ZOO - Der Markt - IHK-Freizeitbarometer 2018 - IHK Magdeburg
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Der Markt I N M I T T E L D E U T S C H L A N D Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg 9/2018 IHK-Freizeitbarometer 2018 BESUCHERMAGNET ZOO
EDITORIAL Foto: Hotel Ratswaage Magdeburg der Sachsen-Anhalt-Tourismus wächst weiter. es nicht darum, Trends nur um des Trends we- Immer mehr Gäste kommen in unser schö- gen hinterher zu laufen und sich zu verbiegen. nes Bundesland. Das vergangene Jahr war für Vielmehr stehen Authentizität und Glaubwür- das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt mit einem digkeit im Vordergrund, um nicht die Gäste- Umsatzwachstum von 5,0 Prozent insgesamt wünsche aus den Augen zu verlieren. Das ist ein gutes Jahr. Das bestätigen auch die regel- sicherlich keine leichte Aufgabe für die Un- mäßigen IHK-Saisonumfragen. ternehmer inmitten des Alltagsgeschäfts mit dem stetig steigenden Verwaltungsaufwand. Das ist die gute Nachricht. Es gibt aber auch Dennoch gibt es sie, die Unternehmer mit au- eine andere. Die Branche steht vor großen ßergewöhnlichen und mutigen Projekten und Herausforderungen. Wir sprechen über Nach- Ideen im Marketing, in der Nachwuchsfindung wuchs- und Fachkräftemangel, über Überalte- oder Mitarbeiterbindung. rung, über Konkurrenz durch Kettenhotellerie vor allem in den Städten – die Liste ist lang. Seien Sie gewiss: Diesen Herausforderungen Auf dem Land mussten nicht wenige Gast- wollen und werden wir uns stellen. Um im stätten und Pensionsbetriebe bereits aufge- besten Sinne des Wortes weiterhin gute Gast- ben. Weitere werden in den nächsten Jahren geber zu sein. folgen. Der Hauptgrund ist, dass viele Betrie- be beim Generationswechsel keinen Nachfolger finden. Hinzu kommen aufgeschobene Inves- titionen, die zuweilen schwierige Ertragssitua- tion der Branche und in nicht wenigen Fällen auch fehlende zeitgemäße Konzepte. Die Welt verändert sich. Auch in der Gastrono- mie und Hotellerie. Wer dauerhaft erfolgreich bleiben will, muss selbst aktiv sein. Er muss den Markt und seine Gäste kennen und auf Trends reagieren. Dazu gehören kreative An- Detlef Dahms gebote oder zukunftsträchtige Geschäftside- Geschäftsführer des Hotels Ratswaage en genauso wie ein erfolgversprechender Weg Magdeburg und Vorsitzender des zur Gewinnung von Fachkräften. Dabei geht Tourismusausschusses der IHK Magdeburg DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 3
TITELTHEMA Foto: watman - Fotolia 6 Tourismus und Gastgewerbe im Norden von Sachsen-Anhalt Kaum Personal, ungünstige Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung. Sieht so die Zukunft von Tourismus und Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt aus ? Unsere Reporter haben sich umgesehen. Sie haben Gastronomen, Hoteliers und Freizeitanbieter in der Altmark und im Harz besucht: Sylvia Kaiser, Betreiberin und Inhaberin der Pension Forsthaus Georgshöhe, Hotelchef Burghard Bannier (Foto, 2.v.l.) in Arendsee, Hotel-Geschäfts- führerin Kerstin Nagy in Wernigerode und Christel Zeitz in Immekath, die dort einen Familienbetrieb in vierter Generation führt. Die Reporter kamen zu - auch für uns - überraschenden Ergebnissen. TITELTHEMA IHK-REGIONAL IHK-INTERNATIONAL 18 2025 will Magdeburg 26 Führungswechsel bei 38 Plattform der Kulturhauptstadt sein Chocotech in Wernigerode Möglichkeiten Wir sprachen mit Tamás Szalay, Dipl.-Ing. Erhard Hilker, der das auf Erfahrungen und Kenntnisse Leiter des Bewerbungsbüros den Bau von Süßwarenmaschinen austauschen, Kontakte knüpfen, Magdeburg 2025, über das Wesen spezialisierte Unternehmen Chocotech Kooperationen anstoßen, das der Kulturhauptstadt, das Potenzial seit 2001 führt, geht in den ermöglicht die deutsch-schwedische Magdeburgs und Möglichkeiten für Ruhestand. Dr. Maik Dierks übernimmt Innovationsplattform German Swedish Unternehmer, die Bewerbung zu das Ruder. Tech Forum. unterstützen. 28 Die ersten Energiescouts 40 10. Gründungstag des im IHK-Bezirk Magdeburg Enterprise Europe Network 23 Größte Zuwächse 2018 gingen 24 Auszubildende Die IHK Magdeburg und die für Zoos und Tierparks aus elf Unternehmen erstmalig im tti Technologietransfer und Die Landesarbeitsgemeinschaft der Rahmen des Projekts »Energie- Innovationsförderung Magdeburg Industrie- und Handelskammern Scouts« auf die Suche nach Energie- GmbH hatten Unternehmen und in Sachsen-Anhalt hat das »IHK- Einsparpotenzialen in ihren Partner eingeladen, anlässlich des Freizeitbarometer Sachsen-Anhalt Unternehmen und setzten ihre 10. Jahrestages der Gründung des 2018« erstellt. Daran beteiligt Projektideen um. Nun wurde der Enterprise Europe Network gemeinsam haben sich gut 200 touristische Sieger gekürt. mit Arne Lietz, Europaabgeordneter Einrichtungen im Land. Wir stellen die aus Sachsen-Anhalt, über eigene wichtigsten Ergebnisse vor. MELDUNGEN Erfahrungen in und mit Europa zu diskutieren. 36 Neuigkeiten aus Wirtschaft, Politik und der Region. 41 EU-Blocking-Verordnung in Kraft getreten Am 7. August ist ein erster Teil der unter dem Nuklearabkommen zwischenzeitlich ausgesetzten Sanktionen der USA gegen den Iran wieder in Kraft getreten. 4 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
BERUFSBILDUNG IHK-AKTIV IHK-SERVICE 42 51 58 Berufsschulstandorte Ausschuss besucht 25 Jahre »Straße in Sachsen-Anhalt Stadtwerke Stendal der Romanik« Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt Die Mitglieder des Regionalausschusses Die »Straße der Romanik« feiert fordert Politik und Verwaltung im Land Altmark der IHK Magdeburg trafen sich zu ihren 25. Geburtstag, und zahlreiche nachdrücklich zu Bemühungen auf, die einer Sitzung bei den Stadtwerken Stendal Ausstellungen und Bauwerke an Saale und Berufsrahmenbedingungen zu verbessern. in der Hansestadt. Unstrut laden mit speziellen Angeboten ein. ENERGIESPARSEMINAR Unsere Energiesparseminare DES MONATS: sind für Sie kostenlos. BITTE VORHER ANMELDEN: Tel.: 0391 587-2154 energieseminare@ sw-magdeburg.de am 26.09.2018, um 18.30 Uhr www.sw-magdeburg.de SWM Kundencenter Die Digitalisierung umfasst nicht nur den Produktionsprozess, sondern auch Am Alten Theater 1 smarte Lösungen für Energieeinsparung, Heizung und Klimatisierung. Darüber 39104 Magdeburg hinaus finden sie Einsatz bei Systemen der Einbruchsicherheit und des Brand- schutzes. Wohin geht der Trend? Welche Modelle sind sinnvoll? PS: Die Anfahrt mit der MVB lohnt sich, wir schenken Ihnen Referent: Robert Jurrmann, Firma GS Gebäudesysteme und das Rückfahrticket. Michael Senner, Firma Hager DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 5
