Compliance: Teil des Risikomanagements - ISO 9001: Cloud-Lösung macht fit Branchenfokus Uhrenindustrie - SAQ
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Offizielles Organ der SAQ Swiss Association for Quality | www.saq.ch 1–2/2017 | CHF 14.30 / € 13,50 Das Magazin für integrierte Managementsysteme Branchenfokus Uhrenindustrie10 Digitalisierung: der kleinste Baustein14 Potenzielle Schäden simulieren20 ISO 9001: Cloud-Lösung macht fit 28 Compliance: Teil des Risikomanagements Quelle: vege – fotolia.com
O- «RISIK ENT» ANA GEM M 2015 1: O 900 FÜR IS Improve® – die Leadersoftware im Bereich KVP: Das haben Sie davon, wenn Sie auf den Klassenbesten setzen. Profitieren Sie von Anfang an von den Pluspunkten der Nummer 1 unter den Qualitätsmanagement-Lösungen: Die webbasierte Technologie ohne Client Instal- Synprovis GmbH lation ist eine Klasse für sich, die Bedienung ein Kinderspiel, die Skalierbarkeit Spillgässli 33, CH-6205 Eich herausragend und die Erfolgsbeweise in zahlreichen Marktsegmenten sind beein- Tel. +41 (0)41 785 20 70 druckend. Improve® bringt Ihre Prozesse und Ihr Unternehmen voran. kontakt@synprovis.ch www.synprovis.ch www.synprovis.ch
MQ | 1–2/2017 INHALT/APROPOS 03 Abonnieren Flash Qualität durch Kompetenz Sie unseren Der Weg ist das Ziel 04 Newsletter. Von Udo Mathee Speziell auch Führungskräfte können zur Projektionsfläche werden. Penibel beobachtet die Allgemeinheit Führungsauftritte, die einer Branchenfokus schwierigen Quadrille aus Unternehmenskommunikation, Eigenreputation, Aktuali- Neue Regelung für «Swiss Made»-Uhren 10 tätszentrierung, Komplexitätsreduktion ähnelt. Speziell von CEOs wird verlangt, reich- Von Michael Merz weitenstark, authentisch, schnell, glaubwürdig zu sein. Bessere Qualität bei Optik und Wie entscheidend Ruf, Reden, Taten oder Nicht-Verhalten für Unternehmen sein können, Geometriegenauigkeit 12 zeigen zum Beispiel die persistenten «Sesselklammerungen» von Ex-Fifa-Chef Sepp Blatter Pressedienst GFH/thb oder die kontroverse «Rücktrittsagenda» von VW-Chef Martin Winterkorn. Der Tunnel- blick oder die fehlende Bodenhaftung eines CEOs fördern Vertrauensbrüche in einer Öf- Business Excellence fentlichkeit, die heute drahtlos und ortsunabhängig interagiert. Wie könnte man kom- Der kleinste Baustein der Digitalisierung 14 plexen Ereignissen ein «menschliches» Gesicht verleihen? – Aus strategischer Sicht treten Von Matthias Kunisch sich schon die zwei Kommunikationsziele «Reputationsmanagement» (z. B. durch Selbst- belobigungen eines CEOs) und «Glaubwürdigkeit» (z. B. durch leere Theorie) auf die Füsse. Compliance Management in einem KMU einführen16 Daher sollte sich Führungsmanagement nie nur an persönlichen und wirtschaftlichen Von Claude Bollinger, Dr. Christian Zipper Erfolgen messen, sondern auch an einem objektiven «Monitoring», an genuinen Meldun- und Dr. Daniel Lucien Bühr gen von Fachkollegen orientieren, sich schliesslich durch eine verständliche und integra- tive Kommunikation auszeichnen. SAQ/SAQ-Qualicon ag Verbandsnachrichten I–XII Hierbei empfiehlt es sich, auch Fachforen und vertiefende Fachtitel nicht zu vernachlässigen. Risiken managen Management & Qualität intensiviert seit einigen Jahren Kompetenz. – Im Gegensatz zu Simulationsmodelle gegen potenzielle vielerlei Entwicklungen führt die Redaktion den Diskurs auf einer Themenebene, die ge- Schäden?20 standene wie neu eingesetzte Qualitätsmanager «pareillement» interessieren. So fokus- Von Michael Merz siert diese Ausgabe auf Themen wie etwa Compliancemanagement in einem KMU, evi- dente Risikomodelle sowie Entwicklungen in der Präzisions- und Uhrenindustrie. Risikomanagement mit Strategie 22 Von Bruno Brühwiler, Bertrand Volken Zusätzlich, im Zuge einer kontinuierlichen Optimierung, zeigt sich unser Heftinhalt in und Oliver Gut einem leicht moderneren Layout. Darüber hinaus fühlt unsere Redaktion den Puls der Zeit mit einem neuen Webauftritt unter www.m-q.ch. Cyberrisiken sind mehr als ein IT-Problem 24 Von Angela Zeier Röschmann Wir freuen uns auf weitere publizistische Horizonte. Qualität sichern «Jeder Kundenkontakt ist ein Stück Qualität» 26 Von Prof. Max W. Twerenbold Mit Cloud-Lösung fit für ISO-Rezertifizierung 28 Von Thomas Widmer Michael Merz Redaktor Weiteres ... Szene06 Marketplace17 Produktenews19 Agenda/Impressum30
04 FLASH MQ | 1–2/2017 Wertschöpfung in der digitalen Welt Anbieter die Arbeit des Kunden mit den ge- wonnenen Erfahrungen auch weiterhin opti- mieren – z. B. mit Apps, die auf ihn abge- Der Weg ist das Ziel stimmt sind? In einer digitalen Welt wird das neue Produkt zukünftig eine Kombination von Pro- duktfunktionen, Benutzererfahrungen und neuen Services sein und sich in dieser Form auch im Wettbewerb behaupten müssen. Schon heute generiert der Service bei einem Wie lässt sich die digitale Transformation konsequent umsetzen? Was sind die Anlagenbauer einen Grossteil des Umsatzes. Erfolgsfaktoren, und wie weit ist die fertigende Industrie bei der Einführung Um diesen zu optimieren, müssen die opera- digitaler Prozesse schon vorangekommen? Diese Fragen wurden auf dem vergange- tionalen Daten des Produktes, die aktuellen Kundenerfahrungen und andere Datenquel- nen 3DExperience Forum von Dassault Systèmes vom 25. bis 26.10.2016 len miteinander vereint werden. in Berlin unter dem Motto «Driving Innovation through Digital Transformation» Riemensperger spricht hier von «Pro- diskutiert. ducts-as-a-Service». Diese Angebote werden durch interne wie auch extern zugängliche Plattformen erst möglich. Eine solche Platt- Von Udo Mathee Plattform, sondern vor allem Menschen, die form-Ökonomie wird die Geschäftsmodelle abteilungsüberschreitend und interdiszipli- beeinflussen, die Anpassungsfähigkeit an Wer die zunehmend komplexeren Anforde- när zusammenarbeiten.» Kundenwünsche steigern und damit Wert- rungen seiner Kunden meistern will, darf das Über 400 Teilnehmer waren dazu nach schöpfungsketten verkürzen. Darüber hinaus Thema digitale Transformation nicht allein Berlin gekommen – vor allem aus den Bran- geben sie die Chance, das eigene Geschäfts- als eine Aufgabe für die IT-Abteilung betrach- chen Automotive, Luftfahrt, dem Anlagen- modell komplett neu zu denken. Das zeigt ten. Natürlich müssen unterschiedliche IT- und Maschinenbau und dem Hightech-Be- sich am Beispiel der Automobilbranche, die Systeme miteinander kommunizieren kön- reich. Ihnen ging es darum, interne Prozesse sich hin zum autonomen Fahren entwickelt. nen, «aber gleichzeitig werden sich auch die effektiver zu gestalten, Kundenbeziehungen Dies ermöglicht völlig neue Kundenerfah- bisherigen Geschäftsmodelle und