Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke

 
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Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
3 // April 2021

Gute
Aussichten   Magazin für Ein- und Ausblicke
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
Gute Aussichten
Magazin für Ein- und Ausblicke   3 // April 2021
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
Gute
                          Aussichten.
                          Jetzt.
                          In der letzten Ausgabe hat uns das Thema Unsi-                  Mut machen, Hoffnung geben. Damit
                          cherheit und der Umgang mit herausfordernden                    befassen sich auch viele andere. Einer-
                                                                                          seits bieten die Tage der Utopie dafür
                          Zeiten sehr beschäftigt. Wer hätte gedacht, dass                einen inspirierenden Rahmen, um die
                          auch ein halbes Jahr später die Zeichen gefühlt                 eigenen gedanklichen Grenzen aus-
                          nur bedingt anders stehen? Wir glauben, dass es                 zuweiten (S. 44). Oder das Format der
                                                                                         „Hoffnungs-Werkstatt“, welches wir auf
                          genau jetzt gute Aussichten braucht.                            S. 60 vorstellen.
                                                                                                     Und sonst? Natürlich geben
                          Wir wollen ermutigen und einladen Perspektiven zu entwi-        wir auch wieder Einblicke ins Team,
                          ckeln, beobachten, was sich rundherum tut und welche Kräf-      wagen einen Ausblick und haben Lan-
                          te sich für eine positive Entwicklung unserer Gesellschaft      deshauptmann Markus Wallner gebe-
                          einsetzen. Wir wollen Koalitionen schmieden und über An-        ten, für uns in die Glaskugel zu blicken.
                          liegen informieren. Das tun wir schon und werden es auch
                          weiterhin tun. Denn eines ist sicher, viele der Auswirkungen   Michael Lederer im Namen
                          der derzeitigen Pandemiephase werden sich erst in den kom-     des gesamten Teams
                          menden Jahren zeigen.
                                     Im Bereich des freiwilligen Engagements bei-
                          spielsweise stehen wir vor einer Wende, vieles ist im Um-
                          bruch. Dabei auf die vielfältigen Herausforderungen zu
                          reagieren und freiwillig Engagierte gut zu unterstützen, ist
                          Kern unserer Arbeit. Mit der Ausarbeitung einer neuen, um-
                          fassenden Engagement-Strategie verbinden wir hier viele
                          Aktivitäten, vernetzen die vielfältigen Akteur*innen und
                          halten die Fäden zusammen. Mehr dazu ab S. 10.
                                     Der Ruf nach Orten für gute, unverzweckte Zeit      „Die Zuversicht
                          mit Gleichgesinnten war auch schon vor Corona da. Gerade
                                                                                         wird gewinnen.
„There’s a crack in       eben ist er so laut wie nie. Es wird wieder die Zeit kommen,
                          in der Menschen sich treffen, um sich zu begegnen und Ge-
                          spräche führen zu können, ohne auf Mindestabstand und           In diesem Sinne
 everything, that’s how   Lüftungsdrehbuch achten zu müssen. Warum gerade das
                          Konzept der sogenannten dritten Orte dafür unheimlich in-
                          spirierend ist, welche Besonderheiten diese innehaben und
                                                                                         wünschen wir
                                                                                          gute Aussichten
the light gets in.“       was es mit dem LandStadt-Vorarlberg-Projekt zu tun hat,
                          erfahrt ihr ab S. 28.
                                                                                          und anregende
                                                                                          Lektüre.“
Leonard Cohen

                          3                                                                                              Editorial
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
Schwerpunkt                                          10   Engagement-Strategie als Leitfaden                                                                         Ausblick
                                                          für eine lebendige Gesellschaft

Strategisch Engagement                               12   Wo brennt der (Engagement-)Hut                                                                             60   Meine Hoffnungen für die Zukunft
                                                          aktuell?
fördern. Was ist, was sein                                                                                                                                           62   17 Ziele für eine nachhaltige Welt:
soll, was entsteht.                                  14   Strategisch Engagement fördern                                                                                  Die SDGs in den Gemeinden

                                                     16   Ehrenamt und Pandemie oder                                                                                 63   Was tut sich wo?
                                                          gelten Motorräder als zugewiesene
                                                          Sitzplätze?                                                                                                64   Buch- und Filmtipps

                                                     18   Inspiration durch gute Beispiele:                                                                          65   Blick in die Glaskugel
                                                          Bist du dabei?
                                                                                                                                                                     66   Termine ab April 2021
                                                     19   Geht’s den Engagierten gut, geht’s
                                                          uns allen gut?                       Frage an das ungetrennte Leben, S. 56

                                                     20   Engagement in Vorarlberg 2020

Strategisch Engagement fördern, S. 14

                                                                                                                         „Jeder Mensch ist einzigartig
                                                     22   Lebendige Vereine – wann, wenn
                                                          nicht jetzt?

                                                     24   Ehrenamt digital: Weniger Excel,
                                                          mehr Alphorn
                                                                                                                          und steht im Zentrum unserer
                                                                                                                          Aufmerksamkeit.“
                                                                                                                           Meine Hoffnungen für die Zukunft, S. 60

                                                     Einblick                                  40            Raum geben, Raum lassen                                 52   Zahlen 2020

                                                                                               42            Und, wie tickt das FEB?                                 54   Was ist dein Grashalm?
                                                     28   Zuerst prägen Orte Menschen, dann
                                                          Menschen Orte.                       44            Tage der Utopie                                         55   Hello again! Wir sind’s, das FEB!

                                                     30   Worauf können dritte Orte eine       46            Was wir dringend benötigen, ist                         56   Frage an das ungetrennte Leben
                                                          Antwort sein?                                      Produktion von Zukunft!

Worauf können dritte Orte eine Antwort sein? S. 30   34   Ein bisschen wie Montessori          50            On the road

Inhalt                                                                                                                                                                                                        Inhalt
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
„Ziel ist es, durch geeignete
 Rahmenbedingungen einen
 Nährboden zu schaffen,
 auf dem freiwilliges
 Engagement in seiner ganzen
Vielfalt an Motiven und
 Ausgestaltungsmöglichkeiten
 gedeihen kann.“
Engagament-Strategie

                                    Schwerpunkt
                                6   7
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
„Ziel ist es, durch geeignete
 Rahmenbedingungen einen
 Nährboden zu schaffen,
 auf dem freiwilliges
 Engagement in seiner ganzen
Vielfalt an Motiven und
 Ausgestaltungsmöglichkeiten
 gedeihen kann.“
Engagament-Strategie

                                    Schwerpunkt:
                                    Strategisch Engagement fördern.
                                    Was ist, was sein soll, was entsteht.
                                8   9
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
So sind die vielen freiwillig Engagierten eine tragende Säule      Wirkungen von
                                                                                                               und ein zentraler Erfolgsfaktor für das Land Vorarlberg. Vor-
                                                                                                               arlberg weist ein sehr hohes Maß an Engagement auf: 55,7 %         Engagement
                                                                                                               der Bevölkerung engagieren sich formell oder informell (Fre-
                                                                                                               dersdorf, 2019). Die Intensität des FE ist über die Jahre durch-
                                                                                                               aus beständig, doch es zeichnet sich ein struktureller Wandel      • Engagement bedeutet Teilhabe.
                                                                                                               ab, der viele Herausforderungen mit sich bringt. Diese reichen       Und ist damit ein unverzichtbarer
                                                                                                               vom demografischen Wandel und der Änderung der Werte                 Beitrag zur Demokratie.
                                                                                                               über die gesellschaftliche Integration bis hin zur Gewährleis-
                                                                                                               tung von Gleichberechtigung, um nur einige zu nennen. Um           • Engagement bewirkt Inklusion
                                                                                                               das hohe Maß an Engagement, das Sozialkapital und die da-            auf unterschiedlichsten Ebenen
                                                                                                               mit einhergehende Lebensqualität zu halten und verbessern,
                                                                                                               müssen sich auch die Strukturen des FE weiterentwickeln.           • Engagierte bilden soziales Kapital und
                                                                                                                                                                                    stärken den Zusammenhalt. Sie leisten
                                                                                                                                                                                    damit einen wichtigen Beitrag zur
                                                                                                                                                                                    Solidarität und zum Gemeinwohl. Das
                                                                                                               Die Zukunft des                                                      soziale Klima würde ohne den Beitrag
                                                                                                                                                                                    der Engagierten in Vereinen, Initiativen,
                                                                                                               Engagements                                                          Kirchen, Jugendgruppen, im Sport und
                                                                                                                                                                                    in der Kultur u.v.m kalt und rau; vgl.
                                                                                                               Welche strategischen Handlungsfelder sind wichtig für eine           Arena Analyse 2018: Zivilgesellschaft
                                                                                                               gute Zukunft des Engagements in Vorarlberg? Welche Maß-              als Schlüssel für gesellschaftlichen
                                                                                                               nahmen unterstützen Freiwillige und Institutionen in ihren           Zusammenhalt.
                                                                                                               Tätigkeiten? Mit diesen Fragen haben sich eine Vielzahl von
                                                                                                               Expert*innen befasst, um gemeinsam eine Engagementstra-            • Empathie wird gefördert – das sich
                                                                                                               tegie zu formulieren. Diese ist Grundlage für eine gemein-           Hineindenken in Andere und oftmals
                                                                                                               same und aufeinander abgestimmte Engagementförderung                 auch die Begegnung mit Menschen, mit
                                                                                                               aller Akteur*innen. Ziel ist es, durch geeignete Rahmenbe-           denen sich sonst kein Kontakt ergibt;
                                                                                                               dingungen einen Nährboden zu schaffen, auf dem freiwil-              Engagement verbindet.
                                                                                                               liges Engagement in seiner ganzen Vielfalt an Motiven und
                                                                                                               Ausgestaltungsmöglichkeiten gedeihen kann – und damit das          • Eigenverantwortung: Weniger
                                                                                                               so wirkungsvolle Sozialkapital („Kitt der Gesellschaft“) auch        Konsumhaltung und damit Stärkung der
                                                                                                               weiterhin gestärkt wird.                                             Eigenverantwortung der Bürger*innen,
                                                                                                                                                                                    aktive Bürger*innen, die lösungsorientiert
                                                                                                                                                                                   „anpacken“ und damit ein lebendiges
                                                                                                                                                                                    Gemeinwesen ermöglichen

                                                                                                               Aktuelle Studien und Literaturhinweise:                            • Gesundheitsfaktor: Engagement trägt

Engagement-                                                                                                    • Die neuen Freiwilligen: Die Zukunft zivilgesellschaftlicher
                                                                                                                 Partizipation (GDI Gottlieb Duttweiler Institute),
                                                                                                                                                                                    nachweislich zur Salutogenese bei.

