JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich

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JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
JAHRES-
BERICHT
2020
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
Kennzahlen 2020 auf einen Blick

Kennzahlen                     Kennzahlen                                Kennzahlen
Patienten                      Mitarbeitende                             Finanzen
Patientenaustritte stationär   Vollzeitstellen*                          Ertrag in Mio. CHF

26 885                         2523                                      536,9
Ambulante Taxpunkte            Mitarbeitende*                            Aufwand in Mio. CHF

122 033 118                    3420                                      535,2
Neugeborene                    Auszubildende, Praktikanten               Gewinn in Mio. CHF
inkl. Zwillinge/Drillinge      und Assistenzärzte

1792                           675                                       1,7
                                                                         EBITDA-Marge
CMI (Case Mix Index)

                                                                         6,2%
                               * 	 inkl. Nebenbetriebe, ohne Lernende,

1,042
                                   Praktikanten, Dozierende, Experten,
                                   Sitzwachen und Externe

                                                                         Eigenkapitalquote
Ø Aufenthaltsdauer in Tagen

4,8                                                                      63,2%
                                                                         Rating Zürcher Kantonalbank

                                                                         AA+

2   KSW Jahresbericht 2020
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
Inhalt

1   STATEMENT                                                                    4

2   LEISTUNGSBERICHT                                                             6

3   FINANZBERICHT                                                            24

4   PERSONAL                                                                 28

5   AUSBLICK                                                                 34

6   ORGANISATION                                                             36

       DER JAHRESBERICHT
       DIGITAL
       Der Jahresbericht beschränkt sich auf die wichtigsten Kennzahlen
       und informiert über Schwerpunkte der Spitalentwicklung.
       Die detaillierte Jahresrechnung findet sich im separaten Finanzbericht.
       Angaben über Diagnosen und Behandlungen der Fachbereiche sind
       im Leistungsbericht aufgeführt.

       Sämtliche Berichte
       sind online verfügbar.

       jahresbericht.ksw.ch

                                                                                 3
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
1
STATEMENT

4   KSW Jahresbericht 2020
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
Balanceakt auf dem Hochseil

Als Zentrumsspital war das KSW – wie unzählige
andere Spitäler national und international – im
Geschäftsjahr 2020 ausserordentlich gefordert.
Es war teilweise äusserst anspruchsvoll, eine
konstante, jederzeit ausreichende und qualitativ
hochstehende Versorgung der Patientinnen und
Patienten im Einzugsgebiet zu gewährleisten.
    Mit anfangs bescheidenen Informationen zur
Corona-Pandemie hat das KSW sich vor und wäh-
rend dem ersten Lockdown auf die unbekannte Si-
tuation eingestellt und die Zeit während des ver-
ordneten Behandlungsverbots für nicht dringliche
elektive Behandlungen genutzt, um eine Pande-        Entwicklung der Pandemie haben das KSW bis
mie-Organisation aufzubauen. Personalplanung,        an seine Grenzen gefordert und manchmal auch
Sicherstellung des Schutzes der Mitarbeitenden       leicht aus dem Gleichgewicht gebracht.
und der relevanten Logistikketten sowie ein tages-       Trotz Krisensituation ist das Leben weiterge-
aktuelles Reporting zur Führung und Steuerung        gangen. Dr. med. Gesine Meili löste als Departe-
des Pandemie-Betriebs waren zentrale Themen          mentsdirektorin und Chefärztin Gynäkologie und
im Frühling. Nicht zu reden von der grossen Belas-   Geburtshilfe den bisherigen Direktor, Dr. med.
tung aller, ausgelöst durch die schwierige Behand-   Thomas H. Hess, ab. Die Arbeiten am Ersatzneu-
lung der Patientinnen und Patienten, die ungewis-    bau «didymos» wurden unter erschwerten Bedin-
se Entwicklung und die Bilder aus den Spitälern      gungen weitergeführt: Die Corona-Massnahmen
in Norditalien.                                      auf der Baustelle haben eine Verzögerung von
    Auch die Rückkehr zur «Normalität» im Som-       sechs Monaten zur Folge. Ausserdem wurde der
mer war anspruchsvoll: Auf welche Szenarien          Entscheid gefällt, einen neuen Direktions­bereich
hatte die Organisation sich einzustellen? Das        «Prozessgestaltung und Digitalisierung» zu
Nachholen aufgeschobener Behandlungen, die           schaffen, um die Digitalisierung der Betriebs-
weitgehende Ablösung des Pandemiemodus durch         prozesse voranzutreiben. Leiter dieses Bereichs
einen Normalbetrieb mit strengen Hygienemass-        und Spitalleitungsmitglied ist seit 1. Januar 2021
nahmen zum Schutz der Patientinnen und Patien-       Alexander Nelles.
ten beschäftigten das KSW intensiv.                      Das KSW hat die Corona-Krise bisher sehr gut
    Im Spätherbst musste das KSW erneut auf          gemeistert. Die Behandlungsqualität war auch in
Krisenmodus umstellen. Die Zahl der COVID-19-­       dieser ausserordentlichen Situation sehr hoch.
Patienten war in der zweiten Welle viermal so        Trotz Lockdown, zusätzlichen Anstrengungen für
hoch wie im Frühjahr. Massnahmen waren dies-         die Versorgung der COVID-19-Patienten und gros-
mal jedoch nicht mehr rigid behördlich verordnet,    sem Aufwand für einen sicheren und den Vorga-
sondern unternehmerisch selbst zu steuern, was       ben entsprechenden Betrieb ist das Ergebnis des
nicht weniger anspruchsvoll war. Das im Früh-        KSW ausgeglichen und wurden keine zusätzlichen
jahr entwickelte Stufenmodell zur Führung des        kantonalen Subventionsbeiträge beansprucht.
Betriebs war hilfreich. Das Gleichgewicht zu fin-        Für den herausragenden Einsatz in der Kri-
den zwischen der Aufrechterhaltung elektiver Be-     sensituation gebührt den Mitarbeitenden ein ganz
handlungen und der Bereitstellung ausreichender      grosser Dank. Ohne ihre Bereitschaft, auch unter
Kapazitäten für die Betreuung von Corona-Pati-       erschwerten Bedingungen immer wieder noch
enten war sehr schwierig. Die unterschiedliche       eine Extrameile zu gehen, wäre die medizinische
Betroffenheit und Auslastung der Mitarbeiten-        Betreuung der Patientinnen und Patienten im
den, Unklarheiten über den behördlichen Kurs         Einzugsgebiet nicht möglich gewesen. Und diese
und die Ungewissheit in Bezug auf die weitere        sind wir der Bevölkerung schuldig.

Dr. Franz Studer                                     Rolf Zehnder
Präsident des Spitalrats                             Spitaldirektor

                                                                                                          Statement   5
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
2
LEISTUNGSBERICHT
PATIENTEN
COVID-19-PANDEMIE
FORSCHUNG
QUALITÄT
PROZESSE UND DIGITALISIERUNG
INFRASTRUKTUR

6   KSW Jahresbericht 2020
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
Weniger Behandlungen
  wegen Pandemie

  Auch unter erschwerten Bedingungen hat das           Aufenthaltsdauer weiter reduziert
  KSW 2020 die medizinische Versorgung der Be-         Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der
  völkerung aus der Region jederzeit sichergestellt.   Patientinnen und Patienten am KSW sank 2020
  Es hat Organisation und Infrastruktur der aktuel-    erneut, nämlich von 4,9 auf 4,8 Tage. Dies trotz
  len Situation entsprechend rasch angepasst und       der überdurchschnittlich langen Hospitalisa­
  als eines der ersten Spitäler PCR-Tests angebo-      tionsdauer der COVID-19-Erkrankten von rund
  ten, die im eigenen Labor ausgewertet wurden.        8,6 Tagen. 2020 wurden im Durchschnitt ähnlich
      Das KSW behandelte im Jahr 2020 26 885           komplexe Patientenfälle behandelt wie im Vor-
  Patientinnen und Patienten stationär, das sind       jahr. Der durchschnittliche Schweregrad, der
  4,1% weniger als im Vorjahr. Rund 600 davon          Case Mix Index (CMI), lag mit 1,042 etwa gleich
  waren wegen einer Infektion mit COVID-19             hoch wie ein Jahr zuvor, trotz Corona-Patienten
  hospitalisiert. Die Anzahl Taxpunkte für am-         mit teils schweren Verläufen. Der Zusatzversi-
  bulante Leistungen sank ebenfalls, nämlich um        chertenanteil blieb 2020 mit 21,2% gegenüber dem
  knapp 3%.                                            Vorjahr (21,4%) praktisch unverändert.