die inter- zu verbessern und neue Umsatzmöglichkei- rungen. Unternehmen wie Google denken nen und externen Prozesse wandeln», stellt ten durch technologiebasierte Produkte und neuerdings darüber nach, Autos zu bauen, Andreas Barth, Managing Director EuroCen- Services zu erschliessen. Zu diesen Themen die allerdings komplett andere Kriterien er- tral von Dassault Systèmes, fest. «Damit solch bot das 3DExperience Forum Fachvorträge füllen müssen als die Fahrzeuge, die heute auf eine vernetzte Welt Realität werden kann, ist von Industrie-4.0-Experten von Dassault den Strassen sind. also nicht nur eine zentrale Plattform not- Systèmes und ihren Partnern sowie zahlrei- wendig, wie etwa unsere 3DExperience- che Kundenberichte aus unterschiedlichen Digitale Transformation in Medizin- Branchen. technik und Personalmanagement Als weiteres Beispiel nannte Riemensperger Plattform-Ökonomie gehört die Zukunft die Health Watch von Philips, mit der das Un- «Plattformen, Anpassungsfähigkeit und Ge- ternehmen die eigene Medizintechnik quasi schwindigkeit» – damit brachte Frank Rie- neu erfunden hat. Gegenüber anderen reinen mensperger, Vorsitzender der Ländergruppe Fitnessuhren ermöglicht sie z. B. einem Herz- Deutschland, Österreich, Schweiz bei der Un- patienten, permanent mit einem Kranken- ternehmensberatung Accenture, die Marsch- haus in Verbindung zu bleiben. Durch eine route zur digitalen Transformation auf den Kombination von Sensoren und neuer Analy- Punkt. Viele Fragen bleiben aber noch zu be- severfahren kann somit vorausschauend er- antworten: Was passiert, wenn eine Maschi- mittelt werden, wie und wann sein Zustand ne oder Anlage die Fabrik verlässt? Können kritisch werden könnte. Der Patient kann da- durch rechtzeitig einen Arzt aufsuchen und im Extremfall auch unmittelbar Hilfe erhal- ten. Die Erschliessung derartiger Innovatio- nen wird für die Entwicklung zukünftig wichtiger werden als alle Bemühungen um «Unternehmen sind oft nicht eine höhere Effektivität. ausreichend auf die Digitalisierung Auch Personalentwicklung und Ma- und die Datenflut vorbereitet.» nagement verändern sich durch die digitale Mark Alexander Schulte von IDC Transformation. Nach Prof. Dr. Armin Trost, Central Europe. Professor für Personalmanagement an der
FLASH 05 Business School der Hochschule Furtwangen, sei die alte Maxime «Die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort» nicht mehr grundsätzlich hilfreich. Denn durch sich per- manent wandelnde Problemstellungen müs- sen die Mitarbeiter zukünftig in der Lage sein, sich das aktuell benötigte Wissen sowohl sel- «Damit eine vernetzte Welt Realität werden ber schneller zu beschaffen als dieses auch mit kann [...] müssen Menschen abteilungsüber- anderen zu teilen. Gemischte Projektteams, schreitend und interdisziplinär zusammen Peer-Feedback und Social-Media-Plattformen arbeiten.» Andreas Barth, Managing Director werden deshalb gegenüber hierarchischen EuroCentral von Dassault Systèmes. Strukturen an Bedeutung gewinnen. Einfa- cher würde das dadurch, sagte Andreas Barth, dass die junge Mitarbeitergeneration kaum rung und die Datenflut vorbereitet. So benö- lang der Wertschöpfung zu intensivieren, Er- Berührungsängste mit modernen Kommuni- tigten 55 % der Unternehmen noch zu viel fahrungen zwischen den Fachbereichen aus- kationstechniken habe, da sie schon mit dem Zeit für die Abstimmung zwischen den Ab- zutauschen und schneller auf Fehler oder auf Smartphone grossgeworden sei. teilungen und den Prozessschritten, und bei neue Kundenanforderungen zu reagieren. 42 % gingen Informationen entlang der Wert- Das grösste Potenzial besteht in einem enge- Projekte, die nicht live gehen können schöpfungskette verloren, weil eine einheitli- ren und effizienteren Austausch zwischen Untermauert wurden die Erkenntnisse der che Datenbasis fehle. Engineering und Fertigung. Diese sollten als verschiedenen Referenten durch die Studie Auffallend sei, dass selbst erfolgreiche erstes digital vollständig durchgängig ge- «Digitale Transformation im verarbeitenden Pilotprojekte oft nicht in den Live-Betrieb macht werden. Gewerbe», welche im Auftrag von Dassault überführt werden könnten. Hier sind klare Systèmes im August 2016 von IDC (Interna Migrationskonzepte dringend notwendig, Herausforderungen für die Industrie tional Data Corporation) durchgeführt wor- wie Daten auf einer gemeinsamen Plattform Für Industriebetriebe gilt allgemein: Nur wer den war. Sie untersucht, wie weit die Unter- zusammengeführt werden können. Oft ste- bereit ist, Risiken auf sich zu nehmen und nehmen beim Thema Industrie 4.0 schon hen einem breiten Roll-out auch etablierte neue Wege zu gehen, wird von der digitalen vorangeschritten sind. Insgesamt sind darin Strukturen und ein mangelnder Verände- Transformation profitieren. Nicht jedes Pilot- die Erfahrungen und Perspektiven von Fach- rungswille im Weg. Schulte gab aber zu be- projekt wird schliesslich die anfänglichen Er- und Führungskräften aus 200 Unternehmen denken, dass mit solchen Projekten zwangs- wartungen erfüllen. Letztlich müssen sich eingeflossen; Grossunternehmen und Mittel- läufig Neuland betreten würde; dabei könn- neue Technologien und Konzepte rechnen stand sind zu fast gleichen Teilen vertreten. ten Erfolgskriterien manchmal auch unbe- und einen Beitrag zur Erreichung der Unter- «Es herrscht zwar eine grosse Aufbruch- friedigend definiert und Projekte somit falsch nehmensziele leisten. Bei Henkel werde z. B. stimmung in der deutschen Industrie», be- ausgerichtet werden. Unternehmen sollten Wert auf ein «Trial-and-Error-Vorgehen» ge- richtete Mark Alexander Schulte von IDC sich deshalb nicht scheuen, auf externes legt. Erfolgreiche Piloten sollen rasch skaliert, Central Europe, jedoch seien die Unterneh- Know-how zurückzugreifen. Digitalisierung aussichtslose dagegen konsequent gestoppt men oft nicht ausreichend auf die Digitalisie- bietet grosse Chancen, die Abstimmung ent- werden. Zusammenfassend nennt die Studie fol- gende Herausforderungen: Einerseits die In- tegration der unterschiedlichen Datenquel- len entlang der Wertschöpfungskette, wobei die Datensicherheit nicht vernachlässigt wer- den dürfe. In der Produktion wiederum sollte Wert darauf gelegt werden, in Zusammenar- beit mit allen Beteiligten auch etablierte Strukturen und Abläufe völlig neu zu struktu- rieren, und schliesslich gelte es, im Enginee- ring innovative Produkte voranzutreiben, oh- ne den laufenden Betrieb einzuschränken. ■ Udo Matheeist freischaffender Journalist Teilnehmende am 3DExperience Forum in Berlin erproben die virtuelle Realität. in Coesfeld, Deutschland.