                                                                                                                                                                                  • Zukunftsfähigkeit/Nachhaltigkeit: Die

Strategie als                                                Freiwilliges Engagement (FE) ist die Basis für
                                                                                                                 Samochowiec J., Thalmann L., Müller A. (2018)
                                                                                                               • Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in
                                                                                                                 Vorarlberg (Büro für Zukunftsfragen, Amt der Vorarlberger
                                                                                                                                                                                    Umsetzung der Sustainable Development
                                                                                                                                                                                    Goals der UNO (Agenda 2030) baut auf
                                                                                                                                                                                    starkem freiwilligem Engagement auf.
                                                             eine lebendige, soziale, solidarische und demo-
Leitfaden für                                                kratische Gesellschaft. Es stärkt den Zusammen-
                                                             halt und die Gemeinschaft, wirkt in hohem
                                                                                                                 Landesregierung), Fredersdorf, F. (2019)
                                                                                                               • 3. Bericht zur Lage und den Perspektiven des freiwilligen
                                                                                                                 Engagements in Österreich (Bundesministerium Soziales
                                                                                                                                                                                  • Ehrenamtliches Engagement unterstützt
                                                                                                                                                                                    die kommunalen Daseinsvorsorge

eine lebendige                                               Maße solidaritätsstiftend, ist wichtig für den
                                                             sozialen Frieden, die Gesundheit und die Le-
                                                                                                                 Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz),
                                                                                                                 Bogorin, F.-E. et.al. (2020)
                                                                                                               • Entwicklungen von Freiwilligenarbeit. In: Zimmer A.;
                                                                                                                                                                                  • Volkswirtschaftliche Bedeutung: Unser
                                                                                                                                                                                    Gemeinwesen stützt sich in wesentlichen

Gesellschaft                                                 bensqualität. Das Engagement verändert nicht
                                                             nur das Leben der Engagierten selbst, sondern
                                                                                                                 Simsa R. (Hg): Forschung zu Zivilgesellschaft, NOPs und
                                                                                                                 Engagement (Springer Verlag), More-Hollerweger, Eva (2014)
                                                                                                               • Engagementpolitik. Die Entwicklung der Zivilgesellschaft
                                                                                                                                                                                    Bereichen (z.B. Gesundheits- und
                                                                                                                                                                                    Katastrophenbereich, Naturschutz,
                                                                                                                                                                                    Sport, …) auf das freiwillige Engagement.
                                                             auch das Leben ihrer Mitmenschen, das Leben in      als politische Aufgabe. (Springer Verlag),
                                                             den Regionen und schließlich das ganze Land.        Olk, T.; Klein, A.; Birger, H. (Hg.) (2010)

Engagement-Strategie als Leitfaden für eine lebendige Gesellschaft                                        10   11                                                                                                Schwerpunkt
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
Wo brennt der                                                                                                                                                                   „ Die     sich laufend ändernden
                                                                                                                                                                                    Regelungen und Rahmenbe-

(Engagement-)
                                                                                                                                                                                    dingungen in Zusammenhang
                                                                                                                                                                                    mit der aktuellen Corona-Si-

                                                                                                      l er
                                                                                                  pel
                                                                                                                                                                                    tuation sowie die allgemeine

                                                                                              d Büchel-Ka
Hut aktuell?
                                                                                                                                                                                    Planungsunsicherheit stellen
                                                                                                                                                                                    die Vereine vor eine große He-

                                                                                               mhil
                                                                                                                                                                                    rausforderung. Viele Vereine

                                                                                                  Kri
                                                                                                                                                                                    können ihren Vereinszweck

                                                            er
                                                        äu

                                                                                                                                                       r
                                                                                                                                                  rge
                                                     All g
                                                                                                                                                                                    nicht mehr oder nur noch sehr

                                                                                                                                          Tobias Bischofbe
                                                   Stefan
                                                                                                                                                                                    eingeschränkt ausführen. Auch
                                                                                            „ Die Pandemie hat unsere Gesellschaft                                                  das Abhalten von Jahreshaupt-
Kontaktverbot, Abstandsregelungen, gähnende                                                   kräftig „durchgerüttelt“. Ohne das En-
Leere in Veranstaltungskalendern. Diese Ein-                                                  gagement und den Zusammenhalt der                                                     versammlungen ist aktuell nur
                                                                                              vielen freiwillig Engagierten wären die                                               erschwert möglich. Es zeich-
schränkungen haben Freiwilligenarbeit vor eine                                                Erschütterungen noch viel tiefer gewe-
noch nie dagewesene Herausforderung gestellt.                                                 sen. Denn die Coronakrise beschleunigt                                                net sich ab, dass uns zukünftig
Aber auch andere gesellschaftliche Entwicklun-                                                den Wandel um uns herum. Digitalisie-                                                 nach wie vor das Thema Nach-
gen verändern Freiwilligenarbeit. Beobachtun-
                                                 „ Ich  verstehe Ehrenamt, Engagement         rung, Globalisierung, demografischer       „Die Herausforderungen sehe ich als        wuchs bzw. das Ausbleiben
                                                   und das dabei unverzichtbare System        Wandel und auch die Folgen unseres          sehr vielfältig an. Es wird nicht mehr
gen aus der Praxis.                                des sozialen Miteinander als zentrale      immensen Verbrauchs natürlicher Res-        reichen, Ehrenamtliche „nur“ vor den      von Mitgliedern beschäftigen
                                                   Elemente einer Gesellschaft, wie ich       sourcen treiben diese Veränderungen         Vorhang zu holen, sondern wir müssen      wird. Trotz all den Herausfor-
                                                   sie mir vorstelle. Gerade in den ver-      voran. Vielfach führt dies auch zu Ver-     uns noch stärker für Engagement vor       derungen ist es schön zu sehen,
                                                   gangenen Monaten der Pandemie hät-         unsicherung und Vertrauensverlusten.        Ort einsetzen. Unsere Gesellschaft ist
                                                   te es viele Gelegenheiten gegeben, zu      Um so mehr braucht es jetzt ein Mit-        nämlich leider bequem geworden. Wir       dass die Ehrenamtlichen nach
                                                   zeigen, dass wir Krisen bewältigen mit     einander und proaktives Handeln, die        reden uns auch gerne auf komplizier-      wie vor engagiert sind, um das
                                                   einem guten „Miteinander“, mit En-         uns Zuversicht und Zukunftsmut ge-          te Gesetze und politische Verantwort-     Vereinsleben auf unterschied-
                                                   gagement, Ehrenamt und unseren ge-         ben. Freiwillig Engagierte leisten einen    lichkeiten hinaus. Das ist mir zu ein-
                                                   wachsenen sozialen Strukturen. Das         nicht zu ersetzenden Beitrag für das        fach, denn die Herausforderungen der      lichsten und zum Teil neuarti-
                                                   ist aber offenbar weniger gefragt und      Sozialkapital, die Gestaltungskraft und     Zukunft betreffen uns alle. Nur wenn      gen Wegen aufrecht zu halten.
                                                   ich habe nichts davon gehört und ge-       das Gemeinwohl gerade auch in Krisen-       wir es schaffen, uns selbst und vor al-
                                                   spürt. Das „bürgerschaftliche Engage-      und Übergangszeiten.                        lem unsere Kinder und Jugendlichen        Büro für Ehrenamt, Amt der Stadt
                                                   ment“ und die Subsidiarität sind kein                                                  zu motivieren, in ihrem Dorf (wieder)     Feldkirch
                                                  „Gut-Wetter-Programm“ (dann sind sie        Kriemhild Büchel-Kapeller, FEB              mitanzupacken und die eigene Umwelt
                                                   verzichtbar). Sondern sie haben sich –                                                 selber mitzugestalten, werden wir ge-
                                                   da war Vorarlberg lange Modellregion                                                   meinsam erfolgreich sein. Ziel dabei
                                                  – als proaktiver Problemlöser und als                                                   muss es sein, wieder zu mehr Eigen-
                                                   aktivierendes Element für einen ge-                                                    verantwortung zu tendieren und diese
                                                   sellschaftlichen Zusammenhalt auch in                                                  auch zu ermöglichen. In kleinen, über-
                                                   schwierigen Zeiten bewährt. Hier wün-                                                  schaubaren und flexiblen Strukturen
                                                   sche ich mir einen Kurswechsel hin zu                                                  vor Ort. Davon bin ich übrigens zu-
                                                   mehr Mut und mehr Vertrauen in die                                                     tiefst überzeugt – denn als „gelernter
                                                   Bürger, in die Eigenverantwortung und                                                  Pfadfinder“ bin ich von Grund aus
                                                   in deren Engagement!                                                                   Optimist.“

