ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com

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ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com
A U S G A B E 4 | A P R I L 2 0 1 8 | 1 8 . J A H R G A N G | W W W. I N D U S T R . C O M | FA C E B O O K . D E / E U E 2 4 . N E T

              ZWISCHEN DEN WELTEN
                                 Edge-Computing: Intelligenz an der Schnittstelle
                                             von Hardware und Cloud

CONRAD MARKTPLATZ                                  3D-DRUCK                                                               GEHALTSÜBERSICHT
Interview mit CEO Ruban zum                        Wie er bereits in der Fertigung                                        Wie viel Ingenieure
Stand nach einem Jahr Seite 8                      eingesetzt wird Seite 50                                               verdienen Seite 80
ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com
Kontron – An S&T Company

                                                   INDUSTRIE 4.0 / IIOT
                                    EDGE TO FOG TO CLOUD
                                              TSN & OPC UA ENABLED

                                                              d
                                                                                              Off-Premise

                      ZINC CUBE C232               Embedded Server HPW 410                 ZINC19 2U/4U
                      X Performance Server         X High Performance Workstation          X Rackmount Server
                        für IT Umfeld                für Industrieanwendungen                für Industrieanwendungen

                                               EMBEDDED CLOUD
                                                          On-Premise

                                                      Ethernet & TSN Switching
                                                                        t
                                                                        tching

                                                                                               KBox C-102-x
                                                                                               X Prozesssteuerung in Echtzeit
                                                                                                 Edge Analytics/Fog Computing
                   KBox A-Serie
                   KB                                      HMI
                                                            MI Flat/Fusion-Serie
                                                               Flat/Fusio
                                                                        on
                   X Edge/Gateway Anwendungen              X Panel PC/Monitor
                                                                   PC/Monit für Prozess-
                                                                 Datenvisualisierung
                                                             und Datenvisua

                                  Embedded Cloud

                                      Embedded Software

         OUR
                                        Embedded Systems
       PORTFOLIO

                                      Embedded Boards & Modules

                                  Embedded ODM Services

www.kontron.com
ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com
E D I TO R I A L

                        LOKAL STATT
                        UNENDLICHE                                        MACHEN SIE
                        CLOUD-WEITEN                                      SICH EIN BILD
                                                                          VON UNS...
    Falls Sie ein Fan von Science-Fiction sind, muss ich Sie
enttäuschen. Die E&E ist nicht über Nacht von einem Elek-
tronik- zu einem Science-Fiction-Magazin geworden. Statt mit
Perry Rhodan, Star Trek oder Battlestar Galactica beschäftigen
wir uns weiterhin mit dem Neuesten aus der Elektronikwelt.
Diesmal genauer gesagt mit Edge-Computing; also der lokalen
Datenauswertung direkt an den Sensoren, Geräten und Ma-
schinen. Seit einiger Zeit erheben diese immer mehr Informa-
tionen über ihren Zustand und ihre Umwelt. Industrie 4.0 und
das IoT lassen hier grüßen.

    Bisher wurden diese Informationen meist an eine zentrale
Stelle geschickt, sei es ein zentraler Server oder die Cloud, und
dort ausgewertet. Das verschiebt sich nun wieder näher hin zu

                                                                          UND TREFFEN
den Komponenten; also von der zentralen Stelle an den Rand
des Netzwerks. Entweder findet die Verarbeitung direkt an den
Komponenten statt oder an einer nahen Einheit. Edge-Com-

                                                                                SIE UNS...
puting ist geboren. In vielen Fällen werden die aufbereiteten
Daten dann an die Cloud zur weiteren Bearbeitung gesendet.

    Der Trend zur Auslagerung von Aufgaben und Informati-
onen in die Cloud bekommt damit starke Konkurrenz. Edge-
Computing wird die Cloud allerdings nicht verdrängen. Beide
haben ihre Daseinsberechtigung. Stattdessen wird es in Zu-                                    05.06. – 07.06.2018
                                                                                               PCIM
kunft ein Nebeneinander von beidem geben. Je nachdem was
sich für ein bestimmtes Gerät oder eine Aufgabe besser eig-
net. Was genau sich hinter Edge-Computing verbirgt, welche
Vorteile es gegenüber der Cloud hat und wie es sich umsetzen
lässt, erfahren Sie im Fokusthema dieser Ausgabe, ab Seite 16.
                                                                                              26.06. – 28.06.2018
Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre.
                                                                                               Sensor + Test
                                                                                              13.11. – 16.11.2018
Florian Streifinger, Managing Editor E&E
                                                                                               electronica
                                                                          Mehr Informationen zu Produkten und Karrieremöglichkeiten unter www.rutronik.com

                                                                          Überzeugen durch Leistung
E&E | Ausgabe 4.2018
                                                                          Consult | Components | Logistics | Quality
ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com
I N H A LT

                                                             FOKUS
             Auftakt
6            FOTOREPORTAGE
                                                             EDGE-
8
             Designvielfalt bei OLED-Beleuchtung
             INTERVIEW MIT HOLGER RUBAN, CEO VON CONRAD
                                                             COMPUTING
             Der Stand beim Marktplatz nach einem Jahr
12           ZWEIGETEILTE FABLESS-WELT
             Wo die größten Hersteller sitzen
14           HANNOVER MESSE 2018
             Wo sich ein Standbesuch lohnt

         Fokusthema
16       EDGE-COMPUTING
         Mehr als eine Randerscheinung
20       NEBEL UND WOLKEN
         Die Cloud sinnvoll ergänzen
24

28
         INFORMATIONSÜBERTRAGUNG IM IIOT
         Edge-Computing verringert Datenmenge
         KOMMENTAR VON MICHAEL KANELLOS, OSISOFT
                                                             06
                                                             ENTWICKLUNGSKIT ZEIGT DESIGN-
         Lohnt der Absprung in die Cloud?                    VIELFALT BEI OLEDS
32       DAS STECKT HINTER EDGE-, FOG- UND CLOUD-COMPUTING
         Begriffsklärung: Rand, Nebel, Wolke

         Stromversorgung &
         Leistungselektronik
33       ALTERNATIVEN ZU LI-IONEN-BATTERIEN
         Post-Lithium-Systeme
36       MEHRZELLEN-AKKUS LADEN
         Balanceakt für Batterien

         E&E-Spezial: Karriere in
         der Elektronikindustrie

68       INTERVIEW MIT GUNTHER OLESCH, PHOENIX CONTACT
         „Es mangelt nicht an Bewerbern“
74       UMFRAGE UNTER ELEKTRONIKFIRMEN
         Wie die Branche Mitarbeiter gewinnt
77

80
         INTERVIEW MIT STEFAN HOITZ VON MICHAEL PAGE
         „Das Lohngefälle nimmt ab“
         GEHALTSÜBERBLICK
                                                                        08
                                                                        EIN JAHR CONRAD-MARKTPLATZ: CEO
         Was Ingenieure verdienen                                       HOLGER RUBAN VERRÄT, WIE DER
                                                                        AKTUELLE STAND IST

4                                                                                                         E&E | Ausgabe 4.2018
ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com
I N H A LT

                                          Verbindungstechnik &
      AB SEITE   16
      FOKUSTHEMA: EDGE-COMPUTING     42
                                          Wireless
                                          FIT FÜR INDUSTRIE 4.0
                                                                                                   kühlen schützen verbinden
      BRINGT DIE DATENVERARBEI-           Verkabelung für riesige Datenmengen
      TUNG ZURÜCK ZUR HARDWARE       45   FREIE FAHRT FÜR GROSSE DATENPAKETE                       Board Level Kühlkörper
                                          Etherline: hohes Tempo bis 10 Gbit/s                     • effektive Entwärmung rund um die Leiterkarte
                                     48   PROMOTION: INTERVIEW MIT M. ELLINS, SOCIONEXT            • als Blechbiegeteil oder Strangkühlkörper
                                          IEP für mehrere Standards und TSN                        • aus Aluminium- oder Kupfermaterial
                                                                                                   • lötfähige Oberflächenbeschichtungen
                                                                                                   • für horizontale und vertikale Einbaulage
                                          Entwicklungstools &                                      • Sonderausführungen nach Kundenvorgabe
                                          Prototyping

                                     50   ADDITIVE FERTIGUNG
                                          3D-Druck in der Praxis

                                          Passive Bauelemente &
                                          Elektromechanik
                                     55   PULSGENERATOREN
                                          Chips unter Hochspannung
                                     58   EMV-DESIGN BEI DC/DC-SCHALTREGLERN
                                          Die Störung immer im Blick

                                          Displays & HMI
                                     62   TRENDSCOUT
                                          Top HMI-Komponenten

     AB SEITE     67
      E&E-SPEZIAL: KARRIERE IN DER
                                     64   SAFETY
                                          Verbesserungen für Not-Halt-Taster

      ELEKTRONIKINDUSTRIE

                                           Rubriken
                                     03 Editorial
                                     11 Ackermanns Seitenblicke
                                           Auch das Glück wird digitalisiert
                                     31 Firmenverzeichnis                                          Mehr erfahren Sie hier:
                                     31 Impressum                                                  www.fischerelektronik.de
                                     82 Aufgeschraubt                                              Fischer Elektronik GmbH & Co. KG

                                                                                                   Nottebohmstraße 28
                                                                                                   58511 Lüdenscheid
                                                                                                   DEUTSCHLAND
                                                                                                   Telefon +49 2351 435 - 0
                                                                                                   Telefax +49 2351 45754
                                                                                                   E-mail info@fischerelektronik.de

                                                                                                           Wir stellen aus:
                                                                                                       „HIGH END“ in München
                                                                                                          10.5 - 13.5.2018
E&E | Ausgabe 4.2018
                                                                                                          Halle 3, Stand L13
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Große DESIGNVIELFALT
BEI OLED-Beleuchtung
     Designer sehnen sich schon lange nach einer breiteren Vielfalt an Gestaltungsoptionen für
     OLED-Beleuchtungen. Wissenschaftler des Fraunhofer FEP haben dafür nun ein Design-Kit
    entwickelt. Daraus lassen sich unter anderem grazile Schmetterlinge in vielfältigen Formen,
                                   Farben und Mustern erstellen.