DIE KLAGE HÖRT MAN IMMER WIEDER: kaum Personal, ungünstige Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung. Sieht so die Zukunft von Tourismus und Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt aus ? WIR WOLLTEN ES GENAU WISSEN. Unsere Reporter haben sich umgesehen. Sie haben Gastronomen, Hoteliers und Freizeitanbieter in der Altmark und im Harz besucht. Und sie kamen zu - auch für uns - überraschenden Ergebnissen. Foto: Frank Drechsler DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 7
TITELTHEMA WIE GEHT DAS Geschäftsführerin Sylvia Kaiser freut sich, dass sie mit ihrem Blockhaus den Nerv der Zeit getroffen hat. Wer in der Pension Forsthaus Georgshöhe unweit des Hexentanzplatzes einchecken möchte, der ist gut beraten, dies rechtzeitig zu tun. Denn während anderswo die tatsächliche Auslastung den Wünschen der Betreiber schon mal hinterherhinkt, sollte man bei Betreiberin und Inhaberin Sylvia Kaiser Anmeldungen mindestens ein halbes Jahr im Voraus tätigen. Eher noch früher. Und das, obwohl die Pension doch eher abseits des üblichen Touristenmainstreams liegt. WIE GEHT DAS? 8 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
von FRANK DRECHSLER Das kommt bei allen sehr gut an.« Die Trends Thale. Es wurde ausgebaut, nach und nach D und aktuellen Themen, die Sylvia Kaiser ver- entstanden das Harzer Gästehaus, dann das as Erfolgsrezept ist simpel: Mit zeit- folgt, gehen immer mit der Modernisierung Blockhaus im kanadischen Stil. Das Interieur ist gemäßem Marketing sorgt Sylvia und gleichzeitigen Veränderungen im tag- rustikal, aber bei weitem nicht von der Stange. Kaiser fast immer für ein über Mo- täglichem Ablauf einher. Digitalisierung und Die Gäste sollen sich ja wohlfühlen und nach nate im Voraus ausgelastetes Haus. Nachhaltigkeit bei hoher Qualität der Ange- Möglichkeit wiederkommen. Es gibt eine Sau- Facebook, immer mehr aber auch Instagram bote seien die besten Instrumente, die der nahütte und einen Grillplatz, mit Feuerstelle, sind die Plattformen, auf die die gelernte Steu- Gastronomie Wege aus der Krise aufzeigten. die aber nur benutzt wird, wenn es die Um- erfachgehilfin setzt. »Natürlich machen wir Gerne dürfen es auch mal ungewöhnliche Ak- stände und das Wetter erlauben. auch die üblichen Aktionen wie Postkarten, tionen sein, wie ein gut besuchter Tag der of- Das erreiche man nur mit Nachhaltigkeit und legen Flyer und Prospekte aus. Das reicht aber fenen Tür oder aber die Teilnahme der Pensi- Qualität. So gibt es am reichhaltigen Früh- schon lange nicht mehr und wird angesichts on an der VOX-Doku-Reihe »Mein himmlisches stücksbuffet immer auch frische und selbst- der Papierberge von vielen auch gar nicht mehr Hotel«. Hierbei prüfen Hoteliers und Pensions- gemachte Marmeladen, Dips und Aufstriche. so wahrgenommen. Man muss sich abheben, betreiber die jeweils anderen Häuser der Kan- Dazu hausgebackenes Brot und viele ande- wenn man dauerhaft erfolgreich sein möch- didaten. »Alles, aber auch wirklich alles wurde re Leckereien, die einen gesunden Start in den Morgen abrun- den würden. Auch Wild kommt hier mal auf den Tisch. Das al- les hat natürlich auch seinen Preis. Bis heute sei schließlich so eini- ges investiert worden, sagt Sylvia Kaiser. Mit Billigangeboten sei das nicht zu machen. Das Preissegment sei angemessen, aber kei- neswegs zu teuer. Das alles habe nicht nur die Bindung zu den Gästen erhöht, son- dern auch zu einer deutlich höheren Ver- weildauer geführt. Gut eine Woche seien die meisten zu Gast, ein sehr guter Durch- schnitt. Die Modernisierun- gen werden natürlich weitergehen, das steht Fotos (2): Frank Drechsler für Sylvia Kaiser fest. Stehenbleiben hieße ja Rückschritt. Zunächst aber werde an den kleineren Stellschrau- Rustikal gemütlich sind die Zimmer im Blockhaus eingerichtet, das zur Pension Forsthaus Georgshöhe gehört. ben gedreht. Die Dienstplä- te«, erklärt die 49-Jährige. Facebook und In- unter die Lupe genommen und auf Herz und ne stehen seit kurzem nicht mehr auf dem Pa- stagram seien heute die Medien, mit denen Nieren geprüft. Das hat uns sehr viel Aufmerk- pier. Eine App auf dem Smartphone macht‘s man bevorzugt seine Zielgruppe erreichen und samkeit beschert und viele Buchungen.« möglich. »So sind wir alle miteinander vernetzt. auf sich aufmerksam machen könne. Hier habe Übernommen hat Sylvia Kaiser das Anwesen Eine Zettelwirtschaft, bei der schnell mal et- man einen direkten Draht zu seinen poten- im Jahr 2012 von ihren Eltern Helga und Hans- was durcheinander kommen kann, gibt es bei ziellen Kunden. Diese würden als so genann- Jürgen. Diese hatten die alte, ursprüngliche uns nicht mehr. Gebaut werden soll natürlich te Follower alles verfolgen, was sich auf der Georgshöhe, die sich nur wenige hundert Me- auch, aber nach und nach und nach Finanzla- Georgshöhe so tue. Welche Veränderungen es ter von der heutigen Pension befand, als Aus- ge. Und, wenn es die Lage im Handwerk zulas- gebe. Aber auch, was zurzeit umgebaut oder flugslokal bis zur politischen Wende betrieben. se. Lange Wartezeiten seien hier längst allge- erneuert werde. Auch Gutscheine biete sie des Als sich die Gelegenheit ergab, das schmucke genwärtig. Man brauche schon einen langem Öfteren an. Und: »Es wird immer mal wieder Forsthaus, in dem die beiden jetzt und auch Atem, um einen Handwerker zu bekommen. ein nettes Foto gepostet, hier sagen wir ger- Sylvia Kaiser wohnen, zu erwerben, kauften sie Dann könnte man ja das nächste Projekt, ein ne Danke für den Besuch in unserer Pension. das Grundstück samt Gebäude von der Stadt so genanntes Schlaf-Fass realisieren. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 9
TITELTHEMA Ausländische Azubis bringen ein Stück Mentalität mit von CHRISTIAN WOHLT M alerisch liegt das Flair Ho- wieder erzählt Hotelchef Burghard tel »Deutsches Haus« am Bannier seinen staunenden Gäs- »altmärkischen Meer« im ten von der Zeit, als die Grenze hier gleichnamigen Städtchen Arendsee. noch das Land teilte. Bewohner und Im Jahr 1838 nach einem Stadt- Besucher des grenznahen Raumes brand wiederaufgebaut und viele mussten mit vielen Einschränkun- Jahre lang als Preußische Poststa- gen und Kontrollen leben. Die BRD tion genutzt, zählt das markante galt für die Regierenden in der DDR Gebäude zu den wichtigsten tou- schließlich als feindliches Ausland. ristischen Anziehungspunkten. Das »Ich hatte immer einen Drang Gewölbe aus dem 15. und 16. Jahr- nach draußen und bin damals ab- hundert verweist auf eine noch viel gehauen«, berichtet Bannier. In längere Vergangenheit. den Westen türmen und die Fami- Nur wenige Kilometer weiter be- lie im Stich lassen wollte er nicht. gann einst das Sperrgebiet. Immer Für drei Jahre wurde daher die 10
