ZWISCHEN DEN WELTEN - INDUSTR.com
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A U S G A B E 4 | A P R I L 2 0 1 8 | 1 8 . J A H R G A N G | W W W. I N D U S T R . C O M | FA C E B O O K . D E / E U E 2 4 . N E T ZWISCHEN DEN WELTEN Edge-Computing: Intelligenz an der Schnittstelle von Hardware und Cloud CONRAD MARKTPLATZ 3D-DRUCK GEHALTSÜBERSICHT Interview mit CEO Ruban zum Wie er bereits in der Fertigung Wie viel Ingenieure Stand nach einem Jahr Seite 8 eingesetzt wird Seite 50 verdienen Seite 80
Kontron – An S&T Company INDUSTRIE 4.0 / IIOT EDGE TO FOG TO CLOUD TSN & OPC UA ENABLED d Off-Premise ZINC CUBE C232 Embedded Server HPW 410 ZINC19 2U/4U X Performance Server X High Performance Workstation X Rackmount Server für IT Umfeld für Industrieanwendungen für Industrieanwendungen EMBEDDED CLOUD On-Premise Ethernet & TSN Switching t tching KBox C-102-x X Prozesssteuerung in Echtzeit Edge Analytics/Fog Computing KBox A-Serie KB HMI MI Flat/Fusion-Serie Flat/Fusio on X Edge/Gateway Anwendungen X Panel PC/Monitor PC/Monit für Prozess- Datenvisualisierung und Datenvisua Embedded Cloud Embedded Software OUR Embedded Systems PORTFOLIO Embedded Boards & Modules Embedded ODM Services www.kontron.com
E D I TO R I A L LOKAL STATT UNENDLICHE MACHEN SIE CLOUD-WEITEN SICH EIN BILD VON UNS... Falls Sie ein Fan von Science-Fiction sind, muss ich Sie enttäuschen. Die E&E ist nicht über Nacht von einem Elek- tronik- zu einem Science-Fiction-Magazin geworden. Statt mit Perry Rhodan, Star Trek oder Battlestar Galactica beschäftigen wir uns weiterhin mit dem Neuesten aus der Elektronikwelt. Diesmal genauer gesagt mit Edge-Computing; also der lokalen Datenauswertung direkt an den Sensoren, Geräten und Ma- schinen. Seit einiger Zeit erheben diese immer mehr Informa- tionen über ihren Zustand und ihre Umwelt. Industrie 4.0 und das IoT lassen hier grüßen. Bisher wurden diese Informationen meist an eine zentrale Stelle geschickt, sei es ein zentraler Server oder die Cloud, und dort ausgewertet. Das verschiebt sich nun wieder näher hin zu UND TREFFEN den Komponenten; also von der zentralen Stelle an den Rand des Netzwerks. Entweder findet die Verarbeitung direkt an den Komponenten statt oder an einer nahen Einheit. Edge-Com- SIE UNS... puting ist geboren. In vielen Fällen werden die aufbereiteten Daten dann an die Cloud zur weiteren Bearbeitung gesendet. Der Trend zur Auslagerung von Aufgaben und Informati- onen in die Cloud bekommt damit starke Konkurrenz. Edge- Computing wird die Cloud allerdings nicht verdrängen. Beide haben ihre Daseinsberechtigung. Stattdessen wird es in Zu- 05.06. – 07.06.2018 PCIM kunft ein Nebeneinander von beidem geben. Je nachdem was sich für ein bestimmtes Gerät oder eine Aufgabe besser eig- net. Was genau sich hinter Edge-Computing verbirgt, welche Vorteile es gegenüber der Cloud hat und wie es sich umsetzen lässt, erfahren Sie im Fokusthema dieser Ausgabe, ab Seite 16. 26.06. – 28.06.2018 Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre. Sensor + Test 13.11. – 16.11.2018 Florian Streifinger, Managing Editor E&E electronica Mehr Informationen zu Produkten und Karrieremöglichkeiten unter www.rutronik.com Überzeugen durch Leistung E&E | Ausgabe 4.2018 Consult | Components | Logistics | Quality
I N H A LT FOKUS Auftakt 6 FOTOREPORTAGE EDGE- 8 Designvielfalt bei OLED-Beleuchtung INTERVIEW MIT HOLGER RUBAN, CEO VON CONRAD COMPUTING Der Stand beim Marktplatz nach einem Jahr 12 ZWEIGETEILTE FABLESS-WELT Wo die größten Hersteller sitzen 14 HANNOVER MESSE 2018 Wo sich ein Standbesuch lohnt Fokusthema 16 EDGE-COMPUTING Mehr als eine Randerscheinung 20 NEBEL UND WOLKEN Die Cloud sinnvoll ergänzen 24 28 INFORMATIONSÜBERTRAGUNG IM IIOT Edge-Computing verringert Datenmenge KOMMENTAR VON MICHAEL KANELLOS, OSISOFT 06 ENTWICKLUNGSKIT ZEIGT DESIGN- Lohnt der Absprung in die Cloud? VIELFALT BEI OLEDS 32 DAS STECKT HINTER EDGE-, FOG- UND CLOUD-COMPUTING Begriffsklärung: Rand, Nebel, Wolke Stromversorgung & Leistungselektronik 33 ALTERNATIVEN ZU LI-IONEN-BATTERIEN Post-Lithium-Systeme 36 MEHRZELLEN-AKKUS LADEN Balanceakt für Batterien E&E-Spezial: Karriere in der Elektronikindustrie 68 INTERVIEW MIT GUNTHER OLESCH, PHOENIX CONTACT „Es mangelt nicht an Bewerbern“ 74 UMFRAGE UNTER ELEKTRONIKFIRMEN Wie die Branche Mitarbeiter gewinnt 77 80 INTERVIEW MIT STEFAN HOITZ VON MICHAEL PAGE „Das Lohngefälle nimmt ab“ GEHALTSÜBERBLICK 08 EIN JAHR CONRAD-MARKTPLATZ: CEO Was Ingenieure verdienen HOLGER RUBAN VERRÄT, WIE DER AKTUELLE STAND IST 4 E&E | Ausgabe 4.2018
I N H A LT Verbindungstechnik & AB SEITE 16 FOKUSTHEMA: EDGE-COMPUTING 42 Wireless FIT FÜR INDUSTRIE 4.0 kühlen schützen verbinden BRINGT DIE DATENVERARBEI- Verkabelung für riesige Datenmengen TUNG ZURÜCK ZUR HARDWARE 45 FREIE FAHRT FÜR GROSSE DATENPAKETE Board Level Kühlkörper Etherline: hohes Tempo bis 10 Gbit/s • effektive Entwärmung rund um die Leiterkarte 48 PROMOTION: INTERVIEW MIT M. ELLINS, SOCIONEXT • als Blechbiegeteil oder Strangkühlkörper IEP für mehrere Standards und TSN • aus Aluminium- oder Kupfermaterial • lötfähige Oberflächenbeschichtungen • für horizontale und vertikale Einbaulage Entwicklungstools & • Sonderausführungen nach Kundenvorgabe Prototyping 50 ADDITIVE FERTIGUNG 3D-Druck in der Praxis Passive Bauelemente & Elektromechanik 55 PULSGENERATOREN Chips unter Hochspannung 58 EMV-DESIGN BEI DC/DC-SCHALTREGLERN Die Störung immer im Blick Displays & HMI 62 TRENDSCOUT Top HMI-Komponenten AB SEITE 67 E&E-SPEZIAL: KARRIERE IN DER 64 SAFETY Verbesserungen für Not-Halt-Taster ELEKTRONIKINDUSTRIE Rubriken 03 Editorial 11 Ackermanns Seitenblicke Auch das Glück wird digitalisiert 31 Firmenverzeichnis Mehr erfahren Sie hier: 31 Impressum www.fischerelektronik.de 82 Aufgeschraubt Fischer Elektronik GmbH & Co. KG Nottebohmstraße 28 58511 Lüdenscheid DEUTSCHLAND Telefon +49 2351 435 - 0 Telefax +49 2351 45754 E-mail info@fischerelektronik.de Wir stellen aus: „HIGH END“ in München 10.5 - 13.5.2018 E&E | Ausgabe 4.2018 Halle 3, Stand L13
I M R A M P E N L I C H T Große DESIGNVIELFALT BEI OLED-Beleuchtung Designer sehnen sich schon lange nach einer breiteren Vielfalt an Gestaltungsoptionen für OLED-Beleuchtungen. Wissenschaftler des Fraunhofer FEP haben dafür nun ein Design-Kit entwickelt. Daraus lassen sich unter anderem grazile Schmetterlinge in vielfältigen Formen, Farben und Mustern erstellen. TEXT: Moritz Eberl, E&E BI LD: Jan Hesse, Fraunhofer FEP Flexibel und bunt OLED-Leuchtmodule sind bisher vor allem als weiß leuchtende Kacheln für die Allgemeinbeleuchtung bekannt. Neu entwickelte OLED-Module erlau- ben jedoch das Erstellen verschiedenfarbig leuchtender Elemente. Hierbei sind den Designern kaum Grenzen gesetzt. Um das zu vermitteln, hat das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plas- matechnik FEP ein „OLED Lighting Design Sample Kit“ entwickelt. Es stellt vor, welche Flexibilität, Transparenz, Mischfarben und variablen Lichtfar- ben mit OLEDs möglich sind. Das Sample Kit soll außerdem zeigen, dass durch die Technik neue Anwendungen in der Medizintechnik oder Analytik möglich sind, beispielsweise durch die Integration von Beleuchtung (OLED) und Sensorik (OPD) auf einem Bauteil. 6 E&E | Ausgabe 4.2018
