JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV

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JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
JAHRE
FRAUEN
GESCHICHTEN
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
INHALT
Die Initiative Selbständiger Immigrantinnen e. V. (ISI) ist ein      Vorwort: Dr. Czarina Wilpert             4
gemeinnütziger Verein, der seit 1990 Frauen mit Migrations­
                                                                     Grußwort: Dilek Kalayci                  6
erfahrung für die berufliche Selbständigkeit qualifiziert und
bei der Existenzgründung begleitet.                                  30 Jahre – 30 Frauen – 30 Geschichten
                                                                     Çidem Eren-Demirel                       8
                                                                     Selma Yılmaz-Schwenker                  10
Durch kostenlose Weiterbildungsangebote werden gründungs­            Elaheh Salehi                           12
willige und bereits selbständige Immigrantinnen aus Berlin           Adriana Curaca Acosta                   16
dazu befähigt, ihre Geschäftsideen in die Tat umzusetzen. Das        Dulcinéia Gomes                         18
                                                                     Inhee Chu-Mauer                         19
Angebot besteht aus einer Reihe sich ergänzender Kurse, die          Clorinda De Maio                        20
die unternehmerischen und persönlichen Kompetenzen der               Enhbold Neuhaus                         22
Teilnehmerinnen fördern. Die im Kursprogramm erworbenen              Andrea Romero Campo                     23
                                                                     Anna-Liisa Reppo                        24
Kenntnisse und Fähigkeiten werden durch individuelle Bera-
                                                                     Hend Badr                               26
tungen, Coachings und Networking-Veranstaltungen vertieft            Marie Madeleine Mahounon                28
und ausgebaut.                                                       Luisa Barragán                          32
                                                                     María Rojas                             34
                                                                     Joanna Golińska-Kuhlmann                35
Rund 200 Frauen nehmen jährlich die Qualifizierungsangebote          Weghita Tesfamariam                     36
von ISI wahr. Derzeit geschieht dies im Rahmen des Projekts          Clare Celeste Börsch                    38
„COMPETENZentrum für Selbständige“, das durch Mittel des             Alisa Poplavskaya                       40
                                                                     Irina Gelwer                            41
Europäischen Sozialfonds und der Abteilung Frauen und                Irena Kessler                           42
Gleichstellung der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit,         Serap Doğan                             44
Pflege und Gleichstellung gefördert wird.                            Shahla Aghapour                         45
                                                                     Csilla Szabó                            48
                                                                     Inna Herlina                            49
                                                                     Hadja Kitagbe Kaba                      50
                                                                     Dr. Kenanah Shereih                     52
                                                                     Müfide Doğru                            54

        „Bis heute ist es für Migrantinnen                           Alla Graf
                                                                     Esther Ramos
                                                                                                             56
                                                                                                             54

        schwer, in Deutschland Fuß zu fassen
                                                                     Carmen Mach                             55

        und einer ethnischen oder kulturellen                        Resilienz und Zuversicht –
                                                                     Ergebnisse einer Befragung

        Diskriminierung zu entgehen.“                                unter ISI-Teilnehmerinnen               60

        Dr. Czarina Wilpert, Mitbegründerin der                      Vorstand und Team                       64
        Initiative Selbständiger Immigrantinnen e. V.
                                                                     Impressum                               66
2                                                                                                                 30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
VORWORT
                           Dr. Czarina Wilpert ist Mitbegründerin der                 logie der TU Berlin und der UNESCO         ökonomische Existenz zu sichern und
                           Initiative Selbständiger Immigrantinnen e. V.              teilnahmen. Besondere Aufmerksam-          sich beruflich wie persönlich zu entfalten.
                                                                                      keit erregten die Beispiele kreativer      Denn bis heute ist es für Migran­tinnen
                           Geboren in Los Angeles, promovierte sie zur                Existenzgründungen von immigrierten        schwer, in Deutschland Fuß zu fassen
                           Dr. Phil. an der TU Berlin. Als Spezialistin für           Frauen in anderen Ländern. Zwei            und einer ethnischen oder kulturellen
                           internationale Migration ist Dr. Czarina Wilpert           studentische Mitarbeiterinnen an der       Diskriminierung zu entgehen. Der Weg
                           interna­tional aktiv, zurzeit im Rahmen des                TU Berlin, Töchter von Arbeitsmig-         zu sozialer Anerkennung und gleichbe-
                           Projektes Social Innovation for Refugees                   rant*innen, begeisterten sich dafür,       rechtigter Teilhabe an der Gesellschaft
                           (SIforREF) im Fachgebiet Arbeitslehre/Technik              und gemeinsam initiierten wir eine         wird vor allem durch finanzielle Unab­
                           und Parti­zi­pation der TU Berlin. Für ihr lang­           Arbeitsgruppe. Die Solidarität unter       hängigkeit erleichtert. Seit 2020 stellt
                           jähriges Engagement für das Empowerment                    Frauen unterschiedlicher kultureller       COVID-19 selbständige Immigrantinnen
                           und die Existenzgründung von eingewander­                  Herkunft, wie wir sie in der Arbeits-      vor zusätzliche Herausforderungen.
                           ten Frauen wurde sie 2006 mit dem Berliner                 gruppe erlebten, sowie die während         Heute wie damals sind wir uns unserer
                           Frauenpreis ausgezeichnet. 2017 erhielt sie                der Konferenz gewonnenen neuen             Aufgabe bewusst, diese Frauen zu
                           den Verdienstorden der Bundesrepublik                      Ideen beflügelten uns so, dass wir 1990    bestärken und ihnen eine Stimme zu
                           Deutschland.                                               die Initiative Selbständiger Immigran-     geben.
                                                                                      tinnen, kurz ISI, gründeten. ISI war der
                                                                                      erste internationale Migrantinnenver-      Ich danke allen Mitstreiterinnen, die ISI
                                                                                      ein in Berlin, der sich an Frauen unab-    während der vergangenen Jahrzehnte
                                                                                      hängig von ihrer Herkunft richtete.        aufgebaut und weiterentwickelt haben,
                                                                                      Seitdem unterstützen wir Frauen unter      und gratuliere herzlich zu 30 Jahren
                                                                                      dem Motto „von Immigrantinnen für          unermüdlicher und überzeugender
    Von Immigrantinnen für Immigrantinnen                                             Immigrantinnen“ dabei, ihre eigene         Arbeit.

    1989 fiel die Mauer, Deutschland         Migrantinnen waren betroffen, zumal
    befand sich im Umbruch. So groß die      immer mehr Frauen einwanderten,
    Freude über die Wiedervereinigung
    auch war, bemerkten wir in Berlin
                                             deren Berufsabschlüsse in Deutsch-
                                             land nicht anerkannt wurden und die                  „Der Weg zu sozialer Anerkennung
                                                                                                  und gleichberechtigter Teilhabe an
    bald, welche Folgen das historische      im Berliner Arbeitsmarkt auf Barrieren
    Ereignis für die Arbeitsmigrantinnen     stießen.
    der ersten Generation hatte. Schon
    Mitte der 80er Jahre hatte ein wirt-     Diese Entwicklung war 1988 Anlass                    der Gesellschaft wird vor allem durch
    schaftlicher Umstrukturierungsprozess
    mit Entlassungen und steigender
                                             für die erste internationale Konferenz
                                             über Frauen und Migration, an der
                                                                                                  finanzielle Unabhängigkeit erleichtert.“
    Arbeitslosigkeit begonnen, den die       Wissenschaftlerinnen aus aller Welt
    Wiedervereinigung verstärkte. Viele      in Partnerschaft mit dem Fach Sozio-

4                                                                                                                                                                         30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
GRUSSWORT

                            Sehr geehrte Damen und Herren,

                            die Initiative Selbständiger Immigrantinnen e. V. – kurz   „Was das Team von ISI bietet,
                                                                                       ist ein Netzwerk starker Frauen.
                            ISI – unterstützt seit 30 Jahren Immigrantinnen dabei,
                            sich in unserer Stadt eine selbständige Existenz aufzu-
                            bauen.
                                                                                       Die Botschaft von ISI ist, dass
                            Die Frauen von ISI sind selbst Unternehmerinnen oder
                            Freiberuflerinnen, sie sind selbst aus den unterschied-
                                                                                       die Frauen ihren persönlichen
                            lichsten Regionen und Kulturen der Welt nach Berlin
                            gekommen. Sie bieten Frauen mit Migrations- und auch
                                                                                       Erfolgsweg finden können.“
                            Fluchtgeschichte auf dem Weg in die Selbständigkeit
                            ein hochwertiges Kursangebot, das sehr flexibel, gerne
                            online und in einer wachsenden Auswahl an Sprachen
                            genutzt werden kann.

Dilek Kalayci               Was das Team von ISI den Teilnehmerinnen außerdem
Senatorin für Gesundheit,   bietet, ist ein Netzwerk starker Frauen, die wissen, wie
Pflege und Gleichstellung   wichtig, aber auch, wie herausfordernd die Existenz-
                            gründung in einer fremden Kultur ist. Mit ihrer breiten
                            Expertise, ihren reichhaltigen Erfahrungen und ihrer
                            großen Tatkraft schenken sie den teilnehmenden Frauen
                            unglaublich viel Zuversicht. Die Botschaft von ISI ist,
                            dass die Frauen in diesem Netzwerk ihren persönlichen

                                                                                                   JAHRE
                            Erfolgsweg finden können. Die Porträts und Interviews
                            in diesem Buch veranschaulichen, wie erfolgreich die
                            Arbeit von ISI ist.