06 SZENE MQ | 1–2/2017 Vorschau ESPRIX Forum für Excellence 2017 Appetit auf Zukunft? T JETZ EN ! Das diesjährige ESPRIX Forum für Excellence EL D vom 9. März 2017 im KKL Luzern beschäftigt Melden Sie sich jetzt an für das ESPRIX Forum A N M or um.ch rixf .esp www sich mit der Zukunft. Die Organisatoren ha- für Excellence 2017 und sichern Sie sich Ih- ben wiederum eine spannende Auswahl an ren Platz für den Tagespreis von CHF 750.00 Referenten getroffen. Etwa der Philosoph exkl. 8% MWST! Ludwig Hasler mit seinem Thema «Appetit auf Zukunft? Ja bitte – sonst frisst sie dich». Ei- Knüpfen Sie inspirierende Kontakte und erleben nen kleinen Vorgeschmack auf seine Ausfüh- Sie einen belebenden Wissens- und Erfahrungs- rungen hat er wohl schon in einem Interview austausch mit alten und neuen Bekannten. Die mit dem Magazin «persönlich» gegeben. Dort stilvolle Architektur im KKL bietet den perfekten sprach Ludwig Hasler nämlich Klartext: «Wir Rahmen für ein Networking auf höchstem Ni- wollen gar keine Zukunft, eher eine Frister- veau! streckung für die Gegenwart», nämlich weil wir das «prima Leben, das wir haben, behal- Anmeldung und Infos unter ten» wollen. Eine klare Kritik an der Schwei- www.esprixforum.ch zer Mentalität? Denn andere Gesellschaften, etwa in Osteuropa, seien «ziemlich scharf auf Zukunft». Oder aber der Futurist und Zukunftsbe- Sinn vor Geld, Kooperation vor Hierarchie. spricht über die Entwicklung des weltweit rater Gerd Leonhard: Er wird darlegen, dass Mit «Connecting: Die Königsdisziplin auf ersten Wasserstoff-LKWs mit Anhänger, der die Technologisierung und Digitalisierung dem Weg der Exzellenz» betitelt Topmana- die LKW-Anforderungen für die Logistik des unseres Alltags nicht grundsätzlich schlecht ger, Unternehmer und Kulturwandler Patrick Grossverteilers Coop erfüllen kann. Andreas sein muss. Neue Technologien bringen viele D. Cowden sein Referat. Seine Mission und Herz schliesslich referiert zum Thema «Resili- neue Möglichkeiten, allerdings können poli- Botschaft: Eine Transformation der Füh- enz ist der Treibstoff erfolgreicher Men- tische Prozesse mit dem horrenden Tempo rungskultur nach dem Prinzip «Beyond Lea- schen». der technologischen Entwicklung kaum mit- dership» zu erreichen. Und nicht zuletzt bildet an diesem Tag halten. Gerd Leonhard fordert denn auch In weiteren Referaten wird auch die auch die Verleihung des ESPRIX Swiss Award Leitplanken, damit die Technologien der Zu- unternehmerische Perspektive beleuchtet: for Excellence einen Höhepunkt. Mit den Fir- kunft zu einem Segen werden und nicht zu Christian Methe spricht über «Excellence im men Noser Engineering AG und der Rhein- einem Fluch. Wandel: ein Kompass für die digitale Ready- burg-Klinik AG stehen zwei Finalisten im Lieber die Gegenwart verlängern oder ness». Rupert Hoellbacher, Werksleiter des Wettbewerb um die begehrte Trophäe. Und wirklich die Zukunft anpacken? Das ist mit- Bosch-Werks Blaichach, stellt eine konkrete für Einblicke in das Leben und Arbeiten als unter auch eine Generationen-Frage. Denn Entwicklung von Industrie 4.0 ins Zentrum Musikerin sorgt Sängerin und Unternehme- die sogenannte Generation Y rückt immer seiner Ausführungen – Fledermäuse werden rin Milena. Die Moderation des Anlasses liegt mehr nach und fordert ihre Ansprüche ein: dabei ebenfalls eine Rolle spielen. Rolf Huber in den Händen von Sandra Studer. Ludwig Hasler, Philosoph Milena, Sängerin und Unternehmerin Gerd Leonhard, Futurist
MQ | 1–2/2017 SZENE 07 Schweizer zum Director General der IFPMA ernannt Ende 2016 wurde Thomas B. Cueni in Wa- Als bestens vernetzter Vermittler ist es ihm shington D.C., USA, zum Director General gelungen, Brücken zwischen der Pharmain- der International Federation of Pharmaceuti- dustrie und der Politik wie auch der Gesell- cal Manufacturers & Associations (IFPMA) schaft zu schlagen. Die in Interpharma ver- ernannt. Damit verlässt Thomas Cueni nach tretenen Firmen zeichnen für 92 Prozent des Copyright: Interpharma rund 28 Jahren Wirken als Generalsekretär patentgeschützten Spezialisten-Marktes der Interpharma. Cueni wird sein Amt mit Sitz in Schweiz verantwortlich. Deren Exportüber- Genf per 1. Februar 2017 antreten. Unter der schuss betrug im Jahr 2015 rund 52,5 Milliar- Führung des ehemaligen Journalisten und Thomas B. Cueni, Direktor der International den Franken. Diplomaten hat sich Interpharma als starker Federation of Pharmaceutical Manufacturers Wirtschaftsverband in der Schweiz etabliert. & Associations (IFPMA) www.ifpma.org Swiss TS: Auszeichnung und Jubiläum zugleich Die Herger + Koch AG, Menznau, erhält von Swiss derten Qualitätsanforderungen in der Baubran- fugt, Bauprodukte im Geltungsbereich der EN TS die Bestätigung, dass sie die Qualitätsanfor- che. Mit dieser Zertifizierung belegen nun Herger 1090-1/2 herzustellen und die CE-Kennzeich- derungen nach EN 1090-1/2 im Stahlbau erfüllt. + Koch, dass sie bei tragenden Bauteilen aus nung anzubringen. Die Swiss TS ist vom TÜV SÜD Die Zertifikatsübergabe ist gleichzeitig ein Jubilä- Stahl oder Aluminium alle wichtigen Aspekte der Industrie Service GmbH berechtigt, diese Zertifi- um, handelt es sich doch um die 500. Auszeich- Qualitätssicherung – von der Bemessung über zierung vorzunehmen. nung dieser Art in der Schweiz. Die Zertifizierung Herstellung bis Inverkehrbringung – erfüllen. Mit nach EN 1090-1 bildet die Grundlage der gefor- diesem Zertifikat wird die Menznauer Firma be- www.swissts.ch Anzeige Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften School of Engineering Neuer Wind für Ihre Karriere. Unsere praxisnahen Weiterbildungsangebote im Bereich Risikomanagement führen zum Master (MAS), Diploma (DAS) oder Certificate (CAS) of Advanced Studies Unser modulares Angebot besteht aus: – CAS Risikoanalytik und Risiko-Assessment, 20.9.2016 – CAS Notfall- und Krisenmanagement, 21.9.2016 – CAS Risikomanagement und Recht, 21.3.2017 – CAS Risiko- und Krisenkommunikation, 22.3.2017 – CAS Integriertes Risikomanagement, 23.3.2017 – MAS/DAS Integrated Risk Management Besuchen Sie einen unserer Infoabende! Anmeldung und weitere Informationen: www.zhaw.ch/engineering/weiterbildung Zürcher Fachhochschule www.zhaw.ch/engineering/weiterbildung