A U F TA K T Interview mit Holger Ruban, CEO von Conrad Electronic „Andere Distributoren sind keine Konkurrenten, wir wollen sie auf dem Marktplatz“ Vor fast einem Jahr eröffnete der Distributor Conrad Electronic seinen On- line-Marktplatz. Wie sich dieser entwickelt und mit welchen Schwierigkeiten der Distributor zu kämpfen hat, verrät Holger Ruban, CEO von Conrad Electronic, im Interview. Er erklärt auch, wieso es auf dem Marktplatz mittlerweile Kaffee zu kaufen gibt. FRAGEN : Florian Streifinger, E&E BI LD: Conrad Electronic 8 E&E | Ausgabe 4.2018
A U F TA K T E&E: Der Marktplatz von Conrad be- nicht sauber genug waren, oder die nach von uns, weil wir Qualität als einen unse- steht jetzt fast ein Jahr. Wie hat er sich dieser Zeit wieder abgeschaltet wurden. rer USPs sehen. Da differenzieren wir uns seitdem entwickelt? Zweitens wird unser Marktplatz wirklich ganz bewusst von anderen, eher auf B2C Holger Ruban: Es läuft sehr dynamisch. genutzt. Auf dem passiert etwas, es ist ausgerichteten Marktplätzen. Dadurch Wir haben relativ schnell zusätzliche Ver- Traffic vorhanden. Daran scheitern viele nehmen wir uns natürlich auch eine ge- käufer auf den Marktplatz bekommen. Zu Marktplätze, dass sie nicht genügend Be- wisse Geschwindigkeit beim Wachstum. Beginn starteten wir mit 40.000 neuen sucher und Verkäufer auf ihre Plattform Artikeln einzelner Seller. Im Oktober hat- Welches Qualitätsmerkmal können viele ten wir schon eine Million Produkte auf Firmen denn nicht erfüllen? Sie verlan- dem Marketplace. Es kommen auch im- gen unter anderem eine ISO-Zertifizie- mer interessantere Seller mit an Bord, wie „Wir wachsen Monat rung. zum Beispiel vor Kurzem Future Elec- für Monat im Schnitt Die ISO-9001-Zertifizierung ist für viele tronics, die einen entsprechend großen ein Problem. Gerade für kleinere Unter- Sortimentsbereich mitbringen. Auch der um 50 bis 100 Pro- nehmen. Uns geht es hier sehr stark um Umsatz entwickelt sich sehr dynamisch. Wir wachsen Monat für Monat im Schnitt zent.“ die Replizierbarkeit von Prozessen und die Supply-Chain-Sicherheit. Beides bil- um 50 bis 100 Prozent. Holger Ruban, CEO von Conrad det die ISO-Norm sehr sauber ab. Die Electronic Lieferanten sollten außerdem in der Lage Wie viele Produkte sind es aktuell? sein, in 48 Stunden an die Kunden zu lie- Im Moment stehen wir bei 1,2 Millionen. fern. Das sind die zwei Hauptprobleme. bekommen. Wir haben bewiesen, dass Das beinhaltet Ihr eigenes Sortiment das bei uns funktioniert, wir eine ver- Neben der Anzahl der Produkte hatten und Fremdprodukte von externen Ver- nünftige Dynamik haben und nach oben Sie sich auch das Ziel von 100 externen käufern. Welcher Anteil entfällt denn auf skalieren. Verkäufern bis Ende letzten Jahres ge- die Fremdprodukte? setzt. Konnten Sie diese Marke errei- Unser bisheriges Sortiment ist da natür- In welchen Bereichen gibt es Probleme? chen? lich hinzugezählt. Im Moment sind wir Hintendran sind wir noch beim Einlisten Nein, das haben wir nicht geschafft. Zur- bei knapp einer halben Million externen von Artikeln. Wir hatten dabei ein paar zeit stehen wir bei etwas über 50 Ver- Produkten, 450.000 um genau zu sein. technische Probleme, die mittlerweile käufern. Hätten wir uns allein darauf Seit Oktober sind nochmal 200.000 dazu- aber behoben wurden. konzentriert, möglichst viele Seller auf gekommen, da standen wir noch bei einer die Plattform zu bekommen, dann hätten Viertelmillion. Ihr Ziel war es, 2019 zehn Millionen Pro- wir die Anzahl auch erreicht. Es ging uns dukte auf dem Marktplatz anzubieten. aber tatsächlich darum, die richtigen Un- Wie zufrieden sind Sie mit dem Fort- Ist dieses Vorhaben weiterhin realistisch? ternehmen, wie eben Future Electronics, schritt? Davon gehe ich aus. Wir sind durch die- auf den Marktplatz zu bekommen und Natürlich könnte es immer mehr sein, se technischen Probleme etwas in Verzug nicht nur möglichst viele Firmen. Das be- aber im Prinzip bin ich extrem zufrie- geraten. Aber wie gesagt konnten wir sie unruhigt mich deshalb nicht. den. Erstens haben wir es innerhalb von beheben und werden das aufholen. sieben oder acht Monaten geschafft, die Gab es Absprünge bei Verkäufern oder notwendige Technologie aufzubauen und Genug interessierte Firmen gibt es also? sind alle, die eingestiegen sind, auch ge- den Marktplatz zu launchen. Wir wissen Interessenten haben wir genügend. Wir blieben? mittlerweile, wie schwierig das ist. Es schränken uns hier sogar selbst ein, da Bisher sind alle geblieben. Wir haben ei- gibt genug Marktplätze in der Industrie, viele Interessenten die von uns festgesetz- nen Verkäufer kurzzeitig vom Marktplatz die nicht gelauncht werden konnten, weil ten Qualitätsansprüche nicht erfüllen. entfernt, weil es mehrere Beschwerden sie nach ein bis zwei Jahren technisch Das ist aber eine bewusste Entscheidung über seine Lieferzeiten gab. In Zukunft E&E | Ausgabe 4.2018 9
A U F TA K T wird es aber mit Sicherheit auch den ein fast keine Firmen mit Expertise in die- die wir anbieten möchten, wie etwa die oder anderen Ausstieg geben. Das ist sem Bereich. Wir wussten nicht, wie we- Hydraulik, stehen wir hingegen noch re- ganz normal, dass Verkäufer dazukom- nig davon tatsächlich existiert im Markt: lativ am Anfang. men und auch wieder welche ausschei- nämlich im Prinzip nichts. Der Vorteil den. Im Moment gewinnen wir aber nur davon ist natürlich, es wird für Konkur- Möchten Sie damit Spezialdistributoren, neue hinzu. renten schwierig ebenfalls einen Markt- die sich auf diese Branchen konzentrie- platz zu gründen. ren, Konkurrenz machen? Wenn Sie zurückschauen, was hat Sie po- Wir sehen uns nicht als Konkurrent sitiv überrascht bei der Einführung? zu ihnen, sondern als Marktplatz. Wir Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir möchten sie an Bord haben, wollen, dass in nur 7 Monaten den Marktplatz so hin- „Ich dachte, es wäre sie über unsere Plattform verkaufen. bekommen. Dafür bin ich zu sehr Realist. Wenn ich an andere IT-Projekte denke, schwieriger Firmen von Wenn Sie sich die neu hinzugekommenen da dauerte so was deutlich länger und unserem Konzept zu Artikel anschauen: Was ist denn der am verzögerte sich. Das war tatsächlich eine weitesten von Ihrem bisherigen Kernbe- Überraschung, dass wir das in der vorge- überzeugen. Sie haben reich entfernte? sehenen Zeit geschafft haben. Positiv fin- aber schnell die Vorteile Kaffee. de ich auch die Resonanz von den Sellern. Ich dachte, dass es schwieriger sein wird davon erkannt.