                            Seit drei Jahrzehnten sind die Lebenswege und die
                            Karrieren der Frauen, die ISI begleitet hat, ein Gewinn
                                                                                                   FRAUEN
                                                                                                   GESCHICHTEN
                            – zuallererst für die Frauen selbst, aber ganz klar auch
                            für Berlin. Ich möchte Ihnen für Ihre wertvolle Arbeit
                            herzlich danken und wünsche uns auch für die Zukunft
                            eine erfolgreiche und bereichernde Zusammenarbeit
                            für unsere Stadt!

                            Ihre
                            Dilek Kalayci

6                                                                                                                         30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
ÇİDEM EREN-DEMİREL
Mitbegründerin der Initiative Selbständiger
Immigrantinnen e. V.

                                                                                          Von wem habt ihr Unterstützung erhalten?          Frauen mit einem Studienabschluss zu ISI.
                                                                                          Wir haben für unsere Idee geworben, beim          Das war zu Beginn unserer Vereinsarbeit
                                                                                          Berliner Senat einen Antrag auf Förderung         nicht der Fall. Außerdem kamen damals
                                                                                          gestellt und dann ziemlich schnell eine Zu-       auch Frauen über die Arbeitsagenturen zu
                                                                                          sage erhalten. Der Zeitpunkt war einfach          uns. Sie erhielten von dort Unterstützung
                                                                                          richtig, der Bedarf war so groß, dass auch        für eine Schulung bei ISI. Das wurde mit den
                                                                                          die politische Unterstützung von Anfang an        Jahren weniger, weil die Arbeitsagenturen
                                                                                          vorhanden war. Wir haben alle ehrenamt-           ihr eigenes Weiterbildungsangebot aus­
                                                                                          lich gearbeitet neben dem Studium und der         bauten.
                                                                                          Arbeit und sehr viel Zeit und Ideen investiert.
                                                                                                                                            In der Rückschau auf 30 Jahre ISI kann ich
                                                                                          Warum ist es wichtig, gezielt Immigran-           sagen, dass die Immigrantinnen, die hier
                                                                                          tinnen zu fördern?                                Workshops besuchen, vielfältiger geworden
                                                                                          Der Hauptgrund, Immigrantinnen zur Selb-          sind. Anfangs waren es zumeist türkische
                                                                                          ständigkeit zu ermutigen, lag darin, dass sie     und iranische Frauen, später kamen mehr
                                                                                          alle eine Erfahrung teilten – nämlich bei der     aus dem spanisch- und englischsprachigen
                                                                                          Arbeitsplatzvergabe immer die letzten zu          Raum. Diese Veränderung sehen wir ja auch
                                                                                          sein. Migrantinnen bekamen einen Job nur,         im Stadtbild von Berlin. Heute sind es über-
                                                                                          wenn keine deutsche Arbeitskraft für diese        wiegend Akademikerinnen, die zu ISI kom-
                                                                                          Stelle zur Verfügung stand. Aus dieser Diskri­    men. Deshalb hat sich unser Angebot in
                                                                                          minierungserfahrung heraus wollten wir dazu       Richtung der Bedürfnisse gut ausgebildeter
                                                                                          animieren, dass sich die Frauen ihre Arbeits-     Frauen entwickelt.
                                                                                          plätze selbst schaffen, indem sie gründen.
                                                                                                                                            Wie siehst du die Zukunft von ISI, was
     Çidem Eren-Demirel wurde in der Türkei geboren, wuchs in Berlin auf,                 Die Bildungsherkunft der Frauen, die bei          wünschst du dir?
     lebt und arbeitet seither in der deutschen Hauptstadt. Çidem ist Ideen­              uns einen Kurs besuchen möchten, ist übri-        Die Frauen, die immigriert sind und einen
     geberin und Mitbegründerin von ISI und war während der Anfangsphase                  gens niemals entscheidend. Wir waren im-          niedrigen Bildungsabschluss haben, sind
     des Vereins maßgeblich an der Konzeption der Workshops beteiligt.                    mer offen. Ausschlaggebend sind lediglich         nach wie vor benachteiligt auf dem Arbeits-
     Außer­dem war sie 30 Jahre lang ehrenamtlich als Vorständin für ISI tätig.           die Idee zur Geschäftsgründung und das            markt – genau wie damals, als wir ISI ge-
                                                                                          Engagement der Frauen. Die mit dem Willen         gründet haben. Diese Frauen müsste man
                                                                                          zur Selbständigkeit verbundene Energie            also wieder gezielt und verstärkt ansprechen.
                    Was hat dich veranlasst, ISI zu gründen?                              hat ISI während all dieser Jahre geprägt          Eine eigene Perspektive kann diesen Frauen
                    Ich studierte noch, als ich ISI gemeinsam mit einer Kommilitonin      und getragen – bis heute.                         helfen – das wäre mit Blick auf die Zukunft
                    und der Sozial- und Migrationsforscherin Czarina Wilpert gründete.                                                      für ISI und alle betroffenen Frauen ein gutes
                    Ich arbeitete damals als studentische Mitarbeiterin bei Czarina       Wie hat sich der Teilnehmerkreis bei ISI          Ziel.
                    Wilpert. Hinter unserer Idee stand von Anfang an der Selbsthilfe­     während der vergangenen 30 Jahre
                    gedanke – dass Frauen selbst die Initiative ergreifen und nicht auf   entwickelt?
                    staatliche Hilfe warten. Wir haben immer an die Potenziale von        Über die Jahre haben sich die interessierten
                    Immigrantinnen geglaubt. Im Prinzip verlief die Gründung von ISI      Frauen und damit auch das Angebot von ISI
                    wie eine Geschäftsgründung.                                           verändert. Inzwischen kommen immer mehr
8                                                                                                                                                                             30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
SELMA YILMAZ-SCHWENKER
Projektleiterin bei der Initiative
Selbständiger Immigrantinnen e. V.

       Selma Yılmaz-Schwenker ist Maschinenbauingenieurin und arbeitete
       mehr als 12 Jahre als Projektmanagerin in der Türkei für UN- und
       EU-Projekte in den Bereichen Existenzgründung, Frauenemanzipation,
       Stadt- und soziodemografische Entwicklung.
                                                                                 Als wir vor vielen Jahren aus der Türkei nach   Aus solchen Gründen haben wir ein Weiter-
       Seit 2012 lebt sie in Deutschland und erhielt im gleichen Jahr über ISI   Deutschland kamen, fragte mich mein Mann:       bildungssystem entwickelt, dessen Module
       ein EU-Stipendium zur Durchführung eines Forschungsprojekts über          Was würdest du jetzt gerne beruflich machen?    aufeinander aufbauen. Das bedeutet, dass
       den Qualifizierungsbedarf von türkischen und kurdischen Existenz-         Ich antwortete: Ich möchte einfach für Men-     alle Teilnehmerinnen Kurse und andere An-
       gründerinnen.                                                             schen arbeiten und mich nützlich machen.        gebote wählen, die ihren aktuellen pers­ön­
                                                                                 Dann wurde ich 2016 Projektlei­terin bei ISI    lichen und unternehmerischen Bedürfnissen
                                                                                 und merkte schnell, dass ich am richtigen       entsprechen. Das können zum Beispiel Einzel-
                                                                                 Ort war, um meinen Wunsch zu verwirklichen.     und Gruppencoachings oder Hilfen beim
                                                                                 Sowohl auf Seiten des Vereins als auch bei      Networking sein. Darüber hinaus können
                                                                                 den Frauen, die zur Fortbildung zu uns kamen,   die Frauen unsere Räume als Coworking-
                                                                                 sah ich großes Potenzial. Und so ist es bis     Space nutzen. Auch wichtig: Das gesamte
                                                                                 heute: Die Frauen kommen zu uns, weil sie       Programm bieten wir kostenlos an.
                                                                                 wirtschaftlich und persönlich unabhängig
                                                                                 sein wollen, um aktiv an der Gesellschaft       Es ist immer wieder spannend zu beobachten,
                                                                                 teilzuhaben.                                    wie sich die Frauen entwickeln, mit den
                                                                                                                                 Dozentinnen ins Gespräch kommen und
                                                                                 Das Besondere am Angebot von ISI ist die        dabei auch Anregungen für neue Kurse
                                                                                 individuelle Herangehensweise. Schließlich      geben. Es ist ein dynamischer Austausch,
                                                                                 hat jede Frau unterschiedliche Bedürfnisse      der auch unter den Kursteilnehmerinnen
                                                                                 und Fähigkeiten. Gemeinsam entwickeln           geführt wird. Diese Begegnungen sind
                                                                                 wir eine Zielvorstellung und einen dazu         wertvoll, weil die Frauen lernen, wie essen-
                                                                                 passenden Plan. Unser Fokus liegt ganz klar     ziell Netzwerken ist.
                                                                                 auf den Frauen und ihren jeweiligen Lebens­
                                                                                 situationen. Viele unserer Kursteilnehme­       Das Schönste an meiner Arbeit ist, dass sich
                                                                                 rinnen sind Mütter, manche alleinerziehend,     die meisten Teilnehmerinnen nach der ersten
                                                                                 andere arbeiten in Teilzeit oder sind schon     Projektphase für weitere Kurse bei uns
                                                                                 beruflich selbständig. Je nach den persön­      anmelden. Manche von ihnen sind sogar
                                                                                 lichen Umständen organisieren wir eine          Dozentinnen bei ISI geworden – so schließt
                                                                                 maßgeschneiderte Fortbildung.                   sich der Kreis.