                                                  TEXT: Moritz Eberl, E&E   BI LD: Jan Hesse, Fraunhofer FEP

Flexibel und bunt
OLED-Leuchtmodule sind bisher vor allem als weiß leuchtende Kacheln für
die Allgemeinbeleuchtung bekannt. Neu entwickelte OLED-Module erlau-
ben jedoch das Erstellen verschiedenfarbig leuchtender Elemente. Hierbei
sind den Designern kaum Grenzen gesetzt. Um das zu vermitteln, hat das
Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plas-
matechnik FEP ein „OLED Lighting Design Sample Kit“ entwickelt. Es stellt
vor, welche Flexibilität, Transparenz, Mischfarben und variablen Lichtfar-
ben mit OLEDs möglich sind. Das Sample Kit soll außerdem zeigen, dass
durch die Technik neue Anwendungen in der Medizintechnik oder Analytik
möglich sind, beispielsweise durch die Integration von Beleuchtung (OLED)
und Sensorik (OPD) auf einem Bauteil.

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E&E | Ausgabe 4.2018                           7
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                             Interview mit Holger Ruban, CEO von Conrad Electronic

    „Andere Distributoren sind keine Konkurrenten,
         wir wollen sie auf dem Marktplatz“
                   Vor fast einem Jahr eröffnete der Distributor Conrad Electronic seinen On-
                line-Marktplatz. Wie sich dieser entwickelt und mit welchen Schwierigkeiten der
                 Distributor zu kämpfen hat, verrät Holger Ruban, CEO von Conrad Electronic,
                im Interview. Er erklärt auch, wieso es auf dem Marktplatz mittlerweile Kaffee zu
                                                   kaufen gibt.
                                        FRAGEN : Florian Streifinger, E&E BI LD: Conrad Electronic

8                                                                                                    E&E | Ausgabe 4.2018
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E&E: Der Marktplatz von Conrad be-           nicht sauber genug waren, oder die nach       von uns, weil wir Qualität als einen unse-
steht jetzt fast ein Jahr. Wie hat er sich   dieser Zeit wieder abgeschaltet wurden.       rer USPs sehen. Da differenzieren wir uns
seitdem entwickelt?                          Zweitens wird unser Marktplatz wirklich       ganz bewusst von anderen, eher auf B2C
Holger Ruban: Es läuft sehr dynamisch.       genutzt. Auf dem passiert etwas, es ist       ausgerichteten Marktplätzen. Dadurch
Wir haben relativ schnell zusätzliche Ver-   Traffic vorhanden. Daran scheitern viele      nehmen wir uns natürlich auch eine ge-
käufer auf den Marktplatz bekommen. Zu       Marktplätze, dass sie nicht genügend Be-      wisse Geschwindigkeit beim Wachstum.
Beginn starteten wir mit 40.000 neuen        sucher und Verkäufer auf ihre Plattform
Artikeln einzelner Seller. Im Oktober hat-                                                 Welches Qualitätsmerkmal können viele
ten wir schon eine Million Produkte auf                                                    Firmen denn nicht erfüllen? Sie verlan-
dem Marketplace. Es kommen auch im-                                                        gen unter anderem eine ISO-Zertifizie-
mer interessantere Seller mit an Bord, wie
                                               „Wir wachsen Monat                          rung.
zum Beispiel vor Kurzem Future Elec-           für Monat im Schnitt                        Die ISO-9001-Zertifizierung ist für viele
tronics, die einen entsprechend großen                                                     ein Problem. Gerade für kleinere Unter-
Sortimentsbereich mitbringen. Auch der          um 50 bis 100 Pro-                         nehmen. Uns geht es hier sehr stark um
Umsatz entwickelt sich sehr dynamisch.
Wir wachsen Monat für Monat im Schnitt
                                                      zent.“                               die Replizierbarkeit von Prozessen und
                                                                                           die Supply-Chain-Sicherheit. Beides bil-
um 50 bis 100 Prozent.                          Holger Ruban, CEO von Conrad               det die ISO-Norm sehr sauber ab. Die
                                                          Electronic
                                                                                           Lieferanten sollten außerdem in der Lage
Wie viele Produkte sind es aktuell?                                                        sein, in 48 Stunden an die Kunden zu lie-
Im Moment stehen wir bei 1,2 Millionen.                                                    fern. Das sind die zwei Hauptprobleme.
                                             bekommen. Wir haben bewiesen, dass
Das beinhaltet Ihr eigenes Sortiment         das bei uns funktioniert, wir eine ver-       Neben der Anzahl der Produkte hatten
und Fremdprodukte von externen Ver-          nünftige Dynamik haben und nach oben          Sie sich auch das Ziel von 100 externen
käufern. Welcher Anteil entfällt denn auf    skalieren.                                    Verkäufern bis Ende letzten Jahres ge-
die Fremdprodukte?                                                                         setzt. Konnten Sie diese Marke errei-
Unser bisheriges Sortiment ist da natür-     In welchen Bereichen gibt es Probleme?        chen?
lich hinzugezählt. Im Moment sind wir        Hintendran sind wir noch beim Einlisten       Nein, das haben wir nicht geschafft. Zur-
bei knapp einer halben Million externen      von Artikeln. Wir hatten dabei ein paar       zeit stehen wir bei etwas über 50 Ver-
Produkten, 450.000 um genau zu sein.         technische Probleme, die mittlerweile         käufern. Hätten wir uns allein darauf
Seit Oktober sind nochmal 200.000 dazu-      aber behoben wurden.                          konzentriert, möglichst viele Seller auf
gekommen, da standen wir noch bei einer                                                    die Plattform zu bekommen, dann hätten
Viertelmillion.                              Ihr Ziel war es, 2019 zehn Millionen Pro-     wir die Anzahl auch erreicht. Es ging uns
                                             dukte auf dem Marktplatz anzubieten.          aber tatsächlich darum, die richtigen Un-
Wie zufrieden sind Sie mit dem Fort-         Ist dieses Vorhaben weiterhin realistisch?    ternehmen, wie eben Future Electronics,
schritt?                                     Davon gehe ich aus. Wir sind durch die-       auf den Marktplatz zu bekommen und
Natürlich könnte es immer mehr sein,         se technischen Probleme etwas in Verzug       nicht nur möglichst viele Firmen. Das be-
aber im Prinzip bin ich extrem zufrie-       geraten. Aber wie gesagt konnten wir sie      unruhigt mich deshalb nicht.
den. Erstens haben wir es innerhalb von      beheben und werden das aufholen.
sieben oder acht Monaten geschafft, die                                                    Gab es Absprünge bei Verkäufern oder
notwendige Technologie aufzubauen und        Genug interessierte Firmen gibt es also?      sind alle, die eingestiegen sind, auch ge-
den Marktplatz zu launchen. Wir wissen       Interessenten haben wir genügend. Wir         blieben?
mittlerweile, wie schwierig das ist. Es      schränken uns hier sogar selbst ein, da       Bisher sind alle geblieben. Wir haben ei-
gibt genug Marktplätze in der Industrie,     viele Interessenten die von uns festgesetz-   nen Verkäufer kurzzeitig vom Marktplatz
die nicht gelauncht werden konnten, weil     ten Qualitätsansprüche nicht erfüllen.        entfernt, weil es mehrere Beschwerden
sie nach ein bis zwei Jahren technisch       Das ist aber eine bewusste Entscheidung       über seine Lieferzeiten gab. In Zukunft