“ Wie passt Kaffee in Ihr Sortiment? Firmen von dem Konzept zu überzeugen. Holger Ruban, CEO von Conrad Das ist natürlich nicht das typische tech- Das ging aber überraschend einfach, was Electronic nische Produkt, aber Kaffee wird wirklich sicherlich auch an unserer Bekanntheit angefragt. Wenn ein Techniker noch Kaf- und unserem guten Image liegt. Den Fir- fee für das Büro benötigt, kann er diesen men war recht schnell klar, welchen Vor- Wann rechnen Sie damit, mehr Umsatz zu seinem restlichen Einkauf bei uns da- teil sie haben und, dass es sich hier um mit dem Marktplatz als mit Ihrem nor- zu packen und muss nicht noch zu einem eine Win-Win-Konstellation handelt für malen Distributionsgeschäft zu machen? anderen Verkäufer gehen. Ein anderes beide Unternehmen und nicht um eine Das ist natürlich schwierig zu beantwor- Beispiel ist Papier. Konkurrenzsituation. Ich dachte, da ist ten. Ich rechne in den nächsten Jahren deutlich mehr Überzeugungsarbeit not- damit. Das hängt mit der Skalierung zu- Für dieses Jahr haben Sie angekündigt, wendig. sammen. Wir haben in Deutschland mit den Marktplatz in Zentraleuropa einzu- unserem Marktplatz angefangen, aber führen. Wann soll das konkret erfolgen? Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie wollen danach auch international aktiv Wir gehen von Ende diesen Jahres aus. nicht gerechnet? sein. Und das braucht eben seine Zeit. Dann soll der Marktplatz auch in Öster- Es gab ein paar Kinderkrankheiten, die reich, der Schweiz und den Niederlan- wir aber alle abstellen konnten. Wir Mit dem Marktplatz möchten Sie auch den online gehen. Ich denke, dass wir im mussten aber oft Neuland betreten, zum neue Branchen erschließen. Wie weit Laufe von 2019 alle Länder in Europa, Beispiel bei den Zahlungssystemen. Die sind Sie damit bereits? in denen Conrad derzeit aktiv ist, be- Zahlung über Rechnung ist ziemlich ein- Da sind wir momentan mittendrin, aber dienen. Dazu gehören Großbritannien, zigartig im B2B-Bereich. Das war uns am noch nicht da, wo wir wirklich hinwollen. Frankreich, Italien, die meisten Teile von Anfang nicht bewusst, wie kompliziert Gut aufgestellt sind wir im Health- und Osteuropa, die Benelux-Staaten und die das ist. Das erfordert einiges Know-how, Safety-Bereich. Da finden Kunden jetzt skandinavischen Länder. etwa beim Steuerrecht, den Lieferun- deutlich mehr Produkte als zuvor, zum gen und Rechnungen, das man erst auf- Beispiel eine Vielzahl von Kennzeich- Und danach folgt dann die weltweite bauen muss. Dadurch, dass so wenige nungsmaterialien. Und die werden auch Einführung? B2B-Marktplätze existieren, gibt es auch gekauft. Bei einigen anderen Segmenten, (lacht) Das ist zurzeit nicht geplant. ☐ 10 E&E | Ausgabe 4.2018
K O L U M N E A ckermanns S eitenblicke AUCH DAS GLÜCK WIRD DIGITALISIERT Sorgt die moderne Technik für ein größeres menschliches Glück? Gewiss doch, meinen sowohl Wissenschaftler als auch eine wachsende Schar von Ratgebern, Marketeers und Influencern. Besonders digitale Tools sollen dem Wohlbefinden nochmal einen deutlichen Schub geben. Eine gute Gesundheit gilt diversen Erhebungen zufolge als vorn. Beim Happy Planet Index (HPI), der die ökologischen Kos- eine der Kernbestandteile des Glücks von Menschen. Unterneh- ten, die Nachhaltigkeit, das BIP und die Lebenserwartung mit- men, Forscher und sogenannte Life Coaches entwickeln deshalb berücksichtigt, sind es Costa Rica, Mexiko, Kolumbien, Vanuatu Techniken, um die Gesundheit stetig zu verbessern. Anfänglich und Vietnam. Denn durch die Berechnungsmethode des HPI fördern die uns anempfohlenen Techniken die Selbsterkenntnis ergeben sich dann Maximalwerte, wenn die Lebenszufrieden- und das Selbstmanagement. Damit sollen sie ein gesünderes Ver- heit möglichst hoch und der ökologische Fußabdruck möglichst halten erzeugen. In Zukunft steht dann die Umprogrammierung gering ist – eine in der realen Welt eher seltene Kombination. des Bewusstseins und der DNA auf dem Deutschland hat sich übrigens bei erste- Programm. rem Tableau von Rang 26 auf Rang 16 vor- gearbeitet, während wir beim HPI Platz 49 Begonnen hat das ganz harmlos mit belegen. Die USA stehen auf Rang 108 von Fitness-Trackern- und Mental-Coa- 140 Ländern; Luxemburg ist Vorletzter, ching-Apps. Mit Tracking und Nudging, vor dem Schlusslicht Tschad. also sanften Schubsern in die richtige Richtung, manipulieren sie uns etwa zu Die gemeinsame Studie „Wellness mehr Sport oder einer gesünderen Ernäh- 2030“ des erwähnten GWI und des rung. Darauf folgte Software, etwa zur Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Instituts Früherkennung von Stress, die in Zukunft (GDI) vom Januar diesen Jahres sieht immer mehr und mehr in den Körper vor- fünf zentrale Trends für den Zukunfts- dringen wird, um unsere Natur gemäß den markt Glück: Erstens führt die Technik zu angestrebten Zielen zu verändern. Konvergenz, zu einer Symbiose zwischen Mensch und Technologie. Zweitens bie- Diese Entwicklung ist natürlich auch ten Biohacker aus den unterschiedlichsten für die Wellness-Industrie interessant. Solange es die Elektronikindustrie gibt, Bereichen Shortcuts zum Wohlbefinden Das Global Wellness Institute (GWI) pro- begleitet Roland Ackermann sie. Unter an. Drittens kommt zum äußeren Portrait gnostiziert von 2017 bis 2022 für diese ein anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter in den sozialen Netzen ein inneres hinzu, beeindruckendes Marktwachstum von 134 und Macher des „Technischen Reports“ im ein sogenannter Daten-Selfie. Enthüllt auf 180 Milliarden Dollar. Zu den stetig Bayerischen Rundfunk prägt er die Bran- und entschlüsselt wird unser digitales wachsenden Bereichen zählen unter ande- che seit den späten 1950er-Jahren mit. Double von Wearables. Viertens wird auch rem der Wellness-Tourismus, die Spa-In- die Partnersuche optimiert. Algorithmen dustrie, Fitness, gesunde Ernährung und Wohlbefinden am und KI entscheiden, wer gerade am besten zu uns passt. Fünf- Arbeitsplatz. Dem weltweiten Wellness-Wirtschaftsmonitor des tens ersetzen Biofeedbacks Umfragen, Ratings und Likes. Letz- GWI zufolge haben die zehn Sektoren der Wellness-Wirtschaft teres ist besonders für die hochdotierten Einhörner aus dem Sili- einen Wert von 3,7 Billionen Dollar. Das sind 5 Prozent der glo- con Valley interessant. Schließlich wollen sie mit unbeirrbarem balen Wirtschaftsleistung und entspricht nahezu der Hälfte aller Hacker-Mindset den Glückscode der Menschheit knacken; wohl weltweiten Gesundheitsausgaben. um ihn dann zur Maximierung des Gewinns zu nutzen. Glück besteht allerdings aus mehr als nur Gesundheit. Lässt Natürlich will jeder glücklich sein. Aber sollen das wirklich sich das komplexe Konstrukt Glück aber überhaupt messen? Es Programme steuern? Die Frage ist, ob wir uns dem langfristig gibt zumindest Ansätze: Der World Happiness Report sieht Nor- entziehen können. Ich muss leider sagen: Bisherige Erfahrungen wegen, Dänemark, Island, die Schweiz und Finnland weltweit sprechen heftig dagegen… ☐ E&E | Ausgabe 4.2018 11