                                                   Stefan Allgäuer, Obmann                                                                Tobias Bischofberger,
                                                   Krankenpflegeverein Gisingen                                                           Bürgermeister Mellau

Wo brennt der (Engagement-)Hut aktuell?                                              12       13                                                                                                            Schwerpunkt
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
Strategisch                                        Entwickeln                                 Handlungsfelder                                                                       Beraten

Engagement
                                                   Als fundierte Datenbasis wird alle fünf    Die Engagementstrategie gliedert sich in sieben                                       Beratung von Engagierten ist eine wich-
                                                   Jahre die Studie „Bürgerschaftliches       Handlungsfelder, denen jeweils entsprechende Maßnahmen                                tige Säule der Engagementstrategie. Da-
                                                   Engagement und Sozialkapital in Vor-                                                                                             runter fällt Steuer- und Rechtsberatung
                                                   arlberg“ durchgeführt. Darin werden        zugeordnet wurden. Hier ein kurzer Überblick:                                         sowie die Aufbereitung aktueller Infor-
                                                   aktuelle Entwicklungen beobachtet, re-                                                                                           mationen auf der Webseite des Landes.

fördern
                                                   flektiert und erforscht. Die gewonnenen                                                                                          Eine konzeptionelle und inhaltliche
                                                   Erkenntnisse und Fragestellungen sind                                                                                            Überarbeitung des Vereinshandbuches
                                                   der Impuls für die Entwicklung einer       Vernetzen                                  Fördern                                    ist angedacht. Aber nicht nur Rahmen-
                                                   langfristig tragfähigen Engagementkul-                                                                                           bedingungen sind wichtig, sondern auch
                                                   tur. Auch Pilotprojekte zur Aktivierung    Einen weiteren Fokus setzt die Strategie   Die Förderung des freiwilligen Enga-       die Organisationskultur in Vereinen. Ein
                                                   von unterrepräsentierten Bevölkerungs-     auf die Vernetzung. Sowohl auf Ebene       gements erfolgt insbesondere in den        Unterstützungsprogramm zur Vereins-
                                                   gruppen gehören dazu. Ebenso die Ent-      der Verbände und Einrichtungen als         konkreten Sparten bzw. Themenfeldern.      entwicklung sowie Coaching-Angebote
Im Kern der umfassenden Engagement-Stra-           wicklung der Sportstrategie, die wiede-    auch auf Landesebene wird regelmäßig       Das Ziel ist es gute Rahmenbedingun-       ergänzen diesen Bereich.
tegie steht die Frage, wie das freiwillige Enga-   rum spezifische Maßnahmen für diesen       zu Vernetzungsformaten eingeladen.         gen für das freiwillige Engagement zu
                                                   Teilbereich enthält, ist hier zu nennen.   Beliebt sind die Engagement-Stamm-         ermöglichen – beispielhaft sind hier ei-
gement in Vorarlberg bestmöglich inklusiv, be-                                                tische, bei denen neben Fachimpulsen       nige wichtige Förderschienen genannt:      Informieren
darfsgerecht und zukunftsorientiert unterstützt                                               auch Raum für Austausch geboten wird.
und gefördert werden kann. Damit sich die          Stärken                                    Weitere erfolgreiche Vernetzungs- und      • Förderung von Infrastruktur und          Einerseits ist die Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                              Austauschformate sind die Engagement-        Ausstattung im Bereich des Feuer-        nach außen essentiell, um die gesell-
Maßnahmen und Angebote am Bedarf des Fel-          Besonders wichtig ist die Stärkung der     Werkstätten und Projektschmieden des         wehr- und Rettungswesen, dem             schaftliche Bedeutung des freiwilligen
des orientieren, wurden diese gemeinsam von        Akteur*innen in ihren Kompetenzen,         Büros für Freiwilliges Engagement und        Katastrophen- und Tierschutz             Engagements sichtbar zu machen und
engagierten Praktiker*innen, Expert*innen, An-     damit Freiwilligenarbeit selbststän-       Beteiligung. Im Entstehen ist auch ein     • Förderung von einzelnen Vereinen,        noch nicht involvierte Menschen zum
                                                   dig organisiert und weiterentwickelt       Netzwerk an Akteur*innen aus den Ge-         sowie „Selbsthilfe Vorarlberg“           Mitmachen zu inspirieren. Andererseits
sprechpersonen in den Gemeinden und Regio-         werden kann. Dazu werden beispiels-        meinden, die ebenfalls eine strategische   • Kulturprogramm-Förderung                 gilt es auch interne Informationsflüsse
nen sowie auf Basis wissenschaftlicher Befunde     weise das bedarfsorientiere Bildungs-      Freiwilligenpolitik verfolgen und zu-      • Verbandsförderung (Sport/Jugend          zu optimieren.
erstellt. Mit der Umsetzung der Strategie sol-     programm „Freiwillig engagiert“, die       künftig stärker Synergien nutzen wollen.     und Familie) und Bildungsprämien
                                                   „Engagementwerkstatt Flüchtlingsin-                                                     (Sport)
len einerseits vorhandene Beratungsangebote        tegration“, das „am puls Bildungspro-                                                                                            Corona-
besser kommuniziert und einfacher zugänglich       gramm“ angeboten, sowie die jährliche
gemacht und andererseits auch neue Impulse         Engagament-Fachtagung. Ein weiterer                                                                                              Krisen-Hilfe
                                                   zentraler Faktor für die Stärkung des
gesetzt werden. Insbesondere steht die Ermögli-    Ehrenamts ist die Anerkennung und                                                                                                Die Corona-Krise stellt auch Vereine
chung der Selbstorganisation der verschiedens-     Wertschätzung des Einsatzes der Frei-                                                                                            vor noch nicht dagewesene Heraus-
ten Akteursgruppen im Fokus.                       willigen. Hier ist die Engagement-App                                                                                            forderungen, zu deren Bewältigung sie
                                                   „aha plus“ besonders innovativ und                                                                                               Hilfe benötigen. In Kooperation mit
                                                   erfolgreich. Zudem sollen neue Formen                                                                                            unterschiedlichen Fachabteilungen und
                                                   der Anerkennung erforscht und erprobt                                                                                            den Bezirkshauptmannschaften wird
                                                   werden. Auch Ehrungen und Kommu-                                                                                                 ein Informations- und Beratungsportal
                                                   nikationskampagnen zählen zu diesem                                                                                              für Vereine betrieben. Informationen
                                                   Handlungsfeld.                                                                                                                   zum Kostenersatz beim NPO-Fonds,
                                                                                                                                                                                    Sporthärtefonds, Arbeitsstipendien für
                                                                                                                                                                                    Künstler*innen u.ä. sind aufbereitet und
                                                                                                                                                                                    die Antragstellung wird unterstützt.
                                                                                                                                                                                    Schulungen zu Covid-Beauftragten in
                                                                                                                                                                                    Vereinen werden gefördert. Laufende
                                                                                                                                                                                    Auskunft über aktuelle Entwicklungen
                                                                                                                                                                                    gibt es über das Vereinstelefon und per
                                                                                                                                                                                    E-Mail, die beliebte und informative
                                                                                                                                                                                    „Vereinspost“.

Strategisch Engagement fördern                                                          14    15                                                                                                              Schwerpunkt
Gute Aussichten - 3 // April 2021 - Magazin für Ein- und Ausblicke
Ehrenamt und Pandemie                                                                                                                                                                                  Coaching
oder gelten Motorräder als                                                                                                                                                                             Das Büro für Freiwilliges Engagement
                                                                                                                                                                                                       und Beteiligung bietet „Vereinscoa-
                                                                                                                                                                                                       chings“, um Vereinsobleute im Umgang

zugewiesene Sitzplätze?                                                                                                                                                                                mit den herausfordernden Fragen zur
                                                                                                                                                                                                       Vereinsentwicklung zu unterstützen.