Die Qualität der
medizinischen Versorgung                                                   Versicherungsgrad der Patienten

war jederzeit sichergestellt.
                                                                                                                grundversichert
                                                                                                                         78,8%

      Erwartet hatte das KSW, gestützt auf die Ent-                                                             zusatzversichert
  wicklungen in den vergangenen fünf Jahren, ein                                                                          21,2%
  Wachstum bei der Anzahl Behandlungen sowohl
  im ambulanten als auch im stationären Bereich.
  Der Start ins Jahr war denn auch intensiv: In den
  ersten zwei Monaten behandelte das KSW 4%
  mehr Patientinnen und Patienten stationär und
  9% mehr ambulant als in der gleichen Vorjahres-
  periode.
      Der erste Lockdown im Frühling stoppte diese                         Austritte stationär
  Entwicklung. Mehr als ein Drittel der Operatio-
  nen und Therapien musste aufgeschoben werden,
  weil der Bundesrat ein Verbot für nicht dringliche
  Behandlungen verfügt hatte. Im Sommer konnte
                                                                           26 885                    –4,1%

                                                                           2020
  zwar ein kleiner Teil der Behandlungen nachge-
  holt werden. Viele Patientinnen und Patienten,                           28 024
  für die ein Eingriff oder eine Therapie geplant                          2019
  war, mussten sich aber gedulden. Die aufgescho-
  benen Behandlungen wurden entsprechend ihrer                             Taxpunkte ambulante Leistungen
  Dringlichkeit durchgeführt.

                                                                           122 033 118
      Auch im November und Dezember konnten
  weniger Patientinnen und Patienten (–9% gegen-                                                                        –3%
  über dem Vorjahr) behandelt werden. Es gab
                                                                           2020
  zwar kein Behandlungsverbot, aber die hohe Zahl
  der hospitalisierten COVID-19-Patienten absor-
  bierte sehr viele Ressourcen. Es gelang deshalb                          125 605 410
  bis Ende Jahr nicht, alle Behandlungen nachzu-                           2019
  holen. Weitere Details siehe Seite 6 ff., Corona-
  Schwerpunkt.

                                                                                                             Leistungsbericht   7
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
Patientenstatistik

                                                                                                                                           Institute (inkl.
                                                                                                                                             Augenklinik,
                                                                                                 Departement            Departement      Radio-Onkologie,
                                                    Departement              Departement      Geburtshilfe und           Kinder- und              Notfall-
Kennzahlen Patienten                                    Medizin                 Chirurgie         Gynäkologie         Jugendmedizin         organisation)
Austritte stationär                                           8 420               10 641                  4 313                  2 550                   961
davon grundversicherte Patienten                              6 448                8 058                  3 874                  2 164                   647
davon halbprivat versicherte Patienten                        1 428                1 672                   355                    274                    225
davon privat versicherte Patienten                             544                   911                      84                  112                     89

CMI* (durchschnittlicher Schweregrad)                         1,141                1,251                  0,588                  0,725              0,734

Aufenthaltsdauer                                                6,5                   4,5                     3,3                  4,5                   2,1
davon grundversicherte Patienten                                6,4                   4,4                     3,3                  4,8                   2,1
davon halbprivat versicherte Patienten                          6,6                   5,1                     3,9                  2,7                   2,0
davon privat versicherte Patienten                              6,7                   4,3                     4,0                  3,3                   2,0

Taxpunkte ambulante Leistungen**                     22 017 871               13 909 676            5 277 852                7 239 005        73 588 713

*     CMI 2019 gemäss SwissDRG Version 8.0, CMI 2020 gemäss SwissDRG Version 9.0
      Der CMI 2020 wurde per 1. Februar 2021 ermittelt und umfasst 99,8% der zu berücksichtigenden Fälle. Leichte Veränderungen am ausgewiesenen
      CMI können sich im Verlauf des Jahres 2021 ergeben.
      Beim CMI des Departements Kinder- und Jugendmedizin sind die Patientinnen und Patienten der Kinderpsychiatrie nicht berücksichtigt.
**    Für alle Organisationseinheiten werden Tarmed-Taxpunkte ausgewiesen, mit Ausnahme des Instituts für Labormedizin und des Instituts für Therapien
      und Rehabilitation (ITR), die nach einem eigenen Leistungstarif abrechnen. Ab 2019 gehört die Ergotherapie zum ITR und wird dort ausgewiesen.
      Bei den ausgewiesenen ambulanten Taxpunkten handelt es sich ausschliesslich um die Taxpunkte der fallführenden Organisationseinheiten.

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer

6 Tage           5,9 Tage        5,9 Tage
                                                   5,7 Tage
                                                                  5,5 Tage
                                                                                   5,3 Tage
                                                                                                   5,0 Tage          5,0 Tage
                                                                                                                                   4,9 Tage
                                                                                                                                                  4,8 Tage

    2011          2012               2013           2014              2015           2016           2017              2018           2019           2020

Austritte stationär                                                                Pflegetage

                                                                                   144 712      141 619
                            27 608      28 024                                                             138 820      138 022
    27 190     27 088                                26 885
                                                                                                                                   130 021

     2016       2017         2018           2019      2020                           2016        2017         2018        2019       2020

8      KSW Jahresbericht 2020
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
Mehr ambulante Geburten
                                                      2020 kamen am KSW 1792 Babys zur Welt, 857
                                                      davon Mädchen und 935 Knaben. Es wurden 51
                                                      Zwillingspaare geboren (102 Babys). Drillingsge-
                                                      burten gab es keine, wie schon 2019. Ambulante
                                                      Geburten sind im Corona-Jahr, möglicherweise
                                                      wegen der Einschränkung der Besuchsmöglich-
                                                      keiten, beliebter geworden: Waren 2019 noch
                                                      1,9% der Geburten ambulant, sind es 2020 5,5%.
                                                      Zwölf Mädchen wurden Alina genannt, zehn Elina
                                                      und je acht Sara, Ella oder Mila. Bei den Knaben
      Total KSW                 Total KSW             gehörte der Name Leon, wie schon im Vorjahr,
           2020                      2019             zu den Spitzenreitern, gleichauf mit Noah. Diese
             26 885   100,0%       28 024    100,0%   Namen erhielten je zehn Knaben, ihnen folgten
             21 191    78,8%       22 038     78,6%   neun Leanos.
              3 954    14,7%         4 189    14,9%
              1 740     6,5%         1 797     6,4%
                                                                                   2020          2019
             1,042                  1,033             Geburten total               1 792         1 781
                                                      stationär                    1 693         1 748
                4,8                    4,9            ambulant                        99            33
                4,8                    4,9            Zwillinge                       51            47
                5,2                    5,3            Drillinge                        0              0
                4,9                    5,0
                                                      Mädchen                        857           863
   122 033 118                 125 605 410            Knaben                         935           918

Archivbild

                                                                                                Leistungsbericht   9
JAHRES-BERICHT 2020 - Kanton Zürich
10   KSW Jahresbericht 2020
COVID-19: Ein Virus stellt alles
auf den Kopf

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat auch            Patienten erfordert überdurchschnittlich hohe
das KSW vor grosse Herausforderungen gestellt:       Personalressourcen. Dieser Schritt war nötig,
Als eines der fünf COVID-A-Spitäler im Kanton        um die Belastungsgrenze des Spitals nicht zu
Zürich nahm es die Aufgabe wahr, an COVID-19         überschreiten und die Versorgungssicherheit zu
erkrankte Personen zu behandeln, auch solche         gewährleisten. Auf der Intensivstation wurde die
mit schwerer Immunsuppression. Der Aufwand           Kapazität auf 18 zertifizierte Betten erhöht, die zu
für den Aufbau der erforderlichen und von der        94 bis 100% belegt waren. Im Vergleich zur Vor-
kantonalen Gesundheitsdirektion vorgeschriebe-       jahresperiode war am KSW von November bis
nen Infrastrukturen und Personalressourcen war       Ende 2020 aufgrund von COVID-19 ein Minus von
immens. Die Mitarbeitenden sowie das interdis-       165 Operationen (stationär und ambulant) sowie
ziplinäre Pandemiemanagement meisterten die          ein Minus von 9% bei den stationär behandelten
ausserordentliche Lage mit grossem Einsatz und       Patientinnen und Patienten zu verzeichnen. Auch
auf hohem Niveau.                                    im ambulanten Bereich mussten Behandlungen
    Gleichzeitig war das KSW gezwungen, nicht        aufgeschoben werden.
dringliche Eingriffe und Behandlungen aufzu-              Die zweite Welle ist Anfang Februar 2021 lang-
schieben. Dies infolge des bundesrätlich verfüg-     sam abgeklungen. Um ihren Verlauf aufzeigen
ten Lockdowns im Frühling und des Vorhaltens         zu können, wurden die statistischen Daten bis
von Kapazitäten zur Behandlung von COVID-19-         31. Januar 2021 einbezogen. Bei Redaktionsschluss
Patienten. Im Zeitraum vom 16. März bis zum          am 15. März 2021 war die Frage allgegenwärtig, ob
27. April 2020 mussten wegen der Pandemie über       und wann eine dritte Welle, möglicherweise aus-
1000 Operationen abgesagt respektive aufgescho-      gelöst durch mutierte Viren, folgen wird.
ben werden. Gegenüber der Vorjahresperiode
konnten 30% weniger Patientinnen und Patienten
stationär und 40% weniger ambulant behandelt
werden. Nicht wenige Menschen mit bedrohli-                                1. März 2020 bis 31. Januar 2021
chen Gesundheitsproblemen gingen zudem nicht
mehr zum Arzt oder ins Spital – aus Angst, sich
mit dem Virus anzustecken.