A U F TA K T Zweigeteilte Fabless-Welt Unsere Karte zeigt, in welchen Ländern die größten Hersteller von ICs ohne eigene Fertigung sitzen. (Quelle: IC Insights) Großbritannien Der größte Fabless-IC-Her- steller Europas stammt aus Großbritannien. Dialog Semi- conductor schafft es mit 1,4 Milliarden US-Dollar Umsatz immerhin noch in die Top 50. Generell spielt Europa keine USA große Rolle in diesem Markt. Die USA gegen den Rest der Der Anteil europäischer Welt – das ist die aktuelle Firmen am Umsatz rund Situation bei Fabless-IC-Her- um den Globus lag 2017 bei stellern. US-amerikanische nur noch 2 Prozent. Er fiel Firmen sind mit 53 Prozent im Vergleich zu 2010 um für mehr als die Hälfte des weitere 2 Prozent. weltweiten Umsatzes in diesem Markt verantwortlich. Auch der mit 17,1 Milliarden US-Dollar Umsatz größte Hersteller Qualcomm ist dort ansässig. Mit Nvidia, Apple, AMD, Xilinx und Marvell sind fünf weitere Firmen aus den USA in den Top 10 der größten Fertiger vertreten. Seit 2010 ist der Marktanteil von Firmen aus den USA allerdings um 18 Prozent gefallen. Das liegt vor allem an dem Verkauf von Broad- com an das singapurische Unternehmen Avago. 12 E&E | Ausgabe 4.2018
A U F TA K T Norwegen China Nordic Semiconductor ist das zweite europäische Unterneh- Mit HiSilicon und Unigroup schafften es 2017 zwei men, das es 2017 unter die 50 größten IC-Firmen ohne eigene chinesische Unternehmen in die Top 10 der größten Fertigung schaffte. 236 Millionen US-Dollar setzten die Fabless-IC-Hersteller. Unter den 50 größten Fertigern Norweger im vergangenen Jahr um. 2010 waren auch noch sind sogar zehn Firmen aus der Volksrepublik vertre- CSR und Lantiq als Hersteller in der Liste vertreten. ten. China ist mit 11 Prozent auf dem vierten Platz. Beide wurden allerdings 2015 aufgekauft; CSR Seit 2010 konnte das Reich der Mitte seinen damali- von Qualcomm, Lantiq von Intel. gen Anteil von 5 Prozent somit mehr als verdoppeln. Japan Japans Firmen sind stark im Chip-Markt vertreten. Unternehmen ohne eigene Fertigung gibt es dort aber nur wenige. Lediglich ein Prozent des weltweiten Umsatzes entfällt deshalb auf japanische Firmen. Der größte Fabless-IC-Hersteller des Landes ist mit 640 Millionen US-Dollar Umsatz Megachips. Südkorea Ähnlich wie Japan geht es auch Südkorea. Chip-Hersteller gibt es dort viele, aber nur Taiwan sehr wenige haben keine eigene Fertigung. Taiwan folgt mit weitem Abstand Nur ein Unternehmen, Silicon auf die USA auf dem zweiten Platz. Works, schaffte es 16 Prozent des weltweiten Umsatzes deshalb in die Liste von Fabless-IC-Herstellern stammt von der 50 größten Fab- Firmen aus dem kleinen Inselstaat. Der less-IC-Hersteller. größte Hersteller des Landes Mediatek setzte im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden US-Dollar um. Singapur Singapur ist Broadcom. Zumindest wenn es um Fabless-IC-Hersteller geht. Mit 16 Milliarden US-Dollar Umsatz ist es der zweitgrößte Hersteller weltweit und liegt nur knapp hinter Qualcomm. Broadcom alleine sichert Singapur den dritten Platz in der Liste. Falls Broadcom seine Pläne wirklich umsetzt und den Firmensitz in die USA verlegt, würde sich das natürlich ändern. E&E | Ausgabe 4.2018 13
A U F TA K T 01 02 04 03 Hannover Messe 2018 5.000 Aussteller zeigen vom 23. bis 27. April 2018 in Hannover ihre 3 E-Motor aus dem 3D-Drucker Forscher der TU Chemnitz haben einen vollständigen Elektromotor gedruckt. Neuheiten. Wo sich ein Standbesuch lohnt, erfahren Sie hier. Den Motor und das Verfahren zeigen sie am Gemeinschaftsstand „Forschung 1 2 für die Zukunft“ (Standnummer A38) In Echtzeit Messen mit 5G Entkoppeln von Netzteilen in Halle 2. Für das Verfahren nutzen Um Fehler in der Fertigung zu erken- Mit Pro RM präsentiert Weidmüller auf die Wissenschaftler metallische und nen, messen Sensoren, ob Maschinen der Messe in Halle 11 an Stand B58 keramische Pasten, die durch ein Ex- einwandfrei laufen. In der Regel werden drei neue Redundanzmodule zur trusionsverfahren schichtweise in Form die Daten dezentral und zeitverzögert Entkopplung von parallel geschalteten gebracht und anschließend gesintert ausgewertet. Wie eine direkte kabellose Schaltnetzgeräten. Die Parallelschaltung werden. Sie können somit sowohl die Messung in Echtzeit mit Hilfe des zu- ermöglicht ein redundantes Stromver- elektrischen Leiter aus Kupfer, die künftigen Mobilfunkstandard 5G mög- sorgungskonzept für eine sehr hohe An- zusammen mit Eisen die Bildung und lich ist, zeigt das Fraunhofer-Institut für lagenverfügbarkeit. Der Wirkungsgrad Ausrichtung der magnetischen Felder Produktionstechnologie IPT zusammen der Geräte liegt bei über 90 Prozent. Sie bewirken und die elektrische Isolation mit Ericsson in Halle 17 an Stand C24. sind international einsetzbar. aus Keramik im 3D-Drucker herstellen. 14 E&E | Ausgabe 4.2018
A U F TA K T 08 Quellen: 01 | iStock, Peenat, 02 | Weidmüller, 03 | TU Chemnitz, 04 | iStock, Gremlin, 05 | iStock, Petrovich9, 06 | Stäubli, 07 | Dingo Photos, 08 | iStock, Danor A 05 07 06 4 Edge-Computing live Fujitsu zeigt am Stand E16 in Hal- le 7 konkrete Anwendungsbeispiele und Live-Demos rund um das Thema Edge-Computing. Zu sehen ist unter 7 8 anderem das Industrial-IoT-Gateway Schnellladetechnik für E-Cars Deep Learning in der Praxis Intelliedge. Die E-Mobilität gewinnt in Deutschland MVTec Software zeigt an Stand E42/6 immer stärker an Dynamik und Bedeu- in Halle 17 Live-Demos, die den Nutzen 5 tung. Entscheidend für ihre weitere Ver- von Machine Vision im für Indus- TSN-Netzwerke planen breitung ist die passende Ladetechnik trie 4.0 und die Smart Factory praxisnah Wie sich TSN-Netzwerke (Time Sen- und -infrastruktur. Harting zeigt auf der veranschaulichen. Der Schwerpunkt sitive Networking) einfach planen und Messe in Halle 11 an Stand C15 seine liegt dabei auf Deep-Learning-Funk- aufbauen lassen, zeigt TTTech am Stand Schnellladetechnik zum effizienten tionen auf Basis von künstlicher A32 in Halle 8. Dort stellt das Unter- und umweltschonenden Auftanken von Intelligenz. Unter anderem zeigt eine nehmen seine Browserbasierte Software E-Autos. Zu sehen sind Ladekabel, die Live-Demo, wie sich unterschiedli- Slate XNS vor. sich für alle AC-Schnittstellen eignen che Gegenstände mit Hilfe von Deep und somit zu den drei weltweit erhält- Learning präzise klassifizieren lassen. 6 lichen Stecksystemversionen passen. Außerdem ist in der Demo die zielsi- Einpolig und für Hochstrom Außerdem zeigt Harting das Konzept- chere und robuste Defekterkennung bei Das einpolige Hochstrom-Steckverbin- fahrzeug „Snap“, das das Unternehmen Tabletten zu sehen. Standbesucher er- dersystem 16BL stellt Stäubli Electrical zusammen mit der Firma Rinspeed halten dadurch einen praxisorientierten Connectors in Halle 17 an Stand C13 entwickelt hat. Bei Snap handelt es sich Einblick in die Einsatzmöglichkeiten, vor. Es wurde speziell für Stromversor- um ein Mobilitätskonzept mit auswech- die Deep Learning für Machine Vision gungen und die Industrie entwickelt. selbaren Aufbauten. bietet. E&E | Ausgabe 4.2018 15