tschechoslowakische Hauptstadt Prag sein Leute für meine Branche aus, indirekt profi- Ein teures Studium kam nicht infrage, und Wohn- und Arbeitsort. Noch heute schwärmt tieren wir auch«, sagt der Unternehmer, der in einen guten Ausbildungsplatz zu finden, ist in er von der Zeit, die sein Leben bereicherte. »Es der IHK Magdeburg und dem Fachverband DE- Sri Lanka fast ein Ding der Unmöglichkeit. In war mein Wunsch, mich im Ausland zu integ- HOGA aktiv ist. Die Azubis erlernten bei ihm Deutschland werden Azubis hingegen hände- rieren und in der Menge unterzugehen«, sagt nicht nur ihr Handwerk, sondern brachten an- ringend gesucht, erst recht in der Gastronomie. er. Das sei ihm gelungen. »Ich habe ein Stück dere Sichtweisen und einen Teil ihrer Kultur Was lag da näher, als den Jungen nach Arend- Mentalität mitgenommen«, so der Hotelier. mit. Das führte natürlich auch zu Problemen. see zu holen? Nicht für immer, das ist beiden Diese positive Erfahrung des Lebens, Lernen Größte Hürde bei allen: die Sprache. Diese sei Seiten klar. Vielleicht wird Rumesh nach der und Arbeitens im Ausland will er weitergeben. der Schlüssel, um auf Dauer in Deutschland Lehre noch ein paar Jahre in der Altmark blei- erfolgreich zu sein. ben. Irgendwann geht er aber sicher zur Fami- Erstaunlich akzentfrei spricht Rumesh Wetht- lie zurück. »Mit einem guten Beruf hat er eine In den Arbeitsalltag einbinden himuni deutsch. Der junge Mann aus Sri Lanka echte Chance, dem in Sri Lanka noch verbreite- ist erst seit wenigen Wochen im Land und wird ten Kastensystem zu entkommen«, so Bannier. Mit 20 Beschäftigten, 26 Hotelzimmern, 170 in Arendsee den Beruf eines Kochs erlernen. Restaurant- und Saalplätzen ist das »Deutsche Seine guten Sprachkenntnisse hatte er bereits Haus« eines der wichtigsten Unternehmen der zu Hause in einem Vorbereitungskurs erwor- Es gibt noch überkommenes Denken Region. Bis auf zwei, haben alle Mitarbeiter ben. Mit dem 22-Jährigen verbindet den Ho- hier auch ihren Beruf erlernt. Auszubildende telier mehr als nur ein Chef-Azubi-Verhältnis. Wer über das »rückständige Ausland« die Nase aus anderen Ländern gehören seit langem zur Er ist so etwas wie sein Patensohn. rümpft, sollte sich an selbige fassen. Auch in Selbstverständlichkeit. Selbst als sich noch 200 Wie es dazu kam, ist eine der Geschichten, Deutschland gibt es noch überkommenes Den- junge Leute auf eine Lehrstelle bewarben, war die nur das Leben schreiben kann: Mitte der ken, besonders in den Amtstuben. Wenn Ban- es Bannier wichtig, junge Menschen aus dem 1990er Jahr verbrachte Bannier mit seiner Frau nier an die bürokratischen Hürden denkt, die Ausland in den Arbeitsalltag einzubinden. Da- einen Urlaub auf der schönen, aber bitterarmen er überwinden musste, um jungen Menschen her stellte er auch Vietnamesen, Spanier und Insel. Dabei freundete er sich mit einem An- aus dem Ausland eine Ausbildung zu ermög- Italiener ein. gestellten, einem einfachen Hotelboy, an und lichen, schüttelt er immer wieder fassungslos Obwohl fast alle nach der Ausbildung die beschloss, dessen Familie zu unterstützen. Er den Kopf. Er schert aber nicht alle über einen beschauliche Altmark wieder verließen, hadert bezahlte dessen Sohn – Rumesh – das Schul- Kamm. Staatlich geförderte Programme seien Bannier nicht. Im Hotel- und Gastronomiege- geld für die Grundschule und ermöglichte ihm ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die werbe gehöre der Wechsel dazu. »Ich bilde die später, das Abitur zu machen. IHK sei in diesem Bereich sehr engagiert. Ein Pläuschchen auf der Straße gehört Foto: Christian Wohlt für die Hoteliers Sascha und Burghard Bannier sowie Azubi Rumesh dazu. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 11
TITELTHEMA Hotel Am Anger in Wernigerode mit Geschäftsführerin Kerstin Nagy. HOTEL-GESCHÄFTSFÜHRERIN KERSTIN NAGY ÜBER DEN FACHKRÄFTEMANGEL IN DER HOTELLERIE »Wir müssen unseren Mitarbeitern auch mal maßgeschneiderte Arbeitszeiten anbieten« Das Gastgewerbe hat in Sachsen-Anhalt einen hohen Stellenwert. Insbesondere im Harz, wo Hotellerie und Gastronomie ein wichtiges Bindeglied im touristischen Wirtschaftsgefüge sind. Soll das so bleiben, muss künftig an verschiedenen Stellschrauben deutlich nachjustiert werden. Kerstin Nagy, Geschäftsführerin im Hotel Am Anger in Wernigerode, weiß auch genau wo. 12 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
von FRANK DRECHSLER G eht es um gepflegte Gastlichkeit, der Mitarbeiter im Unternehmen ein genau oder gegen einen Beruf wird im Elternhaus dann steht der Harz ganz oben in so entscheidender Aspekt. Es sei für alle Mit- getroffen, also müssen wir uns dort bewer- der Gunst der Touristen. Das nörd- arbeiter wichtig, in was für einem Umfeld sie ben. Ein wirksames Zusammenspiel zwischen lichste Mittelgebirge ist für viele tagtäglich ihrer Arbeit nachgingen. Vertrau- Bildungspolitik, Branchenverbänden wie DE- Nordlichter, Hauptstädter und Bewohner der en und Wertschätzung seien von sehr großer HOGA sowie der IHK kann uns dabei helfen.« naheliegender Ballungszentren die allererste Bedeutung. Und auch der Wohlfühlgedanke Das Hotel am Anger in Wernigerode steht seit Adresse. Millionen Gäste kommen jährlich hier- dürfe nicht außer Acht gelassen werden. »Die über 20 Jahren bei Einheimischen wie Tou- her, besuchen Land und Leute. Sie fahren mit Work-Life-Balance muss einfach stimmen. Wir risten gleichermaßen hoch in der Gunst. 40 der Schmalspurbahn, kraxeln auf Harzer Ber- müssen unseren Mitarbeitern auch mal maß- Zimmer mit 85 Betten stehen zur Verfügung. ge und besichtigen die vielen Highlights, mit geschneiderte Arbeitszeiten anbieten. Nicht Große Teile des Komplexes, zu dem auch ein denen die Region tausendfach aufwartet. Dass irgendwelche Konstrukte, bei denen jemand eigenständig geführtes Café gehört, bildeten das auch hungrig und durstig macht, ist klar. vormittags drei Stunden arbeitet, dann nach früher einmal einen mittelalterlichen Bauern- Also schnell mal eingekehrt und eine der re- Haus gehen kann und am späteren Nachmit- hof. Mitte der 1990er Jahre wurde hier auf- gionalen Spezialitäten bestellt. Fertig. So ein- tag dann nochmal für fünf Stunden kommt. wändig saniert und umgebaut. Inhaber Uwe fach ist das. So einfach? Nun ja, nicht mehr Das macht heute niemand mehr mit und ist Steinmann und seine Familie hatten 1994 als so ganz. Auch im Harz schwebt der Fachkräf- daher auch nicht mehr zu vermitteln. Dann Erbengemeinschaft das alte Bauerngehöft ge- temangel wie ein Damoklesschwert über der doch lieber gleich mitarbeiter- beziehungswei- kauft, es zu einem Hotel umgebaut und 1996 ganzen Region. Gaststätten und Hotels su- se