Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland

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Jahrbuch 2013/2014
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Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
Inhalt

Grußwort .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .        4

Lage der Branche 2013 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                               6

Die treibende Kraft der Bioökonomie .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                 12

Der Verband .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             20

Chronik der BIO Deutschland-Aktivitäten: November 2012 bis Oktober 2013 .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                                             22

Gastbeiträge
Responsible Innovation in Synthetic Biology  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                    53
Big Data in der Biotechnologie: Gewaltige Chancen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                54
Companion Diagnostics in Autoimmune Diseases  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                  55
Virtuelle Unternehmen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                       56
Neue Wege in der Arzneimittelentwicklung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                    57
DBU unterstützt seit 17 Jahren innovative Biotechnologie-Projekte  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                 58
Personalentwicklung zwischen operativen Erfordernissen und Nachhaltigkeit .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                                  60
Arbeitsmarkt Biotechnologie  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                62
Entwicklung neuer personalisierter Krebstherapie für Frauen durch GATC Biotech .  .  .  .  .  .  .                                                                                                         64

Jahresberichte der Arbeitsgruppen
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Diagnostik  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                     67
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Finanzen und Steuern  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                      68
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                               70
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Human Resources .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                   71
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Industrielle Bioökonomie  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                        72
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Innovation, Unternehmertum und Arbeitsplätze  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                                       73
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                              74
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Regulatorische Angelegenheiten  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                    75
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Schutzrechte und technische Verträge  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                             76
Jahresbericht der Arbeitsgruppe Technologietransfer  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                 77
Jahresbericht des Arbeitskreises der Bioregionen in der BIO Deutschland  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                             78

Fördermitglieder und Partner der Branche  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                          80

Die Mitglieder des Verbandes .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                      82

Termine für 2014 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                 90

Impressum .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         90

                                                                  BIO Deutschland · Jahrbuch 2013/2014                                                                                                 3
Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
Grußwort

                             Liebe Mitglieder, liebe Partner                      schließlich Gymnasiasten, haben optimales
                             und Freunde der BIO Deutschland,                     biologisches Fachwissen und nur ein Prozent
                                die Bioökonomie soll unsere Zukunft sichern.      hat ein optimales Bildungsniveau beim biologi-
                             Kaum eines der Gegenwarts- und Zukunftsthe-          schen Erkenntnisgewinn.
                             men der Menschheit scheint von Bioökonomie              Diese Quote ist für Mathe viermal, für Physik
                             unberührt zu bleiben: Ernährung, Gesundheit,         zehnmal und für Chemie elfmal so hoch. Das
                             Umwelt, Klima und Energie. Die Bioökonomie           heißt, wenn die Schülerinnen und Schüler in
                             kann der entwickelten Welt seine Zukunfts-           der Oberstufe nicht massiv aufholen, ist in
                             fähigkeit erhalten und gleichzeitig der sich         einem normalen Abiturjahrgang einer Schule
                             entwickelnden Welt zu ökologisch dauerhaft           wahrscheinlich nicht ein einziger Schüler, der
Dr. Peter Heinrich           sinnvollen Wachstumschancen verhelfen.               biologische Experimente nachvollziehen und
Vorstandsvorsitzender           Was müssen wir tun, um den erhofften Inno-        ihre Bedeutung vollständig erfassen kann.
                             vationsschub zu erreichen? Reicht der vorhan-           Und das kann einen noch nicht einmal wun-
                             dene politische Wille?                               dern, denn wir fahren ja die Schülerbildung in
                                In Deutschland gibt es zum einen die „Natio-      dem Bereich zurück. Zum Beispiel nachzulesen
                             nale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“           in einem Internetblog: „ ‘Das Projekt Hannover­
                             des Forschungsministeriums, zum anderen seit         GEN wird beendet.’ Mit diesem lapidaren Satz
                             diesem Jahr auch die Politikstrategie Bioöko-        stampft die neue rot-grüne Regierung von
                             nomie des Landwirtschaftsministeriums. Es            Niedersachsen ein Vorzeigeprojekt ein, was
                             gibt erste branchenübergreifende Allianzen, die      wegen seines Erfolges eigentlich sogar auf
                             mit neuen Prozessen und Produkten Märkte             das gesamte Bundesland ausgeweitet werden
                             erobern und Kunden begeistern wollen. Und            sollte. Seit 2008 können Schüler hier an ‘Stütz-
                             es gibt zudem sehr lesenswerte Berichte und          punktschulen’ selbst u. a. molekularbiologische
Dr. Viola Bronsema           Empfehlungen des Bioökonomierates sowie              Experimente durchführen. [Gentechnikgegner
Geschäftsführerin            ambitionierte regionale Initiativen. Auch die        behaupteten, dass] das Projekt nur zur ‘Akzep-
                             EU hat weitere Schritte eingeleitet. Es soll eine    tanzbeschaffung’ für Gentechnik auf dem Acker
                             Öffentlich-Private Partnerschaft geben, die sich     diene, blieben einen Nachweis dafür allerdings
                             „Bio-Based Industry Initiative“ (BBI) nennt. Der     bis zuletzt schuldig.“ 3 Es gab Stellungnahmen,
                             Boden ist bereitet.                                 offene Briefe und Unterschriftenlisten, in denen
                                Was wir jetzt auf keinen Fall tun dürfen, aber   der Ministerpräsident aufgefordert wurde,
                             tatsächlich leider derzeit machen, ist: die Aus-    ­HannoverGEN nicht einzustellen. Ohne Erfolg.
                             bildung von Kompetenz unserer Gesellschaft              Wer von Ihnen meint, dass es gelingen kann,
                             im Gebiet der Biotechnologie zu verhindern.         in den nächsten Dekaden eine Bioökonomie
                             Biotechnologie ist in soweit eine generische        zu implementieren, ohne dass Schulkindern
                             Technologie, als dass sie klare Grundprinzipien     biologisches und biotechnologisches Wissen
                             hat, die sich auf alle Gebiete ihrer Anwendung      vermittelt wird? Ohne dass die Kinder in der
                             übertragen lassen. Das Unternehmen „Targeted        Schule in ausreichendem Maße Genetik und
                             Growth“ hat zum Beispiel Erkenntnisse aus der       Biotechnik erlernen?
                             Krebsforschung genutzt, um den Ertrag von               Kennen Sie vielleicht einen Landespolitiker
                             Energiepflanzen zu erhöhen.1                        persönlich? Dann sagen Sie ihm oder ihr doch
                                Jedes Kind sollte heute die Grundsätze der       bitte, was Sie darüber denken.
                             Biologie, insbesondere Genetik und Biotech-
                             nologie, aus dem „Eff-Eff“ können, um auf die         Vielen Dank.
                             Zukunft angemessen vorbereitet zu sein. Der
                             bundesweite Vergleich der Bildung deutscher
                             Schüler in den Fächern Mathematik, Biologie,
1 OECD 2009:
                             Chemie und Physik, den die Kultusministerkon-
„The bio­economy to 2030“
2 www.iqb.hu-berlin.de/
                             ferenz beauftragt hatte,2 hat allerdings gerade
laendervergleich/lv2012/     Erschreckendes zu Tage gefördert:                     Dr. Peter Heinrich         Dr. Viola Bronsema
Bericht                         Nur vier Prozent der Schüler, die in der           Vorstandsvorsitzender      Geschäftsführerin
3	SciLogs:                  neunten Klasse sind und die mindestens einen
http://tinyurl.com/o5xje6x   mittleren Schulabschluss anstreben – ein-

   4                         Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
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Lage der Branche