EDGE-COMPUTING 16 E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING Weg von der Cloud, hin zur Edge ZWISCHEN DEN WELTEN Seit den 2000er Jahren hilft die Cloud Un- ternehmen dabei, der wachsenden Datenflut Herr zu werden. Doch der Weg, den die Daten in die Cloud zurücklegen müssen, ist weit und birgt die Gefahr der Latenz. Ein inakzeptables Risiko, gerade beim autono- men Fahren. Deshalb wird Edge-Computing immer attraktiver. Es bringt Intelligenz zwi- schen die Hardware und die Cloud. T EX T: Sabrina Quente, E&E BI LD: iStock, Forplayday Wo Platzmangel herrscht, hilft oft auslagern. Ist die Woh- nung zu klein? Zusätzlicher Stauraum lässt sich mieten. Reicht der Speicher im Smartphone nicht aus, um Fotos und Musik zu sammeln? In der Cloud ist garantiert genügend Platz vor- handen. Und auch Unternehmen, die beispielsweise in ihrer Produktion immer mehr Daten generieren, stehen heute in der Cloud zahlreiche Rechenzentren offen. Diese bieten neben un- begrenzter Speicherkapazität auch Zugang zu Entwicklungs- plattformen oder Software. Konkurrenz für die Cloud Gerade im Zuge von Industrie 4.0 hat das Cloud-Compu- ting – also die Bereitstellung einer zentralen IT-Infrastruktur, die lokale Rechner entlasten soll – immer mehr an Bedeutung gewonnen und die Möglichkeit eröffnet, große Datenmen- gen zu analysieren, zu speichern und von überall aus zu nut- zen. Doch die Cloud ist in Gefahr: Nach und nach droht das E&E | Ausgabe 4.2018 17
EDGE-COMPUTING „40 Prozent der Großunternehmen werden bis 2021 Projekte umsetzen, die auf Edge-Computing setzen.“ Thomas Bittman, Analyst bei Gartner Edge-Computing, sie aufzufressen, wie der Gartner-Maverick- Datenvolumen bis zum Jahr 2025 auf zehn Exabytes pro Monat Analyst Thomas Bittman es im Jahr 2017 in der Studie The erhöhen – das sind rund 10.000 Mal mehr Daten als heute. Edge Will Eat The Cloud drastisch formuliert hat. Edge-Computing kann in Kombination mit der 5G-Tech- Egde-Computing findet – der Name deutet es an – am nologie eine geeignete Netz- und Recheninfrastruktur für den Rande eines Netzwerks statt. Ein solches Netzwerk kann un- Datenaustausch mit vernetzten Fahrzeugen schaffen. Um bei- terschiedlich aufgebaut sein, beispielsweise als Peer-to-Peer- de Technologien auf dem Gebiet des autonomen Fahrens zu oder Ad-hoc-Netzwerk, und verschiedene smarte Geräte wie fördern, haben die Unternehmen Denso, Intel, NTT, Toyota IoT-Devices oder Sensoren zusammenfassen, die Daten ge- und Ericsson im Jahr 2017 die Arbeitsgemeinschaft Automo- nerieren. Diese Daten können in den Geräten selbst oder an tive Edge Computing Consortium gegründet. Sie will unter an- zentraler Stelle lokal verarbeitet werden. Der Vorteil: Die In- derem Funktionen wie intelligentes Fahren und die Erstellung formationen müssen nicht erst in die Cloud gesendet werden, von Echtzeit-Kartenmaterial ermöglichen. sondern sind schneller vor Ort nutzbar. Es ist auch möglich, Daten vorzuverarbeiten und anschließend in die Cloud oder in Daten rücken näher an die Produktion eine vorgelagerte Schicht, die sogenannte Fog, zu senden. Auf diese Weise werden nur relevante Informationen weiterverar- Auch andere Anbieter konzentrieren sich aktuell auf Ed- beitet, was sich positiv auf die Datenkapazität auswirkt. ge-Computing und treiben damit Industrie-4.0-Themen wie Predictive Maintenance voran. Toshiba hat beispielsweise An- Gleich mehrere Gründe sprechen laut dem Maverick-Re- fang 2018 eine mobile Edge-Lösung für produzierende Unter- port dafür, dass Daten künftig häufiger mittels Edge-Com- nehmen vorgestellt: Der IoT-basierte und mobile Edge-Com- puting am Rande von Unternehmensnetzwerken verarbeitet puting-PC lässt sich freihändig bedienen und unterstützt so werden, als in den zentralen Rechenzentren der Cloud. Einen mobile Mitarbeiter etwa bei der Remote-Wartung. wichtigen Treiber für diese Entwicklung sieht die Studie in der Notwendigkeit der Echtzeit-Interaktion zwischen dem Men- Großes Potenzial sieht auch Dell Technologies im Ed- schen und seinen virtuellen Realitäten oder all den realen Sen- ge-Computing und hat Ende 2017 einen eigenen IoT-Ge- soren, Geräten und Anlagen, die über das Internet der Dinge schäftsbereich für das Thema geschaffen. Das Unterneh- miteinander verknüpft sind. men bietet bereits Edge-Gateways an, die über ein IoT-Con- trol-Center von VMware gesichert und verwaltet werden kön- Auf der Straße zählt jede Millisekunde nen. Künftig sollen außerdem Technologien wie Prozessorbe- schleuniger gefördert werden, die eine höhere Verarbeitungs- Dass dabei nicht nur Sekunden, sondern Millisekunden geschwindigkeit und umfangreichere Analytik näher am Edge zählen, zeigt sich am eindrücklichsten anhand des autonomen ermöglichen. Dafür arbeitet Dell mit Unternehmen wie VM- Fahrens: Es macht einen Unterschied, ob ein Fahrzeug, das mit ware, Intel und Nvidia zusammen und investiert in das Halb- 100 km/h unterwegs ist, mit einer Reaktionszeit von 50 oder leiterunternehmen Graphcore. nur einer Millisekunde bremst. Um hier eine Echtzeit-Interak- tion zu schaffen, ist zum einen eine möglichst latenzfreie Mo- Gemeinsame Lösungen für Edge-Computing sind auch bilfunktechnologie notwendig. Zum anderen muss die Netzin- von Kontron und NXP Semiconductors zu erwarten. Die Un- frastruktur, in der sich Fahrzeugdaten bewegen, für große Da- ternehmen kündigten Anfang 2018 eine Partnerschaft an, um tenmenge ausgelegt sein: Schätzungen zufolge wird sich dieses Industrie-4.0-Lösungen zu entwickeln, die mehr Intelligenz 18 E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING und Effizienz am Rande von Netzwerken bieten. Dazu gehören ter für kritische Infrastrukturen, sieht den Trend zur Edge, der unter anderem Computer-on-Modules von Kontron. Zusätz- immer mehr Unternehmen dazu veranlasst, ihre Rechenkapa- lich plant Kontron im Laufe des Jahres, Module mit Layerscape zitäten an den Rand ihrer Netzwerke zu verlagern. Wichtig da- SoCs auf den Markt zu bringen, die Industrie-4.0-Edge-Gate- bei sei eine kritische Bewertung der Einrichtungen, in denen ways und Designs von Kunden unterstützen. Edge-Ressourcen untergebracht sind, und der Sicherheit und des Eigentums der dort vorhandenen Daten. Dabei gilt es auch Dass diese Entwicklungen den Nerv der Zeit treffen, zeigt die EU-Datenschutz-Grundverordnung zu beachten.. ☐ sich nicht nur auf Anbieter- sondern auch auf Anwenderseite. Zum Beispiel schätzt der Maverick-Report, dass 40 Prozent der Wie Edge-Computing sich umsetzen lässt und was es neben dem Großunternehmen bis 2021 Projekte umsetzen werden, die auf Datenschutz noch zu beachten gibt, zeigt diese Ausgabe der E&E Edge-Computing setzen. Auch Vertiv, ein Technologieanbie- auf den folgenden 13 Seiten. Sie können. Hand drauf. Mit Ihren Visionen - und unseren Embedded-Technologien setzen wir heute gemeinsam die Standards von morgen. Erfahren Sie mehr tq-embedded.com