                                                                                                     „Es ist immer wieder spannend zu beobachten,
                                                                                                     wie sich die Frauen entwickeln, mit den Dozen-
                                                                                                     tinnen ins Gespräch kommen und dabei auch
                                                                                                     Anregungen für neue Kurse geben.
                                                                                                                                                   “
10                                                                                                                                                                30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
ELAHEH SALEHI
Dozentin für Informationstechnologie

                                                                                               Was war deine Aufgabe?                             machte noch ihr Abitur und studierte in
                                                                                               Am Anfang habe ich das Curriculum für die          Deutschland. Sie wurde später in einem
                                                                                               Computerkurse geschrieben und die Schu-            großen deutschen Unternehmen Leiterin
                                                                                               lungscomputer sowie die Software für ISI           der EDV-Abteilung. Eine andere Teilnehme-
                                                                                               gekauft. Ich kann mich noch daran erinnern,        rin, die in ihrer Heimat Lehrerin war, absol-
                                                                                               wie die Männer im Computerladen erstaunt           vierte ihr ISI-Praktikum in einer ihr fremden
                                                                                               geschaut haben: Eine junge Immigrantin             Branche, und zwar in einem Feinkostladen.
                                                                                               mit Rucksack und Jeans, die viele Computer         Nach ihrer Fortbildung bei ISI hat sie sechs
                                                                                               auf einmal kaufen wollte.                          Monate lang dort gearbeitet, danach hatte
                                                                                                                                                  sie so viel Wissen erworben, dass sie ihren
                                                                                               Du arbeitest jetzt seit 30 Jahren bei ISI,         eigenen Feinkostladen eröffnen konnte.
                                                                                               was motiviert dich?
                                                                                               Es ist nach wie vor die Idee, Frauen bei           Warum ist dieser spezielle Raum nur für
                                                                                               ihrer beruflichen Entwicklung mit Weiter­          Immigrantinnen, den ISI bietet, so wichtig?
                                                                                               bildungs­­angeboten zu helfen. Ich war ja          Damit sich die Frauen untereinander besser
                                                                                               selbst mit 26 Jahren aus dem Iran nach             über ihre Erfahrungen austauschen und sich
                                                                                               Deutschland gekommen. Im Iran habe ich             gegenseitig stärken können. Häufig kommen
                                                                                               meinen Universitätsabschluss gemacht,              Immigrantinnen zu uns, deren Schullauf-
                                                                                               doch in der Bundes­republik wurde dieser           bahn unterbrochen ist oder die noch nie in
                                                                                               nur als Vor­diplom anerkannt. Ich kannte           Deutschland gearbeitet haben. Die Frauen
                                                                                               also die Situation vieler ähnlich qualifizier-     lernen, ihre Potenziale zu erkennen und zu
                                                                                               ter Immigrantinnen.                                nutzen, um in Deutschland einer Erwerbs­
                                                                                                                                                  tätigkeit nachzugehen.
                                                                                               Welche Geschichte ist dir aus 30 Jahren ISI
     Die im Iran geborene Elaheh Salehi studierte Mathematik, hat sich                         in besonderer Erinnerung geblieben?                Was wünschst du ISI für die Zukunft?
     später an der Freien Universität Berlin in numerischer Mathematik und                     Viele Schicksale und Geschichten sind mir in       Ich wünsche mir, dass wir auch wieder Frauen
     Informatik weiterqualifiziert und war dort als Forschungstutorin tätig.                   Erinnerung geblieben. Einmal kam eine junge        Angebote machen, die keine umfassende
     Sie ist der Initiative Selbständiger Immigrantinnen e. V. kurz nach ihrer                 Immigrantin zu uns, die sich unbedingt fort-       Bildung genossen haben. In der Anfangs-
     Gründung beigetreten und dort bis heute unter anderem als EDV-                            bilden wollte. Sie hatte zuvor kaum Berüh-         zeit von ISI lag unser Fokus auch auf dieser
     Dozentin tätig.                                                                           rungspunkte mit der EDV gehabt. Sie war            Zielgruppe. Und diesen Frauen hat ISI am
                                                                                               aber unglaublich motiviert, lernte sehr schnell,   meisten geholfen.

                    Wie war das, als du damals bei ISI angefangen hast?

                                                                                                                        „Ich kann mich noch daran erinnern, wie
                    Ich hatte mich an der FU Berlin in Mathematik und Informatik weiter­
                    qualifiziert. Ein Kollege erzählte mir von einem von Frauen neu
                    gegründeten Berliner Verein, der sich zum Ziel gesetzt hatte, Immi-                                 die Männer im Computerladen erstaunt
                    grantinnen durch Fortbildungsangebote zu fördern. Dieser Verein                                     geschaut haben: Eine junge Immigrantin
                    ISI suchte eine IT-Expertin. So lernte ich die Initiative und ihre enga-                            mit Rucksack und Jeans, die viele Computer
                                                                                                                                                           “
                    gierten Gründerinnen kennen.
                                                                                                                        auf einmal kaufen wollte.

12                                                                                                                                                                                  30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
„Seit rund 14 Jahren arbeite                                  „Was mich immer wieder an ISI begeistert,
     ich in der Abteilung Frauen des                               ist die Vielfalt der Frauen, ihr Wunsch nach
     Berliner Senats – ISI gibt es                                 ökonomischer Unabhängigkeit und das
     schon viel länger. Die zentrale                               Empowermentkonzept. Mit geballter Kom-
     Erkenntnis aus unserer langen                                 petenz, Erfahrung und Herz steht ISI hinter
     Zusammenarbeit lautet, wie                                    jeder einzelnen Frau und stärkt uns dadurch
     wichtig es ist, sich mit Leiden-                              als Gesellschaft. Danke, dass es euch gibt!“
     schaft für ein Ziel einzusetzen.                              Dr. Delal Atmaca, Geschäftsführerin des Dachverbandes
                                                                   der Migrantinnenorganisationen (DaMigra e. V.)
     Nicht umsonst ist ISI so gut –
     viel Erfolg für die nächsten
     Jahre!“
     Sabine Daniel, Referatsleiterin in der Abteilung Frauen und
     Gleichstellung der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege
     und Gleichstellung

                                                                                                       JAHRE
                                                                                                       FRAUEN
                                                                                                       GESCHICHTEN

14                                                                                                                         30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
ADRIANA
     CURACA ACOSTA
     Gastronomin und Gründerin
     von „Fresh Kito Eis“                Wenn man ihr gegenübersteht, ahnt man             sie in Deutschland trotz ihrer akademischen
                                         nicht, wieviel Entschlossenheit und Energie       Ausbildung beruflich nicht Fuß fassen konnte.

     „Jeder Mensch hat ein Talent,
                                         in dieser kleinen Frau stecken. Und Energie       Eine Scheidung und als alleinerziehende
                                         hat sie, weshalb sie auch Adriana La Grande       Mutter für drei Kinder verantwortlich zu
     mit dem er seinen Lebensunterhalt   heißen könnte: Adriana, die Große. ISI beglei­­   sein, machten es ihr nicht leichter.
     verdienen kann. Irgendwann macht    tet sie seit 2015 in ihrer Selbständigkeit.
     es klick und man weiß, was man                                                        Um nicht mehr auf staatliche Unterstützung

                “
                                         Die aus Peru stammende studierte Grund-           angewiesen zu sein, wagte Adriana den Weg
     machen will.
                                         schullehrerin kam vor über 20 Jahren zu Be-       in die berufliche Selbständigkeit. Geholfen
                                         such nach Berlin. Es sollte ein Urlaubsauf-       haben ihr dabei ihr unerschütterlicher Glaube
                                         enthalt werden, doch Adriana verliebte sich       an Gott und die Kirchen­gemeinde. Am Ende
                                         und blieb.                                        war es der Priester, der Adriana zum Nach-
                                                                                           denken brachte: „Was hast du in der Hand?“
                                         Sie heiratete, wurde schwanger, bekam ihr         Die dreifache Mutter erkannte: „Ich habe
                                         erstes und bald zwei weitere Kinder. Ihr          alles in der Hand.“
                                         anfängliches Vorhaben, auch in Deutsch-
                                         land als Grundschullehrerin zu arbeiten,          Im August 2016 gründete Adriana „Fresh
                                         konnte sie wegen der Mutterrolle nicht um-        Kito Eis“ und verkauft seither selbstgemach-
                                         setzen, sagt sie rückblickend. Auch hatte es      tes Eis nach peruanischen Rezepten mit
                                         ihr an Zeit und Gelegenheit gefehlt, inten­       ungewöhn­lichen pflanzlichen Zutaten wie
                                         siver Deutsch zu lernen. Sie bedauert, dass       blauem Mais, Tamarinde oder Lucuma.
                                         sie die deutsche Sprache nicht perfekt be-
                                         herrscht. Das war einer der Gründe, warum         Einfach war der Weg zum eigenen Unter-
                                                                                           nehmen nicht. Doch Adriana ist überzeugt,
                                                                                           „dass jeder Mensch ein Talent hat, mit dem
                                                                                           er seinen Lebensunterhalt verdienen kann.
                                                                                           Irgendwann macht es klick und man weiß,
                                                                                           was man machen will. Oder es kommt je-
                                                                                           mand, der hilft. Irgendwo gibt es ein Licht“,
                                                                                           sagt Adriana selbstbewusst und strahlt dabei
                                                                                           Größe aus, weshalb sie auch Adriana La
                                                                                           Grande heißen könnte.
                                                                                           www.fresh-kito-eis.de