                               Wir befinden uns 2013 nicht nur in einem wich-                 die Bereitschaft der Firmen in Forschung und
                            tigen Wahljahr sondern auch im Jahr des 60. Ju-                   Entwicklung (FuE) zu investieren nach (siehe.
                            biläums der Entschlüsselung der DNA-Struktur.                     Abbildung 1). Die Ausgaben dafür sinken seit
                            Für viele der Startschuss der Molekularbiologie                   2008. Dies mag zum Teil darin begründet liegen,
                            und modernen Biotechnologie. Letzteres wurde                      dass Firmen mit der Zeit reifer geworden sind
                            auch in der dieses Jahr zum ersten Mal stattfin-                  und Investitionen eher im Bereich Marketing
                            denden „European Biotech Week“ besonders                          und Vertrieb getätigt werden als in FuE. Die
                            hervorgehoben, an der sich BIO Deutschland                        prekäre Finanzierungslage von Innovationen
                            als einziger deutscher Branchenverband beteiligt                  in Deutschland macht allerdings Investitionen
                            hatte. Die Biotechnologie berührt heute fast alle                 in Forschungsaktivitäten sehr schwierig. Das
                            Bereiche des Alltags, sie ist Innovationstreiber                  sechste Jahr in Folge fand kein Börsengang
                            und Zukunftstechnologie. Die deutsche Biotech-                    eines deutschen Biotechnologie-Unternehmens
                            nologie-Branche ist im europäischen Vergleich                     statt (Stand Oktober 2013).
                            in vielen Bereichen, wie der Krebsforschung und
                            der industriellen Biotechnologie, sehr erfolgreich.                  Die Summe aus Venture-Capital (VC) und
                            Spiegelt sich dies auch in den Wirtschaftszahlen                  Kapitalerhöhungen über die Börse bis zum
                            der Branche wider? Auf den ersten Blick ja.                       Ende des dritten Quartals 2013 ist zwar ins-
                                                                                              gesamt höher als im vergleichbaren Zeitraum
                               Die Zahlen belegen: mehr Firmen, mehr                          2012 (240 Mio. Euro im Jahr 2012 gegenüber
                            Umsatz, mehr Mitarbeiter. Der durchschnittliche                   277 Mio. Euro im Jahr 2013). Davon waren im
                            Umsatz der Branche stieg um 10,9 Prozent                          Vergleichszeitraum 2012 insgesamt 145 Mio.
                            auf 2,9 Milliarden Euro, den bislang höchsten                     Euro aus Wagniskapital. Ein Wert, der nur des-
                            Jahresumsatz der deutschen Biotech-Branche                        halb so hoch war, da es der Tübinger CureVac
                            (siehe Abbildung 1). Darin enthalten sind alle                    GmbH und der Zwingenberger BRAIN AG ge-
                            Sektoren der Biotechnologie. Neben der medi-                      lungen war zwei große Finanzierungen (80 bzw.
                            zinischen Biotechnologie waren hier Firmen mit                    60 Mio Euro) mit Family Offices abzuschließen.
                            nicht-spezifischen Produkten und Dienstleis-                      In den ersten drei Quartalen 2013 konnten
                            tungen die größten Umsatzbringer. Die Anzahl                      dagegen nur gut 92 Mio. Euro VC eingeworben
                            dedizierter sowie nicht-dedizierter Unternehmen                   werden (siehe Abbildung 2). Der Curetis AG
                            hat sich ebenfalls wieder leicht erhöht. Genauso                  gelang die in 2013 bisher höchste Einwerbung
                            wie die Zahl der Mitarbeiter seit 2009 kontinu-                   von 12,5 Mio. Euro, gefolgt von der Suppremol
                            ierlich ansteigt.1 Auch die Unternehmen selbst                    GmbH (9,5 Mio. Euro), der AdvanceCor GmbH
                            schätzen ihre aktuelle Geschäftslage allgemein                    (6,5 Mio Euro) und der Dermatools Biotech
                            als gut oder befriedigend ein.2                                   GmbH (5,2 Mio. Euro).

                            Zurückhaltung bei Investitionen in FuE                               Der unumstrittene Star des Jahres 2013
                              Aber das ist nur ein Teil des Bildes. Trotz                      bei der Beschaffung frischen Kapitals ist die
                            steigender Umsatzzahlen lässt seit Jahren                         ­Morphosys AG. Das Martinsrieder Unternehmen

                            Mio. Euro          Umsatzentwicklung                Entwicklung FuE-Aufwendungen
                            3 000                                                                                               +10,9 %
                                                                                                                   +10,5 %
1 Die deutsche Biotech-     2 500                                                                 +8,7 %
                                                                +9 %            -0,3 %
nologie-Branche 2013,                                                                                                                            2903
                            2 000              +14 %
biotechnologie.de,
                                                                                                                                                              Quelle: biotechnologie.de

                                                                                                                             2619
April 2013                  1 500                                        2191              2184             2374
2 Trends in der                                         2011
                                        1759     +8 %           +1,1 %            -1,4 %             -3 %             -4 %                -4 %
deutschen Biotechnologie-   1 000
Branche 2013,                                  971             1049             1061              1046             1015             975                 937
                             500
Firmenumfrage 2012–2013,
BIO Deutschland,                0
Transkript, Januar 2013                  2006            2007             2008              2009              2010             2011                2012
                            Abbildung 1: Umsatz und FuE-Ausgaben der dedizierten Biotechnologie-Unternehmen

  6                         Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
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Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
Lage der Branche

Mio. Euro         Venture Capital                Kapitalerhöhungen über die Börse           IPOs                Fördermittel

       700
                                                                             45

       600

                                                                   -12 %     335

                                                                                                                                              Quelle: biotechnologie.de, BIO Deutschland
       500                                                                             0%
                 52
                             -3 %
       400       127
                                                                  +175 %
                         -26 %           51      0%                                                                 47
       300       24                                                                 -79 %
                         -100 %                            51
                                         94                                                             +26 %       95
                                                +30 %
       200                                                122
                 297                                              +126 %     321                   45                               184
                          -32 %                 -29 %                                                   +26 %
       100                               202                                        -77 %          70               205
                                                          142
                                                                                                   72   +50 %                        92
         0
                2007                    2008              2009               2010               2011               2012             2013*

Abbildung 2: Finanzierung dedizierter Biotechnologie-Unternehmen (* bis 31. Oktober 2013 – ohne Fördermittel)