EDGE-COMPUTING Fog- und Edge-Computing in der Industrie Nebel und Wolken Mehr als ein Jahrzehnt dominiert die Cloud nun schon die IT-Industrie. Sie gehört mitt- lerweile zum Standardrepertoire eines jeden IT-Verantwortlichen. Nun geht es zunehmend darum, einzelne Cloud-Puzzleteile zusammenzusetzen und beispielsweise Fog-Computing in der Embedded-Cloud zu realisieren. TEX T: Norbert Hauser, Kontron BILD ER: Kontron; iStock, Biletskiy Evgeniy Die Dominanz von Cloud-Anwendungen bestätigt unter an- und Web-Standards, rückt die klassische IT – und mit ihr die derem der legendäre Satz des Oracle-Gründers Larry Ellison, dass Cloud – immer weiter Richtung Industrie und Maschinen vor: er keine Cloud brauche, weil er schon immer Cloud-Computing Informationstechnologie (IT) und Betriebstechnik (Operational mache. Andere Erfolgsgeschichten der Cloud dokumentieren der Technology, kurz OT) wachsen zusammen. Fieberhaft wird da- sagenhafte Aufstieg von Anbietern wie Salesforce.com und die ran gearbeitet, IT-Standards für Maschinen und Fabriken taug- Traumumsätze bei Amazon Web Services. Oder, um es mit dem lich zu machen. Die Vision einer nahtlosen Verbindung vom Gartner Hype Cycle zu veranschaulichen: Das Tal der Ernüch- Factory-Floor bis in den Office-Floor, von der Maschine bis zum terung hat die Cloud schon längst hinter sich gelassen. Nahezu Geschäftsführer, soll endlich wahr werden. jeder IT-Verantwortliche wird mit ihr konfrontiert. IT-Standards drängen in die Fertigung Mit der zunehmenden Miniaturisierung immer höherer Re- chenleistung, exponentiell wachsenden Datenmengen durch das Auf der Seite der Standards haben sich mittlerweile einer- Internet der Dinge und der weiten Verbreitung von Ethernet- seits OPC Unified Architecture (OPC UA) nach IEC-62541 und 20 E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING Die Standard-Netzwerkkarte von Kontron umfasst einen inte- grierten Switch für redundante Netzwerke mit zwei oder vier Gigabit-Ethernet-Ports. Sie erfüllt alle Spezifikationen gemäß IEEE 802.1 und ist insbesondere für raue Industrieumgebungen geeignet. Denn es gibt physikalische Grenzen, an denen auch die mo- derne IT mit ihrer Cloud nicht vorbeikommt: allen voran Laten- zen, die eine Maschinensteuerung in Echtzeit ausschließen, sowie Datenmengen, deren Übertragung, Auswertung und Analyse in der Cloud sowie das Zurückspielen an den Entstehungsort der Daten zu lange dauert. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach den Bandbreiten für eine Datenübertragung in die Public-Cloud sowie die generelle Verfügbarkeit, nicht nur der Cloud-Infra- struktur, sondern beispielsweise von Übertragungswegen. Und schlussendlich spielen auch Sicherheitsaspekte bei der Entschei- dung für oder gegen eine Public-Cloud-Lösung eine Rolle: Im Industrie-4.0-Kontext wird es weniger um Schutz von personen- bezogenen Daten gehen. Trotzdem ist es für viele Unternehmen essentiell, dass Daten von kritischen Anlagen das Unternehmen nicht verlassen oder in eine Cloud transferiert werden, die frem- dem Recht unterliegt. andererseits Time Sensitive Networking (IEE 802.1 TSN) eta- Edge-Computing: von allem das Beste für die bliert. OPC UA ist ein herstellerunabhängiger Standard für die letzte Meile Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M), der für die reibungslose Kommunikation zwischen verschiedenen OT- und Die Vorteile davon, die IT samt Cloud-Konzepten näher an IT-Komponenten sorgt. TSN, Time Sensitive Networking, ist der die Maschinen zu bringen, überwiegen trotzdem. Deshalb wur- IEEE-Standard der konvergenten Ethernet-Vernetzung von de- den neue Architekturen ersonnen, die einerseits die Vorteile der terministischem Datenverkehr zwischen Steuerungen, parallel Cloud bieten, andererseits den Anforderungen der Industrie „am zur IT-Kommunikation auf demselben Ethernet. Zwei wesentli- Rande des Netzwerks“ entsprechen: Das Edge-Computing wurde che Anforderungen der OT-Seite sind damit erfüllt. Ob jedoch ei- geboren. „Den Rand“ - englisch „Edge“ – zum Netzwerk bilden ne Public-Cloud alle Anforderungen des produktionsnahen Ma- die Sensoren oder Aktoren, die Daten erzeugen oder an die Daten schinenbetriebs mit sowohl hohen Anforderungen hinsichtlich zurückgespielt werden müssen. Edge-Computing bedeutet also, geringer Latenzzeiten als auch hoher Sicherheit erfüllen kann, ist Rechen- und Speicherkapazität bereits vor dem Übergang in das fraglich. Netz, nahe am Entstehungsort der Daten, bereitzustellen. E&E | Ausgabe 4.2018 21
EDGE-COMPUTING Edge-, Fog- und Cloud-Computing sind in vielen Fällen miteinander verbunden. Damit werden eine schnelle Erfassung, Auswertung und Ana- wo er entsteht, während die Wolken entfernt und physisch kaum lyse vor Ort möglich. Die Maschinensteuerung kann auf Basis der greifbar sind. erfassten Daten deterministisch, also mit vorhersehbaren, defi- nierten Reaktionszeiten erfolgen. Immer mehr Rechenleistung Cloud-Puzzleteile zusammensetzen und Speicherkapazität auf immer kleinerem Raum bei geringerer Leistungsaufnahme erlauben solche Konzepte auf Basis von Em- Eine neue Herausforderung, die durch die Edge-, Fog- und bedded-Boards und Modulen oder Industrie-PCs. Durch die An- Cloud-Architekturen entsteht, ist die Verbindung der Kompo- bindung an ein Ethernet-Netzwerk, womöglich via TSN, also ein nenten untereinander und die Anbindung an die Public-Cloud. zeitsensitives Netz, ist die Steuerung eines Maschinenverbunds Kontron profitiert hier von dem Verbund mit dem Mutterun- dennoch möglich. ternehmen S&T. Die in Linz ansässige S&T Technologies bringt mit erweiterten Ressourcen und einem zusätzlichen Standort in Geringe Latenzen durch Embedded-Server Augsburg wichtiges Software- und Consulting-Know-how für den Aufbau von IoT-Szenarien von der Edge bis zur Cloud mit. Um auch hier die Latenzen gering zu halten, kommen Em- Eine wichtige Komponente dabei ist die neue IoT-Plattform Su- bedded-Server zum Einsatz, die on-premise den Aufbau einer sietec. Im Umfeld von Industrie-4.0-Anwendungen verbindet sie Private-Cloud erlauben. In Embedded-Servern, die – auch via alle Elemente und übernimmt die Analyse und Verarbeitung der TSN – mit den Edge-Devices verbunden sind, werden die