                                                                                                                                                                                                       Förderung
Es sind ganz spezielle Fragen, die in der alltäg-                                                                                                                                                      Finanzielle Unterstützungen werden
lichen Arbeit mit Vereinen in Pandemiezeiten                                                                                                                                                           auch bei reduzierten Vereinsaktivitä-
                                                                                                                                                                                                       ten weitergeführt und in Härtefallen
aufkommen. Was geht, was nicht? Sicher ist: Es                                                                                                                                                         verstärkt. Zudem werden Vereine auch
wird noch eine Zeit dauern, bis Vereine wieder                      Seit dem Ausbruch                                 Unbeschwertes Proben? Eine Sehnsucht, die viele Vereine miteinander verbindet.   durch den NPO-Fonds (Bundesebene)
                                                                                                                                                                                                       finanziell unterstützt.
im „Normalbetrieb“ laufen. Bis dahin und weit
darüber hinaus steht das Land Vorarlberg den
                                                                    der Pandemie in Vor-
Vereinen mit Rat und Tat zur Seite.                                 arlberg stellt sich die                           Die Aktivitäten                                                                  Vernetzung
                                                                    Frage: „Wie können                                lassen sich in folgenden                                                         Die Vernetzung auf Verbands- und
Nennen wir das Kind beim Namen. Die letzten Monate wa-                                                                                                                                                 Vereinsebene ist ein zentrales Element
ren anstrengend. Direkte Begegnungen sind auf ein Minimum           Vereine bestmöglich                               Handlungsfeldern                                                                 des Unterstützungsprogramms. In vie-
reduziert. Liebgewonnene Tätigkeiten mit einer Gruppe Men-                                                                                                                                             len Bereichen ist die Landesregierung
schen? Derzeit nur noch in Film und Fernsehen zu sehen. Die         unterstützt werden?“                              beschreiben.                                                                     regelmäßig mit den Dach- und Fach-
notwendigen Kontaktreduktionen zum Schutz der Gesund-                                                                                                                                                  verbänden im Austausch. Aktuelle Ent-
heit machen auch viele Vereinsaktivitäten in ihrer gewohn-                                                                                                                                             wicklungen und Hintergründe werden
ten Form unmöglich. Der Wunsch nach aktivem Vereinsleben                                                                                                                                               in Austausch gebracht, um die Um-
und das Bestreben, diese herausfordernde Zeit gemeinsam gut                                                                                                                                            setzung der Maßnahmen abzustimmen
durchzustehen, ist der rote Faden, der sich durch alle Gesprä-             Seit dem Ausbruch der Pandemie in          Information                                                                      und Impulse für deren Weiterentwick-
che und Initiativen zieht. Auflagen, Bestimmungen, Regelun-                Vorarlberg stellt sich die Frage: „Wie                                                                                      lung einzuholen. Auch Vereine werden
gen – und trotzdem muss dies keinen Stillstand bedeuten.                   können Vereine bestmöglich unter-          Laufende Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingun-                          laufend durch digitale Engagement-
           Während wirtschaftliche Folgen durch finanzielle                stützt werden?“ Im Auftrag der Vorarl-     gen werden mit juristischer Unterstützung der Abteilung für                      Stammtische mit Themenschwerpunk-
Unterstützungen abgemildert werden, sind die sozialen Aus-                 berger Landesregierung entwickelt das      Sanitätsangelegenheiten in „FAQs“ aufbereitet und auf dem                        ten (z.B. Kontakt halten und Zusam-
wirkungen noch weitgehend unabsehbar. Viele engagierte                     Land Vorarlberg – im Schulterschluss       Landesportal bereitgestellt. Newsletter und Informationsver-                     menhalt stärken) vernetzt.
Menschen sind an den Grenzen ihrer Frustrationstoleranz                    der fachlichen Bereiche – umfassende       anstaltungen werden in gegenseitiger Unterstützung erarbei-
angelangt. Es besteht Sorge um Motivationslosigkeit und den                Angebote, um engagierten Menschen          tet, verbreitet und umgesetzt.
Verlust von Mitgliedern. Diesen Sorgen steht die Zuversicht                zur Seite zu stehen. Diese bedarfsorien-                                                                                    Impulse
gegenüber, dass die Freude an den Vereinsaktivitäten nicht                 tierten Unterstützungsangebote werden
verloren gehen wird.                                                       weiterentwickelt und umgesetzt, solange    Beratung                                                                         Ein weiteres zentrales Element sind
           Zudem wird Kreativität, Anpassungsfähigkeit und                 es notwendig ist.                                                                                                           Praxis-Impulse, bei denen inspirieren-
Unbeirrbarkeit auf beeindruckende Weise sichtbar. Vereins-                            In diesen „Krisen-Support“      Beratung zu rechtlichen Fragen wird angeboten und stark                          de Beispiele aus Vereinen aller Bereiche
angebote werden neu erfunden und in den digitalen Raum                     sind beinahe die gesamte Landesregie-      nachgefragt. Auf Basis der FAQs und mit juristischer Unter-                      vorgestellt werden. Von digitalen Chor-
verlegt. Viele Vereine bahnen sich immer wieder ihren Weg                  rung, zehn Abteilungen, Fachbereiche       stützung werden Vereine umfassend beraten.                                       proben über Online-Trainings und Ver-
durch den „COVID-19-Schutzmaßnahmen-Verordnungsno-                         und Amtsstellen sowie zahlreiche Ver-                                                                                       einsbefragungen bis hin zu kreativen
vellen-Paragraphen-Dschungel“, um das Vereinsleben mit                     bände und Organisationen involviert.                                                                                        Jahreshauptversammlung. Dabei werden
verantwortungsvollen Aktivitäten zu beleben. Das Motto:                    Ein kooperatives Netzwerk mit unzähli-                                                                                      Erfahrungen und Ideen ausgetauscht.
„Wir machen das Beste draus!“ wird täglich unter Extrembe-                 gen Aktivitäten und dem gemeinsamen
dingungen erprobt und als Grundhaltung vieler engagierter                  Ziel, bestmögliche Unterstützung in
Menschen bestätigt.                                                        dieser herausfordernden Zeit zu bieten.    Eines Tages werden wir auf diese Zeit zurückblicken. Es besteht Grund zur Hoffnung,
                                                                                                                      dass vieles, das vor kurzem noch fast unmöglich war, auch in Zukunft hilfreich sein wird.
                                                                                                                      Wir werden viel über Kooperation gelernt und einen Quantensprung im Bereich der
                                                                                                                      Digitalisierung erlebt haben. Es besteht Grund zur Zuversicht. Gute Zeiten stehen bevor!

Ehrenamt und Pandemie oder gelten Motorräder als zugewiesene Sitzplätze?                                        16    17                                                                                                         Schwerpunkt
Inspiration durch gute Beispiele:                                                                                                                                                                                                         Geht’s den

                                                                                                                            o
                                                                                                                         ett
                                                                                                                      so I Chorn
Bist du dabei?                                                                                                                                                                                                                            Engagierten gut,

                                                                                                                      Calyp
                                                                                                                                                                                                                                          geht’s uns allen

                                                                                                                          xI     a
                                                                                                                              hd
                                                                                                                                   ec
                                                                                                                                     r

„Du machst was, das
                                                                                                                                         IF

                                                                                                                                                                                                                                          gut?
                                                                                                                                                    ei ß
                                                                                                                                              yer- W           Anne Ma

                                                                One Step Ahead
 uns beeindruckt!“
                                                                                                                                              Kreativ und offen                                                                           In Götzis wird die Zusammenarbeit zwischen
Das geht ganz einfach: Um diese Inspira-

                                                                    rein
                                                                                                                                              für das Neue!                                                                               Gemeinde und Vereinen großgeschrieben –

                                                                          zve
tion zu verbreiten, laden wir Menschen                                                                                                                                                                                                    und das ist keine einseitige Geschichte.

                                                                                    n
                                                                                 Ta
                                                                                    I
dazu ein, von ihren Erfahrungen zu er-                                                  da
                                                                                             On
                                                                                                  Charmaine                                   Wie geht es euch als engagierter Verein
zählen. „Du machst was, das uns beein-                                                                                                        in der „Corona-Zeit“?                                                                       Im Juni 2020 führte die Gemeinde eine „Covid-Verei-
druckt! Es wäre super, wenn du uns und                                                                                                        Wir sind mittendrin und voll dabei! Ganz                                                    ne-Befragung“ durch. Die zentrale Frage: Was braucht
                                                                                                                                              klar – das „Chorleben“ online zu gestalten,                                                 es gerade jetzt, wo das Vereinswesen in der bisherigen
anderen Interessierten davon erzählen                Es ist uns wichtig,                                                                      ist nicht dasselbe wie „echte“ Chorproben.                                                  Form nicht stattfinden kann? 54 von 140 Vereinen
könntest. Du bringst deine Erfahrung                                                                                                          Trotz allem – für uns war von Anfang an                                                     beteiligten sich. Sichtbar wurden einerseits Schwie-
ein, wir kümmern uns um alles andere.                optimistisch zu bleiben!                                                                 klar, dass wir direkt weitermachen. Wich-                                                   rigkeiten, aber auch gegenseitige Unterstützungsmög-
                                                                                                                                              tig ist uns ein kreativer Zugang: Wir su-                                                   lichkeiten. Die großen Herausforderungen in der Ver-
Es wird ein lockerer Rahmen mit Men-                  Wie geht es euch als engagierter Verein in der                                          chen immer nach Möglichkeiten, uns ge-                                                      einsarbeit sehen die befragten Obleute im Finden von
schen, die in Austausch kommen wollen,               „Corona-Zeit“?                                                                           meinsam weiterzuentwickeln.                                                                 Verantwortungsträger*innen und Mitgliedern. Auf die
um was zu bewegen. Alle nehmen etwas                  Klar ist es eine komplette Umstellung für alle, da „Online-                                                                                                                         Frage „Was können wir als Gemeinde für euch Vereine
                                                      Classes“ für viele eine komplett neue Welt sind. Daher wollen                           Was macht ihr, um das Vereinsleben aktiv                                                    tun?“ wurde mehrheitlich auf die Unterstützung bei der
mit – vor allem Motivation und neue                   wir auf keinen Fall Fragen unbeantwortet lassen und ver-                                zu halten?                                                                                  Öffentlichkeitsarbeit und auf Infrastruktur verwiesen.
Ideen. Zwei, drei Leitfragen als Orientie-            suchen es so „live“ wie möglich zu gestalten. Jedoch wirft                              Dranbleiben! Wir proben seit März 2020                                                      Aber auch die Vereine wurden gefragt, welchen Bei-
rung, eine halbe Stunde Vorgespräch und               die jetzige Situation uns einige Stolpersteine in den Weg, da                           online. Wir haben coole Filmprojekte um-                                                    trag sie zur Gemeinwesenarbeit der Gemeinde leisten
                                                      nicht alle einen Laptop besitzen oder der Platz fürs Tanzen                             gesetzt. Wir hatten Workshops mit inter-                                                    könnten. Hier wird besonders die Alltagsunterstützung
schon sind wir startklar. Bist du dabei?“             einfach nicht reicht. Aber im Allgemeinen ist die Erfahrung                             nationalen Referenten. Wir zaubern und                                                      von Senior*innen im Sinne der Nachbarschaftshilfe
                                                      mit Corona meiner Meinung nach sehr kostbar. Wir sehen,                                 basteln, wir feiern, wir nehmen gemein-                                                     genannt. Um das Zusammenleben zu fördern, fehlt den
So laden wir Menschen dazu ein, ihre Inspirations-    was wir schon erreicht haben und vor allem, was wir wert-                               sam im Tonstudio auf. Mit unseren Großen                                                    Götzner Vereinen die Vernetzung untereinander. Auch
geschichte zu erzählen. An Teilnehmenden hat es       schätzen sollen.                                                                        machen wir einen Gitarrenkurs, die Klei-                                                    geeignete Strukturen, also Plätze und Räume, die be-
noch nie gemangelt. Die Impulsveranstaltungen                                                                                                 neren werden Noten-Profis. Es ist wichtig,                                                  spielt werden können, würden das Zusammenleben
sind die Zeit immer wert. Der Zeit gemäß sind in     Was macht ihr, um das Vereinsleben aktiv zu halten?                                      im Gespräch zu bleiben, dafür nehmen wir                                                    ihrer Meinung nach fördern.
den vergangenen Monaten vor allem Beispiele für      Uns ist es als Verein wichtig, die Kommunikation unserer                                 uns immer Zeit.                                                                                        Wer fragt, muss auch antworten. Die Ergeb-
digitale Vereinsaktivitäten entstanden. Hier zwei    Leute aufrecht zu erhalten. Mit unseren regelmäßigen Mee-                                                                                                                            nisse der Befragung nimmt die Gemeinde nun zum
Impulse zu Online-Engagement in der Corona-Zeit:     tings, die jede zweite Woche stattfinden, können wir gewisse                                                                                                                         Anlass, Projekte zur Stärkung der Vereine und des Mit-
                                                     Infos, Updates der Gruppen und auch persönliche Neuigkei-                                                                                                                            einanders zu initiieren. Unterstützung bei der Öffent-
                                                     ten übermitteln. Es gibt uns auch die Zeit, uns als Verein                                                                                                                           lichkeitsarbeit der Vereine zur Mitglieder- und Funk-
                                                     neu zu gestalten, damit wir bei unserer Wiedereröffnung mit                                                                                                                          tionärswerbung, Unterstützung durch Infrastruktur der
                                                     mehr Kraft und Elan starten können. Wir als Verein waren                                                                                                                             Gemeinde – so werden Wegweiser, Tafeln, Tische und
                                                     uns schon immer nahe, doch bei der jetzigen Situation sehen                                                                                                                          Bänke sowie ein Vereinsbus zur Verfügung gestellt.
                                                     wir, wie wichtig es ist, optimistisch zu bleiben und dass wir
                                                     nicht alleine in dieser schweren Zeit sind. Wir sind für jede
              In Zukunft werden die                  Unterstützung, Spende und ein „Dankschön“ sehr dankbar!                                                                                                                              Man könnte es also als ein gelebtes Mit-
              Inspirationsgeschichten                                                                                                                                                                                                     einander bezeichnen – was sich da tut in
              wieder mehr von persönlicher
              Begegnung erzählen.                                                                                                                                                                                  Mehr davon gibt’s      der „Engagementmetropole Götzis“. Oder
                                                                                                                                                   Miteinander                                                     im Inspirationshand-   könnte man etwa sagen: Geht’s den En-
                                                                                                                                                   online engagiert                                                buch „Miteinander      gagierten gut, geht’s uns allen gut!?
                                                                                                                                                                                                                   online engagiert“.
                                                                                                                                                   Inspirationshandbuch für digitales Engagement   Dezember 2020