familienfreundliche Dienstpläne erstellen. eröffnet. Seitdem führt Kerstin Nagy das Haus chen händeringend gut ausgebildetes Personal. Da haben doch alle etwas davon«, ist sich die als Geschäftsführerin. Gemeinsam mit zehn Auch in Sachsen-Anhalts Touristenhochburg Wernigeröderin, die Sprachen und Tourismus Mitarbeitern sorgt sie für einen reibungslosen bedarf es gut ausgebildeter Fachkräfte, um den studiert hat, sicher. Worte wie Fluktuation und Ablauf. Die Wernigeröderin hat Sprachen und derzeitigen Qualitätsstandard in unzähligen Krankenstand würden dann deutlich weniger Tourismus studiert und beherrscht ihr Fach. kleineren und größeren Gastronomiebetrieben im alltäglichen Sprachgebrauch auftauchen. Die 56-Jährige liebt den Harz, seine Bewohner aufrechtzuerhalten. Fachkräftemangel ist auch und freut sich über die Touristen, von denen hier der Begriff, welcher immer öfter zur Spra- viele, die hier einmal gebucht haben, gerne che kommt. Das Thema wird mehr als ernst Aufstiegschancen klar aufzeigen immer wieder hierher kommen. »Seit Anfang genommen. Fast schon ein bisschen zu spät. an steht bei uns, wie in vielen anderen Häu- Gastwirtschaften werden aber gebraucht. Allerdings hake es auch an anderer Stel- sern unserer Branche auch, natürlich der Gast Sie sind nicht nur für den Tourismus, sondern le. Es muß uns gelingen, das Interesse für im Mittelpunkt. Und das ist auch gut so. Wir auch für das gesellschaftliche Leben vielerorts die Branche bereits im Elternhaus und in verstehen uns als Dienstleister, der den Gästen unentbehrlich. Ein wichtiger Wirtschaftsfak- der Schule zu wecken, um die Vielfalt der möglichst entspannte Stunden, Tage oder Wo- tor sind sie sowieso. Aktuell stehen aber nicht Ausbildungsberufe und die Aufstiegschan- chen bereitet. Damit das so bleibt, müssen wir wenige davon vor dem Aus. Unternehmen fin- cen klar aufzuzeigen. Die Entscheidung für als Unternehmen überzeugen.« den keine Mitarbeiter, haben Nachfolgeprob- leme oder stehen vor anderen Herausforde- rungen. Die gute Nachricht aber ist: Es gibt sie, die Wege, die für viele aus der Krise füh- ren könnten. »Zu lange wurde nach dem Prinzip Das- wird-schon-oder-eben-nicht verfahren. Dass das nicht funktioniert, sehen wir ja jetzt. Wir müssen die Branche und damit unsere Qua- litäten einfach wieder stärker vermitteln«, er- klärt Kerstin Nagy. Ein Geheimrezept habe sie natürlich auch nicht und könne auch keines aus der Tasche zaubern. Fest steht für sie aber, dass sich über die Jahre ein echtes Imagepro- blem aufgebaut habe, dass nun wieder gera- de gerückt werden müsse. »Jobs im Gaststät- tenbereich sind sehr viel besser, als ihr Ruf. Mit einer guten Ausbildung können junge Men- schen auf der ganzen Welt Erfahrungen sam- meln und mit ihrem Wissen und Erlerntem bei ihrer Rückkehr in ihre Heimat diese deutlich bereichern. Genügend Beispiele dafür belegen das eindrucksvoll. Welche andere Branche kann Fotos: Frank Drechsler das schon?« Wichtig, und darauf legt Kerstin Nagy beson- deren Wert, sei aber die Summe aller Faktoren, die nur gemeinsam zum Ziel führten. Anstän- dige Bezahlung sei das Eine. Das Wohlfühlen Das Luisen-Café am Hotel Am Anger in Wernigerode ist eine der ersten Adressen in der Stadt am Harz. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 13
TITELTHEMA In vierter Generation »Ich habe Familienbetrieb lebenslänglich von CHRISTIAN WOHLT W eit ist der Weg nach Immekath. In der herrlichen Weite der Altmark liegt das Dorf mit dem lieblichen Namen ganz im Westen. Abgeschie- den, kurz vor dem Grenzgebiet, stand hier die Zeit jahrzehntelang still. Gott sei Dank. So hat dieser Fleck seinen ursprünglichen Charme bewahrt. Auch heute tobt hier nicht unbedingt das Leben. Der Ort hat sich herausgeputzt, ist lebenswert. Neun Vereine gibt es, und zum Karneval geht es rund. Mittendrin, genau gegenüber der Kirche, ist noch immer der Dorfkrug, so wie es sich gehört. Seit 1805 kehren hier hungrige und durstige Gäste ein. Die Namen wechselten, doch die Inhaberfami- lie ist seit 1928 die selbe. Inzwischen mehr als 60 Jahre lang ist der »Gasthof zu den Linden« in weiblicher Hand. »Bei uns erben die Frauen das Geschäft«, sagt Christel Zeitz, die die Verantwor- tung von ihren Eltern Ilse und Willi Weber über- nahm. Ehemann Hans-Jürgen kam ein paar Jah- re später dazu. Beide sind Quereinsteiger, wie es die vorigen Inhaber auch waren. Eigentlich woll- te Christel den Betrieb nicht übernehmen. »Ich bin hier groß geworden, und als meine Eltern in den Ruhestand gingen, konnte ich es nicht mit anse- hen, dass das Haus geschlossen wird.« Sie wuss- te: »Wenn ich es nicht mache, macht es keiner.« Das war 1989, als noch niemand ahnte, dass aus dem abgeschiedenen Grenzdorf bald ein Durch- gangsort Richtung Westen wird. Erste Bundeskegelbahn in der Region Die Wende veränderte fast alles. Viele Leute zo- gen weg. Die Idee von einem Eiscafé blieb ein Traum. Und zu Mittag wollten die meisten lie- ber Fastfood, Immerhin hielten die Stammkun- den zur Stange. Zeitz´s wussten: Investieren oder sterben. So bauten sie eine moderne Kegelbahn in die frühere Scheune, die erste Bundeskegelbahn in der Region. Später kam ein großzügiger Saal für Feiern dazu. Das zog und hielt das Unterneh- men nicht nur über Wasser, sondern brachte ein gut gehendes Geschäft. Ein Großteil des Dorfle- bens spielt sich dort ab. Immerhin hat Immekath mit seinen knapp 500 Einwohnern neun Verei- Gastlichkeit in der Familie: Stephanie Schwerin über- ne. Nur der alte Gastraum mit seinen Holztischen nahm die Geschäftsführung von ihren Eltern Christel und Stühlen sowie dem mächtigen Tresen erinnert und Hans-Hügen Zeitz. noch an früher. Ganz bewusst wird die Tradition 14 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
hier gebucht« hier bewahrt. Das Geschäft läuft gut. Die Kredi- te sind abbezahlt. Beste Zeit, die Verantwortung wieder in jün- gere Hände zu geben. Seit rund einem Jahr hat Tochter Stefanie nun offiziell das Sagen im Haus. Der Name wechselte, sie ist verheiratet und heißt Schwerin. Ihr Mann arbeitet in Wolfsburg. Der Ge- nerationswechsel ist erstaunlich ähnlich gelaufen. Nicht nur, dass wieder die Frau das Ruder führt. Mutter Christel war 28 Jahre alt, als sie den Be- trieb übernahm. Tochter Stefanie ist jetzt 30. Die berufliche Selbständigkeit war auch nicht unbe- dingt ihr erster Herzenswunsch. Ihr älterer Bruder ging beruflich schon eigene Wege. »Ich wusste erst nicht so richtig, was ich werden will, wollte etwas mit Tieren oder Menschen machen«, erinnert sie sich. Das Gastgewerbe war ihr ja irgendwie in die Wiege gelegt. So erlernte sie in Arendsee den Be- ruf einer Hotelfachfrau. Gastgewerbe in die Wiege gelegt »Sie ist damit die erste in dem Gewerbe Ausge- bildete in der Familie«, freut sich Christel Zeitz. Wie auch schon bei der vorigen Generation da- mals, helfen die Eltern weiterhin tatkräftig mit und unterstützen Stefanie bei der Betreuung ihrer bei- den Kinder. Beide Familien wohnen getrennt, aber unter einem Dach. Ans Aufhören denken die Älte- ren noch lange nicht. »Ich habe hier lebensläng- lich gebucht«, schmunzelt Christel Zeitz. Ohne die Vorteile, die ein Familienbetrieb bietet, wäre die Weiterführung des Unternehmens wohl nicht ge- glückt. Der Beruf ist bei den jungen Leuten nicht mehr sonderlich attraktiv. Es sei heute schwierig Foto: ctpress für das Gastgewebe geeignete Leute zu finden. Aus Stefanies Berufsschulklasse ist inzwischen kei- ner mehr in der Branche tätig. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 15
