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05.2019
Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 142
BRE XIT UND FINANZPL AT Z
Be prepared
32_ Nutzererlebnis 38_ Zehn Jahre 46_ Europa im
ist entscheidend IHK-Präsident Inneren stärken
Suchmaschinenoptimierung Takt- und Ideengeber Europawahl 2019
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Uns bewegt, was Sie bewegt. Gemeinsam zum Ziel. Ihr persönlicher Betreuer begleitet Sie in allen Phasen Ihrer unternehmerischen Entwicklung. Als starker, strategischer Partner kennt er Ihre Bedürfnisse und zieht bei speziellen Anforderungen andere Fachberater und Verbundpartner hinzu. Gebündeltes Wissen, das Sie für Ihren Erfolg nutzen können. Gemeinsam mit Ihnen erarbeiten wir Lösungen, damit Sie Ihre gesteckten Ziele erreichen. firmenkunden@frankfurter-sparkasse.de www.frankfurter-sparkasse.de/firmenkunden
VO RWO R T 3
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Frankfurt kann sich im Wettbewerb der Finanzplätze immer
besser behaupten. In einer aktuellen Vergleichsstudie findet
sich die Mainmetropole unter den Top Ten der weltweit at-
traktivsten Finanzmetropolen wieder. Offenkundig schätzen
Marktteilnehmer den hiesigen Standort zunehmend als siche-
„
ren Hafen mit unbestrittenen Infrastrukturvorteilen. Zu Recht!
Und die Zahlen sprechen, ungeachtet der Tragik der Brexit-
Entscheidung, für sich: Mehr als 30 Institute wollen bei uns
ihre Europazentrale errichten, Geschäftsbereiche ansie-
Ein einiges Europa
ist notwendiger denn je“
deln oder ausbauen, um den Zugang zu den EU-Märkten zu
sichern. Bis zu 800 Milliarden Euro Bilanzvolumen könnten
von London an den Main verlagert werden und so auf Sicht
der kommenden Jahre mehrere Tausend Arbeitsplätze in
unserer Region entstehen.
Umso wichtiger, dass die EU-27 auch nach der anstehen-
den Europawahl klaren Kurs auf Wachstum und Beschäfti-
gung halten. Der Binnenmarkt, der Euro sowie die vier Grund-
freiheiten des EU-Rechts waren und sind Garanten unseres
Wohlstands sowie eines Lebens in Frieden und Stabilität.
Allen Zweiflern am europäischen Projekt müssen gerade wir
Unternehmer dessen wegweisende Errungenschaften im-
mer wieder deutlich entgegenhalten. Und wenn wir in diesen
schwierigen Zeiten auch weiterhin wirtschaftliche und regula-
torische Standards mitgestalten wollen, ist ein einiges Europa
notwendiger denn je.
Dr. Lutz Raettig
Vizepräsident, IHK Frankfurt
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9
4 INH A LT 0 5 .1 9
28 38 32
05_
B R E X I T UND FIN A NZ-
PL AT Z
Den Übergang
meistern
Auf den Austritt des Vereinigten
Königreichs aus der Europäischen
Union sind die meisten Unterneh-
men und Banken gut vorbereitet.
Offene Fragen und Unwägbarkei-
ten gibt es dennoch. Für den Fi-
nanzplatz Frankfurt zeichnen sich
durch den Brexit auch Chancen ab.
42 54 52
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INH A LT 0 5 .1 9 5
3_ Vorwort
INHALT 05.19
6_ Kurzmeldungen
Fokusthema Brexit und Finanzplatz
10_ Den Übergang meistern
20_ Auslandsbanken: Wohlbedachter Markteintritt
22_ Die Zukunft der Bankenregulierung
24_ Fintechs: Das Nischendasein beendet
26_ Lloyd‘s Versicherer: Von Piraten- und Raumschiffen
Unternehmensreport
28_ Sorglos Hotelvermittlung: Unternehmensziel: Gutes tun
Unternehmenspraxis
32_ SEO: Nutzererlebnis ist entscheidend
Branchen
36_ Finanzwesen
Metropolregion FrankfurtRheinMain
38_ IHK-Präsident: Takt- und Ideengeber
42_ Grüne Soße für alle
44_ Biosphärenreservat: Für Mensch und Natur
46_ „Europa muss sich im Inneren stärken“
48_ EU wozu? – Zehn gute Gründe dafür
Aus- und Weiterbildung
52_ Integration: Gelebte Vielfalt
Recht und Steuern
54_ Roboter: Sache oder E-Person
56_ Grundsteuer wird erhöht
64_ Amtliches
66_ Zurückgeblättert | Mein Lieblingsort
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6 KUR ZMEL D UN GEN
KULT UR
UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G
Picasso – Druckgrafik als
Experiment Start des 5. Next
Economy Award
Foto: Städel Museum / VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Pablo Picasso gilt als Inbe-
griff des modernen Künst- Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis vergibt in
lergenies. Mit unermüd- Zusammenarbeit mit dem Rat für Nachhaltige Entwick-
licher Kreativität und lung und dem DIHK den Next Economy Award (NEA).
Schaffenskraft bediente er Der NEA ist die nationale Spitzenauszeichnung für Start-
sich scheinbar mühelos al- ups, die auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit set-
ler Gattungen, Techniken zen. Der Award wird am 22. November vergeben. Bis
und Materialien, darunter zum 24. Mai können sich Start-ups für den Preis bewer-
auch die Druckgrafik. Ob ben. www.nexteconomyaward.de
Radierung, Kaltnadel,
Lithografie oder Linol-
schnitt, mit nie schwin-
dender Neugier und Virtu- UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G
osität eignete sich Picasso
unterschiedlichste druckgrafische Verfahren an und befrag- WIBank erhöht Förderung
te auf immer neue, experimentelle Weise das einmal Gefun-
dene. Die Graphische Sammlung des Städel Museums wid- Hessische Unternehmen bekamen 2018 von der Wirtschafts-
met sich mit ihrer Ausstellung speziell dem druckgrafischen und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) Fördermittelzusagen
Œuvre des Künstlers. Präsentiert werden mehr als 60 Werke in Höhe von 243,7 Millionen Euro – gut 48 Prozent mehr als
Picassos aus dem Bestand der Graphischen Sammlung, er- im Vorjahr. Damit konnten Investitionen von mehr als 480 Mil-
gänzt durch einzelne Leihgaben aus dem Museum Ludwig, lionen Euro angestoßen werden. Stark nachgefragt waren der
Köln, und aus Privatbesitz. Die Auswahl lässt Picassos ge- Hessische Innovationskredit und das Förderprogramm Grün-
samte druckgrafische Entwicklung von den frühen Pariser dungs- und Wachstumsfinanzierung. Auch das Hessen-Mikro-
Jahren bis in sein Spätwerk anschaulich werden. Städel Mu- darlehen entwickelt sich stabil: Hier sagte die WIBank ein Ge-
seum, bis 30. Juni. www.staedelmuseum.de samtvolumen von 1,6 Millionen Euro zu. www.wibank.de
ME T R O P O L R EGI O N
Mit dem Fahrrad zum Flughafen
INDUSTRIEBAU & GEWERBEBAU
Foto: Gettyimages / Michael Moeller/EyeEm
PLANUNG – PRODUKTION – MONTAGE
Der Regionalverband FrankfurtRheinMain hat ein neues digitales Informationsange-
bot rund um den Frankfurter Flughafen geschaffen. Beantwortet werden dort Fra-
gen von Airportmitarbeitern, Pendlern und Freizeitradlern: Welche Anfahrtswege
WOLF SYSTEM GMBH zum Flughafen gibt es und wie ist deren Beschaffenheit? Wo befinden sich Gefah-
94486 Osterhofen
Tel. 09932 37-0 renstellen, Baustellen, Querungen? Wo finde ich Fahrradständer? Wie lange dauert
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die Fahrt von meinem Wohnort zum Flughafen? www.region-frankfurt.de/
