Män- me und Mut-Zusprechungen aus der Praxis: Frauen mit ner mit Behinderungen leich- weiter zu machen. Behinderungen verharren ter zu einem Job kommen als sehr oft auch in gewaltvollen Frauen mit Behinderungen? Wie stellt sich aus eurer Beziehungen – einfach weil Werden Frauen nicht nur Sicht die Situation von sie keine anderen Möglich- aufgrund ihrer Behinderung Frauen mit Behinderungen keiten haben. Besonders benachteiligt, sondern auch – Stichwort Mehrfachdis- stark betrifft dies Frauen mit aufgrund ihres Frau-Seins? kriminierung – derzeit dar? Lernschwierigkeiten. Sehr oft Wie sieht eure Vision dies- wurden diese Frauen einer Eine Antwort auf diese Fragen bezüglich für die Zukunft bestimmten Sozialisierung haben wir nicht. Allerdings aus? ausgesetzt – es galt „brav und möchten wir dieser Erkennt- www.oeziv.org INKLUSIV 15
ÖZIV // Bundesverband Möglichkeit, sich Lebensreali- einbringen können. In Sessi- täten und strukturelle Mecha- ons wollen wir den Teilneh- nismen bewusst zu machen mer*innen viel Raum geben, und reflektieren zu können. um sich zu unterschiedlichen Und in diesem Peer-Aspekt Themen auszutauschen. Auch sehe ich auch die Chance für das gegenseitige Empower- die Zukunft, dass sich gewisse ment sollte auf der Konferenz Dinge hier zum Positiven Platz finden. Schön wäre, verändern. wenn sich Frauen nach dieser Konferenz genau so viel zu- Julia Moser: Ich möchte noch trauen wie ihre männlichen Isabell Naronnig einmal den Aspekt der ökono- Kollegen. Als ultimatives Ziel mischen Unabhängigkeit be- erhoffen wir uns natürlich nis gegen wirken und in Zu- tonen, der für alle Menschen schon eine Veränderung der kunft gezielt Beratungen zum essenziell ist. Hier sehen Sichtweisen bei den Besu- Thema Persönliche Assistenz wir zu wenig Veränderung – cher*innen – und das nach- am Arbeitsplatz für Frauen Bildung wird beispielsweise haltig. Nicht, dass wir in ein, mit Behinderungen anbieten. immer noch weitgehend zwei oder fünf Jahren wieder Und Kooperationen in diesem vererbt. Und Netzwerke von vorne anfangen müssen. Bereich eingehen. spielen eine starke Rolle, hier verwenden Männer mehr Zeit Christine Steger: Wir wollen Christine Steger: Wir sehen und Energie und können das das Thema bei der Konferenz auch oft, dass insbesondere auch, während Frauen sich weiter vertiefen und die Personen, die institutiona- schon wieder um Privates wie unterschiedlichen Aspekte an- lisiert leben müssen, keine Kinder kümmern. Somit sind sprechen, die das Thema Frau Perspektive für ein anderes, Frauen hier durchaus von sein mit Behinderungen mit freieres Leben zugestanden entscheidenden Mechanis- sich bringt. Die Veranstaltung wird, weil davon ausgegangen men ausgeschlossen. ist sicher genauso für Män- wird, das sei der „normale“ ner, auch für jene, die sich Zustand und das natürliche Im September wird es eine mit dem Thema bislang noch Habitat vom Menschen mit Konferenz zum Thema nicht auseinandergesetzt ha- Behinderungen seien andere „Frauen mit Behinderun- ben, sehr bereichernd. Menschen mit Behinderun- gen“ geben. Was ist dort gen. Im sozialstaatlichen geplant und was wollt ihr Jasna Puskaric: Die Gleich- System in Österreich gibt es damit in Bewegung brin- stellung von Frauen mit Be- so gut wie keine Optionen der gen? hinderungen ist wichtig und Durchlässigkeit. Deswegen ist darf nicht infrage gestellt wer- Peer-Beratung, die unabhän- Heidemarie Egger: Die den. Sie braucht noch mehr gig von Träger-Organisationen Konferenz für Frauen mit