TITELTHEMA Küchenspione im Elb-Havel-Winkel gesichtet Fischsuppe aus der Fischerstube Warnau Eine Imagekampagne in Kooperation der von JENNY FREIER »H ier jib´s doch nüscht - nur Würz- Hansestadt Havelberg, der Verbandsgemeinde fleisch, Toast Hawaii und so." Das musste man sich gelegentlich von Elbe-Havel-Land und der Einheimischen anhören bei der Frage nach den kulinarischen Besonderheiten in der Region im LEADER-Aktionsgruppe Elb-Havel-Winkel schönen Nordosten Sachsen-Anhalts. Aber was wird eigentlich wirklich im Elb-Havel-Winkel aufgetischt? Mit dieser Frage starteten Björn Gäde (LEA- DER-Manager LAG Elb-Havel-Winkel), Mari- na Heinrich (Kultur- und Tourismusbeauftrage Hansestadt Havelberg) und Jenny Freier (Tou- rismusmanagerin Verbandsgemeinde Elbe-Ha- vel-Land) Anfang des Jahres die Blogger-Akti- on »Küchenspione im Elb-Havel-Winkel«. Unter dem Leitthema "Genuss" wird jeden Monat ab- wechselnd bei Profi- und Hobbyköchen in die Pfannen und Töpfe zwischen Elbe und Havel geschaut. »Von traditionsreichen Gerichten wie Berheé oder Bierfisch bis hin zu modernen Re- zepten mit regionalen Produkten wie dem Wa- gyu-Burger oder der Spargel-Quiche ist alles dabei, was das Herz begehrt und die Region ausmacht«, berichtet die Touristikerin Marina Heinrich. Darüber hinaus werden zu den Ter- minen touristische Highlights und Projekte in der Region besucht. Bei ihren Entdeckungstouren werden die Küchenspione nicht nur von der »Havelberger Volksstimme« begleitet, sondern auch abwech- selnd von Food-, Lifestyle- oder Reise-Blog- gern aus ganz Deutschland. Diese berichten in den digitalen Medien über ihre Erlebnisse im Elb-Havel-Winkel und werben damit online für das ländliche Reiseziel. Follower können anhand der verschiedenen Blogbeiträge und den Berichten bei Facebook, Instagram, Twit- ter & Co. unter #elbhavelwinkel, #küchenspio- ne oder #havelberg die Reise der drei Küchen- spione verfolgen und sich kulinarisch sowie für den nächsten Ausflug inspirieren lassen. »Viele Akteure aus der Region haben sich bis dato intensiv an der Umsetzung des Pro- jektes beteiligt. Die interkommunale Koope- ration von zwei Gemeinden und einer Loka- Küchenspione zu Gast bei Heike Schweitzer. len Aktionsgruppe ist landesweit einmalig«, so 16 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
Offene Gärten in der Altmark: Landgartenidyll bei der Familie Rose LEADER-Manager Björn Gäde. Seit dem Start der Aktion konnten bereits acht Kochtermine mit sieben verschiedenen Bloggern erfolgreich realisiert werden. Einige fanden das Projekt so spannend, dass sie zu Wiederholungstä- tern wurden. In den digitalen Medien stößt das Projekt auf sehr positive Resonanz. Insbe- sondere auf Instagram wurde eine hohe Follo- wer-Rate beobachtet, auch Sätze wie "Da muss ich unbedingt mal hin" sind bereits zu lesen. Mit der Imagekampagne für das Jahr 2018 werden nicht nur die Menschen im Elb-Havel- Winkel für die Besonderheiten und Projekte der Region sensibilisiert, auch werden insbe- Gastgeberin Sabine Schulze in der Fischerstube Warnau sondere potenzielle Besucher auf die Destina- tion aufmerksam gemacht. Viele junge Famili- en und Paare legen mittlerweile einen hohen Wert auf Nachhaltigkeit in Bezug auf regiona- le Produkte und saisonale Gerichte. Demnach wird neben der vorherrschenden Zielgruppe der sog. »Best Ager« auch ein jüngeres Publikum mit der Kampagne angesprochen. Es ist eine innovative und kreative Idee, mit dem Themenschwerpunkt "Genuss" bei po- tenziellen Besuchern online Interesse für die Region zu wecken und die Marke Elb-Havel- Winkel nach innen wie außen positiv zu stär- ken. Das Projekt zeigt auf, wie kleine ländliche Kommunen mit viel Engagement die moder- nen Kommunikationstechnologien und Social- Media-Kanäle erfolgreich nutzen können und Vier Küchenspione im Elb-Havel-Winkel in Kooperation sich auf dem digitalen Markt einen Raum schaffen. Daher hat das Projekt es auf die Bewerberliste zum Tourismuspreis Sachsen-Anhalt VORREiTER 2018 geschafft. Als Abschluss der Aktion werden die Kü- chenspione am Ende des Jahres ihre Ergeb- nisse noch einmal zusammenfassen. Geplant sind ein Jahreskalender 2019 sowie ein kleines Heft mit Bildern und Rezepten zu den ausge- wählten zwölf Gerichten. Sie haben Appetit bekommen und können nicht bis zum Ende des Jahres warten? Auf www.elbhavelwinkel.com unter der Rubrik Ser- vice – Küchenspione finden Sie regelmäßig das Rezept des Monats sowie Links zu den Beiträ- gen der Küchenspion-Blogger. Gastgeber Marcus Wagener von der Gaststätte Stadt Braunschweig in Hohengöhren DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 17
TITELTHEMA Magdeburg will Kulturhauptstadt Europas 2025 werden Im September ist es endlich soweit: In Berlin findet der Auftakt Magdeburg will Kulturhauptstadt Europas wer- den. Was macht eine Kulturhauptstadt aus? des Wettbewerbsverfahrens um den Titel »Kulturhauptstadt Der Titel »Kulturhauptstadt Europas« ist kein Preis, Europas 2025« statt. In diesem Jahr werden eine deutsche und eine den eine Stadt beispielsweise für ihre traditions- reiche Vergangenheit, herausragenden Kulturein- slowenische Stadt diesen Titel tragen dürfen. Bis September 2019 richtungen oder ein historisches Stadtzentrum be- muss voraussichtlich dafür ein umfangreiches Bewerbungsbuch kommt, sondern ein Stipendium. Ein Stipendium, um innovative Ideen umzusetzen, wie sich die Stadt verfasst werden. Nach einer Vorauswahl kommen nur noch wenige mit ihren ganz spezifischen Potenzialen und He- Bewerberstädte in eine zweite Runde und haben bis Mitte 2020 Zeit, rausforderungen kulturell nachhaltig entwickeln kann. In Magdeburg schlummert da ein riesiges ein zweites Bewerbungsbuch zu schreiben. Ende 2020 fällt schließlich Potenzial. Die Stadt befindet sich im Aufbruch – die Entscheidung, wer