Nachholmöglichkeiten im Corona-
                                                                           684
                                                                           hospitalisierte Patientinnen und Patienten mit
Zwischentief                                                               COVID-19 (ohne 20 rehospitalisierte)
Auch nach der Aufhebung des Lockdowns
schränkte die Behandlung von an COVID-19 Er-
krankten die Kapazitäten des KSW erheblich
ein. Erst in den Sommermonaten war es möglich,
­einen Teil der aufgeschobenen Behandlungen
                                                                           57
                                                                           Todesfälle aufgrund von COVID-19
 vorzunehmen und ähnlich viele Patientinnen und
 Patienten wie in den ersten beiden Monaten des
 Jahres zu versorgen. Gegenüber der Vorjahrespe-
 riode stieg die Anzahl stationärer Behandlungen
 um 4%, die der ambulanten um 5%.
                                                                           18
                                                                           zertifizierte Betten auf der Intensivstation
     Die Vorbereitungen auf die erwartete zweite
 Welle liefen parallel zum Betrieb auf Hochtouren.
 Damit das KSW die steigende Anzahl Patientin-
 nen und Patienten mit COVID-19 behandeln konn-
 te, wurden ab Juni rund 60 Stellen neu geschaffen
                                                                           94–100%
                                                                           Belegung Intensivstation maximal
 und besetzt.

Zweite Welle im Herbst
Dennoch mussten ab Mitte Oktober Betten auf
Stationen und einzelne Operationssäle geschlos-
                                                                           60
                                                                           zusätzlich eingestellte Mitarbeitende
sen werden, denn die Behandlung von COVID-19­

                                                                                                             Leistungsbericht   11
Eintritte pro Woche und Ereignisse
1. März 2020 bis 31. Januar 2021

                                              27. April
                                       Erste Lockerung
                                      der Massnahmen
                                                                                                   6. Juli
                                                                                             Maskenpflicht
                                                                                                   im ÖV
   28. Februar
 Besondere Lage

                                                                      11. Mai
                                                                    Zweite Lockerung
                   16. März                                         der Massnahmen
                Ausserordentliche Lage:
                erster Lockdown

                                                                                                                    13. Juli
                                 26                                                                               Beginn der
                                                                                                                  Sommerferien

                                                                                        19. Juni
                                                                                Ende der ausser-
                       18
                                                                               ordentlichen Lage

                                         12
                                              11
                 10

                                                                                                                                      6
           5

                                                          3                                                  3    3    3    3    3
                                                    2                    2                              2
 1                                                             1              1    1          1
                                                                    0                   0          0

KW 10     11     12    13        14      15   16    17    18   19   20   21   22   23   24   25    26   27   28   29   30   31   32   33

12      KSW Jahresbericht 2020
22. Dezember
                                                                                                     Schliessung Res-
                                                                                12. Dezember         taurants, Freizeit-,
                                                                                  Sperrstunde        Kultur- und Sport-
                                                                                    ab 19 Uhr        einrichtungen
                                        29. Oktober
                                   Private Treffen auf
                               10 Personen begrenzt                       10. Dezember
                                                                        Verschärfung der
                                       Ausweitung der                                                                    6. Januar
                                                              54           Massnahmen
                                        Maskenpflicht                                                                  Zweiter
                                                                                                                       Lockdown
                                                                                                                       Schliessung
                                                                                                                       Läden,
                                                                                     47         47
                                   19. Oktober                                                       46                Homeoffice-
                                 Maskenpflicht                                             45                          Pflicht
                                 in öffentlichen
                                                                                                           43
                                        Räumen
   16. August
                                      Homeoffice
 Ende der                                                                       39
                                       empfohlen
 Sommerferien
                                                                   37
                                                         36

                                                                          34

                                                                                                                  29
             27. August
                                                   27
          Maskenpflicht                                                                                                 26
          in Läden

                                                                                                                                   14

                                                                                                                                           10
                                              9

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                                  3
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0

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                                                                                                                                COVID-19    13
Langzeitkonzept für das
Management von COVID-19

                                       Das KSW hatte bereits im Januar 2020, zu Beginn                       Teilkonzepte und Stufenpläne
                                       der COVID-19-Pandemie, eine interdisziplinäre                         Die COVID-19-Stationen, deren ärztliche und pfle-
                                       Taskforce einberufen. Diese konnte sich auf das                       gerische Führung dem Departement Medizin ob-
                                       Konzept «Führung im Krisenereignis» des KSW                           liegt, werden gemäss siebenstufigem Eskalations-
                                       stützen. Am 1. März löste die Spitalleitung die                       plan betrieben. Auf Stufe 7 könnten maximal 137
                                       Taskforce durch einen Krisenstab ab. Ende März,                       COVID-19-Patienten betreut werden. Dazu müss-
                                       als absehbar war, dass die Corona-Pandemie das                        ten auf mehreren Etagen zusätzliche Zonen ein-
                                       KSW länger beschäftigen würde, wurde der Kri-                         gerichtet werden. Ärztinnen und Ärzte aus Medi-
                                       senstab in ein Pandemiemanagement überführt,                          zin und Chirurgie sowie Pflegefachkräfte müssten
                                       geleitet von Susanna Oechslin, COVID-19-Dele-                         aus diversen Bereichen abgezogen werden.
                                       gierte der Spitalleitung. Dessen Hauptaufgabe                             Auch das Notfallzentrum, die Intensivsta-
                                       war es, den Normalbetrieb parallel zum COVID-19-                      tion und die Departemente Gynäkologie und
                                       Ausnahmebetrieb sicherzustellen. Ein Langzeit-                        Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendmedizin
                                       konzept für diese ausserordentliche Situation                         haben Stufenpläne festgelegt, die lagebedingt
                                       wurde im Frühjahr und Sommer entwickelt.                              zum Einsatz kommen. Auf den Überwachungs-
                                           Abgestimmt auf die aktuelle Lage, traf sich                       stationen (Zentrum für Intensivmedizin, Wach-
                                       das 13- bis 16-köpfige Team regelmässig zum Mor-                      saal, umfunktionierter OP-Bereich) können auf
                                       genrapport, während hoher Eskalationsstufen                           der höchsten Stufe maximal 38 intensivmedizi-
                                       täglich. Entwicklungen wurden analysiert, Res-                        nische Betten (mit Beatmung) und 9 Betten für
                                       sourcen geklärt und die nötigen Aktivitäten in                        Intermediate Care (ohne Beatmung) betrieben
                                       Absprache mit der Spitalleitung in die Wege gelei-                    werden. Eine maximale Betriebsauslastung wäre
                                       tet. Das Herunterfahren des Operationsbetriebs,                       jedoch sehr schwierig geworden, weil dafür nicht
                                       die Schliessung von Abteilungen oder die Rekru-                       genügend Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefach-
                                       tierung von zusätzlichem Personal wirkten sich                        personen mit entsprechender Weiterbildung zur
                                       finanziell massiv aus und mussten sorgfältig auf                      Verfügung gestanden hätten. Zudem hätte ein
                                       die Vorgaben des Kantons und des Bundes sowie                         Operationsbereich aufwendig in eine Intensivsta-
                                       auf die aktuelle Lage abgestimmt werden.                              tion umgebaut werden müssen. Die Hygiene- und
                                                                                                             Zertifizierungsvorgaben hätten nicht mehr einge-
                                                                                                             halten werden können.
                                                                                                                 Auch der Personaleinsatz für Dienstleistungen
                                                                                                             rund um COVID-19 wie Hotlines, Resultatüber-
                                       Stufe 1

                                                 Stufe 2

                                                           Stufe 3

                                                                     Stufe 4

                                                                               Stufe 5

                                                                                         Stufe 6

                                                                                                   Stufe 7

                                                                                                             mittlung, Meldung ans Bundesamt für Gesundheit
                                                                                                             oder personalärztlicher Dienst ist im Langzeitkon-
                                                                                                             zept geplant. Teilkonzepte bestehen für Bewirt-
COVID-19-                                                                                                    schaftung und Versorgung, Sicherheit, Personal-
                                       14        20        30        46        80        105       137
Patienten                                                                                                    bereich (HR) oder auch die Kommunikation.
               Normalbetrieb, wenige
                COVID-19-Patienten

Bedarf
                                       25        36        54        83        144       189       247       Schutzkonzepte für das gesamte Spital
Pflege
                                                                                                             Für sämtliche Bereiche wurden Schutzkonzepte
                                                                                                             erarbeitet. Das Personalrestaurant blieb unter
Bedarf AA                               3         4         6         9         16        19       24
                                                                                                             strengen Auflagen stets geöffnet, während die
                                                                                                             Cafeteria für die Besucherinnen und Besucher
Bedarf OA                              1,5        2         3          5         8       10        12        gemäss Verordnung des Bundes geschlossen wer-
                                                                                                             den musste. Da die Besuchsmöglichkeiten wegen
                                                                                                             der strengen Vorschriften zeitweise stark einge-
                                                                                                             schränkt waren, war der Bedarf an Verpflegung
                                                                                                             entsprechend gering. Der Ertrag aus der Verpfle-
                                                                                                             gung am KSW ist denn auch um über 1 Mio. CHF
                                                                                                             eingebrochen. Auch der Ertrag aus Schul- und
                                                                                                             Kursgeldern ist um mehr als 50% geringer ausge-
                                                                                                             fallen als im Vorjahr.