08 SZENE MQ | 1–2/2017 20 Jahre Arbeitswissenschaft und «Fraunhofer IAO» Silvio Catterini dirige le secteur d'activité CRB de Willis Towers Wat- Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft projekt Office 21 vorangetrieben. Die zentrale son en Suisse romande und Organisation (IAO) feiert Geburtstag. Seit Frage war und ist dabei stets: Wie sieht die Zu- Silvio Catterini sera aux commandes de la divi- 1996 hat das Institut zusammen mit Partnern kunft unserer Arbeitswelt aus? Hier nur sion « Corporate Risk & Broking (CRB) » de aus der Wirtschaft das Verbundforschungs- einige Schlüsselsätze zu den prägendsten IAO- Willis Towers Watson en Suisse romande à par- Themen: «Von der Industriegesellschaft ins tir du 1er février 2017. Dans ce segment opéra- Wissenszeitalter» (2000); «Der Mitarbeiter als tionnel, l’entreprise offre des services de gestion wichtigste Ressource» (2003); «Büros werden de risques. Spécialiste de la gestion de risques, grün» (2010); «Visionäre Arbeitswelten» (2012); Silvio Catterini sera responsable régional du «Das Büro wird zum Coworking Space» (2014), secteur d’activité « Corporate Risk & Broking «Der Abschied vom Papier» und «digitale Aura» (CRB) » de Willis Towers Watson en Suisse ro- (2016). Eine weitere IAO-Prognose ist die Do- mande. Le Suisse a une connaissance pointue minanz von Cloud-Technologien, wobei sich de l’industrie. Il la tient de ses nombreuses an- ortsunabhängige Technologien sich selbst mit nées de métier dans des sociétés de courtage Informationen versorgen. renommées où il gérait les comptes de clients Den vollständigen Überblick über die internationaux et a participé à leur croissance Copyright: Fraunhofer IAO IAO-Forschung und zukunftsfähige Szenari- au travers du développement de l’entreprise. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft en finden Sie unter: En Suisse, Willis Towers Watson possède des und Organisation IAO, auch «Fraunhofer IAO» bureaux à Zurich et à Lausanne. genannt, in Stuttgart. Unter dem Dach des blog.iao.fraunhofer.de oder auf Instituts arbeiten ca. 600 Mitarbeitende. www.iao.fraunhofer.de www.willistowerswatson.com Inova und Staufen fusionieren Funk Insurance Brokers AG: Neues GL-Mitglied Die beiden Unternehmensberatungen Staufen AG Schweiz und Inova Management AG schlies rungsmanagement zeichnet sich Funk durch sen sich zusammen. Damit entsteht das füh- Nähe zum Kunden, Fachkompetenz und Be- rende Schweizer Consultingunternehmen auf geisterung für Fragen rund um das Risiko- den Gebieten Lean Management und Supply management für Unternehmen aus. Als Län- Chain Management. Von Wollerau aus wird ein derverantwortlicher für die Schweiz baute 30-köpfiges Team die Schweizer Industrie bei Florian Müller während zwölf Jahren das Ge- der Lösung ihrer Herausforderungen unterstüt- schäft der ACE erfolgreich auf und arbeitete zen. Optimiert wird dabei die gesamte Wert- Copyright: Funk Gruppe Florian Müller, in dieser Funktion auch intensiv mit den schöpfungs- und Lieferkette vom Rohstoffliefe- Leiter Fachbereiche massgeblichen Brokern zusammen. Florian ranten bis zum Endkunden. Bei internationalen und International Müller ist Associate in Risk Management Projekten stehen ergänzend das Know-how (ARM). Funk wurde 1879 gegründet und und Netzwerk der Staufen AG Deutschland zur Der Verwaltungsrat der Funk-Gruppe hat beschäftigt heute rund 1100 Mitarbeitende Verfügung, die mit zahlreichen Niederlassungen Florian Müller zum Leiter Fachbereiche und an 34 Standorten in Europa. in China, Mittel- und Südamerika, Osteuropa International ernannt. Er blickt auf eine sowie Italien vertreten ist. 25-jährige Karriere in der Versicherungs- wirtschaft zurück. Als Beratungsunterneh- www.staufen-inova.ch men für Risiko-, Vorsorge- und Versiche- www.funk-gruppe.ch RUAG Defence akquiriert Clearswift Mit der Akquisition von Clearswift erhöht sich die «Data Loss Prevention» und «Deep Content Ins- artige Technologien bieten unkomplizierte und an- Mitarbeiterzahl der Anfang 2017 neu gegründeten pection», hat über 2300 Kunden in mehr als 70 passbare DLP-Lösungen, die darauf abzielen, das Business Unit Cyber-Security von RUAG auf über Ländern. 2016 hat die Firma einen Umsatz von Risiko einer Unterbrechung der Geschäftstätigkeit 230 Cyber-Security-Experten an Standorten in der über GBP 23 Mio. erwirtschaftet. Der Standort in zu vermeiden. Der Hauptsitz der Business Unit Schweiz, UK, Deutschland, USA, Australien und Ja- Grossbritannien wird als Kompetenzzentrum für «Cyber-Security» ist in der Schweiz. pan. Clearswift, eine global tätige Cyber-Security- das Software-Geschäft ausgebaut. Die Marke Firma mit einem Produktportfolio in den Bereichen «Clearswift» wird beibehalten. Clearswifts einzig- www.ruag.com
SZENEZ T09 JET EN! MQ | 1–2/2017 REFERENTEN E L D A N M xforum.ch w.espri ww Dr. Ludwig Hasler Publizist und Philosoph ESPRIX Stiftungsrat Gerd Leonhard Futurist und Zukunftsberater Autor Patrick D. Cowden Unternehmer und Kulturwandler 9. MÄRZ 2017 ESPRIX FORUM FÜR EXCELLENCE KULTUR- UND KONGRESSZENTRUM LUZERN Christian Methe Experte für digitale Transformation NOMINIERTE für den ESPRIX Swiss Award for Excellence Noser Engineering AG, Winterthur Rheinburg-Klinik AG, Walzenhausen Andreas Herz Unternehmer und Autor Rupert Hoellbacher Werksleiter Bosch-Werk Blaichach Hauptsponsor Rolf Huber Unternehmer und Dipl. Ingenieur ETH Zürich
10 BRANCHENFOKUS PRÄZISIONS- UND UHRENINDUSTRIE MQ | 1–2/2017 Schweizer Uhrenindustrie gelung (siehe rechts «Inwiefern ist eine Uhr ‹Swiss Made›»?) hinsichtlich der neuen Swiss- Made-Regelung. Neue Regelung für Die Regelung wird spätestens bei gro- ssen Schmuck- und Uhrenmessen wie der Ba- selworld 2017 zum springenden Punkt. Es be- stehe sowohl ein Unterschied zwischen zerti- «Swiss Made»-Uhren fizierten und erfinderischen Unternehmen wie auch eine Kluft zwischen renommierten Marken und Interessenten, die in der Regel meinen, die Bezeichnung «Swiss» entspreche zu 100 Prozent schweizerischen Leistungen. Tatsache ist, dass viele Marken – auch Luxusbrands – viele ihrer Uhrenkomponen- «Von 50 auf 60 Prozent» lautet die neue Regelung im «Swiss»-Kontext. Ab dem ten im Ausland produzieren. 1. Januar 2017 sollen die Komponenten einer «Swiss Made»-Uhr zu 60 Prozent Schweizer Ursprungs sein. Was heisst das für einen hiesigen Uhrenhersteller, bis Offizielle Bescheinigungen Die Federation of the Swiss watch industry er eine Uhr mit teilweise schwer herstellbaren Einzelkomponenten mit dem (FH) setzt sich zwar fortlaufend ein, schwei- Swiss-Made-Label bezeichnen darf? zerische und andere geografische Angaben, wie zum Beispiel die Ortsbezeichnung Genf, zu schützen. Doch bereits auf dem Web 2.0 Von Michael Merz mindestens 50 Prozent des Wertes aus greifen die rechtlichen Spiesse der FH zu Schweizer Fabrikation enthalten muss (bei kurz, zum Beispiel in sich ständig wandeln- Der «Swiss»-Bonus kann bei Schweizer Uhren der Berechnung dieses Wertanteils «können» den Social-Media-Communities. Hier ver- bis zu 20 Prozent, bei gewissen mechanischen die Kosten für das Zusammensetzen mit stecken sich auch Uhrenanbieter aus Billig- Uhren sogar bis zu 50 Prozent des Verkaufsprei- berücksichtigt werden). Ein Produzent, der lohnländern. Aus diesem Zweck wurden die ses ausmachen. Wo Gewinne zu erzielen sind, die Anforderungen an das Uhrenabkommen Bezeichnungen «Swiss» und «Schweizer» als bewegen sich Trittbrettfahrer, Produktefälscher, erfüllen möchte, könnte unter Umständen Zertifizierungszeichen in den USA und sicher auch Strategen und Profiteure. Werbung auch von grösseren, internationalen Kontin- Hongkong durch die Federation registriert. wurde schon immer an ein Produkt oder an ein genten abhängig sein. Darüber hinaus wird jede Schweizer Quali- Qualitätssiegel gekoppelt – doch in der Schweiz Konsequenterweise wurde nun eine Re- tätsuhr mit dem Identifikationskennzeichen regelt nun auch das Gesetz Eigenschaften für ein gelung eingeführt, die möglichst alle wirt- (SIP) des Herstellers registriert. Statussymbol: die Schweizer Uhr. schaftlichen Kriterien und Entwicklungen be- Der SIP-Code ist eine obligatorische Eigentlich schützt ein reglementiertes züglich des Swiss-Made-Labels berücksichtigt. Kennzeichnung, die durch die Verordnung Label nie ausreichend vor Fälscherorganisati- über den Schutz von Marken vorgeschrieben onen. Es geht eher um eine allgemeingültige Wirklich «Swiss Made»? ist. Jeder Hersteller, der in der Schweiz produ- Eigenschaft, die mit dem Attribut «Swiss» – «Swiss» – für die einen eine Werbephrase, dient zieren möchte, muss diesen beim Dachver- einem wesentlich in der Schweiz geschaffe- es anderen als Herkunfts- und Qualitätsaus- band der schweizerischen Uhrenindustrie nen Mehrwert – verbunden wird. Der Ge- zeichnung. Derzeit erlaubt das Schweizer Ge- registrieren. Seit dem 1.1. 