Aufmerksamkeit und diverse stattfindet, auch so wichtig! Behinderungen verfolgt eine Maßnahmen zur Umsetzung. Wir brauchen personen-zen- Reihe von Zielen. Nicht zuletzt Eine davon ist mit Sicherheit trierte Zukunftsplanung und ist uns als Behindertenrat die bedarfsgerechte bundes- umfassende Assistenz für alle eine Sensibilisierung unserer weit einheitliche Finanzierung Menschen mit Behinderungen Mitglieds-Organisationen für von Persönlicher Assistenz für eine selbstbestimmte die Bedeutung des Themas unabhängig vom Alter, Be- Lebensplanung. Das gilt „Frauen mit Behinderungen“ hinderung, Einkommen oder natürlich ganz besonders für sehr wichtig. Wir wollen dabei Vermögen. Frauen mit Behinderungen. auch mit Organisationen zusammenarbeiten, die Isabell Naronnig: Wichtig Heidemarie Egger: Vernet- aus dem genderpolitischen ist, an den Themen auch in zung im Sinne von Erfah- Kontext kommen, und hier Zukunft dranzubleiben. Auch rungsaustausch fördert die entsprechendes Know-How wenn das manchmal anstren- 16 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Bundesverband gend und ermüdend sein zudem in Wirklichkeit öster- auf andere (Frauen-)Orga- kann. Nur durch stetige Sen- reichweit Institutionen, die nisationen zugehen um das sibilisierungsarbeit können sich des Themas annehmen Thema „Frauen mit Behin- wir Bewusstsein schaffen und und Ansprechstellen sein derungen aus dem „sozialen Veränderungen erreichen. können. Hier muss dringend Eck“ zu holen und zu einem etwas passieren, damit wir gesellschaftspolitischen Anlie- Unsere Vermutung: das das Ziel der Geschlechterge- gen zu machen. Thema Frauen mit Behin- rechtigkeit erreichen. derungen und Mehrfach- Julia Moser: Ich denke auch, diskriminierung etc. lässt Christine Steger: Schön dass es einfach notwendig sich nicht kurzfristig lösen wäre, wenn eine solche Kon- ist, unser Thema nachhaltig – plant ihr auch über dieses ferenz zum festen Bestandteil und permanent im Diskurs zu Jahr hinaus weitere Aktio- des jährlichen Veranstaltungs- verankern. nen? kalenders wird und regelmä- ßig stattfindet. So gesehen Jasna Puskaric: Wir wer- Heidemarie Egger: Das sollte die heurige Konferenz den uns diesem Thema Kompetenz-Team wird je- nur ein Start-Schuss für künf- annehmen. Ein Projekt zur denfalls weitergehen und die tige Aktivitäten sein. Förderung von Inklusion von Expertinnenliste soll auch Frauen ist in Arbeit. weiter wachsen. Wir brauchen Mittelfristig müssen wir auch Bezahlte Anzeige www.oeziv.org INKLUSIV 17
ÖZIV // Kolumne - Mit spitzer Feder WAS IST ZEIT? Widerspruch zu den Gesetzen Einsteins? Gastautor: Manfred W.K. Fischer Z eit ist relativ. So lehrt es Unsicherheiten und Unge- uns Einstein und seine schicklichkeiten, wodurch ich Relativitätstheorie. Je noch länger brauchte. schneller wir uns bewegen, desto langsamer vergeht Wusste vorerst nicht, wie ich die Zeit im Vergleich zu sich dem beikommen konnte. Zu- langsamer oder gar nicht fällig fiel mir der Roman „Die bewegenden Menschen oder Entdeckung der Langsamkeit“ Objekten. Bin ich als mobili- von Sten Nadolny in die tätseingeschränkter Mensch Hände. Dieser basiert auf der ein physikalisches Paradox Lebensgeschichte des eng- und widerspreche diesem lischen Schiffskapitäns und Gesetz? Ja, das frage ich mich Polarforschers John Franklin ... mit einem Augenzwinkern. (1786-1847), der wegen seiner Langsamkeit immer wieder Warum? Durch meine Behin- Schwierigkeiten hatte, mit der derung geht vieles langsamer Schnelllebigkeit seiner