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airportradeln
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KUR ZMEL D UN GEN 7
N ACHH A LT I GK EI T
I T-S I CHER HEI T
Bündnis für Nachhaltig-
keit geht an den Start Warnung vor Schad-
software
Mit Sitzung vom
Foto: Gettyimages / Andrzej Wojcicki
10. April wurde das Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
bisherige Entschei- (BSI) hat Anfang dieses Jahres Tablets und Smartphones
dungsgremium der mit vorinstallierter Schadsoftware gefunden, die über
Nachhaltigkeitsstrate- Online-Plattformen auch in Deutschland gekauft werden
gie Hessen – die Nach- können. Das BSI warnt vor dem Einsatz dieser Geräte
haltigkeitskonferenz – und mahnt, dass der Preis oder technische Features allein
durch das „Hessische kein Kriterium für eine Kaufentscheidung sein sollten. Die
Bündnis für Nachhal- Anwender zahlten sonst möglicherweise mit ihren Daten
tigkeit“ (HBN) abge- oder durch betrügerische Aktivitäten drauf. Um eine
löst. Im HBN kommen fundierte Kaufentscheidung treffen zu können, seien die
Verantwortliche der Anwender auch auf eine transparente Darstellung der
Landespolitik sowie wichtiger hessischer Verbände, darunter Sicherheitseigenschaften angewiesen. Hier seien die
der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK), ein- Händler gefordert. Sie müssten dafür Sorge tragen, dass
mal jährlich zusammen und treffen Entscheidungen für die solche Geräte gar nicht erst in den Markt kommen, heißt
Themen der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Arbeit des Hessi- es beim BSI. Hinweise zu den Geräten und dem aktuellen
schen Bündnisses für Nachhaltigkeit wird durch das „Forum Stand unter www.bsi.bund.de Schadsoftware
für Nachhaltigkeit“ ergänzt. www.hessen-nachhaltig.de
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8 KUR ZMEL D UN GEN
ME T R O P O L R EGI O N
Englischsprachige Kulturtipps aus der Region
FrankfurtRheinMain zieht als starker Finanz- und Wirtschaftsstandort ein
Foto: Picture-Alliance / Bernd Kammerer
internationales Publikum an. Zugleich zeichnet die Region ein breites Kul-
turangebot aus. Das neue Magazin „Culture Frankfurt/Rhein/Main“, das
in Print und online erscheint, will der internationalen Community und den
vielen neu in die Region kommenden Menschen eine Orientierung für
und einen schnellen Einstieg in diese kulturelle Vielfalt geben. Das Maga-
zin wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und der FRM unterstützt.
Die Printausgabe in englischer Sprache ist bei ausgewählten Kulturinsti-
tutionen erhältlich und wird nach und nach an die Unternehmen verteilt.
Veranstaltungen online unter: www.culturefrankfurtrheinmain.com
H O CH TAUNUS K R EI S ME T R O P O L R EGI O N
Hochtaunus 2030+: Entwick- Industriekultur für Kinder
lungskonzept gestartet und Jugendliche
Wie soll das Leben im Hochtaunuskreis 2030 aussehen? Bei der „Route der Industriekultur Junior“ können Kinder und
Dazu will der Kreis gemeinsam mit den Bürgern und Kom- Jugendliche auf anschauliche, kreative und lehrreiche Art In-
munen ein Entwicklungskonzept ausarbeiten. Darin sollen dustriekultur erleben. Das rund 100 Veranstaltungen umfas-
themenübergreifend Entwicklungspotenziale und Umset- sende Programm richtet sich an Gruppen aus dem schulischen
zungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Ziel ist ein zukunfts- und außerschulischen Bereich. Viele der kostenfreien oder ver-
weisender, identitätsstiftender und konsensfähiger Leitfaden günstigten Angebote stehen ab sofort bis Ende Oktober zur
zur Entwicklung des Landkreises. Inhaltlich wird dieser Pro- Verfügung, Kernzeit ist vom 17. bis 27. Juni, den beiden Wo-
zess vom Planungsbüro AS+P Albert Speer und Partner be- chen vor den hessischen Sommerferien. Das Programm und
gleitet. www.hochtaunuskreis.de/hochtaunus+2030 eine Veranstaltungsübersicht stehen unter www.krfrm.de
AUS B IL D UN G
Rund 60 000 Studierende ohne Abitur Foto: Gettyimages / Gilaxia
Dass das Fehlen von Abitur oder Fachhochschulreife bei der Aufnahme eines Stu-
diums durch Berufserfahrung wettgemacht werden kann, hat sich in Deutschland
herumgesprochen. Diese Möglichkeit nutzen aktuell nach Berechnungen des CHE
Centrum für Hochschulentwicklung rund 60 000 Menschen. Damit hat sich die
Zahl der Studierenden ohne Abitur zwischen 2007 und 2017 vervierfacht. Wer sich
Gedanken über die fachliche Weiterentwicklung seiner Beschäftigten mit einem
berufsbegleitenden Studium macht, sollte diese Möglichkeit prüfen. Seit einigen
Jahren können nicht nur Absolventen der Aufstiegsfortbildung diesen Weg ge-
hen, sondern auch Absolventen der dualen Berufsausbildung, die eine Note von
2,5 und besser im Abschlusszeugnis erreicht haben. Generelle Voraussetzung für
die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fach-
hochschulreife ist eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von
Berufserfahrung. Studieninteressierten stehen in Deutschland hierfür bundesweit
über 8 000 Studienangebote offen. www.studieren-ohne-Abitur.de
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KUR ZMEL D UN GEN
Atriumbungalow
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FIN A NZPL AT Z IMMOBILIE DES MONATS OFFENBACH
OBJEKT ID: 1507
Bafin startet Markt
PREIS: 748.000 EURO
untersuchung zu Mifid II
Foto: Gettyimages / Bloomberg
ca. 423 m2 ca. 263 m2 6 4 4 3
Energieausweis nicht erforderlich. Denkmalschutzobjekt.
Ein Jahr nach Inkrafttreten der europäischen Finanzmarkt-
richtlinie untersuchte die Bafin im ersten Quartal erneut, wie
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unterstützen, die in die Qualität von gewerblich genutz-
ten Erdgeschosszonen in der Höchster Innenstadt
investieren. Solche Gewerbeflächen sollen dadurch
attraktiver gestaltet, bewährte Nutzungen verstetigt und
Leerstand beseitigt werden. Gefördert werden insbe-
sondere Vorhaben im Gebäudebestand. Darunter Um-
oder Anbauten zur Modernisierung und Aufwertung von
gewerblichen Erdgeschossflächen inklusive der Einrich- Mehrfach
tung oder Rückbau und Ersatz der Außenfassade inklu- ausgezeichneter
sive Werbeanlagen. Antragsberechtigt sind Gebäude- Service
eigentümer und Erbbauberechtigte, bei der
Umgestaltung von Geschäftsflächen auch Mieter und
Pächter des zu fördernden Objekts. Weitere Informatio-
nen und Ansprechpartner unter: www.stadtplanungs
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Foto: Gettyimages / Amer Ghazzal
Brexit und Finanzplatz
Be prepared
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 11
BREXIT
Den Übergang meistern
Der Brexit stellt international tätige Unternehmen und Banken vor völlig neue
Herausforderungen. Die meisten von ihnen haben sich in den vergangenen M onaten
auf den Übergang vorbereitet. Aber noch gibt es zahlreiche Unbekannte.