E&E | Ausgabe 4.2018                                                                                                                    9
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wird es aber mit Sicherheit auch den ein     fast keine Firmen mit Expertise in die-     die wir anbieten möchten, wie etwa die
oder anderen Ausstieg geben. Das ist         sem Bereich. Wir wussten nicht, wie we-     Hydraulik, stehen wir hingegen noch re-
ganz normal, dass Verkäufer dazukom-         nig davon tatsächlich existiert im Markt:   lativ am Anfang.
men und auch wieder welche ausschei-         nämlich im Prinzip nichts. Der Vorteil
den. Im Moment gewinnen wir aber nur         davon ist natürlich, es wird für Konkur-    Möchten Sie damit Spezialdistributoren,
neue hinzu.                                  renten schwierig ebenfalls einen Markt-     die sich auf diese Branchen konzentrie-
                                             platz zu gründen.                           ren, Konkurrenz machen?
Wenn Sie zurückschauen, was hat Sie po-                                                  Wir sehen uns nicht als Konkurrent
sitiv überrascht bei der Einführung?                                                     zu ihnen, sondern als Marktplatz. Wir
Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir                                                 möchten sie an Bord haben, wollen, dass
in nur 7 Monaten den Marktplatz so hin-        „Ich dachte, es wäre                      sie über unsere Plattform verkaufen.
bekommen. Dafür bin ich zu sehr Realist.
Wenn ich an andere IT-Projekte denke,
                                             schwieriger Firmen von                      Wenn Sie sich die neu hinzugekommenen
da dauerte so was deutlich länger und          unserem Konzept zu                        Artikel anschauen: Was ist denn der am
verzögerte sich. Das war tatsächlich eine                                                weitesten von Ihrem bisherigen Kernbe-
Überraschung, dass wir das in der vorge-      überzeugen. Sie haben                      reich entfernte?
sehenen Zeit geschafft haben. Positiv fin-   aber schnell die Vorteile                   Kaffee.
de ich auch die Resonanz von den Sellern.
Ich dachte, dass es schwieriger sein wird        davon erkannt.“                         Wie passt Kaffee in Ihr Sortiment?
Firmen von dem Konzept zu überzeugen.            Holger Ruban, CEO von Conrad            Das ist natürlich nicht das typische tech-
Das ging aber überraschend einfach, was                    Electronic                    nische Produkt, aber Kaffee wird wirklich
sicherlich auch an unserer Bekanntheit                                                   angefragt. Wenn ein Techniker noch Kaf-
und unserem guten Image liegt. Den Fir-                                                  fee für das Büro benötigt, kann er diesen
men war recht schnell klar, welchen Vor-     Wann rechnen Sie damit, mehr Umsatz         zu seinem restlichen Einkauf bei uns da-
teil sie haben und, dass es sich hier um     mit dem Marktplatz als mit Ihrem nor-       zu packen und muss nicht noch zu einem
eine Win-Win-Konstellation handelt für       malen Distributionsgeschäft zu machen?      anderen Verkäufer gehen. Ein anderes
beide Unternehmen und nicht um eine          Das ist natürlich schwierig zu beantwor-    Beispiel ist Papier.
Konkurrenzsituation. Ich dachte, da ist      ten. Ich rechne in den nächsten Jahren
deutlich mehr Überzeugungsarbeit not-        damit. Das hängt mit der Skalierung zu-     Für dieses Jahr haben Sie angekündigt,
wendig.                                      sammen. Wir haben in Deutschland mit        den Marktplatz in Zentraleuropa einzu-
                                             unserem Marktplatz angefangen, aber         führen. Wann soll das konkret erfolgen?
Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie        wollen danach auch international aktiv      Wir gehen von Ende diesen Jahres aus.
nicht gerechnet?                             sein. Und das braucht eben seine Zeit.      Dann soll der Marktplatz auch in Öster-
Es gab ein paar Kinderkrankheiten, die                                                   reich, der Schweiz und den Niederlan-
wir aber alle abstellen konnten. Wir         Mit dem Marktplatz möchten Sie auch         den online gehen. Ich denke, dass wir im
mussten aber oft Neuland betreten, zum       neue Branchen erschließen. Wie weit         Laufe von 2019 alle Länder in Europa,
Beispiel bei den Zahlungssystemen. Die       sind Sie damit bereits?                     in denen Conrad derzeit aktiv ist, be-
Zahlung über Rechnung ist ziemlich ein-      Da sind wir momentan mittendrin, aber       dienen. Dazu gehören Großbritannien,
zigartig im B2B-Bereich. Das war uns am      noch nicht da, wo wir wirklich hinwollen.   Frankreich, Italien, die meisten Teile von
Anfang nicht bewusst, wie kompliziert        Gut aufgestellt sind wir im Health- und     Osteuropa, die Benelux-Staaten und die
das ist. Das erfordert einiges Know-how,     Safety-Bereich. Da finden Kunden jetzt      skandinavischen Länder.
etwa beim Steuerrecht, den Lieferun-         deutlich mehr Produkte als zuvor, zum
gen und Rechnungen, das man erst auf-        Beispiel eine Vielzahl von Kennzeich-       Und danach folgt dann die weltweite
bauen muss. Dadurch, dass so wenige          nungsmaterialien. Und die werden auch       Einführung?
B2B-Marktplätze existieren, gibt es auch     gekauft. Bei einigen anderen Segmenten,     (lacht) Das ist zurzeit nicht geplant. ☐

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K O L U M N E

A ckermanns S eitenblicke

AUCH DAS GLÜCK WIRD DIGITALISIERT
Sorgt die moderne Technik für ein größeres menschliches Glück? Gewiss doch, meinen sowohl
Wissenschaftler als auch eine wachsende Schar von Ratgebern, Marketeers und Influencern.
Besonders digitale Tools sollen dem Wohlbefinden nochmal einen deutlichen Schub geben.

    Eine gute Gesundheit gilt diversen Erhebungen zufolge als     vorn. Beim Happy Planet Index (HPI), der die ökologischen Kos-
eine der Kernbestandteile des Glücks von Menschen. Unterneh-      ten, die Nachhaltigkeit, das BIP und die Lebenserwartung mit-
men, Forscher und sogenannte Life Coaches entwickeln deshalb      berücksichtigt, sind es Costa Rica, Mexiko, Kolumbien, Vanuatu
Techniken, um die Gesundheit stetig zu verbessern. Anfänglich     und Vietnam. Denn durch die Berechnungsmethode des HPI
fördern die uns anempfohlenen Techniken die Selbsterkenntnis      ergeben sich dann Maximalwerte, wenn die Lebenszufrieden-
und das Selbstmanagement. Damit sollen sie ein gesünderes Ver-    heit möglichst hoch und der ökologische Fußabdruck möglichst
halten erzeugen. In Zukunft steht dann die Umprogrammierung       gering ist – eine in der realen Welt eher seltene Kombination.
des Bewusstseins und der DNA auf dem                                                     Deutschland hat sich übrigens bei erste-
Programm.                                                                                rem Tableau von Rang 26 auf Rang 16 vor-
                                                                                         gearbeitet, während wir beim HPI Platz 49
    Begonnen hat das ganz harmlos mit                                                    belegen. Die USA stehen auf Rang 108 von
Fitness-Trackern-    und    Mental-Coa-                                                  140 Ländern; Luxemburg ist Vorletzter,
ching-Apps. Mit Tracking und Nudging,                                                    vor dem Schlusslicht Tschad.
also sanften Schubsern in die richtige
Richtung, manipulieren sie uns etwa zu                                                      Die gemeinsame Studie „Wellness
mehr Sport oder einer gesünderen Ernäh-                                                 2030“ des erwähnten GWI und des
rung. Darauf folgte Software, etwa zur                                                  Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Instituts
Früherkennung von Stress, die in Zukunft                                                (GDI) vom Januar diesen Jahres sieht
immer mehr und mehr in den Körper vor-                                                  fünf zentrale Trends für den Zukunfts-
dringen wird, um unsere Natur gemäß den                                                 markt Glück: Erstens führt die Technik zu
angestrebten Zielen zu verändern.                                                       Konvergenz, zu einer Symbiose zwischen
                                                                                        Mensch und Technologie. Zweitens bie-
    Diese Entwicklung ist natürlich auch                                                ten Biohacker aus den unterschiedlichsten
für die Wellness-Industrie interessant. Solange es die Elektronikindustrie gibt,        Bereichen Shortcuts zum Wohlbefinden
Das Global Wellness Institute (GWI) pro- begleitet Roland Ackermann sie. Unter          an. Drittens kommt zum äußeren Portrait
gnostiziert von 2017 bis 2022 für diese ein anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter    in den sozialen Netzen ein inneres hinzu,
beeindruckendes Marktwachstum von 134 und Macher des „Technischen Reports“ im ein sogenannter Daten-Selfie. Enthüllt
auf 180 Milliarden Dollar. Zu den stetig Bayerischen Rundfunk prägt er die Bran-        und entschlüsselt wird unser digitales
wachsenden Bereichen zählen unter ande- che seit den späten 1950er-Jahren mit.          Double von Wearables. Viertens wird auch
rem der Wellness-Tourismus, die Spa-In-                                                 die Partnersuche optimiert. Algorithmen
dustrie, Fitness, gesunde Ernährung und Wohlbefinden am und KI entscheiden, wer gerade am besten zu uns passt. Fünf-
Arbeitsplatz. Dem weltweiten Wellness-Wirtschaftsmonitor des tens ersetzen Biofeedbacks Umfragen, Ratings und Likes. Letz-
GWI zufolge haben die zehn Sektoren der Wellness-Wirtschaft teres ist besonders für die hochdotierten Einhörner aus dem Sili-
einen Wert von 3,7 Billionen Dollar. Das sind 5 Prozent der glo- con Valley interessant. Schließlich wollen sie mit unbeirrbarem
balen Wirtschaftsleistung und entspricht nahezu der Hälfte aller Hacker-Mindset den Glückscode der Menschheit knacken; wohl
weltweiten Gesundheitsausgaben.                                  um ihn dann zur Maximierung des Gewinns zu nutzen.