                                    schloss gleich zwei gewinnbringende strate-             wird besonders gefördert? Die Bioökonomie
                                    gische Allianzen (mit GlaxoSmithKline und mit           in Deutschland erfreut sich nach wie vor auch
                                    Celgene für zwei Antikörperprogramme) und               bei der Politik großen Zuspruchs. Nach der
                                    erhielt zusätzlich 130 Mio. Euro über Kapitaler-        schon in 2010 aufgelegten Nationalen For-
                                    höhungen an der Börse. Die Ergebnisprognose             schungsstrategie Bioökonomie 2030 mit einem
                                    für 2013 wurde daraufhin nach oben korrigiert.          Gesamtvolumen von 2,4 Mrd. Euro (davon
                                                                                            100 Mio. Euro für die industrielle Biotechnolo-
                                    Risikokapital vermeidet das Risiko                      gie), beschloss das Bundeskabinett dieses Jahr
                                       Die neusten VC-Zahlen belegen einmal mehr            auch die Politikstrategie Bioökonomie, welche
                                    das eklatante Fehlen des Risikokapitals in              die biobasierte Wirtschaft in Deutschland zu-
                                    Deutschland. Im Vergleich dazu war der Anstieg          sätzlich stärken soll. Die Biotechnologie wird als
                                    in Europa in den ersten sechs Monaten dieses            Schlüsseltechnologie und als Motor der interna-
                                    Jahres mit einem Verfünffachen des Venture              tionalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
                                    Capital (VC)-Volumens auf 628 Mio. US Dollar            Wirtschaft bezeichnet. Auch der Bioökonomie-
                                    hoch. In Europa wagten im vergangenen Jahr              rat trat dieses Jahr in neuer Konstellation zu-
                                    immerhin acht Firmen den Börsengang, vier               sammen, um die Bundesregierung in wichtigen
                                    davon allein im dritten Quartal 2013. In Ameri-         Fragen zu beraten. Am 10. Juli startete die Eu-
                                    ka sind die Zahlen erwartungsgemäß deutlich             ropäische Kommission ein neues Innovations-
                                    höher. In den vergangenen vier Quartalen ist            und Investment-Paket, das fünf „Joint Techno-
                                    dort ein stetiger Aufwärtstrend zu erkennen, mit        logy Initiatives“ (JTI) enthält. Eines davon auch
                                    insgesamt 24 Initial Public Offerings (IPO) mit         für biobasierte Industrien. Die Öffentlich-Private
                                    einem sprunghaften Anstieg von fünf auf 13 im           Partnerschaft, die sich „Bio-Based Industry
                                    zweiten Quartal 2013.3 Während sich in den USA          Initiative“ (BBI) nennt, hat die zentralen Zielset-
                                    der Anstieg bei der Wagniskapital-Finanzierung          zungen, die Verantwortlichen in den Industrien
3 Yang W, 2Q13 – an IPO             zwar generell verlangsamte, war bei den Life            Forstwirtschaft, Kraftstoffe/Energie, Materialien,
revival, Nature Biotechno-          Sciences im letzten Quartal eine deutliche Zu-          Papier, Landwirtschaft, Pflanzenzucht, Lebens-
logy, 2013, 8, S. 672               nahme (27 Prozent) zu sehen. Nur der Software-          mittel, Chemikalien sowie Pharma zu vernetzen
4 Pricewaterhouse­
                                    Industrie gelang es dort noch mehr Risikokapital        und die unterliegenden Wertschöpfungsketten
Coopers, Biotech boost.
                                    einzuwerben als der Biotech-Branche.4                   zu integrieren.5 Die Kommission stellt dafür eine
September 2013,
abrufbar im Internet:
                                                                                            Mrd. Euro, das Konsortium selbst 2,8 Mrd. Euro
http://tinyurl.com/qd5kqhp          Was leisten staatliche Förderprogramme?                 für die nächsten sieben Jahre zur Verfügung.
(13. September 2013)                  Im Mix der Finanzierungsquellen hat die               Nach längerem Ringen haben sich die EU-
5 Transkript, Nr. 8–9,              staatliche Förderung mit 47 Mio. Euro in 2012           Mitgliedsstaaten auch auf einen Kompromiss
19. Jahrgang 2013                   den kleinsten Anteil (siehe Abbildung 2). Was           zur EU-Förderung im neuen Rahmenprogramm

   8                                Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
We are MACS
Together, let’s discover

                 At Miltenyi Biotec, we are dedicated to one simple goal –
                 helping scientists translate their ambitions into reality. We are
                 committed to developing solutions that will enable you to not
                 only explore the cell, but expand its possibilities. We’re proud
                 to provide you with technologies that are innovative and of
                 the highest quality – whether you work in basic research,
                 translational medicine, or cell therapy.

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Jahrbuch 2013/2014 - BIO Deutschland
Lage der Branche

                             für Forschung und Innovation „Horizon 2020“        drei Jahren zu finanzieren,. Dafür stehen in den
                             verständig. Ursprünglich geforderte Kürzungen      nächsten drei Jahren Mittel bis zu 150 Mio. Euro
                             sind vorläufig nicht mehr vorgesehen und das       zur Verfügung. Ob dies tatsächlich zu mutigeren
                             achte Forschungsrahmenprogramm „Horizon            Investitionen führt, bleibt abzuwarten.
                             2020“ der EU wird vermutlich mit 70 Mrd. Euro
                             ausgestattet werden. Die „Innovative Medicines     Politische Weichenstellungen sind nötig
                             Initiative“ 2 (IMI 2), der gegenüber zwar noch        Staatliche Fördermittel- und Programme
                             ein Rest Skepsis von Seiten der KMU besteht,       alleine können das dringend benötigte Kapital
                             wurde im Juli dieses Jahres gestartet. Die EU      für Forschung und Entwicklung allerdings nicht
                             steuert über 1,7 Mrd. Euro aus „Horizon 2020“      bereit stellen. Schon länger angemahnte Ge-
                             zu dem Gesamtbudget bei.                           setzesänderungen sind trotz Versprechungen
                                                                                von Seiten der Politik nicht umgesetzt worden.
                               Besonders bedacht wurde auch die Erfor-          Kredite werden nach wie vor aufgrund hoher
                             schung der seltenen Krankheiten. Der Natio-        Eigenkapitalquoten der Banken verteuert, das
                             nale Aktionsplan für Menschen mit seltenen         Körperschaftsgesetz wurde nicht geändert,
                             Erkrankungen wurde diesen Sommer vorge-            was heißt, dass Verlustvorträge bei Verände-
                             stellt und umfasst neben einem Maßnahmen-          rung der Beteilungsstruktur nach wie vor verlo-
                             katalog auch Projektfördermittel in Höhe von       ren gehen können. Eine steuerliche Förderung
                             27 Mio. Euro.                                      von FuE wurde nicht durchgesetzt. Ein Vor-
                                                                                schlag muss nun auf den Tisch. Die steuerliche
                               Der Weg von der Forschung in den Markt ist       Förderung des innovativen Mittelstand durch
                             oft ein hohes finanzielles Risiko für Unterneh-    die Erstattung von 10 Prozent der Personalkos-
                             men und Investoren, wenn die Verwertungspo-        ten in Bereich FuE wäre eine Möglichkeit, dem
                             tentiale noch unklar sind. Die Fördermaßnahme      Rückgang bei FuE-Investitionen entgegen zu
                             „Validierung des Innovationspotenzials wissen-     steuern.
                             schaftlicher Forschung – VIP“, 2010 vom BMBF
                             gestartet, hat hier in den letzten Jahren gute     Was bringt die nächste Legislaturperiode?
                             Starthilfe geleistet. Die Nachfrage nach der so      2013 war ein großes Wahljahr für Deutschland
                             genannten Brückenförderung ist hoch und wur-       und daher auch ein spannendes und wichtiges
                             de bisher auf diesem Weg mit 100 Mio. Euro         Jahr für die Arbeit von BIO Deutschland.
                             gefördert. Ob und wenn wie dieses erfolgreiche
                             Programm weitergeführt wird, ist noch unklar.      Was plant die neue Regierung und was kann
                                                                                die Biotech-Branche von ihr erwarten?
                               Auch das Förderprogramm „Zentrales                 Zum jetzigen Zeitpunkt können wir darüber
                             Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) hat         nur spekulieren. Bei Druck dieses Jahrbuchs
                             zum Ziel, marktnahe und vorwettbewerbliche         war Deutschland noch ohne Koalitionsvertrag
                             innovative Forschungsprojekte zu fördern. Das      und ohne Kabinett.
                             Programm ist stark nachgefragt und wurde in
                             seiner Laufzeit bis Ende 2014 verlängert. Bisher      Die Biotech-Branche hat uns in unserer Bran-
                             sind 169,5 Mio. Euro aus diesem Programm in        chenumfrage Einsicht in ihre Einschätzung ge-
                             die Biotechnologie geflossen.6                     geben. Die Erwartungen in das aktuelle ebenso
                                                                                wie in das zukünftige politische Klima sind
                                Der High-Tech Gründerfond II, der 2011 mit      weiter gesunken. Ebenso sehen weniger Unter-
                             einem Fördervolumen von knapp 300 Mio. Euro        nehmen die zukünftige Geschäftslage positiv
                             startete wird mit ca. 75 Prozent seines Volumens   im Vergleich zum Jahr davor. BIO Deutschland
                             ganz wesentlich durch den Bund finanziert. Das     wird daher auch in der nächsten Legislaturpe-
                             im Mai 2013 neu aufgelegte Programm „Investi­      riode nach Kräften weiter daran arbeiten, die
6 Zentrales Innovations-
programm Mittelstand
                             tionszuschuss Wagniskapital“ des Bundes-           Rahmenbedingungen für innova­tive kleine und
(ZIM), Statisitk,abrufbar    ministeriums für Wirtschaft und Technologie        mittelständische Unternehmen zu verbessern.
im Internet:                 versucht durch einen Zuschuss von 20 Prozent
http://tinyurl.com/qbkfm42   für Investoren Anreize zu schaffen, junge Un-
(Oktober 2013)               ternehmen mindestens für einen Zeitraum von