16                                                                                                                           30 Jahre
JAHRE FRAUEN GESCHICHTEN - ISI eV
DULCINÉIA GOMES
Stadtführerin

                                    Dulcinéia Gomes ist ein optimistischer
                                    Mensch. 2005 reiste sie von Brasilien nach
                                    Berlin, studierte Architektur, jobbte als
                                    Stadtführerin für Portugiesisch sprechende
                                    Touristen und arbeitete nach ihrem Studium
                                    in einem Architekturbüro. Bis zu ihrem
                                    Burnout 2012. Das veranlasste Dulcinéia
                                    dazu, ihre Karriere zu überdenken. Da sie
                                    sich schon immer für Stadtentwicklung
                                    inter­essierte und ihr gelegentliche Stadt-
                                    führungen viel Spaß machten, dachte sie:
                                    Warum nicht aus einem Gelegenheits-
                                    einen Vollzeitjob machen? Gesagt, getan
                                    – heute widmet sie sich den Themen, die sie
                                    liebt: Geschichte, Stadtentwicklung, Archi-
                                    tektur, Tourismus und Foto­grafie. Sorge vor
                                    einem erneuten Burnout hat sie nicht.
                                    www.conexaoberlim.com.br

                                                                                   INHEE CHU-MAUER
                                                                                   Gastronomin und Gründerin von „Bibimix“
                                                                                   1990 kam Inhee Chu-Mauer aus Korea             Internets schwieriger wurden, unternahm
                                                                                   nach Deutschland. Eigentlich hatte sie den     Inhee Chu-Mauer einen erneuten Richtungs-
                                                                                   Wunsch zu studieren, doch dafür musste         wechsel. Seit 2014 ist sie Gastronomin und

       „Bei ISI habe ich ein Existenz-                                             sie zunächst Deutsch lernen. Dies gestaltete
                                                                                   sich schwieriger als angenommen. Deshalb
                                                                                                                                  bietet unter dem Label „Bibimix“ koreanische
                                                                                                                                  Gerichte an, die dem europäischen Geschmack
       gründungsseminar besucht. Dabei                                             beschloss sie, den Weg in die Selbständig-     angepasst sind und bei den Gästen sehr gut
       habe ich alles gelernt, was ich für                                         keit zu wagen und gründete einen Import-       ankommen.
       meinem Start in die Selbständig-                                            Export-Handel, der einige Jahre gut lief.      www.bibimix.de
       keit brauchte, sogar mein Deutsch                                           Als die Geschäfte durch das Wachstum des

                                                                                               „Mein Talent: Ich finde immer eine Lösung. Wenn ich
       verbessert. Das Allerwichtigste
       war für mich aber, einen Business-
       plan zu schreiben. Erst dadurch                                                         ein Problem sehe, dann denke ich sofort über die passende
       habe ich verstanden, wie ich mei-                                                       Lösung nach. Mein Personal vertraut mir, weil ich nicht
       ne Stadtführungen als ernsthaftes                                                       schimpfe, sondern nach Lösungen suche.
                                                                                                                                                  “
18
       Geschäft betreiben kann.
                                “                                                                                                                                  30 Jahre
Drei Monate musste die Neu-Berline-        sie einen ambulanten Pflegedienst für
                                                                                      rin auf die Anerkennung ihrer Ausbil-      italienische Klienten sowie eine Agen-
                                                                                      dung warten, dann fand sie in einem        tur mit 15 Angestellten, mit der sie
                                                                                      Krankenhaus auf einer Intensivstation      Expats in Berlin rund um das Thema
                                                                                      Arbeit. Die erste Zeit, so erinnert sich   Gesundheit berät. „Ohne meinen
                                                                                      Clorinda, war hart: „Die ersten drei       Mann hätte ich das nicht geschafft“,
                                                                                      Monate habe ich viel geweint. Es war       sagt sie heute im Rückblick. Seine Un-
                                                                                      schwer, auch weil ich die Sprache nicht    terstützung im Haushalt und bei der
                                                                                      so gut beherrschte. Aber mich hat im-      Betreuung der Kinder haben ihr zu-
                                                                                      mer interessiert, was ich noch machen      sammen mit den Kursen bei ISI gehol-
                                                                                      und schaffen kann. Nachdem ich mei-        fen, das eigene Business aufzubauen.
                                                                                      ne Sprachkenntnisse verbessert, die        „Bei ISI habe ich alle Informationen
                                                                                      deutsche Kultur und das deutsche           auf einmal erhalten, für die ich vorher
                                                                                      Gesundheitssystem kennengelernt            anderthalb Jahre recherchiert hatte.
                                                                                      hatte, wurde es einfacher.“                Die Bürokratie in Deutschland ist sehr
                                                                                                                                 kompliziert, aber das Coaching bei ISI
                                                                                      Clorindas Beharrlichkeit und die Un-       hat meinen Schritt in die Selbständig-
                                                                                      terstützung durch ihren Mann zahl-         keit erleichtert.“
                                                                                      ten sich am Ende aus. Heute betreibt       www.infermieriitaliani.com

CLORINDA DE MAIO
Krankenschwester, Inhaberin eines Pflegedienstes
                                                                                                                                 „Ich war schon immer
              Wenn Clorinda De Maio sich etwas in den Kopf gesetzt hat, verfolgt                                                 mutig und neugierig:
              sie unbeirrt ihr Ziel. So war es zumindest, als die gelernte Kranken-
              schwester beschloss, sich außerhalb ihrer Heimat Italien eine beruf­                                               Wenn ich etwas nicht
              liche Existenz aufzubauen.
                                                                                                                                 verstehe, möchte ich es
              Für ihren Wunsch, ein mobiles Pflegeunternehmen aufzubauen,
                                                                                                                                 verstehen – erst dann
                                                                                                                                 kann ich weitergehen.“
              war Deutschland wirtschaftlich betrachtet ideal. Ein Jahr lang lernte
              Clorinda die deutsche Sprache, dann zog sie im Dezember 2015 mit
              Mann und Kindern nach Berlin.

20                                                                                                                                                                         30 Jahre
ENHBOLD NEUHAUS                                                                               ANDREA ROMERO CAMPO
Betreiberin von „Kaschmir und mehr“                                                           Veranstaltungsmanagerin

Es war die feuchte Kälte in Deutschland,        Deutschland war das Interesse an Russisch-    Die gebürtige Kolumbianerin Andrea
die die Mongolin Enhbold Neuhaus auf
eine wärmende Geschäftsidee brachte.
                                                kursen jedoch gering. Ein Grund, warum
                                                sie ihre beruflichen Ambitionen erst einmal
                                                                                              Romero Campo hat 2016 ihr eigenes
                                                                                              Business gegründet: Ihre Firma „Piperita“   „Die Kompaktkurse bei
Über ihren Onlineshop „Kaschmir und             verschob und sich auf die Familiengründung    vermietet eine Location für Workshops       ISI waren perfekt mit dem
mehr“ verkauft sie seit 2009 hochwertige        konzentrierte: „Ich wollte meine Tochter      und individuelle Events, die sie auch       Schulstundenplan meines
Mode und Accessoires aus Kaschmir-,             aufwachsen sehen, aber dann habe ich mir      organisiert und plant. Was anfangs gut      Kindes vereinbar. Die Do-
Kamelhaar- und Yak-Wolle.                       gedacht, warum nicht ein eigenes Geschäft     lief, wurde durch die Corona-Pandemie       zentin war ein echtes Vor-
                                                entwickeln. Dabei hatte ich das Glück, ISI    2020 gestoppt. Seither ist ihr Veranstal-
                                                                                                                                          bild und während meiner
Als Enhbold Mitte der 1990er Jahre nach         kennenzulernen, sonst hätte ich das alles     tungsraum geschlossen. Eine Wieder-
Deutschland kam, war es schwierig für sie,      nicht realisieren können.“                    eröffnung war zum Zeitpunkt unseres
                                                                                                                                          Zeit dort bin ich selbstän-
beruflich Fuß zu fassen. In ihrer Heimat        www.kaschmir-und-mehr.de                      Interviews für das Jubiläumsbuch noch       diger geworden. Man hat
hatte sie als Russischlehrerin gearbeitet, in                                                 nicht in Sicht. Dabei hatte für Andrea      an mich geglaubt, mein
                                                                                              nach Bewältigung der Startphase eigent-     Potenzial gesehen. Das hat

                       „Die größte Herausforderung                                            lich alles gut ausgesehen.                  mir Selbstvertrauen gege-
                                                                                                                                          ben. ISI war wie ein zweites
                       ist dranzubleiben. Nicht aufzu­                                                                                    Zuhause.
                                                                                                                                                   “
                       geben, weiterzulernen und sich
                       zu entwickeln.“
22                                                                                                                                                           30 Jahre
ANNA-LIISA REPPO
Gründerin von „Berlin Wood Sisters“