    Glück besteht allerdings aus mehr als nur Gesundheit. Lässt       Natürlich will jeder glücklich sein. Aber sollen das wirklich
sich das komplexe Konstrukt Glück aber überhaupt messen? Es       Programme steuern? Die Frage ist, ob wir uns dem langfristig
gibt zumindest Ansätze: Der World Happiness Report sieht Nor-     entziehen können. Ich muss leider sagen: Bisherige Erfahrungen
wegen, Dänemark, Island, die Schweiz und Finnland weltweit        sprechen heftig dagegen… ☐

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A U F TA K T

Zweigeteilte Fabless-Welt
Unsere Karte zeigt, in welchen Ländern die größten Hersteller von
ICs ohne eigene Fertigung sitzen.
(Quelle: IC Insights)

                                                                Großbritannien
                                                                  Der größte Fabless-IC-Her-
                                                                   steller Europas stammt aus
                                                                   Großbritannien. Dialog Semi-
                                                                conductor schafft es mit
                                                                1,4 Milliarden US-Dollar Umsatz
                                                                immerhin noch in die Top 50.
                                                                Generell spielt Europa keine
USA                                                             große Rolle in diesem Markt.
Die USA gegen den Rest der                                      Der Anteil europäischer
Welt – das ist die aktuelle                                     Firmen am Umsatz rund
Situation bei Fabless-IC-Her-                                   um den Globus lag 2017 bei
stellern. US-amerikanische                                      nur noch 2 Prozent. Er fiel
Firmen sind mit 53 Prozent                                      im Vergleich zu 2010 um
für mehr als die Hälfte des                                     weitere 2 Prozent.
weltweiten Umsatzes in
diesem Markt verantwortlich.
Auch der mit 17,1 Milliarden
US-Dollar Umsatz größte
Hersteller Qualcomm ist dort
ansässig. Mit Nvidia, Apple,
AMD, Xilinx und Marvell
sind fünf weitere Firmen aus
den USA in den Top 10 der
größten Fertiger vertreten.
Seit 2010 ist der Marktanteil
von Firmen aus den USA
allerdings um 18 Prozent
gefallen. Das liegt vor allem
an dem Verkauf von Broad-
com an das singapurische
Unternehmen Avago.

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Norwegen                                                              China
Nordic Semiconductor ist das zweite europäische Unterneh-             Mit HiSilicon und Unigroup schafften es 2017 zwei
men, das es 2017 unter die 50 größten IC-Firmen ohne eigene           chinesische Unternehmen in die Top 10 der größten
Fertigung schaffte. 236 Millionen US-Dollar setzten die               Fabless-IC-Hersteller. Unter den 50 größten Fertigern
Norweger im vergangenen Jahr um. 2010 waren auch noch                 sind sogar zehn Firmen aus der Volksrepublik vertre-
CSR und Lantiq als Hersteller in der Liste vertreten.                 ten. China ist mit 11 Prozent auf dem vierten Platz.
   Beide wurden allerdings 2015 aufgekauft; CSR                       Seit 2010 konnte das Reich der Mitte seinen damali-
    von Qualcomm, Lantiq von Intel.                                   gen Anteil von 5 Prozent somit mehr als verdoppeln.

                                                                                                                   Japan
                                                                                                                Japans Firmen
                                                                                                             sind stark im
                                                                                                          Chip-Markt vertreten.
                                                                                                 Unternehmen ohne eigene
                                                                                                 Fertigung gibt es dort aber nur
                                                                                                wenige. Lediglich ein Prozent
                                                                                               des weltweiten Umsatzes entfällt
                                                                                              deshalb auf japanische Firmen.
                                                                                              Der größte Fabless-IC-Hersteller
                                                                                              des Landes ist mit 640 Millionen
                                                                                              US-Dollar Umsatz Megachips.

                                                                                        Südkorea
                                                                                        Ähnlich wie Japan geht es auch Südkorea.
                                                                                        Chip-Hersteller gibt es dort viele, aber nur
                       Taiwan                                                           sehr wenige haben keine eigene Fertigung.
                       Taiwan folgt mit weitem Abstand                                        Nur       ein Unternehmen, Silicon
                       auf die USA auf dem zweiten Platz.                                                    Works, schaffte es
                       16 Prozent des weltweiten Umsatzes                                                       deshalb in die Liste
                       von Fabless-IC-Herstellern stammt von                                                     der 50 größten Fab-
                       Firmen aus dem kleinen Inselstaat. Der                                                    less-IC-Hersteller.
                       größte Hersteller des Landes Mediatek
                       setzte im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden
                       US-Dollar um.

                       Singapur
                       Singapur ist Broadcom. Zumindest wenn es um
                       Fabless-IC-Hersteller geht. Mit 16 Milliarden US-Dollar Umsatz
                       ist es der zweitgrößte Hersteller weltweit und liegt nur knapp hinter
                       Qualcomm. Broadcom alleine sichert Singapur den dritten Platz in der
                       Liste. Falls Broadcom seine Pläne wirklich umsetzt und den Firmensitz in
                       die USA verlegt, würde sich das natürlich ändern.

E&E | Ausgabe 4.2018                                                                                                         13
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Hannover Messe 2018
5.000 Aussteller zeigen vom 23. bis 27. April 2018 in Hannover ihre
                                                                                          3
                                                                                          E-Motor aus dem 3D-Drucker
                                                                                          Forscher der TU Chemnitz haben einen
                                                                                          vollständigen Elektromotor gedruckt.
Neuheiten. Wo sich ein Standbesuch lohnt, erfahren Sie hier.
                                                                                          Den Motor und das Verfahren zeigen
                                                                                          sie am Gemeinschaftsstand „Forschung
1                                             2                                           für die Zukunft“ (Standnummer A38)
In Echtzeit Messen mit 5G                     Entkoppeln von Netzteilen                   in Halle 2. Für das Verfahren nutzen
Um Fehler in der Fertigung zu erken-          Mit Pro RM präsentiert Weidmüller auf       die Wissenschaftler metallische und
nen, messen Sensoren, ob Maschinen            der Messe in Halle 11 an Stand B58          keramische Pasten, die durch ein Ex-
einwandfrei laufen. In der Regel werden       drei neue Redundanzmodule zur               trusionsverfahren schichtweise in Form
die Daten dezentral und zeitverzögert         Entkopplung von parallel geschalteten       gebracht und anschließend gesintert
ausgewertet. Wie eine direkte kabellose       Schaltnetzgeräten. Die Parallelschaltung    werden. Sie können somit sowohl die
Messung in Echtzeit mit Hilfe des zu-         ermöglicht ein redundantes Stromver-        elektrischen Leiter aus Kupfer, die
künftigen Mobilfunkstandard 5G mög-           sorgungskonzept für eine sehr hohe An-      zusammen mit Eisen die Bildung und
lich ist, zeigt das Fraunhofer-Institut für   lagenverfügbarkeit. Der Wirkungsgrad        Ausrichtung der magnetischen Felder
Produktionstechnologie IPT zusammen           der Geräte liegt bei über 90 Prozent. Sie   bewirken und die elektrische Isolation
mit Ericsson in Halle 17 an Stand C24.        sind international einsetzbar.              aus Keramik im 3D-Drucker herstellen.