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Die treibende Kraft der Bioökonomie
Die Biotechnologie bahnt einen Weg zur Nachhaltigkeit

                 Ein Viertel des gesamten für 2020 prognos-      Rohstoff optimiert worden sind, zunächst
              tizierten Benzinbedarfs innerhalb der Euro-        die C6- und C5-Zuckermonomere aus der
              päischen Union könnte von Zellulose-Ethanol        Zellulose und Hemizellulose des Strohs. Die
              gedeckt werden, das aus Getreidestroh              Enzymproduktion verläuft dabei prozessin-
              gewonnen worden ist. Nach Schätzungen              tegriert, was die Kosten erheblich senkt. Die
              des Bloomberg New Energy Finance Reports           entstandene Zuckerlösung wird anschließend
              könnten es unter Einbezug weiterer lignozel-       mit einer eigens entwickelten Hefevariante zu
              lulose-haltiger Reststoffe je nach Szenario        Bioethanol fermentiert. Die simultane Fermen-
              sogar 62 Prozent sein. Das zeigt, wie groß         tation von C6- und C5-Zuckern gelingt dank
              das Potential nachwachsender Rohstoffe ist,        dieses speziellen Hefestammes und erhöht die
              fossile Energieträger zu ersetzen, ohne dabei      Ethanolausbeute gegenüber herkömmlichen
              in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion         Verfahren, die nur Glukose vergären können,
              zu treten. Die Erschließung dieses Potentials      um 50 Prozent. Somit erreicht das Verfahren
              wird sowohl die Abhängigkeit vom Erdöl als         hohe Produktausbeute. Die gesamte Prozess­
              auch die Emission von Kohlendioxid signifikant     energie wird aus den Nebenprodukten wie
              verringern. Die Biotechnologie spielt dabei eine   dem Lignin gewonnen und macht den Einsatz
              entscheidende Rolle. Denn ohne moderne             zusätzlicher fossiler Brennstoffe überflüs-
              biotechnologische Verfahren wäre die Aufbe-        sig, was zu einer Kohlendioxid-Einsparung
              reitung energiereicher Moleküle aus Stroh oder     von knapp 95 Prozent führt. Die Anlage ist
              nicht-essbaren Pflanzenteilen, die aus einem       inzwischen vom International Social Science
              fest verwobenen Gemisch aus Lignin, Hemi-          Council (ISCC) zertifiziert, so dass das dort
              zellusose und Zellulose (sogenannter Lignozel-     aus Stroh hergestellte Ethanol als Biokraftstoff
              lulose) aufgebaut sind, unmöglich. Das zeigt       in den Verkehr gebracht werden darf. Inner-
              sich beispielhaft in der Demonstrationsanlage      halb der nächsten zwei bis drei Jahre sollen
              der Clariant, die in Straubing seit Juli 2012      die ersten großvolumigen Produktionsanlagen
              jährlich bis zu 4.500 Tonnen Stroh in 1.000        entstehen.
              Tonnen Bioethanol verwandeln kann.
                                                                   Die Energiegewinnung ist aber nur eine Seite
              Produktionsanlagen für Zellulose-Ethanol           des Aufschlusses von Biomasse. Mindestens
                In dem sogenannten sunliquid®-Verfahren          ebenso wichtig ist ihre stoffliche Nutzung.
              lösen in dieser Anlage Biokatalysatoren, die       So können etwa die Zuckermonomere aus
              auf die Prozessbedingungen und auf den             der Zellulose auf der sunliquid®-Plattform als
                                                                                                                    Foto: iStock

 12           Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Daniela Kolenc-Conté, Gesundheitspionier

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Die treibende Kraft der Bioökonomie

                          Ausgangsstoff biobasierter Chemikalien wie                       chemische Verfahren biologisieren und diese
                          zum Beispiel organischer Säuren dienen.                          damit ökologisch verträglicher und energie-
                          Zellulose-Ethanol wiederum kann nicht nur als                    effizienter machen. Sie wird in der Land- und
                          Treibstoff eingesetzt werden, sondern auch für                   Forstwirtschaft die Ertragskraft steigern. Das
                          die Synthese von Kunststoffen.                                   kann einerseits über eine Optimierung der
                                                                                           Widerstandskraft und des Inhaltsreichtums
                          Bioraffinerie prägt Spitzencluster                               von Nutz- und Nährpflanzen wie Getreide oder
                            Der Versuch, biogene Bausteine stofflich                       Kartoffeln gelingen. Denn neben der traditio-
                          und energetisch zu nutzen, wird auch in Bio-                     nellen Pflanzenzüchtung ist die biotechnologi-
                          raffinerien unternommen, die dafür großtech-                     sche Veränderung von Pflanzen und Zellen von
                          nische Prozesse etablieren, die dem „steam                       enormer Bedeutung, wenn es gilt, die primäre
                          reforming“ und dem „steam cracking“ bei der                      Produktion nachwachsender Rohstoffe zu
                          Aufbereitung und Verarbeitung des Erdöls                         verbessern. Andererseits ist eine bewusste
                                                                                           Wiederverwertung von Abfällen und damit eine
                                                                                           Vernetzung bisher unabhängiger Wertschöp-
                                                                            Foto: iStock   fungsketten in Betracht zu ziehen. Auch dafür
                                                                                           liefert die Biotechnologie die notwendigen
                                                                                           Werkzeuge.

                                                                                           Biotechnische Abfallverwertung
                                                                                              So ist es dem Unternehmen N-Zyme Biotec
                                                                                           gelungen, schadstoffarme Gerbstoffe aus
                                                                                           Olivenblättern zu entwickeln, und zwar so
                                                                                           erfolgreich, dass es die entsprechenden
                                                                                           Produkte inzwischen in seiner Ausgründung
                                                                                           Wet-Green vermarktet. Mehr als eine Million
                                                                                           Tonnen dieser Blätter fallen in Europa jährlich
                                                                                           bei der Olivenernte und dem Rückschnitt der
                                                                                           Bäume als Abfall an. Daraus lassen sich durch
                                                                                           schonende Extraktion und biotechnologische
                                                                                           Prozessierung Wirkstoffe zur Lederherstellung
                          entsprechen. Die Pilotanlage einer solchen                       gewinnen, die frei von giftigen Gerbchemika-
                          Bioraffinerie ging im Dezember 2012 in Leuna                     lien wie Chrom sind. Das hautschonende und
                          in Betrieb. Sie verarbeitet Holzschnitzel von                    biologisch abbaubare „Olivenleder“ gilt als so
                          Buchen und Pappeln zu Zuckermonomeren                            innovativ und hochwertig, dass BMW es für die
                          und Lignin. Die Bioraffinerie ist das Kernstück                  Innenausstattung seines im November 2013
                          des Spitzenclusters BioEconomy Mittel-                           eingeführten Elektroautos i3 verwendet. Mit ei-
                          deutschland, dessen Ziel es ist, „eine weltweit                  nem anderen Verfahren nachhaltiger Restever-
                          beispielhafte Umsetzung der Bioökonomie im                       wertung macht die Firma Qmilch Deutschland
                          Maßstab einer ganzen Region zu erreichen“.                       nicht nur in der Modewelt auf sich aufmerk-
                                                                                           sam: Sie verwendet das Casein von Rohmilch,
                             Hinter dem Begriff Bioökonomie verbirgt                       die verfallen ist und nicht mehr als Lebens-
                          sich dabei die Vision einer Zukunft, in der un-                  mittel verwendet werden darf – das sind in
                          ser Wohlstand nicht mehr vom Verbrauch be-                       Deutschland allein 1,7 Millionen Tonnen jährlich
                          grenzter fossiler Ressourcen abhängt, sondern                    – als Ausgangsprodukt einer Textilfaser, die
                          mit Hilfe der Biotechnologie aus natürlichen                     antibakterielle und temperaturregulierende
                          Stoffkreisläufen schöpft. Klimafreundlich und                    Eigenschaften hat.
                          umweltschonend will die Bioökomonie bevor-
                          zugt nachwachsende Ressourcen zur Ernäh-                         Biobasierte Grund- und Spezialstoffe
                          rung der wachsenden Weltbevölkerung und                             Als Schlüsseltechnologie belebt die indus-
                          zu deren Versorgung mit Energie und Produk-                      trielle Biotechnologie nicht nur die direkte
                          tionsgütern nutzen. Sie wird in der Industrie                    Verwertung von Biomasse. Sie dient auch der