Zeit sich mit dieser vermeintlichen als früher. Aber subjektiv Schritt zu halten. Er wollte Behinderung und gewann vergeht mir die Zeit schneller. bereits als kleiner Junge Kapi- Stärke daraus. Seine Schiffs- Wollte es anfangs nicht wahr tän werden. Aufgrund seiner mannschaft respektierte haben. Wege, die einmal nur Langsamkeit schien das ihn, weil sich ungewöhnliche einige wenige Minuten gedau- unmöglich. Aufgrund großer Problemlösungen aus seinem ert hatten, verlängerten sich Beharrlichkeit gelang es ihm langen Nachdenken ergaben. auf 15 bis 20 Minuten. Das doch zum Kapitän und einem Diese aber aus schlussendlich stresste mich, weil ich meine großen Entdecker zu werden. doch aus schier ausweglosen Zeitplanung lange nicht um- Schlussendlich kam er auf Situationen führten. gestellt habe. einer waghalsigen Expediti- on bei der Suche nach der Die Geschichte Franklins, der Musste mich langsam daran Nordwestpassage ums Leben. eine vermeintliche Schwäche gewöhnen, länger zu brau- Die Nordwestpassage ist ein in seine Stärke verwandelt chen. Einerseits für Wege, nördlich an Kanada vorbei- hatte, faszinierte mich. Fortan andererseits aber auch für führender Seeweg durch das beschloss ich, in Bezug auf Alltäglichkeiten wie Duschen, Eis der Arktis. die Zeit „egoistisch“ zu sein WC gehen u.a. mehr. Nur und MICH zum Maß der Kaffee oder ein Bier trinken Der Roman ist bewusst nicht Dinge zu erklären. Ich brauch- brauchte die gleiche Zeit wie authentisch gehalten, denn te eben so lange, wie ich früher. die darin beschriebene Figur brauchte - ließ das schlechte ist im Gegensatz zum realen Gewissen wegen dieser Lang- Irgendwie wollte ich es nicht Vorbild ein der Langsamkeit samkeit hinter mir. Wer damit wahr haben, kam so in Zeit- verpflichteter Mensch mit mo- nicht zurechtkommen wollte, not. Daraus ergaben sich dernen Idealen. Er arrangierte sollte es bleiben lassen. 18 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Kolumne - Mit spitzer Feder Nicht an den Rollstuhl nie! Meine berufliche Tätigkeit entsteht in meinem Denken gefesselt als Journalist und Sensibilisie- und meinem Fühlen. Seine rungstrainer nahm nun richtig Behinderung anzunehmen, Dass Wege für mich nicht Fahrt auf, da ich selbständig heißt auch, sich für länger nur länger dauerten, sondern alleine unterwegs sein konn- dauernde Tätigkeiten die Zeit auch anstrengender wurden, te. Dies auch wegen eines an- zu geben. Nicht dem nach- belastete mich trotzdem. gepassten Autos – Automatik zuhängen, dass das „früher“ Durch Zufall lieh mir ein mit Handgas und -bremse. alles schneller ging. Es ist Bekannter seinen Zweit-Roll- eben ein neuer, angepasster stuhl. Mit ihm wurden für Wieder passte meine Zeit- Zeitplan zu erstellen. Es ist mich Wege wieder leichter. wahrnehmung nicht zu wie es ist und an der Zeit, Schneller kam ich mit diesem Einsteins Gedanken. Denn ob- eben danach zu leben. ebenfalls voran. wohl ich im Rollstuhl schnel- Als ich erstmals mit meinem ler unterwegs war als meine Erstabdruck in der Zeitschrift eigenen, genau angepassten Umgebung, verging mir die „RehaTreff“ 3/2018 (Leimers- Aktiv-Rollstuhl durch das Zeit nicht langsamer ... son- heim, Deutschland). weihnachtliche Einkaufs- dern schneller. Zeit hatte ich getümmel eines nahen nun auch wieder weniger. Shopping-Centers flitzte, war das ein außergewöhnliches Die Geschwindigkeitsunter- Zum Autor: Erlebnis. Lange Wege störten schiede, ob man mit oder mich nicht mehr. Lediglich da- ohne Behinderung unterwegs Manfred Fischer ist roll- hinschlendernde Fußgänger ist, sind wohl doch nicht so stuhlfahrender Journalist störten, aber ich war nach- groß als dass sie nach der und Sensibilisierungs- sichtig mit ihnen – wich aus, Relativitätstheorie relevant trainer. Er lebt mit seiner wenn es notwendig wurde. wären. Wichtig war viel mehr, Familie in Ostermiething was sich in meinem Kopf in Oberösterreich. 