Spätestens am 31. Oktober wird das Vereinigte Königreich die Europäische Union
„
verlassen. Zumindest ist es so geplant. Aber was heißt das schon. Geplant war in
den zurückliegenden knapp drei Jahren seit dem Referendum am 23. Juni 2016 be-
reits vieles – und manches davon wurde anschließend wieder geändert, zurückge-
nommen, verschoben. Kein Wunder, dass deshalb „Unsicherheit“ der Begriff ist,
der in Zusammenhang mit dem Brexit am häufigsten fällt.
Unternehmen sehen sich für
den Brexit gerüstet“
„Die größte Herausforderung ist die Unsicherheit“, sagt beispielsweise Frank En-
gels, der als Geschäftsführer von Union Investment Privatfonds das Portfolioma-
nagement der in Frankfurt beheimateten genossenschaftlichen Fondsgesellschaft
leitet: „Denn der Schritt der Briten ist ohne Beispiel in der Geschichte der EU.“ Im-
merhin bedeute der Brexit die – zumindest teilweise – Rückabwicklung der tiefen
wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Verflechtung des Inselstaats mit dem
Kontinent. „Angesichts der Größe Großbritanniens, seiner ökonomischen Bedeu-
tung und seiner herausgehobenen Stellung in der Finanzindustrie sind die Fragezei-
chen groß“, meint Engels.
Trotz dieser Fragezeichen – oder gerade wegen ihnen – haben die meisten im inter-
nationalen Geschäft tätigen Unternehmen in RheinMain und die Kreditinstitute am
„Die größte Herausforderung ist die Unsicherheit, denn der
Schritt der Briten ist ohne Beispiel in der Geschichte der EU.“
Dr. Frank Engels, Geschäftsführer, Union Investment Privatfonds,
Leiter des Portfoliomanagements von Union Investment
Finanzplatz Frankfurt spätestens im vergangenen Jahr damit begonnen, sich auf
den Brexit vorzubereiten. Die Palette der unternehmerischen Hausaufgaben, die
zu erledigen waren, reichte von der Überprüfung und Aktualisierung von Verträgen
über die Verlagerung einzelner Aktivitäten bis hin zur Anpassung der Lieferketten.
Mittlerweile ist ein großer Teil der Vorbereitungen abgeschlossen, und viele Unter-
nehmen sehen sich nunmehr für den Übergang – ganz gleich, ob am 31. Oktober
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 912 FO KUS T HEM A
BREXIT-CHRONOLOGIE
sind es jedoch verdammt viele
Steine.“
• 23. Juni 2016: Im Referendum stimmen 52 Prozent der britischen Wähler für einen Austritt Die Commerzbank, so erklärt Vor-
des Vereinigten Königreichs aus der EU. Die Wahlbeteiligung liegt bei gut 72 Prozent. standsmitglied Reuther, habe sich „auf
• 29. März 2017: Premierministerin May benachrichtigt die EU formal über den Austrittswunsch alle Szenarien vorbereitet“, da es noch
des Vereinigten Königreichs gemäß Artikel 50 EUV. Der Austritt wird im Einklang mit EU- immer nicht ganz klar ist, wann und auf
Recht auf den 29. März 2019 festgelegt. welche Weise genau sich Großbritan-
nien verabschieden wird. Sie könne da-
• 19. Juni 2017: Die „Task Force Brexit“ der EU und Vertreter des Vereinigten Königreichs treten her „flexibel reagieren“. Zugleich wur-
in Verhandlungen um ein Austrittsabkommen ein. Das fertige Abkommen findet allerdings im den bereits einzelne Aktivitäten neu
britischen Unterhaus wiederholt keine Zustimmung. organisiert. Für jene Commerzbank-Kun-
• 21. März 2019: EU und Vereinigtes Königreich einigen sich auf eine Verschiebung des Aus- den aus Kontinentaleuropa etwa, die
trittstermins auf den 12. April 2019. bislang aus London heraus betreut wur-
• 10. April 2019: EU und Vereinigtes Königreich verschieben den Austrittstermin auf den den, „verlagern wir die entsprechenden
31. Oktober. Vertriebskapazitäten an unsere Standor-
te auf dem Kontinent“, erörtert Reuther.
oder doch schon früher – gerüstet. Zu einem ebenfalls positiven Befund Gemeinsame Lösungen
Jedenfalls soweit dies aus heutiger gelangt der Spitzenverband des pri-
Sicht angesichts mehrerer Unbekann- vaten deutschen Kreditgewerbes, Aber nicht nur in der Finanzwirtschaft,
ter möglich ist. wenn er feststellt, „dass sich unsere sondern auch in Industrie und Dienst-
Banken für einen No-Deal-Brexit gut leistungsbranchen blicken zahlreiche
Banken am besten vorbereitet vorbereitet haben“. Man habe sei- Unternehmen mittlerweile dem Bre-
„Als Bank mit Sitz in der Europäischen
Union sind wir für mögliche Verände-
rungen gut aufgestellt“, erklärt Com- „Wir haben uns auf alle Szenarien vorbereitet und können
merzbank-Vorstandsmitglied Michael flexibel reagieren.“
Reuther auf Anfrage. Er steht mit dieser Michael Reuther, Vorstand Firmenkundengeschäft, Commerzbank
Aussage stellvertretend für viele hie-
sige Finanzinstitute, die in Britannien
Geschäft betreiben. Schließlich hat der
Bundesverband der Deutschen Indus- tens des Bankenverbands versucht, xit relativ entspannt entgegen. So hat
trie in einer gemeinsam mit der Prüf- gemeinsam mit den Kreditinstituten sich etwa der Frankfurter Glas- und
und Beratungsgesellschaft Deloitte er- „jeden Stein umzudrehen“, berichtet Vitrinenspezialist Glasbau Hahn eben-
stellten Studie über die Vorbereitungen der Hauptgeschäftsführer des Bun- falls auf den Austritt der Briten aus
deutscher Unternehmen auf den Brexit desverbands deutscher Banken, An- der EU eingestellt. Der Mittelständ-
erst kürzlich festgestellt: „Die Banken dreas Krautscheid – um gleichzeitig ler hat einen Gang zugelegt, um ver-
sind hier am besten vorbereitet.“ einzuräumen: „Zugegebenermaßen einbarte Aufträge rechtzeitig zu Ende
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 13
D R EI FR AGEN A N
Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin, Helaba Landesbank Hessen-Thüringen,
Frankfurt, über die Perspektiven für den Finanzplatz Frankfurt in der Post-Brexit-Ära.
Frau Dr. Traud, welche Chancen Wann wird die EZB die Zinswende Welche Reformen sind in der Euro-
bietet der Brexit dem Finanzplatz einleiten? zone vordringlich?
Frankfurt? Die Konjunkturunsicherheit hat zu- Das Wachstumspotenzial in der Euro-
Als das führende Finanzzentrum Kon- letzt auch die EZB erfasst. Allerdings zone ist niedrig. Priorität sollte deswe-
tinentaleuropas ist Frankfurt der klare dürfte die Konjunkturdelle im Jahres- gen die Anhebung der Produktivität
Favorit für die Brexit-Banken. Seine verlauf überwunden werden, was der haben. Es gilt, Defizite in der berufli-
internationale Wettbewerbsposition EZB im Schlussquartal Spielraum für chen Bildung und in der digitalen Inf-
kann sich mit der nun noch stärkeren eine moderate Anhebung der Leitzin- rastruktur zu beseitigen. Die Renten-
Präsenz von Auslandsbanken weiter sen eröffnet. politik sollte nicht länger den früheren
verbessern. Ruhestand finanziell belohnen.
Die Fragen stellte Dr. Matthias Schoder,
Geschäftsführer, IHK Frankfurt.