Inspiration durch gute Beispiele: Bist du dabei?                                                               18                             19                                                                                                                                  Schwerpunkt
Engagement in Vorarlberg 2020
                                                                                                                                                                              1.000
                                                                                                                                                                              Beratungskontakte
                                                                                                                                                                              ... hatte das FEB im Bereich Freiwilliges Engagement
                                                                                                                                                                              und in den unterschiedlichen Herausforderungen im

                                                          55,7 %
                                                                                                                                                                              Umgang mit Corona (seit Mai 2020).
                                                n
                                      e     h
                               21.000 Mensc

                                                          der Vorarlberg sind                                                                                                                           1.753
                                                                                                                                                                                                        + 7,0 %
                                                          ehrenamtlich engagiert
                             2

                                                                                                                                                                                                        Bregenz
                                                                                                                                                 12
                           d
                                      in

                                                ss
                                                     Da                                                                                               Weiterbildungsangebote
                                                                                                                                                      ... für Freiwillige mit über 240
                                                                                                                                                      Teilnehmer*innen bot das FEB.                                             1.354
                                                                                                                                                                                                                                + 4,8 %

                                                                                                                                                                                                                     1.178

                                                                                                                                                                                                                                Feldkirch
                                                                                                                                                                                                                     + 2,6 %

                                                                                                                                                                                                                     Dornbirn
                                                                                                               rc
                                                                                                                    sch
                                                                                                                        n   itt eng
                                                                                                                                      a                          1.200                                                                      869
                                                                                                                                                                                                                                            + 2,2 %
                                                                                                              h

                                                                                                                                      gi

                                                                                                            Du
                                                                                                                                                                    Jugendliche
                                                                                                                                          ert.

                                                                                                        m
                                                                                                ils i

37.000
                                                                                           we
                                                                                      e je

                                                                                                                                                                                                                                            Bludenz
                                                                                  g
                                                                            lli
                                                                                                                                                                      ... haben seit der
                                                                            i
                                                                     F ei w

                                                                                                    5-6
                                                                                                                                                                  Einführung von aha plus
                                                             ... sind r

Vollzeitarbeitsplätze                                                                                                                                             (Nov. 2017) über 12.000
                                                                                                                                                                    Freiwilligeneinsätze
... entsprechen der Summe der so geleisteten                                                                                                                               geleistet.
                                                                                         Stunden / Woche
                                                                                                                                                                                                           5.154
Arbeitstunden. Das sind weit mehr
als bei den zehn größten Vorarlberger
Industrieunternehmen zusammen.

                                                                                                                                                                                                      Vereine in Vorarlberg
                                                                                                                                                                                                                  + 4,6 % mehr als 2020
Engagement in Vorarlberg 2020                                                                                                               20   21
Abwarten und Tee trinken? Kann man machen.                                   „Aktiv werden
                                                                                                                 Oder aber man nutzt die Gunst der Stunde. Re-
                                                                                                                 flektiert. Wagt einen Blick über den Tellerrand.
                                                                                                                                                                                               muss man selbst!“
                                                                                                                 Den Status quo hinterfragen und Entwick-                                      Benno Grat, Wolfurt
                                                                                                                 lungspotentiale ausloten. Wir entwickeln ein
                                                                                                                 Tool, das nicht vorgefertigte Antworten liefert,
                                                                                                                 sondern dabei helfen soll, sie selbst zu finden.

                                                                                                                 Das lang ersehnte Comeback nach der Corona-Krise bietet                       Resonanz
                                                                                                                 ein gutes Momentum, um sich mit grundlegenden Fragen
                                                                                                                 auseinanderzusetzen. Wie strukturieren wir unseren Ver-                       In einem ersten Workshop mit aus-
                                                                                                                 ein? Ist das noch stimmig? Die Welt hat sich verändert – wir                  gewählten Akteur*innen aus verschie-
                                                                                                                 auch? Worauf müssen wir reagieren?                                            denen Vereinen wurde das Konzept
                                                                                                                            Unser Anliegen als FEB ist es, Vereine dabei best-                 vorgestellt und gemeinsam über grund-
                                                                                                                 möglich zu begleiten und zu unterstützen. Deshalb arbeiten                    legende Fragen diskutiert. Der angereg-
                                                                                                                 wir an einem Programm zur Vereinsentwicklung. Dieses soll                     te Austausch brachte bereits wertvolle
                                                                                                                 jedem Verein ermöglichen, eine umfassende Selbstanalyse                       konstruktive Kritik und inspirierende
                                                                                                                 durchzuführen, um herauszufinden was gut läuft, was nicht,                    Denkanstöße hervor. Insgesamt war die
                                                                                                                 wo Potentiale liegen und wie diese erreicht werden können.                    Resonanz sehr positiv.

                                                                                                                 Hilfe zur Selbsthilfe

                                                                                                                 Die genauen Komponenten des Programms werden koope-
                                                                                                                 rativ mit Akteur*innen aus den verschiedensten Bereichen
                                                                                                                 entwickelt, um zielgenau auf die Bedürfnisse der Vereine           „Vielen Dank für den
                                                                                                                 ausgerichtet zu sein. In mehreren Schritten wird vernetzt an
                                                                                                                 Prototypen gearbeitet, Zwischenergebnisse werden präsen-            interessanten Work-
                                                                                                                 tiert sowie Feedback und weitere Anregungen dazu eingeholt.
                                                                                                                 Die Idee ist es, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Denn kein        shop. Das Thema ist
                                                                                                                 vorgefertigtes Erfolgsmodell ist für alle zielführend. Ein Pro-
                                                                                                                 gramm kann immer nur ein Werkzeug bleiben, doch aktiv              für uns sehr relevant,
                                                                                                                 werden muss man selbst, um die individuellen Ziele des Ver-
                                                                                                                                                                                     bleibt dran!“
Alles Theater? Von wegen. Jetzt bietet sich eine gute Gelegenheit, um sich als Verein weiterzuentwickeln.
                                                                                                                 eins zu erreichen.

                                                                                                                                                                                    Andrea Gollob, KJJS

Lebendige
                                                                                                                 Die Pfadis gehen voran!