14   KSW Jahresbericht 2020
Grosses Dankeschön
  an das Personal

  Täglich kämpfte das Personal mit der Ungewiss-       Corona-Prämie für Mitarbeitende
  heit, was heute und morgen sein würde. Die Be-       Das KSW hat es in einem durch Corona geprägten
  lastung der Abteilungen war ungleich hoch: Die       Jahr geschafft, unter erschwerten Bedingungen
  einen standen unter enormem Druck, Überstun-         eine konstante, jederzeit ausreichende und qua-
  den und zusätzliche Einsätze waren an der Tages-     litativ hochstehende Versorgung der Patientin-
  ordnung. Die Einsatzplanung achtete darauf, dass     nen und Patienten im Einzugsgebiet zu gewähr-
  Doppelschichten nur in Ausnahmefällen geleistet      leisten. Trotz erheblichem Umsatzeinbruch und
  werden mussten. Manche Mitarbeitenden ver-           Mehrkosten hat das KSW aus eigener Kraft ein
  kürzten im Sommer gar ihre Ferien, damit ein Teil    positives Ergebnis erwirtschaftet. Diese ausser-
  der aufgeschobenen Operationen und Behandlun-        ordentliche Leistung ist den Mitarbeitenden zu
  gen nachgeholt werden konnte. Es gab aber auch       verdanken, die immer wieder eine Extrameile ge-
  die gegenteilige Situation: Ein Teil der Mitarbei-   gangen sind. Auf Antrag der Spitalleitung hat der
                                                       Spitalrat deshalb entschieden, zulasten des Jah-
                                                       resergebnisses allen Mitarbeitenden für den Ein-
                                                       satz in der Corona-Pandemie eine Einmalprämie
Die einen waren überlastet,                            in Höhe von maximal 1000 CHF – abhängig vom
                                                       Anstellungsgrad – auszurichten. Die Mittel dazu
die andern durften                                     wurden der Jahresrechnung 2020 belastet. Die-
                                                       se Anerkennung ist verbunden mit einem herzli-
nicht behandeln.
                                                       chen Dank für den ausserordentlichen Einsatz in
                                                       schwierigen Zeiten.

  tenden war vor allem im Frühling markant unter-
  beschäftigt, weil zwischen dem 16. März und dem
  27. April 2020 nicht dringliche Eingriffe und Be-
  handlungen verboten waren.
      Zu Beginn der zweiten Welle konnten die Pa-                          Grenzüberschreitende Solidarität
  tientinnen und Patienten auf der COVID-19-Sta-                           Zu Beginn der Pandemie blickten Europa und
  tion von speziell ausgebildetem Pflegepersonal                           auch die Schweiz wie erstarrt nach Norditalien.
  betreut werden. Mit dem Anstieg der Hospitali-                           Niemand bot Hilfe an. Wenige Wochen später
  sationen wurde zusätzliches Pflegepersonal be-                           begann die internationale Solidarität zu greifen.
  nötigt, das für diese schwierige Aufgabe jedoch                          Das KSW nahm Anfang April 2020 zwei schwer
  zuerst geschult werden musste. Fachpersonal aus                          erkrankte COVID-19-Patienten aus dem Elsass
  der Palliativmedizin unterstützte zudem bei sehr                         auf die Intensivstation auf. Sie kehrten nach
  belastenden Patientensituationen. Dank der per-                          mehreren Wochen in Spitalpflege genesen nach
  sonellen Unterstützung durch die Pneumologie                             Hause zurück. Auch dem Tessin, Portugal und
  und die Physiotherapie sowie spezifisch ausge-                           Tsche­chien bot das KSW Hilfe an.
  bildetem Pflegefachpersonal war es möglich, auf
  der COVID-19-Station eine spezialisierte «respi-
  ratorische» Einheit aufzubauen und dadurch die
  Intensivstation zu entlasten.
      Weil die Belastung der Mitarbeitenden, die
  sich um COVID-19-Patienten kümmern, nicht
  nur physisch, sondern auch psychisch sehr hoch
  ist, unterstützt das KSW sie mit einem umfang-
  reichen Angebot. Dazu gehören eine interne ver-
  trauliche Hotline, Coaching-Angebote, die Unter-
  stützung durch Psychologinnen und Psychologen
  sowie ein Seelsorgeteam. Fallbesprechungen wer-
  den von Mitgliedern der Ethikkommission beglei-
  tet, sofern dies angezeigt ist.

                                                                                                                 COVID-19      15
COVID-19 in Zahlen

Für den Jahresbericht stehen detaillierte Infor-                                 41 %
mationen zu 643 COVID-19-Patienten zur Ver-
fügung, die im Zeitraum vom 1. März 2020 bis
31. Januar 2021 stationär im Departement
                                                                                                         59 %
Medizin behandelt wurden. Zusätzlich wurden
21 erwachsene Patientinnen und Patienten im
KSW stationär behandelt, die zwar positiv auf
COVID-19 getestet wurden, aber nicht wegen
COVID-19 hospitalisiert waren. 20 Patientinnen
und Patienten waren unter 18 Jahre alt und wur-
den ebenfalls nicht in die Analyse eingeschlossen.
   Insgesamt waren 59% der Hospitalisierten
Männer, 41% Frauen. Zwischen den beiden Wellen
gab es keinen wesentlichen Unterschied.
                                                                       183                Drei Viertel der hospitalisierten
                                                                       35,6%
                                                                                          COVID-19-Patienten waren unter
                                                                                          80 Jahre alt
                                                                                          Lediglich 23% der COVID-19-Patienten,
                                                               136
                                                                                          die während des untersuchten Zeitraums
                                                               26,5%           126
                                                                               24,5%      vom Departement Medizin betreut wur-
                                                                                          den, waren über 80 Jahre alt (19% erste
                                                                                          Welle, 25% zweite Welle). Den grössten
                                                                                          Anteil machten die 65- bis 79-Jährigen
                                                                                          aus, nämlich 34% (26% erste Welle, 36%
                                                        60                                zweite Welle). Nur gerade 14% der Hos-
                                                       11,7%                              pitalisierten waren zwischen 30 und 49,
                     37      34                                                           lediglich 2% zwischen 18 und 29 Jahre alt.
             30     28,7%
                            26,4%       25                                                Die Zahlen zeigen eindrücklich, dass in der
            23,3%
                                    19,4%
                                                9
                                                                                          zweiten Welle im Verhältnis deutlich mehr
     3
 2,3%
                                               1,8%                                       hospitalisierte Patientinnen und Patienten
                                                                                          über 65 Jahre alt waren. Der Altersdurch-
18–29      30–49    50–64   65–79 > 80 Jahre   18–29   30–49   50–64   65–79 > 80 Jahre   schnitt lag in der ersten Welle bei 62, in der
         1. Welle (1. 3.–30. 9. 2020)           2. Welle (1. 10. 2020–31. 1. 2021)        zweiten Welle bei 67 Jahren.

Corona-Tests am KSW
Seit März 2020 bietet das KSW PCR-Tests für Personen an, bei
denen gemäss Definition des BAG der Verdacht auf eine Coro-
navirus-Infektion besteht. Bereits im April stand eine umfang-
reiche Testinfrastruktur bereit, wo während sieben Tagen die
Woche täglich bis zu 400 PCR-Tests durchgeführt werden kön-                                                                      negativ
nen. Eine Online-Anmeldeplattform und ein Ticketing-System                                                                33 966 (88,6%)

tragen seit Herbst zur Verkürzung der Wartezeiten bei.
    Bis Ende 2020 wurden am KSW 38 340 PCR-Tests gemacht.                                                                        positiv
11,4% oder 4374 waren positiv. Die PCR-Analysen werden seit                                                                 4374 (11,4%)

Ende März im Institut für Labormedizin am KSW durchgeführt.
Die Möglichkeit der spitalinternen COVID-19-Diagnostik hat
das klinische Patientenmanagement und die spitalhygienischen
Massnahmen zur Bewältigung der Pandemie beeinflusst und
vereinfacht. Während einer Epidemie ist es besonders wichtig,
dass schnell Entscheidungen getroffen werden können und die
Wege kurz sind.

16       KSW Jahresbericht 2020
Station
                                                                                                        19-
                                                                                                      D-

                                                                                                 VI
                                                                                               CO
Dauer Aufenthalt COVID-19-Station                                                                         1. Welle
und Intensivstation
In der zweiten Welle waren die                        zialisierten «respiratorischen» Team            9,8 Tage
COVID-19-Patienten im Durchschnitt                    (Pneumologie, Physiotherapie und
                                                                                                                                    Intensi
weniger lang im Spital als in der ersten              Anästhesiepflege) bei der Behand-                                                    vs
                                                                                                                                             ta
Welle. 75 Tage dauerte die längste Hos-               lung der beatmungsbedürftigen Pa-

                                                                                                                                              tio
                                                                                                                                                 n
pitalisation am KSW.                                  tientinnen und Patienten unterstützt                                        1. Welle
    Knapp 12% der COVID-19-Patien-                    wurde. Die Aufenthaltsdauer auf der
ten mussten auf der Intensivstation                   Intensivstation sank von 15 Tagen in
                                                                                                                             15 Tage
behandelt werden. In der ersten Welle                 der ersten Welle auf 12 Tage in ­der
waren es mit 16% deutlich mehr als in                 zweiten Welle. Ein Viertel der Patien-
der zweiten Welle mit 9%. Dies kann                   tinnen und Patienten war länger als                 2. Welle

dadurch erklärt werden, dass das Be-                  20 Tage auf der Intensivstation hos-              9 Tage
handlungsteam der Corona-Abteilung                    pitalisiert, die längste Dauer betrug
in der zweiten Welle von einem spe-                   61 Tage.