Bürgschaftsbank erleichtert Zugang zu Krediten
Gründer, Nachfolger und bestehende Unternehmen, die eine Bürgschafts
zusage der Bürgschaftsbank Hessen (BBH) erhalten, haben größere Chancen
auf Erfolg bei ihrer Hausbank und am Markt. Dorthin führen prinzipiell zwei
Sicherheiten
für Ihren Erfolg
Wege: Bei einer klassischen Bürgschaftsanfrage geht der Unternehmer zu
nächst zur finanzierenden Bank, die dann gemeinsam mit ihm bei der Bürg
schaftsbank den Antrag auf Besicherung des Kredites stellt. Bei der „Bürg
schaft ohne Bank“ dagegen treten die potenziellen Unternehmer direkt an
• Selbständigkeit
die BBH heran und schildern ihre Absichten sowie ihren Finanzbedarf.
• Betriebsübernahme
Daraufhin prüft die Bürgschaftsbank das Vorhaben und gibt im Erfolgsfall • Auftrags-Vorfinanzierung
eine Bürgschaftszusage, mit welcher der Unternehmer dann eine finanzie • Unternehmensvergrößerung
rende Bank kontaktiert. Mit einer klassischen Bürgschaft können Kredite
bis zu 1,5 Millionen Euro besichert werden, mit BoB bis zu 650.000 Euro. Ge Eine Bürgschaft sichert den
sellschafter der BBH sind die Kammern und Verbände der hessischen Wirt Bankkredit für Ihr Vorhaben.
schaft sowie Kreditinstitute. Sprechen Sie mit uns.
Foto: clipVISION Michael Wicander
Eine Bürgschaft stärkt die Ausgangsituation der Unternehmer im Finan
www.bb-h.de
zierungsgespräch mit der Hausbank nicht nur durch die werthaltige
Tel. (0611) 1507-0
Sicherheit, sondern auch qualitativ: Schließlich konnte der Unternehmer
ein Konzept vorlegen, welches von der Bürgschaftsbank auf seine Erfolgs
aussichten hin geprüft und als erfolgversprechend bewertet wurde. Dies
kann auch bei der Konditionsgestaltung mit der Hausbank von Vorteil sein.
Übrigens: Die Ausfallquote bei Unternehmen, die eine Bürgschaft der BBH
bekommen haben, liegt deutlich unter dem Marktschnitt.
Weitere Informationen unter www.bb-h.de.
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 914 FO KUS T HEM A
zu führen: „Wegen des näher rücken- Ärmelkanals habe Glasbau Hahn deswe- Großbritannien angeboten werden kann.
den Brexits haben wir uns bemüht, gen bereits besprochen, dass man sich „Der Brexit bedeutet für uns einen Um-
die laufenden Projekte im Vereinigten zusätzlichen Aufwand wegen des Bre- satzverlust“, konstatiert Dr. Kai Schleen-
Königreich schneller abzuwickeln, um xits teilen und gemeinsame Lösungen hain, einer der beiden Geschäftsführer
sie vor dem Brexit-Stichtag abzuschlie- finden wolle. von Hennig Arzneimittel. „Den Patien-
ßen“, berichtet Iris Großmann, verant- ten in Großbritannien fehlt dann ein hilf-
wortlich für den Vertrieb in Großbri- Verteuerte Einfuhren reiches Medikament gegen Schwindel.“
tannien.
Rechtzeitige Vorbereitung bedeutet al- Hennig hat keinen Vertriebspartner vor
Glasbau Hahn habe ständig Aufträge in lerdings noch längst nicht, dass alle Be- Ort, die dortigen Großhändler bestellen
Großbritannien, von kleinen Projekten einträchtigungen durch den Austritt des direkt bei dem hessischen Mittelständ-
bis hin zu den Vitrinen von Westmins- Vereinigten Königreichs aus der EU auf- ler. Nach dem EU-Austritt der Briten
werden absehbar die Einfuhrbestim-
mungen komplizierter, was den admi-
nistrativen Aufwand erhöht. Außerdem
„Wegen des näher rückenden Brexits haben wir uns bemüht, die
steigen die Kosten, wenn Zölle anfallen.
laufenden Projekte im Vereinigten Königreich schneller abzu
Die britischen Großhändler, die Hennig
wickeln, um sie vor dem Brexit-Stichtag abzuschließen.“
wegen dieser Themen in den vergan-
Iris Großmann, Vertrieb Großbritannien, Glasbau Hahn
genen Monaten kontaktiert hat, sehen
sich weder in der Lage, sich für ein hal-
bes Jahr zu bevorraten, noch die Bestel-
ter Abbey. Mit Blick auf das künftige gefangen werden können. Denn es gibt lungen aufrechtzuerhalten, wenn Zölle
Geschäft nach dem EU-Austritt gebe auch negative Auswirkungen des Bre- und Zollformalitäten die Einfuhren ver-
es freilich noch „einige Ungewisshei- xits auf das Geschäft, die sich selbst teuern werden.
ten“, sagt Großmann. Schließlich sei bei frühzeitiger Erkennung nicht ver-
noch nicht absehbar, ob die Entsendung meiden lassen. Beispielsweise hat der Immerhin hat der Flörsheimer Arznei-
von Monteuren störungsfrei klappen Brexit für das pharmazeutische Unter- mittelhersteller Glück, dass er bei der
und ob nicht der Warenverkehr durch nehmen Hennig Arzneimittel aus Flörs- Überprüfung der Zulieferer für seine
Zollformalitäten erschwert werde. Mit heim zur Folge, dass dessen Original- eigenen Waren wie auch für Produk-
den Kunden und Partnern jenseits des präparat gegen Schwindel nicht mehr in te seiner Lohnauftragskunden nicht
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 15
auf unlösbare Schwierigkeiten gesto- und mit Schwierigkeiten bei der Entsen- Nutzung des stillgelegten Regionalflug-
ßen ist. Schließlich könnten Lieferpro- dung von Mitarbeitern oder auch mit Ka- hafens Manston als Notparkplatz.
bleme – und sei es nur für den kleins- pazitätslücken beim Angebot von Dienst-
ten Roh- oder Hilfsstoff – die gesamte leistungen gerechnet werden muss. Und Auch wird darüber nachgedacht, auf
Produktion eines Medikaments ge- wenn ja, an welchen Stellen und auf wel- der Autobahn M26 Haltespuren einzu-
fährden. Erfreulicherweise hat Hennig chen Märkten Kapazitätsprobleme oder richten. Der internationale Transport-
Arzneimittel festgestellt, dass nur zwei gar Verwerfungen aufzutreten drohen. konzern Kühne und Nagel hat sogar
Produkte Beilieferungen aus Großbri- schon damit begonnen, sich Kapazitä-
tannien voraussetzen. Etwaigen Eng- Sorgen um Frachtverkehr ten auf dem Wasser- und Luftweg zu
pässen sei nun durch ausreichende sichern, um Fracht von der Straße zu
Bevorratung beziehungsweise durch Als besonders neuralgische Punkte gel- nehmen. Das zeigt, dass es zumindest
Wechsel zu einem Lieferanten aus ten die Grenzübergänge im Straßen- für den Lkw-Warenverkehr zwischen
Kontinentaleuropa und Großbritannien
sowie zwischen Irland und Großbritan-
nien Anlass für ernsthafte Besorgnis
„Der Brexit bedeutet für uns einen Umsatzverlust. Den Patienten
gibt.