Kulturhauptstadt Europas 2025 wird. Die Stadt, und die Bewerbung kann diesen Prozess beschleu- nigen und mit neuen Elementen ergänzen. Dabei die den Titel bekommt, entwickelt bis zum Hauptstadtjahr 2025 lautet die Kernfrage: Was kann Magdeburg von Eu- ein aus hunderten Einzelprojekten bestehendes Gesamtprogramm. ropa lernen – und, umgekehrt, was kann Europa von Magdeburg lernen? Wir nehmen die traditions- Wir sprachen mit Tamás Szalay, Leiter des Bewerbungsbüros reiche und wechselhafte Geschichte der Stadt, die Magdeburg 2025, über das Wesen der Kulturhauptstadt, das Potenzial immer auch in enger Beziehung zu Europa stand, zum Ausgangspunkt, ein zukunftsgewandtes, eu- Magdeburgs und Möglichkeiten, die Bewerbung zu unterstützen. ropäisches Projekt zu konzipieren. Tamás Szalay … … ist als Leiter des Bewerbungsbüros 2016 nach Magdeburg gekommen. Vor acht Jahren hat er bereits die ungarische Stadt Pécs als Kulturhauptstadt Eu- ropas 2010 begleitet. Der Literaturwissenschaftler hatte die Bewerbung sei- ner Heimatstadt ab 2006 mitgestaltet und schließlich die Durchführung des Kulturhauptstadtjahrs als künstlerischer und kultureller Direktor geführt. Das Thema Kulturhauptstadt Europas ließ ihn auch danach nicht los: Er ist Mitbe- gründer des informellen Kulturhauptstadtnetzwerkes, welches als Austausch- plattform zwischen Akteuren von bereits gekürten Kulturhauptstädten dient. Bevor er nach Magdeburg kam, war er Delegierter des Europarates und Mit- glied des offiziellen Kulturhauptstadt-Gremiums der Europäischen Union, des »Monitoring and Advisory Panels«, das ausgewählte Kulturhauptstädte in den fünf Jahren der Vorbereitungszeit bis zum Kulturhauptstadtjahr begleitet. Foto: Felix Paulin 18 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
Warum bewirbt sich Magde- mit dem Magdeburger Stadt- darüber hinaus würden wir uns Definitiv. Durch die intensiven, burg als Kulturhauptstadt? recht; aber auch in der Digita- wünschen, dass jedes Unter- interdisziplinären Gespräche und Welche Erwartungen werden lisierung und dem offenen Zu- nehmen individuelle Wege zur gemeinsam konzipierten Projek- in die Bewerbung gesetzt? gang zu Informationen; dem Kultur – egal, ob Hoch-, Sub- te stößt bereits die Bewerbungs- Bei der Bewerbung geht es industriellen Erbe und der in- oder Soziokultur – findet und phase strukturelle und mentale nicht nur darum, 2025 ein novativen Industrie; und nicht damit an uns herantritt. Natür- Entwicklungen in der Stadt an. großes Festival zu veranstalten zuletzt in der Vielfalt unse- lich wird in der Bewerbung auch Das Thema Kultur ist wesent- und ganz Europa zu Gast zu rer Gesellschaft und der Natur. nach Geld gefragt. Wir müssen lich präsenter geworden, wo- haben – das ist nur die Ober- Diese Themen setzen wir in in- tabellarisch aufzählen, wie viel von letztendlich die ganze Stadt fläche. Kulturhauptstadt zu ternationale Projekte und ein Geld die Stadt, der Bund und profitiert. Die Stadt hat z.B. be- sein ist ein komplexes Projekt, schlüssiges Konzept um, dem das Land zur Verfügung stel- gonnen, den Etat für Kulturför- das vor allem auf Nachhaltig- wir den Leitgedanken »Verant- len – und wir müssen auch ein- derung deutlich zu erhöhen. Pa- keit zielt. Es geht in Magdeburg wortung!« voranstellen. Mehr schätzen, wie groß die Bereit- rallel zur Bewerbung wird die um die Stärkung des kulturel- kann zu diesem Zeitpunkt aber schaft zum Sponsoring ist. Es ist Kulturcharta Magdeburgs, die len und kreativen Sektors, um nicht veröffentlicht werden – es zwar unüblich, Sponsoring ohne die Weichen bis 2030 stellt, wei- interdisziplinäres Denken und gibt schließlich Konkurrenten. ganz konkrete Inhalte zuzusa- tergeschrieben und viele Ideen die Entwicklung neuer Verzah- Wer kann sich (wie) an der gen – aber das Großprojekt Kul- der Bewerbung werden in diesen nungen zwischen der Kultur, Bewerbung beteiligen? turhauptstadt funktioniert eben Prozess einfließen. Auch der Be- dem Sozialbereich, der Wirt- Die Bewerbung ist kein Projekt etwas anders. Deshalb kommen kanntheitsgrad der Stadt erhöht schaft und der Stadtentwick- Einzelner, sondern bestenfalls wir in den nächsten Monaten sich durch die Bewerbung: Sie lung. Dabei ist es sehr wichtig, einer ganzen Stadt. Die ersten auf die Vertreter der Wirtschaft erhält bundesweit mehr Präsenz möglichst viele Menschen ak- Schritte der Bewerbung kamen zu, um über Möglichkeiten des in den Medien und erscheint tiv einzubinden – auch diejeni- in Magdeburg aus der Bevölke- Sponsorings zu diskutieren. (wieder) auf der europäischen gen, die bisher wenige Berüh- rung: Etwa 70 Menschen aus Wäre die Bewerbung als Kul- Kulturkarte. Auch wenn Mag- rungspunkte mit Kultur hatten. der Kulturszene erarbeiteten eh- turhauptstadt auch dann deburg den Titel nicht verlie- Durch neu entstehende Koope- renamtlich in fünf thematischen sinnvoll, wenn es am Ende hen bekommt, wird die Stadt rationen in die Region hinein, Kulturbeiräten erste konzeptio- nicht klappen sollte? von dieser Dynamik profitieren. aber auch auf nationaler und nelle Gedanken, die unsere der- europäischer Ebene, kann Mag- zeitige Arbeit sehr unterstützen. ANZEIGE deburg ein neues Image erhal- Seit Bestehen des Bewerbungs- ten und international bekann- büros halten wir den Kontakt zu ter werden. Letztendlich dient den Akteuren und Bürgern der aber alles den Magdeburgern, Stadt: durch unzählige bilatera- die hoffentlich nach 2025 mit le Gespräche, durch regelmäßi- gestärktem Stolz und Zufrie- ge öffentliche Veranstaltungen denheit Bürger ihrer lebens- wie die Kulturgespräche im Ku- werten Stadt sind. bus 2025 oder Workshops oder Jede Bewerberstadt muss ihre durch unsere Umfrage. Zudem ganz individuellen Themen fin- haben wir ein Community-Lo- den. Worauf setzt Magdeburg, go kreiert, das jeder verwenden und wie unterscheidet sich die kann, um seine Unterstützung Stadt von anderen Bewerbern? der Bewerbung zu zeigen. Die Eine Bewerbung besteht in der Möglichkeiten der Beteiligung Ihr Experte für Regel nicht nur aus einem The- ma, sondern aus mehreren, wel- erhöht sich dann stark, wenn wir den Titel gewonnen haben: Büro- und Hallenbau che sich aus den Charakteris- Dann wird es z.B. einen öffent- tika einer Stadt ableiten. Dem lichen Aufruf zur Einreichung 5 gute Gründe: Konzept voraus geht eine in- von Projekten und Programm- tensive Recherche und zahllo- punkten für 2025 geben und „Mit den Experten zu Schlüsselfertig se Gespräche mit Akteuren und ein Volunteer-Programm auf- bauen hat sich aus- Bürgern der Stadt. Schon al- gebaut werden. Feste Termine & Preise gezahlt: Nachhaltig, lein deshalb gibt es kein Pa- Wie können speziell die Un- termingerecht & Regionaler Partner tentrezept. In Magdeburg ha- ternehmer unterstützen, damit schlüsselfertig!“ ben wir unsere Geschichte als die Bewerbung erfolgreich ist? Erstklassige Qualität Bauherren Runge Ausgangspunkt benutzt und Die Verzahnung von Kultur auf ihr Potenzial für konkrete und Wirtschaft ist ein wichti- Modern und nachhaltig Zukunftsvisionen hin befragt. ger Punkt der Bewerbung. Die Besonderes Potenzial sehen eindeutigste Annäherung bie- wir z.B. in Themen wie Leer- tet hier die Kreativwirtschaft, stellen, Brüche, Identität; das die eine große Rolle in der info@grote.de . www.grote.de . 0391/725170 humanistische Erbe Magdeburgs Bewerbung spielt. Aber auch DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 19