14                                                                                                             E&E | Ausgabe 4.2018
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                                                                                                                                      Quellen: 01 | iStock, Peenat, 02 | Weidmüller, 03 | TU Chemnitz, 04 | iStock, Gremlin, 05 | iStock, Petrovich9, 06 | Stäubli, 07 | Dingo Photos, 08 | iStock, Danor A
 05

                                            07

                                    06

4
Edge-Computing live
Fujitsu zeigt am Stand E16 in Hal-
le 7 konkrete Anwendungsbeispiele
und Live-Demos rund um das Thema
Edge-Computing. Zu sehen ist unter         7                                           8
anderem das Industrial-IoT-Gateway         Schnellladetechnik für E-Cars               Deep Learning in der Praxis
Intelliedge.                               Die E-Mobilität gewinnt in Deutschland      MVTec Software zeigt an Stand E42/6
                                           immer stärker an Dynamik und Bedeu-         in Halle 17 Live-Demos, die den Nutzen
5                                          tung. Entscheidend für ihre weitere Ver-    von Machine Vision im für Indus-
TSN-Netzwerke planen                       breitung ist die passende Ladetechnik       trie 4.0 und die Smart Factory praxisnah
Wie sich TSN-Netzwerke (Time Sen-          und -infrastruktur. Harting zeigt auf der   veranschaulichen. Der Schwerpunkt
sitive Networking) einfach planen und      Messe in Halle 11 an Stand C15 seine        liegt dabei auf Deep-Learning-Funk-
aufbauen lassen, zeigt TTTech am Stand     Schnellladetechnik zum effizienten          tionen auf Basis von künstlicher
A32 in Halle 8. Dort stellt das Unter-     und umweltschonenden Auftanken von          Intelligenz. Unter anderem zeigt eine
nehmen seine Browserbasierte Software      E-Autos. Zu sehen sind Ladekabel, die       Live-Demo, wie sich unterschiedli-
Slate XNS vor.                             sich für alle AC-Schnittstellen eignen      che Gegenstände mit Hilfe von Deep
                                           und somit zu den drei weltweit erhält-      Learning präzise klassifizieren lassen.
6                                          lichen Stecksystemversionen passen.         Außerdem ist in der Demo die zielsi-
Einpolig und für Hochstrom                 Außerdem zeigt Harting das Konzept-         chere und robuste Defekterkennung bei
Das einpolige Hochstrom-Steckverbin-       fahrzeug „Snap“, das das Unternehmen        Tabletten zu sehen. Standbesucher er-
dersystem 16BL stellt Stäubli Electrical   zusammen mit der Firma Rinspeed             halten dadurch einen praxisorientierten
Connectors in Halle 17 an Stand C13        entwickelt hat. Bei Snap handelt es sich    Einblick in die Einsatzmöglichkeiten,
vor. Es wurde speziell für Stromversor-    um ein Mobilitätskonzept mit auswech-       die Deep Learning für Machine Vision
gungen und die Industrie entwickelt.       selbaren Aufbauten.                         bietet.

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EDGE-COMPUTING

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EDGE-COMPUTING

                       Weg von der Cloud, hin zur Edge

                       ZWISCHEN DEN
                       WELTEN
                       Seit den 2000er Jahren hilft die Cloud Un-
                       ternehmen dabei, der wachsenden Datenflut
                       Herr zu werden. Doch der Weg, den die
                       Daten in die Cloud zurücklegen müssen, ist
                       weit und birgt die Gefahr der Latenz. Ein
                       inakzeptables Risiko, gerade beim autono-
                       men Fahren. Deshalb wird Edge-Computing
                       immer attraktiver. Es bringt Intelligenz zwi-
                       schen die Hardware und die Cloud.

                       T EX T: Sabrina Quente, E&E   BI LD: iStock, Forplayday

                           Wo Platzmangel herrscht, hilft oft auslagern. Ist die Woh-
                       nung zu klein? Zusätzlicher Stauraum lässt sich mieten. Reicht
                       der Speicher im Smartphone nicht aus, um Fotos und Musik
                       zu sammeln? In der Cloud ist garantiert genügend Platz vor-
                       handen. Und auch Unternehmen, die beispielsweise in ihrer
                       Produktion immer mehr Daten generieren, stehen heute in der
                       Cloud zahlreiche Rechenzentren offen. Diese bieten neben un-
                       begrenzter Speicherkapazität auch Zugang zu Entwicklungs-
                       plattformen oder Software.

                       Konkurrenz für die Cloud

                           Gerade im Zuge von Industrie 4.0 hat das Cloud-Compu-
                       ting – also die Bereitstellung einer zentralen IT-Infrastruktur,
                       die lokale Rechner entlasten soll – immer mehr an Bedeutung
                       gewonnen und die Möglichkeit eröffnet, große Datenmen-
                       gen zu analysieren, zu speichern und von überall aus zu nut-
                       zen. Doch die Cloud ist in Gefahr: Nach und nach droht das

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EDGE-COMPUTING

          „40 Prozent der Großunternehmen werden bis 2021
          Projekte umsetzen, die auf Edge-Computing setzen.“
                                             Thomas Bittman, Analyst bei Gartner

Edge-Computing, sie aufzufressen, wie der Gartner-Maverick-       Datenvolumen bis zum Jahr 2025 auf zehn Exabytes pro Monat
Analyst Thomas Bittman es im Jahr 2017 in der Studie The          erhöhen – das sind rund 10.000 Mal mehr Daten als heute.
Edge Will Eat The Cloud drastisch formuliert hat.
                                                                      Edge-Computing kann in Kombination mit der 5G-Tech-
    Egde-Computing findet – der Name deutet es an – am            nologie eine geeignete Netz- und Recheninfrastruktur für den
Rande eines Netzwerks statt. Ein solches Netzwerk kann un-        Datenaustausch mit vernetzten Fahrzeugen schaffen. Um bei-
terschiedlich aufgebaut sein, beispielsweise als Peer-to-Peer-    de Technologien auf dem Gebiet des autonomen Fahrens zu
oder Ad-hoc-Netzwerk, und verschiedene smarte Geräte wie          fördern, haben die Unternehmen Denso, Intel, NTT, Toyota
IoT-Devices oder Sensoren zusammenfassen, die Daten ge-           und Ericsson im Jahr 2017 die Arbeitsgemeinschaft Automo-
nerieren. Diese Daten können in den Geräten selbst oder an        tive Edge Computing Consortium gegründet. Sie will unter an-
zentraler Stelle lokal verarbeitet werden. Der Vorteil: Die In-   derem Funktionen wie intelligentes Fahren und die Erstellung
formationen müssen nicht erst in die Cloud gesendet werden,       von Echtzeit-Kartenmaterial ermöglichen.
sondern sind schneller vor Ort nutzbar. Es ist auch möglich,
Daten vorzuverarbeiten und anschließend in die Cloud oder in      Daten rücken näher an die Produktion
eine vorgelagerte Schicht, die sogenannte Fog, zu senden. Auf
diese Weise werden nur relevante Informationen weiterverar-          Auch andere Anbieter konzentrieren sich aktuell auf Ed-
beitet, was sich positiv auf die Datenkapazität auswirkt.         ge-Computing und treiben damit Industrie-4.0-Themen wie
                                                                  Predictive Maintenance voran. Toshiba hat beispielsweise An-
   Gleich mehrere Gründe sprechen laut dem Maverick-​Re-          fang 2018 eine mobile Edge-Lösung für produzierende Unter-
port dafür, dass Daten künftig häufiger mittels Edge-Com-         nehmen vorgestellt: Der IoT-basierte und mobile Edge-Com-
puting am Rande von Unternehmensnetzwerken verarbeitet            puting-PC lässt sich freihändig bedienen und unterstützt so
werden, als in den zentralen Rechenzentren der Cloud. Einen       mobile Mitarbeiter etwa bei der Remote-Wartung.
wichtigen Treiber für diese Entwicklung sieht die Studie in der
Notwendigkeit der Echtzeit-Interaktion zwischen dem Men-              Großes Potenzial sieht auch Dell Technologies im Ed-
schen und seinen virtuellen Realitäten oder all den realen Sen-   ge-Computing und hat Ende 2017 einen eigenen IoT-Ge-
soren, Geräten und Anlagen, die über das Internet der Dinge       schäftsbereich für das Thema geschaffen. Das Unterneh-
miteinander verknüpft sind.                                       men bietet bereits Edge-Gateways an, die über ein IoT-Con-
                                                                  trol-Center von VMware gesichert und verwaltet werden kön-
Auf der Straße zählt jede Millisekunde                            nen. Künftig sollen außerdem Technologien wie Prozessorbe-
                                                                  schleuniger gefördert werden, die eine höhere Verarbeitungs-
    Dass dabei nicht nur Sekunden, sondern Millisekunden          geschwindigkeit und umfangreichere Analytik näher am Edge
zählen, zeigt sich am eindrücklichsten anhand des autonomen       ermöglichen. Dafür arbeitet Dell mit Unternehmen wie VM-
Fahrens: Es macht einen Unterschied, ob ein Fahrzeug, das mit     ware, Intel und Nvidia zusammen und investiert in das Halb-
100 km/h unterwegs ist, mit einer Reaktionszeit von 50 oder       leiterunternehmen Graphcore.
nur einer Millisekunde bremst. Um hier eine Echtzeit-Interak-
tion zu schaffen, ist zum einen eine möglichst latenzfreie Mo-        Gemeinsame Lösungen für Edge-Computing sind auch
bilfunktechnologie notwendig. Zum anderen muss die Netzin-        von Kontron und NXP Semiconductors zu erwarten. Die Un-
frastruktur, in der sich Fahrzeugdaten bewegen, für große Da-     ternehmen kündigten Anfang 2018 eine Partnerschaft an, um
tenmenge ausgelegt sein: Schätzungen zufolge wird sich dieses     Industrie-4.0-Lösungen zu entwickeln, die mehr Intelligenz