in Großbritannien fehlt dann ein hilfreiches Medikament gegen
Schwindel.“
Flughafen gibt Entwarnung
Dr. med. Kai Schleenhain, Geschäftsführer, Hennig Arzneimittel
Im Luftverkehr stehen zwar jene Flug-
linien vor Schwierigkeiten, die einen
einem anderen europäischen Land vor- frachtverkehr, insbesondere die Knoten hohen Anteil britischer Anteilseig-
gebeugt worden. beim Transit über den Ärmelkanal – al- ner haben und denen daher der Ent-
len voran die Hafenstädte Dover und zug von Flugrechten innerhalb der EU
Je näher der Brexit-Stichtag rückt, umso Calais. Prognosen über Lkw-Rückstaus droht. Jenseits dieses Spezialproblems
intensiver werden die Fragen diskutiert, von 30 Kilometern Länge auf der Auto- sind die Beteiligten jedoch recht ent-
ob denn unmittelbar nach dem „B-Day“ bahn nach Dover haben die britische spannt – auch in RheinMain. So gibt
tatsächlich chaotische Verhältnisse dro- Regierung jüngst bewogen, vorsichts- der Frankfurter Flughafen Entwarnung.
hen – ob beispielsweise mit dramati- halber Ausweichoptionen im sogenann- „Für uns als Flughafenbetreiber erwar-
schen Engpässen in den Lieferketten ten Kent-Korridor zu testen, etwa die ten wir in Frankfurt keine signifikanten
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D R EI FR AGEN A N
Marion Spielmann, Leiterin des Bereichs COO Bankgeschäftsfelder und
Verwahrstelle, DekaBank, Frankfurt, zu deren Brexit-Vorbereitungen
Vor welche Herausforderungen Unter anderem mussten bestehende entsprechende Erlaubnis der briti-
stellt der Brexit die DekaBank? Verträge nach englischem Recht im schen Finanzaufsicht benötigen. Hier-
Im Handelsgeschäft haben die meis- Hinblick auf Bestandsgeschäfte über- für müssen wir ein Genehmigungs-
ten unserer Vertragspartner ihren Ge- prüft und Vertragsverhandlungen mit verfahren durchlaufen. Aufgrund der
schäftssitz in Großbritannien. Im Zuge den neuen EU-27-Geschäftspartnern künftigen Beaufsichtigung durch den
des Brexits wird Großbritannien ein geführt werden. Außerdem mussten UK-Regulator und die Anwendbar-
Drittstaat und unterliegt nicht mehr wir diverse Anpassungen in unseren keit von aufsichtsrechtlichen Anforde-
der europäischen Bankenaufsicht. Banksystemen vornehmen. rungen Großbritanniens erwarten wir
einen größeren Aufwand als heute.
Welche Aufgaben musste die Steigt wegen des Brexits der
DekaBank erledigen, um sich für Aufwand für die Bank? Die Fragen stellte Detlef Fechtner,
den Brexit zu rüsten? Wir werden voraussichtlich für stellvertretender Chefredakteur,
unsere Geschäftsaktivitäten eine Börsen-Zeitung, Frankfurt.
Auswirkungen durch den Brexit“, sagt wäre der finanzwirtschaftliche Schaden Wohnungsmarkt bleibt stabil
Jürgen Harrer, Leiter der Unterneh- für das zum MDax gehörende Unter-
menskommunikation von Fraport. Am nehmen überschaubar. „Auch was die Vergleichsweise unaufgeregt sind auch
Frankfurter Flughafen mache der Ver- operativen Abläufe in den Terminals Voraussagen für den Frankfurter Woh-
kehr von und nach Großbritannien weni- betrifft, würde uns ein Brexit vor keine nungsmarkt. Der Sorge, dass sich die
ger als fünf Prozent des gesamten Pas- besonderen Herausforderungen stel- aus Sicht von Wohnungssuchenden oh-
sagieraufkommens aus. len“, ist der Fraport-Kommunikations- nehin nicht einfache Situation durch den
chef überzeugt. Zumal sich am Ein- und Brexit dramatisch verschärft, tritt Bert
Selbst falls bei einem ungeordneten Ausreiseprozess nichts Wesentliches Nicolaus, Geschäftsführer von Nico-
Brexit die Verkehre vollständig ausfal- ändern wird, da Großbritannien bereits laus Immobilien, entgegen. „Die ersten
len würden – ein Szenario, das Harrer heute nicht dem Schengen-Raum an- Brexit-Banker kommen jetzt, und mög-
als „unwahrscheinlich“ einschätzt –, gehört. licherweise nimmt ihre Zahl noch zu“,
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 17
beschreibt Nicolaus die Situation. „Aber
ich erwarte nicht, dass dies den Frank-
furter Mietwohnungsmarkt durcheinan- Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich
derwirbeln wird“, meint der Immobilien-
experte. 84,37 Mrd. Euro
Export/Import*
37,07 Mrd. Euro
Sogar mit Blick auf die steigende At-
traktivität sogenannter Boardinghou- 118,0 Mrd. Euro
Direktinvestitionen**
ses, also dem längerfristigen und meist 42,4 Mrd. Euro
auf entsandte Beschäftigte von Fir- rund 2.200 Unternehmen
ca. 412.000 Mitarbeiter
men zugeschnittenen Angebot von Unternehmen*
über 1.400 Unternehmen
Zimmern und Apartments mit hotel- ca. 267.000 Mitarbeiter
ähnlichen Leistungen in städtischer
Umgebung, warnt Nicolaus vor einer * Zahlen für 2017
** Zahlen für 2016
Überschätzung des Brexit-Effekts. „Die Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2018 (vorläufige Daten); Deutsche Bundesbank
(Bestandserhebung über Direktinvestitionen, Statistische Sonderveröffentlichung April 2018)
Nachfrage nach exklusiven möblier-
ten Mietwohnungen in guter Lage und
nach Boardinghouses in Frankfurt ist
stark – aber das ist sie schon seit Län-
gerem, und das hat bislang recht wenig aus London nach Frankfurt wandert, Frühjahr, konkretisiere sich die Verla-
mit dem Brexit zu tun.“ nicht gleich mitsamt ihrer Familie um- gerung von Geschäften von der Them-
ziehen, sondern fernpendeln werden – se an den Main, erklärt die Chefvolks-
Viele Banker werden pendeln eine Prognose, die von Personalbera- wirtin. Mit Sicht auf die nächsten Jahre
tern aufgrund der bislang gemachten rechnet Traud mit einem signifikanten
Eine Studie der Helaba kommt zu Er- Erfahrungen bestätigt wird. Arbeitsplatzeffekt im Kreditgewerbe am
gebnissen, die zum großen Teil mit der hiesigen Finanzplatz: „Dieser mehrjäh-
Einschätzung von Nicolaus korrespon- Erste Adresse für Brexit-Banken rige Auf- und Ausbau von mindestens
dieren. Die Experten der Landesbank 8 000 Finanzjobs in der Mainmetropole
erinnern daran, dass die Situation am Wie viele Arbeitsplätze es am Ende ist letzten Sommer angelaufen.“
Frankfurter Wohnungsmarkt bereits sein werden, die am Finanzplatz Frank-
seit geraumer Zeit angespannt ist – vor furt aufgrund des Brexits neu entste- Möglicherweise könnte der Brexit so-
allem wegen des kräftigen Bevölke- hen werden, und wann genau Banken gar zu einer noch deutlicheren Um-
rungswachstums infolge des Zuzugs Jobs tatsächlich nach Frankfurt verla- schichtung von Aktivitäten führen. Das
vom Land in die Stadt und somit unbe- gern, ist und bleibt eine bloße Schätz- hängt maßgeblich von der Entwicklung
schadet vom Brexit. Der Helaba zufolge größe. Die Helaba fühlt sich nach wie des regulatorischen Rahmens ab. Eine
ist „allein in den zehn Jahren vor dem vor mit ihrer Prognose wohl, dass zentrale Rolle spielt dabei die noch un-
Brexit die Zahl der sozialversicherungs- Frankfurt von den Brexit-bedingt an an- geklärte Frage, ob auf Euro lautende
pflichtig Beschäftigten in der Stadt um deren Finanzstandorten entstehenden Derivate in Zukunft weiterhin in Lon-
fast 100 000 gestiegen“. Jobs „rund die Hälfte auf sich ziehen don verrechnet werden dürfen – die
dürfte“. Denn Frankfurt, davon ist He- Diskussion, die unter dem Schlagwort
Was die Auswirkungen neuer Jobs, laba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud fest Euro-Clearing geführt wird. Was nach
die Brexit-bedingt in den nächsten überzeugt, „ist die erste Adresse für einer technischen Petitesse klingt, hat
Jahren entstehen dürften, auf den Brexit-Banken – mit weitem Abstand politische Sprengkraft – und erhebliche
Frankfurter Mietwohnungsmarkt an- vor anderen Hubs wie Amsterdam, Pa- Auswirkungen auf den Wettbewerb der
geht, so weist die Helaba darauf hin, ris oder Dublin“. Finanzplätze.