                                                                                                                  Inspiration für das Unterstützungsprogramm ist unter ande-
                                                                                                                  rem das Selbstanalyse-Tool „Vitale Pfadfinder*innengruppe“.
                                                                                                                  Dieses soll dabei helfen, die eigene Gruppe möglichst umfas-

Vereine – wann,
                                                                                                                  send zu betrachten und so eine gute Einschätzung der aktu-
                                                                                                                  ellen Situation zu erhalten. Es ist allerdings keinesfalls eine
                                                                                                                 „Prüfung“, soll auch keine standardisierten Antworten liefern,                Ausblick
                                                                                                                  wie etwas „richtig“ zu machen sei. Ganz im Gegenteil. Durch
                                                                                                                  die Reflexion soll ein Blick auf das Positive geworfen werden,               Wir starten bereits 2021 mit einem Pro-

wenn nicht jetzt?
                                                                                                                  um davon inspiriert zu werden und ermutigt an etwaigen                       totyp und testen mit Vereinen aller Be-
                                                                                                                  Problemen zu arbeiten. „Die Methode dient dazu, anstehende                   reiche, was es daran noch zu verbessern
                                                                                                                  Entscheidungen aufzuzeigen und bisher nicht beachtete Be-                    gibt. Ab 2022 wollen wir damit viele Ver-
                                                                                                                  reiche in Erinnerung zu rufen“, erklärt Isabel Baldreich vom                 eine in ihrer Entwicklung unterstützen.
                                                                                                                  Pfadfinder*innen Landesverband.

Lebendige Vereine – wann, wenn nicht jetzt?                                                                 22   23                                                                                                      Schwerpunkt
Ehrenamt digital:
Weniger Excel, mehr Alphorn
Ohne Digitalisierung geht angeblich gar nichts mehr. Auch die Zukunft der
Vereine ist digital, heißt es. Aber was hat unser Verein damit zu tun? Was
soll uns das bringen? Gewinnen wir damit mehr Zeit fürs Wesentliche?

Die EDV ist aus der Vereinsorganisation nicht mehr wegzu-                        Mit Fachberatung und
denken. Kaum ein Verein kommt mehr ohne Computer aus.                            Förderung unterstützen
Wir sind mitten drin in der Digitalisierung der Vereine. Bei
manchen laufen die EDV-Anwendungen und die organisa-                             Mit Fachberatung und Förderung sol-
torischen Abläufe wie geschmiert. Ein technikbegeistertes                        len Vereine effektiv unterstützt werden.
Vereinsmitglied hält alles am Laufen. Die Mitgliederverwal-                      Dazu werden folgende Unterstützungs-
tung und die Buchhaltung erledigt sich fast wie von selbst.                      angebote entwickelt und umgesetzt:
Alles nur ein schöner Traum? Oft sieht die Vereinsrealität
(noch) anders aus: Das EDV-System besteht aus einem E-
Mail-Programm, unzähligen Vorlagen und Listen, Tabellen
und dazwischen klemmt eine Datenverwaltung, die seit ein
paar Jahren datenschutzkonform sein sollte. Das alles kostet
wertvolle Zeit und Nerven.
                                                                         Digital-Check
                                                                      Status- und Potentialcheck
                                                                        mit Vereinen und EDV-
                                                                          Fachleuten vor Ort
Irgendwann gehen wir das an!
Aber wo fangen wir an?                                                                         Digital-Scheck
Sicher gibt es gute Lösungen für alles. Wir müssten nur wis-                                   Förderprogramm für
sen wie. Aber irgendwie läuft es ja eh. Es ist zwar mühsam                                Beratung zur Entwicklung und
und zeitaufwändig, aber solange das Faxgerät noch rennt,                                   Anwendung effektiver EDV-
sind wir noch nicht verloren. Wobei es schon fein wäre,            Weiterbildung                     Systeme
wenn die Vereinsorganisation einfacher wäre. Dann hätten       Kursprogramm für Vereine zu
wir endlich wieder mehr Zeit für die Dinge, die uns mehr       zentralen EDV-Anwendungen
Spaß machen – den Vereinszweck zum Beispiel. Irgendwann           der Vereinsorganisation
gehen wir das an. Aber wo sollen wir anfangen? Jedenfalls
müssen wir zuerst die Briefe für den Mitgliedsbeitrag aus-
senden. Wo war noch mal die Vorlage?

                                                                                 In die Entwicklung sind Vereine von
Gute EDV-Systeme erleichtern                                                     Beginn an eingebunden. Ein Prototyp
den Vereinsalltag                                                                des Angebots wird bereits in Vereinen
                                                                                 getestet. Schrittweise wird das Unter-
Wer diese Situation kennt, weiß, warum wir uns überlegen,                        stützungsprogramm erprobt, verbessert
wie wir Vereinen dabei helfen können, einen Schritt voran                        und ausgeweitet.
zu kommen in der Digitalisierung. Der Fokus liegt dabei auf                                 Das Kernziel ist die Reduk-
der Frage: Wie gelingt es Vereinen wieder mehr Zeit für das                      tion demotivierender Tätigkeiten für
Wesentliche zu gewinnen? Gute digitale Anwendungen und                           Menschen in Vereinsfunktionen. Durch
Abläufe können den Vereinsalltag erleichtern. Im Zentrum der                     effiziente Abläufe und einfach nutzbare
Unterstützung stehen jene Menschen, die die Vereine organi-                      digitale Werkzeuge soll mehr Zeit zur

                                                                                                                            Einblick
satorisch am Laufen halten. Wie geht es euch mit der EDV?                        Erfüllung des Vereins- bzw. Verbands-
Was läuft gut? Was ist mühsam? Was kostet viel Zeit und                          zwecks zur Verfügung stehen. Damit
Nerven? Was ist zu tun, damit die Vereinsorganisation leich-                     die Freude an der Vereinstätigkeit er-
ter von der Hand geht. Und vor allem, wie gehen wir das an?                      halten bleibt.

Ehrenamt digital: Weniger Excel, mehr Alphorn                                                                        24     25         Schwerpunkt
Ehrenamt digital:
Weniger Excel, mehr Alphorn
Ohne Digitalisierung geht angeblich gar nichts mehr. Auch die Zukunft der
Vereine ist digital, heißt es. Aber was hat unser Verein damit zu tun? Was
soll uns das bringen? Gewinnen wir damit mehr Zeit fürs Wesentliche?

Die EDV ist aus der Vereinsorganisation nicht mehr wegzu-                        Mit Fachberatung und
denken. Kaum ein Verein kommt mehr ohne Computer aus.                            Förderung unterstützen
Wir sind mitten drin in der Digitalisierung der Vereine. Bei
manchen laufen die EDV-Anwendungen und die organisa-                             Mit Fachberatung und Förderung sol-
torischen Abläufe wie geschmiert. Ein technikbegeistertes                        len Vereine effektiv unterstützt werden.
Vereinsmitglied hält alles am Laufen. Die Mitgliederverwal-                      Dazu werden folgende Unterstützungs-
tung und die Buchhaltung erledigt sich fast wie von selbst.                      angebote entwickelt und umgesetzt:
Alles nur ein schöner Traum? Oft sieht die Vereinsrealität
(noch) anders aus: Das EDV-System besteht aus einem E-
Mail-Programm, unzähligen Vorlagen und Listen, Tabellen
und dazwischen klemmt eine Datenverwaltung, die seit ein
paar Jahren datenschutzkonform sein sollte. Das alles kostet
wertvolle Zeit und Nerven.
                                                                         Digital-Check
                                                                      Status- und Potentialcheck
                                                                        mit Vereinen und EDV-
                                                                          Fachleuten vor Ort
Irgendwann gehen wir das an!
Aber wo fangen wir an?                                                                         Digital-Scheck
Sicher gibt es gute Lösungen für alles. Wir müssten nur wis-                                   Förderprogramm für
sen wie. Aber irgendwie läuft es ja eh. Es ist zwar mühsam                                Beratung zur Entwicklung und
und zeitaufwändig, aber solange das Faxgerät noch rennt,                                   Anwendung effektiver EDV-
sind wir noch nicht verloren. Wobei es schon fein wäre,            Weiterbildung                     Systeme
wenn die Vereinsorganisation einfacher wäre. Dann hätten       Kursprogramm für Vereine zu
wir endlich wieder mehr Zeit für die Dinge, die uns mehr       zentralen EDV-Anwendungen
Spaß machen – den Vereinszweck zum Beispiel. Irgendwann           der Vereinsorganisation
gehen wir das an. Aber wo sollen wir anfangen? Jedenfalls
müssen wir zuerst die Briefe für den Mitgliedsbeitrag aus-
senden. Wo war noch mal die Vorlage?