2018 Mit dem Rollstuhl gewann abspielte. erhielt er den Medienpreis ich ein Stück meiner Bewe- des ÖZIV Bundesverban- gungsfreiheit zurück. An ihn Was ist Zeit? Ja, es stimmt. des. „gefesselt“, fühlte ich mich Sie ist relativ. Diese Relativität Bezahlte Anzeige www.oeziv.org INKLUSIV 19
ÖZIV // Gastbeitrag - arbeit plus EIN FAIRES SYSTEM DER ARBEITSLOSENVERSICHERUNG Text: Martina Könighofer (arbeit plus) E in explosives jetzt zeigt sich etwa bei der Titel „Arbeitslosengeld neu“ Gesamtpaket Umsetzung in Niederöster- die Notstandshilfe aufgelöst Die mittlerweile abge- reich, dass die Neuregelung werden. Bildlich gesprochen löste türkis-blaue Regierung deutliche Nachteile für pfle- wäre somit erst das unterste hatte im April ein Grund- gende Angehörige, Kinder soziale Netz löchrig gemacht satzgesetz zur Reform der und prekär Beschäftigte mit worden um danach das sozi- Mindestsicherung vorgelegt. sich bringt. ale Netz der Notstandshilfe Die „Sozialhilfe neu“ bringt gänzlich herauszureißen. In deutliche Verschlechterungen, Die Ablöse der Bedarfsori- Kombination mit der eben- insbesondere für Migrant*in- entierten Mindestsicherung falls geplanten Reduktion der nen, Alleinerziehende und durch die Sozialhilfe war nur Bezugszeit und -höhe des Langzeitarbeitslose. Somit als erster Schritt einer umfas- Arbeitslosengeldes wäre für erfüllt sie nicht mehr ihre senden Reform des Systems viele tausende Betroffene ein eigentliche Aufgabe - minima- der sozialen Sicherung ge- tiefer Fall vorprogrammiert. le Existenzsicherung für ein plant. Als nächster Schritt soll- würdevolles Leben. Bereits te im Herbst 2019 unter dem 20 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Gastbeitrag - arbeit plus Besonders trifft dies Men- deren Reintegrationschancen schaffung der Notstandshilfe schen mit Behinderungen, am Arbeitsmarkt mittels com- zu erwarten, dennoch ist die wie eine - unveröffentlichte puterbasierter Berechnung Gefahr längst nicht gebannt! - Szenarioberechnung des (AMS-Algorithmus) erleben Wirtschaftsforschungsinsti- die Sozialen Unternehmen Nun gilt es, konkret Stellung tuts WIFO zeigt. Rund 37.000 als zu kurz gegriffen für die zu beziehen und die Vor- Menschen mit Behinderung Lebensrealitäten der Be- stellungen einer gerechten hätten keinen Anspruch mehr troffenen. Eine ausführliche Arbeitslosen-versicherung auf Notstandshilfe und müss- Stellungnahme zum Thema gegenüber Entscheidungsträ- ten Sozialhilfe mit allen Impli- Algorithmus & Segmentierung ger*innen zu formulieren. Die kationen beantragen: Vermö- findet sich auf der Website Arbeiterkammer hat hierzu genszugriff, eingeschränkte von arbeit plus. unter dem Titel „Darf’s ein Mittel für oft dringend Alles in allem sehen wir bisserl fair sein“ eine Befra- notwendige Anschaffungen, uns mit einem explosiven gung lanciert, die individuelle erhöhter Druck, am kompeti- Gesamtpaket konfrontiert, Bedürfnisse von Arbeitneh- tiven Arbeitsmarkt einen Job mit dem wir immer mehr mer*innen und Arbeitsuchen- zu finden. auf das Hartz IV Modell in den erfragt. Es ist essentiell, Deutschland zusteuern. Dort vor allem die