                                                                                              Medienfrau kennt sich Anna-Liisa mit       Dass sie in Deutschland als ungelernte
                                                                                              Marketing aus, sodass es ihr leichtfiel,   Schreinerin überhaupt im Holz-Business
                                                                                              im Netz eine Community aufzubauen.         arbeiten kann, liegt vor allem daran,
                                                                                              Und weil ihre Kundschaft hauptsäch-        dass Anna-Liisa mit Restholz arbeitet.
                                                                                              lich in Berlin sitzt, entschloss sich      Aus alten Holzmöbeln entstehen
                                                                                              Familie Reppo 2019, nach Berlin            Schmuckstücke, Küchenutensilien
                                                                                              weiterzuziehen.                            oder Wohn-Accessoires. Und eine
                                                                                                                                         Ausbildung zur Tischlerin ist ebenfalls
                                                                                              „Berlin Wood Sisters“ heißt Anna-Liisas    geplant.
                                                                                              Business, in dem die Estin Holzschnitz-
                                                                                              kurse zum Beispiel für Spielzeug oder      Gründung ist ein Prozess
                                                                                              Schmuck anbietet. Zusätzlich veran-        Auf ISI ist sie durch Zufall gestoßen:
                                                                                              staltet sie Marketing-Workshops für        „Hier habe ich genau die Workshops
                                                                                              jene, die ihre handgefertigten Pro­        gefunden, die ich für mein Business
                                                                                              dukte selbst verkaufen wollen.             brauche. Ich wollte mich schon immer
                                                                                                                                         weiterbilden, um Erfolg zu haben.
                                                                                                                                         Aber ich weiß noch, wie ich im Privat-
                                                                                                                                         coaching saß und geweint habe, weil
       Klein anfangen und dann über                kaufen. Nach langen Überlegungen                                                      ich dachte, ich mache alles falsch. Erst
       sich hinauswachsen                          und einer einschlägigen Recherche                                                     bei ISI habe ich gelernt, dass Grün-
       Wer in die Augen der Estin Anna-Liisa       war schnell klar: Zahlungswillige,                                                    dung ein Prozess ist, und dass man
       Reppo schaut, sieht Freude, Energie         kaufkräftige Kundschaft war nicht                                                     Geduld haben muss, bis es gut läuft.“
       und Optimismus. Dass eine Lebenskrise       in Estland zu finden, wohl aber in
       der Grund für ihre berufliche Selbstän­­­   Deutschland. 2016 ging Anna-Liisa                                                     Geduld und ein Motto, das sich Anna-
       digkeit war und ihr Weg deshalb von         mit Mann und Tochter daher nach                                                       Liisa von Amazon-Gründer Jeff Bezos
       Estland nach Deutschland führte, das        Deutschland auf Erkundungsreise, um                                                   abgeguckt hat, helfen ihr dabei, auf
       sieht man ihr nicht an. Dabei hatte         herauszufinden, wo der beste Stand-                                                   ihrem Weg voranzukommen: „Big
       Anna-Liisa bereits eine große Karriere      ort für ihr Holz-Startup sein könnte.                                                 things start small.“
       in ihrer Heimat als Chefredakteurin                                                                                               www.wood-sisters.com
       einer Zeitung. Doch als ihr Chef ihr die    Berlin, the place to be!
       doppelte Verantwortung für weniger          Die Reppos reisten zunächst nach
       Gehalt anbot, kündigte sie kurzerhand
       den Job und beschloss, sich selbstän-
                                                   Dortmund und kurze Zeit später nach
                                                   Dresden. In den drei folgenden Jahren                                           „Hier habe ich genau
                                                                                                                                   die Workshops gefun-
       dig zu machen. Diese Form von Gering­       lernte die Familie Deutsch, Anna-Liisa
       schätzung weiblicher Mitarbeiterinnen       führte Marktanalysen für ihre Geschäfts­
       wollte sie keinesfalls unterstützen.        ­­idee durch und besuchte Kurse für
                                                   Existenzgründer. Dabei fand Anna-                                               den, die ich für mein
       Mit ihrem Mann, einem gelernten
       Tischler, wollte sie stattdessen hoch­
                                                   Liisa schlussendlich ihre wahre Be-
                                                   stimmung: Handwerkskurse für
                                                                                                                                   Business brauche.“
       wertige Möbel produzieren und ver-          Frauen anzubieten. Als erfahrene

24                                                                                                                                                                                  30 Jahre
HEND BADR
IT-Dozentin und Gründerin von
„Space for Kids to Develop“

Ich bin seit 2015 in Deutschland. Ich bin mit   Das erste Jahr war nicht einfach: Ich wusste    dass ich etwas Neues machen möchte, etwas,
meinem Mann und meinen zwei Kindern             nicht, was ich beruflich machen will. An-       das mich begeistert. So ist schließlich der
aus Ägypten nach Berlin gekommen. In            fangs dachte ich, ich könnte wie in meiner      „Space for Kids to Develop“, kurz „KiDev
meiner Heimat habe ich als IT-Ingenieurin       Heimat als Software-Ingenieurin arbeiten.       Space“ entstanden, in dem ich offline und
gearbeitet, mein Mann auch. Weil ihm hier       Aber das ist sehr stressig. Deutsch lernen      online Programmierkurse für Kinder anbiete.
eine Arbeit angeboten wurde, sind wir nach      konnte ich auch erst, als meine Kinder in die
Berlin gegangen.                                Kita gingen. Nach zwei Jahren war mir klar,     Die Idee, Kindern das Programmieren beizu-
                                                                                                bringen, hatte ich vorher mit meiner Tochter
                                                                                                ausprobiert. Sie war damals sieben Jahre
                                                                                                alt. Anschließend habe ich ehrenamtlich für
                                                                                                eine gemein­nützige Organisation gearbeitet
                                                                                                und Kurse im Digitalen Lernzentrum von
                                                                                                Facebook in Berlin gegeben – gute Schritte
                                                                                                auf dem Weg zum eigenen Unternehmen.

                                                                                                Viele Frauen, die nach Deutschland immi­
                                                                                                grieren, wissen erst einmal nicht, was sie
                                                                                                hier tun und anbieten können. Sie suchen
                                                                                                etwas, das zu ihnen passt. Dabei ist nicht die
                                                                                                neue Sprache das größte Problem, sondern
                                                                                                die fehlende Idee. Deshalb sind Orte wie ISI
                                                                                                sehr wichtig. In der Heimat hatten wir Familie
                                                                                                und Freunde, die uns beraten und unterstüt-
                                                                                                zen konnten. Aber hier in der Fremde sind
                                                                                                wir auf uns allein gestellt. Das Angebot von
                                                                                                ISI hilft bei der Ideenfindung, stärkt das
                                                                                                Selbstbewusstsein und bietet Unterstützung
                                                                                                bei Bewerbungen.
                                                                                                www.kidevspace.com

                                                                                                              „Das Angebot von ISI hilft bei der
                                                                                                              Ideenfindung, stärkt das Selbstbe-
                                                                                                              wusstsein und bietet Unterstützung
                                                                                                              bei Bewerbungen.“
26                                                                                                                                               30 Jahre
MARIE MADELEINE
MAHOUNON
Betreiberin des Online-Shops
„Afro by Mary“
                                                                                             andere als ermu­tigend war. „Ich weiß noch, wie sich alle Frauen
                                                                                             vorgestellt haben und was sie für ein Business machen wollten.
                                                                                             Und alle hatten studiert. Ich war die Einzige in der Gruppe, die kein
                                                                                             Studium hatte. Ich bin nur bis zur zehnten Klasse zur Schule
                                                                                             gegangen. Da habe ich mich gefragt, wie ich das alles schaffen soll.
                                                                                             Das war sehr stressig für mich. Ich musste einfach weitermachen,
„Ich bin sehr froh, dass ich                                                                 mit Hilfe von Gott.“

das alles geschafft habe als
                                                                                             Wer Marie so reden hört, versteht, warum ihre Geschichte bei ISI
Mutter von vier Kindern.                                                                     gerne erzählt wird: Sie hat ihre Website selbst gebaut und sich in
Ich verdiene noch nicht gut                                                                  die E-Commerce-Materie eingearbeitet, alles ohne finan­zielle
genug, aber ohne ISI wäre                                                                    Unterstützung oder Hilfe von anderen, außer der ihrer eigenen
ich nicht so weit.
                   “                                                                         Kinder. Dann war sie startklar, nur ein Logo für das junge Unter-
                                                                                             nehmen fehlte noch. „Ein Logo entwerfen zu lassen, kostet zwischen
                                                                                             500 und 1.300 Euro, so viel Geld hatte ich nicht. Aber in meinem
                                                                                             Kurs bei ISI saß immer eine Frau neben mir, die Grafikdesignerin ist.
                                                                                             Sie hat mir freiwillig ein Logo entworfen, ohne dass ich sie gefragt
                                                                                             habe. Das war sehr nett von ihr, das werde ich nie vergessen.“

                                                                                             Der Afroshop läuft zwar noch nicht ganz so, wie Marie es sich
                                                                                             vorstellt, aber sie ist zufrieden. „Ich bin sehr froh, dass ich das alles
         Marie Madeleine Mahounons Weg in            Ganztägige Workshops, wie sie           geschafft habe als Mutter von vier Kindern. Ich verdiene noch
         die berufliche Selbständigkeit ist fast     damals angeboten wurde, die bis in      nicht gut genug, aber ohne ISI wäre ich nicht so weit. Man muss
         schon eine kleine Legende bei ISI, die      den späten Nachmittag hineingingen,     wissen, was man im Leben machen möchte. Ich werde weiter­
         von den Dozentinnen gerne als Mu­t-         waren eine große orga­nisatorische      machen, immer weiter.“
         ­mach­geschichte erzählt wird. Und die      Herausforderung für die alleinerzie-
          geht so:                                   hende Mutter von vier Kindern. Oft      Nun wird klar, warum der Weg von Marie Madeleine Mahounon
                                                     musste sie die älteren Kinder anrufen   aus Benin Mut macht und ihre Geschichte bei ISI wie eine kleine
         Eher durch Zufall fand Marie den Weg        und bitten, die jüngeren Geschwister    Legende erzählt wird.
         zu ISI. Ein Sozialarbeiter hatte ihr        aus der Kita abzuholen. Weitere         www.afroshop-bymary.de
         einen Flyer des Vereins in die Hand         Unterstützung hatte sie nicht. „Nie-
         gedrückt, den sie zunächst zur Seite        mand hat mir geholfen. Meine Kinder
         gelegt hatte. Als Marie sich dann dazu      haben mir geholfen und Gott. Nur
         entschloss, etwas Eigenes aufzubauen,       deshalb habe ich diese Zeit bewäl-
         erinnerte sie sich an den Flyer, rief bei   tigt“, sagt Marie voller Überzeugung.
         ISI an und konnte kurze Zeit später
         ihren Existenzgründungskurs begin-          Von Anfang an hatte sie den Traum,
         nen. Das war 2017.                          einen Online-Afroshop zu entwickeln,
                                                     auch wenn der erste Tag bei ISI alles