TITELTHEMA Wie Phönix aus der Asche von FRANK DRECHSLER Sie waren nie selber dort. Und doch ist Neuseeland für den Weg, den Maik und Stefan Berke mit ihrem gemeinsamen Unternehmen seit sieben Jahren beschreiten, dafür entscheidend verantwortlich. Zumindest die Berichte über das Land. Die hätten ihnen gezeigt, dass behutsamer Tourismus und wirtschaftliche Interessen im Einklang mit der Natur auch in sensiblem Terrain möglich sind. Und auch im ländlichen Raum, wie dem Oberharz. Mit ihrer Firma Harzdrenalin verfolgen sie genau dieses Ziel. 20 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18
V or zehn Jahren hätte wohl nie- habe. Gesagt, getan. An einen touristischen langen Seil hinuntersausen. »Alle wollten flie- mand gedacht, dass zwei Ober- Hotspot dachten damals beide natürlich noch gen. Die Mega-Zipline ist nach wie vor ein Rie- harzer Jungs, Seiteneinsteiger im nicht. Ein so genannter Canyon-Swing sollte senspaß, daran hat sich bis heute nichs geän- Tourismusgeschäft noch dazu, die- es zunächst sein, der an der Rappbodetalsper- dert. Wenn man sich denn hinunter traut«, se Branche einmal richtig aufmischen würden. re den touristischen Geschäftsstart bilden soll- schmunzelt Maik. Ein paar Segways auf dem Hof, mehr gab es te. Das Bauvorhaben stellte sich als zu kom- 2013 war Harzdrenalin bereits so bekannt, anfangs nicht, als die beiden gebürtigen Wer- pliziert und zu teuer heraus und wurde in der dass das Schützen des Markennamens nur fol- nigeröder ihren großen Traum an den Start ursprünglichen Version zunächst auf Eis ge- gerichtig war. Mitarbeiter wurden eingestellt, brachten. Damals noch als Zwei-Mann-Un- legt. So ging es erst einmal mit elf Segways an Ablaufplänen gefeilt. Und da die Harzdre- ternehmen. Das und vieles andere mehr hat los. 2011 war das. »Das war wie bei allen an- naliner wegen des Besucheransturmes regel- sich grundlegend verändert. Harzdrenalin ist deren Startups, die so wie wir anfingen, so. mäßig auch an Grenzen stießen, wurde ein längst zum wirtschaftlichen Schwergewicht der Zehn Geräte musste man bezahlen, den elf- Buchungssystem eingeführt. Das sorgt seit- Branche avanciert. Und hat sich zu Sachsen- ten Segway gab es gratis dazu«, erinnert sich dem für Entspannung und regelt alle Anfra- Anhalts größter Erfolgsnummer entwickelt, Maik. Bei ihrem mickrigen Startkapital ein An- gen. Im letzten Jahr ließen die Berkes dann die noch lange nicht zu Ende ist. So viel sei gebot, dem sie nicht widerstehen konnten. Die Geniestreich Teil vier und fünf folgen: TitanRT schon mal verraten. Aber von vorn. ersten Touren wurden ausgearbeitet, Strecken heißt die allerneueste Attraktion. Eine Hän- Jahrelang waren Maik, der Dachdeckermeis- festgelegt. Einige davon sind noch immer im gebrücke und zudem noch noch die längs- ter, und sein Bruder, der Tischler Stefan, be- Programm. Die nach Rübeland und Thale wa- te ihrer Art auf der ganzen Welt, weil sie in ruflich auf Achse. Sie hatten gut zu tun. Und ren und sind sehr beliebt und werden mit am der Mitte über einen Pendelsprung verfügt. waren dank ihrer handwerklichen Fähigkeiten meisten nachgefragt. Absoluter Renner aber ist Im Mai 2017 wurden diese neuen Attrakti- von ihrem Wohnort Elbingerode aus landauf, die »Gulaschkanonen-Tour« von Elbingerode onen eröffnet, der Ansturm ist seitdem un- landab sehr gefragt. Vor allem als Experten für aus nach Drei Annen Hohne. Sie ist auch heu- gebrochen. »Wir haben unsere ursprüngli- alle mit Schiefer zu beschlagende Häuserwän- te noch die meistgebuchte und ist die allerers- che Idee eines Canyon-Swings damit dann de und -fassaden oder -dächer. Ein Knochen- te überhaupt, die angeboten wurde. Zeitgleich doch noch verwirklicht. Wenn auch in et- job. Kein Wunder also, dass der Wunsch, sich zum sich entwickelnden Segwaygeschäft setz- was abgewandelter Form«, freut sich Stefan. vielleicht auch mal auf touristischem Terrain ten die Brüder ihre zweite Idee um und bauten Neben den Attraktionen wurde auch in die In- zu versuchen, bei beiden während ihrer »Wan- schon an der Megazipline, eröffneten aber zu- frastruktur investiert. Auf dem firmeneigenen derjahre« schon sehr früh aufkam. »Wir wollten nächst im Mai 2012 das so genante Wallrun- Parkplatz wird eine gastronomische Grundver- beruflich auch einfach mal was anderes aus- ning. Hier können Mutige waagerecht an der sorgung angeboten. Genau dort, wo auch das probieren. Wir waren ja noch jung und hatten Staumauer der Talsperre Wendefurth herunter- Besucherzentrum gebaut wurde. Und auf ei- den Harz ja direkt vor der Tür«, erklärt Stefan. laufen. Ein halbes Jahr später wurde dann die nem Spielplatz können sich Kinder austoben. Vielleicht lasse sich damit etwas machen, was Eröffnung der Megazipline gefeiert. Hier kann Alles in allem eine wirklich runde Sache und noch kein anderer vor ihnen hier ausprobiert man seitdem an einem genau einen Kilometer mit Alleinstellungsmerkmal versehen. Fotos: Frank Drechsler Die Brüder Maik und Stefan Berke (l.) haben mit Harzdrenalin ihren Traum vom florierenden Tourismusunternehmen erfolgreich umgesetzt. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 21