18                                                                                                          E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING

   und Effizienz am Rande von Netzwerken bieten. Dazu gehören      ter für kritische Infrastrukturen, sieht den Trend zur Edge, der
   unter anderem Computer-on-Modules von Kontron. Zusätz-          immer mehr Unternehmen dazu veranlasst, ihre Rechenkapa-
   lich plant Kontron im Laufe des Jahres, Module mit Layerscape   zitäten an den Rand ihrer Netzwerke zu verlagern. Wichtig da-
   SoCs auf den Markt zu bringen, die Industrie-4.0-Edge-Gate-     bei sei eine kritische Bewertung der Einrichtungen, in denen
   ways und Designs von Kunden unterstützen.                       Edge-Ressourcen untergebracht sind, und der Sicherheit und
                                                                   des Eigentums der dort vorhandenen Daten. Dabei gilt es auch
       Dass diese Entwicklungen den Nerv der Zeit treffen, zeigt   die EU-Datenschutz-Grundverordnung zu beachten.. ☐
   sich nicht nur auf Anbieter- sondern auch auf Anwenderseite.
   Zum Beispiel schätzt der Maverick-Report, dass 40 Prozent der   Wie Edge-Computing sich umsetzen lässt und was es neben dem
   Großunternehmen bis 2021 Projekte umsetzen werden, die auf      Datenschutz noch zu beachten gibt, zeigt diese Ausgabe der E&E
   Edge-Computing setzen. Auch Vertiv, ein Technologieanbie-       auf den folgenden 13 Seiten.

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EDGE-COMPUTING

Fog-      und     Edge-Computing                  in der Industrie

Nebel und Wolken
Mehr als ein Jahrzehnt dominiert die Cloud nun schon die IT-Industrie. Sie gehört mitt-
lerweile zum Standardrepertoire eines jeden IT-Verantwortlichen. Nun geht es zunehmend
darum, einzelne Cloud-Puzzleteile zusammenzusetzen und beispielsweise Fog-Computing
in der Embedded-Cloud zu realisieren.

TEX T: Norbert Hauser, Kontron BILD ER: Kontron; iStock, Biletskiy Evgeniy

    Die Dominanz von Cloud-Anwendungen bestätigt unter an-                   und Web-Standards, rückt die klassische IT – und mit ihr die
derem der legendäre Satz des Oracle-Gründers Larry Ellison, dass             Cloud – immer weiter Richtung Industrie und Maschinen vor:
er keine Cloud brauche, weil er schon immer Cloud-Computing                  Informationstechnologie (IT) und Betriebstechnik (Operational
mache. Andere Erfolgsgeschichten der Cloud dokumentieren der                 Technology, kurz OT) wachsen zusammen. Fieberhaft wird da-
sagenhafte Aufstieg von Anbietern wie Salesforce.com und die                 ran gearbeitet, IT-Standards für Maschinen und Fabriken taug-
Traumumsätze bei Amazon Web Services. Oder, um es mit dem                    lich zu machen. Die Vision einer nahtlosen Verbindung vom
Gartner Hype Cycle zu veranschaulichen: Das Tal der Ernüch-                  Factory-Floor bis in den Office-Floor, von der Maschine bis zum
terung hat die Cloud schon längst hinter sich gelassen. Nahezu               Geschäftsführer, soll endlich wahr werden.
jeder IT-Verantwortliche wird mit ihr konfrontiert.
                                                                             IT-Standards drängen in die Fertigung
    Mit der zunehmenden Miniaturisierung immer höherer Re-
chenleistung, exponentiell wachsenden Datenmengen durch das                      Auf der Seite der Standards haben sich mittlerweile einer-
Internet der Dinge und der weiten Verbreitung von Ethernet-                  seits OPC Unified Architecture (OPC UA) nach IEC-62541 und

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EDGE-COMPUTING

                                                                     Die Standard-Netzwerkkarte von Kontron umfasst einen inte-
                                                                     grierten Switch für redundante Netzwerke mit zwei oder vier
                                                                     Gigabit-Ethernet-Ports. Sie erfüllt alle Spezifikationen gemäß
                                                                     IEEE 802.1 und ist insbesondere für raue Industrieumgebungen
                                                                     geeignet.

                                                                         Denn es gibt physikalische Grenzen, an denen auch die mo-
                                                                     derne IT mit ihrer Cloud nicht vorbeikommt: allen voran Laten-
                                                                     zen, die eine Maschinensteuerung in Echtzeit ausschließen, sowie
                                                                     Datenmengen, deren Übertragung, Auswertung und Analyse in
                                                                     der Cloud sowie das Zurückspielen an den Entstehungsort der
                                                                     Daten zu lange dauert. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach
                                                                     den Bandbreiten für eine Datenübertragung in die Public-Cloud
                                                                     sowie die generelle Verfügbarkeit, nicht nur der Cloud-Infra-
                                                                     struktur, sondern beispielsweise von Übertragungswegen. Und
                                                                     schlussendlich spielen auch Sicherheitsaspekte bei der Entschei-
                                                                     dung für oder gegen eine Public-Cloud-Lösung eine Rolle: Im
                                                                     Industrie-4.0-Kontext wird es weniger um Schutz von personen-
                                                                     bezogenen Daten gehen. Trotzdem ist es für viele Unternehmen
                                                                     essentiell, dass Daten von kritischen Anlagen das Unternehmen
                                                                     nicht verlassen oder in eine Cloud transferiert werden, die frem-
                                                                     dem Recht unterliegt.

andererseits Time Sensitive Networking (IEE 802.1 TSN) eta-          Edge-Computing: von allem das Beste für die
bliert. OPC UA ist ein herstellerunabhängiger Standard für die       letzte Meile
Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M), der für die
reibungslose Kommunikation zwischen verschiedenen OT- und                Die Vorteile davon, die IT samt Cloud-Konzepten näher an
IT-Komponenten sorgt. TSN, Time Sensitive Networking, ist der        die Maschinen zu bringen, überwiegen trotzdem. Deshalb wur-
IEEE-Standard der konvergenten Ethernet-Vernetzung von de-           den neue Architekturen ersonnen, die einerseits die Vorteile der
terministischem Datenverkehr zwischen Steuerungen, parallel          Cloud bieten, andererseits den Anforderungen der Industrie „am
zur IT-Kommunikation auf demselben Ethernet. Zwei wesentli-          Rande des Netzwerks“ entsprechen: Das Edge-Computing wurde
che Anforderungen der OT-Seite sind damit erfüllt. Ob jedoch ei-     geboren. „Den Rand“ - englisch „Edge“ – zum Netzwerk bilden
ne Public-Cloud alle Anforderungen des produktionsnahen Ma-          die Sensoren oder Aktoren, die Daten erzeugen oder an die Daten
schinenbetriebs mit sowohl hohen Anforderungen hinsichtlich          zurückgespielt werden müssen. Edge-Computing bedeutet also,
geringer Latenzzeiten als auch hoher Sicherheit erfüllen kann, ist   Rechen- und Speicherkapazität bereits vor dem Übergang in das
fraglich.                                                            Netz, nahe am Entstehungsort der Daten, bereitzustellen.

E&E | Ausgabe 4.2018                                                                                                                  21
EDGE-COMPUTING

                                                                                 Edge-, Fog- und Cloud-Computing sind in
                                                                                 vielen Fällen miteinander verbunden.