Stimmen von Arbeitsmarktexpertin Judith wird allerdings bereits daran Betroffenen einzubringen, Pühringer warnt als Ge- gearbeitet, die dadurch ent- denn ein faires System der schäftsführerin von arbeit standenen massiven Schäden Arbeitslosenversicherung plus, dem Netzwerk Sozialer wieder wettzumachen. sieht aus Sicht von arbeit plus Unternehmen in Österreich, anders aus als die Pläne der vor den möglichen Folgen: Ein guter Zeitpunkt letzten Regierung. Es muss „Wir befürchten, dass lang- Angesichts der politischen ein Recht auf Weiterbildung zeitarbeitslose Menschen in Veränderungen in unserem und ernstzunehmende Maß- Zukunft weniger Angebote Land, die neue Chancen ber- nahmen zur Bekämpfung von erhalten, dass Arbeitslosigkeit gen, ist genau jetzt ein guter Langzeitarbeitslosigkeit (bei- immer häufiger als individu- Zeitpunkt, ein faires System spielsweise eine Jobgarantie) eller Makel verstanden wird der Arbeitslosenversicherung beinhalten. Arbeitslosengeld und benachteiligte Menschen einzufordern. Im Rahmen der muss existenzsichernd sein durch zusätzlichen Druck und Kampagne SOS-Notstands- und auf Bedürfnisse eingehen Existenzängste weiter an den hilfe haben sich zahlreiche - etwa berücksichtigen, dass Rand des Arbeitsmarkts und Organisationen österreichweit Menschen mit Behinderung der Gesellschaft gedrängt zusammengeschlossen, um oftmals länger brauchen, um werden.“ gegen die Abschaffung der einen geeigneten Job zu fin- Notstandshilfe einzutre- den. Aus der mehr als 30-jäh- Die Rückschritte im System ten. Hierbei wurde schnell rigen Erfahrung von arbeit der sozialen Absicherung sichtbar, dass das Anliegen plus wissen wir, dass nicht alle müssen auch im Kontext keineswegs ein Nischenthema Menschen zu den Bedingun- einer immer restriktiveren ist und viele Organisationen gen des ersten Arbeitsmarktes und schlechter finanzierten - angefangen bei Sozialen Un- arbeiten können – gerade für Arbeitsmarktpolitik verstan- ternehmen über Sozial- und sie braucht es daher Angebote den werden. Neben den Kulturplattformen, Vertre- längerfristiger Beschäftigung, Kürzungen des Budgets des tungsorganisationen, Arbei- Modelle, die arbeiten und Arbeitsmarktservices (AMS) terkammern, Gewerkschaften lernen kombinieren und finan- kommt es aktuell auch zu bis hin zu Gemeinden (v.a. zielle Absicherung, um soziale Verschärfungen von Zu- durch die Kostenverlagerung) Teilhabe zu ermöglichen. mutbarkeitsbestimmungen - intensiv betrifft und hier und der Segmentierung von übergreifende Allianzen uner- www.arbeitplus.at Arbeitssuchenden. Die Eintei- lässlich sind. Für Herbst 2019 www.arbeiterkammer.at lung in drei Gruppen gemäß ist zwar mittlerweile keine Ab- www.sos-notstandshilfe.at www.oeziv.org INKLUSIV 21
ÖZIV // Special ZUM ABSCHIED K laus Voget und Hedi Schnitzer-Voget haben sich im Laufe ihrer Tätigkeit für den ÖZIV viel Anerkennung erarbeitet. Die hier von Statements von Weggefährt*innen unter- streichen die enorme Wertschätzung, die den beiden entgegengebracht wird. Hansjörg Nagelschmidt zusammengetragenen Klaus Voget, der rauchende Vordenker Ich habe 1985 im Sozial- ministerium zu arbeiten begonnen und war immer im des vor- und nachdenkenden Menschen Klaus Voget! Bereich der Politik für und mit Eine wichtige Voraussetzung Menschen mit Behinderung für das Vor- und Nachdenken tätig. scheint in meiner Erinnerung die Zigarette gespielt zu Es gab in den letzten mehr als haben. Klaus Voget hatte das 30 Jahren keine wesentliche unschätzbare Privileg, sogar