  14                      Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Die treibende Kraft der Bioökonomie

Entwicklung biobasierter Grund- und Spezial-          Coca Cola zum Beispiel soll dann nur noch in
stoffe. Großen Unternehmen der Lebensmit-             „Plant Bottles“™ erhältlich sein.
tel- und Konsumgüterbranche wie Procter &
Gamble und Coca-Cola helfen biotechnolo-                Auch andere Kunststoffe, die auf dem Welt-
gische Verfahren dabei, ihre Nachhaltigkeits-         markt in großen Mengen nachgefragt wer-
programme zu verwirklichen. Sie haben sich            den, lassen sich aus biologisch gewonnenen
in einem „Joint Venture“ zusammengeschlos-            Bausteinen aufbauen, wie das von der Wacker
sen, um PET-Kunststoff-Flaschen und -ver-             Chemie verfolgte Projekt des Polyvinylacetats
packungen so weit wie möglich aus bioba-              zeigt, dessen Monomer aus Ethen und Acetat
sierten Vorstufen herzustellen. PET besteht zu        gefügt ist. Während Ethen durch klassische
30 Prozent aus Monoethylenglykol, das sich            Dehydratation aus Bioethanol gewonnen
im „Plant Bottle“™ -Verfahren aus pflanzlichen        werden kann, bieten sich für die Synthese von
statt wie bisher aus erdölbasierten Rohstoffen        Bioacetat verschiedene Wege an, in denen
herstellen lässt. Die Produktionskapazität für        fermentative Prozesse mit einer klugen Folge­
teilweise biologisch abbaubare PET-Flaschen           chemie verknüpft sind. So kann Acetat im
beträgt schon heute 620.000 Jahrestonnen.             proprietären ACEO®-Verfahren in Bioraffinerien
Bis 2020 soll sie auf fünf Millionen Jahres-          der ersten Generation aus einer wässrigen
tonnen wachsen, was PET zum weltweit                  Bioethanollösung über eine energieautarke
meistproduzierten Biokunststoff machen wird.          Gasphasenoxidation erzeugt werden. Der

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                                                               BIO Deutschland · Jahrbuch 2013/2014                               15
Die treibende Kraft der Bioökonomie

                          enzymatische Aufschluss von Lignocellulose         und durch den geringeren Energieverbrauch
                          in Bioraffinerien der zweiten Generation liefert   viele Millionen Tonnen Kohlendioxid einspa-
                          den C4-Körper 2,3-Butandiol, auf den dieselbe      ren. Auch als Futtermittelzusatz sind opti-
                          Gasphasenoxidation anwendbar ist.                  mierte Enzyme gefragt. So hilft die Phytase
                                                                             Schweinen und Geflügel beim Verdauen
                          Biopolymere auf dem Vormarsch                      des Pflanzeninhaltsstoffes Phytat und senkt
                             Biopolymere sind ein Werkstoff der Zukunft      dadurch die Phosphatbelastung der Umwelt
                          und werden vielerorts erforscht und entwickelt.    erheblich.
                          Eine aktuelle Erfolgsmeldung entstammt einer
                          Kooperation des dänischen Biotech-Unterneh-          Aminosäuren, Antibiotika und Vitamine zäh-
                          mens Novozymes mit den Chemie-Unterneh-            len neben Biopolymeren zu den Substanzen,
                          men BASF und Cargill. Im Technikumsmaßstab         die durch den Einsatz von Biokatalysatoren
                          gelang es den beteiligten Forschern, Biomasse      bei relativ geringem Druck und niedriger Tem-
                          zur Herstellung von 3-Hydroxypropionsäure          peratur in wässrigen Lösungen synthetisiert
                          einzusetzen, dem Ausgangsstoff der Acrylsäu-       werden können – mit einer hohen Selektivität
                          re. Diese entsteht bisher als Nebenprodukt der     und Spezifität. Das erhöht den Wirkungsgrad
                          Erdölverarbeitung und wird für Superabsorber       und die Ausbeute und vermindert Neben- und
                          in Windeln oder Verbandsmaterial verwendet.        Abfallprodukte sowie Emissionen, was wie-
                          Einer Studie des Nova-Institutes zufolge wird      derum Material und Energiekosten spart. Die
                          sich der Anteil von Biopolymeren am weltweiten     sanften Verfahren der industriellen Biotechno-
                          Kunststoffmarkt innerhalb der nächsten acht        logie verändern zunehmend auch die Herstel-
                          Jahre verdoppeln – von 1,5 auf drei Prozent.       lung von Arzneimitteln, die meist mit einem
                          Nicht nur Drop-in-Polymere, die ihren Ge-          besonders hohen Verbrauch an Rohstoffen,
                          schwistern fossilen Ursprungs im Massenmarkt       Lösungsmitteln und Energie sowie einem
                          für Polyethylen oder Polypropylen aufs Haar        hohen Abfallaufkommen verbunden ist.
                          gleichen, begründen dieses Wachstum, son-
                          dern auch neue Kunststoffe wie die Polymilch-      Nachhaltige Pharmazie
                          säure, deren Produk­tion per se biobasiert ist.       Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
                                                                             unterstützt deshalb mit ihrem Förderpro-
                          Enzyme als Synthesehelfer                          gramm „Nachhaltige Pharmazie“ die ressour-
                            Die Bereitstellung von Enzymen, die ent­weder    censchonende und effiziente Herstellung von
                          als Biokatalysatoren die Synthese komplexer        Arzneimitteln. Beispielhafte Projekte dieses
                          organischer Moleküle erleichtern beziehungs-       Programms präsentierte sie gemeinsam mit
                          weise erst ermöglichen oder die als aktive         BIO Deutschland auf einem Gemeinschafts-
                          Komponenten in Endprodukte eingehen, ist eine      stand bei der Biotechnica 2013. Dazu gehört
                          weitere Domäne der industriellen Biotechno-        die umweltfreundliche Synthese von Arznei-
                          logie. Diese Enzyme werden meist fermentativ       mitteln aus der Klasse der Profene bei der
                          mittels gentechnisch veränderter Mikroorganis-     Firma Chiracon in Luckenwalde. Profene sind
                          men produziert. Auch Pflanzen und Algen kom-       als Antirheumatika und Schmerzmittel weit
                          men für ihre Produktion in ­Frage. Die Auswahl     verbreitet. Wirksam sind nur die optisch links
                          der geeigneten Organismen ist entscheidend,        drehenden S-Enantiomere dieser Substanzen.
                          um die biosynthetische Kreativität der Natur       Bei der chemischen Synthese entsteht jedoch
                          zu erschließen. Die Gensequenz der Enzyme          stets ein Gemisch aus S- und dem spiegel-
                          wird gegebenenfalls durch Mutagenese und           bildlich verkehrten R-Enantiomeren. Die bio-
                          Rekombination verändert, um sie für industrielle   technische Synthese ermöglicht es dagegen,
                          Zwecke zu optimieren.                              nur die wirksamen S-Enantiomere herzustel-
                                                                             len. Sie steht damit für eine erhöhte Ausbeute,
                            Als aktive Komponenten sorgen maßge-             geringeren Rohstoffeinsatz, weniger Abfälle
                          schneiderte Enzyme wie Proteasen, Lipasen          und vor allem auch für eine bessere Wirksam-
                          oder Amylasen für immer umweltfreundlichere        keit und ein geringeres Nebenwirkungspo-
                          Waschmittel, die schon heute bei 40 Grad           tenzial. An ähnlichen Prozessoptimierungen
                          bessere Leistung als früher bei 60 Grad bringen    der Pharmawirkstoffsynthese, die es bei den