    Damit werden eine schnelle Erfassung, Auswertung und Ana-         wo er entsteht, während die Wolken entfernt und physisch kaum
lyse vor Ort möglich. Die Maschinensteuerung kann auf Basis der       greifbar sind.
erfassten Daten deterministisch, also mit vorhersehbaren, defi-
nierten Reaktionszeiten erfolgen. Immer mehr Rechenleistung           Cloud-Puzzleteile zusammensetzen
und Speicherkapazität auf immer kleinerem Raum bei geringerer
Leistungsaufnahme erlauben solche Konzepte auf Basis von Em-              Eine neue Herausforderung, die durch die Edge-, Fog- und
bedded-Boards und Modulen oder Industrie-PCs. Durch die An-           Cloud-Architekturen entsteht, ist die Verbindung der Kompo-
bindung an ein Ethernet-Netzwerk, womöglich via TSN, also ein         nenten untereinander und die Anbindung an die Public-Cloud.
zeitsensitives Netz, ist die Steuerung eines Maschinenverbunds        Kontron profitiert hier von dem Verbund mit dem Mutterun-
dennoch möglich.                                                      ternehmen S&T. Die in Linz ansässige S&T Technologies bringt
                                                                      mit erweiterten Ressourcen und einem zusätzlichen Standort in
Geringe Latenzen durch Embedded-Server                                Augsburg wichtiges Software- und Consulting-Know-how für
                                                                      den Aufbau von IoT-Szenarien von der Edge bis zur Cloud mit.
    Um auch hier die Latenzen gering zu halten, kommen Em-            Eine wichtige Komponente dabei ist die neue IoT-Plattform Su-
bedded-Server zum Einsatz, die on-premise den Aufbau einer            sietec. Im Umfeld von Industrie-4.0-Anwendungen verbindet sie
Private-Cloud erlauben. In Embedded-Servern, die – auch via           alle Elemente und übernimmt die Analyse und Verarbeitung der
TSN – mit den Edge-Devices verbunden sind, werden die gesam-          dabei anfallenden Daten. Susietec löst hier die bisherigen Gren-
melten Daten in der lokalen Cloud gespeichert, analysiert und         zen zwischen Datenerzeugung, Datenverarbeitung und Datenbe-
gefiltert. Dadurch ist eine effiziente Übertragung dieser reduzier-   reitstellung auf und ermöglicht damit die Verschmelzung von IT
ten Daten in eine eventuell zusätzliche Public-Cloud möglich. An      und OT.
der Nahtstelle vom Embedded-Server zur Public-Cloud sind La-
tenzen nicht mehr ganz so elementar und die Verfügbarkeit der         IoT-Starterkit Susietec
Cloud ist weniger kritisch.
                                                                          Susietec wird individuell auf den konkreten Anwendungsfall
Fog-Computing in der Embedded-Cloud                                   angepasst und kommt an der Nahtstelle zwischen Sensoren und
                                                                      Cloud zum Einsatz, sozusagen als Middleware des Internet of
     Wurden bis vor einiger Zeit Edge- und Fog-Computing als          Things. Sie ist das Bindeglied zwischen Geräten, wandelt Proto-
unterschiedliche Begriffe für dasselbe Technologie-Konzept ver-       kolle um, filtert Daten und verarbeitet diese – wenn notwendig
wendet, so ist mittlerweile mehrheitlich eine klare Unterschei-       – direkt vor Ort. Susietec ist flexibel konfigurierbar und wird je-
dung gebräuchlich. Edge-Computing bedeutet, die erste Rechen-         weils individuell an die bestehenden Automatisierungslösungen
leistung bereits am IoT-Device zu erbringen. Fog-Computing            angepasst, um Steuerungs- und Sensordaten vor Ort zu sammeln
bedeutet das Zusammenfassen von Daten on-premise etwa in ei-          und zu analysieren. Damit wird auch dem immer weiter steigen-
ner Embedded-Cloud. Das Fog-Computing verhält sich also zur           den Bedarf an Bandbreite und Speicherkapazität der Cloud be-
Cloud wie der Nebel zur Wolke, er ist bodennah und bleibt dort,       gegnet.

22                                                                                                                   E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING

                Die Industrial-IoT-Plattform Susietec von S&T
                 Technologies, einem Schwesterunternehmen
              der Kontron S&T, übernimmt beispielsweise die
                      Analyse und Verarbeitung der bei Indus-
                     trie-4.0-Anwendungen anfallenden Daten.

         Edge-Computing mit Susietec nutzt die Rechenleistung des            tron integriert, von denen bereits viele für Microsoft Azure IoT
     lokalen Netzwerkes, um zeitkritische Prozesse bereits vor Ort zu        Services zertifiziert sind. Susietec kann darüber hinaus auch un-
     steuern. Daten werden lokal zwischengespeichert, komprimiert            abhängig von Kontron-Hardware und in Verbindung mit anderen
     und entsprechend vordefinierter Regeln in die Cloud weiterge-           Cloud-Architekturen eingesetzt werden, die bei dem jeweiligen
     reicht. Dies erhöht die Prozesssicherheit, reduziert die Bandbreite     Kunden bereits im Einsatz sind.
     und spart somit Betriebskosten. Damit wird den Echtzeit-An-
     wendungen des industriellen IoT Rechnung getragen.                          Ergänzend verfügt Susietec bereits über die Fähigkeit zur In-
                                                                             tegration von Machine Learning, um mit Methoden der künstli-
         Susietec erlaubt damit Unternehmen einen hybriden und ska-          chen Intelligenz auf Basis vorliegender Daten eigene Entscheidun-
     lierbaren Ansatz für ihre IoT-Szenarien zu verfolgen, indem sie         gen vorzuschlagen oder sogar treffen zu können, wenn menschli-
     die Vorteile von On-Premise-Lösungen mit einer professionellen          ches Eingreifen nicht erforderlich ist. Die Verschmelzung von IT
     Cloud-Infrastruktur kombiniert. Dafür ist Susietec vollständig in       und OT ermöglicht damit autonomes Handeln und dynamisches
     den Gateway-, Fog-Computer- und Server-Produkten von Kon-               Anpassen der eingesetzten Maschinen an neue Gegebenheiten. ☐

HortiCoolture.
LED it grow!                                                                   Horticulture LED Lighting
                                                                               Neue Horticulture LEDs aus der High Power
                                                                                                                                      n

                                                                                                                                      n
                                                                                                                                          Hohe Leuchtstärke
                                                                                                                                          Farbspektrum individuell an
                                                                               Keramik Serie. Die speziell für die Pflanzenzucht          Pflanzen anpassbar
                                                                               ausgewählten Wellenlängen (450 nm, 660 nm,             n   Komplettes Farbspektrum
                                                                               730 nm) fördern die Photosynthese und optimieren die       verfügbar inkl.
                                                                               Pflanzenentwicklung. Die überragenden PPF-Werte,           Weiß-, UV- und IR-LEDs
                                                                               die kleine Baugröße und die geringe Verlustleistung    n   Elektrisch neutraler
                                                                               machen die WL-SMDC Serie als zukünftige Auswahl            Wärmepfad
                                                                               für Horticulture Beleuchtung perfekt.                  n   Ein Lötpad für das
                                                                                                                                          komplette Farbspektrum
                                                                               Weitere Informationen unter:
                                                                               www.we-online.de/leditgrow                                 #LEDITGROW

                                                                               Application Note für Horticulture LEDs unter:
                                                                   © eiPal

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                                                                               www.we-online.de/AN-Horti
E D G E - C O M P U T I N G

Datenübertragung                  im   IIoT

Der Rand im
Blickpunkt
Bei IIoT-Anwendungen ist die Datenübertragung das kritische
Nadelöhr. Edge-Computer verringern das Datenaufkommen in
der Cloud, indem sie Informationen dort verarbeiten, wo diese
anfallen – am Rand des Netzwerks.
TEX T: Alan Harris und Eduardo Buendia, Moxa BILD ER: Moxa; iStock, Claudiad

    Das Industrial Internet of Things (IIoT) hängt von verschie-                   Ein zentrales Thema bei jedem IIoT-System ist die korrekte
denen Technologien ab, die sich vor unseren Augen vereinigen.                  Definition der Systemarchitektur. Das IIoT bringt eine Vielzahl
Der Klebstoff zwischen den Technologien sind die übertragenen                  von Dingen zusammen, die alle verlässlich miteinander klarkom-
Daten. Eine immer wiederkehrende Frage lautet: Wie lassen sich                 men müssen. Um dies zu erreichen, muss der System-Designer
die erforderlichen Informationen verfügbar machen? Mit ande-                   das System aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Wer über
ren Worten: Wie stark muss der Klebstoff zwischen den einzelnen                Edge-Computing spricht, blickt im übertragenen Sinn auf einen
Teilen sein?                                                                   Punkt, an dem Wellen auf einen Strand treffen: Die einlaufen-
                                                                               den Wellen bewegen den Sand und verändern gleichzeitig dessen
    Die Antwort auf diese Frage geben meist die Anforderungen                  Konsistenz. Übertragen auf industrielle Technologien wäre das
selbst. Angenommen, es ist zu prüfen, wie oft ein Gerät ausfällt,              der Punkt, an dem man auf reale Gegenstände einwirken und die
wenn die Drehzahl einen Wert von 6.000 U/min überschreitet.                    von ihnen ausgehenden Informationen für die Weiterverarbei-
Für die Prüfung müssen eine Reihe von Informationen bekannt                    tung präparieren kann.
sein, etwa die Drehgeschwindigkeit und die Anzahl der Ausfälle.
Manche der Datenpunkte sind aussagekräftiger, weil sie sich wie                Edge-Computing: Wie Wellen am Strand
beispielsweise die Geschwindigkeit direkt messen lassen. Andere
Daten sind von Natur aus weniger fix, zum Beispiel die Relevanz                   An diesem Punkt muss der System-Designer entscheiden,
des Betriebskreislaufs zwischen den Startzyklen.                               wie das System Daten empfangen und in die Cloud weiterleiten