                                  28                         Auch jüngere COVID-19-Patienten
                                 37,3%
                                                             auf der Intensivstation
                                                                                                                                  2. Welle
                                                             Nur gerade 8% der COVID-19-Patien-
                                                             ten auf der Intensivstation waren über                          12 Tage
                                                             80 Jahre alt. Mehr als ein Drittel war
                                                             zwischen 60 und 70 Jahre alt.
                                          16
                          15             21,3%
                         20%

                                                  6
                                                 8%
           4       4
          5,3%   5,3%                                                                                                                  gestorben
  2
                                                                                                                                        47 (9,1%)
 2,7%

                                                                                                                                       entlassen
20–29    30–39   40–49   50–59   60–69   70–79 80–90 Jahre
                                                                                                                                     467 (90,9%)
        Hospitalisiert auf der Intensivstation

57 Todesfälle infolge COVID-19-Erkrankung
Am KSW waren von Anfang März 2020 bis Ende Januar 2021
leider 57 Todesfälle zu verzeichnen. Dies entspricht einer Sterb-
lichkeitsrate von 8,9%. Knapp zwei Drittel der Verstorbenen wa-
ren mindestens 80 Jahre alt. Die Sterblichkeit war in der zwei-
ten Welle leicht höher als in der ersten Welle. Dies ist dadurch
begründet, dass die Patientinnen und Patienten in der zweiten
Welle deutlich kränker waren.
    In der zweiten Welle starben prozentual weniger Patientin-
nen und Patienten über 80 an COVID-19 als in der ersten Welle
(36% erste Welle, 21% zweite Welle). Der Anteil an jüngeren Pa-                         gestorben
tienten war hingegen höher (1% erste Welle, 5% zweite Welle).                           10 (7,8%)

    Auf der Intensivstation stieg die Sterberate von 5% in der
ersten Welle auf 18% in der zweiten Welle. Ein Grund dafür dürf-                        entlassen
te in den Krankheitsverläufen liegen, die in der zweiten Welle                          119 (92,2%)

deutlich schwerer waren. Zudem mussten dank dem speziali-
sierten «respiratorischen» Team auf der COVID-19-Abteilung
nur noch schwerkranke Patientinnen und Patienten auf der                                                   1. Welle   2. Welle
Intensivstation aufgenommen werden.                                                                       Total 129   Total 514

                                                                                                                                   COVID-19       17
18   KSW Jahresbericht 2020
Neue Herausforderungen
für die Forschung

Obwohl das KSW, anders als ein Universitäts-        Klinik für Pneumologie und der Klinik für Ortho-
spital, keinen Forschungsauftrag hat, engagie-      pädie und Traumatologie, die sich mit dem The-
ren sich die Mitarbeitenden in zahlreichen For-     ma COVID-19 auseinandersetzen.
schungsprojekten. Sie publizierten 2020 über 200        In einem Forschungsprojekt des Instituts für
wissenschaftliche Arbeiten. Diese sind jeweils im   Therapien und Rehabilitation wurde während
Leistungsbericht des KSW aufgeführt.                der ersten Welle beobachtet, wie sich die Patien-
    Auch der Bereich Forschung war 2020 mit         tinnen und Patienten nach einer Hospitalisation
den schmerzhaften Konsequenzen der COVID-19-­       mit COVID-19 in Bezug auf die funktionelle Leis-
Pandemie konfrontiert. Im März hatte die For-       tungsfähigkeit, die psychische Gesundheit, die
schungskommission KSW die Weisung erlassen,         Lungenfunktion und die Lebensqualität erhol-
Forschungsprojekte mit direktem Patientenkon-       ten. Bei der Durchführung dieser Studie konn-
takt zu unterbrechen. Ausnahmen gab es nur,         te das Institut auf die Unterstützung der Klinik
wenn der therapeutische Nutzen einer Studien-       für Pneumologie und des Departements Medizin
intervention das Risiko einer Ansteckung mit CO-    zählen. Das Studienprojekt führte unter anderem
VID-19 deutlich überstieg. Obwohl die Weisung im    zu einer Publikation im renommierten «Euro-
Mai 2020 wieder aufgehoben wurde, führte die Si-    pean Respiratory Journal». Nach dem Ende der
tuation zum Abbruch einiger Forschungsprojekte      Jahres-Nachkontrolle von März bis Juli 2021 wer-
oder zu einer Reduktion der Rekrutierungszahlen.    den die abschliessenden Ergebnisse dieser Studie
                                                    publiziert.
Forschung im Bereich COVID-19
Demgegenüber stehen die neuen Forschungspro-        Erster KSW-Forschungspreis
jekte zu COVID-19. Zum Beispiel erforscht die       Im Dezember 2020 wurde der erste KSW-For-
CovidSurg Collaborative den Einfluss der Pande-     schungspreis an Ariane Schwank, Klinische
mie auf Patientinnen und Patienten im Zusam-        Fachspezialistin am Institut für Therapien und
menhang mit einem chirurgischen Eingriff sowie      Rehabilitation, vergeben. Die Studie untersucht,
auf Disziplinen auf globaler Ebene. Die Studien     inwiefern psychosoziale Faktoren wie erhöh-
liefern dank eines effizienten und pragmatischen    ter Stress oder die Erwartung an die Operation
Forschungsmodells Informationen für klinische       das Resultat der Rotatorenmanschetten-Rekon-
Entscheidungen. Prof. Dr. med. Michel Adami-        struktion punkto Schulterschmerz, Schulter-
na fungiert als nationaler Leiter der CovidSurg     funktion und Lebensqualität beeinflussen. Mit-
Collaborative und ist Mitglied des Dissemination    arbeitende sowie Zuweiserinnen und Zuweiser
Committee. Er konnte den kollaborativen Ansatz      bestimmten in einer Online-Abstimmung aus
der CovidSurg aufgrund seiner Vorstandsposi-        zehn Favoriten der Forschungskommission das
tionen und seines breiten Netzwerks unterstüt-      Gewinnerprojekt.
zen, die Teilnahme mehrerer Schweizer Spitäler
sichern und zugleich die erfolgreiche Implementa-   Zusammenarbeit innerhalb des KSW und mit
tion eines COVID-19-­Konzepts am KSW bekannt        Externen
machen.                                             Um den stetig wachsenden Anforderungen an die
    Von Seiten des KSW nahmen die Kliniken für      Forschung gerecht zu werden, ist eine Vernetzung
Viszeral- und Thoraxchirurgie, für Gefässchirur-    innerhalb des KSW sowie mit ähnlichen Institu­
gie und für Neurochirurgie sowie das Departement    tionen hilfreich. Die KSW-Forschungskommis­
Geburtshilfe und Gynäkologie an den Forschungs-     sion hat deshalb beschlossen, in Zukunft enger
projekten teil. Aus der CovidSurg Collaborative     mit dem Qualitätsmanagement am KSW zusam-
wurden mehrere wissenschaftliche Beiträge pu­       menzuarbeiten.
bliziert – unter anderem in «Lancet», «Journal of       Im Oktober 2020 fand am KSW zudem die
Clinical Oncology», «Anesthesia», «British Jour-    zweite Auflage des «Lessons learned»-Treffens
nal of Surgery» und «Colorectal Disease» – mit      statt. Dieser Anlass ermöglicht kleineren For-
Beteiligung von 16 KSW-Mitarbeitenden.              schungseinheiten aus Gesundheitsinstitutionen
    Unter den 26 neu eingereichten Forschungs-      in der Schweiz den Erfahrungsaustausch zu The-
projekten mit Ethikvotum sind auch Projekte des     men wie Qualitätsmanagement, General Consent
Departements Kinder- und Jugendmedizin, der         oder Patientenrekrutierung für Studien.