1972 ist der SIP-Code brauch unzutreffender «Swiss»-Angaben ist setz die Uhrenbezeichnungen «Suisse», «Pro- verbindlich. Verzichtet etwa ein Hersteller jedoch widerrechtlich, sollte ein geschäftiger duit suisse», «Fabriqué en Suisse», «Qualité su- auf eine Registrierung, müsste er dennoch Mitläufer die schweizerische Marken- und isse» und universale Teminologien wie «Swiss», ein Differenzierungszeichen in Form eines Qualitätsregelung nicht respektieren. «Swiss Made» oder «Swiss Movement». Der Be- kleinen Dreiecks auf sein Erzeugnis bezie- griff findet sich auf vielen Zeitmessern wieder, hungsweise auf seine Komponenten setzen. Bedeutende Kostenunterschiede in der Regel auf dem Zifferblatt bei der 6. Renommierte Manufakturen differen- Es ist schwierig, zu definieren, was per se der Umständliche Beschreibungen wie «Fa- zieren sich sogar noch deutlicher, indem sie Begriff «Swiss» auf Uhren auszeichnet? So briqué en Suisse», «Hergestellt in der Schweiz», zum Beispiel ein Siegel (siehe Genfer Siegel; Frz. scheint es nach wie vor eine Ermessensfrage, sogar «Made in Switzerland» sind aufgrund Poinçon de Genève), eine geschützte Qualitäts- wo bei der 60-Prozent-Regel angesetzt wer- ihrer Zeichenlänge auf Zifferblättern ungeeig- und Ursprungsbescheinigung für in Genf ge- den soll. Bei der Berechnung der 60 Prozent net. Die quintessenzielle Frage lautet jedoch: baute und regulierte mechanische Uhren ein- können der Wert der Bestandteile, die Kosten Was zeichnet heute eine genuine Schweizer fügen. Nur wenige Institutionen und Stiftun- für das Zusammensetzen sowie für For- Uhr aus (zumal stets neue Technologien wie gen können nebst dem C.O.S.C.-Zertifikat ein schung und Entwicklung einfliessen. Smartwatches aufkommen) ? Siegel eingeben. Gleichwohl sind Zeugnisse Der Produzent bleibt zurzeit an das «Er- Ein Punkt vorneweg: Gegenüber «her- über die Ganggenauigkeit einer mechanischen gänzende Uhrenabkommen» gebunden, ge- kömmlichen Uhren werden Smartwatches Uhr freiwillig. Die COSC (Contrôle Officiel Su- mäss welchem das Uhrwerk Bestandteile von nicht begünstigt», steht es in der neuen Re- isse des Chronomètres) ist eine unabhängige
11 Chronometerprüfstelle. Die COSC vergibt Qualitätszertifikate für Chronometer auf der Basis eines standardisierten Messverfahrens nach NIHS 95-11 / ISO 3159. Genuine Einzigartigkeit H. Moser & Cie., eine kleine Schaffhauser Ma- nufaktur, deren eigene Produktionsprozesse Quelle: Copyright: Depositphotos über 95 Prozent «schweizerisch» sind, würde Bisher war eine Uhr bereits «Swiss Made», wenn die Komponenten in der Schweiz eingebaut einen deutlich strengeren Standard in der und kontrolliert wurden. Uhrenindustrie begrüssen. Edouard Meylan, CEO von H. Moser & Cie., weist darauf hin, dass besonders Kleinunternehmen mit höhe- Marken verwendet, welche die neuen Anfor- onsprodukt, das höchste Uhrmacherkunst ren wirtschaftlichen Anforderungen und Re- derungen nur «gerade so» erfüllen oder «die beweist, spricht für sich selbst.» Sowohl Tradi- gelungen konfrontiert sind. von der Flexibilität des Labels» profitieren tionsunternehmen wie auch die Federation of «Wir glauben fest an Schweizer Werte und Komponenten im Ausland produzieren. the Swiss watch industry (FH) sind sich einig: und wir verteidigen Tag für Tag die traditio- Solche Hersteller verwässern ein «echtes» Viele Jahre wurde das «Swiss Made»-Label nelle, mechanische Uhrenherstellung. In un- Image, betont das Uhrenunternehmen in missbraucht und verallgemeinert. Es heisst, serer Manufaktur entwerfen, entwickeln und Unternehmensmitteilungen. bevorzugt Einstiegsmarken würden «Swiss» fertigen wir alle unsere Komponenten von A Deshalb werde auch die neue «Swiss auf ihre Uhren schreiben, um damit ihre Exis- bis Z. Dies gilt auch für die Spiralen und Regu- Made»-Regelung den Kriterien der Schaff- tenz oder ihren Preis zu rechtfertigen – Quali- lierorgane unseres Schwesterunternehmens hauser Manufaktur nicht gerecht. Aus diesem tätsmerkmale sind heute jedoch umfangrei- Precision Engineering AG.» Alles, was die Ma- Grund hat sich H. Moser & Cie. Anfang 2017 cher denn je. ■ nufaktur nicht unternehmensintern herstel- entschieden, auf das «Swiss Made»-Label so- len könne, beziehe das Unternehmen von wie andere Namens- oder Wappenhinweise Schweizer Zulieferern», erläutert der CEO zu verzichten. Ab 2017 soll «Swiss Made» nicht von H. Moser & Cie. mehr auf dem Zifferblatt der neuen Kreatio- H. Moser fertigt oder verarbeitet 95 Pro- nen von H. Moser & Cie. zu sehen sein. Edou- Hinweis Die Schmuck- und Uhrenmesse «Baselworld 2017» findet zent ihrer Komponenten in der Schweiz. ard Meylan, CEO von H. Moser & Cie, ist über- wieder statt vom 23. bis 30. März 2017 in der Messe Basel, Trotzdem werde das Swiss-Made-Label von zeugt: «Eine H.-Moser-Uhr, ein echtes Traditi- Schweiz. Inwiefern ist eine Uhr «Swiss Made»? Bisher wurden die Kosten einer Schweizer Uhr einzig aufs Uhrwerk 4. Technische Entwicklung wird definiert. hochgerechnet. Seit dem 1.1.2017 hat der Bundesrat eine neue «Swiss Gestützt auf das Markenschutzgesetz (Art. 48 Abs. 2) soll die technische Made»-Regelung eingeführt. Entwicklung einer Uhr oder eines Uhrwerks in der Schweiz stattfinden. Die wichtigsten Regelungen zusammengefasst: 1. Der Uhrenbegriff gilt auch für Smartwatches 5. Uhrwerkzusammensetzung wird geregelt. Ob etwa Tag Heuer die «Swiss Made»-Bezeichnung für ihre Smartwatch er- Die Verordnung definiert, was unter dem Zusammensetzen des Uhrwerks in hält, ist noch offen. Jean-Claude Biver, Chef der Tag-Heuer-Mutterfirma der Schweiz zu verstehen ist. LVMH, laut der Agentur Bloomberg: «Wir können die Hardware, die Chips, die Applikationen nicht produzieren. Der Schweiz fehlt die Technologie.» Tag 6. Transparenz für Qualität Heuer holte für ihre digitalen Prototypen Unterstützung aus dem Silicon Valley. Für die Hersteller gibt es neue Kriterien zu beachten. Das hat Kostenfolgen, die aber durch den Mehrwert, der mit «Swiss» verbunden ist, ausgeglichen 2. Die «Swissness-Kriterien» werden verschärft wird. Der Konsument kauft schliesslich ein in der Schweiz geschaffenes Für die Definition einer Schweizer Uhr wird jetzt auf die Uhr als Endprodukt Werk mit dem «Swiss Made»-Label. abgestellt: Mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten dieser Uhr müs- sen in der Schweiz anfallen. Das entspricht den allgemeinen «Swissness»- Übergangsfrist: Kriterien für Industrieprodukte (Art. 48c Abs. 1 des Markenschutzgesetzes). Die neue Regelung tritt am 1. Januar 2017 in Kraft, mit einer Ausnahme: Die Uhrenhersteller haben noch eine Übergangsfrist bis zum 31. Dezem- 3. Das Uhrwerk spielt weiterhin eine bedeutende Rolle ber 2020 für Uhren und Uhrwerke, die zwischen dem 1. Januar 2017 und Bestandteile aus schweizerischer Fabrikation müssen heute mindestens 50 dem 31. Dezember 2018 hergestellt werden und das Kriterium der tech- Prozent des Werts eines Werks ausmachen, und für das Uhrwerk müssen nischen Entwicklung in der Schweiz nicht erfüllen. Ab 2021 gilt die neue neu mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen. Regelung. (mm)