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EDGE-COMPUTING

                   Als IIoT-Gateways transportieren
           Edge-Computer alle notwendigen Daten
                 verlässlich vom Gerät in die Cloud.

soll. Dafür muss er grob mit dem Hintergrundwissen bezüglich              Um das Ergebnis in ein per Ethernet übertragbares Signal zu
aller beteiligten Technologien vertraut sein. Ein wichtiges Hinter-   wandeln, müssen alle Messwerte digitalisiert werden. Die Ana-
grundwissen: „Realtime“ ist in der Computerwelt eigentlich nicht      log-Digital-Wandlung benötigt jedoch Zeit, was sich wiederum
möglich. Vielmehr bezeichnet Realtime-Computing ein mehr              auf die Zykluszeit der Messungen auswirkt. Diese könnte sehr
oder weniger akzeptables Fehlerniveau. Fehler, die das Ergebnis       klein sein – dann müsste man allerdings eine recht große Band-
nicht über ein festgelegtes Maß hinaus beeinflussen, werden bil-      breite des verwendeten Ethernets in Anspruch nehmen. Ange-
ligend in Kauf genommen. Im Computing geschieht also nichts           sichts der Tatsache, dass sich der Wasserstand eines Staudamms
sofort und unmittelbar – es gibt immer einen endlichen Wert,          ziemlich langsam verändert, scheint es jedoch ausreichend, alle
den wir nicht überschreiten können.                                   zehn Minuten eine Messung vorzunehmen. Das reduziert die er-
                                                                      forderliche Bandbreite, so dass die Konvertierung langsamer ab-
    Eine Folge dieser Endlichkeit sind Einschränkungen im Be-         laufen könnte.
trieb der elektronischen Komponenten. Die daraus resultieren-
den Bus-Bandbreiten erfordern, dass man Datenerfassungszyk-               Dieses Beispiel verdeutlicht, wie ein System-Designer, der
len auf deterministische Weise betrachten muss, weil sonst nicht      mit der grundsätzlichen Wirkungsweise der eingesetzten Tech-
gewährleistet ist, dass die Daten ihr gewünschtes Ziel auch tat-      nologien vertraut ist, Optimierungen vornehmen kann, die die
sächlich erreichen. Im Fall von Edge-Computing bedeutet dies,         Zeitanforderungen und damit letztlich auch die Kosten reduzie-
zu überlegen, wie Daten erfasst und digitalisiert werden – und        ren. Moxas Ethernet-I/O-Module der IoLogik-Serien E1200 und
welche Frequenz sie erreichen müssen, damit die gewünschten           E2200 geben ihm die Gelegenheit, genau solche Entscheidungen
Ergebnisse erzielbar sind.                                            nachhaltig zu treffen und effizient zu steuern.

Konvertierungsdauer versus Zykluszeit                                 Wo Messwerte zu Daten werden

    In der realen Welt gibt es nur drei Arten von Daten: ein Puls-         Wenn im nächsten Schritt Signale und Werte kombiniert wer-
oder digitales Signal, eine Ereigniszählung oder einen analogen       den, gewinnen die abgeleiteten Daten an Bedeutung. In unserem
Wert. All diese Daten bilden Ereignisse ab. Allerdings stehen die     Staudammbeispiel könnten die Messwerte um die Tageszeit, an
Ereignisse in keinem inhärenten Zusammenhang mit den zuge-            der die betreffende Messung durchgeführt wurde, angereichert
hörigen Werten, so dass wir Menschen sie in einen Sinnzusam-          werden. Aber wo vereinigt man die Daten am sinnvollsten? Klar
menhang stellen müssen. Ein Beispiel: Ein analoges System gibt        ist, dass es irgendeine Form von Computing-Maschine braucht,
den Wert 147 aus, wir fügen die Einheit Meter hinzu und geben         deren Leistungsfähigkeit auf die zu verarbeitenden Daten und
außerdem dem Objekt noch den Namen Staudamm. Dann liegt               den Zweck der letztlich gewonnenen Informationen abgestimmt
die Vermutung nahe, dass es sich beim Wert 147 um den aktuel-         sein muss. Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Computertypen:
len Wasserstand des Staudamms handelt. Nehmen wir an, dass            –– Cloud-Computer sind zentral in einem Datennetzwerk
dieser Messwert in regelmäßigen Zeitabständen ausgelesen wer-              untergebracht, beispielsweise im Rechenzentrum des
den soll.                                                                  Staudammbetreibers;

E&E | Ausgabe 4.2018                                                                                                              25
E D G E - C O M P U T I N G

                                                                                               Verglichen mit einer herkömmlichen
                                                                                               SPS beziehungsweise einem Proto-
                                                                                               koll-Gateway sorgen IIoT-Gateways
                                                                                               für eine drastische Reduktion der
                                                                                               Zeitzyklen der Datenerfassung und
                                                                                               -übertragung sowie für die Befehls-
                                                                                               ausgabe.

––    Edge-Computer arbeiten in den Außenbezirken des Netz-        den soll. Davon ausgehend muss er den Zeitpunkt festlegen, an
      werks, beispielsweise direkt bei den Sensoren.               dem die Datenpunkte verfügbar sein sollen.

     Cloud-Computer sind im Vergleich zu Edge-Computern sehr           Mit Hilfe von Edge-Computern lassen sich Daten auch bün-
leistungsstark. Wird also eine hohe Leistung benötigt, empfiehlt   deln, sodass ihr Empfang in der Cloud kostengünstiger wird. Bei-
es sich, die Datenverarbeitung in die Cloud zu verlegen. Der       spielsweise könnte der Edge-Computer die Abflussrate und wich-
Nachteil liegt auf der Hand: Um Daten verarbeiten zu können,       tige Ereignisse wie die Öffnung der Überläufe kontinuierlich, den
muss der Cloud-Computer diese erst erhalten. Im Fall unseres       aktuellen Wasserstand des Staudamms jedoch nur einmal pro Tag
Staudamms hieße das, dass alle Messdaten an den Cloud-Com-         übermitteln. Der Cloud-Computer hat dann ausreichend Infor-
puter gesendet werden müssen. Aber was, wenn sich der Damm         mationen, um den Wasserstand und die Menge des ins Versor-
nach einem heftigen Regenguss zu rasch füllt und die Überläufe     gungsnetz fließenden Wassers mit ausreichender Genauigkeit zu
aus Sicherheitsgründen schnellstmöglich geöffnet werden müs-       bestimmen und in die Zukunft hochzurechnen.
sen? Genügt dann die Geschwindigkeit, mit der die Daten zum
Cloud-Computer und zurück gelangen, um eine ausreichend                Der weitaus größte Vorteil von Edge-Computern hängt je-
schnelle Reaktion auszulösen? Außerdem ist zu bedenken, dass       doch mit der Tatsache zusammen, dass die aus der realen Welt
die Datenübertragung in die Cloud bares Geld kostet.               eingehenden Daten verschiedenste Formate haben können: rohe
                                                                   serielle ASCII-Daten, Modbus-, GOOSE-, Profinet- oder Profi-
Daten bündeln entlastet die Cloud                                  bus-Nachrichten und viele mehr. Alle diese Nachrichtentypen
                                                                   enthalten Zusatzinformationen, das heißt einen Mehraufwand,
    Ein Edge-Computer hingegen ist sehr nahe an den Geräten,       die für Bestätigungen und zur Gewährleistung der Dateninte-
deren Daten er verarbeitet. Üblicherweise, jedoch nicht zwangs-    grität erforderlich sind. Solche Zusatzdaten schlagen bei der Ge-
weise, ist er auf das lokale Netzwerk begrenzt. Das ermöglicht     samtbandbreitennutzung ebenfalls zu Buche, ohne jedoch einen
eine effiziente lokale Bandbreitennutzung, während nur wenige,     direkten Vorteil bei der tatsächlichen Berechnung zu bringen. Ein
im Vorfeld festgelegte Informationen an das High-End-Cloud-        Edge-Computer kann die verschiedenen Datentypen in ein ein-
Modell weitergeleitet werden. Der System-Designer kann das         heitliches Format umwandeln, was die Datenübertragung auf das
System so gestalten, dass simple Entscheidungen innerhalb des      Nötigste beschränkt, verstärkte Time-outs verringert und zusätz-
Edge-Bereichs getroffen werden können. Bezüglich der Daten-        liche Verarbeitungsschritte in der Cloud vermeidet. Sobald das
übertragung in die Cloud kann er wählen, ob die Übermittlung       System einmal läuft, senden die Sensoren ihre Daten nur dorthin,
ereignisgesteuert oder (periodisch) abgefragt durchgeführt wer-    wo diese wirklich nützlich sind.

26                                                                                                              E&E | Ausgabe 4.2018
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