                                                                                                        Leistungsbericht   19
Zertifizierungen fördern und
bestätigen die Qualität

                       Die COVID-19-Ausnahmesituation hatte auch           Rezertifizierung Tumorzentrum Winterthur
                       Auswirkungen auf das Qualitätsmanagement. Die       Im Tumorzentrum Winterthur konnte das jähr-
                       Messungen und die meisten der geplanten inter-      liche Überwachungsaudit durch die Deutsche
                       nen und externen (Überwachungs-)Audits wur-         Krebsgesellschaft (DKG) in einer reduzierten
                       den zwar durchgeführt, jedoch unter erschwerten     Form durchgeführt werden. Da es sich um eine
                       Bedingungen. Dennoch ist 2020 die Rezertifizie-     Rezertifizierung im ISO-Bereich handelte, wurde
                       rung verschiedener Qualitätslabels gelungen.        neben der Prüfung der Unterlagen ein Remote-
                                                                           Video-Audit abgehalten. Alle Massnahmen wur-
                       Rezertifizierung der Stroke Unit                    den positiv bewertet: Sowohl die Basis-ISO-Zer-
                       Mitte 2020 hat die Stroke Unit mit 112 von mög-     tifizierung als auch die DKG-Fachzertifizierungen
                       lichen 114 Punkten die Rezertifizierung erreicht.   konnten lückenlos aufrechterhalten werden.
                       Die Etablierung spezialisierter Einrichtungen
                       zur Behandlung von Schlaganfallpatienten – so-      Rezertifizierung Aufbereitungseinheit
                       genannte Stroke Units – hat unter anderem zu        für Medizinprodukte
                       einer Abnahme des Sterberisikos bei Schlag-         Auch die Aufbereitungseinheit für Medizinpro-
                       anfällen geführt. Ein Grund für diese Verbes-       dukte (AEMP) wurde rezertifiziert. Wiederholt
                       serung liegt in der Optimierung des Behand-         wurden keinerlei Mängel festgestellt und deshalb
                       lungsprozesses. Die zeitnahe Diagnostik und         keine Auflagen gemacht. Die einwandfreie Aufbe-
                       Intervention der Fachspezialisten im Notfall und    reitung der Medizinprodukte eines Spitals ist für
                       anschliessend auf der Stroke Unit spielt dabei
                       eine entscheidende Rolle. Der Auditbericht hat
                       insbesondere die interprofessionelle und inter-
                       disziplinäre Zusammenarbeit der medizinischen              Auch nach dem Corona-Jahr 2020
                       Fachbereiche positiv erwähnt.
                                                                                         würden 97,4% der Patienten
                                                                                            das KSW weiterempfehlen.

Homecare für schwer betroffene COPD-
                                                                           alle Akteure eine Notwendigkeit. Dank validierter
Patientinnen und -Patienten
                                                                           Prozesse und zertifiziertem Qualitätsmanage-
Das KSW hat 2019 mit dem Projekt «Homecare –
                                                                           mentsystem kann die Sterilität der wiederver-
Betreuung von multimorbiden COPD-Patienten
                                                                           wendbaren Medizinprodukte jederzeit garantiert
durch Physiotherapeuten» den ersten Pflege-
                                                                           und nachgewiesen werden. Die AEMP bereitet
Award von Lunge Zürich gewonnen. Seit 2020
                                                                           pro Jahr rund 51 000 Siebcontainer, 88 000 Einzel­-
erfolgen die Heimbesuche von Patientinnen und
                                                                           ins­trumente und 10 000 Weichverpackungen auf.
Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lun-
generkrankung in Zusammenarbeit mit speziali-
                                                                           Zwischenaudit für Palliative Care bestanden
sierten Fachpersonen von Lunge Zürich. So kann
                                                                           Das Zentrum für Palliative Care hat im Herbst
die Betreuung nun auch ausserhalb der Stadt
                                                                           das Zwischenaudit für das Label «Qualität in
Winterthur angeboten werden.
                                                                           Palliative Care» bestanden – die Voraussetzung
                                                                           für die Erbringung der palliativmedizinischen
                                                                           Komplexbehandlung. Positiv erwähnt wurden im
                                                                           ­Auditbericht zwei innovative IT-Entwicklungen:
                                                                            In die Komplexbehandlung involvierte Fachperso-
                                                                            nen können ihre Leistungen direkt in einem Zeit­
                                                                            erfassungstool dokumentieren. Und im Klinik­
                                                                            informationssystem Phoenix ist es neu möglich,
                                                                            vorgegebene Verordnungsblöcke für palliativ­
                                                                            spezifische Reservemedikamente anzuwählen.
                                                                            Diese Vorauswahl vereinfacht die Medikamenten-
                                                                            verordnung und trägt wesentlich dazu bei, Ver-
                                                                            ordnungsfehler zu reduzieren.

20   KSW Jahresbericht 2020
Digitalisierung: Vereinfachte
Prozesse und Kulturwandel

Noch vor 20 Jahren wurde der Informations-
technologie in einem Spital kaum Beachtung                               Der Spitalrat hat 2020 entschieden, einen neuen
geschenkt. Dieses Bild hat sich fundamental ge-                          Direktionsbereich «Prozessgestaltung und
ändert. Ohne modernste Technologie wäre eine                             Digitalisierung» zu schaffen, um die Digitalisie-
zeitgemässe, qualitativ hochstehende und perso-                          rung der Betriebsprozesse konsequent und mit
nalisierte Medizin heute undenkbar. Die Trends                           ausreichend interner Fachkompetenz voranzu-
sind klar: Die Ansprüche der Patientinnen und                            treiben. Direktor dieses Bereichs und Spitallei-
Patienten an medizinische Dienstleister wachsen,                         tungsmitglied ist per 1. Januar 2021 Alexander
die internen und externen Vernetzungen und die                           Nelles, der die Funktion eines CIO innehat.
Spezialisierungen nehmen zu, was zu mehr be-
reichsübergreifenden datenbasierten Prozessen
führt und einen Kulturwandel bedingt.
    Auch am KSW besteht bezüglich Digitalisie-
rung Nachholbedarf. Sie soll darauf ausgerichtet    Spracherkennung: Unterstützung
werden, eine hohe Auslastung, Produktivität und     bei Berichten
Qualität im Kerngeschäft zu sichern sowie die       Eine wesentliche Investition in die Zukunft ist die
Agilität in der Organisation zu erhöhen. Diesen     Spracherkennung zur Erstellung von schriftli-
Weg will das KSW in Zukunft konsequent gehen.       chen Berichten, die am KSW vorerst in der Visze-
                                                    ral- und Thoraxchirurgie zur Anwendung gelangt.
Neues Klinikinformationssystem                      Seit Mitte 2020 nutzen Ärztinnen und Ärzte
2020 wurde mit dem Projektstart für das neue        diese digitale Unterstützungsfunktion dazu, ge-
Klinikinformationssystem (KIS) ein initialer Mei-   sprochenen Text vom Computer automatisch in
lenstein auf der digitalen Landkarte des KSW        geschriebenen Text umwandeln zu lassen. Hier-
gesetzt. Konzeption und Einführung des neuen        durch gewinnen sie wertvolle Zeit – zum Beispiel
Systems dauern bis 2023. Das KIS dient Mitarbei-    für Behandlungen im Notfallbereich. Der Einsatz
tenden im Bereich Medizin bei der Erfüllung ihrer   der Spracherkennung führt zu schlankeren und
Aufgaben und umfasst die gesetzlich vorgeschrie-    schnelleren Verarbeitungsprozessen, wovon Pa­
bene Dokumentation betreffend Aufklärung und        tientinnen und Patienten wie auch das Fachper-
Behandlung von Patientinnen und Patienten,          sonal gleichermassen profitieren.
womit es für das gesamte Spital relevant ist. Die
technische Ingenieurarbeit der IT-Profis ist nur    Radiologie: Günstiges und effizientes
ein Teil des Grossprojekts. Vor der Einführung      Bildportal
sind Geschäftsprozesse und Abläufe sowie die        Seit Ende 2018 verfügt das KSW über ein Ra-
Rollen der Beteiligten in den medizinischen Be-     diologie-Bildportal, das 2020 weiterentwickelt
handlungen zu überprüfen, um diese für die Zu-      und verfeinert wurde. Mehr als 160 zuweisende
kunft zu gestalten und im IT-System abzubilden.     Ärztinnen und Ärzte haben radiologische Auf-
Damit wird das KIS-Projekt zu einem Change-         nahmen ihrer Patientinnen und Patienten über
Projekt, in dem die Form der Zusammenarbeit         das Bildportal aufgerufen. Die Anfragen erfolgen
und der operativen Führung überdacht und wo         rein elektronisch. Dadurch erhalten Zuweisende
nötig neu gestaltet wird.                           die benötigten Bilder schneller und günstiger. Re-
                                                    gistrierte Ärztinnen und Ärzte können die Bilder
Personalplanung: Effizient und dialogbasiert        über einen sicheren Zugang online betrachten
2020 wurde am KSW ein HR-Informationsportal         und rascher eine Diagnose stellen.
für Führungspersonen implementiert. Das vom
Kanton Zürich bereitgestellte Portal dient dazu,    FollowPrint: Etabliert und wartungsarm
die Führungskräfte bei der gezielten und stu-       Im Rahmen eines Kosteneffizienzprogramms
fengerechten Förderung und Entwicklung ihrer        hat das KSW beschlossen, auf die etablierte
Mitarbeitenden zu unterstützen. Mit der Imple-      Technologie FollowPrint zu setzen. Energetisch
mentierung des HR-Informationsportals verkür-       ineffi­ziente und im Unterhalt teure Druckgeräte
zen sich die Kommunikationswege zwischen HR,        wurden ausgemustert. FollowPrint ermöglicht es
Führungspersonen und Personal spürbar. Die          Mitarbeitenden, von Computern, Tablets oder Vi-
Einsatzplanung für Teams und Mitarbeitende er-      sitenwagen aus Dokumente an beliebigen Stand-
folgt effizienter und kostengünstiger.              orten auszudrucken.