Verbesserung für Menschen bei passionierten Nichtrau- mit Behinderung in Öster- chern unter den Spitzenbe- reich, an der Klaus Voget nicht amten rauchen zu dürfen. an vorderster Front maßgeb- lich beteiligt gewesen ist. Es ist den Wenigsten bewusst, wie viele geniale, kreative und Seien es das Bundespflege- innovative Ideen und Geset- geldgesetz, die Reformen zesbestimmungen ihre Exis- des Behinderteneinstellungs- tenz ein paar Zügen aus Klaus gesetzes, das Behinderten- Vogets Zigaretten verdanken. gleichstellungspaket oder das Bundesbehindertengesetz, Hansjörg Hofer überall finden sich die Spuren Bundesbehindertenanwalt Liebe Hedi, lieber Klaus! I hr wart mir immer eine großartige Unterstützung. Ich schätze sehr, dass Ihr verschafft hast. Mein VALID Team und ich wünschen Euch von Herzen eine erholsame mit mir durch dick und dünn Pension! Ich freu mich sehr gegangen seid. Egal ob du auf ein baldiges Wiedersehen! Klaus mir bei der ersten Pressekonferenz zu Seite ge- Florian Dungl, standen bist, oder ob du liebe Herausgeber VALID Magazin Hedi mir das tolle Coaching 22 INKLUSIV www.oeziv.org
ÖZIV // Special Dr. Voget zum Abschied Z wei Jahrzehnte und mehr sind seit meiner Hofburg-Zeit verblassen. zur Mitmenschlichkeit zu erin- nern. Gegen Diskriminierung und für Inklusion zu fördern Geblieben ist Hochachtung, und Barrierefreiheit – auch in ja Bewunderung für diesen den Köpfen. eindrucksvollen Mann im Rollstuhl. Unermüdlich als Erst später habe ich bemerkt, Jurist, Richter und Gerichts- was die Begegnungen mit vorsteher. Und unersetzlich Dr. Voget im Umgang mit als Vorkämpfer für Menschen Behinderungen auch in mir mit Behinderungen in unse- verändert haben: den Wandel rem Land. Führend aktiv in vom Mitleid hin zum Respekt unzähligen Vereinen, Verbän- – und bei ihm selbst auch für den, Kommissionen… Rastlos, die Kraft, so lange durchzu- ziel-orientiert - und doch halten. Auf gute, entspannte umsichtig-besonnen. Jahre! Es hat mich fasziniert, wie er Heinz Nußbaumer es - ohne Rührseligkeit - im- Autor und Herausgeber mer wieder geschafft hat, die „Die FURCHE“, Politik bis hinauf zum Bun- früher Sprecher von despräsidenten an ihre Pflicht Bundespräsidenten Würdigung Dr. Klaus VOGET und Frau Hedi SCHNITZER-VOGET D ie geschichtsträchtige Adresse „Herbststraße 6-10“ im Wiener 16. Bezirk, an inklusiven Arbeitsmarktes. „Dr. Voget“, „Hedi Schnit- zer-Voget“ mit dem ÖZIV welcher sich das „Arbeitsamt sind für mich untrennbar Berufliche Rehabilitation“ be- verbunden und waren immer fand, war die Stätte unserer ein Garant für Wertschätzung, ersten Begegnung im Rahmen Verlässlichkeit und Kritikfä- der Sitzung ARGE-Reha. Seit higkeit, kurz gesagt, die soge- diesem Zeitpunkt vergingen nannte „Handschlagqualität“ wie im Fluge 28 Jahre einer war selbstverständlich. gemeinsamen intensiven und Es war eine schöne Zeit der auch erfolgreichen Zusam- Zusammenarbeit, daher menarbeit für Menschen mit wünsche ich beiden für Ihren Behinderungen. Gemeinsam neuen Lebensabschnitt alles mit dem Arbeitsmarktservice Gute, vor allem Gesundheit Wien konnte das Maßnah- sowie das entsprechende menangebot des ÖZIV für Zeitpotential um alle sicher- arbeitslose Personen be- lich schon geplanten „Ruhe- darfsgerecht angeboten und standsprojekte“ umzusetzen. umgesetzt, Dienstverhältnisse begründet bzw. aufrechter- Herbert Fritz halten werden im Sinne eines AMS Geschäftsstellenleiter i.R. www.oeziv.org INKLUSIV 23
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