12 BRANCHENFOKUS PRÄZISIONS- UND UHRENINDUSTRIE MQ | 1–2/2017 Optimiertes Ultraschall-Reinigungsverfahren Grundlage für die Analyse zunächst soge- nannte Folientests durchgeführt. Die Lö- cher, die dabei in die im Becken platzierte Bessere Qualität bei Alufolie gerissen werden, erlauben Rück- schlüsse auf die Verteilung und Intensität der Ultraschallwirkung. «Die Auswertung ergab signifikante Unterschiede, die zu ken- Optik und Geometrie- nen wichtig war, um die nachfolgende Stu- die unter gleichbleibenden Bedingungen durchzuführen, aber auch um im täglichen genauigkeit Gebrauch die bestmögliche Wirkung zu er- zielen», führt Barbara Schmid, die bei GFH für die Untersuchungen zuständig war, aus. «So konnten wir ganz grundsätzlich die Funktionalität des Reinigungsbeckens über- prüfen und das zu reinigende Element je- weils optimal platzieren.» Um den Laserbearbeitungsprozess als Ganzes zu optimieren, hat das Unternehmen GFH GmbH das häufig eingesetzte Ultraschall-Reinigungsverfahren weiterentwickelt. Algorithmus erkennt minimale Dazu wurde eine Parameterstudie mit laserbearbeiteten Edelstahl- und Messing- Unterschiede in der Sauberkeit Für die anschliessende Parameterstudie wur- bauteilen durchgeführt. Die Anpassung des Verfahrens an die spezielle Art der den mit der von GFH entwickelten Lasermik- Verschmutzung führte zu einer Verbesserung der Sauberkeit von 74 auf über robearbeitungsmaschine GL.compact zwei 95 Prozent. Bauteilserien à 200 Stück gefertigt: eine aus Edelstahl und eine aus Messing. Die Wahl fiel auf diese beiden Materialien, da Edelstahl Pressedienst GFH/thb Folientests geben Aufschluss sehr häufig verwendet wird und Messing zu über Ultraschallwirkung Verfärbungen neigt sowie eine Reihe weiterer Wird ein Werkstoff mit kurzen Lichtimpul- Da bisher kein Reinigungsverfahren eine Lö- Probleme bei der Reinigung mit sich bringt. sen bearbeitet, entsteht dabei sogenannter sung für dieses Problem bot, hat sich der La- Die Komponenten mit einer Kantenlänge von Schmauch, der bei der Bearbeitung so gut wie ser-Maschinenhersteller und -Lohnfertiger 5 mm, kleinen Einschnitten und einer Boh- möglich abgesaugt wird. Aufgrund der im- GFH, der kontinuierlich nach einer Verbes- rung wiesen alle die gleiche Geometrie auf, mensen kinetischen Energie der Materialpar- serung der gesamten Prozesskette strebt, der sodass die Verschmutzung dieselbe und die tikel verbleiben auf den Werkstücken jedoch Sache angenommen. «Wenn zu einer The- Ergebnisse somit vergleichbar waren. Als rele- Restpartikel, die nicht einfach mittels Druck- matik kein Fachwissen vorhanden ist, erar- vante Einflussfaktoren wurden Frequenz, luft beseitigt werden können. Die minimalen beiten wir dieses. Denn um eine erfolgreiche Temperatur, Reinigungs- und Spülmedium, Toleranzanforderungen an Geometrie und Lasermikrobearbeitung durchzuführen, Füllstand, Konzentration der Chemikalien, Rauheit der Bauteile können jedoch nur dann muss jeder einzelne Schritt optimal gelöst Dauer der eigentlichen Reinigung sowie Spü- erfüllt werden, wenn der Fertigungsprozess sein», erläutert Pauli seine Unternehmens- lung und Trocknung identifiziert, aber auch optimiert und die tatsächliche Oberfläche be- philosophie. Aufgrund der Tatsache, dass das Zubehör fand Berücksichtigung, etwa ver- urteilt werden. Die in der modernen Ferti- sich das Ultraschall-Reinigungsverfahren schiedene Gefässe, in denen kleine Teile plat- gung geltenden Restschmutzanforderungen am besten für die per Lasermikrobearbei- ziert werden, die sonst verloren gehen könn- verlangen deshalb eine robuste und wieder- tung gefertigten Teile eignet, wurden als ten. holbare Reinigungstechnik für Mikrobautei- le, die mittels Laserprozessen hergestellt wer- den. «Bereits eine kleine Differenz der Geo- metriegenauigkeit vor und nach der Reini- gung kann bei Komponenten, die geringe To- leranzen erfordern, Auswirkungen auf deren Funktionsfähigkeit haben», legt Anton Pauli, Geschäftsführer beim Lasermikrobearbei- tungsexperten GFH GmbH, die Problematik dar. Zudem wirken solche Rückstände als Verschleisspartikel oder können – je nach Einsatzbereich – Schaden anrichten, indem Wenn eine dünne Schmutzschicht die Beschaffenheit der Laserkante verdeckt, erscheint diese sie beispielsweise Drosseln in Einspritzsyste- weniger rau (links). Durch die von GFH verbesserte Ultraschallreinigung ist die Rauheit men verstopfen. des Laseraustritts klar erkennbar (rechts).
MQ | 1–2/2017 PRÄZISIONS- UND UHRENINDUSTRIE BRANCHENFOKUS 13 nigt werden, empfehlen sich Glasbecher oder Plastiknetze als Gefäss. Robustere Teile sollten in einem Edelstahlkorb gereinigt werden. Temperaturen zwischen 45 und 65 °C bringen – abhängig von der Reinigungsdauer – die besten Ergebnisse, da aufgrund der Ultra- schallkavitation mit zunehmender Zeit auch die Temperaturen steigen. Die Verbesserungen Direkt nach der Laserbearbeitung (links) sind sind nach 15 min Reinigung und 5 min Spülen viele Schmauchspuren auf dem Bauteil zu er- am grössten. Eine längere Zeitdauer von bis zu kennen. Mit der bisherigen Reinigung (Mitte) 45 min Reinigung und 15 min Spülung erzielt lassen sich diese nicht vollständig beseitigen. im Vergleich dazu nur geringe Verbesserungen. Durch die Optimierung des Verfahrens (rechts) Die optimale Reinigungsfrequenz ist die «Du- konnte nicht nur die optische Qualität, sondern alfrequenz», welche alle 30 s zwischen 37 und auch die Geometriegenauigkeit deutlich 80 kHz wechselt. Bei grossen Objekten oder gesteigert werden. wenn mehrere Teile gereinigt werden, ist es Ein Vergleich verschiedener Reinigungs von Vorteil, den «sweep»-Modus zuzuschalten. methoden, vom CO2-Schneestrahlen über die Ist die Verunreinigung sehr hartnäckig, kann Ultraschallreinigung bis hin zum Beizen, «Alle Parameter wurden einzeln unter- der «Pulse»-Modus zu einer Verbesserung füh- ergab eine Verbesserung der Sauberkeit auf sucht und bewertet, wobei wir die Sauberkeit ren. Ein Vorreinigen ist nur nötig, wenn sich über 95 % durch die Optimierung der Parameter zusätzlich unter dem Mikroskop validiert ha- Öle oder andere Fette auf den Bauteilen befin- bei der Ultraschallreinigung. ben», berichtet Schmid. «Um selbst geringste den. Bei der Spülung helfen ein Korrosions- Unterschiede darstellen zu können, wurde ei- schutz-Zusatz sowie ein Netzmittel, die an- gens ein spezieller Auswertungsalgorithmus schliessende Trocknung zu verbessern. gangenen Bearbeitungsprozess angepasst entwickelt und angewandt.» Die Basis dafür worden war», bringt Schmid die Ausgangsla- waren verschiedene Bildbearbeitungsprozes- Optimiertes Reinigungsverfahren ge auf den Punkt. Um die internen Laserbear- se: So wurden die Mikroskopaufnahmen zu- wird Standard beitungsprozesse zu optimieren und auch für nächst in Graustufen umgewandelt. Um