gesam- dabei anfallenden Daten. Susietec löst hier die bisherigen Gren- melten Daten in der lokalen Cloud gespeichert, analysiert und zen zwischen Datenerzeugung, Datenverarbeitung und Datenbe- gefiltert. Dadurch ist eine effiziente Übertragung dieser reduzier- reitstellung auf und ermöglicht damit die Verschmelzung von IT ten Daten in eine eventuell zusätzliche Public-Cloud möglich. An und OT. der Nahtstelle vom Embedded-Server zur Public-Cloud sind La- tenzen nicht mehr ganz so elementar und die Verfügbarkeit der IoT-Starterkit Susietec Cloud ist weniger kritisch. Susietec wird individuell auf den konkreten Anwendungsfall Fog-Computing in der Embedded-Cloud angepasst und kommt an der Nahtstelle zwischen Sensoren und Cloud zum Einsatz, sozusagen als Middleware des Internet of Wurden bis vor einiger Zeit Edge- und Fog-Computing als Things. Sie ist das Bindeglied zwischen Geräten, wandelt Proto- unterschiedliche Begriffe für dasselbe Technologie-Konzept ver- kolle um, filtert Daten und verarbeitet diese – wenn notwendig wendet, so ist mittlerweile mehrheitlich eine klare Unterschei- – direkt vor Ort. Susietec ist flexibel konfigurierbar und wird je- dung gebräuchlich. Edge-Computing bedeutet, die erste Rechen- weils individuell an die bestehenden Automatisierungslösungen leistung bereits am IoT-Device zu erbringen. Fog-Computing angepasst, um Steuerungs- und Sensordaten vor Ort zu sammeln bedeutet das Zusammenfassen von Daten on-premise etwa in ei- und zu analysieren. Damit wird auch dem immer weiter steigen- ner Embedded-Cloud. Das Fog-Computing verhält sich also zur den Bedarf an Bandbreite und Speicherkapazität der Cloud be- Cloud wie der Nebel zur Wolke, er ist bodennah und bleibt dort, gegnet. 22 E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING Die Industrial-IoT-Plattform Susietec von S&T Technologies, einem Schwesterunternehmen der Kontron S&T, übernimmt beispielsweise die Analyse und Verarbeitung der bei Indus- trie-4.0-Anwendungen anfallenden Daten. Edge-Computing mit Susietec nutzt die Rechenleistung des tron integriert, von denen bereits viele für Microsoft Azure IoT lokalen Netzwerkes, um zeitkritische Prozesse bereits vor Ort zu Services zertifiziert sind. Susietec kann darüber hinaus auch un- steuern. Daten werden lokal zwischengespeichert, komprimiert abhängig von Kontron-Hardware und in Verbindung mit anderen und entsprechend vordefinierter Regeln in die Cloud weiterge- Cloud-Architekturen eingesetzt werden, die bei dem jeweiligen reicht. Dies erhöht die Prozesssicherheit, reduziert die Bandbreite Kunden bereits im Einsatz sind. und spart somit Betriebskosten. Damit wird den Echtzeit-An- wendungen des industriellen IoT Rechnung getragen. Ergänzend verfügt Susietec bereits über die Fähigkeit zur In- tegration von Machine Learning, um mit Methoden der künstli- Susietec erlaubt damit Unternehmen einen hybriden und ska- chen Intelligenz auf Basis vorliegender Daten eigene Entscheidun- lierbaren Ansatz für ihre IoT-Szenarien zu verfolgen, indem sie gen vorzuschlagen oder sogar treffen zu können, wenn menschli- die Vorteile von On-Premise-Lösungen mit einer professionellen ches Eingreifen nicht erforderlich ist. Die Verschmelzung von IT Cloud-Infrastruktur kombiniert. Dafür ist Susietec vollständig in und OT ermöglicht damit autonomes Handeln und dynamisches den Gateway-, Fog-Computer- und Server-Produkten von Kon- Anpassen der eingesetzten Maschinen an neue Gegebenheiten. ☐ HortiCoolture. LED it grow! Horticulture LED Lighting Neue Horticulture LEDs aus der High Power n n Hohe Leuchtstärke Farbspektrum individuell an Keramik Serie. Die speziell für die Pflanzenzucht Pflanzen anpassbar ausgewählten Wellenlängen (450 nm, 660 nm, n Komplettes Farbspektrum 730 nm) fördern die Photosynthese und optimieren die verfügbar inkl. Pflanzenentwicklung. Die überragenden PPF-Werte, Weiß-, UV- und IR-LEDs die kleine Baugröße und die geringe Verlustleistung n Elektrisch neutraler machen die WL-SMDC Serie als zukünftige Auswahl Wärmepfad für Horticulture Beleuchtung perfekt. n Ein Lötpad für das komplette Farbspektrum Weitere Informationen unter: www.we-online.de/leditgrow #LEDITGROW Application Note für Horticulture LEDs unter: © eiPal PCIM Europe Halle 7 Stand 229 www.we-online.de/AN-Horti
E D G E - C O M P U T I N G Datenübertragung im IIoT Der Rand im Blickpunkt Bei IIoT-Anwendungen ist die Datenübertragung das kritische Nadelöhr. Edge-Computer verringern das Datenaufkommen in der Cloud, indem sie Informationen dort verarbeiten, wo diese anfallen – am Rand des Netzwerks. TEX T: Alan Harris und Eduardo Buendia, Moxa BILD ER: Moxa; iStock, Claudiad Das Industrial Internet of Things (IIoT) hängt von verschie- Ein zentrales Thema bei jedem IIoT-System ist die korrekte denen Technologien ab, die sich vor unseren Augen vereinigen. Definition der Systemarchitektur. Das IIoT bringt eine Vielzahl Der Klebstoff zwischen den Technologien sind die übertragenen von Dingen zusammen, die alle verlässlich miteinander klarkom- Daten. Eine immer wiederkehrende Frage lautet: Wie lassen sich men müssen. Um dies zu erreichen, muss der System-Designer die erforderlichen Informationen verfügbar machen? Mit ande- das System aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Wer über ren Worten: Wie stark muss der Klebstoff zwischen den einzelnen Edge-Computing spricht, blickt im übertragenen Sinn auf einen Teilen sein? Punkt, an dem Wellen auf einen Strand treffen: Die einlaufen- den Wellen bewegen den Sand und verändern gleichzeitig dessen Die Antwort auf diese Frage geben meist die Anforderungen Konsistenz. Übertragen auf industrielle Technologien wäre das selbst. Angenommen, es ist zu prüfen, wie oft ein Gerät ausfällt, der Punkt, an dem man auf reale Gegenstände einwirken und die wenn die Drehzahl einen Wert von 6.000 U/min überschreitet. von ihnen ausgehenden Informationen für die Weiterverarbei- Für die Prüfung müssen eine Reihe von Informationen bekannt tung präparieren kann. sein, etwa die Drehgeschwindigkeit und die Anzahl der Ausfälle. Manche der Datenpunkte sind aussagekräftiger, weil sie sich wie Edge-Computing: Wie Wellen am Strand beispielsweise die Geschwindigkeit direkt messen lassen. Andere Daten sind von Natur aus weniger fix, zum Beispiel die Relevanz An diesem Punkt muss der System-Designer entscheiden, des Betriebskreislaufs zwischen den Startzyklen. wie das System Daten empfangen und in die Cloud weiterleiten 24 E&E | Ausgabe 4.2018