                                                                                 In die Entwicklung sind Vereine von
Gute EDV-Systeme erleichtern                                                     Beginn an eingebunden. Ein Prototyp
den Vereinsalltag                                                                des Angebots wird bereits in Vereinen
                                                                                 getestet. Schrittweise wird das Unter-
Wer diese Situation kennt, weiß, warum wir uns überlegen,                        stützungsprogramm erprobt, verbessert
wie wir Vereinen dabei helfen können, einen Schritt voran                        und ausgeweitet.
zu kommen in der Digitalisierung. Der Fokus liegt dabei auf                                 Das Kernziel ist die Reduk-
der Frage: Wie gelingt es Vereinen wieder mehr Zeit für das                      tion demotivierender Tätigkeiten für
Wesentliche zu gewinnen? Gute digitale Anwendungen und                           Menschen in Vereinsfunktionen. Durch
Abläufe können den Vereinsalltag erleichtern. Im Zentrum der                     effiziente Abläufe und einfach nutzbare
Unterstützung stehen jene Menschen, die die Vereine organi-
satorisch am Laufen halten. Wie geht es euch mit der EDV?
Was läuft gut? Was ist mühsam? Was kostet viel Zeit und
                                                                                 digitale Werkzeuge soll mehr Zeit zur
                                                                                 Erfüllung des Vereins- bzw. Verbands-
                                                                                 zwecks zur Verfügung stehen. Damit
                                                                                                                            Einblick:
Nerven? Was ist zu tun, damit die Vereinsorganisation leich-
ter von der Hand geht. Und vor allem, wie gehen wir das an?
                                                                                 die Freude an der Vereinstätigkeit er-
                                                                                 halten bleibt.                             Woran arbeiten wir gerade?
Ehrenamt digital: Weniger Excel, mehr Alphorn                                                                        26     27
Spätestens seit der LandStadt-Onlinetagung                              Aber es gibt doch so viel
                                                                                                               mit über 130 Teilnehmenden Ende November                                mehr als Georgie!
                                                                                                               ist klar, diese Spur ist heiß. Oder um eine
                                                                                                               sehr beliebte Floskel zu verwenden: Hier                                Ja richtig. Irgendwo mussten wir an-
                                                                                                               steckt Potential drin. Wie dieses aussieht,                             fangen. Und wenn bedacht wird, dass
                                                                                                                                                                                       es speziell in der Sozialarbeit zu einem
                                                                                                               wie es sich aktivieren lässt und was Schall-                            Switch in Bezug auf das Augenmerk
                                                                                                               platten damit zu tun haben, versuchen wir                               weg vom Mangel hin zu Fülle geht,
                                                                                                               auf den folgenden Seiten aufzuzeigen.                                   macht es durchaus Sinn, sich auf eine
                                                                                                                                                                                       andere Zielgruppe zu konzentrieren.
                                                                                                                                                                                       Gerade bei Georgie & Co. liegt großes
                                                                                                                                                                                       Potential, wenn es darum geht, schlum-
                                                                                                                                                                                       mernden Engagementwillen zu aktivie-
                                                                                                                                                                                       ren. Und auch alle anderen wollen wir
                                                                                                                                                                                       durch die Beschäftigung mit dritten Or-
                                                                                                                             „Was habt ihr nun herausgefunden:                         ten begeistern.
                                                                                                                              Warum ist Vorarlberg denn so
                                                                                                                              bsundrig?                                                Und wie kann das
                                                                                                                                                                                       funktionieren?
                                                                                                                              Vorarlberg wird häufig als zukunftsorientierter
                                                                                                                              Lebensraum gesehen, der viele Chancen mit sich           Durch Orte, die sich wie zuhause an-
                                                                                                                              bringt, die aber oft noch nicht ausreichend sichtbar     fühlen, aber außerhalb der eigenen vier
                                                                                                                              gemacht werden. Urbane Potentiale (auch im länd-         Wände sind. Orte, die von Begegnung
                                                                                                                              lichen Raum) liegen brach. Es braucht mehr neue          leben. Ein Treffpunkt für Gleichgesinn-
Urbanität spüren, leben. Mitten im ländlichen Walgau. Das war das Blumenegg-Festival im September 2019.                       Ideen(räume). Polyzentrik oder urbane Nähe wird          te und Andersdenkende. Orte, die Krea-
                                                                                                                              als zentrale Stärke genannt und damit als Kern des       tivität und Experimentieren ermögli-
                                                                                                                              Gelingens. Das macht Vorarlberg zu einer Region          chen. Sie sind flexibel gestaltbar und

Zuerst prägen Orte
                                                                                                                              mit sehr speziellem Charakter, was im Alltag immer       frei von Hierarchien und Zwang. Alles
                                                                                                                              wieder spürbar ist.                                      kann, nichts muss. Vielseitigkeit und
                                                                                                                                                                                       Diversität gibt neue Inspiration und
                                                                                                                                                                                       Möglichkeiten sich zu entfalten. Orte
                                                                                                                              Und was hat nun Georgie                                  abseits von Wohnraum und Arbeit. Und

Menschen, dann
                                                                                                                              damit zu tun?                                            trotzdem vertraute Anlaufstelle.
                                                                                                                                                                                                  Klingt utopisch? Tatsächlich
                                                                                                                              Georgie steht für eine besondere Gruppe von in           stellen wir euch ein Modell aus Ober-
                                                                                                                              Vorarlberg lebenden Menschen. Sie sind vermehrt          österreich vor, das auf eine zehnjährige
                                                                                                                              Rückkehrer*innen nach einem Studium oder Aus-            Erfolgsgeschichte zurückblicken kann.

Menschen Orte.
                                                                                                                              landsaufenthalt. In einem bestimmten Alter sehen         Mitgründer der OTELOS, Martin Holli-
                                                                                                                              sie die Vorteile ihrer Heimat Vorarlberg und kom-        netz, erzählt ausführlich über Beginn,
                                                                                                                              men zur Familienplanung zurück. Sie bringen nicht        Herausforderungen und Wirkungen
                                                                                                                              nur ihre Plattensammlung, sondern vor allem ein          von solchen Experimentierräumen. Zu-
                                                                                                                              urbanes Mindset mit, das ihr Leben prägt. Sie sind       vor möchten wir aber noch das Prob-
                                                                                                                              politisch interessiert, gut ausgebildet, emotional in-   lem etwas genauer spezifizieren.
                                                                                                                              telligent und gut vernetzt. Was sie brauchen, sind
Aufmerksame Leser*innen können sich vielleicht noch an die erste Ausgabe des Magazins erinnern.                               Raum und Infrastruktur, um ihre entstandenen              Dazu kommt Soziologe Simon
Darin haben wir Georgie, den LandStadt-Hipster, vorgestellt. Dass es bei LandStadt-Vorarlberg um                              Sehnsüchte nach Gestaltung und Engagement in              Burtscher-­Mathis zu Wort (S. 30) und
                                                                                                                              kreative und produktive Wege zu leiten. Da haben          beschreibt, auf welche gesellschaft-
die bewusste Gestaltung des Lebensraumes geht, war schnell klar. Im Laufe des Prozesses stellte                               dann alle was davon.                                      lichen Herausforderungen sogenannte
sich immer mehr heraus, dass dafür aber diese gewissen Gestaltungs-Orte fehlen. Wie müssen                                                                                             „dritte Orte“ einen Lösungsansatz bieten.
diese aussehen? Wer gestaltet hier überhaupt was? Was könnte tatsächlich der Mehrwert für die
Region sein? Und warum glauben wir, dass es für eine positive Zukunftsgestaltung notwendig ist,
bewusst Raum für Engagement und Kollaboration zu schaffen?

Zuerst prägen Orte Menschen, dann Menschen Orte.                                                          28   29                                                                                                      Einblick
Der VogelFreiRaum wartet mitten im Rankweiler Zentrum darauf, wieder belebt zu werden.

Worauf können
dritte Orte eine
Antwort sein?

Die Spatzen pfeifen es von allen Dächern. Es
braucht mehr Begegnungsorte, um eine Anbin-
dung an lokalräumliche Beziehungsnetzwerke zu
ermöglichen. Oder anders gesagt: All you need is                                      Simon Burtscher-Mathis
connection. Ein Versuch, die Herausforderungen                                        Soziologe, Lehrbeauftragter an
                                                                                      der FH Vorarlberg, Mitglied der
der LandStadt in greifbare soziologische Thesen                                       Geschäftsleitung des Vorarlberger
zu verpacken. Von Simon Burtscher-Mathis.                                             Kinderdorfs

„Bei einer genaueren Betrachtung von Vorarlberg sticht in
 meiner Forschung vor allem ein Phänomen heraus: Die zu-
 nehmende Diversität der Bevölkerung und die gleichzeiti-
 ge Abnahme der sozialen Durchmischung. Diese fehlende
 Durchmischung wird auch als soziale Segregation bezeichnet      ihres privilegierten Zugangs gesehen, eine Dynamik, die viel
 und meint damit die ungleiche Verteilung der Bevölkerung        Konfliktpotential beinhaltet. Genauer betrachtet, werden in
 in Teilbereichen der Gesellschaft, wie zum Beispiel im Bil-     der LandStadt Vorarlberg folgende Phänomene sichtbar. Es
 dungssystem oder in Wohngegenden. Bestimme Gruppen tre-         kommt zu einer immer stärkeren Ausdifferenzierung der Ge-
 ten also in einem Teilbereich konzentrierter auf, während sie   sellschaft, die mit einer Pluralisierung von Lebenswelten ver-
 in anderen Bereichen unterrepräsentiert sind.                   bunden ist. Sichtbar wird das beispielsweise in der Ausdiffe-
                                                                 renzierung von Freizeitangeboten und Ausbildungen. Diese
                                                                 Pluralisierung führt zu einer Konzentration von sozialen
                                                                 Gruppen in bestimmten sozialen Räumen und zu einem Be-
Soziale Segregation ist                                          deutungsverlust von lokalräumlichen Strukturen. Hohenem-
                                                                 ser oder Dornbirner zu sein ist nur mehr für alteingesessene
dabei häufig eng mit                                             Familien von Bedeutung, für neu Zugezogene ist das im All-
                                                                 tag nicht mehr relevant. Sie wohnen und schlafen zwar in
sozialer Ungleichheit                                            ihrem Wohnort, fühlen sich aber wenig bis gar nicht mit ihm
                                                                 verbunden. Diese fehlende lokale Verortung sowie fehlende
und dem Thema                                                    Begegnung und Durchmischung ist mit einer Zunahme von
                                                                 Konflikten, Abgrenzung von Gruppen und einem gegenseiti-
Integration verbunden.                                           gen Unverständnis im Alltag verbunden.
                                                                             Diese Entwicklungen machen eines ganz deutlich,
                                                                 die LandStadt Vorarlberg braucht mehr Orte der Begegnung,
Was heißt das konkret in Vorarlberg? Menschen ziehen sich        die der sozialen Segregation entgegenwirken und eine An-
aufgrund ihres Bedürfnisses nach Zugehörigkeit und Orien-        bindung an lokalräumliche Beziehungsnetzwerke fördern. Es
tierung in die eigene Gruppe zurück und grenzen sich von         gibt insgesamt wenige, frei zugängliche Orte, die sich für Ju-
anderen Gruppen ab. Machtstarke Gruppen, wie die etablier-       gendliche oder Erwachsene als Treffpunkte eignen, die nicht
ten Einheimischen, verfügen dabei über mehr Ressourcen           mit einem Konsumzwang oder einer inhaltlichen Ausrich-
und versuchen den Zugang zu diesen gegenüber macht-              tung verbunden sind, aber attraktive und niedrigschwellig-
schwächeren Gruppen, wie zum Beispiel zugewanderten              zugängliche, öffentliche Orte sind.
Außenseitern, zu verteidigen. (Elias/Scotson 1993, Burtscher
2009) Eine Durchmischung wird deshalb auch als Bedrohung