dass diese Positionen wohl längst
nicht alle mit aus London entsand- Signifikanter Arbeitsplatzeffekt Euro-Clearing kann verlagert werden
ten Fachleuten besetzt werden, son-
dern auch mit Bankern, die bereits in Traud erinnert daran, dass die Zahl der Gerade noch rechtzeitig vor Ende
Frankfurt leben „und teilweise keinen Banken, die wegen des Brexits Einhei- der Legislaturperiode des EU-Parla-
zusätzlichen Wohnraum benötigen“. ten nach Frankfurt verlagert oder sich ments haben sich die europäischen
Zugleich sei damit zu rechnen, dass dort neu angesiedelt haben, mittler- Gesetzgeber auf eine Reform der Re-
einige der Banker, deren Arbeitsplatz weile auf 29 gestiegen sei. Jetzt, im geln für Clearinghäuser verständigt.
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 918 FO KUS T HEM A
Der Kompromiss sieht vor, dass die Erik Tim Müller, „sondern wir haben
EU-Kommission nach dem Brexit unter uns direkt an den Kunden gewandt und
bestimmten Umständen die Verlage- ihnen Anreize geboten, Teile des Ge-
rung des Euro-Clearings, das derzeit schäfts von London nach Frankfurt zu
noch zum weit überwiegenden Teil in verlagern.“
London stattfindet, an einen Finanz-
platz in der EU vorschreiben kann. Die bisher erreichten Ergebnisse des
Allein die Aussicht, dass Geschäfte Partnerschaftsprogramms können sich
irgendwann nicht länger in London ver- sehen lassen. Eurex hat den Marktanteil
rechnet werden dürfen, hat den Markt im Euro-Clearing binnen eines Jahres
in Bewegung gebracht. von unter ein Prozent auf zuletzt zwölf
Prozent gesteigert. Dabei ist es gelun-
Dass etwas in Schwung gekommen ist, gen, preislich mit dem London Clearing
daran haben aber auch die Deutsche House gleichzuziehen, denn die Risi-
Börse und ihre Terminbörsen-Tochter koprämien (Spreads) sind in Frankfurt
Eurex kräftig mitgewirkt. Denn Eurex nicht höher. So ist das Euro-Clearing
hat schon viele Monate vor den aktuel- eines der anschaulichsten Beispiele da-
len Entscheidungen mit einem eigens für, dass der Brexit trotz des für viele
aufgelegten Partnerschaftsprogramm Unternehmen hohen Umstellungsauf-
Marktteilnehmer an den Main gelockt. wands und der absehbaren Beeinträch-
„Wir haben nicht abgewartet, welche tigungen im Handel auch die eine oder
Entscheidungen die Politik hinsichtlich andere Chance bietet – zumindest für
des Brexits trifft“, erläutert der Vor- den Finanzplatz Frankfurt und die Re-
standsvorsitzende von Eurex Clearing, gion RheinMain.
Weitere Infos
IHK Frankfurt: Hinweise zur Vorbereitung auf einen ungeregelten Brexit finden sich auf der
Website der IHK Frankfurt. www.frankfurt-main.ihk.de/brexit
DIHK: Der DIHK hat auf seiner Homepage nützliche Informationen, unter anderem eine
Brexit-Checkliste, ein Brexit-Glossar sowie Unternehmensumfragen zum Thema, zusammen-
gestellt. www.dihk.de/brexit
AHK Großbritannien: Die AHK Großbritannien informiert über Auswirkungen des Brexits auf
deutsche Unternehmen. https://grossbritannien.ahk.de
Hessen: Die hessische Landesregierung benennt nützliche Ansprechpartner zum Thema
Brexit www.hessen.de Brexit Unternehmen
BMWi: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gibt einen Überblick über D ER AU TO R
wichtige Brexit-Themen. www.bmwi.de Brexit
Statistisches Bundesamt: Auf der Seite des Statistischen Bundesamtes sind im Brexit-Moni-
tor interaktive Grafiken rund um das Thema abrufbar. www.destatis.de Brexit
Ifo-Institut: Eine von der IHK Frankfurt beauftragte Regionalanalyse des Insti-
tuts beleuchtet die ökonomischen Auswirkungen des Brexits auf das Bundes- Dr. Detlef Fechtner
land Hessen. Stellvertretender Chefredakteur,
Börsen-Zeitung, Frankfurt
d.fechtner@boersen-zeitung.de
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9„Ich bin dabei, weil …
… es einfach Freude macht, Teil dieses
zukunftsorientierten Expertennetzwerkes
zu sein.“
Ramona Qualitz
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AUS L A ND S B A NK EN
Wohlbedachter Markteintritt
Foto: Gettyimages / Alexander Spatari
Genau prüfen heißt die Devise:
Zwar beginnen einige Aus-
landsbanken im Kontext des
Brexits damit, ihre bestehenden
Dependancen in Frankfurt aus-
zubauen. Neue Banken siedeln
sich hingegen noch selten
in der Mainmetropole an.
London verlassen oder nicht? Viele Institute warten mit dieser Entscheidung.
Die Statistiken der Deutschen Bundesbank weisen für Frankfurt aktuell 166 und da-
mit die höchste Anzahl an Auslandsbanken seit 1990 und zehn mehr als 2016 aus.
Ist der Brexit hierfür der Auslöser? Die Frage kann man mit einem klaren „Jein“ be-
antworten. Derzeit stocken zwar einige Auslandsbanken ihre bereits seit Jahrzehn-
ten bestehenden Einheiten personell und auch vom Dienstleistungsangebot her
auf. Völlig neue Banken siedeln sich hingegen noch eher selten an. Aber dies ist
auch nachvollziehbar.
Keine voreiligen Entscheidungen
Vor dem Hintergrund, dass die EU-27 und ihre Finanzplätze sich nach dem Brexit
neu sortieren werden und auch noch unklar ist, ob es weiterhin einen recht einfa-
chen Zugang aus London heraus auf den Kontinent geben wird, werden keine vor-
eiligen Entscheidungen getroffen. Vor allem warten jene Institute, die bisher kein
IHK O NL INE
signifikantes Geschäft außerhalb Londons erbracht haben, ab. Sie beginnen erst
einmal – wie aktuell zwei taiwanesische Institute – in Frankfurt mit einer Repräsen-
Weitere Infos über den Verband der tanz, um den Markteintritt vorzubereiten.