28                                                                                                                                                        30 Jahre
„Seit drei Jahrzehnten unter-                „Die Mitarbeiterinnen von ISI schaffen
     stützt unsere Mitgliedsorgani­               Beachtliches: Durch ihre Kurse und Beglei-
     sation ISI-Frauen mit Migrations­            tungsangebote ermöglichen sie Frauen mit
     geschichte dabei, ihre eigene                Migrationsgeschichte, in Beruf und Selbstän­
     Existenz als Selbständige auf-               digkeit unsere Gesellschaft mitzugestalten.
     zubauen. Dies ist eine Erfolgs-              Professionell, wirkungsorientiert und mit
     geschichte, auf die Sie stolz sein           ganz viel Finger­spitzengefühl stärken sie
     können. Wir gratulieren allen                Frauen und damit unsere Gesellschaft.“
     selbständigen Migrantinnen und               Jacob Rohm, Analyst und Berater bei PHINEO gAG

     wünschen zahlreiche weitere
     erfolgreiche Unternehmungen!“
     Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin
     Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband,
     Landesverband Berlin e. V.

                                                                                     JAHRE
                                                                                     FRAUEN
                                                                                     GESCHICHTEN

30                                                                                                 30 Jahre
LUISA BARRAGÁN
Gründerin von
„Treehouse Smoothies“
und „Latino Market“

Als die junge Luisa Barragán 2016 nach
Deutschland einwanderte, sprach sie kein
Wort Deutsch oder Englisch, sondern
ausschließlich Spanisch. Heute verständigt
sich die Kolumbianerin nicht nur problem-
los auf Deutsch und Englisch, sondern
betreibt nach anfäng­lichen Schwierigkeiten
zusammen mit einer Geschäftspartnerin den
erfolgreichen „Latino-Market“ für impor-
tierte lateinamerikanische Lebensmittel.

Am Anfang stand die Idee, gesunde Zutaten
für Smoothies an Restaurants und Bars zu
vertreiben. Wegen der Corona-Krise musste
sie umdisponieren, geblieben ist aber der
Firmenname „Treehouse Smoothies“. Man
kann sagen, dass Luisa in kurzer Zeit schon
einige geschäftliche Herausforderungen
gemeistert hat. Vielleicht äußert sie sich
deshalb unerschütterlich opti­mistisch:
„Niemals aufgeben. Von zehn neugegrün-
deten Firmen haben neun keinen Erfolg.
Wenn es nicht läuft, ist das normal. Dann
musst du dir sagen, dann mache ich eben
etwas anderes. Motiviere dich selbst. Wenn
du selbständig sein willst, dann darfst du
den Kopf nicht in den Sand stecken, weil
etwas nicht funktioniert. Du musst nach
vorne sehen und in die Zukunft blicken.
                                              „Erst durch ISI habe ich verstanden, wie man
Überlege dir, was du ändern kannst. Du
                                              eine Firma gründet. Mein Geschäftskonzept habe
musst weiter an dich glauben.“                ich mit Hilfe von ISI entwickelt, ohne diese Hilfe
www.latino-market.de                          wäre es für mich viel schwieriger gewesen. Wenn
                                              du keine Unterstützung hast, dazu Immi­grantin
                                              bist und die Regeln nicht kennst, ist es einfach
                                              schwer.
                                                     “

32                                                                                         30 Jahre
JOANNA GOLIŃSKA-KUHLMANN
                                                                                                 Tanztherapeutin, Trainerin für weibliches Empowerment

                                                                                                                                         Wegen meiner Kinder war ich
                                                                                                                                         zehn Jahre zu Hause. Früher
                                                                                                                                         habe ich mich geschämt, das zu
                                                                                                                                         sagen. Aber als sie größer waren,
                                                                                                                                         wollte ich etwas für mich machen.
                                                                                                                                         Ich habe studiert, habe einen
                                                                                                                                         Magister und bin ausge­bildete
                                                                                                                                         Tanztherapeutin. Doch beim Ar-
                                                                                                                                         beitsamt hieß es, dass mein Stu-
                                                                                                                                         dium zu lange her sei und ich die
                                                                                                                                         Arbeit machen solle, die man
MARÍA ROJAS                                                                                                                              mir anbietet. Man sagte mir, ich
                                                                                                                                         müsse an der Kasse sitzen. Da
Modedesignerin und Gründerin von „Little Wild Things“                                                                                    bin ich aufgestanden und ge-
                                                                                                                                         gangen.

Seit sie 1994 nach Deutschland einwanderte,       Das eigene Business ruhte, bis ihre damals                                             Dann habe ich mich bei einigen
arbeitet die gebürtige Venezolanerin María        dreijährige Tochter sie bat, ihr ein Katzen-                                           Vereinen, die Frauen unterstüt-
Rojas als selbständige Modedesignerin. In         kostüm zu kaufen. Doch alles, was María                                                zen, beraten lassen. Das hat mich
den späten 1990er Jahren hatte sie sogar          fand, waren Kostüme für Erwachsene:                                                    sehr viel Zeit gekostet. Die meis-
ein eigenes Modelabel. Durch die Einfüh-          schwarz, eher sexy und für Kinder nicht an-                                            ten Vereine drängten mich, nach
rung des Euro wurde es jedoch schwieriger,        gemessen. Die Idee für ihr neues Geschäft                                              dem größtmöglichen finan­ziel­
allein mit Mode die Existenz zu bestreiten.       war geboren, und seither schneidert María                                              len Gewinn zu schauen. Das ge-
Deshalb arbeitete sie zehn Jahre als Journa-      hochwertige Kinderkostüme, die sogar mit-                                              fiel mir nicht. Lieber wollte ich
listin für ein kleines Berliner Lifestyle-Maga-   wachsen. Zu ISI ist sie über eine Freundin                                             meinem Herzen folgen. Bei ISI
zin, bis sie heiratete und Mutter wurde.          gekommen, die selbst an verschiedenen                                                  ist es anders. Dort hilft man mir,
                                                  ISI-Workshops teilgenommen hat.                                                        meinen Weg zu gehen.
                                                  www.little-wild-things.de                                                              www.kreativtanz.com

                                                                                                         „ISI gibt Frauen, die selbständig
                                                                                                         arbeiten möchten, die Freiheit,
                                                                                                         sich zu entfalten und immer
                     „Bei ISI war ich in einer Gruppe, die mich unterstützt
                     und mir wirklich geholfen hat. Das war sehr dynamisch,                              wieder neu zu motivieren.“
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                     jeden Tag mit anderen Frauen Kontakt zu haben.
                                                                                      “                                                                         30 Jahre
WEGHITA
TESFAMARIAM
Inhaberin eines Kosmetikstudios
                                                                                    Als Weghita die Frauen bei ISI kennenlernte,    Dabei sind diese Frauen alles andere als
                                                                                    beeindruckten sie die unterschiedlichen         schwach, denn sie wollen sich im Exil etwas
                                                                                    Lebenswege: „Ich stach unter den Teilneh-       Neues aufbauen, sind mehrsprachig, brin-
                                                                                    merinnen heraus, weil ich in Deutschland        gen viel Energie und Stärke mit. Wenn sie