  16                      Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Durchflusszytometrie | Zellanalytik |
Molekulare Diagnostik

                                                                                                                  Reagenzien, Kits
                                                                                                                  und Zubehör

                                                              CyScope® Fluoreszenz-
                                                              und Durchlichtmikroskope

                                                                                                                                              10.13
                                                                                                                                              www.cyclos-design.de

                            CyFlow® Durchflusszytometriesysteme                          CyFox® Real-Time „All in one“
                                                                                         Gelelektrophorese-System

  Applikationen
  Diagnostik | Forschung             Mikrobiologie                     Industrie                            Agrosciences
  Immunologie                        Zellzählung/Sortierung            Qualitätssicherung in                Detektion der Ploidiestufe
  HIV/AIDS, Malaria, TB              Hefen/Bakterien/Virus/            der Lebensmittel- und                DNA-Analyse
  Hämatologie, Pathologie            Lebend/Tot-Analyse                Getränkeindustrie                    Detektion von Hybriden
  Krebsforschung                     Toxikologie                       Kosmetik                             Zelltypusidentifikation
  DNA-Analyse                        Aquakulturen                      Biomonitoring                        in natürlichen Populationen

Partec GmbH       Telefon +49 3581 8746-0                                                           Partec hat Niederlassungen und Distributoren
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Die treibende Kraft der Bioökonomie

                                                                                            Geschäftsfelder darüber hinaus in intensiven
                                                                                            „in-house“-Aktivitäten.

                                                                                            Brückenschlag zwischen Forschung
                                                                                            und Markt unterstützen
                                                                                              Für den Erfolg der von der Bundesregierung
                                                                                            formulierten Nationalen Forschungsstrategie
                                                                                            Bioökonomie 2030 ist es essentiell, Unterneh-
                                                                                            mensgründungen im Bereich der industriellen
                                                                                            Biotechnologie noch stärker zu fördern. Denn
                                                                                            diese sind – obwohl gerade vom Mittelstand
                                                                                            wertvolle Impulse zur Biologisierung der
                                                                                            Chemie ausgingen – im Vergleich zur biome-
                                                                                            dizinisch ausgerichteten Biotechnologie nach
                                                                                            wie vor relativ gering. Das liegt einerseits an
                                                                                            der Dominanz der chemischen Großindustrie,
                                                                                            die lukrative Arbeitsmöglichkeiten bietet und es
                                                                                            für Gründungswillige schwierig macht, nach-
                                                                                            haltige Nischen für eigenes Unternehmertum
                                                                                            zu finden, andererseits an unzureichenden Zu-
                                                                                            gangsmöglichkeiten zu notwendigem Kapital.
                                                                                            Darüber hinaus wäre es wünschenswert, wenn
                                                                             Foto: iStock

                                                                                            die Translation von Ergebnissen aus Forschung
                                                                                            und Entwicklung in den Markt, staatlicherseits
                                                                                            stärker gefördert würde, wie das in Ländern
                                                                                            wie den USA üblich ist. Denn während die For-
                                                                                            schungs- und Entwicklungsleistung im Bereich
                          Biotechnologietagen in Stuttgart vorstellte,                      der industriellen Biotechnologie in Deutschland
                          arbeitet auch das junge Unternehmen Enzy-                         exzellent ist, wird die Brücke von Pilot- über
                          micals, eine Ausgründung aus der Universität                      Referenz- zu Produktionsanlagen noch zu
                          Greifswald. Dabei kooperiert es sowohl mit                        selten begangen.
                          der Biotech-Firma BRAIN als auch mit einem
                          mittelständischen Pharmachemikalienhersteller                        Die industrielle Biotechnologie ist weltweit
                          und liefert damit einen weiteren Beleg für die                    zum wichtigsten Impulsgeber und Transforma-
                          innovationsfördernde Rolle des Mittelstandes                      tor der chemischen Industrie geworden. Nach
                          bei der Umsetzung von Ideen, die ursprünglich                     Prognosen von Festel Capital werden 2020
                          aus den Universitäten stammen.                                    bereits 22 Prozent aller Chemieprodukte auf
                                                                                            biotechnologischem Weg hergestellt werden.
                            61 deutsche KMU konzentrierten sich 2012                        2030 werden, so schätzt die deutsche Akade-
                          auf die industrielle Biotechnologie, wie eine                     mie der Technikwissenschaften „Biomaterialien
                          Branchenumfrage von biotechnologie.de im                          und Bioenergie ein Drittel der gesamten indus-
                          Auftrag des Bundesministeriums für Bildung                        triellen Produktion ausmachen“. Als tragende
                          und Forschung (BMBF) ergab. Der Großteil                          Säule einer wissensbasierten Bioökonomie er-
                          dieser Unternehmen ist für die Nahrungs- und                      weist sich inbesondere die industrielle Biotech-
                          Futtermittelbranche tätig oder fungiert als                       nologie zunehmend als conditio sine qua non
                          Zulieferer für die Herstellung von Arzneimittel-                  für den Weg in eine ökonomisch, ökologisch
                          mitteln. Rund zwei Drittel dieser Unternehmen                     und sozial nachhaltige Zukunft, wie sie auf dem
                          wurden erst 2000 oder danach gegründet,                           Gipfel von Rio de Janeiro 1992 als überlebens­
                          meist als „spin-offs“ aus Forschungsinstituten.                   notwendiges Ziel für die Entwicklung der
                          Zahlreiche Großunternehmen der deutschen                          Menschheit formuliert wurde.
                          Chemiebranche betreiben die industrielle Bio-
                          technologie wegen deren Bedeutung für ihre

  18                      Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
a Novartis company

BIOTECH
MANUFACTURING
  SOLUTIONS

        Because
       experience                            Customized solutions for:
         matters                             • Process development/optimization
                                             • Process characterization
                                             • Microbial cGMP manufacturing at 1300L,
                                               3000L, 13000L and 40000L scale
                                             • Mammalian cell culture cGMP manufacturing
                                               at 3000L, 13000L and 2x13000L scale
                                             • FDA/EMEA/PMDA approved facilities

        For further information please contact: Dr. Friedrich Nachtmann, Biopharmaceuticals, Head Biotech Cooperations
        6250 Kundl, Austria, Phone: +43 (0)5338 200 680, friedrich.nachtmann@sandoz.com, www.sandoz.com
Der Verband