Stel- Die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnis- die Kunden eine sichtbare Verbesserung der len mit Laserschmauch – erkennbar anhand se führte bei der Edelstahlserie zu einer Ver- Qualität sowie eine höhere Geometriegenau- dunkler Spuren – vom restlichen Bauteil un- besserung der Sauberkeit von 74 auf über 95 igkeit zu erzielen, wurden seit Juni 2016 terscheiden zu können, wurde ein Schwell- Prozent. «Im Gegensatz zu anderen Bearbei- schrittweise Massnahmen umgesetzt, um das wert gewählt, die dunklen Pixel extrahiert tungsmethoden werden beim Lasern kein Öl, verbesserte Verfahren als Standard bei GFH und gezählt. «Zur besseren Interpretation ha- Kühlflüssigkeit oder Schmierfett verwendet, zu implementieren. Kommen bei einem neu- ben wir diese Werte auf einer Skala eingeord- was sich auch auf die entstehenden Ver- en Projekt andere Materialien ins Spiel, wird net, wobei ein Bauteil direkt nach der Bearbei- schmutzungen auswirkt. Wir haben festge- auch die Reinigung entsprechend angepasst. tung, das entsprechend viele dunkle Bild- stellt, dass das Hauptproblem bisher darin Die Resonanz auf das Gesamtpaket aus Bear- punkte aufwies, als zu 0 Prozent sauber einge- bestand, dass das Reinigungsverfahren nur beitung und Säuberung ist dabei seitens der stuft wurde. Der theoretische Wert von 100 an das Material, nicht aber an den vorange- Kunden durchwegs sehr positiv. ■ Prozent entsprach somit einer Komponente ohne dunkle Pixel, die also frei von jeglicher Verschmutzung war», ergänzt Schmid. GFH GmbH Prozessoptimierung durch Auswertung Die GFH GmbH mit Sitz im niederbayerischen Deggendorf ist einer der globalen Marktführer und der Einstellungen technologischen Vorreiter in der Konzeption und Konstruktion von hochpräzisen Lasermikrobearbei- Für ein optimales Ergebnis sollte das Reini- tungsanlagen mit Ultrakurzpuls-Lasern (UKP). Ein Hauptschwerpunkt liegt seit der Gründung 1998 gungsmedium mindestens 10 min vor dem auf der stetigen Weiterentwicklung des «Werkzeugs» Laser, mit dem sich bereits heute ganz unter- Beginn der Prozedur entgast werden. Für schiedliche Prozesse vom Schneiden über das Drehen und Bohren bis zum Strukturieren innerhalb Messing eignet sich grundsätzlich ein leicht geringster Toleranzen und ohne Verschleiss abdecken lassen. Die Kompetenzen des Unternehmens saures Medium, für Edelstahl hingegen ein al- reichen von der Prozessentwicklung nach spezifischen Anforderungsprofilen über die Prototypen- kalisches. Zu beachten ist, dass wegen der ho- und Kleinserienfertigung auf den betriebseigenen Bearbeitungszentren bis hin zur Entwicklung und hen Temperaturen während der Reinigung zum Bau von Sondermaschinen nach Kundenwunsch. Die Lasertechnik von GFH steigert dabei nicht ein Teil der Flüssigkeit verdampft. «Deshalb nur die Produktivität in der Serienfertigung, sondern legt auch die Basis für innovative Herstellungs- sollte der Füllstand regelmässig überprüft verfahren und zukünftige Fertigungsansprüche. GFH ist weltweit in über 15 Ländern vertreten und und gegebenenfalls angepasst werden, denn beschäftigt im Unternehmensverbund rund 160 Mitarbeiter. sowohl ein zu niedriger als auch ein zu hoher Füllstand mindert die Reinigungsleistung», so www.gfh-gmbh.com Schmid. Wenn sehr empfindliche Teile gerei-
14 BUSINESS EXCELLENCE MQ | 1–2/2017 Digitalisierung im Dokumentenmanagement welt immer häufiger werdende asynchrone Kommunikation. Haben die Abteilungen diese Vorteile Der kleinste Baustein erkannt – und gerade für verwaltende Abtei- lungen liegen sie auf der Hand –, tragen sie Veränderungen meist aufgeschlossen mit und haben eine grosse Strahlkraft im Unterneh- der Digitalisierung men. Sie können dadurch Vorurteile gezielt abbauen und mit dem Pilotprojekt beispiel- haft den Weg in die Digitalisierung ebnen. Folgende drei Bereiche eignen sich erfah- rungsgemäss für diesen Einstieg am besten: 1. Bessere Vertragsqualität durch Die Vorteile der Digitalisierung liegen für viele Unternehmen inzwischen auf der digitales Vertragsmanagement Hand: effizientere Abläufe, zentraler Zugriff auf Dokumente und Informationen sowie Viele Unternehmen verwalten ihre Verträge automatisierte Workflows führen zu einem effektiveren Arbeiten. Über eine ausge- noch immer in analogen Aktenordnern und halten die Stammdaten in SAP – seien es Kun- feilte Digitalisierungsstrategie verfügen jedoch die wenigsten Unternehmen. Vor allem denverträge oder Abschlüsse mit Zulieferern KMU stellen sich häufig die Frage: Wo und vor allem wie soll die Digitalisierung in und externen Dienstleistern. Da jedoch Fris- meinem Unternehmen beginnen? Statt direkt umfassende Projekte anzugehen, ten zu beachten sind, um rechtzeitig zu kündi- lohnt es sich oft, den Blick zunächst auf den kleinsten Baustein der Unternehmens- gen, zu verlängern oder Konditionen neu aus- prozesse zu richten: das Dokument. zuhandeln, ist es bei jahrelang laufenden Ver- trägen für die Sachbearbeiter schwierig, den Überblick zu behalten. Werden diese Termine Von Matthias Kunisch strukturiert zu verwalten. Dazu werden be- nicht mit grösster Sorgfalt wahrgenommen stehende analoge Akten und Dokumente di- und folgen keine entsprechenden Handlungs- Wollen Unternehmen weiterhin wirtschaft- gitalisiert, mit Metadaten versehen und dann schritte, kann dies zu Verzugskosten und un- lich und marktfähig agieren, führt für sie an zentraler Stelle gut auffindbar zur Verfü- gewollten Verlängerungen führen. Mit einem kaum ein Weg an der Digitalisierung vorbei. gung gestellt. Zusatzfunktionen und defi- digitalen Vertragsmanagement-System kön- Abgrenzbare Bereiche, die vergleichsweise nierte Workflows automatisieren und ver- nen Mitarbeiter Verträge hingegen langfristig unkompliziert digitalisiert werden können schlanken zudem Routineprozesse und stei- prüfen, auswerten, sicher ablegen, erstellen und gleichzeitig einen spürbaren Nutzen da- gern die Effizienz von verwaltenden Abtei- und beenden. In der Poststelle wird dafür der von tragen, sind die dokumentenverarbei- lungen dadurch enorm. Über die digitale Vertrag gescannt, indiziert und eindeutig dem tenden Abteilungen – von der Poststelle über Verwaltung hinaus können Dokumente auch verantwortlichen Mitarbeiter zugeteilt. Eine die Vertragsverwaltung im Einkauf bis hin automatisch oder halbautomatisch direkt im Schnittstelle zu SAP ermöglicht den Zugriff zur Personalabteilung. Akten und Papiersta- ECM erstellt werden: Statt einen Vertrag in auf alle notwendigen Stammdaten. Über den pel bestimmten hier noch den Arbeitsalltag. Word zu verfassen und diesen dann wieder- aktuellen Dokumentenstatus lässt sich einse- Die umständliche Suche und der komplizier- um in das System zu laden, können sich Mit- hen, ob der Vertrag in Bearbeitung ist, bald ab- te Austausch zwischen Abteilungen blockie- arbeiter diesen Umweg durch ein integriertes läuft oder bereits gekündigt wurde. Das Sys- ren zusätzlich zentrale Ressourcen mit Routi- Dokumentenerstellungs-Tool sparen. Auch tem stellt zusätzlich Workflows, Fristenerin- neaufgaben und erschweren die Arbeit unnö- Aktenablagen und Archivierungen entfallen nerungen und festgelegte Zuständigkeiten zur tig. Fast immer lässt sich sagen: Je dokumen- gänzlich, Mitarbeiter