        „Es ist so viel Potenzial da –                                              geboren und keine Migrantin bin. Und ich
                                                                                    bin privilegiert, weil ich keine Sprachbar-
                                                                                                                                    aber vom Jobcenter gespiegelt bekommen,
                                                                                                                                    dass sie trotz einer guten Ausbildung weni-
        aber das kann nur ausgeschöpft                                              riere habe. Es hat mich demütig gemacht,        ger wert sind, weil sie ja nur Migrantinnen
        werden, wenn es erkannt wird.
                                            “                                       zu erleben, wie die anderen Frauen über
                                                                                    Videos in der Muttersprache versucht haben,
                                                                                                                                    sind und die deutsche Sprache noch nicht
                                                                                                                                    so gut beherrschen, dann hinterlässt das
                                                                                    sich weiterzubilden oder nach Informationen     Spuren. Es ist so viel Potenzial da – aber das
                                                                                    zu suchen. Das hat mich sehr berührt, sie       kann nur ausgeschöpft werden, wenn es
                                                                                    hatten viel mehr Hürden als ich zu bewäl­       erkannt wird.“
                                                                                    tigen.“
                                                                                                                                    Diese oberflächliche Wahrnehmung könne
                                                                                    Bei ISI ist Weghita bewusst geworden, dass      für die Frauen erdrückend sein und daher
                                                                                    das Gefühl der Benachteiligung bei den          sei eine Gemeinschaft wie ISI, in der sich
                                                                                    immigrierten Frauen systemisch bedingt          Frauen mit ähnlichen Problemen begegnen
                                                                                    ist: „Eine Frau, die aus Spanien oder Syrien    und sich gegenseitig stärken können, so
                                                                                    kommt, fühlt sich benachteiligt, weil sie nur   wichtig.
                                                                                    als Ausländerin wahrgenommen wird. Dazu
                                                                                    gelten Frauen als das schwache Geschlecht.       Bei ISI hörte Weghita Geschichten, die sie
                                                                                                                                     an die ihrer Eltern erinnerten. Die waren aus
                                                                                                                                     Eritrea geflüchtet und hatte in der neuen
                                                                                                                                     Heimat immer hart arbeiten müssen. Ihre
                                                                                                                                     Mutter war es, die den Kindern vermittelte,
                                                                                                                                     wie wichtig Bildung ist, „damit wir nicht mit
                                                                                                                                     den Händen arbeiten müssen“. Denn anders
                                                                                                                                     als ihre Tochter hatte Weghitas Mutter kaum
               Weghita Tesfamariam ist Haarpigmentiererin. Nach Abschluss ihrer                                                      die Schule besucht, ist im Deutschen Analpha­
               Ausbildung in London zog sie nach Berlin und gründete ihre Firma                                                     ­betin und kann bis heute nur schlecht in der
               „Nacroblend“, spezialisiert auf Mikro- und Nano-Haarpigmentierung,                                                    eigenen Muttersprache lesen und schreiben.
               eine alternative Behandlungsform gegen Haarausfall.
                                                                                                                                    Auch privat hat Weghita von den Workshops
               Unter den Workshop-Teilnehmerinnen von ISI gehört Weghita                                                            bei ISI profitiert: „Ich habe eine richtig gute
               Tesfamariam zu den Ausnahmen, denn sie ist Deutsche mit eritre­                                                      Freundin über ISI kennengelernt. Das ist
               ischen Wurzeln. 2019 fand sie über eine Internetrecherche zum                                                        eine Freundschaft, die vielleicht bis ans
               gemeinnützigen Verein. Während ihrer Weiterbildung bei ISI wuchs                                                     Ende meines Lebens andauern wird“, sagt
               der Entschluss, sich beruflich mit einem auf Haarpigmentierung                                                       sie und lächelt.
               spezialisierten Kosmetiksalon auf eigene Beine zu stellen.                                                           www.nacroblend.de

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CLARE CELESTE BÖRSCH
Collage- und Installationskünstlerin

                                       Wer aus dem Ausland nach            hatte sie schon als kleines
                                       Deutsch­land immigriert, hat        Mäd­chen geträumt. Allein aus
                                       unterschiedliche Hürden zu          Angst, nicht von der Kunst
                                       bewältigen. Dazu gehört das         leben zu können, hatte sie

     „Die Wirtschaft hier ist          Erlernen einer neuen Sprache,
                                       oder sich mit einer bislang
                                                                           zunächst einen anderen
                                                                           Berufsweg eingeschlagen. Hier

     männlich dominiert. In
                                       fremden Kultur vertraut zu          in Deutschland nutzte sie nun
                                       machen. Die kultu­rellen Heraus-    die Chance, ihrer beruflichen

     den Leitungspositionen            forderungen sind besonders
                                       facettenreich, zählen doch neue
                                                                           Karriere eine Wendung zu
                                                                           geben. Über soziale Medien

     gibt es fast nur Männer.          Lebensweisen ebenso dazu wie
                                       eine ungewohnte Arbeitskultur.
                                                                           machte Clare ihre Kunst öffent-
                                                                           lich, verschaffte sich Ansehen
     Das war mir fremd.“               Mit letzterer tat sich die Ameri-
                                                                           und internationale Aufträge
                                                                           – und zwar ohne Kunststudium.
                                       kanerin und und Politikwissen-      Trotz des Erfolges zweifelt sie
                                       schaftlerin Clare Celeste Börsch    manchmal: „Es ist nicht immer
                                       schwer, als sie 2012 mit ihrem      leicht, selbständig zu sein, weil
                                       deutschen Mann von Los              man sowohl Chefin als auch
                                       Angeles nach Berlin zog.            Arbeitnehmerin ist. Es gibt
                                                                           niemanden, der dich lobt. Man
                                       „Die Wirtschaft hier ist männlich   ist allein und unsicher. Deswe-
                                       dominiert. In den Leitungsposi-     gen ist es auch wichtig, einen
                                       tionen gibt es fast nur Männer.     Businessplan zu haben. Der gibt
                                       Das war mir fremd, denn in Los      Sicherheit und Perspektive.“
                                       Angeles hatte ich Chefinnen. In
                                       Deutschland habe ich das            Die neue Perspektive mit einer
                                       Gefühl, dass es hier mehr           gesunden Distanz zu ihrer
                                       unsicht­bare Barrieren gibt,        Arbeit als Künstlerin gewann
                                       die mich eingrenzen.“               Clare durch Workshops bei ISI:
                                                                           „Weil Kunst etwas sehr Persön-
                                       Aber was macht eine Frau, wenn      liches ist, fiel es mir anfangs
                                       sie sich beruflich nur begrenzt     schwer, meine Werke als
                                       entfalten kann? Sie befreit sich,   Produkte zu sehen. Das musste
                                       so wie Clare: Sie machte sich       ich erst lernen, und dabei hat
                                       selbständig, um künftig als         mir ISI sehr geholfen.“
                                       Künstlerin zu arbeiten. Davon       www.clareceleste.com

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ALISA POPLAVSKAYA                                                              IRINA GELWER
Kunsttherapeutin und Yogalehrerin                                              Unternehmensberaterin und Coach

                                                                               Irina Gelwer ist Business Consultant und      hindern, dieses große Vorhaben Selbstän-
                                                                               Coach. Sie bietet seit 2020 bei ISI einen     digkeit auf die Beine zu stellen. Das heißt,
                                                                               Kurs an, in dem es nicht nur um Hard Skills   wir machen ganz viel Persönlichkeitsarbeit
                                                                               wie Projektmanagement, sondern auch um        in dem Kurs.“
                                                                               Selbstfürsorge geht.
                                                                                                                             In diesen Kurs hat Irina ihre eigenen Erfah­
                                                                               Empowerment ist hier das Stichwort, die       rungen als Gründerin und Mutter mit
                                                                               Stärkung von Frauen, damit sie die Heraus-    einfließen lassen. Denn viele der Workshop-
                                                                               forderungen im Zusammenhang mit einer         Teilnehmerinnen bei ISI haben Kinder, die
                                                                               Geschäftsgründung besser bewältigen.          genauso viel Aufmerksamkeit verlangen
                                                                                                                             wie die Gründung eines Business. Oder sie
                                                                               „Es geht nicht nur um die theoretischen,      unterliegen einem Hang zum Perfektionis-
                                                                               harten Planungsskills, die man auch nach-     mus, der auch belastend sein kann. Auf dem
                                          Wer Alisa gegenüber sitzt, spürt     lesen könnte. Es geht vor allem darum, an     Weg in die eigene berufliche Selbständig-
                                          gleich ihren Optimismus, ihre        den eigenen Gefühlen, an den versteckten      keit hat Irina das selbst erlebt.
                                          Positivität und Gelassenheit,        Blockaden zu arbeiten, die einen daran        www.irinagelwer.com
                                          die sie in ihren Yoga-, Mandala-
                                          und kunsttherapeutischen
                                          Workshops weitergibt. Die
                                          studierte Psychologin ruht sehr                   „Es sind vor allem Frauen, die
                                                                                            immer grübeln und sich nicht
                                          in sich – und sollte ihre positive
                                          Energie doch einmal gestört
                                          werden, stellt sie mit Yoga und
                                          Meditation das Gleich­­gewicht                    gut genug sind.“
                                          schnell wieder her.
                                          www.alisapoplavskaya.com

             „Ich empfinde Dankbarkeit für die Coaches, die ich
             bei ISI hatte. Sie halfen mir, mich Dingen zu stellen,
             mit denen ich zu kämpfen hatte, wie Marketing und
             Finanzen. Es gab auch schöne Verbindungen zu den
             Menschen dort. Die Leute, die für ISI arbeiten, sind
             Powerfrauen, sie unterstützen dich und geben dir
             Ratschläge. Es ist eine Mischung aus wunderbaren
             Charakteren, die gemeinsam dafür sorgen, dass sich
             jede Frau mit jemandem verbunden fühlt, der ihr

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                                    “
             hilft, sich zu entfalten.
                                                                                                                                                               30 Jahre
IRENA KESSLER
Online-Händlerin, App-Entwicklerin und
Dozentin für E-Commerce