                                                                                                          Leistungsbericht   21
Neubau «didymos»: Baufortschritt
im Schatten der Pandemie

                       Die Pandemie brachte manches zum Stillstand.            Das Raumprogramm des Neubaus soll dazu
                       Auch die Arbeiten rund um den neuen, dreizehn-       beitragen, die Abläufe zu vereinfachen und zu
                       stöckigen Bettentrakt und den zehngeschossigen       verbessern. Statt in Einzelbüros und Untersu-
                       Eingangstrakt am KSW gerieten ins Stocken. Auf       chungszimmern arbeiten Ärztinnen und Ärzte
                       den verschiedenen Baustellen im und um den           sowie das Fachpersonal grösstenteils in Open-
                       Spitalneubau wurde dennoch – unter Einhaltung       Space-­B ereichen und nutzen Untersuchungs-
                       strenger Schutzkonzepte – weitergearbeitet.         und Sprechstundenzonen gemeinsam. Die neue
                           Nachdem mit der Fertigstellung des Rohbaus      Arbeitsumgebung ermöglicht transparentere
                       («Hülle dicht») Ende 2019 ein wichtiges Etap-       ­Arbeitsstrukturen, flachere Hie­rarchien, direk-
                       penziel erreicht worden war, erlitt der Bau 2020    tere Kommunikation, weniger Papier und dafür
                       pandemiebedingt eine Verzögerung von rund           mehr digitale Informationen. Diese teilweise neue
                       sechs Monaten. Inzwischen präsentiert sich der       Form der Zusammenarbeit hat zum Ziel, die auf
                       stattliche Neubau auf dem südlichen Teil des Spi-    Transparenz und Teamgeist aufbauende Kultur
                                                                            weiter zu fördern.

                                                                           Wohnlich und praktisch zugleich
                   Die Architektur beeinflusst                             Die insgesamt 213 Patientenzimmer basieren
                                                                           auf einer Einbettzimmer-Struktur und verfügen
                   die Form der Zusammenarbeit.
                                                                           je über einen Erker und eine Bettnische, die als
                                                                           Aufenthaltsbereich für Patientinnen und Pati-
                                                                           enten und deren Besuch vorgesehen sind. Die
                       talareals nach aussen vollendet. Die Fassade und    grossen Fensterflächen erlauben einen weiten
                       die Beschriftung sind angebracht, das Baugerüst     Blick über die Stadt Winterthur. Bei der Gestal-
                       wurde entfernt. Fortan konzentrieren sich die Ar-   tung der Räumlichkeiten und Trakte wurden die
                       beiten auf den Innenausbau und die Verbindung       Grundprinzipien der Farbpsychologie sowie von
                       mit den bestehenden Bauten, die Gebäudetechnik      Healing-Environment-Konzepten berücksichtigt.
                       oder den Anschluss des neuen Spitalgebäudes an      Zimmer und Korridore präsentieren sich in war-
                       das Fernwärmenetz der Stadt Winterthur.             men Holztönen und hellen Anstrichen.

22   KSW Jahresbericht 2020
350
    Die medizinischen Geräte nehmen viel Platz
ein. Damit Patientinnen und Patienten sowie das
Fachpersonal optimale Bedingungen vorfinden,
                                                    Fachleute wirken am Neubau mit.
hat die Projektleitung bei der Beschaffung dar-
auf geachtet, dass in den sieben Operationssälen,
der Geburtenabteilung und der Neonatologie          Rund
modernste, platzsparende Apparaturen verbaut
werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden, wo
ökonomisch und logistisch sinnvoll, bestehende
Geräte und Einrichtungen in den Spitalneubau
                                                    350 Mio. CHF
                                                    kostet der Spitalneubau.
übernommen. Eine von der Stadt Winterthur be-
triebene Solaranlage auf dem Dach des Neubaus
ergänzt die bisherige KSW-Stromversorgung.
    Der 25. Oktober 2021 ist im Projekt «didymos»
ein Meilenstein. An diesem Tag übergibt die Bau-
                                                    10 Mio. CHF
                                                    werden pro Monat verbaut.
leitung des Hochbauamts des Kantons Zürich den
Neubau an die Bauherrschaft und Betreiberin,

                                                    6 Monate
das KSW. Bis dahin werden die Arbeiten im Ge-
bäude mit Hochdruck fertiggestellt. Der Betriebs-
beginn ist für Februar 2022 vorgesehen.
                                                    Verzögerung wegen der COVID-19-Pandemie.
Nach Betriebsaufnahme ist vor dem Rückbau

                                                    Anfang 2024
Bereits kurz nach der Aufnahme des Betriebs im
Neubau starten die Arbeiten zum Rückbau des
alten Bettenhochhauses aus den 1960er Jahren
sowie die Gestaltung der Umgebung im nördli-        sind der Rückbau des Bettenhochhauses und
chen Teil des Spitalgeländes. Diese Arbeiten sind   die Umgebungsgestaltung vollendet.
voraussichtlich Anfang 2024 beendet.

                                                                                 Leistungsbericht   23
3
FINANZBERICHT

24   KSW Jahresbericht 2020
Massive finanzielle Einbussen,
  aber keine roten Zahlen

  Die Corona-Pandemie dominierte das Jahr 2020        Finanzielle Auswirkungen von Corona
  für das KSW auch in finanzieller Hinsicht: Der      Die coronabedingten Nettoerlösausfälle beliefen
  Corona-Effekt belastet das Ergebnis mit rund        sich 2020 auf 20 bis 30 Mio. CHF. Hinzu kommen
  30 Mio. CHF. Trotzdem schliesst das KSW das         um rund 6 Mio. CHF höhere Personalkosten für
  Geschäftsjahr 2020 mit einem kleinen Gewinn         die Behandlung von COVID-19-Patienten und die
  von 1,7 Mio. CHF ab. Der Gewinnrückgang gegen-      COVID-19-Tests sowie zusätzliche Sachkosten
  über dem Vorjahreswert von 29,1 Mio. CHF ist        im Umfang von 2 Mio. CHF für Schutzmaterial,
  erheblich. Hypothetisch bereinigt um die Sonder-    ­Testinfrastruktur, Reinigung und externes Si-
  effekte wegen der Corona-Pandemie würde das          cherheitspersonal. Demgegenüber stehen coro-
  Betriebsergebnis auf bzw. über dem Niveau des        nabedingte Zahlungen des Kantons Zürich von
  Vorjahres liegen. Weil das KSW keinen Betriebs-      knapp 3 Mio. CHF für Aufbaukosten, die Schu-
  verlust ausweist, erhält es vom Kanton Zürich        lung von IPS-Personal sowie das Führen einer
  keine Erlösausfallentschädigung.                     COVID-19-Intensiv- und -Bettenstation.
                                                           Die EBITDA-Marge (Betriebsergebnis vor
  Höherer Aufwand, geringerer Ertrag                   Abschreibungen und Zinsen) liegt mit 6,2% zum
  aus Behandlungen                                     ersten Mal seit der Einführung der neuen Spital-
  Insgesamt sank 2020 der Ertrag im stationären        finanzierung im Jahr 2012 unter dem Zielwert von
  Bereich um 4,1% von 335,0 auf 321,3 Mio. CHF,        10%. Eine EBITDA-Marge von 6,2% ist betrieblich
  während dieser Wert in den vergangenen Jah-          für eine langfristige Ausrichtung des KSW nicht
  ren im Durchschnitt um 3% gewachsen war. Dies        ausreichend. Sie entspricht jedoch dem durch-
  zeigt die Auswirkungen der Corona-Pandemie.          schnittlichen Betriebsergebnis, den Schweizer
  Der Ertrag aus dem ambulanten Bereich konnte         Spitäler in normalen Jahren ausweisen: Gemäss
  zwar von 172,0 auf 172,7 Mio. CHF um 0,4% gestei-    einer Analyse von PwC lag die durchschnittliche
  gert werden. Das Wachstum ist aber wegen der         EBITDA-Marge von 45 grösseren Schweizer Spi-
                                                       tälern in den Jahren 2015 bis 2019 zwischen 5,9%
                                                       und 6,5%.