pflegen Daten stattdes- Verfügung, die die Administration erleichtern tenbasierter die Arbeitsabläufe, umso grösser sen einmalig und an einem zentralen Punkt und sicherer machen. So können sich die be- ist das Optimierungspotenzial durch ein effi- ein. Dokumente sind mit einer automatisier- troffenen Mitarbeiter wieder auf ihre Kernauf- zientes, digitales Enterprise-Content-Mana ten Texterkennung auch bedeutend leichter gaben konzentrieren: bessere Vertragskondi gement-System (ECM). durchsuchbar. Zudem bietet das richtige tionen zu verhandeln und diese in einem ECM einen besseren Datenschutz als ein ab- schlanken System umzusetzen. Das ECM als Türöffner schliessbarer Aktenschrank, da Zugriffsbe- der Digitalisierung rechtigungen eindeutig geregelt sind: Wäh- 2. Transparenter, digitaler Postkorb Trotzdem fällt es vielen Abteilungen schwer, rend Mitarbeiter der HR-Abteilung beispiels- Die Notwendigkeit und den Nutzen eines di- die gewohnten Aktenordner loszulassen – weise alle Personalakten einsehen können, gitalen Posteingangs haben viele Unterneh- aus Angst, wichtige Informationen könnten erhalten Führungskräfte nur Zugriff auf be- men bereits erkannt: Eine aktuelle Bitkom- dann verloren gehen. Dabei ist das Gegenteil stimmte Aktenbereiche ihrer Mitarbeiter. Die Research-Studie zeigt, dass fast jedes zweite der Fall: Ein ECM ermöglicht es, unstruktu- digitalisierte Dokumentenverwaltung för- deutsche Unternehmen Papierpost gänzlich rierte Geschäftsinformationen in Form von dert so in einem erheblichen Masse die Mobi- abschaffen will. Um der steigenden Anzahl an Akten, Dokumenten und Mediadateien lität von Mitarbeitern und die in der Arbeits- E-Mails gerecht zu werden, hat bereits ein
BUSINESS EXCELLENCE 15 Viertel der mittelständischen Unternehmen in Deutschland seinen Posteingang digitali- siert. Die eingehende Post wird dafür bei Er- halt gescannt, dabei durch eine automatisier- te OCR-Texterkennung festgelegten Themen zugeordnet, mit Meta-Daten versehen und schliesslich in einem digitalen Postkorb abge- legt, von wo aus die Mitarbeiter die Doku- mente ziehen und weiterverarbeiten können. Auch E-Mails und Faxe lassen sich in einem solchen System pflegen und verarbeiten. Durch eine revisionssichere Protokollierung aller Bearbeitungsschritte erhöhen sich die Bild: Maksym Yemelyanov – fotolia.com Transparenz und die Auskunftsfähigkeit der Weg von Aktenordnern hin zur elektronischen Archivierung Sachbearbeiter. Bearbeitungszeiten werden deutlich reduziert und unnötige Kosten ver- mieden. Ein solches zentrales «Postbuch» un- führung (abteilungs-)übergreifender Colla- tensicherheit achten und prüfen, dass der terstützt damit letztlich auch die terminge- boration-Tools. Gerade Mittelständler sollten Cloud-Provider den strengen deutschen Da- rechte Abarbeitung der eingehenden Unter- sich dabei immer die Frage stellen: Welcher tenschutzrichtlinien verpflichtet ist. lagen und Anfragen. Bereich profitiert – gemessen an den notwen- digen Investitionen – am meisten von digita- Papierloses Büro dank ECM? 3. Personalarbeit verschlanken lisierten Prozessen und wie gut lassen sich Auch wenn das papierlose Büro immer wie- mit elektronischen Personalakten Folgeprojekte daran anknüpfen? der beschworen wird, dauert es wohl noch Während viele Unternehmen heute bereits lange, bis es sich tatsächlich durchsetzt. Die ihre Personaldaten über das SAP-Modul HCM Rechtssicherheit von digitalen Dokumenten managen, dort ihre Daten erfassen und auch Wichtigste Entscheidung bei der ist bisher noch nicht befriedigend geklärt, archivieren, fehlt es doch an wichtigen Funk- Umsetzung: Cloud vs. On-Premise was heutzutage teils noch eine doppelte Ak- tionen, um die Personalabteilung sinnvoll zu Hat sich ein Unternehmen für die Einführung tenführung verlangt. Um vor Gericht notfalls digitalisieren sowie den Aktenbestand zu eines digitalen Dokumentenmanagement- die entsprechenden Beweise vorlegen zu vereinheitlichen und zu konzentrieren. Dazu systems entschieden, so steht es häufig vor können, sollten die wichtigsten Dokumente, sind beispielsweise eine aktenübergreifende der Entscheidung, ob es diesen Dienst online die beispielsweise notariell beglaubigt sind, Volltextsuche in digitalen Akten und die aus der Cloud nutzen oder die Lösung auf den zusätzlich auch in Papierform aufbewahrt Möglichkeit, Termine und Wiedervorlagen eigenen Servern im Haus installieren will. werden. So bleibt ein gänzlich papierloses anzulegen, erforderlich. Dies lässt sich mit Während beide Modelle ihre Vor- und Nach- Büro mittelfristig nicht zuletzt auch auf- einer elektronischen Personalakten-Lösung teile haben, spricht vor allem für Digitalisie- grund des gewohnten Umgangs mit Papier umsetzen, die über eine Schnittstelle mit rungs-Anfänger vieles für die Cloud. Sie er- und der Angst, die Kontrolle zu verlieren, einem vorhandenen SAP-System verknüpft möglicht einen einfacheren, kostengünstige- eine Wunschvorstellung. Da der Gesetzgeber wird. Nur so sind alle Informationen zu einem ren Einstieg: Die IT-Abteilung muss kein neu- sich dieser Problematik aber inzwischen an- Mitarbeiter zentral verfügbar und können es System auf den Servern implementieren, genommen hat, ist zu hoffen, dass sich das auch entsprechend festgelegter Lese- oder sondern die Lösung steht schnell und un- Verständnis dessen, welche Bedeutung die Schreib-Berechtigungen mit Filialleitern und kompliziert über eine Internetverbindung Digitalisierung für Unternehmen hat, in na- Führungskräften geteilt oder Mitarbeitern bereit – eine grosse Kostenersparnis. Zudem her Zukunft ändern wird. Unabhängig davon zur Einsicht bereitgestellt werden. Darüber kann die Lösung auch ausserhalb des Büros beschleunigt ein ECM bereits heute die ope- hinaus lassen sich Dokumente wie Arbeits jederzeit genutzt werden und kommt so fle- rativen Prozesse und Arbeitsabläufe nachhal- bescheinigungen oder Anstellungsverträge xiblen Arbeitsmodellen entgegen. Es hat sich tig und bestimmt als ein Teil der Digitalisie- automatisiert im ECM erstellen und spei- auch gezeigt, dass mehrere Cloud-Anwen- rung immer mehr die Wettbewerbsfähigkeit chern, der Umweg über ein Textverarbei- dungen sich leichter zu neuen Lösungen ver- von Unternehmen. ■ tungsprogramm entfällt. Um auch solche di- knüpfen lassen als On-Premise-Anwendun- gitalen Dokumente, die keinem Mitarbeiter gen. Beispielsweise kann aus einer Lösung zur zugeordnet werden können oder dürfen, si- Dokumentenerkennung und einem Work- cher zu speichern, lohnt sich ausserdem eine flowsystem kosteneffizient ein Rechnungs- zusätzliche Arbeitgeberakte. eingangsworkflow kreiert werden – wovon Neben den hier genannten Beispielen vor allem mittelständische Unternehmen für erste Digitalisierungsprojekte bieten sich profitieren, die nicht in eine gänzlich neue auch weitere Unternehmensbereiche für den Lösung investieren wollen. Bei der Auswahl Matthias Kunisch ist Geschäftsführer Einstieg in die digitale Transformation an, einer entsprechenden Lösung sollten Unter- von forcont business technology gmbh wie etwa die Buchhaltung oder auch die Ein- nehmen jedoch stets auf die notwendige Da- in Leipzig. www.forcont.de
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