                                                                                                                                      2013 meldete Irena ein E-Commerce-
                                                                                                                                      Gewerbe an. Sie wollte Taschen verkaufen,
                                                                                                                                      die in China produziert wurden, reiste extra
                                                                                                                                      dorthin, um sich einen Eindruck von der
                                                                                                                                      Ware zu verschaffen. „Die Taschen zu ver-
                                                                                                                                      markten, war schwierig. Die meisten habe
                                                                                                                                      ich noch. Während dieser Zeit habe ich
                                                                                                                                      viele Online-Tools und Tricks gelernt und
                                                                                                                                      bin flexibler geworden, habe dann andere
                                                                                                                                      Waren ins Sortiment aufgenommen und
                                                                                                                                      hatte Erfolg. Mit diesen Kenntnissen bin ich
                                                                                      Das alles brachte Irena Kessler mit, als sie    wieder zurück zu ISI gekommen, dieses Mal
                                                                                      2006 im Alter von 32 Jahren aus Nordruss-       als Dozentin.“
                                                                                      land nach Berlin kam. Sie wollte in Deutsch-
                                                                                      land studieren, aber ihre Deutschkenntnisse     Sie erzählt diese Geschichte mit einem brei-
                                                                                      reichten nicht aus. Noch im selben Jahr         ten Lachen, lässt die Kursteilnehmerinnen bei
                                                                                      begann sie bei ISI eine einjährige Weiterbil-   ISI an ihren Erfahrungen teilhaben. Heute
                                                                                      dung zur Existenzgründung. Von morgens          bietet sie jede Woche zweistündige Einzel-
                                                                                      bis nachmittags lernte sie bei ISI, abends      beratungen an, in denen sie individuell auf
                                                                                      besuchte sie die Sprachschule, um Deutsch       die Fragen der Teilnehmerinnen eingeht:
                                                                                      zu lernen. Nach der Weiterbildung bei ISI       „Nach diesen Stunden sehe ich, wie die Au-
              Viele Immigrantinnen, die voller Hoffnung und Ideen nach Deutsch­       meldete sie sich beim Oberstufenzentrum         gen strahlen, sehe die Motivation. Ich sehe,
              land kommen, werden in ihrem Enthusiasmus ausgebremst. Es muss          an, um das deutsche Abitur zu absolvieren,      dass es bei den Frauen klick gemacht hat.
              eine neue Sprache gelernt werden, doch das ist nicht die einzige        weil ihr russischer Schulabschluss für einen    Wenn ich den Aha-Effekt sehe, dann weiß
              Hürde. Manchen Frauen werden Schul- und Ausbildungsabschlüsse           Hochschulzugang nicht ausreichte.               ich, ich habe etwas richtig gemacht. Das ist
              gar nicht oder nur zum Teil anerkannt, obwohl sie für den Arbeits-                                                      eine schöne Belohnung.“
              markt qualifiziert genug wären. Sich dann nicht entmutigen zu lassen,   Der Wunsch zu studieren blieb ein Traum.
              bedarf eines starken Selbstbewusstseins, viel Energie und auch          Denn während ihrer Abiturzeit wurde sie         Aktuell arbeitet Irena Kessler, die selbst
              einer Portion Sturheit.                                                 schwanger. „Mein Kind bekam ich mitten          alleinerziehende Mutter eines Sohnes ist, an
                                                                                      in der Prüfungsphase“, so erinnert sie sich,    einer Reise-App für alleinerziehende Eltern,
                                                                                      „das Abi habe ich trotzdem geschafft.“ Die      die mit ihren Kindern ohne Partnerin oder
                                                                                      erste Zeit als Mutter war so anstrengend,       Partner an der Seite verreisen möchten.

                           „Sich nicht entmutigen zu                                  dass sie sich schließlich gegen ein Studium
                                                                                      entschied. Arbeiten wollte sie weiterhin,
                                                                                                                                      www.unify-o.com

                           lassen, bedarf eines starken
                                                                                      nur was?

                           Selbstbewusstseins.“
42                                                                                                                                                                      30 Jahre
SHAHLA AGHAPOUR
                                                                                Künstlerin und Galeristin

                                                                                Als Shahla Aghapour 1990 im Alter von
                                                                                30 Jahren aus dem Iran nach Deutschland
                                                                                kam, hatte sie bereits ein Kunststudium ab-
                                                                                solviert und als Journalistin gearbeitet. Als    „Alles bei ISI war
                                                                                                                                 inter­essant. Auch
                                                                                Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern
                                                                                musste sie ihren Plan, sich als Künstlerin und
                                                                                Galeristin selbstän­dig zu machen, aufschie-
                                                                                ben. Zunächst wollte sie Deutsch lernen und      wenn ich nicht alles
                                                                                sich beruflich weiterbilden. Deshalb nahm
                                                                                Shahla 1992 an den Workshops von ISI teil,
                                                                                                                                 umsetzen konnte,
                                                                                absolvierte danach eine sozialpädagogi-
                                                                                                                                 wollte ich alles
                                                                                                                                 mitnehmen.“
                                                                                sche Ausbildung und ein Aufbaustudium
                                                                                zum Master of Arts an der Universität der
                        SERAP DOĞAN                                             Künste in Berlin. 2014 gelang es ihr, ihren
                                                                                Traum von einer Kunstgalerie zu verwirkli-
                        Designerin und Inhaberin der                            chen. Bis dahin arbeitete sie unter anderem
                        Maßschneiderei „Hot Peppers“                            als freiberufliche Kunstdozentin.
                                                                                www.aghapour.de

                        Serap Doğan hat in der Türkei eine Ausbildung zur
                        technischen Zeichnerin absolviert, doch in Deutsch-
                        land wurde ihr Abschluss nicht anerkannt. Daraufhin
                        entwickelte sie die Idee, als Designerin eigene Mode-
                        kollektionen zu entwerfen. Bevor sie sich selbständig
                        machte, besuchte sie 2005 den Existenzgründerkurs
                        bei ISI. 2008 gründete sie dann das Atelier für Maß-
                        schneiderei „Hot Peppers“, in dem sie hochwertige
                        Mode entwirft sowie Maß­anfertigungen und
                        Ände­rungen aller Art anbietet.
                        www.hotpeppers-berlin.com

     „ Bei ISI trafen Frauen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen
     und Erfahrungen aufeinander. Ich habe wichtige Dinge gelernt,
     zum Beispiel den Umgang mit dem Computer. Auch meine
     Deutschkenntnisse konnte ich verbessern, und nebenbei lernte
     ich viele tolle Frauen kennen.
                                    “
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„Jede vierte Existenzgründung      Die Initiative Selbständiger Immigrantin-
     in Deutschland erfolgt durch       nen e . V. leistet dabei seit drei Jahrzehnten
     Selbständige mit Einwan­de­        wertvolle Beratungsarbeit und unterstützt
     rungsgeschichte, darunter          Frauen, ihre unternehmerischen Ideen um-
     befinden sich auch viele Frauen.   zusetzen und erfolgreich in die berufliche
     Sie spielen damit eine ganz        Selbständigkeit zu starten.“
     entscheidende Rolle für die        Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Beauftragte der
                                        Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
     Gründungs- und Unterneh­mens­­
     dynamik in unserem Land.

                                                                             JAHRE
                                                                             FRAUEN
                                                                             GESCHICHTEN

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CSILLA SZABÓ
Textilkünstlerin und Dozentin

                                Csilla Szabó – bereits der Name
                                klingt wunderbar kunstvoll,
                                und tatsächlich ist Csilla Künst-
                                lerin. Ihr Arbeitsmaterial sind
                                Textilien, aus denen sie einzig-
                                artigen Schmuck herstellt. Die
                                gebürtige Rumänin lebt seit
                                2005 in Berlin und hat sich von
                                Anfang an für die Freiberuflich-
                                keit entschieden. Aber Csilla
                                Szabó stellt nicht nur textile
                                Kunst her. Die studierte Mode-
                                Designerin arbeitet auch als
                                Dozentin für Design und künst-
                                                                    INNA HERLINA
                                lerische Gestaltung.                Interkulturelle Trainerin und Dozentin für Indonesisch
                                www.halsschmuck-damen.de

                                                                    Als Immigrantin ist es nicht so einfach, eine   Heute arbeite ich als interkulturelle Trainerin,
                                                                    Festanstellung zu finden, auch nicht mit        mein Spezialgebiet sind indonesisch-deutsche
                                                                    Studium und Masterabschluss. Ich hatte in       Trainings für deutsche Unternehmen und

                                „
                                                                    Indonesien bereits sechs Jahre angestellt       Privatpersonen. Außerdem unterstütze ich
                                   ISI ist meine Stütze             gearbeitet, aber in Deutschland wollte ich      Firmen mit der Vermittlung von Geschäfts­
                                bei allen Fragen und                etwas anderes, etwas Eigenes wagen. Ich         kontakten nach Indonesien. Ich wollte etwas
                                Problemen. Ich habe                 mag es, frei zu sein und selbst entscheiden     machen, das ich mit meiner Heimat verbinden
                                das Gefühl, ich habe                zu können, was ich mache und was nicht.         kann. In diesem Arbeitsfeld fühle ich mich
                                                                    Daher habe ich mich hier nicht wirklich         wohl, da bin ich Expertin. Außerdem gibt
                                mich in meiner Zeit bei
                                                                    bemüht, eine feste Stelle zu finden.            es in Deutschland nicht viele Anbieter auf
                                ISI doppelt qualifiziert.                                                           diesem Gebiet, darin sehe ich eine Chance
                                Mein Wert ist um das                Ich habe viele Jahre als Redakteurin bei der    für mich.
                                Doppelte gestiegen,                 Deutschen Welle gearbeitet, für andere          www.indokultur.de
                                weil ich jetzt so viel              Fernsehproduktionsfirmen und als Media-
                                weiß. Heute agiere ich              torin für bilaterale deutsch-indonesische
                                endlich auf professio­              Projekte. Immer freiberuflich.
                                nellem Niveau.
                                                   “
                                                                                „ISI habe ich leider erst 2018 kennengelernt, was ich sehr
                                                                                bedauere. Denn als ich 1992 nach Deutschland kam, damals
                                                                                nach Nordrhein-Westfalen, da gab es solche Angebote für
                                                                                Immigrantinnen nicht.
                                                                                                              “
48                                                                                                                                                      30 Jahre
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