Auch von diesem neuesten Berke-Projekt pro- Mitarbeiter sowie Sozial- und Diensträume na- im Tourismusmanagement abschließen soll. fitiert nicht nur Harzdreanlin selbst, sondern türlich eine wesentliche Rolle. Zunehmend im- Zurzeit tüfteln die Harzdrenalin-Macher üb- erneut eine ganze Region. Und das Kreis- und mer mehr. Bis zu diesem Zeitpunkt fungierten rigens schon wieder an einem neuen Projekt. Ländergrenzen übergreifend. Die Übernach- privates Wohnhaus der Berkes, Hof und Scheu- Die Pläne liegen bereits in der Schublade. Bis tungszahlen der Harzgäste sind gestiegen, die ne im Ortskern Elbingerodes als Firmenzent- 2021 soll es umgesetzt werden. »Es wird ein Verweildauer ebenso. Pensionen und Hoteli- rale. Von hier aus starteten auch die Segway- Kracher, dass kann ich schon mal verraten. ers bestätigen, dass ein Besuch der Harzdre- touren. Hierher kamen alle Mitarbeiter, hier Und, das es diese neue Attraktion kein zwei- naliner mittlerweile als feste Größe auf der fanden die Meetings und Besprechungen statt. tes Mal auf der Welt gibt, auch. Mehr aber Wunschliste sehr vieler Gäste steht. Das Rund- »Wir haben manches Mal im Regen stehend noch nicht«, gibt sich Stefan geheimnisvoll. herum-Sorglos-Freizeit-Paket kommt an. Nicht unsere Touren besprochen. Das war natürlich Kein Geheimnis ist hingegen, das bis dahin nur bei so genannten Adrenalin-Junkies, son- auf Dauer kein Zustand«, blickt Maik zurück. auch der gesamte Standort umgekrempelt und dern gleichermaßen auch bei Semi-Aktivurlau- Die Möglichkeit, in ein nach der politischen auf den allerneusten Stand gebracht werden bern. Alle kommen hier auf ihre Kosten. Man Wende erst neu gebautes, mittlerweile aber wird. »Auch gastronomisch wird sich einiges kann sicherlich ohne zu übertreiben sagen, aufgegebenes Firmengrundstück in einem Ge- ändern«, ergänzt Maik. Übrigens, ganz fest im dass Harzdrenalin mittlerweile das touristische werbegebiet umziehen zu können, kam da ge- Blick haben die Berke-Brüder auch zahlreiche Schwergewicht im Harz ist und einen nicht rade recht. Hier ist nun alles optimal. Auch für Vereine und Institutionen in ihrer Region, die unerheblichen Wirtschaftsfaktor dazu darstellt. die Möglichkeit, ausbilden zu können. Die Vo- sie unterstützen. Gleich mehreren Sportverei- Um alles, was zum Geschäftsbetrieb ge- raussetzungen dafür sind gegeben. Da Maik nen, gerne auch mal der Feuerwehr, greifen sie hört, dauerhaft reibungslos händeln zu kön- einen Meisterbrief im Handwerk in der Ta- unter die Arme. Als fördernde Mitglieder treten nen, mussten sich die Brüder allerdings drin- sche hat, darf natürlich auch ausgebildet wer- sie jetzt auch noch dem Harzklub-Zweigverein gend etwas einfallen lassen. Denn mittlerweile den. Eine Bewerberin beginnt im September Elbingerode bei. »Wir wollen, dass unsere Ver- gehörten schon 30 Mitarbeiter zum Harzdre- die Lehre zur Kauffrau für Büromanagement. eine in der Stadt bestehen bleiben. Eine star- nalin-Team. Hier spielen neben der Buchung Eine zweite wird zur Kauffrau für Touristik und ke Gemeinschaft bildet das Rückgrat einer je- von Anfragen auch Dinge wie Wartung von Freizeit ausgebildet, die dann ihr duales Stu- den Kommune. Und das soll auch so bleiben. Fahrzeugen und Equipment, Parkplätze für dium über die Hochschule Harz zum Bachelor Dafür muss man aber etwas tun.« 22
Zoos und Tierparks haben die größten Zuwächse IHK-Freizeitbarometer Sachsen-Anhalt 2018 S achsen-Anhalts Freizeiteinrichtungen ha- Besuchermagnet Harz oder Museen und Ausstellungen, die mit neu- ben im Jahr 2017 die Zehn-Millionen- en Ausstellungsformaten punkten konnten. Grenze geknackt. Sie zählten insgesamt Trotz des Sonderereignisses bleibt der Harz Jeder vierte nannte neue Produkte oder Son- 10,8 Millionen Besucher, das sind acht Prozent Touristenmagnet Nummer Eins in Sach- deraktionen wie Sonderausstellungen oder das mehr als im Jahr zuvor. Luther, neue Attrak- sen-Anhalt. Mit rund 4,7 Millionen Be- Asisi-Panorama. tionen, die ungetrübte Konsumfreude sowie suchern 2017 stehen die Freizeitangebo- der sich verfestigende Trend zu (Kurz-)Rei- te in dieser Region für fast die Hälfte des sen oder Ausflügen in die nähere Umgebung Landeswerts. Zum Vergleich: In die Re- Weiteres Wachstum erwartet machten es möglich. Die Branche rechnet mit gion Halle, Saale-Unstrut reisten rund weiterem Wachstum und investiert. Das sind 2,4 Millionen Touristen, nach Anhalt-Dessau- »Die Branche rechnet auch nach dem Luther- die wichtigsten Ergebnisse des von der Landes- Wittenberg gut 2,1 Millionen. Dabei fällt auf, jahr mit Wachstum, zumal für Sachsen-Anhalt arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Han- dass rund ein Drittel der Harzbesucher von das 25-jährige Jubiläum der Straße der Roma- delskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) erstell- weiter her kommt und mehr als 300 Kilome- nik einen weiteren Höhepunkt darstellt«, so ten »IHK-Freizeitbarometers Sachsen-Anhalt ter dorthin fährt. Detlef Dahms, Vorsitzender des Tourismusaus- 2018«. Die LAG hatte dafür gut 500 touristi- Für die gute Saison hat laut Umfrage nicht schusses der IHK Magdeburg. 37 Prozent der sche Einrichtungen im Land befragt, mehr als nur das Reformationsjubiläum, sondern auch Befragten erwarten 2018 mehr Besucher, nur 200 haben geantwortet. das Wetter gesorgt – das sagen 30 Prozent der acht Prozent hingegen weniger als im vergan- Das Freizeitbarometer beleuchtet deren Ent- Befragten. Das gute Wetter dürfte jedenfalls genen Jahr. Das Investitionsumfeld ist günstig. wicklung und die Resonanz bei den Besuchern. mit dafür verantwortlich sein, dass vor allem Für 2018 plant jede dritte Freizeiteinrichtung, »Damit geben wir der Branche ein Instrument die Zoologischen Gärten und Tierparks einen die Investitionen zu erhöhen. Hauptmotive an die Hand, das es ermöglicht, Entscheidun- Besucherzuwachs von immerhin 21 Prozent sind Modernisierung und Qualitätsverbesse- gen zur Infrastrukturentwicklung und zielge- verzeichnen konnten. Sehr gefragt waren zu- rung oder neue Attraktionen beziehungswei- richtete Marketingmaßnahmen umzusetzen«, dem besondere Attraktionen wie der Eisleber se Erweiterungen. Eine überdurchschnittlich so Michael Pirl, Vizepräsident und Vorsitzen- Wiesenmarkt, Harzkristall in Derenburg oder große Investitionssteigerung planen Bäder und der des Tourismusausschusses der IHK Halle- der Golfpark Hufeisensee in Halle (Saale) sowie Thermen, die touristischen Schienen- und Seil- Dessau. Ein Blick auf die Übernachtungszahlen Seilbahnen, Bergwerks- und Ausflugsbahnen bahnen oder die Theater und Bühnen. zeigt, dass – angesichts des Reformationsju- Torsten Scheer biläums wenig überraschend – in erster Linie die Region Anhalt-Dessau-Wittenberg zwei- stellige Zuwächse verzeichnen konnte (plus 11,3 Prozent). Aber auch die Regionen Halle, Saale-Unstrut (plus 4,8 Prozent), Magdeburg, Elbe-Börde-Heide (plus 4,2 Prozent) und der Harz (plus 2,7 Prozent) konnten punkten. Le- diglich die Altmark vermeldete mit einem Mi- nus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr einen leichten Übernachtungsrückgang. Der Vorsitzende des Tourismus- ausschusses der IHK Magdeburg Detlef Dahms (l.) und Michael Foto: IHK Halle-Dessau/Michael Deutsch Pirl, Vorsitzender des Tourismus- ausschusses der IHK Halle-Dessau mit dem Freizeitbarometer 2018 an der Marina/Goitzsche DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 9/18 23
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