Auslandsbanken in Deutschland
finden Sie unter: Ausschlaggebend für die aktuellen Entscheidungen war unter anderem, dass sich
der Finanzplatz in den vergangenen Jahren als international attraktiver Standort
www.vab.de mit seiner zentralen Lage sowohl innerhalb der EU selbst als auch der stärksten
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 21
DIE TOP ASSETS
• Verlässlichkeit und Bereitschaft der Aufsicht, die notwendigen Prozesse in kooperativer Zusammenarbeit zu begleiten
• etablierter Handelsplatz mit der Deutschen Börse
• Internationalität des Standorts, die neben den zahlreichen ausländischen Instituten durch zahlreiche internationale Konzerne und vor
allem auch durch die EZB und Eiopa geprägt wird
• zentrale Lage mit dem Drehkreuz Flughafen
Volkswirtschaft Europas etabliert hat. Neben Leistungsfähigkeit und Erfahrungen
mit den deutschen und den in Frankfurt angesiedelten europäischen Aufsichtsbe-
hörden spielten auch das international als sehr streng eingestufte deutsche Arbeits-
recht, der zur Verfügung stehende Talentpool und die Ausbildungseinrichtungen
(inklusive internationaler Schulen), die Situation des Büro- und Wohnimmobilienan-
gebots und das steuerliche Umfeld eine wichtige Rolle bei den Entscheidungspro-
zessen.
Steuerliches Umfeld ist mitentscheidend
Bei vielen Gesprächen des Verbands mit Delegationen internationaler Finanzdienst-
leister hat sich in den vergangenen Monaten gezeigt, dass im Ausland durchaus
wahrgenommen wird, dass Deutschland beim letzten Punkt – dem steuerlichen
Umfeld – keinen Spitzenplatz einnimmt und staatliche Zugeständnisse gegen-
über Investoren – wie in anderen EU-Staaten geschehen – eher unwahrscheinlich
sind. Aber die Delegationen haben deutlich gemacht, dass sie das steuerliche Um-
feld weiterhin sehr genau im Auge behalten werden, auch wenn sie ansonsten die
stabilen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im europäischen Vergleich
schätzen sowie die Lockerung beim Kündigungsschutz für hoch bezahlte Banker als
wichtiges Zeichen der Politik sehen, sich für die Interessen des Finanzplatzes einzu-
setzen und offen für internationale Player zu sein.
Nach den auf dieser Basis getroffenen Standortentscheidungen werden einige Ver-
bandsmitglieder in den nächsten Jahren voraussichtlich 3 000 bis 5 000 neue Stel-
len aufbauen und ihre Bilanzen auf etwa 800 bis 900 Milliarden Euro verdoppeln.
Für diesen Aufbau benötigen sie aber auch einen entsprechenden Talentpool, der
in einigen Bereichen wie im Kapitalmarktgeschäft, Handel und Treasury erst wieder
aufgebaut werden muss, da vor dem Brexit-Referendum diese Expertise vielfach in
London konzentriert wurde.
Finanzkrise hat deutliche Bremsspuren hinterlassen D ER AU TO R
Die Grundvoraussetzungen mit den bestehenden Bildungseinrichtungen wie der
zweigliedrigen Berufsausbildung, der Goethe-Universität mit ihren Instituten, der
Frankfurt School und anderen Hochschulen sind vorhanden. Aber es muss hier
nicht nur ein Ausbau erfolgen. Vielmehr müssen auch die Absolventen wieder
für das Banking begeistert werden, da die Finanzkrise ohne Frage auch hier ihre
Bremsspuren hinterlassen hat. So gilt es nun für alle Beteiligten am Platz, durch Stefan Winter
Glaubwürdigkeit und verantwortungsvolles Handeln wieder eine positive Grund- Vorsitzender des Vorstands, Verband
einstellung gegenüber der Finanzwirtschaft herzustellen. Denn nur dann kann sich der Auslandsbanken in Deutschland,
ein erfolgreicher und für ausländische Institute attraktiver Finanzplatz langfristig be- Frankfurt
haupten. vorstand@vab.de
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 922 FO KUS T HEM A
Foto: Gettyimages / SusanneB
FR A NK FUR T
Die Zukunft der Bankenregulierung
Die Banken sind durch die Regulierungsreformen nach der Finanzkrise
deutlich sicherer und widerstandsfähiger geworden. Davon profitiert die gesamte
Volkswirtschaft, vor allem auch die Firmenkunden der Banken.
Der G 20-Gipfel von Pittsburgh 2009 Um die Regulierungsreformen umzu- Evaluierung der Reformen
war der Ausgangspunkt für die Regu- setzen, waren und sind gemeinsame
lierungsreformen nach der Finanzkri- Anstrengungen von Regulatoren, Auf- Im Bereich der Bankenregulierung ist in
se. Seinerzeit einigten sich die Staats- sichtsbehörden und Instituten auf inter- den vergangenen zehn Jahren viel pas-
und Regierungschefs darauf, alle nationaler, europäischer und nationaler siert. Und angesichts dieser Vielzahl
Finanzprodukte und Märkte künftig Ebene erforderlich. Mit Blick auf die Zu- an Regulierungsprojekten ist es richtig
angemessen zu regulieren. Durch die kunft der Regulierung erscheinen nun und wichtig zu fragen, ob diese Refor-
Reformen sind Banken deutlich siche- zwei Punkte besonders wichtig: Erstens men den Zielen gerecht werden, die die
rer und widerstandsfähiger geworden. müssen nach Abschluss von Basel III G 20 gemeinsam formuliert hatten. Die
Davon profitiert die gesamte Volks- die wichtigen Reformen der Finanzkrise G 20 gehen genau diesen Weg und ha-
wirtschaft, vor allem auch die Firmen- und ihre Wirkungszusammenhänge eva- ben veranlasst, die Auswirkungen ihrer
kunden der Banken. Nur in einem sta- luiert werden. Zweitens sollten bei der Reformen in einem international abge-
bilen Finanzsystem kann zuverlässig Umsetzung der Regulierung die operati- stimmten Prozess zu überprüfen. Das
ihr Finanzierungsbedarf sichergestellt ven Lasten für kleinere Institute gesenkt Financial Stability Board (FSB) hat dazu
werden. werden. zwei Projekte durchgeführt.
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 23
Das erste Projekt untersucht, inwiefern geringer ist als fünf Milliarden Euro. 2013 gegründete Bankenunion gera-
die G 20-Reformen dafür gesorgt haben, Ergänzt wird dieser Schwellenwert de nach dem Brexit zu einer verstärk-
dass Banken und andere Akteure außer- durch qualitative Kriterien. ten Integration, Tiefe und Liquidität der
börslich gehandelte Derivate über zen- Finanzmärkte in der EU beitragen. Dem
trale Gegenparteien abwickeln lassen. In Deutschland betrifft das voraussicht- europäischen Finanzmarkt wird nach
Hier wurde festgestellt, dass zentra- lich etwa 90 Prozent der Institute. Für dem Ausscheiden Großbritanniens aus
les Clearing seit Beginn der Reformen, diese Gruppe soll es vor allem Erleichte- der EU eine wichtigere Rolle zukom-
vor allem dank der Clearingpflichten rungen bei den sehr detaillierten Rege- men, vor allem, wenn es um Finanzie-
für standardisierte Derivate, stark zu- lungen zum Meldewesen und zur Of- rungs- und Anlagemöglichkeiten für
genommen hat. Im zweiten Projekt fenlegung geben, denn hier entsteht Unternehmen geht. Die Bankenaufsicht
untersucht das FSB den Einfluss der gerade für kleinere Institute ein erheb- wird dabei eine begleitende Rolle spie-
G 20-Finanzmarktreformen auf die Fi- licher Aufwand. Zudem wird es Erleich- len und hohe Aufsichtsstandards in der
nanzierungsfunktion des Finanzsystems terungen im Bereich der langfristigen EU sicherstellen. Zudem gilt es, sich mit
für die Realwirtschaft. Hier zeigen die Refinanzierungskennziffer und bei der neuen Chancen und Risiken zu befas-
bisherigen Ergebnisse keinen negativen Messung des Marktpreisrisikos geben. sen, die etwa durch die Digitalisierung
Einfluss der Reformen auf das Volumen entstehen, damit stabile Banken auch in
und die Kosten von privaten Infrastruk- Es ist zu begrüßen, dass die EU-Ver- Zukunft die Finanzierung der Realwirt-
turfinanzierungen. Und das nächste Pro- handlungen zur Überarbeitung der CRR / schaft sicherstellen können.