EDGE-COMPUTING Als IIoT-Gateways transportieren Edge-Computer alle notwendigen Daten verlässlich vom Gerät in die Cloud. soll. Dafür muss er grob mit dem Hintergrundwissen bezüglich Um das Ergebnis in ein per Ethernet übertragbares Signal zu aller beteiligten Technologien vertraut sein. Ein wichtiges Hinter- wandeln, müssen alle Messwerte digitalisiert werden. Die Ana- grundwissen: „Realtime“ ist in der Computerwelt eigentlich nicht log-Digital-Wandlung benötigt jedoch Zeit, was sich wiederum möglich. Vielmehr bezeichnet Realtime-Computing ein mehr auf die Zykluszeit der Messungen auswirkt. Diese könnte sehr oder weniger akzeptables Fehlerniveau. Fehler, die das Ergebnis klein sein – dann müsste man allerdings eine recht große Band- nicht über ein festgelegtes Maß hinaus beeinflussen, werden bil- breite des verwendeten Ethernets in Anspruch nehmen. Ange- ligend in Kauf genommen. Im Computing geschieht also nichts sichts der Tatsache, dass sich der Wasserstand eines Staudamms sofort und unmittelbar – es gibt immer einen endlichen Wert, ziemlich langsam verändert, scheint es jedoch ausreichend, alle den wir nicht überschreiten können. zehn Minuten eine Messung vorzunehmen. Das reduziert die er- forderliche Bandbreite, so dass die Konvertierung langsamer ab- Eine Folge dieser Endlichkeit sind Einschränkungen im Be- laufen könnte. trieb der elektronischen Komponenten. Die daraus resultieren- den Bus-Bandbreiten erfordern, dass man Datenerfassungszyk- Dieses Beispiel verdeutlicht, wie ein System-Designer, der len auf deterministische Weise betrachten muss, weil sonst nicht mit der grundsätzlichen Wirkungsweise der eingesetzten Tech- gewährleistet ist, dass die Daten ihr gewünschtes Ziel auch tat- nologien vertraut ist, Optimierungen vornehmen kann, die die sächlich erreichen. Im Fall von Edge-Computing bedeutet dies, Zeitanforderungen und damit letztlich auch die Kosten reduzie- zu überlegen, wie Daten erfasst und digitalisiert werden – und ren. Moxas Ethernet-I/O-Module der IoLogik-Serien E1200 und welche Frequenz sie erreichen müssen, damit die gewünschten E2200 geben ihm die Gelegenheit, genau solche Entscheidungen Ergebnisse erzielbar sind. nachhaltig zu treffen und effizient zu steuern. Konvertierungsdauer versus Zykluszeit Wo Messwerte zu Daten werden In der realen Welt gibt es nur drei Arten von Daten: ein Puls- Wenn im nächsten Schritt Signale und Werte kombiniert wer- oder digitales Signal, eine Ereigniszählung oder einen analogen den, gewinnen die abgeleiteten Daten an Bedeutung. In unserem Wert. All diese Daten bilden Ereignisse ab. Allerdings stehen die Staudammbeispiel könnten die Messwerte um die Tageszeit, an Ereignisse in keinem inhärenten Zusammenhang mit den zuge- der die betreffende Messung durchgeführt wurde, angereichert hörigen Werten, so dass wir Menschen sie in einen Sinnzusam- werden. Aber wo vereinigt man die Daten am sinnvollsten? Klar menhang stellen müssen. Ein Beispiel: Ein analoges System gibt ist, dass es irgendeine Form von Computing-Maschine braucht, den Wert 147 aus, wir fügen die Einheit Meter hinzu und geben deren Leistungsfähigkeit auf die zu verarbeitenden Daten und außerdem dem Objekt noch den Namen Staudamm. Dann liegt den Zweck der letztlich gewonnenen Informationen abgestimmt die Vermutung nahe, dass es sich beim Wert 147 um den aktuel- sein muss. Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Computertypen: len Wasserstand des Staudamms handelt. Nehmen wir an, dass –– Cloud-Computer sind zentral in einem Datennetzwerk dieser Messwert in regelmäßigen Zeitabständen ausgelesen wer- untergebracht, beispielsweise im Rechenzentrum des den soll. Staudammbetreibers; E&E | Ausgabe 4.2018 25
E D G E - C O M P U T I N G Verglichen mit einer herkömmlichen SPS beziehungsweise einem Proto- koll-Gateway sorgen IIoT-Gateways für eine drastische Reduktion der Zeitzyklen der Datenerfassung und -übertragung sowie für die Befehls- ausgabe. –– Edge-Computer arbeiten in den Außenbezirken des Netz- den soll. Davon ausgehend muss er den Zeitpunkt festlegen, an werks, beispielsweise direkt bei den Sensoren. dem die Datenpunkte verfügbar sein sollen. Cloud-Computer sind im Vergleich zu Edge-Computern sehr Mit Hilfe von Edge-Computern lassen sich Daten auch bün- leistungsstark. Wird also eine hohe Leistung benötigt, empfiehlt deln, sodass ihr Empfang in der Cloud kostengünstiger wird. Bei- es sich, die Datenverarbeitung in die Cloud zu verlegen. Der spielsweise könnte der Edge-Computer die Abflussrate und wich- Nachteil liegt auf der Hand: Um Daten verarbeiten zu können, tige Ereignisse wie die Öffnung der Überläufe kontinuierlich, den muss der Cloud-Computer diese erst erhalten. Im Fall unseres aktuellen Wasserstand des Staudamms jedoch nur einmal pro Tag Staudamms hieße das, dass alle Messdaten an den Cloud-Com- übermitteln. Der Cloud-Computer hat dann ausreichend Infor- puter gesendet werden müssen. Aber was, wenn sich der Damm mationen, um den Wasserstand und die Menge des ins Versor- nach einem heftigen Regenguss zu rasch füllt und die Überläufe gungsnetz fließenden Wassers mit ausreichender Genauigkeit zu aus Sicherheitsgründen schnellstmöglich geöffnet werden müs- bestimmen und in die Zukunft hochzurechnen. sen? Genügt dann die Geschwindigkeit, mit der die Daten zum Cloud-Computer und zurück gelangen, um eine ausreichend Der weitaus größte Vorteil von Edge-Computern hängt je- schnelle Reaktion auszulösen? Außerdem ist zu bedenken, dass doch mit der Tatsache zusammen, dass die aus der realen Welt die Datenübertragung in die Cloud bares Geld kostet. eingehenden Daten verschiedenste Formate haben können: rohe serielle ASCII-Daten, Modbus-, GOOSE-, Profinet- oder Profi- Daten bündeln entlastet die Cloud bus-Nachrichten und viele mehr. Alle diese Nachrichtentypen enthalten Zusatzinformationen, das heißt einen Mehraufwand, Ein Edge-Computer hingegen ist sehr nahe an den Geräten, die für Bestätigungen und zur Gewährleistung der Dateninte- deren Daten er verarbeitet. Üblicherweise, jedoch nicht zwangs- grität erforderlich sind. Solche Zusatzdaten schlagen bei der Ge- weise, ist er auf das lokale Netzwerk begrenzt. Das ermöglicht samtbandbreitennutzung ebenfalls zu Buche, ohne jedoch einen eine effiziente lokale Bandbreitennutzung, während nur wenige, direkten Vorteil bei der tatsächlichen Berechnung zu bringen. Ein im Vorfeld festgelegte Informationen an das High-End-Cloud- Edge-Computer kann die verschiedenen Datentypen in ein ein- Modell weitergeleitet werden. Der System-Designer kann das heitliches Format umwandeln, was die Datenübertragung auf das System so gestalten, dass simple Entscheidungen innerhalb des Nötigste beschränkt, verstärkte Time-outs verringert und zusätz- Edge-Bereichs getroffen werden können. Bezüglich der Daten- liche Verarbeitungsschritte in der Cloud vermeidet. Sobald das übertragung in die Cloud kann er wählen, ob die Übermittlung System einmal läuft, senden die Sensoren ihre Daten nur dorthin, ereignisgesteuert oder (periodisch) abgefragt durchgeführt wer- wo diese wirklich nützlich sind. 26 E&E | Ausgabe 4.2018
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