Trotz Corona-Pandemie                                 EBITDA-Marge bleibt auch 2021 unter Druck
                                                      Wegen der andauernden Corona-Belastungen
hat das KSW einen
                                                      und der für 2021 geplanten nicht aktivierbaren
Gewinn erwirtschaftet.                                einmaligen Anschaffungen für den Neubau wird
                                                      die EBITDA-Marge von 10% voraussichtlich auch
                                                      2021 nicht erreicht. Nach dem Bezug des Neubaus
                                                      2022 wird das KSW wieder eine EBITDA-Marge
  Pandemie deutlich geringer ausgefallen als in den   von 10% anvisieren, um die mit dem Neubau ver-
  Vorjahren, in denen der Erlös aus den ambulanten    bundenen höheren Abschreibungen sowie die um-
  Behandlungen im Durchschnitt über 7% wuchs.         fangreichen Investitionen in die Digitalisierung
     Während die Erträge insgesamt um 2,9%            tragen zu können.
  von 552,8 auf 536,9 Mio. CHF abnahmen, stieg
  der Aufwand um 2,2%, nämlich von 523,7 auf          Eigenkapitalbasis weiterhin stabil
  535,2 Mio. CHF. Allein der Personalaufwand hat      Wie schon für 2019 beantragt der Spitalrat auch
  2020 wegen zusätzlich benötigten Personals und      für 2020, den Jahresgewinn von 1,7 Mio. CHF dem
  Zusatzkosten für Überzeitentschädigungen, nicht     Eigenkapital des KSW zuzuweisen. Das Eigen­
  bezogene Ferien und Corona-Prämien um 2,8%          kapital erhöht sich somit per 31. Dezember 2020
  zugenommen.                                         von 385,3 auf 387,0 Mio. CHF. Die Eigenkapital-
     Wie bereits in den Vorjahren haben die Ausga-    quote beträgt per 31. Dezember 2020 63,2%.
  ben für die Kantonsapotheke massiv zugenommen,
  und zwar um 7,6%. In den Ausgaben enthalten sind
  neben den Kosten für die Arzneimittel auch wei-
  tere Entschädigungen an die Kantonsapotheke.
  Diese bewegen sich in einem ähnlichen Rahmen
  wie im Vorjahr und liegen damit mutmasslich
  gegen 4 Mio. CHF über den Marktpreisen.

                                                                                                          Finanzen   25
Erfolgsrechnung
1.1.2020 bis 31.12.2020

                                                                                        Differenz    Differenz
                                                                                       zu Vorjahr   zu Vorjahr
in TCHF                                                             2020      2019          in %      absolut
Betriebsertrag
Erträge stationäre Patienten                                       321 307   335 024      –4,1%      –13 717
Erträge ambulante Patienten                                        172 725   171 999       0,4%           726
Bestandesänderungen aus angefangenen Behandlungen                      18      –157    –111,2%            175
Andere betriebliche Erträge                                         41 146    36 374      13,1%         4 772
Ertragsminderungen                                                   –846      1 083   –178,1%         –1 929
Verwendung von zweckgebundenen Fonds                                  929       934       –0,6%            –6
                                                                   535 279   545 257      –1,8%       –9 979
Betriebsaufwand
Medizinischer Bedarf                                                93 853    87 698       7,0%         6 155
Personalaufwand                                                    355 203   345 384       2,8%         9 819
Übriger Betriebsaufwand                                             50 008    50 586      –1,1%         –579
Zuweisung an zweckgebundene Fonds                                     771      1 886     –59,1%        –1 115
                                                                   499 835   485 554       2,9%        14 280

Betriebsergebnis vor Mieten, Zinsen und Abschreibungen (EBITDAR)    35 444    59 703    –40,6%       –24 259

Mieten/Leasing                                                       2 169     1 761      23,2%           408

Betriebsergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA)             33 275    57 942    –42,6%       –24 667

Abschreibungen
Abschreibungen auf Sachanlagen                                      30 193    30 257      –0,2%           –64
Abschreibungen auf immateriellen Anlagen                             2 552     3 302     –22,7%         –750
                                                                    32 745    33 559      –2,4%         –814

Betriebsergebnis vor Zinsen (EBIT)                                    530     24 383    –97,8%       –23 853

Finanzerfolg
Finanzertrag                                                          465       155      200,3%           310
Finanzaufwand                                                         479      2 799     –82,9%        –2 320
Beteiligungsertrag                                                   1 007     2 298     –56,2%        –1 291
                                                                      993      –346    –386,5%          1 339

Ordentliches Ergebnis                                                1 523    24 037    –93,7%       –22 514

Ausserordentliches Ergebnis
Ausserordentlicher Ertrag                                             148      5 053     –97,1%        –4 905
Ausserordentlicher Aufwand                                              –         –            –            –
                                                                      148      5 053     –97,1%       –4 905

Jahresergebnis                                                       1 671    29 090    –94,3%       –27 419

26   KSW Jahresbericht 2020
Aufwand und Gewinn                                Ertrag
536,9 Mio. CHF                                    536,9 Mio. CHF

                                                  500

                       Medizinischer Bedarf
                       93,3 Mio. CHF (17,5%)

                                                  400

                                                                                  Erträge
                                                                      Patienten stationär
                                                                   321,3 Mio. CHF (59,8 %)

                                                  300

                           Personalaufwand
                     355,2 Mio. CHF (66 ,2 %)

                                                  200

                           Übriger Aufwand                                          Erträge
                       50,8 Mio. CHF (9,5  %)                          Patienten ambulant
                                                  100
                                                                    172,7 Mio. CHF (32,2  %)
                    Abschreibungen, Mieten,
                     Leasing, Finanzaufwand
                       35,4 Mio. CHF (6,6  %)

                                     Gewinn                                Übrige Erträge
                         1,7 Mio. CHF (0,3 %)       0                42,9 Mio. CHF (8,0 %)

Betriebsergebnis in Prozent des Betriebsertrags         2020       2019          2018          2017         2016
EBITDAR-Marge                                            6,6       10,9           10,8         11,5          14,0
EBITDA-Marge                                             6,2       10,6            6,1          6,2              9,0
EBIT-Marge                                               0,1        4,5            3,3          1,9              5,9

                                                                                                      Finanzen    27
4
PERSONAL
HÖCHSTLEISTUNGEN
MITARBEITENDE IN ZAHLEN
AUS- UND WEITERBILDUNG

28   KSW Jahresbericht 2020
Höchstleistungen unter
erschwerten Bedingungen

Die Mitarbeitenden des KSW zeichneten sich im                 Mehr Mitarbeitende – weniger Patientinnen
herausfordernden Pandemie-Jahr 2020 durch                     und Patienten
hohe Flexibilität und Belastbarkeit aus. Der nor-             Die durchschnittliche Zahl der Vollzeitstellen stieg
male Ablauf wurde in allen Bereichen durchbro-                2020 um 58 oder 2,3% auf total 2523. Allein von
chen, was mehr als in anderen Jahren von jeder                August bis Oktober wurden rund 50 zusätzliche
und jedem Einzelnen eine offene Haltung und den               Stellen besetzt, um im Herbst für die erwartete
Blick über die eigene Abteilung hinaus erforderte.            zweite Corona-Welle über mehr Kapazität für die
    Die «Vorbereitung auf die Zukunft», die Spi-              adäquate Behandlung der Patientinnen und Pati-
talleitung und Spitalrat mit der Roadmap 2020                 enten im Normalbetrieb und auf den COVID-19-
im Vorjahr in die Wege geleitet hatten, war «just             Abteilungen zu verfügen.
in time» erfolgt. Zusammenspiel und Agilität der                  Mit 29 neuen Vollzeitstellen hatte das Not-
Organisation wurden im Corona-Jahr auf die Pro-               fallzentrum den höchsten Bedarf an zusätzlichen
be gestellt und erhielten Applaus. Die Du-Kultur,             Fachkräften aus unterschiedlichen Disziplinen,
die am 1. Januar 2020 zum Standard erhoben wor-               danach folgte das Departement Medizin mit 17
den war, mag allenfalls dazu beigetragen haben,               zusätzlichen Vollzeitstellen. In Bezug auf die Be-
dass man sich vermehrt auf Augenhöhe begeg-                   rufsgruppen wurde insbesondere in der Pflege
nete und neu zusammengesetzte Teams rascher                   (+24), im pflegetechnischen Bereich (+13), in der
zusammenwuchsen.                                              Hauswirtschaft (+15) und bei den Ärztinnen und
    Die Patientinnen und Patienten optimal durch              Ärzten (+12) mehr Personal eingestellt. Weniger
die Behandlung zu führen – ein weiteres Thema                 Stellen (−12) hatte die Technik zu verzeichnen.
der Roadmap – erforderte ob der erhöhten Si-                      Die Vollzeitstellen verteilten sich 2020 auf
cherheitsanforderungen rund um SARS-CoV-2                     3420 Mitarbeitende, das sind 126 mehr als 2019.
und wegen der zahlreichen Verschiebungen von                  Ende 2020 waren am KSW rund 53% der Mitar-
Operationen und Therapien noch mehr Sorgfalt                  beitenden teilzeitbeschäftigt. Als Teilzeit gilt ein
und Einsatz als üblich. Die COVID-19-Pandemie                 Beschäftigungsgrad von weniger als 90%.
war und ist noch immer ein grosses Projekt, das
von allen viel Engagement einfordert.

Entwicklung Vollzeitstellen / Mitarbeitende über 3 Jahre
inkl. Nebenbetriebe*, ohne Lernende, Praktikanten, Dozierende, Experten, Sitzwachen und Externe

                                                                        3420
                                                            3294
                                                3204

  2465       2465          2523

                                                                                        * 	 Nebenbetriebe:
                                                                                             Studienfonds, Kindertagesstätte
                                                                                             La Luna, Rettungsdienst
  2018        2019         2020                  2018       2019        2020

         Vollzeitstellen                                Mitarbeitende

                                                                                                                               Personal   29
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