Worauf können dritte Orte eine Antwort sein?                                                                               30     31   Im Mutterschiff der Digitalen Initiativen in der Postgarage Dornbirn finden Nerds jeder Altersstufe Raum für Experimente.
Das W*ORT ist ein spezieller Ort in Lustenau. Erwachsene schenken Kindern ihre Zeit und versuchen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.        Ray Oldenburg nennt sieben
                                                                                                                                           ideale Kriterien, die „dritte Orte“
                                                                                                                                           kennzeichnen
                                                                                                                                           Der amerikanische Soziolo-                              01
                                                                                                                                           ge Ray Oldenburg hat Ende
                                                                                                                                           der 1980er Jahre sein Kon-
                                                                                                                                           zept des „dritten Ortes“ (engl.:
                                                                                                                                                                                        Sie sind neutral, Menschen
                                                                                                                                                                                        können kommen und gehen,
                                                                                                                                                                                        wann immer sie wollen. Sie
                                                                                                                                                                                                                                  02
                                                                                                                                           Third Place) in „The Great Good              erfordern auch keine regel-               Sie sind hierarchielos, und es
                                                                                                                                                                                        mäßigen Besuche, längere                  gibt keine Statusunterschiede
                                                                                                                                           Place“ veröffentlicht (Olden-                Abwesenheiten stellen meist               an diesen Orten. Es gibt dort
                                                                                                                                           burg 1997). Darin beschreibt er              kein Problem dar.                         auch keine Gastgeberin oder
                                                                                                                                           Form und Qualität des dritten                                                          keinen Gastgeber.

                                                                                                                                           Ortes – neben dem eigenen
                                                                                                                                           Heim („erster Ort“ oder „First
                                                                                                                                           Place“) und dem Arbeitsplatz
                                                                                                                                           oder der Schule („zweiter Ort“
                                                                                                                                           oder „Second Place“) – und
                                                                                                                                                                                        03                                               04
                                                                                                                                           seine Bedeutung für das Funk-                Gespräche und Austausch
                                                                                                                                                                                        untereinander sind die            iese Orte sind niederschwellig und
                                                                                                                                                                                                                         D
                                                                                                                                           tionieren einer demokratischen               wichtigsten Aktivitäten.         leicht zugänglich, sie stehen lange of-
                                                                                                                                           Gesellschaft (Oldenburg 2001).                                                fen, und es braucht keine Reservierung
                                                                                                                                           Bei den „dritten Orten“ handelt                                               für die Anwesenheit.

                                                                                                                                           es sich um informelle öffent-
                                                                                                                                           liche Orte, an denen man sich
                                                                                                                                           für wenig oder gar kein Geld
                                                                                                                                           aufhalten kann und vor allem
                                                                                                                                                                                                        05
                                                                                                                                           anderen Menschen begegnet.                               „Dritte Orte“ haben Stammbesucher*innen.
                                                                                                                                           Dritte Orte gibt es in unter-                             Neuankömmlinge werden nicht automatisch, aber
                                                                                                                                                                                                     meistens einfach akzeptiert.
                                                                                                                                           schiedlichen      Gesellschaften,
                                                                                                                                           Formaten und Zeitaltern (Ol-
                                                                                                                                           denburg 1997: 17).

Die Gute Stube
                                                                                                                                                                                      06                                                                 07
Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur                                                                                                                                         „Dritte Orte“ sind                  Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen.
sadipscing elitr, sed diam nonumy                                                                                                                                               einfach ausgestattet.              Obwohl der „dritte Ort“ nicht das Zuhause ist,
eirmod tempor invidunt ut labore et                                                                                                                                                                                ist er doch einem guten Zuhause im Hinblick
dolore magna aliquyam erat, sed diam.                                                                                                                                                                              auf Unterstützung und Wohlbefinden sehr
                                                                                                                                                                                                                   ähnlich (Oldenburg 1997: 22 f.).

                                                                                                                                      32   33                                  Soziologe Ray Oldenburg                                                   Einblick
OTELOS sind inspirierende              Ein bisschen
Gemeinschafts-(T)Räume, die
einladen, Visionen und Ideen           wie Montessori
miteinander zu teilen und zu           Wir vermitteln keine Tools, sondern das, was
verwirklichen. Sie sind Orte der       mit den Menschen im Dazwischen passiert.
offenen Begegnung und herzlichen
Beziehung. Sie bieten Menschen,        Den Blick öffnen, über Landesgrenzen hinaus.
                                       Also begann die Recherche nach solchen in­

unabhängig von Alter, Herkunft oder
                                       spirierenden Orten und wir wurden fündig. Wir
                                       sind OTELO, ein „offenes Technologielabor”. So
                                       werden Interessierte auf der Website dieses
Zugehörigkeit, freien Raum, in dem     großen, vielfältigen Netzwerks begrüßt. OTELOS
                                       schaffen und bieten Raum. Die einen jodeln, die
                                                                                                       mehr gezeigt, dass es wichtig ist, Möglichkeiten für „Pop-
                                                                                                       up“-Engagement zu schaffen. Primär haben damals Gruppen
                                                                                                       wie SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft) angedockt. Oder

Offenheit und das Teilen von Wissen    anderen reparieren kaputte Dinge. Immer geht
                                       es um Beziehungen. Und ganz grundsätzlich um
                                                                                                       Gruppen, die etwas aufbauen wollten, junge Menschen, die
                                                                                                       eher „nerdige“ Themen hatten, die sich sonst nirgends wie-
                                                                                                       derfinden. Und Menschen, die sich für aktive Beteiligung und

und Erfahrungen im Vordergrund         einen Kulturwandel. Ein Gespräch mit Grün-
                                       dungsmitglied Martin Hollinetz.
                                                                                                       Regionalentwicklung eingesetzt haben. Das war das Konglo-
                                                                                                       merat der damaligen Gründungscrew, das waren um die 25
                                                                                                       Personen. Damals war ich noch Regionalmanager für das

stehen. Die Nutzer*innen der           Vor zehn Jahren wurden die OTELOS
                                                                                                       Land Oberösterreich und in meiner Rolle ging es eher darum,
                                                                                                       so etwas wie eine lokale Machbarkeit zu testen. Es stellte sich
                                                                                                       heraus, dass es von den Gemeinden selbst heraus entstehen

OTELOS gestalten diese Räume           gegründet. Erzähl doch bitte etwas
                                       über die Anfangszeit.
                                                                                                       muss. Das hat dann dazu geführt, dass eine der Grundre-
                                                                                                       geln entstand, die bis heute gilt: Über einen Gemeindebe-
                                                                                                       schluss muss gewährleistet sein, dass Infrastruktur wie Raum

gemeinsam. Sie verstehen sich als      Ausgangspunkt war damals der Fokus der Regionalentwick-
                                       lung und dabei lag der Schwerpunkt auf der Frage, wie man
                                                                                                       zur Verfügung gestellt wird, noch bevor es darum geht, ein
                                                                                                       Team zu erstellen. Es ist unheimlich wichtig, dass man mit
                                                                                                       dem Gemeinderat oder der Kommune auf eine gute Dialog-

Gastgeber*innen für das Neue. Sie      für junge Menschen, bevor sie ländliche Regionen aufgrund
                                       von Ausbildung und Studium verlassen, einen lebendigen
                                       Ort schaffen kann – neben Vereinen und Familie. Wichtig
                                                                                                       ebene kommt, um das Anliegen zu vermitteln. Und dass in
                                                                                                       der Gruppe selbst auch klar transparent gemacht wird, was
                                                                                                       denn auch persönliche Ziele sind. Also worum geht es je-

entwickeln inspirierende Formate.      war dabei von Anfang an, leicht in Verbindung miteinander
                                       zu bleiben und dass es wenig Hürden gibt, um immer wieder
                                       anzuknüpfen. Die Hypothese dahinter war, dass es für Rück-
                                                                                                       dem persönlich? Wenn das ein ganz bestimmtes Ziel ist, dann
                                                                                                       haben wir gemerkt, dass da unheimlich viel Energie darin
                                                                                                       steckt, aber nicht sehr nachhaltig ist. Wenn es aber darum

Die kulturelle Basis dafür ist die     kehrer*innen, beispielsweise nach einem abgeschlossenen
                                       Studium, einfacher ist, so in ihren Heimatorten wieder An-
                                       schluss zu finden. Außerdem wollten wir auch für Themenfel-
                                                                                                       geht, langfristig in einem Ort zu leben, der Innovationen er-
                                                                                                       möglicht und eben diesen genannten Kulturwandel anstößt,
                                                                                                       dann ist definitiv vieles möglich.

Otelo-Charta.                          der einen Ort bieten, der nicht über klassische Vereinsstruk-
                                       turen abgebildet wird. Über die Jahre hat sich dann immer
                                                                                                                  Wenn es wenig administrative, organisatorische
                                                                                                       Hürden gibt, kann alles sehr schnell gehen.

Die Vision                        34   35                                        Ein bisschen wie Montessori                                                 Einblick
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