                                                                              ... und bietet
                                                                              seinen Mitgliedern u. a.:
                                                                              1.	Vertretung der gemeinsamen Interessen
                                                                                    in Berlin und Brüssel
                                                                              2.	Vergünstigungen bei nationalen und inter-
                                                                                    nationalen Veranstaltungen
                                                                              3. Kostenfreies „Transkript“-Abonnement
                                                                              4.	Kostenfreies Abonnement der Zeitschrift
                                                                                    „European Biotechnology Science and
                                                                                    Industry News“
                                                                              5.	Kostenfreies Abonnement der Zeitschrift
                                                                                    „BIOspektrum“
                                                                              6.	neues Webportal zur gleichnamigen
                                                                                    Zeitschrift – Laborwelt.de
                                                                              7.	20 Prozent Rabatt auf Stellenanzeigen im
                                                                                   ­„Transkript“
                                                                              8.	20 Prozent Rabatt auf die Dienst­leistungen
                                                                                    von Pharma­jobs.com (Stellenanzeigen
                                                                                    schalten, Bewerberprofile einsehen,
 Die BIO Deutschland                                                               ­Bannerschaltungen)
­Geschäftsstelle befindet                                                     9.	Sonderkonditionen bei D&O-Versicherungen
 sich im Verbändehaus
 in Laufweite zum Regie-
                            BIO Deutschland setzt                                   für Biotech-Unternehmer
 rungsviertel               sich ein für:                                     10.	Monatlicher Newsletter mit aktuellen
                                                                                    Verbands- und Förderprogramm-Nach-
                            …	international wettbewerbsfähige Rahmen-              richten, exklusiven Technologietransfer-
                               bedingungen für die Biotech-Industrie.               angeboten und Plattform für Angebote für
                            …	bessere steuerliche Bedingungen, geeignet            BIO Deutschland-Mitglieder
                               für innovative, forschungsintensive Unter-     11.	„Rechtsinfo-Aktuell“ alle zwei Monate
                               nehmen und deren Investoren.                   12. Zugang zu den elf Arbeitsgruppen
                            …	faire Regeln für den Patentschutz für kleine         ·	Arbeitsmarkt und Ausbildung (HR)
                               und mittlere Unternehmen in Europa.                  ·	Deutsch-US-Amerikanische
                            …	die Vermeidung von unlauterem Wett­                      Zusammenarbeit
                               bewerb.                                              ·	Diagnostik
                            …	die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen               ·	Finanzen und Steuern
                               Wissenschaft, Mittelstand und Groß­industrie         ·	Gesundheitspolitik
                               in den Spitzentechnologien.                          ·	Industriele Bioökonomie
                            …	die Förderung des Nachwuchses in den                 ·	Innovation, Unternehmertum und
                               naturwissenschaftlichen Berufen und die                 ­Arbeitsplätze
                               Fort- und Weiterbildung sowie angemes­               ·	Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit
                               sene Bezahlung von Fachkräften.                      ·	Regulatorische Angelegenheiten
                            …	die Würdigung des Beitrags der for-                  ·	Schutzrechte und technische Verträge
                               schungsintensiven Wirtschaftszweige für              ·	Technologietransfer
                               unsere Zukunft.                                13.	Rechtsberatung – Von Mitgliedern für
                            …	den Abbau von Bürokratie und Zulassungs­-           ­Mitglieder
                               hürden für innovative Produkte und Dienst-     14.	Kostenlose Mitgliedschaft für ordentliche
                               leistungen.                                          BIO Deutschland-Mitglieder in der Deutschen
                                                                                    Gesellschaft Industrielle Zelltechnik e. V.
                                                                              15.	Spezielle Abo-Konditionen auf die Pro-
                                                                                    dukte des Branchen­informationsexperten
                                                                                    BioCentury
                                                                              16. Zugang zu Partnerverbänden

   20                       Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Der Verband

Arbeits- und Organisationsstruktur der BIO Deutschland sowie eine Auswahl an derzeit bearbeiteten Themen:

  Zehnköpfiger Vorstand                                         Arbeitsgruppen
  Dr. Peter Heinrich, Geschäftsführer                           ·   A       usbildung und Arbeitsmarkt (HR)
  pH Biotech-Consulting, Planegg                                ·   Deutsch-US-Amerikanische Zusammenarbeit
                                                                                                                            Geschäftsstelle
                                                                ·    Diagnostik
  Norbert Hentschel, Kaufmännischer                                                                                         in Berlin
                                                                ·     Finanzen und Steuern
  Geschäftsführer der Miltenyi Biotec GmbH,                                                                                 Sekretariat,
                                                                ·      Gesundheitspolitik
  Bergisch Gladbach                                                                                                         Management und
                                                                ·       Industrielle Bioökonomie
  Prof. Dr. Andre Koltermann, Leiter des Biotech                                                                            Geschäftsführung
                                                                ·       Innovation, Unternehmertum und Arbeitsplätze
  & Renewables Centers der Clariant Produkte                    ·        Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit
  (Deutschland) GmbH, München                                   ·        Regulatorische Angelegenheiten
  Peter Pohl, Vorstandsvorsitzender der GATC,                   ·         Schutzrechte und technische Verträge
  Biotech AG, Konstanz                                          ·          Technologietransfer

  Roland Sackers, Finanzvorstand der
  Qiagen N.V., Hilden
                                                                Themenschwerpunkte
  Oliver Schacht, PhD, Vorstandsvorsitzender                    · W irtschaftsthemen (Innovationsfinanzierung, Steuer- und Kapitalmarktrecht,
  der Curetis AG, Holzgerlingen                                    Forschungsförderung etc.)
  Dr. Christian Schetter, Geschäftsführer                       · Gesundheitspolitik (frühe Nutzenbewertung, Biosimilars, Erstattung von
  der Fresenius Biotech GmbH, München                              ­Innovationen, Orphan Drugs etc.)
                                                                · Geistiges Eigentum und Patente (Small Entity Status, EU-Patent, Biopatent®,
  Dr. Jan Schmidt-Brand, Geschäftsführer                             Neuheitsschonfrist etc.)
  der Heidelberg Pharma GmbH, Ladenburg                         · Diagnostik (Companion Diagnostics, Revision EU-IvD & Medizinprodukte® etc.)
  Dr. Rainer Wessel, Direktor des Clusters für                  · Regulatorische Hürden (Arzneimittel für neuartige Therapien, Klinische
  Individualisierte Immunintervention (CI3) e. V., Mainz            ­Prüfung – Revision EU-Recht etc.)
                                                                · Pflanzenbiotechnologie (Freisetzungsrichtlinien, Gentechnikgesetz, Monitoring etc.)
  Dr. Sylvia Wojczewski, Geschäftsführerin                      · Bioökonomie (Energiewende, effiziente Biomassenutzung, Carbon Footprint,
  der BioSpring GmbH, Frankfurt am Main                            Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz etc.)

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Chronik
November 2012 bis Oktober 2013

                               November 2012                                   Vertreter der Geschäftsstelle sowie einige Mit-
                                                                               gliedsunternehmen und befreundete Verbände
                               BIO Deutschland Geschäftsstelle bezieht         teil. Die Teilnehmer diskutierten über das der-
                               neue Büros in Berlin Mitte                      zeit von der Industrie stark kritisierte Arznei-
                                 Nach neun Jahren im berlinbiotechpark,        mittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG).
                               beschloss die Geschäftsstelle von BIO           Besprochen wurde auch die Notwendigkeit,
                               Deutschland, näher an das Zentrum des           bereits in frühen Phasen der klinischen Ent-
                               politischen Geschehens zu ziehen. So packte     wicklung die für die spätere Preisfindung not-
                               das Team die Umzugskisten und zog in das        wendigen Daten zu generieren, was für kleine
                               Verbändehaus an der Spree in Berlin Mitte um.   und mittlere pharmazeutische Unternehmen
                               Seit 1. November arbeitet die Geschäftsstelle   eine weitere zeitintensive und finanzielle Hürde
                               nun zentral in Nähe zum Regierungsviertel       darstellt und auch für Investoren als ein zusätz-
                               und anderen Verbänden daran, die Interessen     liches Investitionsrisiko anzusehen ist. Dadurch
                               der BIO Deutschland Mitglieder bestmöglich      dass andere europäische Länder Deutsch-
                               umzusetzen.                                     land als Referenzland für die Preisfindung von
                                                                               Arzneimitteln nutzen, hat das AMNOG auch
                                                                               Auswirkungen über die Grenzen Deutschlands
                                                                               hinaus. Diese Thematik wurde eingehend
                                                                               diskutiert, der Vergleich zur Preisfindung in
                                                                               den USA beleuchtet sowie die Belastung der
                                                                               deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit be-
                                                                               züglich der biopharmazeutischen Entwicklung
                                                                               durch das neue System thematisiert.