jekt hat schon begonnen: Seit Anfang CRD zu einem guten Ergebnis gekom-
2019 wird untersucht, wie die Regulie- men sind. Die nun folgenden Umsetzun-
rung von systemisch relevanten Banken gen, die noch großen Spielraum lassen
gewirkt hat. werden, sollten eine wirkliche operati-
ve Entlastung für die kleineren Banken
Umsetzung verhältnismäßig und Sparkassen hervorbringen – ohne
gestalten die Kapitalanforderungen zu senken. Da-
mit kann sichergestellt werden, dass die
Auf europäischer Ebene wird darüber Regulierungsreformen ihre Wirksamkeit D ER AU TO R
hinaus an der Senkung der operativen behalten, ohne kleinere Banken unver-
Lasten für kleinere Institute gearbei- hältnismäßig zu belasten.
tet. So wird verstärkt darauf geachtet,
die Regelungen in der CRD / CRR nach Der Bankenunion kommt eine
dem Grundsatz der Verhältnismäßig- wichtige Rolle zu
keit umzusetzen. Dazu wurde zunächst
eine Definition eines kleinen, nicht Neben diesen regulatorischen Aspek- Prof. Joachim Wuermeling
komplexen Instituts in den Regelungs- ten sind auch die institutionellen Rah- Mitglied des Vorstands,
text aufgenommen. Unter diese Defini- menbedingungen maßgeblich für die Deutsche Bundesbank, Frankfurt
tion fallen Institute, deren Bilanzsumme Zukunft der Bankenmärkte. So kann die info@bundesbank.de
Unser Verlagsthema im Juni:
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I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 924 FO KUS T HEM A
FIN T ECH S
Das Nischendasein beendet
Wenn es nach der hessischen Landesregierung geht, soll die Finanztechnologie
weiter wachsen. Innerhalb von fünf Jahren soll sich FrankfurtRheinMain zum
führenden Fintech-Hub auf dem europäischen Kontinent entwickeln.
Foto: Fintech Community Frankfurt
Das Techquartier: Zentrum des Fintech-Standorts Frankfurt.
IHK O NL INE
Spätestens der Aufstieg von Wirecard in den Dax hat es klargemacht: Finanztech-
nologie, kurz Fintech, ist kein Nischengeschäft mehr. Vielmehr hat sie sich binnen
Weiterführende Links: weniger Jahre zum dominierenden Thema in allen Zweigen der Finanzbranche ent-
wickelt. Die Zukunft der Finanzdienstleistungen ist digital, und diese Zukunft hat
TechQuartier: schon begonnen. Die hessische Landesregierung hat ein Interesse daran, dass der
https://techquartier.com Finanzplatz Frankfurt bei dieser Entwicklung eine führende Rolle einnimmt. Schließ-
lich ist er nicht nur für Hessen, sondern für ganz Deutschland von größter ökonomi-
Start-up-Ökosystem: scher Bedeutung.
https://techobserver.org
Finanzplatz von internationalem Rang
Der Masterplan für die
Start-up-Region Frank- Die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt braucht auch einen Finanzplatz von inter-
furtRheinMain umfasst nationalem Rang. Und diese Position wird Frankfurt nur wahren können, wenn es
Maßnahmen zu den auch ein Top-Standort für innovative Finanztechnologie und die sich daraus er-
Bereichen Talente aktivieren, Koope- gebenden Dienstleistungen ist. Kein Finanzplatz kann es sich mehr leisten, die-
rationen fördern, Zugang zu Finanz- se Chancen zu ignorieren. Als klassischer Bankenstandort, der gleichzeitig eine
kapital, Standortmarketing. gut entwickelte IKT-Branche aufweist, bietet Frankfurt ideale Voraussetzungen.
I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 5 .1 9B rexit und Finanzplatz 25
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben sie in enger Zusammenarbeit genutzt
und in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. In der Region Frankfurt-
RheinMain ist ein Fintech-Ökosystem entstanden, das wächst und weitere Start-
ups anzieht.
Erster Schritt auf dem Weg hin zu einem international bedeutenden Fintech-Stand-
ort war die Eröffnung des Techquartiers vor zweieinhalb Jahren. Es bietet Start-ups
günstigen und attraktiven Büroraum, zahlreiche Programme, Möglichkeiten zur Ver-
netzung und zum Austausch sowie Zugang zu Beratung und Investoren. Zugleich
aber – und dies unterscheidet das Techquartier von einem reinen Gründerzentrum –
fungiert es als zentrale Plattform, auf der die Finanzplatz-Community, angrenzende
Technologiebereiche und wissenschaftliche Institutionen der Region zusammen-
wirken.
Zahlreiche Sponsoren unterstützen das Konzept
Dieses Konzept hat rasch Anklang gefunden: Mittlerweile zählen die wichtigsten Fi-
nanzdienstleister und Beratungsunternehmen des Finanzplatzes zu den Sponsoren.
Mehr als 150 Start-ups, insbesondere Fintechs, nutzen die Einrichtung. Allein im
Jahr 2018 organisierte das Techquartier mehr als 250 Veranstaltungen. Die weitere
Marschroute beschreibt der Masterplan für die Startup Region FrankfurtRheinMain,
den das Techquartier und seine Partner zu Beginn des vergangenen Jahres vorge-
stellt haben.
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik formulieren darin das gemeinsame Ziel, die
Metropolregion innerhalb von fünf Jahren zu einer international anerkannten Tech- D ER AU TO R
Region sowie zum führenden Fintech-Hub auf dem europäischen Kontinent zu
entwickeln. Der Masterplan listet Maßnahmen auf, die von der Talentförderung
über die Vernetzung und Finanzierung bis zur zielgerichteten Vermarktung der
Aktivitäten und Stärken der Region reichen. Die Breite des Ansatzes verdeutlicht
die Notwendigkeit, dass Politik, Unternehmen und Wissenschaft weiterhin eng
kooperieren, um das Ziel zu erreichen. Dies ist als offener Prozess gedacht; wer
sich an den gemeinsamen Aktivitäten des Finanzplatzes beteiligen möchte, ist Dr. Philipp Nimmermann
dazu eingeladen. Schon heute müssen die Grundlagen für die Wettbewerbsfähig- Staatssekretär, Hessisches Wirtschafts-
keit des Finanzplatzes von morgen geschaffen werden – da kann es gar nicht ge- ministerium, Wiesbaden
nug Mitstreiter geben. info@wirtschaft.hessen.de
N S IM H A N DWERK DAS A
IST FÜR U K JOBAK TIV
„GESUNDHEIT W IR A U F IK
EGEN SETZEN ZU UNS PASS
EN.”
UND O. DESW IE P E R F E K T
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MIT MASSNAH
R
JOACHIM BAIE KFURT
BA IE R GMBH, FR AN
OT TO
HA US TECHNIK
D UND
HEIZUNG, BA
Gesunde Mitarbeiter sind mit die wichtigste Ressource für
Unternehmen. IKK Jobaktiv unterstützt dabei, Betriebliches
Gesundheitsmanagement gewinnbringend zu etablieren.
Mehr Infos unter bgm.ikk-suedwest.deSie können auch lesen