                                                                               BIO Deutschland bei der Bio-Europe
                                                                               in Hamburg
                                                                                 Die größte Biotechnologie-Konferenz Euro-
                                                                               pas, die Bio-Europe 2012, endete am 14. No-
                                                                               vember 2012 mit fast 3.000 Teilnehmern aus
                                                                               den Bereichen Biotechnologie, Pharma und
   Vorstandsvorsitzender                                                       Finanzwesen von über 1.600 Unternehmen im
    der BIO Deutschland,                                                       Congress Center Hamburg (CCH).
   Peter Heinrich (li.), und
  Jim Greenwood, Präsi-                                                           Unter den 124 Ausstellern aus 19 Ländern
dent und Geschäftsführer
      der amerikanischen
                                                                               war auch BIO Deutschland mit einem eigenen
 Biotechnologie Industrie                                                      Stand in der Messehalle präsent und konn-
       Organisation (BIO)                                                      te neben eigenen Zielen und Maßnahmen
                                                                               zur Förderung der Biotechnologie auch die
                               Besuch der amerikanischen Biotechnologie        Mitgliedsunternehmen, die zuvor ihre Daten
                               Industrie Organisation (BIO) in Berlin
                                 Hoher Besuch aus den USA zu Gast bei
                               BIO Deutschland. Am 14. November 2012
                               besuchten Jim Greenwood, Präsident und
                               Geschäftsführer der amerikanischen Biotech-
                               nologie Industrie Organisation (BIO), und Jo-
                               seph Damond, Vizepräsident der BIO, die BIO
                               Deutschland in Berlin um sich über aktuelle
                               Themen in den Bereichen Pharma und Biotech
                               auszutauschen.
                                                                               Vorstandsmitglied der BIO Deutschland, Rainer
                                Neben dem Vorstandsvorsitzenden der BIO        Wessel (li.), und Anika Appelles, BIO Deutschland,
                               Deutschland, Peter Heinrich, nahmen auch        bei der BIO-Europe in Hamburg

   22                          Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
Chronik – November 2012 bis Oktober 2013

zur Verfügung gestellt hatten, anhand einer        In der anschließenden Sitzung des Health­
Bildschirmpräsentation vorstellen.              care Councils berichteten die EuropaBio
                                                Vertreter zu aktuellen Themen, wie der
BIO Deutschland beim National                   Überarbeitung der Clinical Trials Directive, den
­Associations Meeting (NAC) und                 Fortschritten bei der Tajani Initiative, welche
 ­Healthcare Council in Brüssel                 u. a. die Förderung der Zulassung von ­Orphan
   Am 20. November 2012 nahm ein Vertre-         Drugs beinhaltet, sowie dem geplanten
ter der BIO Deutschland-Geschäftsstelle am       EuropaBio Workshop zu Nutzenbewertungen
alljährlichen Herbsttreffen der EuropaBio-Ar-   ­Health Technology Assessment) am 6. Dezem-
beitsgruppen in Brüssel teil. Zentrales Thema    ber 2012 in Brüssel. Zudem war Thomas Hey-
war die European Biotech-Week, die anlässlich    nisch von der Generaldirektion Unternehmen
des 60. Geburtstages der Entdeckung der          und Industrie der EU-Kommission als Gast
DNA-Struktur in der ersten Oktoberwoche          zugegen und stand für Fragen zur Verfügung.
2013 in ganz Europa durchgeführt werden
sollte. Hierzu waren die nationalen Biotech-      Der Vorstandsvorsitzende der BIO Deutsch-
Verbände aufgerufen, verschiedene Aktionen      land, Peter Heinrich, hat am 22. November
zum Thema Biotechnologie anzubieten, um         2012 am Board-Meeting der EuropaBio in
den Focus der Politik und Öffentlichkeit auf    Brüssel teilgenommen. Hier wurden u. a. auch
diese Spitzentechnologie zu lenken.             die „Unitary Patent System“ (UPS) Gesetzge-

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          Hamburg and Schleswig-Holstein

                                                                              Facing the Challenge
                                                                              500 companies, research institu-
                                                                              tions, hospitals and universities in
                                                                              the Life Science Nord region create
                                                                              pioneering lead solutions for
                                                                              medical devices, biotechnology
                                                                              and the healthcare industry.

                                                                              Visit us!
          Innovation for your Health                                          www.life-science-nord.net
                       SCHLESWIG-HOLSTEIN, HAMBURG
Chronik – November 2012 bis Oktober 2013

                        bung diskutiert und beschlossen, eine Ände-         gehalten haben und einen wertvollen Beitrag
                        rungseingabe bezüglich des problematischen          für die Umwelt leisten.
                        Artikels 14h der „Unitary Patent System“-
                        Gesetzgebung anzustrengen, da dieser über              Im Anschluss leitete Nadine Schön (­siehe
                        das vermutlich beabsichtigte Ziel der Wahrung       Foto), MdB, in ihrem Impulsvortrag in die
                        der Pflanzenzüchter-Interessen hinausschießt        Diskussion über und unterstrich hierbei die
                        und andere Biotech-Anwendungen hinsichtlich         Wichtigkeit der attraktiven Gestaltung des
                        der Patentierbarkeit ihrer Erfindungen limitieren   Standortes Deutschland für Neugründer und
                        würde. Dies würde die Akzeptanz des UPS             mittelständische Unternehmen. Diskutiert
                        schmälern. Auch hierzu wurde die Arbeits-           wurden unter anderem das Erneuerbare-Ener-
                        gruppe Intellectual Property konsultiert und        gien-Gesetz sowie mögliche Maßnahmen zur
                        kurzfristig um eine Stellungnahme gebeten.          Information der Bevölkerung über die (Weiße)
                                                                            Biotechnologie. Einige Vortragsinhalte, wie
                        Parlamentarisches Frühstück in Berlin               zum Beispiel die CO2-Fixierung durch Algen
                          Am 27. November 2012 veranstaltete BIO            und Mikroorganismen oder die Nutzung von
                        Deutschland in der Parlamentarischen Ge-            Abfallprodukten/-strömen zur Energiegewin-
                        sellschaft in Berlin ein politisches Frühstück      nung wurden weiterhin im Detail besprochen.
                        zur Vorstellung des für Deutschland immer           Die Resonanz seitens der anwesenden Politi-
                        wichtiger werdenden Wirtschaftszweiges der          ker war sehr positiv und das Treffen somit ein
                        Bioökonomie. Neben Mitgliedern des Bun-             voller Erfolg auf dem Weg in eine biobasierte
                        destages (MdB) waren Unternehmerinnen und           Zukunft. Im Rahmen der Veranstaltung wurde
                        Unternehmer aus dem Bereich der Industriel-         ebenfalls das Faltblatt der Arbeitsgruppe „In-
                        len („Weißen“) Biotechnologie vertreten sowie       dustrielle Bioökonomie“ der BIO Deutschland
                        einige wenige geladene Gäste.                       vorgestellt.

                          Den Begrüßungsvortrag zu dem Thema                IP-Experten tauschen sich in Berlin
                        Technologieförderung hielt der Schirmherr der       zum Patentrecht aus
                        Veranstaltung, Heinz Riesenhuber, MdB und             Am 28. November 2012 hat die erste „Patent
                        ehemaliger Bundesminister für Forschung und         on Life Sciences“-Konferenz unter dem Motto
                        Technologie.                                        „A Search for Best Practices – Challenges at
                                                                            the Leading Edge“ in Berlin stattgefunden. Die
                                                                            Veranstaltung wurde vom Josef Kohler-Institut
                                                                            zusammen mit der amerikanischen Bundesan-
                                                                            waltskammer organisiert.

                                                                               Die Konferenz bildete eine Plattform für ei-
                                                                            nen lebhaften Austausch zwischen deutschen
                                                                            und amerikanischen Patentexperten zu aktuel-
                                                                            len patentrechtlichen Themen. Berichtet wurde
                                                                            zu aktuellen Fällen des US-Patentrechts, über
                                                                            die aktuelle Entscheidung des Senats zum
                                                                            „Brüstle Patent“, die am Vortag erging, über
                                                                            den letzten Stand zum EU-Patent, zu den
                                                                            Forderungen zur Änderung der Biopatentricht-
                                                                            linie sowie zum TRIPS Abkommen. Außerdem
                                                                            wurden die Schwierigkeiten bei der Umstellung
                                                                            des US-Patentsystems auf ein First-to-File-
Nadine Schön (MdB)                                                          System erläurtert. Die Auswirkungen dieser
bei ihrem Vortrag in      Es folgten Beiträge von Experten zur Lage         Umstellung für die USA und Europa wurden
der Parlamentarischen   und den Fortschritten im Bereich der Wei-           diskutiert.
Gesellschaft
                        ßen Biotechnologie anhand von Produkt-
                        Beispielen, die bereits Einzug in unseren Alltag

  24                    Jahrbuch 2013/2014 · BIO Deutschland
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